vorgelegt von Dipl.−Ing. Stefan Rohrer Mai 2003 genehmigte Dissertation zur Erlangung Doktors der Ingenieurwissenschaften (Dr.−Ing.) im Fachbereich Elektrotechnik der Universität Gesamthochschule Kassel Digitales stochastisches Magnetfeld−Sensorarray des akademischen Grades eines Datum der Disputation: 9. Juli 2004 1. Gutachter: Prof. Dr.-Ing Hentschke 2. Gutachter: Prof. Dr. rer. nat. Becker Beisitzer: Prof. Dr. Kassing Beisitzer: Prof. Dr. rer. nat. Hillmer Vorwort An dieser Stelle mo¨chte ich Danke sagen an die Personen, die mich bei der Entstehung dieser Arbeit unterstu¨tzt haben. An erster Stelle ist dabei Herr Prof Dr.-Ing. Siegbert Hentschke zu nennen. Er hat mich wa¨hrend meiner Arbeit ausgezeichnet betreut und dabei viele nu¨tzliche Anregungen ge- geben. Dank seines Einsatzes war es mo¨glich, den Sensorchip auch fertigen zu lassen. Er hat mich auch ermuntert, diese Arbeit trotz der langen Unterbrechung durch meinen Peru-Aufenthalt zu Ende zu bringen. Ich bin ihm dafu¨r sehr zu Dank verpflichtet. Ebenfalls herzlichen Dank an Dr.-Ing. Norbert Reifschneider, der in seiner Dissertation schon viele Vorabeiten geleistet hat, mir eine ausgezeichnete Design-Umgebung zur Ver- fu¨gung gestellt hat und immer fu¨r Fragen zur Verfu¨gung stand. Ein Dankescho¨n auch an Herrn Dipl.-Ing. Klaus Sindelar und Herrn Helmut Go¨rlitz fu¨r ihre Unterstu¨tzung im Hard- und Software-Bereich. Mit zum Erfolg des Projekts hat auch Herr Dipl.-Ing. Alexander Domes, der in seiner Studienarbeit eine Auswerte- Schaltung fu¨r den Sensorchip entwickelt hat. Dr.-Ing. Andreas Herrfeld und Dipl-Ing. Markus Andiel ist zu danken fu¨r die gute Kollegialita¨t. Aufgrund der großzu¨gigen Teilzeitregelung bei der Firma Micronas in Freiburg wurde diese Arbeit erst mo¨glich gemacht. Dafu¨r danke ich besonders Herrn Dipl.-Ing. Friedrich Schmidtpott und Herrn Dr.-Ing. Ulrich Sieben. Besonderen Dank gebu¨hrt auch der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), die das Projekt finanziell unterstu¨tzt hat. Fu¨r Eva, fu¨r meine Eltern und Geschwister und fu¨r alle meine Freunde hier in Deutschland und in Peru. Inhaltsverzeichnis 1 Einfu¨hrung 1 1.1 Magnetische Sensoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 Ziel der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.3 Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2 Grundlagen 5 2.1 Bewegte Ladungen im Magnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.2 MAGFET . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.2.1 Hall-MAGFET . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.2.2 Split-Drain-MAGFET . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.3 Rauschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.3.1 Thermisches Rauschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.3.2 Schrotrauschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.3.3 Generations-Rekombinations-Rauschen . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.3.4 1/f-Rauschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.3.5 Rauschen im MOSFET . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.3.6 Rauschen im MAGFET . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.4 Wahrscheinlichkeitstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.4.1 Binomialverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.4.2 Abha¨ngige Binomialverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.4.3 Normalverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 2.4.4 Entscheidung zwischen zwei Verteilungen . . . . . . . . . . . . . . 17 2.4.5 Stochastische Prozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.4.6 Langevin-Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 3 Digitale stochastische Sensoren 23 3.1 Gekoppelte Inverter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 3.1.1 Ru¨ckgekoppelte Inverter ohne Stro¨me . . . . . . . . . . . . . . . . 24 3.1.2 Ru¨ckgekoppelte Inverter mit Stromquellen . . . . . . . . . . . . . 30 3.2 Rauschen im gekoppelten Inverter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 3.2.1 Rauschen der Anfangsdifferenzspannung . . . . . . . . . . . . . . 37 3.2.2 Stochastische Differentialgleichung fu¨r die Differenzspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 3.3 MAGFET im ru¨ckgekoppelten Inverter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 3.3.1 Magnetfeldabha¨ngige Differenzspannungsentwicklung . . . . . . . 48 3.3.2 Magnetfeldabha¨ngiger stochastischer Kippvorgang . . . . . . . . . 52 3.3.3 Magnetfeldabha¨ngiger stochastischer Kippvorgang mit statistischer Anfangsverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 I 4 Digitale Magnetfeld-Sensorarrays 61 4.1 Sensorstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 4.2 Arbeitspunkteinstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 4.2.1 Statische Arbeitspunkteinstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 4.2.2 Dynamische Arbeitspunkteinstellung . . . . . . . . . . . . . . . . 63 4.3 Realisierter Sensor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 4.3.1 Arbeitspunktwahl durch Precharge-Spannungen . . . . . . . . . . 67 4.3.2 Arbeitspunktwahl durch gekoppelte Kapazita¨ten . . . . . . . . . . 74 4.3.3 Rauschbehafteter Kippvorgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 4.4 Arbeitspunkteinstellung mit Lo¨ffelschaltung . . . . . . . . . . . . . . . . 86 4.5 Sensorarrays . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 4.5.1 Layout der Sensorarrays . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 4.5.2 Kopplungen zwischen Array-Elementen . . . . . . . . . . . . . . . 92 4.6 Blockschaltbild des Sensor-Chips . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 5 Ergebnisse der Messungen 95 5.1 Sensitivita¨t der MAGFETs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 5.2 Arbeitspunkteinstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 5.3 Bestimmung der Magnetfeldkennlinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 5.4 Messung digitaler Magnetfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 5.5 Verbesserung der Detektion bei schwachen Magnetfeldern . . . . . . . . . 111 5.6 Messung analoger Magnetfeldsignale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 5.7 1/f-Rauschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 5.8 Metastabilita¨t . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 5.9 Verhalten bei tiefen und hohen Temperaturen . . . . . . . . . . . . . . . 117 5.10 Leistungsaufnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 6 Zusammenfassung und Ausblick 121 Literaturverzeichnis 123 Lebenslauf 131 Index 131 II Abbildungsverzeichnis 1.1 Typische Flussdichten fu¨r verschiedene Anwendungen . . . . . . . . . . . 1 1.2 Messbereiche von Magnetfeldsensoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2.1 Hallplatte mit negativen Ladungstra¨gern . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.2 Hallwinkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.3 n-Kanal Hall-MAGFET . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.4 n-Kanal Split-Drain-MAGFET . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.5 Potentialverteilung im Split-Drain-MAGFET [70] . . . . . . . . . . . . . 11 2.6 MOS-Rauschersatzschaltbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.7 Binomialverteilung mit p = 0, 4 und n = 10 . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.8 U¨bergangswahrscheinlichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.9 Normalverteilung mit µ = 0, 4 und σ = 0, 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.10 Entscheidung zwischen zwei Verteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 3.1 Signalumsetzung in stochastischen Sensoren . . . . . . . . . . . . . . . . 23 3.2 Ru¨ckgekoppelte Inverter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 3.3 Arbeitsbereiche der einzelnen Transistoren . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 3.4 Fall A1 (ohne Rauschen) fu¨r typische Werte . . . . . . . . . . . . . . . . 27 3.5 Fall A2 (∆V (0) 6= 0) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 3.6 SPICE-Simulation von Fall A2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 3.7 Fall A2: Zeit tr in Abha¨ngigkeit von ∆V (0) . . . . . . . . . . . . . . . . 29 3.8 Fall A3 (γ 6= 0) fu¨r typische Werte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 3.9 Ru¨ckgekoppelte Inverter mit Stromquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 3.10 Fall B2 (γ = 1, ∆V (0) = 0V) fu¨r typische Werte . . . . . . . . . . . . . . 34 3.11 Fall B3 (γ = 1, ∆I = 0A) fu¨r typische Werte . . . . . . . . . . . . . . . . 35 3.12 Fall B4 (γ 6= 1, ∆V (0) = 0V) fu¨r typische Werte . . . . . . . . . . . . . . 36 3.13 Fall B5 (Gleichung 3.50) fu¨r typische Werte . . . . . . . . . . . . . . . . 37 3.14 Entwicklung der Wahrscheinlichkeitsdichte von ∆V fu¨r µV 0 = 0V und σV 0 = 200µV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 3.15 Wahrscheinlichkeitsdichte bei µV 0 = 100µV und σV 0 = 200µV . . . . . . 39 3.16 Wahrscheinlichkeitsdichte bei µV 0 = 0V, σV 0 = 200µV und ∆I = 0, 1µA . 39 3.17 Wahrscheinlichkeitsintegrale fu¨r µV 0 = 0V und σV 0 = 200µV . . . . . . . 40 3.18 Wahrscheinlichkeitsintegrale fu¨r µV 0 = 100µV und σV 0 = 200µV . . . . . 40 3.19 Wahrscheinlichkeitsintegrale fu¨r µV 0 = 0V, σV 0 = 200µV und ∆I = 0, 1µA 41 3.20 Entscheidungswahrscheinlichkeiten in Abha¨ngigkeit vom Mittelwert von ∆V (0), C1 = 100fF, tr = 2, 5ns, σV 0 = 200µV . . . . . . . . . . . . . . . 44 3.21 Entscheidungswahrscheinlichkeiten in Abha¨ngigkeit vom Mittelwert von ∆V (0), C1 = 100fF, tr = 3, 5ns, σV 0 = 200µV . . . . . . . . . . . . . . . 44 3.22 Referenzschaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 III 3.23 P1(B), Pmeta(B) und P0(B) fu¨r tr=3ns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 3.24 P1(B) und P0(B) fu¨r tr=10ns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 3.25 Rausch-Ersatzschaltbild der Referenzschaltung . . . . . . . . . . . . . . . 52 3.26 Entwicklung von p(∆V,B, t) fu¨r B=0T . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 3.27 Entwicklung von p(∆V,B, t) fu¨r B=10mT . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 3.28 Entwicklung von P1(B, t), P0(B, t) und Pmeta(B, t) fu¨r B=10mT . . . . . 56 3.29 P1(B) und P0(B) in Abha¨ngigkeit von B . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 3.30 Perr(B) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 3.31 Zeit bis zum Erreichen von Pmeta = 0, 5 in Abha¨ngigkeit von C . . . . . 58 3.32 Perr,min in Abha¨ngigkeit von tr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 4.1 Einzelnes Element fu¨r ein Sensorarray . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 4.2 Unterschiedliche Precharge-Spannungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 4.3 Zeitlich verzo¨gertes Precharge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 4.4 Kapazita¨tsdioden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 4.5 Gekoppelte Kondensatoren an den MAGFET-Drains . . . . . . . . . . . 66 4.6 Gekoppelte Kondensatoren an den Inverterknoten . . . . . . . . . . . . . 66 4.7 Realisierter Sensor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 4.8 Ansteuerung des Sensors mittels Vpreq und Vuv . . . . . . . . . . . . . . . 69 4.9 a)Precharge-Phase, b)Entladungsphase I . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 4.10 c) Entladungsphase II (t1t2) . . . . . 71 4.11 SPICE-Simulation eines Kippvorgangs, Arbeitspunkteinstellung durch Vdda und Vddb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 4.12 |∆Vlr2(t)| bei Vdda = 5V . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 4.13 a) Precharge-Phase, b) Entladungsphase I . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 4.14 c) Entladungsphase II (t1t2) . . . . . 76 4.15 SPICE-Simulation des Kippvorgangs, Arbeitspunkteinstellung durch Vcl und Vcr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 4.16 |∆Vlr2| in Abha¨ngigkeit von Vcl bei Vuv=3,0V . . . . . . . . . . . . . . . 78 4.17 |∆Vlr2| in Abha¨ngigkeit von Vuv bei Vcl=2,5V . . . . . . . . . . . . . . . 79 4.18 Wahrscheinlichkeitsdichte p(∆Vlr2, B, t) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 4.19 Kumulierte Wahrscheinlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 4.20 Wahrscheinlichkeiten P1, P0 und Pmeta fu¨r B=10mT . . . . . . . . . . . . 83 4.21 Wahrscheinlichkeiten P1 und P0 im gekippten Zustand . . . . . . . . . . 84 4.22 Fehlerwahrscheinlichkeit in Abha¨ngigkeit von B . . . . . . . . . . . . . . 86 4.23 Arbeitspunkteinstellung durch Lo¨ffelschaltung . . . . . . . . . . . . . . . 86 4.24 Nichtu¨berlappendes Taktsystem fu¨r die Lo¨ffelschaltung . . . . . . . . . . 87 4.25 SPICE-Simulation der Lo¨ffelschaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 4.26 MAGFET-Dimensionierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 4.27 Schema der beidseitigen Sensoranordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 4.28 Teilansicht des Layouts eines MAGFET-Arrays . . . . . . . . . . . . . . 89 4.29 Komplette Layoutdarstellung einer Seite . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 4.30 Array-Layout . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 4.31 Blockschaltbild des Chips . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 4.32 Foto des Sensor-Chips . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 5.1 Arbeitspunktverschiebung durch ∆Vddb −∆Vddb0,5 . . . . . . . . . . . . . 96 5.2 Arbeitspunktverschiebung durch ∆Vcr −∆Vcr0,5 . . . . . . . . . . . . . . 97 IV 5.3 Gemessene Fehlerwahrscheinlichkeit in verschiedenen Arbeitspunkten . . 100 5.4 Wahrscheinlichkeitsintegral bei Arbeitspunkteinstellung mit Vdda und Vddb, B = ±5, 74mT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 5.5 Wahrscheinlichkeitsintegral bei Arbeitspunkteinstellung mit Vcr und Vcl, B = ±5, 74mT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 5.6 Wahrscheinlichkeitsintegral in verschiedenen Arbeitspunkten, jeweils im Vergleich zur erwarteten Binomialverteilung, Arbeitspunkteinstellung durch gekoppelte Kapazita¨ten, Vcl=2,1V . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 5.7 Wahrscheinlichkeitsintegral in verschiedenen Arbeitspunkten, jeweils im Vergleich zur erwarteten Binomialverteilung, Arbeitspunkteinstellung durch Precharge-Spannungen, Vddb=4,0V . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 5.8 P1,1022 und P0,1022 in Abha¨ngigkeit von B . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 5.9 Perr,1022 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 5.10 αn in Abha¨ngigkeit von n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 5.11 Perr in Abha¨ngigkeit von n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 5.12 Rechtecksignal mit f=200Hz, B=±13,2mT . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 5.13 n1 bei B = ±5,4mT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 5.14 n1 bei B = ±13,5mT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 5.15 n1 bei B = ±27mT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 5.16 n1 bei B = ±34mT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 5.17 Kurzer Magnetfeldpuls bei f=10MHz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 5.18 Blockschaltbild Tiefpass und DPLL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 5.19 Verilog Code fu¨r Tiefpass und DPLL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 5.20 Signaldetektion mit Tiefpass und DPLL . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 5.21 Signaldetektion mit Tiefpass und DPLL - Detail . . . . . . . . . . . . . 113 5.22 Sa¨gezahn-Signal 100Hz, Spitzenwerte B = ±17mT . . . . . . . . . . . . . 115 5.23 Sa¨gezahn-Signal 1Hz, Spitzenwerte B = ±17mT . . . . . . . . . . . . . . 115 5.24 Normierte FFT mit fmag = 10Hz und B = 0, 61mT . . . . . . . . . . . . 116 5.25 50%-Metastabilita¨tsgrenze bei Raumtemperatur . . . . . . . . . . . . . . 117 5.26 Pmeta, P1 und P0, bei Vuv = 2, 1V, Vcr = 2, 5V, f=10MHz . . . . . . . . . 118 V VI Tabellenverzeichnis 2.1 Standardabweichung der Binomialverteilung abha¨ngig von der Zahl der Messungen n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 4.1 Vergleich der Verfahren zur Arbeitspunkteinstellung . . . . . . . . . . . . 62 4.2 ∆Vlr2 in mV zur Zeit t2 fu¨r die kT/C-Rauschspannungen . . . . . . . . . 71 4.3 η in V/T zur Zeit t2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 4.4 Zeit t2 in ns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 4.5 ∆Vlr2n in mV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 4.6 η/VT−1 fu¨r verschiedene Arbeitspunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 4.7 Zeit t2 in ns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 4.8 q u2n2 mit SPICE ermittelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 4.9 G/(109s−1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 4.10 G/(109s−1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 4.11 λ · 103/VT−1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 4.12 λ · 103/VT−1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 4.13 Faktor α in T−1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 4.14 Faktor α in T−1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 4.15 Fehlerwahrscheinlichkeit fu¨r B=10mT, Arbeitspunkteinstellung durch Precharge- Spannungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 4.16 Fehlerwahrscheinlichkeit fu¨r B=10mT, Arbeitspunkteinstellung durch ge- koppelte Kapazita¨ten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 5.1 Arbeitspunkte nebeneinander liegender Kana¨le . . . . . . . . . . . . . . . 97 5.2 Gemessene Fehlerwahrscheinlichkeit fu¨r Perr=±5,47mT, Arbeitspunkt- Einstellung durch Vdda und Vddb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 5.3 Gemessene Fehlerwahrscheinlichkeit fu¨r Perr = ±5, 47mT, Arbeitspunktein- stellung durch Vcl und Vcr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 5.4 Perr fu¨r B=5,47mT nach Gleichung 4.22, Arbeitspunkt-Einstellung durch Vdda und Vddb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 5.5 Perr fu¨r B=5,47mT nach Gleichung 4.22, Arbeitspunkt-Einstellung durch Vcl und Vcr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 5.6 Messwerte fu¨r α/T−1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 5.7 Messwerte fu¨r α/T−1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 5.8 normierte Standardabweichung σn/n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 5.9 α1022/T −1, Arbeitspunkteinstellung durch Vdda und Vddb . . . . . . . . . . 104 5.10 α1022/T −1, Arbeitspunkteinstellung durch Vcl und Vcr . . . . . . . . . . . 104 5.11 Perr bei 65 oC und 5,47mT, Arbeitspunkteinstellung mit Vcl und Vcr . . . 118 5.12 Perr bei 0 oC und 5,47mT, Arbeitspunkteinstellung mit Vcl und Vcr . . . . 118 VII 5.13 Leistungsaufnahme eines 10-fach Arrays bei Vuv = 3, 0V und VDD = 5V . 119 VIII Kapitel 1 Einfu¨hrung 1.1 Magnetische Sensoren Die Verwendung magnetischer Sensoren hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Vor allem in den Bereichen der Datenspeicherung, der medizinischen Gera¨te und in der Automobilindustrie werden magnetische Sensoren zunehmend eingesetzt. Zahlreiche Forschungsprojekte auf diesem Gebiet zeigen die Wichtigkeit und Anwendbarkeit der Magnetfeldsensorik. Es existieren inzwischen eine Vielzahl von Sensortypen, die einen großen Bereich von Feldsta¨rken und Flussdichten abdecken ko¨nnen. Angefangen von den niedrigsten Flussdichten beim Neuromagnetismus und den magnetischen Anomalien u¨ber die Messung des Erdmagnetfelds und die magnetischen Speichermedien bis hin zu den Permanentmagneten und Supraleitern wird ein Bereich von 1014 Gro¨ßenordnungen erfasst. (Abbildung 1.1) [21]. Verschiedene Materialien und zugrundeliegende physikalische Effekte werden bei der Konstruktion der Sensoren verwendet. Einige typische Beispiele fu¨r Sensoren und ihre jeweiligen Messbereiche zeigt Abbildung 1.2 [72]. 1.2 Ziel der Arbeit In dieser Arbeit wird untersucht, wie digitale stochastische Magnetfeldsensoren, die in Arrays angeordnet sind, zur Datendetektion geeignet sind. Anders als in [104] wird da- von ausgegangen, dass ein digitales magnetisches Eingangssignal mit zwei unterschied- lichen Magnetfeldsta¨rken vorliegt, in Ausnahmefa¨llen auch ein terna¨res. Damit erge- ben sich andere Randbedingungen wie zum Beispiel Arbeitspunkteinstellung oder die 10 −12 10 10 10 10 10 1010 −2 0 2−4−6−8−10 Magnetische Anomalien Erdmagnetfeld Speichermedien magnetische Strom (1A) in Leiter Permanentmagnete Supraleiter Neuromagnetismus Tesla Abbildung 1.1: Typische Flussdichten fu¨r verschiedene Anwendungen 1 pT nT uT mT T Magnetowiderstand MAGFET Hall−Platte Magnetooptischer Sensor SQUID fT Flussdichte Magnetotransistor Abbildung 1.2: Messbereiche von Magnetfeldsensoren U¨bersprechproblematik. Trotzdem ko¨nnen mit dem Sensor auch analoge Magnetfelder gemessen werden, er ist dafu¨r allerdings nicht optimal. Zur besseren Beurteilung der Design-Randbedingungen wird in der Arbeit ein Modell fu¨r die stochastischen digita- len Sensoren auf Basis der ru¨ckgekoppelten Inverter hergeleitet. Dieser Schaltungstyp ist nur durch Vereinfachung analytisch zu analysieren, doch lassen sich auch mit der Verein- fachung die wichtigsten Eigenschaften der realisierten Sensortypen erkennen. Dadurch ergeben sich Erkenntnisse u¨ber die Einsatzgrenzen von stochastischen Sensoren. Zur Realisierung in Hardware wurde ein Standard CMOS-Prozess mit zwei Metall-Lagen von IMEC ausgewa¨hlt. Beim Entwurf wurde besonderes Augenmerk auf minimale Sen- sorgro¨ße gelegt, die im Wesentlichen durch die Designrules bestimmt wurde. Auch auf die Skalierbarkeit wurde Wert gelegt, damit die Sensorstrukturen ohne Probleme auf klei- nere Technologien transferiert werden ko¨nnen. Ein großer Teil des Zeitaufwandes floss deshalb in das Layout der Sensorzellen. Die minimale Breite der Sensoren wird allerdings nicht vom eigentlichen magnetfeldsensitiven Element, dem MAGFET, bestimmt, son- dern von den folgenden ru¨ckgekoppelten Invertern. Ein gewisser U¨berhang ergibt sich durch zusa¨tzliche Blo¨cke wie zum Beispiel die Metastabilita¨tsdetektion, die zur genaue- ren Analyse der Schaltung dient. Die Parameterextraktion lieferte HSPICE-Modelle, die mit den entsprechenden, von IMEC zur Verfu¨gung gestellten Parametern simuliert wer- den konnten. Mit den Ergebnissen dieser Simulationen wurde das Layout noch einmal optimiert. Auf dem realisierten Chip sind neben Einzelsensoren und Sensorarrays auch einige ein- fache Auswerteschaltungen wie Za¨hler und Arbeitspunkteinstellung vorhanden. Zur An- steuerung der internen Register dient ein Zweidraht-Bus. Untersucht werden in dieser Arbeit die Empfindlichkeit der Sensoren und deren Rausch- verhalten. Die optimalen Arbeitspunkte mit maximaler Sensorempfindlichkeit werden ebenfalls ermittelt. 2 1.3 Aufbau der Arbeit In Kapitel 2 werden einige grundlegende Formeln dargestellt. Die Gleichungen fu¨r ein ru¨ckgekoppeltes Inverterpaar werden in Kapitel 3 hergeleitet. Dabei wird auch ein Modell zur Berechnung des Rauschens und fu¨r den Einfluss eines externen Magnetfelds erstellt. Kapitel 4 behandelt das Layout und die besonderen Randbedingungen der Sensorarrays. In Kapitel 5 werden die Messergebnisse dokumentiert und analysiert. 3 4 Kapitel 2 Grundlagen 2.1 Bewegte Ladungen im Magnetfeld Auf Ladungstra¨ger, die sich in einem Magnetfeld bewegen, wirkt eine Kraft. Sie ist abha¨ngig von der Sta¨rke des Magnetfelds sowie von der Geschwindigkeit und der Ladung der Ladungstra¨ger. Nach ihrem Entdecker wird diese Kraft Lorentz-Kraft genannt. FL = Q(v ×B) (2.1) Die Kraft wirkt senkrecht zum Geschwindigkeitsvektor v und zur Richtung der magne- tischen Induktion B. Wenn in einer leitenden Platte mit der Breite b und der Dicke d ein Strom von Elektronen in Richtung x fließt, werden diese durch ein senkrecht ge- richtetes Magnetfeld Bz in ihrer Bewegungsrichtung abgelenkt. An der einen Stirnseite der Platte herrscht dann ein Elektronenu¨berschuss, auf der anderen ein Elektronenman- gel. Dadurch wird ein Gegenfeld in y-Richtung aufgebaut, das eine Gegenkraft bewirkt. Es stellt sich ein Gleichgewicht zwischen den Kra¨ften ein. Die ganze Anordnung ist im Gleichgewicht, wenn die Lorentzkraft FLy und die Kraft durch das elektrische Feld Fel sich gegenseitig kompensieren. Fel =FLy (2.2) −eEy =− evxBz (2.3) Dadurch folgt, dass zwischen den Stirnseiten eine Spannung entsteht. Diese Spannung wird Hall-Spannung genannt. UH = Bzvxb (2.4) Mit der Stromdichte der Elektronen in x-Richtung ergibt sich daraus UH = 1 ne jxBzb (2.5) =RHjxBzb. (2.6) Der Koeffizient RH wird Hall-Koeffizient genannt. Der Hall-Effekt wurde von dem ame- rikanischen Physiker E.H. Hall (1855-1938) im Jahre 1879 entdeckt [48]. Betrachten wir die Bewegung der Ladungen etwas genauer. In einem n-dotierten Material kann die Stromdichte durch die Boltzmann-Transportgleichungen beschrieben werden. 5 dz x I x F el y B z b Abbildung 2.1: Hallplatte mit negativen Ladungstra¨gern Die zwei Anteile sind hervorgerufen durch ein elektrisches Feld E und einen Gradienten in der Ladungstra¨gerkonzentration ∇n. Fu¨r den Fall, dass kein Magnetfeld pra¨sent ist (B = 0) lautet die Gleichung fu¨r die Stromdichte Jn flflfl B=0 = σnE + qDn∇n. (2.7) Dabei ist E die elektische Feldsta¨rke und σn die elektrische Leitfa¨higkeit. σn =qµnn (2.8) µn = vn |E| (2.9) vn ist dabei die durchschnittliche Elektronengeschwindigkeit. Der Diffusionskoeffizient Dn ha¨ngt nach der Einstein-Beziehung von der Beweglichkeit der Elektronen µn ab. Dn = kT q µn (2.10) Diese Beziehung gilt nur fu¨r nicht degenerierte Halbleiter. Bewegen sich die Elektronen im n-Halbleiter in einem Magnetfeld der Flussdichte B, so wirkt die Lorentzkraft auf sie und die Stromdichte ergibt sich nach [102] zu J = q2K1E + q3 m∗ K2(E×B) + q 4 m∗2 K3B(EB). (2.11) K1, K2 und K3 sind die kinetischen Koeffizienten, m ∗ die effektive Masse. Fu¨r diese Gleichung wurden einige Vereinfachungen zugrundegelegt: Stro¨me und Spannungen sind 6 niederfrequent, es gibt keine Raumladungen in der Region, Vernachla¨ssigung der Gene- ration und Rekombination von Ladungstra¨gern, sowie keine Ladungstra¨gergradienten und damit keine Diffusionsstro¨me. Fu¨hrt man die effektive Leitfa¨higkeit σB und die Hall-Beweglichkeit µH sowie die Kon- stante b ein σB =e 2K1 (2.12) σBµH = e3 m∗ K2 (2.13) b = e4 m∗2K3, (2.14) so verku¨rzt sich die Gleichung 2.11 zu J = σBE + σBµH(E×B) + bB(EB). (2.15) Diese Gleichung vereinfacht sich noch weiter, wenn wir annehmen, dass das Magnetfeld immer senkrecht zum elektrischen Feld steht. In der Abbildung 2.1 steht das Magnetfeld B senkrecht zu den elektrischen Feldkomponenten, die nur einen x- und einen y-Anteil haben. Der letzte Term in Gleichung 2.15 fa¨llt weg, da das Vektorprodukt gleich Null ist. Man erha¨lt damit die Gleichung J = σBE + σBµH(E×B) fu¨r B ⊥ E. (2.16) Diese Gleichung beschreibt den Einfluss eines Magnetfelds auf bewegliche Ladungstra¨ger, wie sie in einer Hall-Platte oder einem MAGFET vorkommen. Aus dieser Gleichung la¨sst sich noch eine weitere Beziehung ableiten und zwar den Hallwinkel ΦH , der den Winkel zwischen dem elektrischen Feld und der Stromdichte beschreibt (Abbildung 2.2). Fu¨r ihn gilt tan ΦH = µHB. (2.17) Nach [102] unterscheidet sich die effektive Leitfa¨higkeit σB, die auch Corbino-Leitfa¨higkeit genannt wird, kaum von der elektrischen Leitfa¨higkeit σn. Sie ist anna¨hernd σB = σn 1 + µ2B2 (2.18) = qµnn 1 + µ2B2 . (2.19) Die Hall-Beweglichkeit µH wird definiert zu µH = −rHµ. (2.20) Dabei ist rH der Hall-Faktor, der von der Streuung und der Anisotropie eines Many- Valley-Halbleiters abha¨ngt. In [60] wird gezeigt, dass rH in CMOS-MAGFETs nahe bei 1 liegt. Der Hall-Koeffizient RH in stark extrinsischem Silizium ergibt sich nach [102] anna¨hernd zu RH = −rH qn . (2.21) 7 yx 0 J  B  H (EB)  B E B  H Abbildung 2.2: Hallwinkel Der von Klaus von Klitzing im Jahr 1980 entdeckte Quanten-Halleffekt zeigt, dass im Gegensatz zum klassischen Verlauf (Uh ∼ 1/n) die Hall-Spannung an bestimmten Stel- len praktisch null wird. Der spezifische Hall-Widerstand an diesen Stellen nimmt einen ganzzahligen Bruchteil von h/e2 an. Rh = %h = h e2i (2.22) mit h=Planck’sches Wirkungsquantum, e=Elektronenladung und i=1,2,3,. . . Bei den in dieser Arbeit untersuchten MAGFET-Sensoren ist aufgrund der Temperatu- ren und der Geometrien der Quanten-Halleffekt aber vernachla¨ssigbar. 2.2 MAGFET Basierend auf dem Hall-Effekt wurden zahlreiche Halbleiter-Magnetfeldsensoren ent- wickelt. Die wichtigsten davon sind die Hallplatte, der bipolare Magnetotransistor und der MAGFET. Im Jahr 1966 entdeckten Gallagher und Corak, dass der Kanal eines MOSFET als Hallplatte verwendet werden kann [41]. Daraus entwickelten sich zwei verschiedene Typen von Halbleiterelementen, der Hall-MAGFET und der Split-Drain- MAGFET, die im Folgenden kurz beschrieben werden. 2.2.1 Hall-MAGFET Abbildung 2.3 zeigt den sogenannten Hall-MAGFET, bei dem entlang des Kanals auf beiden Seiten zwei zusa¨tzliche n+-Regionen als Kontakte das Messen einer Hall-Spannung erlauben. Wenn der MAGFET im linearen Bereich arbeitet (VD ¿ VG − Vt) ergibt sich die Spannungsdifferenz zwischen den beiden n+-Regionen zu VH = G rnch Qch IDB⊥. (2.23) 8 G ist der geometrische Korrekturfaktor, rnch der n-Kanal-Hall-Scattering-Faktor und Qch die Ladungsdichte im Kanal. Wird der Transistor in dieser Region betrieben, entsteht durch den Feldeffekt eine MOS-Hallplatte in der Inversionsschicht. Kanal n+ n+ S D p A1 A2 n+ G Abbildung 2.3: n-Kanal Hall-MAGFET Mit den MOSFET-Gleichungen Qch =C ′ ox(VG − Vt) (2.24) ID = W L µchC ′ ox(VG − Vt)VD (2.25) erha¨lt man die Hallspannung VH = µch W L GVDB⊥. (2.26) Die strombezogene Empfindlichkeit des Hall-MAGFETs ist damit SI = dVH dIH = rnchG Qch = rnchG C ′ox(VG − Vt) . (2.27) Der Betrieb im linearen Bereich beschra¨nkt den Drainstrom auf niedrige Werte, weshalb auch die Hallspannung gering ist. Deshalb wird dieser MAGFET oft im Sa¨ttigungsbe- reich betrieben [7, 117]. 2.2.2 Split-Drain-MAGFET Wesentlich o¨fter verwendet wird der sogenannte Dual-Drain-MAGFET oder Split-Drain- MAGFET (Abbildung 2.4). Statt einer Drain-Region hat dieses Halbleiterelement zwei Drain-Regionen. Ein senkrecht zur Gate-Region wirkendes Magnetfeld fu¨hrt zu einer Stromdifferenz ∆ID(B) = IDr(B⊥)− IDl(B⊥) zwischen den beiden Drains. Wenn die Drains dieselbe Drainspannung VDS aufweisen, ergibt sich die Stromdifferenz zu ∆ID = 1 2 GµHch L W B⊥ID. (2.28) 9 Kanal n+ n+ p pS Dr n+ G Dl Abbildung 2.4: n-Kanal Split-Drain-MAGFET Dabei ist ID die Summe der beiden Drainstro¨me IDr und IDl bei einem Magnetfeld mit der Flussdichte B = 0T, µHch die Hallbeweglichkeit der Kanalladungstra¨ger und G der geometrische Korrekturfaktor. W ist die Breite des MAGFETs und L die La¨nge. Fu¨r L ¿ W und einer kleinen Lu¨cke zwischen den beiden Drains ist G = 1. Abbildung 2.5 zeigt die A¨quipotentiallinien und die Stromlinien eines Split-Drain-MAGFETs. In der Na¨he der Source ist die Ladungsdichte der Elektronen hoch und sinkt zu den beiden Drains hin ab. Die Empfindlichkeit eines Split-Drain-MAGFETs wird normalerweise durch seine rela- tive Stromdifferenz bezogen auf das Magnetfeld angegeben [102]. S ′ = flflfl∆ID ID 1 B⊥ flflfl (2.29) = 1 2 µHch L W G (2.30) Bei Silizium-MAGFETs liegt die Empfindlichkeit typischerweise im Bereich bis zu 0,05/T. Im Vergleich zu Hallplatten braucht der MAGFET weniger Strom und ist daher bes- ser fu¨r Low-Power-Anwendungen geeignet. Ein Nachteil des MAGFETs ist das starke 1/f-Rauschen, das wesentlich ho¨her ist als in Hall-Elementen. Außerdem ist die Beweg- lichkeit der Ladungstra¨ger im Kanal etwas geringer [7]. In [70] wird die Empfindlichkeit bezogen auf den Drain-Abstand hergeleitet. Die Formel fu¨r die Empfindlichkeit lautet darin S = rHµ 4 · mWG α · h 1− d ‡∆W W ·i . (2.31) Dabei sind m und α Konstanten, die durch Messung bestimmt werden mu¨ssen, d ist der Drain-Degradationsfaktor, ∆W der Abstand der beiden Drains. Fu¨r einen MAGFET in Sa¨ttigung ergibt sich damit S = ηVDsatrHµG VG − Vt − VDsat · W L · h 1− d ‡∆W W ·i . (2.32) 10 Abbildung 2.5: Potentialverteilung im Split-Drain-MAGFET [70] 2.3 Rauschen 2.3.1 Thermisches Rauschen Das thermische Rauschen liegt in der statistischen Fluktuation der Elektronen im Leiter begru¨ndet. Die Rauschleistungsdichte des thermisches Rauschens oder Johnson-Nyquist- Rauschens betra¨gt Svt(f) = 4kT R (fu¨r die Rauschspannung) (2.33) Sit(f) = 4kT 1 R (fu¨r den Rauschstrom). (2.34) mit R als Widerstand der Rauschquelle. Die Spektraldichte des thermischen Rauschens ist ziemlich unabha¨ngig von der Frequenz (bis zu sehr hohen Frequenzen von ca. 1013 Hz). Wegen der konstanten Rauschleistungdichte kann es durch das Modell des weißen Rauschens angena¨hert werden. 2.3.2 Schrotrauschen Schrotrauschen oder Schottky-Rauschen entsteht, wenn Ladungstra¨ger eine Potential- barriere u¨berqueren. Die Spektraldichte des Schrotrauschens betra¨gt Sis(f) = 2 q IDC . (2.35) Dabei ist IDC der Strom durch das Bauelement und q die Elektronenladung. Das Spek- trum ist ebenfalls weiß bis hin zu hohen Frequenzen im Bereich des Kehrwerts der Tran- sitzeit der Ladungstra¨ger durch die Verarmungsregion. Bei Magnetotransistoren tritt an den pn-U¨berga¨ngen dieses Rauschen auf. 11 2.3.3 Generations-Rekombinations-Rauschen Das Generations-Rekombinations-Rauschen entsteht durch die Schwankung der freien Ladungstra¨ger in einem Bauelement. Typischerweise wird es beschrieben durch Sig(f) = AI 2 4τr 1 + (2pifτr)2 . (2.36) Dabei ist τr die mittlere Lebensdauer der Ladungstra¨ger und A ein Parameter, der von der Art des Generations-Rekombinationsprozesses abha¨ngt. Dieses Rauschen, das auch mit Traps oder Sto¨rstellen und Defektstellen zusammenha¨ngt, sieht man ha¨ufig in GaAs- Bauelementen und auch in den Basisregionen von bipolaren Transistoren, J-FETs und MESFETs. 2.3.4 1/f-Rauschen Schließlich gibt es noch das 1/f-Rauschen, dessen Herkunft immer noch diskutiert wird. Es ist abha¨ngig vom Herstellungsprozess und ha¨ngt oft mit Kristalldefekten und Verun- reinigungen zusammen. Zwei verschiedene Gru¨nde fu¨r das Auftreten werden diskutiert. Die McWorther-Theorie besagt, dass SI(f) proportional zu der Trap-Dichte im Gateoxid Nt ist und damit direkt von der Prozessqualita¨t abha¨ngt. Es ist damit auch umgekehrt proportional zur Gatefla¨che W · L. Dies ist wohl der Hauptgrund fu¨r das 1/f-Rauschen in GaAs-Transistoren. Die Hooge-Theorie beschreibt in [55] und [56] das 1/f-Rauschen als Schwankung der La- dungstra¨gerdichte. Dies korrespondiert eher mit Messungen in bipolaren Transistoren. Aus Experimenten wurde die Spektraldichte abgeleitet. Sif (f) ' Iγ α N 1 fβ (2.37) I ist der Strom, N die Summe der Ladungstra¨ger, α ein dimensionsloser Parameter, der sogenannte Hooge-Parameter mit Werten zwischen 2 · 10−3 und 10−9, β ' 1 ± 0, 1 (typisch) sowie γ eine Konstante zwischen 0,5 und 2. [102, 47] Chang zeigt in [24], dass in NMOS-Transistoren das 1/f-Rauschen kaum von der Gate- Source-Spannung abha¨ngt, ganz im Gegensatz zu den p-Kanal-Transistoren. 2.3.5 Rauschen im MOSFET Fu¨r den MOSFET sind das thermische Rauschen des Kanals, das thermische Rau- schen des Gatestroms und das 1/f-Rauschen die dominierenden Rauschanteile. Im MOS- Transistor bildet sich durch die Inversion ein Kanal zwischen Source und Drain. Fließt ein Strom durch diesen Kanal, so zeigt sich das thermische Rauschen, das auch beim Widerstand vorhanden ist. Das Rauschen ist abha¨ngig von der Gro¨ße des Kanalwider- stands. Die thermische Rauschleistungsdichte des Drain-Rauschstromes betra¨gt Sidt(f) = 4kT γ gm. (2.38) Dabei ist gm die Steilheit und γ ein Passfaktor. Er betra¨gt γ = 1 fu¨r die lineare Region, γ = 2/3 fu¨r den Sa¨ttigungsbereich und γ ≈ 2−3 fu¨r Kurzkanaltransistoren aufgrund der 12 gDS S G C GD i 2 dt C GB i 2 gt g m V GS C GS i 2 df D S Abbildung 2.6: MOS-Rauschersatzschaltbild heißen Elektronen im Kanal. Dies gilt sowohl fu¨r den NMOS- als auch fu¨r den PMOS- Transistor. [113] Fu¨r ho¨here Frequenzen tritt das thermische Rauschen des Gatestroms bedingt durch die kapazitive Kopplung der Kanalladungstra¨ger auf das Gate in Erscheinung. Die Rausch- leistungsdichte dieses Rauschens lautet Sigt(f) = 4kT δ gG (2.39) mit gG = ω2C2GS 5gDS,0V (2.40) und δ ≈ 2γ. [92] Fu¨r niedrige Frequenzen wird das 1/f-Rauschen bedeutsam. Die spektrale Leistungs- dichte des 1/f-Rauschens fu¨r den MOSFET lautet Sidf (f) = KI g 2 m WL C ′2ox 1 f . (2.41) Dabei ist fu¨r den NMOS-Transistor KI ≈ 5×10−27C2/m2 und fu¨r den PMOS-Transistor KI ≈ 10−28C2/m2. [99] In Abbildung 2.6 sind die einzelnen Rauschquellen in einem Ersatzschaltbild zusammen- gefasst. Die Rauschstro¨me dazu lautenq i2gt = p Sigt∆f = p 4kT δ gG ∆f (2.42)q i2dt = p Sidt∆f = p 4kT γ gm ∆f (2.43)q i2df = p Sidf∆f = s KI g2m WL C ′2ox 1 f ∆f. (2.44) 2.3.6 Rauschen im MAGFET Messungen zeigen, dass bezu¨glich des 1/f-Rauschens eine starke Antikorrelation zwischen den beiden Drain-Stro¨men besteht. Die spektrale Rauschleistung des Differenzsignals ∆ID ist etwas gro¨ßer als die der beiden Stro¨me IDr und IDl. [14, 117] 13 Fu¨r diese Arbeit wird fu¨r den MAGFET das normale MOSFET-Rauschmodell verwen- det. 2.4 Wahrscheinlichkeitstheorie Das Verhalten eines stochastischen Sensors, wie er im na¨chsten Kapitel beschrieben wird, kann durch stochastische Prozesse beschrieben werden. Die Binomialverteilung und die Normalverteilung dienen zur Modellierung der Kennwerte eines stochastischen Sensors. 2.4.1 Binomialverteilung Eine Serie von Kippvorga¨ngen einer bistabilen Kippstufe kann durch die Binomialvertei- lung beschrieben werden, wenn die einzelnen Entscheidungen voneinander unabha¨ngig sind und die Wahrscheinlichkeit des Kippens in eine Richtung konstant bleibt. Die bei- den mo¨glichen Kipprichtungen sollen mit ’0’ und ’1’ bezeichnet werden. Bezeichnet k die Zahl der gemessenen Einsen bei n Messungen und ist p1 = 1− p0 = p die Wahrscheinlichkeit einer ’1’ bei einer Messung, so betra¨gt die Wahrscheinlichkeit dafu¨r, dass bei n Messungen genau k Einsen auftreten pk = µ n k ¶ · pk · (1− p)n−k. (2.45) Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zahl der gemessenen Einsen kleiner oder gleich einer Schwelle κ ist, betra¨gt damit Pk≤κ = k=κX 0 µ n k ¶ · pk · (1− p)n−k. (2.46) Eine Binomialverteilung wird durch genau zwei Kenngro¨ßen beschrieben, na¨mlich die Wahrscheinlichkeit p und die Anzahl der Messungen n. Ihr Mittelwert lautet µ = np. (2.47) Ihre Varianz ergibt sich zu V = np(1− p). (2.48) und daraus ergibt sich ihre Standardabweichung zu σ = p np(1− p). (2.49) Abbildung 2.7 zeigt eine Binomialverteilung mit p = 0, 4 und n = 10 und Tabelle 2.1 die Standardabweichung fu¨r verschiedene p und n. Fu¨r eine große Zahl von Messungen kann die Binomialverteilung durch eine Normalver- teilung mit µ = np und σ = p np(1− p) angena¨hert werden. 14 00,05 0,1 0,15 0,2 0,25 0,3 0 2 4 6 8 10 p(k ) k 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 0 2 4 6 8 10 S p(k ) k Abbildung 2.7: Binomialverteilung mit p = 0, 4 und n = 10 n 1 10 100 1000 p 0,10 0,300 0,948 3,000 9,48 0,30 0,458 1,449 4,582 14,49 0,50 0,500 1,581 5,000 15,81 0,70 0,458 1,449 4,582 14,49 0,90 0,200 0,948 3,000 9,48 Tabelle 2.1: Standardabweichung der Binomialverteilung abha¨ngig von der Zahl der Messungen n 2.4.2 Abha¨ngige Binomialverteilung Wenn aufeinanderfolgende Messungen nicht mehr voneinander unabha¨ngig sind, sondern eine Messung vom Zustand (0 oder 1) der vorherigen Messung abha¨ngt, dann ergibt sich eine andere Verteilung. Abbildung 2.8 zeigt die auftretenden U¨bergangswahrscheinlich- keiten. Dabei gilt p0|1 = 1− p1|1 (2.50) p1|0 = 1− p0|0. (2.51) p 0j1 p 0j0 0 1 1 0 p 1j1 p 1j0 Abbildung 2.8: U¨bergangswahrscheinlichkeiten Der Mittelwert einer solchen Verteilung fu¨r n Messungen ergibt sich zu µ = 1− p0|0 2− p0|0 − p1|1n. (2.52) 15 Die Varianz der abha¨ngigen Verteilung ergibt sich zu V = ˆ 1− p0|0 2− p0|0 − p1|1 !2ˆ 1 + p0|0 − p1|1 1− p0|0 + p1|1 !ˆ p1|1 1− p0|0 ! n. (2.53) und ihre Standardabweichung lautet σ = 1− p0|0 2− p0|0 − p1|1 vuutˆ1 + p0|0 − p1|1 1− p0|0 + p1|1 !ˆ p1|1 1− p0|0 ! n. (2.54) Fu¨r p0|0 ! = 1 − p1|1 = 1 − p ergibt sich aus der abha¨ngigen Verteilung wieder die Bino- mialverteilung mit ihrem Mittelwert µbin = p · n (2.55) und der Varianz Vbin = p · (1− p) · n. (2.56) Lo¨st man die Gleichungen 2.52 und 2.53 nach p0|0 und p1|1 auf, so ergibt sich fu¨r µ 6= 0, 5n p0|0 = 5µ3 − 6µ2n− 2n2V + µ(2n2 + 5nV − w) 2(2µ− n)(µ2 − µn + nV ) (2.57) p1|1 = 3µ3 − 5µ2n + 2µn2 + 3µnV − n2V + (µ− n)w 2(2µ− n)(µ2 − µn + nV ) (2.58) mit w = p 9µ4 − 12µ3n− 4µn2V + n2V 2 + 2µ2n(2n + 5V ) (2.59) und fu¨r µ = 0, 5n p0|0 = p1|1 = 4V n + 4V . (2.60) 2.4.3 Normalverteilung Die Normalverteilung ist kontinuierlich und wird durch ihre Parameter Mittelwert µ und Standardabweichung σ beschrieben. Die Dichtefunktion der Normalverteilung lautet ϕ(x) = 1√ 2piσ e −1 2 ‡x− µ σ ·2 . (2.61) Das Wahrscheinlichkeitsintegral der Normalverteilung ergibt sich zu Φ(z) = 1√ 2pi zZ −∞ e −1 2 z′2 dz′ (2.62) 16 mit z = x− µ σ . (2.63) Ebenfalls verwendet wird Φ0(z) = 1√ 2pi zZ 0 e −1 2 z′2 dz′ = Φ(z)− 0, 5. (2.64) Abbildung 2.9 zeigt die Dichtefunktion und das Wahrscheinlichkeitsintegral einer Nor- malverteilung mit µ = 0, 4 und σ = 0, 1. 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 f (x) x 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 F (x) x Abbildung 2.9: Normalverteilung mit µ = 0, 4 und σ = 0, 1 2.4.4 Entscheidung zwischen zwei Verteilungen Gegeben seien zwei Ereignisse A und B. Abha¨ngig von dem jeweiligen Ereignis ko¨nnen bei einer Messung eine unterschiedliche Anzahl von Nullen und Einsen gemessen werden. Im Falle des Ereignisses A sei die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer ’1’ gleich pA und die einer ’0’ gleich 1 − pA, im Falle des Ereignisses B tritt die ’1’ mit einer Wahrscheinlichkeit von pB auf, eine ’0’ mit 1 − pB. Beide resultierenden Verteilungen seien binomialverteilt und pA > pB. Fu¨r die Entscheidung, welches Ereignis aufgetreten ist, werden n Messungen durchgefu¨hrt. Dabei werden m Einsen gemessen. Die Punktwahrscheinlichkeit der Verteilung A (genau k Einsen bei n Messungen) lautet pk,n,pA = µ n k ¶ · pkA · (1− pA)n−k. (2.65) Die Punktwahrscheinlichkeit der Verteilung B lautet pk,n,pB = µ n k ¶ · pkB · (1− pB)n−k. (2.66) Die Stelle ks, bei denen beide Verteilungen die gleiche Punktwahrscheinlichkeit haben, berechnet sich zu‡pA pB ·ks · ‡1− pA 1− pB ·n−ks ! = 1. (2.67) 17 Daraus folgt ks = n · ln ‡1− pB 1− pA · ln ‡pA pB · 1− pB 1− pA · . (2.68) Man beachte, dass hier ks nicht unbedingt eine ganze Zahl ist. Um anhand der Verteilun- gen zu entscheiden, welches der beiden Ereignisse aufgetreten ist, muss eine Schwelle s definiert werden, wo die Entscheidungsgrenze liegt. Man entscheidet sich fu¨r das Ereignis A, wenn die Zahl der aufgetretenen Einsen gro¨ßer gleich der Schwelle s ist. m ≥ s (2.69) Andernfalls entscheidet man sich fu¨r das Ereignis B. In beiden Fa¨llen besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, sich falsch entschieden zu haben. Diese beiden Irrtumswahrschein- lichkeiten berechnen sich zu Perr,A = s−1X k=0 µ n k ¶ · pn−kA · (1− pA)k (2.70) Perr,B = nX k=s µ n k ¶ · pn−kB · (1− pB)k. (2.71) Wenn die beiden Fehlerfa¨lle mit den gleichen Kostenfaktoren versehen sind, dann lautet die Formel fu¨r die Fehlerminimierung Perr = Perr,A + Perr,B → minimal (2.72) Perr = s−1X k=0 µ n k ¶ · pn−kA · (1− pA)k + nX k=s µ n k ¶ · pn−kB · (1− pB)k (2.73) → minimal.. (2.74) Die Schwelle fu¨r den minimalen Fehler wird in diesem Fall nahe bei ks liegen. Fu¨r eine große Anzahl von Messungen geht die Binomialverteilung in die Normalver- teilung u¨ber. Deshalb soll im Folgenden die Fehlerwahrscheinlichkeit fu¨r diesen Fall er- rechnet werden. Abha¨ngig von den beiden Ereignissen A und B resultieren zwei normal- verteilte Verteilungen mit jeweils gleicher Standardabweichung σ und den Mittelwerten µA und µB mit µA ≥ µB. Die Differenz der Mittelwerte sei ∆µ = µA − µB. Unter der Annahme, dass beide Ereignisse gleich oft auftreten, liegt die Entscheidungsschwelle fu¨r die minimale Fehlerwahrscheinlichkeit bei µs = µA + µB 2 = µB + ∆µ 2 . (2.75) Aufgrund der Symmetrie ergibt sich dann die Fehlerwahrscheinlichkeit zu Perr = 1√ 2piσ ∞Z µs − µB σ e −1 2 z2 dz = 1− Φ ‡µs − µB σ · . (2.76) 18 00,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 p(x ) x m B m s m A m B=0,4 m A=0,7 Abbildung 2.10: Entscheidung zwischen zwei Verteilungen Setzt man die Differenz der beiden Mittelwerte in Relation zur Standardabweichung und definiert man γ = ∆µ σ , (2.77) so erha¨lt man fu¨r die Fehlerwahrscheinlichkeit Perr = 1− Φ ‡γ 2 · . (2.78) 2.4.5 Stochastische Prozesse In diesem Abschnitt soll eine kurze Zusammenfassung u¨ber stochastische Prozesse und deren grundlegende Gleichungen gegeben werden. [54, 2, 71] Ein Zufallsprozess oder stochastischer Prozess ist eine Folge von Zufallsvariablen X(t) mit einer zeitabha¨ngigen Dichtefunktion p1(x, t). Eine Realisierung eines solchen Pro- zesses ergibt im kontinuierlichen Fall eine Trajektorie x(t) oder im diskreten Fall eine Zahlenfolge xt1 , . . . , xti , . . .. Normalerweise sind die Xti nicht unabha¨ngig voneinander. So wird die Wahrschein- lichkeit, dass der Wert der Zufallsvariablen X zum Zeitpunkt t2 im Intervall [x2 : x2 + dx2] liegt, wenn es zum Zeitpunkt t1 im Intervall [x1 : x1 + dx1] gelegen hat, durch pt1t2(x1, x2)dx1dx2 beschrieben. Zur Vereinfachung schreiben wir im Folgenden statt pt1t2(x1, x2) auch p2(x1, t1; x2, t2), ebenso fu¨r die ho¨heren Verteilungen. Fehlt eine solche statistische Abha¨ngigkeit zwischen den Zufallsvariablen verschiedener Zeiten, so gilt p2(x1, t1; x2, t2) = p1(x1, t1)p1(x2, t2). (2.79) Definiert man den Scharmittelwert zur Zeit ti als µi = E{Xti} = Z xp1(x, ti)dx, (2.80) 19 so lautet die Kovarianzmatrix E{(Xt1 − µ1)(Xt2 − µ2)} = Z (x1 − µ1)(x2 − µ2)p2(x1, t1; x2, t2)dx1dx2 = 0. (2.81) Die Zufallsvariablen sind also zeitlich unkorreliert. Wenn dann zusa¨tzlich die Dichtever- teilung stationa¨r ist, also p(x, t) ≡ p(x), und bezeichnet p1(x) die Dichte einer Normal- verteilung, so erha¨lt man den Prozess, der auch als weißes Rauschen bezeichnet wird. X(t) ∼ W (0, σ2) (2.82) Dabei ist 0 der Mittelwert und σ2 die Varianz. Im Folgenden soll das weiße Rauschen mit ξ(t) bezeichnet werden. Es ist also E{ξ(t)} = 0 (2.83) und fu¨r die Zwei-Zeit-Kovarianzfunktion gilt E{ξ(t)ξ(t′)} = σ2δ(t− t′). (2.84) Deren Fourier-Transformierte ist unabha¨ngig von der Frequenz. F (ω) = Z E{ξ(t)ξ(t + τ)} eiωτ dτ = σ2 (2.85) Wa¨ren die Werte zeitlich korreliert, so wu¨rde im stationa¨ren Fall gelten E{ξ(t)ξ(t + τ)} = σ 2 2m e−m|τ | . (2.86) Dabei ist m−1 eine Zeitkonstante und die Fourier-Transformierte lautet dann F (ω) = σ2 ω2 + m2 . (2.87) Um eine Schaltung zu modellieren, die aus einem metastabilen Zustand kippt, ist das Modell des zeitlich vo¨llig unkorrelierten stochastischen Prozesses nicht geeignet. Dafu¨r verwenden wir einen Markov-Prozess. Ein Markov-Prozess ist dadurch gekennzeichnet, dass fu¨r seine bedingten Wahrscheinlichkeiten gilt pn(xn, tn|xn−1, tn−1; . . . ; x1, t1) = p2(xn, tn|xn−1, tn−1). (2.88) Das heißt, dass die U¨bergangswahrscheinlichkeit nicht von der gesamten Vorgeschichte, sondern nur vom momentanen Wert abha¨ngt. Ein Markov-Prozess ist eindeutig durch p1(x, t) und durch p2(x2, t2|x1, t1) bzw. p2(x2, t2; x1, t1) bestimmt. Damit gilt auch fu¨r t3 > t2 > t1 die Beziehung p3(x3, t3; x2, t2; x1, t1) = p3(x3, t3|x2, t2; x1, t1)p2(x2, t2; x1, t1) = p2(x3, t3|x2, t2)p2(x2, t2|x1, t1)p1(x1, t1). (2.89) Integriert man Gleichung 2.89 u¨ber x2, so folgt p2(x3, t3; x1, t1) = Z p3(x3, t3; x2, t2; x1, t1)dx2 = Z p2(x3, t3|x2, t2)p2(x2, t2|x1, t1)p1(x1, t1)dx2. (2.90) 20 Daraus ergibt sich die Chapman-Kolmogorov-Gleichung, eine nichtlineare Integralglei- chung, die fu¨r jeden Markov-Prozess erfu¨llt sein muss. p2(x3, t3|x1, t1) = Z p2(x3, t3|x2, t2)p2(x2, t2|x1, t1)dx2 (2.91) Wenn man fu¨r die Kurzzeiteigenschaften der U¨bergangswahrscheinlichkeit annimmt, dass sie einer Normalverteilung mit dem Mittelwert A(z, t) und Varianz D(z, t) ent- spricht, dann la¨sst sich daraus mit etwas mathematischem Aufwand [54] die Fokker- Planck-Gleichung herleiten. ∂ ∂t p2(z, t|x, t′) = ‡ − ∂ ∂z A(z, t) + 1 2 ∂2 ∂z2 D(z, t) · p2(z, t|x, t′) (2.92) Sie ist eine Gleichung fu¨r die U¨bergangswahrscheinlichkeit p2(z, t|x, t′) als Funktion von x und t. Die entstehenden Trajektorien sind durch eine Drift A und die Diffusion D gekennzeichnet. Der lineare Operator £FP = − ∂ ∂z A(z, t) + 1 2 ∂2 ∂z2 D(z, t) (2.93) wird als Fokker-Planck-Operator bezeichnet. 2.4.6 Langevin-Gleichung Ein Markov-Prozess kann durch eine stochastische Differentialgleichung beschrieben wer- den. Ausgegangen wird dabei von einer Differenzengleichung mit stochastischer Kom- ponente. X(t + ∆t)−X(t) = ∆X(t) = A(X(t), t)∆t + p D(X(t), t)∆W (2.94) Darin ist ∆W normalverteilt mit den Eigenschaften E{δ(∆W − z)} = 1√ 2pi∆t e − z 2 2∆t (2.95) E{∆W} = 0 (2.96) E{∆W 2} = ∆t. (2.97) Will man den Grenzwert ∆t → 0 bilden, so gibt es fu¨r den Faktor vor ∆W mehrere Mo¨glichkeiten. Er kann zup D(X(t + c ·∆t), t + c ·∆t) (2.98) gewa¨hlt werden mit 0 ≤ c ≤ 1. Gebra¨uchlich sind zwei Varianten, na¨mlich c = 0, das sogenannte Itoˆ-Kalku¨l und c = 0, 5, das sogenannte Stratonovich-Kalku¨l. Durch die Grenzwertbildung ergibt sich E{dW} = 0 (2.99) E{dW 2} = dt. (2.100) 21 Aus der stochastischen Differenzengleichung 2.94 wird damit eine stochastische Diffe- rentialgleichung. dX = A(X, t)dt + p D(X, t)dW. (2.101) Mit ξ(t) = dW/dt ergibt sich die Langevin-Gleichung dX dt = A(X, t) + p D(X, t)ξ(t). (2.102) Literatur: [98, 54, 71] 22 Kapitel 3 Digitale stochastische Sensoren Ein digitaler stochastischer Sensor ist eine Anordnung, die in einen metastabilen Zu- stand gebracht wird und von dort aus in einen der zwei mo¨glichen stabilen Endzusta¨nde kippt. Der Kippvorgang wird dabei von verschiedenen physikalischen Gro¨ßen beeinflusst. U¨blicherweise wird eine dieser physikalischen Gro¨ßen als Messgro¨ße genommen, die an- deren sind dann die Sto¨rgro¨ßen. Da der Prozess des Kippens mit Rauschen behaftet ist, wird sich bei wiederholter Durchfu¨hrung des Vorgangs eine stochastische Verteilung der Endzusta¨nde ergeben. Aus dieser Verteilung wird dann die Messgro¨ße bestimmt. In der vorliegenden Arbeit wird ein elektronischer Sensor vorgestellt, der auf diesem Prinzip beruht. Kernstu¨ck der Schaltung ist ein ru¨ckgekoppelter Inverter aus MOSFET- Transistoren, der in einem Precharge-Vorgang in den metastabilen Zustand gebracht wird und aus diesem in einen der beiden mo¨glichen Endzusta¨nde ’Null’ oder ’Eins’ kippt. Wird dieser Zyklus periodisch wiederholt und der Ausgang abgetastet, so bekommt man einen seriellen Datenstrom aus Nullen und Einsen. Messgro¨ße ist das Magnetfeld, so- dass ein weiterer Bestandteil des Sensors ein magnetfeldsensitives Element ist. In der vorliegend Arbeit wird dafu¨r ein MAGFET verwendet. Das Rauschen der MOSFET- Transistoren und des MAGFETs tra¨gt zum stochastischen Verhalten der Schaltung bei. Abbildung 3.1 zeigt schematisch die Umsetzung eines analogen Eingangssignals in ein digitales Ausgangssignal. Die stochastischen Sensoren werden bereits bei [87], [75] und Messgroesse t Abtastwerte 1 0 0 1 0 1 B 1 p(1) En ts ch ei du ng sk en lin ie Abbildung 3.1: Signalumsetzung in stochastischen Sensoren [77] beschrieben. Auch in [104] werden die stochastischen Sensoren mit Hallplatten und MAGFETs als magnetfeldsensitive Elemente behandelt. Eine detaillierte Analyse dieser 23 Sensoren bezu¨glich ihres stochastischen Verhaltens ist in der Literatur aber nicht zu finden. Deshalb folgt in diesem Kapitel die Herleitung der Systemgleichungen fu¨r diese Sensorart anhand des einfachsten Falls von zwei gekoppelten Invertern. 3.1 Gekoppelte Inverter In den Abschnitten 3.1.1 und 3.1.2 werden die Beziehungen hergeleitet, die das Verhalten von ru¨ckgekoppelten Invertern beschreiben. Sie dienen zur Analyse des Systems ohne Einfluss einer Messgro¨ße. Im Allgemeinen werden zur Vereinfachung nur die MOSFET- Gleichungen erster Ordnung verwendet, da sonst die meisten Gro¨ßen analytisch nicht berechenbar wa¨ren. Die Beziehungen, die dadurch hergeleitet werden, erlauben trotzdem einen guten Einblick in prinzipielle Abha¨ngigkeiten der Schaltung. 3.1.1 Ru¨ckgekoppelte Inverter ohne Stro¨me Es werden die Gleichungen fu¨r den Fall zweier einfach ru¨ckgekoppelter Inverter hergelei- tet. Auch zwei Knotenkapazita¨ten sollen beru¨cksichtigt werden, die MOSFET-internen Kapazita¨ten werden jedoch vernachla¨ssigt beziehungsweise den Knotenkapazita¨ten zu- geschlagen. Als erstes wird das Differentialgleichungssystem fu¨r die Anordnung in Abbil- C 1 C 2 N1 P1 N2 V 1 V 2 P2 Abbildung 3.2: Ru¨ckgekoppelte Inverter dung 3.2 aufgestellt. Es wird angenommen, dass zum Zeitpunkt Null die Spannungen V1 und V2 anna¨hernd gleich sind. Betrachtet man die Arbeitsbereiche der einzelnen MOS- FETS (Abbildung 3.3), so erkennt man, dass, solange V1 und V2 nicht zu weit auseinander liegen, alle Transistoren entweder im Sa¨ttigungsbereich arbeiten oder ausgeschaltet sind. La¨dt man V1 und V2 auf VDD auf, so sind die PMOS-Transistoren ausgeschaltet und nur 24 V1 V2 P1 Vdd|Vtp| Vdd Vdd-|Vtp| aus Saettigung linear 0 0 V1 V2 P2 VddVdd-|Vtp| Vdd |Vtp| aus Saettigung linear 0 0 V1 V2 N1 Vdd Vdd Vtn aus Saettigung linear 0 0 V1 V2 N2 VddVtn Vdd aus Saettigung linear 0 0 Abbildung 3.3: Arbeitsbereiche der einzelnen Transistoren die n-Kana¨ler aktiv. Die Differentialgleichungen dazu lauten . V1 = − βn 2C1 (V2 − Vtn)2 (3.1) . V2 = − βn 2C2 (V1 − Vtn)2. (3.2) Sobald dann die Spannungen V1 und V2 die Spannung VDD − |Vtp| unterschreiten, wird der jeweilige p-Kana¨ler aktiv. Wenn sowohl V1 als auch V2 diese Grenze unterschreiten sind alle Transistoren eingeschaltet. Um im Folgenden eine Fallunterscheidung zu ver- meiden, gehen wir davon aus, dass wir diesen Zustand bereits erreicht haben, durch die Vorladung (Precharge) auf eine Spannung unterhalb von VDD − |Vtp|. Damit lautet das Gleichungssystem der gekoppelten Inverter wie folgt. . V1 = − βn 2C1 (V2 − Vtn)2 + βp 2C1 (V2 − VDD + |Vtp|)2 (3.3) . V2 = − βn 2C2 (V1 − Vtn)2 + βp 2C2 (V1 − VDD + |Vtp|)2 (3.4) Es gilt, solange keiner der Transistoren den linearen Bereich erreicht hat und fu¨r Vtn < V1 < |Vtp| sowie Vtn < V2 < |Vtp|. Dieses gekoppelte Differentialgleichungssystem wird weiter vereinfacht. Durch geeignete Wahl der La¨ngen und Breiten der Transistoren kann erreicht werden, dass βn = βp = β. Mit der weiteren Annahme dass Vtn = |Vtp| = Vt ergibt sich . V1 = − β C1 (VDD − 2Vt)(V2 − VDD 2 ) (3.5) . V2 = − β C2 (VDD − 2Vt)(V1 − VDD 2 ). (3.6) 25 Mit den Substitutionen G1 = β C1 (VDD − 2Vt) G2 = β C2 (VDD − 2Vt) U1 = V1 − VDD 2 U2 = V2 − VDD 2 ergibt sich das gekoppelte Differentialgleichungssystem U ′1 = −G1U2 U ′2 = −G2U1. Die Lo¨sung dieses Gleichungssystems lautet U1(t) = U1(0) cosh p G1G2t− U2(0) r G1 G2 sinh p G1G2t (3.7) U2(t) = U1(0) r G2 G1 (− sinh p G1G2t) + U2(0) cosh p G1G2t. (3.8) Wir bilden das Kapazita¨tsverha¨ltnis γ = C2 C1 = G1 G2 und erhalten damit die Beziehungen U1(t) = U1(0) cosh G1√ γ t− U2(0)√γ sinh G1√ γ t (3.9) U2(t) = U1(0) 1√ γ µ − sinh G1√ γ t ¶ + U2(0) cosh G1√ γ t. (3.10) Damit ergibt sich die Differenz ∆U(t) = U1(t)− U2(t) zu ∆U(t) = ∆U(0) µ cosh G1√ γ t + √ γ sinh G1√ γ t ¶ + U1(0) 1−√γ√ γ sinh G1√ γ t. (3.11) Nach der Resubstitution ergeben sich V1(t) = VDD 2 + µ V1(0)− VDD 2 ¶ cosh G1√ γ t− µ V2(0)− VDD 2 ¶√ γ sinh G1√ γ t (3.12) V2(t) = VDD 2 + µ V1(0)− VDD 2 ¶ 1√ γ µ − sinh G1√ γ t ¶ + µ V2(0)− VDD 2 ¶ cosh G1√ γ t (3.13) und fu¨r die Spannungsdifferenz ∆V (t) = V1(t)− V2(t) ∆V (t) = ∆V (0) µ cosh G1√ γ t+ √ γ sinh G1√ γ t ¶ + µ V1(0)−VDD 2 ¶ 1−√γ√ γ sinh G1√ γ t. (3.14) Mit dieser Gleichung werden im Folgenden werden einige typische Fa¨lle untersucht. 26 01 2 3 4 5 0 2e-10 4e-10 6e-10 8e-10 1e-09 1,2e-09 1,4e-09 V (t) in V t in s Abbildung 3.4: Fall A1 (ohne Rauschen) fu¨r typische Werte Fall A1 γ = 1, ∆V (0) = 0V Das ist der symmetrische Fall, bei dem C1 und C2 gleich sind und keine Ausgangsspan- nungsdifferenz besteht. Ohne Rauschen wu¨rde das System nicht kippen, sondern immer in der Metastabilita¨t bleiben. In der Realita¨t wird allerdings immer ein Rauschen vor- handen sein, das die gekoppelten Inverter mit der Zeit zum Kippen bringt. V1(t) = V2(t) = V (t) (3.15) V (t) = VDD 2 (1− cosh G1t + sinh G1t) + V1(0)(cosh G1t− sinh G1t) = VDD 2 ‡ 1− e−G1t · + V1(0) e −G1t = VDD 2 ‡ 1− e −(VDD − 2Vt) β C1 t· + V1(0) e −(VDD − 2Vt) β C1 t (3.16) ∆V (t) = 0 (3.17) Abbildung 3.4 zeigt den Spannungsverlauf von Gleichung 3.16 fu¨r typische Werte (β = 10−4A/V2, V1(0) = 4V, VDD = 5V, Vt = 1V, C1 = 100fF, γ = 1). Fall A2 γ = 1, ∆V (0) 6= 0V 27 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 0 5e-10 1e-09 1,5e-09 2e-09 2,5e-09 3e-09 3,5e-09 4e-09 V 1(t ), V 2(t ), D V (t) in V t in s V1(t),V2(t) D V(t) log(D V(t)) D V(0)=0,1mV D V(0)=0,2mV D V(0)=1mV Abbildung 3.5: Fall A2 (∆V (0) 6= 0) Hier fu¨hrt eine Spannungsdifferenz zum Zeitpunkt t = 0s zum Kippen der Stufe. ∆V (t) = ∆V (0)(cosh G1t + sinh G1t) = ∆V (0) eG1t = ∆V (0) e (VDD − 2Vt) β C1 t (3.18) Abbildung 3.5 zeigt den Spannungsverlauf fu¨r typische Werte (β = 10−4A/V2, Vt = 1V, C1 = 100fF) Die Simulation mit einem SPICE-Simulator ergibt das in Bild 3.6 gezeigte Ergebnis. Es wurde ein Parametermodell des verwendeten CMOS-Prozesses verwendet. Zu beachten ist, dass die Simulation bei VDD begonnen wurde (nur NMOS-Transistoren aktiv) und gleichzeitig die Schwellspannung des p-Kana¨lers im Modell etwas ho¨her ist als 1V. Deshalb verla¨uft der Logarithmus der Differenzspannung am Anfang nichtlinear. Die Zeit tr die beno¨tigt wird, bis die Spannungsdifferenz eine Schwelle Vr erreicht (∆V (tr) = ±Vr) ergibt sich zu tr = 1 G1 ln flflfl Vr ∆V (0) flflfl = C1 β(VDD − 2Vt) ln flflfl Vr ∆V (0) flflfl (3.19) Abbildung 3.7 zeigt die Abha¨ngigkeit von tr aus Gleichung 3.19. Fall A3 γ 6= 1, ∆V (0) = 0V 28 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 0 5e-10 1e-09 1,5e-09 2e-09 2,5e-09 3e-09 3,5e-09 4e-09 4,5e-09 5e-09 V 1(t ), V 2(t ), D V (t) in V t in s V1(t),V2(t) D V(t) log(D V(t)) D V=0,1mV D V=0,2mV D V=1mV Abbildung 3.6: SPICE-Simulation von Fall A2 0 2e-10 4e-10 6e-10 8e-10 1e-09 1,2e-09 1,4e-09 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 t x in s D V(0) in V Abbildung 3.7: Fall A2: Zeit tr in Abha¨ngigkeit von ∆V (0) 29 05e-10 1e-09 1,5e-09 2e-09 0,6 0,8 1 1,2 1,4 t x in s g Abbildung 3.8: Fall A3 (γ 6= 0) fu¨r typische Werte In diesem Fall erfolgt das Kippen wegen der Unsymmetrie der Knotenkapazita¨ten. ∆V (t) = µ V1(0)− VDD 2 ¶ 1−√γ√ γ sinh G1√ γ t (3.20) Um zu bestimmen, wie lange es braucht, bis sich eine Spannungsdifferenz Vr eingestellt hat, setzt man ∆V (tr) = Vr fu¨r γ < 1 und ∆V (tr) = −Vr fu¨r γ > 1. Damit ergibt sich die Zeit tr zu tr = √ γ G1 arsinh 2 √ γ(±Vr) (2V1(0)− VDD)(1−√γ) = C1 √ γ β(VDD − 2Vt) arsinh 2 √ γ(±Vr) (2V1(0)− VDD)(1−√γ) . (3.21) Abbildung 3.8 zeigt den Spannungsverlauf von Gleichung 3.21 in Abha¨ngigkeit von γ fu¨r typische Werte (β = 10−4A/V2, Vt = 1V, C1 = 100fF). 3.1.2 Ru¨ckgekoppelte Inverter mit Stromquellen Gegenu¨ber dem ru¨ckgekoppelten Inverterpaar im vorigen Abschnitt werden jetzt zu- sa¨tzlich noch zwei Stromquellen eingefu¨gt. Diese Stro¨me ko¨nnen bereits von der zu messenden Gro¨ße wie z.B. einem Magnetfeld abha¨ngen. Die Stro¨me werden im Moment als konstant angesehen, unabha¨ngig von den Spannungen V1 und V2. Damit lauten die Differentialgleichungen 30 N1 P1 N2 V 1 V 2 P2 C 2 C 1 I 1 I 2 Abbildung 3.9: Ru¨ckgekoppelte Inverter mit Stromquellen . V1 = − βn 2C1 (V2 − Vtn)2 + βp 2C1 (V2 − VDD + |Vtp|)2 − I1 C1 (3.22) . V2 = − βn 2C2 (V1 − Vtn)2 + βp 2C2 (V1 − VDD + |Vtp|)2 − I2 C2 . (3.23) Mit der vereinfachenden Annahme βn = βp = β, was durch geeignete Dimensionierung von W und L der MOSFETs erreicht werden kann, ergibt sich . V1= −β(VDD − Vtn − |Vtp|) C1 · ˆ V2 − V 2 DD + |Vtp|2 − V 2tn − 2VDD|Vtp| 2(VDD − Vtn − |Vtp|) + I1 β(VDD − Vtn − |Vtp|) ! (3.24) . V2= −β(VDD − Vtn − |Vtp|) C2 · ˆ V1 − V 2 DD + |Vtp|2 − V 2tn − 2VDD|Vtp| 2(VDD − Vtn − |Vtp|) + I2 β(VDD − Vtn − |Vtp|) !. (3.25) Jetzt erfolgen einige Substitutionen. G1 = β(VDD − Vtn − |Vtp|) C1 (3.26) G2 = β(VDD − Vtn − |Vtp|) C2 (3.27) 31 U1 = V1 − V 2 DD + |Vtp|2 − V 2tn − 2VDD|Vtp| 2(VDD − Vtn − |Vtp|) + I1 β(VDD − Vtn − |Vtp|) (3.28) U2 = V2 − V 2 DD + |Vtp|2 − V 2tn − 2VDD|Vtp| 2(VDD − Vtn − |Vtp|) + I2 β(VDD − Vtn − |Vtp|) (3.29) Das Gleichungssystem sieht damit aus wie im Falle ohne Stro¨me. . U1 = −G1U2 . U2 = −G2U1 Dessen Lo¨sung lautet wie in den Gleichungen 3.7 und 3.8 U1(t) = U1(0) cosh p G1G2t− U2(0) r G1 G2 sinh p G1G2t U2(t) = U1(0) r G2 G1 (− sinh p G1G2t) + U2(0) cosh p G1G2t. Fu¨r die Differenzbildung muss jedoch ein anderer Weg gegangen werden, da die Stro¨me mit einbezogen sind. Dazu werden weitere Substitutionen vorgenommen. H1 = β(VDD − Vtn − |Vtp|) (3.30) H2 = V 2DD − |Vtp|2 − V 2tn − 2VDD|Vtp| 2(VDD − Vtn − |Vtp|) (3.31) Damit ist U1(t) = V1(t)−H2 + I1 H1 (3.32) U2(t) = V2(t)−H2 + I2 H1 (3.33) mit den Anfangswerten U1(0) = V1(0)−H2 + I1 H1 U2(0) = V2(0)−H2 + I2 H1 . Nach der Resubstitution lautet die Lo¨sung V1(t) = H2 − I1 H1 + ‡ V1(0)−H2 + I1 H1 · cosh p G1G2t − ‡ V2(0)−H2 + I2 H1 ·rG1 G2 sinh p G1G2t (3.34) V2(t) = H2 − I2 H1 + ‡ V1(0)−H2 + I1 H1 ·rG2 G1 (− sinh p G1G2t) + ‡ V2(0)−H2 + I2 H1 · cosh p G1G2t . (3.35) 32 Mit der Differenzbildung ∆V (t) = V1(t)− V2(t) (3.36) ∆I = I1 − I2 (3.37) sowie dem Kapazita¨tsverha¨ltnis γ = C2 C1 = G1 G2 (3.38) folgt ∆V (t) = −∆I H1 + ‡ ∆V (0) + ∆I H1 · cosh G1√ γ t + ‡ ( 1√ γ −√γ)(V1(0)−H2 + I1 H1 ) + √ γ(∆V (0) + ∆I H1 ) · · sinh G1√ γ t . (3.39) Schließlich erhalten wir ∆V (t) = ∆V (0) ‡ cosh G1√ γ t + √ γ sinh G1√ γ t · + ∆I H1 ‡ cosh G1√ γ t + √ γ sinh G1√ γ t− 1 · + ‡ V1(0)−H2 + I1 H1 · ( 1√ γ −√γ) sinh G1√ γ t . (3.40) Im Folgenden werden einige Spezialfa¨lle von Gleichung 3.40 untersucht. Fall B1 γ = 1, ∆V (0) = 0V, ∆I = 0A Das ist wiederum der Fall, bei dem ohne Rauschen der metastabile Zustand nicht ver- lassen wird. Die Spannungsdifferenz ist Null. V (t) = H2 − I1 H1 + ‡ V1(0)−H2 + I1 H1 · eG1t (3.41) ∆V (t) = 0 Fall B2 γ = 1, ∆V (0) = 0V, ∆I 6= 0A Das ist der Fall, bei dem eine anfa¨ngliche Stromdifferenz besteht und zum Kippen der Schaltung fu¨hrt. ∆V (t) = −∆I H1 + ∆I H1 cosh G1t + ∆I H1 sinh G1t = ∆I H1 (eG1t−1) (3.42) 33 05e-10 1e-09 1,5e-09 2e-09 2,5e-09 3e-09 1e-07 1e-06 1e-05 0,0001 t x in s D I in A Abbildung 3.10: Fall B2 (γ = 1, ∆V (0) = 0V) fu¨r typische Werte Es erfolgt eine Fallunterscheidung, je nachdem, ob die Stromdifferenz positiv oder nega- tiv ist. Mit ∆V (tr) ! = Vr fu¨r ∆I > 0 und ∆V (tr) ! = −Vr fu¨r ∆I < 0 ergibt sich fu¨r die Zeit tr die Beziehung tr = 1 G1 ln ‡ 1 + ±VrH1 ∆I · = C1 β(VDD − Vtn − |Vtp|) ln ‡ 1 + ±Vrβ(VDD − Vtn − |Vtp|) ∆I · . (3.43) Abbildung 3.10 zeigt die Zeit bis zum Erreichen der Spannungsdifferenz Vr von Gleichung 3.43 in Abha¨ngigkeit von ∆I fu¨r typische Werte (β = 10−4A/V2, Vt = 1V, Vr = 1V, C1 = 100fF). Fall B3 γ = 1, ∆I = 0A, ∆V (0) 6= 0V In diesem Fall fu¨hrt eine anfa¨ngliche Spannungsdifferenz zwischen den beiden Strom- quellen zum Kippen der Stufe. Aus ∆V (t) = ∆V (0) eG1t (3.44) Mit ∆V (tr) ! = Vr fu¨r ∆V (0) > 0 und ∆V (tr) ! = −Vr fu¨r ∆V (0) < 0 ergibt sich tr = 1 G1 ln ±Vr ∆V (0) . (3.45) Abbildung 3.11 zeigt die Zeit bis zum Erreichen der Spannungsdifferenz Vr von Gleichung 3.45 in Abha¨ngigkeit von ∆V (0) fu¨r typische Werte (β = 10−4A/V2, Vt = 1V, Vr = 1V, C1 = 100fF). 34 02e-10 4e-10 6e-10 8e-10 1e-09 1,2e-09 1,4e-09 0,01 0,1 1 t x in s D V0 in V Abbildung 3.11: Fall B3 (γ = 1, ∆I = 0A) fu¨r typische Werte Fall B4 γ 6= 1, ∆I = 0A, ∆V (0) = 0V Hier sind die Stro¨me gleich und die Anfangsdifferenzspannung ist gleich 0V aber das Kapazita¨tsverha¨ltnis ist ungleich 1. ∆V (t) = ‡ V1(0) + I1 H1 −H2 ·‡ 1√ γ −√γ · sinh G1√ γ t (3.46) Mit ∆V (tr) ! = Vr fu¨r γ < 1 und ∆V (tr) ! = −Vr fu¨r γ > 1 ergibt sich tr = √ γ G1 arsinh ±Vr‡ V1(0) + I1 H1 −H2 ·‡ 1√ γ −√γ · . (3.47) Abbildung 3.12 zeigt die Zeit bis zum Erreichen der Spannungsdifferenz Vr von Gleichung 3.47 in Abha¨ngigkeit von γ fu¨r typische Werte (β = 10−4A/V2, Vt = 1V, Vr = 1V, C1 = 100fF). Fall B5 γ = 1, ∆V (0) und ∆I beliebig. Hier sind die Knotenkapazita¨ten gleich, die Stro¨me unterschiedlich und es besteht eine 35 02e-10 4e-10 6e-10 8e-10 1e-09 1,2e-09 1,4e-09 0,6 0,8 1 1,2 1,4 t x in s g Abbildung 3.12: Fall B4 (γ 6= 1, ∆V (0) = 0V) fu¨r typische Werte Anfangsspannungsdifferenz. ∆V (t) = ∆V (0)eG1t + ∆I H1 ‡ eG1t − 1 · = ‡ ∆V (0) + ∆I H1 · eG1t − ∆I H1 (3.48) Fu¨r diesen Fall ist es interessant, eine Beziehung zwischen ∆I und ∆V (0) herzuleiten, um zu sehen, wie eine Stromdifferenz eine anfa¨ngliche Spannungsdifferenz ausgleichen kann. Zum Zeitpunkt ty soll die Spannungsdifferenz ∆V (t) gleich Null sein. ∆V (ty) ! = 0 ∆I = ∆V (0)H1 1 1− e−G1ty (3.49) = ∆V (0) · β(VDD − Vtn − |Vtp|) (1− e −βVDD − Vtn − |Vtp| C1 ty ) (3.50) Abbildung 3.13 zeigt die nach Gleichung 3.50 no¨tige Stromdifferenz ∆I zum Ausgleich einer Anfangsspannungsdifferenz ∆V (0) fu¨r typische Werte (β = 10−4A/V2, Vt = 1V, C1 = 100fF). 36 02e-06 4e-06 6e-06 8e-06 1e-05 1,2e-05 0 0,002 0,004 0,006 0,008 0,01 D I i n A D V(0) in V ty=0,1ns ty=1ns Abbildung 3.13: Fall B5 (Gleichung 3.50) fu¨r typische Werte 3.2 Rauschen im gekoppelten Inverter In den folgenden Abschnitten wird der Einfluss des Rauschens auf das Kippverhalten der ru¨ckgekoppelten Inverter untersucht. Es wird erst einmal unterschieden zwischen dem Rauschen, das in der Precharge-Phase vorhanden ist, und dem Rauschen, das wa¨hrend dem Kippen vorhanden ist. Die Stromquellen werden dann durch einen MAGFET in der Sa¨ttigung ersetzt und schliesslich wird die Wahrscheinlichkeitsverteilung in Abha¨ngigkeit vom Magnetfeld und anderen Randbedingungen hergeleitet. 3.2.1 Rauschen der Anfangsdifferenzspannung Bei dem stochastischen Sensor wird in der Precharge-Phase die Schaltung der ru¨ckgekop- pelten Inverter in einen metastabilen Zustand gebracht. Dies geschieht durch spezielle Precharge-Transistoren. In diesem Zustand ist die Spannungsdifferenz ∆V (t) gleich oder nahe bei Null. Da die Precharge-Transistoren rauschbehaftet sind, wird man eine gewisse Wahrscheinlichkeitsverteilung von ∆V (0) erhalten. Wenn man alle Transistoren außer den Precharge-Transistoren vorla¨ufig als rauschfrei betrachtet, so kann man die Vertei- lung der Differenzspannungen u¨ber die Zeit berechnen. Es sei ∆V (0) normalverteilt mit dem Mittelwert µV 0 und der Standardabweichung σV 0. Damit ist die Verteilung von ∆V (0) zum Zeitpunkt Null gleich p(∆V, 0) = 1√ 2piσV 0 · e −1 2 ‡∆V − µV 0 σV 0 ·2 . (3.51) 37 0200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 -0,002 -0,0015 -0,001 -0,0005 0 0,0005 0,001 0,0015 0,002 p(D V ) D V in V t=0,0ns t=0,1ns t=0,3ns t=1,0ns Abbildung 3.14: Entwicklung der Wahrscheinlichkeitsdichte von ∆V fu¨r µV 0 = 0V und σV 0 = 200µV Diese Verteilung der Anfangsdifferenzspannung entwickelt sich dann u¨ber die Zeit. Mit Gleichung 3.48 ergibt sich dafu¨r p(∆V, t) = 1√ 2piσV 0 eG1t · e −1 2 ˆ∆V − ‡µV 0 + ∆I H1 · eG1t + ∆I H1 σV 0 eG1t !2 . (3.52) Wie sich die Wahrscheinlichkeitsdichte nach Gleichung 3.52 u¨ber die Zeit entwickelt zeigen die Abbildungen 3.14 bis 3.16 fu¨r verschiedene Fa¨lle. Mit dem zeitabha¨ngigen Mittelwert µV (t) = ‡ µV 0 + ∆I H1 · eG1t−∆I H1 (3.53) und der zeitabha¨ngigen Standardabweichung σV (t) = σV 0 e G1t (3.54) ergibt sich das Wahrscheinlichkeitsintegral von Gleichung 3.52 zu P (∆V, t) = Φ ˆ∆V − ‡µV 0 + ∆I H1 · eG1t + ∆I H1 σV 0 eG1t ! . (3.55) Die entsprechenden Wahrscheinlichkeitsintegrale aus Gleichung 3.55 in Abha¨ngigkeit von der Zeit sind in den Abbildungen 3.17 bis 3.19 dargestellt. 38 0200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 -0,002 -0,0015 -0,001 -0,0005 0 0,0005 0,001 0,0015 0,002 p(D V ) D V in V t=0,0ns t=0,1ns t=0,3ns t=1,0ns Abbildung 3.15: Wahrscheinlichkeitsdichte bei µV 0 = 100µV und σV 0 = 200µV 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 -0,002 -0,0015 -0,001 -0,0005 0 0,0005 0,001 0,0015 0,002 p(D V ) D V in V t=0,0ns t=0,1ns t=0,3ns t=1,0ns Abbildung 3.16: Wahrscheinlichkeitsdichte bei µV 0 = 0V, σV 0 = 200µV und ∆I = 0, 1µA 39 00,2 0,4 0,6 0,8 1 -0,004 -0,002 0 0,002 0,004 P( D V ) D V in V t=0,0ns t=0,5ns t=1,0ns t=1,5ns Abbildung 3.17: Wahrscheinlichkeitsintegrale fu¨r µV 0 = 0V und σV 0 = 200µV 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 -0,004 -0,002 0 0,002 0,004 0,006 0,008 0,01 P( D V ) D V in V t=0,0ns t=0,5ns t=1,0ns t=1,5ns Abbildung 3.18: Wahrscheinlichkeitsintegrale fu¨r µV 0 = 100µV und σV 0 = 200µV 40 00,2 0,4 0,6 0,8 1 0 0,005 0,01 0,015 0,02 0,025 0,03 P( D V ) D V in V t=0,0ns t=0,5ns t=1,0ns t=1,5ns Abbildung 3.19: Wahrscheinlichkeitsintegrale fu¨r µV 0 = 0V, σV 0 = 200µV und ∆I = 0, 1µA Betrachten wir noch einmal den metastabilen Zustand. Der metastabile Zustand gilt erst als verlassen, wenn die Differenzspannung so groß geworden ist, dass das Kippen in eine Richtung eindeutig ist und die Wahrscheinlichkeit, dass die Stufe noch in die andere Richtung kippt, nahezu Null ist. Um die Grenze zwischen Metastabilita¨t und Gekipptsein zu definieren, wird eine Schwelle Vr festgelegt. Der metastabile Zustand gilt dann als verlassen, wenn |∆V (t)| > Vr. Dies erfolgt nach der Zeit tr. Betra¨gt die Evaluierungszeit tp, so bleibt das System im metastabilen Zustand, wenn tr > tp. Die Wahrscheinlichkeit dafu¨r, dass das System im metastabilen Zustand bleibt, ist damit Pmeta = P (tr > tp) bei einem fest gewa¨hlten ∆V (t) = Vr. Die Zeit tr ist im allgemeinen Fall eine Funktion von ∆V (0), ∆I und γ. tr = f(∆V (0), ∆I, γ) U¨ber die Umkehrfunktion ko¨nnen die Werte von ∆V (0), ∆I und γ bestimmt werden, mit denen gerade tr = tp erreicht wird. Als Beispiel wird jetzt der Fall B3 genommen, bei dem tr nur von ∆V (0) abha¨ngt. Die Umkehrfunktion der Gleichung (3.45) lautet ∆V (0) = ±Vr e−G1tr . (3.56) Damit kann der Bereich von ∆V (0) bestimmt werden, bei dem die gekoppelten Inverter in der Metastabilita¨t bleiben und zwar bei −∆Vr(0) = −Vr e−G1tr < ∆V (0) < Vr e−G1tr = ∆Vr(0). (3.57) 41 Kennt man die Wahrscheinlichkeitsverteilung von ∆V (0), so kann man daraus die Wahr- scheinlichkeit der Metastabilita¨t berechnen. Pmeta = P (tr > tp) = ∆Vr(0)Z −∆Vr(0) p(∆V ′, 0) d∆V ′ (3.58) Der Ausgang der Schaltung liefert eine ’1’, wenn ∆V > Vr und eine ’0’, wenn ∆V < −Vr An dieser Stelle wird jetzt unterschieden zwischen dem symmetrischen und dem asymmetrischen Fall. Symmetrischer Fall: µV 0 = 0 Falls ∆V (0) normalverteilt ist mit dem Mittelwert µV 0 = 0V und einer Standardabwei- chung σV 0 6= 0V, so betra¨gt die Wahrscheinlichkeit der Metastabilita¨t Pmeta = 2 ∆Vr(0)Z 0 1√ 2piσV 0 e −1 2 ‡∆V (0) σV 0 ·2 d∆V (0) = 2 1√ 2pi ∆Vr(0) σV 0Z 0 e −1 2 y2 dy. (3.59) Dabei ist ∆Vr(0) = Vr e −G1tr = Vr e − β C1 (VDD − Vtn − |Vtp|)tr . (3.60) Daraus erha¨lt man Pmeta = 2Φ0 ‡ Vr σV 0 e−G1tr · = 2Φ0 ‡ Vr σV 0 e − β C1 (VDD − Vtn − |Vtp|)tr· . (3.61) Die Wahrscheinlichkeiten fu¨r die Einsen und Nullen als Ergebnis der gekippten Inver- terstufen sind im symmetrischen Fall identisch und lauten hier P1 = P0 = 0, 5− Φ0 ‡ Vr σV 0 e − β C1 (VDD − Vtn − |Vtp|)tr· . (3.62) Asymmetrischer Fall: µV 0 6= 0 Fu¨r den Fall, dass ∆V (0) normalverteilt ist mit einem Mittelwert µV 0 6= 0 und einer Standardabweichung σV 0 6= 0, so gilt fu¨r die Wahrscheinlichkeit der Metastabilita¨t Pmeta = ∆Vr(0)Z −∆Vr(0) 1√ 2piσV 0 e −1 2 ‡y − µV 0 σV 0 ·2 dy. (3.63) 42 Dabei gilt identisch zum symmetrischen Fall ∆V (0)r = Vr e −G1tr = Vr e − β C1 (VDD − Vtn − |Vtp|)tr (3.64) und es folgt Pmeta = Φ ‡Vr e−G1tr −µV 0 σV 0 · − Φ ‡−Vr e−G1tr −µV 0 σV 0 · = Φ ‡Vr e− tr C1 β(VDD − Vtn − |Vtp|)−µV 0 σV 0 · − Φ ‡−Vr e− tr C1 β(VDD − Vtn − |Vtp|)−µV 0 σV 0 · . (3.65) Die Wahrscheinlichkeiten fu¨r die Einsen und Nullen als Ergebnis der gekippten Inver- terstufen im asymmetrischen Fall lauten P1 = 1− Φ ‡Vr e−G1tr −µV 0 σV 0 · = 1− Φ ‡Vr e− tr C1 β(VDD − Vtn − |Vtp|)−µV 0 σV 0 · (3.66) und P0 = Φ ‡−Vr e−G1tr −µV 0 σV 0 · = Φ ‡−Vr e− tr C1 β(VDD − Vtn − |Vtp|)−µV 0 σV 0 · . (3.67) In den Abbildungen 3.20 und 3.21 wird die Abha¨ngigkeit der Wahrscheinlichkeit der Metastabilita¨t von der Standardabweichung der Spannungsdifferenz ∆V (0) und vom Quotienten der Zeit tr und der Knotenkapazita¨t in der Schaltung C1 deutlich. Um abzuscha¨tzen, wie eine Stromdifferenz ∆I zwischen den beiden Einga¨ngen der In- verter die Wahrscheinlichkeitsverteilung verschiebt(Fall B5), wird aus Gleichung (3.50) die a¨quivalente Spannungsdifferenz zum Zeitpunkt Null berechnet (mit ty = tr). ∆V (0) = ∆I · 1− e − tr C1 β(VDD − Vtn − |Vtp|) β(VDD − Vtn − |Vtp|) (3.68) Wenn man von einem Mittelwert ∆V (0) = 0V ausgeht, was im Allgemeinen der Fall sein wird, vorausgesetzt die Ladungseinkopplungen u¨ber die Kapazita¨ten der Precharge- Transistoren sind nicht zu unterschiedlich, lauten die Gleichungen (3.65), (3.66) und 43 00,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 -0,001 -0,0005 0 0,0005 0,001 P Mittelwert von D V(0) in V P0 P1 Pmeta Abbildung 3.20: Entscheidungswahrscheinlichkeiten in Abha¨ngigkeit vom Mittelwert von ∆V (0), C1 = 100fF, tr = 2, 5ns, σV 0 = 200µV 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 -0,001 -0,0005 0 0,0005 0,001 P Mittelwert von D V(0) in V P1P0 Pmeta Abbildung 3.21: Entscheidungswahrscheinlichkeiten in Abha¨ngigkeit vom Mittelwert von ∆V (0), C1 = 100fF, tr = 3, 5ns, σV 0 = 200µV 44 (3.67) mit H1 = β(VDD − Vtn − |Vtp|) folgendermaßen. P1 = 1− Φ ˆ−∆I H1 + ‡∆I H1 + Vr · e − tr C1 H1 σV 0 ! (3.69) P0 = Φ ˆ−∆I H1 + ‡∆I H1 − Vr · e − tr C1 H1 σV 0 ! (3.70) Pmeta = 1− P1 − P0 (3.71) 3.2.2 Stochastische Differentialgleichung fu¨r die Differenzspannung Neben dem Rauschen der Precharge-Transistoren, die nur zu Beginn des Kippvorgangs als festes ∆V0 in die Gleichungen eingehen, gibt es die Rauschbeitra¨ge der Transistoren des ru¨ckgekoppelten Inverters und das Rauschen der Stromquellen. Diese Rauschbeitra¨- ge kann man als ein Rauschen der Differenzspannung ∆V modellieren. Es bietet sich an, dafu¨r eine stochastische Differentialgleichung aufzustellen und als deren Lo¨sung die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Endzusta¨nde zu erhalten. Betrachten wir noch einmal den Fall B5 mit der Differenzspannung aus Gleichung 3.48. ∆V (t) = ‡ ∆V (0) + ∆I H1 · eG1t − ∆I H1 Die Ableitung dieser Gleichung nach der Zeit lautet d∆V (t) dt = G1 ‡ ∆V (0) + ∆I H1 · eG1t = G1∆V (t) + G1 ∆I H1 . (3.72) Die Summe der vorhandenen Rauschstro¨me fu¨hrt zu einem Rauschen in ∆V . Unter der Annahme, dass es sich bei diesem Rauschen um weißes Rauschen handelt, ko¨nnen wir folgende stochastische Differentialgleichung aufstellen. d∆V (t) dt = G1∆V (t) + G1 ∆I H1 + p G1g2ξ(t) (3.73) Sie stellt eine Langevin-Gleichung nach 2.102 dar. Darin ist ξ(t) ein Gaußprozess mit dem Mittelwert E{ξ(t)} = 0 (3.74) und der Kovarianz E{ξ(t)ξ(t′)} = δ(t− t′). (3.75) 45 Das weiße Rauschen wird dabei mit einem Faktor g gewichtet, der von den Rauschstro¨- men der MOSFETs und der Stromquellen abha¨ngt. Gleichung 3.73 ist eine lineare Differentialgleichung mit stochastischer Komponente. Da der Faktor vor ξ(t) nicht von ∆V (t) abha¨ngt, sind Itoˆ-Kalku¨l und Stratonovich- Kalku¨l identisch. Eine allgemeine Lo¨sung der Differentialgleichung ohne den stochasti- schen Term hat den integrierender Faktor M(t) = e Z −G1dt = e−G1t (3.76) und damit lautet die Lo¨sung mit stochastischem Term ∆V (t) = 1 M(t) µ tZ 0 ‡ G1 ∆I H1 + p G1gξ(t ′) · M(t′)dt′ + K ¶ . (3.77) Wird M(t) eingesetzt erha¨lt man ∆V (t) = eG1t µ tZ 0 ‡ G1 ∆I H1 + p G1gξ(t ′) · e−G1t′ dt′ + K ¶ (3.78) und daraus ∆V (t) = K eG1t + eG1t G1 ∆I H1 tZ 0 e−G1t′ dt′ + eG1t p G1g tZ 0 ξ(t′) e−G1t′ dt′ (3.79) ∆V (t) = K eG1t + eG1t G1 ∆I H1 ‡−1 G1 e−G1t +K2 · +eG1t p G1g tZ 0 ξ(t′) e−G1t′ dt′ (3.80) ∆V (t) = ‡ K + K2G1 ∆I H1 · eG1t−∆I H1 + eG1t p G1g tZ 0 ξ(t′) e−G1t′ dt′. (3.81) Mit dem Anfangswert ∆V (0) ergibt sich ∆V (t) = ‡ ∆V (0) + ∆I H1 · eG1t−∆I H1 + eG1t p G1g tZ 0 ξ(t′) e−G1t′ dt′. (3.82) Da die Integration eine linere Operation ist und ξ(t) eine Gauss’sche Zufallsvariable, muss auch ∆V (t) eine gaussverteilte Zufallsvariable sein.1 Ihr Mittelwert lautet E{∆V (t)} = E n‡ ∆V (0) + ∆I H1 · eG1t o −E n∆I H1 o +E n eG1t p G1g tZ 0 ξ(t′) e−G1t′ dt′ o. (3.83) 1An dieser Stelle soll nicht na¨her ausgefu¨hrt werden, warum ξ(t) integrierbar ist. Es wird auf [54] und [71] verwiesen. 46 Unter Beru¨cksichtigung von Gleichung 3.74 erha¨lt man fu¨r den Mittelwert E{∆V (t)} = ‡ ∆V (0) + ∆I H1 · · eG1t − ∆I H1 . (3.84) Die Varianz von ∆V (t) betra¨gt E{∆V (t)2} − E{∆V (t)}2. (3.85) Dabei ist E{∆V (t)2} = E nh‡ ∆V (0) + ∆I H1 · eG1t−∆I H1 i2o + E n 2 ‡‡ ∆V (0) + ∆I H1 · eG1t−∆I H1 · eG1t G1g tZ 0 ξ(t′) e−G1t′ dt′ o + E nh eG1t p G1g tZ 0 ξ(t′) e−G1t′ dt′ i2o . (3.86) Mit den Gleichungen 3.74 und 3.84 ergibt sich E{∆V (t)2} = E{∆V (t)}2 + E n e2G1t G1g 2 tZ 0 e−G1t′ t′Z 0 e−G1t′′ ξ(t′)ξ(t′′)dt′′dt′ o (3.87) und mit Gleichung 3.75 folgt daraus E{∆V (t)2} = E{∆V (t)}2 + e2G1t G1g2 tZ 0 e−2G1t′ dt′ (3.88) = E{∆V (t)}2 + g 2 2 ‡ e2G1t−1 · . (3.89) Die Varianz von ∆V (t) lautet somit E{∆V (t)2} − E{∆V (t)}2 = g 2 2 ‡ e2G1t−1 · . (3.90) Damit ist ∆V (t) ein Gauss-Prozess dessen Mittelwert die Gleichung 3.84 und dessen Va- rianz die Gleichung 3.90 darstellt. Seine zeitabha¨ngige Wahrscheinlichkeitsdichte lautet p(∆V, t) = 1r pig2 ‡ e2G1t−1 · ez (3.91) mit z = − ˆ ∆V − ‡ ∆V (0) + ∆I H1 · · eG1t + ∆I H1 !2 g2 ‡ e2G1t−1 · . (3.92) 47 Definieren wir hier nun wieder eine Schwelle ±∆Vr, so ko¨nnen wir die Wahrscheinlich- keiten fu¨r ’1’, ’0’ und Metastabilita¨t wie folgt schreiben. P1(t) = ∞Z ∆Vr p(∆V, t) d∆V (3.93) Pmeta(t) = ∆VrZ −∆Vr p(∆V, t) d∆V (3.94) P0(t) = −∆VrZ −∞ p(∆V, t) d∆V (3.95) Mit dem Wahrscheinlichkeitsintegral der normierten und zentrierten Normalverteilung lauten die Wahrscheinlichkeiten P1(t) = 0, 5− Φ0 ˆ∆Vr − ‡∆V (0) + ∆I H1 · · eG1t + ∆I H1r g2 2 ‡ e2G1t−1 · ! (3.96) P0(t) = 0, 5 + Φ0 ˆ−∆Vr − ‡∆V (0) + ∆I H1 · · eG1t + ∆I H1r g2 2 ‡ e2G1t−1 · ! (3.97) Pmeta(t) = 1− P1(t)− P0(t). (3.98) Wird die Dichtefunktion p(∆V, t) aus Gleichung 3.91 nach t, ∆V und ∆V 2 differen- ziert erha¨lt man nach la¨ngerer Rechnung daraus die Fokker-Planck-Gleichung in Itoˆ- Interpretation, die in Abschnitt 2.4.5 als Eigenschaft eines Markov-Prozesses angegeben ist (Gleichung 2.92). ∂ ∂t p(∆V, t) = − ∂ ∂∆V µ G1 ‡ ∆V + ∆I H1 · p(∆V, t) ¶ + 1 2 ∂2 ∂∆V 2 µ G1g 2p(∆V, t) ¶ (3.99) 3.3 MAGFET im ru¨ckgekoppelten Inverter 3.3.1 Magnetfeldabha¨ngige Differenzspannungsentwicklung Nachdem im vorigen Abschnitt die Anfangsdifferenzspannung und die Stromquellen ab- strakt eingesetzt wurden, wird in diesem Abschnitt ein Rauschmodell fu¨r einen ru¨ckge- koppelten Inverter mit Precharge und einem MAGFET als Differenzstromquelle erstellt. Das Modell dient dazu, um einige wichtige Beziehungen herzuleiten, wie zum Beispiel 48 Vl N2 P2 V r P1 N1 V preq V preq C l C r MAGFET V DD V uv Abbildung 3.22: Referenzschaltung die optimalen Arbeitspunkte und die Grenzen eines solchen stochastischen Magnetfeld- sensors. Abbildung 3.22 zeigt das Schaltbild fu¨r die untersuchte Konfiguration. Die MOSFETs werden jetzt durch das Modell aus Kapitel 2.3.5 modelliert. Solange die Differenzspannung zwischen den Knoten Vl und Vr kleiner als Vt ist und die Precharge- Spannung kleiner als Vdd−Vt, befinden sich die Invertertransistoren in der Sa¨ttigung. Alle Kapazita¨ten werden in zwei getrennten Knotenkapazita¨ten Cl und Cr zusammengefasst. Damit die in Abbildung 3.22 gezeigte Schaltung querstromfrei bleibt, sind in diesem Modell zwei Schalter vorgesehen, die wa¨hrend des Precharge-Vorgangs geo¨ffnet sind. Sie stellen sicher, dass zwei benachbarte Kippvorga¨nge stochastisch unabha¨ngig sind. In einem spa¨teren Modell (Abbildung 4.7 in Abschnitt 4.3) sind sie nicht mehr vorhanden, da dort die Schalter direkt durch den MAGFET ersetzt werden. Beim MAGFET wird davon ausgegangen, dass er sich noch in der Sa¨ttigung befindet. Dies kann dadurch sichergestellt werden, dass seine Gate-Spannung niedrig gewa¨hlt wird. An dieser Stelle wird noch einmal auf Gleichung 2.28 verwiesen, in der die Stromdifferenz in Abha¨ngigkeit vom Magnetfeld am MAGFET formuliert wurde. Sie lautet ∆ID = 1 2 µHch L W GIDB⊥ mit ID = IDl + IDr. Im Folgenden wird statt B⊥ der Einfachheit halber nur noch B geschrieben. Es ist trotz- dem immer die orthogonale Flussdichte gemeint. Mit der normierten Empfindlichkeit S ′ = ∆ID IDB = 1 2 µHch L W G (3.100) ergibt sich die Drainstromdifferenz zu ∆ID = IDr − IDl = S ′IDB. (3.101) 49 Beim Abschalten eines Precharge-Transistors am Ende der Precharge-Phase nach dem Aufladen der Kondensatoren verbleibt auf jedem Kondensator eine Rauschladung. Die dadurch bedingte mittlere Rauschspannung betra¨gt q u2C = vuuut4kTR ∞Z 0 1 1 + (2pifRC)2 df (3.102) q u2C = r kT C . (3.103) Damit kann das durch einen Precharge-Transistor verursachte Rauschen als anfa¨ngliche Spannungsdifferenz ∆V (0) mit einem Mittelwert 0 und einer Standardabweichung σp angenommen werden. σp = q u2C = r kT C (3.104) Bei zwei Precharge-Transistoren betra¨gt die Standardabweichung wegen der statistischen Unabha¨ngigkeit σ2p = r 2kT C . (3.105) Setzt man (3.101) und (3.105) in die Gleichungen (3.69), (3.70) und (3.71) ein und beru¨cksichtigt man, dass ∆I = −∆ID, so ergeben sich folgende Beziehungen P1(B) = Φ ˆ S ′IDB H1 r C1 2kT ‡ e − tr C1 H1 − 1 · −Vr r C1 2kT e − tr C1 H1 ! (3.106) P0(B) = 1− Φ ˆ S ′IDB H1 r C1 2kT ‡ e − tr C1 H1 − 1 · +Vr r C1 2kT e − tr C1 H1 ! (3.107) Pmeta(B) = 1− P1(B)− P0(B). (3.108) Man beachte, dass der MAGFET im Sa¨ttigungsbereich betrieben wird, damit die zur Lo¨sung des Gleichungssystems geforderte Bedingung ∆I = const. na¨herungsweise er- fu¨llt wird. Die Abbildungen 3.23 und 3.24 zeigen die Kurven fu¨r typische Werte(β = 10−4A/V2, C1 = 100fF). 50 00,2 0,4 0,6 0,8 1 -0,2 -0,15 -0,1 -0,05 0 0,05 0,1 0,15 0,2 P B in T P0P1 Pmeta Abbildung 3.23: P1(B), Pmeta(B) und P0(B) fu¨r tr=3ns 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 -0,2 -0,15 -0,1 -0,05 0 0,05 0,1 0,15 0,2 P B in T P0P1 Abbildung 3.24: P1(B) und P0(B) fu¨r tr=10ns 51 3.3.2 Magnetfeldabha¨ngiger stochastischer Kippvorgang In diesem Abschnitt soll der Einfluss des Magnetfeldes auf die stochastische Differen- tialgleichung 3.73 aus Abschnitt 3.2.2 berechnet werden. Aus der Schaltung nach Abb. 3.22 kann der Faktor g bestimmt werden. Die Stromdifferenz ∆I ist magnetfeldabha¨ngig nach Gleichung 3.101. Fu¨r das Rauschmodell zur Bestimmung des Faktors g in Gleichung 3.73 werden die einzelnen Rauschkomponenten betrachtet. Die Rauschstro¨me des MAGFETs und der Inverter-MOSFETs sind alle unkorreliert und ko¨nnen zusammengefasst werden. Die 1/f- Rauschanteile werden dabei nicht beru¨cksichtigt. Das thermische Gate-Rauschen kann ebenfalls wegfallen, da die Arbeitsfrequenzen deutlich unter ωG liegen. Damit ergibt sich das Rausch-Ersatzschaltbild, das in Abbildung 3.25 gezeigt ist. Die Schaltung wird als V l V r q i 2 np2 q i 2 np1 q i 2 nn2 q i 2 nmr q i 2 nml q i 2 nn1 g DSn1 g DSml g DSmr g DSn2 C l C r g DSp1 g DSp2 Abbildung 3.25: Rausch-Ersatzschaltbild der Referenzschaltung symmetrisch angenommen. Addiert man die einzelnen Rauschstro¨me, so ergibt sich q i2n = q i2nn + i 2 nm + i 2 np. (3.109) Die Rauschbandbreite ∆f berechnet sich zu ∆f = ∞Z 0 1 1 + µ 2pif C gDSn + gDSm + gDSp ¶2df = gDSn + gDSm + gDSp 4C . (3.110) Der Rauschstrom an beiden Knoten ist mit den Beziehungen aus Abschnitt 2.3.5 q i2n = r 4kT 2 3 (gmn + gmm + gmp)∆f. (3.111) 52 Fu¨hrt man als Abku¨rzung den Wert r ein mit r = gmn + gmm + gmp gDSn + gDSm + gDSp , (3.112) so ergibt sich die mittlere Rauschspannung an jedem der beiden Knoten Vl und Vr zuq u2n = r 4kT · 2 3 · r 4C . (3.113) Damit erha¨lt man den Faktor g zu g = r 2 · 2kTr 3C , (3.114) wenn man vernachla¨ssigt, dass die MAGFET-Beitra¨ge teilweise korreliert sind. Es wird weiter vorausgesetzt, dass g innerhalb des Bereichs, in dem alle Transistoren in der Sa¨ttigung sind, na¨herungsweise konstant bleibt. Setzt man jetzt die Stromdifferenz aus Gleichung 3.101 und den Faktor g in die stochastische Differentialgleichung 3.73 ein, so erha¨lt man fu¨r die zeitabha¨ngige Wahrscheinlichkeitsdichte von ∆V (t) = Vl(t)−Vr(t) p(∆V,B, t) = 1r 4pikTr 3C ‡ e2G1t−1 · e−z (3.115) mit z = ˆ ∆V − ‡ ∆V (0)− SIDB H1 · · eG1t − SIDB H1 !2 4kTr 3C ‡ e2G1t−1 · . (3.116) Die Abbildungen 3.26 und 3.27 zeigen die Entwicklung von p(∆V,B, t) mit und ohne Magnetfeld fu¨r typische Schaltungswerte. Die zeitabha¨ngigen Wahrscheinlichkeiten fu¨r ’1’, ’0’ und den metastabilen Zustand, der durch die Schwellen ∆V = ±Vr begrenzt ist, ergeben sich damit zu P1(B, t) = 0, 5− Φ0 ˆVr − ‡∆V (0)− SIDB H1 · · eG1t − SIDB H1r 2kTr 3C ‡ e2G1t−1 · ! (3.117) P0(B, t) = 0, 5 + Φ0 ˆ−Vr − ‡∆V (0)− SIDB H1 · · eG1t − SIDB H1r 2kTr 3C ‡ e2G1t−1 · ! (3.118) Pmeta(B, t) = 1− P1(B, t)− P0(B, t). (3.119) Bildet man von den vorigen Gleichungen den Grenzwert fu¨r t →∞, so geht Pmeta(B, t) gegen 0. Fu¨r die Kippwahrscheinlichkeiten nach ’0’ und ’1’ ergibt sich dann P1(B) = 0, 5 + Φ0 µ‡ ∆V (0)− SIDB H1 ·r 3C 2kTr ¶ (3.120) 53 00,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 -1 -0,5 0 0,5 1 p(D V ,B ,t) D V in V t=1,8ns, B=0mT, D V(0)=0V t=2,2ns, B=0mT, D V(0)=0V t=2,6ns, B=0mT, D V(0)=0V Abbildung 3.26: Entwicklung von p(∆V,B, t) fu¨r B=0T 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 -1 -0,5 0 0,5 1 p(D V ,B ,t) D V in V t=1,8ns, B=10mT, D V(0)=0V t=2,2ns, B=10mT, D V(0)=0V t=2,6ns, B=10mT, D V(0)=0V Abbildung 3.27: Entwicklung von p(∆V,B, t) fu¨r B=10mT 54 P0(B) = 0, 5− Φ0 µ‡ ∆V (0)− SIDB H1 ·r 3C 2kTr ¶ . (3.121) Diese beiden Beziehungen machen den Einfluss von Magnetfeld und Anfangsdifferenz- spannung auf das Kippverhalten deutlich. 3.3.3 Magnetfeldabha¨ngiger stochastischer Kippvorgang mit sta- tistischer Anfangsverteilung Um den Kippvorgang der ru¨ckgekoppelten Inverter einschließlich des Precharge-Transistor- Rauschens zu modellieren, wird jetzt auch noch die durch die Precharge-Transistoren bedingte Anfangs-Standardabweichung σ2p aus Gleichung 3.105 in die Gleichungen 3.117 und 3.118 eingesetzt. Mit ν = σ2p g = r 3 2 r (3.122) ergeben sich die Wahrscheinlichkeiten zu P1(B, t) = 0, 5− Φ0 ˆVr − ‡∆V (0)− SIDB H1 · · eG1t − SIDB H1r 2kTr 3C ‡ (1 + 2ν2) e2G1t−1 · ! (3.123) P0(B, t) = 0, 5 + Φ0 ˆ−Vr − ‡∆V (0)− SIDB H1 · · eG1t − SIDB H1r 2kTr 3C ‡ (1 + 2ν2) e2G1t−1 · ! (3.124) Pmeta(B, t) = 1− P1(B, t)− P0(B, t). (3.125) Abbildung 3.28 stellt die Entwicklung der Kippwahrscheinlichkeiten u¨ber die Zeit bei B =10mT dar. Fu¨r große t und mit der Resubstitution H1 = β(Vdd − Vtn − |Vtp|) ergibt sich P1(B) = 0, 5− Φ0 µ SIDB β(Vdd − Vtn − |Vtp|) s 3C 2kTr(1 + 2ν2) ¶ (3.126) P0(B) = 0, 5 + Φ0 µ SIDB β(Vdd − Vtn − |Vtp|) s 3C 2kTr(1 + 2ν2) ¶ . (3.127) An diesen beiden Gleichungen kann man ablesen, dass fu¨r die maximale Empfindlichkeit des Sensors die Versta¨rkung der ru¨ckgekoppelten Inverter klein gehalten werden muss und die Knotenkapazita¨ten groß sein sollen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass man durch die erho¨hte Zeit bis zum Kippen nicht an die Metastabilita¨tsgrenze gera¨t. Der Faktor ν ist kaum von der MOSFET-Dimensionierung abha¨ngig. Abbildung 3.29 zeigt P1 und P0 in Abha¨ngigkeit von der Flussdichte B des Magnetfelds. 55 00,2 0,4 0,6 0,8 1 0 2e-09 4e-09 6e-09 8e-09 1e-08 P t in s P1(t), B=10mT, D Vr=1V, D V(0)=0VP0(t), B=10mT, D Vr=1V, D V(0)=0VPmeta(t), B=10mT, D Vr=1V, D V(0)=0V Abbildung 3.28: Entwicklung von P1(B, t), P0(B, t) und Pmeta(B, t) fu¨r B=10mT 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 -0,15 -0,1 -0,05 0 0,05 0,1 0,15 P 1 (B ), P 0(B ) B in T P1(B), D V(0)=0VP0(B), D V(0)=0V Abbildung 3.29: P1(B) und P0(B) in Abha¨ngigkeit von B 56 00,05 0,1 0,15 0,2 0,25 0,3 0,35 0,4 0,45 0,5 0 0,05 0,1 0,15 0,2 0,25 0,3 P B in T Perr(B) Abbildung 3.30: Perr(B) Ist bei der Detektion eines digitalen Magnetfeldsignals mit ±B die Wahrscheinlichkeit fu¨r das Auftreten von Nullen und Einsen gleich und legt man die Schwelle zur Detektion genau in die Mitte, so erha¨lt man die Fehlerwahrscheinlichkeit nach Gleichung 2.78 zu Perr(B) = 0, 5− Φ0 µ SID|B| β(Vdd − Vtn − |Vtp|) s 3C 2kTr(1 + 2ν2) ¶ . (3.128) Definiert man die Konstante α zu α = SID β(Vdd − Vtn − |Vtp|) s 3C 2kTr(1 + 2ν2) , (3.129) so kann man auch schreiben Perr(B) = 0, 5− Φ0 ¡ α · |B|¢. (3.130) Ein typischer Wert fu¨r α ist 7, 6T−1. Die Fehlerwahrscheinlichkeit dafu¨r ist in Abbildung 3.30 dargestellt. Die Eigenschaft der Metastabilita¨t la¨sst sich auch zur Detektion eines dritten Zustandes nutzen, sozusagen als terna¨rer Sensor. Dazu sollte die Wahrscheinlichkeit Pmeta groß ge- nug sein, im Allgemeinen um 0,5. Interessant ist dabei, wo diese Grenze liegt, das heißt wo Pmeta(B=0T, t) ! = 0, 5 bei P1=P0. Die Kapazita¨t C la¨sst sich einstellen, wenn sie als Kapazita¨tsdiode wie in [104] oder als variabel gekoppelter Kondensator wie im vorlie- genden Projekt, und die Entscheidungszeit tr kann u¨ber die Taktfrequenz der Schaltung 57 01e-09 2e-09 3e-09 4e-09 5e-09 6e-09 7e-09 5e-14 1e-13 1,5e-13 2e-13 2,5e-13 t i n s C in F t(Pmeta=0,5) Abbildung 3.31: Zeit bis zum Erreichen von Pmeta = 0, 5 in Abha¨ngigkeit von C kontrolliert werden. Es ergibt sich Pmeta(t) = 2Φ0 ˆ Vrr 2kTr 3C ‡ (1 + 2ν2) e2G1t−1 · ! (3.131) und mit der Umkehrfunktion Φ−10 Vrr 2kTr 3C ‡ (1 + 2ν2) e2G1t−1 · = Φ−10 µ Pmeta 2 ¶ . (3.132) Wird diese Gleichung nach t aufgelo¨st, ergibt sich mit G1 = β(VDD − Vtn − |Vtp|)/C t = C 2β(VDD − Vtn − |Vtp|) ln ˆ 1 1 + 2ν2 µ 3CV 2r 2kTr · ‡ Φ−10 (0, 5 · Pmeta) ·2 + 1 ¶! . (3.133) Diese Abha¨ngigkeit wird in der Abbildung 3.31 gezeigt. Betrachtet man die Schaltung als vollsta¨ndig gekippt, wenn Pmeta = 0, 000001, so ergibt sich aus Gleichung 3.133 fu¨r eine feste Zeit tr eine maximale Kapazita¨t C(tr). Setzt man diese Kapazita¨t wieder in die Gleichung fu¨r die Fehlerwahrscheinlichkeit ein, so erha¨lt man die minimal mo¨gliche Fehlerwahrscheinlichkeit Perr,min bei einer gegebenen Auflo¨sungszeit tr. Abbildung 3.32 stellt die minimal mo¨gliche Fehlerwahrscheinlichkeit 58 0,05 0,1 0,15 0,2 0,25 0,3 0,35 0,4 0,45 0,5 0 2e-08 4e-08 6e-08 8e-08 1e-07 P tr in s Perr,min(B=10mT)Perr,min(B=20mT)Perr,min(B=30mT) Abbildung 3.32: Perr,min in Abha¨ngigkeit von tr fu¨r eine gegebene Entscheidungszeit tr dar. Perr,min(B) = 0, 5− Φ0 ˆ S ′ID|B| β(Vdd − Vtn − |Vtp|) s 3C(tr) 2kTr(1 + 2ν2) ¶ (3.134) 59 60 Kapitel 4 Digitale Magnetfeld-Sensorarrays 4.1 Sensorstruktur Ausgehend von dem Modell der ru¨ckgekoppelten Inverter aus dem letzten Kapitel wer- den diese stochastischen Sensoren jetzt fu¨r eine Anordnung in Arrays optimiert. Wie im vorigen Kapitel gezeigt, folgt der Prozess des Kippens der gekoppelten Inverter aus dem metastabilen Zustand in einen festen Endzustand stochastischen Prinzipien. Die Wahr- scheinlichkeit des Kippens in die eine oder andere Richtung ha¨ngt sowohl vom Arbeits- punkt der gekoppelten Inverter als auch von einem a¨ußeren orthogonalen Magnetfeld ab. Bei der Verwendung in Arrays ist die Arbeitspunkteinstellung wichtig. Als Opti- mierungskriterien wurden in dieser Arbeit die Fla¨che und der Stromverbrauch gewa¨hlt, natu¨rlich in Abha¨ngigkeit von der Empfindlichkeit. Deshalb ist eine querstrombehafte- te Schaltung wie in Abbildung 4.1a in der Praxis nicht geeignet. Sie wu¨rde wa¨hrend der Precharge-Phase zuviel Strom verbrauchen. Auch wu¨rden bei ho¨heren Frequenzen die dadurch bedingten kurzen Prechargezeiten dazu fu¨hren, dass die gekoppelten Inver- ter nicht mehr exakt in den Ausgangspunkt aufgeladen wa¨ren und dadurch die stati- stische Unabha¨ngigkeit von benachbarten Entscheidungen verloren ginge. Aus diesem Grund wurde eine Struktur nach Abbildung 4.1b gewa¨hlt, da dort durch Abschalten der MAGFET-Gate-Spannung wa¨hrend des Precharge-Vorgangs die Schaltung querstrom- frei wird. 4.2 Arbeitspunkteinstellung Ein zentraler Punkt des Designs eines digitalen stochastischen Sensorarrays ist die Ein- stellung der Arbeitspunkte. Durch Fertigungstoleranzen, die sich im Wesentlichen zei- gen durch Schwankungen der Gate-Oxiddicke, Schwankungen in der Unterdiffusionsla¨n- ge ∆L und ungleiche Dotierstoffkonzentrationen, entstehen Streuungen der MOSFET- Parameter wie der Versta¨rkung β und der Schwellenspannung Vt. Auch wenn das Layout im Entwurf genau symmetisch ist, sind bei der Realisierung Ungleichheiten vorhanden. Damit ergeben sich aber auch Schwankungen im Arbeitspunkt der einzelnen Schaltun- gen. Idealerweise sollte der Arbeitspunkt so liegen, dass ohne Anliegen eines externen Magnetfelds durch das Eigenrauschen der MOSFETs und MAGFETs die Wahrschein- lichkeit des Kippens in beide Richtungen jeweils 0,5 ist. Natu¨rlich kann der Arbeits- punkt auch asymmetrisch gewa¨hlt werden. Er kann durch unterschiedliche Maßnahmen beeinflusst werden. Die einzelnen Methoden haben verschiedene Vor- und Nachteile. 61 MAGFET MAGFET a) b) V DD V uv V preq V preq V preq V preq V DD V uv Abbildung 4.1: Einzelnes Element fu¨r ein Sensorarray Beeinflusst werden durch die Wahl der Methode die beno¨tigte Fla¨che pro Kanal, die Ge- nauigkeit aufgrund zusa¨tzlichem Rauschen oder verla¨ngerter Auswertezeit, die Anforde- rungen an die Codes, die Anspru¨che an den Fertigungsprozess und die Kalibrierkosten. Ein großer Nachteil der statischen Methoden gegenu¨ber den dynamischen ist, dass sie durch Gleichanteile im Magnetfeld oder durch Temperaturschwankungen ihren optima- len Arbeitspunkt verlassen und im ungu¨nstigsten Fall nicht mehr detektieren ko¨nnen. Ein interne Kompensation durch ein im Chip erzeugtes Magnetfeld, wie es [33] oder [103] vorschla¨gt, ist aufwa¨ndig und fu¨hrt durch den Strom zu einer Temperaturerho¨hung. Ta- belle 4.1 zeigt eine U¨bersicht u¨ber die mo¨glichen Methoden zur Arbeitspunkteinstellung. Lasertrimmen Progr. D/A Floating-Gate Adaptiv Typ statisch statisch statisch dynamisch Fla¨che klein groß klein mittel Prozess Standard Standard Floating-Gate Standard Programmierbar nein ja ja ja Codes alle alle alle beschra¨nkt Kalibrierung ja ja ja nein Tabelle 4.1: Vergleich der Verfahren zur Arbeitspunkteinstellung 62 4.2.1 Statische Arbeitspunkteinstellung Lasertrimmen Eine Methode ist das Lasertrimmen, bei der die Sensoren nach der Fertigung noch einem Kalibrierungsprozess unterzogen werden, der den Arbeitspunkt mittels Verkleinerung von aktiven Gatefla¨chen durch Laser einstellt. Diese Methode ist aufwa¨ndig und teuer. Programmieren von Parametern Eine weitere Methode ist das Programmieren von Parametern beim Testen der Sensoren. Der optimale Arbeitspunkt wird gemessen und die entsprechenden Einstellungen dann in einem nichtflu¨chtigen Speicher (meist Flash-ROM) auf dem Chip abgelegt. Die Daten aus diesem Speicher werden u¨ber einen D/A-Umsetzer pro Kanal umgesetzt und beeinflussen die Kippcharakteristik der einzelnen Sensorkana¨le [80, 36]. Programmierung von Floating-Gate-Transistoren In [78] wird ein programmierbarer Floating-Gate n-Kanal MOSFET als Arbeitpunktein- stellung fu¨r stochastische Sensoren gezeigt. 4.2.2 Dynamische Arbeitspunkteinstellung Dabei ha¨ngt der Arbeitspunkt von den 0-1-Entscheidungen der gekoppelten Inverter ab, die kontinuierlich ausgewertet werden. U¨ber einen geeigneten Algorithmus ko¨nnen Steuergro¨ßen fu¨r den Sensor gewonnen werden, die den optimalen Arbeitspunkt einstel- len. Aus den Gleichungen in Abschnitt 3.1 ko¨nnen die verschiedenen Mo¨glichkeiten der Beeinflussung des Arbeitspunkts abgeleitet werden. Unterschiedliche Precharge-Spannungen Die Kippwahrscheinlichkeit ist durch Vera¨nderung der Precharge-Spannungen Vprel und Vprer direkt beeinflussbar. Je nach Spannungsdifferenz kippt die Schaltung eher in die eine oder eher in die andere Richtung (Abbildung 4.2). Verzo¨gertes Abschalten der Precharge-Spannungen Eine verzo¨gertes Abschalten der Precharge-Spannungen bei gleichzeitigem Einschalten der Gate-Spannung des MAGFETs fu¨hrt ebenfalls zu einer Precharge-Spannungsdifferenz, die das Kippverhalten beeinflusst. Ein kurzzeitiger Querstrom wird dabei in Kauf ge- nommen (Abbildung 4.3). Vera¨nderliche Knotenkapazita¨t Wenn an den beiden Knoten L1 und R1 steuerbare Kapazita¨ten angeschlossen werden, ko¨nnen die Umladezeiten der Knoten gesteuert werden (Abbildung 4.4). In [104] erfolgte die Realisierung durch Kapazita¨tsdioden. Dafu¨r sind negative Spannungen erforderlich. 63 Vpreq V dd V prer V uv V prel V preq Abbildung 4.2: Unterschiedliche Precharge-Spannungen V preql V preqr V dd V uv Abbildung 4.3: Zeitlich verzo¨gertes Precharge 64 Vdr V dl V preq V preq V dd V uv Abbildung 4.4: Kapazita¨tsdioden Gekoppelte Kondensatoren Statt direkt an den Inverterknoten kann ein Kondensator auch u¨ber einen MOSFET angeschlossen werden. Der MOSFET wirkt dabei als steuerbarer Widerstand, dessen Wert von seiner Gate-Spannung abha¨ngt. Der Anschluss kann entweder an die Drains des MAGFETs oder an die Knoten der ru¨ckgekoppelten Inverter erfolgen (Abbildungen 4.5 und 4.6). Die Steuerspannungen fu¨r die einzelnen dynamischen Methoden ko¨nnen durch D/A-Umsetzer oder extern zur Verfu¨gung gestellt werden. Bei der Entscheidung, welche Methode fu¨r die vorliegende Realisierung eines Sensorar- rays genommen wird, wurde als Grundvoraussetzung ein Standard-CMOS-Prozess an- genommen, was die Floating-Gate-Lo¨sung ausschloss. Auch auf das Lasertrimmen sollte verzichtet werden. Da die Lo¨sung mit den programmierbaren D/A-Wandlern bei großen Sensorarrays zu viel Fla¨che in Anspruch nehmen wu¨rde, ergab sich zwingend eine dyna- mische Arbeitspunkteinstellung. Aufgrund des hohen Fla¨chenbedarfs und der zusa¨tzlich erforderlichen negativen Spannungen wurde die Lo¨sung mit den Kapazita¨tsdioden ver- worfen. Als beste Lo¨sung bei minimaler Fla¨che fiel die Entscheidung fu¨r die gekoppelten Kondensatoren. Zum Zwecke der genauen Untersuchung der Schaltung wurde auch die Mo¨glichkeit vorgesehen, die Precharge-Spannungen und die Steuerspannungen extern einstellen zu ko¨nnen. 65 Vdd V preq V preq V cl V cr V uv Abbildung 4.5: Gekoppelte Kondensatoren an den MAGFET-Drains V preq V cl V cr V dd V preq V uv Abbildung 4.6: Gekoppelte Kondensatoren an den Inverterknoten 66 4.3 Realisierter Sensor Der realisierte Sensor, der in Abbildung 4.7 dargestellt ist, besteht aus einem ru¨ckgekop- pelten Inverter mit der schon vorher erwa¨hnten Besonderheit, dass die Sources der bei- den NMOS-Transistoren nicht an Vss, sondern direkt an die beiden Drains des MAGFET angeschlossen werden. Mit den Drains sind u¨ber zwei Koppel-MOSFETs die Kondensa- toren Cl0 und Cr0 verbunden. Sie werden zur Steuerung des Arbeitspunkts verwendet. Cl1, Cr1, Cl2 und Cr2 sind parasita¨re Kapazita¨ten. Die vier Precharge-Transistoren la- den die Gates der Inverter und die Drains des MAGFET vor. Mit dieser Anordnung sind zwei Arten von Arbeitspunkteinstellung mo¨glich, na¨mlich durch unterschiedliche Precharge-Spannungen und durch gekoppelte Kondensatoren. Bei der folgenden Ana- lyse werden diese beiden Mo¨glichkeiten durch eine Fallunterscheidung beru¨cksichtigt. Es ko¨nnen jeweils vier Phasen unterschieden werden. Als dominierenden Rauschbeitrag wird nur das kT/C-Rauschen der Precharge-Transistoren modelliert. Als Kippergebnis wird eine ’0’ angenommen, wenn die Spannung am Knoten L2 auf Null geht und am Knoten R2 auf Vdd. Im umgekehrten Fall ist das Ergebnis eine ’1’. Die Ansteuersignale Vpreq und Vuv zeigt Abbildung 4.8. 4.3.1 Arbeitspunktwahl durch Precharge-Spannungen In diesem Fall sind die Spannungen Vcl und Vcr auf Vdd und die Kondensatoren Cl0 und Cr0 sind nicht mit der Schaltung verbunden. Precharge-Phase Die Precharge-Transistoren sind aktiv und schalten damit alle Transistoren der Inverter in den Aus-Zustand (Abbildung 4.9a). Alle Knotenkapazitaten werden auf Vdd, Vdda bzw. Vddb aufgeladen. Wenn diese Phase durch die Abschaltung der Precharge-Transistoren beendet wird, dann verbleibt auf allen Kondensatoren eine rauschbehaftete Ladung. Die mittlere Rauschspannung an einem einzelnen Kondensator betra¨gt nach Gleichung 3.103 q u2C = r kT C . Die Parameterextraktion des Layouts ergibt fu¨r die Kapazita¨ten folgende Werte: Cl1 = Cr1 = 37fF, Cl2 = Cr2 = 56fF. Hierbei sind die Gate-Kapazita¨ten der MOSFETs schon beru¨cksichtigt. Damit ergibt sich die mittlere Rauschspannung am Ende des Precharge- Vorgangs bei Raumtemperatur an den Knoten L1 und R1 zu jeweils q u2n1 = 335µV und an den Knoten L2 und R2 zu jeweils q u2n2 = 272µV. Wie sich diese Rauschspannungen auf das Kippverhalten auswirken wird nachher noch analysiert. Entladungsphase I Der MAGFET wird aktiv geschaltet, indem seine Gate-Spannung eingeschaltet wird. Durch die Drainstro¨me werden die Kapazita¨ten entladen (Abbildung 4.9b). Der MAG- FET ist im Sa¨ttigungsbereich, solange L1 > Vuv − Vtn und R1 > Vuv − Vtn. Seine Drain- 67 Cr2 C l2 C l1 C r1 4/5,25 C r0 C l0 R0L0 V ddb V dd V dda 2,5/1 1,75/1 1,5/1 1,25/1 2,5/1 1,75/1 I pr L1 R1 2/1 2/1 V uv I mr I pl I ml V preq 2/1 V cr V cl V preq I cl I nl I nr 2/1 I cr 1,5/1 1,25/1 R2L2 Abbildung 4.7: Realisierter Sensor 68 25ns 75ns 125ns 175ns Vuv 0V 1V 2V 3V Vpreq 0V 1V 2V 3V 4V 5V L2 R2 0V 5V Ivdd 1,0mA 0,5mA 0,0mA Abbildung 4.8: Ansteuerung des Sensors mittels Vpreq und Vuv (a) (b) C l1 C l2 C r1 C r2 V dda V preq L1 R2 V ddb V preq L2 R1 C l1 C r1 L1 R1 V uv Abbildung 4.9: a)Precharge-Phase, b)Entladungsphase I 69 stro¨me lauten mit Gleichung 2.29 Iml = 1 2 IDm − S ′BIDm = (1 2 − S ′B) · 1 2 βm(Vuv − Vtn)2 = 1 2 βml(Vuv − Vtn)2 (4.1) Imr = 1 2 IDm − S ′BIDm = (1 2 + S ′B) · 1 2 βm(Vuv − Vtn)2 = 1 2 βmr(Vuv − Vtn)2. (4.2) Die Gro¨ßen βml und βmr errechnen sich aus der relativen Empfindlichkeit S und dem anliegenden Magnetfeld B damit zu βml = 1 2 βm(1− SB) (4.3) βmr = 1 2 βm(1 + SB). (4.4) Entladungsphase II Zum Zeitpunkt t=t1 werden die n-Kanal-MOSFETs aktiv (Abbildung 4.10c). Je nach Spannungsdifferenz der Knoten L1 und R1 wird das fast gleichzeitig erfolgen. In den Gleichungen muss der Body-Effekt beru¨cksichtigt werden. Inl(t) = βn 2 (R2(t)− L1(t)− Vtnbl(t))2 (4.5) Inr(t) = βn 2 (L2(t)−R1(t)− Vtnbr(t))2 (4.6) Entscheidungsphase Zum Zeitpunkt t=t2 werden die p-Kanal-MOSFETS aktiv und damit auch die kom- pletten Inverter, die zu kippen beginnen(Abbildung 4.10d). Die Stro¨me der p-Kanal- MOSFETs betragen dann Ipl(t) = βp 2 (Vdd − L2(t)− |Vtp|)2 (4.7) Ipr(t) = βp 2 (Vdd −R2(t)− |Vtp|)2. (4.8) Das entstehende Gleichungssystem ist zu komplex, um es analytisch zu lo¨sen. Die Schal- tung kann aber mit SPICE simuliert werden. Die SPICE-Simulation eines Kippvorgangs fu¨r Vuv=3V und B=11,7mT zeigt Abbildung 4.11. Zum Zeitpunkt t=0ns wird die Ga- tespannung Vuv des MAGFETs eingeschaltet. Die Knoten L1 und R1 werden langsam entladen. Die n-Kana¨ler des ru¨ckgekoppelten Inverters werden zum Zeitpunkt t1=1,5ns aktiv, die p-Kanal-Transistoren zum Zeitpunkt t2=4,2ns. Nach ungefa¨hr 17ns ist die Schaltung vollsta¨ndig gekippt. Wesentlich fu¨r das Kippen der Inverter ist die Differenz- spannung ∆Vlr2 zum Zeitpunkt t2 wenn die p-Kanal-Transistoren zu leiten beginnen. ∆Vlr2(t2) = L2(t2)−R2(t2) (4.9) 70 (c) (d) C l1 C r1 C r2 C l2 L1 R1 L2 R2 V uv C l1 C r1 C r2 C l2 L1 R1 R2 L2 V dd V uv Abbildung 4.10: c) Entladungsphase II (t1t2) Es stellt sich die Frage, wie der Einfluss des Rauschens auf die Kippcharakteristik er- mittelt werden kann. Die u¨bliche Lo¨sung ist, eine Transienten-Monte-Carlo-Simulation zu machen. Sie ist in diesem Fall allerdings nicht problemlos wegen der Metastabili- ta¨t, da im metastabilen Bereich oft Konvergenzprobleme und damit auch falsche Werte auftreten. Deshalb wird hier ein anderer Weg gewa¨hlt. An spezifischen Punkten wird der Rauscheinfluss mit einer SPICE-Rauschsimulation ermittelt. Die Transienten und deren Wahrscheinlichkeitsverteilung werden aber u¨ber eine stochastische Differential- gleichung ermittelt. Vereinfachenderweise kann man den Einfluss des kT/C-Rauschens der Precharge-Transistoren auf die Differenzspannung ∆Vlr2 bis zum Beginn der Ent- scheidungsphase zur Zeit t2 simulieren und ab dort mit verschiedenen Parametern eine Gleichung fu¨r das Kippen der nun aktiven ru¨ckgekoppelten Inverter aufstellen. Diese Parameter werden ebenfalls durch eine SPICE-Simulation gewonnen. Tabelle 4.2 zeigt den Einfluss der kT/C-Rauschspannungen der Precharge-Transistoren auf die Spannung ∆Vlr2. Vuv/V 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 5,0 Vdda/V 4,0000 0,846 0,720 0,662 0,614 0,578 0,547 4,2500 1,424 1,151 1,114 0,894 0,847 0,793 4,5000 1,878 1,499 1,283 1,144 1,089 1,000 4,7500 2,176 1,802 1,530 1,386 1,312 1,229 5,0000 2,565 2,100 1,789 1,646 1,566 1,498 Tabelle 4.2: ∆Vlr2 in mV zur Zeit t2 fu¨r die kT/C-Rauschspannungen Bezieht man die durch ein Magnetfeld bedingte Spannungsdifferenz ∆Vlr2m zum Zeit- 71 0ns 5ns 10ns 15ns Vuv 0V 1V 2V L1 R1 0V 1V 2V 3V 4V 5V L2 R2 0V 1V 2V 3V 4V 5V L2-R2 0V 1V 2V 3V 4V 5V log(L2-R2) -10 -5 0 Ipr Ipl PMOS leitet (t2) (Entscheidungsphase) 0A 50uA Inr Inl NMOS leitet (t1) (Entladungsphase II) 0A 50uA Imr Iml 0A 10uA 20uA 30uA 40uA Abbildung 4.11: SPICE-Simulation eines Kippvorgangs, Arbeitspunkteinstellung durch Vdda und Vddb 72 punkt t2 auf die Flussdichte des Magnetfelds, so erha¨lt man den Parameter η = ∆Vlr2m B (4.10) Er ist in Tabelle 4.3 dargestellt. Vuv/V 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 5,0 Vdda/V 4,0000 0,024 0,019 0,017 0,013 0,013 0,011 4,2500 0,059 0,047 0,038 0,034 0,031 0,026 4,5000 0,095 0,075 0,062 0,056 0,050 0,042 4,7500 0,132 0,104 0,087 0,079 0,072 0,062 5,0000 0,170 0,135 0,114 0,105 0,097 0,082 Tabelle 4.3: η in V/T zur Zeit t2 Vuv/V 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 5,0 Vdda/V 4,0000 5,056 2,784 1,813 1,302 1,000 0,703 4,2500 6,383 3,506 2,285 1,645 1,270 0,901 4,5000 7,674 4,191 2,721 1,952 1,506 1,064 4,7500 8,980 4,878 3,153 2,255 1,734 1,216 5,0000 10,310 5,577 3,591 2,560 1,961 1,365 Tabelle 4.4: Zeit t2 in ns Tabelle 4.4 zeigt die Zeit t2 bis zum Leiten der p-Kanal-Transistoren. Das Kippen der ru¨ckgekoppelten Inverter und das Verhalten der Spannung ∆Vlr2 wird in Abbildung 4.12 gezeigt. 73 -4 -2 0 2 4 0 5e-09 1e-08 1,5e-08 2e-08 2,5e-08 lo g(| D V lr2 |) , |DV lr2 | in V Zeit in s Vuv=2,0V 2,5V 3,0V 3,5V 4,0V 5,0V Abbildung 4.12: |∆Vlr2(t)| bei Vdda = 5V 4.3.2 Arbeitspunktwahl durch gekoppelte Kapazita¨ten Im Gegensatz zum vorigen Fall sind die Precharge-Spannungen jetzt gleich (Vdda = Vddb = Vdd) und die Arbeitspunkteinstellung erfolgt u¨ber die Spannungen Vcl und Vcr. Precharge-Phase Die Precharge-Transistoren sind aktiv und schalten damit alle Transistoren der Inverter in den Aus-Zustand. Die Steuerkondensatoren werden aufgeladen (Abbildung 4.13a). Wenn diese Phase durch die Abschaltung der Precharge-Transistoren beendet wird, dann verbleibt auf allen Kondensatoren eine Rauschladung. Die parasita¨ren Kapazita¨ten sind gleich wie im letzten Abschnitt. Die Kondensatoren Cl0 und Cr0 haben eine Kapazita¨t von ungefa¨hr 100fF. Entladungsphase I Der MAGFET wird aktiv geschaltet, indem seine Gate-Spannung eingeschaltet wird. Durch die Drainstro¨me werden die Steuerkondensatoren entladen (Abbildung 4.13b). Die Gleichungen fu¨r die Drainstro¨me des MAGFETs sind gleich wie im vorigen Fall (Gleichungen 4.3 bis 4.4). Die p-Kanal-Transistoren an den Kondensatoren Cl0 und Cr0 befinden sich im linearen Bereich. Entladungsphase II Die n-Kanal-MOSFETs werden ab dem Zeitpunkt t=t1 aktiv (Abbildung 4.14c). Je nach Spannungsdifferenz der Knoten L1 und R1 wird das fast gleichzeitig erfolgen. Die 74 (a) (b) C l1 C l0 L0 C l2 C r1 C r0 R0 C r2 V dd V dda V cl V preq I cl R2 L1 V ddb V preq V cr I cr R1 L2 L0 C l1 C r1 C r0 C l0 R0 L1 R1 V cr V cl V uv Abbildung 4.13: a) Precharge-Phase, b) Entladungsphase I Gleichungen fu¨r Inl und Inr ko¨nnen vom vorigen Abschnitt (Gleichungen 4.5 und 4.6) u¨bernommen werden. Entscheidungsphase Zum Zeitpunkt t=t2 werden die Inverter komplett aktiv und beginnen zu kippen (Ab- bildung 4.14d). Auch in diesem Fall wird eine SPICE-Simulation der aus dem Layout extrahierten Netz- liste durchgefu¨hrt. Abbildung 4.15 zeigt die Simulation fu¨r Vuv=3,0V, Vcl=2,5V und bei B=11,7mT. Dabei werden die n-MOSFETs zum Zeitpunkt t1=2,3ns aktiv, die p- MOSFETs zum Zeitpunkt t2=5,2ns. Die Schaltung ist nach ungefa¨hr 18ns vollsta¨ndig gekippt. Wie schon im vorigen Fall ist fu¨r das Kippen der Inverter die Differenzspannung ∆Vlr2 = L2− R2 zum Zeitpunkt t2 wichtig, wenn die p-Kanal-MOSFETs zu leiten be- ginnen. Als Parameter ist in diesem Fall die Steuerspannung Vcl vorhanden. Fu¨r sie gilt Vcl ≈ Vcr. Die Quadrate der kT/C-Rauschbeitra¨ge der einzelnen Precharge-Transistoren ko¨nnen addiert werden. Daraus erha¨lt man eine einzige Rauschdifferenzspannung ∆Vlr2n, die zur weiteren Berechnung des Kippverhaltens dient. Die Rauschdifferenzspannung ist in Tabelle 4.5 fu¨r verschiedene Arbeitspunkte angegeben. Bezieht man den Betrag der durch das Magnetfeld hervorgerufenen Differenzspannung auf die Flussdichte des Magnetfelds, so ergibt sich wie im vorhergehenden Abschnitt die Relation η = ∆Vlr2m B Die Werte von η sind in der Tabelle 4.6 aufgelistet. In Tabelle 4.7 ist die Zeit t2 bis zum 75 (c) (d) L0 C l1 C r1 C r2 C r0 C l0 C l2 R0 L1 R1 V cr L2 R2 V uv V cl L0 C l1 C r1 C r2 C r0 C l0 C l2 R0 L1 R1 V cr V cl V dd V uv L2 R2 Abbildung 4.14: c) Entladungsphase II (t1t2) Vuv/V 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 5,0 Vcl/V 0,0 47,257 10,665 5,136 3,264 2,564 2,541 1,0 4,207 3,001 2,500 2,246 2,048 1,959 1,5 3,506 2,893 2,498 2,168 1,998 1,840 2,0 3,316 2,916 2,493 2,124 1,905 1,708 2,5 3,311 2,891 2,343 1,939 1,742 1,657 3,0 3,435 2,619 2,073 1,756 1,652 1,544 3,5 2,667 2,121 1,822 1,624 1,554 1,526 5,0 2,565 2,100 1,789 1,646 1,566 1,498 Tabelle 4.5: ∆Vlr2n in mV Vuv/V 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 5,0 Vcl/V 0,0 3,256 0,804 0,426 0,291 0,232 0,188 1,0 0,413 0,299 0,247 0,210 0,188 0,155 1,5 0,352 0,275 0,233 0,188 0,168 0,131 2,0 0,281 0,241 0,196 0,163 0,141 0,112 2,5 0,236 0,202 0,161 0,133 0,118 0,101 3,0 0,209 0,164 0,134 0,115 0,106 0,087 3,5 0,174 0,138 0,116 0,106 0,096 0,083 5,0 0,170 0,135 0,114 0,105 0,097 0,082 Tabelle 4.6: η/VT−1 fu¨r verschiedene Arbeitspunkte 76 0ns 5ns 10ns 15ns 20ns Vuv 0V 1V 2V L0 R0 5,0V 4,5V L1 R1 0V 5V L2 R2 0V 5V L2-R2 0V 5V log(L2-R2) -10 -5 0 Ipr PMOS leitet (t2) (Entscheidungsphase) Ipl 0A 50uA Inr Inl NMOS leitet (t1) (Entladungsphase II) 0A 50uA Imr Iml 0A 10uA 20uA 30uA 40uA Abbildung 4.15: SPICE-Simulation des Kippvorgangs, Arbeitspunkteinstellung durch Vcl und Vcr 77 Leiten der p-Kanal-Transistoren dargestellt. Die Abbildungen 4.16 und 4.17 zeigen das Kippverhalten der gekoppelten Inverter abha¨ngig von Vuv und Vcl. Vuv/V 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 5,0 Vcl/V 0,0 27,405 14,130 8,624 5,815 4,193 2,570 1,0 23,084 11,727 7,083 4,738 3,401 2,093 1,5 20,295 10,301 6,217 4,159 2,994 1,872 2,0 17,508 8,887 5,369 3,607 2,620 1,682 2,5 14,801 7,530 4,586 3,124 2,307 1,528 3,0 12,258 6,340 3,953 2,756 2,078 1,419 3,5 10,463 5,623 3,610 2,569 1,967 1,368 5,0 10,310 5,577 3,591 2,560 1,961 1,365 Tabelle 4.7: Zeit t2 in ns -4 -2 0 2 4 0 5e-09 1e-08 1,5e-08 2e-08 2,5e-08 lo g(| D V lr2 |) ,|D V lr2 | in V Zeit in s Vcl=0,0V 1,0V 1,5V 2,0V 2,5V 3,0V 3,5V 5,0V Abbildung 4.16: |∆Vlr2| in Abha¨ngigkeit von Vcl bei Vuv=3,0V 4.3.3 Rauschbehafteter Kippvorgang Unabha¨ngig von der Art der Arbeitspunkteinstellung kann das Kippen der gekoppelten Inverter ab dem Zeitpunkt t2 na¨herungsweise durch eine Exponentialgleichung beschrie- ben werden, die a¨hnlich der Gleichung 3.18 in Abschnitt 3.1.1 ist. Sie lautet ∆Vlr2(t) = ∆Vlr2(t2) · eG(t− t2) +λB ‡ eG(t− t2)−1 · . (4.11) Diese Gleichung gilt, solange noch alle Transistoren der ru¨ckgekoppelten Inverter in der Sa¨ttigung arbeiten. 78 -4 -2 0 2 4 0 5e-09 1e-08 1,5e-08 2e-08 2,5e-08 lo g(| D V lr2 |) , |DV lr2 | in V Zeit in s Vuv=2,0V 2,5V 3,0V 3,5V 4,0V 5,0V Abbildung 4.17: |∆Vlr2| in Abha¨ngigkeit von Vuv bei Vcl=2,5V Unabha¨ngig von der Art der Arbeitspunkteinstellung ko¨nnen nun die Ergebnisse aus Ab- schnitt 3.3.2 mit leichten Modifikationen auf den realisierten Sensor u¨bertragen werden. Dabei werden folgende Vereinfachungen gemacht: • Alle Anfangswerte beziehen sich auf den Zeitpunkt t2, an dem beide Inverter aktiv sind. • Der Faktor G wird als konstant angenommen und durch eine SPICE-Simulation ermittelt. • Der Faktor λ wird als konstant angenommen (MAGFET in der Sa¨ttigung) und durch eine SPICE-Simulation bestimmt. • Die Rauschdifferenzspannung g wird wa¨hrend des Kippens als konstant angenom- men und durch eine SPICE-Simulation bestimmt. • Der Mittelwert der Spannung ∆Vlr2 zum Zeitpunkt t2 ist gleich ∆Vlr2m • Die Standardabweichung der Spannung ∆Vlr2 zum Zeitpunkt t2 ist gleich ∆Vlr2n Mit diesen Vereinfachungen wird folgende Differentialgleichung a¨hnlich zu 3.73 aufge- stellt. d∆Vlr2(t) dt = G∆Vlr2(t) + GλB + p Gg2ξ(t) (4.12) Der Faktor g berechnet sich in diesem Fall zu g = √ 2 · q u2n2, (4.13) 79 wobei die Rauschspannung un2 an den Knoten L2 und R2 durch eine SPICE-Simulation bestimmt wird und in Tabelle 4.8 angegeben ist. Die Faktoren G und λ werden ebenfalls mit SPICE bestimmt und sind in den Tabellen 4.9 bis 4.12 aufgelistet. Vuv 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0q u2n2/mV 1,746 1,669 1,575 1,484 1,414 1,407 1,402 Tabelle 4.8: q u2n2 mit SPICE ermittelt Vuv/V 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 5,0 Vdda/V 4,0000 0,683 0,900 1,204 1,702 1,943 2,256 4,2500 0,440 0,670 0,996 1,263 1,471 1,664 4,5000 0,436 0,632 0,932 1,154 1,366 1,555 4,7500 0,403 0,611 0,880 1,110 1,299 1,502 5,0000 0,392 0,606 0,874 1,095 1,267 1,471 Tabelle 4.9: G/(109s−1) Vuv/V 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 5,0 Vcl/V 0,0 0,313 0,473 0,692 0,901 1,103 1,313 1,0 0,369 0,544 0,750 0,997 1,137 1,350 1,5 0,371 0,549 0,760 1,000 1,164 1,372 2,0 0,379 0,547 0,778 0,999 1,169 1,405 2,5 0,384 0,559 0,791 1,034 1,198 1,439 3,0 0,391 0,575 0,813 1,070 1,235 1,483 3,5 0,397 0,598 0,837 1,081 1,284 1,466 5,0 0,392 0,606 0,874 1,095 1,267 1,471 Tabelle 4.10: G/(109s−1) Die Lo¨sung von Gleichung 4.12 lautet fu¨r t>t2 p(∆Vlr2, B, t) = 1r pi2u2n2 ‡¡ 1 + ∆V 2lr2n / u 2 n2 ¢ e2G(t− t2)−1 · e−z (4.14) mit z = ‡ ∆Vlr2 − (η + λ)BeG(t− t2) + λB ·2 2u2n2 ‡¡ 1 + ∆V 2lr2n / u 2 n2 ¢ e2G(t− t2)−1 · . (4.15) Dieses Verhalten ist in den Abbildungen 4.18 und 4.19 fu¨r Vuv=3,0V, Vcl=2,5V und B=10mT gezeigt. 80 Vuv/V 2,0 2,25 2,5 2,75 3,0 3,25 3,5 3,75 4,0 Vdda/V 4,0000 0,785 2,091 1,719 2,083 2,125 1,824 1,567 1,839 2,122 4,5000 3,493 4,566 5,723 5,873 5,314 5,558 6,556 6,886 7,394 5,0000 3,047 2,865 4,743 5,570 5,175 5,870 6,762 7,361 8,841 Tabelle 4.11: λ · 103/VT−1 Vuv/V 2,0 2,25 2,5 2,75 3,0 3,25 3,5 3,75 4,0 Vcl/V 0,0 0,613 0,811 1,001 1,035 1,093 1,224 1,546 1,622 2,297 0,5 0,200 0,317 0,458 0,627 0,889 1,249 1,348 2,032 2,891 1,0 0,082 0,245 0,510 0,821 1,223 1,685 1,875 2,852 4,019 1,5 0,188 0,522 0,970 1,446 2,081 2,580 2,991 3,980 5,311 2,0 0,372 1,046 1,876 2,281 3,050 3,298 4,561 5,563 6,937 2,5 0,806 1,682 3,052 3,542 4,399 4,476 5,482 7,175 7,920 3,0 1,740 2,671 4,384 4,687 5,603 6,943 6,359 7,916 8,786 Tabelle 4.12: λ · 103/VT−1 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 -0,02 -0,01 0 0,01 0,02 0,03 0,04 p(D V lr2 , B ,t) D Vlr2 in V t=t2 t=t2+1ns t=t2+2ns t=t2+3ns Abbildung 4.18: Wahrscheinlichkeitsdichte p(∆Vlr2, B, t) 81 00,2 0,4 0,6 0,8 1 -0,02 -0,01 0 0,01 0,02 0,03 0,04 P D Vlr2 in V t=t2 t=t2+1ns t=t2+2ns t=t2+3ns Abbildung 4.19: Kumulierte Wahrscheinlichkeit Betrachtet man die Stufe als gekippt, wenn |∆Vlr2| ≥ Vr, so ergeben sich die Wahr- scheinlichkeiten der Einsen, der Nullen und des metastabilen Zustands zu P1(B, t) = ∞Z ∆Vr p(∆Vlr2, B, t) d∆Vlr2 = 0, 5− Φ0 ˆ ∆Vr − (η + λ)BeG(t− t2) + λBr u2n2 ‡¡ 1 + ∆V 2lr2n / u 2 n2 ¢ e2G(t− t2)−1 · ! (4.16) P0(B, t) = −∆VrZ −∞ p(∆Vlr2, B, t) d∆Vlr2 = 0, 5 + Φ0 ˆ −∆Vr − (η + λ)BeG(t− t2) + λBr u2n2 ‡¡ 1 + ∆V 2lr2n / u 2 n2 ¢ e2G(t− t2)−1 · ! (4.17) Pmeta(B, t) = 1− P1(B, t)− P0(B, t). (4.18) Fu¨r Zeiten kleiner als t2 ist P1(B, t)=0, P0(B, t)=0 und Pmeta(B, t)=1. Abbildung 4.20 zeigt das Verhalten der Wahrscheinlichkeiten fu¨r den Fall Vuv = 3, 0V, Vcl = 2, 5V und B = 10mT. Lo¨st man die letzte Gleichung nach t auf und setzt man B=0T, so erha¨lt 82 00,2 0,4 0,6 0,8 1 0 5e-09 1e-08 1,5e-08 2e-08 2,5e-08 P( t) Zeit in s P1(t)P0(t)Pmeta(t) Abbildung 4.20: Wahrscheinlichkeiten P1, P0 und Pmeta fu¨r B=10mT man die Zeit tr bis zum Erreichen einer bestimmten Metastabilita¨tswahrscheinlichkeit Perr. tr = 1 2G ln ˆ 1 u2n2 + ∆V 2 lr2n · µ u2n2 + ∆V 2r‡ Φ−10 ¡ 0, 5 · Pmeta(t) ¢·2 ¶! (4.19) Hat die Schaltung genug Zeit, um vollsta¨ndig zu kippen, so geht Pmeta gegen Null und P1 und P0 ergeben sich zu P1(B) = 0, 5 + Φ0 ˆ (η + λ) ·Bq u2n2 + ∆V 2 lr2n ! (4.20) P0(B) = 0, 5− Φ0 ˆ (η + λ) ·Bq u2n2 + ∆V 2 lr2n ! . (4.21) Abbildung 4.21 zeigt P1 und P0 im vollsta¨ndig gekippten Zustand in Abha¨ngigkeit vom Magnetfeld fu¨r Vuv = 3, 0V und Vcl = 2, 5V. Vergleicht man diese Abbildung mit der entsprechenden Abbildung 3.29 aus Abschnitt 3.3.3, so kann man sehen, dass die Emp- findlichkeit des realisierten Sensors wesentlich gro¨ßer ist, als die Empfindlichkeit des einfach ru¨ckgekoppelten Inverters. Ist bei der Detektion eines digitalen Magnetfeldsignals mit ±B die Wahrscheinlichkeit fu¨r das Auftreten von Nullen und Einsen gleich und legt man die Schwelle zur Detektion 83 00,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 -0,03 -0,02 -0,01 0 0,01 0,02 0,03 P B in T P1P0 Abbildung 4.21: Wahrscheinlichkeiten P1 und P0 im gekippten Zustand genau in die Mitte, so erha¨lt man die Fehlerwahrscheinlichkeit nach Gleichung 2.78 zu Perr(B) = 0, 5− Φ0 ˆ (η + λ) · |B|q u2n2 + ∆V 2 lr2n ! . (4.22) Wie bereits beim einfach ru¨ckgekoppelten Inverter aus Kapitel 3.1 kann auch hier der Empfindlichkeitsfaktor α definiert werden. Er lautet α = η + λq u2n2 + ∆V 2 lr2n , (4.23) und mit ihm betra¨gt die Fehlerwahrscheinlichkeit Perr(B) = 0, 5− Φ0 µ α · |B| ¶ . (4.24) Abbildung 4.22 zeigt die Abha¨ngigkeit der Fehlerwahrscheinlichkeit von der Flussdich- te B in einem festen Arbeitspunkt (Vuv=3,0V, Vcl=2,5V). Die Tabellen 4.14 und 4.13 listen den Faktor α fu¨r verschiedene Arbeitspunkte auf, die Tabellen 4.16 und 4.15 die Fehlerwahrscheinlichkeit fu¨r B=10mT. 84 Vuv/V 2,0 2,25 2,5 2,75 3,0 3,25 3,5 3,75 4,0 Vdda/V 4,0 12,77 12,41 11,58 10,93 11,03 10,11 8,94 9,14 9,70 4,5 38,60 33,99 36,04 34,62 33,07 32,65 33,30 31,86 32,43 5,0 55,62 51,27 51,95 51,77 50,13 49,30 50,34 48,09 50,30 Tabelle 4.13: Faktor α in T−1 Vuv/V 2,0 2,25 2,5 2,75 3,0 3,25 3,5 3,75 4,0 Vcl/V 0,0 68,88 55,46 74,53 77,05 79,51 81,30 81,49 79,12 80.00 0,5 80,05 92,35 83,26 84,65 78,65 83,47 83,55 82,06 80,05 1,0 90,65 90,78 87,32 78,73 83,94 77,07 78,58 76,81 77,25 1,5 90,00 85,01 82,69 78,08 79,59 73,92 72,84 69,86 70,71 2,0 75,03 74,09 72,34 68,24 67,49 64,92 64,57 62,49 62,49 2,5 63,33 62,25 61,53 58,89 58,71 55,22 56,77 57,38 55,97 3,0 54,75 53,01 54,06 52,38 53,44 55,35 52,83 52,48 52,57 Tabelle 4.14: Faktor α in T−1 Vuv/V 2,0 2,25 2,5 2,75 3,0 3,25 3,5 3,75 4,0 Vdda/V 4,0 0,449 0,451 0,454 0,457 0,456 0,460 0,464 0,464 0,461 4,5 0,350 0,367 0,359 0,365 0,370 0,372 0,370 0,375 0,373 5,0 0,289 0,304 0,302 0,302 0,308 0,311 0,307 0,315 0,307 Tabelle 4.15: Fehlerwahrscheinlichkeit fu¨r B=10mT, Arbeitspunkteinstellung durch Precharge-Spannungen Vuv/V 2,0 2,25 2,5 2,75 3,0 3,25 3,5 3,75 4,0 Vcl/V 0,0 0,245 0,290 0,228 0,221 0,213 0,208 0,208 0,214 0,212 0,5 0,212 0,178 0,203 0,199 0,216 0,202 0,202 0,206 0,212 1,0 0,182 0,182 0,191 0,216 0,201 0,220 0,216 0,221 0,220 1,5 0,184 0,198 0,204 0,217 0,213 0,230 0,233 0,242 0,240 2,0 0,227 0,229 0,235 0,247 0,250 0,258 0,259 0,266 0,266 2,5 0,263 0,267 0,269 0,278 0,279 0,290 0,285 0,283 0,288 3,0 0,292 0,298 0,294 0,300 0,296 0,290 0,299 0,300 0,300 Tabelle 4.16: Fehlerwahrscheinlichkeit fu¨r B=10mT, Arbeitspunkteinstellung durch ge- koppelte Kapazita¨ten 85 00,05 0,1 0,15 0,2 0,25 0,3 0,35 0,4 0,45 0,5 0 0,005 0,01 0,015 0,02 0,025 0,03 0,035 0,04 0,045 0,05 P e rr B in T Perr Abbildung 4.22: Fehlerwahrscheinlichkeit in Abha¨ngigkeit von B 4.4 Arbeitspunkteinstellung mit Lo¨ffelschaltung Um den Arbeitspunkt dynamisch einstellen zu ko¨nnen, wird in der vorliegenden Ar- beit eine sogenannte Lo¨ffelschaltung verwendet. Sie besteht aus einem Kondensator CS, der durch kleine Ladungspakete geladen oder entladen wird. Diese Ladungspakete sind in den parasita¨ren Kapazita¨ten der seriellen MOS-Transistoren gespeichert. Abbildung 4.23 zeigt links die seriellen MOSFETs. Die Schaltung nach Abbildung 4.7 wird dann an den Knoten L1 und R1 angeschlossen. Je nach Auswahl DL=1, DUQ=0 oder DL=0, C ni C s C l 0 C r 0 C pi C po C no V cr SCIQ DUQ SCOQ SCI DL SCO V ch R1 L1 2/1 2/1 2/1 2/1 2/1 2/1 2/1 2/1 2/1 2/1 V dd 263fF(D) V cl 864fF 105fF 100fF V cs L0 R0 V preq 267fF(D) Abbildung 4.23: Arbeitspunkteinstellung durch Lo¨ffelschaltung DUQ=1 und der entsprechenden Spannung an den Knoten Vch und Vcl wird eine Ladung 86 in den Speicherkondensator CS u¨bertragen. Die Gro¨ße der Ladungspakete wird durch die beiden externen Spannungen Vch und Vcl festgelegt. Im einfachsten Fall ist Vch=VDD und Vcl=0V. Die Schaltspannungen SCI, SCO, SCIQ und SCOQ bilden ein nichtu¨ber- lappendes Taktsystem nach Bild 4.24. SCI SCIQ SCO SCOQ DL DUQ Ladungspaket Q h Ladungspaket Q l Abbildung 4.24: Nichtu¨berlappendes Taktsystem fu¨r die Lo¨ffelschaltung Ein u¨bertragenes Ladungspaket berechnet sich unter der Annahme Vcl ≤ Vcs ≤ Vch und Cpar = Cpi + Cpo fu¨r DUQ=0 und DL=1 zu ∆Qh = (Vch − Vcs)Cpar (4.25) und mit Cpar = Cni + Cno fu¨r DUQ=1 und DL=0 zu ∆Ql = (Vcl − Vcs)Cpar. (4.26) Im zweiten Fall ist ∆Q negativ. Die Spannung am Speicherkondensator CS vera¨ndert sich abha¨ngig vom Verha¨ltnis Cpar zu CS. ∆Vcs = Vcs0 + ∆Q CS (4.27) Abbildung 4.25 zeigt eine SPICE-Simulation. Zum Abschalten der Lo¨ffelschaltung werden alle seriellen MOSFETs eingeschaltet und Vcl mit Vch verbunden. Dann kann der Arbeitspunkt direkt u¨ber die Spannungen Vcl und Vcr von außen eingestellt werden. 4.5 Sensorarrays 4.5.1 Layout der Sensorarrays Wie schon am Anfang dieses Kapitels erwa¨hnt, wurden die Arrays auf minimalen Ab- stand layoutet. Es wurden 10 Sensoren in einem Array nebeneinander platziert. Die 87 0us 2us 4us 6us 8us 10us 12us SCI 0V 5V SCIQ 0V 5V SCO 0V 5V SCOQ 0V 5V DL 0V 5V DUQ 0V 5V Ucs 2.5V Abbildung 4.25: SPICE-Simulation der Lo¨ffelschaltung Abbildungen 4.27 und 4.28 zeigen die Anordnung der MAGFETs in den Arrays. Weil aufgrund der Design-Rules die ru¨ckgekoppelten Inverter mehr Platz in der Breite brau- chen, werden sie beidseitig angeordnet. Dadurch ko¨nnen auch die MAGFETs in mini- malem Abstand voneinander angebracht werden. Da die Breite der gekoppelten Inverter 13, 5µm betra¨gt, ist der Abstand der MAGFETs 6, 75µm. Das Layout des MAGFETs zeigt Abbildung 4.26. Die Lo¨ffelschaltungen zur Arbeitspunkteinstellung schließen sich an die gekoppelten Inverter an. Sie sind im oberen Teil der Abbildung 4.29 zu erkennen. Gate2; 0m Drain R Drain L 4; 75m1m Source 1; 25m 4; 5m Abbildung 4.26: MAGFET-Dimensionierung 88 gekoppelte Inverter Arbeitspunkteinstellung mit Loeffelschaltung Ausleselogik MAG FET 13,5um Abbildung 4.27: Schema der beidseitigen Sensoranordnung MAGFETs Cr Cr gekoppelte Inverter gekoppelte Inverter Abbildung 4.28: Teilansicht des Layouts eines MAGFET-Arrays 89 MAGFETs gekoppelte Inverter Cr Cl Cs Loeffel- schaltung Abbildung 4.29: Komplette Layoutdarstellung einer Seite 90 Abbildung 4.30: Array-Layout 91 4.5.2 Kopplungen zwischen Array-Elementen Zwischen den einzelnen Array-Elementen kann ein U¨bersprechen stattfinden. Bedingt durch die Sidewall-Kapazita¨ten der Metall- und Poly-Lagen und auch durch das ge- meinsame Substrat werden Ladungen zwischen zwei nebeneinanderliegenden Sensoren ausgetauscht. Dabei mu¨ssen zwei Anteile unterschieden werden. Zu Beginn der Eva- luierungsphase werden alle Knoten von der Precharge-Spannung bis zu einer gewissen Plateau-Spannung gezogen. Sind die Koppelkapazita¨ten zu den beiden benachbarten Sensoren unterschiedlich, so entsteht dadurch bereits eine Spannungsdifferenz, die den spa¨teren Kippvorgang beeinflusst. Allerdings ist dieser Anteil nur minimal abha¨ngig vom Magnetfeldsignal und kann deshalb durch die Arbeitspunktregelung ausgeglichen werden. Der zweite Anteil wird relevant, wenn das eigentliche Kippen der Sensoren aus der Plateauphase heraus erfolgt. Dieses Kippen ist magnetfeldabha¨ngig und bewirkt die Einkopplung einer Ladung in den Nachbarsensor. Falls dieser Sensor sich noch in der Entscheidungsphase befindet und daher noch nicht gekippt ist, kann das seine Kippwahr- scheinlichkeit in die eine oder andere Richtung beeinflussen. Beim Design der Sensoren ist deshalb wu¨nschenswert, dass die außenliegenden Metall- bzw. Poly-Leitungen mo¨g- lichst statische Signale wie Vdd oder Vss sind. Aufgrund der geforderten mimimalen Breite war das meist nicht mo¨glich. 4.6 Blockschaltbild des Sensor-Chips Abbildung 4.31 zeigt ein Blockschaltbild des gesamten Sensor-Chips. Alle internen Tak- te werden aus einem extern eingespeisten Systemtakt MCLK generiert. Die internen Register werden u¨ber einen Bus (DCLK, DDAT) angesteuert. Die Ausgangsdaten ste- hen auf einem 8 bit breiten Bus (MDAT<7:0>) zur Verfu¨gung. Der programmierbare GPO-Ausgang kann zur Synchronisierung verwendet werden. Ein Foto des Chips zeigt Abbildung 4.32. Darauf sind in der Mitte rechts die Sensorarrays zu erkennen. Links ist die synthetisierte Semicustom-Logik zur Ansteuerung und zum Auslesen der Daten zu sehen. 92 MDAT<7:0> GPO MCLK DCLK DIN Analogspannungen externe Einzelsensoren Ausgangsstufe Kontrollregister Takterzeugungeinstellung AuswertelogikMulti- plexer Sensorarray Sensorarray Sensorarray Sensorarray Arbeitspunkt- Abbildung 4.31: Blockschaltbild des Chips 93 Abbildung 4.32: Foto des Sensor-Chips 94 Kapitel 5 Ergebnisse der Messungen 5.1 Sensitivita¨t der MAGFETs Auf dem realisierten Chip wurden mehrere MAGFETs implementiert, deren Kenndaten von außen gemessen werden ko¨nnen. Die Sensitivita¨t des in Bild 4.26 gezeigten MAG- FETs wurde durch Messreihen ermittelt.1 Bei Vuv=2,5 V und einer Temperatur von 298 K betra¨gt sie S ′ = ∆ID ID ·B = 0, 0075 · T −1 (5.1) mit einer Genauigkeit von ±5 · 10−4/T. Sie liegt damit etwas unter den in der Literatur genannten Werten fu¨r gro¨ßere MAGFETs [59, 70]. Das ist aber durch die minimale, nur durch die Designrules limitierte Dimensionierung nicht anders zu erwarten. Der Drain- Degradationsfaktor ist deshalb entsprechend hoch (siehe Gleichung 2.32). Mit der Messung des Drain-Stroms des MAGFETs in der Sa¨ttigung wurde aus der Gleichung Idm = 1 2 βm(Vuv − Vt)2 (5.2) die Gro¨ße βm bestimmt. Sie betra¨gt βm = 70 · 10−6 A V2 . (5.3) Nach den Gleichungen 4.3 und 4.4 ergeben sich die magnetfeldabha¨ngigen Gro¨ßen βml und βmr fu¨r den MAGFET zu βml = 0, 5 · ‡ 70 · 10−6 − 2, 625 · 10−7B T · A V2 (5.4) βmr = 0, 5 · ‡ 70 · 10−6 + 2, 625 · 10−7B T · A V2 . (5.5) 1Sofern nicht anders angegeben gelten fu¨r alle gemesssenen Gro¨ßen folgende Messfehler: ID und ∆ID: ±0, 01µA, B: ±100µT, Vuv, Vcr, Vcl, Vdda, Vddb: ±2mV, T : ±1K 95 00,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 -0,02 -0,015 -0,01 -0,005 0 0,005 0,01 0,015 0,02 P 1 D Vddb-D Vddb0,5 Vuv=3,0V, Vdda=4,0VVuv=3,0V, Vdda=4,5VVuv=3,0V, Vdda=5,0VVuv=3,5V, Vdda=4,0VVuv=3,5V, Vdda=4,5VVuv=3,5V, Vdda=5,0V Abbildung 5.1: Arbeitspunktverschiebung durch ∆Vddb −∆Vddb0,5 5.2 Arbeitspunkteinstellung Bei den nachfolgenden Messungen wurde der Arbeitspunkt der Sensorarrays immer durch a¨ußere Steuerspannungen eingestellt. Durch die externen Spannungen konnte der Arbeitspunkt viel pra¨ziser eingestellt werden, als es u¨ber die interne Arbeitspunktein- stellung mo¨glich gewesen wa¨re. Aufgrund eines Designfehlers war außerdem die interne Arbeitspunkteinstellung mit der Lo¨ffelschaltung nur eingeschra¨nkt verwendbar. Die Mes- sungen wurden, soweit nicht anders angegeben, bei der Frequenz f = 14, 32MHz durch- gefu¨hrt. Die resultierende chipinterne Precharge-Dauer ist dabei gleich der Auswertungs- zeit 35ns. In einer Messung werden jeweils die Werte von n=1022 aufeinanderfolgenden Kippvorga¨ngen ausgelesen und summiert. Dann bestimmt sich die Wahrscheinlichkeit fu¨r eine ’0’ als Ergebnis der gekippten Stufe durch P0 = n0/n und die Wahrscheinlichkeit fu¨r eine ’1’ durch P1 = n1/n. Der metastabile Zustand kann im Moment vernachla¨ssigt werden. In Abschnitt 5.8 wird speziell auf ihn eingegangen. Als erstes soll die Abha¨ngigkeit der Wahrscheinlichkeit von den Arbeitspunktspannungen dargestellt werden. Ohne angelegtes Magnetfeld ergeben sich fu¨r die Arbeitspunktein- stellung mittels Vdda und Vddb die in Bild 5.1 dargestellten Kurven. Auf der x-Achse ist die Abweichung der Spannung Vddb vom symmetrischen Arbeitspunkt (P0 = P1 = 0, 5) dargestellt, auf der y-Achse der Mittelwert von P1. Abbildung 5.2 zeigt dasselbe fu¨r die Arbeitspunkteinstellung mit Vcr und Vcl. Dargestellt ist auf der x-Achse die Verschiebung der Spannung Vcl bezu¨glich des Punktes P0 = 0, 5. Die Beziehungen ko¨nnen in der Na¨he des symmetrischen Arbeitspunkts durch eine 96 00,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 -0,004 -0,002 0 0,002 0,004 P 1 D Vcr-D Vcr0,5 in V Vuv=2,5V, Vcr=2,0VVuv=2,5V, Vcr=2,5VVuv=2,5V, Vcr=3,0VVuv=3,0V, Vcr=2,0VVuv=3,0V, Vcr=2,5VVuv=3,0V, Vcr=3,0VVuv=3,5V, Vcr=2,0VVuv=3,5V, Vcr=2,5VVuv=3,5V, Vcr=3,0V Abbildung 5.2: Arbeitspunktverschiebung durch ∆Vcr −∆Vcr0,5 lineare Gleichung angena¨hert werden. ∆P1 ≈ (∆Vddb −∆Vddb0,5) · −26 V (5.6) ∆P0 ≈ (∆Vcr −∆Vcr0,5) · −114 V (5.7) Die Konstanten -26 und -144 wurden dabei aus der Regressionsgeraden bestimmt. Ein Rauschen auf den Spannungen Vdda, Vddb, Vcl und Vcr hat damit direkten Einfluss auf die Wahrscheinlichkeitsverteilung. Wie stark die Arbeitspunkte zwischen den einzelnen Kana¨len voneinander abweichen zeigt Tabelle 5.1. 2 Vcl Vcr Kanal 1 2,7197 V 2,5 V Kanal 2 2,7380 V 2,5 V Kanal 3 2,5818 V 2,5 V Kanal 4 2,7490 V 2,5 V Kanal 5 2,6892 V 2,5 V Kanal 6 2,7441 V 2,5 V Kanal 7 2,5696 V 2,5 V Kanal 8 2,4585 V 2,5 V Tabelle 5.1: Arbeitspunkte nebeneinander liegender Kana¨le 2Messgenauigkeit ±1, 5µV 97 5.3 Bestimmung der Magnetfeldkennlinien Werden die Sensoren mit ihrem Arbeitspunkt so eingestellt, dass sie ohne Magnetfeld in beide Richtungen mit gleicher Wahrscheinlichkeit kippen (P1 = P0 = 0, 5), so bewirkt ein von außen angelegtes Magnetfeld eine Vera¨nderung der Wahrscheinlichkeiten. Bei der Messung von digitalen Magnetfeldern, die mit B und −B symmetrisch um den Null- punkt liegen, gibt es zwischen den beiden Zusta¨nden eine Wahrscheinlichkeitsdifferenz von ∆P=P1+ − P1−. Legt man die Entscheidungsschwelle nach Gleichung 2.76 genau in die Mitte, d.h. auf B=0T, so kann man die Fehlerwahrscheinlichkeit Perr fu¨r eine Ent- scheidung bestimmen. Der Faktor α beschreibt die A¨nderung der Wahrscheinlichkeit in Abha¨ngigkeit vom Magnetfeld. α = ∆P B (5.8) Damit ist Perr = 0, 5− Φ0(|α ·B|). (5.9) Die Tabellen 5.2 und 5.3 zeigen die gemessenen Fehlerwahrscheinlichkeiten bei Raum- temperatur. Zum Vergleich dazu sind in den Tabellen 5.4 und 5.5 die theoretischen Fehlerwahrscheinlichkeiten nach Gleichung 4.22 berechnet. Vuv/V 2,0 2,5 2,75 3,0 3,25 3,5 3,75 4,0 Vdda/V 4,0 0,460 0,467 0,464 0,459 0,461 0,470 0,486 0,491 4,5 0,445 1) 0,450 0,436 0,424 0,439 0,475 0,484 5,0 0,461 1) 1) 0,438 0,422 0,416 0,451 0,485 1) kein Messwert vorhanden Tabelle 5.2: Gemessene Fehlerwahrscheinlichkeit fu¨r Perr=±5,47mT, Arbeitspunkt- Einstellung durch Vdda und Vddb Vuv/V 2,50 2,75 3,00 3,25 3,50 3,75 4,00 Vcl/V 0,0 1) 0,409 0,396 0,437 0,399 0,373 0,396 0,5 0,371 0,388 0,376 0,398 0,350 0,352 0,442 1,0 0,416 0,345 0,397 0,404 0,359 0,435 0,483 1,5 0,382 0,406 0,443 0,358 0,349 0,390 0,432 2,0 0,453 0,470 0,430 0,374 0,363 0,481 0,482 2,5 0,482 0,473 0,414 0,337 0,382 0,480 0,466 3,0 0,475 0,442 0,385 0,491 0,408 0,491 0,492 1) kein Messwert vorhanden Tabelle 5.3: Gemessene Fehlerwahrscheinlichkeit fu¨r Perr = ±5, 47mT, Arbeitspunktein- stellung durch Vcl und Vcr Es zeigt sich, dass die Messwerte in einigen Bereichen gut mit den theoretischen Wer- ten u¨bereinstimmen. Bei der Arbeitspunkteinstellung durch die Precharge-Spannungen 98 Vuv/V 2,0 2,25 2,5 2,75 3,0 3,25 3,5 3,75 4,0 Vdda/V 4,0 0,472 0,473 0,475 0,476 0,476 0,478 0,480 0,480 0,479 4,5 0,416 0,426 0,422 0,425 0,428 0,429 0,428 0,431 0,430 5,0 0,381 0,390 0,388 0,389 0,392 0,394 0,392 0,396 0,392 Tabelle 5.4: Perr fu¨r B=5,47mT nach Gleichung 4.22, Arbeitspunkt-Einstellung durch Vdda und Vddb Vuv/V 2,0 2,25 2,5 2,75 3,0 3,25 3,5 3,75 4,0 Vcl/V 0,0 0,353 0,381 0,342 0,337 0,332 0,328 0,328 0,333 0,331 0,5 0,331 0,307 0,324 0,322 0,334 0,324 0,324 0,327 0,331 1,0 0,310 0,310 0,316 0,333 0,323 0,337 0,334 0,337 0,336 1,5 0,311 0,321 0,326 0,335 0,332 0,343 0,345 0,351 0,349 2,0 0,341 0,343 0,346 0,354 0,356 0,361 0,362 0,366 0,366 2,5 0,364 0,367 0,368 0,374 0,374 0,381 0,378 0,377 0,380 3,0 0,382 0,386 0,384 0,387 0,385 0,381 0,386 0,387 0,387 Tabelle 5.5: Perr fu¨r B=5,47mT nach Gleichung 4.22, Arbeitspunkt-Einstellung durch Vcl und Vcr Vuv/V 2,0 2,5 2,75 3,0 3,25 3,5 3,75 4,0 Vdda/V 4,0 18,31 15,01 16,66 18,83 17,87 13,82 6,61 4,22 4,5 25,37 1) 23,02 29,41 35,18 28,03 11,38 7,53 5,0 17,78 1) 1) 28,37 35,98 38,67 22,33 7,07 1) kein Messwert vorhanden Tabelle 5.6: Messwerte fu¨r α/T−1 Vuv/V 2,5 2,75 3,0 3,25 3,5 3,75 4,0 Vcl/V 0,0 1) 42,22 48,28 29,13 46,92 59,16 48,12 0,5 60,07 52,08 57,92 47,05 70,46 69,54 26,61 1,0 38,65 72,80 47,57 44,58 66,22 29,90 7,59 1,5 55,06 43,68 26,26 66,32 70,72 51,06 31,15 2,0 21,64 13,66 32,13 58,51 63,94 8,50 8,40 2,5 8,40 12,52 39,81 76,92 55,03 8,97 15,40 3,0 11,47 26,72 53,37 4,06 42,47 4,30 3,84 1) kein Messwert vorhanden Tabelle 5.7: Messwerte fu¨r α/T−1 99 00,05 0,1 0,15 0,2 0,25 0,3 0,35 0,4 0,45 0,5 0 0,005 0,01 0,015 0,02 0,025 0,03 0,035 0,04 0,045 0,05 P e rr B in T Vcl=2,5V, Vuv=3,25VVcl=2,5V, Vuv=3,00VVcl=5,0V, Vuv=3,00V Abbildung 5.3: Gemessene Fehlerwahrscheinlichkeit in verschiedenen Arbeitspunkten sind die gemessenen Resultate bei Vdda=5,0V allerdings deutlich schlechter als theo- retisch vorhergesagt. Bei der Arbeitspunkteinstellung durch die gekoppelten Konden- satoren stimmen die Ergebnisse gut u¨berein, wenn die MAGFET-Gatespannung Vuv und die Steuerspannung Vcl im mittleren Bereich liegen. Dort liegt auch die minimale Fehlerwahrscheinlichkeit. Trotzdem gibt es noch einige Ausreißer, die nicht durch die Messunsicherheit erkla¨rt werden ko¨nnen. Einige Indizien deuten darauf hin, dass es sich dabei um Resonanzen handelt. Es zeigt sich, dass dabei die digitalen Ausgangsdaten oft alternieren, also korreliert sind. Dieser Effekt mu¨sste noch genauer untersucht werden. Abbildung 5.3 zeigt die gemessene Fehlerwahrscheinlichkeit in Abha¨ngigkeit vom Ma- gnetfeld bei Vuv=3,25V und Vcl=2,5V. Um das Verhalten der Sensoren bei digitalen Magnetfeldern noch etwas genauer zu untersuchen, erho¨hen wir jetzt die Zahl der Messungen. Es wird vorausgesetzt, dass die Messungen statistisch unabha¨ngig sind. Bei n Messungen und unter Vernachla¨ssigung der Metastabilita¨t ist dann nach Gleichung 2.47 der Mittelwert bei +B µn+ = n · P1+ (5.10) und bei −B µn− = n · P1−. (5.11) Die Formeln fu¨r P0 sind entsprechend. Wegen der Symmetrie ist P1− = 1− P1+. (5.12) 100 00,2 0,4 0,6 0,8 1 -0,3 -0,2 -0,1 0 0,1 0,2 0,3 P 0,5+n1/1022 Vuv=3,0V, Vdda=4,0VVuv=3,0V, Vdda=4,5VVuv=3,0V, Vdda=5,0VVuv=3,5V, Vdda=4,0VVuv=3,5V, Vdda=4,5VVuv=3,5V, Vdda=5,0V Abbildung 5.4: Wahrscheinlichkeitsintegral bei Arbeitspunkteinstellung mit Vdda und Vddb, B = ±5, 74mT Die Differenz der Mittelwerte betra¨gt dann ∆µn = µn+ − µn− = n · (2P1+ − 1). (5.13) In den Abbildungen 5.4 und 5.5 sind die normierten Verteilungen mit n=1022 Messungen fu¨r ein Magnetfeld mit B=±5, 47mT in verschiedenen Arbeitspunkten dargestellt. Es ist deutlich zu sehen, dass die Sensoren in unterschiedlichen Arbeitspunkten verschiedene Mittelwertdifferenzen ∆µ1022 aufweisen und dass auch die Standardabweichungen der Verteilungen differieren. Nach Gleichung 2.49 sollte die Standardabweichung bei 1022 Messungen und P1 = 0, 5 σ1022 = p nP1(1− P1) = p 1022 · 0, 5 · (1− 0, 5) = 15, 98 (5.14) betragen, was skaliert einen Wert von 15, 98/1022 = 0, 0156 bedeutet. Je nach Ar- beitspunkt sind die gemessenen Standardabweichungen bis zum Faktor 2,5 gro¨ßer. Fu¨r gro¨ßere n wird die Abweichung von der Binomialverteilung noch deutlicher. In den Ab- bildungen 5.6 und 5.7 ist die Abweichung von der Normalverteilung fu¨r 1022 kumulierte Messungen gezeigt. Es zeigt sich, dass die Abweichung gro¨ßer ist, wenn der Arbeitspunkt durch die gekoppelten Kondensatoren eingestellt wird. Tabelle 5.8 stellt die gemessenen Standardabweichungen den nach der Binomialverteilung erwarteten Werten gegenu¨ber. Ursache fu¨r diese Abweichungen ist, dass die einzelnen Kippvorga¨nge nicht unabha¨ngig voneinander sind. Es gibt dabei drei Mechanismen. 101 00,2 0,4 0,6 0,8 1 -0,3 -0,2 -0,1 0 0,1 0,2 0,3 P 0,5+n1/1022 Vuv=2,5V, Vcr=2,0VVuv=2,5V, Vcr=2,5VVuv=2,5V, Vcr=3,0VVuv=3,0V, Vcr=2,0VVuv=3,0V, Vcr=2,5VVuv=3,0V, Vcr=3,0VVuv=3,5V, Vcr=2,0VVuv=3,5V, Vcr=2,5VVuv=3,5V, Vcr=3,0V Abbildung 5.5: Wahrscheinlichkeitsintegral bei Arbeitspunkteinstellung mit Vcr und Vcl, B = ±5, 74mT 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 P P1,AP 0,08 0,29 0,52 0,76 0,97 binom Abbildung 5.6: Wahrscheinlichkeitsintegral in verschiedenen Arbeitspunkten, jeweils im Vergleich zur erwarteten Binomialverteilung, Arbeitspunkteinstellung durch gekoppelte Kapazita¨ten, Vcl=2,1V 102 00,2 0,4 0,6 0,8 1 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 P P1,AP 0,05 0,42 0,58 0,89 binom Abbildung 5.7: Wahrscheinlichkeitsintegral in verschiedenen Arbeitspunkten, jeweils im Vergleich zur erwarteten Binomialverteilung, Arbeitspunkteinstellung durch Precharge- Spannungen, Vddb=4,0V σ1 σ1022 1022 σ4088 4088 σ16352 16352 Binomial: 0,5000 0,01564 0,00782 0,00391 Vuv/V Vdda/V 3,00 4,00 0,4978 0,02536 0,01727 0,01201 3,00 4,50 0,4961 0,03469 0,02470 0,01818 3,00 5,00 0,4960 0,03082 0,02407 0,01980 3,50 4,00 0,4990 0,01803 0,01295 0,01057 3,50 4,50 0,4944 0,03412 0,02838 0,02512 3,50 5,00 0,4873 0,03898 0,03038 0,02590 Tabelle 5.8: normierte Standardabweichung σn/n 103 Erstens kann ein Kippvorgang durch Restladungen aufgrund von nicht vollsta¨ndigem Precharge vom vorangegangenen Kippen abha¨ngen. Damit erga¨be sich eine abha¨ngige Binomialverteilung wie sie im Abschnitt 2.4.2 beschrieben ist. Die zweite Ursache ist, dass der Mittelwert der Messungen nicht konstant ist sondern schwankt, bedingt durch die Precharge-Spannungen und die anderen Steuerspannungen, die ebenfalls rauschbehaftet sind. Als dritter Einflussfaktor kommt fu¨r lange Integrationszeiten das 1/f-Rauschen ins Spiel, das in Abschnitt 5.7 noch genauer betrachtet wird. Um in diesem Fall eine Aussage u¨ber die Fehlerwahrscheinlichkeit treffen zu ko¨nnen, ist es no¨tig, die Differenz der Mittelwerte und die Standardabweichung in Beziehung zu setzen. Dazu wird der Koeffizient αn (n = Anzahl der Einzelmessungen) definiert zu αn = ∆µn 2 B σn . (5.15) Mit Gleichung 2.78 kann man die Fehlerwahrscheinlichkeit fu¨r eine Entscheidung zwi- schen zwei verschiedenen Magnetfeldern berechnen, wenn die Entscheidungsschwelle µnd genau in der Mitte zwischen den beiden Mittelwerten liegt. µnd = (µn+ + µn−)/2 (5.16) Perr,n(B) = 0, 5− Φ0 ¡|αn ·B|¢ (5.17) In den Tabellen 5.9 und 5.10 sind die gemessenen Koeffizienten α1022 bei Raumtempe- ratur dargestellt. Vuv/V 3,00 3,25 3,50 3,75 4,00 Vdda/V 4,00 334,52 350,27 386,65 157,67 106,18 4,25 398,28 419,28 470,71 311,33 172,44 4,50 414,70 517,91 463,70 420,11 259,32 4,75 388,66 430,86 532,23 370,96 360,64 5,00 371,55 449,97 485,04 531,65 389,37 Tabelle 5.9: α1022/T −1, Arbeitspunkteinstellung durch Vdda und Vddb Vuv/V 2,50 2,75 3,00 3,25 3,50 3,75 4,00 Vcr/V 0,00 414,67 389,49 460,65 457,13 515,13 528,92 625,06 0,50 488,12 452,40 535,52 544,46 539,84 616,32 513,16 1,00 425,47 505,29 503,75 380,75 451,64 543,88 366,31 1,50 457,26 419,79 401,24 450,43 495,22 520,56 431,37 2,00 307,93 348,16 378,91 450,40 581,22 460,77 374,67 2,50 213,76 256,91 387,07 624,13 588,30 431,94 497,21 3,00 239,13 341,63 415,97 231,37 546,87 230,31 204,53 Tabelle 5.10: α1022/T −1, Arbeitspunkteinstellung durch Vcl und Vcr Abbildung 5.8 zeigt die Wahrscheinlichkeiten P1,1022 und P0,1022 in Abha¨ngigkeit von 104 00,2 0,4 0,6 0,8 1 -0,01 -0,005 0 0,005 0,01 P 1 ,1 02 2(B ) P 0, 10 22 (B ) B in T P1 : Vuv=3,25V, Vcr=2,5V Vuv=3,00V, Vcr=2,5V Vuv=3,25V, Vdda=4,5VP0 : Vuv=3,25V, Vcr=2,5V Vuv=3,00V, Vcr=2,5V Vuv=3,25V, Vdda=4,5V Abbildung 5.8: P1,1022 und P0,1022 in Abha¨ngigkeit von B 0 0,05 0,1 0,15 0,2 0,25 0,3 0,35 0,4 0,45 0,5 0 0,001 0,002 0,003 0,004 0,005 0,006 0,007 0,008 P e rr (B ) B in T Vuv=3,25V, Vcr=2,5VVuv=3,00V, Vcr=2,5VVuv=3,25V, Vdda=4,5V Abbildung 5.9: Perr,1022 105 einem Magnetfeld fu¨r verschiedene Arbeitspunkte. Abbildung 5.9 zeigt die Fehlerwahr- scheinlichkeit Perr,1022 bei symmetrischer Entscheidungsschwelle in Abha¨ngigkeit vom Magnetfeld fu¨r verschiedene Arbeitspunkte. In der idealen Binomialverteilung gilt αn = √ n · α. (5.18) Um die gezeigte Abweichung zu korrigieren, setzt man αn = √ nk · α (5.19) mit dem Faktor k, der zwischen 0 und 1 liegt. Damit kann man die Abha¨ngigkeit von αn und Perr von der Zahl der Messungen n darstellen (Abbildungen 5.10 und 5.11). 0 100 200 300 400 500 600 700 1 10 100 1000 a n in T - 1 n Vuv=3,25V, Vcl=2,5V, k=0,604Vuv=3,5V, Vdda=4,0V, k=0,96 Abbildung 5.10: αn in Abha¨ngigkeit von n 106 00,05 0,1 0,15 0,2 0,25 0,3 0,35 0,4 0,45 0,5 1 10 100 1000 P e rr n Vcl=2,5V, Vuv=3,25V, B=5,47mTVdda=4,0V, Vuv=3,50V, B=5,47mTVcl=2,5V, Vuv=3,25V, B=15,0mTVdda=4,0V, Vuv=3,50V, B=15,0mT Abbildung 5.11: Perr in Abha¨ngigkeit von n 5.4 Messung digitaler Magnetfelder Abbildung 5.12 zeigt die Messung eines Magnetfelds der Frequenz f = 200Hz. Die etwas abgeflachten Flanken sind durch die hohe Induktivita¨t der verwendeten externen Spule bedingt und nicht auf das Verhalten des Sensors zuru¨ckzufu¨hren. Wie die Verteilungen bei verschiedenen Magnetfeldern liegen, zeigen die Abbildungen 5.13 bis 5.16. Gemessen wurde die Zahl der aufgetretenen Einsen n1. Die durch die Anstiegs- und Abfallzeit der externen Spule bedingten Zwischenwerte wurden dabei ausgeblendet. Es wurden jeweils 1022 Werte summiert. Die MAGFET-Gatespannung ist Vuv = 2, 65V und die Spannung Vcl = 2, 5V. Fu¨r die Analyse der Sensoren wurden im Wesentlichen externe Spulen zur Magnetfel- derzeugung verwendet. Zur Betrachtung des Verhaltens der Sensoren bei ho¨herfrequen- ten Magnetfeldern (fmag > 1000 Hz) war keine geeignete externe Quelle verfu¨gbar. Die einzige praktikable Quelle boten die auf dem Metall1-Layer im Chip integrierten Mikrospulen. Bedingt durch die damit verbundene lokale Wa¨rmeentwicklung und die geringe Strombelastbarkeit der Metall1-Leitungen war aber die Magnetfeldsta¨rke sehr beschra¨nkt. Eine Kurzzeitmessung zeigt Abbildung 5.17. Die Aufnahme erfolgte mit ei- nem schnellen Speicheroszilloskop. Es wurde ein 7µs langer Strompuls durch die intern integrierte Metall1-Spule geschickt, die damit ein Magnetfeldpuls von 14,5mT erzeugte. Am Ausgang ist die dadurch erzielte A¨nderung des Verha¨ltnisses zwischen Nullen und Einsen zu sehen. Die Messung zeigt, dass die Sensoren auch Magnetfelder detektieren ko¨nnen, deren Frequenz bis nahe an die Taktfrequenz der Sensoren reicht. 107 0200 400 600 800 1000 0 0,005 0,01 0,015 0,02 0,025 0,03 0,035 0,04 0,045 0,05 n 0 Zeit in s Vuv=2,0V, Vdda=4,0V Abbildung 5.12: Rechtecksignal mit f=200Hz, B=±13,2mT 0 200 400 600 800 1000 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4 n 1 Zeit in s Vuv=2,65V, Vcl=2,5V, f=10MHz Abbildung 5.13: n1 bei B = ±5,4mT 108 0200 400 600 800 1000 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4 n 1 Zeit in s Vuv=2,65V, Vcl=2,5V, f=10MHz Abbildung 5.14: n1 bei B = ±13,5mT 0 200 400 600 800 1000 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4 n 1 Zeit in s Vuv=2,65V, Vcl=2,5V, f=10MHz Abbildung 5.15: n1 bei B = ±27mT 109 0200 400 600 800 1000 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4 n 1 Zeit in s Vuv=2,65V, Vcl=2,5V, f=10MHz Abbildung 5.16: n1 bei B = ±34mT -2 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 0 5e-06 1e-05 1.5e-05 2e-05 2.5e-05 3e-05 3.5e-05 4e-05 B in m T Zeit in s Magnetfeld -4 -2 0 2 4 6 8 0 5e-06 1e-05 1.5e-05 2e-05 2.5e-05 3e-05 3.5e-05 4e-05 Sp an nu ng in V Zeit in s Datenausgang @ 10MHz Abbildung 5.17: Kurzer Magnetfeldpuls bei f=10MHz 110 5.5 Verbesserung der Detektion bei schwachen Ma- gnetfeldern Bei schwachen Magnetfeldern ist das Rauschen dominant. Die Zahl der Abtastvorga¨nge muss erho¨ht werden, um das Nutzsignal ru¨ckgewinnen zu ko¨nnen. Durch Erho¨hung der Abtastfrequenz kann die Fehlerwahrscheinlichkeit deutlich gesenkt werden. Dies soll an einem einfachen Beispiel gezeigt werden. Gegeben sein ein magnetisches digitales Signal mit zwei Zusta¨nden (’0’ und ’1’ entsprechend den Flussdichten −B und +B). Der stochastische digitale Magnetfeldsensor wandelt dieses Signal in ein digitales elektrisches Signal um, das aber rauschbehaftet ist. In Abbildung 5.20 ist das magneti- sche Signal als ”original signal” bezeichnet, das verrauschte Signal als ”eingangs signal”. Im Beispiel ist µ(′0′) = 0, 125 und µ(′1′) = 0, 875. Die Frequenz des Sensors ist 16mal ho¨her als die Frequenz des magnetischen Signals. Aus diesem Grund folgt ein Tiefpass- Filter, hier ein einfacher Summierer u¨ber 16 Werte. Die Detektionsschwelle wird nach Gleichung 2.75 in die Mitte gelegt (0, 5 ·16 = 8). Es folgt eine digitale Phasenregelschlei- fe (DPLL), die den Schwellendetektor zur Regelung des Abtastzeitpunktes nutzt. Die Unterabtastung fu¨r das Ausgangssignal erfolgt an einer festen Stelle und wird durch die DPLL an die optimalen Stelle geregelt. Zusa¨tzlich wird ein Ausgangstakt (stakt) erzeugt, der fu¨r die nachfolgenden Schaltungen den gu¨ltige Ausgangswert markiert (Abbildung 5.18). Der Ausgangstakt hat die gleiche Frequenz wie das magnetische Eingangssignal. Die Schaltung wurde in der Hardware-Beschreibungssprache Verilog erstellt. Abbildung 5.19 zeigt die Verilog-Modellierung der Schaltung. Die Simulation der Signaldetektion mit Hilfe eines Tiefpasses und einer DPLL zeigen die Abbildungen 5.20 und 5.21 Wa¨h- rend bei einfacher Abtastung die Fehlerwahrscheinlichkeit der Detektion Perr,1 = 0, 125 (5.20) war, vermindert sie sich durch die Filterung auf Perr,16 = ·Perr,1√ 16 = 0, 03125. (5.21) Bei dieser Formel wird von einer idealen Binomialverteilung ausgegangen. Durch die DPLL erho¨ht sich die Fehlerwahrscheinlichkeit wieder etwas. Na¨herungsweise lautet sie dann Perr,16,DPLL = Perr,1 Perr,1 · √ 15 + (1− Perr,1) · √ 16 = 0, 0314, (5.22) Teiler durch 16 Tiefpass DPLL detektiertes_signal summe 15 P i=0 z i eingangs_signal stakttakt Abbildung 5.18: Blockschaltbild Tiefpass und DPLL 111 // Digitale Filterung und digitale PLL // zur Decodierung von verrauschten Signalen // module mag_filter_dpll(eingangs_signal, detektiertes_signal, takt, stakt); input eingangs_signal; input takt; output detektiertes_signal; output stakt; wire eingangs_signal; // verrauschtes digitales Eingangssignal (mit f_abtast getaktet) wire takt; // Taktsignal f=f_abtast; // Parameter parameter FILTER_LAENGE=16; // Laenge der Delay−Kette parameter FILTER_LAENGE_LN2=4; // Zweierlogarithmus von FILTER_LAENGE parameter TAKT_TEILER=16; // Frequenzverhältnis f_abtast zu f_signal parameter TAKT_TEILER_LN2=4; // Zweierlogarithmus von TAKT_TEILER // Register reg [FILTER_LAENGE−1:0] verz_kette; // Delay−Kette zur Filterung reg [FILTER_LAENGE_LN2:0] summe; reg [FILTER_LAENGE_LN2−1:0] summe_b; reg [FILTER_LAENGE_LN2−1:0] summe_a; reg [FILTER_LAENGE_LN2−1:0] diff; reg detect; reg [TAKT_TEILER_LN2−1:0] zaehler; // DPLL−Zaehler reg spaet; // regelpuls, wenn Abtastung zu spaet ist reg frueh; // regelpuls, wenn Abtastung zu frueh ist reg stakt; // Taktsignal f=f_signal; reg detektiertes_signal; /*******************/ /* initialisierung */ /*******************/ initial begin zaehler=0; frueh=0; spaet=0; verz_kette=16’haaaa; // 50% stakt=0; end always @(posedge takt) begin /*************/ /* Filterung */ /*************/ verz_kette=verz_kette<<1; verz_kette[0]=eingangs_signal; summe_a=verz_kette[0]+verz_kette[1]+verz_kette[2]+verz_kette[3]+verz_kette[4]+verz_kette[5] +verz_kette[6]+verz_kette[7]; summe_b=verz_kette[8]+verz_kette[9]+verz_kette[10]+verz_kette[11]+verz_kette[12]+verz_kette[13] +verz_kette[14]+verz_kette[15]; summe=summe_b+summe_a; // Ausgangssignal if (zaehler==0) detektiertes_signal = (summe>FILTER_LAENGE/2) ? 1’b1 : (summeTAKT_TEILER/2) stakt=0; /****************/ /* digitale PLL */ /****************/ diff=summe_b−summe_a; if (zaehler>=(TAKT_TEILER−1)/3*2 && diff>FILTER_LAENGE/4 && diff=0 && zaehler<(TAKT_TEILER−1)/3 && diff>FILTER_LAENGE/4 && diff