Evolutiona¨re Optimierung von Mensch-Maschine-Schnittstellen Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktor - Ingenieurs (Dr.-Ing.) im Fachbereich Maschinenbau der Universita¨t Kassel vorgelegt von: Dipl.-Ing. Andreas Vo¨lkel geb. in Bad Gandersheim Erkla¨rung Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Dissertation selbststa¨ndig und ohne unerlaub- te Hilfe angefertigt habe und andere als die in der Dissertation angegebenen Hilfsmittel nicht benutzt habe. Alle Stellen, die wo¨rtlich oder sinngema¨ß aus vero¨ffentlichten oder unvero¨ffent- lichten Schriften entnommen sind, habe ich als solche kenntlich gemacht. Kein Teil dieser Arbeit ist in einem anderen Promotions- oder Habilitationsverfahren verwendet worden. Fuldabru¨ck, den 21. Februar 2005 Fu¨r Aiga (Watterson, 2001) Vorwort Diese Arbeit wa¨re ohne die im folgenden aufgefu¨hrten Personen nicht mo¨glich gewesen, darum ist dies die Gelegenheit, sie alle zu nennen und ihnen den gebu¨hrenden Dank auszusprechen. Herrn Prof. Dr.-Ing. Gunnar Johannsen danke ich, dass er mir die Dissertation ermo¨glicht, mich beim Schreiben der Forschungsantra¨ge zu jeder Zeit (besonders an Wochenenden) unter- stu¨tzt, gefordert und gefo¨rdert hat, sowie fu¨r die wissenschaftliche Begleitung meiner Arbeit. Herrn Prof. Dr. Eng. Rene´ van Paassen (Technische Universita¨t Delft, Niederlande) danke ich fu¨r seine Unterstu¨tzung schon zu Diplom-Zeiten bei der objektorientierten Programmierung und den kognitionsbezogenen Modellbildungen. Bei Herrn Dr.-Ing. Carsten Wittenberg (Sie- mens AG, Mu¨nchen) bedanke ich mich fu¨r die gute Zusammenarbeit im Institut und besonders dafu¨r, dass er mich auf das Gebiet der Evolutiona¨ren Algorithmen aufmerksam gemacht hat. Herrn Dipl.-Ing. Gerd Stra¨tz danke fu¨r die allgegenwa¨rtige Unterstu¨tzung bei der Hardware- Implementierung und dem Ausra¨umen von Unwa¨gbarkeiten im Betriebssystem. Herrn Prof. Dipl.-Ing. Adolph Reinhard danke ich fu¨r die Bereitschaft, die Begutachtung meiner Arbeit mit zu u¨bernehmen. Bei allen Kollegen, die mir Einblick in ihre Arbeiten gewa¨hrt haben, bedanke ich mich. Namentlich nennen mo¨chte ich Dr. Greg Jamieson (Cognitive Engineering Laboratory, University of Toronto, Kanada), Prof. Dr.-Ing. Peter Elzer und Frau Dipl.-Ing. Vesna Nikolic (Institut fu¨r Prozess- und Produktionsleittechnik, Universita¨t Clausthal) sowie Dr.-Ing. Klaus Zinser (Alstom AG). Der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) danke ich fu¨r die Fo¨rderung meiner wissenschaftlichen Arbeit. Dafu¨r, dass ich fortwa¨hrend um Durchsicht der Ausarbeitung gebeten habe, entschuldige und bedanke ich mich bei allen Betroffenen. Insbesondere danke ich Frau Dipl.-Biol. Martina Vo¨lkel (Umweltamt Bremen) fu¨r die aufmerksame Durchsicht des Ka- pitels u¨ber die biologische Evolution und die hilfreichen Hinweise. Weiterhin gedankt sei meinem Kollegen Herrn Dr.-Ing. Burkhard Borys fu¨r das sorgfa¨ltige Korrekturlesen der Kapitel u¨ber die Evolutiona¨re Optimierungsmethodik und deren Bewertung. Fu¨r die Durchsicht des kompletten Manuskripts in seinen unterschiedlichen Versionen danke ich Herrn Dipl.-Ing. Ingo Wagner, meinem Vater Herrn Dipl.-Ing. Winfried Vo¨lkel und besonders meiner Frau Aiga Kronenberg. Ferner bin ich allen Experimentteilnehmern, die ich aus datenschutzrechtlichen Gru¨nden lei- der nicht namentlich nennen darf, fu¨r ihr Interesse und ihre Zeit zu Dank verpflichtet. Allen Studenten, die zum Gelingen der Arbeit beigetragen haben, danke ich ebenfalls. Meinen Eltern, Winfried und Brigitte(†) Vo¨lkel danke ich, dass sie mir mein Studium ermo¨glicht und mich auch sonst zu allen Zeiten unterstu¨tzt haben. Mein besonderer Dank gilt meiner Familie, Aiga Kronenberg, Jaron und Ka¨ıra Vo¨lkel, die mich mit nicht endender Geduld und viel Versta¨ndnis auf dem Weg der Promotion begleitet und unterstu¨tzt haben. I Inhaltsverzeichnis Vorwort I Kurzfassung VII Abstract IX Bezeichnungen X 1 Einfu¨hrung 1 1.1 Problemstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.3 Problemlo¨sung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.4 Gliederung der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2 Mensch-Maschine-Schnittstellen 4 2.1 Grundlagen der menschlichen Informationsverarbeitung . . . . . . . . . . . . . . 4 2.1.1 Wahrnehmungssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.1.2 Kognition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.1.3 Geda¨chtnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.1.4 Mentale Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.1.5 Modell der sequentiellen Informationsverarbeitung . . . . . . . . . . . . . 7 2.1.6 Kognitive Ebenen des menschlichen Verhaltens . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.1.7 Aufmerksamkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.2 Aufbau von Mensch-Maschine-Schnittstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.2.1 Der Mensch in der Mensch-Maschine-Schnittstelle . . . . . . . . . . . . . 10 2.2.2 Die Maschine in der Mensch-Maschine-Schnittstelle . . . . . . . . . . . . . 11 2.3 Modellbildungsverfahren in der Prozessvisualisierung . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.3.1 Historie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.3.2 Prozessgro¨ßen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.3.3 Topologische Sicht – TOP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.3.4 Virtuelle 3D-Prozessvisualisierung – Virt3D . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 2.3.5 Ecological Interface Design – EID . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 2.3.6 Multilevel Flow Modeling - MFM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 2.3.7 Fish-Eye-View . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 2.3.8 Approximative Wissensbasierte Prozessvisualisierung . . . . . . . . . . . . 32 2.3.9 Videotechnik-basierter Ansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 2.3.10 Prozessvisualisierung im 3-dimensionalen Raum . . . . . . . . . . . . . . . 32 2.3.11 Weitere Entwicklungen auf dem Gebiet der HMI . . . . . . . . . . . . . . 34 2.4 Modellbildungen fu¨r die Evolutiona¨re Optimierung . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 III INHALTSVERZEICHNIS 3 Grundlagen der Evolution 35 3.1 Historie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 3.2 Vererbung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 3.2.1 Aufbau von Zellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 3.2.2 Genetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 3.2.3 Die Tra¨ger der Erbsubstanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 3.2.4 Molekulargenetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 3.3 Populationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 3.4 Mechanismen der Evolution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 3.4.1 Selektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 3.4.2 Mutation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 3.4.3 Rekombination . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 3.5 Weitere Mechanismen der Evolution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 4 Methoden der Optimierung in der Technik 44 4.1 Konventionelle Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 4.2 Anwendung der Biologie in der Technik – Bionik . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 4.3 Das Forschungsgebiet der Evolutiona¨ren Optimierung . . . . . . . . . . . . . . . 46 4.3.1 Historie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 4.3.2 Evolutiona¨re Algorithmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 4.4 Mechanismen der Evolution in der technischen Optimierung . . . . . . . . . . . . 48 4.4.1 Selektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 4.4.2 Rekombination . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 4.4.3 Mutation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 4.4.4 Reinsertation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 4.5 Verfahren der Evolutiona¨ren Optimierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 4.5.1 Evolutiona¨re Programmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 4.5.2 Evolutiona¨re Strategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 4.5.3 Genetische Algorithmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 4.5.4 Verwandte Gebiete und erweiterte Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . 60 4.6 Anwendung der Evolutiona¨ren Algorithmen auf anderen Gebieten . . . . . . . . . 61 4.6.1 Beziehungen zur Ku¨nstlichen Intelligenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 4.6.2 Beziehungen zum Soft Computing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 4.6.3 Beziehungen zum Artificial Life . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 5 Anwendung der ausgewa¨hlten Modellbildungen 62 5.1 Der Beispielprozess MIPS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 5.1.1 Gesamt-Teil-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 5.1.2 Ziel-Mittel-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 5.2 Modellbildung fu¨r MIPS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 5.2.1 MIPS-Modell der Topologischen Sicht (TOP) . . . . . . . . . . . . . . . . 65 5.2.2 MIPS-Modell der Virtuellen 3D-Prozessvisualisierung (Virt3D) . . . . . . 65 5.2.3 MIPS-Modell des Ecological Interface Design (EID) . . . . . . . . . . . . 65 5.2.4 MIPS-Modell des Multilevel Flow Modeling (MFM) . . . . . . . . . . . . 66 IV INHALTSVERZEICHNIS 6 Umsetzung der Modellbildungen in Graphische Bedienoberfla¨chen 70 6.1 Struktur der Programmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 6.1.1 Bezeichnungssystematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 6.1.2 Graphikobjekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 6.1.3 Farbcodierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 6.2 Allgemeine Objekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 6.3 Topologisch-orientierte Sichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 6.3.1 U¨bersichtsobjekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 6.3.2 Komponentenobjekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 6.3.3 Graphik-Bibliothek . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 6.3.4 Graphische Bedienoberfla¨chen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 6.4 Kognitions-orientierte Sichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 6.4.1 EID-Objekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 6.4.2 MFM-Objekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 6.4.3 Graphische Bedienoberfla¨chen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 7 Die Evolutiona¨re Optimierungs-Methodik EOGUI 86 7.1 Struktur von Graphischen Bedienoberfla¨chen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 7.1.1 Individuen bezogene Strukturierung und Begriffsdefinitionen . . . . . . . 87 7.1.2 Ebenen bezogene Strukturierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 7.2 Einordnung der Optimierungs-Methodik und deren Individuen . . . . . . . . . . 89 7.2.1 Vergleich mit den klassischen Verfahren der Evolutiona¨ren Optimierung . 89 7.2.2 EOGUI-Individuen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 7.2.3 Definition der Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 7.3 Der EOGUI-Algorithmus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 7.3.1 Der Ansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 7.3.2 Struktur des EOGUI-Algorithmus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 7.4 Selektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 7.4.1 Fitnessbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 7.4.2 Auswahl von Individuen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 7.4.3 Wachstum von Individuen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 7.5 Rekombination . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 7.5.1 Rekombination durch Replikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 7.5.2 Rekombination durch Kombination . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 7.5.3 Rekombination der Form . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 7.6 Mutation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 7.7 Reinsertation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 7.8 Umsetzung des EOGUI-Algorithmus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 7.8.1 Struktur der Programmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 7.8.2 Klassen und Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 8 Bewertung der Evolutiona¨ren Optimierungs-Methodik EOGUI 116 8.1 Experimentierumgebung und Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 8.2 Versuchsplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 8.2.1 Variablen der Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 8.2.2 Versuchsplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 8.2.3 Nebenaufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 8.2.4 Bewertungskriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 8.2.5 Fragestellungen und Bildung der Hypothesen . . . . . . . . . . . . . . . . 122 8.2.6 Statistische Hypothesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 8.3 Durchfu¨hrung des Experiments . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 8.4 Auswertung des Experiments . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 8.4.1 Ergebnisse der objektiven Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 8.4.2 Ergebnisse der Subjektiven Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 8.4.3 Ergebnisse der EOGUI-Methodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 8.4.4 Auswertung der Nebenaufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 8.4.5 Diskussion der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 8.5 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 V INHALTSVERZEICHNIS 9 Schlussbetrachtung 144 9.1 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 9.2 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 Verzeichnisse 149 Bilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 Tabellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 Index . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 Stichworte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 Anhang 181 A Begriffe 181 A.1 Biologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 A.2 Begriffe in den Evolutiona¨ren Algorithmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 B Erga¨nzungen zum EOGUI-Algorithmus 183 B.1 Fragen der Subjektiv-Adaption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 B.2 Rekombination der Form – TOP/MFM und Virt3D/MFM . . . . . . . . . . . . . 186 C Erga¨nzungen zum Experiment 189 C.1 Fragen im Experiment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 C.1.1 Allgemeiner Teil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 C.1.2 Experiment-Teil der Evolutiona¨ren Optimierung . . . . . . . . . . . . . . 191 C.2 Erweiterte Erla¨uterungen zur Durchfu¨hrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 C.3 Ergebnisse des EOGUI-Algorithmus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 D Literaturdatenbank 199 VI Kurzfassung Vorgestellt wird eine neue Methode, Schnittstellen zwischen Menschen und Maschinen fu¨r indi- viduelle Bediener anzupassen. Durch Anwenden von Abstraktionen evolutiona¨rer Mechanismen wie Selektion, Rekombination und Mutation in der EOGUI-Methodik (Evolutionary Optimi- zation of Graphical User Interfaces) kann eine rechnergestu¨tzte Umsetzung der Methode fu¨r Graphische Bedienoberfla¨chen, insbesondere fu¨r industrielle Prozesse, bereitgestellt werden. In die Evolutiona¨re Optimierung fließen sowohl die objektiven, d.h. messbaren Gro¨ßen wie Auswahlha¨ufigkeiten und -zeiten, mit ein, als auch das anhand von Online-Fragebo¨gen erfas- ste subjektive Empfinden der Bediener. Auf diese Weise wird die Visualisierung von Syste- men den Bedu¨rfnissen und Pra¨ferenzen einzelner Bedienern angepasst. Im Rahmen dieser Ar- beit kann der Bediener aus vier Bedienoberfla¨chen unterschiedlicher Abstraktionsgrade fu¨r den Beispielprozess MIPS (MIschungsProzess-Simulation) die Objekte auswa¨hlen, die ihn bei der Prozessfu¨hrung am besten unterstu¨tzen. U¨ber den EOGUI-Algorithmus werden diese Objekte ausgewa¨hlt, ggf. vera¨ndert und in einer neuen, dem Bediener angepassten graphischen Bedien- oberfla¨che zusammengefasst. Unter Verwendung des MIPS-Prozesses wurden Experimente mit der EOGUI-Methodik durchgefu¨hrt, um die Anwendbarkeit, Akzeptanz und Wirksamkeit der Methode fu¨r die Fu¨hrung industrieller Prozesse zu u¨berpru¨fen. Anhand der Untersuchungen kann zu großen Teilen gezeigt werden, dass die entwickelte Methodik zur Evolutiona¨ren Op- timierung von Mensch-Maschine-Schnittstellen industrielle Prozessvisualisierungen tatsa¨chlich an den einzelnen Bediener anpaßt und die Prozessfu¨hrung verbessert. VII VIII Abstract A new method to adapt interfaces between Humans and Machines for individual users will be presented. Using abstractions of evolutionary mechanisms like selection, recombination, and mutation in the developed EOGUI-Method (Evolutionary Optimization of Graphical User In- terfaces) a computer based application of this method can be provided. This new optimization method uses objective, measureable data like assortment frequencies and time, and subjective evaluations of the users from electronic questionaires. By computing this data, visualizations of systems will be adapted to the needs and preferences of the human users. Within this thesis a user can choose his favourite objects out of four interfaces of different abstraction levels. These interfaces show the objects of the example process MIPS (MIxture Process Simulation). The EOGUI-method will be examined in an experiment by using this process. The results of this experiment shows that the new visualization is in fact adapted to the user. Furthermore it des- cribes the improvement in visualizing industrial processes by using the designed evolutionary optimization method. IX Bezeichnungen Symbol Bezeichnung Einheit a, b Mapping-, Skalierungsgro¨ßen, Abmessung mm,−1 ~a,~b Lo¨sungsrepra¨sentation Evolutiona¨re Optimierung − A Fla¨che, Allel m2 c Individuenklassenindex − cp Spezifische Wa¨rmekapazita¨t kJkgK d Geltungsbereichsindex − D Nachkomme − e Ebenenindex − E Elter, Ebene − f Ha¨ufigkeit − F Anschlussfluss, Funktion, Faktor kgs , kJ s , . . . 2 g Grenze − G MFM-Ziel − h Fu¨llstand m,% H Statistische Hypothese − I Individuum − L Bitla¨nge eines GA-Individuums, Bereich Auswahl − m˙ Massenstrom kgs n Populationsindex − N Anzahl − q Fragenindex − Q Wa¨rmeenergie kJ Q˙ Wa¨rmestrom kJs p Wahrscheinlichkeit − ~p Position eines Individuums − P Population − r Relationsindex, Verha¨ltnis der Bewertungen − rg Rang − ~s Gro¨ße (Abmessung) − S U¨bergeordnete Struktur − t Zeit, Individuentypindex s,− T Temperatur K x, y Kartesische Koordinaten − α Skalierungsfaktor, Signifikanzniveau − β Skalenwert, Faktor Mutation − γ Winkel der Temperaturgeraden − Γ Decodierungsfunktion − δ Abweichung, Mutationsausmaß . . . ε Kriterium der Adaption und Bewertung − 1−: Dimensionslos. 2. . .: Unterschiedliche Einheiten mo¨glich. X Bezeichnungen Symbol Bezeichnung Einheit ζ Gleichverteilte Zufallsvariable − η Variable der experimentellen Untersuchung − ϑ Allgemeine Zufallsvariable − Θ Truncation-Schwelle − ι Mutationsgrenze − κ Eigenschaft eines EOGUI-Individuums . . . λ Anzahl der Nachkommen − µ Anzahl der Eltern, Mittelwert − ν Standard-Normalverteilte Zufallsvariable − ξ Prozessgro¨ße . . . % Dichte kgm3 ϕ Fitness − Φ Segmentierungswert aus Fitnesswert − σ, ~σ Standardabweichung . . . τ Status − υ Adaptionsart − ψ Zielfunktion (Einzelwert fu¨r Relation und Geltungsbe- reich) − Ψ Zielfunktion (Gesamtwert) − ω Selektionsdruck − Ω Fitnessfunktion (Skalierungsfunktion) − Tiefgestellte Indices Symbol Bezeichnung 0 Null(Hypothese) acc Genauigkeit Accuracy anm Animation ass Auswahl(ha¨ufigkeit) Assortment A Auswahl, Alternativ(Hypothese) bgr Vorbildung Background BAL Gleichgewicht Balance BAR Barriere cal Aufschaltung Call cbn Kombination Combination cnf Vertrauen Confidence col Farbe Color CNT Zusammenfu¨hrung Connection D Geltungsbereich Domain ecr Fehlerkorrektur Error correction edg Fehlerdiagnose Error diagnose ema Fehlermanagement Error management end Ende (Bereich) erc Fehlerkorrektur(zeit) Error correction (time) erg Fehlererkennung Error recognition E Energiebilanz, Ebene EXP Experiment frm Form frq Ha¨ufigkeit Frequency fun Spaß Fun F Faktor (Gro¨ßena¨nderung) FT Zeichensatz Font gen Allgemein General XI Tiefgestellte Indices Symbol Bezeichnung gui Graphische Bedienoberfla¨che Graphical User Interface H Handlungen, Ho¨he in Eingang, Innere Form ist Istwert einer Prozessgro¨ße I Individuum K Individuenklasse max Maximum min Minimum mut Mutation m˙ Massenstrom M Massenbilanz nav Navigation O Gegner Opponent ort Ausrichtung Orientation out Ausgang, A¨ußere Form PLN Rohrleitung Pipeline prb Proband prd Produktion ptc Wirksamkeit Potency PRC Fortlaufend Proceeding Q Frage Question Q˙ Wa¨rmestrom rcb Rekombination Recombination R Relation RMF Verzweigung Ramification start Beginn (Bereich) S Siege im Wettkampf scn Szenario Scenario scs Gelo¨ste Szenarien Scenario solved siz Gro¨ße Size sta Beanspruchung Strain str Struktur sel Selektion sol Bewa¨ltigt (Szenario) Solved soll Sollwert einer Prozessgro¨ße SNK Senke Sink SOR Quelle Source t Zeit, Generationenza¨hler tra Transparenz T Temperatur, Individuentyp TAS Bewa¨ltigen einer Aufgabe Task solving TRP Transport uns Nicht Bewa¨ltigt (Szenario) Unsolved var Variable W Breite Width ε Kriterium der Bewertung η Aktionsartindex ξ Prozessgro¨ße σ Standardabweichung Ψ Zielfunktion XII Hochgestellte Indices Hochgestellte Indices Symbol Bezeichnung 3D 3D-Darstellung A Absolut (Relation) ALM Warnung Alarm anm Animation best Bester cbg Farbe Hintergrund Color Background cfl Farbe Fu¨llung (Mapping) Color Filling cid Farbe Bezeichner Color Indication clc Farbe Verbindungslinien Color Lines Connect. clm Farbe Linien (Mapping) dep Abha¨ngig Dependent D Nachkomme Descendant E Elter, Ebene EMG Notfall Emergency f Ha¨ufigkeit Frequency F Flu¨ssigkeit, Form G Global (Geltungsbereich) idp Unabha¨ngig Independent kgo Kognitionsorientierte Ausrichtung K Individuenklasse (Relation) low Untere (Grenze) L Lokal (Geltungsbereich), Links mod Modell M Mischung MP Mating Pool obj Adaptionsart Objektiv opt Optimal pos Position P Population, Pulver R Rechts sbj Adaptionsart Subjektiv siz Gro¨ße Size sbt Nebenaufgabe Subtask sym Symbol tpo Topologisch orientierte Ausrichtung T Individuentyp (Relation) upp Obere (Grenze) vis Visualisierung W Wachstum Z Zwischen (Population) η Aktionsart τ Mutationskonstante υ Adaptionsart ω Prozessgro¨ßentyp Abku¨rzungen Symbol Bezeichnung 1P-C 1-Punkt-Crossover A Adenin ACT Aktor Actor XIII Abku¨rzungen Symbol Bezeichnung AGT Ru¨hrwerk Agitator AL Ku¨nstliches Leben Artificial Life AWP Approximative Wissensbasierte Prozessvisualisierung BAR Barriere BAL Gleichgewicht Balance BUF Beha¨lter Buffer C Cytosin CMP Komponente Component CNV Fo¨rderer Conveyer CTR Regler Controler DEC Entscheider Decision DIS Anzeige Display DNS Desoxyribonukleinsa¨ure EA Evolutiona¨rer Algorithmus EOGUI Evolutiona¨re Optimierung graphischer Bedienober- fla¨chen Evolutionary Optimization of Graphical User Interfaces EID Ecological Interface Design ES Evolutiona¨re Strategie FFK Flussfunktion FST Flussstruktur G Guanin GA Genetischer Algorithmus GHR Zielhierarchie Goal Hirarchy GID Graphisches Eingabegera¨t Graphical Input Device GOA Ziel Goal GP Genetische Programmierung HEA Wa¨rmetauscher Heat Exchanger HMI Mensch-Maschine- Schnittstelle Human Machine Interface ITC Intertaxonische Kombination KGO Kognitions-orientiert KI Ku¨nstliche Intelligenz MAN Management MAP Mapping MFM Multilevel Flow Modeling MOEA Multiobjektive Evolutiona¨re Algorithmen Multiobjective Evolutionary Algorithms MOP Multiobjektives Optimierungsproblem MOT Motor mRNS Boten-Ribonukleinsa¨ure Messenger MIPS Mischungsprozess-Simulation NP-C N-Punkt-Crossover NTEC Nicht-Technisch OBS Beobachter Observer PMP Pumpe Pump ProVis EO Prozessvisualisierung mit evolutiona¨rer Optimierung Process Visualization with Evolutionary Optimization RI Rohrleitungs- und Instrumentenfliessbild RNS Ribonukleinsa¨ure RR Record-To-Record-Travel SI Sintflut-Algorithmus SF-C Shuffle-Crossover XIV Bezeichnungen im MIPS-RI-Fließbild Symbol Bezeichnung SOR Quelle Source SNK Senke Sink SSSI Single Sensor Single Indicator STO Speicher Storage SUB Untersystem SYS (Gesamt)System tRNS Transport-Ribonukleinsa¨ure T Thymin TA Treshold Accepting TEC Technisch TOP Topologische Sicht TPO Topologisch-orientiert TRP Transport U Uracil UF-C Uniform-Crossover VAL Ventil Valve VTE Virt3D, TOP, EIDtpo Akzente Symbol Bezeichnung ´ Replikation ¯ Mittelwert ˆ Normierung auf den maximalen Wert Bezeichnungen im MIPS-RI-Fließbild Symbol Bezeichnung B101 Zwischenbeha¨lter Flu¨ssigkeit B201 Zwischenbeha¨lter Pulver B301 Mischungsbeha¨lter FC102/103 Regler - Durchflussmenge Flu¨ssigkeit Anschluss/Zulauf FC401 Regler - Durchflussmenge Mischung Entnahme FD101/201/301 Fu¨llstandsanzeige Beha¨lter B101/B201/B301 L201 Klappe Pulverzufluss LC103/401 Fu¨llstandsregler Beha¨lter B101/B301 MD101/102 Massenflussanzeige Flu¨ssigkeitsanschluss/-zulauf MD201 Massenflussanzeige Pulveranschluss MD401 Massenflussanzeige Mischungsentnahme P101/102 Zwillingspumpe Flu¨ssigkeitsanschluss P401/402 Zwillingspumpe Mischungsentnahme QD301 Qualita¨tsanzeige Mischung RD301 Verha¨ltnisanzeige Mischung TC101/102 Temperaturregler Flu¨ssigkeitvor-/-enderwa¨rmung TC401 Temperaturregler Abku¨hlung Mischung TD101/201/301 Temperaturanzeige Beha¨lter B101/B201/B301 TD401 Temperaturanzeige Entnahme V101/102/103 Ventil Flu¨ssigkeitsversorgung/-anschluss/-zulauf V201 Ventil Pulverzulauf V401 Ventil Entnahme Mischung W101/102 Wa¨rmetauscher Vor-/Enderwa¨rmung Flu¨ssigkeit W401 Wa¨rmetauscher Entnahme Ablaufku¨hler XV 1 Einfu¨hrung 1.1 Problemstellung Die aktuellen Entwicklungen industrieller Anlagen haben zu einer erho¨hten Komplexita¨t der dort ablaufenden Prozesse und damit zu gestiegenen Anforderungen an die Bediener gefu¨hrt. Der Verantwortungsbereich der Bediener hat sich gleichzeitig vom Fu¨hren der Anlagen hin zu Beobachtungsaufgaben verschoben. Begru¨ndet wird dies durch die immer leistungsfa¨hi- ger und preiswerter werdenden Automatisierungseinrichtungen mit der Folge erho¨hter Auto- matisierungsgrade (Ziegeler und Zu¨hlke, 2004). Aufgrund der Tatsache, dass die Anzahl der fu¨r die Fu¨hrung eines Prozesses zusta¨ndigen Bediener immer weiter abnimmt, steigt die fu¨r einen einzelnen Bediener zu u¨berwachende Information an (Thierfelder, 1997; Herbst und Rie- ger, 1997; Zu¨hlke, 2002; Komischke, 2003). Ein weiteres Problem der gestiegenen Informations- menge ist die U¨berfrachtung der Anzeigen mit Messdaten, insbesondere dann, wenn die Anzahl der zur Verfu¨gung stehenden Ausgabegera¨te, d.h. die Fla¨che zur Informationsdarstellung, be- grenzt ist (Mukasa, 2004). Aus dem erho¨hten Automatisierungsgrad ergibt sich zudem der Verlust manueller Fertigkeiten der Prozessfu¨hrung, wa¨hrend die Verantwortungsbereiche fu¨r die Bediener anwachsen (Bainbridge, 1983; Reinig et al., 1997; Vo¨lkel, 1999). So la¨sst sich die Forderung formulieren, die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine fu¨r den Menschen mo¨glichst versta¨ndlich und transparent zu gestalten (Johannsen, 1993). Die Maschine sollte den Kommunikationsbedu¨rfnissen des Menschen angepasst werden, und nicht umgekehrt. Eine ada¨quate Gestaltung der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine, also jener Systeme, die fu¨r die Informationsu¨bermittlung in beiden Richtungen sorgen, kann die angestrebte Anpassung leisten. Durch eine den menschlichen Eigenschaften angepasste benutzerzentrierte Gestaltung der Schnittstelle kann der Bediener z.B. in anormalen Situationen unterstu¨tzt und die Sicherheit und Leistungsfa¨higkeit des technischen Prozesses erho¨ht werden; eine dem Menschen unange- passte Gestaltung kann dagegen zu Bedienfehlern fu¨hren (Grams, 1998). Mit der entwickelten Methodik wird ein Optimierungsverfahren zur Verfu¨gung gestellt, mit dem sich Prozessvisualisierungen an die Bedu¨rfnisse individueller Bediener anpassen lassen. Als Ausgangspunkt fu¨r die Visualisierung finden herko¨mmliche und neuere, auch kognitions- bezogene Darstellungen Verwendung. Die kognitions-bezogenen Modellbildungstechniken er- bringen im ersten Optimierungsschritt eine allgemeine Anpassung der Bedienoberfla¨che an die menschliche Informationsverarbeitung. Im zweiten, neuen Schritt spezialisiert sich die Informa- tionsdarstellung entsprechend den Bedu¨rfnissen und Pra¨ferenzen des einzelnen Bedieners durch Anwenden von Abstraktionen evolutiona¨rer Mechanismen. Der evolutiona¨re Ansatz wurde als Optimierungsmethode ausgewa¨hlt, da er der Problemstellung am besten gerecht wird und im Gegensatz zu den klassischen Optimierungsverfahren keinerlei mathematische Differenzierbar- keit oder Stetigkeit beno¨tigt. Mit den klassischen Methoden der exakten Optimierungsverfahren la¨sst sich das vorliegende Problem nicht beschreiben, da fu¨r die Pra¨ferenzen individueller Be- diener keinerlei Modelle oder mathematische Beschreibungen vorliegen. In die Zielfunktionen der Optimierung fließen Parameter wie die objektiven Handlungen mit der Oberfla¨che und die subjektiven Bewertungen der Bediener ein. Die wesentlichen evolutiona¨ren Mechanismen eignen sich durch ihre Flexibilita¨t und Funktionalita¨ten sehr gut fu¨r die beschriebene Problemstellung. Fu¨r die Bearbeitung der Problemstellung wurden eigene Abstrahierungen evolutiona¨rer Mecha- 1 1.3 Problemlo¨sung nismen entwickelt sowie ada¨quate Methoden der evolutiona¨ren Optimierung ausgewa¨hlt und in den EOGUI1-Algorithmus umgesetzt. Im vorliegenden Fall sind aus vier unterschiedlichen, graphischen ProVis EO2-Bedienober- fla¨chen vom Bediener die Objekte auszuwa¨hlen, die ihn nach seinem Empfinden bei der Prozess- fu¨hrung am besten unterstu¨tzen. Diese Objekte werden in einer gemeinsamen Oberfla¨che zusam- mengefasst und bilden so die fu¨r den Probanden am gu¨nstigsten gestaltete Visualisierung. Mit anderen Worten: die Individuen (Objekte der Bedienoberfla¨chen) der vier Populationen (Be- dienoberfla¨chen) ”ka¨mpfen” untereinander (mit den Individuen der eigenen Population) und gegeneinander (mit den Individuen der anderen Populationen) um die Aufnahme in die neu zu generierende Oberfla¨che. Die Entscheidung, welche Individuen ”u¨berleben” und welche nicht, ergeben sich aus den Handlungen und Bewertungen durch den Bediener. Die Handlungen sind objektive Kriterien fu¨r die Bestimmung der auszuwa¨hlenden Individuen, wogegen die Bewertun- gen durch den Bediener subjektiv sind. Dementsprechend ist auch der Vorgang zur Bewertung der Individuen in die zwei Bereiche Objektiv-Adaption und Subjektiv-Adaption aufgeteilt. 1.2 Ziele Mit dem neuen Verfahren wird erreicht, graphische Bedienoberfla¨chen individuell fu¨r Bediener anzupassen. Der Ausgangspunkt fu¨r die Arbeit liegt in der Entwicklung von Mensch-Maschine- Schnittstellen. Kommt es zu wenig oder keinem Austausch zwischen den Entwicklern und den spa¨teren Anwendern der Schnittstellen, werden die Vorstellungen und Wu¨nsche der Bediener in Bezug auf die Darstellungsart und die Menge der dargestellten Information nicht beru¨cksich- tigt. Die Diskrepanzen zwischen den mentalen Modellen von Entwicklern und Bedienern bilden ein Problem in der Prozessvisualisierung. Stimmen die Vorstellungen des Entwicklers u¨ber die Komponenten und Funktionen eines Systems mit denen des Bedieners weitgehend u¨berein, ist das konzeptionelle Modell des Entwicklers vom abzubildenden Prozess ada¨quat. Kommen die Entwickler jedoch nicht in Kontakt mit den spa¨teren Bedienern, verfu¨gen sie u¨ber kein Wissen um deren mentale Modelle. So kann es passieren, dass die Schnittstellenobjekte von den Be- dienern in einer Weise verwendet werden, wie das von den Entwicklern nicht vorgesehen war. Die Folge ist Verwirrung des Bedieners, die unter Umsta¨nden zu Fehlern und so zu Sto¨rungen fu¨hren ko¨nnen (Norman, 1988). Beabsichtigt ist, die Unterschiede in den Vorstellungen u¨ber die Gestaltung von Bedienoberfla¨chen zwischen Entwicklern und Bedienern zu u¨berwinden und dem Bediener eine individuell auf ihn abgestimmte Bedienoberfla¨che bereitzustellen. 1.3 Problemlo¨sung Unter Verwendung evolutiona¨rer Mechanismen auf eine vom Entwickler generierte Oberfla¨che soll die individuelle Optimierung realisiert werden. Diese Herangehensweise erweitert die In- formationsdarstellung in der Oberfla¨che neben der allgemeingu¨ltigen Adaption der Mensch- Maschine-Kommunikation an die menschliche Informationsverarbeitung um die Pra¨ferenzen der einzelnen Bediener. Im Gegensatz zu existierenden zeit- und personalintensiven Verfahren fu¨r die Akquisition von Wissen und fu¨r die Verbesserung von Informationsdarstellungen lautet hier der Ansatz, die op- timale Informationswiedergabe durch das eigensta¨ndige Vera¨ndern der Informationsdarstellung u¨ber das Schnittstellensystem zu erreichen. Die klassischen Optimierungsverfahren der Mensch- Maschine-Systemforschung bedu¨rfen eines Austauschs zwischen den beteiligten Personen, z.B. mit Hilfe von Interviews, Fragebo¨gen, etc., wa¨hrend das vorgeschlagene Verfahren selbststa¨ndig die Anpassung der Darstellung, weg vom mentalen Modell des Entwicklers hin zu dem des Be- dieners, leistet. Die vorgeschlagene Methode soll die Akquisition von Expertenwissen, z.B. durch Aufgabenanalysen, keinesfalls ersetzen. Vielmehr sind die auf Grundlage des mo¨glichst sorgfa¨ltig 1EOGUI: Evolutionary Optimization of Graphical User Interfaces. 2ProVis EO Process Visualisation with Evolutionary Optimization. 2 und umfassend erfassten Expertenwissens entwickelten Prozessvisualisierungen als Ausgangs- punkt fu¨r die evolutiona¨re Optimierung anzusehen. Die Verwendung evolutiona¨rer Algorithmen fu¨r das Optimieren von Prozessvisualisierungen erweitert den Anwendungsbereich dieser Algo- rithmen, die sich bislang hauptsa¨chlich mit numerischen Problemstellungen der Optimierung befasst haben. 1.4 Gliederung der Arbeit Kapitel 1 entha¨lt die Einfu¨hrung. Kapitel 2 stellt die Informationsverarbeitung des Menschen vor und die daraus abgeleiteten sowie die herko¨mmlichen Modellbildungstechniken fu¨r die Abbildung industrieller Prozesse. Die daraus ausgewa¨hlten Modellbildungen sind im Rahmen dieser Arbeit die Ausgangssituation fu¨r die Evolutiona¨re Optimierung von Mensch-Maschine-Schnittstellen. Sie werden daher gema¨ß dem Stand der Forschung detaillierter beschrieben und deren Auswahl begru¨ndet. Kapitel 3 bescha¨ftigt sich mit den biologischen Grundlagen der Evolution soweit sie fu¨r die Abstrahierung als technisches Optimierungverfahren relevant sind. Dieses Kapitel schafft die Basis fu¨r das Versta¨ndnis der im folgenden Kapitel beschriebenen evolutiona¨ren Optimierung. Kapitel 4 geht zuna¨chst kurz auf die klassische Optimierung und danach auf die Abstrahie- rung biologischer Mechanismen fu¨r deren Nutzung in der technischen Optimierung ein. Zur Darstellung des aktuellen Forschungstands folgen Beschreibungen der Hauptstro¨mungen in der Evolutiona¨ren Optimierung. Die Methoden dieser Forschungsrichtungen werden teilweise fu¨r die eigene Arbeit u¨bernommen und entsprechend beschrieben. Kapitel 5 erla¨utert die fu¨r die Erprobung der eigenen Methode entwickelte Prozess-Simulation MIPS und deren Abbildung mit den ausgewa¨hlten Modellen von Kapitel 2. Kapitel 6 beschreibt die Umsetzung der in Kapitel 5 entwickelten Prozess-Modelle in eine Mensch-Maschine-Schnittstelle, speziell als graphische Bedienoberfla¨che, mit der entwickelten ProVis EO-Software. Des Weiteren werden die Struktur und die Funktionen der Software zu- sammenfassend dargestellt. Kapitel 7 stellt den eigenen EOGUI-Algorithmus fu¨r die evolutiona¨re Optimierung von Mensch- Maschine-Schnittstellen vor. Hier werden die in den Kapiteln 2, 3 und 4 gelegten Grundlagen zur neuen Optimierungsmethode weiterentwickelt. Kurz beschrieben wird die Einbettung des EOGUI-Algorithmus in die ProVis EO-Software von Kapitel 6. Kapitel 8 entha¨lt eine Anwendung und Bewertung der Methode anhand des in Kapitel 5 ent- wickelten Prozesses. Es folgt eine Beschreibung der durchgefu¨hrten Experimente und eine Dis- kussion der erzielten Ergebnisse. Kapitel 9 beendet diese Arbeit mit einer Schlussbetrachtung, bestehend aus einer Zusammen- fassung und einem Ausblick. Verzeichnisse/Anhang: Die erstellten Bilder, Tabellen, die zitierte Literatur sowie ein Autoren- und Stichwort-Index sind in entsprechenden Verzeichnissen aufgefu¨hrt. Literaturangaben zu den Bildern sind ggf. im zugeho¨rigen Verzeichnis zu finden. Im Anhang sind Begriffserla¨uterungen und Erga¨nzungen zu den Ergebnissen des EOGUI-Algorithmus und zum Experiment zu finden. 3 2 Mensch-Maschine-Schnittstellen Die Beru¨hrungsfla¨chen zwischen dem Menschen auf der einen und der Maschine auf der anderen Seite werden heute immer wichtiger. Im Zeitalter zunehmender Automation spielt die Gestal- tung der Systeme, u¨ber die Mensch und Maschine kommunizieren, eine immer wichtigere Rolle, die jedoch bis heute nicht genu¨gend Beachtung findet (Lenzen, 2004). In Folge des ho¨heren Au- tomatisierungsgrades sind die Anforderungen an den Menschen als Bediener der Systeme gestie- gen (Schaich und Friedrich, 2003). Gleichzeitig mu¨ssen die Bediener technischer Anlagen mehr Aufgaben erfu¨llen und mehr Verantwortung aufgrund versta¨rkter Beobachtungsaufgaben u¨ber- nehmen. Eine geeignete Gestaltung der Systeme, die den Informationstransfer, also die Kommu- nikation zwischen Mensch und Maschine bereitstellen, sind hier von herausragender Bedeutung. Ein weiterer Grund fu¨r die sorgfa¨ltige Gestaltung von Mensch-Maschine-Schnittstellen (HMI1) ist der wirtschaftliche Erfolg. Gleichen sich technische Anlagen verschiedener Hersteller in Qua- lita¨t, Funktionsumfang und Leistungsfa¨higkeit, kann eine gut gestaltete Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine den entscheidenden Vorteil bringen (Zu¨hlke, 1999; Oortmann, 2003). Um die Aufgabe der Informationsverarbeitung fu¨r den Menschen so leicht wie mo¨glich zu gestalten, sollte die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine an die Bedu¨rfnisse des Menschen angepasst werden und nicht umgekehrt. So sind die Grundlagen der menschlichen Informationsverarbeitung Gegenstand dieses Kapitels. Die Mechanismen, die geeignete, am Menschen ausgerichtete Schnittstellen ermo¨glichen, ko¨nnen auf diese Weise verstanden wer- den. Der allgemeine Aufbau von Mensch-Maschine-Schnittstellen, die herko¨mmlichen und die aus den Mechanismen der menschlichen Informationsverarbeitung abgeleiteten Modellbildungs- techniken fu¨r die industrielle Prozessvisualisierung sowie ein U¨berblick u¨ber weitere Methoden vervollsta¨ndigen dieses Kapitel. 2.1 Grundlagen der menschlichen Informationsverarbeitung Bevor wir uns der Informationsverarbeitung zuwenden, sei kurz auf die Informationsu¨ber- tragungsprozesse beim Menschen eingegangen. Man unterscheidet hier die Sensorik, die zentrale Informationsverarbeitung und Entscheidung, die Informationsweiterleitung sowie die Informa- tionsspeicherung. Die Sensorik bezieht sich auf die Informationsaufnahme des Menschen durch seine Sinnesorgane. A¨ußere Reize treffen auf diese Sinnesorgane. Nachdem Art und Bedeutung der aufgenommenen Information wahrgenommen wurde, wird in der zentralen Informations- verarbeitung u¨ber eine Antwort auf den Reiz aus verschiedenen Alternativen entschieden. Ist eine Antwort ausgewa¨hlt, lassen sich u¨ber die Informationsweiterleitung motorische Programme abrufen, die eingeu¨bte Bewegungsfolgen auslo¨sen. Die Antworten ko¨nnen wiederum selbst als ru¨ckgekoppelte Reize erfasst werden. Bei allen genannten Vorga¨ngen der Informationsu¨bertra- gung spielt die Speicherung der Information eine wichtige Rolle. Eine weitere wichtige Gro¨ße ist in diesem Zusammenhang die Aufmerksamkeit. Der Mensch kann seine Aufmerksamkeit unterschiedlich auf die Wahrnehmung, Entscheidung und Antwortauswahl verteilen. Allerdings stehen ihm nur begrenzte Aufmerksamkeitsressourcen zur Verfu¨gung (Johannsen, 1993). 1Human Machine Interface. 4 2.1.1 Wahrnehmungssysteme 2.1.1 Wahrnehmungssysteme Die wichtigsten Merkmale der sensorischen Wahrnehmung sind die Modalita¨t, die Intensita¨t, die zeitliche Dauer und die Lokalisierung der auslo¨senden Reize. Es lassen sich fu¨nf Modalita¨ten unterscheiden, durch die der Mensch Informationen aus seiner Umwelt aufnimmt. Zu diesen Mo- dalita¨ten geho¨ren das Sehen, Ho¨ren, Riechen, Tasten und das Schmecken. Beim Betrachten der Reize als Eingangsgro¨ßen ist zwischen der Reizaufnahme (Rezeption) durch die Empfangsorgane (Rezeptoren) und der Reizwahrnehmung (Perzeption) zu unterscheiden. Wa¨hrend der Aufnah- me wird ein Reiz in neuronale Erregung umgewandelt, aus der eine Empfindung gegenu¨ber einer bestimmten Reizart entsteht. Bei der Reizwahrnehmung werden aus den eingegangenen Reizen Informationen generiert. • Das visuelle System: Das wichtigste Sinnesorgan fu¨r die Informationsu¨bertragungsprozesse des Menschen ist das Auge. Auch im Bereich des Fu¨hrens und U¨berwachens industriel- ler Anlagen nimmt der Mensch zum gro¨ßten Teil Information u¨ber den visuellen Kanal auf. Das visuelle System empfa¨ngt a¨ußere Lichtreize mit dem Auge als Empfangsorgan. Das Licht erreicht u¨ber die Cornea, die Pupille, die Linse und den Glasko¨rper die Reti- na mit den lichtempfindlichen Rezeptoren. Aus registrierten, unterschiedlichen Farb- und Helligkeitswerten werden durch den Wahrnehmungsprozess Formen abgeleitet. Alle an- deren Wahrnehmungssysteme werden entweder sehr viel weniger oder u¨berhaupt nicht verwendet (Johannsen, 1993) . • Das auditive System: Im auditiven System werden Schallschwingungen u¨ber das Ohr auf- genommen. Akustische Anzeigen kommen relativ ha¨ufig als Warnungsgeber in Mensch- Maschine-Systemen zum Einsatz. • Das olfaktorische System: Das olfaktorische System, d.h. der Geruchssinn, weist keine großen Unterschiedsempfindlichkeiten auf. • Das haptische System: U¨ber das haptische oder taktile System, den Tastsinn, kann der Mensch u¨ber die Haut Beru¨hrungen, Vibrationen (des ganzen Ko¨rpers oder dessen Teilen) und Druck erkennen (Johannsen, 1993) . Zusa¨tzlich existieren der nicht na¨her beschriebene Geschmackssinn sowie die Vestibular- und Propriozeptivsysteme, die als Gleichgewichtssinn bzw. der Ko¨rperlageerkennung dienen (Johannsen, 1993). Werden bei der Interaktion zwischen Mensch und Maschine mehr als der i.d.R. einzige Wahrnehmungskanal des visuellen Systems genutzt, spricht man von multimodalen Mensch-Maschine-Schnittstellen (Hedicke, 2002). Neuere Forschungen streben an, neben dem visuellen Kanal, auch andere Kana¨le bei der Informationsdarstellung einzubeziehen 2 2.1.2 Kognition Die bei der Fu¨hrung von technischen Anlagen vom Menschen ausgefu¨hrte Informationsverarbei- tung umfasst die im folgenden beschriebenen kognitiven Prozesse, die Begriffe der Aufmerksam- keit und der mentalen Modelle sowie Lern- und Geda¨chtnisprozesse. Kognition beinhaltet nach Johannsen (1993) den menschlichen Erkenntnisvorgang, in dem eine gegebene Aufgabensitua- tion analysiert wird. Nach So¨ffker (2003) bezeichnet Kognition ebenfalls Erkenntnisvorga¨nge beim Menschen und schließt innere Repra¨sentationsformen von Wissen, Wissenselementen und deren Verknu¨pfung und Speicherung ein. Die Auswahl ada¨quater Handlungen la¨uft bewusster ab, als beispielsweise bei der manuellen Regelung. Gemeint sind hier Untersuchungen u¨ber be- wusste Wahrnehmung, Geda¨chtnis und Denken in Bezug auf Problemlo¨sungsta¨tigkeiten des Menschen. Nach Anderson (1989) herrscht in der kognitiven Psychologie der Informations- verarbeitungsansatz vor, mit dem kognitive Prozesse in eine Abfolge geordneter Phasen zerleg- bar sind. Jede Phase steht fu¨r einen wichtigen Schritt in der Verarbeitung kognitiver Informa- tionen. 2Siehe z.B. fu¨r das auditive System bei Johannsen (1999; 2000; 2004), Hermann und Ritter (2004) und Borys (2003a; 2003b). 5 2.1 Grundlagen der menschlichen Informationsverarbeitung 2.1.3 Geda¨chtnis Im menschlichen Geda¨chtnis findet die Verarbeitung von aufgenommener Information in drei Schritten statt: zuna¨chst erfolgt die Verarbeitung im sensorischen Kurzzeitspeicher, danach im Arbeitsspeicher und abschließend im Langzeitspeicher (siehe auch Bild 2.3 auf Seite 2.1.7). Der sensorische Kurzzeitspeicher (Johannsen, 1993) oder nach Brander et al. (1985) das sensorische Geda¨chtnis besitzt eine unbegrenzte Kapazita¨t. Die von den Sinnesorganen als Ein- gangssignale aufgenommenen Reize werden modalita¨tsspezifisch gespeichert. Diese Speicherung erstreckt sich lediglich u¨ber eine sehr kurze Zeitdauer3. Hauptzweck des sensorischen Kurz- zeitspeichers ist es, die Reize solange bereitzuhalten, bis die Wahrnehmungsvorga¨nge der Mus- tererkennung und Merkmalsbildung erfolgt sind. Ist die Bedeutung und die Art der Information wahrgenommen, sind die kognitiven Vorga¨nge des Menschen darauf ausgerichtet, als Reaktion auf die Eingangssignale aus verschiedenen mo¨glichen Alternativen eine Antwort auszuwa¨hlen. An dieser Stelle findet ein sta¨ndiger Austausch mit dem Arbeitsgeda¨chtnis (bzw. Kurz- oder Ar- beitsspeicher) statt, dessen Kapazita¨t stark begrenzt ist. Nicht die aufgenommene Information, sondern deren Interpretationen werden hier kurzzeitig gespeichert. Werden die abgelegten Infor- mationen nicht fortwa¨hrend wiederholt, verschwinden sie oder werden von anderen Informatio- nen verdra¨ngt. Eine Speicherung u¨ber einen la¨ngeren Zeitraum ist nur im Langzeitgeda¨chntnis (bzw. Langzeitspeicher) mo¨glich (Johannsen, 1993). Verlust von Information ist durch das Un- vermo¨gen bedingt, existierende Informationen wieder zu finden. Das Langzeitgeda¨chntnis ist mit dem Arbeitsgeda¨chtnis verbunden und wird ebenfalls bei der Wahrnehmung hinzugezogen. Die Zeitdauer fu¨r die Speicherung und den Zugriff ist jedoch erheblich la¨nger als beim Arbeits- geda¨chtnis. Geeignete Visualisierungen von Informationen sollten daher deren Wiedererkennung unterstu¨tzen. 2.1.4 Mentale Modelle Die Vorstellungen, die die Bediener von einem Prozess besitzen, sind fu¨r eine korrekte Pro- zessfu¨hrung entscheidend. Diese Vorstellung bezeichnet man als mentale Modelle u¨ber ein Sys- tem (Ali et al., 1997). Mentale Modelle des Menschen sind an allen Vorga¨ngen hinsichtlich des Problemlo¨sens und des Entscheidens beteiligt. Sie sind interne oder mentale Repra¨senta- tionen, die der Mensch von seiner Umgebung, also auch seiner dynamischen Arbeitsumgebung, erworben und aufgebaut hat4. Bediener fu¨hren Prozesse, indem sie gegebene Situationen mit einer existierenden mentalen Abbildung in Beziehung bringen. Die mentalen Modelle des Men- schen beinhalten unterschiedliche Wissensinhalte, verschiedene Formen der Wissensrepra¨senta- tion und Strategien fu¨r die Handhabung und Transformation der Wissensinhalte und Wissens- formen (Johannsen, 1993). Rasmussen (1986) hat fu¨r die Strukturierung von Wissensinhalten mentaler Modelle und die Erkla¨rung der Wissenstransformation drei Dimensionen vorgeschla- gen. Diese umfassen die Dimensionen der Zusammenfassung, der Abstraktion und der Analogie. Dimension der Zusammenfassung – Gesamt-Teil: Die erste Dimension, das Konzept der Zu- sammenfassung, steht fu¨r die Mo¨glichkeit, Gesamtsysteme in Teil- oder Untersysteme und Kom- ponenten zu zerlegen. Diese Gesamt-Teil-Betrachtungsweise hilft dem Menschen, die Komple- xita¨t realer Aufgabensituationen besser zu bewa¨ltigen. Die gedankliche Bescha¨ftigung des Men- schen mit dem technischen System – beispielsweise beim Problemlo¨sen – kann auf den unteren Ebenen des mental zerlegten Systems erfolgen. Dimension der Abstraktion – Ziel-Mittel: Die zweite konzeptionelle Dimension, auch als Ziel- Mittel-Darstellung bezeichnet, befasst sich mit den Abstraktionsebenen, auf denen die Eigen- schaften eines Systems mental dargestellt sein ko¨nnen. In der zweiten konzeptionellen Dimension werden nach Rasmussen (1986) fu¨nf Abstraktionsebenen unterschieden: • Funktionaler Zweck: Auf der ho¨chsten Ebene liegt der funktionale Zweck. Er steht fu¨r die Ziele oder Beschra¨nkungen eines Systems. 3Nach Johannsen (1993) 0, 1 s - 0, 5 s. 4Struktur und Verhalten des gesamten technischen Prozesses und der Mensch-Maschine-Schnittstelle. 6 2.1.5 Modell der sequentiellen Informationsverarbeitung • Abstrakte Funktion: Kausale Struktur der Massen-, Energie und Informationsflu¨sse. • Verallgemeinerte Funktion: Standard-Funktionen und -Prozesse, z.B. Wa¨rmeu¨bertragung. • Physikalische Funktion: Elektrische, mechanische, chemische Prozesse der Untersysteme bzw. Anlagen. • Physikalische Form: Die physikalische Form bildet die unterste Ebene. Sie steht fu¨r das physikalische Aussehen, das Material, die Form, etc. Zwischen den Ebenen bestehen Ziel-Mittel-Beziehungen, d.h. fu¨r die Bottom-Up-Beschrei- bung eines technischen Prozesses kann diese Hierarchie zeigen, wo Fehlfunktionen liegen oder wie physikalische Komponenten und Funktionen zur Erreichung eines Zieles beitragen ko¨nnen. Fu¨r den umgekehrten Weg einer Top-Down-Bewegung kann beschrieben werden, wie Ziele durch die Implementation von Funktionen erreichbar und Funktionen durch Komponenten realisierbar sind. Zusa¨tzlich wird das richtige Funktionieren eines Systems auf der na¨chst tieferen Ebene durch den nach unten hin immer spezielleren Zweck bestimmt. Dimension der Analogie: Die dritte interne Repra¨sentation nach Rasmussen (1986) behandelt Analogien. Hier ko¨nnen auf bestimmten Abstraktionsebenen Ergebnisse und Regeln fu¨r die Lo¨sung von Problemen aus analogen Aufgabensituationen vorliegen, die zur Bewa¨ltigung der aktuellen Situation u¨bernommen werden ko¨nnen. 2.1.5 Modell der sequentiellen Informationsverarbeitung des Menschen Die in der Informationsverarbeitung des Menschen hintereinander ablaufenden Aktivita¨ten beim Ausu¨ben von Kontroll- und Problemlo¨sungsta¨tigkeiten beschreibt das Modell der sequentiellen Informationsverarbeitung nach Rasmussen(1983; 1986). Die auch als Leitermodell bezeichnete Beschreibung zeigt das Bild 2.1 auf der na¨chsten Seite. Abgebildet ist das Modell mit seinen Elementen und deren Beziehungen. Der Mensch durch- la¨uft das Leitermodell im Zuge seiner Kontroll- und Problemlo¨sungsta¨tigkeiten, hier die Stufen der Informationsverarbeitung und die sich aus ihnen ergebenden Wissenszusta¨nde. Rechtecke beschreiben die Ta¨tigkeiten der Informationsverarbeitung, in den Kreisen sind deren Resultate – die Zusta¨nde des Wissens – dargestellt. Die Aktivierung erfolgt u¨ber das Entdecken eines Handlungsbedarfs (in Bild 2.1 unten links) und verla¨uft aufsteigend in der wissensbasierten Analyse je nach Kenntnisstand und Erfahrung des entsprechenden Menschen bis zur Spitze des Modells. Auf der Spitze der Leiter wird die Gesamtsituation bewertet. Je schwieriger das Pro- blem bzw. die Ta¨tigkeit fu¨r den betroffenen Menschen zu lo¨sen ist, desto weiter na¨hert er sich der Spitze des Modells. Kann der Mensch direkt nach der Aktivierung voreingestellte Antwor- ten abrufen, ist die Nutzung so genannter regelbasierter Abku¨rzungen mo¨glich. Regelbasierte Abku¨rzungen sind Verbindungen zwischen den Informationsverarbeitungsstufen der wissensba- sierten Analyse und den Wissenszusta¨nden der wissensbasierten Planung, fu¨r deren Nutzung jedoch der Kenntnis- bzw. Erfahrungsstand des Menschen entsprechend hoch sein muss. Ist dies nicht der Fall, ist das Modell auf der rechten Seite von der Spitze nach unten fu¨r die wissens- basierte Planung zu durchlaufen. Assoziative Verbindungen des Wissens sind im Leitermodell ausschließlich zwischen zwei Wissenszusta¨nden mo¨glich. Ein bestimmter Wissenszustand wird hier nicht als Ergebnis einer Informationsverarbeitungsta¨tigkeit ermittelt, sondern assoziativ unmittelbar von einem anderen Wissenszustand erreicht. 2.1.6 Kognitive Ebenen des menschlichen Verhaltens Die Prozesse der Informationsverarbeitung des Menschen lassen sich in Bezug auf die kognitive Belastung durch die Modelle u.a. von Rasmussen (1986) und Hacker (1973) beschreiben. Die von Rasmussen (1983) entwickelten Handlungsmodelle fu¨r die Informationsverarbeitung des Menschen enthalten die folgenden kognitiven Verhaltens- oder Fertigkeitsebenen von Bild 2.2. Diese Darstellung wurde von Rasmussen (1983; 1986) aus dem Leitermodell abgeleitet. 7 2.1 Grundlagen der menschlichen Informationsverarbeitung Bild 2.1: Modell der sequentiellen Informationsverarbeitung des Menschen nach Rasmussen (1983), zitiert nach Johannsen (1993, S. 127) Sensomotorische Fertigkeiten: Die sensomotorischen Fertigkeiten auf der untersten Handlungs- ebene sind nach Rasmussen erlernte, stark automatisierte Verhaltensweisen, bei denen mehr oder weniger nicht-bewusste Programme ablaufen. Sie bedingen keine willentliche Aufmerk- samkeit oder Steuerung. Die Informationen aus dem Prozess nimmt der Mensch hier in Form von orts- und zeitabha¨ngigen Signalen5 wahr. Diese Signale stoßen automatisierte sensomoto- rische Muster an. In der Regel erfolgen die meisten Kontrollta¨tigkeiten in normalen Betriebs- situationen und sehr einfache Problemlo¨sungsta¨tigkeiten auf dieser niedrigen Regulationsebene (Johannsen, 1993). Regelbasiertes Verhalten: Das regelbasierte Verhalten kommt in vertrauten und bekannten Situationen vor, die sich durch bereits vorhandene Regeln bewa¨ltigen lassen. Die menschliche Leistung liegt hier im Erkennen der Situation, die mit erlernten oder aus Instruktionen abgelei- teten Handlungsregeln assoziiert werden. Bei den eingehenden Informationen handelt es sich um Zusta¨nde oder Ereignisse, die sich aus einer im Gegensatz zu der niedrigeren Ebene qualitativ 5Diese Signale entsprechen den Reizen von Abschnitt 2.1.1. 8 2.1.7 Aufmerksamkeit Bild 2.2: Handlungsebenen der Informationsverarbeitung nach Rasmussen(1983; 1986) zitiert nach Jo- hannsen (1993, S. 134) anspruchsvolleren Informationsreduktion ergeben und als Zeichen interpretiert werden ko¨nnen. Sie beschreiben Merkmale der aktuellen Situation und lassen so den derzeitigen Zustand des Systems erkennen. Die Zusta¨nde werden u¨ber Wenn-Dann-Regeln mit auszufu¨hrenden Aufga- ben verknu¨pft. Stereotype Ta¨tigkeiten kennzeichnen im wesentlichen das regelbasierte Verhalten (Johannsen, 1993). Wissensbasiertes Verhalten: Die ho¨chste kognitive Ebene ist dann vonno¨ten, wenn unbekann- te Situationen auftreten und keine geeigneten Regeln fu¨r deren Bewa¨ltigung existieren. Die Informationen werden hier als Symbole fu¨r strukturelle und komplexe funktionelle Zusam- menha¨nge interpretiert, was die Basis fu¨r die Identifikation der Situation schafft. Im Anschluss an die Identifikation kommt es zu einer zielorientierten Entscheidungs- oder Aufgabenwahl, die zu Planungsaktivita¨ten fu¨hrt, die wiederum auf die Generierung neuer Regeln gerichtet ist (Johannsen, 1993). 2.1.7 Aufmerksamkeit Die Aufmerksamkeit, mit der In- Bild 2.3: Verteilung von Aufmerksamkeitsressourcen (Wickens, 1984), zitiert nach Johannsen (1993, S. 111) formationen aufnehmbar sind, ist in ihrer Kapazita¨t begrenzt und kann nur auf sehr wenige kognitive Pro- zesse zugleich gerichtet werden. Je ha¨ufiger man derartige Prozesse u¨bt, desto weniger Aufmerksamkeit ver- langen sie, bis sie sich schließlich aus- fu¨hren lassen, ohne andere Prozesse zu beeintra¨chtigen (Anderson, 1989). Aus der Vielzahl der Informationen in den sensorischen Geda¨chtnisberei- chen werden mit Hilfe der Aufmerk- samkeit die Informationen herausge- filtert, die zur weiteren Verarbeitung in das Bewusstsein gelangen. Bild 2.3 zeigt, dass der Mensch seine Aufmerksamkeitsressourcen unterschiedlich verteilen und fu¨r jede Arbeitsta¨tigkeit eine gu¨nstige Verteilung erlernen kann (Johannsen, 1993). 9 2.2 Aufbau von Mensch-Maschine-Schnittstellen 2.2 Aufbau von Mensch-Maschine-Schnittstellen Die Mensch-Maschine-Schnittstelle als Teil des Mensch-Maschine-Systems beinhaltet nach Jo- hannsen (1993) eine Darstellungs- und eine Dialogebene. Auf der Ebene des Dialogs werden Informationsflu¨sse der Mensch-Maschine-Kommunikation organisiert: Was wird wann zwischen welchen Untersystemen u¨bermittelt. Die Darstellungsebene dagegen hat die Form der Informa- tionsvisualisierung zum Inhalt. Nach Engel (2002) wird die Visualisierung im technischen Sinne heute als Transformation von Ausgangsdaten aus Messungen, Datenbanken oder Simulationen in ein mo¨glichst aussagekra¨ftiges graphisches Abbild verstanden. Im vorliegenden Zusammen- hang der Prozessabbildung steht der Begriff der Visualisierung fu¨r das von Thamm (1999) de- finierte Ergebnis der visuellen Repra¨sentation eines Datenobjekts. Prozessvisualisierung steht also fu¨r diese Arbeit fu¨r die Abbildung von Systemen in Form von Graphikobjekten in graphi- schen Bedienoberfla¨chen. Die Fragestellung lautet hier, auf welche Weise die Information dem Menschen zur Verfu¨gung gestellt wird. 2.2.1 Der Mensch in der Mensch-Maschine-Schnittstelle Der Mensch kann in der Mensch-Maschine-Schnittstelle unterschiedlich in Erscheinung treten. Zu nennen sind der Bediener, der Anwender und der Benutzer. • Bediener: Der Bediener interagiert als Operateur eines Prozesses permanent in einem Echtzeit-Wirkungskreis mit einem dynamischen technischen System. Er fu¨hrt den Pro- zess zielorientiert u¨ber Beobachtung und Bedienhandlungen im Hinblick auf eine gestellte Aufgabe (Johannsen, 1993) . Hacker (1998) spricht hier vom Benutzer. Fu¨r eine konsi- stente Begriffsverwendung wird fu¨r diese Arbeit der Begriff des Bedieners beibehalten. • Anwender: Fu¨r Personen, die nicht permanent u¨ber die Mensch-Maschine-Schnittstelle mit dem technischen System kommunizieren, sondern nur entsprechend den situativen Anforderungen, wird der Begriff des Anwenders eingefu¨hrt. Gemeint sind Personen, die nicht mit der direkten Fu¨hrung bzw. Beobachtung technischer Anlagen betraut sind, sich jedoch aufgrund ihrer Ta¨tigkeit bzw. ihres Verantwortungsbereichs Informationen u¨ber den Zustand der Anlage verschaffen mu¨ssen. Ingenieure, z.B. in leitender oder planender Funktion, za¨hlen zu diesem Kreis, aber auch Wartungs- oder Reparaturpersonal. • Benutzer: Der Mensch als Benutzer kann mehr oder weniger selbststa¨ndig entscheiden, ob er technische Systeme, z.B. als Werkzeug, Hilfsmittel oder Informationssystem nutzen will. Da in diesem Fall das technische System nicht sta¨ndig in Betrieb sein muss, kann der Be- nutzer seine Ta¨tigkeit jederzeit unter Beru¨cksichtigung eventuell vorhandener Restriktio- nen unterbrechen. Beispiele sind Werkzeuge zur Softwareentwicklung, die rechnergestu¨tzte Konstruktion, aber auch Auskunfts- oder Informationssysteme (Johannsen, 1993). Fu¨r die vorliegende Arbeit sind die Bediener und die Anwender von gesteigertem Interesse, da diese aktiv mit Mensch-Maschine-Schnittstellen arbeiten. Besonders die Bediener, weil fu¨r diese Personenklasse aufgrund der permanenten Interaktion fu¨r die individuelle Optimierung der Informationsdarstellung die gu¨nstigsten Auswirkungen zu erwarten sind. Dem Anwender gilt ebenfalls erho¨hte Aufmerksamkeit. Grund dafu¨r ist dessen Kontakt mit der Informations- darstellung der Mensch-Maschine-Schnittstelle, in den er gleichfalls, wenn auch nicht so intensiv wie der Bediener, treten muss. Auch fu¨r den Anwender ist also eine individuelle Optimierung der Bedienoberfla¨che sinnvoll. Der Benutzer ist in unserem Zusammenhang von geringerem Inter- esse, was jedoch nicht bedeutet, das sich die vorgestellte Methodik nicht auch auf den Benutzer anwenden la¨sst. Ein weniger gelungenes Beispiel sind die Softwareprodukte von Microsoft mit ihrer automatischen Anpassung der Pull-down-Menu¨s in den verschiedenen Applikationen.6 6Hier werden z.B. fu¨r Microsoft Word wenig genutzte Menu¨eintra¨ge nach einer gewissen Zeit ausgeblendet und erst auf Anforderung wieder sichtbar gemacht. Dies kann zu jeder Zeit vorkommen (es sei denn man schaltet die Funktion komplett ab), damit stiftet diese Funktion eher Verwirrung als dass sie hilfreich wa¨re (Microsoft Word Online-Hilfe, 2004). 10 2.2.2 Die Maschine in der Mensch-Maschine-Schnittstelle 2.2.2 Die Maschine in der Mensch-Maschine-Schnittstelle Der Maschine in der Mensch-Maschine-Schnittstelle entspricht in dieser Arbeit das techni- sche System. Das technische System ist nach Johannsen (1993) die vom Menschen zu u¨ber- wachende und kontrollierende Anlage. Dazu za¨hlen neben der Anlagenausstattung auch die Automatisierungs- und Unterstu¨tzungssysteme. Der Automatisierungsgrad eines Systems wird durch die von der Automatisierungseinheit u¨bernommenen Funktionen und Einwirkungen auf den technischen Prozess gekennzeichnet (Johannsen, 1993). Unterstu¨tzungssysteme helfen dem Menschen in stark automatisierten technischen Systemen beim Bewa¨ltigen von Aufgaben und dem Treffen von Entscheidungen. Darstellungsebene: Die Darstellungsebene als Teil der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine bezieht sich auf die Art der Informationswiedergabe. Dem Menschen werden die Informationen aus dem technischen Prozess in Form von Anzeigen- und Steuerungselemen- ten zuga¨nglich gemacht. Die Information, d.h. neben den ”Rohdaten” 7 auch Wissen u¨ber die Verbindungen, Wirkzusammenha¨nge, Manipulationsmo¨glichkeiten und Zusta¨nde des Prozesses, werden aufbereitet und in der graphischen Bedienoberfla¨che wiedergegeben. Sie entha¨lt die Ab- bildung des technischen Prozesses, ggf. einschließlich der Automatisierungseinrichtungen u¨ber die folgenden Elemente: • Anzeigeelemente: Anzeigeelemente sind im vorliegenden Zusammenhang die Objekte, die Zustandsgro¨ßen aus dem technischen Prozess wiedergeben. Dazu za¨hlen alle Formen von Anzeigeinstrumenten wie Zeigerinstrumente, Diggitalanzeigen, etc. Bezogen auf diese Ar- beit sind die Anzeigen virtuell, d.h. in der entwickelten ProVis EO-Software als fenster- orientierte Objekte8 nachgebildet. • Steuerungselemente: Steuerungselemente sind graphische, virtuelle Elemente der Bedieno- berfla¨chen mit der der Mensch Einfluss auf die Zustandsgro¨ßen durch Manipulation der Steuerungsgro¨ßen nehmen kann. Dazu za¨hlen im wesentlichen Schieberegler, Schalter, Radiobuttons, etc. (Thaller, 2002). Auch die Steuerungselemente sind fu¨r diese Arbeit virtuell nachgebildet. • Bedienelemente: Diese sind die physikalischen Schnittstellensysteme zum Ausfu¨hren von Bedienhandlungen des Menschen. In der Regel werden die Bedienelemente mit den Ha¨nden bedient, aber auch die Beta¨tigung u¨ber andere Extremita¨ten (z.B. die Fu¨ße) ist mo¨glich. Weitere Optionen sind das Sprachverstehen (Hofmann, 2003), Blick- oder Kopfbewe- gungen (Eye-tracking), allgemein Gestik (Morguet und Lang, 1998; Zobl et al., 2002) oder die direkte Ableitung von Biosignalen, z.B. Muskelpotentiale oder Nervensignale (Bretthauer, 2003; Pylatiuk und Schultz, 2002) . Unterscheidbar sind die Bedienelemente durch die Art ihres Bediensignals als diskret oder kontinuierlich. Beispiele fu¨r konven- tionelle Bedienelemente mit kontinuierlichem Bediensignal sind Computerma¨use, Steuer- knu¨ppel (Joysticks), Hebel, Handra¨der, Drehkno¨pfe und Pedale. Diskrete Bediensignale werden u.a. von Tasten, Schaltern, arretierenden Drehkno¨pfen, Tastaturen oder Funkti- onstastaturen erzeugt. Dialogebene: Auf der Dialogebene geht es um den organisatorischen Aspekt der Kommunika- tion, d.h. den Ablauf der Interaktion zwischen Mensch und Maschine. Hier wird festgelegt, was wann zwischen welchen Untersystemen u¨bertragen wird (Johannsen, 1993) Die Ebenen des Dia- logs und der Darstellung bilden nach Johannsen (1993) die Mensch-Maschine-Schnittstelle. Als weitere Ebenen nennt Johannsen die Entscheidungsunterstu¨tzungsebene, die U¨berwachungs- ebene und die Prozessebene, fu¨r deren genauere Beschreibung auf Johannsen (1993) verwiesen sei. 7Rohdaten: Quantitative Angaben fu¨r die absoluten Werte von Zustandsgro¨ßen und Einstellungen, wie z.B. Temperaturen und Ventilstellungen. 8Siehe Abschnitt 6.2. 11 2.3 Modellbildungsverfahren in der Prozessvisualisierung 2.3 Modellbildungsverfahren in der Prozessvisualisierung Das gestiegene Versta¨ndnis menschlicher Kognitionsfunktionen hat auch neue Erkenntnisse in der Entwicklung von Mensch-Maschine-Schnittstellen nach sich gezogen. Vorgeschlagen werden Entwicklungstechniken, die nicht mehr ausschließlich auf der physikalischen Topologie bzw. auf mathematischem oder logischem Verhalten beruhen, sondern Prozesse auf verschiedenen Ab- straktionsebenen darstellen. Wa¨hrend die erstgenannten Modelle eine Abbildung des Prozesses auf mehr als einer Abstraktionsebene i.d.R. nicht bereitstellen, ermo¨glichen es die neueren Kon- zepte, die von Entwicklern, Bedienern und Systemingenieuren ha¨ufig diskutierten verschiedenen Ebenen, z.B. die Prozessziele und die fu¨r die Erreichung dieser Ziele verfu¨gbaren Mittel, in die Visualisierung zu integrieren. 2.3.1 Historie Zu Beginn der 40er Jahre fand die Prozessfu¨hrung9 Bild 2.4: Mensch-Maschine-Schnittstelle: Gestern (Herzing, 1996) und Heute (Herbst und Rieger, 1997) direkt an den technischen Anlagen statt (Herzing, 1996). In den 50er Jahren ging die Entwicklung auf- grund von entstehenden Automatisierungen in Rich- tung auf die Zentralisierung von Anzeige- und Be- dienelementen in Leitwarten, was einen Verlust des direkten Bezugs zur Anlage bedeutete (Strohrmann, 1998). Die Fortschritte im Bereich der Elektrotechnik ermo¨glichten in den 70er Jahren mit Anzeigen aus- gestattete Wandtafeln. Schon zu dieser Zeit begann man fu¨r die Darstellung von Information Bildschirme einzusetzen (Raichle, 1983). Heute haben sich Bild- schirmarbeitspla¨tze, z.B. in Form von Großbild-Ru¨ck- projektionssystemen, aufgrund der anhaltenden Fortschritte in der Informationstechnologie durchgesetzt (Geitz, 1996; Goelz, 2002; Komischke, 2003). Neuere Forschungsarbeiten verfolgen den Ansatz, u¨ber die Anwendung von Multimedia-Technologien den verlorenen direkten Kon- takt zwischen Mensch und Maschine in gefahrloser Weise wiederherzustellen. So soll der Verlust, beispielsweise von haptischer oder akustischer Information (Vibrationen bzw. Gera¨usche von Anlagen) wieder ausgeglichen werden (Borys und Johannsen, 1997). Das Bild 2.4 zeigt links einen Leitstand fu¨r den Hochdruckbereich eines Hydrierwerks aus dem Jahr 1942, rechts ist eine moderne Leitwarte mit Ru¨ckprojektionssystem zu sehen. 2.3.2 Prozessgro¨ßen Bevor wir uns den Modellbildungen zuwen- ξmin > ξ ZERSTO¨RT ξmin ≤ ξ < ξEMGmin NOTFALL ξEMGmin ≤ ξ < ξALMmin ALARM ξALMmin ≤ ξ < ξALMmax NORMAL ξALMmax ≤ ξ < ξEMGmax ALARM ξEMGmax ≤ ξ ≤ ξmax NOTFALL ξ > ξmax ZERSTO¨RT min z max z EMG min z ALM min z EMG max z ALM max z AlarmNotfall Alarm NotfallNormal Tabelle 2.1: Modellbildung: Zusta¨nde von Prozessgro¨ßen ξ den, seien die Objekte betrachtet, auf die alle Modellbildungen gleichermaßen zuru¨ckgreifen: die zugrunde liegenden Prozessgro¨ßen ξ. Dazu za¨hlen die Steuerungs- und die Zustandsgro¨ßen. U¨ber die im Abschnitt 2.2.2 genannten Steue- rungselemente lassen sich die Steuerungsgro¨ßen einstellen10. Die Zustandsgro¨ßen sind die Gro¨- ßen, die sich aus den Einstellungen der Steue- rungen ergeben, z.B. Temperaturen oder Mas- senflu¨sse. Die Anzeigenelemente von Abschnitt 2.2.2 zeigen die Werte der Zustandsgro¨ßen. Sind Objekte der Modellbildungen mit Prozessgro¨ßen 9Die Prozessfu¨hrung umfasst nach Polke (1994) alle Maßnahmen, die im Sinne festgelegter Ziele den gewu¨nschten Ablauf eines Prozesses bewirken. 10z.B. Ventilo¨ffnungsgrade oder Wa¨rmetauscherleistungen. 12 2.3.3 Topologische Sicht – TOP verbunden, wird ihr Zustand vom Wert der Prozessgro¨ße wie in Tabelle 2.1 dargestellt be- stimmt. Liegt der Wert außerhalb des gewu¨nschten Bereichs11, ist das Objekt zersto¨rt. Liegt eine schwerwiegende Abweichung des Wertes vom geforderten Bereich vor, wird der entspre- chende Zustand als NOTFALL-Zustand, bei leichten Abweichungen als ALARM-Zustand bezeichnet. Befindet sich der Wert innerhalb des geforderten Bereichs (oberhalb der minimalen und unter- halb der maximalen Alarmgrenze), liegt NORMAL-Zustand vor. 2.3.3 Topologische Sicht – TOP Im klassischen Ansatz ist die Darstellung der Mensch-Maschine-Schnittstelle durch die SSSI12- Philosophie bestimmt (Goodstein, 1981). Man greift hier auf die Verarbeitung physikalischer Information zuru¨ck, die auf Anzeigeinstrumente (z.B. Zeiger mit Skala) u¨bertragen wird. Die Anwendung der SSSI-Philosophien setzt beim Bediener eine gut ausgebildete Fa¨higkeit des schlussfolgernden Denkens voraus, d.h. die psychischen Prozesse laufen auf hohem kognitiven Niveau ab. Die topologische Sicht modelliert ein technisches System durch die Wiedergabe seiner Aus- stattung. Dabei werden zumeist hierarchische Darstellungen verwendet, d.h. ausgehend von einer U¨bersicht ko¨nnen verschiedene Detailansichten aufgerufen werden. Ein weiteres Kennzei- chen topologischer Darstellungen ist die Verwendung von Normsymbolen verschiedener Normen, z.B. DIN 28004 Teil 3, DIN 2429 Teil 2, DIN 2481 und DIN 19227 Teil 2. Komponenten werden hier durch mehr oder weniger abstrakte graphische Symbole dargestellt. Auf der untersten Zer- legungsebene liegen die Komponenten des Gesamtsystems, auf der obersten das System in seiner Gesamtheit. Heutige Prozessvisualisierungen werden zumeist u¨ber RI-Fließbilder mit topologi- schen Norm-Symbolen realisiert13. Die Darstellung des Gesamt-Teil-Modells von Systemen wird mit der topologisch orientierten Beschreibung verbunden, in der im wesentlichen die Informa- tionen u¨ber die Verbindungen zwischen den physikalischen Komponenten dargestellt werden. Speziell gibt es in den topologischen Darstellungen keine Informationen u¨ber die Geometrie14. Die Verbindungen zwischen den Komponenten ko¨nnen auch auf komplett andere Weise dar- gestellt sein als dies tatsa¨chlich der Fall ist. Die Fragestellungen ”Welche Komponenten sind derzeit vorhanden?” und ”Wie sind die Komponenten miteinander verbunden?” kennzeichnen die topologische Sichtweise (Larsson, 1992). 2.3.3.1 Komponenten Die folgenden Abschnitte beschreiben die verwendeten graphischen Symbole auf der untersten Zerlegungsebene sowie deren Funktion. Die Symbole sind durch die Normsymbole abgebildet, deren graphische Darstellung den oben erwa¨hnten Normen entnommen bzw. angelehnt sind. Im folgenden werden die im Beispielsprozess vorkommenden Komponenten na¨her erla¨utert. Pumpe:Die Funktion der Pumpe bezieht sich auf den Trans- Bild 2.5: TOP-Symbol: Pumpe port von Flu¨ssigkeit zwischen den Systemen. Normalerwei- se besitzt die Pumpe die bina¨ren Werte 0 oder 1, die fu¨r den ausgeschalteten bzw. eingeschalteten Zustand stehen. Im ausgeschalteten Zustand liegt die Flu¨ssigkeit am Pum- peneingang, wird aber nicht weitergeleitet. Im eingeschal- teten Zustand fo¨rdert die Pumpe das flu¨ssige Medium in eine angeschlossene Rohrleitung. Das Bild 2.5 zeigt auszugsweise die topologischen Symbole der Pumpe. Ganz links ist das allgemeine Symbol abgebildet, in der Mitte das Symbol fu¨r eine Kreiselpumpe und rechts eine Hubkolbenpumpe. 11ξ < ξmin oder ξ > ξmax. 12SSSI: Single-Sensor-Single-Indicator 13Als Beispiel sei auf das Bild 5.1 fu¨r den verwandten Beispielprozess auf Seite 62 verwiesen. 14Mit der Geometrie sind in diesem Zusammenhang die Abmessungen einer abgebildeten physikalischen Kom- ponente gemeint. 13 2.3 Modellbildungsverfahren in der Prozessvisualisierung Absperreinrichtung - Ventil: Die Funktion der Absperrein- Bild 2.6: TOP-Symbol: Ventil richtung ist es, Materialtransporte zu regulieren. Durch Ver- a¨ndern der durchflossenen Fla¨che, i.d.R. u¨ber einen bewegli- chen Kolben im Ventilko¨rper, wird der Materialstrom durch ein Ventil bestimmt. Je geringer die Fla¨che, desto kleiner ist der Fluss. Der Unterschied zum Pumpenzustand liegt in der Existenz diskreter15 anstatt von bina¨ren Werten. Das Bild 2.6 zeigt zugeho¨rige Symbole. Links wiederum das allgemei- ne Symbol, rechts davon ein Absperrventil mit Handantrieb und mit Kolbenantrieb nach DIN 2481. Wa¨rmetauscher: Im Wa¨rmetauscher wird ein Medium von Bild 2.7: TOP-Symbol: Wa¨rmetauscher einem anderen Medium unterschiedlicher Temperatur um- stro¨mt. Dabei vollzieht sich ein Wa¨rmeaustausch, infolge- dessen sich das ku¨hlere Medium erwa¨rmt und das wa¨rmere abku¨hlt. Die Funktion des Wa¨rmetauschers ist demzufolge die Erwa¨rmung, die Abku¨hlung, die Verdampfung oder die Kondensation von Stoffen. Die zugeho¨rigen Symbole zeigt Bild 2.7: links nach DIN 248116, rechts einen Rohrbu¨ndel- wa¨rmetauscher nach DIN 28004 Teil 3. Beha¨lter: Funktion des Beha¨lters ist das Speichern von Ma- Bild 2.8: TOP-Symbol: Beha¨lter terialien. Das Bild 2.8 zeigt auf der linken Seite das Symbol fu¨r einen allgemeinen Beha¨lter, in der Mitte einen Tank und rechts ein Silo (DIN 28004 Teil 3). Verdeutlicht werden kann die Funktion durch die Wiedergabe des zugeho¨rigen Fu¨ll- standes im Beha¨ltersymbol. Der Fu¨llstand kann in textlicher Form oder durch eine der Realita¨t angelehnten Kombinati- on aus Form- und Farbcodierung visualisiert werden, siehe Abschnitt 6.3.3.1. Regler: Regler geho¨ren zur Automatisierungseinrichtung von FC Durchfluss LC Fu¨llstand TC Temperatur Bild 2.9: TOP-Symbol: Regler Prozessen. Sie ermitteln u¨ber einen Messfu¨hler den aktu- ellen Istwert einer Zustandsgro¨ße und fu¨hren fu¨r den Fall einer Abweichung vom Sollwert u¨ber ein Stellglied die Zu- standsgro¨ße auf diesen Sollwert. Die Funktion des Reglers ist demnach das Anpassen von Istwerten an Sollwerte. Der Regler bestimmt durch Berechnung z.B. den O¨ffnungsgrad von Ventilen, um einen Istwert an einen geforderten Soll- wert heranzufu¨hren. Ein Beispiel wa¨re ein Durchflussregler, der aufgrund eines gemessenen Durchflusses den O¨ffnungsgrad des zugeho¨rigen Ventils bestimmt. Fu¨r diese Arbeit kann der Reglerstatus die drei Werte MANUELL17, INTERN18 und EXTERN19 annehmen. Das Bild 2.9 zeigt eine Auswahl von Reglern und deren Symbole20. Fo¨rderer: Der Fo¨rderer hat die Funktion, feste Materiali- Bild 2.10: TOP-Symbol: Fo¨rderer en zu transportieren. Dies unterscheidet den Fo¨rderer vom Flu¨ssigkeitstransport der Pumpe, mit der er jedoch in den mo¨glichen Zusta¨nden u¨bereinstimmt. Das Bild 2.10 zeigt entsprechende Symbole fu¨r Fo¨rdereinrichtungen nach DIN 28004 Teil 2. 15Werte von einem Minimum (0%) bis zu einem Maximum (100%). 16Allgemein, Kreuzung der Stoffflu¨sse. 17MANUELL bedeutet, dass der Regler inaktiv ist und die Prozessgro¨ße u¨ber das Stellglied bestimmt wird. 18INTERN heißt, dass der Regler die Ansteuerung des Stellgliedes u¨bernimmt. 19Ist der Reglerstatus EXTERN, bedeutet das fu¨r den betroffenen Regler, dass ein u¨bergeordneter Regler die Vorgaben liefert. 20FC: Flow control, LC: Level control, TC: Temperature control. 14 2.3.3 Topologische Sicht – TOP Ru¨hrwerk: Die Funktion des Ru¨hrwerks ist die Durchmi- Bild 2.11: TOP-Symbol: Ru¨hrwerk schung zweier oder mehrerer Medien, wobei die Medien fest oder flu¨ssig sein ko¨nnen. Motor: Der Motor soll eine Drehbewegung erzeugen, die von M M Bild 2.12: TOP-Symbol: Motor angeschlossenen Bauteilen weiter genutzt werden kann. Das Bild 2.12 zeigt Motoren-Symbole nach DIN 19227 Teil 2. Klappe: Die Klappe sorgt fu¨r den Zufluss, oder dessen Ver- Bild 2.13: TOP-Symbol: Klappe hinderung, von festen Stoffen. Bild 2.13 zeigt das Klappen- Symbol nach DIN 2481. Anzeigen: Die Wiedergabe von Information ist die Funkti- TM Bild 2.14: TOP-Symbol: Anzeigen on der Anzeige. Die Anzeigen stehen fu¨r Instrumente, von denen sich die gewu¨nschte Gro¨ße ablesen la¨sst. Nach DIN 28004 Teil 4 soll im Anzeigensymbol die Funktion im oberen Teil durch einen Kennbuchstaben deutlich gemacht werden. Die Anzeigensymbole sind im Bild 2.14 (Anzeige in Prozess- leitwarte) entsprechend wiedergegeben (M fu¨r Massenfluss, T fu¨r die Temperatur, etc.). Rohrleitungen: Nach Beitz und Ku¨ttner (1986) sind Rohr- Bild 2.15: TOP-Symbol: Rohrleitung leitungen Elemente fu¨r die Fu¨hrung gasfo¨rmiger und flu¨ssi- ger Fluide. U¨ber die Rohrleitungen ko¨nnen die verschie- denen Komponenten miteinander zu Strukturen verbunden werden DIN 2429 Teil 2. Rohrleitungsverzweigungen und -zusammenfu¨hrungen: Bild 2.16: TOP-Symbol: Verzwei- gung, Zusammenfu¨hrung Diese werden durch einfache T-Stu¨cke wie in Bild 2.1621 ab- gebildet. U¨berga¨nge zwischen Rohrleitungen und den Ver- zweigungen bzw. den Zusammenfu¨hrungen sind nicht als solche dargestellt, sondern erfolgen nahtlos. Signalleitungen: In den Signalleitungen werden die Signale Bild 2.17: TOP-Symbol: Signalleitung von den Messfu¨hlern zu den Reglern, zwischen den Reglern und von den Reglern zu den Stellgliedern transportiert. Das Bild 2.17 zeigt das topologische Symbol fu¨r die Signalleitung nach DIN 2481. 2.3.3.2 Gesamt- und Untersysteme Die Komponenten der untersten Zerlegungsstufe werden zu Untersystemen zusammengefaßt. U¨ber Rohrleitungen (Massenflu¨sse), Verkabelungen (Energieflu¨sse) oder Signalleitungen (Infor- mationsflu¨sse) sind die verschiedenen Komponenten miteinander verbunden. Die Untersysteme wiederum werden im Gesamtsystem zu einer U¨bersicht der vollsta¨ndigen Anlage zusammen- gefasst. In der hierarchischen Betrachtungsweise stellt das Gesamtsystem die ho¨chste Ebene dar. 21Dargestellt ist jeweils der einfachste Fall (1-in-2 und 2-in-1). 15 2.3 Modellbildungsverfahren in der Prozessvisualisierung 2.3.4 Virtuelle 3D-Prozessvisualisierung – Virt3D Die Motivation fu¨r das Konzept der Virtuellen 3D-Prozessvisualisierung (Virt3D) ist die Frage- stellung, auf welche Art und Weise Informationen kodiert werden sollen, um sie bestmo¨glich der menschlichen Informationsaufnahme und Informationsverarbeitung anzupassen (Wittenberg, 2001b). Engelkamp (1991) schla¨gt ein Modell der menschlichen Informationsverarbeitung vor, das insbesondere die Unterschiede zwischen sprachlicher und nicht-sprachlicher Informations- kodierung herausstellt. Das Resultat im Hinblick auf die visuelle Informationsvermittlung ist, dass bildliche Information vom Menschen schneller und leichter wahrgenommen und verarbeitet werden ko¨nnen als sprachliche Information. Engelkamp (1991) bezeichnet das als Bildu¨berle- genheitseffekt. Voraussetzung fu¨r den Bildu¨berlegenheitseffekt ist, dass eine eindeutige und be- kannte bildliche Kodierung verwendet wird. Basierend auf diesen Erkenntnissen hat Wittenberg (2001b) die virtuellen Prozesselemente eingefu¨hrt. Die Prozesselemente werden auf der Basis von verbreiteten und damit bekannten Abbildungen von Musterelementen aus dem jeweiligen Ein- satzgebiet unter Verwendung der dreidimensionalen Computergraphik modelliert. Die visuellen Charakteristika dieser Elemente werden dargestellt, um bereits vorhandene Bildmarken zur Er- kennung des Elements seitens des Operateurs zu aktivieren und Lernprozesse zu minimieren (Vo¨lkel und Wittenberg, 1999). Die Bildung der fu¨r die Planung von Handlungen und dem Lo¨sen von Problemen relevanten mentalen Modellen u¨ber das zu fu¨hrende technische System wird durch bildhaftes Umsetzen der funktionalen Zusammenha¨nge unterstu¨tzt (Dutke, 1994). Die virtuelle 3D-Prozessvisualisierung verwendet Modellierungstechniken, die urspru¨nglich fu¨r die dreidimensionale fotorealistische Computergraphik entwickelt wurden. So erreicht man neben der anschaulichen und intuitiv erkennbaren Darstellung der Elemente auch eine Visua- lisierung fu¨r deren funktionale Eigenschaft und der zugeho¨rigen Zustandsgro¨ßen (Wittenberg, 2001b). Visuelle Gro¨ßen wie z.B. Fu¨llsta¨nde oder Durchflu¨sse werden in diesem Konzept rea- lita¨tsnah dargestellt. Nichtvisuelle Gro¨ßen wie Temperaturen oder Dru¨cke sind mit Mitteln der Farb- bzw. Formkodierung umgesetzt. Besonderer Wert wird auf die Verwendung von Ko- dierungen gelegt, die im allgemeinen Versta¨ndnis weit verbreitet sind und so einen geringen Lernaufwand erfordern. So assoziiert der Mensch mit Farben bzw. Farbverla¨ufen bestimmte Ei- genschaften wie die Temperatur (Frieling, 1982). Forma¨nderungen werden mit Drucka¨nderungen assoziiert (Houssidas, 1964) und eignen sich ebenfalls zur Visualisierung von Prozessinforma- tionen (Wittenberg, 1998b). A¨hnlich wie bei den weiter oben bzw. unten beschriebenen Mo- dellbildungstechniken TOP und EID wird bei dieser Visualisierungstechnik das Gesamtsystem hierarchisch strukturiert dargestellt, so dass der Problemlo¨seraum fu¨r den Bediener verkleinert und das System transparenter pra¨sentiert wird. Grundlage dieser Strukturierung sind die in Analysen ermittelten Aufgaben22 der Bediener und die mit den Aufgaben zusammenha¨ngen- den Zusta¨nde der beteiligten Prozesselemente - also die zur Erfu¨llung der Aufgabe notwendigen Prozessinformationen. Ausgehend von der u¨bergeordneten Aufgabe werden Unteraufgaben de- finiert, die mit zugeho¨rigen Zielen verbunden sind. Bei der Visualisierung der Aufgabe ist es lediglich notwendig, die beteiligten Elemente und Zustandsgro¨ßen darzustellen. Weitere Pro- zesseinheiten und -elemente, die sich zwar auch in dem beteiligten Untersystem befinden, aber nicht zur Aufgabenerfu¨llung beitragen, mu¨ssen nicht dargestellt werden. Die Informationsflut wird eingeda¨mmt und die dargestellte Information auf das notwendige Maß reduziert. Die aufga- benorientierte Prozessvisualisierung entlastet den Menschen bei der Identifizierung der Aufgabe und vermittelt gleichzeitig die mo¨glichen Prozesseingriffe zu deren Erfu¨llung. Werden zusa¨tzlich die Erfu¨llungsgrade der jeweiligen Aufgaben visualisiert, kann der Mensch die Dringlichkeit des Eingreifens in den Prozess erkennen und sein Handeln entsprechend planen (Wittenberg, 1997). Entstanden ist die virtuelle 3D-Prozessvisualisierung im Rahmen der Dissertation von Wit- tenberg (2001b). Weitere Beschreibungen finden sich in Wittenberg, (1997; 1998b; 1998a; 1999; 2002), Wittenberg und Vo¨lkel (1998), Vo¨lkel und Wittenberg (1999) sowie in Wittenberg (2001a; 2003). 22Siehe auch Wiese und Settgast (1993). 16 2.3.4 Virtuelle 3D-Prozessvisualisierung – Virt3D 2.3.4.1 Virtuelle Prozesselemente Die Funktionen der virtuellen Prozesselemente23 entsprechen denen der topologischen Kom- ponenten aus Abschnitt 2.3.3.1. Im folgenden werden die Besonderheiten der virtuellen 3D- Prozessvisualisierung, soweit sie ihre Verwendung fu¨r diese Arbeit betrifft, erla¨utert. Pumpe: In der Industrie existiert eine Vielzahl an Bild 2.18: Virt3D-Symbol: Pumpe Pumpenarten und -formen. Aus Gru¨nden der Konsi- stenz wird, wie schon erwa¨hnt, nur eine Form verwen- det. Hier sind die charakteristischen visuellen Eigen- schaften so umgesetzt, dass eine Pumpe leicht und intuitiv zu erkennen ist. Eine Pumpe setzt sich aus dem Pumpenko¨rper und der Antriebseinheit zusam- men. Durch den Pumpenko¨rper wird das zu fo¨rdern- de Medium geleitet. Er ist durch ein rohrleitungs- artiges Element dargestellt, das sich an seinen Enden verju¨ngt und durch Flansche abschließt. Zur Antriebseinheit, die u¨ber dem Pumpenko¨rper po- sitioniert ist, geho¨ren ein Motor und die zugeho¨rigen beweglichen Teile. Dementsprechend ist die Antriebseinheit durch Ku¨hlrippen eines realen Pumpenmotors dargestellt. Je nach Zustand der Pumpe wird der Pumpenko¨rper farblich codiert, fu¨r den Zustand ”eingeschaltet” wird der Pumpenko¨rper entsprechend dem Medium eingefa¨rbt, fu¨r den Zustand ”ausgeschaltet” bleibt die Fa¨rbung des Pumpenko¨rpers unvera¨ndert. Zusa¨tzlich ist neben der Antriebseinheit ein recht- eckiger Kasten dargestellt, der die Tastelemente fu¨r die Pumpe entha¨lt. Durch farbliches Her- vorheben24 wird die Erkennung des Pumpenzustandes unterstu¨tzt (Wittenberg, 2001b). Ventil: Die A¨nderung der Durchflussfla¨chen im Ventilko¨rper er- Bild 2.19: Virt3D-Symbol: Ventil folgt wie oben erwa¨hnt durch das Vera¨ndern der Kolbenposition. Ein Stellmotor, der normalerweise u¨ber dem Ventilko¨rper positio- niert ist, fu¨hrt diesen Kolbenhub aus. Die funktionale A¨hnlichkeit zur Pumpe25 wird durch eine visuelle A¨hnlichkeit zu deren virtuel- len Abbildung ausgedru¨ckt. Die Unterschiede liegen im Motorauf- bau im oberen Teil des Symbols. Fu¨r das Ventil ist ein charak- teristischer Stellmotor mit einem Handrad abgebildet. Die beiden Sa¨ulen und der Hubarm in der Mitte sind typisch fu¨r ein Stellven- til in der verfahrenstechnischen Industrie. Der Ventilzustand wird a¨hnlich wie der Pumpenzustand wiedergegeben. Die A¨hnlichkeit der Elemente ist beabsichtigt, um beide Abbildungen in einfacher Weise der verallgemeiner- ten Funktion aus der Abstraktionsdimension nach Rasmussen (1986) – hier dem Transport – zuordnen zu ko¨nnen. Wa¨rmetauscher:Das vonWittenberg (2001b) vorgeschlagene Sym- Bild 2.20: Virt3D-Symbol: Wa¨rmetauscher bol fu¨r den Wa¨rmetauscher ist dem normalerweise in der Industrie fu¨r Destillationskolonnen verwandten Rohrbu¨ndelwa¨rmetauscher (Deibele et al., 1997) angelehnt. Ein derartiger Wa¨rmetauscher verfu¨gt im Inneren u¨ber ein Rohrbu¨ndel, durch das, je nach Art, warmes oder kaltes Medium stro¨mt und so das Medium, das das Rohrbu¨ndel umstro¨mt, erhitzt bzw. ku¨hlt (Ignatowitz, 1992). Mit den Farben Rot und Blau werden im allgemeinen Temperaturen assoziiert (Frieling, 1982; Heller, 1989). Unterschiedliche Tempe- raturniveaus lassen sich durch diese Farbto¨ne codieren. Mit dem Farbton Rot werden hohe, mit Blau niedrige Temperaturen impli- ziert. Nach diesem Vorbild setzt Wittenberg (2001b) die graphische Darstellung des Wa¨rmetauschers, wie in Bild 2.20 zu sehen, um. Wa¨rmetauscher fu¨r die Zufuhr von Wa¨rmeenergie besitzen eine rote Fa¨rbung, fu¨r die Wa¨rmeabfuhr eine blaue Fa¨rbung. 23Im folgenden werden die virtuellen Prozesselemente aus Konsistenzgru¨nden Virt3D-Komponenten genannt. 24Fu¨r den ausgeschalteten Zustand Rot, fu¨r den eingeschalteten Zustand Gru¨n. Die A¨hnlichkeit zu einer Verkehrsampel unterstu¨tzt den Erkennungsvorgang. 25Beide Komponenten dienen dem Flu¨ssigkeitstransport. 17 2.3 Modellbildungsverfahren in der Prozessvisualisierung Beha¨lter: Nach Wittenberg hist < hsoll hist > hsoll hist = hsoll Bild 2.21: Virt3D-Symbol: Beha¨lter (2001b) wird ein Beha¨lter als senkrechter zylindrischer Ko¨r- per mit konusfo¨rmigen Enden dargestellt. Die Ein- und Aus- flusso¨ffnungen werden mittig an den Enden oben bzw. un- ten positioniert, um die Erken- nung der Fliessrichtung zu ver- einfachen. Die Anschlu¨sse der jeweiligen Rohrleitungen sind durch Flansche repra¨sentiert. Geeigneterweise wa¨hlt man fu¨r den Farbton der Fu¨llstandsdarstel- lung einen dem Mediums entsprechenden Farbton, der jedoch einen starken Kontrast zur Farbe der eigentlichen Beha¨lterdarstellung aufweisen sollte. In Bild 2.21 ist das Symbol des Beha¨lters zu sehen. Ganz links in Bild 2.21 ist das Virt3D-Beha¨ltersymbol fu¨r einen niedrigen Fu¨llstand zu sehen. Die Linie fu¨r den Sollwert liegt u¨ber der Fu¨llwertsanzeige in Form der Objektfu¨llung. Fu¨r einen Fu¨llstand ho¨her als der Sollwert liegt die Sollwertlinie unter der Objektfu¨llung (Bild 2.21 Mitte). Entspricht der Sollwert dem Istwert verschwindet die Sollwertlinie. Regler: In der Realita¨t sind Regler auf verschiede- Bild 2.22: Virt3D-Symbol: Regler ne Weise gestaltet. So ko¨nnen die Werteangaben in Form von numerischen oder Balkenanzeigen, die die entsprechenden Zustandsgro¨ßen anzeigen, dargestellt sein. Die Werteangabe wird im virtuellen Symbol von Bild 2.22 durch die Anzeige im oberen Teil wieder- gegeben. Aus Konsistenzgru¨nden wird fu¨r diese Ar- beit ein vera¨ndertes virtuelles Prozesselement fu¨r die Abbildung des Reglers eingefu¨hrt. Das untere Sym- bol von Bild 2.22 zeigt einen grauen Quader, der das Geha¨use eines reellen Reglers nachbilden soll. Im lin- ken Teil des Symbols befindet sich eine Anzeige, die u¨ber den Zustand des Reglers Auskunft gibt. Die virtuellen Prozesselemente von Wittenberg werden um die nachfolgenden Symbole erweitert, um den in Abschnitt 5.1 beschriebenen Beispielprozess abbilden zu ko¨nnen. Fo¨rderer: Da Fo¨rderer Stoffe in fester Form trans- Bild 2.23: Virt3D-Symbol: Fo¨rderer portieren, ist das Symbol als Bandfo¨rderer gestaltet. Zwischen zwei Achsen ist das in mehrere Sektionen unterteilte Fo¨rderband aufgespannt. Die Sektionen nehmen das von oben einfallende Medium auf, trans- portieren es – in diesem Fall von rechts nach links – zur angeschlossenen Komponente. In der Realita¨t handelt es sich bei dem Fo¨rderer um eine von au- ßen sichtbar bewegte Komponente26, weshalb an dieser Stelle die Eigenschaft der Animation eingefu¨hrt wird. Ist der Fo¨rderer eingeschaltet, bewegen sich die Sektionen des virtuellen Pro- zesselements in Drehrichtung. Die Fo¨rderung des Mediums wird durch dessen Weiterbewegen u¨ber das Fo¨rderband und das Ausschu¨tten in Bild 2.23 links visualisiert. 26Umlaufende Bewegung des Fo¨rderbandes. 18 2.3.4 Virtuelle 3D-Prozessvisualisierung – Virt3D Ru¨hrwerk: Wie auch beim Fo¨rderer handelt es sich Bild 2.24: Virt3D-Symbol: Ru¨hrwerk beim Ru¨hrwerk um eine sichtbar bewegte Komponen- te. Dementsprechend ist diese Komponente ebenfalls als Animation realisiert. Das Bild 2.24 zeigt einen Ro- tor, der im eingeschalteten Zustand um die Hochach- se rotiert. Motor: Das virtuelle Symbol fu¨r den Motor zeigt Bild 2.25: Virt3D-Symbol: Motor einen u¨blichen Elektromotor. U¨ber ein Getriebe wird die ganz rechts positionierte Achse angetrieben. Anzeigen: Fu¨r die Wiedergabe von Anzeigeinstrumen- Bild 2.26: Virt3D-Symbol: Anzeigen ten als virtuelle Elemente wurden verschiedene, aber sich a¨hnelnde, Visualisierungen mit Skalen und Zei- gern gewa¨hlt, um so die Unterschiede zwischen den Anzeigen deutlich zu machen. Das Bild 2.26 zeigt die verschiedenen Visualisierungen fu¨r Massenfluss, Tem- peratur und Fu¨llstand. Rohrleitungen: Die Rohrleitungen als Verbindungen m˙PLN = 0 m˙PLN > 0 Bild 2.27: Virt3D-Symbol: Rohrleitung zwischen Komponenten werden als graue Ro¨hren ge- zeichnet, deren innerer Farbton dem durchfließenden Medium entspricht. Durchflu¨sse von Medien werden also in farbigem Kontrast zur eigentlichen Kompo- nente wiedergegeben. Verbindungen zu anderen Kom- ponenten erfolgen u¨ber die an den Enden dargestell- ten Flansche. Verzweigungen, Zusammenfu¨hrungen: Die Verzwei- m˙RMF = 0 m˙RMF > 0 Bild 2.28: Virt3D-Symbol: Rohrleitung – Verzweigung gungen bzw. Zusammenfu¨hrungen von Rohrleitun- gen der Bilder 2.28 und 2.29 werden in Aba¨nderung der Originalformulierung perspektivisch wiedergege- ben, um durch die angedeutete ra¨umliche Darstel- lung die aufteilende bzw. zusammenfu¨hrende Eigen- schaft dieser Komponente zu betonen. Ebenso wie bei den Rohrleitungen sind an den Enden Flansche fu¨r die Verbindung zu den Rohrleitungen dargestellt. Der durchstro¨mte Teil wird ebenfalls entsprechend dem Fließmedium eingefa¨rbt. m˙CNTupp in = 0 m˙CNTupp in > 0 m˙CNTupp in = 0 m˙CNTupp in > 0 m˙CNT low in = 0 m˙CNT low in = 0 m˙CNT low in > 0 m˙CNT low in > 0 m˙CNTout = 0 m˙CNTout > 0 m˙CNTout > 0 m˙CNTout > 0 upp inCN m& low inCN m& outCN m& Bild 2.29: Virt3D-Symbol: Rohrleitung – Zusammenfu¨hrung 19 2.3 Modellbildungsverfahren in der Prozessvisualisierung Klappe: Das Virt3D-Symbol der Klappe wird als verdicktes Rohr- m˙LD = 0 m˙LD > 0 Bild 2.30: Virt3D-Symbol: Klappe element dargestellt. Signalleitungen: In Erweiterung zur originalen Formulierung von Bild 2.31: Virt3D-Symbol: Signalleitung Wittenberg (2001b) werden fu¨r diese Arbeit Signalleitungen sta¨rker der Realita¨t angelehnt dargestellt. Auf diese Weise wird verdeut- licht, dass es sich nicht um Verbindungen im Sinne der Rohrlei- tungen (Massentransport) handelt, sondern um Signalflussverbin- dungen (Informationsu¨bermittlung). 2.3.4.2 Gesamt- und Untersysteme Die virtuellen Prozesselemente werden, wie auch die topologischen Komponenten, auf der unter- sten Zerlegungsstufe zu Untersystemen zusammengefasst. U¨ber Rohrleitungen (Massenflu¨sse), Verkabelungen (Energieflu¨sse) oder Signalleitungen (Informationsflu¨sse) sind auch hier die ver- schiedenen Elemente verbunden. Die Untersysteme werden ebenfalls im Gesamtsystem zu einer U¨bersicht der gesamten Anlage zusammengefasst. 2.3.5 Ecological Interface Design – EID Eine weitere Mo¨glichkeit, Mensch-Maschine-Schnittstellen zu entwickeln, ist das Ecological Interface Design (EID) von Vicente und Rasmussen (1990). EID basiert auf den Prinzipien der o¨kologischen Psychologie27(Gibson, 1979) und verwendet die Ziel-Mittel-Darstellung als Spezi- fikation des Inhalts oder der Struktur der Schnittstelle. Die Funktionen des Prozesses werden durch die geometrische Abbildung der mathematischen Beziehungen (Mappings) zwischen den relevanten Prozessgro¨ßen sichtbar gemacht. Auf diese Weise kann die direkte Wahrnehmung - viel Information bei gleichzeitiger geringer Interpretationsnotwendigkeit - fu¨r die Schnittstelle realisiert werden. Dem Ecological Interface Design liegen die Handlungsmodelle von Rasmussen (1983) fu¨r die Informationsverarbeitung des Menschen zugrunde. Sie ermo¨glichen den Entwurf einer funktionell-zielorientierten Oberfla¨che, die den Bediener in unvorhersehbaren und unerwar- teten Situationen des Systems unterstu¨tzt. Aus den Vorga¨ngen der Informationsverarbeitung des Menschen werden Ziele fu¨r die Modellbildung mit EID formuliert und, um diesen Zielen zu genu¨gen, entsprechende Prinzipien formuliert. Im Gegensatz zum unten beschriebenen MFM sind in EID Massen- und Energieflu¨sse nicht separat, sondern in verbundenen, sich aufeinander beziehenden Darstellungen wiedergegeben. Fu¨r den Fall direkter Beeinflussung von Energie- durch Massenflu¨ssen hat diese Verknu¨pfung den Vorteil, Wirkungen untereinander unmittelbar verfolgen zu ko¨nnen. Das ist in der diskreten Darstellung von MFM nicht ohne weiteres mo¨glich. Die Modellbildung mit EID beruht auf drei grundlegenden Prinzipien (Rasmussen und Vicen- te, 1992): Unterstu¨tzung von Interaktion, Abbildung des Systemverhaltens auf geometrische Objekte und Darstellung eines Systems u¨ber Abstraktionsebenen. Jedes Prinzip korrespondiert zu einer der kognitiven Ebenen der Informationsverarbeitung des Menschen28. Durch Beru¨ck- sichtigen dieser Prinzipien kann jede kognitive Ebene durch das EID-Modell unterstu¨tzt werden; der Entwurf einer funktionell-zielorientierten Oberfla¨che, die den Bediener in unvorhersehbaren und unerwarteten Situationen des Systems unterstu¨tzt, ist mo¨glich. Als Auszug aus der reichhaltigen Literatur zu EID seien als weitergehende Quellen die folgen- den Vero¨ffentlichungen verschiedener Anwendungsbereiche genannt. Grundlegend beschrieben wird EID bei Vicente und Rasmssen (1992). Technische Anwendungen beschreiben z.B. Sakuma et al. (1995) (Kernkraftwerk), van Paassen (1997) (Zementwerk), Dinadis und Vicente (1999), Mulder et al. (2004) (beide Flugzeuginstrumentierung), Duez und Vicente (2003), Burns et al. 27Die o¨kologische Psychologie untersucht die Beziehungen des Menschen zu seiner Umgebung (auch zu seiner Arbeitsumgebung). 28Siehe Abschnitt 2.1.6. 20 2.3.5 Ecological Interface Design – EID (2003) (beide Netzwerk-Management) sowie Jamieson (2002a) und Jamieson et al. (2003) (Pe- trochemie). Eine Wirtschaftswissenschaftliche Anwendung nennt Achonu und Jamieson (2003) (Portfolio-Management). Burns und Hajdukiewicz (2004) haben ein Buch u¨ber EID verfaßt. In Christoffersen et al. (1996; 1997; 1998), Vo¨lkel (2001a) und Jamieson (2002b) sind Bewertungen der Methode zu finden. 2.3.5.1 Unterstu¨tzung von Interaktion Die Unterstu¨tzung der Interaktion zwischen dem technischen System und dem Bediener stellt das erste Prinzip dar. Sie korrespondiert zur Informationsverarbeitungsebene der sensomoto- rischen Fertigkeiten oder Verhaltensweisen von Abschnitt 2.1.6 und soll diese verbessern. Die Interaktion vollzieht sich mittels des Wahrnehmungs-Handlungs-Kreislaufes, in dem Informatio- nen direkt mit Handlungen verknu¨pft werden. Um diesen Kreislauf wirksam zu unterstu¨tzten, sollte der Bediener in der Lage sein, direkt an der Schnittstelle zu handeln (Direct Manupulation Interfaces) (Rasmussen, 1990). Dieses abstrakte Prinzip impliziert, dass die jedem technischen System zugrunde liegende Systemstruktur sichtbar gemacht werden sollte, um ein schnelles und effektives Koordinieren innerhalb der Oberfla¨che zu ermo¨glichen. Die Interaktion wird bereits durch die erwa¨hnte Einfu¨hrung der Direct Manipulation Interfaces unterstu¨tzt. Das direkte Handeln ist z.B. durch eine Computermaus zu erreichen, u¨ber die Ventilo¨ffnungsgrade durch Verstellen eines Schiebereglers vera¨nderbar sind oder Pumpen durch Anklicken des Symbols ein- oder ausgeschaltet werden ko¨nnen. 2.3.5.2 Abbildung des Systemverhaltens Das Systemverhalten, das bei technischen Systemen meist durch eindeutige physikalische Ge- setzma¨ßigkeiten beschrieben werden kann, wird auf geometrische Elemente abgebildet. Durch diese Abbildung, den so genannten Mappings, lassen sich fu¨r den Bediener Regeln erschließen, die zu entsprechenden Handlungen fu¨hren. So ergibt sich der Bezug zur Informationsverarbei- tungsebene des regelbasierten Verhaltens von Kapitel 2.1.6. Das Ziel ist hier, das ”Unsichtbare” sichtbar zu machen und dem Bediener das Gefu¨hl zu vermitteln, dass er direkt die internen Funktionen des Systems steuert und sie nicht u¨ber ein Computersystem ausfu¨hrt. Durch diese Art der Abbildung werden die Wahrnehmungsfunktionen des Menschen besser aktiviert und des- sen Handlungsfa¨higkeit gesta¨rkt. Fu¨r die Abbildung des Systemverhaltens werden beispielhaft fu¨r Massen- und Energiebilanzen verschiedene Gleichungen aufgestellt. Aus diesen Gleichungen, u.a. fu¨r die Prozessgro¨ßen des Fu¨llstands oder der Temperatur, lassen sich die geometrischen Objekte, die Mappings, entwickeln. Abbildung der Systemeigenschaft Fu¨llstand – Massenbilanz: Die Gleichungen fu¨r die Mas- senbilanz beziehen sich auf den Fu¨llstand. In der Grundgleichung 2.1 erhalten eingehende Mas- senflu¨sse m˙ini ein positives und ausgehende m˙outi ein negatives Vorzeichen. U¨ber den Faktor mit der reziproken Dichte % und der Fla¨che A erha¨lt man die Fu¨llstandsa¨nderung nach der Zeit. Nach Integration und Umstellung ergibt sich Gleichung 2.2 fu¨r den Fu¨llstand zum Zeitpunkt tn: dh dt = 1 %A Nm˙in∑ i=1 m˙ini(t)− Nm˙out∑ j=1 m˙outj (t)  (2.1) h(tn) = ∆t %A Nm˙in∑ i=1 m˙ini(tn)− Nm˙out∑ j=1 m˙outj (tn) + h(tn−1) (2.2) Abbildung der Systemeigenschaft Wa¨rme – Energiebilanz: Die Gleichungen der Energiebi- lanz werden fu¨r die im Prozess enthaltene Wa¨rme hergeleitet. In der Ausgangsgleichung 2.3 sind neben der spezifischen Wa¨rmekapazita¨t cp, der Dichte % des wa¨rmespeichernden Mediums 21 2.3 Modellbildungsverfahren in der Prozessvisualisierung und der Fla¨che A, die Temperatur T sowie der eben hergeleitete Fu¨llstand h enthalten. Nach Umstellung, Vereinfachung und Integration folgt fu¨r die im Prozess gespeicherte Wa¨rme die Gleichung 2.4 (Beitz und Ku¨ttner, 1986; Baehr, 1996). Q = cp %Ah(t) (T − T0) (2.3) Q(tn) = cp∆t (T − T0) Nm˙in∑ i=1 m˙ini(tn)− Nm˙out∑ j=1 m˙outj (tn) +Q(tn−1) (2.4) Abbildung der Systemeigenschaft Temperatur: Die Temperatur ist eine der interessierenden Zustandsgro¨ßen, deren Betrag von den Gro¨ßen der Massen- und der Energiebilanz beeinflusst wird. Fu¨r die Temperatur gilt: T = Q(t) A% cp h(t) + T0 2.3.5.3 Bildung der geometrischen Objekte Die oben aufgestellten Gleichungen ko¨nnen als eine Art von Wissen u¨ber den entsprechenden Prozess betrachtet werden. Folgt man dem Ziel, das Unsichtbare sichtbar zu machen, bildet man geometrische Objekte, die die in den Gleichungen enthaltenen Gro¨ßen wiedergeben, d.h. die Systemeigenschaften werden auf den geometrischen Objekten abgebildet. Geometrieobjekt fu¨r die Massenbilanz: Nach der Bild 2.32: EID-Modell: Mapping fu¨r die Massenbilanz/Fu¨llstand Aufstellung der Gleichungen kann das geometrische Objekt fu¨r das Abbilden der Systemeigenschaft Fu¨ll- stand entwickelt werden. Die obere Kante des in Bild 2.32 gezeigten Objektes entspricht den eingehenden Massenflu¨ssen, ihre La¨nge xMin dem Betrag des Mas- senflusseingangs ∑ m˙ini(Gleichung 2.5). Die ausge- henden Massenflu¨sse sind an der Unterkante darge- stellt, ihre La¨nge xMout entspricht dem Betrag des Massenflussausganges ∑ m˙outi (Gleichung 2.6). Die Verbindung der Linien fu¨r den Masseneingang und -ausgang ergeben eine Tendenz, in diesem Fall fu¨r den mit der horizontalen Linie gekennzeichneten Fu¨ll- stand.29 Der u¨ber Gleichung 2.2 bestimmte Fu¨llstand wird in der Abbildung mit der Ho¨he yM (Gleichung 2.7) der horizontalen Linie abgebildet. xMin = Nm˙in∑ i=1 m˙ini(t) (2.5) xMout = Nm˙out∑ j=1 m˙outj (t) (2.6) yM = h(tn) = ∆t %A Nm˙in∑ i=1 m˙ini(tn)− Nm˙out∑ j=1 m˙outj (tn) + h(tn−1) (2.7) 29Fu¨r den in Bild 2.32 dargestellten Zusammenhang ist der Zufluss kleiner als der Abfluss. Die Verbindungslinie besitzt eine negative Steigung, d.h. der Fu¨llstand wird fallen. 22 2.3.5 Ecological Interface Design – EID Geometrieobjekt fu¨r die Energiebilanz:Der Aufbau dieses Bild 2.33: EID-Modell: Mapping fu¨r die Energiebilanz - Wa¨rme Objektes entspricht in der Struktur dem Geometrieobjekt der Massenbilanz. Fu¨r die obere Kante sind in der Gro¨ße xEin die Energieeinga¨nge ∑ Q˙ini aufsummiert. Die unte- re Kante umfasst mit xEout die Energieausga¨nge ∑ Q˙outi . Fu¨r die Energiebilanz ergibt die Verbindung von Zu- und Abflu¨ssen die Tendenz fu¨r den Energieinhalt des Systems30, der in Bild 2.33 als waagerechte Linie zu sehen ist. Der Be- trag von yE entspricht demnach dem Energieinhalt Q(t) aus Gleichung 2.4. xEin = NQ˙in∑ i=1 Q˙ini(t) xEout = NQ˙out∑ j=1 Q˙out(t) yE = cp∆t (T − T0) Nm˙in∑ i=1 m˙ini(tn)− Nm˙out∑ j=1 m˙outj (tn) +Q(tn−1) Geometrieobjekt fu¨r die Temperatur: Mit den hergeleite- xTE xTM y M T y E T g T Bild 2.34: EID-Modell: Mapping fu¨r die Temperatur ten Zusammenha¨ngen ergeben sich die unten aufgefu¨hrten Gleichungen und die im Bild 2.34 gezeigten Beziehungen zwischen der Temperatur T auf der einen sowie dem Fu¨ll- stand h und dem Wa¨rmeinhalt Q auf der anderen Seite. Die entstandene Graphik wird im folgenden als Verbindungs- objekt bezeichnet, da es die beiden Bilanzobjekte zusam- menfu¨hrt. Der Wert von xTM ist fest und wird von Vera¨nde- rungen in den anderen Gro¨ßen nicht beeinflusst. Der Wert von yTM entspricht dem Fu¨llstand h, der Wert von yTE dem Energieinhalt Q. Der Wert von xTE ergibt sich aus dem Auf- treffen der Linie fu¨r den Energieinhalt auf die Temperatur- gerade, da der Wert von xTM auf der Abszisse einen festen Wert aT besitzt. xTE ist also neben dem Wert von yTE auch abha¨ngig vom Winkel γT . Nach Gleichung 2.8 verha¨lt sich der Winkel γT proportional zum Fu¨llstand31, was fu¨r die Temperatur z.B. bei steigendem Fu¨llstand und konstantem Energieinhalt eine Vergro¨ßerung des Winkels γT und so eine niedrigere Temperatur zur Folge hat: xTM = aT = konst. tan γT = Q(t) xTE = Ah(t) xTM = Ah(t) aT → xTE = Q(t) tan γT = aT Q(t) Ah(t) T = Q(t) A% cp h(t) + T0 → Q(t) = A% cp (T − T0)h(t) xTE = aT Q(t) Ah(t) = aT A% cp (T − T0) h(t) Ah(t) mit aT A% cp = 1→ xTE = T − T0 30Der Energiezufluss in Bild 2.33 ist gro¨ßer als der Energieabfluss, d.h. der Energieinhalt wird ansteigen. 31Die Gro¨ßen cp, % und A werden als konstant angenommen. 23 2.3 Modellbildungsverfahren in der Prozessvisualisierung yTM = yM = h(t) = ∆t %A Nm˙in∑ i=1 m˙ini(t)− Nm˙out∑ j=1 m˙outj (t)  yTE = yE = q(t) = cp %A (T − T0)h(t) γT = arctan yTE xTE γT ∼ h(t) (2.8) Gesamtdarstellung fu¨r Masse, Energie und Bild 2.35: EID-Modell: Lineare Abha¨ngigkeit Mapping Gesamtdarstellung Temperatur: Bild 2.35 zeigt die komplette EID-Abbildung der Zusammenha¨nge zwi- schen der Massen-, der Energiebilanz und der Temperatur sowie die Bezeichnungen der Linien. Zu sehen ist, wie die abgeleite- ten Gleichungen in eine gemeinsame geome- trische Darstellung u¨berfu¨hrt werden und so das EID-Ziel, das Unsichtbare sichtbar zu machen, erreicht wird. A¨ndert sich auf- grund a¨ußerer Einflu¨sse der Energieinhalt, vera¨ndert sich yE und so auch yTE . Kon- stanter Fu¨llstand h vorausgesetzt, d.h. γT = konst., a¨ndert sich der Wert von xTE in Abha¨ngigkeit von der Art der Energiea¨nde- rung. Steigt der Energieinhalt, vergro¨ßert sich yTE und so auch xTE , d.h. die direkt mit dieser Gro¨ße verbundene Temperatur T steigt ebenfalls an. Im gegenteiligen Fall einer Energiereduzierung verringert sich der Wert von xTE , die Temperatur sinkt. A¨ndert sich nun der Wert des Fu¨llstandes h(t), a¨ndert sich – fu¨r diesen Fall sei konstanter Energieinhalt angenommen – auch yTM . Da xTM jedoch einen festen Wert besitzt, haben die Vera¨nderungen hier eine Vergro¨ßerung bzw. Verkleinerung des Winkels γT zur Folge. Bei steigendem Volumen wird der Winkel gro¨ßer, was eine Verringerung der Tem- peratur32 zur Folge hat. Der Grund dafu¨r liegt in der Verschiebung der Temperaturgeraden. Durch den gro¨ßeren Winkel verkleinert sich xTE und so auch die Temperatur. 33 Nichtlineare Zusammenha¨nge: Der Nach- xM x x xE b x L x R b 2 y E b y x MEE xayx += 2 Bild 2.36: EID-Modell: Nichtlinearer Zusammenhang teil der originalen Formulierung liegt in der Beschra¨nkung auf lineare Zusammenha¨nge. Da in den meisten Fa¨llen der Prozessmodel- lierung aber nichtlineare Zusammenha¨nge eher die Regel denn die Ausnahme sind, wird exemplarisch ein nichtlinearer Zusam- menhang fu¨r das Verbindungsobjekt von Bild 2.34 eingefu¨hrt. Bei nichtlinearen Zusam- menha¨ngen verlieren die EID-Mappings den Vorteil des schnellen Erkennens von System- zusta¨nden. Auch das Ableiten zuku¨nftiger Geschehnisse auf Basis der Tendenzen ist schwieriger. Das Bild 2.36 zeigt das nicht- lineare Mapping fu¨r einen quadratischen Zu- sammenhang. Hier bestimmt die aus dem linken Objekt kommende Zustandsgro¨ße ξL nach Gleichung 2.9 die Verschiebung auf der x′-Achse. Je na¨her der Istwert der im linken Mappings dargestellten Prozessgro¨ße an ih- ren Sollwert liegt, desto geringer ist die Verschiebung xM der Kurve. Den Wert von a und so den Verlauf der Kurve bestimmt die Prozessgro¨ße ξR aus dem rechten Mapping. Auch hier ist 32Gleichbleibender Energieinhalt war vorausgesetzt. 33Umgekehrt passiert alles anders herum. Ein fallender Fu¨llstand ergibt eine spitzeren Winkel γT und so ein vergro¨ßertes xTE , demnach steigende Temperaturen. 24 2.3.6 Multilevel Flow Modeling - MFM das Verha¨ltnis von Istwert zu Sollwert maßgebend. Stimmen beide Istwerte mit den Sollwerten u¨berein ergibt sich fu¨r das Maß der hier interessierenden Zustandsgro¨ße xξ der maximal mo¨gli- che Wert c. In allen anderen Fa¨llen ist der Wert von xξ geringer. Es ergeben sich die folgenden Gleichungen: xξ = b− (xE + xM ) xE = a y2E + xM a =  ξRsoll ξR ist : ξRist ≤ ξRsoll ξRist ξR soll : ξRist > ξ R soll xM =  b ( 1− ξList ξL soll ) : ξList ≤ ξLsoll b ( 1− ξLsoll ξL ist ) : ξList > ξ L soll (2.9) 2.3.5.4 Darstellung eines Systems u¨ber Abstraktionsebenen Nach Rasmussen und Vicente (1992) wird fu¨r das dritte Prinzip die Darstellung eines techni- schen Systems auf den verschiedenen Abstraktionsebenen34 formuliert. Dieses Entwurfsprinzip sieht vor, die Abstraktionsebenen als Entwurfswerkzeug fu¨r EID-Modelle zu nutzen. Sie spezi- fizieren und strukturieren den Inhalt der Oberfla¨che und ermo¨glichen es, komplexe technische Systeme u¨berschaubar zu machen. Setzt man die Abstraktionsebenen bei der Gestaltung einer Oberfla¨che ein, so ko¨nnen sie fu¨r den Bediener als normatives Modell dienen, dass Gedan- kenexperimente und andere Planungsaktivita¨ten unterstu¨tzt. Das hier beschriebene Prinzip korrespondiert zur Ebene des wissensbasierten Verhaltens. Auf der untersten Abstraktionsebene befinden sich die Gesamt-Teil-Darstellung eines Sys- tems, d.h. die Ausstattung, aus der es besteht. Dazu geho¨ren topologischen Teilsysteme und Komponenten35. In EID wird die unterste Abstraktionsebene durch die weiter oben beschrie- benen topologischen Komponenten wiedergegeben. Die Mappings bilden die ho¨chste Abstrak- tionsebene. Beide Ebenen werden in EID gleichzeitig dargestellt. Die Verbindungen zwischen den beiden sind durch Linien wiedergegeben. 2.3.6 Multilevel Flow Modeling - MFM Das von Lind (1990) entwickelte Multilevel-Flow-Modeling (MFM) war urspru¨nglich als For- malisierung der Abstraktionsdimension nach Rasmussen (1986) gedacht. Jedoch hat sich MFM im Laufe der Zeit weiterentwickelt und kann nun als unabha¨ngige Methodik angesehen wer- den (Petersen, 2000). MFM basiert auf den in Abschnitt 2.1.4 beschriebenen Konzepten der Ziel-Mittel- und der Gesamt-Teil-Sichtweisen. Entlang der Ziel-Mittel-Achse wird ein System in Begriffen von Zielen, Funktionen und physikalischen Komponenten beschrieben. Zur gleichen Zeit kann jede dieser Beschreibungen auf verschiedenen Zerlegungsebenen entlang der Gesamt- Teil-Achse betrachtet werden. Die Ziele sind der Zweck oder die Absichten des Entwicklers, fu¨r die das System entwickelt wurde. Zu erreichen sind die Ziele durch Funktionen, fu¨r die einfache funktionelle Konzepte genutzt werden. Diese Konzepte beziehen sich auf die Steuerung von miteinander verbundenen Flu¨ssen. Die Funktionen wiederum werden von den Komponenten realisiert. So sind die Funk- tionen Mittel fu¨r die Ziele, und die Komponenten Mittel fu¨r die Funktionen. Die funktionalen Zusammenha¨nge werden im MFM-Modell, wie erwa¨hnt, durch verschiedene Typen funktionaler 34Siehe Abschnitt 2.1.4. 35Siehe Abschnitt 2.3.3.1. 25 2.3 Modellbildungsverfahren in der Prozessvisualisierung Konzepte beschrieben. Diese Typen sind als graphische Flussfunktionssymbole in einer graphi- schen Repra¨sentationssprache vorgeschlagen worden, deren Kopplung einer speziellen Syntax folgt. Diese Symbole stehen also nicht, wie z.B. in traditionellen Fließbildern u¨blich, fu¨r phy- sikalische Komponenten, sondern fu¨r funktionale Vorga¨nge. Da MFM als auch EID nicht nur eine Modellbildungsebene verwenden, sondern Prozesse auch auf abstraktere Weise beschreiben, werden sie als kognitionsbezogene Sichten bezeichnet. Nach Larsson (1992) beschreibt MFM die funk- Bild 2.37: MFM-Modell: Ziel-Mittel- und Gesamt-Teil-Dimension in MFM tionale Struktur eines Systems als eine Anzahl sich aufeinander beziehender Flussstrukturen auf unter- schiedlichen Abstraktionsstufen, die u¨ber besondere Beziehungen miteinander verbunden sind. Nach der originalen Formulierung von Lind (1990) geht es bei MFM darum, ein Modell eines von Menschen fu¨r einen bestimmten Zweck oder mit einer bestimmten Ab- sicht realisierten Systems36 zu entwickeln. Obgleich die funktionale Struktur eines technischen Systems z.B. fu¨r die Problemlo¨sungsta¨tigkeiten des Menschen sehr viel wichtiger als die physikalische Struktur ist, werden in klassischen Informationsdarstellungen fu¨r den Bediener die funktionalen Zusammenha¨nge kaum und der funktionale Zweck noch weniger wiedergege- ben (Johannsen, 1993). Eine ausfu¨hrliche Einfu¨hrung in die MFM-Modellbildung findet sich u.a. bei Lind (1990) und Larsson (1992; 1996). Einen guten U¨berblick der entwickelten MFM-Algorithmen und der verschiedenen MFM-Projekte erha¨lt man in Larsson (2002) und Larsson et al. (1997). Dahlstrand (1998) und O¨hman (2000) beschreiben Anwendungsmo¨glichkeiten von MFM. Dis- sertationen zum Thema MFM stammen von Osman (1992), Walseth (1992), Larsen (1993), Jørgensen(1993a; 1993b), Poulsen (1997), Cherifi (1998) und Petersen (2000). Zhou et al. (2004) haben einen Editor fu¨r MFM-Modelle entwickelt, der auch andere Darstellungen entha¨lt. Eine Bewertung von MFM ist in Vo¨lkel (2001a; 2001b; 2003a) zu finden. 2.3.6.1 Ziele Larsson (1992) definiert ein Ziel als das Ergebnis, auf das bestimmte Aktivita¨ten eines Systems gerichtet sind. Ziele existieren hinsichtlich der Sicherheit, der Produktion und der Wirtschaft- lichkeit. Das Ziel-Objekt kann Attribute besitzen, z.B. eine textliche Beschreibung oder eine Zustandsbeschreibung, ob das Ziel erreicht wurde oder nicht. Petersen (2000) fu¨hrt als Ebene unter den Zielen37 den Begriff der Objectives ein. Nach seiner Definition bezeichnen die Objectives genauere Vorgaben von Zielen, z.B. in welchem Wertebereich eine Gro¨ße einzuhalten ist. Ziele sind nach Petersen (2000) eher allgemein ge- haltene Aussagen u¨ber Prozessziele, wie z.B. Betrieb aufrechterhalten. Fu¨r diese Arbeit wird nicht zwischen Zielen und Objectives unterschieden, da die Unterscheidung keine graphischen Auswirkungen hat. Daher sind die Objectives fu¨r die Gestaltung der MFM-Bedienoberfla¨che an dieser Stelle nicht von Belang. Lind und Larsson nennen drei Arten von Ziele: Produktionsziele, Sicherheitsziele und Wirt- schaftlichkeitssziele. Produktionsziele dru¨cken aus, dass Produktion mo¨glich ist, wenn sich Pro- zessgro¨ßen innerhalb vorgegebener Wertebereiche bewegen. Liegt der Wert fu¨r eine Gro¨ße ξ innerhalb des von ξmin und ξmax aufgespannten Wertebereichs, gilt das entsprechende Produk- tionsziel als erfu¨llt, siehe Gleichung 2.10. ξmin ≤ ξ ≤ ξmax (2.10) 36Lind (1990) definiert ein System in diesem Zusammenhang als ” zielgerichtete, von Menschen gemachte Einheit, um Ziele in ihrer Umgebung zu erreichen...”. 37Englischer Begriff: Goal. 26 2.3.6 Multilevel Flow Modeling - MFM Dieser Formulierung werden, um die Ziele38 fu¨r die industrielle Prozessvisualisierung verwen- den zu ko¨nnen, die Gleichungen der Tabelle 2.1 aus Abschnitt 2.3.2 hinzugefu¨gt. Sie erweitern die originale Formulierung um die mo¨glichen Zusta¨nde des modellierten Systems.39 U¨ber die Sicherheitsziele wird festgelegt, dass bestimmte Prozessgro¨ßen nicht oberhalb oder unterhalb vorgegebener Grenzen bzw. innerhalb oder außerhalb von Werteintervallen liegen sollten. Wirt- schaftlichkeitsziele resultieren aus Betrachtungen von u¨bergeordneten Vorgaben. Das Bild 2.38 zeigt links die graphische Darstellung Bild 2.38: MFM-Symbol: Ziel nach Lind und Larsson eines MFM-Zieles nach Lind (konzentrische Kreise) und rechts nach Larsson (ein Kreis). Fu¨r diese Arbeit orien- tiert sich die Darstellung der Ziele wie auch der Fluss- funktionen weitgehend an der von Larsson(1992; 1994)40. 2.3.6.2 Flussfunktionen Die zweite wichtige Vorstellung in MFM ist die der Funktionen. Eine Funktion ist nach Larsson (1992) die Rolle, die ein System bei der Erfu¨llung eines Zieles spielt. Auf diese Weise wird mit einer Funktion immer ein Ziel assoziiert. Dementsprechend sind Ziele immer mit einer Funktion verbunden. In MFM werden Funktionen in Form von Flu¨ssen dargestellt, die, wie erwa¨hnt, u¨ber ihre Verbindung Flussstrukturen bilden. Die Art der Flussfunktion (Masse, Energie oder Infor- mation) wird in der originalen Formulierung von Lind als auch in der von Larsson u¨ber die Form codiert. So werden Flussfunktionen fu¨r die Abbildung von Massenflu¨ssen mit durchgezogenen Linien und fu¨r die Abbildung von Energieflu¨ssen durch gestrichelte Linien gekennzeichnet. Fu¨r die Informationsflu¨sse wird keine gesonderte Linienart angegeben, jedoch sind diese Symbole grau eingefa¨rbt. Quelle: Die Quelle41 stellt die Fa¨higkeit oder Eigenschaft Bild 2.39: MFM-Symbol: Quelle eines Systems dar, sich als unendliches Reservoir von Masse, Energie oder von Information zu verhalten. Natu¨r- lich ist dies eine Idealisierung von Systemverhalten, den- noch aber oft nu¨tzlich. Typische Beispiele fu¨r Quellen- funktionen sind Beha¨lter oder Energieversorgungen. Die Quellenfunktion hat einen Ausgangs- anschluss, an den andere Flussfunktionen angeschlossen werden ko¨nnen. Das Bild 2.39 zeigt die graphischen Symbole fu¨r die Quellenfunktion. Larsson (1992) und Lind (1990) stimmen hier weitestgehend u¨berein, mit der Einschra¨nkung, dass nur Larsson die Quelle auch fu¨r Informa- tionsflu¨sse zula¨ßt.42 Eine Quelle wird nach Larsson durch einen begrenzbaren Ausgangsfluss FSOR, nach Lind durch einen Quellfluss FSOR und durch einen Anschlussfluss Fout charakteri- siert, die wie folgt in Beziehung zueinander stehen: FSOR = Fout Transport: Der Transport steht fu¨r die Fa¨higkeit oder Bild 2.40: MFM-Symbol: Transport Eigenschaft eines Systems, Masse, Energie oder Infor- mation von einem Teil des Systems zu einem anderen oder von einem Medium zu einem anderen zu transpor- tieren. Die Transportfunktion hat einen Eingangs- und einen Ausgangsanschluss. Das Bild 2.40 zeigt die Symbole des Transports. Beispiele fu¨r Trans- porte sind Pumpen oder Rohrleitungen. Nach Larsson (1992) wird eine Transportfunktion u¨ber den Durchgangsfluss FTRP charakterisiert. Dieser Fluss kann Begrenzungen besitzen, z.B. Be- reiche, in denen FTRP zum Erliegen kommen muss43. Lind (1990) beschreibt die Anschlussflu¨sse 38Gleiches gilt fu¨r die Flussfunktionen. 39Dem in Abschnitt 2.3.2 als NORMAL bezeichnete Zustand entspricht fu¨r die MFM-Modellbildung der Ziele der Zustand ERREICHT. 40Die Symbole werden um einige Eigenschaften erweitert, z.B. durch Formcodierungen fu¨r den Auswahlstatus oder durch Farbcodierungen fu¨r den Zustand der Funktion, siehe Abschnitt 6.4.2.3 41Der Begriff der Quelle (wie auch der Senke) kann mit dem aus der Beschreibung von Potentialstro¨mungen, speziell aus dem Divergenzsatz der Vektoranalysis verglichen werden (Vo¨lkel, 1996). 42Dies gilt auch fu¨r die folgenden fu¨nf Flussfunktionen. 43Dies bedeutet, dass innerhalb einer Transportfunktion nichts gespeichert wird. 27 2.3 Modellbildungsverfahren in der Prozessvisualisierung leicht abweichend und nennt die folgende Beziehung fu¨r den Eingangsanschlussfluss Fin und den Ausgangsanschlussfluss Fout: Fin = −Fout Barriere: Die Barrierenfunktion stellt die Fa¨higkeit oder Bild 2.41: MFM-Symbol: Barriere Eigenschaft eines Systems dar, Transport von Masse, Energie oder Information von einem Teil des Systems zu einem anderen oder von einemMedium zu einem anderen zu verhindern. Typische Beispiele fu¨r Barrierenfunktio- nen ko¨nnen Wa¨rmeisolierungen oder Sicherheitsumman- telungen sein. Die Barrierenfunktion hat einen Eingangs- anschluss und einen Ausgangsanschluss, an den andere Flussfunktionen angeschlossen werden ko¨nnen. Das Bild 2.41 zeigt in der oberen Reihe die Symbole fu¨r die Barriere nach Lind (1990) und darunter die von Larsson (1992). Nach Larsson charakterisiert ein Durchgangsfluss FBAR die Barrierenfunk- tion, der nahe bei oder absolut Null sein muss. Bei Lind ist die Barriere durch die Anschlussflu¨sse Fin und Fout gekennzeichnet, mit deren Hilfe man die Barrierenfunktion wie folgt beschreiben kann: Fin = −Fout Speicher:Der Speicher steht fu¨r die Fa¨higkeit oder Bild 2.42: MFM-Symbol: Speicherfunktion Eigenschaft eines Systems, Masse, Energie oder Information zu sammeln. Beispiele fu¨r Speicher- funktionen ko¨nnen Flu¨ssigkeitstanks oder Magnet- speicher fu¨r Information sein. Der Speicher hat bei Larsson aus Vereinfachungsgru¨nden nur einen Eingangsanschluss und einen Ausgangsanschluss. In der originalen Formulierung von Lind kann ein Speicher jedoch mehrere Ein- und Ausgangsan- schlu¨sse besitzen. Fu¨r die vorliegende Modellbildung wird die Syntax von Lind verwendet. Das Bild 2.42 zeigt das graphische Symbol der Speicherfunktion. Nach Larsson wird eine Speicher- funktion durch eine Zustandsgro¨ße ξ charakterisiert, die den Betrag an Masse, Energie oder Information im System darstellt. Die Speicherfunktion hat einen Eingangsfluss Fin und einen Ausgangsfluss Fout, die der nachstehenden Gleichung folgen: dξ dt − Fin + Fout = 0 (2.11) Gleichgewicht: Die Fa¨higkeit oder Eigenschaft ei- Bild 2.43: MFM-Symbol: Gleichgewicht nes Systems, ein Gleichgewicht zwischen den to- talen Eingangs- und Ausgangsraten von Masse, Energie oder Information bereitzustellen, wird mit dem Gleichgewicht modelliert, beispielsweise Ver- zweigungen in Rohrsystemen. Das Bild 2.43 zeigt oben das graphische Symbol der Gleichgewichts- funktion nach Lind, darunter nach Larsson. Das Gleichgewicht wird bei Larsson durch einen oder mehrere Eingangs- und Ausgangsflu¨sse F charakterisiert, an die andere Flussfunktionen ange- schlossen werden ko¨nnen. Bei Lind wie auch bei Larsson ko¨nnen fu¨r die Gleichgewichtsfunktion mehrere Anschlu¨sse existieren. Diese Flu¨sse sollten die folgende Ungleichung erfu¨llen, damit sich die Gleichgewichtsfunktion ausreichend gut verha¨lt. |F1 + F2 + . . .+ Fn| ≤ δBAL (2.12) 28 2.3.6 Multilevel Flow Modeling - MFM Senke: Die Senkenfunktion stellt die Fa¨higkeit oder Ei- Bild 2.44: MFM-Symbol: Senke genschaft eines Systems dar, als unendliche Aufnahme von Masse, Energie oder Information zu dienen. Wie schon bei den Quellen ist auch dies eine Idealisierung physikalischen Verhaltens, und wie dort oft sinnvoll. Die Senkenfunktion hat einen Eingangsanschluss mit dem sie an andere Flussfunktionen angeschlossen werden kann. Typische Beispiele fu¨r Senkenfunktionen sind Beha¨lter oder die Energiedissipation. Bild 2.44 zeigt die graphischen Symbole der Senke. Bei Larsson (1992) wird die Senkenfunktion durch einen begrenzbaren Eingangsfluss FSNK charakterisiert. Lind (1990) charakterisiert die Senke durch einen zusa¨tzlichen Senkenfluss Fin, der sich zum Eingangsfluss FSNK wie folgt verha¨lt: Fin = FSNK Die bisher beschriebenen Funktionen ko¨nnen nach Larsson (1992) auch zur Beschreibung von Informationsflu¨ssen herangezogen werden, fu¨r die aber noch drei weitere spezifische Informations- flußfunktionen vorhanden sind. Die graphischen Symbole der Informationsflussfunktionen von Larsson (Bild 2.45 bis 2.47 rechts) weichen von denen Lind’s (Bild 2.45 bis 2.47 links) ab. Die fu¨r diese Arbeit verwandten Informationsflussfunktionen orientieren sich wiederum an der Darstellung von Larsson (1992). Beobachter: Die Beobachtungs- oder U¨berwachungsfunktion stellt Bild 2.45: MFM-Symbol: Beobachter die Fa¨higkeit oder Eigenschaft eines Systems dar, physikalische Beobachtungen in Information zu u¨bersetzen. Der Beobachter hat einen Ausgangsanschluss, an den sich andere Flussfunktionen an- schließen lassen. Typische Beispiele fu¨r U¨berwachungsfunktionen sind Messgera¨te oder der Mensch in beobachtender Funktion, z.B. als Operateur einer Anlage. Entscheidung: Die Entscheidungsfunktion steht fu¨r die Fa¨higkeit Bild 2.46: MFM-Symbol: Entscheider oder Eigenschaft eines Systems, Entscheidungen treffen zu ko¨nnen. Beispiele fu¨r eine Entscheidungen sind Steuerungs- oder Regelsy- steme oder der Mensch, z.B. als Bediener technischer Systeme. Der Entscheider besitzt einen Eingangs- und einen Ausgangsanschluss, an die andere Flussfunktionen angeschlossen werden ko¨nnen. Aktor: Die Aktorenfunktion stellt die Fa¨higkeit oder Eigenschaft Bild 2.47: MFM-Symbol: Aktor eines Systems dar, Information in physikalische Konsequenzen um- zuwandeln. Aktoren symbolisieren beispielsweise Ventile oder Mo- toren. Der Aktor hat einen Eingangsanschluss, mit dem sie an andere Flussfunktionen angeschlossen werden kann. Diese Funk- tionen ko¨nnen nach Larsson (1992) auch zur Beschreibung von Informationsflu¨ssen herangezogen werden, fu¨r die aber noch drei weitere spezifische Informationsflußfunktionen vorhanden sind: Zusa¨tzlich zu den Flussfunktionen werden organisatorische Funktionen benutzt (Larsson, 1992): Management: Die Managementfunktion wird fu¨r die Darstellung Bild 2.48: MFM-Symbol: Management einer Regelung oder des Ressourcenmanagements verwendet. Ein Beispiel wa¨re die Beschreibung des Regelungssystems nicht als Informationsfluss, sondern als System das beabsichtigt, eine be- stimmte Aufgabe zu organisieren. Die Managementfunktion be- sitzt ebenfalls einen Anschluss, an dem sie mit einer Erreichung durch Steuerungs-Beziehung44 verbunden werden kann. Bild 2.48 zeigt das graphische Symbol der Managementfunktion. 44Siehe Abschnitt 2.3.6.5. 29 2.3 Modellbildungsverfahren in der Prozessvisualisierung Netzwerk: Die Netzwerkfunktion stellt die Eigenschaft eines Sys- Bild 2.49: MFM-Symbol: Netzwerk tems dar, die notwendigen Bedingungen bereitzustellen, die es ei- nem System erlaubt, seine Funktionen auszufu¨hren. Die Netzwerk- funktion wird fu¨r das Verbinden von Flussfunktionen zu Fluss- strukturen benutzt. Die Netzwerkfunktion kann u¨ber Erreichungs- beziehungen mit den Zielen verbunden werden. Bild 2.49 zeigt das graphische Symbol der Netzwerkfunktion. 2.3.6.3 Flussstrukturen Flussfunktionen ko¨nnen zu Flussstrukturen zusammengefasst werden, die dann fu¨r die Model- lierung von Flu¨ssen verwendbar sind. Flussfunktionen geho¨ren immer zu einer Flussstruktur und ko¨nnen nicht isoliert fu¨r sich selbst existieren. Die Struktur eines Systems wird als eine Anzahl sich aufeinander beziehender Flussstrukturen auf unterschiedlichen Abstraktionsstufen beschrieben. Diese Stufen sind u¨ber die in Abschnitt 2.3.6.5 beschriebenen Beziehungen mit- einander verbunden. Arten von Flussstrukturen Eine Flussstruktur ist die graphische Darstellung verbundener Flussfunktionen. Sie kann auch als graphische Umsetzung der Netzwerkfunktion verstanden werden. Die Funktionen lassen sich durch drei verschiedene Beziehungsarten45 Massenfluss-, Energiefluss- oder Informations- flussverbindungen miteinander verbinden. Syntax der Flussstrukturen Flussfunktionen du¨rfen nur entsprechend spezifischer Syntaxregeln miteinander verbunden wer- den. So kann man nicht jede Flussfunktion an jede beliebige andere Flussfunktion ankop- peln. Die meisten Syntax-Regeln sind sehr einfach und betreffen nur direkte Verbindungen. Die letzte Regel ist komplexer und bedarf der Analyse eines gro¨ßeren Teils der Flussstruktur (Larsson, 1992). 1. Eine Flussfunktion darf nur an ihren spezifischen Verbindungspunkten mit anderen Flussfunk- tionen verbunden werden. 2. Eine Flussfunktion darf nur mit Flussfunktionen des gleichen Typs verbunden werden, d.h. nur Masse-, Energie- und Informationsflu¨sse sind jeweils fu¨r sich miteinander verkoppelbar. 3. Transporte du¨rfen nur mit Quellen, Speichern, Gleichgewichten, Senken, Beobachtern, Entschei- dern und Aktoren verbunden werden. Im Falle von Quellen und Beobachtern mu¨ssen die Trans- porte von beiden weggerichtet, bei Senken und Aktoren mu¨ssen sie auf beide hingerichtet sein. Bei Speichern, Gleichgewichten und Entscheidern sind Ausrichtungen in beide Richtungen erlaubt. 4. Barrieren du¨rfen nur mit Gleichgewichten verbunden werden. 5. Speicher du¨rfen nur mit Transporten verbunden werden. 6. Gleichgewichte du¨rfen nur mit Transporten und Barrieren verbunden sein. 7. Quellen du¨rfen nur mit ausgehenden Transporten (siehe auch Regel 6) verbunden werden. 8. Senken du¨rfen nur mit eingehenden Transporten (siehe auch Regel 6) verbunden werden. 9. Beobachter du¨rfen nur mit ausgehenden Transporten und mit Entscheidern verbunden werden. 10. Entscheidungstra¨ger du¨rfen nur mit Transporten, Beobachtern und Aktoren verbunden werden. 11. Aktoren du¨rfen nur mit eingehenden Transporten und Entscheidern verbunden werden. 12. Flussfunktionen du¨rfen nicht so verbunden werden, dass ein Knoten nur gefu¨llt oder geleert wird. Die von Larsson (1992) genannten Regeln stimmen mit der originalen Formulierung von Lind (1990) weitgehend u¨berein. Abgesehen von den Regeln bei Lind, dass Speicherungs- und Gleichgewichtsfunktionen mehrere Anschlu¨sse besitzen du¨rfen, und es erlaubt ist, Speicher mit Barrieren zu verbinden. 2.3.6.4 Physikalische Komponenten Die physikalischen Komponenten sind die Ausstattung eines Systems. Sie dienen der Realisie- rung von Funktionen der MFM-Modellbildung (Lind, 1990). 45In der Terminologie von Lind Bindeglieder genannt. 30 2.3.6 Multilevel Flow Modeling - MFM 2.3.6.5 Beziehungen zwischen Zielen, Funktionen und Komponenten Die Ziele, Funktionen und Komponenten ha¨ngen auf spezielle Weise voneinander ab. Deshalb existieren in MFM verschiedene Beziehungsarten46, die zur Verbindung von MFM-Objekten benutzt werden ko¨nnen (Larsson, 1992). Erreichungsbeziehungen: Es existieren zwei Erreichungsbeziehungstypen: die allgemeine Errei- chungsbeziehung und die Erreichung-durch-Steuerungs-Beziehung. Allgemeine Erreichungsbeziehung: Die allgemeine Er- Zimmer erwärmen Wärme bereit- stellen Wärme über- tragen Wärme auf- nehmen Bild 2.50: MFM-Beziehung: Erreichung reichungsbeziehung verbindet eine Flussstruktur mit einem Ziel und bringt zum Ausdruck, dass die Funk- tionen der Struktur eines oder mehrere Ziele erfu¨llen (Larsson, 1992). Eine so angebundene Flussstruktur dient also der Erfu¨llung des angebundenen Zieles. Das Bild 2.50 zeigt ein Beispiel fu¨r eine Energieflussstruk- tur, die durch eine Erreichungsbeziehung mit einem Ziel verbunden ist. Die Energieflussstruktur dient dem- nach dem Erfu¨llen des Zieles Zimmer erwa¨rmen. Erreichung-durch-Steuerungs-Beziehung:Diese Bezie- AC Wärme bereit- stellen Wärme über- tragen Wärme auf- nehmen Zimmer- temp. ermitteln Zimmer- temp. regulieren Zimmer- temp. einstellen Zimmer erwärmen Zimmer- temperatur halten Bild 2.51: MFM-Beziehung: Erreichung-durch-Steuerung hung besitzt in der Verbindung zwischen Struktur und Ziel einen Zusatz, der es erlaubt, das Automati- sieren oder Unterstu¨tzen einer Zielerreichung zu mo- dellieren. Mit dieser Beziehung ko¨nnen die Elemente modelliert werden, die bei der Erfu¨llung des Zieles helfen. An die Darstellung der Beziehung wird eine Managementfunktion gekoppelt, die eine bestimmte Aufgabe organisieren kann. Die Managementfunkti- on ist an eine Flussstruktur gebunden. Die gestrichel- te Verbindungslinie sagt aus, dass die Management- funktion einen Informationsfluss beinhaltet, der das Automatisieren bzw. Unterstu¨tzen ausfu¨hrt. Als Bei- spiel wird in Bild 2.51 eine Erweiterung der Energie- flussstruktur von Bild 2.50 gezeigt. Die Managementfunktion steht fu¨r die Organisation der Auf- gabe. Die angebundene Informationsflussstruktur modelliert die automatisierte Zielerfu¨llung. Bedingungsbeziehung: Flussfunktionen ko¨nnen u¨ber Wärme bereit- stellen Wärme über- tragen Wärme auf- nehmen Heizung inBetrieb Bild 2.52: MFM-Beziehung: Bedingung Bedingungsbeziehungen mit Zielen verbunden wer- den. So kommt zum Ausdruck, dass derart verbun- dene Flussfunktionen erst dann zur Verfu¨gung ste- hen, wenn das angebundene Ziel erreicht ist (Larsson, 1992). Bild 2.52 zeigt ein allgemeines Beispiel einer Bedingungsbeziehung. Die Quellenfunktion arbeitet nur dann gema¨ß den Anforderungen, wenn das u¨ber die Bedingungsbeziehung angebundene Ziel erfu¨llt ist. Realisierungsbeziehung: Die Beziehung verbindet Wärme bereit- stellen Wärme über- tragen Wärme auf- nehmen R Bild 2.53: MFM-Beziehung: Realisierung Flussfunktionen mit den physikalischen Komponen- ten. So wird zum Ausdruck gebracht, dass die Kom- ponente fu¨r die Realisierung oder fu¨r die Implemen- tation der Funktion benutzt wird. Eine Pumpe kann z.B. fu¨r die Realisierung eines Massentransports ver- wendet werden. Das Bild 2.53 zeigt die graphische Form der Realisierungsbeziehung nach Petersen (2000). 46In Petersen und Lind (1998) sind weitere Beziehungsarten genannt. 31 2.3 Modellbildungsverfahren in der Prozessvisualisierung 2.3.7 Fish-Eye-View Die von Zinser (1995) vorgeschlagene Visualisie- Bild 2.54: Modellbildung:Fish-Eye-View rungsform des Fish-Eye-Views zeigt einen fokussier- ten Prozessausschnitt scharf, die umgebenden Berei- che unscharf (Beuthel und Zinser, 2001). Die Dar- stellung basiert auf der topologischen Sichtweise von Abschnitt 2.3.3. Ziel dieser Darstellung ist die Pro- zessinformation auf den fokussierten Bereich zu be- grenzen und gleichzeitig dem Bediener den Eindruck zu vermitteln, dass der Prozess erheblich umfangrei- cher als aktuell sichtbar ist. Die Bezeichnung Fish- Eye stammt aus der Photographie. Fish-Eye-Objektive mit geringer Brennweite erzeugen einen a¨hnlichen Ef- fekt einer gewo¨lbten Darstellung. Rauschenbach (2002) beschreibt den mobilen Einsatz dieser Sicht. 2.3.8 Approximative Wissensbasierte Prozessvisualisierung Eine weitere Mo¨glichkeit, mehr als nur eine Ebene Bild 2.55: Approximative Wissensbasierte Prozessvisualisierung in einer Prozessvisualisierung zu unterstu¨tzen, wird von Ali (1998) mit der Approximative Wissensbasier- te Prozessvisualisierung (AWP) auf Basis der Fuzzy- Set-Theorie vorgeschlagen. Verschiedene Sichtweisen werden mit unterschiedlichen Abstraktionsgraden mit- einander verbunden. Die Abbildung der Modelle er- folgt zusa¨tzlich zur Prozessvisualisierung auch in der darunter liegenden Informationsverarbeitung. Das in Form von Wissen- und Aufgabenanalysen erlangte Wissen ist zu diesem Zweck in einer Fuzzy-Set-Daten- basis im Informationsverarbeitungssystem gespeichert. Die Wissensinhalte werden u¨ber dem Wissenstyp an- gepasste Graphiken visualisiert. U¨ber die approximative Zustandsvisualisierung sind die System- zusta¨nde und die Zielerfu¨llungsgrade von Funktionseinheiten auf der Grundlage der Ergebnis- Fuzzy-Mengen dynamisch dargestellt. 2.3.9 Videotechnik-basierter Ansatz Ein weiterer von Zinser bereits (1993) vorgeschla- Bild 2.56: Modellbildung: Videotechnik-basierter Ansatz gener Ansatz verwendet als Teil einer Multimedia- darstellung die Videotechnik, in der u¨ber 1:1-Abbil- dungen von Prozesselementen interagiert wird. Zum Videobild sind zusa¨tzlich Schaltelemente zur Steue- rung der Anlage dargestellt. Durch die Videotechnik hat der Bediener direkten visuellen Kontakt zum Pro- zess. Gro¨ßen, die sich nur schwer u¨ber eine Messtech- nik erfassen lassen (z.B. austretender Dampf), sind durch diesen Ansatz beobachtbar. 2.3.10 Prozessvisualisierung im 3-dimensionalen Raum Das Einbeziehen der dritten Dimension in graphische Darstellungen soll es Prozessvisualisie- rungen ermo¨glichen, mehr Informationen darzustellen als in den zwei-dimensionalen Visuali- sierungen. Grundsa¨tzlich lassen sich zwei Ansa¨tze unterscheiden. Der erste Ansatz nutzt die 3D-Darstellung zur realita¨tsnahen Abbildung von Anlagen im Raum (Virtuelle Prozess- und 32 2.3.10 Prozessvisualisierung im 3-dimensionalen Raum 3D-Prozessdatenvisualisierung). Im zweiten Ansatz werden in der dritten Dimension die Ab- weichungen der Istwerte von den Sollwerten wiedergegeben (3D-EID und 3D-Perzeptiv). Virtuelle Prozessvisualisierung: Prozesse in ihrer rea- Bild 2.57: 3D-Modellbildung: Virtuelle Prozessvisualisierung len Form und Position bildet Matsuoka et al. (1997) im dreidimensionalen Raum ab. Prozesswerte werden farblich codiert. Im Falle einer Sto¨rung wird die be- troffene Komponente animiert, um den Bediener auf die Sto¨rung aufmerksam zu machen. Im Vordergrund positionierte Objekte ko¨nnen transparent dargestellt werden, um dahinter liegende Objekte nicht zu ver- decken. Der Bediener kann sich durch den virtuellen Raum zu den verdeckten Objekten bewegen. Das Bild 2.57 zeigt die Prozessvisualisierung eines Kernkraft- werkes. 3D-Prozessdatenvisualisierung:Der Ansatz dieser Vi- Bild 2.58: 3D-Modellbildung: 3D-Prozessdatenvisualisierung sualisierung von Zeipelt und Vogel-Heuser (2003) ist es, Informationsdarstellung zu verdichten. Als Bei- spiel wurde das Temperaturprofil eines Reaktors mit exothermer Reaktion gewa¨hlt. Der Reaktor (Bild 2.58 links) entha¨lt mehrere tausend Ro¨hren fu¨r das Reak- tionsgemisch (Kreisgas), die von einem Ku¨hlsystem umgeben sind. Die Temperaturfu¨hler sind auf mehre- ren Ebenen angebracht, dementsprechend zeigt Bild 2.58 rechts diese Ebenen fu¨r das Reaktionsgemisch und das Ku¨hlsystem. Temperaturabweichungen sind hier als Abweichung der Fu¨hlertemperatur vom Ebe- nenmittelwert als Ho¨he eines Zylinders formcodiert. Um die absolute Fu¨hlertemperatur abscha¨tzen zu ko¨n- nen wird eine Farbskala definiert, die Zuordnungen von Farben zu Temperaturen ermo¨glicht. Die Durch- schnittstemperatur wird durch einen Farbkreis codiert, was zusa¨tzlich eine Abscha¨tzung des Temperaturverlaufs im Reaktor ermo¨glicht. 3-D Ecological Interface Design: Im 3D-Ansatz fu¨r Bild 2.59: 3D-Modellbildung: 3D-EID das Ecological Interface Design werden fu¨r die Bilanz- objekte des Mappings die Ist/Sollwert-Abweichungen als weitere Linien dargestellt (Kolowa, 2004). Die La¨n- ge der zusa¨tzlichen 3D-Linien gehen gegen Null, so- bald der Istwert dem Sollwert entspricht. Gilt das fu¨r alle Werte einer Bilanz entspricht die Abbildung wie- der der 2D-Darstellung von Abschnitt 2.3.5.3. Das Bild 2.59 zeigt die 3D-Darstellung von EID. Perzeptiv-Orientierte Prozessvisualisierung: In der Bild 2.60: 3D-Modellbildung: Perzeptiv- Orientierte Visualisierung von Elzer et al. (1997; 1998; 2001) eingefu¨hrten per- zeptiv orientierten dreidimensionalen Prozessvisuali- sierung wird ein Verfahrensbild in die Ebene proji- ziert. Die Prozessdaten werden als Sa¨ulen mit recht- eckigem Querschnitt wiedergegeben. Bei Abweichun- gen vom Sollwert treten diese Sa¨ulen aus der Ebene heraus und geben dem Bediener auf einfache Weise einen schnellen U¨berblick u¨ber die Anlage. In Elzer und Beuthel (1998) konnte eine schnelle Erkennung von Fehlern und eine geringe Anzahl von Fehlwahrnehmungen gegenu¨ber einer herko¨mmlichen Prozessvisualisierung ermittelt werden. 33 2.4 Modellbildungen fu¨r die Evolutiona¨re Optimierung 2.3.11 Weitere Entwicklungen auf dem Gebiet der HMI Ein ehrgeiziges Projekt wird bei virtual-human.org beschrieben. Mensch-Maschine-Schnitt- stellen sollen in Form eines virtuellen Gespra¨chspartners auf das Verhalten des Benutzers ei- gensta¨ndig in Animation und Dialog in Echtzeit reagieren. Da mo¨glichst natu¨rlich und der Situation angemessen agiert werden muss, stellen sich neue und sehr hohe Anforderungen an die Computergraphik und die multimodale Benutzerschnittstelle. So stellt denn auch die Virtual Reality (VR) einen zentralen Bestandteil des Projektes dar. Weitere Schwerpunkte sind u.a. die Dialogagenten und die Verhaltenssteuerungen. Der Unterschied zur vorliegenden Arbeit liegt in der Ausrichtung auf Unterstu¨tzungssysteme und nicht auf die U¨berwachung und Steuerung von Prozessen. Auch wird die Darstellung nicht speziell auf individuelle Bediener angepasst son- dern individuell auf Bedienerverhalten reagiert. Eine wachsende Bedeutung erha¨lt das Internet in der Fu¨hrung und Visualisierung fu¨r verteilte Produktionsprozesse (Schell, 2000), wenn auch hier der Schwerpunkt eher auf der Technologie der globalen Vernetzung und weniger auf der Modellierung der Anlage liegt. Ein weiteres Forschungsgebiet beschreiben z.B. Ro¨se und Zu¨hl- ke (2001), Ro¨se et al. (2002) und Ro¨ßger (2004), in dem auf kulturelle Besonderheiten bei der Gestaltung von Produkten, also auch von Mensch-Maschine-Schnittstellen, eingegangen wird. 2.4 Modellbildungen fu¨r die Evolutiona¨re Optimierung Die auszuwa¨hlenden Modellbil- Bild 2.61: Modellbildungen: Abstraktionsgrad und Ebenen im Ziel-Mittel-Modell dungen sollen entsprechend dem er- sten Optimierungsschritt die Pro- zessvisualisierung weg von der Tech- nikzentrierung hin zu einer bediener- orientierten Sicht bringen. Die Mo- dellbildungen MFM und EID stel- len Systeme auf unterschiedlich ab- strakten Ebenen des Ziel-Mittel- Modells47 dar: EID auf der Ebene der Komponenten und der abstrak- ten Funktion, MFM zusa¨tzlich auf der Ebene des funktionalen Zwecks. Diese beiden Techniken werden also fu¨r die evolutiona¨re Optimierung von Bedienoberfla¨chen verwendet, weil sie Systeme in den Begriffen der menschlichen Informationsverarbeitung ab- bilden und so die Forderung des ersten Optimierungsschrittes erfu¨llen. Die entgegengesetzte Richtung – geringe Abstraktion bei realita¨tsbezogener Darstellung – soll ebenfalls mit einbezo- gen werden. Die Virt3D-Sicht nach Wittenberg (2001b) ist fu¨r den niedrigsten Abstraktionsgrad am besten geeignet, da die multimediale Sicht von Zinser (1993) fu¨r den Beispielprozess nicht realisierbar ist. Die topologische Sicht auf den Prozess bildet quasi den Standard der industriel- len Prozessvisualisierung und findet daher auch Eingang in die Optimierung. Die Fish-Eye-Sicht und die 3-D Visualisierung nach Elzer et al. (2001) finden keinen Eingang, da sie strukturell der topologischen Sicht entsprechen. Die Beschra¨nkung auf die Verfahren Virt3D, TOP, EID und MFM bedeutet nicht, dass die weiteren oben genannten Visualisierungen fu¨r die evolutiona¨re Optimierung ungeeignet sind. Es heißt nur, dass sich fu¨r die vorliegende Arbeit auf die vier genannten Modellbildungen konzen- triert wird, da diese vier unterschiedliche Abstraktionen beinhalten. Grundsa¨tzlich ist jede Form der Prozessvisualisierung fu¨r die evolutiona¨re Optimierung von graphischen Bedienoberfla¨chen in Mensch-Maschine-Schnittstellen geeignet. Das Bild 2.61 zeigt die Einteilung der Verfahren aufsteigend nach dem Abstraktionsgrad und die Anzahl der Abstraktionsebenen, die das Verfah- ren im Ziel-Mittel-Modell abbildet. Von den ausgewa¨hlten Modellbildungen ist Virt3D die am wenigsten abstrakte. Die topologische Darstellung ist abstrakter, da die verwendeten Symbole bereits Abstraktionen von Systembestandteilen sind. Ebenso wie Virt3D befindet sich TOP nur auf der untersten Ebene der physikalischen Form im Ziel-Mittel-Modell. 47Siehe Abschnitt 2.1.4. 34 3 Grundlagen der Evolution Dieses Kapitel behandelt die natu¨rliche Evolution1. Versta¨ndlicherweise kann dieses weitla¨ufige Forschungsgebiet, das große Bereiche der Wissenschaft beeinflusst hat und immer noch beein- flusst2, im Rahmen dieser Arbeit nicht erscho¨pfend dargelegt werden, sondern nur im Hinblick auf das grundsa¨tzliche Versta¨ndnis und die spa¨tere Anwendung in der technischen Optimie- rung. Nichtsdestotrotz sind die Kenntnisse um die biologischen Grundlagen Voraussetzung fu¨r das Versta¨ndnis ihrer Abstrahierung in der Technik. Nach einer kurzen historischen Abhandlung wird auf die Vererbung, hier speziell auf die allgemeine und molekulare Genetik, sowie die Gene eingegangen. Es folgen die Populationen und die im spa¨teren zu abstrahierenden Mechanismen der Evolution. 3.1 Historie Bereits vor Darwin haben sich viele Wissenschaftler mit dem Evolutionsgedanken bescha¨ftigt. Beispiele sind die Vero¨ffentlichungen von Chambers3 oder Wallace4 zu den Grundthesen der Evolutionstheorie. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich die Vorstellung von der Vera¨nderlich- keit der Welt und ihrer Lebewesen. Die Idee, dass Vera¨nderung u¨berhaupt mo¨glich ist, drang immer weiter vor (Mayr, 1985). Die erste widerspruchsfreie Evolutionstheorie wurde 1809 von Lamarck formuliert (Futuyma, 1990; Mayr, 1985). Nach Lamarck besaßen die unterschiedlichen Lebewesen keine gemeinsame Abstammung, sondern entstanden durch spontane Erzeugung aus unbelebter Materie und entwickelten sich weiter zu ho¨herer Komplexita¨t (Futuyma, 1990). Da- bei entwickeln sie sich durch ”Kra¨fte, die ihnen der ho¨chste Autor aller Dinge verliehen hat” (Lamarck, zitiert nach Futuyma (1990, S. 4)), d.h. sie entwickeln sich durch ihr gottgegebe- nes Streben nach Perfektion (Lamarck, zitiert nach Smith und Szathmary (1996, S. 3)). Die Entwicklung selbst wurde nach Lamarck durch die sich vera¨ndernde Umwelt bestimmt. In Dar- wins 50 Jahre (1859) spa¨ter erschienenen, bis heute heftig diskutierten Buch ”On the origin of species” finden sich zwei der bereits von Lamarck formulierten Prinzipien wieder. Zum einen, dass sich die Welt nicht statisch verha¨lt, sondern dynamisch5, zum anderen den langsamen und kontinuierlichen Verlauf der Evolution und damit das Fehlen zusammenhangloser Spru¨nge oder unvermittelter A¨nderungen (Mayr, 1985). In der fru¨hen Form der Selektionstheorie fu¨hrt Dar- win die Evolution auf die natu¨rliche Auslese (Selektion) des durch zufa¨llige und richtungslose Erba¨nderung variierenden Materials zuru¨ck (Vogel und Angermann, 1990). Die Theorie der natu¨rlichen Zuchtwahl Darwins beruht auf drei Prinzipien (Wieser, 1994): 1. Die Individuen einer Population sind in vielen Merkmalen unterschiedlich (Prinzip der pha¨notypischen Variabilita¨t). 1lat.: evolvere: herauswickeln, hervorwa¨lzen (Koll, 1977). 2Siehe z.B. Scheffczyk (1991), Fahr (1991), Ruder (1978), Vega-Redondo (1996), Wagner (1994). 3R. Chambers, ” Vestiges of the natural History of Creation”, zit. nach (Scho¨neburg et al., 1994, S. 38) 4A. R. Wallace, ” U¨ber das Gesetz, welches die Einfu¨hrung neuer Arten reguliert”, 1855, zit. nach Scho¨neburg et al. (1994, S. 38). 5Eine bereits von den Griechen vorgeschlagene Erkla¨rung fu¨r den Ursprung lebender Dinge (Futuyma, 1990) 35 3.2 Vererbung 2. Die Individuen vermehren sich, wobei die Vermehrungsraten verschiedener Pha¨notypen – abha¨ngig von den Bedingungen der jeweiligen Umwelt – unterschiedlich hoch sind (Wir- kung der natu¨rlichen Selektion – Prinzip der differentiellen Tauglichkeit).6 3. Das Maß der Tauglichkeit wird von den Eltern auf die Nachkommen u¨bertragen, ist also erblich. Ein wichtiges Merkmal dieser Aufza¨hlung ist ihre Allgemeingu¨ltigkeit. Unabha¨ngig von den Ursachen der Variabilita¨t und den Vererbungs- und Selektionsmechanismen ist jedes System, das sich vermehrt, dessen Merkmale variieren und von einer Generation zur na¨chsten u¨bertragen werden ko¨nnen, der Evolution unterworfen. Die nach heutigem Kenntnisstand am besten begru¨ndete Evolutionstheorie ist die Synthe- tische Theorie. Nach Wieser (1994) entstand diese Theorie durch Erga¨nzung der klassischen Theorie um eine auf dem Genbegriff aufbauende Theorie. Sie gilt nach heutigem Kenntnis- stand als bewa¨hrteste und geeignetste, das unter dem Begriff Evolutionstheorie Verstandene darzustellen (Weingartner, 1991). Weiteres Kennzeichen der Synthetischen Theorie ist die Vor- gabe der Richtung in der Beziehung zwischen Genotyp und Pha¨notyp. Der Informationsfluss des genetischen Materials fu¨hrt vom Genotyp in den Pha¨notyp der Proteine, der umgekehrte Weg ist ausgeschlossen. Die Synthetische Theorie beinhaltet weitere Evolutionsfaktoren, die sich auf die Vermehrung und Verringerung der genetischen Variabilita¨t beziehen. Die Vorga¨nge der natu¨rlichen Selektion, der Mutation, der Rekombination und der reproduktiven Isolation wer- den um die Prozesse Migration (Wanderung von einer Population in eine andere) (Vogel und Angermann, 1990), Bastardisierung (aus genetisch unterschiedlichen Eltern hervorgegangene heterozyote Nachkommen) und die Gendrift (statistische Zufallserscheinungen realer Popula- tionen) (Vogel und Angermann, 1990), bzw. signifikante Vera¨nderungen von Allelfrequenzen (Scho¨neburg et al., 1994)) erweitert. 3.2 Vererbung Die Vererbungsvorga¨nge werden auf der molekularen Ebene durch die Genetik beschrieben. Erb- relevante Informationen werden hier als genetische Information bezeichnet. Fu¨r die Evolution sind diese Vorga¨nge von entscheidender Bedeutung, weshalb an dieser Stelle die wichtigsten Mechanismen auf der zellularen und molekularen Ebene beschrieben werden. 3.2.1 Aufbau von Zellen Die Grundbausteine der Biologie sind die Zellen. Sie sind Nukleus Chromatin Zellmembran Endoplasmatisches Retikulum Bild 3.1: Schematischer Aufbau von Zellen: Eukaryotische Zel- le mit Zellkern und Zell- membran die kleinste noch selbststa¨ndig reproduktionsfa¨hige Funkti- onseinheit, d.h. fu¨r ihre eigene Reproduktion beno¨tigen Zel- len keine weiteren Substanzen. Es lassen sich zwei Typen klassifizieren: Prokaryotische und eukaryotischen Zellen. Die eukaryotischen Zellen besitzen im Gegensatz zu den proka- ryotischen Zellen einen echten Zellkern. Dieser Zellkern oder Nukleus ist von einer Zellmembran umgeben, die in ihm ent- haltenen Chromosomen sind die Tra¨ger der Erbsubstanz. Das Bild 3.1 zeigt den Aufbau einer eukaryotischen Zelle (Scho¨neburg et al., 1994). 3.2.2 Genetik Die große Lu¨cke in Darwins Beweisfu¨hrung entstammte der bis dahin nicht bekannten Herkunft der genetischen Variabilita¨t als Basis fu¨r die natu¨rliche Auswahl. Erst die Entdeckung der Genetik konnte diese Lu¨cke schließen. Mendel entdeckte 1865 die Erbfaktoren, u¨ber die die 6Nach Vogel und Angermann (1990) wu¨rde eine U¨berproduktion von Nachkommen zu einer U¨berbevo¨lkerung fu¨hren, wenn nicht die meisten Nachkommen vor Erreichen der Geschlechtsreife sterben. Schließlich lo¨scht der planlose Kampf ums Dasein die Mehrzahl der weniger geeigneten Nachkommen aus. Die besser geeigneten Individuen besitzen eine ho¨here Fortpflanzungswahrscheinlichkeit und so eine bessere Chance ihr Erbgut in die na¨chste Generation einzubringen. 36 3.2.3 Die Tra¨ger der Erbsubstanz Erbanlagen u¨bertragen werden, und so die Gesetzma¨ßigkeiten der Vererbung (Mayr, 1985). Mendel fand heraus, dass sich die Erbanlagen nicht beliebig miteinander mischen lassen, sondern nur bestimmte Abschnitte als Tra¨ger gleicher Information. Die Ergebnisse seiner Untersuchung sind in den drei Mendel’schen Gesetzen zusammengefasst: dem Uniformita¨ts-7, dem Spaltungs- 8 und dem Rekombinationsgesetz9. Das dritte Gesetz ist fu¨r die Evolution das wichtigste, da, zumindest in der Theorie, das Erbgut in allen Kombinationsmo¨glichkeiten zusammengestellt werden kann (Scho¨neburg et al., 1994). 3.2.3 Die Tra¨ger der Erbsubstanz Die Prinzipien des klassischen Darwinismus basieren auf dem Individuum als Einheit der Se- lektion. Die Individuen variieren untereinander, vermehren sich und sind die Tra¨ger der zu vererbenden Eigenschaften. Mit der Entdeckung der Gene wurde die Einheit der Evolution von den Individuen zu den Genen hin verlagert und so auch eine neue Ebene fu¨r die Selektion ero¨ffnet. Die oben erwa¨hnten Chromosomen des Zellkerns enthalten die Gene, die Tra¨ger der Erbinformation. Ein erblich bestimmtes Merkmal wird durch die beiden Gene bestimmt, die an zwei entsprechenden Orten eines homologen Chromosomenpaares sitzen, am so genannten Locus des Erbmerkmals. Im allgemeinen existieren mehrere Gentypen, die an einem solchen Genort auftreten ko¨nnen. Diese Gene bilden die Allele A1, . . . , An. Der Genotyp wird durch das Paar bestimmt, das tatsa¨chlich vorkommt. Fu¨r den Fall AiAi heißt der Genotyp homozygot, im Fall AiAj heterozygot. Hier kann ein Allel das andere u¨berstimmen. Wenn sich AiAj als AiAi a¨ußert, dann heißt Ai dominant und Aj rezessiv (Hofbauer und Sigmund, 1984). Die Chromosomen treten in den Ko¨rperzellen paarweise auf, weshalb man diese Zellen auch diploid nennt. Haploide Zellen dagegen enthalten lediglich die Ha¨lfte der Chromosomen, exakt von jedem Paar eines. Diese Zellen sind die Keimzellen. Sie entstehen aus den Ko¨rperzellen durch Meiose, in deren Verlauf sich die Chromosomenpaare aufspalten. Im Zuge der Befruch- tung verschmelzen zwei Keimzellen und bilden wieder eine diploide Zelle. Die Nachkommen besitzen nach diesem Vorgang wiederum einen doppelten Chromosomensatz mit jeweils der Ha¨lfte der Chromosomen von einem Elternteil (Hofbauer und Sigmund, 1984). Jedes Chromo- som besitzt eine bestimmte Struktur, die nur durch seltene Ereignisse, wie z.B. die in Abschnitt 3.4.2 beschriebene Mutation, vera¨ndert werden kann. 3.2.4 Molekulargenetik Die molekulare Betrachtung der Genetik ermo¨glicht es, den genetischen Beitrag zu den bio- logischen Evolutionsvorga¨ngen auf der Ebene der molekularen Informationstra¨ger zu verste- hen (Schuster, 1994). Die genetische Substanz aller Organismen ist die Desoxyribonukleinsa¨ure (DNS)(Futuyma, 1990). Sie ist die wichtigste in den Chromosomen vorkommende Nukleinsa¨ure10. Die DNS entha¨lt Nukleotide, die die Grundbausteine der Nukleinsa¨uren bilden. Das Moleku¨l der DNS-Doppelhelix verla¨uft ohne Unterbrechung u¨ber die gesamte La¨nge eines Chromosoms. Die DNS wird von verschiedenen Basenpaaren gebildet, von denen jedes aus einem Purin – Adenin (A) oder Guanin (G) – gebunden an ein bestimmtes Pyrimidin – Thymin (T) oder Cytosin (C) besteht (Futuyma, 1990). Zum heutigen Zeitpunkt ist bekannt, dass sich die DNS im Zell- kern aus zahllosen sich selbst kopierenden Genen zusammensetzt. Die DNS kann Mutationen ausgesetzt sein und so Allele oder alternative Formen bilden (Mayr, 1985). 7Bei der Kreuzung zweier reinerbiger Vorfahren (Parentalgeneration), die sich in einem oder mehreren Merk- malen unterscheiden, ergeben sich nur einheitliche (uniforme) aussehende Nachkommen in der ersten Nach- kommengeneration (Filialgeneration 1)(Scho¨neburg et al., 1994). 8Bei Kreuzung der Nachkommen aus der ersten Filialgeneration untereinander tritt in der zweiten Filialgene- ration eine Aufspaltung der Merkmalsausbildungen auf. Die Individuen der zweiten Filialgeneration besitzen kein uniformes Erscheinungsbild mehr (Scho¨neburg et al., 1994). 9Bei mehreren Unterscheidungsmerkmalen in der Parentalgeneration ko¨nnen sich in der zweiten Filialgene- ration die einzelnen Merkmalspaare unabha¨ngig voneinander aufspalten und frei miteinander rekombiniert werden (Scho¨neburg et al., 1994). 10Der Mensch besitzt 22 Chromosomen, die zweimal vorkommen, sowie zwei Geschlechtschromosomen. Diese 46 Chromosomen enthalten insgesamt ungefa¨hr 5, 6× 109 Nukleotide (Maier, 1994). 37 3.2 Vererbung 3.2.4.1 Genetische Information Die in der DNS fest geschriebene genetische Information wird in der Eiweiß- oder Proteinsyn- these fu¨r die weitere Entwicklung von Lebewesen verwendet. Die Umsetzung von genetischem Code gleicht der Interpretation und Ausfu¨hrung von Programmen. Zuna¨chst erfolgt in der Transskription eine Umschreibung des Codes in eine transportable Form (Knodel et al., 1998). Danach wird in der Translation der Code in entsprechende Aminosa¨uresequenzen u¨bersetzt. Die genetische Information stellt die Informationen fu¨r die Proteinsynthese bereit, in der die Basensequenzen Adenin, Guanin, Thymin und Cytosin der DNS in Aminosa¨uresequenzen transkriptiert werden. Die Aminosa¨uren sind die Bausteine der Proteine, die sie u¨ber die Peptid- bindungen (CO–NH) in Form von Riesenmoleku¨len bilden. Da aber die Proteine aus 20 Ami- nosa¨uren aufgebaut sein ko¨nnen, ist eine eindeutige Zuordnung zu den vier Basen nicht mo¨glich. So codieren mehrere Basen in einer Basensequenz jeweils eine Aminosa¨ure. Eine Abfolge in der Basensequenz besteht aus Tripletts der vier Basen. Maximal ko¨nnen 43 so genannter Codons zur Beschreibung von Aminosa¨uren herangezogen werden. Von den 64 mo¨glichen Kombinatio- nen bezeichnen 3 keine Aminosa¨uren. Diese sog. Nonsense-Codons dienen als Steuerzeichen fu¨r den Abbruch der Proteinsynthese (Scho¨neburg et al., 1994). Die Differenz zu den 20 genutzten Kombinationen ist die Informationsreserve des genetischen Codes (Ayala, 1985). Da sich die DNS im Kern einer Zelle befindet, die Proteinsynthese aber in den Ribosomen11 stattfindet, muss die genetische Information zu den Ribosomen transportiert werden. Diese Aufgabe wird von den Boten-Ribonukleinsa¨uren (mRNS12) u¨bernommen. Die Struktur der Ri- bonukleinsa¨uren (RNS) gleicht der der DNS. Der Unterschied liegt im Zucker, mit dem die Basen in der Nukleotidsa¨ure aneinander gebunden sind. Desoxyribose besitzt ein Sauerstoffatom weni- ger als die Ribose (Dickerson, 1985). Die meist einstra¨ngige RNS setzt sich aus Ribonukleotiden zusammen, die aus der erwa¨hnten Ribose, Phosphorsa¨ure und aus einer der vier Basen Adenin, Guanin, Cytosin und Uracil (U) (anstelle von Thymin) besteht. Fu¨r den Aufbau eines mRNS- Moleku¨ls o¨ffnet sich die DNS-Doppelhelix an der Position, an der die abzulesende genetische Information beginnt (Scho¨neburg et al., 1994). RNS-Polymerasen und Replikasen (Enzyme) erkennen die Anfangsstelle (Promotor) fu¨r die Transkription und steuern den Vorgang (Eigen et al., 1985). Nach der Transkription trennt sich die mRNS von der DNS und gelangt u¨ber die Poren der Zellkernmembran zu den Ribosomen, an denen, wie erwa¨hnt, die Proteinsynthese stattfindet. Mit der Translation beginnt der Aufbau der Proteine. Die beno¨tigten Aminosa¨u- ren werden von den Transport-RNS (tRNS) zu den Ribosomen gebracht. Die Aminosa¨uren der tRNS heften sich u¨ber die Basentripletts und die Wasserstoffbindungen an die mRNS an. Es entsteht ein Polypeptidfaden, der solange verla¨ngert wird, bis die Nonsenscodons den Transla- tionsvorgang beenden. Die gewonnenen Proteine sind die wichtigsten Zellbausteine, sie steuern u.a. als Enzyme oder Hormone z.B. den gesamten Stoffwechsel. Die Enzyme werden u¨ber die Gene, oder genauer, u¨ber das Gen-Regulationssystem gesteuert (Scho¨neburg et al., 1994). 3.2.4.2 Der Begriff des Gens Der vom da¨nischen Biologen Johannsen (Scho¨neburg et al., 1994) gepra¨gte Begriff des Gens bestimmt nach Futuyma (1990) einen Genort der verschiedene Allelzusta¨nde besitzen kann. Weiter kann man nach Futuyma (1990) den schwer zu definierenden Begriff des Gen in einer ersten Na¨herung als DNS-Sequenz begreifen, die in einen RNS-Abschnitt transkribiert wird und die Information fu¨r ein einzelnes Polypeptid tra¨gt. Ayala (1985) beschreibt Gene als kurze Abschnitte der DNS, die unterschiedlich lang sein ko¨nnen. Das RNS-Transskript eines einzelnen Gens besteht bei den Eukaryonten oft aus Kodierungsregionen, den Exons13, die durch meh- rere, nicht kodierende Zwischensequenzen, den Introns14, getrennt sind (Futuyma, 1990; Cock- 11Zellorganellen, die im endplastischen Retikulum aber auch frei in der Zelle vorkommen (Meyer und Daumer, 1994), siehe auch Abbildung 3.1. 12m: Messenger. 13Informationstragende Teile eines Gens (Scho¨neburg et al., 1994). 14Die Funktion des Introns ist unklar. Da sie keinen nachweisbaren Beitrag zur Proteinsynthese liefern, sind sie im Sinne der genetischen Information u¨berflu¨ssig (Scho¨neburg et al., 1994). 38 burn, 1995). Die Exons und Introns werden zuna¨chst in die Kern-mRNS u¨bersetzt. Aus der mRNS werden dann in dem als ”Spleißen” bezeichneten Prozess die fu¨r die Proteinsynthese relevante Information extrahiert (Wieser, 1994). Die Exons werden nach dem Entfernen der Introns zusammengefu¨gt, d.h. nur ein geringer Teil der DNS entha¨lt die beno¨tigte Information. Der Sinn und Zweck der hohen Redundanz der Gene ist heute ebenso unklar wie deren Auftei- lung in Exons und Introns (Scho¨neburg et al., 1994). Das schon erwa¨hnte Genregulationssystem u¨bernimmt den Vorgang fu¨r die Ausbildung von spezialisierten Zellen. Gene besitzen eine hier- archische Struktur, d.h. bestimmte Gene aktivieren oder deaktivieren andere Gene. So sind in den Zellen zwar alle Gene gleich vorhanden, jedoch sind je nach Zelltyp unterschiedliche Gene aktiv bzw. inaktiv (Scho¨neburg et al., 1994). Nach demModell von Jacob undMonot (Smith und Szathmary, 1996) fu¨r die Gen-Regulation der Transkription existieren drei Gentypen: Struktur- gene, Operatorgene und Regulatorgene. Die Strukturgene steuern die Merkmalsausbildung von Individuen u¨ber die Bildung von mRNS. Operatorgene sind den funktionellen Einheiten der Strukturgene vorgeschaltet. Sie kontrollieren die Aktivita¨t der Strukturgene. Zusammengefasst werden Struktur- und Operatorgene auch als Operons bezeichnet (Scho¨neburg et al., 1994). Die Regulatorgene kodieren ein Protein, das durch die Bindung an eine spezifische Regulationsstelle eines anderen Gens dessen Aktivita¨t beeinflusst (Smith und Szathmary, 1996). Der U¨bergang von den molekulargenetischen Prozessen hin zum Pha¨notyp eines Lebewe- sens wird mit der Bezeichnung ”vom Gen zum Pha¨n” zusammengefasst. Eine pha¨notypische Eigenschaft ist in der Polygenie durch das Zusammenwirken mehrerer Gene bestimmt. Die Ei- genschaften und Fa¨higkeiten eines Lebewesens ha¨ngen letztlich von der Art der Proteine ab, die es synthetisiert, da sie die Bausteine des Pha¨notyps bilden (Wieser, 1994). 3.3 Populationen Mayr (1967), zitiert nach Sauer und Mu¨ller (1987), beschra¨nkt den Begriff der Population auf lo- kale Populationen, bei denen es sich um eine Gruppe von Individuen handelt, die ra¨umlich derart zusammengeho¨ren, dass fu¨r beliebige Individuen – vorausgesetzt sie besitzen unterschiedliche Geschlechter – die gleiche Wahrscheinlichkeit besteht, Nachkommen zu erzeugen. Die pha¨noty- pischen Unterschiede zwischen den Individuen sind das auffa¨lligste Merkmal einer Population, die durch unterschiedliche Umweltbedingungen15 oder verschiedene genetische Ausstattung16 bedingt sein ko¨nnte (Sauer und Mu¨ller, 1987). Die Gesamtheit aller Gene einer Population bezeichnet man als Genpool (Futuyma, 1990). 3.4 Mechanismen der Evolution Die folgenden Abschnitte beschreiben die spa¨ter fu¨r die technische Optimierung zu abstrahie- renden evolutiona¨ren Mechanismen der Selektion, Mutation und Rekombination. 3.4.1 Selektion Die neuen Konzeptionen von Darwin waren das Postulat des gemeinsamen Ursprungs und die natu¨rliche Auswahl (French, 1988). Fu¨r den gemeinsamen Ursprung gilt, dass fu¨r a¨hnliche Or- ganismen Verwandtschaft und die Abstammung von gemeinsamen Vorfahren existiert. Darwin nahm auch den Menschen nicht aus dieser gemeinsamen Abstammung aus und lo¨ste so einen Sturm der Entru¨stung aus. Trotz der allgegenwa¨rtigen Empo¨rung wurde die Vorstellung einer einheitlichen Abstammung von vielen Biologen aufgegriffen, lieferte sie doch den Zugang zu der Hierarchie der taxonomischen Begriffe17 und gab eine Erkla¨rung fu¨r die Beobachtung, dass alle 15Durch Umweltfaktoren werden bei gleichem Genotyp unterschiedliche Pha¨notypen erzeugt, d.h. die Umwelt verursacht eine nichtgenetische Variationsbreite durch Vera¨nderung der Pha¨notyps (Sauer und Mu¨ller, 1987). 16Hauptursache fu¨r unterschiedliche Pha¨notypen, begru¨ndet in der Vielzahl von mo¨glichen Allelen an den Genorten (Vogel und Angermann, 1990). 17Arten, Gattungen, Familien. Begriff aus der biologischen Systematik (Peters, 1976). 39 3.4 Mechanismen der Evolution Lebewesen einer relativ geringen Anzahl morphologischer Typen zugeordnet werden ko¨nnen. Das Darwin’sche Postulat fu¨r die natu¨rliche Auswahl bezieht sich auf die Selektion. Vera¨nde- rungen sind nach Darwin nicht die Folge eines mysterio¨sen Lamarckschen Dranges und auch nicht zufa¨llig, sondern die Folge der Selektion (Mayr, 1985). Der Selektionsvorgang teilt sich in zwei Stufen. In der ersten Stufe wird durch Mutation und Rekombination eine genetische Variation generiert (Sauer und Mu¨ller, 1987), die zweite Stufe umfasst das ”U¨berleben im Existenzkampf”. Der Ursprung der genetischen Variation war Darwin unbekannt. Erst mit der Entdeckung der Genetik wurden diese Vorga¨nge verstan- den. Lebewesen produzieren Nachkommen, von denen nur die wenigsten u¨berleben. Die ho¨chste U¨berlebenswahrscheinlichkeit besitzen nach Darwin die Lebewesen mit den fu¨r die jeweilige Umgebung am ehesten geeigneten Kombinationen von Eigenschaften. Der Philosoph Spencer pra¨gte die Beschreibung des ”survival of the fittest” fu¨r das Selektionsprinzip Darwins (Scho¨ne- burg et al., 1994). Weitere Literatur zum Thema Selektion findet sich z.B. bei Hasenfuss (1978), Bonner (1988), Bell (1997) oder Mu¨hlenbein und Schlierkamp-Voosen (1995). Natu¨rliche Selektion: Wa¨hrend die weiter unten beschriebenen Mechanismen der Mutation und Rekombination stochastische Ereignisse sind, ist die Selektion eine gerichtete Vera¨nderung einer Population. Individuen, die besser an ihre Umwelt angepasst sind, besitzen gu¨nstigere Gene bzw. Genkombinationen (Weingartner, 1991). Selektion kann zumindest theoretisch im- mer dann Wirkung zeigen, wenn sich unterschiedliche, selbst reproduzierende Einheiten18 in ihrer U¨berlebens- und Fortpflanzungsrate unterscheiden. Natu¨rliche Selektion setzt ein, wenn Genotypen Unterschiede in ihrer Fitness (Fortpflanzungswahrscheinlichkeit) aufweisen. Fu¨r die Evolution wird die Fitness ausschließlich durch die Vermehrungsrate eines Genotyps im Ver- gleich zu anderen Genotypen bestimmt. Die natu¨rliche Selektion wird von Futuyma (1990) zusammenfassend als ein statistisches Maß fu¨r den Unterschied im U¨berleben und in der Fort- pflanzung von Entita¨ten beschrieben, die sich in einem oder mehreren Merkmalen unterschei- den. Die Zusammensetzung von Arten in o¨kologischen Gemeinschaften wird ebenfalls von der Selektion bestimmt, da alle Arten, die nicht mit anderen koexistieren ko¨nnen, in der o¨kolo- gischen Gemeinschaft nicht mehr vorkommen. Endler (1986), zitiert nach Cockburn (1995, S. 14), definiert die natu¨rliche Selektion als einen Prozess in einer Population mit den folgenden Voraussetzungen: Variation unter den Individuen hinsichtlich einer Eigenschaft oder Merkmals- auspra¨gung, eindeutiger Zusammenhang zwischen der Merkmalsauspra¨gung und einem Maß fu¨r den Reproduktionserfolg oder das U¨berleben (Fitnessunterschiede) sowie zumindest teilwei- se eine von Umwelteinflu¨ssen unabha¨ngige Vererbung der Merkmalsauspra¨gung zwischen Eltern und ihren Nachkommen. Sind diese Bedingungen erfu¨llt, lassen sich innerhalb einer Generati- on Individuen eines bestimmten Alters vorhersagbar von den Individuen unterscheiden, die gar nicht bis zu diesem Alter u¨berleben (within-generation-effect). Fu¨r Populationen, die sich nicht im Gleichgewicht befinden, ko¨nnen auch zwischen den Generationen der Nachkommen und der Generation der Eltern Unterschiede vorhergesagt werden (between-generation-effect) (Cockburn, 1995; Slatkin, 1983). Stabilisierende Selektion: Das Auslo¨schen der Phänotyp vS N nS N j HäufigkeitPhänotyp vor der Selektion Häufigkeit Phänotyp nach der SelektionFitness Phänotyp Phänotyp Bild 3.2: Auswirkung stabilisierende Selektion extremen Pha¨notypen an den a¨ußeren Ra¨ndern der Merkmalsverteilung ist wahrscheinlich die ha¨ufigste Selektionsform. Sie wird als stabili- sierende Selektion bezeichnet, da die Merkmals- varianz reduziert wird. Stabilisierende Selek- tion kann auch wirken, ohne den Mittelwert eines Merkmals zu a¨ndern (Cockburn, 1995). Futuyma (1990) bezeichnet die stabilisierende Selektion auch als balancierende Selektion und nennt als Bedingung die Lage der gro¨ßten Fit- ness bei den intermedia¨ren Pha¨notypen. Bild 3.2 zeigt den Zusammenhang zwischen der Ha¨ufig- keit eines Pha¨notyps und der Fitness fu¨r die stabilisierende Selektion (Cavalli-Sforza und Bod- mer, 1971), zitiert nach Futuyma (1990), S.175. 18Gene, Teile des Genom, sich im Genotyp unterscheidende Organismen, Populationen oder Arten(Futu- yma, 1990). 40 3.4.2 Mutation Disruptive Selektion: Die Disruptive Selekti- vS N nS N j HäufigkeitPhänotyp vor der Selektion Häufigkeit Phänotyp nach der SelektionFitness Phänotyp Phänotyp Phänotyp Bild 3.3: Auswirkung der disruptiven Selektion on ist das Gegenteil zur stabilisierenden Selek- tion. Der auch als diversifizierende Selektion benannte Vorgang steigert die Varianz eines Merkmals (Cockburn, 1995). Selektion ist dann disruptiv, wenn zwei oder mehrere Pha¨notypen eine ho¨here Fitness als die dazwischen liegen- den intermedia¨ren Pha¨notypen besitzen (Futu- yma, 1990). Den Zusammenhang zwischen Pha¨- notyp und Fitness fu¨r die disruptive Selektion zeigt das Bild 3.3. Gerichtete Selektion: Ist die Beziehung zwi- vS N nS Nj Häufigkeit Phänotyp vor der Selektion Häufigkeit Phänotyp nach der SelektionFitness Phänotyp Phänotyp Phänotyp Bild 3.4: Auswirkung der gerichteten Selektion schen Pha¨notyp und Fitness monoton, so dass ein extremer Pha¨notyp den ho¨chsten Fitness- wert aufzeigt, ist die Selektion gerichtet (Futu- yma, 1990). Die gerichtete oder nach Sauer und Mu¨ller (1987) transformierende Selektion ver- a¨ndert den Mittelwert des Merkmals (Cock- burn, 1995). Das Bild 3.4 (Cavalli-Sforza und Bodmer, 1971), zitiert nach Futuyma (1990), zeigt den Zusammenhang zwischen Pha¨notyp und Fitness fu¨r die gerichtete Selektion. Frequenzabha¨ngige Selektion: Ist die Fitness eines Pha¨notyps von seiner relativen Ha¨ufigkeit in einer Population abha¨ngig, tritt frequenzabha¨ngige Selektion auf (Cockburn, 1995). Hier gibt es keine einfache Beziehung zwischen Pha¨notyp und Fitness (Futuyma, 1990). Dichteabha¨ngige und dichteunabha¨ngige Selektion: Die Wirkung von Selektion wird mo¨gli- cherweise erst dann erkennbar, wenn die Konkurrenz zwischen den Individuen, beispielsweise aufgrund der hoher Anzahl der Individuen in der Population, die sog. Dichte, ansteigt. Dichte- unabha¨ngige Selektion ist bedingt durch a¨ußere Einflu¨sse, beispielsweise durch extreme Wet- terbedingungen (Cockburn, 1995). Harte und weiche Selektion: Besteht zwischen Individuen Konkurrenz um eine begrenzte Res- source, so dass nur eine bestimmte Anzahl u¨berleben kann, wird dieser Anteil ausschließlich durch die relative Eignung bestimmt. Da aber immer einige Individuen u¨berleben, spricht man von weicher Selektion. Extreme a¨ußere Bedingungen ko¨nnen dazu fu¨hren, dass alle Individuen umkommen. Hier ist das U¨berleben eines Individuums nicht unbedingt vom Tod oder U¨berle- ben eines anderen Individuums abha¨ngig. Die Anzahl der Individuen, die diese harte Selektion u¨berlebt, ist also weitgehend unabha¨ngig von der Dichte oder der relativen Selektion (Cock- burn, 1995). 3.4.2 Mutation Vera¨nderungen des genetischen Materials werden als Mutationen bezeichnet (Vogel und An- germann, 1990). Sie sind nach Futuyma (1990) der Ursprung der genetischen Variation. Nach Futuyma (1990) und Sauer und Mu¨ller (1987) sind Mutationen Fehler in der DNS, die bei der Replikation von Nukleotidbasen auftreten. Koll (1977) bezeichnet Mutationen als Vera¨nderun- gen des genetischen Materials, die eine Vera¨nderung der Lebensform durch Erbwandel nach sich zieht. Lo¨nning (1995) verneint die Mutation als Grundlage der Evolution und bezeichnet die Beantwortung der Hauptfragen fu¨r die Entstehung des Lebens als offen. Mutationen sind rein stochastische Ereignisse, d.h. ihr mo¨glicher Nutzen besitzt keinen Ein- fluss auf ihre Ha¨ufigkeit. Die Mutation fu¨r sich bedeutet keine Anpassung des Organismus an seine Umgebung. Erst nachtra¨glich la¨sst sich erkennen, ob das Resultat der Mutation eine verbesserte Anpassung des Organismus gebracht hat oder nicht. Da Populationen i.d.R. ihrer Umgebung gut angepasst sind, haben Mutationen, die zu gro¨ßeren Vera¨nderungen fu¨hren, meist 41 3.4 Mechanismen der Evolution nachteilige Effekte. Evolutiona¨rer Wandel findet eher in kleinen Schritten statt, d.h. viele kleine Vera¨nderungen kumulieren und verbessern so gleitend die Anpassung von Organismen an ihre Umwelt. Vollziehen sich die Mutationen in den Keimzellen, werden sie an die na¨chste Genera- tion vererbt. Die zur Evolution fu¨hrende Variation der genetischen Information kann außer aus der Vera¨nderung der Gen-Struktur durch Mutation auch aus Abweichungen der Anzahl und Organisation der Gene folgen (Ayala, 1985). Nach Sauer und Mu¨ller (1987) kommen Mutatio- nen relativ selten vor. Spontane Mutationsraten liegen zwischen 10−4 bis 10−6 Mutationen pro Generation. Sauer und Mu¨ller (1987) nennen drei Arten, in die sich die Mutation unterteilen la¨sst: Punktmutation, Chromosomenmutation und Genommutation (siehe auch Wolin (1988)). Neutrale Mutationen sind Mutationen, die fu¨r einen Organismus weder positive noch negative Folgen haben und dementsprechend von der Selektion nicht beachtet werden (Maier, 1994). Punktmutation: Punktmutationen19 sind auf Vera¨nderungen in der DNS beschra¨nkt (Sauer und Mu¨ller, 1987). Nach Savage (1966) zeichnen sich Punktmutationen durch spontanes Auftreten einer neuen Auspra¨gung fu¨r ein Gen aus. In vielen Fa¨llen liegt der Fehler in der Aneinan- derreihung der Nukleotidbasen. Hier werden falsche Nukleotidbasen in ein Codon eingebaut, bzw. Nukleotidbasen gehen verloren (Ayala, 1985). Die fehlerhaften Codons aus der Punktmu- tation ko¨nnen zu einem Austausch von Aminosa¨uren fu¨hren, in diesem Fall spricht man von Missense-Mutationen (Ayala, 1985). Die Auswirkungen derartiger Mutationen sind in hohem Maße von der Bedeutung der ausgetauschten Aminosa¨ure abha¨ngig. Die gro¨ßten Vera¨nderungen ergeben sich aus dem Verlust von Nukleotidbasen. Die Folge ist eine Verschiebung des Triplett- rasters, was fu¨r das kodierte Protein eine vo¨llig vera¨nderte Aminosa¨urezusammensetzung nach sich ziehen kann (Sauer und Mu¨ller, 1987). Fu¨hrt die Punktmutation zu einem Stop-Codon, nennt man diese Form der Mutation Nonsense-Mutation20 (Ayala, 1985). Chromosomenmutation: Die Chromosomenmutation21 betrifft ganze Chromosomen und un- terscheidet sich im Wesentlichen in der Gro¨ßenordnung von der Punktmutation. Fu¨r den Fall, dass sich die Chromosomen spontan vera¨ndern, sind die Folgen im Allgemeinen ausgepra¨gter als bei der Mutation einzelnen Gene. Die Nondisjunktion vermindert bzw. erho¨ht die Chromo- somenanzahl eines Chromosomensatzes. Die Haploidisierung fu¨hrt zum Verlust eines ganzen einfachen Chromosomensatzes. Die Polyploidisierung vervielfa¨ltigt Chromosomensa¨tze. Eine Vera¨nderung der Chromosomenstruktur kann durch A¨nderung Genanzahl oder der Genanord- nung erfolgen. Deletion bedingt den Verlust von Gengruppen, die Duplikation verdoppelt einen DNS-Abschnittes in gleicher Orientierung oder in inverser Lage. Fu¨r die Vera¨nderung der Gen- anordnung wird in der Translokation Material zwischen verschiedenen Chromosomenpaaren ausgetauscht. Die Inversion steht fu¨r die Drehung einer Gengruppe innerhalb eines Chromosoms und falsches Verwachsen der Kontaktstelle (Vogel und Angermann, 1990). Zumeist haben der- artige Vera¨nderungen negative Folgen fu¨r die betroffenen Individuen (Scho¨neburg et al., 1994), erho¨hen andererseits aber auch die Variationsbreite, vor allem u¨ber die Vera¨nderungen von Genpositionen (Savage, 1966). Fu¨r den Fall, dass Chromosomen durch a¨ußere Einwirkungen strukturell vera¨ndert oder zersto¨rt werden, spricht man von Aberrationen. Sie entstehen durch einen oder mehrere Bru¨che der Chromosomen und durch irregula¨res U¨berkreuzen der Chroma- tidenstra¨nge22. Genommutation: Die Genommutation oder Ploidiemutation (Weingartner, 1991) vera¨ndert die Anzahl der Chromosomen bzw. der Chromosomensa¨tze. Hier kann es zu einer Vervielfachung, z.B. durch Verschmelzen diploider Zellkerne oder durch Ausbleiben der Zellteilung kommen. Chromosomen ko¨nnen auch fehlerhaft auf die nachkommenden Zellen verteilt werden. So ent- stehen Zellen, die zu viel oder zu wenig Chromosomen eines Typs besitzen. Die bekannteste Form dieser Art beim Menschen ist die Trisomie 21 (Das Chromosom 21 ist dreimal vorhan- den), sie fu¨hrt zum so genannten Down-Syndrom. 19Weitere Bezeichnung: Genmutation (Sauer und Mu¨ller, 1987). 20Nach Herrmann (1976) auch als ” Nichtsinn-Mutation” bezeichnet. 21Andere Bezeichnung: Segmentmutation (Vogel und Angermann, 1990; Weingartner, 1991). 22Die Chromatiden sind die aus der Teilung eines Chromosoms entstandenen beiden Teilstra¨nge. 42 3.4.3 Rekombination 3.4.3 Rekombination Beim Verschmelzen von Keimzellen entstehen neue Genkombinationen. Diesen Vorgang be- zeichnet man als Rekombination (Weingartner, 1991). Im Gegensatz zur Mutation wird in der Rekombination23 das genetische Material selbst nicht vera¨ndert, sondern die genetischen Einzelinformationen umgruppiert (Futuyma, 1990). Wie schon die Mutation erho¨ht auch die Rekombination die genetische Variationsbreite (Vogel und Angermann, 1990). Nach Meyer und Daumer (1994) ist die Rekombination eine Umordnung oder Neuverknu¨pfung von bestehen- den Strukturen. Fu¨r Organismen mit langer Generationszeit reicht die Mutationsrate weder dazu aus, die Evolution komplexer Strukturen zu erkla¨ren, noch gibt sie Aufschluss u¨ber die Variationsbreite innerhalb von Populationen. Beide Pha¨nomene lassen sich durch die Rekombi- nation erla¨utern (Sauer und Mu¨ller, 1987). Sie ermo¨glicht es, innerhalb weniger Generationen eine hohe Anzahl von Genkombinationen zu generieren (Vogel und Angermann, 1990) und kann Verlust an durchschnittlicher Fitness aufgrund nachteiliger Mutationen wieder ausglei- chen (Smith und Szathmary, 1996). Wa¨hrend der Meiose werden die elterlichen Chromosomen neu kombiniert und daru¨ber hinaus durch Crossover einzelne Bereiche zwischen homologen Chromosomen ausgetauscht (Sauer und Mu¨ller, 1987). Interchromosomale Rekombination: Diese Rekombinationsform kommt nur bei sich sexuell fortpflanzenden Organismen vor. Die interchromosomale Rekombination ist die zufa¨llige Ver- teilung der von Mutter und Vater stammenden Chromosomen. Bereits vorhandene Chromoso- menstrukturen werden neu angeordnet (Maier, 1994; Vogel und Angermann, 1990). Intrachromosomale Rekombination: Die intrachromosale Rekombination, die auch als Cross- over24 bezeichnet wird, ist die schon oben genannte Umordnung und Neuverknu¨pfung von Strukturen. Teile der DNS werden reziprok ausgetauscht, vorausgesetzt dieser Teil existiert in einer Zelle mindestens zweimal. Voraussetzung fu¨r die intrachromosomale Rekombination ist nach Vogel und Angermann (1990) ein Kopplungsbruch in den Genen. 3.5 Weitere Mechanismen der Evolution Neben den bisher beschriebenen evolutiona¨ren Mechanismen der Selektion, Mutation und Re- kombination seien die intertaxonischen Kombination und die reproduktive Isolation als weitere Evolutionsmechanismen kurz erla¨utert. Intertaxonische Kombination: Neben Rekombination und Mutation nennt Sitte (1994) die in- tertaxonische Kombination (ITC) als weitere mo¨gliche Triebkraft fu¨r die Evolution. Wa¨hrend in der genetischen Rekombination zwei unterschiedliche, aber artgleiche Genome in einer Zelle vereinigt werden, werden in der intertaxonischen Kombination Genome unterschiedlicher Arten in einer einzelnen Zelle kombiniert. Durch ITC ko¨nnen schlagartig neue Grundtypen fu¨r Zell- organisationen entstehen, was mit den bisher beschriebenen Mechanismen nicht erkla¨rt werden kann (Sitte, 1994). Reproduktive Isolation: Fu¨r die Entstehung von Arten ist die Isolation sehr wichtig, da auf diese Weise der Genpool von Populationen seine Eigenartigkeit aufrechterhalten kann (Weingartner, 1991). Das Konzept der biologischen Art begreift in ihrer Definition nach Vogel und Angermann (1990) Spezies als Gruppe sich untereinander fortpflanzender natu¨rlicher Populationen, die reproduktiv von anderen Gruppen getrennt sind. Die Art besteht hier aus Populationen und nicht aus beziehungslosen Individuen. Mo¨glichkeiten sind die Geographische25, O¨kologische26, Fortpflanzungsbiologische27 und die Genetische Isolation28. 23Neukombination von Allelen Lange (1985). 24In anderen Quellen (z.B. Maier (1994), Kattmann und Weninger (1981)) auch als Crossing-over bezeichnet. 25Trennung durch geographische Faktoren (z.B. Gebirge, Wu¨sten, Meere. 26Durch Umweltfaktoren (z.B. Wirt/Parasit-Gemeinschaften) getrennte Populationen, die im gleichen geogra- phischen Gebiet leben. 27Trennung durch unterschiedliches Paarungsverhalten (z.B. Zeiten, Auslo¨ser). 28Durch genetische Unterschiede in den Chromosomensa¨tzen bedingte Trennung (z.B. genetische Kreuzungs- barrieren (Futuyma, 1990)). 43 4 Methoden der Optimierung in der Technik Nach der DIN 19236 (S. 2) versteht man unter Optimierung ganz allgemein ”Maßnahmen zur Erzeugung einer solchen Wirkungsweise des Systems, dass unter gegebenen Nebenbedingungen und Beschra¨nkungen das Gu¨tekriterium einen mo¨glichst großen bzw. mo¨glichst kleinen Wert annimmt”. Ein Gu¨tekriterium ist nach DIN 19236 (S. 5) eine ”im Hinblick auf die Erfu¨llung einer Optimierungsaufgabe festzulegende Bewertungsvorschrift fu¨r das Verhalten oder die Zusta¨nde eines Systems”. Unterteilt wird die Optimierung in der genannten Norm nach verschiedenen Gesichtspunkten: • Art der Aufgabenstellung: Statisch: Das Gu¨tekriterium bewertet ausschließlich zeitlich kon- stante Gro¨ßen. Dynamisch: U¨berga¨nge von Eingangs- in Endzusta¨nde. • Art der Maßnahmen: Parameter: Wenn die Anordnung aufeinander einwirkender Gebilde eines Systems feststeht, beschra¨nkt sich die Optimierung darauf, das Ausmaß der Einwir- kungen zu bestimmen. Struktur: Die Optimierung legt die Anordnung oder die Auswahl der aufeinander einwirkenden Gebilde fest. • Mathematische Sicht: Linear/Nichtlinear: Sind das Gu¨tekriterium, alle Nebenbedingun- gen und die Systemgleichung linear, heißt die Optimierung linear, ansonsten nichtlinear. Deterministisch: Die Optimierung entha¨lt keinerlei zufallsabha¨ngige Gro¨ßen. Statistisch: Wenigstens eine der betrachteten Gro¨ßen ist zufa¨lligen Schwankungen ausgesetzt. Stocha- stisch: Zufa¨llige Schwankungen einer betrachteten Gro¨ße treten zeitabha¨ngig auf. • Art der Ergebnisse: Optimal: Das Gu¨tekriterium nimmt seinen gro¨ßt- bzw. kleinstmo¨gli- chen Wert an. Suboptimal: Das Gu¨tekriterium erreicht aufgrund bewusster Vera¨nderun- gen oder Vernachla¨ssigungen im Lo¨sungsverfahren lediglich einen Wert in der Na¨he des angestrebten Optimums. Die heute in der Technik angewandten Optimierungsmethoden sind sehr vielfa¨ltig. Darum erfolgt an dieser Stelle nur eine sehr oberfla¨chliche Einteilung in konventionelle Verfahren und Verfahren nach dem Vorbild der Natur. 4.1 Konventionelle Verfahren Die konventionellen Optimierungsverfahren lassen sich grob in deterministische und nicht deter- ministische Ansa¨tze einteilen. Zu beiden Ansa¨tzen existiert eine nahezu unu¨berschaubare Fu¨lle von Verfahren, so dass hier nur exemplarisch Verfahren genannt werden. Voraussetzung fu¨r klassischen Verfahren sind differenzierbare und stetige Funktionen. Zu den deterministischen Ansa¨tzen za¨hlen z.B. das Newton-Verfahren, die Gauß-Seidel-Verfahren, das Simplex- sowie die Gradienten-Verfahren. Nicht deterministische Optimierungsverfahren verwenden anstatt der komplizierten deterministischen Vorschriften fu¨r die Suche von Optima in großen Suchra¨umen den Zufall. So gesehen besitzen nichtdeterministische Optimierungsverfahren A¨hnlichkeiten zur 44 evolutiona¨ren Herangehensweise, da hier die systematische Nutzung des Zufalls sehr erfolgreich ist. Liegen keine Kenntnisse u¨ber die Lage der globalen Maxima vor, sind zufallsgesteuerte Verfahren ggf. wesentlich effizienter als deterministische. Bei einer gleichma¨ßigen Streuung der Zufallswerte Optima nicht aufzufinden ist beim nichtdeterministischen Ansatz wesentlich un- wahrscheinlicher als beim deterministischen. Als Beispiel fu¨r ein nichtdeterministisches klassi- sches Optimierungsverfahren sei die Monte-Carlo-Methode genannt. Sie benutzt Prinzipien der Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik, um komplexe Probleme na¨herungsweise zu lo¨sen (Solig, 1991). 4.2 Anwendung der Biologie in der Technik – Bionik Die Abbildung von Mechanismen und Elementen aus der Natur fu¨r die Technik geht bis ins 15. Jahrhundert zuru¨ck. Eines der ersten und bekanntesten Beispiele stammt von Leonardo da Vinci, der den Flu¨gelschlag der Vo¨gel untersucht und daraus Schlagfla¨chen aus Weidenru- ten und Leinen abgeleitet hat. Der heutige Begriff der Bionik wurde 1960 auf einer Tagung in den USA1 erstmalig formuliert. Definiert ist die Bionik nach Neumann (1993, S. 10) als ”Wissenschaftsdisziplin, die sich systematisch mit der technischen Umsetzung und Anwendung von Konstruktionen, Verfahren und Entwicklungsprinzipien biologischer Systeme befasst”. Wie auch die unten beschriebenen Evolutiona¨ren Algorithmen werden die Problemlo¨sungen durch die Bionik nicht durch bloßes Kopieren des Vorbilds der Natur erreicht, sondern sie dient als Anregung fu¨r eigensta¨ndige Lo¨sungen2. Nach Nachtigall (1992) la¨sst sich die Bionik in die folgenden Bereiche einteilen: • Historische Bionik: Alle Ansa¨tze, Natur in Technik zu u¨bertragen, die vor dem 19. Jahr- hundert vorgenommen wurden. • Konstruktions- und Strukturbionik: Sie beschreiben, vergleichen und untersuchen biologi- sche Strukturelemente in Bezug auf ihre Eignung fu¨r spezielle Zwecke (Seydel, 2003). Beispiele sind der Klettverschluss des Belgiers George de Mistral3 oder das Prinzip des Baumwachstums, mehr Material nur dort anzulagern, wo es erforderlich ist 4. • Material- und Werkstoffbionik: Hier werden Erkenntnisse u¨ber biologische Materialien hin- sichtlich ihrer mechanischen und o¨kologischen Eigenschaften betrachtet. Ziel ist die Ent- wicklung neuartiger Werkstoffe mit speziellen Eigenschaften. • Baubionik: Angestrebt wird ein natu¨rliches Bauen, z.B. nach dem Vorbild von Spinnen- netzen fu¨r die Leichtbaukonstruktion (Seydel, 2003). • Klima- und Energiebionik: Aus der Natur werden Anregungen fu¨r Heizung, Ku¨hlung und passive Lu¨ftung, z.B. von Termiten oder vom Pra¨riehund Cynomos u¨bernommen5 • Verfahrensbionik: Verfahren, mit denen die Natur Vorga¨nge steuert, werden auf ihre tech- nische Verwendbarkeit u¨berpru¨ft. Beispiele sind die noch nicht realisierte Photosynthese fu¨r das direkte Erzeugen von Wasserstoff und das natu¨rliche Recycling. • Sensorbionik: Natu¨rliche Sensoren fu¨r physikalische und chemische Reize werden im Hin- blick auf U¨bertragungsmo¨glichkeiten fu¨r die Technik untersucht. So z.B. bei dem von der Fledermaus genutzten Prozess zur Entfernungsmessung durch Sonarimpulse fu¨r elektri- sche Zollsto¨cke (Kursawe, 1999). 1Bionics Symposium: Living Prototyps – The Key to New Technology, Dayton, Ohio (Seydel, 2003). 2http://www.bionik.tu-berlin.de/kompetenznetz/bionik/bionik.htm. 3http://www.ftd.de/ub/in/1088603071402.html?nv=cpm. 4http://www.uni-saarland.de/fak8/bi13wn/bionik/konstruktionsbionik.htm. 5Durch verschiedene Formen der Ein- und Ausga¨nge seines Baus erzeugt der Cynomos eine gerichtete Luft- stro¨mung und so eine Ventilation seines Baus (Seydel, 2003). 45 4.3 Das Forschungsgebiet der Evolutiona¨ren Optimierung • Bewegungsbionik: Die Fortbewegung in unterschiedlichen Medien in der Natur wird unter- sucht, um technische Antriebe bzw. die Bewegungswidersta¨nde von ku¨nstlichen Gebilden zu optimieren. Beispiele sind die Winglets an den Außenseiten von Flugzeugtragfla¨chen, die wie die langen Schwungfedern von großen Vo¨geln wirken und Randwirbel zum Auf- platzen bringen und so den Widerstand vermindern. • Neuro- und Informationsbionik: Gegenstand dieser Form der Bionik sind die Datenanaly- sen und die Informationsverarbeitung der Natur. Anregungen fu¨r die Verschaltung von Parallelrechnern und die Entwicklung Neuronaler Netze stammen von hier. • Anthropobionik: Die Mensch-Maschine-Interaktion im Sinne der physikalischen Bedienung von technischen Systemen, aber auch die ruckfreie Bewegung von Robotern (Akgu¨l et al., 2002) geho¨ren zu diesem Teilbereich. Seydel (2003) za¨hlt auch die bedienungsfreundliche und ergonomische Gestaltung von moderner Flugzeugcockpits zur Anthropobionik. • Evolutionsbionik: Die Evolutionsbionik oder Evolutionstechnik (Akgu¨l et al., 2002) ent- spricht den unten beschriebenen Abstrahierungen evolutiona¨rer Mechanismen fu¨r die tech- nische Optimierung. Nach Seydel (2003) wird nach Algorithmen gesucht, die die Optimie- rung der Natur mathematisch beschreibbar und praktisch anwendbar machen.6 4.3 Das Forschungsgebiet der Evolutiona¨ren Optimierung Der in Kapitel 3 beschriebene Prozess der Evolution kann als seit Milliarden von Jahren an- dauernder Optimierungsprozess in einer sich wandelnden Umwelt begriffen werden. So stellt die natu¨rliche Evolution das Vorbild fu¨r die Optimierungsmethode der Evolutiona¨ren Algorithmen (EA)7 dar. Evolutiona¨re Algorithmen sind stochastische Suchverfahren, die mit Populationen von Individuen auf verschiedenen Ebenen der Evolution arbeiten (Ba¨ck et al., 1993). Auf die Individuen wird das Prinzip Der Sta¨rkere u¨berlebt angewendet, um so im Hinblick auf eine Zielfunktion immer bessere Individuen zu erzeugen. 4.3.1 Historie Bereits gegen Ende der fu¨nfziger Jahre wurden die Grundmechanismen der biologischen Evolu- tion abstrahiert und fu¨r praktische Zwecke eingesetzt. Es entstanden verschiedene Pionierarbei- ten, die zu den Vorla¨ufern heutiger Evolutiona¨rer Algorithmen gerechnet werden. Dazu za¨hlen beispielsweise die EVOP8-Methoden fu¨r die Prozessoptimierung nach Box (1957), die evoluti- ona¨ren Optimierungsverfahren nach Bremermann (1962) sowie der Lernautomat nach Friedberg (1958; 1959). Die Evolutiona¨ren Algorithmen sind in ihrer heutigen Form aus drei Mitte der sechziger Jahre parallel und unabha¨ngig voneinander aufgetretenen Richtungen hervorgegangen: der Evolutiona¨ren Programmierung (EP), den Evolutionsstrategien (ES) und den Genetischen Algorithmen (GA) (Rudolph und Schwefel, 1994). Alle drei Denkweisen abstrahieren die bis- lang nur im biologischen Kontext untersuchten Evolutionsprozesse – Selektion, Rekombination und Mutation, um sie fu¨r die technische Optimierung nutzbar zu machen. Erste Entwicklungen in der Evolutiona¨ren Programmierung erfolgten 1966 durch Fogel, Owens und Walsh (Fogel et al., 1966). Die Entstehung der Evolutiona¨ren Strategien setzte in den 60er Jahren an der technischen Universita¨t Berlin durch Rechenberg und Schwefel ein (Rechenberg, 1973). Der Begriff der Genetischen Algorithmen stammt aus einer Arbeit von Bagley (1967), wurden aber in ihrer heute bekannten Form von Holland (1975) vorgeschlagen. Bis Mitte der achtziger Jah- re entwickelten sich die drei Richtungen unabha¨ngig voneinander. Erst ab 1985 begann ein 6Die vorliegende Arbeit verbindet demnach die Anthropobionik mit der Evolutionsbionik durch die Mensch- Maschine-Interaktion mittels graphischer Bedienoberfla¨chen als Gegenstand der Optimierung und die Ver- wendung evolutiona¨re Mechanismen als Optimierungsverfahren. 7oder Evolutionary Computation (EC) (Schwefel, 1998). 8EVOP: Evolutionary Operations. 46 4.3.2 Evolutiona¨re Algorithmen Austausch der Ideen auf verschiedenen Tagungen.9 Der Begriff der Evolutiona¨ren Algorith- men10 ist seit Anfang der neunziger Jahre gro¨ßtenteils als Oberbegriff akzeptiert (Rudolph und Schwefel, 1994). Die Eingruppierung von Evolutiona¨ren Algorithmen im Sinne der historischen Entwicklung gilt nach Pohlheim (1998) als nicht mehr zeitgema¨ß und auch nicht als sinnvoll. Vielmehr wird versucht, nicht die Unterschiede zwischen den Methoden zu betrachten, sondern deren Bestandteile in neuen Bereichen und Richtungen zusammenzustellen und sie zu erweitern (Cerf, 1995; Voigt, 1995; Michalewicz, 1996). 4.3.2 Evolutiona¨re Algorithmen Zur Thematik der Evolutiona¨ren Algorithmen existiert eine unu¨berschaubar große Anzahl von Publikationen vielfa¨ltigster Ausrichtungen. Als einfu¨hrende Literatur seien die Vero¨ffentlichun- gen von Ba¨ck und Schwefel (1993), Scho¨neburg et al. (1994) und Nissen (1997) genannt, die einen U¨berblick u¨ber die verschiedenen Verfahren der evolutiona¨ren Optimierung geben. In vielen Bereichen der Technikwissenschaften werden fu¨r den Fall schwer handhabbarer Optimie- rungsprobleme Evolutiona¨re Algorithmen fu¨r deren Lo¨sung herangezogen. Schu¨tz und Schwefel (2000) sowie Ba¨ck et al. (1997) nennen die Optimierung der Synthese multipler optischer Schich- ten als Anwendungsbeispiel. Nissen (1997) nennt als weitere Beispiele den Einsatz der evoluti- ona¨ren Optimierung bei der Disposition und Maschinenbelegungsplanung im VW-Motorenwerk Salzgitter sowie die Strukturoptimierung von Geru¨sten, den Chip-Entwurf und die Steuerung autonomer Roboter. Auch in anderen Bereichen finden Optimierungsstrategien auf Grundlage der Evolution Anwendung. Genannt seien hier exemplarisch die Wirtschaftswissenschaften mit den Vero¨ffentlichungen von Andrews (1994), Bortfeldt (1995), Claus (1995), Riechmann (1998) und Schuth (2001). Fu¨r die Naturwissenschaften siehe z.B. Ebeling (1997), Rose´ (1998) und Skusa et al. (2000). Aber auch im Design-Bereich kommen EA zum Einsatz, z.B. beschreibt Sung-Bae (2001) einen interaktiven Genetischen Algorithmus fu¨r das Erzeugen von Modedesign. Die Evolutiona¨re Algorithmen erregen soviel Aufmerksamkeit, dass sie in Form der Genetischen Algorithmen Eingang in den letzten Roman von Crichton (2002) fanden. Der Begru¨nder der Genetischen Algorithmen, John Holland, wird sogar namentlich erwa¨hnt.11 Die Evolutiona¨ren Algorithmen erga¨nzen die Methoden des Operational Resarch, hier insbe- sondere dessen vorrangige Ziele, wissenschaftliche Methoden zur Entscheidungsunterstu¨tzung bereitzustellen. In der praktischen Anwendung werden die EA u¨berwiegend zur Optimierung eingesetzt. Globale Optimierungsprobleme sind durch die Auswahl einer Lo¨sung gekennzeich- net, die aus einer i.a. sehr umfangreichen Lo¨sungsanzahl gefunden werden soll. Diese Lo¨sung soll sowohl alle Nebenbedingungen enthalten als auch die durch eine Zielfunktion gegebenen Zielkriterien am besten erfu¨llt. Diese Lo¨sung wird als global optimal bezeichnet. Die Lo¨sung ist ein lokales Optimum, wen der zugeho¨rige Zielfunktionswert besser ist als der aller Lo¨sungen, die in einer definierten Nachbarschaft liegen. Funktionen mit nur einem lokalen Maximum wer- den als unimodal bezeichnet, Funktionen mit mehr als einem lokalen Optimum als multimodal. Die Vorteile der EA liegen in der breiten Anwendbarkeit der Basisverfahren, der flexiblen Ver- fahrensgestaltung, ihrer guten Eignung fu¨r komplexe Suchra¨ume und – was fu¨r die vorliegende Arbeit besonders wichtig ist – es existieren keine restriktiven Anforderungen an die Zielfunktion. Die Nachteile der EA sind die fehlende Garantie, globale oder lokale Optima bei beschra¨nkter Rechenzeit zu finden, der hohe Rechenaufwand, die aufwa¨ndige Feineinstellung gegen Ende der Programmierung und die mo¨glicherweise schwierige Anpassung an die Problemstellung sowie die schwierige Auswahl der Strategieparameter (Nissen, 1997). 9Beispielsweise auf der alle zwei Jahre in den USA stattfindende International Conference on Genetic Al- gorithms (ICGA, http://www.isgec.org/gecco-2004) fu¨r die Theorie und Anwendung Genetischer Al- gorithmen. Seit 1990 findet in Europa die Konferenz Parallel Problem Solving from Nature (PPSN, http://ls11-www.cs.uni-dortmund.de/PPSN/) im Wechsel mit der ICGGA statt. 10Auf der PPSN-Tagung 1990 und der ICGA von 1991 versta¨ndigten sich die fu¨hrenden Vertreter der Evolu- tiona¨ren Programmierung, der Evolutiona¨ren Strategien und der Genetischen Algorithmen auf den Begriff der Evolutiona¨ren Algorithmen als gemeinsamen Oberbegriff (Pohlheim, 1998). 11Crichton (2002, S. 158). 47 4.4 Mechanismen der Evolution in der technischen Optimierung 4.4 Evolutionsmechanismen in der technischen Optimierung Die folgenden Abschnitte beschreiben die Abstrahierungen der in Abschnitt 3.4 vorgestellten biologischen Mechanismen der Evolution fu¨r die technische Optimierung. Dazu za¨hlen die Se- lektion, die Rekombination und die Mutation. Nach Kursawe (1999) ko¨nnen die Rekombination und die Mutation als Motor und die Selektion als Steuerung der rechnergestu¨tzten Evolution angesehen werden. Die Reinsertation kommt als weiterer Operator hinzu. 4.4.1 Selektion In der Selektion wird entschieden, welche Individuen I Auswahl 1 I 2 I 3 I 4 I 5 I 6 I 7 I t P Bild 4.1: Abstrahierter Evolutiona¨rer Mechanismus: Selektion fu¨r die Generierung von Nachkommen D ausgewa¨hlt wer- den. Der erste Schritt der Selektion ist die Fitnesszuweisung, der zweite Schritt ist die Auswahl der Individuen entspre- chend der Fitness. 4.4.1.1 Fitness und Fitnesszuweisung Die Fitness eines Individuums entspricht seiner Fortpflanzungswahrscheinlichkeit und damit der Selektionswahrscheinlichkeit. Sie ha¨ngt allein vom Zielfunktionswert des Individuums und den Zielfunktionswerten der u¨brigen Individuen des gleichen Selektionspools (entspricht im folgenden der Population) ab. In der Fitnesszuweisung wird fu¨r jedes Individuum dessen Fort- pflanzungswahrscheinlichkeit bestimmt. Der Wert ergibt sich wie oben angegeben, ggf. unter Anwendung einer Fitnessfunktion12. Nach Pohlheim (1998) existieren zwei unterschiedliche Ver- fahren zur Fitnesszuweisung: Proportionale Fitnesszuweisung: Jedem Individuum wird ein Fitnesswert zugewiesen, der pro- portional zu seinem Zielfunktionswert ist. Die Gleichungen 4.1 bis 4.3 nennen die wichtigsten Skalierungsmo¨glichkeiten linear, logarithmisch und exponentiell. ϕ(Ii) = aΨ(Ii) + b (4.1) ϕ(Ii) = b− log (Ψ(Ii)) (4.2) ϕ(Ii) = [aΨ(Ii) + b] k (4.3) Reihenfolgebasierte Fitnesszuweisung:13 Die Individuen der Population werden entsprechend der Zielfunktionswerte sortiert. Die zugewiesene Fitness ha¨ngt in diesem Fall nur von der Po- sition des Individuums in der Rangfolge ab und nicht vom Zielfunktionswert. Pohlheim (1998) nennt fu¨r eine lineare reihenfolgebasierte Fitnesszuweisung die Gleichung 4.4 fu¨r einen Werte- bereich des Selektionsdruckes ω (Gleichung 4.5) von [1, 2]: ϕ(Ii) = 2− ω + 2(ω − 1)rg(Ii)− 1 NI − 1 (4.4) ω = pA(Ibest(P )) 1 NI NI∑ i=1 pA(Ii(P )) (4.5) 12Transformation der Zielfunktionswerte in nicht negative Werte. 13Nach Nissen (1997) auch rangfolgebasierte Fitnesszuweisung genannt. 48 4.4.2 Rekombination 4.4.1.2 Verfahren der Auswahl Nach der Zuweisung der Fitness fu¨r die Individuen sind nun, durch die unten aufgefu¨hrten Verfahren, die Individuen auszuwa¨hlen, die die Eltern fu¨r die neue Generation bilden. Roulette-Wheel-Selektion: Im laut Pohlheim (1998) be- Bild 4.2: Selektion – Auswahl: Roulette-Wheel kanntesten Auswahlverfahren werden die Individuen einer Population einer Linie zugeordnet. Die Abschnittsla¨nge ei- nes Individuums entspricht dessen Fitnesswert. Im Bereich [0, L] wird eine gleichverteilte Zufallszahl ν erzeugt und das Individuum ausgewa¨hlt, auf dessen Abschnitt die Zufalls- zahl ν zeigt. Dieser Vorgang ist so oft zu wiederholen, wie Individuen auszuwa¨hlen sind (z.B. in Bild 4.2 fu¨nf mal). Stochastic Universal Sampling: Dieses Verfahren a¨hnelt Bild 4.3: Selektion – Auswahl: Stochastic Universal Sampling der Roulette-Wheel-Selektion. Wie dort werden die Indivi- duen Abschnitten einer Linie zugeordnet. Der Unterschied liegt im gleichzeitigen Generieren der notwendigen Zeiger fu¨r die Anzahl NA der auszuwa¨hlenden Individuen. Der Abstand zwischen den Zeigern betra¨gt 1/NA. Durch eine gleichverteilte Zufallszahl ν im Bereich [0, 1/NA] werden die Zeiger bezogen auf den Nullpunkt der Linie verschoben. Das Bild 4.3 zeigt eine Auswahl nach dem beschriebenen Verfah- ren fu¨r fu¨nf Individuen und fu¨r NA = 3. Truncation Selection: Die Individuen werden entsprechend Bild 4.4: Selektion – Auswahl: Truncation ihrer Fitness sortiert. Alle Individuen, deren Fitness eine be- stimmte Schwelle T u¨bersteigt, werden ausgewa¨hlt, der Rest verworfen. Im Gegensatz zu den beiden erstgenannten Ver- fahren wird nur die Reihenfolgeposition eines Individuums betrachtet. Nur die besten Individuen werden ausgewa¨hlt. Bild 4.4 zeigt die Truncation-Selektion wiederum fu¨r fu¨nf Individuen und T = 35 . Wettkampf-Selektion: In der Wettkampf-Selektion vonWet- zel (zitiert nach Nissen (1997, S.70)) oder Turnier-Selektion (Pohlheim, 1998) werden zwischen mehreren Individuen Wettka¨mpfe durchgefu¨hrt. Durch paarweises Vergleichen der Fitnesswerte ermittelt man den Sieger und Verlierer des Wettkampfes. 4.4.2 Rekombination In der Rekombination werden aus den Eltern E die Nachkommen 1 E 2 E 1 D Bild 4.5: Rekombination D generiert. Mo¨glich wird dies durch die Kombination der Variablen- werte der Eltern. Abha¨ngig von der Aufgabenstellung sind verschie- dene Verfahren einsetzbar. 4.4.2.1 Diskrete Rekombination In der diskreten Rekombination werden die Variablen- Bild 4.6: Rekombination: Diskret werte der Eltern ausgetauscht und so Nachkommen erzeugt. Pohlheim (1998) nennt diese Form der Rekombination Eck- Rekombination und bringt so zum Ausdruck, dass Nach- kommen die Variablenwerte aus den Eckpunkten eines von den Eltern aufgespannten Hyperwu¨rfels annehmen ko¨nnen. Bild 4.6 und Gleichung 4.6 zeigen die diskrete Rekombina- tion fu¨r das Beispiel zweier Eltern E1, E2 und von zwei Va- riablen a1, a2 (i = 1, . . . , Nvar; j = 1, . . . , ND; αi ∈ {0, 1}). aDj = αi a E1 i + (1− αi) aE2i (4.6) 49 4.4 Mechanismen der Evolution in der technischen Optimierung 4.4.2.2 Rekombination reeller Variablen Fu¨r reell-wertige Variablen existieren die folgenden Rekombinationsverfahren (Pohlheim, 1998): Intermedia¨re Rekombination: Die Intermedia¨re Rekombi- Bild 4.7: Rekombination: Reell - Intermedia¨r nation kombiniert die Variablen der Eltern nach dem fol- genden Zusammenhang (es gilt: i = 1, . . . , Nvar und j = 1, . . . , ND): aDj = αi a E1 i + (1− αi) aE2i αi ∈ [ −δ, aEki + δ ] k = max(aE1i , a E2 i ) Der Skalierungsfaktor α wird gleichverteilt fu¨r jede Va- riable ai neu gewa¨hlt. Mit δ wird festgelegt, wie groß der Bereich fu¨r mo¨gliche Nachkommen ist.14 Das Bild 4.7 zeigt das gleiche Beispiel von Bild 4.6 mit reellen Variablen. Linien-Rekombination: Diese Rekombinationsform a¨hnelt Bild 4.8: Rekombination: Reell - Linien der Intermedia¨ren Rekombination insoweit, als das auch hier in einem von den Eltern aufgespannten Bereich Nachkom- men erzeugt werden. Jedoch ist der Wert von α fu¨r al- le Variablenwerte gleich (es gilt: i = 1, . . . , Nvar und j = 1, . . . , ND). aDj = αa E1 i + (1− α) aE2i α ∈ [ −δ, aEki + δ ] k = max(aE1i , a E2 i ) 4.4.2.3 Rekombination bina¨rer Variablen - Crossover Das Crossover bildet in den Genetischen Algorithmen den Hauptoperator fu¨r die Suche nach neueren, besseren Lo¨sungen. Im Prinzip entspricht das Crossover der Rekombination, da auch hier Nachkommen erzeugt werden. Die Information wird in Form von bina¨ren Strings der La¨nge L abgelegt, um so die Information auf der Ebene der Genetik, genauer der Chromoso- men, codieren zu ko¨nnen. Neben dem Uniform-Crossover existieren weitere Standard-Verfahren, wie die nicht na¨her beschriebenen 1-Punkt-Crossover, N-Punkt-Crossover und Shuffle Crosso- ver. Es existiert eine Vielzahl weiterer Verfahren, jedoch sind das N-Punkt-Crossover und das Uniform-Crossover die am ha¨ufigsten verwendeten Rekombinationsverfahren fu¨r bina¨re Varia- blen (Nissen, 1997; Pohlheim, 1998). Uniform Crossover: Im Falle des Uniform-Crossovers ist 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 E 2 E 1 2 ... L J J N J N N N J J N 1 1 0 1 0 0 0 1 1 0 0 0 1 0 1 1 1 0 0 1 1 D 2 D Austausch(J/N) UF-C Bild 4.9: Rekombination bina¨rer Varia- blen: Uniform-Crossover fu¨r jede einzelne Bit-Position festzulegen, ob ein Aus- tausch zwischen den Eltern stattfinden soll oder nicht. Dieser Austausch findet mit einer bitbezogenen Wahr- scheinlichkeit von pbit statt15. Beispielhaft liegen ζz (z = 1, . . . , L) Auspra¨gungen einer im Intervall [0, 1[ liegenden gleichverteilten Zufallsvariablen vor. Fu¨r ζz ≤ pbit tau- schen die Eltern ihre Bits an der Stringposition z aus, im anderen Fall kommt es zu keinem Austausch. 14Fu¨r δ = 0 ist der Bereich so groß wie der von den Eltern aufgespannte Bereich. Da aber im Laufe des Verfahrens die Werte eher innerhalb des Elternbereichs liegen, wird sich der Variablenbereich schrittweise verkleinern. 15U¨bliche Werte liegen nach Nissen (1997) zwischen 0, 5 und 0, 8 50 4.4.3 Mutation 4.4.3 Mutation Die Mutation vera¨ndert zufa¨llig die Nachkommen, al- 1 D 1 D¢ Bild 4.10: Abstrahierter Evolutiona¨rer Mechanismus: Mutation lerdings mit niedriger Wahrscheinlichkeit16. Ausgefu¨hrt wird die Mutation i.d.R. an den Nachkommen nach de- ren Generierung durch die Rekombination. Die Mutati- onsschrittweite kann wa¨hrend des Verfahrens konstant gehalten oder in Abha¨ngigkeit von den bisherigen Mu- tationen angepasst werden. Der untere Teil von Bild 4.11 und die Gleichung 4.7 nach Pohlheim (1998) beschreiben die Mutation einer Variablen a´Dj aus dem urspru¨nglichen Nachkommen aDj : βi ∈ {−1, 1} ri = 0.1Di αi =  Kontinuierlich : αi = 2 −u ku ∈ [0, 1] Gleichverteilt Diskret : αi = 2−dd = 0, 1, . . . , k Gleichverteilt a´Dj = a D j + αi + βiri (4.7) Mutation reeller Variablen: Fu¨r reelle Variablen bedeu- Bild 4.11: Mutation: Reell und Diskret tet Mutation, dass zufa¨llig erzeugte Werte zu den Varia- blen addiert werden. Festzulegen ist, mit welcher Wahr- scheinlichkeit und in welchem Ausmaß (Schrittweite) mu- tiert werden soll. Verschiedene Vero¨ffentlichungen (z.B. Ba¨ck (1996)) nennen eine Mutationsrate von 1/NI . Die Bestimmung der Mutationsschrittweite ist schwierig. Klei- nere Vera¨nderungen sind bei bereits gut angepassten In- dividuen von Vorteil, wogegen fu¨r neue Bereiche bzw. zu Beginn einer Optimierung gro¨ßere Schrittweiten erfolg- reicher sein ko¨nnen. Gu¨nstig ist demnach eine Anpassung der Mutationsschrittweite im Laufe des Verfahrens. Mutation reeller Variablen mit Anpassung der Schrittweite: Richtung und Ausmaß erfolg- reicher Mutationen ko¨nnen durch Anpassen dieser Werte erlernt werden. Um die Schrittweite und Richtung speichern zu ko¨nnen, werden verfahrensabha¨ngig an jedes Individuum zusa¨tzli- che Variablen angeha¨ngt. Ein ho¨herer Wert fu¨r den Mutationsbereich bedingt zu Beginn große Schrittweiten. Die Nachkommen werden weiter entfernt von den Eltern erzeugt. Die Folge kann sein, dass sich die Schrittweite nicht anpasst und die Suche nicht vorankommt. Im umgekehrten Fall kann es sehr lange dauern, bis es zu einer gerichteten Suche kommt. Mutation bina¨rer Variablen: Die Mutation von Individuen mit bina¨ren Variablen erfolgt durch das Umschalten der Variablenwerte. Diese Werte ko¨nnen nur die Zusta¨nde 0 oder 1 annehmen, so ist die Mutationsschrittweite immer 1. Fu¨r jedes Individuum werden die zu vera¨ndernden Variablen gleichverteilt ausgewa¨hlt und durch das genannte Umschalten mutiert. Da bina¨re Codierungen fu¨r die Lo¨sungsdarstellung wieder decodiert werden mu¨ssen, ko¨nnen bina¨re Mu- tationen u¨ber verschiedene Decodierungsfunktionen zu unterschiedlichen Ergebnissen in der Lo¨sungsdarstellung fu¨hren 16Mutationswahrscheinlichkeit oder Mutationsrate. 51 4.5 Verfahren der Evolutiona¨ren Optimierung 4.4.4 Reinsertation Die Reinsertation wird von Pohlheim (1998) als eigensta¨n- 1 E 2 E 1+t P 1 I 2 I 3 I 4 I 5 I 6 I EinfügenNachkomme Bild 4.12: Abstrahierter Evoluti- ona¨rer Mechanismus: Reinsertation diger Operator eingefu¨hrt. Sie fu¨gt die Nachkommen und/oder Eltern wieder in die Population ein. Fu¨r das Wiedereinfu¨gen bestehen dementsprechend mehrere Mo¨glichkeiten. Es ko¨nnen nur die Eltern, nur die Nachkommen (Bild 4.12) oder eine be- stimmte Auswahl von Eltern und Nachkommen in die neue Po- pulation eingefu¨gt werden. Eine Auswahl muss nur dann getrof- fen werden, wenn weniger Individuen wieder einzufu¨gen sind als zur Verfu¨gung stehen. Einfaches Wiedereinfu¨gen: Es werden exakt so viele λ Nach- kommen erzeugt, wie sich NI Individuen in der Population be- finden. Alle Individuen der Population werden durch die Nachkommen ersetzt, d.h. die maximale Lebensdauer eines Individuums ist auf eine Generation beschra¨nkt. Das kann zur Folge haben, dass die Gu¨te des besten Individuums abnimmt Zufa¨lliges Wiedereinfu¨gen: Die Anzahl der in der Population einzufu¨genden Nachkommen ist kleiner als die Anzahl der in der Population vorhandenen Individuen. Die Individuen, die durch die Nachkommen ersetzt werden sollen, werden zufa¨llig, gleichverteilt ausgewa¨hlt. Elitest Wiedereinfu¨gen: Entspricht dem zufa¨lligen Wiedereinfu¨gen mit dem Unterschied, dass die zu ersetzenden Individuen nicht zufa¨llig sondern abha¨ngig von ihrem Fitnesswert ausgewa¨hlt werden. Mit dem Elitest-Wiedereinfu¨gen wird der beim einfachen Wiedereinfu¨gen beschriebene Effekt (mo¨gliche Verschlechterung der besten Individuumsgu¨te) verhindert, da gute Individuen la¨nger als eine Generation u¨berleben ko¨nnen. Nissen (1997) und andere bezeichnen das Elitest- Wiedereinfu¨gen als Elite-Selektion, obwohl dieser Vorgang mit der Selektion (Auswahl von Individuen als Eltern) nichts zu tun hat. Wiedereinfu¨gen mit Auswahl der Nachkommen: Hier werden nicht, wie bei den drei oben beschriebenen Verfahren, alle Nachkommen wieder in die Population eingefu¨gt, sondern nur ein Teil. Pohlheim (1998) nennt als Auswahlkriterium wiederum die Fitness der Nachkommen, aber auch eine zufa¨llige Auswahl ist denkbar. 4.5 Verfahren der Evolutiona¨ren Optimierung Die folgenden Abschnitte beschreiben ausfu¨hrlicher die in der Historie genannten Verfahren der Evolutiona¨ren Programmierung, der Evolutiona¨ren Strategien und der Genetischen Algorith- men. Nach einer allgemeinen Einfu¨hrung wird jeweils auf einen Standard-Ablauf der genannten Verfahren eingegangen. 4.5.1 Evolutiona¨re Programmierung Die a¨lteste EA-Variante, die Evolutiona¨re Programmierung (EP), wurde im Zusammenhang mit dem Versuch entwickelt, ku¨nstlich intelligente Automaten zu entwerfen. Diese Automaten sollten innovative Problemlo¨sungen generieren, aber auch Schlussfolgerungen auf das Funk- tionieren des menschlichen Intellekt zulassen (Nissen, 1997). Von der Ausrichtung her steht die EP dem Artificial Life17 na¨her als der Optimierungsproblematik. David Fogel, der Sohn eines der Begru¨nder der EP, fu¨hrt die Arbeit seines Vaters fort und entwickelte maßgeblich die heutige Form der EP Optimierung vor allem von kontinuierlichen Entscheidungsgro¨ßen. Die Evolutiona¨re Programmierung a¨hnelt sta¨rker den Evolutiona¨ren Strategien18 als den Ge- netischen Algorithmen19, da EP und ES den Mutationsoperator betonen und auch beide die Selbstanpassung der Schrittweite verwenden. 17Siehe Abschnitt 4.6.3. 18Siehe Abschnitt 4.5.2. 19Siehe Abschnitt 4.5.3. 52 4.5.1 Evolutiona¨re Programmierung Individuen der Evolutiona¨ren Programmierung stehen fu¨r Populationen oder Arten und de- ren abstrakte Verhaltenseigenschaften. Da in der Natur auf dieser Ebene keine Rekombination stattfindet, wird dieser Operator – ebenso wenig wie Operatoren der genetischen Ebene – in der EP abgebildet. Als einziger Suchoperator wird die Mutation angewandt. Sie wird anders als bei den Genetischen Algorithmen nicht als genotypisches Pha¨nomen begriffen, sondern als pha¨notypisches. Der Ablauf der EP zeigt U¨bereinstimmungen mit einer ausschließlich mutati- onsbasierten (µ+λ)-Evolutionsstrategie. Erste Vero¨ffentlichungen zum Bereich der EP kommen von L. J. Fogel et al. (1966). Wei- tere Vero¨ffentlichungen sind von D. B. Fogel (1995; 2000a; 2000b). Dissertationen stammen z.B. ebenfalls von D. B. Fogel (1992) und Kennedy (2000). Anwendungen schließlich werden u.a. von Ming-Tong et al. (2001) und Kim et al. (2001) aufgezeigt. Die folgende Beschreibung zeigt den Ablauf einer Standard-EP. Weitere Formen neben der beschrieben Grundform sind die Meta-EP und die Continous-EP (Bader, 2002). Die nachfolgende Beschreibung eines EP- Ablaufes orientiert sich, wie auch die Beschreibung des Ablaufes fu¨r die Evolutiona¨ren Strategien und die Genetischen Algorithmen, an der Darstellung von Nissen (1997). Als Optimierungsauf- gabe sei die Minimierung bzw. Maximierung einer Funktion F von kontinuierlichen Variablen angenommen. F : Rn → R Die Lo¨sungsrepra¨sentation soll in der Evolutiona¨ren Programmierung auf mo¨glichst natu¨rli- che Weise aus der Aufgabenstellung folgen, d.h. es gibt keine Vorgaben hinsichtlich der Lo¨sungs- darstellung. Fu¨r den Fall einer Optimierung mit kontinuierlichen Variablen ist ein Vektor reeller Zahlen fu¨r die Lo¨sungsrepra¨sentation am besten geeignet. Jedes Vektorelement entspricht hier der Auspra¨gung einer der n Entscheidungsvariablen. Ein Individuum der EP entspricht dem- nach einem Vektor der Form ~a = (a1, . . . , an). 1. Initialisierung Wa¨hrend der Initialisierungsphase wird fu¨r eine so genannte Standard-EP eine Ausgangs- population P0 von NI Individuen ~ai (i = 1, . . . , NI) stochastisch generiert. Fu¨r die Popu- lationsgro¨ße µ = NI wird ha¨ufig ein Wert u¨ber 200 gewa¨hlt. Auf der Grundlage einer Gleichverteilung wird die Auspra¨gung jedes Vektorelements ~aj (j = 1, . . . , n) eines Indi- viduums Ii stochastisch zwischen einer unteren Grenze glowj und einer oberen Grenze guppj generiert. Diese Beschra¨nkung ist nur in der Initialisierungsphase von Bedeutung, im weiteren Verlauf ist der Suchraum im Prinzip unbegrenzt. Die Werte der Grenzen sind abha¨ngig von der Aufgabenstellung. glowj ≤ aj ≤ guppj mit [glowj ; guppj ] ⊂ R und glowj < guppj 2. Bewerten der Ausgangslo¨sung Nach Abschluss der Initialisierungsphase wird jedem Individuum Ii ein Fitnesswert ϕ(~ai) zugewiesen. Oft wird fu¨r die Bestimmung der Fitness der unvera¨nderte Zielfunktionswert verwendet, sodass F = ϕ gilt. Der Fitnesswert kann jedoch z.B. durch Beru¨cksichtigen einer Zufallsgro¨ße νi oder einer Skalierungsfunktion Ω vom Zielfunktionswert abweichen. Fu¨r den allgemeinsten Fall gilt (i = 1, . . . , µ): ϕ(~ai) = Ω (F (~ai) , νi) 3. Erzeugen der Nachkommen Die µ Individuen aus der Bewertung der Ausgangslo¨sung bilden die Menge der Eltern E fu¨r die Generierung der Nachkommen D. Die folgenden Teilschritte a bis d werden insgesamt µ-mal durchlaufen. a) Replikation: Hier wird lediglich eine Kopie I´i des Elter-Individuums Ii erzeugt: ~ai → ~´ai 53 4.5 Verfahren der Evolutiona¨ren Optimierung b) Mutation: Die erzeugte Kopie I´i wird durch Addieren eines zweiten Terms (Normal- Verteilte Zufallsgro¨ße20 mit dem Erwartungswert 0) in Gleichung 4.8 mutiert. Aus dem Elter Ei → ~ai entsteht der Nachkomme Di → ~´ai. Die Mutationsschrittweite bzw. Standardabweichung dieser Zufallsgro¨ße ha¨ngt vom Fitnesswert ϕ(~ai) des Elter ab. Je na¨her man dem Optimum kommt, desto kleiner wird die Mutationsschrittwei- te. Fu¨r einen Nachkommen D´i gilt (i = 1, . . . , µ und j = 1, . . . , n): a´ij = aij + √ ϕ (~ai) νj(0, 1) (4.8) c) Bewerten der Nachkommen: Wie schon dem Elter wird auch dem Nachkommen ein Fitnesswert zugewiesen: ϕ(~´ai) = Ω ( F (~´ai), ν´i ) d) Erga¨nzen der Population: Nach dem Bewerten des Nachkommen wird die Population um diesen erga¨nzt. Die Populationsgro¨ße erho¨ht sich auf 2µ. ~aµ+i ← ~ai 4. Stochastische Selektion Im Zuge der Stochastischen Selektion der EP findet ein Wettkampf zwischen den Eltern und den Nachkommen statt, die paarweise gegen NO (NO ∈ N, NO ≥ 1) antreten21. Die Anzahl der Siege NS ergibt sich nach Gleichung 4.9, ϑ steht hier fu¨r eine gleichverteilte ganzzahlige Zufallsgro¨ße (i, ϑk = 1, . . . , 2µ; ϑk 6= i). NSi = NO∑ k=1  1 : ϕ(~ai) =  ≤ ϕ(~aϑk) Minimierung≥ ϕ(~aϑk) Maximierung 0 : ϕ(~ai) =  > ϕ(~aϑk) Minimierung < ϕ(~aϑk) Maximierung (4.9) 5. Reinsertation Im Anschluss an die Selektion werden alle Individuen nach der Anzahl ihrer Siege sortiert und die µ besten dieser Reihenfolge als neue Population ausgewa¨hlt. Entscheidend ist nicht der Fitnesswert, sondern die Position in der Reihenfolge. Die Fitness spielt insofern eine Rolle, als dass bei gleicher Anzahl von Siegen der bessere Fitnesswert u¨ber die Aufnahme in die neue Population entscheidet (i = 1, . . . , 2µ). Pt ← (~ai) ≤ µ 6. Abbruch Das Abbruchkriterium fu¨r eine EP kann z.B. u¨ber die maximale Anzahl von Genera- tionen oder am erreichten Niveau der gefundenen Lo¨sungen festgemacht werden. Auch ein Stagnieren des Optimierungsprozesses kann den Abbruch eines Durchlaufs bedingen. Als Ergebnis der Evolutiona¨ren Programmierung gilt i.a. die beste wa¨hrend eines Laufes gefundene Lo¨sung. 4.5.2 Evolutiona¨re Strategien Das Konzept der Evolutiona¨ren Strategien (ES) stammt von Rechenberg und Schwefel. Die ES sind die einzigen Vertreter der Evolutiona¨ren Algorithmen, die von Anfang an als Optimie- rungsmethode konzipiert worden sind. Rechenberg und Schwefel haben Probleme bearbeitet, 20Normalverteilte Zufallszahlen mit dem Erwartungswert 0 und der Standardabweichung 1 werden als (0, 1)- oder Standard-Normalverteilte Zufallszahlen bezeichnet (Bronstein und Semendjajew, 1988). 21NO besitzt einen benutzerdefinierten Wert, der u¨blicherweise zwischen 0, 05NO und 0, 1NO liegt. 54 4.5.2 Evolutiona¨re Strategien die sich analytisch nicht beschreiben ließen. Die erste Anwendung war die stro¨mungsbezoge- ne Widerstandsminimierung einer Gelenkplatte im Windkanal (Scho¨neburg et al., 1994). Die Evolutiona¨ren Strategien unterscheiden sich von den Genetischen Algorithmen in der Lo¨sungs- repra¨sentation, im Selektionsmechanismus und in der Ausgestaltung und Bedeutung der Ope- ratoren Mutation und Rekombination. Letzterer unterscheidet die ES von der Evolutiona¨ren Programmierung, in der die Rekombination nicht vorkommt. Wie die EP abstrahieren auch die ES die natu¨rliche Evolution auf der Ebene der pha¨notypischen Auswirkungen, also auf der Ebene der Individuen und ihrer Eigenschaften (Rechenberg, 1994). Im Gegensatz dazu stehen bei den Genetischen Algorithmen die Mechanismen der Chromosomenebene im Vordergrund. Wie schon die Evolutiona¨re Programmierung beziehen sich die Evolutiona¨ren Strategien auf das Optimieren einer Funktion F von n kontinuierlichen Entscheidungsvariablen. Im folgenden sei ohne Beschra¨nkung der Allgemeinheit ein Minimierungsproblem angenommen. F : Rn → R In der Evolutiona¨ren Strategie entsprechen die Individuen I einem Vektor ~a. Die Individuen enthalten die Werte fu¨r alle Entscheidungsvariablen aj (j = 1, . . . , n) aj ∈ R. Zudem entha¨lt jedes Individuum noch Nσ (1 ≤ Nσ ≤ n) Standardabweichungen σk (k = 1, . . . , Nσ) die fu¨r den Mutationsoperator von Bedeutung sind und auch als durchschnittliche Mutationsschrittweite bezeichnet werden. Es handelt sich dabei um Strategieparameter die durch das Verfahren selbst- adaptiv eingestellt werden. Fu¨r den Fall, dass 1 < Nσ < n gilt, sind die Standardabweichungen σ1, . . . , σNσ−1 an die Entscheidungsvariablen a1, . . . , aNσ−1) gekoppelt. Fu¨r die restlichen Va- riablen aNσ , aNσ+1, . . . , an gilt dann die Standardabweichung σNσ (Ba¨ck, 1996). U¨blich ist nach Nissen (1997) die Wahl von Nσ = 1 oder Nσ = n. Zum Thema der Evolutiona¨ren Strategien existiert eine große Fu¨lle von Publikationen. Die Vero¨ffentlichungen von Rechenberg (1973) und Schwefel (1975) sind fru¨he Arbeiten zu den Evo- lutiona¨ren Strategien. U¨bersichten stammen u.a. von Ba¨ck (1996) und Schwefel (1995). Disser- tationen kommen aus sehr unterschiedlichen Bereichen, u.a. von Probst (1996) aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften, von Rose´ (1998) aus der Theoretischen Physik und fu¨r den Be- reich der Informatik von Kursawe (1999). Neben der im folgenden beschriebenen Standart-ES existieren sehr viele weitere Formen und Erweiterungen, fu¨r die auf die Literatur verwiesen sei. 1. Initialisierung Wa¨hrend der Initialisierung generiert man eine Ausgangspopulation P0 von µ Individuen ~ai(~bi, ~σi)(i = 1, . . . , µ). Ist keine Information u¨ber die Lage des globalen Optimums vor- handen, sollten die Individuen der Ausgangspopulation mo¨glichst gleichma¨ßig u¨ber den Suchraum verteilt werden (Schwefel, 1995) . Eine weitere Mo¨glichkeit ist die schon bei der EP genannte Gleichverteilung innerhalb festgelegter Grenzen glowj und g upp j . Fu¨r die Initialisierung der Entscheidungsvariablen empfiehlt Ba¨ck (1996) , Nσ = n Standardab- weichungen mit einheitlichem Anfangswert σk = 3 zu wa¨hlen. 2. Bewerten der Ausgangslo¨sung Nach der Initialisierung wird jedem Individuum ~ai ein Fitnesswert ϕ(~ai) zugewiesen. Stimmen die Zielfunktion und die Fitnessfunktion u¨berein, gilt: ϕ(~ai) = F (~bi) 3. Erzeugen der Nachkommen In einer ES-Generation generiert man aus µ Eltern λ Nachkommen. Wiederholt werden Eltern ausgewa¨hlt (Ziehen mit Zuru¨cklegen), deren Bestandteile rekombiniert und der erzeugte Nachkomme mutiert wird. Schwefel (1987) empfiehlt ein Verha¨ltnis µ/λ von ca. 1/7, wobei µ deutlich ho¨her als 1 zu wa¨hlen ist. Standardwerte sind nach Nissen (1997) bei µ = 15 und λ = 100. Die im folgenden beschriebenen Teilschritte sind entsprechend der Anzahl der Nachkommen λ-mal zu durchlaufen. 55 4.5 Verfahren der Evolutiona¨ren Optimierung a) Stochastische Partnerwahl: Fu¨r die hier beschriebene Grundform wird ein Nachkomme D aus jeweils zwei Eltern E1 und E2 generiert. Alle Individuen Ii (i = 1, . . . , µ) besitzen die gleiche Selektionswahrscheinlichkkeit psel = 1/µ als Elternpaar ~bE1i ,~b E2 i fu¨r den zu erzeugenden Nachkommen ausgewa¨hlt zu werden. b) Diskrete Rekombination:Das Resultat aus der Rekombination der Elternvektoren wird als Nachkomme D angesehen. Nach Nissen (1997) sind unterschiedliche Rekombi- nationsformen vorteilhaft fu¨r die Optimierung der Entscheidungsvariablen und der Strategieparameter. Die Werte fu¨r die Entscheidungsvariablen des Nachkommen bDj lassen sich fu¨r den Fall der diskreten Rekombination bestimmen, indem bei jeder Entscheidungsvariablen stochastisch der Wert eines der beiden Elter ~bE1i oder ~b E2 i mit gleicher Wahrscheinlichkeit gewa¨hlt wird. bDj = b E1 j oder b D j = b E2 j j = 1, . . . , n P1, P2 ∈ 1, . . . , µ c) Intermedia¨re Rekombination: Bei der Intermedia¨ren Rekombination bildet man fu¨r die Mutationsschrittweiten den Mittelwert aus den beiden Werten der Eltern. σDk = 1 2 ( σE1k + σ E2 k ) k = 1, . . . , Nσ d) Mutation: Nach erfolgter Rekombination wird der erzeugte Nachkomme vera¨ndert. Die Mutationsschrittweiten werden dafu¨r durch Multiplizieren mit einer logarith- misch normalverteilten Zufallsgro¨ße mutiert. Nachfolgend vera¨ndert sich die Aus- pra¨gung jeder Entscheidungsvariablen der Art, dass zu ihrem Wert eine normal- verteilte Zufallsgro¨ße mit dem Erwartungswert 0 und der Standardabweichung σj addiert wird. σ´Dk = σ D k e [τ1ν(0,1)+τ2νk(0,1)] b´Dj = b D j + σ´ D j νj(0, 1) ∀ j ≥ Nσ : σ´j = σ´Nσ ν(0, 1) steht fu¨r eine einmalige Realisierung einer standard-normalverteilten Zufalls- variablen fu¨r den Nachkommen. Im Gegensatz dazu steht νj(0, 1) fu¨r eine standard- normalverteilte Zufallsgro¨ße, die fu¨r jeden Wert von j neu bestimmt wird. τ1 und τ2 sind Konstanten, wobei eτ1ν(0,1) als globaler Faktor die A¨nderung aller Standard- abweichungen einheitlich vera¨ndert, wogegen τ2νk(0, 1) ein individuelles Anpassen einzelner Schrittweiten mo¨glich macht. Fu¨r τ1 und τ2 liegen gu¨nstige Werte nach Kursawe (zitiert nach (Nissen, 1997, S. 159)) zwischen 0, 1 und 0, 2. Die Mutations- vorschrift vereinfacht sich zu den Gleichungen 4.10 und 4.11, wenn nur eine Stan- dardabweichung Nσ = 1 zum Einsatz kommt: σ´D = σDeτ0ν(0,1) (4.10) b´Dj = b D j + σ´ Dνj(0, 1) (4.11) Die ES findet selbstadaptiv gu¨nstige Werte fu¨r die Standardabweichungen. Einerseits werden bei der ES die gu¨nstigen Werte fu¨r die problembezogenen Entscheidungswerte gesucht und gleichzeitig gu¨nstige Einstellungen der Strategieparameter bestimmt. Voraussetzung fu¨r eine erfolgreiche Selbstadaptivita¨t ist ein hinreichend großes µ, da ein hinreichend großer Pool unterschiedlicher Strategieparameterkombinationen zur Verfu¨gung stehen muss. e) Bewerten der Nachkommen: Der generierte Nachkomme ´~aD( ´~bD, ´~σD) wird nach Ab- schluss der Mutation u¨ber die Fitness bewertet. ϕ( ´~aD) = F ( ´~bD) f) Erga¨nzen der Zwischenpopulation: Die Zwischenpopulation PZt wird eingefu¨hrt, da in der ES die Populationsgro¨ße NI zwischen µ und λ alterniert. Der bewertete Nach- komme ´~aD wird an dieser Stelle in die Zwischenpopulation PZt eingefu¨gt. ´~aD → PZt 56 4.5.3 Genetische Algorithmen 4. Deterministische Selektion (µ, λ)-Selektion: In der Selektion werden die µ besten Individuen aus den λ Nachkommen der Zwischenpopulation PZt nach Gleichung 4.12 fu¨r die neue Population Pt+1 ausgewa¨hlt. Diese Art der Auswahl bezeichnet man als (µ, λ)- oder als Komma-Selektion. Sie erfordert, dass λ > µ gilt, da sonst keine Selektion sondern nur eine Zufallssuche stattfinden wu¨rde. Die Lebensdauer der Individuen ist so auf eine Generation beschra¨nkt. U¨ber das Verha¨ltnis µ/λ kann man die Ha¨rte der Selektion einstellen: je kleiner das Verha¨ltnis desto ho¨her ist die Selektionsha¨rte22 (Es gilt: i = 1, . . . , λ; j = 1, . . . , µ und k = 1, . . . , NP − 1). I´Di (P Z t )→ Ij (Pt+1) ∀ rg(ϕ(I´Di (PZt ))) ≤ µ (4.12) (µ + λ)-Selektion: Im Gegensatz zur (µ, λ)-Selektion werden in der (µ + λ)- oder Plus- Selektion von Gleichung 4.13 nicht nur die Nachkommen beru¨cksichtigt sondern auch die Eltern. Fu¨r die neue Population werden wiederum die µ besten Individuen bezu¨glich ihrer Fitness aus Eltern und Nachkommen ausgewa¨hlt. Fu¨r die Lebensdauer bedeutet das, dass ein Individuum u¨ber alle Generationen u¨berleben kann, soweit seine Fitness dies zula¨sst (es gilt: i = 1, . . . , µ+ λ; j = 1, . . . , µ und k = 1, . . . , NP − 1). I´ P/D i (P Z t )→ Ij (Pt+1) ∀ rg(ϕ(I´P/Di (PZt ))) ≤ µ (4.13) ES mit (µ, λ)-Selektion heißen (µ, λ)-ES, mit (µ+ λ)-Selektion entsprechend (µ+ λ)-ES. 5. Reinsertation Die Reinsertation entspricht dem in der Selektion beschriebenen Zufu¨gen der Individuen aus der Zwischenpopulation in die Population der na¨chsten Generation. Pt+1 ← ~ai(Pt)  i = 1, . . . , λ (µ, λ)-ES i = 1, . . . , µ+ λ (µ+ λ)-ES 6. Abbruch Auch hier wird das Verfahren bis zum Greifen eines Abbruchkriteriums fortgesetzt. Wie schon bei der EP lassen sich ebenfalls eine maximale Generationenanzahl NmaxP , oder erfolgsorientierte Abbruchkriterien23 festsetzen. Weitere Formen der Evolutiona¨ren Strategien sind neben den (µ, λ)- und (µ + λ)-ES ver- schiedene Erweiterungen dieser Grundformen, die die ES an spezifische Aufgabenstellungen anpassen bzw. deren Leistungsvermo¨gen fu¨r praktische Anwendungen verbessern sollen. Als ein Beispiel von vielen seien die ES mit korrelierten Mutationen (Bachelier, 1998) genannt. 4.5.3 Genetische Algorithmen Die Genetischen Algorithmen (GA) sind der bekannteste und am weitesten verbreitete Vertre- ter der Evolutiona¨ren Algorithmen. Die Genetischen Algorithmen modellieren das Evolutions- geschehen auf der Ebene der Chromosomen, um so die Vorga¨nge aus der Genetik mo¨glichst gut abbilden zu ko¨nnen. Die Anzahl der vero¨ffentlichten GA-Varianten ist noch gro¨ßer als die der Evolutiona¨ren Strategien, so dass der unten beschriebene Standard-GA nur als grundlegende Einfu¨hrung zu verstehen ist. Die in der ju¨ngeren Vergangenheit aufgekommene Genetische Pro- grammierung (GP) wird als Untermenge der GA verstanden und nicht na¨her behandelt. Die Individuen ~a der Genetischen Algorithmen sind durch ku¨nstliche Chromosomen modelliert, die durch bina¨re Vektoren abgebildet sind (Scho¨neburg et al., 1994). Die GA arbeiten mit diesen 22Die hier genannte Selektionsha¨rte hat nichts mit der in Abschnitt 3.4.1 harten und weichen Selektion zu tun, sondern meint die Wahrscheinlichkeit fu¨r einen Nachkommen, tatsa¨chlich fu¨r die neue Generation ausgewa¨hlt zu werden. 23z.B. wenn der beste und schlechteste Fitnesswert innerhalb einer Population nah beieinander liegen. 57 4.5 Verfahren der Evolutiona¨ren Optimierung Chromosomen in Form der in Abschnitt 4.4.2.3 genannten Strings, die hier jeweils aus L Bits bestehen, so dass gilt: ~a = (a1, . . . , aL) ∈ {0, 1}L. Jeder String gliedert sich zudem in n Segmen- te n ≤ L. Ein Segment j(j = 1, . . . , n) beinhaltet einen Wert fu¨r die Entscheidungsvariable j in bina¨rer codierter Form. Die einzelnen Segmente ko¨nnen, wie in Bild 4.13 zu sehen, gleich oder verschieden lange Bitfolgen enthalten. Die einzelnen Bits der Strings werden als Gene, deren Auspra¨gungen als Allele bezeichnet. Im folgenden sei angenommen, dass eine Zielfunktion Bild 4.13: Genetische Algorithmen: Aufbau eines Strings F (~x) von n kontinuierlichen Entscheidungsvariablen ~x = (x1, . . . , xn) maximiert werden soll. Die bina¨re Codierung auf einem String endlicher La¨nge bringt die Notwendigkeit fu¨r jede Variable xj (j = 1, . . . , n) eine untere und obere Grenze glowj und g upp j , wie schon bei der EP und den ES formuliert, zu bestimmen. Die Funktion la¨sst sich fu¨r die Annahme nur positiver Funktionswerte wie folgt abbilden: F : n∏ j=1 [ glowj , g upp j ]→ R+ U¨ber die Anwendung einer segmentweise arbeitenden Decodierungsfunktion Γ von Gleichung 4.14 lassen sich aus den bina¨ren Strings die decodierten Variablenwerte ermitteln. Γ : {0, 1} → n∏ j=1 [ glowj , g upp j ] ~x = Γ(~a) (4.14) Fu¨r das Stringelement j sei die La¨nge von Lj Bits angenommen und die Variable xj sei dort codiert. Dann bezeichnet ajz das Bit der Nummer z des Stringsegments j. Die Decodierungs- funktion fu¨r das Stringsegment j lautet wie folgt: Γj ( aj1 , . . . , ajLj ) = glowj + guppj − glowj 2Lj − 1  Lj∑ z=1 ajLj−z+12z−1  = xj 1. Initialisierung In der Initialisierung fu¨r die Genetischen Algorithmen wird zuna¨chst eine Ausgangspopu- lation P0 von µ Individuen ~a = (ai, . . . , aµ) generiert. Die Werte fu¨r µ liegen i.d.R. zwi- schen 30 und 500 (Scho¨neburg et al., 1994). Initialisiert werden die Werte der Ausgangs- population normalerweise stochastisch, d.h. die Werte der Bits werden unabha¨ngig von- einander bei gleicher Wahrscheinlichkeit entweder auf 1 oder auf 0 gesetzt (Zufallszahl ν = 1 oder ν = 0). ajz =  1 : ν = 10 : ν = 0 2. Bewerten der Ausgangslo¨sung Fu¨r die Bewertung der Ausgangslo¨sung werden die Individuen zuna¨chst decodiert und anhand der Fitnessfunktion ϕ bewertet. Fu¨r die GA setzt sich die Fitnessfunktion aus der Zielfunktion F und der Decodierungsfunktion Γ zusammen (i = 1, . . . , µ): ϕ(~ai) = F (Γ(~ai)) 3. Stochastische Selektion und Replikation In der Selektion werden µ Individuen stochastisch aus der aktuellen Population Pt gezogen 58 4.5.3 Genetische Algorithmen und so als Eltern ausgewa¨hlt. Duplikate sind mo¨glich, da ”mit Zuru¨cklegen” gezogen wird. Die Selektionswahrscheinlichkeit psel eines Individuums ~ai ∈ P ergibt sich zu: psel = ϕ (~ai) µ∑ j=1 σ (~aj) (4.15) Die Beziehung von Gleichung 4.15 entspricht der in Abschnitt 4.4.1.1 beschriebenen fitness-proportionalen Zuweisung. Hier haben alle Individuen die Chance auf die Auswahl als Elter, weshalb diese Form der Selektion als nicht diskriminierend bezeichnet wird.24 Umgesetzt wird dieses Verfahren durch die in Abschnitt 4.4.1.2 beschriebene Roulette- Wheel-Auswahl. Nach der Auswahl als Elter wird dieses Individuum in den so genannten mating pool gelegt. Der Erwartungswert fu¨r die Auswahlha¨ufigkeit eines Individuums als Elter fu¨r den mating pool errechnet sich aus µpsel(~ai). Der gesamte Selektionsvorgang wird µ-mal durchlaufen, bevor im Schritt 4 die Nachkommen erzeugt werden (i, j = 1, . . . , µ). Ii(Pt)→ IPj (PMPt ) 4. Erzeugen der Nachkommen Die Teilschritte fu¨r das Erzeugen von Nachkommen sind µ-mal zu absolvieren. a) Stochastische Partnerwahl: Mit der gleichen Wahrscheinlichkeit 1/µ werden aus dem mating pool ohne Zuru¨cklegen zwei Eltern ~aE1 und ~aE2 gezogen. Aus diesen Eltern entstehen durch die Variationsoperatoren Crossover und Mutation zwei Nachkommen (j = 1, . . . , µ; q = 1, 2). IPj (P MP t )→ IEq (PMPt ) b) Crossover: Es existieren verschiedene Verfahren, die bereits im Kapitel 4.4.2.3 genannt wurden. An dieser Stelle sei die Gleichung fu¨r das 1-Punkt-Crossover wiedergegeben: ~aD1 = ( aE11 , . . . , a E1 c , . . . , a E2 L ) ~aD2 = ( aE12 , . . . , a E2 c , . . . , a E1 L ) c) Mutation: Die Mutation ist in den Genetischen Algorithmen von eher geringer Bedeu- tung. Ihre Hauptaufgabe ist es zu verhindern, das bei allen Individuen einer Popula- tion an einzelnen Stringpositionen der gleiche Wert steht. Im Rahmen der Mutation wird jedes Bit eines Individuums mit einer Wahrscheinlichkeit von pmut25 invertiert. ζz ist die Auspra¨gung einer im Intervall [0, 1[ gleichverteilten Zufallsvariablen, die fu¨r jeden Wert von z neu zu bestimmen ist (q = 1, 2; z = 1, . . . , L). a´Dqz =  1− a Dq z : ζz ≤ pmut a Dq z : ζz > pmut d) Bewerten der Nachkommen: Beide Nachkommen D1 und D2 werden nach Gleichung 4.16 bewertet (q = 1, 2): ϕ( ´~aDq ) = F (Γ( ´~aDq )) (4.16) 5. Reinsertation Nach erfolgter Bewertung der Nachkommen werden diese in die anfangs noch leere neue Population Pt+1 u¨bernommen. Sind in dieser Population µ Nachkommen enthalten, wird die letzte Population Pt durch die neue ersetzt. 24Diskriminierende Selektion heißt, dass einige Individuen keine Chance auf Bildung von Nachkommen haben. 25Standardwerte fu¨r pmut liegen nach Nissen (1997) zwischen 0, 001 und 0, 01. 59 4.5 Verfahren der Evolutiona¨ren Optimierung 6. Abbruch In den meisten Fa¨llen werden nach Nissen (1997) fu¨r die GA die Abbruchkriterien ressour- cenbezogen formuliert (z.B. maximale Generationsanzahl). Weitere Mo¨glichkeiten sind auch hier die Qualita¨t der Lo¨sung (keine weitergehenden Verbesserungen) oder die Gleich- heit von Werten an gleichen Bitpositionen (ineffektives Crossover). Weitere GA-Verfahren beziehen sich auf Erweiterungen in allen Operatoren der GA, daher sei hier nur der Steady State GA genannt, bei dem nicht alle, sondern nur wenige Individu- en, i.d.R. die schlechtesten, ersetzt werden (de Fonseca, 1995). Neben der bina¨ren Codierung sind weitere Codierungen (z.B. Gray-Codierung (Goldberg, 1999)) mo¨glich sowie nicht-bina¨re Repra¨sentationen (z.B. Vektoren reeller Zahlen (Aliev et al., 2000)) und Diploidie (ein oder mehrere Stringpaare). Der Mutation wird in neueren Verfahren eine gro¨ßere Bedeutung zuge- messen26. Wie bereits erwa¨hnt, existieren zum Bereich der Genetischen Algorithmen eine sehr große Anzahl von Publikationen. U¨bersichtsartikel kommen u.a. von Koza (1994). Dissertatio- nen behandeln ebenfalls wie die ES Themen aus den unterschiedlichsten Forschungsbereichen, u.a. die Optimierung von Turbomaschinenbeschaufelungen (Uelschen, 2000). Fu¨r die Erweite- rungen sei auf die umfangreiche Literatur zu den GA verwiesen. 4.5.4 Verwandte Gebiete und erweiterte Anwendungen Zum Vervollsta¨ndigen des Kapitels u¨ber die evolutiona¨re Optimierung seien noch einige den Evolutiona¨ren Algorithmen verwandte Methoden vorgestellt. Dazu za¨hlen das Simulated Anne- aling und die Multiobjektive Optimierung. Genannt, aber nicht na¨her beschrieben sei die gute Parallelisierbarkeit der EA. 4.5.4.1 Simulated Annealing Das Simulated Annealing (SA) wurde von Kirkpatrick et al. (1983) und Cerny (1985) un- abha¨ngig voneinander als Optimierungsverfahren fu¨r kombinatorische Aufgabenstellungen ent- wickelt (Zitiert nach Nissen (1997, S.217)). Das Verfahren ist, genau wie die Evolutiona¨ren Algorithmen, als naturanalog zu bezeichnen. Jedoch wird nicht wie bei den EA die Evolution nachgebildet, sondern das Abku¨hlen einer Schmelze zum Festko¨rper. Entscheidend fu¨r die Lei- stungsfa¨higkeit des SA ist der Abku¨hlungsplan (Annealing Schedule). Hier wird festgelegt, in welchen Schritten der Kontrollparameter T abzusenken ist und wie viele Iterationen auf den einzelnen Stufen auszufu¨hren sind. In den SA-Verfahren wird zuna¨chst i.d.R. stochastisch eine Ausgangslo¨sung generiert. Ausgehend von dieser Lo¨sung wird eine neue Lo¨sung erzeugt, die sich nur geringfu¨gig von der vorigen Lo¨sung unterscheidet. Die neue und die alte Lo¨sung werden verglichen und anhand eines Akzeptanzkriteriums entschieden, ob die neue die alte Lo¨sung er- setzt. Mit zunehmender Dauer werden die Qualita¨tsanforderungen an die Lo¨sung erho¨ht, so dass mo¨gliche Verschlechterungen seltener werden. Weitere Unterformen des SA sind das Treshold Accepting (TA), der Sintflut Algorithmus (SI) und der Record-to-Record-Travel (RR). 4.5.4.2 Multiobjektive Optimierung Optimierungsprobleme, fu¨r die statt eines klar definierten Optimums mehrere Kompromiss- lo¨sungen existieren, heißen Multiobjektive Optimierungsprobleme (MOP). Diese spezielle An- forderung hat Mitte der achtziger Jahre zur Bildung des Forschungsgebiets der Multiobjective Evolutionary Algorithms (MOEA) gefu¨hrt (Zitzler, 1999). Anstelle von einem sind mehrere Kriterien zu betrachten, die sich u.U. widersprechen ko¨nnen. Die Lo¨sungen derartiger Problem- stellungen liegen auf einer Grenze im Suchraum, der sog. Pareto-Front oder Pareto-Grenze. Ziel der multiobjektiven Optimierung ist es, gute Kompromisse zwischen den Lo¨sungen zu finden, die zudem mo¨glichst nahe an der Pareto-Front liegen sollten (Rummler, 2002). Mey- er (2002) nennt verschiedene MOEA-Ansa¨tze, u.a. fu¨r die Berechnung der Fitness (z.B. die 26z.B. Creep-Operator oder die Erho¨hung der eher niedrigen Mutationswahrscheinlichkeit. 60 Aggregationsansa¨tze (Broekmeulen, 1995)), das Beru¨cksichtigen von A¨hnlichkeiten bei Lo¨sun- gen (z.B. die Nischentechnik (Goldberg und Richardson, 1987)), die Selektion mit wechselnden Zielen (Kursawe, 1991) und Multipopulationskonzepte (Herdy und Fukuda, 1992)). 4.6 Anwendung der EA auf anderen Gebieten Die nachfolgenden Abschnitte zeigen kurz die Bedeutung der Evolutiona¨ren Algorithmen fu¨r verwandte Gebiete, wie die Ku¨nstlichen Intelligenz, das Soft Computing und das Artificial Life. 4.6.1 Beziehungen zur Ku¨nstlichen Intelligenz In der Ku¨nstlichen Intelligenz (KI) werden zum einen die menschliche Intelligenz und das Pro- blemlo¨sungsverhalten durch computerimplementierte Modelle untersucht, zum anderen versucht die KI Methoden zu erarbeiten, die es Computern erlauben, Leistungen zu erbringen, die in- telligentes Verhalten voraussetzen. Aus Sicht der KI sind die EA eine Klasse von intelligenten Suchmethoden, was sie fu¨r viele Bereiche der KI interessant macht. Durch die EA werden sta¨ndig neue Lo¨sungen generiert, teilweise unter Beru¨cksichtigung stochastischer Einflu¨sse. Auf diese Weise generieren die EA sta¨ndig verbesserte Lo¨sungen, weshalb sich die Suche immer sta¨rker auf Erfolg versprechende Bereiche konzentrieren la¨sst (Exploitation). Die EA sammeln sukzessive Informationen u¨ber den Suchraum, ohne dass dieses Wissen symbolisch explizit, z.B. in Form von Regeln, dargestellt ist. Stattdessen ist es implizit in den Individuen der Population gespei- chert. Man ko¨nnte sagen, die EA realisieren eine Form des unu¨berwachten maschinellen Lernens (ML), was wiederum eine wichtige Grundlage intelligenten Verhaltens ist (Nissen, 1997). 4.6.2 Beziehungen zum Soft Computing Der Begriff des Soft Computing stammt von Zadeh (Aliev et al., 2000), dem Begru¨nder der Fuzzy-Set-Theorie. Dieser Begriff umfasst Fuzzy-Systeme, Neuronale Netze (NN) und EA. Die grundlegende Idee ist es, Methoden zu erarbeiten, die sich gegenu¨ber den Pha¨nomenen wie Unsicherheit, Unscha¨rfen und partieller Information tolerant verhalten. Damit steht das Soft Computing im Gegensatz zu den Methoden des Operational Research und der KI, die beide auf Exaktheit und Gewissheit beruhen. Praktische Probleme lassen sich mit den exakten Methoden des Hard Computings teilweise nur schwer bearbeiten, aber u¨ber das Soft Computing erfolgreich abbilden. Besonders effiziente Lo¨sungen ko¨nnen durch die Kombination der Soft Computing Me- thoden entstehen (Nissen, 1997). Als Beispiel seien die Fuzzy-Neuro-Systeme im Konsumgu¨ter- bereich genannt oder die Verknu¨pfung von EA und Neuronalen Netzen27 (Uelschen, 2000) sowie EA mit Fuzzy-Systemen28 (Bastian, 2000; Cheong und Lai, 2000; Reynolds und Zhu, 2001). 4.6.3 Beziehungen zum Artificial Life Das Gebiet des Artificial Life (AL) befasst sich mit der Schaffung ku¨nstlicher Systeme, um so die fundamentalen Prinzipien des Pha¨nomens Leben zu untersuchen. Die Evolutiona¨ren Algorith- men sind ein wichtiger Bestandteil in der Konstruktion von AL-Systemen. Realisierte Anwen- dungsmo¨glichkeiten in diesem Themenbereich stammen aus der Biologie, Computer-Spielen, der Filmindustrie29 und der Kommunikation zwischen ku¨nstlichen Systemen (Mitchell et al., 2000). 27Nissen (1997) nennt als Beispiele die Optimierung der Verbindungsgewichte der Netzarchitektur sowie die simultane Optimierung von Gewichten und Struktur. 28Mo¨glich ist nach Nissen (1997) z.B. der Einsatz von GA fu¨r die Optimierung von Fuzzy-Reglern sowie der Struktur und der Parameter von Fuzzy-Systemen. 29In der Filmtrilogie ” The Lord of the Rings”TM von Peter Jackson wurden die mit der Massive-Software ge- nerierten Heere als Zusammenschlu¨sse individueller Objekte programmiert. So konnten sich durch Methoden des Artificial Life die Protagonisten des Kampfgeschehens individuell bewegen und das Ereignis sehr real erscheinen lassen. Dies ging zu Beginn der Entwicklung soweit, dass sich einige Individuen von der Schlacht entfernten, da sie keine Gegner fanden und sich entsprechend ihrer Programmierung vom Geschehen weg bewegten (Jackson und Regelous, 2003). Wenn auch nicht so gewollt, auch eine Form intelligenten Verhaltens. 61 5 Anwendung der ausgewa¨hlten Modellbildungen Um die Methode der evolutiona¨ren Optimierung mit dem EOGUI-Algorithmus u¨berpru¨fen zu ko¨nnen, wurde die MIschungsProzessSimulation (MIPS) entwickelt. Fu¨r diesen einfachen, aber trotzdem ausreichend vielschichtigen Prozess wurden Modelle der vier ausgewa¨hlten Techniken entwickelt und mit der ProVis EO-Software in Bedienoberfla¨chen umgesetzt. 5.1 Der Beispielprozess MIPS Das Bild 5.1 zeigt u¨ber das RI-Fließbild den Aufbau des MIPS-Prozesses. U¨ber das im linken Teil von Abbildung 5.1 dargestellte Untersystem SUB01 Zufluss Flu¨ssigkeit wird dem Prozess eine Flu¨ssigkeit zugefu¨hrt. Das im oberen, rechten Teil zu sehende Untersystem SUB02 Zufluss Pulver fo¨rdert ein Pulver in den Prozess, das zusammen mit der Flu¨ssigkeit im Untersystem SUB03 Mischungseinheit (Mitte von Abbildung 5.1) zu einer Mischung zusammengefu¨hrt wird. Mit dem Untersystem SUB04 Entnahme Mischung kann die Mischung dem Prozess entnommen werden. Bild 5.1: MIPS: RI-Fließbild mit Untersystemaufteilung 62 5.1.1 Gesamt-Teil-Modell Gefordert ist, eine bestimmte Qualita¨t der Mischung zu erzielen und eine festgelegte Ab- laufmenge und -temperatur einzuhalten. Weitere Restriktionen sind das Einhalten vorgegebener Massenstro¨me, Fu¨llsta¨nde und Temperaturen in den Zula¨ufen. 5.1.1 Gesamt-Teil-Modell Das Gesamt-Teil-Modell von MIPS zeigt das Bild 5.2. Es entha¨lt vier Ebenen: die Gesamt- systemebene als ho¨chste Stufe, zwei untergeordnete Systemebenen (Unter- und Teilsystem) sowie eine Komponentenebene. Die gestrichelten Verbindungen zeigen die Zugeho¨rigkeit einer Komponente zu mehr als einem Untersystem an. Dies sind Komponenten, die die Untersysteme miteinander verbinden. Bild 5.2: MIPS: Gesamt-Teil-Modell 5.1.2 Ziel-Mittel-Modell Die Darstellung des Ziel-Mittel-Modells fu¨r den MIPS-Prozess beschra¨nkt sich auf die Ebenen des funktionellen Zwecks, der abstrakten sowie der verallgemeinerten Funktion nach Abschnitt 2.1.4. Die Ebene des funktionellen Zwecks wird fu¨r die MFM-Zielhierarchie, die Ebene der abstrakten Funktion fu¨r die EID-Mappings und der verallgemeinerten Funktion fu¨r die MFM- Flussfunktionen u¨bernommen. 5.1.2.1 Funktioneller Zweck Fu¨r den funktionellen Zweck des MIPS-Prozess wurden 23 Ziele gefunden, die sich auf neun Hierarchieebenen befinden. Das wichtigste Ziel fu¨r die Produktion ist der Betrieb der Anla- ge entsprechend den Anforderungen. Der Hauptzweck bzw. die Absicht, fu¨r die der Prozess existiert, ist, wie erwa¨hnt, die Entnahme von Mischung bei geforderter Qualita¨t, Menge und Temperatur. Diese Ziele lassen sich weiter detaillieren, bis man die grundlegendsten Anforderun- gen der ausreichenden Flu¨ssigkeits- und Pulverzufuhr erreicht. Das Bild 5.3 zeigt die Ebene des funktionellen Zwecks im Ziel-Mittel-Modell fu¨r den MIPS-Prozess. Die Ziele in Bild 5.3 sind so angeordnet, dass die Beziehungen zwischen den Zielen mo¨glichst gut zu erkennen sind. Weitere Positionierungsmo¨glichkeiten beziehen sich auf die Art der Ziele (Masse, Energie, Information) und die Zugeho¨rigkeit zum Gesamt-Teil-Modell, hier auf der Stufe der Systeme. 63 5.1 Der Beispielprozess MIPS Bild 5.3: MIPS: Ziel-Mittel-Modell – Funktioneller Zweck 5.1.2.2 Abstrakte Funktion Das Bild 5.4 zeigt die abstrakten Funktionen des MIPS-Prozesses. Abgebildet sind die Massen- und Energieflu¨sse des Prozesses und wie sie die Fu¨llsta¨nde und Wa¨rmemengen beeinflussen. Beispielsweise la¨sst der Massenzufluss (m˙FinB101 , bestehend aus m˙ F zu und m˙ F vor), den Fu¨llstand in dem Beha¨lter B101 ansteigen, m˙FoutB101 bestimmt die Abnahme dieses Fu¨llstands. Die gestri- chelten Linien deuten an, dass die entsprechenden Massenflu¨sse die Energieflu¨sse beeinflussen. Bild 5.4: MIPS: Ziel-Mittel-Modell – Abstrakte Funktion 64 5.2 Modellbildung fu¨r MIPS 5.1.2.3 Verallgemeinerte Funktion Die Standard-Funktionen des Prozesses betreffen die Massen- und Energieflu¨sse, das Speichern sowie den Informationsfluss fu¨r die Steuerungsvorgaben und die Wiedergabe von Prozessgro¨ßen fu¨r die Flu¨ssigkeit, das Pulver und die Mischung. Das Bild zeigt zusammenfassend die verallge- meinerten Funktionen. Die einzelnen Funktionen ko¨nnen in Bild 5.5 durch Verfolgen der Verbin- dungslinien abgelesen werden, z.B. wie in Bild 5.5 durch breitere Linien dargestellt Flu¨ssigkeit Zulauf Transportieren. Bild 5.5: MIPS: Ziel-Mittel-Modell – Verallgemeinerte Funktion 5.2 Modellbildung fu¨r MIPS Die folgenden Abschnitte enthalten die Modellbildung des MIPS-Prozesses als TOP-, Virt3D-, EID- und MFM-Modell. Beschrieben wird jeweils das Ergebnis der Modellbildung in Form einer U¨bersicht. 5.2.1 MIPS-Modell der Topologischen Sicht (TOP) Das Bild 5.6 zeigt das TOP-Modell fu¨r den MIPS-Prozess. Im Vergleich zum RI-Fließbild werden zwar die gleichen graphischen Symbole verwendet, jedoch zur besseren Erkennbarkeit durchga¨ngig nur deren Grundformen (z.B. fu¨r die Pumpe anstatt und ). Vereinfacht sind außerdem die Darstellungen der Regler1 und des Fo¨rderers2. Der Beha¨lterfu¨llstand wird durch die gefu¨llte Fla¨che im Beha¨ltersymbol visualisiert. Das Ru¨hrwerk A301 und der Motor M301 werden zur besseren U¨bersicht unterhalb des Beha¨lters B301 positioniert. 5.2.2 MIPS-Modell der Virtuellen 3D-Prozessvisualisierung (Virt3D) Das Virt3D-Modell mit den originalen Symbolen fu¨r die Komponenten nach Wittenberg (2001b) zeigt das Bild 5.7. Der Prozess befindet sich im Normalzustand, d.h. alle Prozessgro¨ßen befinden sich in geforderten Bereichen. Die Anordnung der Symbole entspricht der von Bild 5.6. 5.2.3 MIPS-Modell des Ecological Interface Design (EID) Der topologische Teil des EID-Modells entspricht dem TOP-Modell von Bild 5.6, mit dem Unter- schied des gro¨ßeren Platzbedarfs fu¨r die EID-Mappings. Die EID-Objekte visualisieren die in Abschnitt 5.1.2.2 genannten Zusammenha¨nge auf der Ebene der abstrakten Funktion. Die ge- strichelten Linen zwischen den topologischen Komponenten und den EID-Mappings zeigen an, welche Komponenten Einfluss auf welche Gro¨ßen nehmen. Fu¨r das Untersystem SUB01 Zulauf 1Reduzierung des Rahmens auf ein Quadrat. 2Durchgezogene Verbindungslinien, daher Verzicht auf die Wiedergabe des Trichters (Bild 5.1 oberhalb B201). 65 5.2 Modellbildung fu¨r MIPS Flu¨ssigkeit kann ein vollsta¨ndiges EID-Mapping fu¨r den Beha¨lter B101 entwickelt werden. Die Bilanzen zeigen die Zu- und Abflu¨sse des Beha¨lters fu¨r Masse und Energie, das Verbindungs- objekt zeigt die wichtige Gro¨ße der Temperatur im Beha¨lter. Gleiche Mappings ko¨nnen fu¨r das Untersystem SUB02 Zulauf Pulver, SUB03 Generierung Mischung und SUB04 Entnahme Mischung gegeben werden. Allerdings beschra¨nkt sich das Mapping fu¨r SUB02 auf die Mas- senbilanz, da hier die Energie nicht weiter von Interesse ist. Fu¨r SUB04 ist der Fu¨llstand der Massenbilanz virtueller Natur, da in diesem Anlagenteil die Mischung nicht weiter zwischen- gespeichert wird. Zu den vier linearen Abbildungen kommt ein nichtlinearer Zusammenhang fu¨r das Verbindungsobjekt der Qualita¨t. Die Mischungsqualita¨t ist abha¨ngig vom Mischungs- verha¨ltnis r3 zwischen Pulver und Flu¨ssigkeit, vom Energieinhalt im Beha¨lter B301 und vom Status des Motors M301. Fu¨r die weitere Abbildung des Systemverhaltens sei auf den Abschnitt 2.3.5.2 verwiesen. 5.2.4 MIPS-Modell des Multilevel Flow Modeling (MFM) Das Bild 5.9 zeigt zusammenfassend das MFM-Modell fu¨r den MIPS-Prozess. Die Zielhierarchie entspricht in ihrer Struktur dem in Abschnitt 5.1.2.1 gezeigten Bild 5.3 fu¨r den funktionalen Zweck. Die Flussfunktionen des MFM-Modells entsprechen weitgehend der verallgemeinerten Funktion von 5.5. Fu¨r einige Ziele, z.B. Vorlaufmenge Flu¨ssigkeit ausreichend, sind die angebun- denen Flussstrukturen zum besseren Versta¨ndnis mit abgebildet. Die u¨brigen Flussstrukturen sind aus Platzgru¨nden verkleinert wiedergegeben. Die gestrichelten Linien in Bild 5.9 entspre- chen den Bedingungsbeziehungen, die Pfeillinien den Erreichungsbeziehungen. FC M M T 000 V101 P101 P102 FC102 V102 MD101 TC101 W101 FD101 TD101 B101 TC M FC103 V103 MD102 TC102 W102 LC103 T000 FD201 TD201 B201 V201 MD201 P401 P402 T TD102 M M FC401 V401 MD401 TC401 W401 LC401 C201 M301 A301 T 000 FD301 TD301 Q QD301 R RD301 T TD401 TC LC FC LC FC TC B301 L201 Bild 5.6: MIPS: TOP-Modell 3r = hPB301 hF B301 66 MIPS-Modell der Virtuellen 3D-Prozessvisualisierung (Virt3D) Bild 5.7: MIPS: Virt3D-Modell 67 5.2 Modellbildung fu¨r MIPS Bild 5.8: MIPS: EID-Modell 68 MIPS-Modell des Multilevel Flow Modeling (MFM) M is c h u n g a u s P ro z e ß e n tn e h m e n B e tr ie b d e r A n la g e w ie g e fo rd e rt E n tn a h m e - q u a li tä t a u s re ic h e n d M is c h u n g g e n e ri e re n E n tn a h m e - te m p e ra tu r ri c h ti g P u lv e r- z u fu h r a u s re ic h e n d F lü s s ig k e it s - z u fu h r a u s re ic h e n d S p e ic h e rm e n g e P u lv e r a u s re ic h e n d S p e ic h e rm e n g e F lü s s ig k e it a u s re ic h e n d V o rl a u fm e n g e P u lv e r a u s re ic h e n d Z u la u fm e n g e F lü s s ig k e it a u s re ic h e n d V o rl a u fm e n g e F lü s s ig k e it a u s re ic h e n d E n tn a h m e - m e n g e a u s re ic h e n d S p e ic h e rm e n g e M is c h u n g a u s re ic h e n d T e m p e ra tu r V o rl a u f ri c h ti g T e m p e ra tu r F lü s s ig k e it ri c h ti g T e m p e ra tu r Z u la u f ri c h ti g R ic h ti g e e m p e ra tu r M is c h - t T e m p e ra tu r P u lv e r ri c h ti g M is c h u n g s - v e rh ä lt n is ri c h ti g A n te il F lü s s ig k e it ri c h ti g D u rc h m is c h u n g F lü s s ig k e it / P u lv e r a u s re ic h e n d A n te il P u lv e r ri c h ti g F lü s s ig k e it z u fü h re n P u lv e r z u fü h re n M is c h u n g e n tn e h m e n M is c h u n g s p e ic h e rn AC V o rl a u fm e n g e F lü s s ig k e it re g u li e re n V o rl a u fm e n g e F lü s s ig k e it b e s ti m m e n V o rl a u fm e n g e F lü s s ig k e it e rm it te ln V o rl a u fm e n g e F lü s s ig k e it h a lt e n F lü s s ig k e it b e re it s te ll e n F lü s s ig k e it s p e ic h e rn V o rl a u fm e n g e F lü s s ig k e it b e s ti m m e n P u lv e r b e re it s te ll e n P u lv e r s p e ic h e rn P u lv e r- z u fl u ß b e s ti m m e n AC Z u la u f- te m p e ra tu r re g u li e re n Z u la u f- te m p e ra tu r b e s ti m m e n Z u la u f- te m p e ra tu r e rm it te ln T e m p e ra tu r d e r F lü s s ig k e it im V o rl a u f h a lt e n E x te rn e W ä rm e z u fü h re n W ä rm e a u s M a s s e n z u fu h r z u fü h re n F lü s s ig k e it im Z u la u f e rw ä rm e n D e r M is c h u n g F lü s s ig k e it z u fü h re n D e r M is c h u n g P u lv e r z u fü h re n M is c h u n g s - v e rh ä lt n is e rz e u g e n AC AC E n tn a h m e - te m p e ra tu r h a lt e n AC AC AC AC AC AC Bild 5.9: MIPS: MFM-Modell 69 6 Umsetzung der Modellbildungen in Graphische Bedienoberfla¨chen Nach DIN 40020 oder DIN EN ISO 14015-1 Teil 1 wird die Schnittstelle, mit der der Mensch mit einem Computer interagiert, als Benutzer- oder Benutzungsoberfla¨che1 bezeichnet. Benut- zer sind in dieser Arbeit als Personen definiert, die die Schnittstelle nur gelegentlich nutzen. Bediener arbeiten intensiver mit der Schnittstelle, weswegen im folgenden der Begriff der Be- dienoberfla¨che fu¨r die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine verwendet wird. Unter Anwendung des Softwarepakets ProVis EO erfolgt die Umsetzung der vier vorge- stellten Modellbildungen Virt3D, TOP, EID und MFM in graphische Bedienoberfla¨chen. Ent- wickelt wurde die Software objektorientiert unter Microsoft WindowsTM NT4.0 mit dem C++- BuilderTM von Borland als Entwicklungsumgebung. Mit dieser Software ist es mo¨glich, Pro- zesse mit den ausgewa¨hlten Modellbildungstechniken abzubilden. Die Sichten auf den Prozess sind entsprechend dem Betriebssystem fensterorientiert. Die gesamte Software umfasst u¨ber 200000 Zeilen Quellcode, weshalb nur die wichtigsten Funktionen und Eigenschaften sowie die zur Laufzeit erscheinenden Graphiken und Objekte beschrieben werden. Die Graphiken wurden mit dem Corel-GraphicSuiteTM-Softwarepaket erstellt, genauer mit den Programmen CorelDraw (Vektor-orientierte Graphiken) und CorelPhotoPaint (Bitmap-orientiert). Fu¨r die Virt3D-Graphiken konnte zum Teil auf bestehende Screenshots zuru¨ckgegriffen werden, die jedoch alle fu¨r die ProVis EO-Software bearbeitet oder neu gestaltet werden mussten. Ent- sprechend den Regeln von Shneiderman (1992) fu¨r einen geeigneten und einen den Bediener unterstu¨tzenden Dialogentwurf werden durchgehend die gleichen Darstellungsformen und Ein- gabemo¨glichkeiten verwendet. Dies gilt besonders fu¨r die Virtuelle 3D-Prozessvisualisierung, die anstrebt, Komponenten so realita¨tsnah wie mo¨glich abzubilden, jedoch aus dem genann- ten Grund auf verschiedene Darstellungen, wie sie in der Realita¨t vorkommen, verzichtet und durchga¨ngig nur eine Visualisierungsvariante verwendet. Im folgenden wird die Umsetzung der in Abschnitt 2.4 ausgewa¨hlten Modellbildungen be- schrieben. Erla¨utert werden zuna¨chst die Struktur der Programmierung, die Bezeichnungs- systematik und die allgemeinen Objekte. Es folgen die topologisch orientierten Sichten der TOP- und Virt3D- sowie des topologischen Anteils der EID-Bedienoberfla¨che. Die kognitions- bezogenen Sichten von EID und MFM sowie die Graphikbibliothek schließen diese Beschreibung ab. 6.1 Struktur der Programmierung Das Bild 6.1 zeigt die Zusammenha¨nge zwischen den Klassen der Programmierung. Im obe- ren Teil sind die Klassen fu¨r die Modellbildung zu sehen, im unteren Teil die Klassen fu¨r die Visualisierung des Prozesses. Abgebildet sind die Vererbung der allgemeinen Klassen, der Zu- sammenhang zwischen allgemeiner Klasse und deren Deklaration von Variablen und der Verweis 1Nach Hohmann (2002) ist dieser Begriff unangemessen, da er Informationsflu¨sse nur in eine Richtung sug- geriert. Statt dessen wird der Begriff des Interface vorgeschlagen, der jedoch mehr fu¨r den reinen Datenaus- tausch im technischen Sinne steht. 70 6.1.1 Bezeichnungssystematik auf die Formularklassen, in denen die Deklarationen visualisiert werden. Die allgemeinen Klas- sen umfassen hauptsa¨chlich die Programmierung der Modellbildung. Formularklassen sind die von der Entwicklungsumgebung zur Verfu¨gung gestellten Fensterobjekte. Bild 6.1: Struktur der Programmierung: Zusammenha¨nge zwischen den Klassen Grundlegende Graphikfunktionen sind in der Klasse control graphic abgelegt. Deren Funk- tionen werden an die allgemeine Klasse general graphic vererbt, von der wiederum alle an- deren grundlegenden Klassen, mit Ausnahme der Klasse eid mp general, erben. Die Klasse eid mp general besitzt eigene spezielle Graphikfunktionen und beno¨tigt daher die allgemeinen Graphikfunktionen nicht. Die Klassen top cp general, top system und die top cp . . .-Klassen dienen der Abbildung der topologisch orientierten Objekte, die eid mp . . .-Klassen der Abbil- dung der EID-Mappings und die mfm . . .-Klassen der Abbildung der MFM-Objekte. In den Deklarationsdateien werden die Modelle des Prozesses gebaut und in den Formularklassen den Bedienern in Form graphischer Objekte zuga¨nglich gemacht. 6.1.1 Bezeichnungssystematik In der ProVis EO-Software stehen englischsprachige Bezeichner immer fu¨r Funktionen oder Eigenschaften der Klassen. Deklarationen in Form von Variablen der Klassen sind zur deutli- chen Unterscheidung und besseren Lesbarkeit des Programms in deutscher Sprache gehalten. Im folgenden wird auf die Bezeichnungssystematik der Funktionen eingegangen, die fu¨r alle entwickelten Klassen gleich ist. Set. . . Funktion zum Setzen von Parametern. LinkTo. . . Verbindung zu anderen Objekten aufbauen, um eine Struktur von zu- sammenha¨ngenden Objekten zu schaffen. WhatsYour. . . Ru¨ckgabefunktionen zum Ermitteln gekapselter Daten. HowMany. . . Integer-Ru¨ckgabefunktionen zum Ermitteln der Anzahl. Check. . . Funktionen zum U¨berpru¨fen von Objekt-Eigenschaften. Is. . . Bool’sche Ru¨ckgabefunktionen. 71 6.1 Struktur der Programmierung Draw. . . Graphikfunktionen zum Zeichnen, z.B. der EID-Mappings. Adapt. . . Funktionen der evolutiona¨ren Optimierung, hauptsa¨chlich zum Anpas- sen von Graphiken. Adjust. . . Ebenfalls Funktionen der evolutiona¨ren Optimierung zur Korrektur von Objektpositionen, z.B. von Kurzanzeigen 6.1.2 Graphikobjekte Die Klasse general graphic entha¨lt die allgemeinen Graphikfunktionen und -objekte. Alle Ob- jekte, die als Graphik in den Oberfla¨chen erscheinen, besitzen ein entsprechendes Graphikobjekt in der Programmierumgebung. Die wichtigsten Objekte nennt die folgende Aufza¨hlung: TForm ∗form link Referenz auf ein Formularobjekt, das die Graphiken beinhaltet. TImage ∗graphic link Referenz auf ein Graphikobjekt, in das Bitmaps geladen wer- den ko¨nnen oder auf das u¨ber die Canvas-Eigenschaft Graphik- funktionen anwendbar sind. TLabel ∗label link Referenz auf ein einfaches Textobjekt, u¨ber das die Bezeichner der Objekte gesetzt werden. 6.1.3 Farbcodierungen Zur besseren Unterscheidbarkeit werden die mo¨glichen Zusta¨nde von Komponenten bzw. Sys- temen und die unterschiedlichen Materialstro¨me farblich codiert. Farbcodierung der Materialstro¨me: Die ver- TOP-GUI Virt3D-GUI Material Rohrltg. Beha¨l. Rohrltg. Beha¨l. Flu¨ssigkeit Pulver Mischung Tabelle 6.1: ProVis EO-Objekte: Farbcodierung der Materialstro¨me schiedenen Materialstro¨me werden in der ProVis EO-Software fu¨r die Virt3D- und TOP-Oberfla¨che zur besseren Unterscheid- barkeit ebenfalls farblich codiert. Die in Tabelle 6.1 gezeigten Codierungen fu¨r die TOP-Beha¨lter und unteren TOP-Rohr- leitungen sind mo¨gliche Mutationsergeb- nisse. Farbcodierung der Zusta¨nde: Neben den in Abschnitt 2.3.2 Zustand Farbe Symbol KEIN Hellgrau NORMAL Weiß ALARM Gelb NOTFALL Rot ZERSTO¨RT Flamme Tabelle 6.2: ProVis EO-Objekte: Farb- codierung der Zusta¨nde genannten Zusta¨nden fu¨r die Prozessgro¨ßen kommt fu¨r die Programmierung der Zustand Kein Zustand hinzu. Diesen Zustand besitzen Objekte nur dann, wenn sie ini- tialisiert werden bzw. noch keine Daten fu¨r diese Objek- te durch eine Simulation berechnet werden. Der NORMAL- Zustand besitzt keine bzw. fu¨r Anzeigen eine gru¨ne Ein- fa¨rbung. So setzt sich die Komponente nicht vom Hinter- grund bzw. von den anderen Komponenten ab und fu¨gt sich harmonisch in das Gesamtbild mit ein. Leichte, noch unkritische Abweichungen vom Sollwert werden durch die Farbe Gelb markiert (ALARM-Zustand), kritische Abwei- chungen des NOTFALL-Zustands durch Rot. Kommt zur roten Fa¨rbung ein Flammensymbol hinzu, ist die Kom- ponente zersto¨rt. 72 6.2 Allgemeine Objekte Die allgemeinen Objekte umfassen die Objekte, die fu¨r alle Bedienoberfla¨chen gleich sind. Es handelt sich im wesentlichen um die im Abschnitt 2.3.2 eingefu¨hrten Prozessgro¨ßen und um die Elemente fu¨r die Anzeigen und Steuerungen dieser Gro¨ßen von Abschnitt 2.2.2. Die Navigations- objekte und die allgemeinen Graphikfunktionen werden ebenfalls beschrieben. Weitere allgemei- ne Objekte sind Textfenster fu¨r die Ausgabe von Zustandsmeldungen oder Graphiken fu¨r den zeitlichen Verlauf von Prozessgro¨ßen. Prozessgro¨ßen: Die im Abschnitt 2.3.2 aufgefu¨hrten Gro¨ßen werden durch die Klasse process - data umgesetzt. Diese Klasse wird nicht weiter vererbt, vielmehr werden Deklarationen inner- halb der allgemeinen Klassen gebildet, so dass sich beispielsweise fu¨r die topologischen Kom- ponenten Verbindungen mit den Prozessgro¨ßen aufbauen lassen. Anzeigeelemente: Die Anzeigeelemente visualisieren die Zustandsgro¨ßen von Abschnitt 2.3.22. Fu¨r deren Wiedergabe existieren horizontale und vertikale Anzeigen sowie verschiedene Kurz- anzeigen. Die horizontalen und vertikalen Anzeigen werden durch Anklicken der entsprechenden Oberfla¨chenobjekte aufgeschaltet bzw. abgeschaltet. Die Kurzanzeigen dagegen sind sta¨ndig auf der Oberfla¨che pra¨sent. Horizontale Anzeigen: Diese Anzeigen zeigen Prozessgro¨- Bild 6.2: Anzeigeelement: Horizontal und Vertikal ßen in einer kombinierten Form aus textlicher und gra- phischer Wiedergabe. Der im linken Objekt von Bild 6.2 ganz oben aufgefu¨hrte Text nennt die wiedergegebe- ne Prozessgro¨ße und deren Attribute3. Die beiden Text- blo¨cke enthalten den aktuellen Ist- und Sollwert sowie die Einheit. Der graphische Teil darunter zeigt ebenfalls den Istwert (oben) und den Sollwert(unten). Der Istwertbal- ken wird entsprechend den in Abschnitt 6.1 aufgefu¨hrten Codierungen eingefa¨rbt. Der Balken oberhalb von Ist- und Sollwert informiert u¨ber die dem Wertebereich der dargestellten Gro¨ße zugeordneten Zusta¨nden. Vertikale Anzeigen: Die vertikalen Anzeigen, in Bild 6.2 rechts, entsprechen in ihrer Struktur den horizontalen Anzeigen. Hauptsa¨chlich wird mit diesen Anzeigen u¨ber Fu¨llsta¨nde informiert. Die vertikale Ausrichtung deutet das Fu¨llvolumen in einem Beha¨ltnis an. Der ganz linke Balken steht fu¨r den Sollwert, der schmale Balken rechts gibt wiederum Auskunft u¨ber die den Wertebereichen zugeordneten Zusta¨nde. Kurzanzeigen: Es existieren drei unterschiedliche Typen Bild 6.3: Kurzanzeige: Kombiniert, Ho- rizontal und Pumpe von Kurzanzeigen. Der erste Typ, in Bild 6.3 links, um- fasst die komprimierte Informationswiedergabe u¨ber die Istwerte von Zustandsgro¨ßen, deren Einheit und, falls vorhanden, den Status des Reglers, der diese Gro¨ße be- stimmt. Die Mitte von Bild 6.3 zeigt den zweiten Kurz- anzeigentyp. Hier wird u¨ber einen Balken der aktuelle Istwert eines kontinuierlichen Steuerelements von Ab- schnitt 6.2 (2. Absatz) angezeigt. Der letzte Typ von Bild 6.3 zeigt den Pumpenstatus. Fu¨r die Virt3D-Oberfla¨che gibt es neben der textlichen Information noch eine graphische Form (Wittenberg, 2001b). Rot bezeichnet den Status NICHT FO¨RDERND, gru¨n FO¨RDERND. 2process data->process data class = STATE VARIABLE. 3Art, Kurzform der Anzeigenkennung und die genaue Bezeichnung der Prozessgro¨ße. 73 6.2 Allgemeine Objekte Steuerungselemente: Unter Anwendung der Steuerungselemente kann der Bediener Einfluss auf die Prozessgro¨ßen des Typs CONTROL nehmen. Grundsa¨tzlich sind zwei Arten zu unterscheiden: diskrete und kontinuierliche Steuerungselemente. Diskrete Steuerungselemente: Zu den diskreten Steuerungs- Bild 6.4: Steuerungselemente: Diskret – Pumpe elementen za¨hlen die Elemente, deren Prozessgro¨sse nicht u¨ber einen Wertebereich mit erlaubten und nicht erlaub- ten Gebieten verfu¨gt, sondern denen verschiedene Status- werte zugewiesen werden. Zu den diskreten Steuerungsele- menten za¨hlen die Pumpe, der Fo¨rderer, Motor, die Klap- pe und das Ru¨hrwerk, deren Status EINGESCHALTET oder AUSGESCHALTET lauten kann. Das Bild 6.4 zeigt exemplarisch das Steuerelement fu¨r eine Pum- pe. Zum Unterstu¨tzen der korrekten Statuserkennung leuchtet die virtuelle Kontrolllampe im eingeschalteten Zustand gru¨n, sonst ist sie grau. Ein weiteres diskretes Steuerelement ist der Regler, des- Bild 6.5: Steuerungselemente: Diskret – Regler sen Status die drei in Abschnitt 2.3.3.1 beschriebenen Werte MANUELL, INTERN und EXTERN annehmen kann. Das Bild 6.5 zeigt die beiden mo¨glichen Statussteuerungen fu¨r die Regler. Kann der Regler durch einen u¨bergeordneten Regler ange- steuert werden, kommt die linke Form zur Anwendung, im anderen Fall die rechte. Kontinuierliche Steuerungselemente: Alle Prozessgro¨ßen des Bild 6.6: Steuerungselemente: Kontinuierlich – Ventil Typs CONTROL, die u¨ber kontinuierliche Wertebereiche verfu¨- gen ko¨nnen durch die kontinuierlichen Steuerelemente ver- a¨ndert werden. Dazu geho¨ren die Ventile und die Wa¨rme- tauscher. Fu¨r die Ventile wird u¨ber den Schieberegler von Bild 6.6 deren O¨ffnungsgrad bestimmt, fu¨r die Wa¨rmetau- scher die Leistung. Wie bei den Anzeigen liegt oberhalb des Schiebereglers ein Balken mit unterschiedlichen Farbberei- chen fu¨r die Zuordnung der Zusta¨nde zum eingestellten Wert. Der Textblock oben links infor- miert u¨ber den aktuellen Stellwert, die Anzeigen rechts u¨ber den zugeho¨rigen Reglerstatus. Kombinierte Elemente: In den ProVis EO-Bedienober- Bild 6.7: Kombiniertes Element fla¨chen werden das horizontale Anzeigenelement, das diskre- te Regler-Steuerelement und das kontinuierliche Steuerele- ment von Abschnitt 6.2 zu einem Element kombiniert. Die- ses Element verbindet zusammenha¨ngende Prozessgro¨ßen in einem Fenster und ermo¨glicht so eine u¨bersichtliche Steue- rung. Das Bild 6.7 zeigt ein solches kombiniertes Element fu¨r eine Temperatur. Navigationsobjekte: Fu¨r die Navigation werden neben Pull-Down-Menu¨strukturen vier ver- schieden Schalterarten verwendet. Die ersten drei Typen sind allgemeiner Natur, der vierte bezieht sich auf den U¨bergang in eine spezielle Oberfla¨che. Allgemeine Navigationsobjekte:Mit der Schaltfla¨che ganz links Bild 6.8: Navigation: Allgemeine Objekte in Bild 6.8 gelangt man vom aktuellen Fenster zuru¨ck in das zuvor aufgerufene Fenster. Der Schalter in der Mitte zeigt an, dass von der aktuellen untergeordneten Sicht zuru¨ck in die zugeho¨rige U¨bersicht gewechselt werden kann. Die Schaltfla¨che mit den u¨berkreuzenden Linien4 schließt das aktuelle Fenster. 4Diese Schaltfla¨che ist dem entsprechenden Microsoft Windows Symbol nachempfunden und unterstu¨tzt so das Erkennen seiner Funktion. 74 Spezielle Navigationsobjekte: Das Bild 6.9 entha¨lt von Bild 6.9: Navigation:Spezielle Objekte links nach rechts die Symbole fu¨r die Virt3D-, TOP-, EID- und MFM-Oberfla¨che. Durch Auswahl einer die- ser Schaltfla¨chen gelangt man von der aktuellen Ober- fla¨che in die Oberfla¨che des ausgewa¨hlten Symbols. Auf- geschaltet wird die der urspru¨nglichen Ebene entspre- chende Ebene in der gewa¨hlten Oberfla¨che. Einen Son- derfall stellt das MFM-Navigationsobjekt dar. Hier wird eine zusa¨tzliche Auswahl der MFM- Ziele aufgeschaltet die mit der aktuellen topologisch orientierten Sicht verbunden ist. Das Glei- che gilt umgekehrt fu¨r eine MFM-Flussstruktur, von der aus man u¨ber das Ziel-Mittel-Modell die realisierenden Komponenten bzw. die entsprechenden Untersysteme erreichen kann. Kombiniertes Navigationsobjekt: Die Anordnung der Na- Bild 6.10: Navigation: Kombination vigationsobjekte in den ProVis EO-Oberfla¨chen zeigt das Bild 6.10 beispielhaft fu¨r eine TOP-Oberfla¨che. Im lin- ken Bereich befinden sich die allgemeinen, rechts die spe- ziellen Navigationsobjekte. Das Aufschalten der MFM- Zielauswahl erreicht man durch Bewegen des GID5-Zei- gers u¨ber das MFM-Symbol. 6.3 Topologisch-orientierte Sichten: TOP, Virt3D, topologischer Teil von EID Die topologisch orientierten Sichten umfassen die TOP- und die Virt3D-Bedienoberfla¨chen so- wie den topologischen Teil der EID-Oberfla¨che. Dementsprechend kommen fu¨r diese Bestand- teile der Bedienoberfla¨chen die top . . .-Klassen der ProVis EO-Software zum Tragen. Fu¨r die Umsetzung des MIPS-Prozesses von Kapitel 5 wurde im Virt3D-Modell auf die Form- und Farbcodierung aus Vereinfachungsgru¨nden weitgehend verzichtet, da entsprechende Gro¨ßen, wie z.B. eine Temperaturverteilung, im Prozess nicht vorkommen. Hinzugenommen wurde das Mittel der Animation, um in der Realita¨t bewegte Objekte auch so abbilden zu ko¨nnen. 6.3.1 U¨bersichtsobjekte Bei den U¨bersichtsobjekten handelt es sich um die Systeme, Unter- und Teilsysteme, die nach Abschnitt 2.3.3.2 die Gesamtsicht auf den Prozess umfassen, d.h. die Komponenten zu gro¨ßeren Einheiten zusammenfassen. Die Systeme, Teil- und Untersysteme sind in der Klasse top system umgesetzt. Die U¨bersichtsobjekte sind durch Graphiken wiedergegeben, die entsprechend dem Zustand in die zugeho¨rigen TImage-Objekte geladen werden. 6.3.2 Komponentenobjekte Die Komponentenobjekte umfassen die in den Abschnitten 2.3.3.1 und 2.3.4.1 vorgestellten TOP-Komponenten und Virt3D-Prozesselemente. U¨ber diese Objekte lassen sich die Anzeige- und Steuerungselemente des Abschnitts 6.2 aufrufen. Unterteilen la¨sst sich die softwaretech- nische Umsetzung in die allgemeinen Klassen sowie die Anzeige- und die Steuerungsobjekte. • Allgemeine Klasse: Die allgemeine Klasse top cp general entha¨lt die fu¨r alle Komponen- ten gu¨ltigen Funktionen und Eigenschaften, d.h. die spezielleren Klassen (top cp pump, etc.) erben die Eigenschaften und Funktionen dieser Klasse. Die Klasse top cp further ist eine virtuelle Klasse, mit der alle Komponenten abgebildet werden, die sich nicht mit den folgenden Klassen abbilden lassen. Die wichtigste Funktion dieser Klasse ist die GenerateState-Funktion. Mit dieser Funktion werden die Zusta¨nde aller Komponen- tenobjekte generiert. Deklarationen von top cp further (Virtuelle Klasse) bilden stets 5GID: Graphical Input Device. 75 6.3 Topologisch-orientierte Sichten das erste Objekt von Komponenten, die u¨ber eine LinkTo-Funktion miteinander verbun- den sind. Die GenerateState-Funktion fragt zum Simulationstakt alle Istwerte der dem top cp further-Objekt nachfolgenden Objekte ab und bestimmt abha¨ngig von der Soll- wertabweichung den Zustand jeder Komponente. • Anzeigeobjekte:Die wichtigsten Funktionen der Anzeigeobjekt-Klassen top cp display . . . sind die SetDisplayVisible- und die SetDisplayVer/HorOnTimer-Funktionen. Sie schal- ten die Anzeigen auf und aktualisieren diese. Ein Sonderfall ist die Klasse top cp buffer. Sie steht fu¨r den topologischen Beha¨lter. • Steuerungsobjekte: Wie bereits erwa¨hnt werden durch die Steuerungsobjekte die diskreten sowie die kontinuierlichen Steuerungselemente aufgeschaltet. Die wichtigsten Funktionen sind die SetControlVisible- und die SetControlOnTimer-Funktionen, die genauso ar- beiten wie die Funktionen fu¨r die Anzeigen. – Diskrete Steuerungsobjekte: top cp pump, top cp conveyer, top cp agitator, top cp motor, top cp controler – Kontinuierliche Steuerungsobjekte: top cp valve, top cp heat exchanger – Verbindungobjekte: top cp pipeline, top cp ramification, top cp connection, top cp signalline 6.3.3 Graphik-Bibliothek Die ProVis EO-Graphik-Bibliothek umfasst die Bitmaps, die z.B. von den Komponentenobjek- ten der TOP- und der Virt3D-Bedienoberfla¨che sowie vom topologischen Teil der EID-Bedien- oberfla¨che entsprechend ihrem Modell, Typ und Zustand u¨ber die allgemeinen Funktion Check- State zur Laufzeit geladen werden. 6.3.3.1 TOP-Graphikobjekte Die Tabelle 6.3 zeigt auszugsweise die Graphikbibliothek fu¨r das Untersystem SUB01 2 Regu- lierung Wasseranschluss. Es handelt sich um Bitmaps, die entsprechend dem aktuellen Zustand in das entsprechende TImage-Objekt geladen werden. Tabelle 6.3: TOP-Objekte: Graphik-Bibliothek – Untersyteme SUB01 2 Regulierung Wasseranschluss Zustand NORMAL ALARM NOTFALL ZERSTO¨RT Bitmap In der Tabelle 6.4 sind die graphischen Symbole fu¨r die TOP-Objekte der Komponen- ten entsprechend ihrer Auswahleigenschaft zu sehen. Ist die Auswahleigenschaft auf Nicht selektierbar eingestellt, kann die Komponente nicht ausgewa¨hlt werden, da keine Funk- tion hinterlegt ist. Ist die Auswahleigenschaft mit Selektierbar angegeben, kann die zur Komponente geho¨rende Steuerung oder Anzeige aufgerufen werden. Die Auswahleigenschaft Selektierbar hat zwei Auspra¨gungsstufen: Passiv und Aktiv. Die Auspra¨gung Passiv bedeu- tet, dass man die Komponente selektieren kann, sie aber noch nicht aufgerufen wurde. Die Auspra¨gung Aktiv liegt vor, wenn ein Bediener eine Komponente mittels GID selektiert und so die zugeho¨rige Steuerung oder Anzeige aufgerufen hat. Entsprechend der Auspra¨gung wechselt 76 6.3.3 Graphik-Bibliothek der Rahmen der Komponentengraphik die Ausrichtung. So soll ein Schalter angedeutet werden, der eine Art graphischer Ru¨ckkopplung durch das Umschalten des Rahmens gibt und so dessen Auswahl anzeigt. Fu¨r den topologischen Beha¨lter wird eine horizontale Linie entsprechend dem aktuellen Fu¨llstand gezogen sowie eine Fla¨che im Inneren des Beha¨lters proportional zum Fu¨ll- stand farblich abgehoben wiedergegeben. Auf diese Weise erreicht man eine leichte Erkennung kritischer Zusta¨nde wie die Unter- oder U¨berbefu¨llung des Beha¨lters. Die Verbindungsobjekte in Tabelle 6.4 unten ko¨nnen vom Bediener nicht ausgewa¨hlt werden. Tabelle 6.4: TOP-Objekte: Graphik-Bibliothek – Anzeigen, Steuerungen und Verbindungen TOP-Objekt Symbol (nach Auswahleigenschaft) Nicht Selektierbar selektierbar Passiv Aktiv Anzeigen Beha¨lter Zustands- Temperatur gro¨ßen Massenfluss Qualita¨t Verha¨ltnis Fu¨llstand Steuerungen Pumpe Diskret Fo¨rderer Ru¨hrwerk – – Motor Klappe Regler Durchfluss Temperatur Fu¨llstand Kontinuierlich Ventil Wa¨rmetauscher Verbindungen Flu¨ssigkeit Pulver Mischung Rohrleitung Verzweigung – Zusammenfu¨hrung – 6.3.3.2 Virt3D-Graphikobjekte Die Bitmaps der Graphik-Bibliothek fu¨r die Virt3D-Bedienoberfla¨che zeigt die Tabelle 6.5. Im Gegensatz zu den TOP-Symbolen besitzen die virtuellen Symbole aufgrund ihrer komplizier- 77 6.3 Topologisch-orientierte Sichten teren Form keine Rahmen, die entsprechend der Auspra¨gung der Auswahleigenschaft wechselt. Fu¨r einige Prozesselemente wird visualisiert, ob die angebundene Prozessgro¨ße ξ gleich Null oder gro¨ßer als Null ist. Ist ξ > 0, sind die Symbole, so vorhanden, in der Reihenfolge Flu¨ssigkeit, Pulver und Mischung wiedergegeben. Tabelle 6.5: Virt3D-Bedienoberfla¨che: Graphik-Bibliothek – Anzeige- und Steuerobjekte Virt3D-Objekt Symbol (nach Flusseigenschaft) ξ = 0 ξ > 0 Anzeigen Beha¨lter Temperatur Massenfluss Qualita¨t Verha¨ltnis Fu¨llstand Steuerungen Pumpe Diskret Fo¨rderer Ru¨hrwerk Motor/Klappe Regler Kontinuierlich Ventil Wa¨rmetauscher Abku¨hlung Erwa¨rmung Verbindungen Rohrleitung Verzweigung Zusammenfu¨hrung 6.3.4 Graphische Bedienoberfla¨chen Die beiden folgenden Abschnitte zeigen Screenshots der entwickelten Virt3D- und TOP-Oberfla¨chen. Der topologische Teil der EID-Oberfla¨che wird in Abschnitt 6.4.3 gezeigt. 6.3.4.1 TOP-Bedienoberfla¨che Das Bild 6.11 zeigt links die U¨bersicht der TOP-Bedienoberfla¨che fu¨r den Beispielprozess MIPS und rechts die Detailsicht fu¨r das Untersystem SUB01 Zufluss Flu¨ssigkeit. Die untergeordneten 78 6.3.4 Graphische Bedienoberfla¨chen Sichten6 lassen sich durch Auswahl der entsprechenden Bereiche aufrufen. Kann eine Detailsicht aufgerufen werden, verfa¨rbt sich der Hintergrund des Bereichs blau. Bild 6.11: Bedienoberfla¨che: MIPS – TOP-U¨bersicht und Detailsicht SUB01 Zufluss Flu¨ssigkeit Durch einfaches Klicken auf den Objektbezeichner erha¨lt man in der Statuszeile des Fensters na¨here Informationen zum markierten Objekt. Das Objekt, zu dem die Information geho¨rt, ist durch ein gelbes i markiert. Sobald der Bediener mit dem GID ein Objekt ansteuert, wird dessen Hintergrund wie schon in der U¨bersicht blau eingefa¨rbt.7 6.3.4.2 Virt3D-Bedienoberfla¨che Im Bild 6.12 sind wiederum die U¨bersicht der Virt3D-Bedienoberfla¨che fu¨r den MIPS-Prozess und das Untersystem SUB01 Zufluss Flu¨ssigkeit abgebildet. Auch hier lassen sich die unterge- ordneten Sichten durch Auswahl der eingefa¨rbten Bereiche aufschalten. Bild 6.12: Bedienoberfla¨che: MIPS – Virt3D-U¨bersicht und Detailsicht SUB01 Zufluss Flu¨ssigkeit 6Insgesamt existieren fu¨r die TOP-, die Virt3D- und die EID-Bedienoberfla¨chen vier Detailsichten fu¨r die Untersysteme SUB01 bis SUB04. 7Dies gilt fu¨r alle vier ProVis EO-Bedienoberfla¨chen. 79 6.4 Kognitions-orientierte Sichten 6.4 Kognitions-orientierte Sichten: EID und MFM Die EID- und MFM-Oberfla¨chen bilden die kognitions-orientierten Sichten auf den Prozess. Die EID-Objekte werden durch die eid mp ...-Klassen, die MFM-Objekte durch die mfm ...- Klassen abgebildet. Im folgenden werden die wichtigsten EID- und MFM-Klassen, die Graphiken sowie die Umsetzung des MIPS-Prozesses in eine EID- und MFM-Bedienoberfla¨chen dargestellt. 6.4.1 EID-Objekte Zu den hier beschriebenen EID-Objekten geho¨ren alle Bestandteile der Mappings. Der topolo- gische Teil von EID wird u¨ber die TOP-Klassen vom letzten Abschnitt umgesetzt. 6.4.1.1 Allgemein Allgemein heißt in diesem Zusammenhang, dass diese Klassen sowohl fu¨r das Bilanzobjekt als auch fu¨r das Verbindungsobjekt vorkommen. Die Funktionen und Eigenschaften liegen in der ProVis EO-Klasse eid mp general. Dabei handelt es sich um Funktionen fu¨r die Objekt- beschriftung und fu¨r das Erzeugen von Balkenanzeigen. Wie auch die topologischen Objekte besitzen die EID-Objekte Deklarationen der Klasse process data und sind so mit den Pro- zessdaten verbunden. Beschriftung: Mit der Beschriftung der Mappingobjekte Min Ist Max Bezeichner Einheit Bild 6.13: EID-Objekt – Allgemein: Beschriftung werden der Typ, die Istwerte und Wertebereiche der ent- sprechenden Prozessgro¨ßen, deren Einheit sowie die Be- zeichnung der Objekte in textlicher Form wiedergegeben. Das Bild 6.13 zeigt die Umsetzung der Beschriftung zur Laufzeit beispielhaft fu¨r eine Massenbilanz. Die Funktion fu¨r die Textausgabe wie auch alle anderen Mappingfunk- tionen lassen sich in statische und dynamische Funktio- nen klassifizieren. Statisch bedeutet in diesem Zusam- menhang, dass die Funktionen nur einmal ausgefu¨hrt werden, da sich die ausgegebenen Werte u¨ber die Zeit nicht a¨ndern. Dazu za¨hlen der Bezeichner, die Minimal- sowie die Maximalwerte. Dynamische Funktionen hinge- gen mu¨ssen zu jedem Simulationstakt ausgefu¨hrt wer- den, da sich die Ausgabewerte, z.B. die Istwerte, u¨ber die Zeit a¨ndern. Die Funktion DrawFrame Text erzeugt die Beschriftung. Balkenanzeige: Zum Unterstu¨tzen der Istwerterkennung Istwert Sollwert Bild 6.14: EID-Objekt – Allgemein: Balkenanzeige werden so genannte Balkenanzeigen eingefu¨hrt. Sie lie- gen fu¨r die Bilanzen an der oberen und unteren Kante, fu¨r die Verbindungsobjekte nur an der unteren Kante. In der Balkenanzeige ist der aktuelle Istwert fu¨r den Zufluss, den Abfluss bzw. fu¨r die Gro¨ße des Verbindungsobjek- tes dargestellt. Mit der Funktion DrawCurrent Display wird die Balkenanzeige generiert. 6.4.1.2 Bilanzobjekte Mit den Bilanzobjekten werden die beiden a¨ußeren Graphiken des EID-Mappings umgesetzt. Die ProVis EO-Klasse eid mp balance entha¨lt die Funktionen fu¨r die Berechnung und Ausga- be der Graphiken. Fu¨r die Bilanzobjekte ko¨nnen Sollwerte in Form von Liniengraphiken und Verbindungen zu den topologischen Objekten ausgegeben werden. 80 6.4.1 EID-Objekte Die folgenden Punkte zeigen die Umsetzung der Mappings, Sollwerte und Verbindungslinien. Massenbilanz: Mit der Funktion DrawFrame. . . werden die sta- Bild 6.15: EID-Objekt: Massenbilanz tischen Elemente, mit der Funktion DrawCurrent. . . die dyna- mischen Objekte gezeichnet. Zum Verdeutlichen des Prozesszu- standes ist die zwischen dem Ursprung, der Fu¨llstandslinie und der Tendenzlinie aufgespannten Fla¨che blau gefu¨llt. So kann der Bediener Gleichgewichtszusta¨nde schnell erkennen, da die Fla¨che in diesem Fall einem Rechteck entspricht. Energiebilanz: Das Objekt fu¨r die Energiebilanz von Bild 6.16 Bild 6.16: EID-Objekt: Energiebilanz wird mit den gleichen Funktionen gezeichnet wie die Massenbi- lanz. Die Eigenschaft type ist hier auf den Wert ENERGY MAP- PING statt wie oben auf MASS MAPPING gesetzt. Die von der Energieinhaltslinie und der Tendenzlinie aufgespannte Fla¨che ist fu¨r die Energiebilanz rot eingefa¨rbt. Sollwerte: Mit der Funktion DrawCurrent Desired ko¨nnen in- Bild 6.17: EID-Objekt: Sollwert nerhalb der Bilanzobjekte die Sollwerte als gestrichelte Linien angezeigt werden. In der Vertikalen werden der Zufluss- und der Abfluss-Sollwert miteinander verbunden. Dies fu¨hrt bei ge- schickter Skalierung zu einer geraden Linie. In der horizontalen Ausrichtung wird fu¨r die Massenbilanz der Fu¨llstandssollwert, fu¨r die Energiebilanz der Sollwert des Energieinhalts ausgegeben. Entsprechen die Istwerte den Sollwerten, u¨berdecken die Istwertlinien die Sollwertlinien. Abweichungen vom Sollwert sind so schnell erkennbar. Verbindungslinien: Die Funktion DrawConnections zeichnet Bild 6.18: EID-Objekt: Verbindungslinien Verbindungslinien zwischen den topologischen Komponenten und den Bilanzen. Auf diese Weise kann man erkennen, welche Komponenten Einfluss auf den Zu- oder Abfluss der Bilanzob- jekte nehmen, siehe Bild 6.18. Mit Ausnahme der Verbindungs- linien sind alle anderen Mapping-Eigenschaften der Beschrif- tung, Balkenanzeigen und Sollwerte standardma¨ßig aufgeschal- tet. Die teilweise unu¨bersichtlichen Verbindungslinien werden nur auf Anforderung wiedergegeben. 6.4.1.3 Verbindungsobjekt Das Verbindungsobjekt ist in der Klasse eid mp connection umgesetzt. Hier werden lineare Zusammenha¨nge (Temperatur) und nichtlineare Zusammenha¨nge (Qualita¨t) berechnet. Linear: Die Funktion DrawCurrent mit der Eigenschaftseinstel- Bild 6.19: Linear lung mathematical mapping = LINEAR MAPPING berechnet den dynamischen Anteil des Verbindungsobjektes. Die Werte fu¨r die Ho¨hen der Fu¨llstands- und Energieinhaltslinien erha¨lt das Ver- bindungsobjekt durch die angebundenen Bilanzobjekte (eid - mp balance *link right, eid mp balance *link left). Nichtlinear: Der quadratische Zusammenhang wird durch die Bild 6.20: Nichtlinear gleiche Funktion DrawCurrent wie fu¨r den linearen Zusam- menhang, jedoch mit der Eigenschaftseinstellung mathemati- cal mapping = NON LINEAR MAPPING berechnet (siehe auch Bild 6.20) ausgegeben. Die anderen Ausgaben verwenden die gleichen Funktionen wie der lineare Zusammenhang. 81 6.4 Kognitions-orientierte Sichten 6.4.1.4 Gesamtdarstellung Zur besseren U¨bersicht ist in Bild 6.21 ei- Bild 6.21: EID-Objekte: Gesamtdarstellung ne Gesamtdarstellung eines EID-Mappings der ProVis EO-Software abgebildet. Wiedergege- ben ist die Standarddarstellung mit Beschrif- tung, Balkenanzeigen und Sollwertwiedergabe. 6.4.2 MFM-Objekte Die Klassen fu¨r die MFM-Objekte umfassen die Umsetzung der MFM-Ziele und Zielhierarchien, der Flussstrukturen sowie der Management- und Flussfunktionen. Eine gemeinsame allgemeine Klasse la¨sst sich fu¨r diese Objekte nicht sinnvoll formulieren. 6.4.2.1 U¨bersichtsobjekte Die Zielhierarchien und die Ziele bilden die U¨bersichtsobjekte der MFM-Bedienoberfla¨che. Da- bei dient die Zielhierarchie als u¨bergeordnetes Objekt fu¨r die Zielobjekte. Die Ziele sind als Zielbaum innerhalb der Zielhierarchie auf verschiedenen Ebenen u¨ber ein Gitter angeordnet. Zielhierarchie: Die Klasse mfm goal hierarchy entha¨lt die Funk- Bild 6.22: MFM-Objekte: Zielhierarchie tionen und Eigenschaften fu¨r die Zielhierarchie. Das wichtigste Graphik-Objekt ist das TImage-Objekt img hierarchy. Auf die- sem Objekt werden das Gitter fu¨r die Anordnung der Zielgraphiken generiert und u¨ber die Funktion DrawHierarchy der Ziel-Klasse die Verbindungslinien der Ziele gezeichnet. Bild 6.22 zeigt im Vor- griff auf den na¨chsten Punkt eine einfache Zielhierarchie. Ziel: Die Funktionen und Eigenschaften Ziel-Objekt Symbol (nach Auswahleigenschaft Nicht Selektierbar selektierbar Passiv Aktiv Standard Rahmenfarbgebung nach Flussstrukturtyp Masse Energie Information Tabelle 6.6: MFM-Objekte: Graphik-Bibliothek – Ziele fu¨r die Ziele sind in der ProVis EO-Klasse mfm goal abgelegt. Die wichtigsten Funk- tionen sind die GenerateState-Funktion und die SetGraphic-Funktion. Die erstge- nannte Funktion setzt den Zustand eines Zieles abha¨ngig vom Zustand der ange- bundenen Flussstruktur. Die zweite Funk- tion la¨dt zur Laufzeit das entsprechende Bitmap aus Tabelle 6.6, abha¨ngig von Typ und Zustand. Angebunden werden Fluss- strukturen durch die AchieveRelationTo- bzw. durch die AchieveByControlRela- tionTo-Funktion. Kann das Ziel mit einer Prozessgro¨ße verbunden werden, ist ei- Bild 6.23: MFM-Objekte: Ziel – Graduelle Erfu¨llung ne graduelle Angabe fu¨r eine Zielerfu¨llung mo¨glich (beispielsweise fu¨r das MIPS-Ziel Richtige Entnahmetemperatur. Die Funktionen DrawAchievementGrade und CalculateAchievementGrade berech- nen die Istwertabweichung vom Sollwert bzw. bilden sie ab. Das Bild 6.23 zeigt eine Zielgraphik mit einer graduellen Zielerreichung von 86%. Die Farbgebung fu¨r die graduelle Graphik ha¨ngt wiede- rum vom Zustand des Zieles ab. 82 6.4.2 MFM-Objekte 6.4.2.2 Flussstruktur Die Flussstrukturen sind in der Klasse mfm struc- Typ Farbgebung Masse Energie Information Tabelle 6.7: MFM-Objekt: Farbcodie- rung der Flussstrukturen ture umgesetzt. Der Wert der Eigenschaft state ent- scheidet u¨ber den Zustand des angebundenen Zieles. Der Zustand der Flussstruktur selbst wird durch den un- gu¨nstigsten Zustand der zugeho¨rigen Flussfunktionen gesetzt. Die Farbeigenschaft des TPanel-Objektes der Flussstruktur wird von der Art der Flussstruktur, wie in Tabelle 6.7 angegeben, bestimmt. Auf die Formcodie- rung fu¨r die Flussfunktionen von Abschnitt 2.3.6.2 wird zugunsten einer konsistenten Darstellung dieser Objek- te verzichtet. Auf dem TImage-Objekt der Flussstruktur werden die Verbindungslinien der Flussfunktionen u¨ber die Funktion DrawConnection der Klasse mfm ff general gezeichnet. 6.4.2.3 Flussfunktion Als einzige der softwaretechnischen MFM-Umsetzung sind die Flussfunktionen in eine allge- meine und neun speziellere Klassen unterteilt. U¨ber die Flussfunktionssymbole lassen sich, wie zuvor u¨ber die Komponenten, die Anzeigen und Steuerungen von Abschnitt 6.1 auf- und ab- schalten. Je nachdem wie viele Komponenten eine Flussfunktion realisieren, ko¨nnen mehrere Anzeigen oder Steuerungen aufgerufen werden. Allgemein: Die allgemeine Klasse mfm ff general entha¨lt als wichtigste Funktion die Check- State-Funktion. Sie setzt den Funktionszustand entsprechend der angebundenen Prozessgro¨ße. Eine weitere wichtige Funktion ist z.B. die CallCondition-Funktion, die Flussstrukturen fu¨r Bedingungsziele aufruft. Flussfunktionsklassen: Die folgende Aufza¨hlung nennt die Klassen fu¨r die Umsetzung der Flussfunktionen. Die wichtigsten Funktionen sind hier, wie schon in Abschnitt 6.3.2, die Funk- tionen fu¨r das Aufschalten der Anzeigen und Steuerungen. Fu¨r die Klassen mfm ff source und mfm ff observer ist jeweils die Funktion GenerateState zu nennen. Sie generiert die Zusta¨nde aller u¨ber die LinkTo-Funktion zu einer Flussstruktur verbundenen Flussfunktionen. Die LinkTo-Funktionen sind außerdem insofern wichtig, als dass sie die in Abschnitt 2.3.6.3 formulierten Syntaxregeln umsetzen. Die Umsetzung liegt in den mfm ff . . .-Klassen. Tabelle 6.8: MFM-Objekte: Graphik-Bibliothek – Flussfunktionen und Management-Funktion Flussfunktionsobjekt MAN Masse, Energie, Information Information Symbol8 SOR TRP BAR STO BAL SNK OBS DEC ACT Nicht selektierbar Passiv Aktiv 6.4.2.4 Beziehungen Die Beziehungen zwischen den Zielen und Flussstrukturen von Abschnitt 2.3.6.5 sind in der Klasse mfm goal durch die Art der Anbindung der Flussstrukturen realisiert. So verbindet die Funktion AchieveRelationTo- ein Ziel mit einer Struktur durch eine einfache Erreichungs- beziehung. Die Funktion AchieveByControlRelationTo verbindet ein Ziel mit einer Massen- 8nach Auswahleigenschaft. 83 6.4 Kognitions-orientierte Sichten oder Energieflussstruktur und einer Informa- Typ Graphik Erreichung Allgemein Steuerung Bedingung Realisierung Tabelle 6.9: MFM-Objekte: Graphik-Bibliothek – Beziehungen tionsflussstruktur. Die Bedingungsbeziehungen zwischen Flussfunktionen und Zielen sowie die Realisierungsbeziehungen zwischen Flussfunk- tionen und Komponenten sind in der Klasse mfm ff general durch die Funktionen Condi- tionIs bzw. RealisedBy umgesetzt. Die Ta- belle 6.9 zeigt die graphische Ausgabe der ein- zelnen Beziehungsarten. 6.4.2.5 Gesamtdarstellung Auch fu¨r die MFM-Objekte sei zur besse- Bild 6.24: MFM-Objekte: Gesamtdarstellung ren U¨bersicht eine Gesamtdarstellung wie in Bild 6.24 wiedergegeben. Wie schon in den to- pologisch orientierten Sichten ko¨nnen mittels Anklicken des Bezeichners weitere Informatio- nen zu den MFM-Objekten abgerufen werden. 6.4.3 Graphische Bedienoberfla¨chen Die beiden folgenden Abschnitte zeigen Auszu¨ge aus den kognitionsbezogenen Bedienober- fla¨chen von EID und MFM. Fu¨r EID ist die U¨bersicht und die gleiche Detailsicht wie fu¨r die Virt3D- und die TOP-Bedienoberfla¨chen, fu¨r MFM sind die U¨bersicht und eine Flussstruktur zu sehen, die der EID-Detailsicht im Ziel-Mittel-Modell entspricht. 6.4.3.1 EID-Bedienoberfla¨che Das Bild 6.25 zeigt die EID-U¨bersicht und ebenfalls die Detailsicht auf das Untersystem SUB01 Zufluss Flu¨ssigkeit. Sie entsprechen weitgehend der topologischen Sicht von Bild 6.11, jedoch erweitert um die EID-Objekte. In der Detailsicht auf das Untersystem ko¨nnen die Beschriftung, die Balkenanzeigen, die Sollwerte und die Verbindungslinien mit den Funktionstasten F9 bis F12 zu- bzw. abgeschaltet werden. 6.4.3.2 MFM-Bedienoberfla¨che Die U¨bersicht in Form der MFM-Zielhierarchie zeigt das Bild 6.26 auf der linken Seite. Zu den Flussstrukturen, in Bild 6.26 rechts dargestellt, gelangt man durch Anklicken der Ziele. Das zuletzt ausgewa¨hlte Ziel wird zur Wiedererkennung mit einem blauen Pfeil markiert. Die An- ordnung der Zielsymbole kann durch die Radiobutton-Anordnung oben links vera¨ndert werden. Zu sehen ist in Bild 6.26 die Standardanordnung, in der die Zielverbindungen im Hinblick auf die U¨bersichtlichkeit angeordnet sind. Der nicht wiedergegebene Anordnungstyp Art positioniert die Zielobjekte nach dem Typ der angebundenen Flussstruktur9. Der Anordnungstyp System ordnet die Ziele nach ihren Verbindungen im Ziel-Mittel-Modell10. Das Bild 6.26 zeigt links 9Massenflussstrukturen links, Energieflussstrukturen rechts und in der Mitte die Informationsflussstrukturen. 10Ziele, die z.B. u¨ber das Ziel-Mittel-Modell mit dem Untersystem SUB01 verbunden sind, werden in der Zielhierarchie oben rechts positioniert. Ziele mit Verbindungen zum Untersystem SUB02 oben links, etc. 84 6.4.3 Graphische Bedienoberfla¨chen die Flussstruktur zum Erreichen des MFM-Zieles Gpro22 Vorlaufmenge Flu¨ssigkeit ausreichend. Die Anzeige- und Steuerelemente werden durch Anklicken der mit einem Rahmen versehenen Flussfunktionssymbole aufgeschaltet. Flussfunktionssymbole ohne Rahmen befinden sich aus syntaktischen Gru¨nden in der Struktur. Bild 6.25: Bedienoberfla¨che: MIPS – EID-U¨bersicht und Detailsicht SUB01 Zufluss Flu¨ssigkeit Bild 6.26: Bedienoberfla¨che: MIPS – MFM-U¨bersicht und Detailsicht Ziel Gpro22 Vorlaufmenge Flu¨ssig- keit ausreichend 85 7 Die Evolutiona¨re Optimierungs-Methodik EOGUI Nachdem nun die Voraussetzungen geschaffen sind, wird in diesem Kapitel auf die Evolutiona¨re Optimierung von Mensch-Maschine-Schnittstellen (HMI) eingegangen. Speziell auf die Optimie- rung der graphischen Bedienoberfla¨chen als der Bestandteil der HMI, der die Interaktion zwi- schen Mensch und Maschine ermo¨glicht. Nach Einfu¨hrung neuerer, auch kognitions-bezogenen Sichten neben der klassischen Darstellung im ersten allgemeingu¨ltige Schritt der Optimierung, umfasst der jetzt beschriebene zweite Schritt die individuelle Optimierung fu¨r einzelne Bediener. Die Methode ermo¨glicht es, dem von Geiser (1998) eingefu¨hrten Begriff der ”Bedienerfeind- lichkeit” entgegenzuwirken. Insbesondere der in diesem Zusammenhang genannten niedrigen Bedienerakzeptanz, da die generierte Oberfla¨che durch die Bediener selbst gestaltet wird. Im vorliegenden Optimierungsproblem streiten Individuen von vier Populationen um das Vorrecht, Nachkommen in eine neue Population entsenden zu du¨rfen. Die Individuen sind die verschiedenen Objekte der Bedienoberfla¨chen. Die Ursprungspopulationen sind die vier Bedien- oberfla¨chen Virt3D, TOP, EID und MFM. Die neue Population ist die vom unten beschriebenen EOGUI-Algorithmus generierte Oberfla¨che. Je besser sich die Individuen der Ursprungspopu- lationen behaupten ko¨nnen, um so gro¨ßer ist ihre U¨berlebenswahrscheinlichkeit. Entscheidend fu¨r das Weiterleben bzw. fu¨r die Auswahl eines Individuums als Elter ist dessen Fitness. Je besser ein Individuum den Pra¨ferenzen eines Bedieners entspricht, desto ho¨her ist seine Fitness. In diesem Sinne ist die Optimierung als Maximierungsproblem zu formulieren. Bewertungen in der Optimierung sind durch ein Gu¨tekriterium, die in Kapitel 4 genannten Zielfunktionen, vor- zunehmen. Fu¨r die Evolutiona¨re Optimierung von Mensch-Maschine-Schnittstellen sind diese Funktionen weniger Modellbeschreibungen als vielmehr Berechnungsvorschriften zum Auswer- ten der Kriterien, die sich in zwei Arten klassifizieren lassen: in Kriterien der Objektiv- und der Subjektiv-Adaption. Wa¨hrend die Objektiv-Adaption alle messbaren Gro¨ßen entha¨lt, werden mit der Subjektiv-Adaption die Eindru¨cke des Bedieners abgefragt. Vo¨lkel (2003b; 2003c) Der folgende Abschnitt geht zuna¨chst auf die Struktur von Graphischen Oberfla¨chen ein, um sie fu¨r die Optimierung bzw. fu¨r die Generierung einer neuen Oberfla¨che abbilden zu ko¨nnen. Danach folgt eine Einordnung der Methode im Vergleich zu den klassischen Verfahren der evolutiona¨ren Optimierung. Eine allgemeine Beschreibung der entwickelten EOGUI-Methodik schließt sich an, mit der ein U¨berblick u¨ber die Methode gegeben wird, bevor im folgenden die einzelnen eigenen Abstraktionen der evolutiona¨ren Mechanismen explizit erla¨utert werden. Die Beschreibung der softwaretechnischen Umsetzung schließt dieses Kapitel ab. 7.1 Struktur von Graphischen Bedienoberfla¨chen Um Graphische Bedienoberfla¨chen als zentralen Teil der Mensch-Maschine-Schnittstelle der Evolutiona¨ren Optimierung zuga¨nglich zu machen, mu¨ssen zuna¨chst die unterschiedlichen Be- standteile und Ebenen der Bedienoberfla¨chen in eine allgemeingu¨ltige Struktur gebracht wer- den. Diese Struktur soll es ermo¨glichen, die verschiedenen Oberfla¨chen zueinander in Bezug zu setzen. Es geht um die Strukturierung der Individuen selbst und um eine Zuordnung der Individuen-Strukturen zu Hierarchieebenen. 86 7.1.1 Individuen bezogene Strukturierung und Begriffsdefinitionen 7.1.1 Individuen bezogene Strukturierung und Begriffsdefinitionen Fu¨r die Individuen bezogene Strukturierung werden die im folgenden erla¨uterten Begriffe der Individuen, Individuentypen und Individuenklassen eingefu¨hrt. Individuen: Die Individuen im Sinne der Graphischen Bedienoberfla¨chen entsprechen den Ob- jekten aus Kapitel 2. Sie stehen biologisch betrachtet fu¨r individuelle Lebewesen mit unter- schiedlichen Eigenschaften und Fa¨higkeiten. Im Sinne der Evolutiona¨ren Algorithmen von Ka- pitel 4 entsprechen sie den Variablen der Optimierung. Die Individuen bilden sich aus den physikalischen oder funktionalen Bedeutungen, die zusammenfassend in einem Symbol darge- stellt sind. Diese Einheiten entsprechen den Bestandteilen des Ziel-Mittel-Modells (Funktionaler Zweck bis physikalische Form) von Abschnitt 2.1.4. Fu¨r diese Arbeit handelt es sich bei den Individuen um die konkreten Elemente der Bedienoberfla¨chen1. Die Eigenschaften der Individu- en sind die Bezeichnungsgro¨ßen, Abmessungen, Farben, Positionen von Abschnitt 7.2.2.1, der Zustand wie in Abschnitt 2.3.2 beschrieben, die Verbindung zu einer der ebenfalls in Abschnitt 2.3.2 eingefu¨hrten Prozessgro¨ßen ξ, aber auch Funktionen, z.B. der Aufruf von Steuerungen. Exemplarisch sind in Bild 7.1 die Wa¨rmetauscherindividuen des MIPS-Prozesses in der zwei- ten Spalte von links dargestellt. Eine grobe U¨bersicht u¨ber alle Individuen des MIPS-Prozesses findet sich in Kapitel 5.1 u.a. in den Bildern 5.1 und 5.6 bis 5.9. Individuentyp: Die Individuentypen bilden die na¨chst u¨bergeordnete Ebene gegenu¨ber den Indi- viduen bzw. sind die Individuen die Instanziierungen der Individuentypen. Im biologischen Sinne ko¨nnte man hier von der Zuordnung eines Lebewesens zu einer Art, Unterart oder Rasse spre- chen. Beispielsweise ko¨nnte ein geflu¨geltes Wesen mit der Fa¨higkeit, Lo¨cher in Ba¨ume zu hacken, als Specht klassifiziert werden. Fu¨r die technische Evolutiona¨re Optimierung von Kapitel 4 gibt es kein A¨quivalent. Die Instanziierungen der Individuentypen fu¨hren abha¨ngig vom zugrunde liegenden Modell zu unterschiedlichen graphischen Auspra¨gungen der Individuen, z.B. als TOP- oder Virt3D-Symbol. Individuentypen sind z.B. der Wa¨rmetauscher oder die Transportfunkti- on. Die Eigenschaften des Individuentyps bestehen aus der Populationszugeho¨rigkeit (Virt3D, TOP, EID oder MFM), der Benennung des Typs (Wa¨rmetauscher, Transportfunktion, etc.), der Zuteilung zu einer im na¨chsten Abschnitt eingefu¨hrten Ebene und der Zuordnung eines graphischen Symbols. Fu¨r einen Virt3D-Wa¨rmetauscher beispielsweise werden die physikali- schen Einheiten (Ebenen der physikalischen Form) der Rohrbu¨ndel , Flanschanschlu¨sse und des Geha¨uses zusammengesetzt. Fu¨r ein funktionales Objekt sei die Zusammensetzung der Raute und des Pfeils zum MFM-Symbol des Transports (Verallgemeinerte Funkti- on) genannt. Das Bild 7.1 zeigt die fu¨r diese Arbeit gefundenen Individuentypen in der dritten Spalte von links. Individuenklassen: Die Individuentypen werden in Individuenklassen zusammengefasst, um einen maximalen u¨bergeordneten Bezug fu¨r die Individuentyp-Instanzen zu erhalten. Dieser Be- zug dient in dieser Arbeit vor allem als Bezug fu¨r die Bewertung der Individuen. Im Ru¨ckgriff auf das verwendete Beispiel des Wa¨rmetauschers geho¨rt dieser Typ zur Klasse der Komponen- ten. Fu¨r den biologischen Zusammenhang entspricht die Individuenklasse dem taxonomischen Begriff der Gattung. Um auch hier beim gewa¨hlten Beispiel zu bleiben ist das biologische A¨qui- valent zu den Komponenten fu¨r den Specht die Gattung der Vo¨gel. Fu¨r die Individuenklassen beschra¨nken sich die Eigenschaften auf die Benennung. In Bild 7.1 sind die Individuenklassen ganz rechts wiedergegeben. Bedienoberfla¨che: Eine gesonderte Stellung im Zusammenhang der Individuen bezogenen Struk- turierung nimmt der Begriff der Bedienoberfla¨che ein. Die Individuen sind in Strukturen zu- sammen gefasst, die wiederum die Bedienoberfla¨chen bilden. Der Begriff der Bedienoberfla¨che entspricht hier dem biologischen Begriff der Population von Abschnitt 3.3 als Gruppe von zu- sammengeho¨renden Individuen. Aus Konsistenzgru¨nden zu den vorangegangenen Kapiteln wird im folgenden fu¨r die Bedienoberfla¨chen der Begriff der Population verwendet. Die Populationen sind in Bild 7.1 ganz links dargestellt. 1Beispielsweise der MIPS-Wa¨rmetauscher W102 der TOP-Bedienoberfla¨che fu¨r die Enderwa¨rmung der zu- laufenden Flu¨ssigkeit. 87 7.1 Struktur von Graphischen Bedienoberfla¨chen Bild 7.1: Strukturierung: Individuen bezogene Struktur von Graphischen Bedienoberfla¨chen und Popu- lationszugeho¨rigkeit 7.1.2 Ebenen bezogene Strukturierung Mit der Ebenen bezogenen Strukturierung wird die Hierarchie innerhalb der Graphischen Be- dienoberfla¨che fu¨r industrielle Prozesse beschrieben. Man kann von einem Zoom in das zu bedienende System, ausgehend von einer u¨bergeordneten in eine detailliertere Sicht, sprechen. Die folgenden Punkte beschreiben die Stufen der Ebenen bezogenen Strukturierung. U¨bersichtsebene: Auf der ho¨chsten Ebene ist das System in seiner Gesamtheit dargestellt, d.h. das System ist in Form einer zusammenfassenden U¨bersicht u¨ber die wichtigsten Bestand- teile dargestellt. Ausgehend von dieser U¨bersicht lassen sich, wie z.B. fu¨r diese Arbeit in Ab- schnitt 6.3.4 beschrieben, untergeordnete Sichten aufrufen. Fu¨r die topologisch orientierten Sichten von Abschnitt 6.3 bildet die Gesamtdarstellung der Untersysteme die U¨bersichtsebene, fu¨r die kognitionsbezogene Sicht der EID-Darstellung kommen die U¨bersichtsmappings hinzu. In der MFM-Oberfla¨che befindet sich die Zielhierarchie mit den Zielen auf der U¨bersichtsebene. Zusammengefasst entha¨lt die U¨bersichtsebene die Individuenklassen System (Individuentyp: Gesamtsystem), Mapping, Zielhierarchie und Ziel. Zwischenebene: Je nach Komplexita¨t des abgebildeten Systems ko¨nnen ab der zweiten Ebene ein oder mehrere Zwischenebenen existieren. Ho¨here Zwischenebenen fassen niedrigere Zwischen- ebenen bzw. die im na¨chsten Punkt beschriebenen Bestandteile der Elementebene zu u¨berge- ordneten Einheiten zusammen. Die topologisch orientierten Sichten unterteilen auf der Zwi- schenebene das Gesamtsystem in spezialisierte Bereiche, entsprechend den verschiedenen Funk- tionalita¨ten und Anforderungen an das System. Fu¨r den MIPS-Prozess zeigt der Abschnitt 5.1.1 im Bild 5.2 auf den beiden mittleren ”Zeilen” dessen Unterteilung in die Zwischenebe- 88 nen Untersystem2 und Teilsystem3 Fu¨r die kognitions-orientierte EID-Sicht kommen wieder- um die Mappings dazu. Im MFM-Modell liegen an dieser Stelle die Flussstrukturen. Zusam- mengefasst liegen die Klassen System (Typen: Untersystem und Teilsystem), Mapping und Flussstruktur auf der Zwischenebene. Elementebene: Diese Ebene entha¨lt die Individuen der untersten Hierarchiestufe innerhalb der Graphischen Bedienoberfla¨chen. Fu¨r die topologisch orientierten Sichten sind dies die Kompo- nenten (Wa¨rmetauscher, etc.) der Tabellen 6.4 und 6.5. Fu¨r die kognitions-orientierten Sichten handelt es sich fu¨r das EID-Modell um die TOP-Komponenten der Tabelle 6.4 und fu¨r das MFM-Modell um die Flussfunktionen (Quelle, etc.) und die Management-Funktionen. Der Ab- schnitt 5.1.1 nennt die Komponenten-Individuen fu¨r den MIPS-Prozess in der vierten Zeile von Bild 5.2. Einen U¨berblick u¨ber die Flussfunktionen geben die Bilder 5.5 und 5.9. Interaktionsebene: Die Interaktionsebene ist die unterste Stufe in der Ebenen bezogenen Struk- turierung von Graphischen Bedienoberfla¨chen fu¨r industrielle Prozesse. Hier werden Informa- tionen aus dem System in Anzeigen (Abschnitt 6.2) dargestellt. Vorgaben vom Bediener an das System werden ebenfalls auf dieser Ebene durch die Steuerung (Abschnitt 6.2) u¨bermittelt. Fu¨r die Evolutiona¨re Opti- Population (Modell) Top.-orient. Kognitions-orientiert Ebene V3D, TOP, EIDtpo EIDkgo MFM U¨bersicht Gesamtsystem Mapping Zielhierarchie Ziel Zwischen Unter-, Teilsys. Mapping Flussstruktur Element Komponente Management Flussfunktion Interaktion Anzeigen, Steuerungen Tabelle 7.1: Strukturierung: Ebenen bezogene Struktur Graphischer Bedienoberfla¨chen und zugeho¨rige Individuenklassen. mierung sind nur die ersten drei Ebenen von Interesse, da die Bestandteile der In- teraktionsebene fu¨r alle be- trachteten Oberfla¨chen von Kapitel 6 gleich sind. Die Tabelle 7.1 zeigt zusammen- fassend die Ebenen und die zugeho¨rigen Klassen der aus- gewa¨hlten Modelle. In der softwaretechnischen Umset- zung des MIPS-Prozesses von Abschnitt 5.1 liegen die U¨bersichtsebene und die Zwischenebene der topologischen Aus- richtung sowie der EID-Sicht in einem Formular. Die graphischen Auspra¨gungen der Teilsy- steme werden durch Gruppieren zu den Untersystemen zusammengefasst, die wiederum das Gesamtsystem bilden. Die kognitions-oriertierte Sicht von MFM dagegen trennt U¨bersichts- und Zwischenebene. Element- und Zwischenebene sind fu¨r MFM in einem Formular dargestellt. 7.2 Einordnung der EOGUI-Methodik und deren Individuen Zum besseren Versta¨ndnis der entwickelten Methode wird diese zuna¨chst mit den klassischen Verfahren der Abschnitte 4.3 und 4.5 verglichen und die EOGUI-Individuen erla¨utert. 7.2.1 Vergleich mit klassischen Verfahren der Evolutiona¨ren Optimierung Mit den klassischen Verfahren sind die in Abschnitt 4.5 genannten Verfahren der Evolutiona¨ren Programmierung (EP), Evolutiona¨ren Strategien (ES) und der Genetischen Algorithmen (GA) gemeint. Die Struktur des EOGUI-Algorithmus a¨hnelt am sta¨rksten den ES von Rechenberg, da auch hier die Evolution auf der Ebene der Individuen abstrahiert wird und nicht wie bei der EP auf der Ebene der Populationen. Der wesentliche Unterschied zu den GA liegt in der fehlenden generellen bina¨ren Codierung4 sowie der Existenz eines Mutationsoperators, der bei den Standard-GA von Abschnitt 4.5.3 fehlt. 2Untersystem: z.B. SUB01 - Zulauf Flu¨ssigkeit. 3Teilsystem: z.B. SUB01 1 - Transport Flu¨ssigkeit. 4Ausnahmen sind die Statuseigenschaften Sichtbarkeit, Animation oder 3D. Ansonsten existieren keine bi- na¨ren Codierungen. 89 7.2 Einordnung der Optimierungs-Methodik und deren Individuen Die Hauptunterschiede zu den drei Verfahren von Abschnitt 4.5 liegen in der Formulierung der Zielfunktionen und der Struktur des Ablaufs. Die Zielfunktionen der Verfahren EP, ES und GA sind Funktionen, die den Gegenstand der Optimierung beschreiben. Fu¨r diese Funk- tionen sind mo¨glichst optimale Werte durch ”Ausprobieren” ihrer Parameter zu erreichen. Im Gegensatz dazu beinhalten die Zielfunktionen der EOGUI-Methodik Berechnungsvorschriften fu¨r die Bewertungen der objektiven und subjektiven Kriterien. Sie bilden keine Modellgleichun- gen eines Systems, sondern bestimmen den Grad, wie stark ein Individuum den Pra¨ferenzen eines Bedieners entspricht. Der strukturelle Unterschied im Ablauf kommt im wesentlichen aus der unterschiedlichen Anzahl generierter Generationen. Wa¨hrend in den klassischen Verfahren je nach Rechenzeitaufwand bis zu mehreren Hundert Generationen erzeugt werden, ist diese Zahl fu¨r die EOGUI-Methode erheblich geringer und die Rechenzeit vergleichsweise niedrig. Der Hauptaufwand liegt fu¨r die EOGUI-Methode im Erfassen der Bedienerhandlungen und -Bewertungen, nicht in der Berechnung. Ein weiterer wesentlicher Unterschied betrifft die Repra¨sentation der Individuen und der Lo¨sung. Die klassischen Verfahren codieren die Problembeschreibungen und -lo¨sungen nume- risch in Form reeller oder bina¨rer Zahlen, d.h. die Individuen sind zumeist als Vektoren dar- gestellt. Die Repra¨sentation der EOGUI-Individuen gestaltet sich vo¨llig anders und ist daher Gegenstand des na¨chsten Abschnitts. 7.2.2 EOGUI-Individuen Fu¨r die EOGUI-Methodik sind die Individuen zuna¨chst einmal Objekte im Sinne von Abschnitt 7.1.1, die, wenn auch nur virtuell im Rechner abgebildet, eher natu¨rlichen Lebewesen a¨hneln als numerischen Darstellungen. Wie die Individuen der GA besitzen EOGUI-Individuen einen Genotyp und einen Pha¨notyp. 7.2.2.1 Der Genotyp von EOGUI-Individuen Der Genotyp der EOGUI-Indivi- Individuenklasse Eigenschaft κ SYS CMP MAP GHR GOA FST FFK Modell × –5 ⊗ ⊗ ⊗ ⊗ ⊗ Visualisierung × × × × × × × Position × × × × × × × Gro¨ße – × × × × × × 3D – × × – × – × Innere Form – × – – – – × A¨ußere Form – × – – – – × Hintergrdfarbe × – – × – × – Linienfarbe – – × × – – – Fu¨llungsfarbe – – × – – – – Tabelle 7.2: EOGUI-Individuen: Eigenschaften × : Individuenklasse besitzt Eigenschaft, meh- rere Auspra¨gungen sind mo¨glich ⊗ : Individuenklasse besitzt Eigenschaft, nur eine Auspra¨gung ist mo¨glich – : Individuenklasse besitzt Eigenschaft nicht duen umfasst die in der objektori- entierten Programmierung von Ka- pitel 6 festgelegten Eigenschaften κ, wie z.B. die Gro¨ße, Position, etc. Die weiter unten detailliert beschriebe- nen Eigenschaften bilden die Erb- anlagen der EOGUI-Individuen. Im Gegensatz zu den GA sind die Erb- anlagen nicht in Bit-Strings abge- legt, sondern als Eigenschaften6 un- terschiedlichster Art7. Sie umfassen fu¨r die Individuenklassen von Ab- schnitt 7.1.1 die in Tabelle 7.2 an- gegebenen Gro¨ßen. Nicht alle der in der Programmierung festgelegten Ei- genschaften za¨hlen zu den vera¨nder- baren Erbanlagen. Derartig festge- legte Eigenschaften beschreiben die Modellierung (z.B. die angebundene Prozessgro¨ße) oder den Zustand eines Individuums. 5Das Modell fu¨r die Individuenklassen der Komponenten und der Flussfunktionen wird durch die innere und a¨ußere Form bestimmt. Stimmen innere und a¨ußere Form u¨berein, bilden sich die in den Abschnitten 2.3.3.1, 2.3.4.1 und 2.3.6.2 beschriebenen Symbole. 6Eigenschaften sind hier die Eigenschaften und Funktionen der Klassen aus der ProVis EO-Software. 7z.B. Integer, Float, TImage, etc. 90 7.2.2 EOGUI-Individuen Innere/A¨ußere Form: Typ PMP VAL HEA MOT DIS CTR Population TOP/EID Außen Innen – Population Virt3D Außen Innen – – – Population MFM Typ SOR SNK OBS TRP BAR STO BAL DEC Außen Innen – Tabelle 7.3: Genotyp – EOGUI-Individuum: Eigenschaft Innere/A¨ußere Form Die graphische Ab- bildung der Indi- viduen der Klas- sen Komponente und Flussfunk- tion besteht aus einer a¨ußeren und inneren Form. Die a¨ußere Form be- steht fu¨r die Fluss- funktionen und die TOP-Kompo- nentenklasse aus den Grundformen , , und . Fu¨r die Virt3D-In- dividuen der Kom- ponentenklasse bil- det die a¨ußere Form einen Rahmen. Die innere Form steht fu¨r die erstgenannten Individuen fu¨r die Funktionalita¨t8. Fu¨r die Virt3D-Individuen steht sie fu¨r die Bestandteile der modellierten Komponenten. Die Form-Eigenschaft kommt besonders bei der in Abschnitt 7.5.3 beschriebenen Rekombination von EOGUI-Individuen zum Tragen. Fu¨r die a¨ußeren und inneren Formen sind die folgenden Eigenschaftswerte mo¨glich: κFout , κFin = V irt3D,TOP,EID,MFM 3D: Diese Eigen- Population: TOP, EID – Klasse: Komponente PMP VAL HEA BUF Population: MFM – Klasse: Flussfunktion SOR TRP STO SNK OBS DEC Tabelle 7.4: Genotyp – EOGUI-Individuum: 3D-Eigenschaft schaft dient dem Zweck, eine weite- re Dimension fu¨r die Visualisierung von Information zu ermo¨glichen, die Be- dienern das Erken- nen von Zusta¨nden erleichtern soll. De- renWert beschreibt den Status der ak- tuellen Einstellung. Fu¨r den Wert true ist die Eigenschaft κ3D von Individuen der Klassen Komponente, Mapping und Flussfunktion aktiviert, fu¨r false deaktiviert. Genannt werden die 3D-Eigenschaften bereits in Abschnitt 2.3.10, detaillierter be- schrieben sind sie bei Kolowa (2004). Der Wert der Eigenschaft ha¨ngt von der Optionseinstellung eines Bedieners ab oder kann sich als Ergebnis einer Mutation ergeben. Die Tabelle 7.4 zeigt die 3D-Eigenschaften der Klassen Komponente und Flussfunktion. Fu¨r die Beschreibung der EID-3D-Eigenschaft sei auf das Abschnitt 2.3.10 verwiesen. κ3D = true, false 8Fu¨r TOP steht z.B. fu¨r die Fliessrichtung einer Pumpe. 91 7.2 Einordnung der Optimierungs-Methodik und deren Individuen Animation:Wie die 3D- Typ PMP VAL HEA BUF CNV AGT Population TOP/EID w r h h – A¨ußere F. – × – – – – Innere F. × – × × × × Population Virt3D h h – h A¨ußere F. – – – – × × Innere F. × × – × × × Population MFM SOR TRP STO SNK OBS DEC d w h h w r Extern Intern Manuell Tabelle 7.5: Genotyp – EOGUI-Individuum: Eigenschaft Animation Eigenschaft beschreibt auch die Animations- Eigenschaft den Status der Einstellung. Ist de- ren Wert true, ist die Animation aktiv, d.h. das Individuum vera¨n- dert seine Form u¨ber die Zeit abha¨ngig von der angebundenen Pro- zessgro¨ße ξ. Besitzt die Eigenschaft den Wert false, ist die Anima- tion des Individuums deaktiviert. Der Wert kann vom Bediener vor- gegeben werden oder Ergebnis einer Muta- tion sein. Die Tabelle 7.5 zeigt, sofern vorhan- den, die Darstellungen fu¨r die Animation der Komponenten- und Flussfunk- tionsklasse. Fu¨r die Flussfunktionen Quelle, Transport, Speicher, Senke und Beobachter folgt die Abmessung der inneren Form dem Wert der angebundenen Prozessgro¨ße ξ.9 Beim Entschei- der ha¨ngt die Animation vom Reglerstatus τ ab. Je nach Status werden die Kreise der inneren Form unterschiedlich groß dargestellt. κanm = true, false Modell: Die Eigenschaft Modell κmod eines Individuums beschreibt dessen Zugeho¨rigkeit zu einer der vier mo¨glichen Populationen. Fu¨r die in Tabelle 7.2 fu¨nf letztgenannten Individuen- klassen ist jeweils nur eine Auspra¨gung der Eigenschaft Modell mo¨glich10. κmod = V irt3D,TOP,EID,MFM Visualisierung: Mit der Eigenschaft der Visualisierung κvis ist das Programmierungsobjekt gemeint, mit dem das Individuum auf der Oberfla¨che sichtbar gemacht wird.11 κvis = TForm,TPanel,TImage Symbol: Die Symbol-Eigenschaft steht fu¨r die Graphik (Bitmap), die zur Laufzeit in das obige Visualisierungsobjekt TImage geladen wird. Hier wird auch von der graphischen Auspra¨gung eines Individuums gesprochen. κsym = TImage->Picture Position: Die Eigenschaft der Position κpos bestimmt die relative Lage des Pha¨notyps eines Individuums in der Bedienoberfla¨che. Es handelt sich um einen Vektor mit den Angaben der relativen Position zum u¨bergeordneten Programmierobjekt. κpos = ~p(I) = (px, py) 9Ist beispielsweise ein Massenfluss maximal, fu¨llt der Pfeil des Transportsymbols dieses vollsta¨ndig aus. 10EID fu¨r die Klasse Mapping, MFM fu¨r die u¨brigen vier Klassen. 11Zur na¨heren Beschreibung siehe Kapitel 6. 92 7.2.3 Definition der Begriffe Farbe: Fu¨r die Farbeigenschaft bestehen mehrere Unterformen. Dazu za¨hlen die Hintergrundfar- be κcbg fu¨r die Individuenklassen System, Zielhierarchie und Flussstruktur sowie die Far- ben fu¨r die Fu¨llung κcfl. Hinzu kommen die Farben der Linien κclm in den EID-Mappings, die Farbeigenschaft κclc fu¨r die Verbindungslinien der MFM-Ziele und der EID-Mappings/Kompo- nenten sowie alle Bezeichnerfarben. Der Wert der Farbeigenschaft besteht aus einer 4-Byte- Hexadezimalzahl, wobei das ho¨herwertige Byte die Farbpalette und die drei niederwertigen Bytes die RGB-Farbintensita¨ten angeben. Gro¨ße: Die Eigenschaft Gro¨ße κsiz eines EOGUI-Individuums wird mit dem Vektor ~s beschrie- ben, der die Parameter Breite sW , Ho¨he sH sowie einen Faktor sF fu¨r die Gro¨ßena¨nderung entha¨lt. Eine weitere Gro¨ßeneigenschaft betrifft den Bezeichner κsizBEZ(I) eines Individuums. Der Bezeichner ist ein TLabel-Objekt, dessen Inhalt ein Individuum textlich beschreibt. Die Eigenschaft umfasst den Wert der Fontgro¨ße sFT der zugeho¨rigen Schriftart. κsiz(I) = ~s(I) = (sW , sH , sF ) κsizBEZ)(I) = sFT (I) 7.2.2.2 Der Pha¨notyp von EOGUI-Individuen Der Pha¨notyp eines EOGUI-Indivi- virt3D_cp_heatEx_W101 data model x_pos y_pos factor_size graphic_link =&prd_ctr_W101; = VIRT3D_MODEL; = 740; = 160; = 1; = img_W101; Genotyp Phänotyp Bild 7.2: Pha¨notyp – EOGUI-Individuum: Beispiel Virt3D- Wa¨rmetauscher W101 duums ist dessen Visualisierung auf der Oberfla¨che, d.h. das sichtbare Ergebnis aus denWerten der genotypischen Eigen- schaften. So gilt fu¨r die unten beschrie- benen Mechanismen die Unterscheidung zwischen Genotyp und Pha¨notyp, da fu¨r die Optimierung der EOGUI-Individuen zuna¨chst nur der Genotyp herangezogen wird und sich der Pha¨notyp erst in der neuen Oberfla¨che zeigt. Zur Verdeutlichung des Un- terschieds zwischen Genotyp und Pha¨notyp zeigt das Bild 7.2 beide Typen am Beispiel eines Wa¨rmetauschers. 7.2.3 Definition der Begriffe Die Aufza¨hlung definiert die teilweise bereits erwa¨hnten Begriffe innerhalb der EOGUI-Methodik. • Adaption: Prozess, durch den Angepasstheit erworben wird (Cockburn, 1995). • Aktion: Eine Aktion ist die kleinste nicht weiter auflo¨sbare Einheit innerhalb einer Hand- lung, wie z.B. das Aufrufen von Steuerungen. • Einscha¨tzung: Eine Einscha¨tzung ist eine vom Bediener getroffene subjektive Bewertung durch ein Kriterium hinsichtlich seines subjektiven Empfindens. • EOGUI-Algorithmus: Die einzelnen Schritte der Optimierung, die die Abstraktionen der biologischen evolutiona¨ren Mechanismen enthalten. • EOGUI-Individuen: Objekte der Oberfla¨chen, auch die der Ausgangspopulationen. • EOGUI-Methodik:Alle Bestandteile der Evolutiona¨ren Optimierung von Mensch-Maschine- Schnittstellen. Neben dem EOGUI-Algorithmus z.B. auch das Training und die Szenarien. • EOGUI-Oberfla¨che: Die vom EOGUI-Algorithmus generierte neue Oberfla¨che. • Handlung: Eine Handlung umfasst mehrere Vorga¨nge, die ein Bediener ausfu¨hrt, um einen gewu¨nschten oder geforderten Zustand zu erreichen. • Optionseinstellung: Die Optionseinstellungen sind die vom Bediener getroffenen Festlegun- gen variabler Einstellmo¨glichkeiten, z.B. Hintergrundfarben, Schriftgro¨ßen, etc. 93 7.3 Der EOGUI-Algorithmus 7.3 Der EOGUI-Algorithmus Mit dem EOGUI-Algorithmus (Evolutionary Optimization of Graphical User Interfaces) ist ei- ne Mo¨glichkeit geschaffen, die Methodik der evolutiona¨ren Optimierung auf graphische Bedien- oberfla¨chen anzuwenden. Im konkreten Fall kann der Bediener aus verschiedenen graphischen Bedienoberfla¨chen die Objekte auswa¨hlen, die ihn bei der Prozessfu¨hrung am besten unterstu¨tzen bzw. seinen Pra¨ferenzen am deutlichsten entsprechen. U¨ber den EOGUI-Algorithmus werden diese Objekte, ggf. vera¨ndert und in einer gemeinsamen Oberfla¨che zusammengefasst. Sie bilden auf diese Weise die individuell gu¨nstigste Visualisierung der zu fu¨hrenden Anlage. 7.3.1 Der Ansatz Das Bild 7.3 zeigt den grundlegenden Bild 7.3: EOGUI-Algorithmus: Ansatz Ansatz des EOGUI-Algorithmus. Die am Rand des Bildes liegenden Teile zeigen den normalen Ablauf bei der Einflussnah- me des Menschen auf eine Maschine u¨ber eine Mensch-Maschine-Schnittstelle. Der Mensch steht fu¨r die in Abschnitt 2.2.1 eingefu¨hrten Klassifizierungen der Bedie- ner, Anwender und Benutzer. Sie fu¨hren Handlungen mit der Graphischen Bedien- oberfla¨che in der HMI aus, bei denen es sich i.d.R. um Steuerungsvorgaben oder Informationsabrufe fu¨r die zu fu¨hrende Maschine handelt. Im industriellen Zu- sammenhang der Prozessvisualisierung ist die Maschine das in Abschnitt 2.2.2 beschriebene technische System. Die Ein- flussnahme durch die Vorgaben bedingen Vera¨nderungen, die von der Maschine in Form von Daten (Messsignale etc.) an die Mensch-Maschine-Schnittstelle geliefert werden. Diese Daten werden aufbereitet und u¨ber die Graphische Bedienoberfla¨che dem Menschen als Information zur Verfu¨gung gestellt. Auf Basis dieser Informationen entscheidet der Mensch u¨ber vorzuneh- mende Handlungen, und der Ablauf beginnt von Neuem. Der EOGUI-Algorithmus erfasst die Handlungen auf der Bedienoberfla¨che sowie die Art der Informationsgewinnung des individuellen Menschen und nutzt sie als Eingang fu¨r die Op- timierung. Aus diesen Eingangsdaten wird die neue, angepasste graphische Bedienoberfla¨che generiert. 7.3.2 Struktur des EOGUI-Algorithmus Die Struktur des EOGUI-Algorithmus zeigt das Bild 7.4. Die Ausgangspopulationen fu¨r die Evolutiona¨re Optimierung sind fu¨r diese Arbeit die vier in Abschnitt 6 eingefu¨hrten Bedien- oberfla¨chen Virt3D, TOP, EID und MFM. Nach einem Training mit diesen Oberfla¨chen erfolgt eine Initialisierung der Individuen-Fitness auf den Wert 0. Fu¨r die Erfassung der Interaktion sind verschiedene Szenarien und Befragungen zu durchlaufen, deren Ergebnisse in den EOGUI- Algorithmus eingehen. U¨ber die Mechanismen der Selektion, Rekombination, Mutation und Reinsertation wird schließlich die neue Oberfla¨che generiert. Die neue Oberfla¨che kann wie- derum die Ausgangspopulation fu¨r eine neue Optimierung sein. Das Bild 7.4 beschreibt die Methodik in Form einer U¨bersicht, die Abschnitt 7.4 bis 7.7 geben eine detaillierte Erla¨uterung der entwickelten Abstraktionen evolutiona¨rer Mechanismen. 94 7.3.2 Struktur des EOGUI-Algorithmus Bild 7.4: EOGUI-Algorithmus: Struktur Die nachstehende Aufza¨hlung beschreibt den Ablauf innerhalb der EOGUI-Methodik ent- sprechend den Erla¨uterungen fu¨r die EP, ES und GA von Abschnitt 4.5. 1. Training Bevor die Optimierung beginnt, unterzieht sich der Bediener einem Training, in dem er die den Oberfla¨chen zugrunde liegenden Modellbildungen und den Umgang mit ihnen – sofern er sie noch nicht kennt – erlernt. Schon wa¨hrend der Trainingsphase bildet der Bediener erste grobe Pra¨ferenzen, die aber nicht in die Optimierung mit einfließen. 2. Initialisierung In der Initialisierung wird allen Fitnesswerten ϕ der Individuen I der Wert 0 zugewiesen. Des Weiteren werden alle Prozessgro¨ßen und alle Individuen der Ausgangspopulation auf den Start-Zustand gesetzt (es gilt i = 1, . . . , NI(Pn) und n = 1, . . . , NP ). ϕ(Ii(Pn)) = 0 3. Erzeugen der Nachkommen Aus den Individuen der Ausgangspopulationen werden durch die folgenden Schritte die Nachkommen erzeugt. a) Durchfu¨hrung Aufgabenszenario: Zur Aufnahme der objektiven Handlungen und Op- tionseinstellungen des Bedieners sowie zum Vertiefen der subjektiven Eindru¨cke sind verschiedene Aufgabenszenarien zu durchlaufen. Die Szenarien sollen reale Aufga- bensituationen innerhalb des Prozesses nachstellen12. Der Sinn der Szenarien ist die Vermeidung der Optimierung im laufenden Betrieb. Wa¨hrend des normalen Betriebes auftretende Vera¨nderungen der Bedienoberfla¨che ko¨nnen zur Konfusion beim Bedie- ner fu¨hren und sollten daher nur in eindeutig auf die Optimierung ausgerichteten Situationen stattfinden. b) Interaktion: Die Interaktion umfasst in der EOGUI-Methodik alle Vorga¨nge, die auf den Oberfla¨chen stattfinden und der Steuerung der Anlage bzw. der Gewinnung von Information dienen. Dementsprechend werden alle objektiven Handlungen des Be- dieners auf den Oberfla¨chen, seine Optionseinstellungen sowie seine subjektiven Ein- dru¨cke durch eine Online-Befragung erfasst. Sind alle Szenarien durchlaufen, wird eine Skalen-orientierte Befragung des Bedieners hinsichtlich verschiedener, in Ab- schnitt 7.4.1.5 na¨her erla¨uterter Kriterien durchgefu¨hrt, um so die genannten sub- jektiven Eindru¨cke des Bedieners erfassen zu ko¨nnen. 12z.B. den Ausfall von Anlagenteilen oder das Hochfahren der Anlage. 95 7.3 Der EOGUI-Algorithmus c) Stochastische Selektion: Aus den Interaktionsdaten werden u¨ber die Zielfunktionen13 die Fitnesswerte aus der Objektiv- und Subjektiv-Adaption bestimmt. Grundsa¨tzlich entscheiden die Fitnesswerte u¨ber die Visualisierungen der entsprechenden Ebenen14 in der neuen Oberfla¨che. Die Selektion unterteilt sich in die Fitnesszuweisung und in die Verfahren fu¨r die Auswahl der Eltern. i. Fitnesszuweisung: Die Zuweisung der Fitness fu¨r ein Individuum der graphi- schen Bedienoberfla¨chen erfolgt durch das in Abschnitt 4.4.1.1 beschriebene Verfahren der proportionalen Fitnesszuweisung der folgenden Form (Es gilt: i = 1, . . . , NI(Pn); n = 1, . . . , NP und NΨ = 2): ϕ(Ii(Pn)) = NΨ∑ υ=1 Nυε∑ q=1 Ψυq (Ii(Pn)) (7.1) Ψυq(υ) (Ii(Pn)) = 1 NDNR ND∑ d=1 NR∑ r=1 ψυ,d,rq (Ii(Pn)) (7.2) Nach Gleichung 7.1 ergibt sich die Fitness ϕ eines Individuums Ii der Population Pn aus den objektiven (υ = 1) und subjektiven (υ = 2) Zielfunktionen Ψobj und Ψsbj , deren Werte sich wiederum aus den einzelnen Bezu¨gen der Geltungsbe- reiche und Relationen von Gleichung 7.2 ergeben. Deren genauere Erla¨uterung folgt in den Abschnitten 7.4.1.1 und 7.4.1.2. Die proportionale Fitnesszuweisung widerspricht der Forderung von Pohlheim (1998), derartige Fitnesszuweisungen nicht mehr zu verwenden. Jedoch ist sie fu¨r den vorliegenden Fall am besten geeignet, da sie direkt die Bedienerpra¨ferenzen in der Fitness abbildet und nicht u¨ber eine anders geartete Zuordnung verzerrt. ii. Verfahren der Auswahl: Eine Auswahl ist zwischen den Individuen zu treffen, die in den verschiedenen Populationen den selben Prozessteil bzw. die u¨ber das Ziel-Mittel-Modell verbundene Funktion abbilden. Dies umfasst die Auswahl der Visualisierung fu¨r die verschiedenen Stufen der ebenenbezogenen Strukturie- rung von Abschnitt 7.1.2, z.B. die Auswahl, ob die U¨bersicht topologisch- oder kognitions-orientiert dargestellt wird. Fu¨r die Auswahl der Individuen als Eltern existieren, je nach deren Fitnessdifferenz, zwei Herangehensweisen: fu¨r den Fall einer sta¨rkeren U¨bereinstimmung der Fitnesswerte werden entsprechend viele Individuen als Eltern festgelegt. Das Maß der U¨bereinstimmung ist fu¨r diese Arbeit mit 80% festgelegt. Im zweiten Fall wird bei mehreren Mo¨glichkeiten fu¨r ein Individuum15 nur eines als Elter ausgewa¨hlt. In diesem Ansatz wird fu¨r die eigentliche Auswahl das Roulette-Wheel-Verfahren von Abschnitt 4.4.1.2 ver- wendet, weil so ein stochastisches Element in die Auswahl kommt und auf diese Weise auch schwa¨chere Individuen zumindest die Chance haben, in die neue Oberfla¨che zu gelangen. Die ausgewa¨hlten Individuen werden zuna¨chst in die Zwischenpopulation PZ abgelegt. Ii(Pn)→ PZ d) Rekombination: Nach der Auswahl der Individuen als Eltern IE werden aus diesen die Nachkommen ID generiert. Je nach Anzahl der Eltern lassen sich unterschied- liche Rekombinationsverfahren ausfu¨hren. In der Rekombination durch Individuen- Replikation wird ein einzelnes Elter kopiert und so als Nachkomme ein reines Abbild des Elter erzeugt. Bei mehr als einem Elter kann Rekombination durch Kombination oder Formorientierte Verschmelzung erfolgen. Im einzelnen erla¨utert werden diese Verfahren in Kapitel 7.5. IEi → IDj 13Siehe Kapitel 7.4.1.3. 14Siehe Kapitel 7.1.2. Wird beispielsweise die U¨bersicht von MFM ho¨her bewertet als die der anderen Ober- fla¨chen, wird die Grundstruktur fu¨r die neue U¨bersicht von der MFM-Oberfla¨che u¨bernommen. 15z.B. ein Virt3D- oder TOP-Symbol fu¨r einen Wa¨rmetauscher. 96 e) Mutation: Die Mutation vera¨ndert die Nachkommen aus der Rekombination hinsicht- lich der in Abschnitt 7.2.2.1 beschriebenen Eigenschaften. Mit dem Mutationsope- rator kommt neben der Roulette-Wheel-Selektion ein weiteres, jedoch rein stocha- stisches Element in die Optimierung. Selektion und Rekombination sind gerichtete Operatoren, da sie auf den Handlungen und Bewertungen des Bedieners beruhen. Wie im Vorbild der Natur findet die Mutation mit nur geringer Wahrscheinlichkeit statt. Fu¨r eine ausfu¨hrlichere Beschreibung siehe Abschnitt 7.6. IDj → I´Dj 4. Reinsertation Die Reinsertation fu¨gt die mutierten und nicht mutierten Nachkommen in die neue Po- pulation ein. Eine na¨here Beschreibung liefert Abschnitt 7.7. 5. Abbruch Im Gegensatz zu den klassischen Verfahren der EP, ES und GA la¨sst sich eine maximale Generationenanzahl als Abbruchkriterium aufgrund der niedrigen Anzahl nicht angeben. Geeigneter ist die Nachfrage beim Bediener, ob er mit dem Ergebnis zufrieden ist oder ob er einen neuen bzw. weiteren Durchgang starten mo¨chte. Ist der Bediener zufrieden, sind die besten Individuen fu¨r diesen Durchlauf erreicht und die Optimierung ist beendet. 6. Neustart ”Neu” bedeutet, dass mit den urspru¨nglichen Ausgangspopulationen neu begonnen wird, ein ”weiterer”, dass die generierte EOGUI-Oberfla¨che die Grundlage fu¨r den na¨chsten Durchgang bildet. Hat der Bediener im ersten Durchlauf nur eine Oberfla¨che verwendet und diese auch in der subjektiven Bewertung am ho¨chsten eingescha¨tzt, kann es passieren das die neue Oberfla¨che nur aus Individuen aus der entsprechenden Ursprungspopulation stammt. Weitere Voraussetzung fu¨r diese Form ist, dass auch die stochastischen Anteile der Selektion keine Individuen einer anderen Population in die neue Oberfla¨che einbringen. In diesem Fall kann der Rekombinationsoperator im folgenden Durchlauf fu¨r die Verfahren der Individuen-Kombination und der Form-Rekombination keine Wirkung entfalten. Die weitere Anpassung erfolgt dann nur noch u¨ber die Selektion und die Mutation. 7.4 Selektion Mit dem Selektionsoperator werden die oben beschriebene Interaktion, die Optionseinstellungen und die subjektiven Bewertungen in die Optimierung eingebracht. Hier wird entschieden, welche Individuen fu¨r die Generierung von Nachkommen ausgewa¨hlt werden. Der erste Schritt sind die Fitnessbestimmung und die Fitnesszuweisung durch die Zielfunktionen von Abschnitt 7.4.1.3. Der zweite Schritt umfasst die Auswahl der Individuen fu¨r die Nachkommenerzeugung. 7.4.1 Fitnessbestimmung Um die Fitness der unterschiedlichen Individuen der jeweiligen Populationen vergleichbar zu machen, werden die unten beschriebenen Geltungsbereiche und Relationen fu¨r die Zielfunk- tionen eingefu¨hrt. Die Parameter der Zielfunktionen sind die in den Abschnitten 7.4.1.4 und 7.4.1.5 beschriebenen Kriterien der oben eingefu¨hrten Adaptionsarten Objektiv und Subjektiv. 7.4.1.1 Geltungsbereiche Vor der Hinwendung zu den Zielfunktionen und den Kriterien, muss gekla¨rt werden, wie man die Ergebnisse der Bewertungskriterien den Individuen als Fitness zuweist. Es lassen sich die folgenden zwei Geltungsbereiche fu¨r die Bewertungskriterien ableiten: 97 7.4 Selektion • Lokal: Dieser Teil der Fitnessbestimmung bezieht nur die Population mit ein, zu der das betrachtete Individuum geho¨rt. Auf diese Weise tritt ein Individuum in Konkurrenz zu den anderen Individuen der Population. Lokal bedeutet zusammengefasst, dass sich die Bewertungen eines Individuums auf die Bewertungen aller Individuen einer Population beziehen. • Global: Fu¨r den globalen Geltungsbereich werden alle Populationen fu¨r die Bestimmung der Fitness eines Individuums einbezogen. So wird erreicht, dass ein Individuum in Kon- kurrenz zu allen anderen Individuen tritt. Zusammengefasst bedeutet global, dass der Bezug fu¨r die Bewertung eines Individuums aus den Bewertungen aller Individuen aller Populationen kommt. U¨ber die Geltungsbereiche wird beru¨cksichtigt, dass die Individuen einer Population so- wohl untereinander (Lokal) als auch mit den Individuen der anderen Populationen (Global) in Konkurrenz stehen. 7.4.1.2 Relationsarten Die Relationsarten beschreiben die Art des Bezuges fu¨r ein Kriterium. Auf diese Weise lassen sich unterschiedliche Auspra¨gungen von Individuen16 vergleichen. Die ersten drei Relationen basieren auf der Individuen bezogenen Strukturierung von Abschnitt 7.1.1, die letzte auf der Ebenen bezogenen Strukturierung von Abschnitt 7.1.2. • Absolut: Absolut bedeutet, dass keine Relation fu¨r diese Bewertung eines Individuums hin- zugezogen wird. Durch diese Bezugsart werden die absoluten Werte der interessierenden Gro¨ßen, wie z.B. die Handlungen mit den Individuen, erfaßt.17 • Individuentyp: Mit dem Bezug auf den Individuentyp wird die Relation einer Individuen- bewertung auf die Bewertungen aller Individuen des gleichen Typs erreicht. Die Typ- Normierung zeigt, wie gut die Bewertung eines Individuums eines bestimmten Typs im Vergleich zu Individuen des gleichen Typs ist.18 • Individuenklasse: Die Relation der Individuenklasse bezieht die Bewertung eines Indivi- duums auf die Bewertungen aller Individuen der gleichen Klasse. So wird ein Vergleich zwischen den Individuen einer Klasse mo¨glich.19 • Ebene: U¨ber die Relation der Ebene wird eine Individuen-Bewertung auf die Bewertung aller Individuen der gleichen Ebene bezogen.20 7.4.1.3 Zielfunktionen Im folgenden wird die Berechnung der Zielfunktionen aus den Kriterienwerten mit ihren Gel- tungsbereichen und Relationen im einzelnen beschrieben. Die nachstehenden Gleichungen ent- sprechen den in der Gleichung 7.2 enthaltenen einzelnen Zielfunktionen. Um die Kriterienwerte ε der unterschiedlichen Individuen vergleichen zu ko¨nnen, werden sie auf den maximalen Wert 16Beispielsweise die Individuen der Komponenten-Klasse der TOP- und Virt3D-Population mit den Flussfunk- tionen der MFM-Population. 17z.B. die Auswahlha¨ufigkeit des TOP-Wa¨rmetauschers W101. 18z.B. die Bewertung des TOP-Wa¨rmetauschers bezogen auf die Bewertungen aller anderen Wa¨rmetauscher. 19z.B. die Bewertung des TOP-Wa¨rmetauscher W101 bezogen auf die Bewertungen aller Komponenten. 20Beispielsweise wird die Bewertung des TOP-Wa¨rmetauschers W101 fu¨r den globalen Bereich auf die Bewer- tung aller Individuen der Elementebene von Abschnitt 7.1.2 bezogen, also auch auf die Bewertungen der Flussfunktionen, da diese ebenfalls auf der Elementebene liegen. 98 7.4.1 Fitnessbestimmung der jeweils geltenden Relation r und Geltungsbereich d normiert. Auf diese Weise erhalten al- le maximalen Werte den Betrag 1 (es gilt: υ = 1, . . . , Nυ, i = 1, . . . , NI(P ); q = 1, . . . , Nυε ; d = 1, . . . , ND und r = 1, . . . , NR). εˆυq ( Id,ri ) = ευq ( Id,ri ) ευmax ( Id,rk ) Die Tabelle 7.6 zeigt anschaulich die im folgenden beschriebenen Zielfunktionen fu¨r die verschiedenen Relationen und Geltungsbereiche. Dargestellt sind die Gleichungen exemplarisch fu¨r das Kriterium Auswahlha¨ufigkeit fu¨r den Wa¨rmetauscher W101 der TOP-Oberfla¨che. Tabelle 7.6: Zielfunktionen: Geltungsbereiche und Relationen – Beispiel W101 TOP-Bedienoberfla¨che Geltungsbereich Relation Lokal Global Absolut Auswahlha¨ufigkeit W101 ψobj,L,A fass = εˆobj fass (W101TOP ) – Typ Auswahlha¨ufigkeit W101 Gesamtauswahlha¨ufigkeit aller Wa¨rme- tauscher der TOP-Oberfla¨che Auswahlha¨ufigkeit W101 Gesamtauswahlha¨ufigkeit aller Wa¨rme- tauscher aller Oberfla¨chen ψobj,L,T fass = εˆ obj fass (W101TOP ) N IHEA,TOP∑ k=1 εˆ obj fass (IHEA,TOP k ) ψobj,G,T fass = εˆ obj fass (W101TOP ) Np∑ j=1 N IHEA,j∑ k=1 εˆ obj fass (IHEA,j k ) Klasse Auswahlha¨ufigkeit W101 Gesamtauswahlha¨ufigkeit aller Kompo- nenten der TOP-Oberfla¨che Auswahlha¨ufigkeit W101 Gesamtauswahlha¨ufigkeit aller Kompo- nenten aller Oberfla¨chen ψobj,L,K fass = εˆ obj fass (W101TOP ) N ICMP,TOP∑ k=1 εˆ obj fass (ICMP,TOP k ) ψobj,G,K fass = εˆ obj fass (W101TOP ) Np∑ j=1 N ICMP,j∑ k=1 εˆ obj fass (ICMP,J k ) Ebene Auswahlha¨ufigkeit W101 Gesamtauswahlha¨ufigkeit aller Individuen der Elementebene der TOP-Oberfla¨che Auswahlha¨ufigkeit W101 Gesamtauswahlha¨ufigkeit aller Individuen der Elementebene aller Oberfla¨chen ψobj,L,E fass = εˆ obj fass (W101TOP ) N IELM,TOP∑ k=1 εˆ obj fass (IELM,TOP k ) ψobj,G,E fass = εˆ obj fass (W101TOP ) Np∑ j=1 N IELM,j∑ k=1 εˆ obj fass (IELM,j k ) • Lokal, Absolut: Der lokal, absolute Zielfunktionswert Ψυ,L,A der Adaptionsart υ fu¨r das Individuum Ii der Population Pn ergibt sich direkt aus der Summe der Kriterienwerte ευq der Adaptionsart υ des entsprechenden Individuums. Es gilt: υ = 1, . . . , Nυ; i = 1, . . . , NIPn und n = P (Ii). ψυ,L,A ( IPni ) = Nυε∑ q=1 εˆυq ( IPni ) • Lokal, Individuentyp: Der lokale Zielfunktionswert ψυ,L,T (ITt,Pni ) der Adaptionsklasse υ bezogen auf den Individuentyp Tt ergibt sich aus der Summe der Kriterienwerte der Adap- tionsklasse υ fu¨r das Individuum Ii des Individuentyps Tt und der Population Pn in Bezug auf die Summe aller Kriterienwerte aller Individuen des gleichen Individuentyps Tt und der gleichen Population Pn. Es gilt: υ = 1, . . . , Nυ; i = 1, . . . , NIPn ; n = P (Ii) und t = T (Ii). ψυ,L,T ( ITt,Pni ) = Nυε∑ q=1 εˆυq ( ITt,Pni ) N ITt Pn∑ k=1 Nυε∑ q=1 εˆυq ( ITt,Pnk ) 99 7.4 Selektion • Lokal, Individuenklasse: Der lokale Zielfunktionswert ψυ,L,K(IKc,Pni ) der Adaptionsart υ bezogen auf die Individuenklasse Kc berechnet sich aus der Summe der Kriterienwerte der Adaptionsart υ fu¨r das Individuum Ii der Klasse Kc und der Population Pn in Bezug auf die Summe aller Kriterienwerte ε aller Individuenwerte der gleichen Klasse Kc und der gleichen Population Pn. Es gilt: υ = 1, . . . , Nυ; i = 1, . . . , NIPn ; n = P (Ii) und c = K(Ii). ψυ,L,K ( IKc,Pni ) = Nυε∑ q=1 εˆυq ( IKc,Pni ) N IKc Pn∑ k=1 Nυε∑ q=1 εˆυq ( IKc,Pnk ) • Lokal, Ebene: Der lokale Zielfunktionswert ψυ,L,E(IEe,Pni ) der Adaptionsart υ bezogen auf die Ebene Ee ergibt sich aus der Summe der Kriterienwerte der Adaptionsart υ fu¨r das Individuum Ii und der Population Pn in Bezug auf die Summe der Kriterienwerte aller Individuen der gleichen Ebene Ee und der gleichen Population Pn. Das Individuum Ii bestimmt die Ebene des Bezugs21. (υ = 1, . . . , Nυ; i = 1, . . . , NIPn ; n = P (Ii); e = E(Ii)). ψυ,L,E ( IEe,Pni ) = Nυε∑ q=1 εˆυq ( IEe,Pni ) N IEe Pn∑ k=1 Nυε∑ q=1 εˆυq ( IEe,Pnk ) • Global, Absolut: Die Kombination des Geltungsbereichs Global mit der Relation Absolut macht keinen Sinn bzw. ist unno¨tig, da fu¨r die Relation Absolut kein Bezug hergestellt wird. Der Wert dieser Kombination entspricht dem lokalen Wert. • Global, Individuentyp: Der globale Zielfunktionswert ψυ,G,T (ITt,Pni ) der Adaptionsart υ bezogen auf den Individuentyp T t ergibt sich aus der Summe der Kriterienwerte der Adaptionsart υ fu¨r das Individuum Ii des Individuentyps Tt und der Population Pn in Bezug auf die Summe der Kriterienwerte aller Individuen Ik aller Populationen Pj des gleichen Typs Tt. Es gilt: υ = 1, . . . , Nυ; i = 1, . . . , NIPn ; n = P (Ii) und t = T (Ii). ψυ,G,T ( ITt,Pni ) = Nυε∑ q=1 εˆυq ( ITt,Pni ) Np∑ j=1 N I Tt Pj∑ k=1 Nυε∑ q=1 εˆυq ( I Tt,Pj k ) • Global, Individuenklasse: Der globale Zielfunktionswert ψυ,G,K(IKc,Pni ) der Adaptionsart υ bezogen auf die Klasse Kc wird bestimmt aus der Summe der Kriterienwerte der Adap- tionsart υ fu¨r das Individuum Ii der Individuenklasse Kc der Population Pn in Bezug auf die Summe der Kriterienwerte der Adaptionsart υ aller Individuen Ik aller Populationen Pj der gleichen Klasse Kc (υ = 1, . . . , Nυ; i = 1, . . . , NIPn ; n = P (Ii) und c = K(Ii)). ψυ,G,K ( IKc,Pni ) = Nυε∑ q=1 εˆυq ( IKc,Pni ) Np∑ j=1 N I Kc Pj∑ k=1 Nυε∑ q=1 εˆυq ( I Kc,Pj k ) 21Handelt es sich beispielsweise um einen Wa¨rmetaucher, ist die Ebene fu¨r den Bezug die Elementebene. 100 7.4.1 Fitnessbestimmung • Global, Ebene: Der globale Zielfunktionswert ψυ,G,E(IEe,Pni ) der Adaptionsart υ bezogen auf die Ebene Ee ergibt sich aus der Summe der Kriterienwerte der Adaptionsart υ fu¨r das Individuum Ii der Ebene Ee der Population Pn in Bezug auf die Summe der Kriterienwerte aller Individuen Ik aller Populationen Pj der gleichen Ebene Ee. Wie auch beim lokalen Bereich bestimmt die Ebene des Individuums Ii die Ebene fu¨r den Bezug. Es gilt: υ = 1, . . . , Nυ; i = 1, . . . , NIPn ; n = P (Ii) und e = E(Ii). ψυ,G,E ( IEe,Pni ) = Nυε∑ q=1 εˆυq ( IEe,Pni ) Np∑ j=1 N I Kc Pj∑ k=1 Nυε∑ q=1 εˆυq ( I Ee,Pj k ) 7.4.1.4 Objektiv-Adaption Die Handlungen des Bedieners auf den graphischen Bedienoberfla¨chen ko¨nnen in Bezug auf die Adaption als objektiv bezeichnet werden, weil sie messbar sind. Alle mit dem GID vorgenomme- nen Aktionen werden geza¨hlt und alle Zeiten, in denen ein Individuum vom Bediener aufgerufen ist, werden erfasst. Aus den Gro¨ßen der Objektiv-Adaption lassen sich die unten beschriebenen objektiven Kriterien herleiten. Zuna¨chst seien jedoch die gefundenen Aktionsarten η und ihre Zuordnungen zu den Individuenklassen beschrieben. Aktionsarten: Die Aktionsarten klassifizieren die mo¨glichen Vorga¨nge, die ein Bediener auf der Oberfla¨che auslo¨sen kann. Erfasst werden die unterschiedlichen Auswahlformen und -zeiten. • CALLING OBJECT (CO): Aufruf von Individuen. • SELECTION OBJECT (SO): Zeitdauer fu¨r die Aufschaltung eines Individuums. • CALLING FORM (CF): Aufruf einer Struktur (Formular-Fenster). • CALLING DISPLAY (CD): Aufruf einer Anzeige. • CALLING CONTROL (CC): Aufruf einer Steuerung. • PERFORMING CONTROL ACTION (PCA): Ausfu¨hren von Steuerungsaktionen.22 • CALLING INFO (CI): Abruf von Informationen zu Individuen. Tabelle 7.7 nennt die Zuordnung der Ak- Individuenklasse Aktion SYS CMP MAP GHR GOA FST FFK CO × t – × × – t SO – t × – – × t CF × – – × × – – CD – × – – – – × CC – × – – – – × PCA – × – – – – × CI × × × × × × × Tabelle 7.7: Aktionsarten: Zuordnung zu den Indivi- duenklassen × : Aufnahme von Auswahlha¨ufigkeiten und Aufschaltzeiten t : Aufnahme nur von Aufschaltzeiten – : Keine Aufnahme tionstypen zu den Individuenklassen von Ab- schnitt 7.1.1. Fu¨r die Klassen System, Ziel und Zielhierarchie werden mit den Auf- schaltarten CALLING OBJECT und CALLING - FORM die Auswahlha¨ufigkeit und die Auf- schaltzeit erfasst. Aufrufe durch Schalter- Aktionen werden u¨ber CALLING FORM, Akti- vierungen bereits geo¨ffneter und erneut ge- wa¨hlter Fenster u¨ber CALLING OBJECT auf- genommen. Fu¨r die Klassen Flussfunktion und Komponente ersetzen die Aufrufe der Steuerungen und Anzeigen den allgemeinen Aufruf des Typs CALLING OBJECT. Mit dem Typ SELECTION OBJECT wird die Aufschalt- zeit der Komponenten aufgezeichnet, also die Zeit, in der die Steuerung oder die An- zeige des Individuums aufgeschaltet ist. Mit dem Typ CALLING OBJECT wird die Gesamtzeit aufgezeichnet, in der ein Individuum fu¨r den Bediener sichtbar ist. Auch wenn keine Aktionen durchgefu¨hrt werden, kann ein Individuum trotzdem sichtbar sein. 22Beispielsweise das Einstellen eines Ventilo¨ffnungsgrades. 101 7.4 Selektion Objektive Kriterien: Aus den zuvor beschriebenen Aufrufarten werden aus den Auswahlha¨ufig- keiten und Aufschaltzeiten die im folgenden beschriebenen objektiven Kriterien abgeleitet. • Auswahlha¨ufigkeit: Die Auswahlha¨ufigkeiten fass sind die Anzahl der Aktionen vom Typ η, die ein Bediener mit einem Individuum ausfu¨hrt. Die Auswahl von Individuen, der Aufruf von angebundenen Steuerungen bzw. Anzeigen sowie die Steuerungsaktionen za¨hlen zu diesem Kriterium. Die Gro¨ße Nfassη von Gleichung 7.3 steht fu¨r die Anzahl der Aufrufarten fu¨r die Klasse K des Individuums Ii fu¨r das Kriterium der Auswahlha¨ufigkeit. εobjfass ( IPni ) = Nfass η(K(IPn i ))∑ η=1 fηass ( IPni ) (7.3) • Aufschaltzeit: Die Aufschaltzeit tcal umfasst die Zeiten, in denen ein Individuum auf der Oberfla¨che zu sehen ist und ggf. Aktionen mit ihm ausgefu¨hrt werden. In Gleichung 7.4 ist Ncal(IPn i ) die Anzahl der Aufschaltungen eines Individuums I Pn i . εobjtcal ( IPni ) = N tcal η(K(IPn i ))∑ η=1 N cal(IPn i )∑ j=1 [ tηcalendj ( IPni ) − tηcalstartj ( IPni )] (7.4) • Wirksamkeit: Mit dem Begriff der Wirksamkeit sind die Effektivita¨t und die Effizienz der Interaktion zwischen Mensch und Maschine in einem Kriterium zusammengefu¨hrt. In der ISO DIN 9241-11 wird die Effektivita¨t als Genauigkeit und Vollsta¨ndigkeit definiert, mit der ein Bediener eine Aufgabe bewa¨ltigen kann. Die Effizienz ist der notwendige Aufwand fu¨r das Erreichen von Effektivita¨t. Dem Aufwand entspricht hier die in der Auswahlha¨ufig- keit genannte Anzahl von Aktionen, z.B. fu¨r das Beheben von Sto¨rungen. Neben der Ak- tionsanzahl ist die Fehlerkorrekturzeit terc von Bedeutung. Die Fehlerkorrekturzeit ist die Zeit, die ein Bediener fu¨r das Bewa¨ltigen einer ungewollten Situation oder einer gestell- ten Aufgabe beno¨tigt. Es handelt sich um ein Schnelligkeitsmaß, mit dem der Zeitbedarf einer Problemlo¨sung ermittelt wird. Je schneller eine ungewollte Situation behoben ist, desto schneller ist der gewu¨nschte Normalzustand wieder erreicht. Die Wirksamkeit er- gibt sich demnach aus dem Quotienten der optimalen Aktionsanzahl foptass zur Anzahl der tatsa¨chlich durchgefu¨hrten Aktionen plus dem Quotienten aus optimaler Fehlerkorrektur- zeit topterc zur beno¨tigten Zeit terc. Der Wert der optimalen Handlungsanzahl foptass sowie der optimalen Fehlerkorrekturzeit topterc betra¨gt 1. Die beste Bewertung (ε opt ptc = 1) wird erreicht, wenn man mit einer Aktion innerhalb einer Zeiteinheit die gestellte Aufgabe zu lo¨sen vermag. Dies ist jedoch i.d.R. unmo¨glich, d.h. εoptptc wird sich um Werte kleiner 1 bewegen. εobjptc ( IPni ) = 1 2  foptass Nfass η(K(IPn i ))∑ η=1 fηass ( IPni ) + topterc ( IPni ) terc ( IPni )  • Genauigkeit der Prozessfu¨hrung: Wie exakt ein Bediener einer Sollwertvorgabe u¨ber eine bestimmte zeitliche Dauer folgt, wird mit diesem Kriterium erfasst. Je genauer ein Be- diener eine Prozessgro¨ße ξ an deren Sollwert fu¨hrt, desto besser ist die Bewertung. Fu¨r dieses objektive Kriterium gibt es die folgenden zwei Formen: 102 7.4.1 Fitnessbestimmung – Fortlaufende Erfassung: U¨ber diese Form werden die Abweichungen zwischen Soll- und Istwerten u¨ber die gesamte Dauer einer Aufgabenstellung tend verfolgt23. Be- stimmt wird das Kriterium fu¨r die zwei Prozessgro¨ßentypen ω =state (Zustands- gro¨ßen) und ω =control (Steuerungsgro¨ßen). εωaccPRC ( IKc,Pni ) = 1 tend tend∑ t=0 1− ∣∣∣ξωtsoll (IKc,Pni )− ξωtist (IKc,Pni )∣∣∣ ξωtsoll ( IKc,Pni )  (7.5) – Aufgabenlo¨sung: Das Kriterium εωaccTAS entspricht dem der fortlaufenden Erfassung, jedoch wird nur bis zum Erreichen der Aufgabenlo¨sung aufgezeichnet. Fu¨r die beiden Kriterien werden neben den Klassen der Komponente und Flussfunktion auch die u¨bergeordneten Klassen System, Ziel und Flussstruktur erfasst. Deren Werte ergeben sich aus den untergeordneten Individuen24. Es gilt: q = PRC, TAS und c = System, Ziel, Flussstruktur. εωaccq ( SKci ) = 1 NI(SKc i ) N I(SKc i )∑ j=1 εωaccq ( Ij ( SKci )) 7.4.1.5 Subjektiv-Adaption Mit Hilfe der Subjektiv-Adaption werden neben den objektiv messbaren Handlungen die sub- jektiven Eindru¨cke des Bedieners u¨ber verschiedene subjektive Kriterien erfasst. Im Gegensatz zur objektiven Bewertung betrachtet die subjektive Bewertung nicht direkt einzelne Individuen, sondern deren Typen. Beispielsweise wird nicht das konkrete Individuum TOP W101, sondern der Typ Wa¨rmetauscher bewertet. Alle Individuen des bewerteten Objekttyps erhalten diesen Wert.25 Ausgefu¨hrt wird die subjektive Bewertung durch einen Online-Fragebogen, innerhalb dessen die subjektiven Kriterien durch verschiedene Skalen vom Bediener zu bewerten sind. Die Bewertung fu¨r ein subjektives Kriterium ergibt sich aus dem Mittelwert der Bewertungen aus den Fragen zu diesem Kriterium. εsbjq = 1 NqQ Nq Q∑ r=1 εsbjqr Skalentypen: Bei den verwendeten 7-Punkt Prozent Maximum Maximum aufsteigend mittig Tabelle 7.8: Subjektiv-Adaption: Skalentypen Skalen handelt es sich hauptsa¨chlich um Ordinalskalen mit sieben Ein- teilungen, deren Benennung je nach Frage variiert. Ein weiterer Skalen- typ entha¨lt die Mo¨glichkeit der Pro- zentangabe. Die Tabelle 7.8 und die folgende Aufza¨hlung nennt die Ska- lentypen der Subjektiv-Adaption. • 7-Punkt-Skala-Maximum ansteigend: Dieser Skalentyp bildet den Normalfall der Online- Bewertung und ist in Tabelle 7.8 links wiedergegeben. Der Wert βj fu¨r das Kriterium εsbjq steht fu¨r den vom Bediener gewa¨hlten Skalenwert. Das Skalenminimum bezeichnet βmin und so den schlechtesten Wert, βmax das Maximum, den bestmo¨glichen Wert. Die Bewertung fu¨r ein Kriterium εsbjq ergibt sich fu¨r diesen Skalentyp nach Gleichung 7.6 zu: εsbjqp ( IPni ) = βj + |βmin|+|βmax| 2 |βmin|+ |βmax| = βj + 3 6 (7.6) 23z.B. u¨ber die gesamte Dauer eines Szenarios aus den Experimenten von Kapitel 8. 24 z.B. fu¨r die Systeme aus den zugeho¨rigen Komponenten. 25Als weiteres Beispiel sei die Bewertung zweier Pumpen genannt. Die objektive Bewertungen der beiden Pum- pen ko¨nnen aufgrund unterschiedlicher Auswahlha¨ufigkeiten verschieden sein. Fu¨r die subjektive Bewertung wird nur die Pumpe als solche abgefragt und nicht die einzelnen Instanziierungen auf den Oberfla¨chen. 103 7.4 Selektion • 7-Punkt-Skala-Maximum mittig: In dieser Skala (Tabelle 7.8 Mitte) liegt das Maximum mittig bei k = 3. Die Minima links und rechts stehen fu¨r die schlechtesten Skalenwerte.26 εsbjqp ( IPni ) = |βj | − |β L min|+|βRmin| 2 |βmax| − |β L min|+|βRmin| 2 = βj 3 (7.7) • Prozent-Skala: Mit der Prozentskala (Tabelle 7.8 rechts) sollen die Bediener das Ausmaß ihrer Zustimmung oder Ablehnung angeben. Es existieren nach Gleichung 7.8 zwei Arten der Bestimmung: εsbjqp ( IPni ) =  βj βmax = βj100 : Maximum optimal βmax−βj βmax = 100−βj100 : Minimum optimal (7.8) Subjektive Kriterien: Die folgende Aufza¨hlung nennt die subjektiven Kriterien, fu¨r deren Erfas- sung die in Anhang B.1 aufgefu¨hrten Fragen an den Bediener gestellt werden. Fu¨r die Erfassung der ersten fu¨nf Kriterien werden 7-Punkt-Skalen, fu¨r die letzten drei Prozent-Skalen verwendet. • Transparenz: Johannsen (1993) beschreibt die Transparenz als eines von drei Gestaltungs- kriterien27 fu¨r die Mensch-Maschine-Kommunikation. Sie wird hier als inhaltlicher Zu- gang zur Kommunikation bezeichnet und ermo¨glicht dem Menschen im weitesten Sinne den Durchblick durch die Darstellungsschicht in die organisatorischen Zusammenha¨nge. Die Erkennbarkeit von funktionalen Zusammenha¨ngen zwischen verschiedenen Kompo- nenten definiert nach Dutke (1994) die Transparenz eines Systems. Haaks (1992) nennt ein System transparent, wenn ein Bediener dessen Operationen verstehen kann, um so ungewo¨hnliche Situationen bewa¨ltigen und Modifikationen vornehmen zu ko¨nnen. Erfasst ein Bediener, ob das System einen eingegebenen Befehl behandelt oder ob es auf weitere Eingaben wartet, dann ist das Dialogsystem nach Ulich (1988) transparent. Ackermann (1988) definiert die Transparenz als die Durchschaubarkeit des Systemverhaltens und die Mo¨glichkeit, sich ein inneres Prozess- und Strukturmodell des Dialogsystems aufzubau- en. Die nach Ackermann (1988) notwendigen Eigenschaften fu¨r die Transparenz sind ein klar strukturierter Dialogaufbau und -ablauf, ein klar dokumentiertes Funktionsangebot, pra¨zise Erkla¨rungen u¨ber den Systemzustand, eindeutige Ru¨ck- und Fehlermeldungen und eine geeignete Unterstu¨tzung. Die wichtigsten Punkte beim Betrachten der Transparenz im Zusammenhang mit Bedienoberfla¨chen sind, dass die Bediener zu jedem Zeitpunkt den Zustand des technischen Systems, den Handlungsbedarf und die Zusammenha¨nge im System erkennen ko¨nnen. • Navigation: In Freiburg (1987) wird die Navigation als das Auffinden des Weges durch Verfolgen logischer oder inhaltlicher Beziehungen zwischen Objekten definiert, um eine bestimmte Fragestellung zu beantworten. Graphische Bedienoberfla¨chen fu¨r die Visualisie- rung technischer Prozesse mu¨ssen in Fehlersituationen die Operateure zu den fehlerhaften Komponenten zu fu¨hren, ohne dass sie die Orientierung im u¨ber die Bedienoberfla¨che dar- gestellten Prozess verlieren. Durch eine am Bediener orientierte Modellierung und Abbil- dung des technischen Systems kann eine leistungsfa¨hige Navigation erreicht werden. Dabei sollte man nicht nur die Zerlegung eines Systems in Unter-, Teilsysteme und Komponen- ten heranziehen, sondern es ist auch eine handlungs- und zielorientierte Abbildung des Systems anzustreben. Neben der Fa¨higkeit, sich orientieren zu ko¨nnen, ist auch die Zeit von Bedeutung, in der die gesto¨rten Systemkomponenten und relevanten Informationen (Anzeigenwerte, Steuerungseinstellungen, Zusta¨nde) zu finden sind. 26Diese Skala kommt z.B. bei der Bewertung von Individuengro¨ßen zum Einsatz. 27Die anderen beiden Gestaltungskriterien sind die Versta¨ndlichkeit und die Flexibilita¨t. 104 7.4.1 Fitnessbestimmung • Fehlermanagement: Alle Maßnahmen, die beim Auftreten von Fehlern aus der Situation heraus durchzufu¨hren sind, bilden nach Charwat (1994) den Sammelbegriff fu¨r das Fehler- management. In Johannsen (1993) wird das Fehlermanagement als das Lo¨sen von Proble- men in gegenwa¨rtig vorhandenen Fehlersituationen beschrieben. Hier liegen unerwu¨nschte Abweichungen von normalen Betriebsbedingungen vor, die vom Bediener durch geeignete Handlungen wieder korrigiert bzw. kompensiert werden mu¨ssen. Unterteilt ist das Fehler- management nach Johannsen (1993) in drei Phasen: – Fehlerentdeckung: Die Fehlerentdeckung ist der Vorgang, bei dem jede Art von un- erwu¨nschter Abweichung von den normalen Betriebsbedingungen bemerkt wird. Dies gilt sowohl fu¨r plo¨tzlich auftretende als auch fu¨r langsam anwachsende Vera¨nderun- gen. Nach Ali (1998) spielt bei der Fehlerentdeckung die zeitliche Dauer zwischen dem Auftreten einer Prozessverletzung und deren Erkennung durch die Darstellung auf der Oberfla¨che eine große Rolle. In dieser Arbeit spiegelt sich diese zeitliche Dau- er in der Fehlerkorrekturzeit wieder. Je spa¨ter ein Fehler erkannt wird, desto spa¨ter werden auch Aktionen zu seiner Behebung angestoßen. – Fehlerdiagnose: Mit der Fehlerdiagnose wird der Vorgang beschrieben, bei dem die Ursachen des Fehlverhaltens aufgedeckt werden und man entsprechend den Ort und die Art des aufgetretenen Fehlers ermittelt. – Fehlerkorrektur/kompensation: Der Vorgang der Fehlerkorrektur bringt ein System zuru¨ck in den Normalzustand. Von Fehlerkompensation spricht man, wenn es erfor- derlich ist, sich mit einem zufrieden stellenden Zustand vorla¨ufig abzufinden und den Systembetrieb fortzusetzen. • Symbolik: Mit dem Kriterium der Symbolik werden die verschiedenen graphischen Aus- pra¨gungen der Individuen beurteilt. Dieses Kriterium umfaßt die Bewertungen der Ab- messungen oder Farbgebungen von Individuen, die Wiedererkennbarkeit von Symbolen bzw. dem Erkennen von Funktionen aus Symbolen. • Struktur: U¨ber das Strukturkriterium wird erfaßt, ob eine Bedienoberfla¨che einen Vorteil aufgrund ihrer Struktur gegenu¨ber den anderen Bedienoberfla¨chen besitzt. Der Bewerber soll fu¨r jede Oberfla¨che in Relation zu den jeweils anderen dies auf der 7-Punkt-Skala bewerten. • Beanspruchung: Nach Frieling und Sonntag (1999) kann die Beanspruchung als subjektive Reaktion des menschlichen Organismus auf eine objektiv einwirkende Belastung aufge- fasst werden. Charwat (1994) bezeichnet die Beanspruchung als eine subjektive Gro¨ße fu¨r die individuelle Wirkung einer a¨ußeren Belastung auf den Menschen. Fu¨r den Menschen spielen hier die Aspekte Eigenschaften, Fa¨higkeiten, Fertigkeiten, Motive und Bedu¨rfnisse eine entscheidende Rolle. Je niedriger ein Bediener die Beanspruchung einscha¨tzt, desto besser ist die Bewertung. • Vertrauen: Das Konstrukt Vertrauen stammt aus der Psychologie und wird hauptsa¨chlich in Mensch-Mensch-Beziehungen verwendet. Durch Betonung der Wichtigkeit von Ver- trauen als Vermittler zwischen Mensch und Maschine hat Muir (1987) diesen Begriff auf die Mensch-Maschine-Kommunikation transformiert. Vertrauen kann man als allgemeine Einscha¨tzung der subjektiven Wahrscheinlichkeit definieren, mit der ein Individuum das Erscheinen von zuku¨nftigen Ereignissen angibt. Eine weitere Definition beschreibt Ver- trauen als Grad an Zuversicht, die eine Person in Bezug auf ein Beziehungsgefu¨ge emp- findet. Ein wichtiger Aspekt des Vertrauens ist die Erwartung an das Verhalten unserer Umgebung. Aus den Kenntnissen u¨ber das Verhalten der Umgebung ko¨nnen Vorhersagen getroffen und zuku¨nftige Zusta¨nde und Ereignisse abgescha¨tzt werden. Bezogen auf Pro- zessbediener ist die Darstellung der relevanten Prozessinformation sehr wichtig, um so die genannten Vorhersagen machen zu ko¨nnen. Je ho¨her das Vertrauen ausgepra¨gt ist, desto sta¨rker entsprechen die Erwartungen den tatsa¨chlichen Gegebenheiten. 105 7.4 Selektion • Spaß: Mit diesem Kriterium wird der Spaß abgefragt, den ein Bediener beim Fahren der Anlage mit der jeweiligen Bedienoberfla¨che hatte. Er ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Die Bedu¨rfnisse und Neigungen des Menschen sollten bei der Gestaltung von Oberfla¨chen mit einfließen, um so mehr Freude auf Seiten des Bedieners bei der Arbeit erreichen zu ko¨nnen. Der Spaßfaktor spiegelt zudem die Motivation eines Bedieners beim Umgang mit dem technischen System wider. Spaß kann als u¨bergeordnetes Kriterium der Bewertung angesehen werden, mit dem erfasst werden soll, was Bediener beim Umgang mit den Ober- fla¨chen empfunden haben. Je niedriger die Bewertung ausfa¨llt, um so mehr Widerwillen bringt ein Bediener der Oberfla¨che entgegen 7.4.2 Auswahl von Individuen Die Auswahl von Individuen findet bezogen auf die in Abschnitt 7.1.2 beschriebene Ebenen bezogene Strukturierung statt. Die Individuen sind so auszuwa¨hlen, dass jeder Anlagenteil mindestens durch eine topologisch oder kognitions-orientierte Darstellung abgebildet ist. Die Verbindung zwischen der physikalischen Form des Anlagenteils und der Anlagenfunktion schafft das Ziel-Mittel-Modell von Abschnitt 5.1.2. So ist sichergestellt, dass jeder Anlagenteil oder jede Anlagenfunktion zumindest einmal in der neuen Oberfla¨che vertreten ist. Im biologischen Sinne sind diese Bestandteile ”unsterblich”. 7.4.2.1 Auswahl von Individuen fu¨r die Zwischenpopulation Wie schon im Abschnitt 7.3.2 unter Punkt 3.c.ii erwa¨hnt, existieren zwei Herangehensweisen fu¨r die Auswahl der Individuen als Eltern: Niedrige Fitnessunterschiede: Fu¨r die Darstellung eines bestimmten Anlagenteils oder die ent- sprechende Anlagenfunktion gelangen zuna¨chst die Individuen aus den verschiedenen Popula- tionen in die Zwischenpopulation, wenn mindestens zwei Individuen existieren, deren Fitness- unterschiede eine bestimmte Schwelle Θ nicht unterschreiten. Diese Schwelle ergibt sich nach Gleichung 7.9 aus dem Faktor FΘ und der maximalen Fitness eines Individuums. Diese ma- ximale Fitness wird innerhalb der Individuen ermittelt, die den gleichen Anlagenteil und die entsprechenden Anlagenfunktionen abbilden. Diese Form der Vorauswahl entspricht der in Ab- schnitt 4.4.1.2 beschriebenen Truncation-Selektion und dient auch der Auswahl von Individuen fu¨r die unten beschriebene Rekombination. Fu¨r die Ermittlung der Schwelle wird zuna¨chst ge- pru¨ft, welches der Individuen die ho¨chste Fitness besitzt. Durch Multiplikation der ho¨chsten Fitness ϕmax mit dem Faktor FΘ berechnet sich die Schwelle Θ. Fu¨r diese Arbeit wurde fu¨r den Faktor FΘ ein Wert von 0, 8 festgelegt. Liegt der niedrigere Fitnesswert bei u¨ber 80% des ho¨her- en Fitnesswertes werden diese Individuen in die Zwischenpopulation u¨bernommen (Gleichung 7.10).28 Es gilt: n = 1, . . . , NP . Θ ( IPni ) = FΘϕmax ( IPki ) (7.9) k = n : ϕmax ( IPni ) Ii (Pt) → Iq(PZ) ∀ i : Θ ( IPni ) ϕ ( IPni ) ≥ ϕmax ( IPki ) (7.10) k = 1, . . . , NP , n 6= k 28Angenommen, der Wa¨rmetauscher W101 der TOP-Population ha¨tte mit dem Wert 1 die ho¨chste Fitness im Vergleich zu den anderen W101-Individuen: die W101-Komponenten der EID- und der Virt3D-Population sowie die MFM-Quelle Flu¨ssigkeit vorerwa¨rmen und der MFM-Aktor Temperatur Flu¨ssigkeit bestimmen. Weiter sei angenommen, dass der entsprechende Wa¨rmetauscher der Virt3D-Population eine Fitness von 0, 9, der EID- W101 eine Fitness von 0, 4, die genannte MFM-Quelle 0, 85 und der Aktor eine Fitness von 0, 5 besitzt. In dieser Konstellation gehen der Vertreter des Wa¨rmetauscher W101 aus der TOP- und der Virt3D-Population sowie die MFM Quelle in die Zwischenpopulation ein. Aufgrund der Schwelle von 0, 8 wu¨rden der EID-Wa¨rmetauscher und der MFM-Aktor nicht den Sprung in die Zwischenpopulation schaffen. 106 7.4.2 Auswahl von Individuen Hohe Fitnessunterschiede: Fu¨r alle Individuen, die die U¨bereinstimmung in Bezug auf die oben definierte Schwelle von Gleichung 7.9 nicht erreichen, erfolgt die Auswahl u¨ber die EOGUI- Roulette-Wheel-Selektion. Sind unterschiedliche Individuen fu¨r die verschiedenen Ebenen mo¨g- lich, ist festzulegen, welches Individuum fu¨r die neue Oberfla¨che ausgewa¨hlt wird. Dies gilt fu¨r die topologisch orientierte Ausrichtung29. Zur Individuenauswahl wird das in Abschnitt 4.4.1.2 bzw. Abschnitt 7.3.2 genannte Verfahren der Roulette-Wheel-Selektion herangezogen. Mit diesem Verfahren kommt ein stochastischer Anteil in die Selektion, da auch Individuen aus Populationen mit niedrigerer Fitness – wenn auch mit geringerer Wahrscheinlichkeit – fu¨r die Zwischenpopulation ausgewa¨hlt werden ko¨nnen. Wie in Abschnitt 4.4.1.2 beschrieben, wird eine Linie generiert, deren La¨nge der Summe aus den einzelnen Fitnesswerten entspricht, hier den Individuen der Zwischenebenen topologischer Ausrichtung. Bild 7.5 verdeutlicht den Ablauf einer Roulette-Wheel-Selektion im EOGUI-Algorithmus. Zuna¨chst wird mit Φmax nach Gleichung 7.11 die La¨nge Bild 7.5: Auswahl von Individuen: Roulette-Wheel-Selektion im EOGUI-Algorithmus der Linie bestimmt. Fu¨r die Segmentierung der Linie wird ein Faktor 100/Φmax gebildet, der eine prozentuale Ein- teilung ermo¨glicht30. Die Breite der Abschnitte ist propor- tional zur Fitness der einzelnen Individuen31, betra¨gt aber mindestens den Wert 1. Auf diese Weise wird auch Individu- en mit niedriger Fitness (keine Aktionen, schlechte Bewer- tungen) die minimale Chance eingera¨umt, Nachkommen in die neue Population zu entsenden. Innerhalb der Roulette- Wheel-Selektion des EOGUI-Algorithmus existieren zwei Auswahlverfahren: die Individuen-bezogene und die Indivi- duentyp-bezogene Auswahl. Beide Verfahren gelten fu¨r die Auswahl von Individuen fu¨r die Zwischen- und die Elementebene32. • Individuen-bezogene Auswahl: Diese Form der Auswahl wirkt sich auf die einzelnen Indi- viduen aus, d.h. Individuen des gleichen Typs Tt ko¨nnen in der neuen Oberfla¨che un- terschiedliche Visualisierungen besitzen. Die maximale Fitness und die Segmentbereiche werden nach den folgenden Gleichungen bestimmt (Es gilt: i = 1, . . . , NEeI ): Φmax ( IT t,Pn i ) = Ntpo P∑ n=1 ϕ ( IT t,Pn i ) (7.11) Φstartn =  0 : n = 1Φendn−1 + 1 : n > 1 (7.12) Φendn =  Φstartn + 1 : ϕ ( IT t,Pn i ) = 0 Φstartn + 100 Φmax ϕ ( IT t,Pn i ) : ϕ ( IT t,Pn i ) 6= 0 (7.13) • Individuentyp-bezogene Auswahl: In diesem Auswahlverfahren betrifft die Selektion alle Individuen eines bestimmten Individuentyps. Eingefu¨hrt wird diese Art speziell fu¨r Indi- viduen gleichen Typs, deren graphische Darstellung konsistent gehalten werden soll. Der maximale Segmentwert Φmax wird hier nicht fu¨r einzelne Individuen bestimmt, sondern entsprechend den Gleichungen 7.14 und 7.15 aus dem Mittelwert der Fitness ϕ¯ bezogen auf einen Individuentyp Tt. Die Gleichungen 7.16 und 7.17 entsprechen den Gleichungen 29Darstellung der Untersysteme als Virt3D, TOP oder EIDtpo 30Die prozentuale Einteilung erlaubt eine bessere U¨bersicht und Kontrolle der Ergebnisse in der Testphase. 31Die Segmentla¨nge la¨sst sich mit der Fortpflanzungswahrscheinlichkeit von Abschnitt 4.4.1.1 gleichsetzen. 32Siehe Abschnitt 7.4.2.3 und 7.4.2.4. 107 7.4 Selektion 7.12 und 7.13 mit dem Unterschied, dass statt der Fitness des einzelnen Individuums die mittlere Fitness ϕ¯(TPnt ) des Individuentyps verwendet wird. Es gilt: i = 1, . . . , N Ee I ; n = 1, . . . , NP tpo und t = Rohrleitung, Verzweigung, Zusammenfu¨hrung. ϕ¯ ( TPnt ) = 1 NITt Pn N ITt Pn∑ i=1 ϕ ( ITt Pni ) (7.14) Φmax (Tt) = Ntpo P∑ n=1 ϕ¯ ( TPnt ) (7.15) Φstartn =  0 : n = 1Φendn−1 + 1 : n > 1 (7.16) Φendn =  Φstartn + 1 : ϕ¯ ( TPnt ) = 0 Φstartn + 100 Φmax ϕ¯ ( TPnt ) : ϕ¯ ( TPnt ) 6= 0 (7.17) Im Anschluss an die Segmentierung wird fu¨r jedes auszuwa¨hlende Individuum der topolo- gisch orientierten Zwischenebene eine gleichverteilte Zufallsvariable ζ im Bereich [0, 100] erzeugt. Die Zufallsvariable bestimmt, welches Individuum in die Zwischenpopulation und spa¨ter in die neue Population u¨bernommen wird. Ii (Pt)→ Iq(PZ) ∀ i : Φstart (Ii (Pt)) ≤ ζ ≤ Φend (Ii (Pt)) 7.4.2.2 Bestimmung der Grundstruktur – Auswahl von Individuen fu¨r die U¨bersichtsebene Im na¨chsten Schritt der Individuenauswahl fu¨r die neue Oberfla¨che wird u¨ber deren Grund- struktur entschieden. Diese Grundstruktur wird von der Fitness der Ausgangsu¨bersichten, klas- sifiziert nach topologisch- und kognitions-orientierter Ausrichtung, bestimmt. Zu den topolo- gischen Ausrichtungen za¨hlen die U¨bersichten der Virt3D- und der TOP-Oberfla¨che sowie der topologische Teil der EID-Oberfla¨che (EIDtpo). Fu¨r die kognitions-orientierte Ausrichtung findet zuna¨chst nur die U¨bersicht der MFM-Oberfla¨che Beru¨cksichtigung. Die EID-Mappings werden gesondert behandelt, da sie in beide Ausrichtungen passen (siehe Abschnitt 7.5.2). Zuna¨chst werden fu¨r die topologisch orientierten Sichten die maximalen Fitnesswerte der U¨bersichtsebene bestimmt und in einer ”mittleren maximalen” Fitness nach Gleichung 7.18 zusammengefasst 33. Fu¨r die kognitions-orientierte Ausrichtung der MFM-U¨bersicht besteht keine Auswahlmo¨glich- keit zwischen unterschiedlichen Auspra¨gungen. Aus diesem Grund wird die maximale Fitness der MFM-U¨bersichtsebene nur aus den Individuen der Klassen Zielhierarchie und Ziel nach Gleichung 7.19 berechnet. Fu¨r beide Werte wird u¨ber die Anzahl der beru¨cksichtigten Indivi- duen gemittelt, um eine Vergleichbarkeit der Werte zu erreichen. Der ho¨here der beiden Werte aus den Gleichungen 7.18 und 7.19 entscheidet u¨ber die Grundstruktur der neuen Oberfla¨che (Gleichung 7.20). Diese Form der Auswahl entspricht der im Abschnitt 4.4.1.2 beschriebenen Truncation Selektion mit der Auswahl nur eines Individuums bzw. dem in Abschnitt 4.4.4 beschriebenen Verfahren des Elitest-Wiedereinfu¨gens, da nur die bessere der beiden Darstellun- gen u¨bernommen wird. Fu¨r den sehr unwahrscheinlichen Fall der Wertegleichheit entscheidet der Zufall u¨ber die neue Grundstruktur. Fu¨r Gleichung 7.18 gilt n =Virt3D,TOP,EIDtpo, fu¨r Gleichung 7.19 ist n = MFM und fu¨r beide gilt e = MAIN 33Beispielsweise wird fu¨r das Untersystem SUB01 2 Regulierung Wasseranschluss gepru¨ft, welche Auspra¨gung (Population Virt3D, TOP oder EIDtpo) die ho¨chste Fitness besitzt. 108 7.4.2 Auswahl von Individuen ϕ¯MAINtpo = 1 N tpo IEe Ntpo IEe∑ i=1 ϕmax ( IEe Pni ) (7.18) ϕ¯MAINkgo = 1 Nkgo IEe Nkgo IEe∑ i=1 ϕ ( IEe Pni ) (7.19) EOGUIMAIN =  tpo : ϕ¯MAINtpo > ϕ¯MAINkgo kgo : ϕ¯MAINtpo < ϕ¯ MAIN kgo (7.20) 7.4.2.3 Auswahl von Individuen fu¨r die Zwischenebenen Fu¨r die topologisch-orientierten Individuen der Zwischenebene gilt nur das oben beschriebene Verfahren der Individuen-bezogenen Auswahl, da sich hier verschiedene Individuen der Kom- ponentenklasse zu den Individuen der Unter- bzw. Teilsysteme zusammensetzen. Wie bereits angedeutet bilden die EID-Mappings einen Sonderfall, da sie in beide Grund- strukturen passen. Die Mappings erscheinen auf der topologisch orientierten Zwischenebene, wenn ihre Fitness mindestens so hoch ist wie die Fitness der anderen Individuen dieser Ebene. Dafu¨r werden die mittleren Fitnesswerte fu¨r die verschiedenen Auspra¨gungen der Individuen ermittelt und mit den entsprechenden Mappings verglichen (es gilt: e = ZWISCHEN; n = EOGUI; t = MAPPING und r = 1, . . . , NT tpo). ∆ϕ ( ITt,Eei ) = ϕ ( ITt,Eei ) − 1 NITt,Ee N I T tpo r Ee∑ i=1 ϕ ( I T tpor Ee i ) κvis ( ITt,Ee Pni ) =  true : ∆ϕ ( ITt,Eei ) ≥ 0 false : ∆ϕ ( ITt,Eei ) < 0 Fu¨r die kognitions-orientierte MFM-Sicht mu¨ssen keine gesonderten Auswahlverfahren an- gewandt werden, da fu¨r diese Individuen keine Auswahlmo¨glichkeit besteht. Die weitere Anpas- sung vollzieht sich durch die Operatoren Rekombination und Mutation. 7.4.2.4 Auswahl von Individuen fu¨r die Elementebene Fu¨r die Individuen der Elementebene gelten die gleichen Prinzipien wie fu¨r die Individuen der Zwischenebene. Neben der Individuen-bezogenen Auswahl ist zusa¨tzlich die Individuentyp- bezogene Auswahl mo¨glich. Auch hier wird fu¨r die topologisch-orientierte Sicht zwischen ver- schiedenen Individuen ausgewa¨hlt. Anstelle der Individuen vom Typ Untersystem der Klasse System sind die Individuentypen der Komponenten betroffen. Fu¨r die Individuen der Kompo- nentenklassen werden in der gleichen Weise wie oben die Individuen fu¨r die neue Oberfla¨che ausgewa¨hlt. Fu¨r alle topologisch-orientierten Individuen der Komponentenklasse, die vom Typ Rohrleitung, Verzweigung oder Zusammenfassung sind, gilt ausschließlich die Individuentyp- bezogene Auswahl. So wird erreicht, dass die Verbindung zwischen den Individuen konsistent ist. Fu¨r die Mapping- und MFM-Individuen der Elementebene gilt ebenfalls das Gleiche wie fu¨r die Zwischenebene. Die Existenz von Mapping-Individuen in der neuen Oberfla¨che ha¨ngt auch hier von der Abweichung ihrer Fitness zu den anderen Individuen ab. Die Flussfunktio- nen der MFM-Population mu¨ssen, wie schon auf der Zwischenebene, keinem Auswahlverfahren unterzogen werden und passen sich durch die Rekombination und die Mutation weiter an. 109 7.5 Rekombination 7.4.3 Wachstum von Individuen Eine direkte Folge der Fitnesszuweisung in der Selektion ist die A¨nderung der Gro¨ßeneigenschaft von Individuen. Entsprechend ihrer Fitness werden Individuen einem positiven bzw. negativem Wachstum unterworfen. Entspricht die Fitness eines Individuums der maximalen Fitness fu¨r alle Individuen der gleichen Klasse, des gleichen Typs und und der gleichen Ebene, wa¨chst dieses Individuum am sta¨rksten. Entsprechend wird umgekehrt das Individuum mit der niedrigsten Fitness am sta¨rksten verkleinert. Ha¨ufiger ausgewa¨hlte und besser bewertete Individuen werden so auffa¨lliger dargestellt als weniger ha¨ufig ausgewa¨hlte oder schlechter bewertete Individuen. Das Wachstum errechnet sich aus einem Faktor Fsiz34 multipliziert mit dem Verha¨ltnis zwischen der Fitness eines Individuums ϕ(IPni ) und der maximalen Fitness aller Individuen der gleichen Klasse, Ebene und Population. Allerdings ist das Wachstum nach oben auf den Faktor F siz = 2 und nach unten auf 0, 75 begrenzt, um U¨berdeckungen oder nicht mehr erkennbare Individuen zu vermeiden. κsiz,w ( IKc Ee Pni ) = F siz ϕ ( IKc Ee Pni ) ϕmax ( IKc Ee Pnk ) κsiz (IKc Ee Pni ) 7.5 Rekombination In der Rekombination werden aus den Individuen der Zwischenpopulation Nachkommen er- zeugt. Fallen durch die in Abschnitt 7.4.2.1 beschriebene Truncation-Selektion alle Individuen fu¨r die Darstellung einer Komponente oder Funktion bis auf eines weg, wird das das Verfah- ren der Rekombination durch Replikation angewandt. Voraussetzung fu¨r die Rekombination verschiedener Individuen ist die Mo¨glichkeit einer ebenfalls in Abschnitt 7.4.2.1 beschriebenen Mehrfachauswahl gleicher bzw. u¨ber das Ziel-Mittel-Modell verbundener Individuen. In die- sem Fall erfolgt die Generierung der Nachkommen nicht durch Replikation, sondern u¨ber die Rekombination durch Individuen-Kombination oder durch die Rekombination der Form. 7.5.1 Rekombination durch Replikation Aus einem Individuum, das als einziges Elter IEi fu¨r die Modellierung eines bestimmten An- lagenteils oder einer Anlagenfunktion in die Zwischenpopulation eingegangen ist, wird durch einfaches Kopieren (Replikation) ein Nachkomme IDp erzeugt (Gleichung 7.21). Dieser Nach- komme entspricht in seinen Eigenschaften dem Elter-Individuum und wird ggf. durch den Mu- tationsoperator von Abschnitt 7.6 weiter vera¨ndert. IEi (P z)→ IDp (P z) (7.21) 7.5.2 Rekombination durch Kombination U¨ber die Rekombination durch Ebenen-Kombination lassen sich Bezu¨ge innerhalb der Zwischen- ebenen als Ganzes generieren. Liegt die U¨bereinstimmung der Fitnesswerte der Individuen der Zwischenebenen der topologisch-orientierten Sicht auf der einen und der kognitions-orientierten Sicht auf der anderen Seite u¨ber 0.8 (80%), la¨sst sich die jeweils andere Sicht u¨ber einen zusa¨tz- lichen Navigationsschalter ( ) aufrufen. 34Der Faktor Fsiz ist fu¨r diese Arbeit mit 1.25 festgelegt. Fu¨r ein Verha¨ltnis ϕ(I Pn i )/ϕmax(I Pn k ) = 0.8 bleibt die Gro¨ße eines Individuums unvera¨ndert. 110 7.5.3 Rekombination der Form In der Rekombination durch Indivi- SYS MAP MAP – GOA Flüssigkeit entnehmen Temperatur halten Flüssigkeit entnehmen FST Flüssigkeit bereitstellen Flüssigkeit zuführen Flüssigkeit aufnehmen Flüssigkeit bereitstellen Flüssigkeit zuführen Flüssigkeit aufnehmen Tabelle 7.9: Rekombination durch Kombination: U¨bersichts- und Zwischenebene duen-Kombination werden die Individu- en wie bei der Replikation vollsta¨ndig u¨bernommen, jedoch durch Visualisie- ren der Bezu¨ge zueinander miteinander verbunden. Diese Rekombinationsform spielt sich auf der U¨bersichts-, Zwischen- und der Elementebene ab. Angewandt wird das Verfahren auf die Klassen Sys- tem, Mapping, Ziel, Flussstruktur, Komponente und Flussfunktion. Die Tabelle 7.9 zeigt die mo¨glichen Rekom- binationen durch Individuen-Kombina- tion fu¨r die U¨bersichts- und Zwischen- ebene. IE1i , I E2 j → ID1p , ID2q Die MFM-Modellbildung separiert in ihrer Darstellung Flüssigkeit bereitstellen Flüssigkeit zuführen Flüssigkeit aufnehmen Bild 7.6: Rekombination durch Kom- bination: Elementebene Massen- und Energieflu¨sse. EID wiederum stellt in seinen Mappings die Prozesse in Graphen dar, die sich auf Energie- und Massenbilanzen zuru¨ckfu¨hren lassen. Auf dieser Grund- lage lassen sich MFM und EID fu¨r die Rekombination ver- binden. Fu¨r die Flussstrukturen gilt das Gleiche wie fu¨r Ziele. Flussstrukturen bilden die Massen- und Energieflu¨sse des Systems ab und ko¨nnen auf diese Weise mit den jeweili- gen EID-Mappings verbunden werden. Nimmt man noch die Untersystem-Individuen hinzu, die u¨ber das Ziel-Mittel-Modell mit den MFM-Flussstrukturen verbunden sind bzw. zur entsprechenden Massen- oder Energiebilanz geho¨ren, ko¨nnen die ge- nannten Objekte auf dieser Basis rekombiniert werden. Auf der Elementebene lassen sich die Individuenklassen Komponente und Flussfunktion durch Kombination rekombinieren. Genutzt wird die Realisierungsbeziehung von MFM aus dem Abschnitt 2.3.6.5, die angibt, wie Funktio- nen von Komponenten realisiert werden. Durch umgekehrtes Nachfragen la¨sst sich ermitteln, welche Funktionen eine Komponente realisiert. Das Bild 7.6 zeigt die jeweiligen Rekombinations- mo¨glichkeiten. 7.5.3 Rekombination der Form Angewandt wird diese Rekombination auf ( ) ( )jj > ( ) ( )jj < Bild 7.7: Rekombination der Form: Beispiel die Abschnitt 7.2.2.1 beschriebenen Individuen- Eigenschaften der inneren und a¨ußeren Form des Nachkommens. Die Idee hinter dieser Re- kombinationsart ist das Verschmelzen von Sym- bolen verschiedener Abstraktionsgrade in ei- nem Symbol. Ein Virt3D-Symbol der niedrig- sten Abstraktionsstufe ko¨nnte dann auch abstraktere Elemente als Hinweis auf seine Funk- tion enthalten35. U¨ber die markantere a¨ußere Form des Nachkommens entscheidet nach Glei- chung 7.22 das Elter-Individuum mit der ho¨heren Fitness36. Fu¨r die innere Form des Nach- kommens kombinieren sich die inneren Formen der Eltern-Individuen. Mo¨glich ist die Form- Rekombination fu¨r die Individuen der Komponenten- und Flussfunktionsklasse auf der Element- Ebene. Um das entstehende Symbol fu¨r den Nachkommen nicht zu u¨berfrachten, wird dessen 35Siehe im Anhang Bild B.1, oder fu¨r die Rekombination TOP/MFM Bild B.2. 36Fu¨r den unwahrscheinlichen Fall gleicher Fitnesswerte entscheidet auch hier der Zufall. 111 7.6 Mutation Bildung auf die Eigenschaften der zwei Eltern mit der ho¨chsten Fitness begrenzt. Das Bild 7.7 zeigt exemplarisch die Anwendung der Form-Rekombination fu¨r einen TOP-Wa¨rmetauscher und ein MFM-Quellen-Individuum. IE1i + I E2 j → IDp (7.22) Es existieren, a¨hnlich wie bei der Auswahl von Individuen in der Selektion von Abschnitt 7.4.2.1, zwei Anwendungsarten der Form-Rekombination. Indviduen-orientierte Rekombination der Form: Pumpe V ir t3 D Ventil Wärme-tauscher Förderer Motor Regler Anz. FC TM T O P R e k o m b in a ti o n Vi rt3 D TO P j TO P Vi rt3 D j > j j > Beh. M FC T TM FC Bild 7.8: Rekombination der Form: TOP- und Virt3D-Individuen In diesem Fall vollzieht sich die Rekombination fu¨r einzelne Individuen mit der entsprechenden Fit- ness. Indviduentyp-orientierte Rekombination der Form: In Abwandlung der Truncation-Selektion von Ab- schnitt 7.4.2.1 werden nicht einzelne Individuen fu¨r die Rekombination herangezogen, sondern alle Individuen eines bestimmten Individuentyps. Be- trachtet wird auch hier der Fitnessmittelwert u¨ber die beiden zu verschmelzenden Individuentypen. Liegt dieser bei einer U¨bereinstimmung von 80%, werden alle Individuen dieser Typen in Bezug auf die innere und a¨ußere Form rekombiniert. Das Bild 7.8 zeigt die Mo¨glichkeiten der Form-Rekombination von TOP- und Virt3D-Individuen. Die weiteren Mo¨glichkeiten zwischen TOP und MFM sowie zwischen Virt3D und MFM zeigen die Bilder B.1 und B.2 des Anhangs (Abschnitt B.2). 7.6 Mutation Die Mutation vera¨ndert die Nachkom- Eigen- Individuenklasse schaft SYS CMP MAP GHR GOA FST FFK κsizI – × × – × – × κsizBEZ – × × – × – × κcbg × – – × – × – κcfl – ×37 × – – – – κclm – – × – – – – κclc – – – – × – – κcid – × × – × – × κ3D × × × – – – × κanm × × – – – – × Tabelle 7.10: Mutation: Vera¨nderungen von Eigen- schaften × : Mo¨gliche Mutation – : Keine Mutation men, allerdings mit niedriger Wahrschein- lichkeit. Fu¨r die Individuen werden einige der in Abschnitt 7.2.2.1 genannten Eigen- schaften vera¨ndert, jedoch maximal eine pro Individuum und Optimierungsdurchgang. Die Tabelle 7.10 nennt die mo¨glichen Mu- tationen im Rahmen des EOGUI-Algorith- mus. IDi ( PZ )→ I´Di (PZ) Gro¨ßena¨nderungen sind fu¨r die Klassen Komponente, Mapping, Ziel und Fluss- struktur mo¨glich, jedoch fallen sie gerin- ger aus als die in Abschnitt 7.4.3 beschrie- benen Wachstumsgro¨ßen. Die Animations- eigenschaft wird durch die Mutation auf den Wert true gesetzt, so dass sich, wie auch fu¨r die 3D-Einstellung, quasi ”neue” Eigen- schaften aktiv schalten. 37Die Fu¨llung der Fu¨llstandsdarstellung des Typs Beha¨lter wird mutiert, siehe Abschnitt 6.1.3, Tabelle 6.1. 112 Mit τmut wird die Gro¨ße des Mutations- Bild 7.9: Mutation: Bereiche und Zuordnung status eingefu¨hrt. Dieser Status gibt an, in welchem Ausmaß sich die Mutation auf ein Individuum auswirkt. Die diskreten Werte fu¨r τmut ko¨nnen zwischen NO MUTATION - RATE (keine Mutation) und MAX MUTATION - RATE (gro¨ßtmo¨gliche Mutation) liegen. Wel- chen Wert τmut annimmt, entscheidet sich durch den fu¨r jedes Individuum neu zu ge- nerierenden Wert der gleichverteilten Zu- fallsvariablen ζmut[1, 100]. Deren Wert be- stimmt nach Gleichung 7.23 die konkrete Auswirkung der Mutation δmut durch Zu- ordnen zu einem von den Mutationsgren- zen ιmutmin und ι mut max bestimmten Bereich 38. Fu¨r die kontinuierlichen Eigenschaften der Gro¨ße und Farbe werden die Werte entspre- chend demMutationsbereich vera¨ndert. Der Wert diskreter Eigenschaften (Animation, 3D, etc.) wird umgeschaltet, wenn der Mu- tationsstatus unter der mittleren Grenze ιMID MUTATION RATE liegt, siehe auch Bild 7.9. δmut ∼ 1 τmut τmut ( IPni ) =  MAX MUTATION RATE : ζmin ≤ ζ ≤ ιMAX MUTATION RATE UPPER MUTATION RATE : ιMAX MUTATION RATE < ζ ≤ ιUPPER MUTATION RATE MID MUTATION RATE : ιUPPER MUTATION RATE < ζ ≤ ιMID MUTATION RATE LOWER MUTATION RATE : ιMID MUTATION RATE < ζ ≤ ιLOWER MUTATION RATE NO MUTATION RATE : ιLOWER MUTATION RATE < ζ ≤ ζmax (7.23) 7.7 Reinsertation Da jedes Individuum der Zwischenpopulation genau einen Anlagenteil oder eine Anlagenfunkti- on modelliert und mehrere Konkurrenten fu¨r die Darstellung existieren ko¨nnen, ist festzulegen, welches Individuum der Zwischenpopulation PZ in die neue Population P t+1 eingehen darf. Beim vorliegenden Reinsertationsverfahren handelt es sich gema¨ß Abschnitt 4.4.4 um eine Form des einfachen Wiedereinfu¨gens, wenn hier auch nicht – wie dort erforderlich – die Anzahl der zu generierenden Nachkommen a priori festgelegt werden kann. Existiert nur ein Nachkomme (Rekombination durch Replikation), wird dieser direkt in die neue Population u¨bernommen. Stehen mehrere Individuen zur Auswahl, werden bei erfolgter Rekombination durch Kombina- tion die beiden verbundenen Nachkommen bzw. der bei Rekombination der Form generierte und ggf. mutierte Nachkomme u¨bernommen und die Eltern verworfen. Im Unterschied zum Verfahren von Abschnitt 4.4.4 ersetzen die Nachkommen fu¨r den ersten Lauf der Optimierung nicht die Individuen der Ursprungspopulation, sondern bilden eine neue eigene Population. Fu¨r alle weiteren La¨ufe mit der neuen Population werden Individuen durch die Nachkommen ersetzt (es gilt: i = 1, . . . , NIPZ ). I´Di ( PZ )→ Ij (Pt+1) Die einzufu¨genden Nachkommen ko¨nnen auch vollsta¨ndig den Eltern-Individuen entspre- chen. Dies ist der Fall, wenn ausschließlich Rekombination durch Replikation und keine Muta- tion stattfindet. 38ιMAX MUTATION RATE = 5, ιUPPER MUTATION RATE = 15, ιMID MUTATION RATE = 30 und ιLOWER MUTATION RATE = 50 113 7.8 Umsetzung des EOGUI-Algorithmus 7.8 Umsetzung des EOGUI-Algorithmus Die Software-technische Umsetzung des EOGUI-Algorithmus ist in das Software-Paket von Kapitel 6 integriert. Programmiert sind verschiedene Klassen fu¨r die in den Abschnitten 7.4 bis 7.7 beschriebenen Abstraktionen evolutiona¨rer Mechanismen. 7.8.1 Struktur der Programmierung Im Bild 7.10 ist in Erweiterung Bild 7.10: Struktur der Programmierung: Zusammenha¨nge zwischen den allgemeinen Klassen und den Klas- sen der Evolutiona¨ren Optimierung zum Bild 6.1 die Struktur der Pro- grammierung mit der Evolutiona¨ren Optimierung zu sehen. Die Klassen fu¨r die Modellbildung erben die Ei- genschaften der allgemeinen Klasse evolutionary optimization. Hier sind die fu¨r die Umsetzung der Evo- lutiona¨ren Optimierung no¨tigen Va- riablen und Grundfunktionen enthal- ten. Die eigentliche Optimierung er- folgt durch die Aufrufe der Perform- EvoMechanism-Funktionen der EO- GUI-Formularklasse. Die Argumente dieser Funktionen SELECTION, RE- COMBINATION, MUTATION und REIN- SERTATION rufen die entsprechenden abstrahierten Mechanismen auf. Die Objektiv-Adaption mit der Bestim- mung der objektiven Kriterien und Zielfunktionen findet in der Formu- larklasse evolutionary optimization objective adaption statt, entsprechend die Subjektiv- Adaption. Die Klasse . . . subjective questionaire entha¨lt den Online-Fragebogen fu¨r die subjektive Bewertung durch den Bediener. U¨ber die Funktionen und Funktionsaufrufe der EOGUI-Formularklasse werden die neuen topologisch-orientierten Individuen initialisiert und deren Eigenschaften im VTE39-Modell auf die durch Selektion, Rekombination und Mutati- on angepassten bzw. vera¨nderten Werte gesetzt. Fu¨r die optimierten MFM-Individuen wird aus Vereinfachungsgru¨nden auf die bereits existierenden Individuen im MFM-Modell zuru¨ck- gegriffen und deren Visualisierung entsprechend vera¨ndert. Die Formularklassen vte main und vte sub. . . enthalten die optimierten topologisch-orientierten Individuen, von denen die un- vera¨nderten Steuerungen und Anzeigen aufgerufen werden ko¨nnen. 7.8.2 Klassen und Funktionen Im folgenden werden die wichtigsten Klassen und deren Eigenschaften der EOGUI-Umsetzung kurz angesprochen. Die Umsetzung der Klassen als Formularklassen wurde gewa¨hlt, da so die Abla¨ufe zu Testzwecken gesteuert und die Ergebnisse (numerische Daten) direkt eingesehen werden ko¨nnen. Evolutionary Optimization: Basisklasse der Evolutiona¨ren Optimierung und als einzige nicht als Formularklasse umgesetzt. Sie entha¨lt alle wichtigen Variablen, wie z.B. die struct-Objekte assortment[. . .].frequency und .time fu¨r die Auswahlha¨ufigkeit und Aufschaltzeit oder ob- jective criterion[].value und subjective criterion[].value fu¨r die Werte der objek- tiven und subjektiven Kriterien von Abschnitt 7.4.1.4 und Abschnitt 7.4.1.5. Die wichtigste Funktion dieser Klasse ist AssortmentTime(. . .), u¨ber die die Aufschaltzeit bestimmt wird. 39VTE: Virt3D, TOP, EIDtpo. 114 7.8.2 Klassen und Funktionen Evolutionary Optimization Objective Adaption: Die Formularklasse, mit der der Hauptteil der Objektiv-Adaption umgesetzt ist. Das Hochza¨hlen der Auswahlha¨ufigkeiten passiert in den Modellbildungsklassen. An dieser Stelle werden aus den Ha¨ufigkeiten und Zeiten die Werte der objektiven Kriterien von Abschnitt 7.4.1.4 und daraus die objektiven Zielfunktionen von Ab- schnitt 7.4.1.3 bestimmt. Die wichtigsten Funktionen sind die CalculateObjectiveCriteria(. . .) und CalculateObjectiveGoalFunction(. . .)-Funktionen fu¨r die Berechnungen und PerformObjec- tiveEvaluation() als aufrufende Funktion aller Berechnungen. Evolutionary Optimization Subjective Adaption: Die Formularklasse der Subjektiv-Adaption entspricht strukturell ihrem objektiven Gegenstu¨ck, jedoch mit der Ausrichtung auf die subjek- tiven Kriterien von Abschnitt 7.4.1.5 und Zielfunktionen zur Verarbeitung der Fragebogendaten. Evolutionary Optimization Subjec- Bild 7.11: Subjektiv-Adaption: Screenshot Online-Fragebogen tive Questionaire: Im Bild 7.11 ist der Online-Fragebogen aus dieser For- mularklasse zu sehen, mit dem die subjektiven Kriterien erfasst werden. Die wichtigsten Funktionen sind Set- EvaluationGrade(. . .) fu¨r das Auf- nehmen der aktuellen Bewertung und PerformSubjectiveEvaluation fu¨r die Berechnungen. Im oberen Teil des Fragebogens stehen das u¨bergeord- nete Kriterium und die Fragestellung. Unten rechts befinden sich vier TIma- ge-Objekte, die Graphiken in Bezug auf die Fragestellung enthalten. Die- se Graphiken sollen das Verstehen der Frage unterstu¨tzen. Unten links sind die Felder positioniert, mit denen der Bediener seine Bewertungen abgeben kann. Die Schalt- fla¨chen oben rechts dienen der Navigation und dem Absetzen einer Meldung an den Versuchs- leiter fu¨r den Fall von Unklarheiten in der Fragestellung. EOGUI: Dies ist das Hauptformular Bild 7.12: EOGUI-Steuerung: Screenshot Formular der Evolutiona¨ren Optimierung. Von hier aus kann der gesamt Ablauf des Algorithmus gesteuert werden. Die wichtigsten Funktionen sind die Per- form. . .-Funktionen fu¨r die verschie- denen Funktionsaufrufe aus den un- ten beschriebenen Formularklassen der Objektiv- und Subjektiv-Adap- tion. Die eigentliche Anpassung voll- zieht sich in den Modellbildungsklas- sen durch die Adapt. . . (. . .)- und Ad- just. . . (. . .)-Funktionen. Die weiteren Klassen der Evolu- tiona¨ren Optimierung – . . . objec- tive analysis, . . . subjective - analysis40, . . . goalfunction - analysis41 und . . . fitnesscape42 – dienen der U¨berpru¨fung und Ana- lyse der generierten Daten. 40Auswertung der objektiven und subjektiven Kriterien. 41Auswertung der objektiven und subjektiven Zielfunktionen. 42Graphische Darstellung der Individuen-Fitness. 115 8 Bewertung der Evolutiona¨ren Optimierungs-Methodik EOGUI Zum U¨berpru¨fen der Funktionalita¨t (Anpassen der Bedienoberfla¨che an die Bedu¨rfnisse und Pra¨ferenzen der Probanden) und der Wirksamkeit (Verbesserung der Handhabung technischer Prozesse) der entwickelten EOGUI-Methodik wird diese einer experimentellen Untersuchung ausgesetzt. Im Experiment haben mehrere Probanden verschiedene Aufgabenszenarien mit den Graphischen Bedienoberfla¨chen der Ursprungspopulationen (Virt3D, TOP, EID, MFM) und mit der individuell generierten EOGUI-Oberfla¨che zu durchlaufen. Fu¨r beide Teile werden objektive und subjektive Maße fu¨r den Vergleich vorher/nachher erhoben. Gegenstand dieses Kapitels sind die Experimentierumgebung, die Planung, Durchfu¨hrung und Auswertung des Experiments sowie die Ergebnisse des EOGUI-Algorithmus. 8.1 Experimentierumgebung und Versuchsaufbau Mit der Experimentierumgebung wird die verwendete Hardware aufgezeigt. Der Versuchsaufbau beschreibt die Zusammenha¨nge der Erfassung und Auswertung der Experimentdaten. Experimentierumgebung:Mit der Experimentierumgebung Bild 8.1: Experimentierumgebung ist die Voraussetzung fu¨r das durchzufu¨hrende Experiment geschaffen. Zur Umgebung geho¨ren ein Graphik-Rechner, der neben den Graphischen Bedienoberfla¨chen auch die Si- mulation des MIPS-Prozesses rechnet und ein Leitrechner. Von diesem Rechner aus wird der Ablauf des Experiments gesteuert und u¨berwacht. Der Graphikrechner und der Leit- rechner stehen ra¨umlich getrennt, sind aber u¨ber Intranet miteinander verbunden. Ein 24“-Monitor wurde verwendet, um die verschiedenen Sichten ausreichend positionieren und gleichzeitig darstellen zu ko¨nnen. Versuchsaufbau:Der Versuchsleiter lo¨st auf dem Leit- Bild 8.2: Versuchsaufbau rechner u¨ber ein Steuerungsprogramm den Experi- mentablauf aus, alles weitere folgt automatisch. Auf dem Graphikrechner werden im Laufe der Szenari- en alle Aktionen der Probanden1 fu¨r beide Expe- rimentteile (vor/nach der Optimierung) ebenso wie die subjektiven Bewertungen durch die Software auf- gezeichnet und daraus Text-Dateien generiert. Die Rohdaten der Bewertungen werden u¨ber eine MS- Access-Datenbank aufbereitet und u¨ber das Statistik- programm SPSS ausgewertet. 1Siehe Abschnitt 7.4.1.4. 116 8.2 Versuchsplanung In der Versuchsplanung werden die unabha¨ngigen und abha¨ngigen Variablen der Untersuchung festgelegt, die Bewertungskriterien gebildet, die Hypothesen u¨ber den Ausgang des Experiments formuliert, die Probanden bestimmt und die statistische Auswertung geplant. Beim Versuchs- plan handelt es sich um ein gemischtes Modell, da die festen Faktoren der Bedienoberfla¨chen, der Szenarien und der zufa¨llige Faktor der Probanden existieren. Das Experiment la¨sst sich fu¨r die Kriterien der Bewertung analog zu der in Abschnitt 7.4.1 eingefu¨hrten Objektiv- und Subjektiv-Adaption in einen objektiven und einer subjektiven Teil einordnen. 8.2.1 Variablen der Untersuchung Der Untersuchungsgegenstand wird in Form von unabha¨ngigen Variablen ηidp, die Kriterien der Bewertung als abha¨ngige Variablen ηdep festgelegt. Die abha¨ngigen Variablen sind die Gro¨ßen, die durch Variation der unabha¨ngigen Variablen gemessen werden sollen. Damit sich die sub- jektiven Kriterien der abha¨ngigen Variablen messen lassen ko¨nnen, mu¨ssen sie operationalisiert werden. Dies erfolgt durch die in Abschnitt 7.4.1.5 beschriebenen Ordinalskalen. 8.2.1.1 Unabha¨ngige Variablen Die graphischen Bedienoberfla¨chen, die Szenarien, die Probanden sowie deren Vorbildung und die Ausrichtung der EOGUI-Oberfla¨che sind die unabha¨ngigen Variablen. Graphische Bedienoberfla¨chen: Die erste unabha¨ngige Vari- i ηidpguii Oberfla¨che 1 VTEM Virt3D, TOP, EID, MFM 2 EOGUI EOGUI Tabelle 8.1: Unabha¨ngige Var.: Bedienoberfla¨chen able der graphischen Bedienoberfla¨chen besitzt zwei Auspra¨- gungen. Die Variable ηidpgui1 steht fu¨r die vier vor Durchfu¨hrung des EOGUI-Algorithmus zur Verfu¨gung stehenden Bedienober- fla¨chen der Virt3D-, TOP-, EID- und der MFM-Modellbildung. Die Variable ηidpgui2 steht fu¨r die vom EOGUI-Algorithmus gene- rierte Oberfla¨che. Die vier Ursprungspopulationen werden fu¨r das Experiment nicht weiter aufgelo¨st, weil hier nur Unter- schiede zwischen vor und nach der Optimierung von Interesse sind. Die im Abschnitt 7.3.2 ge- nannte Optionseinstellung wird fu¨r das Experiment herausgenommen, um die Probanden nicht mit zuviel Einstellmo¨glichkeiten zu u¨berfordern und vom eigentlichen Experiment abzulenken. Szenarien: Die unabha¨ngige Variable ηidpscn steht fu¨r die i ηidpscni 1 SE Sto¨rung W401 2 S0 Anfahren der Anlage 3 S1 Sto¨rung W101 und Ausfall P101/P102 4 S2 Fehler L201 und Aus- fall C201 5 S3 Sto¨rung V401, Ausfall M301, P401/P402 Tabelle 8.2: Unabha¨ngige Variable: Szenarien Szenarien. Mit den Szenarien werden zweierlei Absichten verfolgt. Zum einen sollen u¨ber die Szenarien die notwendi- gen Daten fu¨r die Objektiv-Adaption erfasst werden, zum anderen dienen sie im Experiment der Beurteilung der EOGUI-Methodik. Die Szenarien sind so konzipiert, dass sie fu¨r die Probanden lo¨sbar sind und einen ausreichenden Einblick in die Oberfla¨chen fu¨r die Subjektiv-Adaption und Bewertung ermo¨glichen sowie dem EOGUI-Algorith- mus genu¨gend objektive Daten bereitstellen. Insbesonde- re Szenario S0 ist fu¨r diesen Zweck ausgelegt. Nach einem Einfu¨hrungsszenario SE, das nicht in die Bewertung mit einfließt, haben die Probanden zuna¨chst die Aufgabe, den Prozess anzufahren. Es folgen drei weitere Sto¨rungsszenarien, in denen die Probanden die Feh- ler erkennen und beheben sollen. Sto¨rungen bedeuten, dass Steuerungen aufgrund fehlerhafter Regler falsche Einstellung besitzen und vom Probanden wieder auf erlaubte Bereiche zu brin- gen sind. Ausfa¨lle betreffen diskrete Steuerungen, in deren Folge der Status auf AUS geschaltet wird.2 Fu¨r alle Szenarien besteht eine Zeitbegrenzung: fu¨r das Anfahrszenario eine Stunde, fu¨r alle anderen sechs Minuten. Ein Szenario gilt als bewa¨ltigt, wenn der Normal-Zustand wie- der hergestellt ist. Wa¨hrend im Einfu¨hrungsszenario nur eine, einfach zu behebende Sto¨rung 2Im Falle einer Pumpe wu¨rde die Fo¨rderung zum Erliegen kommen. 117 8.2 Versuchsplanung auftritt, sind die folgenden Szenarien schwieriger zu bewa¨ltigen. Die Sto¨rungen bzw. Ausfa¨lle erfolgen dort teilweise zeitversetzt und sind sie nicht immer unmittelbar als solche zu erkennen. • Einfu¨hrungsszenario SE: Im Einfu¨hrungsszenario ist die einzige Aufgabe des Probanden, den Wa¨rmetauscher W401 so einzustellen, dass die Entnahmetemperatur wieder einen erlaubten Wert annimmt. • Anfahrszenario S0: Die Aufgabe des Probanden ist es, den Prozess vom ausgeschalteten Zustand in den Normalzustand zu fu¨hren. Das Szenario wird beendet sobald der Proband alle Prozessgro¨ßen in den erlaubten Bereich gefu¨hrt hat. Das Anfahrszenario wird nach der genannten Zeit von einer Stunde abgebrochen, wenn der Proband bis dahin den gefor- derten Zustand nicht herbeifu¨hren konnte. Das Szenario gilt dann als nicht bewa¨ltigt. Der Proband hat nur in diesem Szenario die Mo¨glichkeit, den Prozess wieder in den Startzu- stand des Szenarios zuru¨ckzusetzen. No¨tig werden kann dies fu¨r den Fall, dass der Prozess vom Probanden nicht mehr aus einer ungewu¨nschten Situation gefu¨hrt werden kann. • Sto¨rungsszenario S1: Im Laufe des Szenarios S1 fallen der Regler TC101 sowie die Pumpen P101 bzw. P1023 aus. Der Reglerausfall zieht eine fehlerhafte Einstellung des Wa¨rmetau- schers W101 nach sich, der unmittelbar zu einer Notfallmeldung fu¨r den Wa¨rmetauscher und, bei Nichtbeachtung, nach 15s zu einer ersten Alarmmeldung fu¨r die zu niedrige Temperatur im Beha¨lter B101 fu¨hrt. Der Pumpenausfall fu¨hrt quasi sofort zu einer Not- fallmeldung, weil die zugefu¨hrte Flu¨ssigkeitsmenge nicht mehr ausreicht. Der Proband muss eine der Pumpen wieder einschalten sowie W101 manuell entsprechend einstellen. • Sto¨rungsszenario S2: Fu¨r das Szenario S2 erfa¨hrt zuna¨chst das Ventil V201 eine Sto¨rung, wodurch der Massenzufluss in den Beha¨lter B301 zu niedrig ausfa¨llt. Nach 30s schließt sich durch einen weiteren Fehler die Klappe L201. Dieser Fehler ist nicht so leicht zu erkennen wie die Sto¨rung des Ventils, da lediglich der B201-Fu¨llstand zu sinken be- ginnt. Erst wenn der Fu¨llstand in B201 unter die minimale Alarmgrenze fa¨llt, wird in den topologisch-orientierten Oberfla¨chen eine Alarmmeldung generiert. In den kognitions- orientierten Oberfla¨chen ist der Fehler fru¨her zu erkennen: fu¨r EID durch die Tendenzan- zeige des zugeho¨rigen Mappings und in MFM durch die Nichterfu¨llung des Zieles Gpro23 . Die Aufgaben sind die richtige V201-Einstellung und das erneute O¨ffnen von L201. • Sto¨rungsszenario S3: Im Szenario S3 fu¨hrt der fru¨he Ausfall des Motors M301 zum Stehen- bleiben des Ru¨hrwerks A301, was wiederum einen Abfall der Mischungsqualita¨t zur Folge hat. Der Qualita¨tsabfall macht sich allerdings erst nach und nach bemerkbar und kann, je spa¨ter die Fehlerursache entdeckt wird, um so schlechter wieder behoben werden. Des wei- teren schaltet der Regler fa¨lschlicherweise auf den Status MANUELL und verstellt das Ventil V401 auf einen zu kleinen O¨ffnungsgrad, so dass die entnommene Menge an Gemisch zu niedrig ist. Zusa¨tzlich fa¨llt die Pumpe P401 bzw. P402 aus, was zum vollsta¨ndigen Erlie- gen der Entnahme fu¨hrt. Aufgabe des Probanden ist fu¨r dieses Szenario, die Pumpen und den Motor wieder einzuschalten, den Reglerstatus wieder auf INTERN zu schalten bzw. das Ventil V401 entsprechend einzustellen. Probanden: Bei den Probanden handelt es sich um jeweils drei Personen mit technischer (1 - 3) und nicht-technischer Vorbildung (4 - 6). Die Probanden wurden ganz bewusst so aus- gewa¨hlt, um eine mo¨glichst große Unvoreingenommenheit gegenu¨ber den verwendeten Modell- bildungstechniken und um eine mo¨glichst große Diversifikation in den generierten Populationen zu erreichen. Anlagenfahrer sind, neben der erschwerten Verfu¨gbarkeit, mit TOP-Darstellungen vertraut und zumeist stark auf diese fixiert. Erkenntnisse aus einer Aufgabenanalyse, die in ei- nem Produktionsbetrieb fu¨r Pflanzenschutzmittel der Bayer AG Dormagen durchgefu¨hrt werden konnte, haben zu der Einsicht gefu¨hrt, Anlagenfahrer aufgrund ihres ta¨glichen Umgangs mit topologischen Darstellungen nicht als Probanden hinzu zu ziehen. Ein weiterer Grund, auch 3je nachdem, welche Pumpe eingeschaltet ist. 118 8.2.2 Versuchsplan nicht-technische Probanden mit ein zu beziehen, war die Tatsache, dass die Anzahl der als Che- miekanten ausgebildeten Bediener aufgrund wirtschaftlichen Druckes gesenkt und der Bedarf teilweise durch nicht-technisches Personal (z.B. Ba¨cker) gedeckt wurde (Vo¨lkel, 1999; Vo¨lkel und Wittenberg, 1999). Ein Ziel der Untersuchung ist herauszufinden, ob die vom EOGUI- Algorithmus generierte Oberfla¨che tatsa¨chlich den Pra¨ferenzen und Bedu¨rfnissen der Probanden entspricht. Daher die zwei Typen bei der Auswahl der Probanden. Probanden-Vorbildung: Probanden mit technischer Vor- i ηidpbgri 1 TEC Technisch 2 NTEC Nicht-Technisch Tabelle 8.3: Unabha¨ngige Variable: Vorbildung der Probanden bildung bezeichnen Personen mit einer technischen Aus- bildung. In dieser Untersuchung handelt es sich um Personen mit abgeschlossenem ingenieurwissenschaft- lichem Studium. Die nicht-technischen Probanden sind Personen ohne technischen Hintergrund. Sie kommen aus dem pa¨dagogischen, sozialwissenschaftlichen und aus dem administrativen Bereich. Alle Probanden haben ihre Ausbildung abgeschlossen und verfu¨gen u¨ber Berufserfahrung. Neben der Gesamtbetrachtung wird die unabha¨ngige Variable ηidpbgri eingefu¨hrt, deren Auspra¨gungen die Tabelle 8.3 zusammenfasst. Ausrichtung der EOGUI-Oberfla¨che: Die Ausrichtung i ηidporti 1 TPO Topologisch-orientiert 2 KGO Kognitions-orientiert Tabelle 8.4: Unabha¨ngige Variable: EOGUI-Ausrichtung der EOGUI-Bedienoberfla¨che beschreibt, welche Grund- form – topologisch- oder kognitions-orientiert – die neue Oberfla¨che annimmt. Topologisch-orientiert bedeutet an dieser Stelle die Gesamt-Teil-Darstellung der Virt3D-, TOP- und EIDtpo-Oberfla¨che mit der U¨bersicht und den Detailsichten auf die Komponenten des Prozesses. Die Ziel-Mittel-Sicht des MFM-Modells ist mit der kognitions-orientierten Ausrichtung gemeint.4 8.2.1.2 Abha¨ngige Variablen Die abha¨ngigen Variablen sind die in Abschnitt 7.4.1.4 beschriebenen Leistungsmaße der Wirk- samkeit und der Genauigkeit der Prozessfu¨hrung aus der Objektiv-Adaption. Hinzu kommen die beno¨tigte Handlungsanzahl uns Ausfu¨hrungszeit fu¨r die Szenarienbearbeitung sowie die Ha¨ufig- keit der erfolgreichen Szenarienbewa¨ltigung. Die subjektive Bewertung ist ebenfalls analog zur Subjektiv-Adaption von Abschnitt 7.4.1.5 zu sehen. Die Kriterien der Transparenz, Navigation des Fehlermanagements, der Struktur, Beanspruchung, des Vertrauens und des Spaßes dienen als allgemeine Kriterien auch hier der Einscha¨tzung der Oberfla¨chen. Weitere Fragen betreffen die abstrahierten evolutiona¨ren Mechanismen der Selektion, Rekombination und der Mutation. Die einzelnen Fragen ko¨nnen im Anhang C.1.1 nachgelesen werden. 8.2.2 Versuchsplan Im Versuchsplan ist die Abfolge der Prb. Teil 1: vor EOGUI Teil 2: nach EOGUI VTEM-Oberfla¨chen EOGUI-Oberfla¨che P01 SE S0 S1 S2 S3 SE S0 S2 S3 S1 P02 SE S0 S1 S3 S2 SE S0 S2 S1 S3 P03 SE S0 S2 S1 S3 SE S0 S3 S2 S1 P04 SE S0 S2 S3 S1 SE S0 S3 S1 S2 P05 SE S0 S3 S1 S2 SE S0 S1 S2 S3 P06 SE S0 S3 S2 S1 SE S0 S1 S3 S2 Tabelle 8.5: Versuchsplan: Experimentabfolge Experimentteile und der Szenarien fest- gelegt. Das Experiment besteht aus den zwei Teilen vor und nach der Evoluti- ona¨ren Optimierung. Im ersten Teil sind die Szenarien mit den Ausgangspopula- tionen Virt3D, TOP, EID und MFM, im zweiten Teil mit der vom EOGUI-Algo- rithmus generierten Oberfla¨che zu durch- laufen. Das erste Szenario ist stets das Einfu¨hrungsszenario SE, um den Proban- den auf das Kommende einzustimmen. Im Sinne einer realita¨tsbezogenen Abfolge ist das zweite Szenario S0 das Hochfahren der Anlage. Die Reihenfolge der verbleibenden Sto¨rungsszenarien S1 bis S3 wird permutiert, um Reihenfolgeeffekte zu vermeiden. 4Die Ausrichtung der EOGUI-Oberfla¨che ist im strengen Sinne keine unabha¨ngige Variable, da deren Aus- pra¨gung fu¨r die Bestimmung der abha¨ngigen Variablenwerte nicht kontrolliert variiert wird, sondern sich aus dem Algorithmus ergibt. Trotzdem wird sie als unabha¨ngige Variable betrachtet, weil fu¨r deren Auspra¨gungen die abha¨ngigen Variablen ermittelt werden. 119 8.2 Versuchsplanung 8.2.3 Nebenaufgabe Zum Erho¨hen der Belastung im Experiment werden dem Probanden parallel zu den Szena- rien einfache Additions- und Subtraktionsaufgaben gestellt. Der Proband ist angehalten, so viele Aufgaben wie mo¨glich wa¨hrend des Ablaufs zu lo¨sen. Der Sinn der Nebenaufgabe ist im Experiment eine gegenu¨ber der realen Situation angena¨herte Belastung zu schaffen. 8.2.4 Bewertungskriterien Die objektiven und subjektiven Bewertungskriterien aus den abha¨ngigen Variablen beschreibt der folgende Abschnitt. Die objektiven Bewertungen werden aus den gleichen Daten wie die Objektiv-Adaption gewonnen. Die Erfassung der subjektiven Bewertungen erfolgt ebenfalls analog zur Subjektiv-Adaption durch Skalen. 8.2.4.1 Objektive Bewertungskriterien Die Kriterien der objektiven Bewertungen des Experiments εobjiEXP sind verschiedene Leistungs- maße. Im einzelnen sind dies die innerhalb der Szenarien ausgefu¨hrten Aktionen, die Genauigkeit der Prozessfu¨hrung, die Wirksamkeit, die Fehlerkorrekturzeit und die Ha¨ufigkeit der erfolgrei- chen Szenarienbewa¨ltigung. Die Bewertung ηdepobji ergibt sich nach Gleichung 8.1 aus der Sum- mierung aller Kriterienwerte ε u¨ber die Anzahl der gewerteten Szenarien Nscn = 4 und u¨ber die Anzahl der ProbandenNprb = 6 sowie einer entsprechenden Mittelung. Es gilt: i = 1, . . . , Nεobj EXP und j = 1, . . . , Nηidp gui . ηdepobji ( ηidpguij ) = µobji = 1 NprbNscn Nprb∑ p=1 Nscn∑ q=1 εobjiEXPp,q (8.1) Anzahl der Aktionen: Das Kriterium fu¨r die Anzahl der Aktionen εobjfass,EXP entspricht den in Abschnitt 7.4.1.4 beschriebenen Aktionen des Probanden auf den Oberfla¨chen. Geza¨hlt werden alle Aktionen bis zur erfolgreichen Bewa¨ltigung eines Szenarios. Alle hinterher vorgenommenen Aktionen werden nicht beru¨cksichtigt. Die Bestimmung des Kriteriums entspricht der Gleichung 7.3 des genannten Kapitels. Genauigkeit der Prozessfu¨hrung: Auch dieses Kriterium εω,objaccPRC,EXP entspricht der in Ab- schnitt 7.4.1.4 beschriebenen Gro¨ße, hier der Form fu¨r die Aufgabenlo¨sung. Wie fu¨r das Kri- terium der Aktionsanzahl werden die Abweichungen zwischen Soll- und Istwerten von Prozess- gro¨ßen nur bis zur Erfu¨llung der Aufgabe erfasst. Die Bestimmung des Kriteriums entspricht im Prinzip der Gleichung 7.5, jedoch angepasst fu¨r das Experiment. Wirksamkeit: Fu¨r die Erla¨uterung des Wirksamkeitskriteriums εobjptcEXP sei auf Abschnitt 7.4.1.4 verwiesen. Im Unterschied zu dort betrachtet man hier alle Individuen aller Populationen. εobjptcEXP = 1 2  foptass NP∑ n=1 NI(Pn)∑ i=1 Nfass η(K(IPn i ))∑ η=1 fass ( ηidpguij ) + topterc terc ( ηidpguij )  (8.2) Fehlerkorrekturzeit: Die Fehlerkorrekturzeit ist die Zeit, die ein Proband beno¨tigt, um die im Rahmen der Szenarien gestellten Aufgaben zu lo¨sen. Es handelt sich um ein Schnelligkeitsmaß, mit dem der Zeitbedarf der Problemlo¨sung fu¨r alle Oberfla¨chen ermittelt werden soll. Opera- tionalisiert wird dieses Maß durch Bezug der absoluten Fehlerkorrekturzeit auf die maximal zur Verfu¨gung stehende Zeit tercmax wa¨hrend eines Szenarios. εobjtercEXP = 1− terc tercmax 120 8.2.4 Bewertungskriterien Ha¨ufigkeit der Szenarienbewa¨ltigung: Das Kriterium der erfolgreich bewa¨ltigten Szenarien εobjscsEXP gibt an, wie viele der gestellten Aufgaben von den Probanden gelo¨st werden konn- ten. Das Maß ist unabha¨ngig von der beno¨tigten Zeit und von der Anzahl der erforderlichen Handlungen. εobjscsEXP =  0 : Szenario nicht bewa¨ltigt1 : Szenario bewa¨ltigt 8.2.4.2 Subjektive Kriterien Die subjektive Bewertung wird aus den Antworten der Probanden aus einer weiteren Online- Befragung abgeleitet. Wie in Abschnitt 8.2.1.2 bereits angesprochen, unterteilt sich die subjek- tive Bewertung in einen allgemeinen und einen auf die Evolutiona¨re Optimierung bezogenen Teil. Erfasst werden die subjektiven Kriterien wiederum u¨ber Skalen. Skalentyp: Bei den im Experiment verwendeten Skalen handelt Bild 8.3: Experiment: Skalen es sich um die gleichen Skalen wie in der Subjektiv-Adaption aus dem Abschnitt 7.4.1.5. Wie in der Subjektiv-Adaption berechnet sich die Bewertung eines subjektiven Kriteriums q nach Gleichung aus dem Mittelwert der Bewertungen aus den Fragen zum entspre- chenden Kriterium. ηdepsbji ( ηidpguij ) = µsbji = 1 NqQEXP Nq QEXP∑ r=1 εsbjj,qrEXP (8.3) Allgemeine Kriterien: Zu den allgemeinen Kriterien za¨hlen die bereits im Abschnitt 7.4.1.5 beschriebenen Kriterien der Transparenz, Navigation, des Fehlermanagements, der Struktur, Beanspruchung, des Vertrauens und der Spaß. Fu¨r eine na¨here Erla¨uterung sei auf das genannte Kapitel verwiesen. Lediglich fu¨r die drei letzt genannten Kriterien besteht ein Unterschied zu den Beschreibungen von Abschnitt 7.4.1.5. Fu¨r diese Kriterien gilt, wie fu¨r die anderen Kriterien des subjektiven Teils des Experiments: je na¨her die Bewertung am Wert 0 liegt, desto besser ist die Bewertung fu¨r die Ausgangspopulationen (Gleichung 8.4) und umso schlechter ist die EOGUI-Population (Gleichung 8.5) bewertet. Befindet sich die Bewertung na¨her am Wert 1, wird die neu generierte Oberfla¨che ho¨her eingescha¨tzt. Die einzelnen Fragen sind im Anhang in Abschnitt C.1.1 nachzulesen. εsbjgui1,qrEXP = 1− βj 6 (8.4) εsbjgui2,qrEXP = βj 6 (8.5) Kriterien der Evolutiona¨ren Optimierung: Mit diesen Kriterien wird die subjektive Bewertung der entwickelten Abstraktionen der Selektion, Rekombination und Mutation erfasst. Die Re- insertation wird nicht weiter bewertet, da sie keine direkte Auswirkung auf das Aussehen der Oberfla¨che hat. Je ho¨her die Bewertung am Wert 1 liegt, desto besser ist die Einscha¨tzung des Kriteriums. Die Fragen finden sich im Anhang unter Abschnitt C.1.2. • Selektion: Fu¨r die Selektion wird ganz allgemein nach der Beurteilung des Probanden fu¨r den Ansatz befragt, Selektionsmechanismen fu¨r das individuelle Anpassen von Be- dienoberfla¨che anzuwenden. Weiterhin wird gefragt, ob das Wachstum von Individuen in Abha¨ngigkeit von der Fitness einen Vorteil erbracht hat oder nicht. • Rekombination: Auch hier wird zuna¨chst gefragt, ob die Rekombination als Mechanismus zum Generieren neuer Individuen grundsa¨tzlich befu¨rwortet oder abgelehnt wird. Zusa¨tz- lich werden Bewertungen der beiden Rekombinationsarten, Kombination und Form, ab- gefragt. 121 8.2 Versuchsplanung • Mutation: Neben der grundsa¨tzlichen Beurteilung des Vera¨nderns von Individuen durch Mutation zielen die Fragen zu diesem Mechanismus auf die konkreten Auswirkungen auf die Individueneigenschaften von Abschnitt 7.2.2.1 ab. Dazu geho¨ren Fragen zu A¨nderun- gen von Gro¨ßeneigenschaften5, Farbeigenschaften6, zur Aktivierung der Animationseigen- schaft sowie zur Ha¨ufigkeit von Mutationen. 8.2.5 Fragestellungen und Bildung der Hypothesen Die Frage, die es zu beantworten gilt, lautet, ob sich durch den Einsatz der Evolutiona¨ren Optimierung tatsa¨chlich eine Anpassung an den individuellen Bediener und in dessen Folge eine Verbesserung in der Fu¨hrung technischer Prozesse ergibt. Dementsprechend wird die Hypothese formuliert, dass die durch die EOGUI-Methodik generierten Graphischen Bedienoberfla¨chen den Pra¨ferenzen und Bedu¨rfnisse eines individuellen Bedieners entsprechen und so eine Verbesserung fu¨r die Prozessfu¨hrung darstellen. Objektiver Teil: Aufgrund der individuellen Anpassung wird davon ausgegangen, dass sich die Anzahl der notwendigen Handlungen und die beno¨tigte Fehlerkorrekturzeit verringern. Fu¨r die abgeleitete Gro¨ße der Wirksamkeit wird wie fu¨r die Szenarienbewa¨ltigung eine Verbesserung angenommen. In der angepassten Oberfla¨che sind die Individuen zusammengefasst, die den Pra¨ferenzen des Probanden am besten entsprechen. Er muss diese Objekte nicht erst durch Aufschalten ggf. unterschiedlicher Oberfla¨chen aufrufen, sondern findet sie in einer Darstellung. Subjektiver Teil: Fu¨r beide Teile wird ebenfalls aufgrund der erfolgreichen individuellen An- passung eine Verbesserung in den Bewertungen angenommen. • Allgemein: Im einzelnen wird fu¨r den allgemeinen Teil angenommen, dass mit der EOGUI- Oberfla¨che eine Verbesserung fu¨r alle subjektive Kriterien erreicht wird. Aufgrund der individuellen Anpassung wird die neue Oberfla¨che als transparenter vermutet als die Aus- gangsoberfla¨chen. Gleiches gilt fu¨r die Navigation (bessere Orientierung), das Fehlermana- gement (bessere Fehlererkennung, -diagnose und -korrektur), die Struktur (Vorteile durch die EOGUI- Individuen) sowie fu¨r die Kriterien der Beanspruchung (niedriger), das Ver- trauen und den Spaß (beide ho¨her). • Evolutiona¨re Optimierung: Fu¨r die Bewertungskriterien des Experimentteils fu¨r die Evolu- tiona¨re Optimierung wird fu¨r die Selektion und Rekombination eine positive Bewertung erwartet. Bei der Bewertung der Mutation wird eine neutrale Bewertung vermutet, da dieser Mechanismus rein auf dem Zufall basiert und so im Gegensatz zu Selektion und Rekombination keine gerichtete Vera¨nderung bringt. Die von der Mutation bedingten Vera¨nderungen ko¨nnen sowohl Verbesserungen, aber auch Verschlechterungen nach sich ziehen. Vorbildung der Probanden: Fu¨r beide Gruppen – technisch und nicht-technische – wird ange- nommen, dass sich die Werte der objektiven und subjektiven Kriterien wie oben beschrieben zu Gunsten der neuen Oberfla¨che ausfallen. In Bezug auf die Vorbildung der Probanden wird erwartet, dass die Probanden mit technischer Vorbildung bei den objektiven Kriterien bessere Werte erreichen als die nicht-technischen. Die Vermutung beruht auf der Annahme, dass die technischen Probanden aufgrund ihres ta¨glichen Umgangs mit technischen Systemen einen bes- seren Zugang zur Aufgabenstellung besitzen und besser lo¨sen ko¨nnen. Da diese letzte Annahme jedoch fu¨r das Ziel nicht relevant ist, wird sie nicht na¨her untersucht. Fu¨r den subjektiven Teil ha¨ngen die Annahmen stark von der Ausrichtung der neuen Oberfla¨che und weniger von der Vorbildung der Probanden, weshalb hier keine weiteren Vermutungen formuliert werden. 5Individuen, Liniensta¨rken und Bezeichner. 6Hintergrund, EID-Mapping, Linien und Bezeichner. 122 8.2.6 Statistische Hypothesen Ausrichtung der generierten Oberfla¨che: Fu¨r die Ergebnisse der EOGUI-Methode wird fu¨r die Probanden mit technischer Vorbildung erwartet, dass sich die generierten Oberfla¨chen eher in die topologisch-orientierte Ausrichtung bewegen. Diese Sichtweisen sind eher an der Tech- nik orientiert und entsprechen den Denkweisen technisch gepra¨gter Probanden sta¨rker als die kognitions-orientierten Sichten. Eine Chance wird auch dem EID-Mapping eingera¨umt, in die neue Oberfla¨che u¨bernommen zu werden. Im Fall der Probanden mit nicht-technischer Vorbil- dung lautet die Vermutung, dass diese eher die MFM-Sichtweise bevorzugen. Der Grund liegt in der der menschlichen Informationsverarbeitung angepassten Informationsdarstellung. Im Ge- gensatz zu den anderen Sichten ist Wissen u¨ber den Prozess durch die abstraktere Wiedergabe von Prozesszielen und -funktionen explizit verfu¨gbar, und so das Erkennen von Systemzusta¨nden erleichtert und der Schlussfolgerungsaufwand reduziert. Fu¨r die Werte der objektiven und sub- jektiven Kriterien wird wie im Fall der Probandenvorbildung eine Verbesserung fu¨r beide Aus- richtungen in gleicher Weise wie oben beschrieben erwartet. Sollten sich die Vermutungen fu¨r die Ausrichtung der EOGUI-Oberfla¨chen bewahrheiten, werden sich keine Unterschied zwischen den Kriterienwerten der beiden Gruppen Vorbildung und Ausrichtung ergeben, da dann beide identisch sind. 8.2.6 Statistische Hypothesen Um die oben gebildeten Hypothesen u¨berpru¨fen zu ko¨nnen, sind statistische Verfahren vonno¨ten. Fu¨r die statistische Auswertung werden mathematische Hypothesen aufgestellt, mit den die for- mulierten Hypothesen zu u¨berpru¨fen sind. Als statistische Hypothesen sind im folgenden die Nullhypothese H0 und die Alternativhypothese HA formuliert. Fu¨r die Nullhypothese werden keinerlei Unterschiede in den Mittelwerten µ der betrachteten Maße in Abha¨ngigkeit der Fak- toren der Bedienoberfla¨chen festgestellt. H0 : µidpηgui1 = µ idp ηgui2 Fu¨r die Alternativhypothese HA bestehen dagegen Unterschiede in den Mittelwerten der erhobenen Maße abha¨ngig von den Faktoren der Bedienoberfla¨chen. HA : µidpηgui1 6= µ idp ηgui2 Fu¨r die unabha¨ngige Variable der Bedienoberfla¨chen ηidpguii wird angenommen, dass sich die erhobenen Maße der Bewertungskriterien signifikant unterscheiden. Ist der Unterschied signifi- kant, kommt es zur Ablehnung der Nullhypothese H0 und so zur Annahme der Alternativhypo- these HA. Fu¨r den zufa¨lligen Einfluss der Probanden wird angenommen, dass sich dieser nicht signifikant auf die erfassten Maße auswirkt. Ein nicht signifikanter Unterschied zwischen den Probanden fu¨hrt zu einer Annahme der Nullhypothese. Unter Verwendung einer mehrfaktori- ellen Varianzanalyse erfolgt die Entscheidung, ob die verschiedenen Hypothesen angenommen oder zuru¨ckgewiesen werden. Das Signifikanzniveau der Untersuchung wird mit α = 0, 05 (5%) festgelegt. 123 8.3 Durchfu¨hrung des Experiments 8.3 Durchfu¨hrung des Experiments Das Experiment wurde pro Proband an Bild 8.4: Experiment: Ablauf einem Tag durchgefu¨hrt. Dies war no¨tig, weil die Probanden nur zeitlich begrenzt zur Verfu¨gung standen und die Aufteilung des Experiments auf mehrere Tage zudem nur schwer machbar und nicht sinnvoll ist. Da die Generierung der neuen Oberfla¨che aus den erfassten Daten in einem Durch- gang erfolgen muss, wa¨re einzig eine Unter- brechung zwischen Einfu¨hrung und Daten- erfassung mo¨glich. Hier ist es jedoch nicht sinnvoll, zu viel Zeit zwischen Erla¨uterung und Durchfu¨hrung vergehen zu lassen. Die Untersuchung besteht, wie in Bild 8.4 zu sehen, aus den sechs Phasen Start, Einfu¨hrung, Datenerfassung 1, Generierung, Datenerfassung 2 und Diskussion. Jeder Pro- band durchla¨uft einzeln alle sechs Phasen. Der Start umfasst allgemeine Informatio- nen, die Einfu¨hrung erla¨utert die Bestand- teile des Experiments. Im Verlauf der er- sten Datenerfassung werden Daten fu¨r die Objektiv- und Subjektiv-Adaption sowie fu¨r die Objektivbewertung der Ausgangspopu- lationen aufgenommen. Die Generierung beinhaltet das Erzeugen der neuen Ober- fla¨che. Mit der zweiten Datenerfassung wer- den Daten fu¨r die objektive und subjektive Bewertung der EOGUI-Oberfla¨che fu¨r das Experiment erfasst. Der Proband wird u¨ber den Beginn jeder Experimentphase durch eine entsprechende Meldung informiert. Ei- ne Diskussion u¨ber den Ablauf und die Er- gebnisse beenden das Experiment. 1. Start Der Start umfasst die U¨bergabe von allgemeinen Informationen an den Probanden. a) Ziele/Inhalt: Zu Beginn des Experiments erha¨lt der Proband einen Text in Papier- form, der ihn u¨ber Inhalt, Ablauf und Ziele der Untersuchung informiert. Der Pro- band wird gebeten, den Text durchzulesen. Das Papier verbleibt zur sta¨ndigen Ver- fu¨gung des Probanden am Experimentierplatz. b) Zusammenfassung: Vor der Einfu¨hrung wiederholt der Versuchsleiter in verku¨rzter Form die Ziele und den Inhalt des Experiments sowie dessen Hintergrund. 2. Einfu¨hrung Die Einfu¨hrung umfasst die Erkla¨rungen des verwendeten Prozesses, der Modellbildun- gen und der allgemeinen Oberfla¨chenobjekte, eine Lernkontrolle, Erla¨uterungen zu den Oberfla¨chen der Virt3D-, TOP-, EID- und MFM-Modellbildung sowie einen Testlauf. Zur Vereinfachung werden in der Einfu¨hrung die Begriffe Bedienoberfla¨che und Objekt anstel- le von Population und Individuum verwendet. Alle Bereiche der Einfu¨hrung werden dem Probanden mu¨ndlich erla¨utert.7 7Die Bilder C.1 bis C.3 im Anhang zeigt die Graphiken fu¨r die verschiedenen Teile der Einfu¨hrung. 124 a) Erkla¨rung Prozess: Die Einfu¨hrung beginnt mit der Erla¨uterung des MIPS-Prozesses von Abschnitt 5.1. Erkla¨rt werden die Ziele des Prozesses, seine Funktionen und die Bestandteile anhand einer topologischen Abbildung entsprechend Bild 5.1. Aus- gehend von einer U¨bersicht werden die Untersysteme SUB01 bis SUB04 erkla¨rt. b) Erkla¨rung Modellbildung: Nach Abschluss der Erla¨uterungen zum verwendeten Pro- zess werden die Modellbildungen erkla¨rt, die den Bedienoberfla¨chen zugrunde liegen. Die Reihenfolge der Erla¨uterungen folgt dem Abstraktionsgrad, d.h. es beginnt mit Virt3D, dann TOP, EID und abschließend MFM. Zu Beginn sind fu¨r jede Modellbil- dung die Objekte in Form einer U¨bersicht dargestellt, um ein erstes Verstehen fu¨r den jeweiligen Ansatz der Modellbildung bzw. der grundlegenden Idee zu vermitteln. Es folgt ein Screenshot der MIPS-U¨bersicht, anhand dessen die Umsetzung in die jewei- ligen Oberfla¨che und die mo¨glichen Zusta¨nde sowie deren Farbcodierungen erla¨utert werden. Wiederum ausgehend von einer zusammenfassenden U¨bersicht werden die Funktionen und die Symbole der einzelnen Objekte erkla¨rt. Weiterhin wird erla¨utert, wie untergeordnete Sichten, Steuerungen und Anzeigen sowie Informationen zu den Objekten aufrufbar sind. Mit einer Wiederholung der U¨bersichtsdarstellung und dem Erla¨utern der Navigation ist der erste Abschnitt fu¨r die Modellbildungseinfu¨hrung abgeschlossen. Im zweiten Abschnitt wird ein Demoprozess mit der jeweils aktuel- len Modellbildung als Bedienoberfla¨che abgebildet. Zuna¨chst wird der Demo-Prozess automatisch hochgefahren. Nach Ende des automatischen Ablaufs ist der Proband aufgefordert, den Demo-Prozess manuell anzufahren. c) Lernkontrolle: Die Lernkontrolle soll dazu dienen, dass sich der Proband nochmals intensiv mit den Objekten der Bedienoberfla¨chen auseinander setzt. Der Proband ist aufgefordert, die Objektsymbole den jeweiligen Bedeutungen und der Funktion, fu¨r die das Symbol steht, zuzuordnen. Es geht erst weiter, wenn alle Bedeutun- gen und Funktionen richtig zugewiesen sind. Wa¨hrend der Lernkontrolle verla¨sst der Versuchsleiter den Raum, um den Probanden nicht einem Beobachtungsdruck auszusetzen. U¨ber einen Schalter hat der Proband jederzeit die Mo¨glichkeit, den Versuchsleiter zu rufen. Dies gilt auch fu¨r die anderen Konstellationen, in denen der Proband allein im Raum verbleibt. Die Ergebnisse der Lernkontrolle werden nicht weiter ausgewertet, da sie nur der Vertiefung des Erlernten dienen. d) Erkla¨rung Bedienoberfla¨chen: Sind alle Fragen der Lernkontrolle beantwortet, kehrt der Versuchsleiter zuru¨ck. Es folgt der erste Kontakt mit den Bedienoberfla¨chen, wieder in der Reihenfolge des Abstraktionsgrades. Zur Vorbereitung auf den Szena- rienablauf wird dem Probanden der Umgang mit den Bedienoberfla¨chen erla¨utert, z.B. das Aufrufen der untergeordneten Sichten, die Navigation, etc. e) Testlauf: Zum Abschluss der Einfu¨hrung hat der Proband in einem 30-minu¨tigen Testlauf die Mo¨glichkeit, sich mit der Oberfla¨che vertraut zu machen. Stellen sich keine Fragen mehr und besteht kein weiterer Bedarf u¨ber die 30 Minuten Testlauf hinaus, ist die Einfu¨hrung beendet und die eigentliche Untersuchung beginnt. 3. Datenerfassung 1 Im Zuge der Datenerfassung 1 werden die Eingangsdaten fu¨r die Objektiv- und Subjektiv- Adaption aufgenommen sowie gleichzeitig die Daten fu¨r den objektiven Teil des Experi- ments von Kapitel 8.2.4.1 (ηidpgui1). Der Proband ist wa¨hrend der Datenerfassung 1 allein, kann aber, wie erwa¨hnt, die Versuchsleiter durch Schalteraufruf anfordern. a) Szenarienablauf 1: Der Szenarienablauf beginnt stets mit dem Einfu¨hrungsszenario SE von Abschnitt 8.2.1.1. Es folgt das Szenario S0 fu¨r das Anfahren der Anlage und die drei Sto¨rungsszenarien S1 bis S3 in fu¨r jeden Probanden unterschiedlicher Reihenfolge (Tabelle 8.2). Der Proband hat die Mo¨glichkeit, die gestellten Aufgaben mit den Bedienoberfla¨chen seiner Wahl (Virt3D, TOP, EID, MFM) zu lo¨sen. b) Befragung 1 – Subjektiv-Adaption: In der ersten Befragung werden die Daten fu¨r die Subjektiv-Adaption der EOGUI-Methodik erhoben (Siehe Abschnitt 7.4.1.5). 125 8.4 Auswertung des Experiments 4. Generierung Ist die Datenerfassung der Objektiv- und Subjektiv-Adaption abgeschlossen, erfolgt auto- matisch die Generierung der neuen Oberfla¨che. Weder der Proband noch der Versuchsleiter haben hier Einfluss auf den Ablauf. Zu diesem Teil der Versuchsdurchfu¨hrung za¨hlt die Erla¨uterung der neuen Oberfla¨che und ein weiterer Testlauf. Wa¨hrend der Generierung ist der Versuchsleiter durchga¨ngig anwesend. a) Ausfu¨hrung EOGUI-Algorithmus: Der EOGUI-Algorithmus generiert aus den Daten der Adaption die neue, dem Probanden angepasste Bedienoberfla¨che. Ein Status- fenster im Hauptformular informiert u¨ber den Fortgang des Algorithmus. Dieser Vorgang dauert nur einige Sekunden. b) Erkla¨rung neuer Individuen: Die rekombinierten und ggf. mutierten Objekte werden ebenso erla¨utert wie die Struktur der EOGUI-Oberfla¨che. c) Testlauf: Wie schon in der Einfu¨hrung hat der Proband u¨ber einen Mindestzeitraum von 30 Minuten die Gelegenheit, sich mit der neuen Oberfla¨che vertraut zu machen. Der automatische Ablauf gibt diese 30 Minuten vor, kann aber auf Verlangen auch erweitert werden. 5. Datenerfassung 2 In der Datenerfassung 2 werden Daten fu¨r die objektive Bewertung der EOGUI-Oberfla¨che (Kapitel 8.2.4.1, ηidpgui2) erfasst. Zudem wird die Grundlage fu¨r die abschließende subjek- tive Bewertung geschaffen. Wie in der Datenerfassung 1 ist der Versuchsleiter nur auf Anforderung zugegen. a) Szenarienablauf 2: Der Ablauf ist fu¨r die ersten zwei Szenarien der gleiche wie im ersten Szenarienablauf. Die Reihenfolge der drei u¨brigen Szenarien unterscheidet sich vom ersten Szenarienablauf, um Reihenfolgeeffekte zu vermeiden. Der Proband hat die gestellten Aufgaben mit der EOGUI-Oberfla¨che zu lo¨sen. Die aufgenommenen objektiven Daten dienen der Beurteilung der neuen Oberfla¨che im Vergleich zu den Ausgangsoberfla¨chen.8 b) Befragung 2 – Subjektiv-Bewertung: Mit der zweiten Befragung wird der subjektive Vergleich der Oberfla¨chen vor und nach der Optimierung erfasst.9 6. Diskussion In der abschließenden Diskussion werden die Eindru¨cke des Probanden weniger formal als in den oben beschriebenen Punkten nachgefragt. Dies bezieht sich z.B. darauf, ob die neue Oberfla¨che den Pra¨ferenzen des Probanden entspricht, was als besonders gut oder schlecht aufgefallen ist und wo Sta¨rken oder Schwa¨chen der neuen Oberfla¨chen gesehen wurden. 8.4 Auswertung des Experiments Fu¨r die Auswertung der Experimente, dessen Durchfu¨hrung zwischen 5 und 7 1 2 Stunden dauerte, werden zuna¨chst die aufbereiteten Rohdaten der Objektiv- und Subjektiv-Bewertung angege- ben und im abschließenden Abschnitt diskutiert. Die Resultate der Experimente sind neben den generierten neuen Oberfla¨chen die Mittelwerte u¨ber die Kriterien der Untersuchung sowie die Ergebnisse der Varianzanalysen. Sie werden entsprechend der Aufteilung des Experiments in einem objektiven und subjektiven Abschnitt aufgefu¨hrt. Als Beispiele fu¨r die Ergebnisse der EOGUI-Methodik werden Screenshots der generierten Oberfla¨chen wiedergegeben und analy- siert. Die Auswertung der gewonnenen Rohdaten erfolgt durch eine MS-Access-Datenbank, in der die Daten fu¨r das Statistikprogramm SPSS zur weiteren Verarbeitung aufbereitet werden. 8Siehe auch Kapitel 8.2.4.1. 9Siehe auch Abschnitt 8.2.4.2. 126 8.4.1 Ergebnisse der objektiven Bewertung Die Ergebnisse werden sowohl in Tabellenform als auch in graphischer Form (Boxplots) dar- gestellt. Die Tabellen nennen die Mittelwerte bezogen auf die Kriterien der Bewertung. Die Boxplots zeigen den Median, die Quartile, Ausreißer10 (◦) und Extremwerte11 (∗). Die letzte Zeile der Auswertungstabellen enthalten den in Gleichung 8.6 angegebenen Verha¨ltnis rµ, der die Verbesserung oder Verschlechterung von Kriterienwerten beschreibt. Mit Ausnahme des ob- jektiven Kriteriums fu¨r die Aktionsanzahl bedeutet ein Wert von rµ > 1 eine Verbesserung des Kriteriums gegenu¨ber den Ausgangsoberfla¨chen (es gilt: j = bgr, ort). rηjµi = µ ηj igui1 µ ηj igui2 (8.6) 8.4.1 Ergebnisse der objektiven Bewertung Die Wiedergabe der objektiven Ergebnisse teilt sich in die U¨berpru¨fung der Hypothesen und die Darstellung der Resultate fu¨r die objektiven Kriterien. 8.4.1.1 U¨berpru¨fung der Hypothesen Im Falle des objektiven Teils konnte fu¨r keines der Kriterien statistisch signifikante Unterschiede nachgewiesen werden. Teilweise liegen die Werte zwar nur knapp u¨ber dem Signifikanzniveau, aber keines darunter. Die Einflu¨sse der Probanden auf die erfassten Maße sind erwartungsgema¨ß nicht signifikant. 8.4.1.2 Auswertung der objektiven Kriterien – Gesamt Die folgenden Abschnitte ent- µobjfass µ ω,obj accPRC µ obj ptc µ obj terc µ obj scs control state ηidpgui1 135, 83 72, 92 74, 79 0, 0042 0, 17 0, 29 ηidpgui2 120, 00 79, 96 82, 00 0, 0169 0, 37 0, 50 rµi 0, 88 1, 10 1, 10 4, 02 2, 18 1, 72 Tabelle 8.6: Experiment: Mittelwerte der objektiven Kriterien halten die Mittelwerte und in Bild 8.5 die Boxplots fu¨r die oben genannten objektiven Kriterien. Die Tabelle 8.6 zeigt zusammen- fassend die Mittelwerte fu¨r die Kriterien der objektiven Bewer- tung. Anzahl der Aktionen: Die Tabelle 8.6 nennt in der ersten Mittelwert-Spalte das Ergebnis fu¨r das Kriterium der Aktionsanzahl εobjfass . Im Mittel liegt der Wert fu¨r die Ausgangsoberfla¨chen um den Faktor 1, 13 ho¨her als fu¨r die EOGUI-Oberfla¨che. Mit der EOGUI-Oberfla¨che waren weniger Aktionen fu¨r das Bewa¨ltigen der Szenarien no¨tig als mit den Ausgangsoberfla¨chen. In absoluten Zahlen lautet das Ergebnis fu¨r ηidpgui1 = 3260 und fu¨r η idp gui1 = 2880. Das Bild 8.5 zeigt oben links den zugeho¨rigen Boxplot. Die Ausreißer und Extremwerte kommen vom Anfahrszenario, fu¨r das, aufgrund der Aufgabenart, am meisten Handlungen ausgefu¨hrt werden. Genauigkeit der Prozessfu¨hrung: Die zweite Spalte von Tabelle 8.6 zeigt die Genauigkeit der Prozessfu¨hrung fu¨r die Steuerungen, die dritte Spalte fu¨r die Zustandsgro¨ßen. Beide Werte liegen jeweils fu¨r die EOGUI-Oberfla¨che gu¨nstiger, fu¨r beide Gro¨ßen um den Faktor 1, 1. Das 8.5 zeigt oben in der Mitte jeweils im linken Block das Ergebnis fu¨r die Steuerungsgro¨ßen, im rechten fu¨r die Zustandsgro¨ßen. Die Ausreißer sind auch hier durch das Anfahrszenario bedingt, da alle und nicht nur einzelne Prozessgro¨ßen in den erlaubten Bereich zu fu¨hren sind. Wirksamkeit: Die vierte Spalte von Tabelle 8.6 entha¨lt das Ergebnis fu¨r das Kriterium der Wirksamkeit εobjptc . Insgesamt ergibt sich eine um den Faktor 4 bessere Wirksamkeit fu¨r die EOGUI-Oberfla¨che. Im Boxplot von Bild 8.5 rechts oben zeigt sich, dass jeweils zwei Ausreißer und Extremwerte fu¨r die Ausgangsoberfla¨chen aufgetreten sind. Wiederum stammen diese vom 10Ausreißer besitzen Werte, die um den Faktor 1, 5 bis 3 Kantenla¨ngen vom oberen bzw. unteren Kantenrand entfernt liegen. 11Extremwerte sind Werte, die mehr als drei Kantenla¨ngen vom oberen bzw. unteren Rand entfernt sind. 127 8.4 Auswertung des Experiments Bild 8.5: Experiment: Auswertung objektiver Teil – Boxplots Anfahrszenario, weil, je mehr Handlungen ausgefu¨hrt und Zeit beno¨tigt wird, desto schlechter wird nach Gleichung 8.2 die Wirksamkeit. Fehlerkorrekturzeit: Fu¨r die Fehlerkorrekturzeit erreicht nach der fu¨nften Spalte von Tabelle 8.6 wiederum die EOGUI-Oberfla¨che den besten Wert. Er liegt um 2, 2-mal ho¨her als der Wert fu¨r die Ausgangsoberfla¨chen. Das Bild 8.5 zeigt links unten den Boxplot fu¨r die Fehlerkorrekturzeit. Ha¨ufigkeit der Szenarienbewa¨ltigung: Das Ergebnis fu¨r die Ha¨ufigkeit der erfolgreichen Sze- narienbewa¨ltigung zeigt die Tabelle 8.6 in der letzten Spalte. Die meisten Szenarien wurden mit der EOGUI-Oberfla¨che erfolgreich beendet. In absoluten Zahlen wurden mit den Ausgangso- berfla¨chen 7, mit der EOGUI-Oberfla¨che 12 Szenarien bewa¨ltigt, was einem Faktor von 1, 7 entspricht. Das Bild 8.5 zeigt unten in der Mitte den Boxplot der Szenarienbewa¨ltigung. Ge- nauer ist Balkendarstellung links daneben. Sie verdeutlicht die Verbesserung des Kriteriums fu¨r die EOGUI-Oberfla¨che gegenu¨ber den Ausgangsoberfla¨chen. 8.4.1.3 Auswertung der objektiven Kriterien – Vorbildung und Ausrichtung Im folgenden sind die Ergebnisse der objektiven Kriterien aufgelo¨st nach der Vorbildung der Probanden und nach der Ausrichtung der EOGUI-Oberfla¨che wiedergegeben. Vorbildung Probanden: ηbgr µ obj fass µω,objaccPRC µ obj ptc µ obj terc µ obj scs control state ηidpgui1 TEC 100, 42 77, 42 84, 08 0, 0045 0, 24 0, 42 NTEC 171, 25 68, 42 65, 50 0, 0040 0, 10 0, 17 ηidpgui2 TEC 77, 75 89, 83 95, 50 0, 0268 0, 55 0, 75 NTEC 162, 25 70, 08 68, 50 0, 0071 0, 20 0, 25 rµi TEC 0, 77 1, 16 1, 13 5, 96 2, 29 1, 79 NTEC 0, 94 1, 02 1, 04 1, 18 2, 00 1, 47 Tabelle 8.7: Experiment: Mittelwerte der objektiven Kriterien Vorbildung Proband Die Auswertung der ob- jektiven Kriterien bzgl. der Vorbildung der Pro- banden zeigt die Tabel- le 8.7. In allen Fa¨llen er- geben sich Verbesserun- gen fu¨r beide Gruppen. Die gro¨ßte A¨nderung ergibt sich fu¨r die Wirk- samkeit der Handlungen im Fall der technischen Probanden, fu¨r die sich durchgehend die ho¨heren Verbesserungen im Vergleich zu den nicht- technischen Probanden ergeben. 128 8.4.2 Ergebnisse der Subjektiven Bewertung Ausrichtung EOGUI-Ober- fla¨che: Die Auflo¨sung der ηort µ obj fass µω,objaccPRC µ obj ptc µ obj terc µ obj scs control state ηidpgui1 TPO 107, 25 76, 25 78, 94 0, 0042 0, 21 0, 38 KGO 193, 00 66, 25 66, 50 0, 0044 0, 09 0, 13 ηidpgui2 TPO 73, 38 85, 44 88, 75 0, 0237 0, 51 0, 69 KGO 209, 25 69, 00 68, 25 0, 0034 0, 10 0, 13 rµi TPO 0, 70 1, 12 1, 13 5, 64 2, 43 1, 82 KGO 1, 08 1, 04 1, 02 0, 77 1, 11 1, 00 Tabelle 8.8: Experiment: Mittelwerte der objektiven Kriterien Ausrichtung EOGUI-Oberfla¨che objektiven Kriterien fu¨r die Ausrichtung der neu- en Oberfla¨che zeigt Tabel- le 8.8. Fu¨r die Probanden 1 – 3 und 6 hat die EO- GUI-Methodik eine topo- logisch-orientierte, fu¨r die Probanden 4, 5 eine kog- nitions-orientierte Ober- fla¨che generiert.12 Die Vera¨nderungen fu¨r die to- pologisch-orientierten EOGUI-Oberfla¨chen sind durchgehend ho¨her als fu¨r die kognitions-orien- tierten. Im Falle des Anzahlkriteriums ist auch hier der ho¨chste Anstieg zu verzeichnen. 8.4.2 Ergebnisse der Subjektiven Bewertung Die Ergebnisse der subjektiven Bewertung werden ebenso wie die der objektiven Bewertung in die Hypothesenu¨berpru¨fung und die Ergebnisdarstellung unterteilt. Statistisch u¨berpru¨ft werden die Hypothesen des allgemeinen Teils von Abschnitt 8.2.4.2, da diese die Fragestellung der Untersuchung direkt betreffen. Die Erla¨uterungen nennen, soweit mo¨glich, die Zuordnungen der Werte zu den jeweils geltenden textlichen Skalenzuteilungen13. Der Teil fu¨r die Evolutiona¨re Optimierung betrifft nicht direkt die Fragestellungen des Experiments und wird nicht statistisch u¨berpru¨ft. 8.4.2.1 U¨berpru¨fung der Hypothesen – Subjektiver Teil Fu¨r die subjektiven Kriterien gilt das gleiche wie fu¨r die objektiven Kriterien. Es wurden keine statistisch signifikante Unterschiede fu¨r die subjektiven Kriterien gefunden. 8.4.2.2 Auswertung der allgemeinen subjektiven Kriterien – Gesamt Die Gesamtsauswertung µsbjtra µ sbj nav µ sbj ema µ sbj str µ sbj sta µ sbj cnf µ sbj fun ηidpgui1 0, 41 0, 47 0, 46 0, 44 0, 42 0, 47 0, 53 ηidpgui2 0, 59 0, 53 0, 54 0, 56 0, 58 0, 53 0, 47 rµi 1, 44 1, 13 1, 17 1, 27 1, 38 1, 13 0, 89 Tabelle 8.9: Experiment: Mittelwerte der subjektiven Kriterien Allgemeiner Teil der allgemeinen subjektiven Kriterien (Tabelle 8.9) zeigt eine Verbesserung fu¨r alle Be- wertungen mit Ausnahme der Mutation. Das Bild 8.6 zeigt die zugeho¨rigen Boxplots. Transparenz: Die Tabelle 8.9 zeigt in der ersten Kriterienspalte das bessere Ergebnis fu¨r die EOGUI-Oberfla¨che, d.h. das Systemverhalten wird fu¨r die EOGUI-Oberfla¨che als durchschau- barer angesehen. Den Boxplot fu¨r die Transparenz zeigt das Bild 8.6 oben links. Navigation: Die zweite Spalte von Tabelle 8.9 zeigt das bessere Navigations-Ergebnis fu¨r die EOGUI-Oberfla¨che. Die Orientierung innerhalb der Oberfla¨che ist demnach mit der EOGUI- Oberfla¨che besser mo¨glich. Den Boxplot der Navigation zeigt das Bild 8.6 oben, in der zweiten Spalte. Die Ausreißer bzw. Extremwerte kommen von den Probanden 3 und 6. Proband 3 hat die Navigation fu¨r die Ausgangsoberfla¨chen wesentlich ho¨her als die u¨brigen Probanden bewertet, fu¨r Proband 6 ist es genau umgekehrt. 12Siehe auch Abschnitt 8.4.3.1. 13z.B.: −3 : U¨berhaupt nicht, 2 : Sehr gut etc. 129 8.4 Auswertung des Experiments Bild 8.6: Experiment: Auswertung subjektiver Teil – Allgemein – Boxplots Fehlermanagement: Die Bewertung der Fehlermanagementphasen nennt die Tabelle 8.10. Die besten Ergebnisse fu¨r die Fehlererkennung, Fehlerdiagnose und die Fehlerkorrektur erreicht je- weils die EOGUI-Oberfla¨che. Die Boxplots fu¨r das zu- µsbjerg µ sbj edg µ sbj ecr ηidpgui1 0, 40 0, 47 0, 48 ηidpgui2 0, 60 0, 53 0, 52 rµi 1, 50 1, 13 1, 08 Tabelle 8.10: Mittelwerte: Fehlermanagement sammenfassende Kriterium des Fehlermanagements zeigt das Bild 8.6 in der zweiten Reihe, ganz links. Der Ausreißer kommt vom Probanden 3, der die EOGUI- Oberfla¨che fu¨r das Fehlermanagement sehr hoch be- wertet. In der gleichen Reihe folgt die Darstellung der Fehlermanagementphasen in der Reihenfolge Fehler- erkennung, -diagnose und -korrektur. Der Ausreißer fu¨r die Fehlerkorrektur stammt vom Probanden 3. Struktur: Die vierte Spalte von Tabelle 8.9 nennt das Ergebnis fu¨r das Strukturkriterium. Die EOGUI-Oberfla¨che hat hier einen Vorteil gegenu¨ber den urspru¨nglichen Oberfla¨chen erreicht. Die graphische Auswertung des Strukturkriteriums zeigt Bild 8.6 oben rechts. Beanspruchung: Spalte fu¨nf von Tabelle 8.9 entha¨lt die Werte fu¨r die Beanspruchung. Auch an dieser Stelle bekommt die EOGUI-Oberfla¨che die ho¨here Einscha¨tzung. Der Boxplot fu¨r die Beanspruchung ist in Bild 8.6 unten links zu sehen. Vertrauen: Nach den Werten der sechsten Spalte von Tabelle 8.9 werden die Erwartungen der Probanden eher von der EOGUI-Oberfla¨che erfu¨llt, als von den Ausgangsoberfla¨chen. Den Boxplot fu¨r das Vertrauen zeigt das Bild 8.6 unten in der Mitte. 130 8.4.2 Ergebnisse der Subjektiven Bewertung Spaß: Als einziges allgemeines Kriterium erreichen die urspru¨nglichen Bedienoberfla¨chen fu¨r das Spaß-Kriterium die bessere Bewertung. Das Bild 8.6 zeigt unten rechts den Boxplot fu¨r dieses Kriterium. 8.4.2.3 Auswertung der Subjektiven Kriterien – Vorbildung und Ausrichtung Die Auswertung der allgemeinen subjektiven Kriterien fu¨r die Vorbildung der Probanden und die Ausrichtung der EOGUI-Oberfla¨chen wird fu¨r die Gesamt-Betrachtung und das Fehler- management wiedergegeben. Gesamt – Vorbildung Probanden Die Gesamtauswer- ηbgr µ sbj tra µ sbj nav µ sbj ema µ sbj str µ sbj sta µ sbj cnf µ sbj fun ηidpgui1 TEC 0, 41 0, 39 0, 33 0, 28 0, 50 0, 28 0, 28 NTEC 0, 42 0, 54 0, 59 0, 61 0, 33 0, 67 0, 78 ηidpgui2 TEC 0, 59 0, 61 0, 67 0, 72 0, 50 0, 72 0, 72 NTEC 0, 58 0, 46 0, 41 0, 39 0, 67 0, 33 0, 22 rµi TEC 1, 43 1, 56 2, 03 2, 57 1, 00 2, 57 2, 57 NTEC 1, 38 0, 85 0, 69 0, 64 2, 03 0, 49 0, 28 Tabelle 8.11: Experiment: Mittelwerte der subjektiven Kriterien Allgemeiner Teil: Vorbildung Proband tung der subjektiven Kriterien in Bezug auf die Probanden- vorbildung zeigt die Tabelle 8.11. Wa¨h- rend sich fu¨r die Pro- banden technischer Vorbildung fu¨r alle subjektiven Kriterien eine Verbesserung, mit Ausnahme der Beanspruchung (Gleichstand), ergibt, u¨berwiegen bei den nicht-technischen Probanden die Verschlechterungen. Lediglich fu¨r die Transparenz und die Beanspruchung sind Verbesserungen gegenu¨ber den urspru¨nglichen Oberfla¨chen zu verzeichnen. Gesamt – Ausrichtung EOGUI-Oberfla¨che Tabelle 8.12 zeigt die ηbgr µ sbj tra µ sbj nav µ sbj ema µ sbj str µ sbj sta µ sbj cnf µ sbj fun ηidpgui1 TPO 0, 41 0, 48 0, 43 0, 44 0, 46 0, 42 0, 42 KGO 0, 42 0, 44 0, 51 0, 46 0, 33 0, 58 0, 75 ηidpgui2 TPO 0, 59 0, 52 0, 57 0, 56 0, 54 0, 58 0, 58 KGO 0, 58 0, 56 0, 49 0, 54 0, 67 0, 42 0, 25 rµi TPO 1, 44 1, 08 1, 33 1, 27 1, 17 1, 38 1, 38 KGO 1, 38 1, 27 0, 96 1, 17 2, 03 0, 72 0, 33 Tabelle 8.12: Experiment: Mittelwerte der subjektiven Kriterien Allgemeiner Teil: Ausrichtung EOGUI-Oberfla¨che Gesamtbewertung der subjektiven Kriterien in Relation zu der Aus- richtung der EOGUI- Oberfla¨che. Im Fall der topologisch-orien- tierten Oberfla¨chen er- geben sich fu¨r alle Kri- terien ho¨here Werte im Vergleich zu den ur- spru¨nglichen Oberfla¨chen. Dies gilt auch fu¨r die kognitions-orientierten Oberfla¨chen mit Aus- nahme des Fehlermanagements, des Vertrauens und des Spaßes. Fehlermanagement – Vorbildung Probanden: Die ηidpbgr µ sbj erg µ sbj edg µ sbj ecr ηidpgui1 TEC 0, 28 0, 33 0, 35 NTEC 0, 53 0, 61 0, 61 ηidpgui2 TEC 0, 72 0, 67 0, 65 NTEC 0, 47 0, 39 0, 39 rµi TEC 2, 57 2, 03 1, 88 NTEC 0, 89 0, 64 0, 64 Tabelle 8.13: Mittelwerte: Fehlermanage- ment – Vorbildung Tabelle 8.13 nennt die Auswertungsdaten fu¨r die un- tergeordneten subjektive Kriterien des Fehlermana- gements in Bezug auf die Vorbildung des Probanden. Die Bewertung der Fehlererkennung, -diagnose und -korrektur erreicht fu¨r die technischen Probanden fu¨r die EOGUI-Oberfla¨che durchgehend Verbesserungen. Fu¨r die nicht-technischen Probanden verha¨lt es sich umgekehrt. 131 8.4 Auswertung des Experiments Fehlermanagement – Ausrichtung EOGUI-Oberfla¨che Die Auswertungen der untergeordneten Krite- ηidpbgr µ sbj erg µ sbj edg µ sbj ecr ηidpgui1 TPO 0, 33 0, 47 0, 46 KGO 0, 54 0, 47 0, 53 ηidpgui2 TPO 0, 67 0, 53 0, 54 KGO 0, 46 0, 53 0, 47 rµi TPO 2, 03 1, 13 1, 17 KGO 0, 85 1, 13 0, 89 Tabelle 8.14: Mittelwerte: Fehlermanagement Ausrichtung rien des Fehlermanagements fu¨r die Ausrich- tung der EOGUI-Oberfla¨che zeigt die Tabelle 8.14. Fu¨r die topologisch-orientierten EOGUI- Oberfla¨chen zeigen sich fu¨r alle drei unterge- ordneten Kriterien Verbesserungen. Mit Aus- nahme der Fehlerdiagnose verschlechtern sich die Werte der kognitions-orientierten EOGUI- Oberfla¨chen geringfu¨gig. 8.4.2.4 Auswertung der subjektiven Kriterien der Evolutiona¨ren Optimierung – Gesamt Die Tabelle 8.15 zeigt das Ergebnis fu¨r die Be- µsbjsel µ sbj rcb µ sbj mut 0, 61 0, 53 0, 48 Tabelle 8.15: Mittelwerte: Evolutiona¨re Op- timierung wertung bezogen auf die Mechanismen der Evolu- tiona¨ren Optimierung. Die folgenden Punkte be- schreiben die Auswertung dieser Kriterien und de- ren untergeordnete Kriterien. Die Tabelle 8.15 zeigt die Mittelwerte der Kriterien, das Bild 8.7 die Box- plots fu¨r diesen Teil des Experiments. Bild 8.7: Experiment: Auswertung subjektiver Teil – Evolutiona¨re Optimierung – Boxplots Selektion: Die Fragen zur Selektion umfassen die allgemeine Akzeptanz µsbjselgen µ sbj selsiz 0, 78 0, 44 Tabelle 8.16: Mittelwerte: Selektion des Verfahrens und die Beurteilung fu¨r das Wachstum von Individuen aufgrund der Selektion. Die allgemeine Akzeptanz der Selektion wird im Mittel von den Probanden als sehr gut eingescha¨tzt, das Wachstum dagegen erha¨lt eine eher neutrale Bewertung. Die Boxplots zur Selek- tion zeigt das Bild 8.7 auf der linken Seite in der Reihenfolge Gesamt, Allgemein und Wachstum. Der Ausreißer fu¨r das Wachstum kommt vom Probanden 3. Rekombination: Die Fragen zur Rekombination beziehen sich auf µsbjrcbgen µ sbj rcbcbn µsbjrcbfrm 0, 47 0, 58 0, 53 Tabelle 8.17: Mittelwerte: Rekombination die allgemeine Akzeptanz und die entwickelten Verfahren fu¨r die Kombination von Individuen und die Verschmelzung der inneren und a¨ußeren Form. Sowohl die Gesamtbewertung als auch die all- gemeine Akzeptanz der Rekombination erhalten eine niedrigere Be- wertung als die Selektion, liegen aber noch im neutralen Bereich. Das Verfahren der Kombination bekommt eine ho¨here Bewertung als das der Formverschmel- zung. Beide liegen zwischen Neutral und Viel in der Einscha¨tzung der Verbesserung. Das Bild 8.7 zeigt in der Mitte die Boxplots fu¨r die Rekombination in der Reihenfolge Gesamt, Allgemein, Kombination und Form. 132 8.4.2 Ergebnisse der Subjektiven Bewertung Mutation: Fu¨r die Mutation wird nach der all- gemeinen Akzeptanz, nach Vorteilen der Ver- µsbjmutgen µ sbj mutsiz µ sbj mutcol µsbjmutanm µ sbj mutfrq 0, 3333 0, 35 0, 51 0, 75 0, 78 Tabelle 8.18: Mittelwerte: Mutation a¨nderungen von Gro¨ßen, Farben, des Animati- onsstatus und nach der Zufriedenheit mit der Mutationsha¨ufigkeit gefragt. Der Gesamtwert der Bewertung erha¨lt den niedrigsten Wert al- ler abstrahierten Mechanismen, liegt jedoch noch im unteren neutralen Bereich. Allgemein wer- den die ungerichteten Vera¨nderungen als schlecht beurteilt. Gleiches gilt fu¨r die Gro¨ßena¨nde- rungen. Die Farba¨nderungen erhalten mit der Bewertung Neutral die zweitbeste Bewertung, die beste Bewertung erreicht die Animationseigenschaft mit einer Einscha¨tzung zwischen Gut und Sehr gut. Die Ha¨ufigkeit der Mutationen wird mit dem Wert Zu viel eingescha¨tzt. Die Boxplots von Bild 8.7 zeigen die ho¨heren Bewertungen fu¨r die Animation und Ha¨ufigkeit. 8.4.2.5 Auswertung der subjektiven Kriterien der Evolutiona¨ren Optimierung – Vorbildung und Ausrichtung Fu¨r die Probanden-Vorbildung und die Ausrichtung der EOGUI-Oberfla¨chen werden fu¨r die Evolutiona¨re Optimierung die Gesamtauswertung sowie alle drei Mechanismen betrachtet. Gesamt – Vorbildung Probanden: Die Probanden mit ηidpbgr µ sbj sel µ sbj rcb µ sbj mut TEC 0, 69 0, 56 0, 49 NTEC 0, 53 0, 50 0, 48 Tabelle 8.19: Mittelwerte: Gesamt Vorbildung technischer Vorbildung bewerten die einzelnen Mecha- nismen durchgehend ho¨her als die nicht-technischen. In der Tendenz der Werte stimmen beide Gruppen u¨ber- ein. Gesamt – Ausrichtung EOGUI-Oberfla¨che: Die Pro- ηidport µ sbj sel µ sbj rcb µ sbj mut TPO 0, 60 0, 50 0, 44 KGO 0, 63 0, 58 0, 57 Tabelle 8.20: Mittelwerte: Gesamt Ausrichtung banden mit den topologisch ausgerichteten Oberfla¨chen bewerten die einzelnen Mechanismen geringer als die Probanden mit den kognitions-orientierten EOGUI-Ober- fla¨chen. Selektion – Vorbildung Probanden:Der Ansatz, die bio- ηidpbgr µ sbj selgen µsbjselsiz TEC 0, 94 0, 44 NTEC 0, 61 0, 44 Tabelle 8.21: Mittelwerte: Selektion Vorbildung logische Selektion als Optimierungsmethode fu¨r Mensch- Maschine-Systeme zu verwenden wird von den Proban- den mit technischer Vorbildung mit Ausgezeichnet, von den Nicht-technischen als Gut eingescha¨tzt. Das Wachs- tum auf Basis der Fitness wird von beiden Gruppen mit der Bewertung Weniger (Vorteile) bewertet. Selektion – Ausrichtung EOGUI-Oberfla¨che: Fu¨r die ηidport µ sbj selgen µsbjselsiz TPO 0, 79 0, 42 KGO 0, 75 0, 50 Tabelle 8.22: Mittelwerte: Selektion Ausrichtung beiden Ausrichtungen der EOGUI-Oberfla¨che wird der Ansatz mit Sehr gut (topologisch-orientiert ho¨her als kognitions-orientiert) und das Wachstum fu¨r die kogni- tions-orientierte Oberfla¨che mit Neutral, bzw. mit We- nig Vorteilen durch die topologisch-orientierte EOGUI- Oberfla¨che eingescha¨tzt. Rekombination – Vorbildung Probanden: Die Rekom- ηidpbgr µ sbj rcbgen µsbjrcbcbn µ sbj rcbfrm TEC 0, 50 0, 61 0, 56 NTEC 0, 44 0, 56 0, 50 Tabelle 8.23: Mittelwerte: Rekombination Vorbildung binationsbewertung fu¨r die Probanden mit technischer Vorbildung liegen durchga¨ngig u¨ber den Werten der nicht-technischen Probanden. Der allgemeine Ansatz der Rekombination zum Bilden neuer Individuen wird von beiden Gruppen Neutral bewertet. Trotzdem er- halten die Rekombinationsverfahren ho¨here Bewertun- gen: die Rekombination durch Kombination ho¨her als die Rekombination der Form. Die techni- 133 8.4 Auswertung des Experiments schen Probanden weisen dem KombinationsverfahrenVieleVorteile zu, die u¨brigen Bewertungen sind fu¨r beide Gruppen im Bereich Neutral. Rekombination – Ausrichtung EOGUI-Oberfla¨che:Die ηidport µ sbj rcbgen µsbjrcbcbn µ sbj rcbfrm TPO 0, 46 0, 54 0, 50 KGO 0, 50 0, 67 0, 58 Tabelle 8.24: Mittelwerte: Rekombinati- on – Ausrichtung Bewertungen fu¨r die Ausrichtung der EOGUI-Oberfla¨che zeigt die Tabelle 8.24. Allgemein gilt eher eine Neutral- Bewertung, kognitions-orientiert liegt mit Viel Vorteilen u¨ber der topologisch-orientierten Bewertung (Neutral). Die Verfahren werden ho¨her eingescha¨tzt. Die Werte der kognitions-orientierten Oberfla¨chen (Viel Vorteile durch Kombination-, Viel Vorteile/Neutral durch Form-Rekombination) liegen allesamt ho¨her als die Beurteilungen der Probanden mit den topologisch-orientierten EOGUI-Oberfla¨chen (beide Neu- tral). Mutation – Vorbildung Probanden: ηidpbgr µ sbj mutgen µ sbj mutsiz µ sbj mutcol µsbjmutanm µ sbj mutfrq TEC 0, 28 0, 35 0, 53 0, 61 0, 67 NTEC 0, 39 0, 35 0, 49 0, 89 0, 89 Tabelle 8.25: Mittelwerte: Mutation – Vorbildung Der allgemeine Mutationsansatz wird von den Probanden technischer Vorbil- dung mit der Bewertung zwischen Sehr schlecht und Schlecht deutlich abgelehnt, von den Probanden nicht-technischer Vorbildung ebenfalls, jedoch mit Schlecht nicht so ausgepra¨gt. Die Mutation der Gro¨ßen erha¨lt fu¨r beide Gruppen den gleichen niedrigen Wert (Wenig Vorteile). Farbmutationen werden von beiden Gruppen Neutral eingescha¨tzt, Probanden mit technischer Vorbildung mit Tendenz zur guten Beurteilung, nicht-technische Probanden neigen eher zur Beurteilung Schlecht. Die Ani- mationen bewerten die technischen Probanden als Gut, die nicht-technischen Probanden sogar als Sehr gut. Die Ha¨ufigkeit der Mutationen wird von den Probanden mit technischer Vorbildung als Viel zu viel, von den nicht-technischen Probanden als Zu viel angesehen. Mutation – Ausrichtung EOGUI-Ober- ηidport µ sbj mutgen µ sbj mutsiz µ sbj mutcol µsbjmutanm µ sbj mutfrq TPO 0, 25 0, 31 0, 46 0, 83 0, 67 KGO 0, 50 0, 42 0, 62 0, 58 1, 00 Tabelle 8.26: Mittelwerte: Mutation – Ausrichtung fla¨che: Probanden mit den topologisch- orientierten Oberfla¨chen beurteilen den allgemeinen Ansatz mit Bewertungen zwischen Sehr schlecht und Schlecht, die der kognitions-orientierten Oberfla¨chen Neutral. Gro¨ßenmutationen liegen fu¨r die topologisch-orientierten Oberfla¨chen mit der Bewer- tung Wenig (Vorteile) im unteren Bereich, fu¨r die kognitions-orientierten Oberfla¨chen liegen sie zwischen Wenig und Neutral. Farbmutationen werden von den Probanden mit topologisch- orientierten EOGUI-Oberfla¨chen eher Neutral, von den Probanden mit kognitions-orientierten Oberfla¨chen Neutral bis Gut eingescha¨tzt. Ho¨here Bewertungen erhalten die Animationsmuta- tionen, Sehr gut fu¨r die topologisch-orientierten Oberfla¨chen, Neutral bis Gut fu¨r die kognitions- orientierten Oberfla¨chen. Die Probanden der topologisch-orientierten Oberfla¨chen bewerten die Mutationsha¨ufigkeit als Zu viel, die der kognitions-orientierten Oberfla¨chen mit der maximalen mo¨glichen Bewertung. 8.4.3 Ergebnisse der EOGUI-Methodik Die Bilder der folgenden beiden Abschnitte zeigen die generierten Oberfla¨chen. Wa¨hrend sich die Ergebnisse der Probanden mit technischer Vorbildung gleichen, gibt es bei den Proban- den mit nicht-technischer Vorbildung eine Ausnahme. Die Bilder 8.8 bis 8.13 zeigen jeweils links die U¨bersicht und rechts exemplarisch eine untergeordnete Sicht. Im Anhang C.3 sind die kompletten Sichten der generierten Oberfla¨chen abgebildet. 8.4.3.1 EOGUI-Oberfla¨chen fu¨r Probanden mit technischer Vorbildung Fu¨r alle drei Probanden technischer Auspra¨gung haben sich die Annahmen von Abschnitt 8.2.5 fu¨r die Ausrichtung der Oberfla¨chen besta¨tigt. Alle drei generierten Oberfla¨chen besit- zen eine topologisch-orientierte Struktur mit unterschiedlichen Anteilen von TOP-, Virt3D-und 134 8.4.3 Ergebnisse der EOGUI-Methodik EID-Individuen. Neben den Nachkommen aus der Rekombination durch Replikation sind auch Nachkommen aus der Rekombination durch Kombination und Formverschmelzung entstanden. Ferner traten in allen Populationen Mutationen auf. Die folgenden Punkte analysieren die wich- tigsten Individuen der neuen Oberfla¨chen. Proband 1: Fu¨r Bild 8.8: Experiment: Ergebnis der EOGUI-Methodik – Proband 1 (Technisch) den ersten Pro- banden beinhal- tet die U¨bersicht keinerlei EID-In- dividuen, dafu¨r aber die unterge- ordneten Sichten. Die U¨bersicht, in Bild 8.8 links, be- steht in etwa zu gleichen Anteilen aus Virt3D- und TOP-Individuen. Fu¨r die untergeordneten Sichten entstammen die Ventile unterschiedlichen Rekombinationsformen. Das Ventil V101 besitzt die a¨ußere Form des Virt3D-Symbols und die innere Form des TOP-Symbols. Bei den Ventilen V102, V103 und V401 ist es umgekehrt. Das Ventil V201 ist durch Replikation des Virt3D-Symbols entstanden. Fu¨r die Wa¨rmetauscher hat sich eine Individuentyp-orientierte Rekombination vollzogen (außen TOP, innen Virt3D). Fu¨r die Pumpen haben sich ebenfalls unterschiedliche Formen gebildet. Die Pumpe P101 besitzt die a¨ußere Form des Virt3D-Symbols, die innere Form kommt vom TOP-Symbol. Die Pumpen P102, P401 und P402 sind rein topologische Symbole. Fo¨rderer, Regler und Anzeigen sind ebenfalls formrekombiniert, i.d.R. außen Virt3D und innen TOP. Die Beha¨lter sind fu¨r die Untersysteme SUB01 und SUB04 als Virt3D-Symbol, fu¨r die U¨bersicht, SUB02 und SUB03 als TOP Sym- bole ausgefu¨hrt. Die Rohrleitungen der untergeordneten Sichten entsprechen durchgehend der Virt3D-Sicht. Mutationen gibt es im wesentlichen fu¨r die Bezeichnergro¨ßen. Farbmutationen unterworfen sind die U¨bersicht sowie die untergeordneten Sichten SUB01 und SUB03. Fu¨r die Pumpe P101 der U¨bersicht ist die Animationseigenschaft durch Mutation aktiv geschaltet. Proband 2: Fu¨r Bild 8.9: Experiment: Ergebnis der EOGUI-Methodik – Proband 2 (Technisch) Proband 2 bein- haltet auch die U¨bersicht EID- Mappings. Bis auf einige Signal- leitungen und die Rohrleitungen so- wie Anzeigen, die als Virt3D-Sym- bole ausgefu¨hrt sind, haben sich die anderen Indi- viduen zu TOP- Darstellungen er- geben. Eine Besonderheit ist das in der U¨bersicht enthaltene MFM-Ziel. Dieses Individuum hat u¨ber die Rekombination durch Kombination Einzug in die neue Oberfla¨che gefunden. Ansons- ten hat fu¨r die Oberfla¨che des zweiten Probanden keinerlei Rekombination stattgefunden. Die Rohrleitungen entsprechen der Virt3D-Sicht. Neben den verschiedenen Gro¨ßen und Farbeigen- schaften sind auch die Fu¨llstandsdarstellungen der Beha¨lter B101 und B301 sowohl in der U¨bersicht als auch in den untergeordneten Sichten mutiert. Die Animationseigenschaften der Pumpen P102 und P401 der U¨bersicht sind durch Mutation aktiv geschaltet. 135 8.4 Auswertung des Experiments Proband 3: Die U¨bersicht fu¨r den Bild 8.10: Experiment: Ergebnis der EOGUI-Methodik – Proband 3 (Technisch) dritten Proban- den a¨hnelt der des zweiten Pro- banden. Auch fu¨r diesen Fall herr- schen TOP-Sym- bole vor. Zehn Mappings sowie drei MFM-Ziele haben den Ein- gang in die neue Oberfla¨che ge- schafft: eines u¨ber Rekombination durch Kombination mit einem EID-Mapping, zwei durch Kombination mit Untersystemen. Fu¨r die untergeordneten Sichten existieren Rekombinationen der Form fu¨r die Pumpen P102 und P401 sowie individuentyp-orientierte Rekombinationen fu¨r die Ventile (innen Virt3D, außen TOP). Interessant fu¨r den Beha¨lter B101 ist die Virt3D-Form in der U¨bersicht und die TOP-Form der untergeordneten Sicht. Fu¨r den Beha¨lter B301 ist es umgekehrt. Wie bei Proband 1 ist die a¨ußere Form des TOP-Fo¨rderers mit der inneren Form der Virt3D-Darstellung rekombiniert. Die Rohrleitungen sind wie fu¨r die ersten beiden Pro- banden als Virt3D-Symbole ausgefu¨hrt. Die auffa¨lligste Mutation fu¨r Proband 3 ist die gru¨ne Hintergrundfarbe der U¨bersicht. Die Animationseigenschaft ist fu¨r die Pumpe P101, die Quelle der Flussstruktur Gpro6 , den Speicher (Gpro20) und den Transport von Gpro21 aktiv. Weitere Mutationen betreffen wiederum die Gro¨ßen- und Farbeigenschaften. 8.4.3.2 EOGUI-Oberfla¨chen fu¨r Probanden mit nicht-technischer Vorbildung Fu¨r die drei Probanden mit nicht-technischer Vorbildung haben sich die Annahmen von Ab- schnitt 8.2.5 mit einer Ausnahme besta¨tigt. Zwei Oberfla¨chen besitzen eine kognitions-orientierte Ausrichtung mit MFM-Individuen, eine Oberfla¨che ist topologisch-orientiert mit hoher Ten- denz zur Virt3D-Sicht. Mapping-Individuen sind durch Rekombination ebenso vorhanden wie Virt3D-Sichten und TOP-Elemente u¨ber Form-Rekombination. Fu¨r beide kognitions-orientierten Sichten war auch der Zugriff auf die topologisch-orientierten Detailsichten u¨ber Rekombination durch Ebenen-Kombination mo¨glich. Dieser Zugriff wurde von den entsprechenden Probanden jedoch nicht benutzt. Proband 4: Der Bild 8.11: Experiment: Ergebnis der EOGUI-Methodik – Proband 4 (Nicht- Technisch) vierte Proband hat fu¨r seine kog- nitions-orientier- te MFM-U¨ber- sicht die system- bezogene Anord- nung der Ziele ge- wa¨hlt. Fu¨r fu¨nf Ziele hat sich durch Mutation die Eigenschaft des Zielerfu¨llungs- grades aufgeschal- tet. In den Fluss- strukturen hat ei- ne Rekombination durch Kombination zwischen Zielen und EID-Mappings fu¨r die Ziele 13, 14, 136 8.4.3 Ergebnisse der EOGUI-Methodik 16, 21, 22 und 23 sowie fu¨r die U¨bersicht stattgefunden. Rekombination der Form betrifft die Typen Speicher/Virt3D-Beha¨lter fu¨r die Flussstrukturen der Ziele 1, 6 und 20, Senke/Virt3D- Ventil fu¨r das Ziel 1, Aktor/Virt3D-Ventil fu¨r das Ziel 2, Beobachter/Virt3D-Anzeige fu¨r die Ziele 3, 19 und 20 sowie Beobachter/TOP-Anzeige fu¨r das Ziel 17. Diese Rekombinationen be- ziehen sich auf einzelne Individuen, nicht auf Individuentypen. Fu¨r die topologisch-orientierten Sichten des Probanden 4 ergibt sich der gro¨ßte Anteil fu¨r die Virt3D-Darstellung, mit Aus- nahme des Untersystems SUB01 (dort u¨berwiegen die TOP-Individuen). Rekombinationen der Form haben sich fu¨r die Individuen der Pumpen P101 und P102 (innen Virt3D, außen TOP), der Anzeigen TD301 und QD301 (außen TOP, innen Virt3D) der TOP-Regler und den entspre- chenden MFM-Entscheidern fu¨r die FC103 und TC102, des Ventils V201 und dem zugeho¨rigen Transport und die Pumpe/Transport-Rekombination fu¨r die Pumpe P401. Einer Vera¨nderung durch Mutation waren die Hintergrundfarben der Fenster 8, 10, 16, der Flussstrukturen 2, 6, 7, 9, 12, 20 und 23 sowie die Linienbreiten von Ziel- und einiger Flussfunktionsverbindungen ausgesetzt. Weiterhin ist eine Zielbezeichnerfarbe mutiert. Proband 5: Das Bild 8.12: Experiment: Ergebnis der EOGUI-Methodik – Proband 5 (Nicht- Technisch) Ergebnis des Pro- banden 5 gleicht dem des vierten Probanden. Auch hier bildet die MFM-Zielhierar- chie die U¨ber- sichtsebene und die Flussstruktu- ren und -funk- tionen die unte- ren Ebenen, von denen aus die topologisch-orientierten Sichten der gleichen Ebenen aufrufbar sind. Zusa¨tzlich zur Rekombination Ziel/Mapping ist in der U¨bersicht die Rekombination Ziel/Untersystem auf- getreten. Rekombinationen dieser Form ergeben sich fu¨r die Flussstrukturen der Ziele 2 bis 10 sowie fu¨r 13, 14, 16 und 18. Rekombinationen der Form existieren fu¨r die Typen Speicher/TOP- Beha¨lter fu¨r die Flussstrukturen der Ziele 1, 4, 6, 21, Beobachter/TOP-Anzeige fu¨r 2 und 4, Quelle/TOP-Beha¨lter fu¨r die Flussstruktur des Zieles 16, Transport/TOP-Regler fu¨r 19 sowie Aktor/TOP-Ventil fu¨r die Flussstruktur des Zieles 19. Im Falle der topologisch-orientierten Sicht ist der TOP-Anteil ho¨her als der Virt3D-Anteil. Bis auf die Rohrleitungen, den Motor M301, die Ventile V102 und V103 sowie den Wa¨rmetauscher W401 sind alle Individuen der Interaktionsebene als TOP-Darstellungen ausgefu¨hrt. Formrekombinationen gibt es fu¨r die In- dividuen V101 (innen MFM-Transport, außen TOP) und V103 (innen MFM-Transport, außen Virt3D), V102 (innen TOP, außen Virt3D), die Pumpen P101 (innen Virt3D, außen TOP), P102 (innen MFM-Transport, außen TOP), P401 (innen TOP, außen Virt3D), W101 (innen MFM-Quelle, außen TOP) sowie fu¨r die Regler FC103 und TC103 (innen MFM-Entscheider, außen TOP). Fu¨r die Sichten SUB02 und SUB03 ergeben sich keine Formkombinationen. Fu¨r alle vier topologisch-orientierten Sichten sind EID-Mappings vorhanden. Mutationen gibt es wie beim Probanden 4 hauptsa¨chlich bei den Farben und Linienbreiten. Die Hintergrundfarben der U¨bersicht sowie der Fenster 1, 2, 5, 6, 8, 16, 18, 21 und der Flussstrukturen fu¨r die Ziele 1, 2, 4, 14, 17, 20 und 22 sind vera¨ndert. Proband 6: Der sechste Proband bildet eine Ausnahme unter den Probanden mit nicht-tech- nischer Vorbildung. Im Gegensatz zu den anderen beiden Probanden 4 und 5 hat dieser Pro- band die Virt3D-Oberfla¨che bevorzugt. Dessen EOGUI-Oberfla¨che setzt sich weitestgehend aus Virt3D-Individuen zusammen, mit Ausnahme der Beha¨lter B101 (U¨bersicht und SUB01), B301 (U¨bersicht), der Pumpen P101, P102 (beide U¨bersicht), P401, P402 (SUB04), der Ventile V101, V201 (beide U¨bersicht), V103 (SUB01), des Wa¨rmetauschersW101 (SUB01), des Reglers FC401 137 8.4 Auswertung des Experiments (SUB04) und der Anzeige QD301 Bild 8.13: Experiment: Ergebnis der EOGUI-Methodik – Proband 6 (Nicht- Technisch) (SUB03). Rekom- bination durch Kombination exi- stiert fu¨r die EID- Mappings sa¨mtli- cher Detail-Sich- ten (SUB01 bis SUB04). Eine Re- kombination der Form ist fu¨r kein Individuum auf- getreten. Muta- tionen sind die animierte Darstellung der Pumpen P101 in der U¨bersicht, die Fu¨llstandswiedergabe des Beha¨lters B101 (SUB01) sowie weniger ha¨ufige Farb- und Gro¨ßena¨nderungen. 8.4.4 Auswertung der Nebenaufgabe Die Nebenaufgabe wird nicht detail- ηguii ηscnj N sbt sol N sbt uns ∑ abs % abs % S0 119 96, 7 4 3, 3 123 S1 186 96, 9 6 3, 1 192 VTEM S2 121 95, 2 6 4, 8 127 S3 90 93, 8 6 6, 2 96∑ , N¯ 516 95, 7 22 4, 3 538 S0 1558 97, 1 47 2, 9 1605 S1 278 96, 5 10 3, 5 288 EOGUI S2 204 94, 8 11 5, 2 215 S3 221 97, 8 5 2, 2 226∑ , N¯ 2261 96, 6 73 3, 4 2334 Tabelle 8.27: Experiment: Auswertung der Nebenaufgabe liert ausgewertet, da sie von den Pro- banden sehr unterschiedlich bearbeitet wurde. Teilweise haben die Probanden sie ganz vernachla¨ssigt, teils nur zu Be- ginn bearbeitet und dann u¨ber die an- deren Aufgaben vergessen. Unter die- sem Aspekt sind die Daten der Tabel- le zu sehen. Mit zunehmenden Schwie- rigkeitsgrad der Sto¨rungsszenarien sind weniger Nebenaufgaben ausgefu¨hrt wor- den. Im Mittel wurden fu¨r die EOGUI- Oberfla¨che mehr Nebenaufgaben bear- beitet und auch prozentual mehr gelo¨st als bei den Ausgangsoberfla¨chen. Der Proband 6 hat sich vermutlich aus Unmut u¨ber die Ausrichtung der EOGUI-Oberfla¨che und der Schwierigkeit der Aufgabe, entgegen der Vorgabe, fu¨r dieses Szenario ganz auf das Lo¨sen der Nebenaufgabe konzentriert und die eigentliche Aufgabe vernachla¨ssigt. Die Tabelle zeigt die Ergebnisse der Nebenaufgabe fu¨r die gelo¨sten und ungelo¨sten Rechenaufgaben abha¨ngig von den Variablen der Bedienoberfla¨chen und der Szenarien.14 8.4.5 Diskussion der Ergebnisse Die Diskussion der Ergebnisse beinhaltet sowohl Erkenntnisse aus der Auswertung der objek- tiven und subjektiven Kriterien als auch Aussagen aus der abschließenden Diskussion mit den Probanden. 8.4.5.1 Objektiver Teil Fu¨r den objektiven Teil des Experiments la¨sst sich insgesamt die Aussage treffen, dass die mit der EOGUI-Methodik optimierten Oberfla¨chen fu¨r alle Kriterien bessere Werte erreichen 14Fu¨r die nicht aufgefu¨hrten Vorbildungen der Bediener und die Ausrichtungen der EOGUI-Oberfla¨chen exis- tieren kaum Unterschiede in den prozentualen Anteilen der gelo¨sten bzw. ungelo¨sten Rechenaufgaben. 138 8.4.5 Diskussion der Ergebnisse als die Ausgangsoberfla¨chen. Aufgelo¨st nach der Vorbildung der Probanden und der Ausrich- tung der generierten Oberfla¨chen ist eine differenzierte Betrachtung mo¨glich. Probanden mit technischer Vorbildung erzielen durchgehend ho¨here Werte, wogegen sich fu¨r Probanden mit nicht-technischer Vorbildung zwar auch Verbesserungen ergeben, diese aber nicht so ausgepra¨gt ausfallen. Die Evolutiona¨re Optimierung ist demnach fu¨r die betrachtete Klasse der Mensch- Maschine-Schnittstellen – hier die industrielle Prozessvisualisierung – fu¨r Bediener mit techni- scher Vorbildung ausgepra¨gter geeignet als fu¨r nicht-technische Bediener. Das bedeutet jedoch nicht, dass die EOGUI-Methodik fu¨r andere Formen von Mensch-Maschine-Schnittstellen in Be- zug auf die Probandenvorbildung zwangsla¨ufig die gleichen Ergebnisse erzielen wird. Die nahe liegende Erkenntnis ist, dass die Evolutiona¨re Optimierung von industriellen Prozessvisualisie- rungen die gro¨ßten Verbesserungen fu¨r Bediener mit technischer Vorbildung liefert. Fu¨r die Ausrichtung der EOGUI-Oberfla¨chen ergeben sich fu¨r die topologisch-orientierten Sichten gegenu¨ber den kognitions-orientierten Sichten ho¨here Kriterienwerte. Dies ist insofern bemerkenswert, als das es – neben den Probanden mit technischer Vorbildung – auch den nicht-technischen Probanden 6 zutrifft. Auch dessen Werte fu¨r die objektiven Kriterien sind fu¨r die u¨berwiegend aus Virt3D-Individuen bestehende EOGUI-Oberfla¨che in gleicher Weise ho¨her wie bei den Probanden mit technischer Vorbildung. Damit ha¨ngen die besseren objekti- ven Ergebnisse eher von der Ausrichtung der neuen Oberfla¨che ab, als von der Vorbildung der Probanden. Die kognitions-orientierten EOGUI-Oberfla¨chen der Probanden 4 und 5 bestehen im wesentlichen aus MFM-Individuen. Diese beiden Probanden konnten sich auf der EOGUI- Oberfla¨che schlechter orientieren15, mussten daher la¨nger nach gewu¨nschten Individuen suchen und mehr Aktionen ausfu¨hren. Mit den MFM-Individuen wurden Fehler zwar schnell erkannt, jedoch bereitete deren Behebung, auch nach Aussagen der betroffenen Probanden, Probleme. Von Nachteil ist die ”indirekte” Sicht auf den Prozess, u¨ber dessen Ziele und Funktionen. Die Probanden mussten nach eigener Aussage viele Bezeichner der entsprechenden Individuen ab- lesen, um die beno¨tigten Anzeigen und Steuerungen finden und aufschalten zu ko¨nnen. Hier geht Zeit verloren. Nicht ausreichend aufmerksam oder falsch interpretierte Bezeichner ko¨nnen ebenfalls zum Zeitverlust im Laufe der Szenarien beitragen. Diese Aussagen lassen den Schluss zu, dass die MFM-Symbolik von den Probanden nicht ausreichend verstanden bzw. erlernt wur- de, da mehr die Bezeichner als die zugeho¨rigen Symbole betrachtet worden sind. In einem Fall wurde die Diskrepanz zwischen den MFM-Zielbezeichnern und den tatsa¨chlichen Zielzusta¨nden moniert. Da der Zielzustand nur graphisch u¨ber die Farbgebung codiert wird und nicht textlich u¨ber den Bezeichner, gab es Missversta¨ndnisse bei den Interpretationen der Zielzusta¨nde. Das hat zu teilweise verspa¨tetem Eingreifen des betroffenen Probanden gefu¨hrt. Diese Ergebnis- se besta¨tigen eine im Rahmen eines DFG-Projektes durchgefu¨hrte Untersuchung, wonach fu¨r die objektiven Kriterien fu¨r MFM die schlechtesten Werte festgestellt werden (Vo¨lkel, 2001a; 2001b; 2001c). Nichts desto trotz liegen die Ergebnisse fu¨r die objektiven Kriterien der EOGUI- Oberfla¨chen auch fu¨r die kognitions-orientierten Oberfla¨chen mit den MFM-Individuen ho¨her als fu¨r die urspru¨nglichen Oberfla¨chen. Einzige Ausnahme ist die erho¨hte Aktionsanzahl fu¨r die kognitions-orientierten EOGUI-Oberfla¨chen. Fu¨r alle anderen objektiven Kriterien hat sich fu¨r die neu generierte EOGUI-Oberfla¨che eine deutliche Verbesserung ergeben. Mit den dem Bediener angepassten Oberfla¨chen waren weniger Aktionen zur Bewa¨ltigung gestellter Aufga- ben no¨tig, Sollwerte wurden genauer eingestellt und gehalten, die Wirksamkeit der Handlungen waren besser, es wurde weniger Zeit zum Beheben ungewollter Situationen beno¨tigt und es wurden mehr Szenarien bewa¨ltigt. 8.4.5.2 Subjektiver Teil Entsprechend den fru¨heren Kapiteln wird die Diskussion der subjektiven Ergebnisse wiederum in einen allgemeinen Teil und einen Teil bezogen auf die Evolutiona¨re Optimierung aufgetrennt. 15Siehe Abschnitt 8.4.2.2, Tabelle 8.9. 139 8.4 Auswertung des Experiments Allgemein Bis fu¨r das Spaß-Kriterium haben sich fu¨r alle subjektiven Kriterien bessere Werte fu¨r die evolutiona¨r optimierten Bedienoberfla¨chen ergeben als fu¨r die urspru¨nglichen Oberfla¨chen. Im Vergleich der Probanden mit und ohne technische Vorbildung haben die Probanden mit tech- nischer Vorbildung fu¨r alle Kriterien, bis auf die Beanspruchung (Gleichstand), die neue Ober- fla¨che ho¨her eingescha¨tzt. Fu¨r die Probanden mit nicht-technischer Vorbildung existieren Ver- besserungen fu¨r die Transparenz und die Beanspruchung, die anderen Kriterien sind fu¨r die EOGUI-Oberfla¨chen schlechter bewertet als die urspru¨nglichen Oberfla¨chen. Die niedrigen Beurteilungen stammen im wesentlichen vom Probanden 6. Dieser Proband hat im Laufe des Experiments eine hohe Pra¨ferenz fu¨r die Virt3D-Darstellung herausgebildet. Die Pra¨ferenz beruht auf dem niedrigen Abstraktionsgrad und der resultierenden realistischen Darstellung, weshalb sie dem Probanden am meisten zugesagt hat. Aus diesem Grund hat Proband 6 auch eine vollsta¨ndige Virt3D-Darstellung als neue Oberfla¨che erwartet. Zwar hat der Proband die Szenarien komplett mit der Virt3D-Oberfla¨che bearbeitet, hat jedoch in der Subjektiv-Adaption teilweise auch gute Bewertungen fu¨r TOP-Individuen, z.B. Beha¨lter und Rohrleitungen, abgegeben. Der EOGUI-Algorithmus hat diese Beurteilungen entgegen den Er- wartungen des Probanden bei der Generierung der neuen Oberfla¨che beru¨cksichtigt und entspre- chend topologische Anteile in die EOGUI-Oberfla¨che eingebaut. Diese haben den Probanden 6 so stark gesto¨rt, dass er fu¨r alle subjektiven Kriterien, mit Ausnahme der Transparenz und der Beanspruchung, schlechte Bewertungen angegeben hat. Besonders das Kriterium Vertrauen wird vom Proband 6 entsprechend schlecht fu¨r die EOGUI-Oberfla¨che bewertet, wie auch die Navigation besonders ungu¨nstige Werte erha¨lt. Die kognitions-orientierten EOGUI-Oberfla¨chen haben fu¨r die beiden anderen Probanden 4 und 5 mit nicht-technischer Vorbildung keine oder nur marginale Verbesserungen im objektiven Teil des Experiments gebracht. Daher wird subjektiv fu¨r die optimierte Oberfla¨che keine Verbes- serung empfunden. Die Probanden 4 und 5 bema¨ngeln zudem eine teilweise fehlende U¨bersicht u¨ber das Geschehen. Die schon angesprochene doch fehlende ”direkte” Sicht auf den Prozess wird von diesen Probanden mit als Grund fu¨r die schlechtere Bewertung des Fehlermanagements fu¨r die neue Oberfla¨che genannt. Die Verbesserungen in der Transparenz und der Navigation so- wie die erwa¨hnten Verschlechterungen im Fehlermanagement, besonders der Fehlerkorrektur, fu¨r die kognitions-orientierten Oberfla¨chen durch die Probanden 4 und 5 entsprechen den Aussagen des objektiven Teils. Fehler ko¨nnen mit den MFM-Individuen zwar gut erkannt werden, lassen sich aber schwieriger beheben. A¨hnliches gilt fu¨r den Probanden 6. Fehler werden gut erkannt (ho¨here Transparenzbewertung) ko¨nnen aber nicht so gut behoben werden. Anders formuliert sagen die gute Bewertung der Transparenz und die schlechte Bewertung der u¨brigen subjektiven Kriterien sowie die niedrigen objektiven Kriterienwerte fu¨r die Probanden mit nicht-technischer Vorbildung aus, dass die EOGUI-Oberfla¨chen zwar gut u¨ber den Systemzustand informiert ha- ben und so das Beobachten des Prozesses unterstu¨tzen, aber Schwierigkeiten beim konkreten Handeln mit der Oberfla¨che auftreten. Zusammen mit den Bewertungen des nicht mit dem Ergebnis zufriedenen Probanden werden darum im Vergleich der Oberfla¨chen vor und nach der Optimierung fu¨r die EOGUI-Oberfla¨chen der Probanden mit nicht-technischer Vorbildung die schlechteren Einscha¨tzungen erzielt. Der fehlende Anteil der topologisch-orientierten Sichten an der Prozessfu¨hrung fu¨r die Probanden 4 und 5 liegt am zu klein ausgefu¨hrten Aufrufschalter in den Formularen. In der Situation der Szenarienbearbeitung gera¨t dieser Schalter schlicht aus dem Blickfeld, wodurch beide Probanden die topologisch-orientierten Sichten nicht aufgerufen haben. Die ho¨here Bewertung des Spaß-Kriteriums fu¨r die Ursprungsoberfla¨chen gegenu¨ber der EOGUI-Oberfla¨che kommt u.a. daher, dass die Auswahl der Objekte im ersten Teil des Experi- ments (Datenerfassung 1) mehr Freude bereitet hat als der tatsa¨chliche Umgang. Ein weiterer Grund kann in den als sto¨rend empfundenen Vera¨nderungen aufgrund von Mutationen liegen. Nicht alle Vera¨nderungen auf den Bedienoberfla¨chen sind Folge der Handlungen der Bediener, sondern das Ergebnis zufa¨lliger Vorga¨nge in der Mutation und in der Roulette-Selektion. So ist es passiert, dass gewu¨nschte Individuen nicht in der neuen Oberfla¨che auftraten, obwohl diese 140 8.4.5 Diskussion der Ergebnisse hoch bewertet wurden. Beispielsweise wurde in einem Fall der Virt3D-Fo¨rderer besonders hoch eingescha¨tzt, jedoch hat die Roulette-Selektion dazu gefu¨hrt, dass nicht das Individuum mit der deutlich ho¨chsten Fitness ausgewa¨hlt wurde, sondern fu¨r beide Sichten (U¨bersicht und Detail) der niedriger bewertete, nicht animierte TOP-Fo¨rderer. Dies wurde als sehr sto¨rend betrachtet und fu¨hrt in a¨hnlichen Fa¨llen zu einer Verminderung des Spaßfaktors. Die Probanden mit technischer Vorbildung haben u¨bereinstimmend die Anpassung der EOGUI-Oberfla¨chen an ihre Pra¨ferenzen besta¨tigt, was die Verbesserung in allen subjekti- ven Kriterien fu¨r die neue Oberfla¨che erkla¨rt. Die U¨bereinstimmung mit den Pra¨ferenzen gilt auch fu¨r die nicht-technischen Probanden, wenn auch weniger deutlich. Auszunehmen ist der Proband 6, dem der topologische Anteil zu umfangreich ist. Die Annahmen aus Abschnitt 8.2.5 haben sich insgesamt gesehen besta¨tigt, fu¨r die nicht-technischen Probanden nur zum Teil. Evolutiona¨re Optimierung Selektion: Kritik wird von den Probanden mit technischer Vorbildung am Vorgehen der Selek- tion dann geu¨bt, wenn bestimmte, sehr gewu¨nschte Individuen nicht aus der entsprechenden Po- pulation ausgewa¨hlt, sondern andere Varianten u¨bernommen werden. Als Beispiel sei der schon erwa¨hnte Virt3D-Fo¨rderer genannt, der trotz hoher Fitness keinen Eingang in die neue Ober- fla¨che gefunden hat. Der allgemeine Ansatz, den Mechanismus der Selektion fu¨r die Optimierung von Mensch-Maschine-Schnittstellen zu nutzen, ist von den Probanden hoch bewertet worden, d.h. die Methode ist grundsa¨tzlich akzeptiert. Die neutrale bis schlechte Bewertung des Wachs- tums auf Basis der Fitnesswerte kann durch die mangelnde Differenzierbarkeit zwischen fitness- und mutationsbedingten Gro¨ßena¨nderungen begru¨ndet werden. Die Probanden konnten nicht unterscheiden, welche Individuen aufgrund von Fitnesswerten ”gewachsen” oder ”geschrumpft” sind und welche aufgrund von Mutationen. Die fitness-bedingten Gro¨ßena¨nderungen basieren auf gerichteten Gro¨ßen, wogegen die Mutation ungerichtet ist. Gerichtete Gro¨ßena¨nderungen werden durch die ungerichteten A¨nderungen als solche nicht erkennbar, d.h. die ungerichteten heben den Effekt der gerichteten Vera¨nderungen (wichtig/unwichtig16) wieder auf. Rekombination: Der allgemeine Ansatz der Rekombination wird eher neutral gesehen, die kon- kreten Verfahren jedoch ho¨her bewertet. Dies liegt daran, dass das am ho¨chsten eingescha¨tzte Verfahren der Rekombination durch Kombination nicht so sehr als abstrahierter Evolutionsme- chanismus gesehen wird, sondern als einfaches Neuanordnen der verschiedenen Individuen. Dem kombinatorischen Aspekt (z.B. die Verbindung eines MFM-Zieles mit einem EID-Mapping u¨ber eine Linie) kommt keine große Bedeutung zu. Die Verschmelzung der verschiedenen Individuen wird neutral bewertet, da die Kombination der inneren und a¨ußeren Formen von Individuen entweder nicht weiter beachtet oder als verwirrend empfunden wird. Einzelne Formrekombina- tionen finden jedoch Zustimmung, hier zumeist Rekombinationen der topologisch-orientierten Oberfla¨chen. Ein Beispiel ist die neue Pumpe ( ) mit der a¨ußeren Form des Virt3D-Symbols fu¨r die Erkennung der Komponente und die innere Form des TOP-Symbols fu¨r das Einordnen der Fließrichtung. Ein weiteres Beispiel ist die a¨ußere Form des TOP-Wa¨rmetauschers (markantes Rechteck) und die innere Form des Virt3D-Symbols fu¨r das Erkennen der Wa¨rmetauscher- funktion (Erwa¨rmen oder Abku¨hlen ). Fu¨r die kognitions-orientierten EOGUI-Oberfla¨chen seien als Beispiele fu¨r positiv aufgefallene Formrekombinationen die Verschmelzung der a¨ußeren Form des MFM-Beobachters mit der inneren Form der TOP-Anzeige ( T ) und die a¨ußere Form des MFM-Transports und der inneren Form des TOP-Ventils ( ) genannt. Im ersten Fall ist das sofortige Erkennen dessen was der Beobachter anzeigt von Vorteil. Im zweiten Fall kann die Art der Transportfunktion ebenfalls unmittelbar besser spezifiziert werden. In beiden Fa¨llen wird die Notwendigkeit den Bezeichner abzulesen vermindert. Mutation: Die Mutation wird als einziger abstrahierter Evolutionsmechanismus negativ ein- gescha¨tzt. Dies liegt u.a. an der schon fu¨r die Selektion genannten fehlenden Unterscheidbarkeit von zufallsbedingten und gerichteten Gro¨ßena¨nderungen. Ein weiterer Grund fu¨r die Ableh- nung zufa¨lliger Vera¨nderungen der Gro¨ßen-Eigenschaft sind die resultierenden ungleichma¨ßigen 16Siehe Abschnitt 7.4.3. 141 8.5 Fazit Abmessungen der Individuen-Symbole. Die ungleichma¨ßigen Abmessungen widersprechen den in Kapitel 6 von Shneiderman (1992) geforderten gleichen Darstellungsformen. Die Mutation wird auch deswegen abgelehnt, da schon der allgemeine Ansatz, die Mutation als Mittel zur Optimierung zu nutzen, schlecht bewertet wird. Der Vorteil des zufallsabha¨ngigen und damit ungerichteten Charakters der Mutation wird nicht angenommen. Es u¨berwiegt der auch in der Natur beobachtete Effekt, dass gro¨ßere Mutationen zumeist negative, bzw. kleinere Mutati- on meist keine Folgen fu¨r das betroffene Individuum haben. In diesem Zusammenhang seien die Farba¨nderungen genannt. Diese Mutationen werden neutral eingescha¨tzt, da sie fu¨r die ge- ringen Mutationsschrittweiten nicht bemerkt werden. Beispiele sind die Farba¨nderungen der Linien in den EID-Mappings oder kleine A¨nderungen von Hintergrundfarben, die aufgrund des geringfu¨gigen Ausmaßes von den Probanden nicht erkannt werden ko¨nnen. Gro¨ßere A¨nderungen in den Hintergrundfarben besitzen dagegen keine Relevanz fu¨r den Optimierungsvorgang. Die ho¨chsten Bewertungen erha¨lt die Mutation fu¨r die Aktivierung der Animationseigenschaft. An dieser Stelle werden nicht bereits sichtbare Eigenschaften wie die Gro¨ße oder Farbe vera¨ndert, sondern fu¨r die betroffenen Individuen kommt eine ga¨nzlich neue Eigenschaft hinzu. Fu¨r die topologische Pumpe wird diese A¨nderung als sehr nu¨tzlich angesehen. Fu¨r die Animations- mutationen der TOP-Ventile und TOP-Wa¨rmetauscher liegen keine Erkenntnisse vor, da diese nicht im Experiment aufgetreten sind. Die vergleichsweise niedrige Bewertung der Animations- mutationen durch die Probanden mit kognitions-orientierten EOGUI-Oberfla¨chen ist durch die Tatsache begru¨ndet, dass derartige Mutationen bis auf einige Zielerfu¨llungsgrade und sehr we- nige Flussfunktionen kaum aufgetreten sind. Der niedrige Anteil derartiger Mutationen liegt in deren bina¨ren Charakter, wogegen Farben und Gro¨ßen in unterschiedlichen Ausmaßen vera¨nder- bar sind. Die Animationseigenschaft kann nur ein- oder ausgeschaltet werden und tritt deshalb weniger ha¨ufig auf. So konnten die Probanden kaum Erfahrungen mit den Animationen ma- chen, waren aber prinzipiell dieser Mo¨glichkeit gegenu¨ber positiv eingestellt. Gleiches gilt auch fu¨r die Beurteilung der genannten, nicht aufgetretenen topologisch-orientierten Mutationen. Aus diesem Grund fa¨llt die Bewertung der Mutationsha¨ufigkeit fu¨r die Probanden mit nicht- technischer Vorbildung maximal aus. Insgesamt wird die Ha¨ufigkeit der Mutationen als zu viel angesehen. Hauptgrund ist die erwa¨hnte fehlende Unterscheidbarkeit zwischen gerichteten und ungerichteten Gro¨ßena¨nderungen. Gro¨ßenmutationen werden auch deswegen abgelehnt, weil Be- zeichner teilweise zu klein (unleserlich) oder dem Empfinden der Probanden nach im Vergleich zu anderen zu groß werden. Zusammen mit den teilweise als sinnlos angesehenen bemerkbaren Farba¨nderungen ist die Zu viel-Einscha¨tzung der Mutationsha¨ufigkeit damit erkla¨rbar. Die Annahmen aus dem Abschnitt 8.2.5 haben sich fu¨r die Selektion und die Rekombination besta¨tigt. Die Mutation wird noch sta¨rker abgelehnt als erwartet. 8.5 Fazit Grundsa¨tzlich la¨sst sich auf Basis der durchgefu¨hrten Untersuchung mit Einschra¨nkung der feh- lenden statistischen Signifikanz fu¨r die Unterschiede in den Mittelwerten die Aussage treffen, dass die Evolutiona¨re Optimierung von Mensch-Maschinen-Schnittstellen durch die EOGUI- Methodik eine Verbesserung der Handhabbarkeit der betrachteten Anwendungsklasse darstellt. Die Werte der objektiven Leistungs- und Genauigkeitsmaße, wie z.B. die notwendigen Aktio- nen zum Bewa¨ltigen ungewollter Situationen oder die Genauigkeit der Prozessfu¨hrung, konnten verbessert werden. Ebenso fallen die subjektiven Bewertungen der generierten Oberfla¨chen und die Beurteilungen der entwickelten Abstraktionen evolutiona¨rer Mechanismen u¨berwiegend po- sitiv aus. Bema¨ngelt wurde zum Teil die Auswahl der Individuen und die bisweilen zu großen Vera¨nderungen aufgrund von Mutationen. Verbesserungen bei der Individuenauswahl ko¨nnte eine nicht-lineare Zuweisung der Fitness an ein Individuum anstelle der angewandten linearen Zuweisung aus dem Proportional-Verfahren17 schaffen. Eine derartige Fitnesszuweisung wu¨rde fu¨r ho¨here Bewertungen aus der Objektiv- und Subjektiv-Adaption zu ho¨heren Fitnesswerten 17Siehe Abschnitt 7.3.2, Schritt 3.c.i. 142 fu¨hren und auf diese Weise die Auswahlwahrscheinlichkeit betroffener Individuen im Vergleich zum angewendeten Verfahren erho¨hen. Eine weitere Mo¨glichkeit wa¨re es, Kombinationen von linearen und nicht-linearen Fitnesszuweisungen fu¨r festzulegende Bereiche oder bestimmte In- dividuen durch den Bediener fu¨r ”unsterblich” erkla¨ren zu lassen, um sie so sicher in die neue Population u¨bernehmen zu ko¨nnen. Die Mutationswahrscheinlichkeit ließe sich durch Vera¨ndern der in Abschnitt 7.6 eingefu¨hr- ten Mutationsgrenzen beeinflussen. Denkbar wa¨re, dem Bediener diese Einstellungen zu u¨bert- ragen. Eine andere Mo¨glichkeit wa¨re, ganz auf die Mutation zu verzichten und die Einstellungen der Eigenschaften von Abschnitt 7.2.2.1 als Optionseinstellungen komplett dem Bediener zu u¨berlassen. Die fehlende statistische Signifikanz der untersuchten Kriterienmittelwerte kann auch durch die Inhomogenita¨t der Probandengruppe bedingt sein. Das Problem ist die Auswahl der Proban- den. Bei einer homogeneren Auswahl mit nur technischen Probanden wu¨rde die Streuung der Ergebnisse vermutlich geringer ausfallen. Dabei wu¨rde aber auch die gewollte Vielfalt bei den ge- nerierten Ergebnissen des EOGUI-Algorithmus verloren gehen. Genau das sollte jedoch durch die Auswahl auch nicht-technischer Probanden vermieden werden. Abzuwa¨gen war demnach zwischen einer vermutlich zu großen und einer zu kleinen Vielfalt bzw. Streuung der Ergebnis- se. Da neben der Wirksamkeit der Methode aber auch deren Funktionalita¨t ein Hauptziel der Untersuchung war, wurde fu¨r die gro¨ßere Vielfalt entschieden und das Risiko einer zu großen Streuung in Kauf genommen. Die statistische Analyse der Ergebnisse sagt aus, dass die fest- gestellten Unterschiede nicht statistisch gesichert von der Stichprobe auf die Grundgesamtheit u¨bertragen werden ko¨nnen. Nichtsdestotrotz haben sich fu¨r die Probenden der Untersuchung Verbesserungen in den objektiven und subjektiven Kriterien ergeben, die sich, nach dem Ergeb- nis des Analyseverfahrens, nicht mit statistischer Sicherheit auf die Allgemeinheit u¨bertragen lassen. Mit den genannten Einschra¨nkungen lautet das Fazit der Untersuchung, dass die EOGUI- Methodik fu¨r die Anpassung von Mensch-Maschine-Schnittstellen an individuelle Bediener fu¨r die industrielle Prozessvisualisierung geeignet ist. Mo¨glichkeiten fu¨r Verbesserungen liegen im Adaptionsmechanismus und in den ungerichteten Anteilen der Optimierung. 143 9 Schlussbetrachtung 9.1 Zusammenfassung Die Anforderung an Bediener industrieller Prozesse ist, bedingt durch die technische Entwick- lung, stetig gestiegen. Damit die Bediener derartiger Anlagen den gestiegenen Belastungen gerecht werden ko¨nnen, sollte die Fu¨lle der im Prozess enthaltenen Informationen in geeigneter Weise aufbereitet sein und den Bedu¨rfnissen der Informationsverarbeitung des individuellen Menschen entsprechen. Entwickelt wurde daher eine Methodik, die die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine auf Basis Evolutiona¨rer Mechanismen an den Menschen anpasst. Im ersten Schritt der EOGUI-Methodik werden vier Modellierungen unterschiedlicher Ab- straktionsgrade als Basis fu¨r die evolutiona¨re Optimierung ausgewa¨hlt. Neben dem herko¨mm- lichen Visualisierungsverfahren sind hier Techniken enthalten, die eine Anpassung der Infor- mationsdarstellung an die allgemeingu¨ltigen Bedu¨rfnisse der menschlichen Informationsverar- beitung leisten. Die Modellierung mit dem niedrigsten Abstraktionsgrad ist die Virtuelle 3D- Prozessvisualisierung (Virt3D), die Objekte quasi photorealistisch darstellt. Erste Abstraktio- nen entha¨lt die zweite Modellierung: die herko¨mmliche topologische Sicht (TOP). Austattungs- komponenten werden hier durch Normsymbole dargestellt. Die dritte verwendete Modellierung, das Ecological Interface Design (EID), erweitert diese Sicht um die mathematische Abbildung von Prozessen in Form dynamischer Graphen. Die vierte und letzte angewandte Visualisie- rungsform, das Multilevel Flow Modeling (MFM), wa¨hlt einen ga¨nzlich anderen Weg, indem es Systeme in Form von Zielen, Funktionen und Komponenten abbildet. Fu¨r die im Rahmen dieser Arbeit entwickelte Anwendung der MIschungsProzessSimulation (MIPS) wurden Modelle der genannten Modellbildungstechniken entwickelt und durch Verwenden der entwickelten Pro- Vis EO-Software in Graphische Bedienoberfla¨chen als Teil einer Mensch-Maschine-Schnittstelle umgesetzt. Der zweite Schritt umfaßt die neue Methodik fu¨r die Anpassung der Informationsdarstel- lung an die Bedu¨rfnisse individueller Bediener. Fu¨r die Evolutiona¨re Optimierung werden die biologischen Mechanismen der Selektion, Rekombination und Mutation abstrahiert und als Operatoren in der entwickelten EOGUI-Methodik eingesetzt. In diesem Zusammenhang wird zuna¨chst auf die biologische Evolution und den Stand der Forschung in deren technischer Ab- straktion eingegangen. Beschrieben werden fu¨r die technische Anwendung der Evolution die Verfahren der Evolutiona¨ren Programmierung (EP), der Evolutiona¨ren Strategien (ES) und der Genetischen Algorithmen (GA). Die entwickelte EOGUI-Methodik nutzt als wichtigsten Operator die Selektion, um die objektiven Handlungen und subjektiven Einscha¨tzungen von Bedienern der zu optimierenden Schnittstellten zu erfassen. Auf diese Weise wird den Objekten (Individuen) der Bedienoberfla¨chen (Populationen) eine Fitness zugewiesen, auf deren Basis sie als Elter-Individuen ausgewa¨hlt werden. Die Rekombination generiert aus den Eltern durch Kopieren, Kombinieren oder Verschmelzen die Nachkommen. Die Mutation vera¨ndert zufa¨llig, d.h. ungerichtet, ggf. die Eigenschaften (Gro¨ße, Farbe) der Individuen. Zum Abschluss fu¨gt die Reinsertation die Nachkommen in die neue Oberfla¨che (neue Population) ein. Anhand des MIPS-Prozesses wurde die EOGUI-Methodik einem Experiment mit sechs Pro- banden mit technischer und nicht-technischer Vorbildung unterzogen. In dessen Verlauf hat sich eine Verbesserung der evolutiona¨r generierten EOGUI-Oberfla¨chen fu¨r die Prozessfu¨hrung 144 aufgrund der tatsa¨chlichen Anpassung der Oberfla¨chen an die Bedu¨rfnisse der Probanden erge- ben. Sowohl fu¨r die objektiven als auch fu¨r die subjektiven Kriterien der Untersuchung konnten ho¨here Werte, allerdings bei fehlender statistischer Signifikanz, verzeichnet werden. 9.2 Ausblick Die vielen positiven Ru¨ckmeldungen zur beschriebenen Optimierungsmethodik, z.B. auf Ta- gungen und in Kontakt zu anderen Wissenschaftlern, aber auch das Potenzial in der weiteren Verbesserbarkeit der Methode und natu¨rlich das hoch spannende Forschungsgebiet haben zu U¨berlegungen gefu¨hrt, die Evolutiona¨re Optimierung von Mensch-Maschine-Schnittstellen wei- ter zu entwickeln. Angedacht ist den Adaptionsvorgang der Selektion, also die Abbildung der Bedienerpra¨ferenzen, durch ein Neuronales Netz zu optimieren. Der Algorithmus soll auf die- se Weise besser vom Bediener ”lernen”. Auf Anregung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), die diese Arbeit gefo¨rdert hat, wird Kontakt zur Industrie gesucht, um die Methode in realer Umgebung zu erproben und evtl. umzusetzen. 145 146 Verzeichnisse 147 Bildverzeichnis 2.1 Modell der sequentiellen Informationsverarbeitung (Rasmussen, 1983) . . . . . . 8 2.2 Handlungsebenen der Informationsverarbeitung Rasmussen(1983; 1986) . . . . . 9 2.3 Verteilung von Aufmerksamkeitsressourcen (Wickens, 1984) . . . . . . . . . . . . 9 2.4 Mensch-Maschine-Schnittstelle: Gestern (Herzing, 1996) und Heute (Herbst und Rieger, 1997) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.5 TOP-Symbol: Pumpe (DIN 2481) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.6 TOP-Symbol: Ventil (DIN 2481) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.7 TOP-Symbol: Wa¨rmetauscher (DIN 2481, DIN 28004 Teil 3) . . . . . . . . . . . . 14 2.8 TOP-Symbol: Beha¨lter (DIN 28004 Teil 3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.9 TOP-Symbol: Regler (DIN 19227 Teil 2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.10 TOP-Symbol: Fo¨rderer (DIN 28004 Teil 2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.11 TOP-Symbol: Ru¨hrwerk (DIN 28004 Teil 3 ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.12 TOP-Symbol: Motor (DIN 19227 Teil 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.13 TOP-Symbol: Klappe (DIN 2481) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.14 TOP-Symbol: Anzeigen (DIN 2481) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.15 TOP-Symbol: Rohrleitung – Verbindung (DIN 19227 Teil 2) . . . . . . . . . . . . 15 2.16 TOP-Symbol: Rohrleitung – Verzweigung, Zusammenfu¨hrung . . . . . . . . . . . 15 2.17 TOP-Symbol: Signalleitung (DIN 19227 Teil 2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.18 Virt3D-Symbol: Pumpe (Wittenberg, 2001b) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.19 Virt3D-Symbol: Ventil (Wittenberg, 2001b) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.20 Virt3D-Symbol: Wa¨rmetauscher (Wittenberg, 2001b) . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.21 Virt3D-Symbol: Beha¨lter (Wittenberg, 2001b) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 2.22 Virt3D-Symbol: Regler (Wittenberg, 2001b) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 2.23 Virt3D-Symbol: Fo¨rderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 2.24 Virt3D-Symbol: Ru¨hrwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.25 Virt3D-Symbol: Motor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.26 Virt3D-Symbol: Anzeigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.27 Virt3D-Symbol: Rohrleitung – Verbindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.28 Virt3D-Symbol: Rohrleitung – Verzweigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.29 Virt3D-Symbol: Rohrleitung – Zusammenfu¨hrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.30 Virt3D-Symbol: Klappe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 2.31 Virt3D-Symbol: Signalleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 2.32 EID-Modell: Mapping fu¨r die Massenbilanz/Fu¨llstand . . . . . . . . . . . . . . . . 22 2.33 EID-Modell: Mapping fu¨r die Energiebilanz - Wa¨rme . . . . . . . . . . . . . . . . 23 2.34 EID-Modell: Mapping fu¨r die Temperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 2.35 EID-Modell: Lineare Abha¨ngigkeit Mapping Gesamtdarstellung . . . . . . . . . . 24 2.36 EID-Modell: Nichtlinearer Zusammenhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 2.37 MFM-Modell: Ziel-Mittel- und Gesamt-Teil-Dimension in MFM . . . . . . . . . . 26 2.38 MFM-Symbol: Ziel nach Lind (1990) und Larsson (1992) . . . . . . . . . . . . . . 27 2.39 MFM-Symbol: Quelle (Lind, 1990; Larsson, 1992) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 149 BILDVERZEICHNIS 2.40 MFM-Symbol: Transport (Lind, 1990; Larsson, 1992) . . . . . . . . . . . . . . . . 27 2.41 MFM-Symbol: Barriere (Lind, 1990; Larsson, 1992) . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 2.42 MFM-Symbol: Speicherfunktion (Lind, 1990; Larsson, 1992) . . . . . . . . . . . . 28 2.43 MFM-Symbol: Gleichgewicht (Lind, 1990; Larsson, 1992) . . . . . . . . . . . . . . 28 2.44 MFM-Symbol: Senke (Lind, 1990; Larsson, 1992) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 2.45 MFM-Symbol: Beobachter (Lind, 1990; Larsson, 1992) . . . . . . . . . . . . . . . 29 2.46 MFM-Symbol: Entscheider (Lind, 1990; Larsson, 1992) . . . . . . . . . . . . . . . 29 2.47 MFM-Symbol: Aktor (Lind, 1990; Larsson, 1992) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 2.48 MFM-Symbol: Management (Lind, 1990; Larsson, 1992) . . . . . . . . . . . . . . 29 2.49 MFM-Symbol: Netzwerk (Lind, 1990; Larsson, 1992) . . . . . . . . . . . . . . . . 30 2.50 MFM-Beziehung: Erreichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 2.51 MFM-Beziehung: Erreichung-durch-Steuerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 2.52 MFM-Beziehung: Bedingung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 2.53 MFM-Beziehung: Realisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 2.54 Modellbildung: Fish-Eye-View (Beuthel und Zinser, 2001) . . . . . . . . . . . . . . 32 2.55 Modellbildung: Approximative Wissensbasierte Prozessvisualisierung (Ali, 1998) . 32 2.56 Modellbildung: Videotechnik-basierter Ansatz (Zinser, 1993) . . . . . . . . . . . . 32 2.57 3D-Modellbildung: Virtuelle Prozessvisualisierung (Matsuoka et al., 1997) . . . . . 33 2.58 3D-Modellbildung: 3D-Prozessdatenvisualisierung (Zeipelt und Vogel-Heuser, 2003) 33 2.59 3D-Modellbildung: 3D-EID (Kolowa, 2004) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 2.60 3D-Modellbildung: Perzeptiv-Orientierte Prozessvisualisierung (Elzer et al., 2001) 33 2.61 Modellbildungen: Abstraktionsgrad und Ebenen im Ziel-Mittel-Modell . . . . . . . 34 3.1 Schematischer Aufbau von Zellen: Eukaryotische Zelle (Scho¨neburg et al., 1994) . 36 3.2 Auswirkung der stabilisierenden Selektion (Cavalli-Sforza und Bodmer, 1971) zitiert nach Futuyma (1990), S.175 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 3.3 Auswirkung der disruptiven Selektion (Cavalli-Sforza und Bodmer, 1971) zitiert nach Futuyma (1990), S.175 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 3.4 Auswirkung der gerichteten Selektion (Cavalli-Sforza und Bodmer, 1971) zitiert nach Futuyma (1990), S.175 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 4.1 Abstrahierter Evolutiona¨rer Mechanismus: Selektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 4.2 Selektion – Auswahlverfahren: Roulette-Wheel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 4.3 Selektion – Auswahlverfahren: Stochastic Universal Sampling . . . . . . . . . . . . 49 4.4 Selektion – Auswahlverfahren: Truncation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 4.5 Abstrahierter Evolutiona¨rer Mechanismus: Rekombination . . . . . . . . . . . . . . 49 4.6 Rekombination: Diskret (Pohlheim, 1998) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 4.7 Rekombination: Reell - Intermedia¨r (Pohlheim, 1998) . . . . . . . . . . . . . . . . 50 4.8 Rekombination: Reell - Linien (Pohlheim, 1998) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 4.9 Rekombination bina¨rer Variablen: Uniform-Crossover. Basierend auf Nissen (1997) 50 4.10 Abstrahierter Evolutiona¨rer Mechanismus: Mutation . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 4.11 Mutation: Reell und Diskret (Pohlheim, 1998) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 4.12 Abstrahierter Evolutiona¨rer Mechanismus: Reinsertation . . . . . . . . . . . . . . . 52 4.13 Genetische Algorithmen: Aufbau eines Strings. Basierend auf Nissen (1997) . . . . 58 5.1 MIPS: RI-Fließbild mit Untersystemaufteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 5.2 MIPS: Gesamt-Teil-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 5.3 MIPS: Ziel-Mittel-Modell – Funktioneller Zweck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 5.4 MIPS: Ziel-Mittel-Modell – Abstrakte Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 5.5 MIPS: Ziel-Mittel-Modell – Verallgemeinerte Funktion . . . . . . . . . . . . . . . 65 5.6 MIPS: TOP-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 150 BILDVERZEICHNIS 5.7 MIPS: Virt3D-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 5.8 MIPS: EID-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 5.9 MIPS: MFM-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 6.1 Struktur der Programmierung: Zusammenha¨nge zwischen den Klassen . . . . . . . 71 6.2 Anzeigeelement: Horizontal und Vertikal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 6.3 Kurzanzeige: Kombiniert, Horizontal und Pumpe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 6.4 Steuerungselemente: Diskret – Pumpe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 6.5 Steuerungselemente: Diskret – Regler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 6.6 Steuerungselemente: Kontinuierlich – Ventil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 6.7 Steuerungs/Anzeige-Element: Kombiniertes Element . . . . . . . . . . . . . . . . 74 6.8 Navigation: Allgemeine Objekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 6.9 Navigation: Spezielle Objekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 6.10 Navigation: Kombination . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 6.11 Bedienoberfla¨che: MIPS – TOP-U¨bersicht/Detailsicht SUB01 Zufluss Flu¨ssigkeit . 79 6.12 Bedienoberfla¨che: MIPS – Virt3D-U¨bersicht/Detailsicht SUB01 Zufluss Flu¨ssigkeit 79 6.13 EID-Objekt – Allgemein: Beschriftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 6.14 EID-Objekt – Allgemein: Balkenanzeige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 6.15 EID-Objekt: Massenbilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 6.16 EID-Objekt: Energiebilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 6.17 EID-Objekt: Sollwert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 6.18 EID-Objekt – Bilanz: Verbindungslinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 6.19 EID-Objekt – Verbindung: Linear . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 6.20 EID-Objekt – Verbindung: Nichtlinear . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 6.21 EID-Objekte: Gesamtdarstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 6.22 MFM-Objekte: Zielhierarchie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 6.23 MFM-Objekte: Ziel – Graduelle Erfu¨llung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 6.24 MFM-Objekte: Gesamtdarstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 6.25 Bedienoberfla¨che: MIPS – EID-U¨bersicht und Detailsicht SUB01 Zufluss Flu¨ssigkeit 85 6.26 Bedienoberfla¨che: MIPS – MFM-U¨bersicht und Detailsicht Ziel Gpro22 Vorlauf- menge Flu¨ssigkeit ausreichend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 7.1 Strukturierung: Individuen bezogene Struktur von Graphischen Bedienoberfla¨chen und Populationszugeho¨rigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 7.2 Pha¨notyp – EOGUI-Individuum: Beispiel Virt3D-Wa¨rmetauscher W101 . . . . . . 93 7.3 EOGUI-Algorithmus: Ansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 7.4 EOGUI-Algorithmus: Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 7.5 Auswahl von Individuen: Roulette-Wheel-Selektion im EOGUI-Algorithmus . . . . 107 7.6 Rekombination durch Kombination: Elementebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 7.7 Rekombination der Form: Beispiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 7.8 Rekombination der Form: TOP- und Virt3D-Individuen . . . . . . . . . . . . . . . 112 7.9 Mutation: Bereiche und Zuordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 7.10 Struktur der Programmierung: Zusammenha¨nge zwischen den allgemeinen Klassen und den Klassen der Evolutiona¨ren Optimierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 7.11 Subjektiv-Adaption: Screenshot Online-Fragebogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 7.12 EOGUI-Steuerung: Screenshot Formular . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 8.1 Experiment: Experimentierumgebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 8.2 Experiment: Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 8.3 Experiment: Skalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 8.4 Experiment: Ablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 151 BILDVERZEICHNIS 8.5 Experiment: Auswertung objektiver Teil – Boxplots . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 8.6 Experiment: Auswertung subjektiver Teil – Allgemein – Boxplots . . . . . . . . . 130 8.7 Experiment: Auswertung subjektiver Teil – Evolutiona¨re Optimierung – Boxplots 132 8.8 Experiment: Ergebnis der EOGUI-Methodik – Proband 1 (Technisch) . . . . . . . 135 8.9 Experiment: Ergebnis der EOGUI-Methodik – Proband 2 (Technisch) . . . . . . . 135 8.10 Experiment: Ergebnis der EOGUI-Methodik – Proband 3 (Technisch) . . . . . . . 136 8.11 Experiment: Ergebnis der EOGUI-Methodik – Proband 4 (Nicht-Technisch) . . . 136 8.12 Experiment: Ergebnis der EOGUI-Methodik – Proband 5 (Nicht-Technisch) . . . 137 8.13 Experiment: Ergebnis der EOGUI-Methodik – Proband 6 (Nicht-Technisch) . . . 138 B.1 Rekombination der Form: Virt3D- und MFM-Individuen . . . . . . . . . . . . . . . 187 B.2 Rekombination der Form: TOP- und MFM-Individuen . . . . . . . . . . . . . . . . 188 C.1 Experiment: Durchfu¨hrung – Einfu¨hrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 C.2 Experiment: Durchfu¨hrung – Lernkontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 C.3 Experiment: Durchfu¨hrung – Demo-Prozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 C.4 Experiment: Ergebnis des EOGUI-Algorithmus – Proband 1 . . . . . . . . . . . . 193 C.5 Experiment: Ergebnis des EOGUI-Algorithmus – Proband 2 . . . . . . . . . . . . 194 C.6 Experiment: Ergebnis des EOGUI-Algorithmus – Proband 3 . . . . . . . . . . . . 195 C.7 Experiment: Ergebnis des EOGUI-Algorithmus – Proband 4 . . . . . . . . . . . . 196 C.8 Experiment: Ergebnis des EOGUI-Algorithmus – Proband 5 . . . . . . . . . . . . 197 C.9 Experiment: Ergebnis des EOGUI-Algorithmus – Proband 6 . . . . . . . . . . . . 198 D.1 Literaturdatenbank: Screenshot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 152 Tabellenverzeichnis 2.1 Modellbildung: Zusta¨nde von Prozessgro¨ßen ξ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 6.1 ProVis EO-Objekte: Farbcodierung der Materialstro¨me . . . . . . . . . . . . . . . 72 6.2 ProVis EO-Objekte: Farbcodierung der Zusta¨nde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 6.3 TOP-Objekte: Graphik-Bibliothek – Untersyteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 6.4 TOP-Objekte: Graphik-Bibliothek – Anzeigen, Steuerungen und Verbindungen . . 77 6.5 Virt3D-Bedienoberfla¨che: Graphik-Bibliothek – Anzeige- und Steuerobjekte . . . . 78 6.6 MFM-Objekte: Graphik-Bibliothek – Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 6.7 MFM-Objekt: Farbcodierung der Flussstrukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 6.8 MFM-Objekte: Graphik-Bibliothek – Flussfunktionen und Management-Funktion 83 6.9 MFM-Objekte: Graphik-Bibliothek – Beziehungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 7.1 Strukturierung: Ebenen bezogene Struktur Graphischer Bedienoberfla¨chen und zugeho¨rige Individuenklassen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 7.2 EOGUI-Individuen: Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 7.3 Genotyp – EOGUI-Individuum: Eigenschaft Innere/A¨ußere Form . . . . . . . . . . 91 7.4 Genotyp – EOGUI-Individuum: 3D-Eigenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 7.5 Genotyp – EOGUI-Individuum: Eigenschaft Animation . . . . . . . . . . . . . . . . 92 7.6 Zielfunktionen: Geltungsbereiche und Relationen – Beispiel . . . . . . . . . . . . . 99 7.7 Aktionsarten: Zuordnung zu den Individuenklassen . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 7.8 Subjektiv-Adaption: Skalentypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 7.9 Rekombination durch Kombination: U¨bersichts- und Zwischenebene . . . . . . . . 111 7.10 Mutation: Vera¨nderungen von Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 8.1 Unabha¨ngige Variable: Bedienoberfla¨chen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 8.2 Unabha¨ngige Variable: Szenarien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 8.3 Unabha¨ngige Variable: Vorbildung der Probanden . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 8.4 Unabha¨ngige Variable: Ausrichtung der EOGUI-Bedienoberfla¨che . . . . . . . . . 119 8.5 Versuchsplan: Experimentabfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 8.6 Experiment: Mittelwerte der objektiven Kriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 8.7 Experiment: Mittelwerte der objektiven Kriterien – Vorbildung Proband . . . . . 128 8.8 Experiment: Mittelwerte der objektiven Kriterien – Ausrichtung der EOGUI-Oberfla¨che . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 8.9 Experiment: Mittelwerte der subjektiven Kriterien – Allgemeiner Teil . . . . . . . 129 8.10 Experiment: Mittelwerte der subjektiven Kriterien – Fehlermanagement . . . . . . 130 8.11 Experiment:Mittelwerte der subjektiven Kriterien – Allgemeiner Teil: Vorbildung Proband . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 8.12 Experiment: Mittelwerte der subjektiven Kriterien – Allgemeiner Teil: Ausrich- tung EOGUI-Oberfla¨che . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 8.13 Experiment: Mittelwerte der subjektiven Kriterien – Fehlermanagement - Vorbil- dung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 153 TABELLENVERZEICHNIS 8.14 Experiment:Mittelwerte der subjektiven Kriterien – Fehlermanagement: Ausrich- tung EOGUI-Oberfla¨che . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 8.15 Experiment: Mittelwerte der subjektiven Kriterien - Evolutiona¨re Optimierung . . 132 8.16 Experiment: Mittelwerte der subjektiven Kriterien – Evolutiona¨re Optimierung: Selektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 8.17 Experiment: Mittelwerte der subjektiven Kriterien – Evolutiona¨re Optimierung: Rekombination . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 8.18 Experiment: Mittelwerte der subjektiven Kriterien – Evolutiona¨re Optimierung: Mutation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 8.19 Experiment: Mittelwerte der subjektiven Kriterien – Evolutiona¨re Optimierung: Gesamt, Vorbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 8.20 Experiment: Mittelwerte der subjektiven Kriterien – Evolutiona¨re Optimierung: Gesamt, Ausrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 8.21 Experiment: Mittelwerte der subjektiven Kriterien – Evolutiona¨re Optimierung – Selektion: Vorbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 8.22 Experiment: Mittelwerte der subjektiven Kriterien – Evolutiona¨re Optimierung – Selektion: Ausrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 8.23 Experiment: Mittelwerte der subjektiven Kriterien – Evolutiona¨re Optimierung – Rekombination: Vorbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 8.24 Experiment: Mittelwerte der subjektiven Kriterien – Evolutiona¨re Optimierung – Rekombination: Ausrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 8.25 Experiment: Mittelwerte der subjektiven Kriterien – Evolutiona¨re Optimierung – Mutation: Vorbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 8.26 Experiment: Mittelwerte der subjektiven Kriterien – Evolutiona¨re Optimierung – Mutation: Ausrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 8.27 Experiment: Auswertung der Nebenaufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 154 Literaturverzeichnis Achonu, J. und G. 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Bodmer, 40 Bonner, 40 Bortfeldt, 47 Borys, 5, 12 Box, 46 Brander, 6 Bremermann, 46 Bretthauer, 11 Broekmeulen, 61 Bronstein, 54 Burns, 21 C Cavalli-Sforza, 40 Cerf, 47 Cerny, 60 Charwat, 105 Cheong, 61 Cherifi, 26 Chrichton, 47 Christoffersen, 21 Claus, 47 Cockburn, 40f., 93 D Dahlstrand, 26 Darwin, 35 Daumer, 38, 43 Deibele, 17 Dickerson, 38 Dinadis, 20 Duez, 20 Dutke, 16, 104 E Ebeling, 47 Eigen, 38 Elzer, 33f. Endler, 40 Engel, 10 Engelkamp, 16 F Fahr, 35 Fogel, L. J., 46, 53 Fogel, D. B., 53 de Fonseca, 60 Freiburg, 104 French, 39 Friedberg, 46 Friedrich, 4 Frieling, 16f., 105 Fukuda, 61ff. Futuyma, 35ff. G Geiser, 86 Geitz, 12 Gibson, 20 Goelz, 12 Goldberg, 60f. Goodstein, 13 Grams, 1 H Haaks, 104 Hacker, 7, 10 Hasenfuss, 40 Hedicke, 5 Heller, 17 170 INDEX Herbst, 1, 12 Herdy, 61 Hermann, 5 Herzing, 12 Hofbauer, 37 Hofmann, 11 Hohmann, 70 Holland, 46 Houssidas, 16 I Ignatowitz, 17 J Jackson, 61 Jamieson, 21 Johannsen, 1, 4–6, 8–12, 26, 104 Jørgensen, 26 K Kattmann, 43 Kim, 53 Kirkpatrick, 60 Koll, 35, 41 Kolowa, 33, 91 Komischke, 1, 12 Koza, 60 Kursawe, 45, 48, 55, 61 Ku¨ttner, 15, 22 L Lai, 61 Lang, 11 Lange, 43 Larsen, 26 Larsson, 13, 26ff. Lenzen, 4 Lind, 25ff., 31 Lo¨nning, 41 M Maier, 37, 42, 43 Matsuoka, 33 Mayr, 35, 37, 39f. Meyer, 38, 43, 60 Michalewicz, 47 Ming-Tong, 53 Mitchell, 61 Morguet, 11 Mu¨hlenbein, 40 Muir, 105 Mulder, 20 Mu¨ller, 39–40 N Nachtigall, 45 Neumann, 45 Nissen, 47ff. Norman, 2 O O¨hman, 26 Oortmann, 4 Osman, 26 P van Paassen:1997, 20 Peters, 39 Petersen, 25, 26, 31 Pohlheim, 47, 48, 52, 96 Polke, 12 Poulsen, 26 Probst, 55 Pylatiuk, 11 R Raichle, 12 Rasmussen, 6, 7, 17, 20f., 25 Rechenberg, 46, 55 Regelous, 61 Reinig, 1 Reynolds, 61 Richardson, 61 Riechmann, 47 Rieger, 1, 12 Ritter, 5 Ro¨se, 34 Ro¨ßger, 34 Rose´, 47, 55 Ruder, 35 Rudolph, 46f. Rummler, 60 S Sakuma, 20 Sauer, 39–43 Savage, 42 Schaich, 4 Scheffczyk, 35 Schell, 34 Schlierkamp-Voosen, 40 Schoeneburg, 35ff, 47, 55, 57 Schultz, 11 Schu¨tz, 47 Schuster, 37 Schuth, 47 Schwefel, 46f., 55 Seydel, 45f. 171 INDEX Shneiderman, 70 Sigmund, 37 Sitte, 43 Skusa, 47 Slatkin, 40 Smith, 35, 39, 43 So¨ffker, 5 Solig, 45 Sonntag, 105 Strohrmann, 12 Sung-Bae, 47 Szathmary, 35, 39, 43 T Thaller, 11 Thamm, 10 Thierfelder, 1 U Uelschen, 60f. Ulich, 104 V Vega-Redondo, 35 Vicente, 20ff. Vo¨lkel, 1, 16, 21, 26f., 139 Vogel, 35f., 41–43 Vogel-Heuser, 33 Voigt, 47 W Wagner, 35 Walseth, 26 Weingartner, 36, 40, 43 Weninger, 43 Wickens, 9 Wieser, 35, 39 Wittenberg, 16ff., 34, 65, 73 Z Zeipelt, 33 Zhou, 26 Zhu, 61 Ziegeler, 1 Zinser, 32, 34 Zitzler, 60 Zobl, 11 Zuehlke, 1, 4, 34 Stichworte A Abbildung – geometrische, 20 – Systemverhalten, 21 Aberration, 42 Ablauf, 95 Absolut-Relation, 98 Abstammung, 39 Abstrakte Funktion – MIPS, 64 AchieveRelationTo, 82, 83 Adenin, 37 Aktion -anzahl, 120, 127 -arten, 101 Aktor, 29 ALARM, 13 Allel, 37, 58 Alternativhypothese, 123 Aminosa¨ure, 38 -sequenz, 38 Animation, 18, 92 Anthropobionik, 46 Antriebseinheit, 17 Anwender, 10 Anzeige, 15, 19 – Horizontal, 73 – Kurz, 73 – Vertikal, 73 -element, 11, 12, 73 -instrumente, 11 -objekte, 76 Approximative Zustandsvisualisierung, 32 Arbeitsspeicher, 6 Artificial Life, 61 Assoziative Verbindungen, 7 Aufgaben -situation, 5 -szenario, 95 Aufmerksamkeit, 9 Aufschaltzeit, 101, 102 A¨ußere Form, 91 Ausfall, 117 Ausreißer, 127 Ausrichtung, 119, 123 Auswahl – Eltern, 96 -eigenschaft, 76 -ha¨ufigkeit, 102 Automatisierung -grad, 1, 4 -system, 11 B Balkenanzeigen, 80 Barriere, 28 Beanspruchung, 105 Bedienelement, 11, 12 Bediener, 1, 4, 10 172 INDEX -feindlichkeit, 86 Bedienhandlungen, 10, 11 Bedienoberfla¨che, 11, 70, 94, 117 – MIPS – EID, 85 – MFM, 85 – TOP, 79 – Virt3D, 79 Bediensignal, 11 Bedingungsbeziehung, 31 Beha¨lter, 14, 18 Benutzer, 10 Beobachter, 29 Beobachtung, 10 Beschriftung, 80 between-generation-effect, 40 Bewertungskriterien, 120 – Objektiv, 120 – Subjektiv, 121 – Allgemein, 121 – Evolutiona¨re Optimierung, 121 Bezeichner, 71f., 93 Bezeichnungssystematik, 71 Bilanzobjekte, 80 Bildschirmarbeitsplatz, 12 Bildu¨berlegenheitseffekt, 16 Bindeglieder, 30 Bionik, 45f. Bit, 58 C Chromosomen, 36, 37, 57 – ku¨nstliche, 57 -mutation, 42 Codons, 38 control graphic, 71 Crossover, 43, 59 – 1-Punkt, 50 – N-Punkt, 50 – Shuffle, 50 – Uniform, 50 Cytosin, 37 D Darstellungsebene, 10, 11 Decodierungsfunktion, 58 Deklaration, 71 Deletion, 42 Desoxyribonukleinsa¨ure, 37 Deterministische Optimierung, 44 Dialogebene, 10 diploid, 37 Diskrete Rekombination, 49 DrawAchievementGrade, 82 DrawConnection, 81, 83 DrawCurrent, 81 Duplikation, 42 Dynamische Optimierung, 44 E Ebenen – Kognitive, 7 -bezogene Strukturierung, 88 -Kombination, 110 Ecological Interface Design, 20ff. – 3D, 33 – MIPS-Modell, 65 Effektivita¨t, 102 Effizienz, 102 Einfaches Wiedereinfu¨gen, 52 eid mp balance, 80 Elementebene, 89 Elitest Wiedereinfu¨gen, 52 Eltern, 53 Empfangsorgane, 5 Energiebilanz, 23 Entscheidungsfunktion, 29 Enzyme, 38 EOGUI, 2 – Ansatz, 94 – Einordnung Methodik, 89 -Algorithmus, 94ff. Erbanlagen, 37, 90 Erbfaktoren, 36 Erbinformation, 37 Ergebnisse – Objektiv, 127 – Subjektiv, 129 Erkenntnisvorgang, 5 Erreichung-durch-Steuerung, 31 Erreichungsbeziehung, 83 Evolution, 35ff. – natu¨rliche, 35 -bionik, 46 -technik, 46 -theorie, 35 Evolutiona¨re Algorithmen, 46ff. – Weitere Anwendungsgebiete, 61 Evolutiona¨re Optimierung, 48ff., 86ff. Verwandte Gebiete, 60 Evolutiona¨re Programmierung, 52ff. Evolutiona¨re Strategien, 54ff. Exon, 38 Experimentierumgebung, 116 Extremwerte, 127 F Farbe, 93 173 INDEX Farbcodierung, 72f. Fehler -diagnose, 105 -entdeckung, 105 -korrektur, 105 -zeit, 102, 120, 128 -management, 105 Fertigkeiten, sensomotorische, 8 Fish-Eye-View, 32 Fitness, 40, 86, 97 -zuweisung, 96 Flussfunktionen, 27 – Information, 29 Flussstruktur, 30 – Syntax, 30 Fo¨rderer, 14, 18 Form – a¨ußere, 91 – innere, 91 – Physikalisch, 7 -orientierte Verschmelzung, 96 Fortpflanzungswahrscheinlichkeit, 48 Funktion – Abstrakt, 7 – Aktor, 29 – Barriere, 28 – Beobachtung, 29 – Entscheidung, 29 – Gleichgewicht, 28 – Informationsfluss, 29 – Management, 29 – Netzwerk, 30 – Physikalisch, 7 – Quelle, 27 – Senke, 29 – Speicher, 28 – Transport, 27 – Verallgemeinert, 7, 65 Funktionaler Zweck, 6 – MIPS, 63 Fuzzy-Set, 32, 61 G Gattung, 87 Geda¨chtnis, 6 Geltungsbereich, 97 Gen, 37, 58 -regulationssystem, 39 -typen, 37 Genauigkeit der Prozessfu¨hrung, 120, 127 Genetik, 36, 40 Genetische Algorithmen, 57ff. Genommutation, 42 Genotyp, 37, 90 Geometrieobjekt – Energiebilanz, 23 – Gesamt, 24 – Massenbilanz, 22 – Nicht-linear, 24 – Temperatur, 23 Gitter, 82 Gleichgewicht, 28 Global, Absolut, 100 Ebene, 101 Individuenklasse, 100 Individuentyp, 100 -Bereich, 98 Graphik -bibliothek, 70 -objekte, 72 Gro¨ßena¨nderung, 110 Guanin, 37 Gu¨tekriterium, 44 H Handlungsbedarf, 7 Haploidisierung, 42 Ha¨ufigkeit Szenarienbewa¨ltigung, 121, 128 homolog, 37 homozygot, 37 Hypothese – Alternativ, 123 – Bildung, 122 – Null, 123 I Individuen, 87 -bezogene Auswahl, 107 -bezogene Strukturierung, 87 -klasse, 87, 98 -Kombination, 111 -typ, 87 Infomationsflussfunktionen, 29 Information -transfer, 4 -u¨bermittlung, 1 -verarbeitung, 4 – sequentielle, 7 -wiedergabe, 11 Innere Form, 91 Interaktion, 95 – Unterstu¨tzung, 21 -ebene, 89 Intermedia¨re Rekombination, 50 Intertaxonische Kombination, 43 Intron, 38 Inversion, 42 174 INDEX K Kapazita¨t, 6 Klappe, 15, 20 Klasse-Relation, 98 Klassen, 71 Kognition, 5 Kognitive Ebenen, 7 Kombination, 96, 111 Komma-Selektion, 57 Kommunikation, 4 -bedu¨rfnisse, 1 Komponenten, 13, 30 -objekte, 75 Kopplungsbruch, 43 Kriterien, 86 – Objektive, 102 – Subjektive, 104 Ku¨nstliche Intelligenz, 61 Kurzanzeige, 73 Kurzzeitspeicher, 6 L Langzeitspeicher, 6 Leitermodell, 7 Leitwarten, 12 Linien-Rekombination, 50 Lokal, Absolut, 99 Ebene, 100 Individuenklasse, 100 Individuentyp, 99 -Bereich, 98 M Managementfunktion, 29 Mapping, 21 Massenbilanz, 22 Maximum ansteigend, 103 mittig, 104 Meiose, 37, 43 Mensch-Maschine-Schnittstelle – Aufbau, 10 – Weitere Entwicklungen, 34 Mensch-Maschine-System, 10 Mentales Modell, 6 mfm ff general, 83 mfm goal, 82 Microsoft, 10 MIPS, 62ff. – Abstrakte Funktion, 64 – Funktioneller Zweck, 63 – Gesamt-Teil-Modell, 63 – Verallgemeinerte Funktion, 65 – Ziel-Mittel-Modell, 63f. Missense-Mutationen, 42 Modalita¨t, 5 Modell, 92 Molekulargenetik, 37 Motor, 15, 19 Multilevel Flow Modeling, 25ff. – MIPS-Modell, 66 Multimedia, 12 Mutation, 41f., 51, 54, 56, 59, 97, 112ff., 122 – Bina¨r, 51 – Reell, 51 –Anpassung Schrittweite, 51 -bereich, 113 -grenze, 113 -schrittweite, 54–56 -status, 113 N N-Punkt-Crossover, 50 Nachkommen, 48ff., 53, 55, 59, 110 Navigation, 104 -objekte, 74f. Nebenaufgabe, 120, 138 – Auswertung, 138 Netzwerk, 30 Neuronales Netz, 61, 145 Nondisjunktion, 42 Nonsense -Codons, 38 -Mutation, 42 Normsymbole, 13 NOTFALL, 13 Nullhypothese, 123 O Objekte – allgemein, 73 – EID, 80ff. – MFM, 82ff. Objektiv – Kriterien, 102 – Ergebnisse, 127 -Adaption, 86, 114 Online-Fragebogen, 103, 115 Operateur, 10 Operational Resarch, 47 Operatorgene, 39 Operon, 39 Optimierung, 44ff. -verfahren – Konventionell, 44 P Parameter-Optimierung, 44 175 INDEX Partnerwahl – Stochastische, 56, 59 Peptidbindungen, 38 Perzeptiv-orientierte Visualisierung, 33 Pha¨notyp, 39, 90, 93 Ploidiemutation, 42 Polygenie, 39 Polyploidisierung, 42 Population, 39, 88 Position, 92 process data, 73 Probanden, 119 Produktionsziel, 26 Proportionale Fitnesszuweisung, 48 Propriozeptivsystem, 5 Proteine, 38 -synthese, 38 ProVis EO, 70 Prozess, 10 – technischer, 11 -fu¨hrung, 12 -gro¨ßen, 12, 73 Psychologie - o¨kologische, 20 Pumpe, 13, 17 -ko¨rper, 17 -zustand, 17 Punktmutation, 42 Purin, 37 Pyrimidin, 37 Q Quelle, 27 R Realisierungsbeziehung, 31 Record-to-Record-Travel, 60 Regelbasierte Abku¨rzung, 7 Regler, 14, 18 Regulatorgene, 39 Reinsertation, 52, 54, 57, 59, 97, 113 Reiz f., 5 -wahrnehmung, 5 Rekombination, 43, 96, 110ff., 121 – Diskret, 49, 56 – Ebenen-Kombination, 110 – Form, 96, 111 – Individuen-Kombination, 111 – Interchromosomale, 43 – Intermedia¨re, 50, 56 – Intrachromosale, 43 – Kombination, 96 – Linien, 50 -gesetz, 37 Relationsarten, 98 Reperaturpersonal, 10 Replikation, 53, 96, 110 Reproduktive Isolation, 43 Ribonukleinsa¨ure, 38 Rohrleitung, 15, 19 -verzweigung, 15, 19 -zusammenfu¨hrung, 15, 19 Roulette-Wheel, 49, 59, 107 Ru¨ckprojektionssystem, 12 Ru¨hrwerk, 15, 19 S Schnittstelle, 1 Schwelle, 106 Segment, 58 Selektion, 39, 48, 97, 121 – (µ+ λ), 57 – (µ, λ), 57 – Deterministische, 57 – Disruptive, 41 – Natu¨rliche, 40 – Roulette-Wheel, 49 – Stabilisierende, 40 – Stochastische, 54, 96 -druck, 48 -vorgang, 40 -wahrscheinlichkeit, 48 Senke, 29 SetGraphic, 82 Shuffle-Crossover, 50 Sicherheitsziele, 27 Sicht – topologische, 13 Signalleitung, 15, 20 Signifikanzniveau, 123 Simulated Annealing, 60 Sintflut Algorithmus, 60 Skala, 103 Skalierungsfunktion, 53 Soft Computing, 61 Sollwert, 14 Spaltungsgesetz, 37 Spaß, 106 Speicher, 28 Spleißen, 39 Sprachverstehen, 11 SSSI-Philosophie, 13 Standard-EP, 53 Statische Optimierung, 44 Statistische Optimierung, 44 Stellmotor, 17 Steuerungselement, 11 – diskret, 74 – kontinuierlich, 74 Steuerungsgro¨ßen, 12 Stochastic Universal Sampling, 49 176 INDEX Stochastische Optimierung, 44 Partnerwahl, 56, 59 Stop-Codon, 42 Sto¨rung, 117 String, 58 -segment, 58 Struktur, 105 – Bedienoberfla¨che, 86 – EOGUI-Algorithmus, 94 – Programmierung, 70ff., 114f. -gene, 39 Strukturierung – Ebenen-bezogene, 88 – Individuen-bezogene, 87 Strukturoptimierung, 44 Subjektiv – Ergebnisse, 129 – Kriterien, 104 -Adaption, 86, 103, 114 Symbol, 92 Symbolik, 105 Syntax Flussstrukturen, 30 System - Auditives, 5 - haptisches, 5 - Olfaktorisches, 5 - Visuelles, 5 Szenarien, 117f. T Theorie – Synthetische, 36 Thymin, 37 top system, 75 Topologische Sicht, 13ff. – MIPS-Modell, 65 Transkription, 38 Translokation, 42 Transparenz, 104, 129 Transport, 27 Treshold Accepting, 60 Truncation Selektion, 49 Typ-Relation, 98 U U¨berlebenswahrscheinlichkeit, 86 U¨bersicht -ebene, 88 -objekte, 75 Uniform-Crossover, 50 Uniformita¨tsgesetz, 37 Unterstu¨tzungssysteme, 11 Uracil, 38 V Variation – genetische, 40 Ventil, 14, 17, 74 Verallgemeinerte Funktion, 65 Verbindungsobjekt, 23 Vererbung, 36 Versuch -aufbau, 116 -plan, 117, 119 -planung, 117 Vertrauen, 105 Verwandtschaft, 39 Vestibularsystem, 5 Videotechnik, 32 Virt3D, 16ff. – MIPS-Modell, 65 -Prozesselemente, 17, 75 Visualisierung, 10, 92 W Wachstum, 110 Wahrnehmung, 5 – direkte, 20 -system, 5 Wa¨rmetauscher, 14, 17, 74 Wartungspersonal, 10 Wettkampf-Selektion, 49 Wiedereinfu¨gen – Auswahl der Nachkommen, 52 – Einfach, 52 – Elitest, 52 – Zufa¨llig, 52 Wirksamkeit, 102, 120, 127 Wirtschaftlichkeitsziele, 27 Wissensbasierte Analyse, 7 within-generation-effect, 40 Z Zelle, 36 – eukaryotische, 36 – prokaryotische, 36 -kern, 36 Ziel, 26, 82 -funktion, 1, 86, 98 -hierarchie, 82 -Mittel, 20 Zufa¨lliges Wiedereinfu¨gen, 52 Zustandsgro¨ßen, 12 Zwischen -ebene, 88 -population, 56 – Auswahl Individuen, 106 177 178 Anhang 179 A Begriffe A.1 Biologie Es werden die wichtigsten Begriffe erla¨utert, die sowohl in der Biologie als auch in der Technik verwandt werden. • Adaption: Prozess, durch den Angepasstheit erworben wird (Cockburn, 1995). • Allele: Eine von mehreren Formen eines Gens, die sich aufgrund einer Mutation der ent- sprechenden DNS-Sequenz unterscheiden (Futuyma, 1990). • Chromosomen: Fadenfo¨rmige Struktur, in der das Erbmaterial der Zellen abgelegt ist (Scho¨neburg et al., 1994). • Diploid: Zellen mit doppelten (kompletten) Chromosomensatz. • Fitness: Nach Futuyma (1990) ist die Fitness der durchschnittliche Beitrag eines Allels oder Genotyps zur na¨chsten Generation oder zu folgenden Generationen, in Relation zum Beitrag anderer Allele oder Genotypen. • Genotyp: Futuyma (1990) beschreibt den Genotyp als den Satz von Genen, den ein indi- vidueller Organismus besitzt. • Genom:Die Gesamtheit der Gene eines Organismus bzw. alle Gene eines haploiden Chromo- somensatzes • haploid: Zellen mit einfachen Chromosomensatz (z.B. Geschlechtszellen). • Nachkommen: Von den Eltern erzeugte Lebensformen der na¨chsten Generation. • Pha¨notyp: Beobachtbare Eigenschaften eines Organismus (Cockburn, 1995). A.2 Begriffe in den Evolutiona¨ren Algorithmen Die wichtigsten verwandten Begriffe werden in der folgenden Aufza¨hlung kurze erla¨utert: • Allel: Bina¨re Genauspra¨gung. • Crossover: Suchoperator, der Elemente verschiedener Individuen vermischt. • Eltern: Lo¨sungen, die zur Produktion von Nachkommen ausgewa¨hlt werden. • Fitness: Lo¨sungsgu¨te bezogen auf die Ziele der Optimierung. • Fitnessfunktion: Transformationsfunktion fu¨r die Zielfunktion in nichtnegative Werte. 181 A.2 Begriffe in den Evolutiona¨ren Algorithmen • Gen: Bit, bina¨re Codierung. • Genotyp: Bina¨r codierte Lo¨sung. • Individuum: Struktur, die in geeigneter Weise die Elemente einer Lo¨sung repra¨sentiert. • Mutation: Operator, der jeweils ein Individuum modifiziert. • Nachkomme: Lo¨sung, die aus den Eltern generiert wird. • Pha¨notyp: Decodierte Lo¨sung. • Population: Menge von Strukturen. • Reinsertation: Einfu¨gen der Nachkommen in die Population. • Selektion: Auswahl der Eltern. • Selektionspool: Alle Individuen, die zur Auswahl als Eltern in Betracht kommen. • Zielfunktion: Die Funktion, die das System u¨ber ein festgelegtes Kriterium bewertet. 182 B Erga¨nzungen zum EOGUI-Algorithmus B.1 Fragen der Subjektiv-Adaption I.) Transparenz 1.) Allgemein: Mit der Transparenz ist die Durchschaubarkeit des technischen Systems gemeint. Bei einer auftretenden Sto¨rung wu¨rde das eine leichte Identifikation und Behebung des Fehlers bedeuten. Die Frage lautet, wie gut hat Sie die jeweilige Ober- fla¨che zu jedem Zeitpunkt eindeutig u¨ber den Zustand des Systems informiert? 2.) Zustand des Systems: Die Kenntnis um den aktuellen Systemzustand ist enorm wich- tig fu¨r die Vermeidung und Korrektur von Systemsto¨rungen. Wie gut ließ sich mit der entsprechenden Oberfla¨che der Systemzustand erkennen und einscha¨tzen? 3.) Zustand der Untersysteme: Das Wissen um die Zusta¨nde der untergeordneten Sys- teme sind fu¨r die Verhinderung und Korrektur von Systemsto¨rungen ebenfalls sehr wichtig. Wie gut ließen sich mit den Oberfla¨chen die Zusta¨nde der Untersysteme erkennen und einscha¨tzen? 4.) Zustand der Komponenten: Fu¨r die Erkennung von Sto¨rungen in den Komponenten ist die Kenntnis des Komponentenzustandes vonno¨ten. Wie gut ließen sich mit den Oberfla¨chen die Zusta¨nde der Komponenten erkennen und einscha¨tzen? 5.) Visualisierung der Zusta¨nde: Die Anlagenzusta¨nde werden in den Oberfla¨chen durch verschiedene Objekte dargestellt. Wie gut ließen sich die Anlagenzusta¨nde aus den Objekten (z.B. aus deren Form und Farbgebung) ableiten? 6.) Unterstu¨tzung beim Fahren der Anlage: U¨ber die Oberfla¨chen werden Informationen aus dem Prozess entnommen und Vorgaben an die Steuerung der Anlage u¨bergeben. Wie gut haben Sie die Oberfla¨chen bei der Bewa¨ltigung von Problemen unterstu¨tzt, sprich wie gut war die Erfu¨llung der Prozessvorgaben (Einhalten der Produktqualita¨t unter Aufrechterhaltung der Mengen) mo¨glich? II.) Navigation 1.) Allgemein:Wie gut haben Sie die Oberfla¨chen ganz allgemein bei der Bewa¨ltigung der Aufgaben in Bezug auf die Navigation (Auffinden bestimmter Systemkomponenten) unterstu¨tzt? 2.) Orientierung: Wie gut konnten Sie sich auf den Oberfla¨chen orientieren? 3.) Komponentensuche: In welcher Zeitspanne haben Sie Systemkomponenten gefunden? 4.) Informationssuche: In welcher Zeitspanne haben Sie beno¨tigte Informationen gefun- den? 183 B.1 Fragen der Subjektiv-Adaption III.) Fehlermanagement 1.) Fehlererkennung – Unterstu¨tzung:Wie gut haben die Oberfla¨chen Sie beim Auffinden von Fehlern unterstu¨tzt? 2.) Qualita¨t der Hinweise: Verlassen Istwerte ihren erlaubten Bereich, mu¨ssen Sie als Bediener eingreifen, um den Fehler zu korrigieren. Wie bewerten Sie die Qualita¨t der Hinweise auf den Handlungsbedarf? 3.) Fehler Diagnose – Einordnung: Wie gut hat Sie die Oberfla¨che bei der Diagnose des Fehlers (Klassifizierung) unterstu¨tzt? 4.) Interpretation: Nachdem Sie den Fehler erkannt und eingeordnet haben, mu¨ssen Sie die vorzunehmenden Handlungen bzw. Aufgaben ermitteln. Wie gut haben Sie die Oberfla¨chen durch ihre Darstellung des Systemzustands beim Abscha¨tzen des weiteren Vorgehens unterstu¨tzt? 5.) Abweichungen/Zielzustand:Wie gut konnten Sie die Abweichungen vom Sollzustand und den zu erreichenden Zielzustand erkennen? 6.) Fehlerkorrektur – Feststellen von Vera¨nderungen: Sie wissen nun um den Zustand des Systems und welche Folgen dies hat bzw. nach sich ziehen ko¨nnte. Nun mu¨ssen Sie eine Komponente/Funktion (Regler, Ventil) bestimmen, mit der sich der Fehler beheben la¨sst. Wie gut konnten Sie feststellen, welche Komponente zu vera¨ndern ist? 7.) Unterstu¨tzung Aufgabenermittlung: Wie gut wurden Sie von der Oberfla¨che beim Ermitteln der Aufgabe fu¨r die Behebung des Fehlers unterstu¨tzt? Beispiel: ’Um den Fehler zu beheben, habe ich die Aufgabe, die Ventilstellung zu korrigieren’. 8.) Handlungen: Nachdem die Aufgabe festgelegt ist stellt sich die Frage, wie sie durch- zufu¨hren ist und in welcher Reihenfolge. Wie gut hat Sie die Oberfla¨che bei der Planung der Handlungen unterstu¨tzt? IV.) Symbolik 1.) Symbolik – Bewertung der Symbolik: Mit welcher Art der Darstellung sind Sie am besten zurecht gekommen? Mit der funktionsorientierten Sicht von MFM, mit den Normsymbolen von EID und TOP oder mit der photorealistischen Wiedergabe von Virt3D? 2.) Erkennung des Symbols:Wie gut konnten Sie die Symbole der entsprechenden Ober- fla¨chen ihren Bedeutungen zuordnen? Beispiel: ’Der Kreis mit der innen liegenden Linien (angedeutete Pfeilspitze) entspricht fu¨r die TOP-Oberfla¨che einer Pumpe’. 3.) Erkennung der Funktion:Wie gut konnten Sie ganz allgemein die Bedeutung, fu¨r die ein Symbol in den einzelnen Modellbildungen stehen soll, aus dessen Darstellung er- kennen? Beispiel: ’Der Kreis mit der innen liegenden Linien (angedeutete Pfeilspitze) steht in der TOP-Oberfla¨che fu¨r den Transport von Material’ oder ’Der Kreis mit den gekreuzten Linien steht in der MFM-Oberfla¨che fu¨r die Senke’. 4.) Bereitstellung: Aus welchem der dargestellten Symbole konnten Sie die Bedeutung der Bereitstellung am besten erkennen? 5.) Transport: Aus welchem der dargestellten Symbole konnten Sie die Bedeutung des Transports am besten erkennen? 6.) Erwa¨rmung/Ku¨hlung: Aus welchem der dargestellten Symbole konnten Sie die Be- deutung der Erwa¨rmung bzw. Ku¨hlung am besten erkennen? 7.) Speicherung: Aus welchem der dargestellten Symbole konnten Sie die Bedeutung fu¨r das Speichern am besten erkennen? 8.) Gleichgewicht von Stro¨men: Aus welchem der dargestellten Symbole konnten Sie die Bedeutung des Gleichgewichts von Flu¨ssen am besten erkennen? 184 9.) Aufnahme: Aus welchem der dargestellten Symbole konnten Sie die Bedeutung fu¨r die Aufnahme am besten erkennen? 10.) Informationsaufnahme: Aus welchem der dargestellten Symbole konnten Sie die Be- deutung fu¨r die Informationswiedergabe am besten erkennen? 11.) Regulierung: Aus welchem der dargestellten Symbole konnten Sie die Bedeutung der Regulierung am besten erkennen? 12.) Ausfu¨hren von Handlungen: Aus welchem der dargestellten Symbole konnten Sie die Bedeutung fu¨r das Ausfu¨hren von Handlungen am besten erkennen? 13.) Gro¨ße: Wie bewerten Sie die Gro¨ße der dargestellten Objekte in den Oberfla¨chen? 14.) Symbol Pumpe:Wie beurteilen Sie die Darstellungen der einzelnen Modellbildungen fu¨r das Symbol der Pumpe? 15.) Symbol Ventil: Wie beurteilen Sie die Darstellungen der einzelnen Modellbildungen fu¨r das Symbol des Ventils? 16.) Symbol Wa¨rmetauscher: Wie beurteilen Sie die Darstellungen der einzelnen Modell- bildungen fu¨r das Symbol des Wa¨rmetauschers? 17.) Symbol Regler: Wie beurteilen Sie die Darstellungen der einzelnen Modellbildungen fu¨r das Symbol des Reglers? 18.) Symbol Motor: Wie beurteilen Sie die Darstellungen der einzelnen Modellbildungen fu¨r das Symbol des Motors? 19.) Symbol Fo¨rderer: Wie beurteilen Sie die Darstellungen der einzelnen Modellbildun- gen fu¨r das Symbol des Fo¨rderers? 20.) Symbol Klappe:Wie beurteilen Sie die Darstellungen der einzelnen Modellbildungen fu¨r das Symbol der Klappe? 21.) Symbol Ru¨hrwerk:Wie beurteilen Sie die Darstellungen der einzelnen Modellbildun- gen fu¨r das Symbol des Ru¨hrwerks? 22.) Symbol Beha¨lter: Wie beurteilen Sie die Darstellungen der einzelnen Modellbildun- gen fu¨r das Symbol des Beha¨lters? 23.) Symbol Fu¨llstandsanzeige: Wie beurteilen Sie die Darstellungen der einzelnen Mo- dellbildungen fu¨r das Symbol der Fu¨llstandsanzeige? 24.) Symbol Massenflussanzeige: Wie beurteilen Sie die Darstellungen der einzelnen Mo- dellbildungen fu¨r das Symbol der Massenflussanzeige? 25.) Symbol Temperaturanzeige: Wie beurteilen Sie die Darstellungen der einzelnen Mo- dellbildungen fu¨r das Symbol der Temperaturanzeige? 26.) Symbol Verha¨ltnisanzeige: Wie beurteilen Sie die Darstellung der einzelnen Modell- bildungen fu¨r das Symbol der Verha¨ltnisanzeige? 27.) Symbol Qualita¨tsanzeige: Wie beurteilen Sie die Darstellungen der einzelnen Mo- dellbildungen fu¨r das Symbol der Qualita¨tsanzeige? 28.) Symbol Rohrleitung: Wie beurteilen Sie die Darstellungen der einzelnen Modellbil- dungen fu¨r das Symbol der Rohrleitung? 29.) Symbol Rohrverzweigung: Wie beurteilen Sie die Darstellungen der einzelnen Mo- dellbildungen fu¨r das Symbol der Rohrverzweigung bzw. -zusammenfu¨hrung? 30.) Symbol Signalleitung: Wie beurteilen Sie die Darstellungen der einzelnen Modellbil- dungen fu¨r das Symbol der Signalleitung? V.) Struktur 1.) Vorteil durch EID/TOP/VRT gegenu¨ber MFM: Hat Ihnen die jeweilige Struktur von EID/TOP/VRT (System/Komponenten/Mapping) gegenu¨ber MFM (Ziele/Funk- tionen) einen Vorteil fu¨r das Fahren der Anlage erbracht? 185 B.2 Rekombination der Form – TOP/MFM und Virt3D/MFM 2.) Vorteil durch MFM/TOP/VRT gegenu¨ber EID: Hat Ihnen die jeweilige Struktur von MFM/TOP/VRT (Ziele/Funktionen bzw. System/Komponenten) gegenu¨ber EID (System/Komponenten/Mapping) einen Vorteil fu¨r das Fahren der Anlage erbracht? 3.) Vorteil durch MFM/EID/VRT gegenu¨ber TOP: Hat Ihnen die jeweilige Struktur von MFM/EID/VRT (Ziele/Funktionen bzw. System/Komponenten) gegenu¨ber TOP (System/Komponenten) einen Vorteil fu¨r das Fahren der Anlage erbracht? 4.) Vorteil durch MFM/EID/TOP gegenu¨ber VRT: Hat Ihnen die jeweilige Struktur von MFM/EID/TOP (Ziele/Funktionen bzw. System/Komponenten) gegenu¨ber VRT (System/Komponenten) einen Vorteil fu¨r das Fahren der Anlage erbracht? VI.) Beanspruchung:Wie hoch haben Sie die Beanspruchung bei der Bewa¨ltigung der gestellten Aufgabe empfunden? VII.) Vertrauen: Wie hoch ist Ihr Vertrauen in die Oberfla¨chen fu¨r das Fahren der Anlage? VIII.) Spaß: Abschließend soll erfasst werden, wie viel Spaß oder Freude Sie am Fahren der Anlage mit dieser Oberfla¨che gehabt haben. B.2 Rekombination der Form – TOP/MFM und Virt3D/MFM Die Bilder B.1 und B.2 zeigen die Rekombination der Form fu¨r die Kombinationen Virt3D- und MFM bzw. TOP und MFM. Die Mo¨glichkeiten der Formrekombination zwischen TOP und Virt3D zeigt das Bild 7.8 von Abschnitt 7.5.3. 186 P u m p e V e n ti l W ä rm e ta u s c h e r F ö rd e re r M o to r R e g le r A n z e ig e . In d iv id u e n ty p e n T O P -P o p u la ti o n B e h ä lt e r Quelle Transp. Barr. Speicher Gleichg. Senke Beob. Entsch. Aktor Indivdiuentypen MFM-Population Bild B.1: Rekombination der Form: Virt3D- und MFM-Individuen 187 B.2 Rekombination der Form – TOP/MFM und Virt3D/MFM T M P u m p e V e n ti l W ä rm e ta u s c h e r F ö rd e re r M o to r R e g le r A n z e ig e . In d iv id u e n ty p e n T O P -P o p u la ti o n B e h ä lt e r T M Quelle Transp. Barr. Speicher Gleichg. Senke Beob. Entsch. Aktor Indivdiuentypen MFM-Population M M M M M M M CF FC FC T T T Bild B.2: Rekombination der Form: TOP- und MFM-Individuen 188 C Erga¨nzungen zum Experiment C.1 Fragen im Experiment C.1.1 Allgemeiner Teil I.) Transparenz 1.) Allgemein: Mit der Transparenz ist die Durchschaubarkeit des technischen Systems gemeint. Bei einer auftretenden Sto¨rung wu¨rde das eine leichte Identifikation und Behebung des Fehlers bedeuten. Zu welchem Zeitpunkt – vor (Virt3D, TOP-, EID- und/oder MFM-Oberfla¨chen) oder nach der Evolutiona¨ren Optimierung (EOGUI- Oberfla¨che) – hat Sie die Oberfla¨che besser u¨ber den Zustand des Systems informiert? 2.) Zustand des Systems: Die Kenntnis um den aktuellen Systemzustand ist enorm wich- tig fu¨r die Vermeidung und Korrektur von Systemsto¨rungen. Ließ sich der Systemzu- stand (ho¨chste Ebenen) besser mit den urspru¨nglichen Oberfla¨chen (Virt3D, TOP, EID und/oder MFM) oder u¨ber die optimierte Oberfla¨che (EOGUI) erkennen und einscha¨tzen? 3.) Zustand der Untersysteme: Das Wissen um die Zusta¨nde der untergeordneten Sy- steme sind fu¨r die Verhinderung und Korrektur von Systemsto¨rungen ebenfalls sehr wichtig. Ließen sich die Zusta¨nde der Untersysteme (Mittlere Ebene) besser vor oder nach der Evolutiona¨ren Optimierung erkennen und einscha¨tzen? 4.) Zustand der Komponenten: Fu¨r die Erkennung von Sto¨rungen in den Komponenten ist die Kenntnis des Komponentenzustandes vonno¨ten. Ließen sich die Zusta¨nde der Komponenten (Unterste Ebene) besser vor oder nach der Evolutiona¨ren Optimierung erkennen und einscha¨tzen? 5.) Visualisierung der Zusta¨nde: Die Anlagenzusta¨nde werden in den Oberfla¨chen durch verschiedene Objekte dargestellt. Ließen sich die Anlagenzusta¨nde aus den Objek- ten (z.B. aus deren Form und Farbgebung) besser vor oder nach der Optimierung ableiten? 6.) Unterstu¨tzung beim Fahren der Anlage: U¨ber die Oberfla¨chen werden Informationen aus dem Prozess entnommen und Vorgaben an die Steuerung der Anlage u¨bergeben. Wurden Sie durch die Oberfla¨chen bei der Bewa¨ltigung von Problemen besser vor oder nach der Optimierung unterstu¨tzt? Wann war also die Erfu¨llung der Prozessvor- gaben (z.B. Einhalten der Produktqualita¨t) besser mo¨glich? II.) Navigation 1.) Allgemein: Unter der Navigation versteht man das Auffinden gesuchter Systemkom- ponenten. Wann hat Sie die Oberfla¨che ganz allgemein beim Bewa¨ltigen der Aufga- ben in Bezug auf die Navigation besser unterstu¨tzt – vor oder nach der Optimierung? 2.) Orientierung: Auf welcher Oberfla¨che konnten Sie sich besser orientieren – vor der er- folgten Optimierung (Virt3D-, TOP-, EID- und/oder MFM-Oberfla¨che) oder danach (EOGUI-Oberfla¨che)? 189 C.1 Fragen im Experiment 3.) Komponentensuche: Wann haben Sie Systemkomponenten (Steuerungen, Anzeigen, etc.) schneller gefunden: vor oder nach erfolgter Evolutiona¨ren Optimierung ? 4.) Informationssuche: Haben Sie beno¨tigte Information (Zusta¨nde, Werte, etc.) schnel- ler vor (Virt3D-, TOP-, EID- und/oder MFM-Oberfla¨che) oder nach (EOGUI-Ober- fla¨che) erfolgter Evolutiona¨ren Optimierung gefunden? III.) Fehlermanagement 1.) Fehlererkennung – Unterstu¨tzung: Welche Oberfla¨che hat Sie beim Auffinden von Fehlern besser unterstu¨tzt – die urspru¨nglichen Oberfla¨chen (Virt3D, TOP, EID, TOP) oder die optimierte Oberfla¨che (EOGUI)? 2.) Qualita¨t der Hinweise: Verlassen Istwerte ihren erlaubten Bereich, mu¨ssen Sie als Be- diener eingreifen, um den Fehler zu korrigieren. Wann war die Qualita¨t der Hinweise auf den Handlungsbedarf besser – vor oder nach der Optimierung? 3.) Fehler Diagnose – Einordnung: Haben Sie die urspru¨nglichen Oberfla¨chen (Virt3D, TOP, EID und/oder MFM) bei der Diagnose des Fehlers (Klassifizierung) oder die optimierte Oberfla¨che (EOGUI) besser unterstu¨tzt? 4.) Interpretation: Nachdem Sie den Fehler erkannt und eingeordnet haben, mu¨ssen Sie die vorzunehmenden Handlungen bzw. Aufgaben ermitteln. Wann war die Un- terstu¨tzung durch die Darstellung des Systemzustands fu¨r das Abscha¨tzen des wei- teren Vorgehens besser: vor oder nach der Optimierung der Oberfla¨chen? 5.) Abweichungen Zielzustand: Wo konnten Sie die Abweichungen vom Sollzustand und den zu erreichenden Zielzustand besser erkennen: in der urspru¨nglichen Oberfla¨che (Virt3D, TOP, EID und/oder MFM) oder in der optimierten Oberfla¨che (EOGUI)? 6.) Fehlerkorrektur – Feststellen von Vera¨nderungen: Sie wissen nun um den Zustand des Systems und welche Folgen dies hat bzw. nach sich ziehen ko¨nnte. Nun mu¨ssen Sie eine Komponente/Funktion (Regler, Ventil) bestimmen, mit der sich der Fehler beheben la¨sst. Konnten Sie vor oder nach der Evolutiona¨ren Optimierung besser feststellen, welche Komponente zu vera¨ndern ist? 7.) Unterstu¨tzung Aufgabenermittlung: Wurden Sie von der urspru¨nglichen Oberfla¨che (Virt3D, TOP, EID und/oder MFM) oder von der optimierten Oberfla¨che (EO- GUI) beim Ermitteln der Aufgabe fu¨r die Behebung des Fehlers besser unterstu¨tzt? Beispiel: Um den Fehler zu beheben, habe ich die Aufgabe, die Ventilstellung zu korrigieren. 8.) Handlungen: Nachdem die Aufgabe festgelegt ist, stellt sich die Frage, wie sie durch- zufu¨hren ist und in welcher Reihenfolge. Hat Sie die Oberfla¨che vor (Virt3D, TOP, EID und/oder MFM) oder nach (EOGUI) der Evolutiona¨re Optimierung bei der Planung der Handlungen besser unterstu¨tzt? IV.) Struktur 1.) Ausrichtung der Visualisierung: Die Navigation, die Darstellung von Sto¨rungen und die Einscha¨tzung des Systemzustandes sind wichtige Aspekte fu¨r die Ausrichtung der Visualisierung. Beurteilen Sie bitte, ob sich die Bedienoberfla¨che durch die Evoluti- ona¨re Optimierung den Bediener sta¨rker unterstu¨tzt, oder ob sie vor der Optimierung sta¨rker am Bediener orientiert war. 2.) Vorteil durch EOGUI gegenu¨ber MFM/EID/TOP/VRT: Hat Ihnen die von der Op- timierung generierte Struktur der Oberfla¨che gegenu¨ber der Virt3D-, TOP-, EID-, MFM-Oberfla¨chen einen Vorteil fu¨r das Fahren der Anlage erbracht? V.) Beanspruchung: Haben Sie die Beanspruchung beim Bewa¨ltigen der gestellten Aufgabe vor und nach der Evolutiona¨ren Optimierung als ho¨her empfunden? 190 C.1.2 Experiment-Teil der Evolutiona¨ren Optimierung VI.) Vertrauen: Ist Ihr Vertrauen in die Oberfla¨chen fu¨r die urspru¨nglichen Oberfla¨chen (Virt3D, TOP, EID und/oder MFM) oder fu¨r die neu generierte Oberfla¨che (EOGUI) gro¨ßer? VII.) Spaß:Hatten Sie vor (Virt3D, TOP, EID und/oder MFM-Oberfla¨chen) oder nach (EOGUI- Oberfla¨che) der Evolutiona¨ren Optimierung mehr Spaß am Fahren der Anlage? C.1.2 Experiment-Teil der Evolutiona¨ren Optimierung I.) Selektion 1.) Allgemein: U¨ber den Evolutionsmechanismus der Selektion wird bestimmt, welche Fitness ein Objekt aufgrund seiner Auswahlha¨ufigkeit bzw. -zeit und seiner Bewer- tung erha¨lt. Wie beurteilen Sie ganz allgemein den Ansatz, Auswahlha¨ufigkeiten, Bewertungen, etc. fu¨r die Optimierung von Bedienoberfla¨chen heranzuziehen? 2.) Auswahl/Wachstum von Objekten: Durch die Selektion wird bestimmt, wie hoch die Fitness eines Objekts ausfa¨llt. Je ho¨her die Fitness eines Objektes ausgepra¨gt ist, desto ho¨her ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Objekt sich durchsetzt und Eingang in die neue Oberfla¨che findet. Zudem wa¨chst dieses Objekt. Hat die Auswahl oder das Wachstum von Objekten abha¨ngig von deren Fitness fu¨r Sie einen Vorteil erbracht (z.B. durch das schnellere Auffinden des Objekts aufgrund der Selektion bzw. Vergro¨ßerung)? II.) Rekombination 1.) Allgemein: Mit der Rekombination werden aus verschiedenartigen Objekten a¨hnli- cher Fitness neue Objekte generiert. Wie beurteilen Sie ganz allgemein diese Form der Objektgenerierung? Hat dieser Mechanismus nach Ihrem Empfinden die Darstel- lung der Objekte verbessert? 2.) Innere und a¨ußere Form: U¨ber die Rekombination bezogen auf die innere und a¨ußere Form werden aus verschiedenartigen Objekten a¨hnlicher Fitness neue Objekte durch Verschmelzen generiert. Haben sich durch diese Art der Objektgenerierung fu¨r Sie Vorteile ergeben (z.B. in der Erkennung der Funktion des Objekts)? 3.) Kombination: Neben der Rekombination der inneren und a¨ußeren Form ist auch eine Rekombination durch Kombination mo¨glich. Hier werden Objekte nicht verschmol- zen, sondern als Ganzes kombiniert. Hat die Rekombination durch Kombination fu¨r Sie eine Verbesserung erbracht (z.B. in der Erkennung des Anlagenzustands)? III.) Mutation 1.) Allgemein: Der Mechanismus der Mutation bewirkt zufallsbedingte Vera¨nderungen von Objekten. Wie beurteilen Sie ganz allgemein diese ungerichtete Vera¨nderung? 2.) Gro¨ße – Allgemein:Mit der Mutation der Gro¨ße werden Abmessungen zufa¨llig vera¨ndert. Wie beurteilen Sie allgemein die Mutation der Gro¨ße? 3.) Gro¨ße des Objekts: Mutiert die Gro¨ße eines Objekts, ist das Objekt selbst von der Gro¨ßena¨nderung betroffen. War die Mutation der Objektgro¨ße fu¨r Sie von Vorteil? 4.) Liniensta¨rken: Bei der Mutation von Liniensta¨rken werden beispielsweise die Breite der Verbindungen in der MFM-Zielhierarchie oder in den EID-Mappings zufa¨llig vera¨ndert. Wie beurteilen Sie die Vera¨nderung von Liniensta¨rken durch Mutation? 5.) Gro¨ße Bezeichner: Die Bezeichner der Objekte ko¨nnen ebenfalls in der Gro¨ße mutiert werden. Wie beurteilen Sie die Gro¨ßenvera¨nderung der Bezeichner? 6.) Farbe – Allgemein: Neben der Gro¨ße werden verschiedene Farben mutiert. Wie be- urteilen Sie ganz allgemein die Vera¨nderung von Farben? 191 C.2 Erweiterte Erla¨uterungen zur Durchfu¨hrung 7.) Hintergrundfarbe: Die markanteste Farba¨nderung ist die Mutation der Hintergrund- farbe. Genauer werden hier die Hintergrundfarben der einzelnen u¨bergeordneten Ob- jekte vera¨ndert, z.B. die Systemu¨bersicht der TOP-Oberfla¨che oder die der MFM- Flußstrukturen. Wie beurteilen Sie die Vera¨nderung der Hintergrundfarben? 8.) Farbe im EID-Mapping: Ein besonderer Fall der Farbmutation sind die Vera¨nde- rungen in den EID- Mappings. Hinsichtlich der Farbe ko¨nnen sich alle Teile des Mappings vera¨ndern. Wie beurteilen Sie die Farbmutationen in den EID-Mappings? 9.) Linienfarbe: Neben den Linien des EID-Mappings ko¨nnen sich auch andere Linienfar- ben (z.B. in der MFM-Zielhierarchie oder der Flussfunktionsverbindungen) a¨ndern. Wie beurteilen Sie die Farbmutationen der verschiedenen Linien? 10.) Bezeichnerfarbe: Als letzte Mo¨glichkeit der Farba¨nderung ko¨nnen die Objektbezeich- ner Mutationen unterliegen. Wie beurteilen Sie die Farbmutation der Bezeichner? 11.) Animation: Die letzte Mutationsform ist die der Animation. Objekte ko¨nnen durch Mutation diese Eigenschaft erlangen und so Teile ihrer Darstellung abha¨ngig vom Status (z.B. An/Aus) beweglich wiedergeben. Wie beurteilen Sie die Mutation der Animationseigenschaft? 12.) Ha¨ufigkeit: Wie beurteilen Sie die Ha¨ufigkeit der Mutationen? C.2 Erweiterte Erla¨uterungen zur Durchfu¨hrung Einfu¨hrung: Das Bild C.1 zeigt das ent- 1 2 3 4 5 Bild C.1: Experiment: Durchfu¨hrung – Einfu¨hrung sprechende Formular der rechnergestu¨tz- ten Einfu¨hrung in das Experiment. An- gegeben sind die aktuelle Modellbildung (1) und das aktuelle Thema der Einfu¨h- rung (2). Der Inhalt des Textfeldes (3) muss nicht vom Probanden gelesen wer- den, sondern dient dem Versuchsleiter als Richtschnur fu¨r die mu¨ndliche Er- kla¨rung und soll so die Einfu¨hrung fu¨r alle Probanden mo¨glich konsistent hal- ten. Die Graphik (4) im unteren Bereich soll das Verstehen der Erla¨uterungen un- terstu¨tzen. Die Schalter (5) dienen der Navigation. Lernkontrolle: Das Bild C.2 zeigt links Bild C.2: Experiment: Durchfu¨hrung – Lernkontrolle beispielhaft das MFM-Formular fu¨r die Befragung nach den Modellbildungen. Im Textfeld (1) ist die aktuelle Aufgabe genannt. U¨ber die Kombinationsfelder sind den Symbolen (2) die Bedeutungen (3) und Funktionen (4) zuzuordnen. Das Ende der Eingaben besta¨tigt der Pro- band mit dem Schalter (5). Das Textfeld (6) informiert den Probanden u¨ber feh- lende (gelber Hintergrund) oder falsche Eingaben (roter Hintergrund). Die Lern- kontrolle zur Farbcodierung der Zusta¨nde und den Bedeutungen der Navigations- schaltfla¨chen, in Bild C.2 rechts, beendet diese Phase. 192 Demo-Prozess: Den Demo-Prozess fu¨r die Vorstel- 1 2 3 4 Bild C.3: Experiment: Demo-Prozess lung der verschiedenen Modellbildungen zeigt das Bild C.3 fu¨r das Virt3D-Modell. Ziel dieses Prozesses ist es, einen Entnahmemassenstrom von 9t/h bei einer Beha¨ltertemperatur von 40◦C aufrechtzuerhalten. Die Bestandteile des Prozesses sind ein Flu¨ssigkeitszu- lauf mit Erwa¨rmung (1), eine Speichereinheit (2), ein Ru¨cklauf mit Abku¨hlung (3) und eine Entnahme (4). Der Demo-Prozess entha¨lt keine Regler und daher keinerlei Automation. C.3 Ergebnisse des EOGUI-Algorithmus Die Bilder C.4 bis C.9 zeigen sa¨mtliche, vom EOGUI-Algorithmus, im Rahmen des Experiments durch die Probanden generierten Oberfla¨chen. Bild C.4: Experiment: Ergebnis des EOGUI-Algorithmus – Proband 1: Virt3D, TOP: (1)-(5): (1) U¨ber- sicht, (2) Untersystem SUB01, (3) Untersystem SUB02, (4) Untersystem SUB03, (5) Unter- system SUB04; EIDkgo: (2), (4), (5) 193 C.3 Ergebnisse des EOGUI-Algorithmus Bild C.5: Experiment: Ergebnis des EOGUI-Algorithmus – Proband 2: Virt3D, TOP: (1)-(5): (1) U¨ber- sicht, (2) Untersystem SUB01, (3) Untersystem SUB02, (4) Untersystem SUB03, (5) Unter- system SUB04; EIDkgo: (1), (2), (4), (5) MFM: (6)-(18): (6) Gprd2 , (7) Gprd4 , (8) Gprd5 , (9) Gprd6 , (10) Gprd7 , (11) Gprd8 , (12) Gprd9 , (13) Gprd10 , (14) Gprd16 , (15) Gprd19 , (16) Gprd20 , (17) Gprd21 , (18) Gprd22 ; EID kgo: (8) 194 Bild C.6: Experiment: Ergebnis des EOGUI-Algorithmus – Proband 3: Virt3D, TOP, EIDkgo: (1)-(5): (1) U¨bersicht, (2) Untersystem SUB01, (3) Untersystem SUB02, (4) Untersystem SUB03, (5) Untersystem SUB04; MFM: (6)-(12): (6) Gprd2 , (7) Gprd4 , (8) Gprd6 , (9) Gprd10 , (10) Gprd16 , (11) Gprd20 , (12) Gprd21 195 C.3 Ergebnisse des EOGUI-Algorithmus Bild C.7: Experiment: Ergebnis des EOGUI-Algorithmus – Proband 4: MFM: (1)-(22): (1) U¨bersicht, (2) Gprd1 , (3) Gprd2 , (4) Gprd3 , (5) Gprd4 , (6) Gprd5 , (7) Gprd6 , (8) Gprd7 , (9) Gprd8 , (10) Gprd9 , (11) Gprd10 , (12) Gprd12 , (13) Gprd13 , (14) Gprd14 , (15) Gprd16 , (16) Gprd17 , (17) Gprd18 , (18) Gprd19 , (19) Gprd20 , (20) Gprd21 , (21) Gprd22 , (22) Gprd23 ; EID kgo: (13)-(15), (20), (22); Virt3D, TOP, EIDkgo: (23)-(25): (23) Untersystem SUB01, (24) Untersystem SUB02, (25) Untersystem SUB03, (26) Untersystem SUB04 196 Bild C.8: Experiment: Ergebnis des EOGUI-Algorithmus – Proband 5: MFM: (1)-(22): (1) U¨bersicht, (2) Gprd1 , (3) Gprd2 , (4) Gprd3 , (5) Gprd4 , (6) Gprd5 , (7) Gprd6 , (8) Gprd7 , (9) Gprd8 , (10) Gprd9 , (11) Gprd10 , (12) Gprd12 , (13) Gprd13 , (14) Gprd14 , (15) Gprd16 , (16) Gprd17 , (17) Gprd18 , (18) Gprd19 , (19) Gprd20 , (20) Gprd21 , (21) Gprd22 , (22) Gprd23 ; EID kgo: (1), (3)-(8), (10), (11), (13), (14), (17); Virt3D, TOP, EIDkgo: (23)-(25): (23) Untersystem SUB01, (24) Untersystem SUB02, (25) Untersystem SUB03, (26) Untersystem SUB04 197 C.3 Ergebnisse des EOGUI-Algorithmus Bild C.9: Experiment: Ergebnis des EOGUI-Algorithmus – Proband 6: Virt3D, TOP: (1)-(5): (1) U¨ber- sicht, (2) Untersystem SUB01, (3) Untersystem SUB02, (4) Untersystem SUB03, (5) Unter- system SUB04; EIDkgo: (2)-(5) 198 D Literaturdatenbank Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine Literaturdatenbank erstellt, die zu den behandelten For- schungsbereichen u¨ber 900 Eintra¨ge entha¨lt. Die Datenbank wurde mit Microsoft Access ent- wickelt und verfu¨gt u¨ber verschiedene Such- und Sortierfunktionen. Bild D.1: Literaturdatenbank: Screenshot 199