Gemeinsam mit den Goldschmiedearbeiten des Roger steht die Helmarshausener Buchkunst für die unge- wöhnliche Leistungsfähigkeit der Klosterwerkstätten während des 12. Jahrhunderts. Dort entstanden Aus- nahmewerke wie das Evangeliar Heinrichs des Lö- wen, dessen Programmstrukturen und berühmten Darstellungen des Stifterpaares, Herzog Heinrich des Löwen mit seiner Frau Mathilde, in diesem Band ei- gene Beiträge gewidmet sind.1 Die Werke der Gold- schmiede- und Bronzekunst, die im ersten Drittel des 12. Jahrhunderts aus der Werkstatt Rogers hervorgin- gen oder mit ihr zusammenhängen, sind zumeist mit Orten und kirchlichen Institutionen verbunden, die in enger Beziehung zum Kloster Helmarshausen stan- den. An den Bistumssitzen Paderborn, Minden und Hildesheim sowie dem Stift Fritzlar konnten diese Inkunabeln des romanischen Stils ihre Wirkung ent- falten. Auch ein Großteil der heute noch fassbaren Buchproduktion des Klosters scheint im Austausch mit Institutionen entstanden zu sein,2 die ein „geistliches Beziehungsnetz“, so ein Begriff von Wenz-Haub- fleisch, mit Helmarshausen verband (Abb. 1: Karte 1 und 2).3 In welchem Maße diese Kontakte die Entste- hung der Helmarshausener Buchkultur, ihren Erfolg und auch ihr abruptes Ende bestimmten, soll im Fol- genden untersucht werden. Da die Helmarshausener Verhältnisse beispielhaft für das 12. Jahrhundert sind und die Handschriftenproduktion dieses Skriptoriums zudem in die Umbruchphase um 1200 hineinreicht, werden bei dieser Untersuchung Entstehungsbedin- gungen und Entwicklungslinien monastischer Buch- produktion sowie Probleme der Stilgenese in Sachsen von der Verbreitung der Romanik bis hin zum spätro- manischen Stil fassbar. Eine Darstellung der Helmarshausener Buchkultur kann bei der Kunstgeschichte ansetzen. Insbesondere Arthur Haseloff, Georg Swarzenski, Franz Jansen, Karl Hermann Usener und Elisabeth Klemm führten die in Helmarshausen entstandenen Prachthandschrif- ten zusammen, klärten Grundlagen ihrer künstlerisch- Harald Wolter-von dem Knesebeck Buchkultur im geistlichen Beziehungsnetz Das Helmarshausener Skriptorium im Hochmittelalter 77 78 79 stilistischen Entwicklung im Hinblick auf die verschie- denen rezipierten Traditionen und die Verbindungen zu großen Auftraggeberpersönlichkeiten, insbesonde- re zu Heinrich dem Löwen.4 Die Helmarshausener Buchkunst erhielt einen festen Platz in einem immer ausdifferenzierteren Bild der romanischen Buchmale- rei.5 Vermehrt werden konnten die Kenntnisse über das Helmarshausener Skriptorium durch die Diplomatik und insbesondere durch die paläographischen Untersuchun- gen Hartmut Hoffmanns zur hochmittelalterlichen Buch- produktion in Helmarshausen sowie zu den eng ver- bundenen Schreibschulen in Corvey und Paderborn.6 Vor Helmarshausen war die karolingische Gründung Kloster Corvey als erste Bildungsstätte der Sachsen und führendes Kloster dieser Region tonangebend in der Buchproduktion; hier entstanden in ottonischer Zeit Prachthandschriften für den Export.7 Auch im 12. Jahrhundert arbeiteten in Corvey noch tüchtige Schrei- ber. Dennoch musste man unter Abt Wibald (1146- 1158) für anspruchsvollere Buchprojekte auf auswärti- ge Kräfte zurückgreifen. Maasländische Buchkünstler schufen den Cicerocodex, das ca. 30 km entfernt die Weser aufwärts gelegene Kloster Helmarshausen aber den Liber Vitae, das „Buch des Lebens“ (Abb. 2; Freise Abb. 1), sowie die Prunkurkunde König Kon- rads III. von 1147 in Goldtinte auf Purpur (Freise Abb. 2), deren einfachere Ausfertigungen wiederum Cor- veyer Schreiber erstellten.8 Das Helmarshausener Skriptorium erlangte seine Führungsposition für Norddeutschland, die dem otto- nischen Corvey vergleichbar ist, in einem geänderten und sich schnell weiter verändernden Umfeld des 12. Jahrhunderts. Reich und Region waren ebenso wie die religiös-staatlichen Fundamente in starker Bewegung. Zu verweisen ist auf den Investiturstreit und die stän- digen Auseinandersetzungen zwischen Königen und Päpsten, die sich auch in der sächsischen Fürstenop- position auswirkten. Die Machtverhältnisse im Weser- raum verschoben sich durch das Aussterben mächtiger Grafengeschlechter wie der Northeimer (1144) und der Winzenburger (1152), die beide nacheinander den Vogt von Helmarshausen gestellt hatten.9 Der 1152 fol- gende Vogt Heinrich der Löwe verlor dieses Amt zu- sammen mit seinem sächsischen Herzogstitel 1180/81 im Zuge der Zuspitzung des welfisch-staufischen Ge- gensatzes, wobei der westliche Teil seines Herzogtums inklusive Helmarshausen dem Kölner Erzbischof un- terstellt wurde. Die zunehmende Territorialisierung geistlicher und weltlicher Herrschaften transformierte das Umfeld eines Klosters wie Helmarshausen ebenso wie das Aufkommen der Städte.10 Den monastischen Bereich selbst kennzeichneten fortgesetzte Reformbe- mühungen, aus denen u.a. das Hirsauer Mönchtum und die Zisterzienser hervorgingen; besonders in den Diözesen Hildesheim und Halberstadt war zudem der Hamersleben-Halberstädter Reformkreis der Augusti- ner-Chorherren von Bedeutung.11 In diesem Umfeld bildeten die geistlichen, insbe- sondere die monastischen Kontakte und Bezüge ein wesentliches Fundament für ein Benediktinerkloster wie Helmarshausen, das noch in ottonischer Zeit 997 gegründet und nach schwierigen Anfängen 1017 dem Paderborner Bischof Meinwerk unterstellt worden war. Dieses sich nach und nach entwickelnde geistliche Be- ziehungsnetz bestimmte gerade gegenüber den monas- tischen Reformbestrebungen das eigene Selbstverständ- 80 2 Liber Vitae von Corvey, Münster, Staatsarchiv, Mscr. I 133, S. 11 mit Dedikationsminiatur Der hl. Stephan, Patron von Corvey, zwischen dem Corveyer Abt Warin und Abt Hildwin von Saint-Denis, erhält von Propst Adalbert von Corvey (1147-1176) den Liber Vitae 81 nis und prägte die eigenen Kulturleistungen, die sich allerdings erst nach einem Jahrhundert, in dem man über das wohl eher ärmliche Dasein des Konvents wenig weiß, zu überregional bedeutsamen Höhen ent- wickelten. Dieses Geflecht von Verbindungen zwischen Hel- marshausen und anderen geistlichen Institutionen hat die Geschichtsforschung der letzten 25 Jahre detail- liert herausgearbeitet. Insbesondere kann auf Freises Forschungen zu den Verbrüderungen der Mönche und zu Roger von Helmarshausen verwiesen werden,12 die Naß und Wenz-Haubfleisch weiter vertieften, indem sie diese Kontakte im Bezug auf die Übertragung der Trierer Reliquien 1105 und 1107 nach Helmarshausen untersuchten.13 Ein solches Netzwerk hatte sein Fun- dament in der Herkunft des ersten Konvents aus ei- nem anderen Kloster, aus dem oft eine erste Ausstat- tung an Reliquien und Büchern mitgebracht wurde. Der neue Konvent setzte das Verbindungsnetz seines Mutterklosters fort. Diese Verbindungen wurden mit jeder weiteren Berufung von Äbten aus anderen Klös- tern und eigener Mönche zum Abt oder zum Bischof anderenorts feiner gesponnen. Auch Kontakte eines Eigenkirchenherrn wie des Paderborner Bischofs und seines Domkapitels konnten hierbei eine Rolle spie- len. Von besonderer Bedeutung waren vertraglich fest- geschriebene Verbrüderungen mit anderen Konven- ten, die sich als zwischenklösterliche confraternitates im gemeinsamen Totengedenken, in der als heilsbrin- gend verstandenen Memoria, niederschlugen und sich über deren Kodifizierung in den Necrologeinträgen oder Werken wie dem Liber Vitae Corveys verfolgen lassen. Kontakte konnten auf informellem Wege ent- stehen, etwa wenn Mönche zum Lernen oder Lehren oder zum Recherchieren für ein literarisches Werk an andere Konvente gingen. Schließlich konnte der Aus- tausch von Reliquien solche Kontakte begründen oder reaktivieren. Nicht nur die Verbindungen, die sich aus den Pro- venienzen der Helmarshausener Goldschmiede- und Bronzearbeiten ergeben, laufen vielfach parallel zu die- sem Beziehungsgeflecht, sondern auch die Kontakte in den Bereichen der Luxushandschriften, der Diplo- matik und der von Hoffmann erst wirklich erschlosse- nen Bibliotheks- und Gebrauchscodices.14 Bei den gut überlieferten und zudem in ihren Provenienzen leich- ter zu erfassenden Produkten des Skriptoriums ergibt sich angesichts des Zeitraums der Herstellung von Luxushandschriften von ca. 1120 bis kurz vor 1200 ein viel reicheres Material für die Frage nach der Einbin- dung der Helmarshausener Buchkultur in das geistli- che Beziehungsnetz. Diese Zusammenhänge sind im Folgenden in sechs chronologisch angeordneten Schrit- ten zu beleuchten, um das Ende der Produktion auf- wendig illuminierter Handschriften letztlich durch den gewandelten Kontext erklären zu können. 1 Von den Anfängen des Klosters bis zu Abt Thietmar II. – die Zeit vor den ersten Prachthandschriften Als bischöflich-paderbornisches Eigenkloster scheint sich Helmarshausen recht kontinuierlich bis in die Zeit der Vogtei Heinrichs des Löwen hinein der Förde- rung durch den jeweiligen Paderborner Oberhirten er- 82 freut zu haben.15 Noch unter Bischof Meinwerk tritt das Kloster erstmals durch seinen zweiten Abt Wino, der zuvor wohl Mönch im 1014 von Meinwerk gestifteten Paderborner Benediktinerkloster Abdinghof gewesen war, kulturell hervor. Wino hat für eine weitere Grün- dung Meinwerks, die Paderborner Bußdorfkirche, die Maße der Grabeskirche in Jerusalem und des Heiligen Grabes beigebracht.16 Als Gründung des Paderborner Bischofs Heinrich II. von Werl (amtierte 1084/spätes- tens 1090-1127) entstand zu Beginn der kulturellen Expansion der Helmarshausener Werkstätten nach die- sem Modell die erstmals 1107 erwähnte Johanneska- pelle auf dem Krukenberg oberhalb des Klosters. Mit Ausnahme Winos sind von den Äbten der ersten 80 Jahre des Klosters nur die Namen bekannt. Über ihre Herkunft wie auch die des ersten Konventes kann nur spekuliert werden, wusste man doch über diesen und seinen Abt Haulf in Helmarshausen selbst bereits 100 Jahre später wohl nichts mehr.18 Auch die Übernahme einer bestimmten Observanz, insbesondere der immer wieder in die Diskussion gebrachten Hirsauer Reform, die in Corvey auf sehr spezifische und selbstbewusste, den großen eigenen Traditionen verpflichtete Art über- nommen worden war, ist nicht zweifelsfrei geklärt.19 Erst über Abt Thietmar II. (1080/81-ca. 1115/1120, vor 1122), der allein in dem 1158-1160 entstandenen Helmarshausener Konventsverzeichnis des Corveyer Liber Vitae (Freise Abb. 1) durch die Bezeichnung pie memorie („frommen Angedenkens“) besonders her- vorgehoben wurde, ist mehr bekannt, wenn auch nicht gesichert ist, dass er zuvor Corveyer Mönch war.20 Soll- te dies zutreffen, dürfte ihm die große Tradition die- ses Konvents in der Buchkunst vertraut gewesen sein. Unter ihm entwickelte sich der zum Sitz eines Pader- borner Archidiakonats erhobene Konvent zum Zen- trum für monastische Kultur.21 Bezeichnenderweise ist die früheste, noch dem 11. Jahrhundert angehörende Helmarshausener Hand, die Hoffmann aufspüren konnte, in einer patristischen Sammelhandschrift Pa- derborner Provenienz mit Kommentaren des Ori- genes und des Hieronymus zu Paulusbriefen zu fin- den.22 Die Eigenständigkeit der Helmarshausener Hand ist insofern bemerkenswert, als Paderborn „in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts die bedeutendste Schreibschule Norddeutschlands“23 besaß. Paderborner Schreiber schufen nach Hoffmann auch die drei lange als die frühesten Arbeiten aus Helmars- hausen angesehenen, im Motivschatz ihrer Miniaturen eng miteinander verbundenen Evangeliare, die mit der Bibliothek des Paderborner Domdechanten Christoph Graf Kesselstadt aus Paderborn in den Trierer Dom- schatz Hs. 137, 138 und 139 (Abb. 3) kamen.24 Dies würde zwar nicht zwingend ausschließen, dass ihre Buchmalereien von in Helmarshausen geschulten Kräften stammen. Und zumindest eines dieser Evan- geliare, Trier 139, war wohl von Anfang an Helmars- hausener Besitz. Hierauf verweist sein silbervergolde- ter Prachteinband mit den vier Evangelistensymbolen (Mende Abb. 15), der zum Kernbestand der Arbeiten aus Rogers Werkstatt gehört,25 sowie die im 15. Jahr- hundert in die Handschrift eingetragenen Urkunden von 1254 und 1368 für Helmarshausen. Dort dürfte der Codex eben aufgrund seines Prachteinbandes und der stattlichen Größe von 324 x 237 mm als Festtagsevan- geliar gedient haben. Um die Miniaturen Helmars- hausener Buchmalern zuzuschreiben, fehlt aber bei 83 allen drei Codices ein konkreter Anhaltspunkt. Daher stehen die drei frühen Trierer Codices eher für den Paderborner Hintergrund, von dem sich die gesicher- te Helmarshausener Buchmalerei deutlich abheben sollte. Die Situation ähnelt derjenigen in der Gold- schmiedekunst, sind doch vor dem Auftreten der stilis- tisch so prägnanten Arbeiten aus der Werkstatt Ro- gers ebenfalls keine früheren Werke gesichert. Die Miniaturen der Trierer Codices verbindet ihr gemeinsamer Bezug auf die ottonische Buchmalerei in Niedersachsen und Westfalen, vor allem in Corvey, wenn auch Evangelistentypen Verwendung finden, die letztlich der karolingischen Hofschule entstammen, aber in Corvey nicht rezipiert wurden.26 Anderen, nämlich letztlich Reichenauer Vorlagen ist ein weite- res Evangeliar verpflichtet, das in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts von einer Paderborner Hand geschrieben wurde.27 Da diese Handschrift für den Export nach Bremen entstand, kann man darüber spe- kulieren, ob die Paderborner Buchmalerei über ver- schiedene Stilmöglichkeiten verfügte: eine für den einheimischen Markt, die der niedersächsisch-westfä- lischen Buchmalerei der Ottonenzeit folgte, und eine für den Export an einen Ort wie das Erzbistum Bre- men, die sich an der bei den ottonischen Herrschern so beliebten Buchmalerei der Reichenau orientierte. Bei ihrer engen Verbindung zu den Anfängen des Hel- marshausener Skriptoriums würden solche Paderbor- ner Kontakte nach Bremen erklären, wieso der Hel- marshausener Mönch Friedrich seinem Konvent mit Schreibarbeiten für den Bremer Bischof Liemar (1072- 1101) dort ein Haus verdiente.28 3 Evangeliar, Trier, Domschatz, Hs. 139/110/68, fol. 81v, Evangelist Lukas 84 2 Reliquienerwerb, Roger und die Verbindungen in das Rhein-Maas-Gebiet – der Beginn der Produktion von Prachthandschriften In der zweiten Hälfte seines Abbatiats beschaffte Thietmar II. seinem Konvent im großen Stil Reli- quien,29 beispielsweise des Remaclus aus Stablo (Ar- dennen) oder der 11.000 Jungfrauen aus Köln; beson- ders erfolgreich war er aber in Trier, wo ihm alte Pa- derborner Verbindungen halfen.30 Zwar hatte er bei ei- nem ersten Versuch 1105 mit anderen, eher unterge- ordneten Reliquien nur den Arm des hl. Auctor erhal- ten können, aber bei dem besser vorbereiteten zwei- ten Versuch in Trier 1107, bei dem Thietmar II. selbst die Delegation leitete, erhielt er den von Anfang an erstrebten ganzen Körper eines Trierer Bischofs, des hl. Modoaldus, dem sich Abt und Konvent nun neben dem bisherigen Patron Petrus speciali patrocinio an- vertrauen konnten.31 Über den Reliquienerwerb be- richtet eine im Kloster selbst, in zwei Abschnitten je- weils nach den beiden Trierfahrten entstandene Schilderung, die Translatio Modoaldi.32 Die neuen Hei- ligen und ihre jeweils sofort einsetzende Wundertä- tigkeit steigerten das Ansehen des Klosters in kirchli- chen Kreisen ebenso wie bei den Laien der Umge- bung.33 Für die Laien belegen dies viele Stiftungen, die vor allem der Helmarshausener Traditionscodex in Marburg (Freise Abb. 4) als Verzeichnis der unter Thietmar II. erworbenen Güter auflistet.34 Solche Er- werbungen bildeten die wirtschaftliche Basis für die unter diesem Abt begonnenen Baumaßnahmen an der ottonischen Klosterkirche. Sie hatten Bedeutung für die Entstehung der Roger-Werkstatt sowie die sich aus- weitenden Aktivitäten des klostereigenen Skriptori- ums, wie die Bestimmung von 10 Schilling jährlich ad armarium librorum („für den Bücherschrank“) aus der Zeit nach 1150 belegt, deren Summe immerhin dem Doppelten des Jahresertrages einer Mühle entsprach.35 Zugleich war die Arbeit der Klosterwerkstätten und des Skriptoriums lukrativ, wurde sie doch durch Über- tragungen von Besitz oder Rechten kompensiert, die für den Schreiber Friedrich ebenso wie für den Gold- schmied Roger nachzuweisen sind.36 Ein weiterer Aspekt mag die Förderung der Kloster- werkstätten nahegelegt haben. Die Reliquien des Auc- tor wurden nach nur zwei Jahren in ihrer Bedeutung von denen des Modoaldus übertroffen; dadurch waren sie im gewissen Sinne frei und konnten weitergege- ben werden. Nicht nur das mit Helmarshausen eng verbundene Paderborner Kloster Abdinghof, sondern auch St. Blasien in Northeim, das Hauskloster der da- maligen Vögte von Helmarshausen, der Grafen von Northeim, erhielt von der Diemel Auctorreliquien.37 Über die gräflichen Verwandtschaftsbeziehungen dürf- ten solche auch an das 1115 gegründete Aegidienklos- ter nach Braunschweig gekommen sein, wo Auctor spä- ter zum Braunschweiger Stadtpatron avancierte.38 Die Reliquien des so mühsam errungenen ganzen Leibes des Modoaldus blieben aber anscheinend weitgehend ungeteilt und fielen daher für das geistliche Bezie- hungsnetz aus. Indem sie mit ihren Luxusprodukten ebenfalls Kontaktträger für dieses Beziehungsnetz schu- fen, konnten die Klosterwerkstätten Abhilfe leisten. Die Helmarshausener Goldschmiedearbeiten und Prachthandschriften ersetzten im gewissen Sinne Reli- quien, die einem sächsischen Kloster ohnehin nicht so 85 zu Gebote standen wie Köln oder Trier. Diese Ersatz- funktion dürfte die ungewöhnlich offensive und de- monstrative Hervorhebung des Modoaldus in den für auswärtige Bestellern geschaffenen Prachthandschrif- ten erklären, waren seine Reliquien doch nicht zur Kultpropagierung vorgesehen. Die Anfänge der Helmarshausener Buchmalerei un- ter Abt Thietmar II. sind auf das engste mit Roger von Helmarshausen und der von ihm exemplarisch ver- körperten Westorientierung der Werkstätten verbun- den. Sein Beispiel zeigt, dass auch die Berufung von Spezialisten entlang dieser monastischen Verbindun- gen erfolgen konnte. Hinzu treten weitere Beispiele für die Bedeutung, die den Verbindungen innerhalb des monastischen Beziehungsnetzes nach Westen für die kulturelle Entwicklung unter Thietmar II. zukam, bevor die erste in diesem Konvent entstandene Prachthandschrift näher auf ihre Stellung in diesem Kontext befragt wird. Gemäß Freise war Roger zu einer Zeit Mönch in Stablo, als Helmarshausen diesem Konvent über eine Verbrüderung hinaus besonders eng verbunden war und dort Reliquien erhielt.39 Zugleich lehrte dort der Helmarshausener Mönch Reinhard. Von Stablo aus ging Roger zuerst an das Kölner Vorstadtkloster St. Pantaleon, bevor er, möglicherweise in Zusammen- hang mit der Reliquientranslation des Modoaldus 1107, für Helmarshausen gewonnen wurde: Aufgrund der engen Beziehungen des Diemelklosters zu dem schon länger verbrüderten St. Pantaleon machten die Trierer Reliquien bei ihrer festlichen Überführung dort Station.40 Diese trotz nicht unerheblicher Schwie- rigkeiten gelungene Reliquientranslation war ein gro- ßer Erfolg eines offensichtlich prosperierenden und sehr geschickt im geistlichen Beziehungsnetz agieren- den Klosters. War es möglicherweise genau dies, was Roger bewog, dorthin zu wechseln? Gab es schon eine Werkstatt und/oder Goldschmiede, die nun unter Ro- ger tätig sein sollten? Helmarshausener Werke aus der Zeit vor Roger sind nicht sicher fassbar, wohl aber das Nebeneinander verschiedener voll ausgebildeter Gold- schmiede in seiner Werkstatt. Das Bild, welches Hel- marshausen von sich gegenüber den Trierer Reliquien- gebern verbreitete, schwankte situationsbedingt: mal ist der Konvent ein kleines armes Kloster, mal ist er die würdigste Stätte für die Trierer Reliquien über- haupt.41 Es stellt sich auch die Frage, welche Rolle die Äbte, deren Einverständnis nötig war, bei Rogers Wechsel spielten. Kann man hierüber nur spekulieren, so ist dank dem von Freise nachgewiesenen Werdegang Rogers im Rhein-Maasgebiet die starke maasländische bzw. Kölner Stilprägung seiner Werke erklärbar. Dass sich auch Texte und Bücher entlang dieser monastischen Beziehungen verteilten, lassen bereits die für den „Heiligenkult erforderlichen schriftlichen Sub- strate“ vermuten, die den Reliquien des Remaclus von Stablo nach Helmarshausen folgten.42 Dies gilt auch für die Schedula De diversis artibus, die unter dem Pseudonym Theophilus kursierte und mit Freise höchstwahrscheinlich Roger zuzuschreiben ist.43 Von den beiden frühen, der Urschrift besonders nahestehen- den westdeutschen Codices aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts war der besonders großzügig ausge- stattete Bibliotheksband in Wolfenbüttel alter Besitz von St. Pantaleon.44 Ein weiterer, heute nicht mehr nachweisbarer Codex lag vor 1150 im Kloster Nort- 86 heim, das die Grafen von Northeim, die damaligen Vögte von Helmarshausen, gegründet hatten.45 Mit der Translatio Modoaldi ging eine Helmarshausener Schrift Richtung Westen. Sie wurde an den bis 1112 amtierenden Abt Stephan II. von St. Jakob in Lüttich gesandt, begleitet von einem Mönch, der Material für eine Vita Modoaldi sammelte.46 Auch andere hochgebildete Helmarshausener Mön- che nahmen nachweislich den Weg nach Lüttich, so zuvor der bereits erwähnte Reinhard, der dort bei Ru- pert, dem späteren Abt von Deutz, lernte, bevor er in Stablo Lehrer des Wibald von Stablo wurde. Selbst als Wibald zum einflussreichen Diplomaten und Politiker sowie zum Abt der beiden Reichsabteien Stablo und Corvey aufgestiegen war, hielt er seinen Lehrer noch hoch in Ehren. Reinhard wurde nach 1115 der erste Abt des neugegründeten Klosters Reinhausen südlich Göttingen.47 Dort schrieb er nicht nur den Gründungs- bericht für sein Kloster, sondern auch Bücher, mit deren Verkauf er seinen jungen Konvent über Wasser hielt, weshalb sich Hoffmann fragte, ob Reinhausen nicht zumindest zeitweilig eine „Schreibfiliale des Mut- terklosters Helmarshausen“ gewesen sei.48 Klingt hier noch einmal der Stellenwert an, den Buchproduktion auch wirtschaftlich im Klosterleben einnehmen konnte, so kann ein weiteres Beispiel, in das Reinhard involviert war, noch einmal zeigen, wie arbeitsteilig die Buchherstellung schon bei der Beschaf- fung neuer Texte zum Kopieren aus dem Westen ablau- fen konnte. In dem hier zu schildernden Fall wirkten dazu gleich mehrere Klöster im Umkreis der Weser zusammen. Nachdem Abt Reinhard den ersten Teil des Kommentars zu den Kleinen Propheten seines ehemaligen Lehrers Rupert von Deutz abgeschrieben hatte, bat er Rupert um den zweiten Teil, und zwar ge- meinsam mit dem Corveyer Abt Erkenbert (1107-1128), dem der Deutzer Abt diesen Abschnitt seiner Schrift widmete. Hierfür schickte Reinhard zwei Mönche sei- ner ehemaligen Heimatabtei mit einem Brief nach Deutz. Rupert lobt in seiner Vorrede zu diesem Kom- mentar Reinhard, indem er mit Bezug auf 1 Esdra 7,11f. feststellt, Reinhard sei ein „gelehrter Schreiber und treuer Schüler der Heiligen Schriften“ (scriba doctus et sanctarum scripturarum fidelis alumpnus).49 Später gingen Schriften Ruperts von Helmarshau- sen weiter nach Osten, an das direkt von dem Reform- zentrum Hirsau aus besiedelte Kloster Reinhards- brunn, die Grablege der mächtigen Ludowinger.50 Bei diesem Buchtransfer vermittelte wohl das von Propst Gunther, einem Augustiner-Chorherren aus Hamers- leben geleitete, nahe Helmarshausen an der Weser ge- legene Nonnenkloster Lippoldsberg, in dem Schwes- tern des Reinhardsbrunner Bibliothekars Sindold als Nonnen lebten.51 Für die Bedeutung des geistlichen Beziehungsnetzes bei der Buchherstellung ist die Brief- sammlung Sindolds, deren Material um die Jahrhun- dertmitte herum entstand, ein Kronzeuge. Die Briefe behandeln mehrfach den Verleih von Büchern zwi- schen den Konventen oder die Beschaffung von Hand- schriften, etwa aus dem Reinhardsbrunner Mutter- kloster Hirsau, aber auch die Vergabe von Buchaufträ- gen.52 So schickte Sindold nicht nur Material (24 Per- gamentlagen, Farben und Seide) für eine Handschrif- tenbestellung, ein Matutinale, an die Lippoldsberger Nonnen, sondern auch genaue Anweisungen für die Einrichtung dieses Codex.53 87 3 Austausch und Organisationsformen: Das Evangeliar in Malibu und die Handschriftenherstellung bis zur Jahrhundertmitte Der Austausch mit dem Rhein-Maasgebiet und die Arbeitsteiligkeit bei der Buchproduktion sollten für das Helmarshausener Skriptorium prägend werden. Mindestens eine Generation nach der Paderborner Sammelhandschrift, in der erstmals eine Helmarshau- sener Hand festzustellen war, entstand die erste Pracht- handschrift, das Evangeliar in Malibu, das aufgrund seiner engen Verbindung mit der Werkstatt Rogers in die Zeit um 1120-30 datiert wird.54 Bei diesem mit 22,8 x 16,8 cm nur mittelgroßen Codex handelt es sich gleich um ein Werk hoher Qualität. Nur eine Hand fällt gegen das hohe Niveau des Buchschmucks ab. In- nerhalb der Kanontafeln, die insgesamt in einer Mischung aus Zeichnung und Deckfarben deutlich gegenüber den in Deckfarben sowie Gold und Silber angelegten Miniaturen zu den Evangelien zurückge- nommen sind, übernahm sie die Kanonabschnitte I- IX, in denen sich mehrere halbfigurige Evangelisten- symbole im Segmentbogenfeld über den Rundarkaden drängen müssen. Eine deutlich bessere Hand war auf den vier Seiten zu Kanon X mit dem Eigengut der Evangelien tätig,55 deren Segmentbögen sie nachein- ander mit jeweils nur einem der vier Evangelisten- symbole füllen konnte. Stilistisch wäre es denkbar, daß dieser begabtere Maler auch die Miniaturen zu den Evangelien, jeweils eine Doppelseite mit dem Evan- gelisten und der anschließenden Initialzierseite, schuf. Für eine solche Verteilung der Aufgaben unter den 4 Evangeliar, Los Angeles (Malibu), J. Paul Getty Museum, MS. Ludwig II 3, fol. 9v, Evangelist Matthäus 88 Buchmalern könnte sprechen, daß die Evangelisten ohne ihre Symbole auftreten, was nicht nur für Hel- marshausener Codices ungewöhnlich ist. Da auch die Arkadenstellungen gegenüber der Paderborner Tradi- tion entfielen, zu deren Evangelisten es auf gemeinsa- me Quellen zurückgehende motivische Verbindungen gibt, ist dies kaum lediglich eine Frage der „Bildöko- nomie“. Vielmehr konnten die Evangelisten in ihrem Verhältnis zu ihrem leergeräumten Umfeld vergrößert werden, was vor allem bei Matthäus (Abb. 4) und Lu- kas zu imposanten Figuren von besonderer Monumen- talität und Körperlichkeit führte. Möglicherweise ist diese Trennung zwischen dem Evangelisten und seinem Symbol in den ottonischen Handschriften Kölns vorbereitet, in denen relativ re- gelmäßig Evangelisten ohne ihre Symbole erschei- nen.56 Ohnehin sind die Evangelisten im Evangeliar in Malibu in ihrer Variante des parzellierenden Gewand- stils Rogerscher Prägung eng mit der zeitgenössischen Kölner Buchmalerei verwandt, und zwar nicht von un- gefähr mit Produkten aus St. Pantaleon, das Helmars- hausen durch Verbrüderung und die Herkunft Rogers so eng verbunden war. Ikonographische und stilisti- sche Parallelen bestehen insbesondere mit dem Evan- geliar aus St. Pantaleon; dies kann die Gegenüberstel- lung des Lukas in Malibu mit dem Matthäus in die- sem Codex (Abb. 5) belegen.57 Den markanten kanti- gen Köpfen erscheint eine weitere Kölner Handschrift gut vergleichbar, das Friedrichs-Lektionar, das für den Kölner Erzbischofs Friedrich (1099-1131) gegen Ende seiner Amtszeit entstand.58 Die vielfach parallel geführ- ten Falten sind auch in den Kölner Miniaturen klein- teilig parzelliert und oft v-förmig angeordnet.59 5 Evangeliar aus St. Pantaleon in Köln; Köln, Historisches Archiv, W 312a, fol. 17v, Evangelist Matthäus 89 90 6 (links und rechts) Evangeliar, Los Angeles (Malibu), J. Paul Getty Museum, MS. Ludwig II 3, fol. 127v, Evangelist Johannes, fol. 128r, Initiale und Beginn des Johannesevangeliums 91 Von der älteren heimischen Tradition der in den Flächendekor der Seite eingebundenen Evangelisten der Paderborner Evangeliare in Trier (Abb. 3) sind die Helmarshausener Evangelisten dadurch deutlich ge- schieden, dass sie sich in ihren starkfarbigen Gewän- dern, etwa in Dunkelgrün, Hellblau und Rot, von dem in einen blauen Hintergrund eingebetteten spiegeln- den Goldfeld stark abheben und somit stärker als Agierende in einem gerahmten Raum erscheinen.60 Das Evangeliar in Malibu bietet somit ein in seinem Umfeld neues romanisches Figurenideal, das über die Werkstatt Rogers und wohl auch über direkte Kon- takte aus dem Rhein-Maas-Gebiet bzw. direkt aus Köln adaptiert wurde und trotz seiner Tendenz zur ro- manischen Gebundenheit recht monumental ausfiel. Diese Tendenz tritt schon in Arbeiten Rogers auf, etwa den ruhig sitzenden Heiligen am Paderborner Dom- Tragaltar (Mende Abb. 1-3), die direkt mit den Figu- ren des Evangeliars in Malibu verglichen werden kön- nen, während die zum Teil sehr lebendig bewegten Figuren der Heiligenmartyrien am Abdinghofer Trag- altar (Mende Abb. 8-9) in der Buchmalerei keine Fort- setzung fanden. Durch diese Rezeption westlicher Vor- bilder scheint die Helmarshausener Buchmalerei um 1120-30 den Beginn der romanischen Malerei in Sach- sen einzuleiten. Dieser Prozess ist dort anderenorts erst später zu fassen, etwa im Benediktinerkloster St. Michael in Hildesheim mit dem 1159 entstandenen Ratmann-Sakramentar und seiner etwas jüngeren Schwesterhandschrift, dem Stammheimer Missale (Wolter Abb. 2-3), während man in Bremen wie auch in Corvey um die Mitte des Jahrhunderts direkt maas- ländische Buchmaler beschäftigte.61 Anders als im figürlichen Bereich sind für das all- gemeine Layout sowie die Ornamentik der Seiten zum Teil recht enge Verbindungen zur sächsischen Tradi- tion zu konstatieren und dies über Einzelmotive hi- naus. Zwar dürften die typischen Helmarshausener Rankeninitialen mit gespaltenen Stämmen in Silber und Gold auf gebogten grünblauen Polstern rheinisch- maasländisch inspiriert sein, wie ihr Vergleich mit den Initialen im Friedrichs-Lektionar nahelegt.62 Die Form, in der Ornamente wie die Löwenmedaillons auf der Initialzierseite zu Johannes im Evangeliar in Malibu (Abb. 6) flächig als eine Stoffimitation ausge- breitet sind, ist aber bereits in den ottonischen Handschriften aus Corvey oder der Heiratsurkunde der Theophanu vorgebildet.63 Über Johannes sieht man in dem Schriftfeld ein Palmettenband, das dem Repertoire der Roger-Werkstatt entstammt und auf der Oberseite des Dom-Tragaltares in Paderborn zu Seiten des Altarsteins (Mende Abb. 4) erscheint.64 Bei flächig aufgefassten Ornamentformen wie den breiten Rahmenleisten, vor allem aber den gemuster- ten Hintergründen war die Kombination älterer mit neuen Zierformen relativ einfach zu realisieren. So treten nach 1140 neue maasländische Formen zum bis- herigen Repertoire hinzu,65 im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts dann die buntfarbigen, eng spiralig ge- drehten Ranken vor Goldgrund aus dem beiderseits des Kanals in England und Nordfrankreich seit 1160 verbreiteten sogenannten Channel Style.66 Die Orna- mentik scheint in Helmarshausen insgesamt ein addi- tives Phänomen zu sein: Größte Anstrengungen in diesem Bereich, sei es bei der Vielfalt der Formen, bei den Materialien, etwa den Gold- und Silbertinten auf 92 farbigem, oft purpurnem Grund oder im Arbeitsauf- wand, kennzeichnen einen solchen Ausnahmeauftrag wie das Evangeliar Heinrichs des Löwen (Wolter Abb. 1, 4-7) gegen Ende der Produktion, in dem die Orna- mentik schließlich alles andere zu überlagern drohte. Im Gegensatz dazu verlangt Figurendarstellung nach ganzheitlicheren Lösungen anderer Art, welche die Plastizität sowie die Körperlichkeit der Figuren und damit ihr Verhältnis zum Umraum bestimmen. In die- ser Hinsicht bleibt das Evangeliar in Malibu mit sei- nen monumentalen Evangelisten nicht nur gegenüber dem Paderborner Vorfeld der ersten Helmarshausener Buchproduktion seltsam isoliert, sondern auch gegen- über der folgenden Buchmalerei selbst. Diese Isolie- rung scheint um so auffälliger, als der Codex sowohl im Motivischen wie in der Verbindung und Vermi- schung der ornamentalen Elemente eine prägende Stil- stufe für die späteren Handschriften repräsentiert. Schon die wenig später entstandenen Evangeliare für den Dom von Lund in Uppsala und Kopenhagen (Abb. 7) zeigen weit weniger eindrucksvolle Evangelisten, die ihren Platz unter Halbkreisen mit den Evangelis- tensymbolen und vor kleinteilig gemusterten Stoff- hintergründen finden müssen, die in dem Kopenha- gener Codex bezeichnenderweise als Wandbehänge charakterisiert wurden. Bei den Codices, die durch ihre Schreiber für das Helmarshausener Skriptorium gesichert sind, setzte sich die Entwicklung zur immer stärkeren Einbindung der Figuren in den Flächende- kor weiter fort, bis diese im Evangeliar Heinrichs des Löwen ihren Gipfel erreichte. Bei dieser traditionsformenden Bedeutung des Or- naments für die Helmarshausener Buchmalerei verwun- 7 Evangeliar für Lund, Kopenhagen, Kongelige Bibliotek, Thott 21 4°, fol. 116v, Evangelist Johannes, oben im Halbkreis sein Evangelistensymbol 93 dert es kaum, dass es bei einigen nicht von dortigen Schreibern stammenden Evangeliaren mit umfäng- lichen neutestamentlichen Miniaturenzyklen weniger die Figuren als die Ornamentformen sind, die außer motivisch-ikonographischen Zusammenhängen auf Helmarshausen verweisen.67 Dies gilt insbesondere für ein Evangeliar in Gnesen, das sich spätestens im 16. Jahrhundert in der Kollegiatskirche Kruszwica/Kru- schwitz (Diözese Gnesen) befand (Abb. 8) und wohl um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden ist. Es gilt auch für ein seit 1945 aus dem Besitz der Kasseler Landesbibliothek verschwundenes Evangeliar, das wohl im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts für das Nonnenkloster Lippoldsberg an der Weser geschaffen wurde, wie die Dedikationsminiatur mit dem Bild des in der Region nur in Lippoldsberg als Klosterpatron verehrten hl. Georgs zwischen den Nonnen und ihrem Propst, wohl dem bereits erwähnten Gunther, nahe- legt (Abb. 9).68 Eine Klärung des Verhältnisses der bei- den Codices zur Helmarshausener Buchmalerei wäre auch insofern von großer Bedeutung, als es in den gesicherten Codices vor den Aufträgen Heinrichs des Löwen nur vereinzelte neutestamentliche Darstellun- gen, aber keine neutestamentlichen Zyklen gibt.69 Die Gnesener Handschrift, deren Provenienz im Gegensatz zu dem Lippoldsberger Evangeliar keinen Zusammenhang mit Helmarshausen erkennen lässt, steht im stilistisch-motivischen Zusammenhang mit einem ebenfalls noch nicht eindeutig lokalisierten Perikopenbuch in Paris, dessen sehr qualitätsvolle Mi- niaturen zuletzt als Prümer Arbeiten angesprochen wurden.70 In Prüm machte 1107 der Reliquienzug mit Modoaldus Station, wobei eine Verbrüderung zwi- 8 Evangeliar in Gnesen, Dom, Archiv des Domkapitels, Ms. 2, fol. 140r, Himmelfahrt Christi 94 9 Lippoldsberger Evangeliar, ehem. Kassel, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel, 2° Ms. theol. fol. 59, fol. 73v, Widmungsbild In der Mitte der hl. Georg, umgeben von den Nonnen des Klosters Lippoldsberg und ihrem Propst Gunther; unten übergibt Propst Gunther einer Nonne den Codex 95 schen den Konventen geschlossen wurde.71 Führte dies später, als der Ruf Helmarshausens als führendes Skrip- torium gewachsen war, zu einer Koproduktion mit Prüm? Bei dem Evangeliar aus dem nahegelegenen Lippoldsberg wäre Ähnliches noch viel naheliegender, zumal Lippoldsberg in den regen Buchaustausch zwi- schen Weser und Thüringer Wald eingebunden war und damals, der Reinhardsbrunner Briefsammlung zufolge, auch Buchmalerei- und Schreibaufträge über- nahm. Da die Bildung und weiche Modellierung der Figuren gegenüber den gesicherten Helmarshausener Miniaturen sehr westlich anmutet, stellt sich die Fra- ge, ob vielleicht ein Maler, der auch Erfahrungen mit der Malerei im Westen sammeln konnte, herangezo- gen wurde, wobei sowohl die Helmarshausener Ver- bindungen in das Rhein-Maasgebiet als auch die in- tensiven Westkontakte der Augustiner-Chorherren des Hamersleben-Halberstädter Reformkreises, zu denen Propst Gunther von Lippoldsberg gehörte, zum Tra- gen gekommen sein könnten.72 Ein solcher Maler könn- te sich sehr wohl die Figuren vorbehalten haben, wäh- rend er in dem von Helmarshausen auf höchster Ebe- ne vertretenen, technisch schwer zu bewältigenden Lokalstil im Bereich der Ornamentik mit Kräften von der Diemel kooperierte.73 Dass solche Kooperationen nicht außerhalb des Denkbaren liegen, werden die spä- testen Handschriften aus Helmarshausener Produktion erweisen. Die durch die beiden Handschriften in Gnesen (Abb. 8) und aus Lippoldsberg (Abb. 9) aufgeworfene Frage, ob es nicht für Figürliches einen Import von Fachkräf- ten und/oder Vorlagen an die Weser gegeben hat, wä- re auch für das Evangeliar in Malibu zu prüfen. Könn- te der Buchmaler nicht wie Roger aus dem Westen ge- kommen sein? Der paläographische Befund spricht dagegen, dass die Buchmalerei im Rhein-Maas-Gebiet entstand. Zwar stammt der Text der Handschrift, Hoffmann zufolge, von keiner Helmarshausener, son- dern einer vielleicht niederrheinischen oder belgischen Hand. Nur die Textpartien auf den Versoseiten der Initialzierseiten zu den Evangelien und die Eintra- gungen auf der letzten Kanontafel schrieb eindeutig eine Helmarshausener Hand, die Hoffmann in den Fragmenten patristischer Texte wiedererkennt.74 Diese Schreiberhand gehört daher höchstwahrscheinlich dem Maler selbst oder zumindest zu dem Skripto- rium, in dem dieser Maler an der Handschrift arbeite- te. Die Seiten waren vom Hauptschreiber freigelassen worden, um sie in der Werkstatt des Malers auf die Zierseiten abzustimmen, weshalb sie dort in hellerer Tinte geschrieben wurden, um das Durchschlagen der Buchstaben auf den großflächigen Ziergrund der Ini- tialzierseiten zu vermeiden.75 Das Nebeneinander von Maler und Hauptschreiber, die beide vermutlich im Rheinland (der Maler viel- leicht sogar in St. Pantaleon wie Roger) ausgebildet wurden, in einem illuminierten Codex verdeutlicht nicht nur eindrücklich die enge Ausrichtung Helmars- hausens an Westdeutschland in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, sondern könnte auch nahelegen, dass der Codex im Rhein-Maasgebiet geschrieben und erst danach, vielleicht als Dank für geleistete Dienste oder als Zeichen einer Verbrüderung, in Helmarshau- sen für den Heimatkonvent des Hauptschreibers illu- miniert wurde. Als Empfänger käme neben St. Pan- taleon in Köln, Stablo oder Lüttich auch Deutz in Fra- 96 ge, wo eine Delegation Abt Rupert aufsuchte, von des- sen Werken wohl im zweiten Viertel des 12. Jahrhun- derts in Helmarshausen noch weitere Abschriften ent- standen.76 Für einen solchen Fall könnte man wegen der von rheinisch-maasländischen Anregungen gepräg- ten Körperlichkeit der Evangelisten sogar über eine Ausrichtung auf den westlichen Empfänger des Werks spekulieren, sind doch die wenig später in Helmars- hausen für Dänemark und Sachsen entstandenen Co- dices um so vieles traditioneller im einheimischen Sinne gestaltet. Ein solches Vorgehen schien schon für die Paderborner Buchproduktion im späten 11. Jahr- hundert zumindest denkbar. Hintergrund all solcher Überlegungen bildet der Umstand, dass Sachsen durch seine späte Christianisierung und Integration in das Frankenreich eine noch spätere Integration figür- licher Kunst erlebte. Dies bedingte besonders gravie- rende Verschiebungen zwischen der eigenen, weiter zurückreichenden und schon in Corvey besonders glanzvoll gepflegten ornamentalen Tradition und der nur mit Verzögerung einsetzenden und stärker in Ab- hängigkeiten gedeihenden figürlichen Kunst, die etwa in Corvey von dem heute in Prag verwahrten franko- sächsischen, um 870 in Nordfrankreich entstandenen Evangeliar entscheidend geprägt wurde.77 Gilt die heu- tige Aufmerksamkeit zumeist eher der figürlichen Sei- te mittelalterlicher Kunst, so war es in Fällen wie dem Evangeliar in Malibu vielleicht die augenfällige Be- herrschung des Ornamentalen, der Umgang mit Edel- metallen und Purpurgründen, welcher mögliche Auf- traggeber im Westen besonders ansprach. Unabhängig von solchen Erwägungen ergäbe sich für die Anfänge des Helmarshausener Skriptoriums eine ähnliche Si- tuation wie für die Werkstatt Rogers, die nach heuti- gen Erkenntnissen auch andere hochspezialisierte Gold- schmiede beschäftigte, wobei im figürlichen Bereich schwächere Kräfte neben stärkeren (dem aus dem Westen stammenden Werkstattleiter?) arbeiteten.78 Dass im zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts gera- de der Helmarshausener Buchschmuck in den verbun- denen Konventen besonders gefragt war, zeigt ein Bei- spiel aus dem Paderborner Abdinghofkloster, das spä- testens seit Abt Wino eines der am engsten mit Hel- marshausen verbundenen Klöster gewesen ist und in dessen Skriptorium nach Hoffmann „Helmarshause- ner Einfluß [...] auch sonst recht stark“ war.79 In den Vitae sanctorum (Heiligenleben) dieses Klosters er- scheint unter den Abdinghofer Schreibern zumindest ein Helmarshausener, welcher bezeichnenderweise den Anfang der Vita Modoaldi schrieb (Abb. 10), we- nige Zeilen, die vielleicht für eine gesonderte Hervor- hebung mit Zierschrift freigeblieben waren.80 Außer- dem stammen die aufwendiger in Gold und Silber an- gelegten Rankeninitialen, welche die Vita zusammen mit dem in Gold hervorgehobenen Namen Modoalds vom Rest des Textes abheben, von Helmarshausener Buchmalern, da sie gut mit der Initiale zum Johannes- evangelium im Evangeliar in Malibu (Abb. 6) zu ver- gleichen sind. Über dem zugehörigen Evangelisten ist dort zudem in den Palmetten der Zierschriftleiste das Fünfblatt vorgebildet, das in den Initialen des Abding- hofer Codex mit der Kreuzfüllung wiederkehrt, so wie es an den Goldschmiedearbeiten Rogers geradezu als Leitform erscheint (Mende Abb. 1-6). In einem weit- gehend von Abdinghofer Händen geschriebenen Co- dex blieb somit Helmarshausener Mönchen der Ini- 97 tialschmuck vorbehalten.81 Da der in den kaum noch lesbaren Widmungsversen des Codex erwähnte Abt Hamuko von Abdinghof (amtierte 1115-1142) anschei- nend Helmarshausener Professe war, dürfte er diese Zu- sammenarbeit veranlasst haben, wie wohl auch unter ihm der zweite Tragaltar Rogers an sein Kloster kam.82 Eindeutig für den Export tätig waren Helmarshau- sener Buchmaler vor oder gegen Mitte des 12. Jahr- hunderts in den beiden Evangeliaren für das Domstift St. Laurentius in Lund auf Schonen, die sich heute in Uppsala und Kopenhagen befinden.83 Beide weisen in etwa die Größe des Evangeliars in Malibu auf. Das Exemplar in Uppsala ist reicher ausgestattet als seine Schwesterhandschrift, die aber Miniaturen verloren hat. Es weist neben den Evangelisten und den Initial- zierseiten zusätzlich Kanontafeln und eine Geburt Christi sowie eine ganzseitige Dedikationsminiatur mit dem hl. Laurentius als Kirchenpatron (Abb. 11) auf. Dieser befindet sich über der zentralen Szene, in welcher der als Mönch wiedergegebene Hieronymus seine Evangelienübersetzung Papst Damasus reicht. Unter dieser Darstellung weist ein Lunder Kleriker auf Laurentius. Nur in dem Capitulare des Codex er- scheint eine fremde Hand, ansonsten stammt der Co- dex von mehreren Helmarshausener Schreibern. Ganz umgekehrt sind die Verhältnisse im Evangeliar in Ko- penhagen (Abb. 7). Es ist nach Hoffmann „im wesent- lichen von einer Hand geschrieben worden, die wohl in Skandinavien beheimatet war“, wobei die wie üb- lich erst nach der Schreibarbeit gemeinsam mit den Miniaturen auf den Zierseiten angelegte Schrift zum Teil in Abstimmungsprobleme zu dem bereits vorhan- denen Text kam.84 Helmarshausener Schriftzüge kann 10 Vitae sanctorum, Trier, Bistumsarchiv, Abt. 95, Nr. 62, fol. 76r mit dem Beginn der Vita Modoaldi 98 Hoffmann außer auf diesen Zierseiten nur zweimal in Rubriken ausmachen. Helmarshausen stand in engem Kontakt mit dem Domstift Lund und dem dortigen Allhelgona-Kloster (Allerheiligenkloster).85 In der Verbrüderungsliste des Domstifts steht es an achter Stelle, wobei diese frater- nitas 1131-1136 schriftlich fixiert wurde. Der Lunder Nekrolog weist drei Mönche aus Helmarshausen aus, darunter Findor, der vor seiner ca. 1130 beginnenden Zeit als Mönch an der Diemel dem Lunder Domkle- rus angehört hatte. Die Verbrüderung mit dem Dom- stift dürfte auf eine frühere fraternitas mit dem Allhel- gona-Kloster in Lund zurückgehen, das unter Bischof Ricwal (1072-1089), einem Kanoniker aus Paderborn, gegründet worden war und dessen erster Abt Hardu- uigus seine Profess in St. Pantaleon in Köln abgelegt hatte. Mit St. Pantaleon war wiederum ein mit Hel- marshausen eng verbundener Konvent in Lund prä- sent und mit ihm Kölner Kaufleute, die im ganzen Ostseeraum dominierten. Zu Recht verweist daher Freise für die Lunder Codices auf die Drehscheiben- funktion Helmarshausens an dem gerade noch schiff- baren Ende der Diemel an der Weser für Kölner Nord- land-Missionare, Händler und dänische Pilger. Kontakte für die Aufträge könnten über den ehema- ligen Lunder Domkleriker und Helmarshausener Mönch Findor gelaufen sein. Da außer den Evangelia- ren noch weitere Handschriften für skandinavische Ab- nehmer entstanden sein dürften,86 war der Austausch rege. Codices wie der Kopenhagener könnten zwar in Skandinavien geschrieben und dann dort von einem Helmarshausener illuminiert worden sein, es ist aber wahrscheinlicher, dass dies in Helmarshausen ge- 11 Evangeliar für Lund, Uppsala, Universitetsbibliotek, C 83, fol. 1v, Dedikationsminiatur Unten ein Lunder Kleriker, der den hl. Laurentius, Patron des Lunder Domstiftes, oben verehrt; zwischen beiden der hl. Hieronymus, der Papst Damasus seine Übersetzung der Evangelien mit dem Widmungsbrief Novum opus überreicht 99 schah. So könnte ein Bote, der eine in Helmarshausen geschriebene und illuminierte, danach am Bestim- mungsort nur noch im Detail an den eigenen Ge- brauch anzupassende Handschrift abholen sollte, gleich noch einen weitgehend fertiggestellten Codex wie den- jenigen in Kopenhagen aus seiner Heimat zum Illu- minieren mitgebracht haben. Dies würde in etwa dem Entstehungsprozess entsprechen, der oben für den Co- dex in Malibu vorgeschlagen wurde. Wie für Reli- quien und Goldschmiedekunst scheint Helmarshausen auch bei der Herstellung von Handschriften eine Vertei- lerfunktion auf dem Weg von Westen nach Norden und Osten gehabt zu haben. 4 Konzentration auf Sachsen: Buchkunst seit der Mitte des 12. Jahrhunderts In unmittelbarer Nähe von Helmarshausen weserab- wärts lag Kloster Corvey, mit dem sich die Verbrü- derung so eng gestaltete, dass die Reliquien des Cor- veyer Patrons Stephan 1107 nach Helmarshausen ka- men, um den gerade überführten Modoaldus zu be- grüßen.87 Dies begünstigte anscheinend schon vor dem Abbatiat Wibalds (1146-1158) Buchprojekte wie die Heiligenviten aus Kloster Pegau, deren erste Lagen (fol. 1v-36r) von einer Helmarshausener Hand stam- men. Nach Beischriften scheint der aus Corvey beru- fene erste Pegauer Abt Windolph diesen Teil des Co- dex 1131 für sein Kloster bestellt zu haben, wobei wohl sein Heimatkloster vermittelte.88 Etwas später schufen Helmarshausener die Prunkausfertigung der Urkunde König Konrads III. für Kloster Corvey von 1147 in Goldtinte auf Purpur (Freise Abb. 2), sowie den Cor- veyer Liber vitae, dessen von einer Dedikationsminia- tur (Abb. 2) eingeleiteter Verbrüderungsteil unter den Arkadenstellungen mit dem jeweiligen Patron der auf- geführten Institution wohl von Corveyer Kräften mit Einträgen gefüllt werden sollte, was aber weitgehend unterblieb.89 Nur einige Einträge wie etwa die eigene Konventsliste (Freise Abb. 1) stammen noch von Hel- marshausener Schreibern. Mit dem Projekt versuchte man in Corvey, das unter Wibald noch einmal kurzzei- tig prosperierte, die eigene große Vergangenheit für eine bessere Zukunft auf der Basis alter und neuer Kontakte zu nutzen. So zeigt auch das Dedikationsbild nicht alleine den Propst des Klosters Corvey, Adalbert (1147-1176), zu Füßen der Himmelsburg, in welcher der erste Patron Corveys, der hl. Stephan, zu sehen ist. Diesen umgeben zudem die beiden Äbte Warin von Corvey und Hildwin von St. Denis. Hildwin hatte 836 Warin die Reliquien des zweiten Patrons von Cor- vey, des hl. Vitus, vermittelt. Auch wenn es ein Hel- marshausener Gegenstück zu dieser Miniatur – einen Liber Vitae, der den hl. Petrus zwischen Abt Thietmar II. und dem Trierer Erzbischof Bruno hätte zeigen müssen – nie gegeben haben mag, so wird deutlich, wie sehr die jüngeren Helmarshausener Erfahrungen die Selbstdarstellung Corveys prägten. Auch als Her- steller eines typischen Zeugnisses zukunftsorientierter monastischer Selbstbesinnung war die Helmarshause- ner Werkstatt erste Wahl, nicht nur wegen der Quali- tät ihrer Miniaturen. Der Liber Vitae ist (heute) verbunden mit einem in Helmarshausen gefertigten Pontifikale. Ein weiteres Pontifikale aus Corvey stammt von einer Hand, die 100 mit dem Helmarshausener Sakramentar und Graduale in Kassel und der Haupthand des Evangeliars Hein- richs des Löwen so eng verwandt ist, dass sie nach Hoffmann vielleicht eine ältere Entwicklungsstufe die- ses Schreibers vertritt.90 Mit dem Kasseler Codex wur- de ein weiterer großer Konvent der Region beliefert, das Kloster Hersfeld, für das Helmarshausen vermut- lich auch Bibliothekshandschriften produzierte.91 Der Schreiber war anscheinend auf der Höhe seiner Fähig- keiten, während das Evangeliar für den Welfenherzog nach Hoffmann „das Werk eines Mannes zu sein [scheint], der vielleicht müde geworden und nicht mehr im Vollbesitz seiner Kraft war“.92 Die Kasseler Handschrift war recht aufwendig und sehr qualitäts- voll ausgestattet. Sie verfügte über reichen Initialen- schmuck mit Zierschriftfeldern, einen Kalender, des- sen Tageszahlen auf einen purpurnen, säulenförmigen Hintergrund geschrieben wurden, dazu zwei Minia- turen zum Messkanon und eine große Vere-Dignum- Ligatur.93 Leider ist der Codex heute in einem sehr ramponierten Zustand. Außer Feuchtigkeit musste er vermutlich den privaten Bildersturm der Reforma- tionszeit über sich ergehen lassen, als systematisch alle Heiligen aus Miniaturen und Initialen herausge- schnitten wurden. So klafft heute in der Initiale zum Messformular für Wigbert ein Loch;94 von der Wid- mungsminiatur verblieb nur ein Mönch, während die Hersfelder Patrone Lullus und Wigbert aus ihr ebenso entfernt wurden wie Maria und Johannes aus der Kreu- zigung (Abb. 12).95 Das Helmarshausener Skriptorium war in dieser Zeit außer für Corvey und Hersfeld für weitere sächsische Besteller tätig, vor allem für Hil- desheim, das mit Codices wie dem Stammheimer Mis- 12 Hersfelder Graduale und Sakramentar, Kassel, Universitäts- bibliothek, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel, 2° Ms. theol. 58, fol. 59r, Kreuzigung 101 sale seinerseits der Buchmalerei Impulse gab.96 Auch Laien traten nun erstmals als Abnehmer von Helmarshausener Handschriften auf. Eine vornehme Frau ließ den mit 11,4 x 6,5 cm sehr handlichen klei- nen Psalter in Baltimore für sich anlegen, was wohl bald nach der Jahrhundertmitte geschah, da der Ka- lender in seinem Aufbau und Dekor genau mit den Kalenderseiten im Hersfelder Codex in Kassel über- einstimmt.97 Die Darstellung der prachtvoll in einen gemusterten Mantel gekleideten Besitzerin vor dem Beginn der Psalmen bezog sich, wohl analog zu Hel- marshausener Darstellungen von Dedikanten, auf eine heute verlorene Miniatur mit einer Darstellung Gottes und/oder der Maria bzw. von Heiligen. Die Psalmen der besonders in England und Deutschland verbreite- ten Dreiteilung, also Psalm 1, 51 und 101, erhielten Zierseiten, die beiden letztgenannten waren mit ganz- seitigen Miniaturen, einer Kreuzigung und einer Ma- jestas Domini, verbunden. Durch ein halbseitiges Ini- tialfeld zu Psalm 109 ist der trotz seiner geringen Di- mensionen sehr aufwendig gestaltete Psalter zur Vier- teilung der Psalmen erweitert.98 5 Handschriften für Heinrich den Löwen und die Auflösung des Skriptoriums: Die Buchproduktion im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts Ein weiterer, mit 11 Blättern nur fragmentarisch überlieferter Psalter in London wurde für Mathilde, die zweite Frau Heinrichs des Löwen, gefertigt.99 Wie später bei dem Evangeliar für das Herzogspaar bedeu- tet der Psalter eine Steigerung des Aufwandes gegen- über den bisherigen Beispielen in Sachsen für diesen Buchtypus. Dies kann ein Vergleich mit dem Psalter in Baltimore demonstrieren. Der Psalter in London ist mit 20,9 x 13 cm deutlich größer, und sein Kalender bildet mit den Tierkreiszeichen und Monatsarbeiten in den Arkadenbögen über farbig unterlegten Schrift- zeilen eine wichtige Vorstufe zu den Kanontafeln im Evangeliar des Herzogs (Wolter, Abb. 1). Die neutesta- mentlichen Szenen zu den Psalmen umfassen, soweit noch erhalten, die Verkündigung und die Darbringung im Tempel vor Psalm 1 sowie die Kreuzigung und die Frauen am Grabe zu Psalm 101. Das Herzogspaar er- scheint unter dem Gekreuzigten (Abb. 13), so dass die Handschrift während seiner Ehe 1168-1189 entstanden sein muss, und zwar nach stilistischen Gesichtspunk- ten vor dem Evangeliar Heinrichs des Löwen. Weitere Szenen dürften zumindest mit Psalm 51 verloren ge- gangen sein. Das typologische Beiwerk der Szenen er- innert wie später beim Evangeliar Heinrichs an maas- ländische Codices sowie an die wenig älteren, eben- falls in ihrer Programmstruktur maasländisch inspi- rierten Handschriften aus St. Michael in Hildesheim, die solche Bildformen möglicherweise vermittelten. Der erstmals in diesem Psalterfragment in Norddeutsch- land voll entwickelte Buchtypus des Prachtpsalters für Laien dürfte hingegen von führenden englischen Bei- spielen inspiriert sein, die dank der Einbindung des Herzogspaars in die englische Hofkultur seit der Hoch- zeit Heinrichs mit Mathilde 1168 die Erwartungen die- ser Auftraggeber bestimmten.100 Auch die damals in Helmarshausen verbreiteten Anregungen des Channel Style könnten sich dieser Verbindung verdanken, zu- 102 mal für die Kenntnis der damals von Studenten aus dem Westen, vor allem aus Paris mitgebrachten neuen Handbücher und kommentierten Bibeltexte jeder Be- leg fehlt.101 Wie später beim Evangeliar waren es ver- mutlich der hohe Anspruch der Auftraggeber und die Zusammenarbeit mit dem Braunschweiger Klerus, die das Helmarshausener Skriptorium zu Innovationen und Höchstleistungen trieben. Neben diesen neuartigen Aktivitäten lief die Her- stellung liturgischer Prachthandschriften traditioneller Machart weiter: So stammen von einem der Schreiber des Psalterfragments die Reste eines Sakramentars oder Missales in Hannover, und dieselbe Hand war in einer liturgischen Sammelhandschrift in Berlin tätig, die wohl noch im Hochmittelalter in der Diözese Hal- berstadt war.102 Vor allem das Evangeliar war und blieb für Helmarshausen der traditionsreichste Buchtypus, der in dem Evangeliar für Heinrich den Löwen einen einsamen Höhepunkt erreichte. Gibt es für seine Pro- grammgestaltung im Vergleich zu anderen sächsischen Luxushandschriften wie dem Elisabethpsalter aus dem ersten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts Kontinuitäten über das Jahr 1200 hinaus und über die Grenzen von Buchtypen hinweg,103 so markiert spätestens die Jahr- hundertwende aber stilistisch einen Bruch zwischen der Helmarshausener Buchmalerei und der folgenden Entwicklung. Der Aufwand, der in der Ornamentik von Miniaturen und Initialen, aber auch in zahlrei- chen Textbeigaben der Miniaturen auf Schriftleisten und Spruchbändern betrieben wurde, hat etwas Additi- ves.104 In Miniaturen wie denen des Elisabethpsalters und seiner Schwesterhandschrift, dem wenig später im selben Skriptorium entstandenen Landgrafenpsalter 13 Psalter für Herzogin Mathilde, Ehefrau Herzog Heinrichs des Löwen, London, British Library, Lansdowne 381, art. 1, fol. 10v, Kreuzigung mit Darstellung des Herzogspaares 103 (Abb. 14), entfällt fast jede Ornamentik, das Rahmen- system ist auf eine dünne Leiste geschrumpft. Die Darstellungen erscheinen zudem viel bildhafter, die Figuren agieren viel freier vor einem durchgehenden Goldgrund, sind expressiver bewegt, was ihre Gewand- gestaltung noch unterstreicht. Anders als die parzellie- renden und dafür platt aufliegenden Parallelfalten der Helmarshausener Malerei umfahren hier die Stoffpar- tien in ihrer kleinteilig brüchigen, zum Teil kristallisch harten Form, die dieser Malerei den Namen Zacken- stil einbrachte,105 die Körperkonturen und legen dabei Raum um sie. Die Stoffe steigern die Dynamik der Be- wegungen, wenn sie als metallisch hart wirkende Zip- fel abwehen wie bei dem himmelfahrenden Christus. Die Helmarshausener Figuren hingegen sind in der Regel von ihrer Gewandung ebenso eingeschnürt wie von ihrem ornamentalem Umfeld. Dieser Umgebung sind die Gewänder zudem in ihrer Kleinteiligkeit an- geglichen, die sich aus der Ornamentik der Gewänder und der Einfärbung desselben Gewandteiles mit ver- schiedenen Farben herleitet. Als Teil der teppichartig ornamentalen Gesamtwirkung der Miniaturen sind die Figuren von vornherein nicht zu den dynamischen Bewegungen bzw. dem hohen Grad an Körperlichkeit befähigt wie im Zackenstil. Statt dessen tendiert die Helmarshausener Buchmalerei im Kernbereich ihrer Produktion zu Kompositionen wie bei den Dedika- tionsminiaturen (Abb. 2, 9, 11), in denen symmetrisch angeordnete, ruhig und zumeist frontal ausgerichtete Figuren aneinandergereiht sind. So zeigen sich die Auf- lösungserscheinungen der Werkstatttradition zuerst im Bereich des Figürlichen, der schon zuvor besonders offen gegenüber fremden Anregungen war. 14 Landgrafenpsalter, Stuttgart, Württembergische Landes- bibliothek, HB II 24, fol. 109v, Himmelfahrt Christi 104 Die besondere Bedeutung des Herzogspaares Hein- rich und Mathilde für die Helmarshausener Buchpro- duktion in dieser Phase warf immer wieder die Frage nach einem Braunschweiger Anteil an diesen Spät- werken auf. Solche Thesen beschränkten sich nicht nur auf Programmgestaltung und Vorlagenvermitt- lung, sondern bezogen auch eine denkbare Zusam- menarbeit Helmarshausener und sächsischer Buch- künstler in Braunschweig ein. Erwogen wurde eine solche Kooperation für ein Evangeliar aus dem Braun- schweiger Kloster St. Aegidien, das Helmarshausen seit der Übertragung von Reliquien bei seiner Grün- dung 1115 verbunden war.106 Die Miniaturen dieses Codex stellen bezeichnenderweise eine Mischform aus Hildesheimer und Helmarshausener Buchmalerei dar, wobei letztere eher wieder in der Ornamentik do- miniert. Stammt die Schrift dieses Codex nicht von ei- nem Helmarshausener Schreiber, so gilt dennoch Ana- loges für Codices, die bald nach dem Evangeliar Hein- richs des Löwen an der Diemel geschrieben wurden und in deren Buchmalerei vermehrt auch moderne Elemente die traditionellen Formen ergänzen. Dies trifft insbesondere auf zwei eng mit dem Evangeliar Heinrichs des Löwen verbundene Codices zu, das Mis- sale in Brünn, das seiner Entdeckerin Virginia Roeh- rig Kaufmann zufolge vielleicht das Evangeliar Hein- richs des Löwen bei der Messfeier am Marienaltar der Braunschweig Stiftskirche flankierte, und das Evange- liar im Trierer Domschatz, Ms. 142, das aus der Kessel- stadtschen Sammlung stammt und möglicherweise für ein Kloster im Weserraum bei Helmarshausen (Cor- vey?) hergestellt wurde.107 15 Evangeliar, Trier, Domschatz, Hs. 142/124/67, fol. 1v, Wurzel Jesse 105 16 Evangeliar, Trier, Domschatz, Hs. 142/124/67, fol. 90v, Kreuzigung 106 17 (links u. rechts) Evangeliar, Trier, Domschatz, Hs. 142/124/67, fol. 146v, Jüngstes Gericht, fol. 147r, Johannes 107 Im Brünner Missale stehen Initialtypen und Zier- seiten traditioneller Helmarshausener Form, die Kauf- mann als „conservative style“ bezeichnet, solchen ei- nes „progressive style“ gegenüber, der deutlich vom „Channel Style“ geprägt ist. Dass beide Stile aufgrund technischer und kodikologischer Erwägungen zeit- gleich bei der Herstellung des Codex entstanden, ver- bindet ihn mit dem etwa zeitgenössischen Trierer Evan- geliar. Die Miniaturen und Zierseiten der ersten bei- den Evangelien (Abb. 15) stammen vom Maler des Evangeliars Heinrichs des Löwen (Wolter Abb. 4), beim Lukas- und Johannesevangelium sind sie jeweils von einer anderen, progressiveren Hand geschaffen worden. Die Figuren der Kreuzigungsminiatur zum Evangelium des Lukas (Abb. 16) agieren freier vor ei- nem kompartimentierend blau gefassten Goldgrund, der eingepasst ist in die komplizierte, aus einzelnen Feldern zusammengesetzte Struktur der Miniaturen. Dies erinnert an die 1159 oder danach entstandenen Handschriften aus St. Michael in Hildesheim (Wolter Abb. 2-3). In der um die Konturen brechenden Falten- gebung etwa des Lendenschurzes Christi zeichnen sich Elemente des kommenden Zackenstils ab. Der Initialschmuck der Zierseite zu Lukas sowie einige Initialen im Umfeld dieser Miniaturen sind vom Channel Style geprägt.108 Die Ornamentik der Mini- aturen zum Johannesevangelium, dem Jüngsten Ge- richt und dem ganzseitig wiedergegebenen Evangelis- ten (Abb. 17), ist mit goldsilbernen Ranken und maas- ländisch inspirierten Blätterfriesen traditioneller. Ganz anders verhält es sich mit dem Figürlichen, da der Ma- ler an Monumentalität und Beweglichkeit seiner Figu- ren alles hinter sich lässt, was bisher in Helmarshausen und in Sachsen überhaupt geschaffen worden war. In einer dort bisher unbekannten Art modelliert er die großen Farbflächen der Gewänder. Dem Johannes ver- lieh er zudem mit den fein gesträhnten Haarpartien und dem scharf geschnittenen Gesicht nicht nur im Vergleich mit den püppchenhaft gleichförmigen Gesich- tern der wenig älteren Helmarshausener Buchmalerei Persönlichkeit.109 In den ausfahrenden Bewegungen der bis ins verlorene Profil gedrehten Verdammten des Jüngsten Gerichts schafft er neue Formen gestischen Ausdrucks. Dem monumentalen Johannes kann man mit Belting zwei Evangelisten in der ersten Hälfte eines Evangeliars aus dem Kloster Heiningen an die Seite stellen, in dem es wiederum die Miniaturen zum Lukas- und Johannesevangelium sind, die von einer anderen, traditionelleren Hand aus dem Umkreis des Hamersleben-Halberstädter Reformkreises der Augus- tiner-Chorherren geschaffen wurden.110 Die Verbindungen, die sich hier im Nordharzgebiet bei verschiedenen Buchprojekten abzeichnen, könnten darauf hinweisen, daß der Kontakt zu diesen neuen Kräften in Helmarshausen über die Beziehungen zu Braunschweig entstand. Dass sie an einem Ort ge- meinsam arbeiteten, legt die enge Kenntnis der an dem Trierer Codex beteiligten Hände voneinander nahe. Denn es zeugt von einem feinfühligen Eingehen auf die jeweiligen Fähigkeiten der drei Maler, wenn die traditionelle Helmarshausener Kraft die Wurzel Jesse (Abb. 15) sowie die in der typischen Form zwei- geteilte Miniatur, also besonders kleinteilige Kompo- sitionen, übertragen bekam, die beiden anderen Maler aber jeweils ganzseitige Miniaturen mit großen und zum Teil auch stark bewegten Figuren. Darüber hi- 108 naus schuf der in der Körperlichkeit seiner Figuren avancierteste Maler des Johannesevangeliums auch die Gesichter in den Miniaturen des ersten Malers sowie vereinzelt wohl ganze Figuren wie den Joseph in der heute in Cleveland verwahrten Geburtsminiatur zum Matthäusevangelium.111 Scheint man im Trierer Codex wie im Evangeliar aus Heiningen das bewusste Neben- und sogar Ineinander der verschiedenen Stile gewollt und im Trierer Codex die jeweiligen Stärken der Maler in Rechnung gestellt zu haben, so trifft beides für das nicht in Helmarshau- sen geschriebene Evangeliar von 1194 in Wolfenbüttel zu,112 in dem eine der traditionellen Helmarshausener Buchmalerei eng verwandte Hand die Evangelisten- bilder und Zierseiten schuf,113 während die Kanonta- feln und der eigenständige Zyklus zum Leben Jesu (Abb. 18) zu Beginn des Codex eher in Richtung der Johannesminiaturen im Trierer Evangeliar (Abb. 17) tendieren. Insgesamt aber driften nun in diesen, nach dem Evangeliar Heinrichs des Löwen entstandenen Handschriften die Leistungen vor allem im figürlichen Bereich so stark auseinander wie nie zuvor. Die früh- gotische Malerei des Westens und die klassizisieren- den Strömungen der Kunst um 1200, die in der engli- schen und nordfranzösischen Kunst jeweils einen be- sonderen Schwerpunkt hatten, zeigen bei der Figuren- gestaltung ihre Wirkung.114 Das Zusammenwirken sehr unterschiedlicher Ma- ler in einer Handschrift oder ihre Tätigkeit in Mini- aturen, die von ganz andersartiger Hand angelegt wur- den, ist daher vielleicht nicht von ungefähr in einem Hauptwerk dieser Entwicklungen, der direkt am Sitz des englischen Hofes in Winchester etwa seit der Jahrhundertmitte bis in die 80er Jahre des 12. Jahr- hunderts entstandenen Winchester-Bibel, zu finden.115 Die jüngeren in dieser Bibel tätigen Buchmaler schei- nen zudem den Umbruch der sächsischen Malerei vor 1200 befördert zu haben, der zuerst weg vom traditio- nelleren Stil in Art der Helmarshausener Buchmalerei oder der Hildesheimer Miniaturen zum monumenta- leren Stil der Johannesminiaturen des Trierer Evange- liars (Abb. 17) und dann nach 1200 zum Zackenstil (Abb. 14) führte.116 Solche Formen der Zusammenar- beit unterschiedlicher Kräfte sind auch zuvor nicht ganz unbekannt.117 Vom besonderen Interesse sind die Corveyer Federzeichnungen in einem Evangeliar in Wolfenbüttel, der Schwesterhandschrift des Abding- hofer Evangeliars in Kassel, bei denen zwei verschie- dene Meister jeweils eine von zwei Figurengruppen in einer Miniatur übernahmen. Dieses Beispiel aus dem Vorfeld der Helmarshausener Produktion scheint zu- gleich die Sensibilität für die besonderen künstleri- schen Ausdrucksfähigkeiten der einzelnen Maler schon lange vor den Helmarshausener Beispielen zu bele- gen.118 Eine mit dem Trierer Evangeliar aus Helmars- hausen vergleichbare Sensibilität für die Qualitäten der byzantinisch inspirierten Inkarnats- und Gesichtsge- staltung verrät schon das in Echternach für Heinrich III. (1039-1056) hergestellte Evangeliar aus Speyer, bei dessen Dedikationsminiaturen bezeichnenderweise die Gesichter und die übrigen Inkarnatpartien Christi und Mariens an einen gerade anwesenden byzantini- schen Maler übertragen wurden.119 Letztlich häufen sich solche Phänomene wohl gerade in der Helmarshau- sener Buchkunst am Ende des 12. Jahrhunderts, da damals wohl die Aufträge einer herausragenden Ge- 109 18 Evangeliar von 1194, Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 65 Helmst., fol. 13v, Jüngstes Gericht 110 stalt wie Heinrichs des Löwen die Tradition eines or- namentalen Bildverständnisses in eine Zeit hinein verlängerten, in der sich die Malerei zu einem absolu- ten Primat des Figürlichen hin entwickelte. 6 Zusammenfassung und Ende der Buchproduktion Unter Abt Thietmar II. (1080-1115/1120, vor 1122) scheinen die Kenntnisse über den nur ein Jahrhundert zurückreichenden Ursprung des eigenen Gründungs- konventes und dessen ersten Abt Haulf bereits verlo- ren gewesen zu sein. Diese Bindungslosigkeit ist, wen- det man sie ins Positive, Zeichen einer elastischen Identitätsbildung und damit einer („Welt“-)Offenheit, die Helmarshausen auszeichnen sollte. Diese Haltung hat auch Freise im Zusammenhang mit den unter Thietmar II. gepflegten Verbrüderungen, die keiner bestimmten Observanz verpflichtet waren, hervorge- hoben.120 Das hartnäckige Bemühen um wirklich he- rausragende Reliquien und die Berufung eines so her- vorragenden Mönchskünstlers wie Roger/Theophilus zeigt, dass man in allen Bereichen das Beste wollte, was überhaupt greifbar war, ein Vorgehen, das auch die Anfänge der Buchmalerei in Helmarshausen präg- te. Dass diese Aktivitäten als Verkörperung benedikti- nischer Ideale verstanden wurden, verdeutlicht die Seite zum Helmarshausener Konvent in dem für Cor- vey 1158-1160 illuminierten Liber Vitae (Freise Abb. 1). Über dem Verzeichnis der Konventsmitglieder er- scheint nicht wie üblich das Bild eines der Kirchen- patrone, Petrus oder Modoaldus, sondern Benedikt. Sein Spruchband enthält einen Satz aus dem Prolog der Benediktsregel Venite filii audite me timorem domi[ni docebo vos] (nach Psalm 33,12: „Kommt Söhne, hört mich, ich werde Euch die Furcht des Herrn lehren“). Auf dessen Fortsetzung im Prolog nach Joh. 12,35 Currite dum lumen vitae habetis, ne tenebrae mortis vos conpraehendant („Laufet, damit ihr das Licht des Lebens habet und nicht das Dunkel des Todes euch ergreifen möge“) verwies Freise, der dies sehr zutreffend als „nachhaltige Aufforderung, das geplante Verbrüderungsvorhaben in die Tat umzu- setzen“, verstand und in den Helmarshausener Mön- chen „tatkräftige Förderer des Gebetsbundes“ sah.121 Vor dem Hintergrund der eigenen Erfolgsgeschichte räumten sie der Verbrüderung mit ihrer segensreichen Wirkung in der Memoria und zugleich der Buchkunst einen hohen Stellenwert beim Heilserwerb ein. Nur ein solches Skriptorium konnte Werke wie den Cor- veyer Codex, im wahrsten Sinne des Wortes ein Liber Vitae, schaffen. In der durch Goldhinterlegung erreichten Hervor- hebung des Buchkünstlers Heriman in der Helmars- hausener Konventsliste präsentiert sich ein ebenso selbstbewusster Mönchskünstler wie Roger, alias Theophilus, der den spektakulären Auftakt der Kloster- werkstätten prägte.122 Deren Entwicklung war eingebet- tet in den überregional beachteten Reliquienerwerb und die Kultpropagierung, die für eine gestiegene Auf- merksamkeit und ein höheres Spendenaufkommen sorgte, also Grundlage für eine Investition in eine he- rausragende Kunstproduktion bildete. Diese konnte län- gerfristiger als die Vergabe einzelner Reliquien für wirt- schaftliche Zwecke und (zugleich) für die Kontaktpflege zu kirchlichen Institutionen im geistlichen Bezie- 111 hungsnetz sowie zu herausragenden weltlichen Gewal- ten genutzt werden. Der Konvent fällte also unter Thietmar II. eine klare Entscheidung in der virulenten Debatte um den Reli- quien- und Kunstbetrieb von Klöstern und um ihre Öffnung zur Welt. Er handelte in allen Bereichen ge- gen die monastischen Ideale der Weltflucht, die Bern- hard von Clairvaux in seiner berühmten, um 1125 he- rum verfassten Apologia für alle Klöster einfordern soll- te.123 Als Archidiakonatssitz nahm Helmarshausen teil an der Sorge für das Bistum Paderborn und schuf ex- pansiv Kulturleistungen, wie sie Bernhard höchstens Bischöfen zubilligte, während er für Klöster jede Art von weltlicher Wirksamkeit und Kunstluxus ablehnte. In dieser Debatte ist auch die Schedula des Theophilus/Roger von Helmarshausen eine deutliche Stimme für eine Kunst der Klöster.124 Der Verweis des Theophilus, dass es die Künstler sind, welche die li- turgischen Geräte schaffen, ohne die kein Gottesdienst stattfinden kann, den er in einem Prolog seinem drit- ten Buch über die Metallkunst vorausschickt, kann über die bei ihm aufgezählten Metallwerke hinaus auch auf die liturgischen Codices ausgeweitet werden, deren Einbände in seiner Zusammenstellung der Me- tallarbeiten Erwähnung finden. Ohne diese Hauptpro- dukte des Helmarshausener Skriptoriums war eine Messe ebenso unmöglich wie ohne liturgische Geräte. Aber auch andere Bücher wie die für Verbrüderung und Memoria konstitutiven Libri Vitae dienten der Heilsvergewisserung. Um die besten Spezialisten oder Vorlagen zu erhal- ten, auf denen man eigene Traditionen aufbauen konn- te, und um Texte der moderni wie Rupert von Deutz zu erwerben, pflegte man besonders im ersten Viertel des 12. Jahrhunderts auf personeller Ebene einen re- gen, vielfach wechselseitigen Austausch mit dem Wes- ten. So wuchs Helmarshausen über die engen Bindun- gen eines Eigenklosters des Paderborner Bischofs hi- naus, dessen Billigung die Unterstützung beim Reli- quienerwerb sogar nahelegt. Statt dessen wurde man selbst ein Kulturzentrum, das im Westen wahrgenom- men wurde, vor allem aber im eigenen Umkreis des Ostens und Nordens seine Wirkung entfalten konnte (Abb. 1: Karte 1 und 2). Am Ende der Hochphase der Goldschmiedeproduk- tion erscheinen im zweiten Viertel des 12. Jahrhun- derts erstmals Helmarshausener Prachthandschriften von erlesener Qualität, fast durchgängig Evangeliare, wenn auch mittlerer, handlicher Größe, die für den Export gearbeitet wurden.125 Bis zur Jahrhundertmitte standen die Buchmaler im besonderen Interesse der Auftraggeber, so dass sich Helmarshausener Miniatu- ren nicht selten in Handschriften befinden, die nicht von Helmarshausener Schreibern stammen. Techni- sches Wissen und seine Tradierung, wie es die Sche- dula des Theophilus für die schwierige Abstimmung der Farben und Tinten bei beidseitig bearbeiteten Per- gamentblättern beschreibt, waren die Grundlage für die ungewöhnlich qualitätsvolle Schmuckhaftigkeit der Buchmalerei. Für einige, möglicherweise am späteren Ort ihrer Verwendung geschriebene Exporthandschrif- ten, darunter das Evangeliar in Gnesen, dürfte es zu komplizierten Mischungsverhältnissen von Helmars- hausener Buchmalerei(-technik) in der Ornamentik und fremden Vorlagen oder Kräften im figürlichen Be- reich gekommen sein. 112 Um 1150 scheint sich die Handschriftenproduktion ausgeweitet zu haben. Es entstanden nun vor allem liturgische Prachthandschriften für auswärtige Bestel- ler. Alle Arbeiten wurden in Helmarshausen gebün- delt, also für den Export geschrieben und zugleich illuminiert. Allerdings scheinen die Auftraggeber nur noch aus dem lokalen, d. h. sächsischen Einzugsbe- reich, zu stammen. Dies ist im gewissen Sinne eine Provinzialisierung, die sich vielleicht auch im Abbruch des literarischen Horizonts bei den Werken der mo- derni mit Rupert von Deutz (gest. 1129/30) im Hel- marshausener Bestand fassen lässt. Insbesondere die Arbeit für Corvey scheint unter dessen neuen Abt Wibald besonders intensiv gewesen zu sein. Erstmals treten Laien als Besteller auf. Im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts ergibt sich wiederum eine Weitung des Horizonts, was Buchauf- gaben und Buchschmuck angeht, wofür diesmal heraus- ragende Aufträge eines Laien, nämlich Heinrichs des Löwen, ausschlaggebend waren. Von ungekannter Pracht ist nicht nur ein vermutlich über englische Vor- gaben angeregter neuer Buchtypus wie der Pracht- psalter für Laien, der für die Herzogin Mathilde reali- siert wird, sondern es erreicht auch das als Buchauf- gabe traditionellere, in Helmarshausen führende Evan- geliar im Codex für die Braunschweiger Stiftskirche ei- nen im 12. Jahrhundert unübertroffenen Ausstattungs- luxus in Umfang und Anspruch des Buchschmucks. So findet man in Helmarshausen vom theologischen Pro- gramm her Anschluss an anspruchsvolle neue Bildfor- men wie im Stammheimer Missale aus St. Michael in Hildesheim. Die auf das Evangeliar Heinrichs des Löwen folgen- den Codices sind durch eine Arbeitsteilung gekenn- zeichnet, in der nicht mehr untergeordnete Kräfte ei- ner maßgeblichen Richtung („Heriman“) zuarbeiten wie zuvor im Evangeliar Heinrichs des Löwen, son- dern gleichberechtigte Individuen nebeneinander tre- ten. Im Trierer Evangeliar erfolgt die Zuweisung der Arbeiten an die ihnen jeweils am besten gewachsenen Hände bis in die Miniaturen hinein. Körperlichkeit und Beweglichkeit der Figuren sowie ausdrucksstarke Gesichts- und Inkarnatgestaltung sind nun die leiten- den Problemstellungen. Dieses neue, nicht mehr ein- fach in die tradierte Bildform integrierbare Figuren- ideal ohne jede romanische Gebundenheit stellt, eben- so wie die bald im Zackenstil vollzogene, fast völlige Aufgabe der Ornamentik, den totalen Bruch mit den Helmarshausener Wurzeln einer mit ottonischen Ele- menten angereicherten, ornamental bestimmten Va- riante romanischer Buchmalerei dar. Mit dem Weg- fall der Ornamentik war dasjenige Element, das wohl immer wieder herausragende figürliche Buchmaler in die Kooperation mit Helmarshausen geführt hatte, ver- loren. Eine eigenständige figürliche Kunst in Verbin- dung mit der Malerei Englands, insbesondere den jüngeren Händen der Winchesterbibel, in der sich frühgotische und aktuelle byzantinische Elemente ver- banden, konnte sich in Helmarshausen nicht mehr entwickeln. Dass die Rezeption dieser Malerei in Helmarshau- sen keine bleibende Heimat mehr fand, scheint das Ende der dortigen Buchmalerei besiegelt zu haben. Außer diesem Stilwandel gab es andere Entwicklun- gen, die für das schnelle Ende der Herstellung von 113 Prachthandschriften um 1200 eine Rolle gespielt ha- ben dürften. Von der Entwicklung des Psalters zur do- minanten Buchaufgabe, der nicht mehr für Kleriker, sondern für vornehme Laien, vor allem Frauen ent- stand, profitierten vor allem die Skriptorien in den großen Bischofsstädten.126 Nicht nur in Helmarshau- sen, das fern von der nächsten größeren Stadt lag, sondern auch in anderen Feldklöstern wie Lamsprin- ge und Hamersleben kam damals die Buchmalerei zum Erliegen.127 In den aufblühenden Städten arbeite- ten nun vermehrt Laien als Berufsmaler, die mit wechselnden Skriptorien zusammenarbeiten und au- ßerhalb der Buchmalerei ihr Einkommen finden konnten, so dass sie in jeder Hinsicht beweglicher wa- ren.128 Für den Besteller eines Luxuspsalters war daher die Wahl der Malerwerkstatt oft fast wichtiger als das Skriptorium, denn ein Psalter war in der sich verbrei- tenden, stark vereinheitlichten frühgotischen Minus- kel und von seinen Formularen her viel einfacher zu realisieren als jede liturgische Handschrift.129 Neben dem Aufkommen der Städte und der Bettel- orden, die nach Reformversuchen viele Laien, darun- ter auch Vertreter der Führungseliten, für sich einneh- men konnten, war es schließlich wohl auch die mit dem Ausbau der einzelnen Landesherrschaften fort- schreitende Territorialisierung, welche die Bedeutung der alten Benediktinerklöster und das überregionale monastische Beziehungsgeflecht schädigte. Dieses hatte einen wesentlichen Teil der Buchproduktion und der übrigen Aktivitäten eines Klosters wie Helmars- hausen getragen. Der in den letzten Jahren von Hein- rich dem Löwen als Vogt des Klosters einsetzende Kampf um den Status als freies, nur Rom unterstelltes Reichskloster nach dem Muster Corveys führte den Konvent in Opposition zu dem so lange als Partner empfundenen Bischof von Paderborn. Die Auseinan- dersetzung war nicht nur Ausdruck des seit fast ei- nem Jahrhundert gewachsenen Selbstbewusstseins, sondern auch der verzweifelte Versuch, unter dem Druck der Territorialisierung das essentielle Netzwerk zu bewahren. Schon der als Projekt in Corvey nicht mehr fortgeführte Liber Vitae, den Helmarshausen 1158-1160 für Corvey schuf, kündigte das Ende der im geistlichen Beziehungsnetz gedeihenden monasti- schen Variante der von Prachtcodices bestimmten Buchkultur an; dieses Ende hatten möglicherweise nur die Aufträge Heinrichs des Löwen noch einmal herausgeschoben. 114 Anmerkungen 1 Vgl. Bernd Schneidmüller, Kronen im goldglänzenden Buch, S. 123ff.; Harald Wolter-von dem Knesebeck, Göttliche Weis- heit und Heilsgeschichte, S. 147ff. 2 Grundlegend zum Helmarshausener Skriptorium vor allem Franz Jansen, Die Helmarshausener Buchmalerei zur Zeit Heinrichs des Löwen, Phil. Diss. Frankfurt/M. 1930, Hildes- heim/Leipzig 1933, Reprint Bad Karlshafen 1985 und Göttingen 1999; Georg Swarzenski, Aus dem Kunstkreis Heinrichs des Löwen, in: Städel-Jahrbuch 7/8 (1932), S. 241-397; Karl Her- mann Usener, Buchmalerei bis 1200, in: Kunst und Kultur im Weserraum 800-1600, Ausstellungskatalog Corvey 1966, Müns- ter 1966, Bd. 1-2, bes. Bd. 2, S. 464-469, sowie ebd., Kat.-Nr. 178-195 (Karl Hermann Usener/Herbert Köllner); Elisabeth Klemm, Helmarshausen und das Evangeliar Heinrichs des Lö- wen, in: Evangeliar Heinrichs des Löwen. Faksimile und Kom- mentar zum Faksimile, hg. v. Dietrich Kötzsche, Frankfurt/M. 1989, S. 42-76. Das in der Beschreibung der Codices hilfreiche Buch von Ekkehard Krüger, Die Schreib- und Malwerkstatt der Abtei Helmarshausen bis in die Zeit Heinrichs des Löwen (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 21), Bd. 1-3, Darmstadt/Marburg 1972, zugleich Phil. Diss. Marburg 1972, ist paläographisch überholt durch Hartmut Hoffmann, Bücher und Urkunden aus Helmarshausen und Corvey (MGH Studien und Texte 4), Hannover 1992. 3 Annegret Wenz-Haubfleisch, Reliquientranslation und geist- liches Beziehungsnetz. Die Übertragung des heiligen Modoald von Trier nach Helmarshausen (1107), in: Studien zur Geschich- te des Mittelalters. Jürgen Petersohn zum 65. Geburtstag, hg. v. Matthias Thumser, Annegret Wenz-Haubfleisch, Peter Wie- gand, Stuttgart 2000, S. 100-121. 4 Arthur Haseloff, Eine thüringisch-sächsische Malerschule des 13. Jahrhunderts (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 9), Straßburg 1897, S. 336ff. Siehe auch die in Anm. 2 zitierte Li- teratur sowie die Ausstellungskataloge: Stadt im Wandel. Kunst und Kultur des Bürgertums in Norddeutschland 1150-1650, hg. v. Cord Meckseper, Ausstellungskatalog Braunschweig 1985, Stuttgart-Bad Cannstatt 1985, Bd. 1-4, bes. Bd. 2, Kat.-Nr. 1025- 1030 (Renate Kroos); Wolfenbütteler Cimelien. Das Evangeliar Heinrichs des Löwen in der Herzog August Bibliothek, Ausstel- lungskatalog Wolfenbüttel 1989, Weinheim 1989, S. 122-144 (Renate Kroos); Heinrich der Löwe und seine Zeit. Herrschaft und Repräsentation der Welfen 1125-1235, hg. v. Jochen Luck- hardt und Franz Niehoff, Ausstellungskatalog Braunschweig 1995, München 1995, Bd. 1-3, bes. Bd. 1, Kat.-Nr. D 12 (Jutta Desel), D 31 (Joachim M. Plotzek), D 93 (Janet Backhouse), G 70, G 75-G 80 (Barbara Klössel). 5 Hans Belting, Zwischen Gotik und Byzanz. Gedanken zur Ge- schichte der sächsischen Buchmalerei im 13. Jahrhundert, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 41 (1978), S. 217-257, bes. S. 220- 232; Elisabeth Klemm, Beobachtungen zur Buchmalerei von Helmarshausen, am Beispiel des Evangelistenbildes, in: Hel- marshausen und das Evangeliar Heinrichs des Löwen. Bericht über ein wissenschaftliches Symposion in Braunschweig und Helmarshausen, hg. v. Martin Gosebruch und Frank N. Stei- gerwald (Schriftenreihe der Kommission für Niedersächsische Bau- und Kunstgeschichte bei der Braunschweigischen Wis- senschaftlichen Gesellschaft 4), Göttingen 1992, S. 133-164; Ur- sula Nilgen, Theologisches Konzept und Bilderorganisation im Evangeliar Heinrichs des Löwen, in: Zeitschrift für Kunstge- schichte 52 (1989), S. 301-333. 6 Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2). Für die Diplomatik vgl. da- neben Walter Heinemeyer, Ältere Urkunden und ältere Ge- schichte der Abtei Helmarshausen, in: Archiv für Diplomatik 9/10 (1963/64), S. 299-368. 7 Gerd Bauer, Corvey oder Hildesheim? Zur ottonischen Buch- malerei in Norddeutschland, Phil. Diss. Hamburg 1977; Rainer Kahsnitz, Frühottonische Buchmalerei, in: Otto der Große. Magdeburg und Europa, hg. v. Matthias Puhle, Ausstellungs- katalog Magdeburg 2001, Mainz 2001, Essayband, S. 225-250, bes. S. 230-240, im zugehörigen Katalogband Kat.-Nr. IV.7-IV.15 (Rainer Kahsnitz). 8 Zum Cicerocodex, Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußi- scher Kulturbesitz, Ms. lat. fol. 252, vgl. Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 62f.; Ausstellungskatalog Heinrich der Löwe (wie Anm. 4), Bd. 1, Kat.-Nr. G 68 (Andreas Fingernagel). Zum Liber Vitae, Münster, Nordrhein-Westfälisches Staatsar- 115 chiv, Msc. I Nr. 133, vgl. Der Liber Vitae der Abtei Corvey (Ver- öffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen XL. Westfälische Gedenkbücher und Nekrologien 2), hg. v. Karl Schmid und Joachim Wollasch, Bd. 1-2, Wiesbaden 1983/89; Ausstellungskatalog Heinrich der Löwe (wie Anm. 4), Bd. 1, Kat.-Nr. G 70 (Barbara Klössel); Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 34f., 88, sowie S. 32f. zur Prunkurkunde, Münster, Nord- rhein-Westfälisches Staatsarchiv, KU 105, und S. 27f. zu der ge- nauen Kopie dieser Prunkausfertigung in London, British Li- brary, Egerton Charter 620, zudem S. 60f. zu den Ausfertigun- gen Corveyer Schreiber in Münster, Nordrhein-Westfälisches Staatsarchiv, KU 106, 107. 9 Hierzu sowie allgemein zur Geschichte des Klosters: Friedrich Pfaff, Die Abtei Helmarshausen. Ein Beitrag zur älteren Ge- schichte der Landschaft an der unteren Diemel, Kassel 1911, S. 21f., Nachdruck in: Zeitschrift des Vereins für hessische Ge- schichte und Landeskunde 44 (1910), S. 188-286, 45 (1911), S. 1- 80. Kurt Günther, Territorialgeschichte der Landschaft zwi- schen Diemel und Oberweser vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, Marburg 1959, S. 257-319, bes. S. 261f. 10 Vgl. Heinz Stoob, Doppelstädte, Gründungsfamilien und Stadtwüstungen im engrischen Westfalen, in: Ostfälisch-weser- ländische Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde, hg. v. Heinz Stoob (Kunst und Kultur im Weserraum 800-1600, Aus- stellung Corvey 1966, Bd. 3: Forschungsband, Veröffentlichun- gen des Provinzialinstituts für Westfälische Landes- und Volks- kunde Reihe 1, Heft 15), Münster 1970, S. 113-147, bes. S. 114ff. 11 Karlotto Bogumil, Das Bistum Halberstadt im 12. Jahrhun- dert. Studien zur Reichs- und Reformpolitik des Bischofs Rein- hard und zum Wirken der Augustiner-Chorherren (Mitteldeut- sche Forschungen 69), Köln - Wien 1972. 12 Eckhard Freise, Roger von Helmarshausen in seiner monasti- schen Umwelt, in: Frühmittelalterliche Studien 15 (1981), S. 180-287. 13 Klaus Naß, Der Auctorkult in Braunschweig und seine Vor- läufer im früheren Mittelalter, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 62 (1990), S. 153-207; Wenz-Haubfleisch, Reliquientranslationen (wie Anm. 3), S. 100-121. 14 Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2). 15 Man war dem Paderborner Bischof plenae fraternitatis com- munione coniunctus; vgl. Translatio sancti Modoaldi, hg. von Philipp Jaffé, MGH SS 12 (1856), S. 289-310, bes. S. 292 (c. 5); Translatio Sancti Modoaldi. Die Überführung der Reliquien des Heiligen Modoald von Trier nach Helmarshausen, übersetzt v. Hans Joachim Spernal, hg. v. Ernst.-H. Garkisch (Beiträge zur Geschichte der Stadt Karlshafen und des Weser-Diemel-Ge- biets 9), Bad Karlshafen 1999, S. 27; Wenz-Haubfleisch, Reli- quientranslationen (wie Anm. 3), S. 102. 16 Gabriele Mietke, Die Bautätigkeit Bischof Meinwerks von Pa- derborn und die frühchristliche und byzantinische Architektur (Paderborner Theologische Studien 21), Paderborn 1991, bes. S. 113ff., mit Hinweis auf Meinwerks Urkunde von 1036. Zu Wino vgl. auch Freise, Roger (wie Anm. 12), S. 254ff. 17 Mietke, Bautätigkeit (wie Anm. 16), S. 180ff. 18 Vgl. Freise, Roger (wie Anm. 12), S. 253ff. 19 Vgl. ebd., S. 261ff., 272ff. 20 Zu Thietmar II. vgl. ebd., S. 257ff., zu der möglicherweise bis 1120 dauernden Amtszeit vgl. Naß, Auctorkult (wie Anm. 13), S. 161; Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 39f., S. 75f. kri- tisch zu der vermuteten Herkunft aus Corvey. 21 Vgl. Pfaff, Abtei Helmarshausen (wie Anm. 9), S. 21f. 22 London, British Library, Harley 3030; vgl. Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 18, 28. 23 Ebd., S. 67-70; Hartmut Hoffmann, Das Skriptorium von Essen in ottonischer und frühsalischer Zeit, in: Kunst im Zeit- alter der Kaiserin Theophanu. Akten des Internationalen Collo- quiums veranstaltet vom Schnütgen-Museum Köln 13.-15. Juni 1991, hg. v. Anton von Euw und Peter Schreiner, Köln 1993, S. 113-153, bes. S. 129 mit dem Zitat. 24 Trier, Domschatz, Ms. 137/133/65, 138/64, 139/110/68, vgl. Klemm, Helmarshausen (wie Anm. 2), S. 46; Dies., Beobach- tungen (wie Anm. 5), S. 134ff.; Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 67ff. Dazu kommt noch das dem Evangeliar Trier 138 durch Händegleichheit verbundene Evangeliar aus Rhoden in Waldeck: Göttingen, SUB, Cod. theol. 37; vgl. ebd., S. 68. 25 Frauke Steenbock, Der kirchliche Prachteinband im frühen Mittelalter, Berlin 1965, Kat.-Nr. 79; Ausstellungskatalog Orna- menta Ecclesiae. Kunst und Künstler der Romanik. Ausstel- 116 lungskatalog Köln 1985, hg. v. Anton Legner, Bd. 1-3, Köln 1985, Bd. 1, Kat.-Nr. C 20 (Anton von Euw). 26 Klemm, Beobachtungen (wie Anm. 5), S. 134ff., bes. S. 137ff. 27 Hannover, Kestner-Museum, W.M. XXIa, 37, vgl. Ferdinand Stuttmann, Der Reliquienschatz der Goldenen Tafel des St. Michaelisklosters in Lüneburg, Berlin 1937, S. 53-62, Taf. 25, 52-60; Regine Marth, Der Schatz der Goldenen Tafel. Kestner- Museum Hannover, Hannover 1994, S. 27, Abb. 29-31; Hoff- mann, Bücher (wie Anm. 2), S. 129; Helmar Härtel, Hand- schriften des Kestner-Museums zu Hannover (Mittelalterliche Handschriften in Niedersachsen 11), Wiesbaden 1999, S. 15-19. 28 Johannes Linneborn, Inventar des Archivs des Bischöflichen Generalvikariats zu Paderborn (Veröffentlichungen der Histori- schen Kommission der Provinz Westfalen, Inventare der nicht- staatlichen Archive der Provinz Westfalen, Beiband 2,1), Müns- ter 1920, Inventar S. 13, Nr. 19, vgl. Freise, Roger (wie Anm. 12), S. 292, Nr. 100; Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 19. 29 Wenz-Haubfleisch, Reliquientranslationen (wie Anm. 3), S. 119 nennt ihn einen „Reliquiensammler“. 30 Zu den Remaclusreliquien und den Verbindungen nach Stablo vgl. Freise, Roger (wie Anm. 12), S. 250ff., 258; Wenz-Haub- fleisch, Reliquientranslationen (wie Anm. 3), S. 119; zu Köln vgl. Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 77, 130; zu den Pader- borner Verbindungen nach Trier vgl. Freise, Roger (wie Anm. 12), S. 266ff. 31 Vgl. Translatio sancti Modoaldi, ed. Jaffé (wie Anm. 15), S. 292 (c. 5); Überführung der Reliquien, ed. Garkisch (wie Anm. 15), S. 27. 32 Translatio sancti Modoaldi, ed. Jaffé (wie Anm. 15); Überfüh- rung der Reliquien, ed. Garkisch (wie Anm. 15), zu Datierung der Teile vgl. Naß, Auctorkult (wie Anm. 13), bes. S. 164f. 33 Vgl. die lobenden Worte, die Abt Stephan II. von St. Jakob in Lüttich für diese Tat Thietmars II. in einem Brief fand, ediert in: Translatio sancti Modoaldi, ed. Jaffé (wie Anm. 15), S. 285- 286, Fußnote *; Überführung der Reliquien, ed. Garkisch (wie Anm. 15), S. 14-16. 34 Marburg, Hessisches Staatsarchiv, K 238; vgl. Hoffmann, Bü- cher (wie Anm. 2), S. 30ff., 91-130 (Kommentar und Edition), bes. S. 93. 35 Vgl. ebd., S. 80, 118. 36 Freise, Roger (wie Anm. 12), S. 182f., 199ff. 37 Naß, Auctorkult (wie Anm. 13), bes. S. 178ff. 38 Ebd., bes. S. 178ff. 39 Freise, Roger (wie Anm. 12), S. 249ff., 266, 277ff. 40 Translatio sancti Modoaldi, ed. Jaffé (wie Anm. 15), S. 306 (c. 36); Überführung der Reliquien, ed. Garkisch (wie Anm. 15), S. 53f., vgl. Freise, Roger (wie Anm. 12), S. 272, 274, 283. 41 Translatio sancti Modoaldi, ed. Jaffé (wie Anm. 15), bes. S. 295f., (c. 11), S. 297 (c. 16); vgl. Überführung der Reliquien, ed. Garkisch (wie Anm. 15), S. 33, 36. Hier erscheint die Überset- zung des Passus aus c. 11, ebd. S. 33, in welcher der Abt Thiet- mar II. gegenüber dem Trierer Erzbischof die Bemühungen sei- nes Konvents im Dienst an Gott schildert, intentionem et stu- dium sui suorum servitii, ornatum in varia operositate picturae diversaeque suppellectis sui monasterii, mit „seinen und seiner Brüder nicht nachlassender Eifer im Dienste an Gott, der seinen Ausdruck findet in der vielfältigen Beschäftigung mit Buchma- lerei und der Herstellung edler Kirchengeräte in seinen Kloster- werkstätten“ zumindest für die Buchmalerei nicht gesichert, da sie eher von einer durch die erhaltenen, aber durchweg späte- ren Werke geweckten Erwartungshaltung ausgeht als vom Wortlaut des Textes, der bei dem allgemein gehaltenen Passus picturae jede Art von Malerei, z. B. auch Bildstickerei, meinen könnte. So schmückten nach der Translatio Modoaldi beim Ein- zug der Reliquien Wandbehänge die Wände der Helmarshau- sener Klosterkirche; vgl. Translatio sancti Modoaldi, ed. Jaffé (wie Anm. 15), bes. S. 309 (c. 45); Überführung der Reliquien, ed. Garkisch (wie Anm. 15), S. 60 (c. 45). 42 Freise, Roger (wie Anm. 12), S. 249ff., bes. S. 252. 43 Ebd., S. 193ff., 281ff. 44 Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 69 Gud. lat.; vgl. ebd., S. 281; zu dem Codex siehe auch Ausstellungs- katalog Wolfenbütteler Cimelien (wie Anm. 4), S. 105-107 (Hel- mar Härtel); Ausstellungskatalog Heinrich der Löwe (wie An- m. 4), Bd. 1, Kat.-Nr. G 71 (Birgit Bänsch); Textedition bei Theophilus, De Diversis Artibus, hg. (mit englischer Überset- zung) von C. R. Dodwell, London 1961. 45 Naß, Auctorkult (wie Anm. 13), S. 179f. 117 46 Freise, Roger (wie Anm. 12), S. 251ff., 266; Wenz-Haub- fleisch, Reliquientranslationen (wie Anm. 3), S. 115. 47 Freise, Roger (wie Anm. 12), S. 212, 277; zur Frage des Zeit- punkts seines Amtsantrittes vgl. Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 39f., S. 80 zu seiner Verbindung mit Wibald und Helmars- hausen. 48 Ebd., S. 75. Die Urkunde mit der Gründungsgeschichte, Han- nover, Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv, Cal. Or. 100 Rein- hausen, Nr. 2, ist ediert in: Urkundenbuch des Klosters Rein- hausen, ed. v. Manfred Hamann, (Göttingen-Grubenhagener Urkundenbuch, 3. Abteilung, Veröffentlichungen der Histori- schen Kommission für Niedersachsen und Bremen XXXVII, Quellen und Untersuchungen zur Geschichte Niedersachsens 14), Hannover 1991, S. 34-37, Nr. 11. Von einer Helmarshause- ner Hand stammt eine Urkunde des Abtes Reinhard von Rein- hausen vom 6. Januar 1135, Hannover, Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv, Cal. Or. 100 Reinhausen, Nr. 1, vgl. ebd., S. 30f., Nr. 9; Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 21. 49 Zu dem Vorgang und seiner Schilderung bei Rupert vgl. ebd., S. 83f. 50 Vgl. Die Reinhardsbrunner Briefsammlung, hg. v. Friedel Peeck (MGH Epistolae selectae V), Weimar 1952, Brief Nr. 34, vgl. auch Nr. 11, 23, 34, 35, 55. 51 Vgl. Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 84. 52 Reinhardsbrunner Briefsammlung, ed. Peeck (wie Anm. 50), Briefe Nr. 2, 10, 27, 31, 34, 47, 48, 50, 51, 54, 55, 58, 72, 83, 92. 53 Ebd., Briefe Nr. 35, 97. 54 Los Angeles (Malibu), Getty Foundation, Ms. Ludwig II 3; vgl. Anton von Euw und Joachim M. Plotzek, Die Handschrif- ten der Sammlung Ludwig, Bd. 1, Köln 1979, S. 153-158, bes. S. 156 zu den Übereinstimmungen mit den Helmarshausener Goldschmiedewerken; Klemm, Helmarshausen (wie Anm. 2), S. 49f., 53; Dies., Beobachtungen (wie Anm. 5), S. 141ff. Der Codex ist erstmals im 19. Jahrhundert in die Sammlung C. Fairfax Murray faßbar. 55 Auch bei den Trierer Evangeliaren 138 und 139 wurden allein die Evangelistensymbole von Canon X, für die Platz eingeplant war, nicht ausgeführt; vgl. Klemm, Helmarshausen (wie Anm. 2), S. 49, Anm. 60. 56 Klemm, Beobachtungen (wie Anm. 5), S. 143. 57 Von Euw und Plotzek, Handschriften (wie Anm. 54), S. 156; Klemm, Beobachtungen (wie Anm. 5), S. 143, 147; zum Evan- geliar, Köln, Historisches Archiv, W 312a, zudem Ausstellungs- katalog Ornamenta Ecclesiae (wie Anm. 25), Bd. 2, Kat.-Nr. E 76 (Roswitha Neu-Kock) mit zahlreichen Farbabbildungen. 58 Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Dom Hs. 59; vgl. Ornamenta Ecclesiae (wie Anm. 25), Bd. 1, Kat.-Nr. A 20 (Anton von Euw); Ausstellungskatalog Heinrich der Löwe (wie Anm. 4), Bd. 1, Kat.-Nr. C 9 (Thomas Stangier); Glaube und Wissen im Mittelalter. Die Kölner Dombibliothek, Ausstellungskatalog 1998, Köln 1998, Kat.-Nr. 30 (Joachim M. Plotzek). 59 Vgl. von Euw und Plotzek, Handschriften (wie Anm. 54), S. 156. 60 Zur dieser Hintergrundgestaltung als typischem Element ro- manischer Buchmalerei vgl. Rainer Kahsnitz, Die Ornamentik, in: Evangeliar Heinrichs des Löwen. Faksimile (wie Anm. 2), S. 244-287, bes. S. 264f. 61 Zum Cicerocodex für Corvey vgl. oben Anm. 8; zu den beiden für den Bremer Erzbischof Hartwig (1148-1168) von maasländi- schen Buchmalern illuminierten Codices, dem Decretum Gratiani und dem Großen Lombardpsalter, Bremen, Staats- und Universitätsbibliothek, Ms. a. 142 und Ms. a. 244, vgl. Ausstellungskatalog Heinrich der Löwe (wie Anm. 4), Bd. 1, Kat.-Nr. G 10, G 11 (Harald Wolter-von dem Knesebeck). 62 Vgl. Ausstellungskatalog Glaube und Wissen im Mittelalter (wie Anm. 58), Abb. S. 188. 63 Vgl. z.B. Bernward von Hildesheim und das Zeitalter der Ottonen, hg. v. Michael Brandt und Arne Eggebrecht, Ausstellungskatalog Hildesheim 1993, Mainz 1993, Bd. 2, Kat.- Nr. II-23 (Hartmut Hoffmann) zur Heiratsurkunde (Wolfenbüt- tel, Niedersächsisches Staatsarchiv, 6 Urk. 11) sowie zur Ziersei- te des Johannesevangeliums im Corveyer Evangeliar aus dem Evangeliar in Reims (Bibliothèque Municipale, Ms. 10, heute Baltimore, The Walters Art Gallery, Ms. W 751, fol. 137v); vgl. ebenda, Kat.-Nr. VI-69 (Ulrich Kuder). 64 Zu den Vergleichen vgl. allgemein von Euw und Plotzek, Handschriften (wie Anm. 54), S. 153f., 156. 118 65 Vgl. Usener, Buchmalerei (wie Anm. 2), S. 467f. 66 Vgl. Kahsnitz, Ornamentik (wie Anm. 60), bes. S. 274f., 282ff. 67 Vgl. Klemm, Helmarshausen (wie Anm. 2), S. 51, 53. 68 Zu dem Evangeliar in Gniezno/Gnesen, Bibliothek des Dom- kapitels, Ms. 2, und dem ehem. in der Murhardschen Landes- bibliothek Kassel, 2° Ms. theol. 59, verwahrten Lippoldsberger Evangeliar vgl. ebd., S. 51ff., Anm. 76, S. 53ff., Anm. 82; Kahs- nitz, Ornamentik (wie Anm. 60), passim; Klemm, Beobach- tungen (wie Anm. 5), S. 151; zum Evangeliar in Gnesen dem- nächst Andrea Worm, in: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft; zum Lippoldsberger Codex zudem Fritz Haeberlein, Hardehäuser Evangeliar, in: Religiöse Kunst aus Hessen und Nassau, Kritischer Gesamtkatalog der Ausstellung Marburg 1928, hg. v. Hermann Deckert, Robert Freyhan, Kurt Steinbart, Marburg 1932, Textband, Tafelband 1-2, S. 94-101, Taf. 152-167; Ders., Das sog. Hardehausener Evangeliar (Lan- desbibl. Kassel, ms. theol. 59) und seine Stellung in der deut- schen Malerei des 12. Jahrhunderts. Zugleich ein Beitrag über formale und farbige Werkstattgesetze mittelalterlicher Maler- schulen, Düsseldorf 1936, zugleich Phil. Diss. Marburg 1931. 69 Zu der Frage nach einem Helmarshausener Zyklus neutesta- mentlicher Szenen aus der Zeit des Evangeliars in Malibu vgl. Anton von Euw, Zur Problematik stilverwandter Phänomene. Vom Evangeliar Ludwig Ms. II 3 in Malibu zum Evangeliar Her- zog Heinrichs des Löwen, in: Jahrbuch der Berliner Museen N. F. 29/30 (1987/88), S. 37-46; kritisch hierzu Klemm, Helmars- hausen (wie Anm. 2), S. 56. 70 Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. Lat. 17325; vgl. Carl Nor- denfalk, A German Romanesque Lectionary in Paris: its Date and Origin, in: The Burlington Magazine 130 (1988), S. 4-9; zu- stimmend Klemm, Helmarshausen (wie Anm. 2), S. 54f., und François Avril und Claudia Rabel, Manuscrits enluminés d’o- rigine germanique, Bd. 1: Xe-XIVe siècle, Paris 1995, S. 117-119; kritisch Claudia Höhl, Ottonische Buchmalerei in Prüm (Euro- päische Hochschulschriften, Reihe XXVIII, Kunstgeschichte 252), Frankfurt/Main u.a., 1994, S. 25, sowie Andrea Worm, die diesen Codex in ihrer Augsburger Dissertation behandeln wird und der ich für ihre Hinweise sehr dankbar bin. 71 Vgl. Freise, Roger (wie Anm. 12), S. 271f.; Wenz-Haub- fleisch, Reliquientranslationen (wie Anm. 3), S. 110ff.; dort auch zu dem eng mit Prüm verbundenen Münstereifel, der nächsten Wegstation des Zuges mit den Reliquien des Modoal- dus, dessen Wandmalereien Nordenfalk, Lectionary (wie Anm. 70), S. 6f., mit dem Perikopenbuch in Paris verglich. 72 Vgl. Harald Wolter-von dem Knesebeck, Lamspringe, ein unbekanntes Skriptorium des Hamersleben-Halberstädter Re- formkreises zur Zeit Heinrichs des Löwen, in: Ausstellungs- katalog Heinrich der Löwe (wie Anm. 4), Bd. 2, S. 468-477, bes. S. 476. 73 So wird in den verschiedenen Redaktionen der Schedula des Theophilus die Herstellung des Farbstoffes für die Purpurgrün- de der Zierseiten, d.h. rotem bzw. purpurnem Folium, ebenso beschrieben wie der Auftrag der goldenen und silbernen Grün- de und Muster von hoher Qualität und Stabilität gegenüber Kor- rosionseffekten, wie sie etwa das Evangeliar Heinrichs des Lö- wen aufweist; vgl. Virginia Roehrig Kaufmann, Malanleitungen im Buch I De diversis artibus des Theophilus und ihre Anwen- dung im Evangeliar Heinrichs des Löwen, in: Ausstellungskata- log Heinrich der Löwe (wie Anm. 4), Bd. 2, S. 301-312, bes. S. 306f. 74 Diese Hand beschrieb daher die Rückseiten der Evangelisten (Ende der Kanontafeln bei Matthäus) und der Initialzierseiten sowie die Anfänge der Evangelien in den Codices der Evangelis- ten. Sie kehrt wieder in dem Fragment eines Exameron des Ambrosius (Münster, Nordrhein-Westfälisches Staatsarchiv, VII 2b Nr. 2, 10 und 35, VII 2d, Nr. 6) sowie in dem Proverbienkom- mentar des Beda oder des Hrabanus Maurus, Kopenhagen, Kongelige Bibliotek, Fragm.saml. 11b Nr. 1703 (aus einem Rech- nungsband des späten 16. Jahrhunderts der St. Olai-Kirche in Helsingor); vgl. Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 25f., 36f. 75 Von Euw und Plotzek, Handschriften (wie Anm. 54), S. 153. 76 In Fragmenten sind Helmarshausener Abschriften folgender Werke Ruperts erhalten: Münster, Nordrhein-Westfälisches Staatsarchiv, Mscr. VII 2b Nr. 24, In Deuteronomium II, In Apo- calypsim; von selber Hand ebenda VII 2b Nr. 38, In Aggaeum (sowie ein Fragment von Flavius Iosephus, Antiquitates, eben- da, VII 2a Nr. 128); vgl. Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 35ff., 83f. 119 77 Prag, Bibliothek des Metropolitankapitels, Cim. 2; vgl. Kahs- nitz, Frühottonische Buchmalerei (wie Anm. 7), S. 231, 234ff., Abb. 1-3. 78 Vgl. Hiltrud Westermann-Angerhausen, „Die Tragaltäre des Rogerus in Paderborn“ – Der Wandel eines mittelalterlichen Künstlerbildes zwischen Alois Fuchs und Eckhart Freise, in: Helmarshausen und das Evangeliar Heinrichs des Löwen (wie Anm. 5), S. 63-78, bes. S. 69-75; sowie Ursula Mende in diesem Band. 79 Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 70; vgl. auch Freise, Roger (wie Anm. 12), S. 226ff. Zu Reliquienübertragungen an Abdinghof vgl. NAß, Auctorkult (wie Anm. 13), bes. S. 179, mit Verweis auf das Reliquienverzeichnis im Abdinghofer Evange- liar in Kassel, MuLB, 2° Ms. theol. 60, fol. 53r und 80r. Zu die- sem Codex vgl. unten Anm. 118. 80 Trier, Bistumsarchiv, Abt. 95, Nr. 62, vgl. Ausstellungskatalog Kunst und Kultur im Weserraum (wie Anm. 2), Bd. 2, Kat.-Nr. 186 (Karl Hermann Usener/Herbert Köllner); Freise, Roger (wie Anm. 12), S. 229f.; Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 69f. 81 Auch die Federzeichnungsinitialen des Abdinghofer Codex, die an Kölner bzw. rheinisch-maasländische Codices erinnern, weisen bisweilen dieses Fünfblatt mit Kreuzform auf und sind daher ebenfalls Helmarshausener Produkte, vgl. z. B. die Ini- tiale zur Vita Bavos auf fol. 3r, Foto Marburg, Nr. 238421, weite- re Initialen abgebildet bei Krüger, Schreib- und Malwerkstatt (wie Anm. 2), Abb. 89-93. 82 Freise, Roger (wie Anm. 12), S. 228ff.; Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 70. 83 Kopenhagen, Kongelige Bibliotek, Thott 21, 4° und Uppsala, Universitetsbibliotek, C 83; vgl. Klemm, Helmarshausen (wie Anm. 2), S. 50f., Anm. 73 und 75; Dies., Beobachtungen (wie Anm. 5), S. 151ff.; Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 26f., 41f.; Living words & luminous pictures: medieval book culture in Denmark, Ausstellungskatalog und Essayband, hg. v. Erik Petersen, Kopenhagen 1999, bes. Katalogband, Kat.-Nr. 8-9 (Erik Petersen). 84 Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 26f., Zitat S. 26. 85 Vgl. Freise, Roger (wie Anm. 12), S. 210, 219ff., 274ff. 86 So ein Jeremias-Kommentar des Hieronymus aus dem ersten Drittel des 12. Jahrhunderts, dessen Fragment aus Eiderstedti- schen Rechnungsbüchern von 1611 stammt; Kopenhagen, Kon- gelige Bibliotek, Fragm.saml. 21 Nr. 3177-3179; vgl. Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 26, und die bereits erwähnten Frag- mente eines Kommentars des Beda oder Hrabanus Maurus, vgl. oben Anm. 74. 87 Translatio Mododaldi, ed. Jaffé (wie Anm. 15), S. 309 c. 44; Überführung der Reliquien, ed. Garkisch (wie Anm. 15), S. 59 c. 44. Zu den engen Verbindungen Corveys zu Helmarshausen vgl. Freise, Roger (wie Anm. 12), S. 205-219, 253-276; Naß, Auctorkult (wie Anm. 13), S. 180; wenz-Haubfleisch, Reli- quientranslationen (wie Anm. 3), S. 114. 88 Leipzig, Universitätsbibliothek, Hs. 829; vgl. Hoffmann, Bü- cher (wie Anm. 2), S. 27. 89 Münster, Nordrhein-Westfälisches Staatsarchiv, I Mscr. I 133; vgl. ebd., S. 34ff. 90 Als Fragment erhalten in Münster, Nordrhein-Westfälisches Staatsarchiv, Mscr. I 132, p. 24-44; vgl. ebd., S. 33. 91 Kassel, Universitätsbibliothek, Landesbibliothek und Murhard- sche Bibliothek der Stadt Kassel, Ms. 2° theol. 58; vgl. Hartmut Broszinski, Kasseler Handschriftenschätze, Kassel 1985, Kat.- Nr. 2; Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 24f.; Konrad Wiede- mann, Manuscripta theologica: die Handschriften in Folio (Die Handschriften der Gesamthochschul-Bibliothek Kassel, Lan- desbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel 1,1) Wiesbaden 1994, S. 80-84. Fragmente eines Codex mit Gregors des Großen Moralia stammen aus Hersfelder Archivalien: Hersfeld, Kirchliches Rentamt, ohne Signatur, und Hersfeld, Stadtarchiv, Ms. Lat. VIII; vgl. Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 23. 92 Ebd., S. 43. 93 Von dieser Ligatur zeugt ihr Abdruck auf umgebenden Seiten, nach dem auch ihre Form rekonstruierbar ist. 94 Es ist wiederum der Abdruck der Initiale auf der gegenüber- liegenden Seite, der ein freies Feld in der herausgeschnittenen Mitte und daher hier eine Halbfigur des Heiligen nahelegt. 95 Zumindest ein neuzeitlicher Handschriftenräuber hätte wohl kaum einzelne Figuren mühsam aus einer Miniatur geschnitten, 120 statt schneller und ohne so deutliche Spuren zu hinterlassen ei- ne ganze Seite mit einer zudem unbeschädigten Miniatur her auszutrennen. 96 Kontakte dorthin belegt die von Helmarshausener Schreibern geschaffene Urkunde Bischof Hermanns von Hildesheim für St. Godehard von 1167, ehem. Hannover, Hauptstaatsarchiv, Hil- desheim Or. 1, St. Godehardi Nr. 5; vgl. Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 22. 97 Baltimore, The Walters Art Gallery, W. 10; vgl. Adolph Gold- schmidt, A german psalter of the twelfth century written in Hel- marshausen, in: Journal of the Walters Art Gallery 1 (1938), S. 18-23; Ausstellungskatalog Heinrich der Löwe (wie Anm. 4), Bd. 1, Kat.-Nr. D 12 (Jutta Desel). 98 Zur Vierteilung der Psalmen vgl. z.B. Harald Wolter-von dem Knesebeck, Der Elisabethpsalter in Cividale del Friuli. Buchmalerei für den Thüringer Landgrafenhof zu Beginn des 13. Jahrhunderts, Berlin 2001, S. 201f. 99 London, The British Library, Lansdowne MS 381, Teil 1; vgl. Klemm, Helmarshausen (wie Anm. 2), S. 69ff.; Ausstellungska- talog Heinrich der Löwe (wie Anm. 4), Bd. 1, Kat.-Nr. D 93 (Janet Backhouse). 100 Vgl. z.B. Wolter-von dem Knesebeck, Elisabethpsalter (wie Anm. 98), S. 193ff. 101 Sehr betont wird die Bedeutung dieser Codices von Kahs- nitz, Ornamentik (wie Anm. 60), S. 282ff. 102 Hannover, Kestner-Museum, Inv.nr. 3969a und b, und Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, theol. Lat. qu. 192; vgl. Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 20f., 23; zu dem Codex in Hannover jetzt Härtel, Handschriften (wie Anm. 27), S. 95f. Außer Heiligenviten und patristischer Literatur sind im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts anscheinend erstmals (Voll-?)Bi- beln in Helmarshausen faßbar, zu deren Fragmenten in Göttin- gen, Universität, Diplomatischer Apparat, Fragment II 1, vgl. Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 21, und Marburg, StA, Hr 7 fasc. 8. Zu Fragmenten einer Handschrift von Gregor des Gro- ßen Homiliae in evangelia, Fragment, Marburg, Hessisches Staatsarchiv, Best. 145 und einer Vita s. Nicolai in Münster, Nordrhein-Westfälisches Staatsarchiv, Mscr. VII 2d Nr. 20, vgl. ebd., S. 32, 38. 103 Vgl. hierzu meinen Beitrag zum Evangeliar Heinrichs des Lö- wen in diesem Band. 104 Zur Ornamentik und ihrem Stellenwert in Helmarshausener Handschriften wie insbesondere im Evangeliar Heinrichs des Löwen vgl. Kahsnitz, Ornamentik (wie Anm. 60). 105 Harald Wolter-von dem Knesebeck, Zackenstil, in: Lexikon der Kunst, Neuauflage Bd. 7, Leipzig 1994, S. 874f.; Ders., Eli- sabethpsalter (wie Anm. 98), S. 303ff. 106 Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum, MA 55; vgl. Naß, Auctorkult (wie Anm. 13), S. 181f.; Barbara Klössel, Buchmalerei in Braunschweig, in: Ausstellungskatalog Heinrich der Löwe (wie Anm. 4), Bd. 2, S. 452-467, bes. S. 454ff. 107 Zum Missale in Brünn/Brno, UB, Ms. 396, vgl. Virginia Roehrig Kaufmann, The Brunn Missal: A New Addition to the Later Helmarshausen Group, in: Helmarshausen und das Evan- geliar (wie Anm. 5), S. 255-290; zum Evangeliar in Trier, Dom- schatz Ms. Nr. 142/124/67, vgl. Belting, Zwischen Gotik und Byzanz (wie Anm. 5), bes. S. 220ff.; Franz Ronig, Ein romani- sches Evangeliar aus Helmarshausen im Trierer Domschatz, Trier 1999, bes. S. 77ff. sowie S. 10f. zu der möglichen Prove- nienz Corvey. Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 42f., bezeich- net ein Missalefragment aus einem Gandersheimer Aktenband von 1603 (Wolfenbüttel, Niedersächsisches Staatsarchiv, 12 Slg 3) als ungefähr vergleichbar mit dessen Schrift. 108 Vgl. Ronig, Evangeliar (wie Anm. 107), S. 73ff., zu den Initialen von dieser Hand sowie von den beiden anderen Ma- lern, deren Schöpfungen sich aber über den ganzen Codex ver- teilen. 109 Zur Gesichtsgestaltung im Evangeliar Heinrichs des Löwen vgl. Carl Clausberg, Konventionelle und individuelle Physio- gnomik zur Zeit Heinrichs des Löwen, in: artibus et historiae 12 (VI) (1983), S. 127-152. 110 New York, The Pierpont Morgan Library, Cod. Morgan MS 565, und London, British Library, cod. Add. 27926; vgl. Bel- ting, Zwischen Gotik und Byzanz (wie Anm. 5), S. 224ff.; Aus- stellungskatalog Stadt im Wandel (wie Anm. 4), Kat.-Nr. 1031a (Renate Kroos). 111 Larry Ayres, Collaborative Enterprise in Romanesque Ma- nuscript Illumination and the Artists of the Winchester Bible, 121 in: Medieval Art and Architecture at Winchester Cathedral (The British Archeological Association Conference Transactions for the Year 1980, 6), London 1983, S.20-27, bes. S. 23-27. 112 Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 65 Helmst.; vgl. Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 73; Ausstel- lungskatalog Heinrich der Löwe (wie Anm. 4), Bd. 1, Kat.-Nr. G 80 (Barbara Klössel). 113 Dieser gut vergleichbar sind die Einzelblätter in Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Inv.Nr. WLM/BM 1745; vgl. Hoffmann, Bücher (wie Anm. 2), S. 71, Anm. 20; Ausstellungskatalog Heinrich der Lö- we (wie Anm. 4), Bd. 1, Kat.-Nr. G 77 (Barbara Klössel). 114 Belting, Zwischen Gotik und Byzanz (wie Anm. 5); Wolter- von dem Knesebeck, Elisabethpsalter (wie Anm. 98), S. 303ff. 115 Hierauf verwies bereits Ayres, Collaborative Enterprise (wie Anm. 111), bes. S. 23-27 in Zusammenhang mit dem Trierer Evangeliar. 116 Belting, Zwischen Gotik und Byzanz (wie Anm. 5); Wolter- von dem Knesebeck, Elisabethpsalter (wie Anm. 98), S. 303ff. 117 Vgl. hierzu und zu den folgenden Beispielen Gerd Bauer, Abendländische Grundlagen und byzantinische Einflüsse in den Zentren der westlichen Buchmalerei, in: Kunst im Zeitalter der Kaiserin Theophanu (wie Anm. 23), S. 155-176, bes. S. 169ff. mit den Einzelnachweisen. 118 Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf 16.1 Aug. 2°; vgl. Bauer, Corvey oder Hildesheim? (wie Anm. 7), S. 114- 123; Wolfenbütteler Cimelien (wie Anm. 4), S. 72ff. (Peter Las- ko). Zum Abdinghofer Evangeliar, Kassel, Universitätsbiblio- thek, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel, Ms. theol. 2° 60, vgl. Vor dem Jahr 1000. Abendländi- sche Miniaturen zur Zeit der Kaiserin Theophanu. Ausstel- lungskatalog Köln 1991, Köln 1991, Kat.-Nr. 12 (Gerd Bauer); Wiedemann, Manuscripta theologica (wie Anm. 91), S. 85-88. 119 Madrid, Bibliothek des Escorial, Cod. Vit. 17; vgl. Albert Boeckler, Das Goldene Evangelienbuch Heinrichs III., Berlin 1933, bes. S. 16f., Abb. 6-7; Bauer, Abendländische Grundlagen (wie Anm. 117), S. 170 betrachtet diesen Eingriff als zeitgleich mit der Entstehung des Codex. 120 Freise, Roger (wie Anm. 12), S. 272ff. mit Verweis auf das Beispiel der Inkorporation des zur Vita Modoaldi recherchie- renden Mönches in dem Jakobskloster in Lüttich. 121 Vgl. ebd., S. 215, bes. Anm. 168 122 Zu dieser Hervorhebung Herimans vgl. ebd., S. 208f. 123 Vgl. Conrad Rudolph, The „things of greater importance“. Bernard of Clairvaux’s Apologia and the medieval attitude toward art, Philadelphia 1990, mit Edition und ausführlicher Würdigung der Apologia. 124 Vgl. Bruno Reudenbach, „Ornatus materialis domus Dei“. Die theologische Legitimation handwerklicher Künste bei Theophilus, in: Studien zur Geschichte der europäischen Skulp- tur im 12./13. Jahrhundert, hg. v. Herbert Beck und Kerstin Hengevoss-Dürkop, Bd. 1-2, Frankfurt/Main 1994, Bd. 1, S. 1- 16; Edition der Schedula durch Dodwell (wie Anm. 44). 125 Es ist allerdings nicht unwahrscheinlich, dass nach der An- kunft der Reliquien Auctors und Modoalds für ihre jeweilige Li- turgie Prachthandschriften geschaffen wurden. 126 Wolter-von dem Knesebeck, Elisabethpsalter (wie Anm. 98), bes. S. 84. 127 Vgl. Wolter-von dem Knesebeck, Lamspringe (wie Anm. 72). 128 Jonathan J. G. Alexander, Medieval Illuminators and their Methods of Work, New Haven – London 1992, bes. S. 12ff. 129 Zum Forschungsstand bezüglich der frühgotischen Minuskel vgl. Herrad Spilling, Der Landgrafenpsalter aus paläographi- scher Sicht, in: Der Landgrafenpsalter. Vollständiges Faksimile im Original-Format der Handschrift HB II 24 der Württember- gischen Landesbibliothek Stuttgart (Codices selecti 93), hg. v. Felix Heinzer, Graz – Bielefeld 1992, S. 31-52. 122