Karlheinz Fingerle & Gerhard Gerdsmeier: Die UnweIt der Wirtschaftslehrebücher Veröffentlicht in: UmweltlerneDiD der beruflichen BiId.na I hrag. von K8Ilheinz Finprle u. Helmut Heid.- StuÖlart: SteiDer-Vetlaa-Wiesbaden.(;mbH. 1981. (Zeitschrift rUr Berufs- und Wirtschaftspädagogik: Beiheft; 7) ISBN 3-51S..()S029-9 NE: Fingerte, KarlheinzIHrIl.I; Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik I Beihefte Seiten 51 bis 69 Inhalt' KARLHEINZFINGERLE: Einführung " " " .. VOLKER PAUL: Die Berücksichtigung des'Umweltschutzes in der Arbeit desBundes- instituts für Berufsbildung " .. .. .. .. .. .. .. .. . .. . . .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . 8 MICHAEL EHRKE: Ökologisches Lernen in der kaufmännisch-verwaltenden Berufs- ausbildung .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . .. ..' .. .. .. .... .. .. .. .. . . .. .. . . .. .. .. .. .. . .. .. . .. .... 19 KLAUSLIEBERAM: Die Berücksichtigung des Umweltschutzes in Rahmenlehrplänen am Beispiel der Ausbildungsberufe des Berufsfeldes Bautechnik .. .. .. . . .. .. .. . .. .. .. .. .. 40 KARLHEINZ FINGERLE/GERHARD GERDSMEIER.: Die Unwelt der Wirtschafts- lehrebücher .. . " .. .. .. .. .. ., . . .. .. .. .. " .. .. .. .. . .. .. . .. .. . . .. .. .. .. .. .. .. .. .. . .. .. .. .. .. . . " ..... 51 JOCHENGIES/DIETER JUNGK/K.LAUS LIEBERAM: EntwicklungvonUnterrichts- matenahen für Umwelterziehung im Berufsschulunterricht - Erfahrungen einer Pro- jektarbeit . . .. .. .. .. .. .. .. .. . .. . . . . .. .. . .. .. . .. .. . . . .. . . .. ., .. .. .. .. .. .. . .. . .. . .. .. .. .. . ... 70 CHRISTINE MAVER: Die Verwendungvon Unterrichtsmatertalten für Umwelterzie- hung im Berufsschulunterricht. Ergebnisse einer Fallstudie " , .. " .. .. 80 ERNSTOTIOBENDIXEN: ökologie und Umweltschutz im Berufsgrundbildungsjahr des Berufsfeldes Agrarwirtschaft. Ober Aufbau, Inhalte, Einsatzmöglichkeiten und. -grenzen einer Lehrerhandreichung ., .. " " .. 90 WOLF RAINER WENDT: Natürliche und sozialeUmwelt als Gegenstand der Ausbil- dung für soziale Berufe. Theoretische Grundlagen und Konsequenzen ......... " " .. .. .... 96 Dokumentation Umwelterziehungim Fachstudium und in der Berufsausbildung " .. 107 v KARLHEINZ FINGERLE I GERHARD GERDSMEIER Die UnweIt der Wirtschaftslehre bücher 1 Kurzcharakterisierung der Ökonomik Um didaktische Wegeder Darstellung ökonomischer und ökologischer Inhalte zu beurteilen, ist es wichtig,an einige Charakteristika der Ökonomik zu erinnern: Ökonomik beschäftigt sich mit monetären Kreisläufen. Siehandelt vom nUmgang mit Geld und geldwerten Din- gen". (Vgl. Gäfgen 1968, S. 119.) Der übergang von stofflichen und energetischen zu monetären Prozessen wird bereits mit dem axiomatischen Sammelbegriff der knappen Ressourcen angebahnt und mit dem Begriff des Produktionsfaktors vollendet. Wie keine andere Sozialwissenschaft hat sichdieHauptströmungder Ökonomik in west- lichen Ländem dem naturwissenschaftlichen Denkstil verschrieben. Daraus folgten - be- sonders für die Volkswirtschaftslehre- weitreichende, zum Teil konkurrierende Axtoma- tisierungen mit stark idealisierten Modellierungen, Begriffsbildungen und Kalkülen. Die allen .Modeliierungen zugrundeliegenden Idealisierungen lassen sich in wichtigen Teilen nicht in einer kontrollierbaren Weise für eine empirisch gehaltvolle Prognose interpretieren .. Daher wurde dieser quantitativ bedeutsamste Zweig ökonomischen Denkens wiederholt scharf kritisiert. (Vgl. den überblick bei Vogt 1973.) Vertreter der Lehrbuchökonomik weisen diese Kritik mit dem Hinweis auf die das Denken disziplinierende und die heuristi- sche Funktion der Modelle zurück. (Vgl. Schanz 1979, S. 3 f., 7, aber auch S.$8f.) Ein zweiter Strang ökonomischen Denkens arbeitet an empirisch gehaltvollen Aussagen- systemen mit teils mehreren hundert simultan zu bestimmenden Gleichungen. Sie folgen dem von den Axiomen abgesteckten. Feld nicht streng: Der empirische Strang ökonomi- schen Denkens zahlt für die Anpassung an seinensozialen Gegenstand mit einer Verwässe- rung der idealen, kausalen und determinierten Aussagen. Die verfügbaren Daten lassen zum gleichen Gegenstandsbereich mehrere, zum Teil konkurrierende Konstruktionen zu, deren räumliche und zeitliche Gültigkeit ungewiß bleiben und die weniger unter dem Aspekt der Gültigkeit, als unter dem der Zweckmäßigkeit für spezielle Aufgaben (z.B. fiir schnell verfügbare Prognosen) und spezielle gesellschaftliche Interessen entwickelt und eingesetztwerden. Insgesamt, besonders aber in der Lehrbuchökonomik, ist ein starkes Bemühen spürbar, die Daten und Aussagen einem großem System unterzuordnen. Jede einzelne Aussage der Ökonomik ist somitan zahlreiche axiomatische, begriffliche, methodische und statistische Bedingungen geknüpftund an etliche Anwendungsbedingungen. Dies gilt auch für die stär- ker als Techniken angelegten Modelliemngen der Betriebswirtschaftslehre. Nur die institu- tionskundlichen - vor allem juristischen - Bestandteile der Betriebswirtschaftslehre sind schwierig einzuordnen, sofern ihnen nicht das Gleichgewichts-Paradigma der Ökonomik oder ein systemtheoretischer Rahmen, sondern das Konflikt-Paradigma unterlegt wird. Die didaktisch interessante Frage, in welcher Weise es in der Schule gelingt, ökonomi- sehe Aussagen in ihren Bedingtheiten verständlich zu machen, wird in Abschnitt 3 aufge- nommen. Zuvor (in Abschnitt 2) sollen kurz die Versuche betrachtet werden, innerhalb der Ökonomik gehaltvoll über Umweltproblemezu sprechen. Abschnitt 4 wird auf der Grundlage dieser Vorarbeiten diskutieren, wie Wirtschaftslehrebücher für berufliche Schu- len ökologische Themen behandeln.' 51 Karlheinz FingerleI Gerhard Gerdsmeier 2 Zum Verhältnisvon Ökonomik und tikologie Die Beziehungen der Lebewesen (einschließlich der Menschen) zu ihrer Umwelt sind Gegenstand verschiedener Wissenschaften (Biologie, Geographie, Agrarwissenschaften, Stadtsoziologie usw.). (Vgl. Eule/eid u.a, 1981 t S. 20-59; Lebmann 1981.) Obwohl es sicher unangemessen tst, der Biologie und ihren Hilfswissenschaften ein Monopol für öko- logische Forschung zuzusprechen, können die Ansätze und Ergebnisse der biologischen, Ökologie herangezogen werden, um Veränderungen, Bedrohungen und Zerstörungen der Natur zu untersuchen und zu bewerten. Eine Definition der Ökologie (als biologischer Teildisziplin) ist: "Ökologie ist die Lehre von den Wechselwirkungen zwischen den Orga- nismen und ihrer Umwelt und zwar ihrer abiotischen (unbelebten) und ihrer biotischen (belebten) Umwelt", (Halbach 1981, S. 10.) Ein wichtiger Zweig der ökologischen For- schung ist die"Ökosystemforschung". Ein "ökosystemU ist eine nfunktionelle Einheit der Biosphäre aus Lebewesen, unbelebten natürlichen und vom Menschen geschaffenen Bestandteilen, die untereinander und mit ihrer Umwelt in energetischen, stofflichen und informatorischen Wechselwirkungen stehen", (DachveTband Agrarforschung ci ANL 1984, S.. 31.) Ökosysteme sind als solche in der Natur nicht vorgegeben, sondern werden zu For- schungszwecken von Fall zu Fall abgegrenzt und festgelegt. Allerdings konnten die früher als Landschaftstypen beschriebenen Teile der Umwelt unter systemtheoretischer Perspek- tive als Zusammenhänge von Lebensgemeinschaften verschiedener Tier- und Pflanzenarten und ihrer leblosen Umwelt als Ökosystem verstanden und untersucht werden. (Tischler 1979t S. 2.) Von nicht zu vernachlässigender Bedeutung sind die Informationsflüsse in Ökosystemen (z.B. Flüsse genetischer Informationen in Populationen von Tieren und Pflanzen oder die übermittlung von Informationen durch Sexuallockstoffe). - Gegen- stand ökologischer Betrachtung in diesem Sinne sind also stoffliche, energetische und informatorische Wirkungszusammenhänge. Da die ökonomik sich ausschließlich mit monetären Kreisläufen befaßt und Stoffliches pauschal über das Axiom der Knappheit und den Begriff des Gutes (als direktes oder in- direktes Potential der Bedürfnisbefriedigung) bzw .. des Produktionsfaktors ausgeklammert wird, ist für ökologische Betrachtungen innerhalb der streng axiomatischen Ökonomik kein Platz. Bis heute zeichnet sich kein Weg ab, beide Blickwinkel unter dem Dach der Ökonomik konstruktiv in Beziehung zu setzen. Es hat nicht an Versuchen gefehlt,ökologische Probleme in der Ökonomik zu diskutie- ren. So redlich die Absichten waren, so wenig werden die Vergehensweisen den aufgegrif- fenen Sachverhalten gerecht. Daszeigt sich auf mehreren Ebenen: • Das Beharren auf tradierten, .fachsystematischen'' Begriffen (z.B, terminologische Festlegungen zur Produktion, zum Wohlstand in der Ökonomik) macht für die zentra- len ökologischen Belange geradezu ..blind". • Daslediglich partielle Aufgreifen von Umweltproblemen entweder stofflich undifferen- ziert in einem sog.. Umweltmedium (z.B. Wasser) oder in nur einem "Stoff' (z.B, Erdöl als Energieträger), für dessen Nutzung preisliche Anreize/Sanktionen vorgeschlagen werden, wird hinsichtlich der Reichweite der Folgen für die verschiedenen Aspekte der gesamten Umwelt nicht reflektiert. Völlig blind scheint die Umweltökonomik für alle Aspekte der ökologisch bedeutsamen Informationsflüsse zu sein. (Auch die sehr allge- meinen Ausführungen von Binswanger u.a. 1983, S. 86f. t über Entropie und den Zu- sammenhang von Ordnung und Leben ftihrennicht weiter, weil sie Probleme der Erhal- tung der Arten und der Tier- und Pflanzengesellschaften nicht angemessen artikulieren können.) Die Erhaltung der Umweltqualität wird eher unter dem Gesichtspunkt der Warenästhetik und der Vermarktung diskutiert. (Vgl. z.B.: Frey 1985, S. SS u. 8Iff.; S2 Die Unweitder Wirtschaftslehrebücher trotz zutreffender Ausführungen zur Natur- und Kulturlandschaft in Ansätzen auch: Binswanger U.8. 1983, S. 136.)2 • ökonomische Kalküle (z.B, Kosten-Nutzen-Rechnungen)werden auf Umweltprobleme angewandt. Das impliziert, d'aß zum einen Zuständen der Umwett (z.B. Oberlebensbe- dingungen für einzelne Tier-und Pflanzenarten) ein monetärer Wert zugeordnet werden kann, daß zum anderen akzeptable Grade der regionalen Beschädigung ökologischer Zustände durch ökonomische Prozesse nach ökonomischen Kriterien festgelegt werden. (Man vgl. dazu z.B.: Wicke 1982 u, Frey 1985.) Dies läuft auf die Ökonomisiemng des Ökologischen herausund ist dasGegenteü desursprünglich Intendierten. Wenn schon auf der Ebene der Bezugswissenschaften die Ökonomik diese zwar wohl- wollende, im Kern aber imperiale Haltung gegenüber der Ökologie einnimmt, darf man sehr gespannt sein, wie Schulbücher - wenn überhaupt - die Thematik behandeln. Zu.. nächst sei betrachtet, wie sie allein mit ökonomischen Inhalten umgehen. Damit folgt die Untersuchung der Hypothese, daß bereits die Darstellung der ökonomischen Inhalte von verzerrenden Vorgehensweisen beeintlußt ist. Weiterhin wird zum einen vermutet, daß diese Vorgehensweisen auf ökologische Inhalte einfach übertragen werden; zum anderen wird erwartet, daß die Formen der Verzerrungen im ökonomischen Bereich die Art der Behandlung ökologischer Inhalte wesentlich vorbestimmen. Insofern ist die Beschäftigung mit der Darstellung ökonomischer Inhalte grundlegend für das Verständnis der Rezeption der ökologischen Inhalte. 3 Die Rezeption ökonomischer Inhalte in Schulbüchern 3.1 Vorbemerkung Bis heute wirken Analysen von Wirtschaftslehre-Schulbüchern nach, die verfaßt wurden, als das Postulat der Wissenschaftsorientiemng des Lehrens und Lernens auch den Bereich der beruflichen Bildung erreichte. (Krumm 1973;Reetz/Witt 1974; Golas 1969.) Obwohl es inzwischen neue Schulbücher, neue Lehrpläne und neue Priifungsordnungen gibt, wird die Kritik an den Lehrmitteln aufrechterhalten. (Vgl. Kotzorek 1984;Reetz 1984;Achten- hagen 1984.) Der Mängelliste (geringer Anteil empirisch gehaltvoller Aussagen; entproble- rnatisierte; isolierte und für sich genommen unwichtige Einzelaussagen; versteckte Wertun- gen; Modemitätsrockstandgegenüber der Lehrbuchökonomik) müßte aus heutiger Sicht hinzugefügt werden, daß die Lehrmittel die Vorverständnisse der Schüler kaum berück- sichtigen (Gerdsmeier 1985). Insbesondere der Versuch, den behaupteten Modemitätsriickstand zu überwinden, zeigt sich in den heutigen Schulbüchern in einem merklichenAnschwellen des Lehrstoffes, in einer Zunahme der Abstraktheit und terminologischen Voraussetzungen der Darstellungen und in der Zunahme abbilddidaktischer Vergehensweisen. Stofferweiterung, terminologische und abbilddidaktische Bemühungen nähern die Schulbücher unter dem Gesichtspunkt der Systematik der Bezugsdisziplin merklich an. Gleichzeitig geht aber mit dieser Akzentverschiebung keine Verbesserung hinsichtlich der anderen Mängel einher. Die Versuche der Schulbuchautoren. die komplexen Aussagen- systeme der Ökonomik für Schüler "verständlich zu reduzieren" bleiben fragmentarisch, additiv, vage, indoktrinierend und versteckt wertend: 3.2 Muster der "didaktischen Reduktion" 3.2.1 Analyseschwierigkeiten Die vorstehende Einschätzung der Rezeption ökonomischer Inhalte beruht auf einer sum- marischen Bewertung einer Fülle von Analysen über spezielleVorgehensweisen in mehr als 53 Karlheinz FingerleI Gerhard Gerdsmeier vierzig Schulbüchern.' Hier können zur Stützung der Argumente nur einigeVorgehenswei- sen beispielhaft angesprochen werden. Möglicherweise spricht man damit über den unwichtigen Teil der Schulbücher, weil ein. erheblicher Teil der Bücher aus Aussagen besteht, deren Verzerrung keinem speziellen Schemazu folgen scheinen, und die deshalb pauschalalsAusdruck "gedankenlosen Schrei- bens und Rezipierens" verstanden werden können. Auf den ersten Blickscheinen es eher undramatische Verzerrungen, und in die Schieflage gelangen die Aussagen häufig erst, wenn man sie wörtlich nimmt. Tatsächlich ist einzuräumen, daß jeder Text unvollständig ist und vom Leser durch inferentielle und elaborative kognitive Prozesse auseinem Refe- renzsystem erst erschlossen werden muß. (Vgl. Ballstaedt u.a. 1981.) Verfügen Schreiber und Leser über ein ähnJichesReferenzsystem (z.B, die Lehrbuchökonomik) sind derartige Verstehensprozesse besonders einfach. In diesem Fall werden voraussichtlich verzerrte Ausführungen meist als lediglich "schlecht formuliert' aufgefaßt und nach Maßgabe des Referenzsystems so gedeutet wie sie wohl gemeint scheinen oder Sinn ergeben. Was je- mand aus den verzerrten Aussagen folgert, der über das zugrundegelegte Referenzsystem nicht verfügt, sondern es erst in Ansätzen erwerben soll, ist unklar. Genau auf diese Auf- gabe hin müßten die Bücher aber konzipiert sein. Der hier skizzierte Zusammenhang gilt vermutlich für alle der noch vorzustellenden Reduktionstechniken. Sie spekulieren auf das inferentielle und elaborative Potential des Lesers, Sie beugen aber nicht der Gefahr vor, daß Verstehensprozessehäufig oberflächlich bleiben, aus Unkenntnis ganz unterbleiben oder zu Absurditäten führen. Dazu einige Bei- spiele: In Zusammenhangmit der Standortwahl von Betrieben heißt es: ' (1) ,,DieUrproduktionsbetriebe ... müssen sich nach der natürlichen Beschaffenheit des Bodens ... richten". (N, S. 48.)4. Was magdas für die Einordnungvon Betrieben der Hochseefischerei bedeuten? (2) .Die Bedürfnisse kann man nur befriedigen,wenn man über Geld(Kaufkraft) verfügt': (N,S.88.) Demnach können Amazonasindianer keine Bedürfnisse befriedigen? Und kann, wer pleite ist, nicht getröstet werden? (3) .Die Mittel, die dem Menschen zur Befriedigung der Bedürfnisse dienen, heißen Güter". (N, S. 89.) Das Wunschkind eines Ehepaars ist ein Gut? Solchen Stolpersteinen fiir dasVerständnis begegnetman bei der Lektüre in großer Zahl. Manchmal allerdings führt das gedankenlose Schreiben zu unerwarteten Offenlegungen: (4) ,,DerWunsch, Bedürfnisse immer besser zu befriedigen,motiviert den Menschen, mehr zu leisten, Besseres zu erfinden, mehr Gewinnezu erzielen, die Erde einerseits auszu- beuten und andererseits menschenfreundlich umzugestalten", (0, S. 433.) In Richtung ökologischen Denkens ist selten eine schärfere Drohung ausgesprochen worden als dieser sich von der Ausbeutung scheinbar absetzende, vermutlich versöhnlich gemeinte Hinweis auf die ,,menschenfreundliche Umgestaltung" der Erde. Eine entspre- chende Tendenz findet sich auch in dem zitierten Buch. Die Gedankenlosigkeit der Aussage gleitet über in die Schludrigkeit der Argumentation. - Gerade die Vielzahl von Gedankenlosigkeiten und ihre Bindung an einen spezifischen Inhalt erlauben es nicht, sie hier zu erörtern. Mit Ausnahme einiger für die Umwelter- ziehung besonders zentraler Begriffe sollen in den folgenden Abschnitten nur solche Ver- zerrungen/Verkürzungen angesprochen werden, die nicht an ein spezielles Thema gebun- den scheinen und als Muster auch bei ökologischen Inhalten häufig anzutreffen sind. Zu- dem werden nach Möglichkeit solche Beispiele verwendet, die wohl aus der Sicht Vieler 54 Die UnweItder WirtschaftsJehrebücher ökonomen nichts, aus der Sicht der meisten Ökologen aber bereitsviel mit ökologischen Inhalten zu tun haben. 3.2.2 Auflistungen In ihren gehaltvollen Teilen wird die Ökonomik durch - sprachlich oder mathematisch formulierte - Netzwerke von empirischen Aussagen dargestellt. Sie beruhenauf speziellen Axiomen. Begriffen,Modellienmgen,Kalkülen, Randbedingungen,Meßmethoden und Be- stätigungsgraden. Wie kann über die Inhalte dieser Ökonomik mit Nicht-Experten gespro- chen werden? Eine erste, in den Schulbüchern anzutreffende Methode ist die der weit- gehend unkommentierten Auflistung, die das Vemetzte punktuell in ein Eindimensional- Additives überführt,das nicht einmal immersystematisch ist. Für sich genommen sind diese Auflistungen sehr gehaltlos. Für den im Referenzsystem Geschulten mögen sie als Gedächtnisstütze hilfreich sein, ebenso als Tafelbild, wenn der Lehrer die ausgesparten Vernetzungen nachliefert. Allerdings bleiben die Auflistungen un- ergiebig, wenn der Lehrer - wie etwa bei der Umwelterziebung- selber nicht gut infor- miert ist. Die Listen sind auch häufig Ausdruck von unausgesprochenensubjektiven Wer- tungen, gestützt durch zufällige Kenntnisse oder durch ideologische Raster. - So finden wir folgende Aussage zur Nahrongsmittelversorgung in der Dritten Welt: (5) ,,Die Produktion von Grundnahrungsmitteln, wie z.B, Weizen, Reis und Kartoffeln, ist naturabhängig: I - Böden sind teilweisenicht zum Anbau geeignet, I - Mißemtenrofen Nahrongsmittelknappheit hervor, I - mangelnde Bewässerung macht hohe Ernteerträge unmöglich". (L~ S. 43.) Das Beispiel soll hier inhaltlich nicht diskutiert werden" Unterdrückt werden insbeson- dere Hinweise auf naturunabhängige Einflüsse. Wertvoll wären in der Liste wohl Hinweise auf Monokulturen, Versteppung, Versalzurig als Folge von Bewässerung, Nahrungsmittel- hilfe als Gefahrdung der Subsistenzwirtschaft, Maschineneinsatz, nationale Bodenvertel- lung, duale Ökonomie, Stammeskulturen. nationale und internationale Einkommensver- teilung, Macht, Industrialisierongsprojekte, Rüstung, "terms of trade" usw. gewesen. 3.2.3 Klassifikationen Eine andere verbreitete Vorgehensweise besteht darin, die den wissenschaftlichen Netz- , werken als ordnende Hilfsinstrumente unterlegten Klassifikationen von Objekten, Sach- verhalten und Ereignissen vom Netzwerk abzulösen und in den Schulbüchern die Schub- laden für den Inhalt selbst auszugeben. Viele der eingeführten Termini (z.B, bei der Klassi- fikation der Güter in: I, S. 16f.) werden in den Schulbüchern im folgenden Text gar nicht mehr gebraucht. Dieses "Unterscheiden auf Vorrat" soll wohl der Versuch sein, den Modemisierungsrückstand der Wirtschaftslehre-Bücher. aufzuholen" Diese hierarchischen Klassifikationen taugen zwar zum .Begriffe-Ausmelken", liefern aber keine Erklärungen für ökonomische Ereignisse. Außerdem muß im Anschluß an kognitive Schematheorien (Rumelhart/Ortony 1977; Schllnk/Abelson 1977;Minsky 1975) bezweifelt werden, daß diese Klassifikationen besonders merkfähig sind (Kluwe 1979, S. 37f.; Ballstaedt U.3. 1981~S. 86ff.). 3.2.4 Absenkung desempirischen Informationsgehaltes Das ökonomische Wissen besteht in seinen theoretischen Teilen der Intention nach aus miteinander vemetzten Sätzen vom Typus "Wenn A, dann B". Grundsätzlich darf'und muß man sich aus didaktischer "Sicht die ökonomische Aussagengefüge für Schülerdurch Vereinfachung übersichtlicher und verständlicher machen. Allerdings müßte dazu häufig ss Karlheinz Fingerle I Gerhard Gerdsmeier von der generellen zur mehr singulären oder gehaltvoll typisierten Darstellungsebene ge- wechselt werden. Faktisch werden auf genereller Ebene Techniken verwendet, deren Er- gebnis in fast allen Fällen fragmentierte Informationen im Spektrum vag-falsch oder vage- banal sind.Verantwortlich dafür sind I. unbedingte ansteUevorausse.tzungsvoUer Aussagen (kein Hinweis auf X, Yt Z oder einen pauschal einschränkenden Quantor: manchmal, häufig usw.)und somit unzulängliche oder suggerierte Aussagenverknüpfungen. 2. Aus- weitungen(wenn A oder C) statt Einschränkungen desAnwendungsbereichs vonAussagen, 3. Trivialisierung einer Aussage durch unnötige Ausweitung des Spektrum möglicher Folgeereignisse (dann B oder D oder E oder ...) und 4. unscharfe oder unbestimmte Fas- sungen des behaupteten Wirkungszusammenhangs (A beeinflußt B; A und 8 hängen zu- sammen;wenn A, kann B folgen usw.). Diese Vereinfachunptechniken sind für das Falsche und Banale der Schulbuchtexte maßgeblich verantwortlich. Sie lassen sich an allen hier verwendeten Beispielennachwei- sen. Deutlich treten sie auch in folgenden Exempelnzutage: (6) ,,stabile Preise fördern die Investitionsbereitschaft der Unternehmen und auch der privaten und öffentlichen Haushalte. Man kann sicher kalkulieren und erhält für sein Geld die entsprechendenGüter". (0, S. 416.) (7) .Bei Vollbeschäftigung in einem hochindustrialisierten Land werden die Bemühungen um vermehrten Güterabsatz im Ausland verstärkt .... Dies führt aber ..... zum außen- wirtschaftlichen Ungleichgewicht",(0, S. 416.) (8) "Das Gedeihen eines Betriebes hängt ... von der Funktionsfähigkeitaller Märkte, mit . denen er in Verbindung steht, ab", (F, S. 23.) 3.2.5 Nahelegen falscher Referenzstrukturen Um komplizierte fachliche Erörterungen zu vermeiden, wird von den Schulbuchautoren versucht, zum Verständnis von Argumenten Referenzstrukturen zu unterlegen, die zwar der Sache völlig unangemessen sein mögen, aber als Alltagsheuristiken (vgl, Kahneman] Slovicl'Iversky 1982) weit verbreitet sind. Eine schlichte Referenzstruktur dieser Art ist der lineare Trend. Zu einer Tabelle, die im Jahr 1980 mit einer Wachstumsrate des Nettosozialproduktsvon 6,3% endet und Infla- tionsraten gar nicht ausweist, heißt es beispielsweise: (9) "Da seit 1978 eine immer stärkere Abnahme der Kaufkraft des Geldeszu beobachten ist, läuft die Wirtschaft immer mehr in ein reales Nullwachstumhinein", (0, S. 415..) Nicht zu tilgen ist offenbar auch die Referenzstruktur einer (mehr oder weniger hori- zontal schwingenden) Sinuskurve, die konjunkturellen Verläufen unterlegt wird, so daß Rezessionen fehlerhaft alsstarke absolute Abnahmendes Sozialprodukts gedeutet werden. (Vgl. N, S. 141.) In anderen Fällen wird zu Metaphern gegriffen: In einem Schaubild (I~ S. 180) wird der Konjunkturverlauf mit dem .Auf und Ab4 ' des Laufseiner Achterbahn gleichgesetzt. Auf den Erklärungswert auch von Ökonomen gelegentlich verwendeter Metaphern wie .magisches Viereck", "Wachstumsverluste"', "konjunktural" einmal ganz abgesehen. Ver- ständnishilfen dieser Art können nicht darüber hinwegtäuschen, daß diese Zugängeökono- misches Verständnis verhindern. 3.2.6 Vermengung der Erklärungsebenen Eine weitere didaktische Strategie, abstrakte und komplexe Zusammenhänge scheinbar plausibel zu machen, besteht darin, Systemeigenschaften als subjektive Motive und Hand- lungen erscheinen zu lassen, wobei subjektive Sachverhalte, die plausibel scheinen, un- kontrolliert verallgemeinert werden. 56 Die Unweit der Wirtschaftslehrebücher Beispiel 4 illustriert diesen Zusammenhang. Das Vorgehen ist nicht mit der mikroöko- nomischen Fundierung der Makroökonomik zu rechtfertigen, weil die übergänge in der Ökonomikkontrolliert sind.Es überschreitetauch die alltagssprachliche Usance, Aggregate sprachlich als Agenten auftreten zu lassen. 3.2.7 Rückgriffauf die idealenMuster Unter dem Gesichtspunkt argumentativer Stimmigkeit und Ubersicht ist es verlockend, didaktische Reflexionen statt auf die komplexen empirischen Teile der ökonomik direkt auf die vereinfachteWeitsicht der idealenModelle zu beziehen. Tatsächlich verwenden die Schulbücher die Lehrbuchökonomik ganz überwiegend als Referenzstruktur. Da diese Lehrbuchökonomik oben bereits charakterisiert wurde, erübrigtsich hier eine ergänzende Einschätzung. Die idealen Aussagen werden - wie in folgendem Beispiel- direkt über- nommen und wie empirisch wahr behandelt: (10) "Der Industriebetrieb stellt eine zweckrationale Einrichtung dar. SeineArbeitsweise gehorcht dem ökonomischen Prinzip". (G, S. 232.) 3.2.8 VerkleideteWerturteile Bereits die als empirisch gehaltvoll ausgegebenen Idealisierungen lassen sich- wie Beispiel 10 - als verkappte Werturteile lesen. Krypto-normative Urteile treten in vielen Formen auf: (11) ,,Aus der Notwendigkeit Zielkonflikte zu vermeiden, ergibt sich eine Maßnahme- politik, die ... zu einemharmonischen Ausgleich der vier wirtschaftspolitischen Ziele führen muß". (0, S. 417.) Wenn Argumente bei einer ernsthaften Diskussion die Stimmigkeit der Darstellung stören würden, werden sie kurz und knapp abgeblockt: (12) .Dabei muß erkannt werden, daß die Forderung mancher Umweltschützer nach ,Nullwachstum' falsch ist, weil ..." (0, S. 414.) Auf diese Argumentation wird in Abschnitt 4.5 zurückzukommen sein. 3.2.9 Erfindungen Wohl um die Stimmigkeit in der Argumentation zu erhöhen, werden sachlich unzutreffen- L~ de oder sachlich~egründete Behauptungen eingefügt. Im Zusammenhang mit der im Stabilitätsgesetz enthaltenen Zielsetzung nach einem angemessenen Wirtschaftswachstum heißt es ohne Bezug auf irgendeine konjunkturelle Situation: (13a) "Als .angemessen' wird in diesem Zusammenhang eine jährliche Quote von 4% bis 6% Zunahme des Volkseinkommens angesehen". (0, S. 414.) Diese kühne Behauptung dient als Verbindungsglied zu folgendem Satz: (13b) "Damit hat sich unser Volk selbst die Forderung gesetzt, daß Wirtschaftspolitik auch Wachstumspolitik sein soll". (0, S. 414.) Als Erflndungen, mit denen der Pädagoge offenbar die Fachdisziplin verbessern will, können auch jene Erweiterungen verstanden werden, die aus dem problematischen "magi- schen Viereck" wirtschaftspolitischer Ziele magische Fünfecke, Sechsecke und mehr machen. (Vgl.z.B.: I, S. 185.) 3.2.10 Ignorieren der ,,naiven Deutungen" der Lernenden Die Schulbücher lassen nicht erkennen, ob und wie bei ihrer Konstruktion Vorstellungen über die vorgängigen. z.T, naiven Alltagsdeutungen der Lernenden eingeflossen sind. Ge- rade bei zentralen Axiomen und Begriffen der Disziplin wäre es notwendiggewesen, Lei- 57 KarlheinzFingerle I Gerhard Gerdsmeier stungsfähigkeit und Begrenztheit fachspezifischerwie naiver Deutungenausdrücklich abzu- wägen. Ganz im Gegenteil scheinen Axiome und Begriffe so eingefiihrt und illustriert, möglichst wenigBedenken anzuregen. Es scheint z.B. einsichtig, daß die Güter bei weitem nicht ausreichen, um alle Bedürf- nisse zu befriedigen. (Vgl. N, S. 90.) Auch die ins Trivialegesteigerte Vorsicht der folgen.. den Formulierung fordert kaum Protest heraus: (14) .Die Knappheit an Mitteln macht ein gleichzeitiges Erreichen aller denkbaren Ziele mit hoher Wahrscheinlichkeit unmöglich: ..." (Es folgen zwei Beispiele.) (L, S. 18.) Nichtsdestoweniger scheint selbstein Großteil von Studenten derWirtschaftspädagogik das Knappheitsaxiom lediglichfiir einen Ausdruck ungleicher Einkommensverteilung zu halten und dem Paradigma der Oberflußgesellschaft zu folgen. Es fehlt demnach jegliche Einsicht in den für die Ökonomik konstitutiven Charakter des Axioms und damit in die Bedingtheit und Grenze der Ökonomik. Selbst wenn einmal dissonante Deutungen angeregt werden (Ist der Hammer im priva- tenHaushalt ein Produktionsmittel"), werden Dissonanzen nicht dazu benutzt, die Sinn- f811igkeit der ökonomischen Begriffsbildung zu erörtern, sondern ihre richtige Anwendung im Sinne einer Sprachdressur einzuüben. (Vgl. I, S. 16.) Das verweistauf eine zentrale Funktion der in den Schulbüchern enthaltenen Aufgaben. Ihre Bearbeitung soll die argumentative Stimmigkeit erhöhen. Falls wirklich einmal ein Problem aufgegriffen wird, bleibt es durch das Abschieben in eine Schüleraufgabe folgen- los für die weitere Darstellung.Es handelt sich insoweit nur um eineVorgehensweise, fach- liche Komplexität auszusondern. - So heißt es beispielsweise in einer Aufgabe: (ISa) "Welche Gefahr entsteht .für die Menschheit durch ungezügelte Befriedigung wirt- schaftlicher Bedürfnisse (Wegwerfgesellschaft?" (N, S. 89.) Schon die folgende Seite enthält die konventionelle, als empirisch gehaltvoll gemeinte Annahme: ( 1Sb) .Diese Knappheit zwingt die Menschen zu wirtschaften, d.h, die verfügbaren Güter so einzusetzen, daß insgesamt ein möglichst großes Maß an Bedürfnisbefriedigung erreicht wird". (N, S. 90.) 3.2.11 Zusammenfassung Die in den Schulbüchern anzutreffendenStrategien sind so ausführlieh vorgestellt worden, um verständlich zumachen, warum sich in ihnen der Hang zum oberflächlich Systemati- schen,Stimmigen und Ignorantengegenüber anderen Sichtweisen in so erstaunlicher Weise mit einer Tendenz zum Fragmentarischen, Additiven, Gehaltlosen und Unwahren ver- mischt.Esmögen Zweifel erlaubt sein, daß die Ökonomikihrem Gegenstand gerecht wird. Es kann aber keinem Zweifel unterliegen, daß die Schulbücher gegenwärtig der Ökonomik nicht gerecht werden. Es sind vorstehend nicht einige bedauerliche Fehlleistungen vorge- stellt worden. Man kann gegenwärtig in den Büchern Satz für Satz in der demonstrierten Weise durchgehen. Die Sammlung inkriminierter Zitate ist im Prinzipfast so lang wie das Gesamt der Schulbuchtexte. Der Befund, daß für Wirtschaftslehrebücher ein Bemühenum Systematik und Stimmig.. keit an der Oberfläche kennzeichnend ist. im Additives und Belangloses zuges/e'nt wird. ist u.E, einer der beiden Schlüssel zum Verständnis der Art, ökologische Inhalte in den Wirtschaftslehrebüchem zu behandeln. Der andere ist darin zu sehen, daß die Ök.onomik bislang noch kein konstruktives Verhältnis zur Ökologie gefunden hat. Diesen Vermutun- gen sollnun nachgegangen werden. 58 Die Unweitder Wirtschaftslehrebücher 4 DieBelumdlung ökologischer Themen 4.1 Sachliche Anbindung ökologischer Inhalte In den meisten der heute angebotenen Wirtschaftslehrebüchem finden sich keine explizi- ten Hinweise zu Umweltproblemen. Soweit diese Thematik überhaupt aufgegriffen wird, geschieht dies bei den Themen freie Güter/Bedarfsdeckung, Ressourcen/Produktionsfak- toren, ökonomisches Prinzip, Standortwahl des Betriebes, Wirtschaftswachstum/Politik und Raumordnung. (Raumordnung wird dabei den beiden vorher genannten Themen untergeordnet.) - Außerdem lassen sich die Ausführonsen zur Humanisierung der Arbeits- welt gelegentlich als Beschäftigung mit der ,,Arbeitsumwelt" auffassen. Allerdings scheint eine ökologische Perspektive dabei fast nie intendiert zu sein: (16) "Verbesserung der objektiven Bedingungen /- Gesunde,auch optisch ansprechend gestaltete Arbeitsräume und Plätze; Beachtung der Arbeitsschutzvorschriften ... , derUnfallverhütungsvorschriften I - ... bei möglichen Erkrankungen rechtzeitige überweisung an Fachärzte./ - " (F, S. 242.) (17a) ,,Aus diesen Zahlen geht hervor, daß der arbeitende Mensch gesundheitlichen Ge- fahren ausgesetzt ist und gegen diese Gefahrengeschütztwerden muß. Diesgeschieht in besonderem Maße durch vom Staat erlassene Vorschriften ... Arbeitskraft und Gesundheit des arbeitenden Menschen können gefihrdetwerden durch: ... [Auflistung von fünf Punkten; K. F. &.G. G.]" (Nt S. 35f.) Es folgt ein Hinweis auf die staatlichenVorschriften zum Schutz der arbeitenden Men- schen vor den Gefahren bei der Aumbung der Arbeit und eine klassifizierende Aufhstung zum Arbeitsschutz mit den Kurzbezeichnungen von einschlägigen Gesetzen und Verord- nungen. (N, S. 36.) Derfolgende, sehr allgemein Behaltene Abschnitt über ),Arbeitsschutz durch technischeMaßnahmenu schließtmit der Feststellung: (17b) ,,Durch diese Bestimmungen möchte der Staat mehr Arbeitssicherheit, besseren Ge- sundheitsschutz und eine menschengerechteArbeit erreichen. Diesist nur möglich, wenn auch alle Arbeitnehmer ihre Verantwortung wahrnehmen". (N, S. 37.) Die grundsätzliche Möglichkeit, in die Darstellung -wenigstens an einem konkreten Beispiel - besonders wichtige stoffliche Wirkungszusammenhänge einzubeziehen (die Thematik also ökologisch bedeutsamzu erweitern), bleibt ungenutzt. Wie sich in diesem Beispiel fast alle oben vorgestellten Muster didaktischer Reduktion nachweisen lassen, so gilt dies auch für jene Darstellungen, die explizit- gemeint sind. In dieser Hinsicht gibt es nichts Neues zu. entdecken. Da diese Darstellungen aber in eine ökonomische Argumentation eingebaut werden, die sich durch ökologische Aspektemög- liehst wenigstören lassen will,ergeben sich einige qualitative Besonderheiten. Diese sollen im folgenden vorgestellt werden: 4.2 Einpassung von Umweltproblemen in die tradierte ökonomische Terminologie und Sichtweise Eine aus ökologischer Sicht sehr unbefriedigende Form des Zugriffs auf Sachverhalte, die auch Umweltprobleme enthalten, besteht darin, sie in der ökonomischen Terminologie unkenntlich zu machen: (18) ,,Die freien Güter stehen in unbegrenztem Maße zur Verfügung und können von jedem Menschen nach Belieben in Anspruch genommen werden.... Die ehemals freien Güter Grund und Boden, Wald und Wasser sind heute knapp und daher zu wirtschaftlichen Gütern geworden".(N, S. 90.) Hier wird nicht nur die ökologische Thematik definitorisch aus dem Wege geräumt, sondern auch suggeriert, daß man mit Geld alles kaufen kann. Werden doch auf der vor- S9 Karlheinz FingerleI Gerhard Gerdsmeier hergehenden Seite die wirtschaftlichen Güterbestimmt alssolche,"die mit Geldzu kaufen sind bzw. die produziert werden können". (Nt S. 89.) Der alte Sinn von Wirtschaft, der auch die nichterwerbswirtschaftliche Sorge für die anvertrauten Personen und die Pflege der anvertrauten Güter einbezo8 (in den Haushaltswissenschaften heute noch aktuell), wird hier ebensowenig ZUt Sprachegebracht wie die Tatsache,daß stoffliche,energetische und informatorische Zusammenhänge der Natur und der Verlust und die Zerstörung der Natur mit monetärenModellen nicht adäquat erfaßbar sind.Schon durch die Tenninologie wird suggeriert t daß Bewirtschaftung den verbliebenen Rest der Güter bewahren könnte. + Eine Herausnahme dieser Güter aus dem Wirtschaftskreislauf zum Beispiel dadurch, daß sie durch staatlichen Schutz grundsätzlich unverkäuflich werden, wird in der Terminologie dieser Wirtschaftslehre-Bücher gar nicht mehr artikulierbar. Vor allem an dieser begriff.. liehen Ignoranz scheitert in den Schulbüchern eine interessante Rezeption von ökologi- schen Zusammenhängen. 4.3 Beliebige Beispiele in Auflistungen Nur zufällig und als austauschbares Beispiel scheint der Umweltaspekt in folgendem Bei- spiel angesprochen zu sein: (19) .Kollektive Bedarfsdeckung. ... Beispiele: Der Bedarf an Verkehrswegen, Schulen, Krankenhäusem, Sportplätzen, Umwel tscbutzanlagen wird meist kollektiv gedeckt". (0, S. 13.) Ähnlich sind Angaben in Auflistungen von Binflußfaktoren bei Entscheidungen zu be- urteilen. So wird zum Beispiel bei der graphischen Darstellung von örtlichen Faktoren bei der Entscheidung für die Standortwahl von Betrieben neben "Verkehrsverbindungen'" uGrondstückspreise'" .Steuervorteüe'vund "Wohnverhältnisse" auchder "Umweltschutz" genannt: (N, S. 49.) Es handelt sich hier um das institutionelle Pendant zur weiter unten angesprochenen Kostenperspektive: Umwelterfordemisse erscheinen als institutionelle Randbedingungen, die die Freiheit der Wirtsehaftssubjekte beschneiden. (Vgl. dazu auch: M,S. 30; F, S. 25.) Aus der Sicht einesökologen sind derartige unkommentierte Stichworte sicherlich un- befriedigend. Sie deuten aber bereits eine Strategie des Umgangs mit ökologischen Inhal- ten an: die additive, rür die ökonomische Argumentation unbedeutende Erweiterung. 4.4 Ökologische Exkurse Einschübe ökologischer Inhalte beschränken sich nicht nur auf Beispiele und Stichworte. Für die Erweiterung in den Bereich stofflicherund energetischer Vorgänge läuft die Argu- mentation zwar konventionell daraufhinaus. die Stoffe oderEnergieträger als ökonomisch bewertbare Produktionsfaktoren umzudeuten: (208) ,,Die Natur ist Produktionsfaktor. wenn sie vom Menschen nutzbar gemacht wird. Wasser, Sonnenlicht und Wind können als Energiequellen genutzt werden•... Die Luft dient auch als Rohstofflieferant, z.B, für die Stickstoffgewinnung...." (N, S.93.) Aber es werden dann Aussagen eingefügt, die - obwohl sie viel zu kurz greifen - öko- logisch bedeutsam sind: (20b) .Die Vorräte der Erde an Erzen, Kohle und Erdöl sind auf viele Stellen verteilt; sie sind knapp. Es ist schon jetzt abzusehen, wann sie erschöpft sein werden. Der Reich- tum der Natur ist also begrenzt". (N, S. 93.) Dieses Raubbau-Argument fließt nicht einmal mehr in die sich anschließenden Sätze überKlimatisches ein und wird imBuchnirgends mehr aufgegriffen. Es bleibt an der Ober- fläche und ist konzeptionell überflüssig. 60 Die Unweitder Wirtscbaftslehrebücher Das gilt auch für manchen längeren Abschnitt. In einem Kapitel über den Produktions- faktor Boden (L, S. 42ff.) wird von zwei Seiten eine dem Zusammenhangvon Nahrungs- mittelknappheit und Bevölkerungswachstum in der Dritten Welt gewidmet, in dem auch Stichworte wie Bodenerosion, Trockenheit, Seuchen u.ä. fallen. Der ökologische Gehalt bleibt nicht nur implizit. Die Darstellung hat ohnehin keine Pointe. Es würde nicht auf- f811en,wenn dieserTextteil fehlen würde. Ähnlich sind manche an der Meadows-Studie orientierte Darstellungeneinzustufen. Ein sehr pessimistischerBericht zur Rohstoffversorgungendet folgendermaßen: (21) ,,Da Wirtschaftswachstum zum großen Tell nur auf der Grundlage von mehr Roh- stoff- und Energiestoffeinsatz möglich ist, ist es von der ausreichenden und preis- werten Beschaffungdieser Stoffe abhängig". (0, S. 439.) Was soll hier gesagt werden? Der Mangel an artikulierten Konsequenzen ist bei den Einfügungen ökologischerInhalte nicht der Regelfall. Im Gegenteil. Meist werden die Ausfiihrungen auf immerwiederkeh- rende Pointen ausgerichtet, die nun zu erörtern sind. . 4.5 Betonung derKosten der umweltbezogenen MaßMhmen Ein Motiv, Umweltprobleme in den Wirtschaftslehrebüchem überhaupt zu erwähnen, scheint darin zu bestehen, einen neuen Kostenfaktor vorzustellen: (22) ,,Die Luft ist von einer zunehmenden Verschmutzung bedroht und die Bemühungen des Staates und der privaten Industrie verlangen erhebliche Aufwendungen". (L, S. 24f.) (23) ,,zielkonflikt zwischen Preisstabilität und Wirtschaftswachstum entsteht dann, wenn ... die erforderlichen Umweltschutzinvestitionen ( ...) die Preise fiir die Güter be- stimmter Industrien in wettbewerbsfeindliche Höhe treiben", (0, S. 414.) (Vgl.. auch: A, S. 330.) Das Verständnis flir die ökologischen Zusammenhänge wird auch keineswegs dadurch erhöht, daß weitere ökonomische Aspekte einbezogen werden: (24) ,,Aus dem Waldschaden und einer entsprechenden Umweltschutzpolitik ergeben sich erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen:/Beispiele: I Investitionen fürFilteranlagen und neue Verfahren I Umstrukturierungen im Bereich der Automobilindustrie I Mehrausgaben in privaten Haushalten, Unternehmen und Staat fiir den Umwelt- schutz, Schaffung von Arbeitsplätzen zur Produktion von Erzeugnissen, die umwelt- verträglich sind". (L, S. 44.) Umweltschutzmaßnahmen sind hiernach etwas ökonomisch überwiegend Störendes. In keinem der hier erwähnten Beispiele wird Über ökologische Zusammenhänge gehaltvoll informiert und die ökologische Sinnhaftigkeit der meist angesprochenen Maßnahmen des ·technischenUmweltschutzes diskutiert. Aspekte des ökologischenUmweltschutzes(Natur- und Landschaftsschutz) scheinen den Autoren (bis auf die Kurzbezeichnungender Ge- setze) ohnehin fremd zu sein. Gesichtspunkte eines vorsorgenden Umweltschutzes, der nicht auf Investitionen zur Vermeidung von Umweltverschmutzung reduziert werden kann, sind den Autoren ebenso fremd wie die durchaus ökonomische Frage nach den lang- fristigen Kostenvorteilen. Handlungsmöglichkeiten und -erfordernisse der Berufsschüler werden gar nicht angesprochen, obwohl diese im beruflichen und privaten Bereich viele Beiträgezur Erhaltung der Umwelt ohne zusätzliche Kosten leisten könnten. 4.6 Umweltprobleme als staatliche Aufgabe Ökologische Fragen werden in den Schulbüchern ganz überraschend häufig und unver- mittelt in den Zuständigkeitsbereich des Staates abgeschoben" Unterschiede liegen darin, 61 Karlheinz Fingerle I Gerhard Gerdsmeier daß in einigenTexten mehr aufnonnative Vorgabenverwiesen wird und daß andere mehr auf bestehende Maßnahmen verweisen, für die EffIZienz suggeriert wird. Mit diesem Ab- schieben sind Schulbuchautor und Lernender ein potentielles Problemlos. Schon in den vorstehenden Beispielen 22, 23 und 24 tritt der Staat als Hauptagent auf. In einer vierseitigen Darstellung,,Bodenunter dem Gesichtspunkt desUmweltsehutzes" (K, S. 52-56) wird einleitend die These ausgeführt, daß die ,,Ausdehnungskraftder Wirt- schaft" die ,,Naturkräfte überfordert" habe. Es folgen ausgewählte Deskriptionen zu Müll· abfallen und zur Belastung der Gewässert der Luft und des Bodens. Daran schließt unver- mittelt die folgende .Lösung" an: (25a) .Das Umweltschutzprogramm der Bundesregierung hat die zum Schutz der Umwelt erforderlichen Maßnahmen festgelegt. Einige Gesetze sind schon erlassen(z.BvBlei- gesetz, AbfalIbeseitigungsgesetz t Immisstonsschutzgesetz). Sie greifen tief in die Wirtschaft und den privaten Bereich der Bürger ein und ermöglichen eine einheit- liche Neuordnung der Luftreinhaltung, Lärmbekämpfung usw." (K, S. ~5.) Es folgen kleingedruckt Hinweise auf die Kosten des Umweltschutzes für den Staat und die der Wirtschaftdurch die staatlichen Auflagen entstehenden Kosten. Die meisten der in Abschnitt 3 ..2 vorgestelltenMusterdidaktischer Reduktion für öko- nomische Inhalte finden wir hier wieder. Auch die Bewertung ökologischer Probleme in Kostenkategorienist uns bereits bekannt. ~ Das Schulbuch meldet Entwarnung: Der zunächst behaupteten überforderung der Natur durch Wirtschaftswachstum steht jetzt das bloße Bedauern über den künftigen Tempoverlustbei fortschreitendem Wachstum gegenüber. Argumentativvorbereitet wurde die Entwarnung durch den Hinweis auf programmatische und gesetzgeberische Staats- aktivitäten. Sich - wie üblich - mit rechtlichen und institutionenkundlichenHinweisen zu begnügen, setzt vermutlichbeim Schulbuchautor dieErwartung voraus,der Leser werde auf verbreitete Vorurteile zurückgreifen, daß es für jedes Problem eine technische oder ökonomische Lösung gibt, daß sich diese Lösungen in angemessene Rechtsvorschriften übersetzen lassen, daß diese "guten" Gesetze/Verordnungen akzeptiert, durchsetzbar, . wirksam und ohne abträgliche Nebenwirkungen sind und daß sich ökologische Probleme durch gezielte Veränderungen in Geldrelationen beheben lassen. Diesen Vorstellungen hängen auch die Umweltökonomenan (z.B. Wicke 1982). - Glaubt man a1l dies, sind Um- probleme beim Staat gut aufgehoben,und man kann sich beruhigt anderen Dingenzuwen- den, sofern er - wie behauptet - tätig wird. Als Verharmlosungskonzept sind die Argumente allerdings einzustufen, wenn die Vor- aussetzungen nicht einmal in der Regel als erfüllt anzusehen sind. Die geschilderte Situa- tion bliebe dissonant. Autor und Leser müßten ins Detail gehen. Der Primat der ökono- mischen Argumentation wäre nicht unumstritten - eine für Lehrmittel, die unter dem Gesichtspunkt der stimmigen VerknüpfungökonomischerTermini und Argumente konzl- piert werden, erschreckende Perspektive. - Durch Verhannlosungund Abschieben der Handlungsanforderungen an Dritte erhalten die Texte etwas sehr Beruhigendes. Gegen diese Interpretation spricht auch nicht der abschließende Absatz des obigen Textbeispiels: (2Sb) .Der Umweltschutz kann aber nicht allein Sache des Staates, der Gesetzgebung oder etwa der Industrie sein. Er ist ein allgemeines Anliegen. das jeden angeht und von allen Bürgern mitgetragen werden muß". (K, S. 56.) Diese Handlungsaufforderung an einen jeden ist einstellungspsychologisch gesehen durch die vorangegangenen. Beruhigungen längst neutralisiert, kognitionstheoretisch ge- sehen in einer das Handelnnicht direkt anleitenden Struktur formuliert und darüberhinaus so unbestimmt, daß ein konkreter Aufforderungscharakternicht wahrnehmbar ist. 62 Die Unweit der Wirtschaftslehrebücher 4.7 Harmonisierung durch Leerformeln Eine gelegentlich anzutreffende Methode, mit den Unstimmigkeiten des Ökologischen innerhalb der ökonomischen Axiomatik umzugehen, besteht darin, dem Ökologischen vordergriindigEigenständigkeit einzuräumen, um es dann über eine Versöhnungsfonnel zu neutralisieren. Nach einer bereits ganz im Geiste der Neoklassik gefaßten Charakterisierung des öko- nomischen Prinzips heißt es zum Beispiel: (26a) ,,Die modernen Produktionsweisen folgen dem ökonomischen Prinzip. Sie garantie- ren einen hohen Lebensstandard und das Netz der sozialen Sicherheit". (G, S. 233.) Der folgende Abschnitt mit der überschrift "Ökologisches Prinzip" beginnt: (26b) "Die Zahl derjenigen wächst,die eine neue Definitton desBegriffs .Lebensstandard' fordern. Danach sollen die Arbeit menschlicher, der Konsum natürlicher sowie die Erträge mehr der Ökologie und weniger der ökonomie angepaßt werden: Das ökologische Prinzip fordert die Erhaltung der menschlichen biologischen und atmosphärischen Natur. Es ist zum Dienst arn Menschen bestimmt ... [Es folgt eine ziemlich skurrile Zusammenstellung politischer Forderungen. K.F. & G.G.]" (G, S. 233.) Den Autoren fällt es angesichts ihrer Auflistung von politischen Forderungen zur Cha- rakterisierung des ökologischen Prinzips ziemlich leicht, auf den Konflikt mit den t)lerr- sehenden Produktionsweisen" hinzuweisen. Als Ausweg fordern sie die Prinzipienver- knüpfung: (26c) ,,Die Frage, die wir uns zu stellen haben, darf daher erst gar nicht lauten: ökonomi- sches oder ökologisches Prinzip, sondern ökonomisches Prinzip + [und] ökologisches Prinzip". (Gt S. 233.) Grundsätzlich wäre es möglich, das ökonomische Prinzip, das indifferent ist gegenüber speziellen Zielen, in ökologischer Perspektive zu erweitern. Allerdings müßten dann etliche ökonomische Annahmen modiflzlert, Steuerungsprinzipien erweitert, neue Organisations- rannen entwickelt werden und vor allem stoffliche, energetische und informatorische Zu- sammenhänge in ein operationalisiertes Zielsystem überführt werden. Statt diesen sehr komplizierten Weg einzuschlagen, wird einfach ein nebulös gehaltenes neues Prinzip postu- liert, das in seiner Formulierung wohl eher auf Schlagworte politischer Auseinandersetzun- gen zurückgeht als auf die Beschäftigung mit wissenschaftlichen Ansätzen der sozialwissen- schaftlichen und der naturwissenschaftlichen ökplogie.Dieses nebulöse ökologische Prin- zip wird in einer substanzlosen Geste mit dem erstenPrinzip "versöhnt". Für die restlichen 170 Seiten hat das ökologische Prinzip nach diesem verfälschenden und verharmlosenden Auftritt ausgedient. 4.8 Harmonisierung durch ErkJiirung des Möglichen zum Faktischen , In einigen Wirtschaftslehrebüchern sind sehr ausführliche Darstellungen über die Grenzen des Wachstums aufgenommen. (Vgl. B, S. 516f., C, S., 318f.,D t S. 421, E, S. 513-520, H, S. 53-58.) Unbeschadet der auch hier anzutreffendenMuster didaktischer Reduktion (vgl. Abschnitt 3.2) sind etliche empirische Deskriptionen und Prognosen zur Rohstoff- und Verschmutzungsproblematik enthalten. Sie sind überwiegend der Studie von Meadows U.8. (1972) entnommen, die auf 'stoffliche Prozesse im Detail nicht eingeht. Eine weitere Komponente bildet die um die gleiche Zeit im Gefolge der Bemühungen um eine empirisch gehaltvolle Konstruktion sozialer Indikatoren geführte Diskussion um die Frage, ob das Sozialprodukt; wie das aus der Axiomatik der Ökonomik zu folgern ist, ein Wohlstands- indikator ist oder ob ihm ein Konzept der I..ebensquaJität entgegengesetzt werden müßte. (Der Begriff Lebensqualität wird in den Schulbüchern allerdings nicht im Kontext der 63 Karlheinz Fingerte I Gerhard Gerdsmeier Fragestellungen und Ergebnisse der Sozialindikatoren-Forschung, sondern eher naiv als Vokabel der politischen Auseinandersetzungen verwendet.) In beeindruckenden Worten wird in den Schulbüchern die gegenwärtige Situation be- schrieben: Von Umweltzerstörungist die Rede (D, S. 421), vom Fehlen einer Uberlebens- ,chance für die jetzige Wegwerf-Gesellschaft (E, S. 516) usw.- Schon diese Formulierun- ,gen wecken Mißtrauen: Ober 500 Seiten langist alsMaterialisierung der zweckrationalen, den ökonomischen Axiomen - insbesondere dem Axiom der Knappheit - folgenden Ver- nunft die real existierende Marktwirtschaft vorgestellt worden: Sie kann durch Setzung keine Wegwerf-GeseUschaft sein. Man kann im Rahmen der Schulbuch-ökonomik nur an eines von beiden glauben. Dies macht aufmerksam auf die zahllosen krypto-normativen Argurnentationsreihen: (27) ,,Dieses Wachstum wird in Zukunft mehr ein qualitatives als ein quantitatives (auf Verschwendung, Oberfluß ausgerichtetes [siclj) sein müssen. Neue, bessere, umwelt- freundlichere, rohstoffsparendere, energiesparende, kostengünstigere Produkte und Verfahren werden minderwertige, überflüssige, nicht reparaturfähige Güter einer Oberflußgesellschaft ablösen müssen". (E, S. 515. - Ähnliches auch.H, S. 57.) Wenn das .müssen" in den Behauptungen wirklich als Sachgesetzlichkeit gemeint ist, braucht sich tatsächlich niemand Sorgen zu machen: Wir können gelassen abwarten. Es sei denn, jemand möchte wissen, worin die Sachgesetzlichkeit besteht. - Wenn das .müssen" aber nur ein "sollte" ist, ist aus der Sicht sowohl der Lehrbuchökonomie als auch der Empirie zu fragen, welche Agentenund welche Steuerungsprinzipien die Normen erreich- bar machen. Die Darstellungen sind offenbar manipulativ. Angestrebtwird der für das Voranschrei- ten in der traditionellen Ökonomik Wichtige Schluß: Es gibt ein unbedenkliches Wachs- tum.. Mehr noch: Umweltschutz benötigt Wirtschaftswachstum.(E, S. 518.) Um zu diesem Ergebnis zu kommen, wird ein weiterer methodischer Kniff angewendet: Man stellt ein Argument aus der Studie von Meadowsoder aus Folgestudien knapp vor und etikettiert diese Position als pessimistisch. Dem stellt man eine optimistische Auffassung gegenüber, die weitgehend aus Denkmöglichkeiten oder unbedingten Fortschreibungen eines Fort- schrittstrends bestehen. (Vgl. B, S.. 516f., C, S. 318f.; ohne ausdrückliche Etikettierung: E, S. 517, H, S. 57.) Um den Gehalt der Möglichkeitsanalyse aufzuwerten, folgen punktu- elle Belege für Fortschritte in der Umwelttechnik (z.B. zum Hausmüll-Recycling in: E, S. 518). Nachsoviel Vorarbeit kann man sagen: (28) "Unter diesen Voraussetzungen sind Umweltschutz und Wirtschaftswachstum keine sichausschließenden, sondern sichergänzenden Faktoren". (E, S. 518.) Der Fehler in dieser Ableitungist, daß die Plausibilität für ;,diese Voraussetzungen" er- schlichen ist. Zurückzuweisen ist methodologisch der Versuch, mit einigenBeispielen der Technik nachsorgenden Umweltschutzes die globalen Natur- und Rohstoff-Bilanzen und -Voraussagen der "Pessimisten" zu widerlegen. 4.9 Zusammenfassung ökologische Inhalte sind in Wirtschaftslehrebüchern nicht besonders gut aufgehoben. Sie erscheinen wie zufällig hineingerutscht. Sie werden terminologisch verfälscht oder un- kenntlich gemacht. Sie belegen die Beeinträchtigung des freien Unternehmertums bei Ent- scheidungen und Kalkulationen oder scheinen so pessimistisch eingefärbt, daß man ihnen soweit aufhelfen muß, bis sie sich mit der ökonomischen Axiomatik arrangieren lassen. In hartnäckigen Fällen bedarf es schon einmal rhetorischer Suggestion, um den Gegenstand gegen potentielleDeutungenzu neutralisieren, wobei der Gegenstand in der angemessenen 64 DieUnweit derWirtscbaftsiehrebücher Differenzierung gar nicht zur Sprache kommt. Es scheint wichtig, Dissonantes gar nicht . aufkommen zu lassen. Am Ende steht immer Problemlosigkeit .. Bemerkenswert ist, daß man in denBüchern,die sich programmatisch um die berufliche Situation der Lernenden bemühen, kein einziges Beispiel finden kann, in dem versucht WÜrde, die berufliche Handlungskompetenz der Lernenden unter ökologischen Gesichts- punkten zu erweitern: Sind die Arbeitsplätze von Verkäufern oder Spediteuren nicht ebenfalls "Umwelt 6'? Sind die Tätigkeiten des Einzelhandelskaufmannsan seinem Arbeits- platz tatsächlich ökologisch irrelevant? Ist es überflüssig, auf die gängigen Vorstellungen, Einstellungen und Verhaltensweisen der Jugendlichen einzugehen? Auffällig ist zudem, daß die in den Büchern zugrunde gelegten Argumente der Struktur nach 15 bis 20 Jahre alt sind. Entgegnungen zu den damaligen Artikeln,Differenzierungen usw. scheinen nicht bekannt zu sein. Hierher gehört auch die Fragestellung, daß die Argu- mentationsweisen und Kalküle der Umweltökonomen nicht rezpiert worden sind. Diese Form des "Modernitätsrückstandes" ist allerdings nicht so bedeutsam, weil ihre Uberwm- dung nur zusätzliche Einwände gegen die Wirtschaftslehrebücher provozieren WÜrde. Wich- tiger ist vielmehr, daß es kein Indiz dafür gibt, daß den Wirtschaftslehrebüch.ern Kenntnisse darüber zugrundeliegen, was Ökologen bewegt und wie sie faktisch argumentieren. Die ,tUmwelt~' der Wirtschaftslehrebücher ist eine Unweit.. 5 Konsequenzen fiir die Umwelterziehung in der ökonomischen Bildung Es wurde gezeigt, daß..die Umweltthematik in den Wirtschaftslehrebüchern, wenn sievor- kommt, in einer den Intentionen der Umwelterziehung widersprechenden Weise behandelt wird.Weder werden rur berufliche oder alltägliche Situationen wünschenswerte Verhaltens- möglichkeiten und Einstellungen vorgestellt, noch wird in einer dem Gegenstand inhalt- lich und strukturell angemessenen Weise über ökologische Zusammenhänge informiert. Die Behandlung von Umweltthemen läßt aufgrund der innewohnenden Verharmlosungsren- denz vielmehr befürchten, daß die Darstellungen eher schädlich sind. Wir haben zu zeigenversucht, daß das Ausblenden oder dieVerharmlosung der Umwelt- thematik nicht auf einigen zufälligen individuellen Unkenntnissenberuhen, sonderndurch- gängig aus dem nicht bewältigten Umgang mit ökonomischen Inhalten entspringt. Die di- stanzlose, nicht einmal hinsichtlich der fachlichen Voraussetzungen reflexive Aneignung der ökonomischen Argumente und der Fachsprache übt offenbar durchgängig einen star- ken Druck aus, dieDarstellungen in den Schulbüchern oberflächlichstimmigzu halten und im Detail dafürgehaltlos zu machen.Wird bei diesen Randbedingungen ein Umweltaspekt aufgegriffen, wird er einerseits aufgrund der beibehaltenen Darstellungsprinzipien relativ gehaltlos präsentiert. Andererseits ist es für die auf Stimmigkeit angelegte Oberfläche auf- grund der andersartigen Axiomatik ein störender Fremdkörper, der in vielfältiger Weise retuschiert wird. Vor diesem Hintergrund läßt sich eine Verbesserung der Schulbücher unter dem Ge- sichtspunkt der Umwelterziehung nicht daran messen. ob der Prozentsatz der Aussagen, die sichauf Umweltaspektebeziehen, in den letzten Jahren gewachsen ist oder sich steigern läßt. Vielmehr sollten sich die Wirtschaftslehrebücher im Interesse der Umwelterziehung mit Umweltfragen überhaupt nicht befassen, solange die Darstellungen nicht einmal dem ökonomischen Gegenstand gerecht werden. Es ist hier zu bedenken, daß Fachlehrer bei ökonomischen Themen vermutlichnoch bereichsweise gehaltvolle Vemetzungen ergänzend vermitteln, die Schülern als Referenzsystem zur angemesseneren Deutung der Schulbuch- texte dienen könnten. Eine derartige Korrektur wird bezüglich ökologischer Inhalte von Ökonornielehrern in der Regel kaumzu erwarten sein.. 65 Karlheinz Fingerle , Gerhard Gerdsmeier Wenn man sichgegen eine Umwelterziehung im Rahmen der gegenwärtigen Wirtschafts- lehre ausspricht, ist das kein Votum gegen Umwelterziehung. Allerdings sprechen wir uns deutlich gegen eine unkritische übernahme der Forderung aus, Umwelterziehung als Prinzip in allen Schulfachern zu realisieren. Es wird sorgfaltig zu prüfen sein, in welchen FächernUmwelterziehung gehaltvoll einbezogen werden kann. (Für kaufmännische und verwaltende Berufe kämen z.B. die Fächer Warenkunde, Wirtschaftsgeographie, Wirtschafts- biologie in Betracht.) Durch diese Separierung würden die Darstellungen ökonomischer Inhalte selbstverständlich nicht besser, und auch das Verhältnis ökonomischer und öko- logischer Inhalte bliebe für denLemenden vermutlich ungeklärt und widersprüchlich. Aber die Umweltthematik würde nicht destruktiv assimiliert. Bleibt abschließend zu fragen, ob sich nicht auch konstruktive Perspektivenflir eine integrative Ausbildung ökonomischer und ökologischer Kompetenzen aufzeigen lassen. Die Analysen legen den Schluß nahe, daß die angestrebte Integration in dem Maße mög- lich wird, wie ein verständiger, selbstbewußter und gehaltvoller Umgang mit den Inhalten der Ökonomik gelingt. Das heißt erstens, daß man sich bei der Konstruktion von Materialien darüber klar wer- den muß, um welche Intentionen es jeweils geht und in welcher Struktur Inhalte daher angeboten werden sollten. Die Beschäftigung mit beruflichem Handeln oder mit Einstel- lungen scheint andere Vorgehensweisen nahezulegen als die Beschäftigung mit theoreti- schem Weltwissen. (Vgl.Gerdsmeier 1983.) . Zweitens müßte man bei der Rezeption ökonomischer Inhalte umsichtigvorgehen. Für jedes Axiom, für jedes Prinzip, für jeden Begriff wäre zu prüfen, ob die Konstrukte zum Verständnis der Inhalte überhaupt benötigt werden, wo sie benötigt werden und welche Differenzierungen sie erlauben, was' damit andererseits ausgeklammert wird und welche Einschränkungen in einer Ableitungenthalten sind. Würden derartigeReflexionen für den Leser offengelegt, würde man erst gar nicht lange darüber debattieren müssen, ob das Sozialprodukt ein Wohlstandsmaß ist, ob es nieht-bewirtschaftbare.Bedürfnisse gibt usw, Es würde klar, daß die Ökonomik aus ihrer Perspektive zu vielenDingen kompetent nichts sagen kann. Es würde bereichsweise in einem geordneten Rückzug das Feld geräumt, in das die ökologie unbedrängtvorrücken könnte. LISTE DER ZITIERTEN SCHULBÜCHER,. (A) Allgemeine Wirtschaftslehre.Verfasser: Ernst Böhmer u.a., Arbeitskreis Gemot Kugler, - 1. AufL - Wuppertal: Buropa-Lehrmittel, 1983 (B) Allgemeine Wirtschaftslehre. Verfasser: Hans Brandenburg U.8., Leitung des Arbeits- kreises u. Lektorat: Horst Wamcke. Wuppertal: Europa-Lehnnittel, 1980 (C) Allgemeine Wirtschaftslehre. Verfasser: Wolfgang Grill, Hubert Reip. - 4., überarb. u. erw. Aufl. - Bad Hornburg v.d.H.: Gehlen. 1982 (D) Allgemeine Wirtschaftslehre für kaufmännische Auszubildende. Verfasser: Gernot Hartmann, Friedrich Härter. - 1. Aufl. (10. Druck) - Rinteln: Merkur, 1983 (E) Allgemeine Wirtschaftslehre. Lehr- und Arbeitsbuch rur Volks-und Betriebswirtschafts- lehre, Rechtskunde und Organisationslehre. Verfasser: Kurt Gönner, Siegfried Lind, Hermann Weis u. Mitarb .. v. 0 •• - 6., durchges, Aufl.- Bad Hornburg v.d.M.: Gehlen, 1986 (F) Spezielle Betriebswirtscbaftslehre der Industrie. Verfasser: Gemot Hartmann, Fried- rich Härter. - 1. Auß .. (5. Druck) -Rinteln: Merkur, 1986 (G) Spezielle Industriebetriebslehre. Verfasser: Georg F. Hesse) Siegfried Schmidt, Man- fred Zschenderlein. - J. Aufl. - Darmstadt: Winkler. 1983 66 DieUnweit der Wirtschaftslehrebicher (8) Volks- und Weltwirtschaft. Lernzielorientierte Ausgabe. Verfasser: Gernot Hartmann.. - 1. Aufl. (1. Druck) - Rinteln: Merkur t 1981 (I) Volkswirtschaftliche Grundbildung.. Verfassen Harald Dettmer. Bad Hornburg v.d.H.: Gehlen, 1985 (K) Volkswirtschaftslehre. Eine problemorientierte Darstellung. Verfasser: Günter Füth, Friedrich G. Blasberg. - 11., neu bearb.Aufl. (1. Druck) - Darmstadt. Winkler. 1983 (L) Volkswirtschaftslehre rur Bankkaufleute. Verfasser: Hans Herber, Bernd Engel. - 3., neubearb, Aufl. - Wiesbaden: Gabler, 1986 (M) Der Weg zum Industriekaufmann. Verfasser: Johannes Fliß U.8., Leitung des Arbeits- kreises u, Lektorat: Horst Warncke. Wuppertal: Europa-Lehrmittel, 1982 (N) Wirtschaftskunde für gewerbliche Berufs- und Berufsfachschulen einschließlich des Bemfsgrundbildungsjahres. Verfasser: Kurt Fink, Eduard Kraus, Günter Weber. - 11., durenges. Aufl .. - Bad Hornburg v.d.H.: Gehlen, 1985 (0) Wirtschaftslehre Großhandel. Verfasser: Ernst Böhmer U.8., Lektorat: Gernot Kugler. - I. Aufl.- Wuppertal: Buropa-Lehrmittel, 1982 ZITIERTE LITERATUR Achtenhagen. Frank (1984): Didaktik des Wirtschaftslehreunterrichts. Opladen: Leske u. Budrich (UTB Bd. 1300) Ballstaedt, Steffen-PeterIHeinz MandllWolfgang Schnatz ISigmar-Olaf Tergan (1981): Texte verstehen, Texte gestalten. München; Wien; Baltimore: Urban & Schwarzenberg Binswanger, Hans-Christoph/u.a. (1983): Arbeit ohne Umweltzerstörung. Strategien für eine neue Wirtschaftspolitik .. Frankfurt a.M.: S. Fischer Bleichert, Michael (1984): Der Beitrag der kaufmännischen Berufsschule und speziell der "Allgemeinen Wirtschaftslehre" zur Umwelterziehung•.Diplomarbeit bei Barbars Hopf', Universität Mannheim (ztt. nach: Dopf/Bleichert 1986) [Dachverband Agrarforschung & ANL =] Dachverband wissenschaftlicher Gesellschaften der Agrar-, Forst-, Ernährungs-, Veterinär- und Umweltforschung e.V. 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Dissertation, FU Berlin, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliehe Fakultät Halbach,Udo (1981): Der Beitrag der biologischen Ökologie zum Umweltproblem. in: Lebmann 1981, S. 9-32 Hopf, Barbara/Michael Bleichert (1986): Umwelterziehung als Teil der allgemeinen Wirt- schaftslehre, in: Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik Bd, 82, S. 579-593 Kahneman, Daniel/Paul Slovic/ Amas Tversky (eds.) (1982): Judgement under Uncertain- ty:Heuristics and Biases. Cambridge, U.K.: Cambridge UniversityPress Kluwe, Rainer (1979): Wissen und Denken. Modelle, empirische Befunde und Perspekti- ven für den Unterricht. Stuttgart; Berlin; Köln; Mainz: Kohlhammer Kotzorek, Sigrid (1984): Schulbuchanalyse von Konfliktdarstellungen bei arbeitsrecht- lichen Themen. Diplomarbeit (Wirtschaftspädagogik) bei Gerhard Gerdsmeier, Gesamt- hochschule Kassel Krumm, Volker (1973): Wirtschaftslehreunterricht. Stuttgart: Klett (Deutscher Bildungs- rat: Gutachten und Studien der Bildungskommission. 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München: Vahlen ANMERKUNGEN Wir diskutieren an einigen ausgewählten Textstücken aus Schulbüchern zur Wirtschaftslehre tUr be- rufliche Schulen die Art der darin vorkommenden Argumentationsmuster. Anders als Bleichert (1984; vgl. Hopf/Bleichert 1986, S. 581) beabsichtigen wir keine quantitative Inhaltsanalyse von Schulbüchern. UnserInteresse richtet sich auf die Quaütät der Rezeption ökologischer Inhalte" 68 Die UnweIt der Wirtschaftslehrebücher Wo die genetische Information aber in einer ökonomisch relevanten Weise thematisiert wird (z.B, als Problem der Erhaltung genetischen Materials für künftige Resistenzkreuzungen in der Landwirt- schaft), werden nicht ganze Tier- und Pflanzengesellschaften bewahrt, sondern Saatgut-Banken ein- gerichtet (und die genetische Information vermarktet). (VgL Mooney 1981.) Wir zitieren die Schulbücher zur Wirtschaftslehre mit Großbuchstaben. Die genauen bibliographi- schen Daten sind vor diesen Anmerkunaen zu finden, Wir weisen aus Platzgründen und, weil wir keine quantitative Analyse vorlegen, nur die tatsächlich zitierten Werke nach. Sämtliche Hervorhebunaen der Originaltexte der Schulbücher und besondere graphische Anordnun- gen der Originaltexte werden nicht Obernommen.BeiAuflistungen wird der ZeUenwechsel in den Zitaten mit ur'" angezeigt. 69