Winkelmann . »Auf einmal sind sie weggemacht« Nationalsozialismus in Nordhessen Schriften zur regionalen Zeitgeschichte Heft 15 Herausgeber: Gesamthochschule Kassel, Fachbereich 1 Redaktion: Dietfrid Krause-Vilmar Die Drucklegung ist durch einen bedeutenden Zuschuß des Magistrats der Stadt Arolsen möglich geworden. Michael Winkelmann, geboren 1950 in HagenlWestf; nach Berufsausbildung zum Industriekaufmann und Zweitem Bildungsweg Studium der Katholischen Theologie und Germanistik an den Universitäten Regensburg, Tiibingen, Marburg, Bonn und Münster; seit 1984 Studienrat an der Christian-Rauch-Schule in Arolsen. Umschlag: Stephan von Borstel Das Foto auf dem Umschlag zeigt die Bahnhofstraße in Arolsen um ca. 1872 (Ausschnitt aus einer alten Postkarte). Vertrieb: Jenior & Pressier, Lassallestr. 15, 3500 Kassel Druck: Druckhaus Thiele & Schwarz GmbH, Werner-Heisenberg-Str. 7, 3500 Kassel ISBN: 3-88122-671-0 ISSN: 0175-1840 © Gesamthochschule Kassel, Fachbereich 1 Gesamthochschul-Bibliothek Michael Winkelmann » Auf einmal sind sie weggemacht« Lebensbilder Arolser Juden im 20. Jahrhundert Eine Dokumentation Unter Mitarbeit von Katrin Burth, Katja Roßmann, Anja Ortmann und Shamalie Sen Verlag Gesamthochschul-Bibliothek Kassel 1992 Für die Online-Veröffentlichung korrigierte Ausgabe 2008 Im Gedenken liegt das Geheimnis der Erlösung Rabbi Israel ben Elieser, genannt Baal Sehern Tow, 1700 - 1760 Inhalt Inhaltsverzeichnis Vorwort Einleitung Bericht über die Forschungsarbeit und die Haltungen Arolser Bürger zu ihren ehemaligen jüdischen Nachbarn Teill Geschichtlicher Überblick über die Entwicklung der jüdischen Gemeinden in Arolsen, Helsen und Mengeringhausen von der Stadtgründung Arolsens bis zum Jahre 1900 Teil 2 Vorstellung der jüdischen Familien aus Arolsen, Helsen und Mengeringhausen im 20. Jahrhundert Familien in Arolsen Frieda Alsberg Lina und Bemhard Baer Ida und Jacob Katz Irma und Moritz Katz Minna und Julius Katz Sara und Willy Katz Fanny und Ruben Löwenstein Grete und Willi Löwenstein Lina und Schafti Löwenstern Johannette und Robert Schönstädt Regine und Richard Schönstädt Klara Schürmann Levell I Schiff I Stein Familien in Helsen Rica und Michel Katz Emilie und Felix Reinhard I Block Johanna und Hermann Schönstädt I Voigt Jette-Lene und Gottschalk Schönstädt Weitzenkorn Familien in Mengeringhausen Regine und Jakob Lebensbaum / Elsbacher Rosa und Josef Löwenstern Johanne und Menko Löwenstern I Löwengrund Else und Albert Meyerhoff I 7 15 38 39 40 41 44 48 50 53 58 61 68 70 71 73 74 76 77 79 80 84 86 87 88 90 91 93 Inhalt Nettehen und Heinemann Schwerin Sophie und Jacob Schwerin Teil 3 Dokumentation der alltäglichen Ausgrenzung und der systematischen Verfolgung Chronik der Ereignisse 1920-1949 Anhang Schicksale der Juden aus Arolsen, Helsen und Mengeringhausen im 20. Jahrhundert Schicksale der in Landau geborenen Juden im 20. Jahrhundert Anmerkungen Personenverzeichnis Ortsverzeichnis Sachverzeichnis Literaturverzeichnis Archivverzeichnis 96 97 101 369 370 382 386 409 417 421 424 427 Vorwort Vorwort Die vorliegende Dokumentation von Michael Winkelmann über Leben und Schicksal von Arolser Juden im 20. Jahrhundert ist der gelungene Versuch, einen Zeitraum der Geschichte unserer Stadt der Öffentlichkeit zugänglich zu machen (und damit eine Lücke zu schließen), der in der bisherigen Geschichtsschreibung vernachlässigt wurde. Diese Veröffentlichung hat nicht zum Ziel, anzuklagen oder zu beschönigen, sondern objektiv zu informieren. Wir alle neigen dazu, Ereignisse, die uns unangenehm sind oder womöglich Schuldgefühle in uns hervorrufen, zu verdrängen oder bewußt zu verschweigen. Diese Haltung, so menschlich sie auch sein mag, ist nicht dazu geeignet, Geschichte zu bewältigen. Erst wenn wir uns mit dem Autor auf einen Weg der offenen Annäherung an das Schicksal der Arolser Juden einlassen, werden wir Mitgefühl und Respekt für die damaligen jüdischen Mitbürger und Opfer empfinden. Diese Veröffentlichung will keine Schuld zuweisen, sondern mit Hilfe von authentischem Material, also Quellen und Dokumenten, dem Leser die Chance geben, seine und die in der Öffentlichkeit verbreiteten Ansichten kritisch zu überprüfen. Damit zeigt der Autor eine Möglichkeit auf, wie der Weg zur Versöhnung beschritten werden kann. Die Geschichte der Arolser Juden läßt sich nicht ungeschehen machen, erst recht nicht die Geschichte der Vernichtung der europäischen Juden. Seine Vergang- enheit zu kennen, heißt für jeden Bürger aber auch, sich selbst zu begreifen. Diese Chance sollten wir nutzen. Die Stadt Arolsen hat die Veröffentlichung dieser Dokumentation durch ihre finanzielle Beteiligung nicht nur ermöglicht, sondern dadurch auch deutlich machen wollen, daß sie diese Arbeit befürwortet. Mein Dank gilt dem Autor Michael Winkelmann und allen, die an dieser umfassenden Arbeit mitgewirkt haben. Arolsen, 6. April 1992 Helmut Kossmann Bürgermeister I Einleitung Einleitung Bericht über die Forschungsarbeit und die Haltungen Arolser Bürger zu ihren ehemaligen jüdischen Nachbarn 7 Einleitung Eine Dokumentation über die Arolser Juden im 20. Jahrhundert bliebe unvollstän- dig, wenn nicht auch von der Recherche berichtet würde, die ich mit einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern der Christian-Rauch-Schule in Arolsen durchge- führt habe. In der zweiten Hälfte des Schuljahres 1985/6 behandelten wir im Religionsunter- richt der Jahrgangsstufe 11 das Verhältnis von Judentum und Christentum. Dabei stand die theologische Betrachtung im Vordergrund. Doch eine realistische Ver- hältnisbestimmung verlangt danach, auch die gesellschaftlichen und politischen Implikationen zu berücksichtigen und den Komplex des Antijudaismus zu thema- tisieren. Die gemeinsame Geschichte von Juden und Christen ist weitgehend be- stimmt von Blut und Tränen. Trotz grundlegender Gemeinsamkeiten standen sich beide Religionen als Feinde gegenüber, und in der nun fast zweitausendjährigen Geschichte hatten die Juden, als verfolgte Minderheit, immer wieder mit vielfälti- gen Bedrohungen zu rechnen. Unserem Jahrhundert war es vorbehalten, daß diese tödliche Drohung ihren absoluten Höhepunkt erreichte. Die Schülerinnen und Schüler trugen aus diesem Grund in Referaten Material zur Problematik des Judenhasses in der Geschichte zusammen. Als wir den Antisemitismus des 19. und 20. Jahrhunderts besprachen und die Rassenideologie der Nationalsozialisten behandelten, fragten die Kursteilnehmer nach den damaligen Verhältnissen in Arolsen und Umgebung. Sie wollten wissen, ob es auch in ihren Heimatorten Ver- folgungen jüdischer Menschen gegeben habe. Da eine Untersuchung dieser Frage im Rahmen des Unterrichts nicht möglich war, bildeten wir im Frühjahr 1986 eine Arbeitsgruppe, der dreizehn Jugendliche im Alter von siebzehn Jahren angehörten.' Wir begrenzten unseren Untersuchungs- schwerpunkt auf die Kernstadt Arolsen und die beiden Stadtteile Mengeringhau- sen und Helsen, weil hier die meisten Mitglieder der Gruppe zu Hause waren. Da- bei blieb der einzige Anhaltspunkt für uns die Tatsache, daß in Mengeringhausen und Arolsen (Gemarkung Helsen) jeweils ein jüdischer Friedhof existiert. Da nach unserer Kenntnis heute keine jüdischen Einwohner mehr in diesen Orten leben, ergab sich daraus auch die allgemein gehaltene Fragestellung der zukünftigen Ar- beit: Warum gibt es in Arolsen, Mengeringhausen und Helsen keine Juden mehr? Wir nahmen uns vor herauszufinden, wo in der Stadt jüdische Familien gelebt ha- ben und was ihnen im einzelnen ein Weiterleben in ihrer Heimat unmöglich ge- macht hatte. Als Untersuchungszeitraum legten wir die Jahre von 1900 bis zum Wegzug des letzten jüdischen Einwohners fest. Es war für uns damals nicht abzusehen, wie groß der Arbeitsaufwand sein würde. Wir arbeiteten in der folgenden Zeit ausschließlich in der Freizeit, an Wochenen- den und in den Ferien. Seither wurden Hunderte von Briefen geschrieben, über hundert Interviews und Gespräche mit Zeitzeugen geführt und ungezählte Stun- den mit Zeitungsanalyse und Archivarbeit zugebracht. Es konnte deshalb nicht verwundern, daß nach und nach einzelne Schülerinnen und Schüler ihre Mitarbeit wegen Arbeitsüberlastung einstellen mußten. Zum Ende ihrer Schulzeit, im Früh- jahr 1988, waren noch Katrin Burth, Katja Roßmann, Shamalie Sen und Anja Ort- mann an den Recherchen beteiligt. Unsere erste Aufmerksamkeit galt der Frage, ob bereits irgendwo etwas über die 8 Einleitung jüdische Gemeinde in Arolsen und ihr Schicksal während der Diktatur veröffent- licht worden war. Nur an drei Stellen wurden wir fündig. Im "Arolser Anzeiger" von 19832 fand sich ein Artikel über das Haus Mannelstraße 3, in dem zeitweilig die Synagoge untergebracht war. Über die Existenz einer jüdischen Gemeinde wird dort aber nur in drei Zeilen informiert. Wesentlich aufschlußreicher war das Buch von Paul Arnsberg "Die jüdischen Ge- meinden in Hessen" von 1971.3 Da das Werk in zwei Bänden über alle hessischen Gemeinden berichtet, sind dort die Informationen über Arolsen auf nur zwei Sei- ten zusammengefaßt. Immerhin aber bildeten diese den Ausgangspunkt unserer Untersuchung. Enttäuschend verlief dagegen die Suche in der über 400 Seiten starken Arolser Stadtgeschichte von Helmut Nicolai aus dem Jahre 1954. Dort finden sich nur knapp zwei Seiten über die gesamte Zeit des Faschismus, davon neunzehn Zeilen über die NSDAP und drei Zeilen über die Juden. Der Rest beschäftigt sich mit der wirtschaftlichen Blüte der Stadt in diesen Jahren." Zu den Juden heißt es euphemi- stisch: "Die 1933 nur noch vier jüdischen Familien zogen es bald vor, die ,Stadt der SS' zu verlassen; immerhin gab es noch 1938 einen jüdischen Realgymnasiasten in Arolsen.v' Nach der Sichtung des spärlichen Materials war uns klar, daß wir für unser Thema ganz von vorn beginnen mußten. Wir veröffentlichten deshalb im August 1986 in den beiden Arolser Tageszeitungen und in allen deutschsprachigen jüdischen Zei- tungen in Europa, Israel, Australien und Amerika einen Artikel, in dem wir um Informationen baten, die im engeren oder weiteren Sinn in Zusammenhang mit jüdischen Arolsern stehen. In der Folgezeit meldeten sich Arolser Bürgerinnen und Bürger, die zu einem In- terview bereit waren. Aus dem Ausland schrieben uns zwei jüdische Familien, die aus Arolsen vertrieben worden waren. Im Laufe der Jahre konnten wir dann zu allen überlebenden Arolser Juden Briefkontakt herstellen. Parallel dazu begannen wir mit der Sammlung und Auswertung von Dokumenten. Wir durchforsteten die "Waldeckische Landeszeitung" von 1932-1940, die "Kas- seler Post" und die Kurhessische Landeszeitung (in Auszügen) und die antisemiti- sche Hetzschrift "Der Stürmer" von 1927-1940. Erste Schwierigkeiten traten uns entgegen, als wir versuchten, das Arolser Stadtar- chiv zu benutzen. Die damalige Archivleitung betrachtete unser Forschungsvorha- ben mit Mißtrauen und wollte uns die einschlägigen Akten nicht zur Analyse über- geben. Sie argumentierte mit dem Datenschutz und verwies darauf, daß einzelne Dokumente aus der Zeit des Nationalsozialismus mit "Geheim" gestempelt seien und deshalb nicht zur Verfügung gestellt werden könnten. Briefe und Besuche blie- ben erfolglos. Inzwischen berichtete die Tagespresse mehrfach über unsere Arbeit. Nach anderthalb Jahren endlich hatte ein Gespräch mit dem Bürgermeister Erfolg. Im Dezember 1987 wurde uns ein Magistratsbeschluß mitgeteilt, der die uneinge- schränkte Einsicht in die beiden Stadtarchive von Arolsen und Mengeringhausen gestattete. Allerdings sollten die Schülerinnen und Schüler von der Archivarbeit ausgeschlossen bleiben. Die Erlaubnis wurde mit der Maßgabe erteilt, daß die fer- tige "Dokumentation vor Veröffentlichung der Stadt Arolsen zur Kenntnis vorge- 9 Einleitung legt werden muß" und daß der Magistrat sich vorbehält, "einen von ihm benannten Juristen zur Überprüfung hinzuzuziehen'". Im Laufe der Zeit aber verbesserte sich das Verhältnis zwischen Arbeitsgruppe und Stadtverwaltung. Nach der Änderung der Mehrheitsverhältnisse in der Stadtverordnetenversammlung war sogar eine er- hebliche finanzielle Unterstützung unserer Arbeit möglich, ohne die dieses Buch nicht hätte erscheinen können. Im überregionalen Bereich wurde gelegentlich die Wissenschaftlichkeit unserer Arbeit angezweifelt. Gleichwohl ist es aber gelungen, die Archive in Arolsen und Mengeringhausen vollständig durchzusehen. Zusätzlich stellten uns das Bun- desarchiv in Koblenz, das Staatsarchiv in Marburg und das Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden Materialien zur Verfügung. Sehr zuvorkommend wurden wir auch von zahlreichen Stadtarchiven unterstützt, als wir dort um Informationen über den Aufenthalt von Arolser Juden nach ihrer Vertreibung baten. Ohne diese Hilfe hätten die Lebenswege vieler Personen nicht dargestellt werden können. Einschränkend muß aber darauf hingewiesen werden, daß die Ereignisse der da- maligen Zeit aus den Beständen der deutschen Archive nur unzureichend aufge- klärt werden können. Wie für andere Abschnitte der Nazizeit, so gilt auch hier: Nicht alle Dokumente wurden den Archiven übergeben, bzw. Dokumentenbestän- de wurden nachträglich entfernt. Das gilt auch für das Arolser Stadtarchiv. So wur- den im April 1945 kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner das gesamte Einwoh- nermelderegister und ein Teil der Polizeiakten verbrannt. Andere Unterlagen, die die Behandlung der Arolser Juden belegen könnten, wurden wahrscheinlich von interessierter Seite vernichtet. Schriftstücke fehlen, die in anderen Archiven vor- handen sind und von denen man weiß, daß sie angefertigt wurden? Hier wird ein Stück Geschichtslosigkeit erkennbar, die sich heute schon rächt und die sich in Zukunft rächen wird, weil man Vergangenes nicht einfach vergessen und nicht ungestraft verdrängen kann. In unserer Forschung waren wir also in der Hauptsache auf Zeugenaussagen ange- wiesen. Die Erinnerungen von Zeitzeugen erschließen viele Einzelheiten und Zu- sammenhänge der Vergangenheit, sie sind jedoch, bedingt durch die zeitliche Di- stanz, oft verschwommen und subjektiv geprägt. Informationen sind deshalb nur dann in diese Dokumentation eingeflossen, wenn sie von Dritten bestätigt werden konnten. Stand am Anfang die historische Neugierde, etwas über die Arolser Juden heraus- zubekommen und ihr Leben nachzuzeichnen, so wurde uns sehr schnell deutlich, daß das Thema nach wie vor sehr aktuell ist, daß es bis in die Gegenwart hinein- ragt und mit mancherlei Vorurteil auch heute noch belegt ist. So waren zwar an- fangs anerkennende Worte darüber zu vernehmen, daß sich junge Menschen mit diesem schwierigen Problem beschäftigen wollen und die Mühe einer langandau- emden Recherche auf sich nehmen, wir mußten aber bald erkennen, daß wir vie- lerorts mit Unverständnis bedacht wurden. So begleitete uns eine Frage von An- fang bis Ende der Recherche immer wieder: "Warum machen Sie das eigent- lich?" oder genauer gefragt: "Warum beschäftigen Sie sich ausgerechnet mit Ju- den?" Ein halbes Jahrhundert, nachdem die jüdischen Mitbürger aus Arolsen vertrieben worden sind, ist es keineswegs selbstverständlich, nach ihnen zu fra- 10 Einleitung gen. Viele Interviewpartner fühlten sich auch bei kurzen Gesprächen auf die An- klagebank gesetzt, rechtfertigten ihre damalige Situation, ihr jugendliches Alter und stellten immer wieder ihre Unwissenheit in den Vordergrund. Man kannte Ju- den in Arolsen, aber man hatte nichts Näheres mit ihnen zu tun. Man weiß auch nicht, wo sie geblieben sind. Sie waren halt auf einmal weg. Oder wie es in Inter- views immer wieder heißt: "Auf einmal sind sie weggemacht." Es gelang uns nur vereinzelt, diese Feststellung weiter zu hinterfragen und auch bei Arolser Bürgern selbst eine Neugierde zu wecken, wo ihre ehemaligen Nach- barn oder Klassenkameraden geblieben sind. In den seltensten Fällen fragten sie nach dem Schicksal ihrer jüdischen Mitbürger. Nur beiläufig nahmen viele Infor- mationen zu KZ und Emigration auf. Nicht selten geschah es, daß Menschen mit diesem Thema nichts zu tun haben wollten, obwohl sie zunächst bereitwillig vorgaben, alles zu erzählen, was sie von damals noch wußten. Zu viel hätte man preisgeben müssen von seiner eigenen Haltung in der damaligen Zeit. Aber es gab auch brüske Zurückweisung. Man sprach davon, daß man nicht in etwas hin- eingezogen werden wolle. Briefe wurden nicht beantwortet oder mit dem knappen Hinweis, daß ein weiterer Kontakt nicht erwünscht sei. Ja, es gab sogar Angst, sich zum Thema Juden zu äußern. Ein Beispiel für viele: Es ging um ein altes Foto von einem jüdischen Mitbürger, von dem wir wußten, daß es im Besitz eines Arolser Bürgers ist. Trotz vielfältiger Bemühungen war es uns lan- ge Zeit unmöglich, dieses Foto zu bekommen, um davon eine Kopie anzufertigen. Die betreffende Person sympathisierte zwar mit unserer Arbeit, befürchtete aber, es könnte nachteilige Auswirkungen für sie haben, wenn bekannt würde, daß wir das Bild von ihr bekommen haben. Auch weniger bedeutsame Informationen wurden mit dem Kommentar versehen: "Aber sagen Sie bloß nicht, daß Sie das von mir haben. Man weiß ja nie." Eine tiefsitzende Angst, die mit den Erlebnissen der Faschismuszeit zusammenhängt. Aber sie wird nicht überwunden, es wird nicht der Versuch gemacht, einen An- fang zu setzen, über Vergangenheit, auch über vergangene Schuld zu sprechen. Manchmal ließ die Frage nach den Arolser Juden Antipathien wiederaufflackern, die vergessen schienen. Selbst klarer Antisemitismus schlug uns auch in Arolsen entgegen. Als ich einmal mit einigen Gesprächspartnern vor einem Haus in Hel- sen stand, hielt ein Auto neben uns. Der Fahrer kurbelte die Scheibe herunter und schrie laut: "Was redet ihr denn da über die Juden. Die sind doch alle ver- gast. Gut, daß sie weg sind!" Üble Nachrede ist auch noch nach 50 Jahren mög- lich. Am Telefon warnte mich ein Bürger vor Auskünften, die ich von einem Arol- ser Juden erhalten könnte. Er sei damals schon unzuverlässig gewesen. Die Naziideologie ist noch nicht verdaut. Einmal fragte ich einen Geschäftsmann nach einer bestimmten Adresse. Als ich mich erkundigte, ob dort früher auch Ju- den gewohnt hätten, antwortete er schroff: "Sind Sie verrückt? Das waren alles .Arier'." Persönliche Diffamierungen blieben die Ausnahme. Aber Vorurteile über Juden, daß sie reich gewesen seien, daß sie sich aus dem Staub gemacht hätten, fernge- lenkt durch das "Weltjudentum", sind auch heute noch greifbar. Zwei Problembe- 11 Einleitung reiche wurden immer wieder angesprochen und im Gespräch als äußerst ungerecht empfunden: 1. "Die Juden dürfen ihre Gräber behalten, während wir die Gräber unserer An- gehörigen aufgeben mußten. Bei denen tut man alles, damit es geschützt wird. Sie werden bevorzugt, privilegiert." 2. "Man mußte die Häuser zweimal bezahlen. Das ist ungerecht. Obwohl sie alle freiwillig verkauft haben. Wir mußten für etwas büßen, was andere verbrochen ha- ben." Aufklärung scheint ungehört zu verhallen: Die jüdischen Friedhöfe sind Eigentum der jüdischen Gemeinden, nicht städtischer Grundbesitz. Das religiöse Verständnis von Tod und Auferstehung verbietet eine Aufhebung der Gräber. Es stimmt nicht, daß Haus- und Grundbesitz doppelt bezahlt werden mußte. Die Bundesregierung ging nach dem Krieg davon aus, daß Kaufverträge mit Juden in der Zeit der Diktatur nicht ohne Zwang geschlossen worden waren. Deshalb war es möglich, in den 50er Jahren die Kaufverträge zu annullieren bzw. die Preise neu zu verhandeln. Der neue Eigentümer hatte dann gegebenenfalls nur die Differenz zu den aktuellen Haus- oder Grundstückspreisen zu bezahlen. Es gab auch Unmutsäußerungen: "Lassen Sie mich damit in Ruhe. Kommen Sie mir nicht mit den Juden." Ein Anrufer erklärte sich zum Interview bereit und kün- digte bereits am Telefon an: "Ich weise Sie darauf hin, daß ich Antisemit bin." Auf Zeitungsartikel über die Arbeit unserer Gruppe erhielt ich per Brief und per Te- lefon Warnungen, die Schüler nicht einseitig zu informieren. Eine besondere Schwierigkeit bei Interviews verfestigte sich mit der Zeit immer mehr: Die Schülerinnen und Schüler wurden, obwohl volljährig, nicht ernst genom- men. Viele halten es für unmöglich, daß sich junge Menschen in die damalige Zeit versetzen können. Es wird aber gleichzeitig auch nichts getan, diese Generation dazu in die Lage zu versetzen, eine Vermittlung zu versuchen. So kamen Kontakte zu Gesprächen bald nur noch über den Lehrer zustande. Häufig wurde darum ge- beten, keine Schüler mitzubringen. Informationen wurden nur unter dem Siegel der äußersten Verschwiegenheit gegeben und hielten sich immer so vage, daß nur puzzle artig die Fakten ans Licht kamen. Die Suche nach Tätern endete mit achselzuckendem Nichtwissen der Betroffenen oder Drohung mit dem Rechtsan- walt. Immer wieder begegneten die Versuche der Relativierung, der Verharmlosung: "In Arolsen ist nichts geschehen. Das steht fest. Den Arolser Juden ist nichts passiert." Die Nachfrage, wie es dann komme, daß hier keine mehr wohnen, wurde auswei- chend beantwortet. Wir erhielten von niemandem eine schlüssige Erklärung. In der Kleinstadt Arolsen, in der jeder jeden kannte, hatten die meisten nichts regi- striert, von nichts etwas gewußt. Ohne die Mithilfe der überlebenden Arolser Ju- den selbst wäre eine Aufklärung in den Anfängen steckengeblieben. Die Relativie- rung erfolgte mit Hinweis auf Judenverfolgung zu allen Zeiten, in allen Teilen der Erde. Nichts Besonderes. Man drehte den Spieß um und machte sich selbst zum Opfer, besonders die, die nach Einmarsch der Amerikaner als Nationalsozialisten in Arolsen selbst auf der Anklagebank standen beziehungsweise zu von ihnen als entwürdigend empfundenen Arbeiten herangezogen wurden. Das rührte zu Trä- 12 Einleitung nen, das führte zu Beschwerden. Sensibilität gegenüber dem Schicksal der Opfer des Faschismus war nur vereinzelt erkennbar. Ein beklemmender Eindruck für die, die genauer nachfragen: Es herrscht auch heute noch unter vielen Arolsem bezüglich der jüdischen Einwohner Angst, Ablehnung, Duckmäusertum, Mitläu- fertum. Auch ohne konkrete Vorwürfe wurde alles versucht, damalige Arolser Au- toritäten zu rehabilitieren. Für die Arbeitsgruppe wurde deutlich, daß die national- sozialistische Vergangenheit bis in unsere Tage hineinreicht. Nichts davon ist ein- fach vorbei - weder für die Opfer noch für die Mitläufer und Täter. Ich habe bisher den vorherrschenden Eindruck während der zahlreichen Gesprä- che wiedergegeben. Das Bild wäre aber unvollständig, wenn nicht auch die ande- ren Erwähnung fänden, die uns mit ihrer Erinnerung geholfen haben und ohne die diese Dokumentation nicht zustande gekommen wäre. Viele von ihnen waren da- mals mit Juden befreundet gewesen und hatten trotz aller Widrigkeiten zu ihnen gehalten. Einige haben noch heute Kontakt nach Übersee. Bei den Interviews mit ihnen gab es nicht selten Tränen. Die Erinnerung ließ liebgewonnene Freund- schaften wach werden. Aber auch die, die damals mehr oder weniger mitgemacht hatten, die aber nach 1945 nicht aufgehört hatten hinzuhören und sich den furcht- baren Informationen über die Verbrechen der Nazis nicht versperrten, sie waren wichtige und beeindruckende Gesprächspartner. Bei ihnen war der Wunsch er- kennbar, etwas wiedergutzumachen, was in ihrem Namen, im Namen der Arolser Bevölkerung und der Deutschen allgemein verbrochen wurde. Wir erfuhren bei vielen ein Bedürfnis, über die Zeit zu reden. Als unsere Arbeits- gruppe im November 1987 erstmals nach dem Krieg zu einer Gedenkfeier auf dem jüdischen Friedhof eingeladen hatte, fanden sich erstaunlich viele Menschen ein. Viele bedankten sich bei den Schülerinnen und Schülern, daß sie es möglich ge- macht hatten, das Schweigen zu brechen. Vielleicht durch die Unbefangenheit ei- ner neuen Generation. Besonders möchte ich aber die Arolser Jüdinnen und Juden hervorheben, mit de- nen wir in den letzten Jahren teils schriftlich und teils persönlich Kontakt herstel- len konnten. Für sie war es sehr überraschend, daß nach so langer Zeit junge Leute aus Arolsen nach ihrem Schicksal fragten. Da war Freude und Anerkennung, aber auch Mißtrauen und Zurückhaltung. Niemand von ihnen hat vergessen, was da- mals geschah. Wir sind besonders dankbar, daß sie geduldig immer wieder auch die detailliertesten Fragen zu ihrer Vergangenheit beantwortet haben. Ihre Erinne- rung an ihre Heimat, an die schönste und zugleich schrecklichste Zeit ihres Lebens ist in dieses Buch eingegangen. So kann also dank der ideellen Hilfe und finanziellen Unterstützung vieler mit die- sem Buch ein Stück Arolser Geschichte dokumentiert werden. Zum Aufbau der Arbeit sei nur folgendes bemerkt: Der erste Teil will hinführen zur Jahrhundertwende, dem Beginn des Untersuchungszeitraums. In einer Über- sicht sind die wichtigsten Stationen der Entwicklung der jüdischen Gemeinden seit der Stadtgründung Arolsens zusammengestellt. Dabei dienen die in den letz- ten rund 200 Jahren benutzten Synagogen in Arolsen, Helsen und Mengeringhau- sen als Orientierungspunkte. Eine ausführliche Beschreibung der jüdischen Lokal- 13 Einleitung geschichte, die das gesammelte Material gestattete, würde den Rahmen dieser Do- kumentation sprengen," Im zweiten Teil stellen wir alle jüdischen Bürgerinnen und Bürger vor, die in Arol- sen, Helsen und Mengeringhausen im 20. Jahrhundert gelebt haben. Wir hoffen, daß wir keinen Namen vergessen haben. Sollten uns bei der komplizierten Darle- gung der verwandtschaftlichen Beziehungen trotz gewissenhafter Recherchen Feh- ler unterlaufen sein, so bitten wir die Betroffenen um Verständnis und Entschuldi- gung. Im dritten Teil geht es um die Lebensschicksale der jüdischen Einwohner. Hier soll eine Antwort versucht werden auf die Frage, warum jüdisches Leben in dieser Stadt verloschen ist. Wir haben uns dabei für die Form einer "Chronik der Ereig- nisse" entschieden, in der das, was damals über Juden gesagt und geschrieben wur- de, und das, was diese erlebt und erlitten haben, weitestgehend unkommentiert in zeitlicher Folge zusammengestellt ist. (Ereignisse, die innerhalb eines Jahres nicht genau eingeordnet werden konnten, sind statt mit einem Datum mit einem Strich versehen.) Damit wollen wir verdeutlichen, wie einerseits die jüdischen Bürger die Zeit erleben mußten und wie ihnen allmählich die Lebensgrundlage in ihrer Hei- mat entzogen wurde. Dazu gehören die gesetzlichen Maßnahmen", die admini- strativen und persönlichen Zwänge und die ständige antisemitische Propaganda in der Lokalpresse. Andererseits soll gerade durch die letztgenannten Dokumente erklärt werden, wie es möglich war, daß im Bewußtsein weiter Kreise der damali- gen Generation die ehemaligen Mitbürger, Nachbarn und Freunde zu Feinden wurden. Durch die ständige antisemitische Infiltration in der Tageszeitung, im Stürmerkasten, in Erklärungen von Parteifunktionären, in "Aufklärungsveran- staltungen" von SA und SS konnten selbst enge persönliche Beziehungen erschüt- tert und gefährdet werden. Im Anhang finden sich neben verschiedenen Registern, die die Handhabung der Dokumentation erleichtern sollen, zwei Listen, in denen die Schicksale der Arol- ser Juden nach den bekannt gewordenen Daten zusammengestellt sind. Eine eige- ne Liste ist dabei dem heutigen Stadtteil Landau gewidmet. Da die Schicksale sei- ner jüdischen Bürger in dieser Arbeit nicht berücksichtigt werden konnten, sollen wenigstens die Namen derer hier genannt werden, die in den Lagern ermordet worden sind. Mit diesem Buch wollen wir die Arolser Juden vor dem Vergessen bewahren. Da- ten und Berichte aus den Geschichtsbüchern bleiben letztlich anonym. Deshalb soll die Tragödie der jüdischen Deutschen am Beispiel von Einzelschicksalen un- serer Mitbürger aufgezeigt werden. Wir wollen damit den damaligen Opfern unse- ren Respekt erweisen und unseren Beitrag leisten zur Versöhnung. Arolsen, im Sommer 1989 14 Geschichtlicher Überblick Teil1 Geschichtlicher Überblick über die Entwicklung der jüdischen Gemeinden in Arolsen, Helsen und Mengeringhausen von der Stadtgründung Arolsens bis zum Jahre 1900 15 Geschichtlicher Überblick Die Geschichte der Jüdischen Gemeinde Arolsen beginnt gleich nach der Stadt- gründung 1719.1 Vorher lebten vereinzelt Juden in Waldeck, vor allem in den Or- ten Nieder-Wildungen, Landau, Korbach und Zusehen." In Mengeringhausen kommt in Urkunden aus dem 16. Jahrhundert die Flurbezeichnung "Am (oder beim) Judenkirchhof" vor", was auf eine frühe Besiedlung hindeutet. Einzelheiten darüber sind jedoch bis heute unbekannt. Mit der Gründung des Hofes und der Stadt wurden Juden systematisch angesie- delt. Dabei waren für den absolutistischen Arolser Fürsten politische und wirt- schaftliche Überlegungen maßgebend. Für den luxuriösen Lebensstil am Hof, mi- litärische Ambitionen und den rasch wachsenden Beamtenapparat benötigte er Geld in großem Umfang. Bei der dazu notwendigen Umstellung des Wirtschafts- systems (Merkantilismus) konnte er sich aber nicht auf die Waldecker Stände ver- lassen, die ihre Interessen gegen die des Hofes geltend machten. Dazu bedurfte es Menschen, die außerhalb der Ständepyramide existierten und die damit, unabhän- gig und rechtlos, allein dem Fürsten verpflichtet waren. Juden waren seit dem frü- hen Mittelalter auf dem Gebiet des Handels erfahren, weil sie von Kirche und Staat durch eine Fülle von Gesetzen systematisch aus Landwirtschaft und Hand- werk ausgegrenzt worden waren. Die Wohlhabenden unter ihnen ließen sich jetzt als Kreditvermittler für die Bedürfnisse des Hofes einspannen. Darüber hinaus mußten sie für ihre nützlichen Aktivitäten auf dem Gebiet des Im- und Exports erhebliche Abgaben an den Landesherrn entrichten. Zusammen mit den Geldern für den fürstlichen "Schutz" garantierten sie beträchtliche zusätzliche Einnahmen." "Während das rechtliche Verhältnis der Bürger von Arolsen zum Fürsten und zur Stadt durch das Privilegium von 1719 geregelt war, wurde für jeden einzelnen Ju- den ein besonderer ,Schutzbrief' ausgeschrieben, der für ihn und seine Familie, für das Gesinde und weitere unselbständige Familienmitglieder Geltung hatte. Dem ältesten Sohn oder Schwiegersohn wurde der ,Schutz' beim Tod des ,geschütz- ten' Juden dann übertragen, wenn es sich um eine wohlhabende Familie handel- te, denn der Fürst war bemüht, diese unbedingt im Lande zu halten [...] Daneben gab es die sogenannten ,Toleranzjuden'. Während der ,Schutzjude' durchaus Rechte für sich beanspruchen konnte, die in seinem ,Schutzbrief' festgelegt wur- den, war die Stellung des ,Toleranzjuden' von rechtlicher und faktischer Unsicher- heit gekennzeichnet. ,Schutzjuden' waren durch den ,Schutzbrief' relativ gefeit ge- gen Ausweisungen. ,Toleranzjuden', deren ,Toleranzschein' nur auf begrenzte Zeit ausgestellt wurde, mußten immer gewärtig sein, nach dem Ablauf ihrer Frist aus den Diensten entlassen zu werden. ,,5 Der erste "Judenschutzbrief" wurde am 29.11.1724 für Emanuel Juda ausgestellt.? Zusammen mit seinem Bruder Markus hatte ihn der Fürst aus Thüringen an den Arolser Hof geholt. Mit ihrem "Schutzbrief" erhielten sie "die Erlaubnis, ein Haus in der Residenzstadt zu bauen, das Recht, im Hause jüdischen Gottesdienst abzuhalten, und einen Platz zur Bestattung der Toten ihrer Familie. ,,7 Emanuel und Markus Juda richteten Ende der 20er Jahre" eine Synagoge in ihrem Haus Schloßstr.lEcke Kaulbachstr. ein. Hier wurde in den folgenden Jahren Got- tesdienst gefeiert und den Kindern Religionsunterricht erteilt.9 In der rasch wachsenden jüdischen Gemeinde kam es vielleicht aufgrund unter- 16 Geschichtlicher Oberblick A rolsen, Schloßsrr. I I schiedlicher religiöser Ansichten", sicher aber aufgrund erheblicher sozialer Rangunterschiede bald zu Spannungen . Schon nach ca. 30 Jahren führten diese zur Spaltung der Synagogengemeinde Arolsen. Diese Spannungen hingen mit dem Namen Stieglitz zusammen. Am 28.3.1763 be- kam der aus Laasphe stammende Vorsteher der dortigen Gemeinde Levi Stieglitz in Arolsen auf Lebenszeit Zollfreiheit zugesichert. "Schon im Juli des gleichen Jahres erwirkte er für seinen Bruder Hirsch den Schutzbrief für die neu entstande- ne Residenz. Dieser muß von Anfang an eine bevorzugte Stellung genossen haben, durfte er doch auch noch im selben Jahr sich für 3.794 Reichstaler ein ansehnliches Haus bauen, wenn er auch gleich den anderen Juden dafür Kontribution zu zahlen hatte. [...) Hirsch avancier te rasch. Er betätigte sich zunächst als Hoflieferant. Doch schon am 13. März 1767 ernannte ihn Fürst Friedrich .in Betracht seiner in Manufaktur und Handelssachen habenden guten Erfahrung und sonst bezeug- ten Fleißes und Emsigkeit zu unserem Kammeragen ten mit den daran abhängen- den Zuständigkeiten in Gn aden' [...1Das Verhältnis der Familie Stieglitz zu ihrer jüdischen Gemeinde wurde einerseits durch ihre einflußreiche Stellung bei Hofe bestimmt, - wer eines Schutzbriefes ode r einer anderen Vergünstigung bedurfte, mußte sich an die Stieglitz wenden, - andererseits nahmen aber die strenggläubi- gen Glaubensgenossen berechtigten Anstoß an der indifferenten Haltung des nur auf Geldverdienen und sozialen Aufstieg bedachten Hauses. So wurde 1783 17 Geschichtlicher Oberblick Lazar us! ' wegen Sabbatschändung bestraft, und auc h sonst müssen die Vertreter de r Gemeinde den Gebrüdern Stieglitz mächtig zugesetzt haben, sah sich doch 1793 der Fürst veranla ßt. ein Dekret zu erlassen, in dem es heißt: ,Wegen seiner treuen Dienste, seine r Familie guten Lebenswandel, wegen seiner Han tierungen, wie sie ande re Juden im Lande nicht treiben, Vermeidung derer, wie sie ande re Juden treiben, und da e r man chen Unannehm lichkeiten von Seiten der Arolser Judenschaft ausgesetzt se i, wurde verordne t, daß Stieglitz für sich und seine Kin- der, sofern sie durch ihr Bet ragen, Gewerbe und Aufführung sich hierz u qual ifizie- ren , in fürstlichen Landen nat uralisiert und Christen gleich geachtet und von allem, was ihnen etwa durch die Jud enschaft in Rücksicht der Religionsgebräuche und dahin etwa einschlagenden Verrichtungen und alles dessen, was die Verhältnisse der Jud en gegen Jud en mit sich bringen möchten, aufe rlegt werden würde , die - jenigen Abgaben jedoch ausgenommen, welche für Unte rhaltung des Rabbi und der Synagoge allenfalls erforderlich sein mögen. gänzlich eximiert und befreit sein solle.'..12 Die Fam ilie Stieglitz richtet e hinter ihrem Haus Schloßstr. 1 eine e igene Synagoge ein, in der ver mutlich die liberal gesinnten Arolser Juden , abe r auc h einige aus Helsen und Mengeringhausen , ihre Gottesdienste feiert en , und dokument ier te da- mit überd eutl ich die Kluft, d ie innerh alb der Ge meinde entstanden war," Die Synagoge im Haus der Familie Juda in der Arolser Schloßsir. 1t blieb zunächst bestehen. Arolsen. Schloßstr. I 18 Geschichtlicher Oberblick Wappen der Familie Stieglitz uner dem Eingang ihres Haus es in der Arolser Schlußstr. J Die Burg an der Mengenngh öuser Landstraße 19 Geschichtlicher Oberblick Die Trennung der Gemeinde war Ausdruck sozialer und religiöser Unterschiede und gleichzeitig das Signal für den bald einsetzenden Verfall des Arolser Gemein- delebens. Als nach der Jahrhundertwende der Hofagent Jacob Stieglitz, Sohn des Hirsch Stieglitz, sein Haus verkaufte und auch die Synagoge dort aufgelöst wurde", richteten die in Mengeringhausen und in Helsen wohnenden Mitglieder dieser Teilgemeinde jeweils eine Synagoge in ihren Orten ein. In Mengeringhau- sen im Jahre 182415 in einer gemieteten Stube auf der Burg, in die auch die sakra- len Gerätschaften aus der Stieglitzschen Synagoge mitgenommen wurden." Drei Jahre später mieteten die Heiser Juden zwei Räume in der zweiten Etage des Busoldschen Hauses, Prof-Bier-Str. 86, an. Im Mietver trag heißt es: ..Die Juden - schaft gebraucht die Stube um den Gottesdienst darin zu halten, die Kammer aber um ihren Lehrer darin schlafen zu lassen.v'" Faktisch bestanden also zu Beginn des 19. Jahrh undert s drei Synagogen nebenein- ,. Helsen. Prof -Hier-SIr. 8618 20 Geschichtlicher Oberblick ander. Das Gemeindeleben im Haus der ersten Synagoge in der Arolser Schloßstr. 11 , das inzwischen in den Besitz des Erben Samuel Hertz übergegangen war, kam bald darauf zum Erliegen. Gemeinsam war allen lediglich der jüdische Friedhof in der Gemarkung Helsen. Er wurde von den Juden aus Arolsen, Mengeringhausen und Helsen benutzt, die sich auch die Kosten für die Erweiterung im Jahre 1831 teilten. Wie die Karte zeigt. lag der Friedhof ursprün glich auBerhalb der Bebauung." 21 Geschichtlicher Oberblick Jüdischer Friedhof Auf der Heide in Arolsen Mit der Auflösung der Stieglitzsehen Synagoge wurde offenbar, daß sich ein Teil der Gemeinde dem Judentum innerlich entfremdet hatt e. Wenige Jahre später vollzogen einige der wohlhabenden Familien auch offiziell den Bruch mit der Reli- gion ihrer Vorfahren. Anfang des 19. Jahrhundert s kam es zu zahlreichen Übertrit- ten zum Christentum." Genauere Nachrichten über die damalige Gemeindestruktur sind uns aus Bn erwechseln" erhalten, die anläßlich des Gesetzes "über die Gemeinhe iten der Juden"n vom 15.7.1833 geführt wurden. Mit diesem Gesetz wurde die alther- gebrachte, für das Judentum typische Gemeindeautonomie beseitigt." Neben an- derem wurde die Neuordnung der Synagogengemeinden geregelt. Zu dieser Zeit gab es schon keine funkt ionierende jüdische Gemeinde mehr in Arolsen. In einer Ausführungsbestimmung zum genannten Gesetz heißt es:2S "Verzeichnis der resp. bestehenden und zu errichtenden jüdischen Gemein- den 1. die Gemeinde zu Corbach begreift die Israeliten zu Corbach, Goddels- heim und Bernd orf 2. die Gemeinde zu Adorf begreift die allda vorha ndenen Israeliten 3. die Gemeinde zu Züschen begre ift die dasigen Israeliten 22 Geschichtlicher Überblick 4. Die Gemeinde zu N.Wildungen begreift die Israeliten zu Wildungen, Mandern und Bergheim 5. die Gemeinde zu Sachsenhausen, dazu gehören die Israeliten dieser Stadt, auch die zu Waldeck, Netze, Meineringhausen, N.Werbe und Af- foldern 6. die Gemeinde zu Landau, dazu gehören die Israeliten zu Landau und Lütersheim 7. die Gemeinde zu Mengeringhausen dazu können gehören die Israeliten zu Mengeringhausen, Arolsen, Helsen, Vasbeck, Twiste, Cülte und Herbsen 8. die Gemeinde zu Rhoden, dazu gehören die Israeliten zu Rhoden, Wet- hen und Helmighausen 9. die Gemeinde zu Pyrmont, dazu gehören alle Israeliten im Fürstenthum Pyrmont Anmerkung: In Rücksicht auf die Gemeinden zu Corbach, N.Wildungen und Mengering- hausen wird vielleicht eine Einrichtung von den Interessenten gewünscht, vermöge deren auch in Goddelsheim, Arolsen und Bergheim besondere Communen etabliert werden. Es sind daher auch darüber angemessene an- dere Einrichtungen und Verabredungen zuläßig." Dieser Vorschlag für eine Neuordnung berücksichtigte die damals vorhandene Realität. Vor einer offiziellen Festlegung der neuen Gemeindegrenzen sollten aber die Betroffenen gehört werden. Einen Tag nach Bekanntmachung dieser Ver- ordnung meldete sich Samuel Hertz, der Eigentümer der ersten Arolser Synagoge in der Schloßstr. 11, zu Wort:26 "Auf die Aufforderung des Herren Rath Mogk, daß die Arolser israeliti- schen Glaubensgenossen in Termin den 29. August 1833 bey ihm Erklä- rung abgeben sollen, ob sie zu der Mengeringhäuser israelitischen Gemein- de gehören wollen, erkläre ich hierdurch schriftlich 1. Da hier in Arolsen in meinem Hause die älteste über 100 Jahre beste- hende israelitische Schule und Kirche sich befindet 2. diese Schule und Kirche mit allen Erfordernissen ausgestattet ist 3. sämtliche Sachen aber mein Eigenthum sind, und ich daher nicht ver- bunden sein kann zu den Gegenständen in anderen Schulen pp Beiträge zu leisten, 4. ich auch diese Schule vorerst und so lange es mir beliebt zum unentgelt- lichen Gebrauche wie vorher, meinen Glaubensgenossen einräumen und belassen will, sofern der Gottesdienst darin gehalten wird 5. mir als alten schwachen Mann nicht zugemuthet werden kann nach Mengeringhausen zu gehen um dort den Gottesdienst zu genießen, zu- mal da in Mengeringhausen eine eigentliche Schule nicht existiert, viel- mehr der Gottesdienst in einer gemietheten Stube auf der Burg gehalten 23 Geschichtlicher Überblick wird 6. ich es auch für einen Schimpf halten muß, wenn die in meinem Hause befindliche über 100 Jahre bestehende und aufs beste ausgestattete Kir- che zerstört werden soll, so protestiere ich dagegen, daß die hiesigen is- raelitischen Glaubensgenossen, insbesondere ich, zu der Mengeringhäu- ser israelitischen Gemeinde gehören sollen. Vielmehr kann und muß hier in Arolsen, als der Residenzstadt um so mehr eine eigene Gemein- de gebildet werden, als die Zahl der hiesigen israelitischen Glaubensge- nossen in Verbindung mit den Helsern hinlänglich groß ist.27 Sollten übrigens die anderen hiesigen israelitischen Glaubensgenossen für die Vereinigung mit Mengeringhausen stimmen, so will ich dagegen bemer- ken, daß sie sämtlich große Feinde von mir sind, und daher aus bloßer Feindschaft so stimmen können, weshalb ich denn auch dadurch in keiner Art verbindlich gemacht werden kann. Im Fall die israelitische Gemeinde dahier bestehen bleibt, stimme ich zu- gleich dahin, daß Salomon Baruch zum Vorsteher und Rechnungsführer ge- wählt werde; wogegen ich aber darauf antrage, daß ich mit allen Ämtern verschont bleibe. Zu Besoldung des Predigers bey der hiesigen Gemeinde, sofern er mir ge- fällt, so wie zu Anschaffung der Bücher die der Prediger zum Gebrauche vor dem Altare nötig hat, bin ich bereit einen meinem Gutfinden vorbehal- ten bleibenden Beitrag zu leisten. Arolsen den 24. August 1833 Samuel Hertz" Sechs Tage später wurde im Büro des Regierungsrats Brumhard folgendes, für un- seren geschichtlichen Überblick sehr aufschlußreiche Protokoll aulgesetztr'" "Actum Arolsen d. 30. Aug. 1833 Infolge der vom Herrn Regierungsrath Brumhard in Arolsen, geschehenen Vorladung, erschien Nathan Emanuel für J. Emanuel Erben, und gab zu Protokoll: Wir sehen es wohl ein, daß das Kirchenwesen der Arolser, Mengeringhäuser und Helser Israeliten, wie es seit einigen Jahren bestanden, nicht fortbeste- hen kann, weshalb es unsere Meinung ist, hochfürstliche Regierung wolle gnädigst bestimmen, wo eine Synagoge eingerichtet werden soll, damit ver- eint der Kultus nach dem Befehle hochfürstlicher Regierung gehoben und verbessert werden könnte, denn solange verschiedene Trennungen stattfin- den, ist alles unmöglich zu bethätigen. Um nun hochfürstlicher Regierung die Bestimmung zu erleichtern, wo die Synagoge angelegt werden soll und kann, erlauben wir uns, das Kirchenwe- sen, wie es entstanden und war, näher zu erörtern. Vor circa 100 Jahren wurde in Arolsen von den beiden Brüdern Mare Juda und Emanuel Juda eine Synagoge in dem jetzigen Samuel Hertzsehen Hau- se angelegt, und ist diese Kirche, nach deren Ableben, dem seel. Kammera- 24 Geschichtlicher Überblick gent Hertz Emanue1, als ältesten Sohn des Emanuel Juda, vererbt. Ob hierüber ein Testament mit etwaigen Bestimmungen aufgenommen, wissen wir nicht, doch halten wir es für unsere Schuldigkeit, hochfürstliche Regierung davon in Kenntnis zu setzen. Laut Testament des verstorbenen Hertz Emanuel ist die Kirche dem jetzi- gen Samuel Hertz als ältester Sohn, mit der ausdrücklichen Bedingung ver- erbt, daß beide Brüder solange sie leben die Kirche frey und ohne alle Ko- sten erhalten sollten. Es würde freylich weit besser um den israelitischen Kultus im hiesigen Am- te stehen, hätte hochfürstliche Regierung vor circa 70 Jahren nicht in die Trennung dieser Synagoge gewilligt, denn die Gebrüder Stieglitz & Consor- ten, welche nicht so dachten, wie der verstorbene Hertz Emanuel, legten in ihrem Hause eine zweite Kirche an. Hierdurch entstand die Feindschaft zwischen der Gemeinde und Lehrer, denn der verstorbene sehr achtbare Rabbiner Benjamin Samuel war durch Verwandtschaft genöthigt der Stie- glitzschen Kirche beizutreten. Hierdurch glaubten sich die anderen Juden verletzt, und entzogen diesem sein Gehalt. Dieser verstorbene sehr achtbare Mann versah auch zugleich die Stelle ei- nes Schächters, wofür er das sogenannte Zangenrecht [?]29 von den Metz- gern empfing welches im Herzfett, Milz und Lungenfleisch bestand, und war fast im Durchschnitt, wenn er kauscher geschlachtet hatte, einen Tha- ler werth, wogegen er von den Juden ob kauscher oder nicht, vom Ochsen 6 mgr, Kuh 3 mgr, Kalb und Hammel 1 mgr pro Stück bekam. Er allein hatte die Befugnis, in Arolsen, Mengeringhausen, Helsen und an- deren umliegenden Dörfern zu schlachten, und durfte dies niemand ohne seine Genehmigung verrichten. Wer ihm Kinder zum Unterricht übergab, mußte ihm für jedes Kind 5 Rthlr jährlich zahlen; dies bestand sehr lange Jahre, und ging selbst an seinen Schwiegersohn Baruch Salomon über. Wir halten es für überflüssig, den Charakter des Samuel Hertz hier zu schil- dern, da man denselben genügend kennt. Doch wollen wir nur bemerken, daß Samue1 Hertz lediglich an der gänzlichen Trennung der Kirche selbst Schuld ist, sey es um die Kosten zu ersparen, oder würklicher Haß zum Gu- ten; denn mit Hilfe gemeiner Menschen suchte er die Kirche zum Zankhaus zu verunglimpfen, weshalb die Synagoge nicht mehr besucht wurde. Dann trat nun noch der Fall ein, daß der verstorbene Hofagend Stieglitz sein Haus verkaufte und hierdurch die Aufhebung der in dessen Hinterhau- se befindlichen Synagoge nach sich führte, und einige Israeliten solche ei- genmächtig nach Mengeringhausen verlegten, als ob unser Gottesdienst nun ganz zerstört werden sollte! Wir glauben, daß die einzelnen Israeliten ebensowenig wie der verstorbene Jacob Stieglitz'", berechtigt waren, die Kirche aufzuheben, denn abgesehen davon, daß die Kirche nur 70 Jahre von den früher Verstorbenen zur Kirche vermacht war, mußten wenigstens alle Glaubensbrüder ihre Zustimmung 25 26 Geschichtlicher Überblick hierzu geben, ob sie es auch zufrieden seyen, daß die Kirche von Arolsen wegverlegt werden sollte wo es sodann aber auch notwendig gewesen wä- re, die Genehmigung und Bewilligung hochfürstlicher Regierung einzuho- len. Was die Mengeringhäuser Juden taten, glaubten die Helser nun auch tun zu dürfen. Diese legten sich ebenfalls eine Synagoge an, und so entstand die gänzliche Auflösung von zwey in Arolsen seit Jahren bestandenen Kir- chen, und wir Arolser Juden, die wir das Bedürfnis zum Beten fühlten, muß- ten wohl nach einer oder der anderen Kirche gehen. Der Befehl hochfürstlicher Regierung und unser Wunsch, vereint mit der Notwendigkeit, ist daher: 1. Vereinigung der sich eigenmächtig getrennten jüdischen Gemeinden, denn nur hiermit läßt sich das Gute wirken, was hochfürstliche Regie- rung zu bezwecken sucht, denn sobald eine Trennung der Gemeinden stattfindet, so ist es nicht möglich fürs Kirchenwesen etwas thun zu kön- nen, denn wie kann jede Gemeinde die Bauten besolden, die durchaus notwendig sind, das Kirchen und Schulwesen wieder herzustellen? Daß nun jeher nur die Gemeinde in Arolsen bestanden, beweiset der einzige Kirchhof in Arolsen, und selbst beim Ankauf eines Stück Lan- des zum Kirchhof vor 2 Jahren, wo alle Juden in Arolsen, Mengering- hausen und Helsen etc. insgesammt zubezahlt haben. 2. Sobald eine Vereinigung stattfindet, würde es wohl nötig sein, da dann die Anzahl der Juden nicht unbeträchtlich ist, ein ordentliches Lokal zur Synagoge einzurichten, welches Lokal die Größe umfassen müßte, daß alle Platz darin hätten, und man mit Anstand den Gottesdienst ver- richten könnte. 3. Ist es unsere Meinung, da selbst bey einer Vereinigung es uns schwerfal- len würde jährlich viel Geld anschaffen zu können, daß man einen or- dentlichen geprüften Mann anstellte, welcher nicht nur als Vorsänger in der Kirche, sondern auch als Lehrer der Kinder den Dienst versehen müßte, gerade so wie in christlichen Gemeinden die Stelle eines Rectors betrachtet würde. 4. Die Anstellung eines Rechnungsführers, so wie eines Vorstehers fän- den wir sehr billig und sind gern damit einverstanden, da diese Stellen uns nichts kosten würden, indem keiner aus der Gemeinde etwas für et- waige Bemühungen sich anrechnen würde. 5. Was aber die Stelle eines solchen Mannes betrifft, der das Koppuliren etc. hier im Lande verrichten soll, müssen wir bemerken, daß wir einen solchen Mann gar nicht nötig haben, denn alle 10 Jahre durchschnittlich läßt sich ein Jude im ganzen Lande coppulieren, und hierzu einen sol- chen Mann jährlich besolden zu müssen, würde eines Teils für uns zu drückend, anderen Theils Ueberfluß sein, denn wer einen solchen Mann einmal gebraucht, kann man es nicht abfordern, ihn Zeitlebens zu erhalten. Da wir daher diese Stelle weder zeitgemäß noch nötig finden, so würden Geschichtlicher Überblick wir hierzu auch nichts verwilligen können, nur bitten wir daher, uns hier- von zu entbinden. Zudem der Geistliche, welcher in Arolsen eingestellt werden müßte, diese Stelle sehr gut bekleiden kann, da wie schon er- wähnt eine Copulation sehr selten vorfällt [*fl dessen Abwesenheit von einem Tage nichts schadet. Indem wir hochfürstliche Regierung auf das, wie es bestanden hat, und noch gegenwärtig besteht, aufmerksam gemacht haben, bitten wir Hoch- dieselbe, den Befehl dafür gnädig zu ertheilen, daß die jüdische Kirche wieder nach Arolsen, wo sie schon seit 100 Jahren war, verlegt werden muß. Schließlich bitten wir Herrn Regierungsrath Brumhard das Protokoll ad ac- ta zu legen und solches hochfürstlicher Regierung einzuschicken." Bei den folgenden Anhörungen der Betroffenen traten die unterschiedlichen An- sichten unter den Arolser, Helser und Külter Juden hervor. Eine Einigung schien unmöglich. Erkennbar war immerhin, daß Mengeringhausen als künftig einziger Synagogensitz nicht akzeptiert würde?2 Im November 1833 unterbreitete die Wal- deckische Regierung dann folgenden Kompromißvorschlagr'" "Nach Verlesung der hierneben zurückgesandten Akten haben wir be- stimmt, das nach Maßgabe des Gesetzes vom 24. Julei d.J. die jüdischen Glaubensgenossen des Oberamtes der Twiste folgende Gemeinheiten bil- den sollen: 1. Die Gemeinde Arolsen, zu welcher die jüdischen Einwohner in Arolsen, Helsen und Külte gehören sollen. 2. Die Gemeinde Landau, zu welcher die Israelitischen Einwohner in Landau und Lüthersheim zu zählen sind, und 3. die Gemeinde Mengeringhausen, welche wir die jüdischen Einwohner von Mengeringhausen, Twiste und Vasbeck zugewiesen und wegen de- ren Berücksichtigung wir das Nähere an den Rath Mogk [*] geben. Wir geben dem Herren Regierungsrath Brumhard auf, diese Anordnung den Gemeinheiten Arolsen und Landau zu eröffnen, und in Folge dersel- ben nach Maßgabe des angeführten Gesetzes die Angelegenheiten zu regu- lieren. Arolsen den 28. November 1833 Wald. Regierung" Trotz zahlreicher Einwände, vor allem der Helser Juden, konnte der Regierungsrat im Januar 1834 seiner Regierung meldenr'" "Aus den beigefügten Protokollen wollen fürstliche Regierung zu entneh- men geruhen, daß es mir nunmehr gelungen ist, die Helser und Arolser Ju- denschaft in der Herzischen Synagoge zu vereinigen. Nach der vom Vor- stand Salomon Baruch nun geschehenen Meldung ist der erste Gottes- dienst mit Ordnung und Feierlichkeit begangen [...]" 27 Geschichtlicher Überblick Der Neuanfang war jedoch nicht beständig. Spätestens seit dem Tode Samuel Hertz' im Februar 1837 stand die Synagoge in der Arolser Schloßstr. 11 der Ge- meinde nicht mehr zur Verfügung. In Arolsen und Helsen kam das religiöse Le- ben völlig zum Erliegen. Statt dessen gingen die Arolser und Helser Juden nach Mengeringhausen und die Külter nach Volkmarsen.35 Der folgende Bericht zeich- net ein Bild von der desolaten Situationr" "An Fürstl. Regierung Bericht des Justizraths Waldeck [?] in Arolsen vom 20. Novber. 1838 Die jüdische Schule und Synagoge betr. In Gemäßheit der Auflage [?] vom 3.d.M. [*]gebe ich mich, zu berichten, daß der Zustand des Lehramtes und Gottesdienstes der hiesigen Gemein- den der Juden ein höchst bedauernswerther ist. Nur die jüdische Gemeinde in Landau, welche eine neue Synagoge baut, hat einen Lehrer, der sich auch, soviel man erwarten konnte, aus dem Troß der vielen anderen jüdi- schen Lehrer auszeichnet und für eine kärgliche [*] etwas leistet. Diese Synagoge und der Unterricht wird auch von einer jüdischen Familie in Lütersheim benutzt, welche aber bey schlechtem Wetter zu Hause blei- ben muß, und eine jüdische Familie in Külte besucht die Synagoge in Volk- marsen. Eine Familie besteht auch in Vasbeck, welche die Synagoge in [*]berg und Mengeringhausen besucht, die sich auch früher einen Hausleh- rer hielt. Der aber [*],[*] [*] erwachsen sind, entlassen ist. In Twiste war ebenfalls eine jüdische Familie, die sich früher an die Synagoge in Menge- ringhausen hielt, jetzt aber zerstreut [?] ist. Die Arolser und Helser Synagoge ist eingegangen, theils wegen Mangels an Theilnehmern, um Gottesdienst halten zu können, theils aus Mangel an Vermögen, um einen Lehrer bezahlen zu können. In Helsen [*] unvermö- gende Judenfamilien und in Arolsen [*] noch [*], welche ihren Beytrag ent- richten können. Der Kaufmann Baruch, welcher denn auch das Vorsänger- amt in der Synagoge versah, jetzt aber nicht mehr, da der Lehrer eine An- stellung gefunden hat. Die luden in Helsen besuchen mit den hiesigen die Synagoge in Mengeringhausen und lassen ihre Kinder von [*]stlichen Leh- rern unterrichten. Dieser Zustand der Dinge ist höchst traurig, allein ich wüßte kein Mittel, dem Uebel abzuhelfen! Die Judenfamilien wohnen über- all zerstreut und es ist schwer, sie zu vereinigen und dann tritt noch der Uebelstand ein, daß zu einem Gottesdienst der Juden immer 10 Mann ge- hören, welche selten zusammenzubringen sind, und daß ein Jude am Sabat nur einen "Sabatenweg" machen darf, mithin nicht weit gehen darf. Als Sa- muel Herz noch lebte mußten auswärtige Juden zur Synagoge eingeladen und verköstigt werden, um die nöthige Anzahl zusammenzubringen. Daher kommt es dann, daß überall im Lande der Gottesdienst öfters ausgesetzt werden muß. Ist der Weg zu Synagoge zu weit, so muß der Jude schon am Freytag abreisen, am Sabat bis die Sterne am Himmel stehen an Ort und Stelle bleiben und, da er in der Nacht oft nicht zurückreisen kann, 28 Geschichtlicher Oberblick muß er den Sonntag abwarten. Er muß bey einem Juden essen und tr in- ken, welches für die Fremden und Einheimischen höchst lästig ist. Solange der Staat die jüdischen Lehrer nicht besoldet. und etwa eine allge- meine Steuer dazu unter sämtlichen Juden des Landes erhebt, ist nichts aus- zurichten und auch dann häufen sich viele Schwierigkeiten Aro lsen, d. 20. Novber. 1838 [OnO)" In Mengeringhausen, wo nun Juden aus fünf Orten zum Gebet zusammenkamen, wurde die Synagoge auf der Burg allmählich zu klein. Anfang der 40er Jahre konn- te die Gemeinde in ein angemietetes Haus in Hintere Str. 5 umziehen. Dort war Platz für einen Betsaal und eine Wohnung für den Religionslchrer'? Zehn Jahre später hatten die Menger inghäuser Juden ihre eigene Synagoge. Vier Mitglieder hauen das Haus Hintere Sir. 20 gekauft und der Gemeinde zum gottesdienstlichen Gebrauch verpachtet." Hier blieb der Mittelpunk t des religiösen Lebens, bis die Synagoge 1937 unter Zwang aufgegeben werden mußte.3Y 1861 wurde erneut ein Versuch unternommen. die Gemeindeordnung der Realität anzupassen und verbindlich festzuschreiben. Am 7. Juni stellte Kreisrat Schumann im Einvernehmen mit den Arolscr Juden folgenden Antrag an die Regierung." Mengeringhau sen. Hin tere S tr: 5 29 Geschichtlicher Oberblick Mengeringhausen. Hintere Str. 20 "An fürst.Regierung Abteilung des Innern Die jüdische Gemeinde in Arolsen hier Zuteilung der Mitglieder derselben zu der jüdischen Gemeinde in Menger inghausen bctr. Im Jahr 1833 wurde mittels Rescript fürst. Regierung vom 23. Nov, be- stimmt, daß die jüdischen Glaube nsgenossen in Aro lsen , Helsen und Külte eine jüdische Religionsgemeinde bilden sollten. Weil es inzwischen schon [*] in Arolsen an einer allgemeinen Synagoge fehlte, und kein jüdischer Re- ligionslehrer gehalten wurde, so verwirklichte sich die Anordnung Fü rst. Re- gierung nicht. es nahmen vielmehr die Juden aus Aro lsen und Helsen an dem Gottesdienste und Religionsunterricht in Mengeringhausen teil. Die Juden in Aro lsen , Helsen und Külte gehören also bis diesen Augenblick in Wirklichkeit zu keiner jüdischen Religionsgemeinde. Dieser.Zustand ist jedoch nicht ohne Unzulänglichkeiten. So hängt z.B. die Höhe des Beitrags. den die jüdischen Bewohner in Arolsen und Helsen an die jüdische Gemeinde Mengeringhausen zu zahlen haben , ganz von der Willkür der jüdischen Gemeinde in Menger inghausen. insbesondere des Vorstandes dasefben ab . Ebenso ist der jüdische Lehrer in Mengeringhau- 30 Geschichtlicher Oberblick nihll' l'frld tll';l , ff,mr , !'dd'lil!f Ullt' (J"f ~f unirm .örrru nnf ~1/f 'lrl1 tru ('ir ..... rn ~\irt..... e , ,1ürifm ur :.!tt,lIC'f,f nut' t :I'rnlL' llf. '(" '$ n" 'tJ,':-~(}6>OVYY1/V~- /~YJ'fHJ;;t..r'71~<, ....'uV»i-~J.'v;)''':''1"1-.,,'Y1-~_ ~,vov.A).,""(J~i~~}yq-l]1;VdN., Y~rVYVAkf'/q'"/,-k ~~~/'rYVY-YbW~?IiJ';:;'~'J"'JPrVY>-IJ""",'\. ~Vvv'1'."'"'"M,/!If{f:'1J'~'{'J,VTY''Y'h";1P1~. "'iJi""p7f',ovW'f'f~rt·hffV'fHP"u,~h ~~r!~f,rvr,:fl'~p17'-~VVj?VVV"{~ ~'1'"-'?lJ;M,rW~rt;"~'17).r).I,.,.,a()./J.j;;". '?T"rv/;"'~'"~~»~~'7;f">1r..:ft'1,("M{!,!y-. r/'//~or/...I.i 'l"Tvß<~rv,<'~"I('-Y'V~'1,.-0,\ .rvv,r;?/rYyyrv'."v~I{f'''''/WY';~''-'''-'f'~'::'' ~~;.'YvY>?7'10vrr~'l"'rJryf"f.~ ~7/Y~.;-5r1-dox""I'vvvTI'VVYYvv>'{<; ~""""'ef"r~1"r>7rP}j.rva/i;('1'~p'770~,~l ~r~~,'PI-/?'..-rn;Cl7j"~11;/~,,"-"U,","·'~IO!ln~·•1';, -../F.....Cf" "-.. ~;t ,:. uast0.lVU!ua!t!lUO:/ Familien in Arolsen Sara und Willi Katz Blick in die obere Kaulbachstraße in Arolsen von der Großen Allee aus. Vorn rechts steht das Haus Nr. J (heute Nr. 2 (Neubau». In der Kaulbachstraße 1 betrieb Herr Willi Kau zuletzt zusammen mit seiner Frau Sara, geborene Katz, ein Viehgeschäft . Herr Kau kam aus Massenhausen und sei- ne Frau aus Mandem . Das Ehepaar hatte drei Kinder: 1897 wurde Margarete ge- boren, 1899 Frieda und 19fJ7 Theodor. Die beiden Mädchen besuchten in Arolsen die Töchterschule und Theodor das Realgymnasium. Theodor Katz schreibt: "Meine Eltern haben im Jahre /896 geheiratet. Ihre erste Wohnung war im Hause des Friseurs Thamm in der Bahnhofstr. Ihre Kinder sind alle in diesem Haus geboren. Mein Vater war Viehhändler und mußte eine Woh- nung mit Stallung und Boden haben für Heu und Stroh erc, für das Vieh. Als sich das Geschäft vergr ößerte, mußte er sich nach einer größeren Wohnung umsehen. Er isl dann von Thamms zum Haus des Bäckers von der Emde gezogen und dann zur KaulbachsIr. J, Ecke Große A llee."9 53 Familien in A rolsen Margarete Kotz am 12.4,1918 ~n .~ilf{lfmlU c flcr vom mnten äreu bc{l t\..lalbelfifdlen S!anbNjrauentlm ino ilabtn mir alf Ildlloo~ 8d l!ltn llnnl'bam !lntrfrnnunn für trese ~itarbtit Im Rrir~ bolf Ih!nntrnnaforid)rn ~ Walbrdi!d)rn &nbtffraurnl'<'! 7 <;'l . , BESTr:~~~a::r~::~:~:: BEZUGS. DamenkonfektIon QUELLE Kurz-, VieIß- und I Woll waren_ BerufskleidungLeib·, Bett- und T1supl/l"t<. Oll ~III_"''' ' ,.....,... 4" m..•• n.. . .. '" Bed"tl1Unll _9-,_d.-/-~_L .__ ._..:- 62 ""'L,~T _ 0_ ;1: _1_ -.1- jj~-_..__.. - ._ /:__._. d . _ Familien in Arolsen Aralsen; Hauptstraße 10 (später N r. 7) (heute Schloßstraße 7) 63 Familien in Arolsen Blick in die Hauptstraße (hellte Schloß.S/raße) in Am/sen Richtung Schloß. Das zweite Haus links (hinter der Einm ündung in die Kaulbachstraße] war das Ge- schaits- und Wohnhalls der Familie L ÖWerJSl t'in. l lI J/JIt der SI, .., • •6Iii = ' ;;' • -- ~.. . ...__.... außergewöhnlich billig und doch gut zu kaufen ~, r l:"'_":.:.,;.=-~- R. Löwenstein ~~ _ _ ' ''' '1 _. = ."=- 50\=::::'- IO\Rabatl liä-~ ~ -- i (~ --- I __IJ~~~:w.~ 1! l lnve n~:~ Familien in A rotsen Die Firma R. Löwenstein (nach (lern Großvater Ruben genannt) war weit und breit bekannt und jetzt brauchte er nicht m ehr auf das Land zu fahren, da die Kunden zu ihm kamen; dazu kamen nun auch die Arolser. Das Geschäft ging gut, selbst einige Mitglieder der sog. .Hautevolee', von denen es in der damaligen fürstlichen Re- sidenzstadt viele gab, zählten zu ihren Kunden. Das Verhältnis z wischen m ir, m einen Schulkam eraden und auch den Lehrern war ausgezeichnet. Ich nahm an allen Vorgängen teil, war aber bestimm t kein Engel. Wie die meisten Schüler auf dem Gym nasium gehörte auch ich dem V.D.A. (Ver- ein für da.. Deutschtum im Ausland] zu und sam melte für ihn mit großem Emhu- siasmus. Pfingsten 1930 war eine Großtagung in Satz burg. da war ich dabei und bin stolz mit unserer Gruppe, die aus Schülern und einigen Lehrern unseres Gym - nasiums bestand, mitmarschiert. Und warum sollte ich auch nicht? Ich war genauso deutsch und patriotisch gesinnt wie die anderen. Die .anderen' wa- ren alle Nichtjuden. mit denen ich zusammen auf gewachsen war. In Arolsen gab es keine Juden in meiner A ltersstufe, und soweit ich mich erinn ern kann, waren nur 3 Juden auf der Schule, n ämlich ein Primaner (Rosenbaum) vom Lande, mein Bruder Erich, der 5 Jahre jünger war als ich, und ich.19 Ich hatte wenige Schwierigke iten auf der Schule. Mathem atik und Physik waren meine U eblingsfächer, m it den Sprachen Deutsch und Französisch ging es noch, in Latein wur ich unmöglich; und in Englisch war ich nicht interessiert, da ich es Rudolf Löwenstein unten recht... (1927) 65 Familien in Arolsen wahrscheinlich doch nie gebrauchen würde. Natürlich wollte ich das Abitur ma- chen, da ich es mir in den Kopf gesetzt hatte, Elektroingenieur zu werden. In den späteren Jahren, Unter- und Obersekunda, formten 2 Klassenkameraden und ich eine Arbeitsgruppe, wir studierten zusammen und bereiteten unsere Schularbeiten für den nächsten Tag vor. So konnten wir uns gegenseitig helfen, und ich bin davon überzeugt, daß wir alle dadurch profitierten. Ich möchte noch erwähnen, daß unsere Arbeitsgruppe fast ausschließlich in unserem Hause studierte. Ohne in weitere Ein- zelheiten zu gehen, kann ich behaupten, daß ich in Arolsen eine glückliche Jugend- zeit verbrachte. Ich wurde selten an mein Judentum, welches für mich nur eine Religion war, erin- nert. Doch es kam vor, daß antijüdische Bemerkungen gegen mich zu einem wört- lichen und manches Mal körperlichen Streit führten. Dann war ich hundert Prozent Jude und verteidigte mich mit aller Macht, die mir gegeben war, obgleich ich nicht immer siegte und manches Mal mit einer Blutnase endigte. Nach einer solchen Fech- terei konnte ich niemals verstehen, warum ich mich wegen meines Judeseins vertei- digen mußte. Hatten die jüdischen Soldaten im ersten Weltkrieg nicht genau wie die anderen einen gemeinsamen Feind bekämpft? s.ooo" deutsche Juden haben damals ihr Leben gelassen, und viele wurden neben ihren christlichen Kameraden begra- ben. ,,21 Rudolf Löwenstein besuchte bis 1932 das Realgymnasium in Arolsen. Er ging dann nach Frankfurt-Höchst, um im Kaufhaus Schiff eine kaufmännische Lehre zu be- ginnen. Als es immer schwerer wurde, als Jude in Deutschland zu leben, ging er Ende 1933 nach Holland und setzte seine Berufsausbildung in Amsterdam bis 1937 als unbezahlter Lehrling fort. Erich Löwenstein war Schüler des Gymnasiums von 1930 bis 1935. Es war ihm nicht möglich, seine Schulausbildung in Arolsen zu beenden, da er als Jude offizi- ell von der Schule gewiesen wurde. 1936 ging er zusammen mit seinen Eltern nach Köln. 66 Familien in A rolsen Familie Löwenstein im Juli 1933, kur z vor Rudolfs Auswanderung nach Holland. Willi Lö wenstein sitzend, im Hintergrund von links nach rechts: seine Frau Grete, Rudolf und Erich. 67 Familien in A rotsen Lina und Schafti Löwenstern A rolsen; Kaulbachstr. f 7 In der Kaulbachstraße Nr. 17 leb te die Familie Löwenstern. Herr Löwenstern be- trieb in seinem Hau s einen bescheidenen Manufakturhandel mit Textilien und Fäl- len. Seine Hauptt ätigkeit bestand darin. über Land zu reisen und seine Waren an- zubieten. Er war mit 34 Jah ren aus Höringhausen zugezogen und lebte in diesem Haus seit 1887. Schaff Löwenstern gehörte seit 1901 zum Vorstand der israeliti- schen Gemeinde . Bis zu seinem Tod im Jahre 1930 teilte er sich das Amt des Vor- beters in der Synagoge mit Robert Sch önstadt und mit Herrn Meyerhoff. Der Reli- gion gehörte wohl sein ganzes Herz. Im Einwohne rbuch für Waldeck von 1929 steht unter dem Stichwor t ..Kirchenwescn'' der Eintrag: ..Vorsitzender : Kaufmann Schafti Löwenstern; Rabbiner : Ver tr. Schafti Löwensiem.v" Er stiftete der Ge- meinde die letzte Th orarolle. die bis 1936 im Gottesd ienst verwandt wurde. Seine Frau Lina, geb . Baumgart, gebar 3 Kinder. Der älteste Sohn. Detmar, wurde 1890 gebore n. Nach dem Besuch des Realgymnasiums studierte er Jura und war seit 1920 in Essen zunächst bei der Staatsanwaltsc halt und ein Jahr spä ter als Recht sanwalt tätig. Das Essener Adreßbuch führt den Recht sanwalt Dr. Löwen- ste rn zum letzte nmal 1936 auf. Es heißt . daß er von dor t aus nach Amerika ausge- wandert ist. 1893 wurde die Tochter Bella geboren. Sie heiratete 1922 Salomon Hert z aus Borg- 68 Familien in Arolsen horst bei Steinfurt. Ein Jahr später starb sie dort im Wochenbett. Die jüngste Tochter, Margarete, geboren 1903, lebte nach dem Tod der Mutter im Jahre 1916 und dem Wegzug ihrer Geschwister allein mit ihrem Vater in der Kaul- bachstraße 17. Herr Löwenstern konnte wegen der Geldentwertung keine Ware mehr einkaufen und war ab 1923, inzwischen sehr krank, auf die wenigen Gelder der Fürsorge angewiesen. Zwei Jahre vor seinem Tod, heiratete seine jüngste TochterHerrn Alfred Rothschild aus Weilburg. Sie lebte dort bis 1934 und verzog dann mit ihrem Mann nach Mannheim. Im seIbern Jahr, im November, verließ sie Mannheim allein und zog zu ihrem Bruder nach Essen. Im dortigen Melderegister erscheint unter dem 1.3.1937 unter der Rubrik "Abmeldung" der Eintrag: "auf Reisen".23 Sie flüchtete nach New York, wo sie später mit den Geschwistern Katz aus Arolsen zusammentraf. 69 Familien in A rolsen lohannette und Robert Schönstädt Aroisen, Bahnhofstr. 42 Robert Sch önstadt. Sohn der Eheleu te Koppel und Helcne Schönst ädt , wurde 1864 in Landau geboren . An fang der 70e r Jahr e des letzten Jahr hunder ts kam er mit seine r Familie nach Arol sen und wohnte zunächst im elterlichen Haus in der Kaul- bachstraße 22 und nach dem Tod des Vaters in der Bahnhofstraße 29. 1910 heira- tete er Johannette Löwe nstein. die Tochter von Ru ben und Fann y L öwenstein . d ie in der Rauchstraße wohnte. Das Ehepaar mietete eine Wohn ung im Haus Bahn- hofstraße 42. Die Ehe blieb kinder los. O bwohl in den Standesamtsak ten für Herrn Schönstädt der Beruf Kaufm ann einget ragen wurde, ist ein e igenes Ge- schäft ode r eine kaufmännische Tätigkeit nicht nachzuweisen. Wegen Krankh eit war er schon sehr früh Ren tner. Nach dem Tode seiner Frau 1928 zog Roben Schönstädt in das Elte rnhaus seiner Frau in der Rau chstra ße. wo er 1935 starb. 70 Familien in Arolsen Regine und Richard Schönstädt Arolsen, Bahnhofsir. 29 In der Bahnhofstraße 29 wohnte die Familie von Regine und Richard Sch önstadt . Richards Vater, Koppel Sch önstadt. hatt e das Haus Ende des letzten Jahrhunder ts gekauft. als er noch in der Kaulbachstr. 22 wohn te. um mehr Platz für sein Ge- schäft zu haben. Er starb 1899, und sein Sohn Richard führte das Geschäft wei- ter. Nach dem Tod seiner Mutter, Helene Sch önstadt geb. Löwenstein aus Rho- den, wurde das Haus 1911 auf den Namen Richard Schönstädt übertragen. Seit 1903 war Herr Schönstädt verheiratet mit Frau Regine Rose aus Pömb sen (WestL). Sie gebar in Aro lsen drei Kinder: 1904 Julius Sch önstad t. Er war Schüler des Realgymnasiums von 1914 bis 1920 und begann dann eine Beru fsausbildung als Kau fmann. Sein ein Jahr jüngerer Bruder. Walter Sch önst ädt , besuchte dieselbe Schule bis 1921 und schied dann aus, um auch Kaufmann zu werd en. 1908 wurde Martha Schönst ädt geboren. Sie war Sehülerin der Töchterschule in der Großen Allee. Durch die schwierige wirtschaftliche Lage während des Ersten Weltkrieges und vor allem durch die anschließende Inflation ging das Geschäft immer mehr zurück. 1929 zog die Familie nach P ömbsen. wo Richard zusammen mit seinem Sohn Wal- 71 Familien in Aro/sen ", .IIT. II "" gM .. ~ ... -g\~d; nllllg M. K. Scl'l6natl dl '" /al"",,;u! -~..~.", u ter Schönstädt das Textilgeschäft der Großeltern Rose übernahmen. Julius heiratete dort lrmard Madeleng aus Bernburg und verzog nach Emmerich. Frau Regine Sch önstadt starb in Pömbsen 1934. Familie Schönstädt blieb aber weiterh in im Besitz des Hauses in der Bahnhofstra- ße in Arolsen, bis der Vater es 1938 unter Druck verkaufen mußte. 72 Familien in Arotsen Klara Schürmann 1m Vordergrund rechts das Haus von Frau Schürmann Aufeiner alten Fotographie ist das Hau s Fürstenallee 13 noch zu sehen, in dem Frau Schürm ann lebte. Im Zuge der Begradigung der Landauer Str. wurde das Haus in den 60cr Jahren abgerissen. Heute ist der Rest des Grundstocks an der Ecke Landauer Str.lWeuerb urger Str. unbebaut. Frau Klara Schürmann, geborene Katz, stammte aus Helsen. Sie war seit 1901 ver- heiratet mit Levi SchUrmann, dennoch kennen sie die meisten nur alleinstehend. Das Schicksal ihres Mannes ist nicht bekannt. Frau Schürmann betrieb zunächst in Helsen einen Kleinhandel in Manufakturwaren.24 Als ihr Vater. Michael Katz aus Helsen, 1915 dieses Haus kaufte, verzog sie nach Aro lsen und wohnte hier ei- ne Zeitlang mit ihrem Bruder Max, der später nach Köln zog, und dan n allein mit einigen Mietern. Frau Schürmann hatte wenig Kont akt, sowohl zur Nachbarschaft als auch zur jü- dischen Gemeinde. Sie war sehr unscheinbar - eine kleine gebückt gehende Frau mit großen Tränensäcken im Gesicht. Bürger erinnern sich, daß sie wegen ihrer schlechten Augen manchmal vorübergehende Kinder aus der Nachbarschaft zu sich bat, damit diese ihr beim Einfädeln der Nähnadel helfen sollten. Dafür gab es dann immer 5 Pfennige. Als sie 1938 ihr Haus verlassen mußte, war sie 77 Jahre alt. Um ihr plötzliches Ver- schwinden ranken sich viele Gerüchte. 73 Familien in Arolsen Levell / Schiff / Stein Trotz intensiver Recherchen blieb die Suche nach den Familien LevelI, Schiff und Stein so gut wie ergebnislos. Die drei Namen tauchen in den Todeslisten der Kon- zentrationslager auf: Friedrich LevelI: Albert Schiff: Max Stein: Sachsenhausen Warschau Minsk Friedrich Levell wurde 1878 in Arolsen geboren. Kurz vor seiner Deportation hielt er sich in Hannover auf. Weder in Gesprächen mit Arolser Bürgern noch in den Akten der Archive konnten Hinweise auf eine Familie Levell in Arolsen gefun- den werden. Ebenso dunkel bleibt die Geschichte der Familie Schiff. Einzigen Hinweis bildet eine Notiz im Arolser Stadtarchiv, betreffend die Volkszählung vom Juni 1895. Dort wird ein Kaufmann Schiff in der Hauptstr. erwähnt. In seinem Haushalt leb- ten 2 männliche und 3 weibliche Personen. Bekannt ist weiter, daß in der Familie Schiff zwischen 1894 und 1900 die Kinder Elise-Friederike, Ernst und Albert gebo- ren wurden. Alle drei sind später in Herford als Kaufleute tätig, wahrscheinlich seit den 20er Jahren. Verwandtschaftliche Beziehungen bestanden zur Familie Schiff in Rhoden, wo Simon, ein Cousin von Albert lebte. Simon Schiffs Tochter Irma lebt heute in New Jersey USA. Die Familie Stein lebte zunächst in Mengeringhausen, wo dem Ehepaar Aron und Helene Stein 1870 die Tochter Thekla geboren wurde. Der Sohn Max Stein wurde 1871 in Arolsen geboren. Sein Vater handelte mit Öfen und Hausausstattung. Max war in der Vieh- und Futtermittelbranche tätig. Wann die Familie Arolsen verließ, war nicht zu klären. Thekla Stein wurde mit ihrer Familie in Riga ermordet; ihr Bruder Max zusammen mit seiner Frau Johanna in Minsk. Seine Tochter Irma Lichtenberg aus Florida besuchte die Geburtsstadt ihres Vaters im Juni 1989. Die Suche nach seiner ehemaligen Wohnung blieb jedoch ergebnis- los. Aus Erzählungen wußte sie nur von einem Haus in der Bahnhofstraße in Arol- sen, vor dessen Eingang schwere Ketten angebracht waren. 74 Familien in Arolsen Frau lrma Lichtenberg geb. S tein zusammen mi t ihrem Mann Hermann aus Floride bei ihrem Besuch in A rolsen am 7. Juni 1989 75 I Pro f.-Bicr-Slr. 77 2 Prof- Bier-Str. 75 3 Eilhä user SIr. 14 4 Zum Kleeberg 7 5 Prof.-Bicr-Str. Bö 76 Fam ilien in He/sen L I Rica und Michel Kalz Klara und Levi Schürmann Em ilic und Fclix Rein hard I Block Johann a und Hermann Sch önstad t lVoigl Alte Synagoge Familien in He/sen Rica und Michel Katz Helsen. Prof- Bier-Sir: 77 In der Prof.-Bier-Straße 77 in Helsen wohnten bis 1916 die Eheleute Rica und Mi- chel Katz. Herr Katz war Kaufmann und handelte mit Ge treide und Futtermitte ln. Er war 1829 in Helsen geboren worden und sta rb im Alter von 86 Jahren im Januar 1916. Nur 7 Tage späte r starb auch seine Frau , eine geborene Heilbrunn aus Pader- bom. die seit 1858 in Hclsen gelebt hatte. Das Ehepaar hatte 5 Kinder, 1859 wurde der älteste Sohn Max geboren. Wie seine jüngeren Brüder besuchte er in Aro lsen das Realgymnasium. Die Söhne Jacob und Julius zogen nach Aro lsen. wo sie mit Vieh und Pferden han- delten. ' Ihre Schwester Sophie. geboren 1865. heiratete 1895 den Kaufmann Louis Schar- tenberg aus Ziere nberg. Ihre ersten beiden Kinder Hildegard und Elly wurden in Arolsen geboren. Die Familie zog dann 1899 nach Korbach. wo die Tochter Mar- tha gehoren wurde. Klara Katz, die Zweitäl teste. wurde 1861 geboren. Sie hei ratete Herrn Levi Schür- mann und zog in das Haus nebe nan , wo sie in bescheidenem Umfang mit Garnen und Kleiderstoffen handelte. 1915 verzog sie mit ihrem zwei Jahre älteren Bruder 77 Familien in Helsen Max nach A rolsen in das Haus Nr. 2 an der Landauer Straße. daß ihr Vater gekauft hatte? Max Katz heiratete kurz da rauf und verzog nach Köln. He/sen, Prof -Bier-Straße 75 78 Familien in He/sen Emilie und Felix Reinhard I Block Helsen. Ei/häuser Str. / 4 In der Eilhäuser Str. 14 in Helsen hatte Herr Felix Reinhard seinen Altwar enban- del. Er hatte das Geschäft von seinem Vater Herz Reinh ard übernommen, der 1904 gestorben war. Im Aller von 25 Jahren heiratete Herr Reinhard 1903 Emilie Stern aus Angenrod (Kreis Alsfeld). Ihre Mutter, Frau Zippora Stern, geborene Rotschild. lebte im gle ichen Haushalt bis zu ihrem Tod im Ja hre 1925. Das Ehepaar Reinhard bekam drei Töchte r: Die jüngste, Zilly, geboren 1907, lern te Verkäuferin und heiratete 1934 Herrn Adolf Stern aus Niederwollstadt. Sie zogen nach O ffenbac h und bet riebe n dor t ein Lederwarengeschäft . Meta Reinhard war von Beruf Schneiderin. Sie war verheira tet mit Herrn Th eo Berliner und lebte bis zu ihrer Deport ation in Köln. Die älteste Tochter, Hed wig, heiratet e 1927 den Schuhmachenneiste r Ju lius Block ausWoUhagen, der nach dem Tod des Schwiegerv aters (Felix Rein hard sta rb 1921) in der Eilhäuser Str. 14 eine Werkstatt be trieb. Das Ehepaa r Block bekam in Hel- sen 2 Kinder: Anita und Edith. Unter dem Druck de r Heiser Nationalsozialisten verließen sie Anfang 1935 Helsen und zogen nach Hamburg. Seitdem wohnte Frau Emilie Reinhard allein in ihrem Haus, bis sie 1941 Helsen verlassen mußte. 79 Familien in Helsen Johanna und Herm ann Schönstädt I Voigt He/sen. Zum Kleeberg 7 In Helsen . Zum Kleeberg 7, lebte seit 1901 die Familie Schönstädt. Hermann Sehönstädt, der Sohn von Koppel Sch önstädt . war 1858 in Landau geboren wor- den und wohnte seit dem Umzug seiner Familie nach Aro lsen zunächst in der Kaulbachstraße. 1883 heiratete er Johanna Joseph aus Helsen . Die Schönst ädts betrieben bis Mitte der 20cr Jahre ein kleines Kolonialwarenge- schäft. Die Familie verlor schon 1904 die Mutter, und der Vater mußte neben sei- nem Geschäft die Kinder allein großziehen. Hermann Schönst adt starb 1941. Er war de r letzte Jude, der auf dem Arolser Friedhof begraben wurde. Das Ehepaar hatte 6 Kinder: Erna, Recha. Meta, Julius. Gottfried und Richard Die Söh ne Gott fricd und Richard wander ten 1919 nach Philadelphia/USA aus. In den 20cr Jahren heirateten die Töchter Recha und Meta. Recha zog mit ihrem Mann Moritz Schmuekler nach Köln. und Meta heiratete den Hochschullehrer Rabbi Grü newald aus Beuthen, mit dem sie in Schlesien eine Familie gründete. Julius Sch önstadt erlernte den Beruf des Fotographen und verzog mit seiner Frau Else nach Hagen ins Ruh rgebiet . wo er in der Elberfclder Str. 29 das große Fotoa- telier "Genn ania" führte. Die älteste Tochter, Erna Schönstadt. heira tete 1920 Herrn Franz Wilhelm Voigt aus Kassel. Nach dessen Tod im Jahre 1932 kam sie zusammen mit ihren Kindern 80 Familien in He/sen lutius Schönstädt als Soldat im Ersten Weltkrieg Margarete, Hans und Ro sem arie zurück nach He lsen ins e lte rliche Haus. Ihre Tochter Rosema rie. in Kasse l 1925 geboren. d ie heule in Auslralie n lebt, schreibt: "Mein Vater war evangelisch, lind wir wurden im evangelischen Glauben erzogen. Wir wurden als Halbjuden angesehen und haben dadurch ein schweres Le- ben gehabt. Die Juden wollten nichts mit uns zu tun haben und die Christen auch nicht, Unser Haus in Kassel mußte meine Mutter unter Druck verkaufen und wir zogen 1937 nach He/sen zum Großva ter. Großva ter war sehr beliebt, er gründete den Heiser Turnverein find stiftete alle Turngeräte. Ich besuchte die Heiser Schule für 2 Jahre. Die Kinder bombardierten mich mit Steinen und Schimpfworten. weil ichHalbjüdin war. Uns Kindern war es nicht erlaubt, die mittlere oder höhere Schu - le zu besuchen. Von 1939 bis 1940 war ich im Landjahr bei einem Ballern in Men- gennghausen. Die haben mich ja sehr schlecht behandelt. Von 1940 bis 1945 bin ich wieder zurück nach Kassel und habe in eitler Metzgerei gearbeitet. Um meine Ar- beitsstelle zu behalten, habe ich mir die Papiere als rein arisch ausgefü llt. 1945 bin ich ZU f ilß nach Helsen gelaufen und habe dort bis 1949 gewohnt. Ich habe in 1946 einen Polen geheiratet, und wir wunderten 1949 nach Austraiien aus. Wir häuen die Heimat nie verlassen, aber wir lullten Angst, daß mal wieder ein zweiter Hit/er zur Macht kommt. In / 985 waren wir das erstemal in Deutschland und ver- lebten zwei Wochen in A rolsen. Es war ja wunderschön, die Heimat wiederzuse- hen, aber traurig, daß man keine Verwandten mehr dort hat und in Großv aters Haus nun fremde Leute wohnen . ,, 3 8 1 Familien in Helsen Rosemarie Muszynski, geborene Voigt aus Helsen. lebt heute in Australien Die älteste Tochter, Margarete votgr. heiratete Herrn Burghard und zog nach Köln. Sie starb dort 1963. Der Sohn Hans, wie seine Zwillingsschwester Margarete 1920 geboren. war im Zeiten Weltkrieg Soldat. In Rußland blieb er vermißt . Diesem Umstand verdankte es Frau Ema Voigt, daß sie als Jüdin während der Fa- schismuszeit in Helsen weitgehend unbehelligt blieb . Weil ihr Sohn in der deut- schen Wehnnacht diente, wurde sie nicht deportiert. Gleichwohl war sie. wie an- dere Juden in Helsen. Schikane n ausgesetzt. So demolierten Jugendliche aus Hel- sen einmal ihre Gartenlaube. Man wußte, daß Frau Voigt sich nicht weh ren konn- te, weil sie Jüdin war. Als während des Krieges einmal Fliegeralarm ertönte und die Bürger ihre Häuser verdunkeln mußten , hatte sie nicht schnell genug reagiert und in der Küche noch Licht brennen lassen. Ein Nachbar. der dies bemerkte. ging mit einem Luftgewehr an ihr Fenster und schoß von dort die Glühbirne aus. Wegen der schrecklichen Erfahrungen in der Vergangenheit und weil sie in ihrer Heimatstadt nicht weiter isoliert sein wollte. ließ sich Frau Voigt nach dem Krieg evangelisch taufen. Sie wohnte zuletzt in Helsen . Bahnhofstraße 9. Als sie dort 1971 starb. sagten die Leute; "Es Judenmensch ist tot." Sie liegt auf dem Helsener Friedhof begrabe n. 82 Familien in Helsen Das taue Bild von Em u Voigt geb. Schönstadt von 1970 83 Fam ilien in Helsen Jette-Lene und Gottschalk Schönstädt Am westl ichen Ende der Großen Allee, jenseits der Straße nach Korbach in Lui- sent hai, stand das Haus der Familie Jette-une und Gott schalk Schö nstadt. Herr Schönst ädt war der Sohn von Hirsch Schönstädt und seiner Frau Mendel, gebore- ne Ruhen Levy, in Landau. Mitte des letzten Jahrhunder ts war er, ein ige Jahre vor seinem Bruder Koppel Schönstädt, nach Luisenthal gezogen und arbeite te hier als Lohgerber. In Erdgrube n am Haus wurden die tier ischen Häute mit Löschkalk ge- äschert. Die Familie hatte ein eigenes Siegel. Bei dem Siegelbild handelte es sich um das Zunftzeichen der Ge rber : gekre uzte Gerbermesser und davor ein soge- nanntes Reckeisen." Gott schalk Schönstad t heiratete als 38jähriger Mann 1859 Jette-Lene Dalberg aus Niedermarsberg. Im Luisenthaler Haus wurden 8 Kinder geboren: Der erste Sohn, Henn ann, starb bereits 1862 im Alter von 4 Monaten . Die Kinder Philipp, Henriet te, Julchen, Rudolf, und Ju lius heira teten Ende des letzten Jahrhunderts und zogen weit wcg in andere Städ te. In der Nähe blieb nur Rudolf Schönstädt, der mit seiner Frau Lina Stern nach Wrexen zog. Selig (Sali) Schönstädt und se ine Schweste r Mathilde (Meta) blieben in Arolsen. Meta wohnte im Haushalt ihres Bruders, der Anfang des Jahrhundert s Ida Schloß aus Schweinshaupten geheirate t hatte. In der Bahnhofstraße 100 betrieb er einen kleinen Textilhandel. Der Umsatz re ichte nicht für ein offenes Geschäft. Es blieb bei einem bescheidenen Hausver kauf. Nach dem Tode des Vaters im Jahre 1902 wohnte auch die Mutter im Haushalt ihres Sohnes, bis sie 1907 starb, Das weitere Schicksal Sali Sch önstädts und seiner Familie ist nicht leicht nachzu- zeichnen. Es heißt, daß sie nach Holland auswanderten. Sicher ist, daß Herr Schönstadt mit seiner Frau und seiner Schwester Meta von 1940 bis 1942 in Harn- burg gelebt haben, von wo sie in Konzentrat ionslager depo rtiert wurden. 84 Fam ilien in Helsen Haus der Familie Sch önstadt in Luisentha/~ Am/sen, Bohnhofstr: ]00 85 Familien in Helsen Weitzenkorn In den Todeslisten der Konzentrationslager Minsk und Auschwitz tauchen die Na- men von Frieda und Albert Weitzenkorn auf, die in Helsen 1879 und 1875 geboren wurden. Weder in den Archiven noch in Befragungen von Helser Bürgern konnte ermittelt werden, wo die Familie Weitzenkorn in Helsen gelebt hat. Die Geburts- register der Helser Juden weisen die Namen von Jacob und Lena Weitzenkorn (geb. Michel) aus. Es handelt sich wahrscheinlich um die Eltern von Frieda und Albert. Die Hochzeit fand am 4.3.1874 in Landau statt. Bekannt ist nur noch, daß Herr Weitzenkorn Kaufmann war. Die Familie verließ Helsen vermutlich schon um die Jahrhundertwende. Der Na- me Weitzenkorn ist sowohl in Korbach als auch in Wrexen nachgewiesen. Herr Albert Weitzenkorn lebte vor seiner Deportation im Jahre 1939 in Kassel. Seine Schwester, Frieda Weitzenkorn, war von Beruf Köchin. Bekannt ist nur, daß sie 1939 von Aachen nach Unna (Westfalen) verzog und dort in der Düppel- straße 7 im "Israelitischen Altersheim für Westfalen" gewohnt hat. Unter dem 3. April 1940 ist im dortigen Einwohnermelderegister ihre Abmeldung nach Fürste- nau an der Weser verzeichnet.6 86 Fam ilien in Mengeringhausen 1 Hintere Str. 20 Ja Burg, Landstr. Ib Hintere Str. 5 2 Weigelstr. 3 Hintere Str. 16 4 Neue Pfon enstr. 3 5 Landsir. 53 6 Landstr. 92 7 Landstr. 56 8 Landstr. 64 Letzte Synagoge L Synagoge 2. Synagoge Jüdischer Friedhof Regine und Jakob Le be nsbaum I Elsbacher Rosa und Josef Löwe nstern Joh ann e und Menko Löwenstern I Löwengrund Else und Albe rt Meyer ho ff Nettehen und Hein emann Schwe rin Sophie und Ja cob Schwerin 87 Familien in Mengeringhausen Regine und Jakob Lebensbaum / Elsbacher In dem kleinen Haus Hintere Straße 16 in Mengeringhausen lebte die Familie Le- bensbaum. Jakob Lebensbaum war 1860 in Landau geboren worden und betrieb in diesem Haus ein Kolonial- und Manufakturwarengeschäft mit Fellhandel. Für die jüdische Gemeinde war er als Schächter tätig und sorgte dafür, daß die Gemeinde- mitglieder koscheres Fleisch zu essen bekamen. Seine Frau Regine Seelig stammte aus Solz (Kreis Rotenburg). Nachdem sie einen Sohn und zwei Töchter geboren hatte, starb sie in Mengeringhausen 1929. 1892 wurde Bernhard Lebensbaum geboren. Er war von Beruf Postassistent. Im Ersten Weltkrieg wurde er als Soldat schwer verletzt und war seitdem gehbehin- dert. 1920 zog er mit seiner Frau Henny Blumenthai aus Gröbzig nach Korbach, wo dem Ehepaar ein Jahr später der Sohn Kurt geboren wurde. Nur wenige Tage nach der Geburt starb Frau Lebensbaum. Ihr Mann heiratete 1923 die Haushälte- rin Therese Lewin aus Filehne. Nach dem Tod Bernhard Lebensbaums im Jahre 1954 verzog sie von Korbach nach New York, wo seit 1946 ihre beiden Töchter Ruth und Gertraud lebten. Der Stiefsohn Kurt Lebensbaum war bereits 1939 nach Cambridge emigriert. Rosa, das zweite Kind der Familie Lebensbaum, heiratete Herrn Heinrich Fischer aus Korbach, der evangelisch war. Die Ehe blieb kinderlos. Herr Fischer, Bahnbe- amter in Korbach, wurde von den Nazis unter Druck gesetzt, sich von seiner Frau zu trennen, andernfalls drohte man ihm mit Entlassung. Er nahm sich daraufhin das Leben. Seine Frau Rosa kehrte nach dem Krieg nach Mengeringhausen zu- rück. Die jüngste Tochter Frieda Lebensbaum heiratete mit 28 Jahren 1926 den kauf- männischen Angestellten Max Elsbacher aus Herne. 1927 und 1931 wurden die Kinder Irmgard und Amold geboren. Das Ehepaar Elsbacher führte zunächst das Geschäft von Jakob Lebensbaum in Mengeringhausen weiter. 1933, als das Ge- schäft mehr und mehr zurückging, verzog die Familie nach Essen, um dort Arbeit zu suchen. Der Witwer Jakob Lebensbaum starb in Mengeringhausen 1938. 88 Familien in Mengeringhausen Mengeringhallsen. Hintere Straße 16 89 Familien in Mengeringhausen Rosa und l ose! Löwenstern Mengeringhausen. Neue Pfortenstraße 3 Hier betrieb Josef Löwenstern bis 1931 ein kleines Kolonialwarengeschäft. Sein Haupterwerbszweig war jedoch der Viehhandel. den er auch nach der Verpach- tung seines Ladengeschäftes noch weiterführte. Herr Löwenstern war 1858 in H ö- ringhausen geboren worden. Mit über 70 Jahren mußte er seine Wohnung in Men- geringhau sen verlassen und starb 1936 in Kassel an einem Schlagan fall. Herr Löwenstern war in zweiter Ehe verheirate t mit Rosa Blum. Sie verließ Men- geringhausen mit ihrem Mann und zog zu ihrer Tochter Hilde nach Kassel. Von dor t aus emigrierte sie nach dem Tod ihres Mannes ins Ausland , wahrschein lich in die USA. Von den vier Kindern der Familie ist nicht viel bekannt . Die beiden Söhne Erich und Albert waren Schüler des Realgymnasiums in Aro lsen. Sie sollen nach Ame- rika emigriert sein. Die Tochter Else heiratete einen Her rn Oppenhcimcr. Vor ihrer Deport ation nach Auschwitz wohnte sie in Berlin. Hilde Löwenstern heiratete 1921 den Textilkaufmann Siegfried Löwenheim aus Kassel. Sie gebar dor t 1924 und 1928 die Kinder Herta und Kurt. 90 Familien in Mengeringhausen Johanne und Menk o Löwenstern I Löwengrund Mengeringhausen. Landstraße 53 (früh er 17) Im Haus Landstraße 53 in Mengeringhausen gründe te Menko Löwenstern Ende des letzten Jahrhundert s ein kleines Textilgeschäft. Er kam aus Höringhausen und war wahrscheinlich ein Bruder des Josef Löwenstern. Seine Frau Jobar me war gebürtig aus Sachsenhausen. Die beiden Töchter Erna und Edith heirateten die beiden Brüder Löwengru nd aus Rimbeck bei Warburg in Westf. Ema Löwenstern. gebo ren 1893, heiratete de n gleichaltrigen Julius Löwengrund. Dieser übernahm vom Schwiegervater das Geschäft und baute es zu einem gutge- henden Manufakturwarenhandel aus. 1923 lautete die Firma noch auf ..Menko Lö- wenstern Witwe und Julius Löwengrund", ein Jahr später, 1924, war Herr Löwen- grund Alleininhaber.l 1924 wurde der Sohn Heinz Werner geboren. Er besuchte in Arotsen das Realgymnasium und wurde als letzter jüdischer Schüler 1938 der Schule verwiesen. Die Familie Löwengrund mußte danach ihr Geschäft unter Druck verkaufen und verzog nach Mühlheim I Ruhr. Mit ihr verließen die letzten jüdischen Mengeringhäuser ihre Heimatstad t. Die zweite Tochter von Johanne und Menko Löwenstern. Edith, wurde 1897gebo- ren. Sie heiratete den Textilkaufmann Hermann Löwengrund und verzog mit ihm 1919 nach Duisburg-Hamborn. 91 Familien in Mengeringhausen ~~. . c _• • • • , l: ..... LölNengrund :! (. Mengerin g hausen " {; T ele p h o n A .. o l * en 110 I~ tl • II ~i Grö Ble AusW'ahl I n ~ !: Herren:n~rtikeln :1 >: Damen-Putz :< 1, • I~(i S pez ial - Abteilung = I) ~~ ::~~::=~j Diese Aufnahm e entstand beim Freischießen 1930. Im fli ntergrund das Eckhaus der Familie L öwengrund. 92 Fam ilien in Mengeringhausen Else und Albert Meyerhoff Aro/sen, Bahnhofstr. 412 Nach ihrer Heirat im Ja hre 1925 mit Albe rt Meyerhoff aus Volkmarsen zog Else MeyerhoU geborene Katz3 von ihrem Eltern haus in der Helen enstraße in Arolsen einige Häuser weiter in das Eckha us Bah nhofstraße I Helen enstraße . Heute steht dort ein modern es Geschäftshaus. Das Ehepaar Meyer hoff bekam 2 Kind er. In A rolse n wurde 1926 Gertrud gebore n und 1929 in Mengeri nghausen der Soh n Erich. In Arolsen we rden sie wenige r be- kannt sein, weil die Familie scho n bald nach Mengeringhausen, Bahnhofstr. 28, verzog. Brich und Ge rtrud Meyer hoff besuchten in Mengeringhau sen die Vo lks- schule. Albert Meyerhoff hatte kurz vo r se ine r Heirat am 7.12.1924zusammen mit seinem Partner Moritz Katz in der .Löwenburg'' ein Manufak tur- und Mod eware n- geschäft eröffnet. Der Na me der Firm a lautete ,,Katz & Meyerhoff-.t Im Septem- ber 1929 trennten sich die be iden Geschäftspartne r. und Albert Meyerhoff e röff- nete sein eigenes Geschäft in Me ngennghau se n." Das neue Geschäft war wesent- lich kleiner als das in Arolsen. Lediglich ein kleiner Verka ufsra um stand zur Ver- fügung. 93 Familien in Mengeringhausen Mengeringnaus en, Bahnhofstraße 28 (Heute Landstraße 92) ALBERT MEYERHOFF Me . h (direkt ern Bahnhof)ngerlng ausen Fernruf (Amt AroJsen) Nr. 263 Billigste Bezugsquelle tur iegt Dernen-, Herren- und Kinder- bekleidung / Kurzwaren / Trikotagen Strickwaren / Stoff e / Bettinlett s f edern und alle Auasteuer-Artikel Frau Else Meyerh off, die heute in Florida I USA lebt . schreibt: .Jn Arolsen harten wir ein großes Geschäft für Herren- und Damengarderobe und Hüte, alles was man sich in einem feinen Geschäf t denken kann. A ber es wurde bald schon böse, und wir mußten unser Geschäft abgeben. Wir sind nach Mengeringhausen gezogen in ein Etagenhaus bei Krauskopf Sie wohnten unten und wir mit unseren zwei Kindern oben. ,,6 94 • •Jn meinem Familien in Mengeringhausen Kurze Zeit später konn te Herr Meyerhoff ein Schaufenster mieten, das etwas nä- her am Stadtkern lag. Die ungünstige Lage seines Geschäftes konn te dadurch ein wenig ausgeglichen werden," Frau Meyerhoff schreibt weiter : " Wir kon nten auch nicht m ehr lange in Mengering- hausen bleiben und zogen nach Kassel. A lle unsere Möbel haben wir verschenkt an unsere Angestellten. " ll Ende 1935 verließen Meyerhoffs ihre Heimat. Erst 1952 kam Erich Meyerhoff als amerikanischer Soldat zu einem kurzen Besuch zurück. Ich zei~e Ihnen von hClIle ab .1. 11es . was die Modc Ncues bringt UM was ich auf Ugu führc · Schaufens'er im Hause des Herrn Klrl Lule y, Bahnhofstralle. BcacMen Sie bille dicses Fenster und dic fabelhaft billigen Preise meiner Warcn I Alber' Meyerhofi ....nll.r1ngh.u• • n. Te lcfon 263 (Am! Arolsen). Vcrlra~f ln meinem Lager. Bahnhofsballe·28. 95 Familien in Mengeringhausen Nettehen und Heinemann Schwerin Mengeringhausen. Lan dstr: 56 Die älteste jüdische Familie in Men geringhausen , die bis in die 30er Jah re des 20. Ja hrh underts hier bestan d", war die Familie Schwerin. Sie wurde von dem Han- deisman n Michel Schwerin, gebürt ig aus Schwerin. und seiner Fra u Rebekka gebo- rene Emanue l aus A rolsen im 18. Jahrhundert begrün de t. Ihre beid en Urenkel. Hein emann und Jakob, lebten in der La ndstr aße . Heinemann Schwerin. geboren 1843 in Menge ringhausen, wohnt e mit seiner um zwei Jah re jünge ren Frau Nettehen im Haus Nr. 56. Er war von Beruf Kaufmann und handelt e wie sein Brud er Jacob mit Getreide und Futte rmitteln . Ende des letz- ten Jahrhunderts wurde er in den Gem einderat seine r Heimatstadt gewählt. Herr Schwerin starb 1906, zwei Jahre nach seine r Frau. Über die beiden Söh ne der Familie ist wenig bekan nt. Beide ware n wie der Vater Schüler des Realgymnasiums in A rolsen . Moritz Schwerin. der ältere, verzog nach Meiningen , wo er 1929 im Alter von 40 Jahren starb. Sein Brude r Pau l Schwerirrwurde 1886 geboren. Er verzog vermutlich nach Brau n- schweig. 96 Familien in Mengeringhausen Sophie und Jacob Schwerin Mtngeringhausen , Landstr. 64 (frü her 22)10 Das Mengeringhäuser "Schlößchen" war das Wohn - und Geschäftshaus des Jacob Schwerin. Er wurde 1847 als dritter Sohn der Eheleute Michael {Heinemann] und Johanna (geborene Levy aus Rhod en) Schwerin in Mengeringhausen geboren. Er war in seiner Stadt als Geschäftsmann und Vorstand des Kriegervereins des Krei- sesderTwiste (von 1897 - 1913) hoch angesehen . 1881 begründete er ein Geschäft für Futter- und Düngemittel. Manufakturwaren und Lebensmitte l. Im gleichen Jahr heiratete er Frau Sara Ste rnberg aus Horn (Westfalen), die 1882 die Tochter Clara gebar. Frau Schwerin starb bei der Gebu rt. Inzweiter Ehe war Jacob Schwerin mit der 1863 geborenen Schwester seiner ver- storbenen Frau, Soph ie Sternberg, verheiratet. Aus dieser Ehe gingen vier Kinder he rvor: Max, Hermann, Ott o und Joh anna. Ott o Schwerirr sta rb kurz nach seiner Geburt im Jahre 1890. Die Familie Schwerin lebte in einer für die damalige Zeit guten finanziellen Lage und war sehr wohltätig gegenüber armen Mitbü rgern. Frau Schwerirr bekleidete eine führende Stellung beim Roten Kreuz. 97 Familien in Mengeringhausen « ...... II ral Ih ·I....w. ......,...Ku' PI""'" - __. 1oJ.-. __~ !nrr ' tmllff'll' ... ,-1,..;00';""'• .. 411••"';.,11-- .. .... ....1..., ,.. ,. ._- Das Fora zeigt Herrn Jacob Senwenn [zweiter von rechts) im Alter von 20 Jahren als Knappen beim Freischießen in Mengeringhausen /867.11 Die beiden TOChter heira teten und ver ließen Mengeringhausen in andere Städte. Clara Schwerirrzog mit ihrem Mann Dagobert Silberstein nach Magdeburg. Johan- na Schwerirr heiratete Herrn Freder ick Messing aus Stuttgart und ging mit ihm nach Frankr eich, wo sie ein Gasthaus bet rieben. Im elterlichen Haus blieben die beiden Söhne Max und Hennann. Sie waren wie ihr Vater Schüler des Realgymnasiums in Arolsen und absolviert en nach ihrer Schulzeit eine kaufmännische Berufsausbildung. Als Jacob Schwerin im Juni 1913 starb, übern ahmen die beiden das Geschält. Sie bau ten es im Laufe der Zen zum größten Getreide und Futtermittelgeschäft Waldecks aus. Bei Schwerins war fast alles zu haben : Kunstdünger, TIerfutter, Mehl, Salz und Zucker, Kleesamen. 98 Fam ilien in M engeringhausen Zement und Ziegel sowie Stoffe und Kleider, Bett en, Aussteuerartikel, Öfen und Herde. 1931 konnten sie 50jähriges Betriebsjubiläum feiem .12 Im Konfekti- onsgeschäft und im Lager arbeiteten zeitweise bis zu 6 Angestellte. Die heiden In- haber selbst leiteten die Geschäfte im Büro. Manufaktur- und Modewaren I Damen- und Herren-Konfektio n Kübler s Strickkleidung I Aussteuer-Arti kel I Benfedern etc. Ccvündc. ,11. ftt - "~~I NI_ ... - N e1\TGERIN6 11 ~ (J S E An- und v erkauf von Get reide, Futter- und Düngemitteln Klemmen I Allein-Verk ;l,uf von Mehlen der Dortmunder Mühlenwerke Max Schwerin war verheiratet mit Frau Erna (Friedel) Are nstein aus WOnnen- berg. Die Ehe blieb kinder los. Neben seiner Geschäftstätigkeit war Herr Schwerirr auch kommunalpolitisch engagiert und wurde 1923 in den Gemeinderat gewählt. Beim Freischießen 1902 und 1909 war er einer der vier Knappen im Gefolge des Grafen Heinrich. Max Schwerin führte zule tzt den Vorsitz der jüdischen Gemein- de Mengeringhausen. Er starb 1933 während eines Krankenhausaufenthalt es in Bad Wildungen. Seine Frau blieb zunächst als Mitinhaberin der Firma Schwerin in Mengeringhau- sen, bis sie zusammen mit ihrem Schwager 1938 nach Köln ver"LOg. Hermann Schwerin war verheirate t mit Frau Emestine Rapp aus Anröchte (bei Uppstadt). Die beiden Kinder, IIse und Hans-Joachirn, wurden 1921 und 1925 ge- boren. Herrn Schwer irr war es über lassen, das Ende der Geschichte der Familie in Mengeringhausen mitzuerlebe n. Nach und nach ging der Umsatz des Geschäftes zurück.Seine Frau und seine Kinder wurden belästigt. Unter Zwang mußte er sei- nenBesitz verkaufen. Als die Familie ihre Heimat 1938 verließ. kamen einige we- nige Nachbarn im Schutz der Dunkelheit, um sich zu verabschieden. 99 Familien in Mengeringhausen Noch heute ist das Firmenschild der Firma Sch werin erhalten. 100 Chronik der Ereignisse Teil 3 Dokumentation der alltäglichen Ausgrenzung und der systematischen Verfolgung Chronik der Ereignisse 101 Chronik . . . 1920 Chronik ... 1920 24. Februar In München wird das Parteiprogramm der Nationalsozialistischen Deutschen Ar- beiterpartei verabschiedet. Darin heißt es unter anderem: Parteiprogramm der NSD AP: 4. Staatsbürger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist, ohne Rücksicht auf Konfession. Kein Jude kann daher Volksgenosse sein. 5. Wer nicht Staatsbürger ist, soll nur als Gast in Deutschland leben kön- nen und muß unter Fremdengesetzgebung stehen. 6. Das Recht, über Führung und Gesetze des Staates zu bestimmen, darf nur dem Staatsbürger zustehen. Daher fordern wir, daß jedes öffent- liche Amt, gleichgültig welcher Art, gleich ob im Reich, Land oder Ge- meinde, nur durch Staatsbürger bekleidet werden darf. Wir bekämpfen die korrumpierende Parlamentswirtschaft einer Stellen- besetzung nur nach Parteigesichtspunkten ohne Rücksichten auf Cha- rakter und Fähigkeiten. 7. Wir fordern, daß sich der Staat verpflichtet, in erster Linie für die Er- werbs- und Lebensmöglichkeit der Staatsbürger zu sorgen. Wenn es nicht möglich ist, die Gesamtbevölkerung des Staates zu ernähren, so sind die Angehörigen fremder Nationen (Nicht-Staatsbürger) aus dem Reiche auszuweisen.' Grundlage dieses Programms war ein ausgeprägter Rassismus und ein radikaler Antisemitismus der Nationalsozialisten und ihres Führers Adolf Hitler. Im Zen- trum dieses Denkens stand die Theorie von der unterschiedlichen Wertigkeit menschlicher Rassen, die Hitler keineswegs erfunden hat, sondern die bereits im letzten Jahrhundert aufgestellt wurde. Danach galt als sicher, daß die weiße Rasse anderen in jeder Hinsicht überlegen sei. Darunter wiederum sollte den sogenann- ten "Ariern" die Weltherrschaft reserviert sein. Diesem Idealtyp, der Verkörpe- rung des Guten und Schönen, wurde die "semitische Rasse" als Inkarnation des Bösen und Häßlichen gegenübergestellt. Bei aller Pseudowissenschaftlichkeit und Willkür solcher Theorie blieb am Ende die von den Nazis propagierte Über- zeugung vom Judentum als dem Weltfeind. In ihm sah man dunkle Mächte am Werk, die zuletzt den Zusammenbruch Deutschlands im Ersten Weltkrieg ver- schuldet hatten. In seinem Buch "Mein Kampf" schrieb Hitler: "Hätte man zu Kriegsbeginn und während des Krieges einmal zwölf- oder fünfzehntausend dieser hebräischen Volksverderber so unter Giftgas gehalten, wie Hunderttausende unse- rer allerbesten deutschen Arbeiter aus allen Schichten und Berufen es im Felde 102 Chronik . . . 1920 erdulden mußten, dann wäre das Millionenopfer der Front nicht vergeblich gewe- sen."z Mit dem Judentum hatten die Nationalsozialisten den Sündenbock ausgemacht, der für alle Übel dieser Welt verantwortlich gemacht werden konnte. Dabei hat- ten sie ein sicheres Gespür dafür, daß dieser Antisemitismus in allen Schichten der Bevölkerung Beachtung fand. "Mit seinem leidenschaftlichen Haß gegen die Juden verband sich bei Hitler jedoch ein klarer und [...] geschärfter Blick für die agitatorische Verwendbarkeit und Zugkraft antisemitischer Argumentation und Propaganda. Ganz offen hat er in seiner ersten großen Rede, welche ausschließ- lich der sogenannten ,Judenfrage' gewidmet war, am 13. August 1920 erklärt: ,Wir sind überzeugt, daß dieser wissenschaftliche Antisemitismus, der klar er- kennt die fürchterliche Gefahr dieser Rasse für dieses Volk, nur Führer sein kann, daß aber die breite Masse stets auch gefühlsmäßig empfinden wird, den Ju- den in erster Linie kennenlernt als den im täglichen Leben, der immer und überall absticht - unsere Sorge muß es sein, das Instinktmäßige gegen das Judentum in unseremVolk zu wecken und aufzupeitschen und aufzuwiegeln, solange bis es zum Entschluß kommt, der Bewegung sich anzuschließen, die bereit ist, die Konsequen- zen daraus zu ziehen.",3 Die Sätze aus dem Parteiprogramm der NSDAP sollten in Deutschland bald zur Staatsdoktrin werden. "Judenverfolgungen hat es im Verlauf der Geschichte des öfteren gegeben - niemals aber eine staatlich veranlaßte von solch diabolischer Konsequenz der Planung, kalter Systematik der Durchführung, so schauerlichem Ausmaß und Ergebnis wie die Verfolgung, welche das nationalsozialistische Regi- me in seinem Herrschaftsbereich mit allen Mitteln administrativer und maschinel- ler Technik unternahm. ,,4 Anläßlichdes zehnjährigen Bestehens der NSDAP-Ortsgruppe in Arolsen schreibt der Parteigenosse Ott in der Waldeckischen Landeszeitung unter der Überschrift "Hier spricht einer der Alten Garde": "Ende 1920 las ich in der ,Fränkischen Volkstribüne' eine kurze Notiz, etwa fol- genden Inhalts: In München treibt sich ein verrückter Kerl herum, der gegen die Juden hetzt und die Errungenschaften der Revolution in den Dreck zieht. Er heißt Adolf Hitler, Da ich in meiner Freikorpszeit - das Landesjägerkorps hatte den Schutz der Natio- nalversammlung durchzuführen - die Koryphäen des Weimarer Unstaates durch eigenen Anschauungsunterricht selbst kennengelernt hatte, und ich mich weder durch ihre Persönlichkeit noch durch ihre verschiedenen Weltanschauungen über- zeugenließ, stand es für mich fest, ich mußte den Mann kennenlemen, der es wag- te, in öffentlichen Versammlungen gegen das rote System Stellung zu nehmen. Ich fuhr nach München. Als ich dort ankam, sah ich überall an den Litfaßsäulen großerote Plakate, welche zu den Kundgebungen im Zirkus Krone einluden. Hier hörte ich zum erstenmal Adolf Hitler und war begeistert. Mit messerscharfer Lo- 103 Chronik . . . 1920 gik ging er dem Weimarer System zu Leibe. Aber nicht in negativer Kritik er- schöpfte er sich. Hier wurden Gedankengänge entwickelt, deren Verwirklichung wir heute als gegeben hinnehmen, die aber in der damaligen Zeit als Utopie be- trachtet wurden. An wunderbaren Beispielen erläuterte der Führer, daß nicht das Einzelindividuum im Mittelpunkte des Geschehens steht, sondern das Volk, und daß auch der Mensch denselben Naturgesetzen unterliegt wie alle anderen Le- bewesen und wir nicht ungestraft gegen diese verstoßen dürfen. Der Weltverbrü- derung und Paneuropa stellte Adolf Hitler die völkische Freiheit, der marxisti- schen Phraseologie die soziale Ehre und dem Rassengemisch den Wert des Blutes gegenüber. Er forderte das Primat der Politik und schuf die Synthese zwischen Na- tionalismus und Sozialismus. Was man hier hörte, war etwas ganz Neues! Die Ideenwelt des Liberalismus und des Marxismus, welche das ganze 19. Jahrhundert beherrschte, wurden hier zer- pflückt. Die Judenfrage wurde nicht mehr als religiöse, sondern als Rassenfrage betrachtet. Nie wurde Adolf Hitler unterbrochen, höchstens durch Zustimmung. Ich glaube, daß es den meisten Zuhörern so gegangen ist wie mir, sie gingen mit dem Vorsatz nach Hause: Propagandist zu werden für die nationalsozialistische Idee.,,6 Dieser Bekennerartikel eines Naziideologen greift im ersten Teil eine auch in Wal- deck verbreitete antirepublikanische Grundhaltung auf. Die Diffamierung der er- sten deutschen Demokratie konnte auf breite Zustimmung rechnen? Dem ent- sprach die Glorifizierung einer Führergestalt als Ersatz für die verlorene, angeb- lich auf Gottesgnadentum beruhende fürstliche und kaiserliche Autorität. Sozial- darwinismus, Rassenwahn und Nationalismus galten als Basis des neuen Selbstbe- wußtseins, das sich auf Kosten von Minderheiten etablierte und den Antisemitis- mus als Konsequenz echter Vaterlandsliebe forderte. In Arolsen ist für die jüdischen Bewohner ein versteckter und auch offener Anti- semitismus spürbar. Herr Theodor Katz aus Arolsen erzählt von Sticheleien, denen die jüdischen Kinder ausgesetzt sind. Ausdrücke wie "Judenstinker" oder "Ju- denscheißer" sind schon so alltäglich, daß sich niemand darüber aufregt." 104 Chronik . . . 1926 Chronik . .. 1926 30. August In Arolsen wird die erste Ortsgruppe der NSDAP im Waldecker Land gebildet. Sie besteht aus 14 Mitgliedern unter der Führung von Wilhelm Ladage aus Arolsen.' Damit erhalten die Feinde der Demokratie eine neue, radikalere Artikulations- möglichkeit. "Im abgelegenen Ländchen Waldeck war eine unkritische Sichtweise der jüngsten deutschen Geschichte überdurchschnittlich ausgeprägt. Selektive Ge- sehichtsbetrachtung nährte nationale Mythen. Zweifel am idealisierten Geschichts- bild wurden durch intensives Hineinsteigern in angeblich nationale Denkweisen verdrängt. Kritiker grenzte man als Volksfeinde aus [...] Nicht revolutionäre Be- wußtseinsänderung, sondern das konsequente [...] Aufsammeln aller rechten, anti- republikanischen Strömungen des politischen Spektrums der Weimarer Republik sowie wirtschaftlich Unzufriedener machte den triumphalen Erfolg des National- sozialismus in Waldeck möglich.,,2 In der Waldeckischen Landeszeitung wird die Parteigründung 10 Jahre später mit einem ganzseitigen Jubelartikel gefeiert. Die inzwischen für jedermann sichtbare Brutalität der Nazis, die Verfolgung von SPD- und KPD-Mitgliedern, Bibelfor- sehern und Juden in Arolsen und Mengeringhausen wird in pseudoreligiösen For- mulierungen als die Erfüllung göttlichen Rechts beschrieben: "Der Glaube ist eine alles überwindende Macht, und noch immer geschehen Zei- chen und Wunder dort, wo sie lebt und wirkt, die Macht, welche Berge versetzt. Dasdeutsche Wunder der Erhebung nach tiefstem Fall, was war es anderes, als der Sieg des Glaubens an die Sendung unseres Volkes, an seine ungebrochene Kraft, undan den gottgesandten Führer. Aus dem Glauben heraus wächst der Wille, sich einem widrigen Geschick entgegenzustemmen, zu trotzen Not und Tod, zu kämp- fen und zu siegen. ImKampf mit den Mächten der Finsternis, des Verfalls, sind wir auferstanden, le- bendig aus dem Tod. Jeder Kampf ist gerecht, der notwendig ist, das Recht und die Freiheitzu erringen. Die Vorsehung kann ein Volk nicht erheben, das nicht gewillt ist, seine Freiheit und Ehre selbst zu erkämpfen und kämpfend zu bewahren. Kampf war die Losung, die uns frei gemacht hat, der Kampf, der aus dem Glauben erstand. Darum seien unsere Leitworte auch fernerhin: ,Glauben und Kämpfen!' Damals glaubten noch verschwindend wenige Menschen in Deutschland an eine Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei. Vergessen war die grauenhafte Not der Inflationszeit. Die wirtschaftliche Scheinblüte ließ all die Menschen auf eine dauernde Gesundung hoffen. Nur wenige hatten erkannt, wie es in Wahrheit um Deutschland stand, nur wenige wußten, daß der Tanz ums goldene Kalb ein Tanz auf dem Vulkan war. Sie waren es - und ihr Verdienst wird ewig unbestritten sein -, die mit allen Mitteln und getragen von einer heißen Liebe für ihr Volk in richtiger Erkenntnis der Tatsachen sich schon früh dem Manne verschrieben hat- ten, der von einer höheren Vorsehung dazu ausersehen wurde, das deutsche Volk 105 Chronik . . . 1926 aus Schmach und Schande, aus Elend und Not herauszuführen, es wieder an den Platz zu stellen, den es verdient. Und so war es auch in Arolsen zunächst nur ein ganz kleines Häuflein, das sich unter der sieghaften Sonnenrune unserer Vorfahren, unter dem Hakenkreuz, zu- sammenfand, um den Boden zu bereiten, für die Saat, die dereinst so herrlich auf- gehen sollte und reiche Frucht tragen wird zum Wohle des Vaterlandes und unse- rer Kinder. Bar jeder Hilfsmittel standen auch hier die Parteigenossen im Kampf um diesen Boden. Schwer war es, Furche um Furche zu gewinnen, die Herzen auf- zuschließen für die heilige nationalsozialistische Idee; viel Dornen und Disteln wa- ren zuerst wegzuräumen. Voller Stolz schauten sie dann, die wenigen Unentweg- ten, auf jedes Samenkömchen, das aufging. Aber über diesen Stolz und die Freu- de über den geringsten Fortschritt vergaßen sie nie die Weiterarbeit. Aus heißem Herzen trugen sie die Idee des Führers weiter hinein in alle Kreise. Von Mund zu Mund warben sie für die Ziele des Führers, beschafften sich aus eigenen Mitteln Propagandamaterial, um überzeugen zu können, denn sie wollten ja keine Mitglie- der, sogenannte ,Mitläufer', sondern Mitkämpfer, denen der Kampf des Führers um das deutsche Volk heiligste Verpflichtung war. Wie sich unter der eifrigen Mit- arbeit der immer mehr hinzukommenden Aktivisten der Bewegung unter der Füh- rung von Ortsgruppenleiter Pg. Sponsel und dem späteren Kreisleiter Pg. Ladage, unter dem opferwilligen Einsatz der heimischen SA, zu der im Sommer 1931 noch die SS kam, die politische Idee des Nationalsozialismus immer mehr festigte...',3 Eine Arolser Bürgerin berichtet aus ihrer Schulzeit: Sie sei ein oft aufsässiges Mäd- chen gewesen. Eine Strafe des Lehrers bestand darin, daß sie sich neben den ein- zigen Juden in ihrer Klasse setzen mußte. Der saß allein." Einmal, es war in der Tertia, sei ein Mitschüler mit einem neuen Mantel in die Schule gekommen. Der Junge war entsprechend stolz und erzählte auf Nachfra- ge, daß seine Eltern den Mantel bei Löwensteins gekauft hätten. Daraufhin habe ein anderer Schüler der Klasse den Mantel bespuckt und ausgerufen: .Pfui Deu- bel, der ist ja von einem Juden." 106 Chronik . . . 1928 Chronik ... 1928 13. Dezember Auf dem Realgymnasium in Arolsen erstellt ein Lehrer ein Gutachten über den jüdischen Schüler Eugen S. Es heißt dort unter anderem: "Sein übertriebener Ehrgeiz, dem aber der nötige Fleiß fehlt, veranlaßt ihn, auch auf Gebieten, die ihm ferner liegen, den Eindruck eines festen und sicheren Wissens zu erwecken. Dazu kommt ein starkes Selbstbewußtsein - Rassenbewußt- sein -, das zusammen mit seiner sprachlichen Gewandtheit ihn häufig um wenig Wissen viel Worte machen läßt [...] Er scheint stark materialistisch veranlagt zu sein, dabei ist er schlagfertig, lebhaft und klardenkend. Da man sich des Gedan- kens nicht erwehren kann, daß er kalt und berechnend ist, erfreut er sich unter Lehrern und Mitschülern nicht allzu großer Beliebtheit. ,,1 DiesesGutachten eines Pädagogen ist deshalb beachtlich, weil es statt einer Beur- teilung des Schülers Eugen S. eine Verurteilung des Menschen Eugen S. darstellt. Die ausgewählten Eigenschaften und die Wortwahl verraten, daß der Lehrer hier seine eigenen Vorurteile zum Ausdruck bringt, indem er gängige Stereotype über Juden verwendet. Das deutsche, nationalistische Selbstbewußtsein von einem rei- nen,ehrlichen, edlen, arbeitsamen Menschen lebt von der Zuordnung des schlech- ten,falschen, heuchlerischen, verschlagenen und faulen Charakters auf Minderhei- ten unterschiedlichster Herkunft. 107 Chronik ... 1929 Chronik ... 1929 12. September Textilkaufmann Albert Meyerhoff scheidet aus der Firma .Katz & Meyerhoff" aus. Alleininhaber ist nun sein Kompagnon Moritz Katz.' Oktober Im Kreis der Twiste konstituiert sich die SA. Der Landrat schreibt an den Regie- rungspräsidenten in Kassel: "Ich habe festgestellt, daß auch im hiesigen Kreise eine Sturmabteilung der Natio- nalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei gebildet worden ist, die die Nr. 84 trägt. Der Sturmabteilung sollen etwa 10 Parteimitglieder angehören. Führer die- ser Sturmabteilung ist der landwirtschaftliche Arbeiter Rappenstein aus Arol- sen.,,2 Die Geschäftsstelle wird in der .Löwenburg'', Bahnhofstr. 41, eröffnet. Kurze Zeit später kann die SA in ein Wachhäuschen des ehemaligen fürstlichen Residenz- schlosses umziehen, wo für sie keine Miete anfällt." 3. Oktober Familie Meyerhoff verläßt die "Löwenburg" in Arolsen und verzieht nach Menge- ringhausen. Richard und Regine Schönstädt verlassen mit ihren Kindern Julius, Walter und Martha ihren Wohnsitz in der Bahnhofstr. 29 in Arolsen und verziehen nach Pömb- sen / Westf. Dort übernehmen sie im Haus Nr. 72 das Manufakturwarengeschäft des Großvaters. 16. Dezember Ein Lehrer des Realgymnasiums in Arolsen schreibt in einem Gutachten über den jüdischen Schüler Kurt N. unter anderem: ,,[...] doch hat er es fast immer an dem notwendigen Fleiß in einer Reihe von Fä- chern fehlen lassen. Wir haben den Eindruck [...], daß er sich zuviel hat ablenken lassen [...] Durch seine ganze Art sich zu geben, d.h. anmaßend bis zur Arroganz, 108 Chronik ... 1929 hat er sich bei fast allen Lehrern reichlich unbeliebt gemacht. Er spielt immer den Harmlosen und weiß für seinen Unfleiß immer geschickt Ausflüchte zu finden. Als Entschuldigung, mindestens aber als Erklärung für sein Betragen mag die Tatsache dienen, daß N. als Jude in dem Andersgläubigen leicht den Antisemiten sieht, ob- wohl er absolut, wenigstens soweit die Schule in Betracht kommt, keinen Grund zu seinemMißtrauen hat. In seiner Klasse steht er etwas abseits. Er ist wohl utilitari- stisch eingestellt. ,.4 109 Ch ronik . . . 1930 Chronik . . . 1930 1. Janu ar Au f Anfrage der Landeskrim inalpo lizei in Kassel zur A rolser NSD AP te ilt der Landrat mit: "Die O rtsgruppe ist ca. 50 Personen sta rk. Ihr Füh rer ist Wilhelm La- dage [...),,1 Janu ar I März fpt1dj t am lirelt••• 6em 17. llanuar 1910, ' hn ...2Bl1 lfle del' (laf' 6U Ihl'&acfl il. ber !:fi' i)cffentlidje ,~ $,er.fommIung " , 9lttlbßf~oßnDotorDntftr fBnl1ntr~~od)um . .. . , , Untergang ob~r benlfdlc ~cDolulion . . 9l. e. ~. t1.11. Ilte bciben 0tIQt!'agtcn lDerfamudungcn In ih otfen unb' in _~ _ ___ Uficlll f\nbm nidit ftatt. ' . 110 Chronik . . . 1930 Wir ltIor.m eine " lIslprr.L1)t ~ elbtl lii ljrt11 fibtr bit '!fnilrillt, bIt In kill et ;,rlt 'In !6erfc.mDJ.o wn ~tn unb 3dtull ~m gegt n uns Subtil uorgt brQdj l Ilnb. ~1!51)c. [b nuc.nftc.ltm mit dnf: i)eff,eDtltroe~, . ;, ..~.erfamJtl(Ung_ r • c.m ll!omltolJ, ••DI S. Siq 1tJO, OhliH s~o Sb; Im.6 c.c.lt ~bes '.ftJo.. tcf" ~,... .>;" ' ; : ~':'~ i\l!J.; ~~ rr. J)lcf~"... .~rh~Jp rl~ ~.:!7!'~r;'l: ;l'i!;o...':~,'fr; L ::"'~ :!'. ;-.j . ' ~ b.'l .-~~::. -. ~ ,litrftr6rn, .Suhimnirn'orbtlt, '.' OOlr&rroIlJftlrOi ' &rr !Brll IIcmeln;llmrr &rutil6rr SUfUR"'. e tne '3mc.d}tulll1 übtt bit bculldjt S lIbm!rc.gt. 3 !btrmll.nn I[t frtunblic!) [t eillgehlbcll. Srrlt '1!usfprll.djt I Q:inltlll lrel ! [enlralocrein beulluJcr 6faalsbürger jübHdjelt IDlollUCIiS _ ___ _ _ _' ..:OT1~g ru ppt (J:o~'b=o~"~. _ Lange vor dem Beginn der Hitlerdiktatur haben die Nationalsozialisten Ge legen- heit, ihren Judenhaß in zahlreichen Wahlveranstaltungen zu verbreiten. Überall sind die Waldecker Juden Schmähungen ausgesetzt. Während die Nazis selbst jü- dischen Bürgern den Zutritt zu ihren öffent lichen Versammlungen verwehren'', bleiben diese gesprächsbereit und versuchen Diskussionen über die verbreiteten Vorurteile herbeizuführen.3 13. März Gesetzesinitiative der NSDAP-Reichstagsfraktion: § 5: [...J wer durch Vermischung mit Angehörigen der jüdischen Bluts- gemeinschaft oder farbigen Rassen zur rassischen Verschlechterung und Verletzung des deutschen Volkes beiträgt oder beizutragen droht, wird wegen Rassenverrats mit Zuchthaus bestraft. § 7: [...] in besonders schweren Fällen [kann] an Stelle von Zuchthaus (§§ 4 bis 6) auf Todesstrafe erkannt werden." August Der Ortsgruppe der NSDAP in Arolsen haben sich mittlerweile 111 Personen an- geschlossen. 111 Chronik . . . 1930 Arolser Nazis drohen Kunden jüdischer Geschäfte, sie beim Einkaufen zu fotogra- fieren. Herr Rudolf Löwenstein schreibt: "Es war ungefähr Ende 1930, als meine Eltern bemerkten, daß gewisse Kunden nicht mehr bei ihnen kauften und der Umsatz des Geschäftes zurückging. Nachforschungen, die mein Vater anstellte, führten zu der Erkenntnis, daß die örtlichen Nazis und deren Mitläufer gegen die luden und jüdische Geschäfte gehetzt hatten und gewisse Leute beeinflußten wegzubleiben. Später drohte man, die Leute zu fotografieren, sollten sie wagen, den ludenladen zu betreten. ,,6 September Im Realgymnasium in Arolsen muß der Direktor Bormann Disziplinarmaßnah- men wegen antisemitischer Umtriebe einleiten. Schon in der Obertertia kommt es zu "Anpöbeleien zwischen Juden und NSDAP-Leuten"? 112 Chronik . . . 1931 Chronik ... 1931 Arolser Kinder werde n von ihren Eltern an ge halt en , nicht meh r mit ihren jüdi- schen Freundinnen od er Freu nde n zu spiele n. NSDAP-Mitglieder wirk en massiv aufdie Eltern e in und verwa rne n sie. 15. Juni Der Heilpraktike r Arno Katz aus Pad erborn eröffne t in Arolsen eine Praxis fü r Naturheilkunde . Scho n 4 Monate später mu ß er seine Tätigkeit am 15. O kto ber 1931 aufgeben und zieht mit seine r Frau Jenny zurück nach Paderborn. Später werden bcid e in Auschwitz ennorde t. l 31. August Der Pferdehandel Katz in Arolsen, Helenenstraße, geht auf Max Katz üb er? tt3 Chronik . . . 1932 Chronik ... 1932 Herr Rudolf Löwenstein schreibt: "Ich war in der Obersekunda und hoffte, in 2 Jahren das Abitur abzulegen. All mei- ne Zukunftspläne kamen zu einem plötzlichen Ende, als das letzte Schulsemester für 1932 begann. Niemand sprach mehr mit mir, und wenn ich ein Gespräch anknüpfen wollte, zeigte man mir die kalte Schulter. Ich wurde hämischen Bemerkungen ausge- setzt [...J Ich wurde vollständig ignoriert und fühlte mich wie ein Fremdling in einer feindlichen Umgebung. Nachdem ich diese Behandlung eine Zeitlang ertragen hatte, stellte ich einige meiner ,guten' Freunde individuell zur Rede, nachdem ich sicher war, daß wir nicht beob- achtet wurden. Die Antwort war fast immer: ,Du weißt doch, was los ist. Ich habe nichts gegen dich persönlich, aber wir dürfen keine Freundschaft mit Juden aufrecht- erhalten.' Es war ein volles Jahr vor Hitlers Machtübernahme, daß die Nazis solch einen Ein- fluß aufdie Arolser Jugend hatten. Ich erinnere mich an einen Fall betreffs des Schü- lers Rosenbaum. Er fand in einem seiner Schulbücher einen Zettel mit den Worten ,lude verecke', und er händigte ihn seinem Klassenlehrer aus, der beim nächsten Diktat herausfand, daß nur einer der Verdächtigen das Wort, verrecke' mit einem .r' schrieb. Ich konnte mich über die Behandlung von meinen Lehrern nicht beklagen, einige zeigten selbst Mitleid, doch mußten sie ihre Haltung später offiziell ändern, wie mein Bruder mir erzählte. ,,1 Familie Meyerhoff wohnt in der Bahnhofstr. 28 in Mengeringhausen, wo sie in be- scheidenem Umfang weiter mit Textilien handelt. Aber die Leute trauen sich schon 32 nicht mehr, offen mit ihnen zu sprechen. Einige kaufen zwar noch bei Meyerhoff, kommen aber hauptsächlich nach Eintritt der Dunkelheit und durch die Hintertür? Franz Voigt, Ehemann von Erna Schönstädt aus Helsen, begeht in Kassel Selbst- mord. Rosemarie, seine Tochter, schreibt: "Mein Vater nahm sich das Leben in 1932. In der Zeit hatten meine Eltern eine Gastwirtschaft. Ich kann mich noch gut erin- nern, daß er sich damals schon viel Sorgen machte für die Zukunft. Es wurde ihm damals nahegelegt, sich von meiner Mutter scheiden zu lassen. Darum hat er sich das Leben genommen. ,,3 114 Chronik . . . 1932 November Herr Willi Löwenstein. inzwischen Vorstand der Israe litischen Gemeinde in Arol - sen,bittet den Magistrat der Stadt um einen Zuschuß zu den Kos ten für den Reli- gionsunte rricht des einzigen jüdische n Kindes in Arolscn . Es handelt sich um sei- nen 12jährigen Sohn Erich L öwenstei n. Nachdem Herr Lee Stein, Religion slehrer inArolsen se it 1912, im Ersten Welt kri eg als Soldat umgekom men war, kon nte sich die Gemeinde, wie auch d ie in Mengeringhausen , keinen eigen en Lehrer mehr lei- sren.' den r.er,.,.. ll 'b- 1l4 r.,~ l Her .. ~~~l . I3r~~lt th, l;e r R ~:~ ~lo" nlI". t · r rh ~ t ~ • .J "-) ~ . J,. : '--l n de r ht ~Bill~n G ~ "l41" d e od lndet abb . " gM _ ---------.:ol1~Il.1 . , b 1 r1 ttu1~·n t 1nh.lu t il1d ., U II l1ten-:.r l,lI .tO.. . ,,~ tU.ll " ol~lIen h- l1g10nsuru ... ..l · H lI. ba n ! t. n ~ . Vor 3t llnd de r • • ".e11 t1'.1. . " c. .::I1' 110 1011 100 U jllh:rl loh . ,. ,. u . 117 Chronik . . . /932 Wie zu erkennen war, hatt e sich Herr Schwerirr sachkundig gemacht und war nicht bere it, sich mit der Ablehnung des Bürgerm eisters zufriedenzugeben. Die Sache kam vor den Gemeinderat. Am 16. Januar 1933 wird der ablehnende Bescheid oh- ne weitere Begründung bestätigt:" 118 I ... _ ... .." ..._ - ~~.l:.=: "' _MJe=._ 'k: /933Chrom ... Chronik . . . 1933 18. Januar Zum letztenmal werden Juden als Kunden Arolser Geschäftsleu te in der Werbung angesprochen.e 30. Januar Reichspräsident von Hindenburg ernennt Adolf Hitler zum Reichskanzler. 28. Februar Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze von Volk und Staa t: Aufgrund des An . 48 Abs. 2 der Reichsverfassung wird zur Abwehr kommunistischer staatsgefährdender Gewaltakte folgendes verordnet: § I: Die Artikel 114, 115, 117, 118, 123, 124 und 153 der Verfassung des Deut schen Reiches werden bis auf weiteres außer Kraft gese tzt. Es sind daher Beschränkungen der persönlichen Freiheit, des Rechtes der freien Meinungsäußerung, einschließlich der Pressefreiheit, des Vereins- und Versammlungsrechtes, Eingriffe in das Brief-, Post-, Telegraphen- und Fernsprechgeheimnis, Anordnungen von Haussuchun gen und von Be- schlagna hme sowie Beschränk ungen des Eigentums auch außerhalb der sonst hier für bestimmten gese tzlichen G renzen zulässig.' Diese Verordnun g bildete die Grundlage für die antide mokrat ische Gesetzgebung der NS-Ze it. ..Von nun an ging Ge walt vor Recht. In diesem Geiste verkündete Göring auf einer Wahlveranstaltung: ,Ich habe keine Gerechtigkeit auszuüben, sondern nur zu vernichten und auszurotte n.' , .4 120 Chronik ... 1933 Herr Erich Meyerhoff, der damals noch Kind war, schreibt: "Für mich ist der ver- wirrendste Aspekt an Deutschland die Reaktionen der Freunde meiner Eltern nach der Machtübernahme Hitlers gegen ihr eigenes Gefühl gegenüber ihren jüdischen Freunden. ,,5 5. März Wahl zum Deutschen Reichstag und zu den Landtagen. Die Regierung Hitler erhält in Waldeck ca. 77% aller Stimmen (NSDAP zusam- men mit der Kampffront Schwarz-weiß-rot, in der sich Angehörige der Deutschna- tionalen Volkspartei und des Stahlhelm vereinigt hatten). Das Ergebnis der Reichstagswahl im einzelnen:" Arolsen Helsen Mengeringhausen Stimmberechtigte NSDAP SPD Kommunisten Zentrum Kampffront Schwarz-weiß-rot Deutsche Volkspartei Christlich-sozialer Volksdienst Deutsche Staatspartei Deutsche Bauernpartei Deutsch-Hannoversche Partei 7. März 1.780 934 = 52,5% 101 = 5,6% 27 = 1,5% 106 = 5,9% 295 = 16,5% 45 = 2,5% 33 = 1,8% 22 = 1,2% 586 347 = 59,2% 68 = 11,6% 9 = 1,5% 9 = 1,5% 32 = 5,4% 2 = 0,3% 23 = 3,9% 1 = 0,1% 1.040 624 = 60,0% 97 = 9,3% 100 = 9,6% 8 = 0,7% 80 = 7,6% 15 = 1,4% 8 = 0,7% 4 = 0,3% Arolsen grüßt die Hakenkreuzfahne. Die Waldeckische Landeszeitung schreibt in ihrem Lokalteil unter der Rubrik "Aus der Heimat": "Auch hier wurde gestern am Landratsamt, Rathaus und auf dem Stabsgebäude (Kaserne) die Hakenkreuzfahne gehißt. Um 3 Uhr mittags marschierten Abteilun- gen der SA und SS vor dem Landratsamt auf zur Fahnenparade, und als neben der altenschwarz-weiß-roten Fahne die Hakenkreuzfahne gehißt wurde, stimmte die Menge das Horst-Wessel-Lied ,Die Fahnen hoch...' an. Landrat Wittmer grüßte dieFahnen des nationalen Deutschlands und brachte ein Hoch auf die nationalen Führer und das Vaterland aus. Kreisleiter Ladage wies anschließend auf die Be- deutung dieses Aktes hin. Er erklärte, daß künftighin bis in die kleinsten kommu- nalen Körperschaften hinein der nationalsozialistische Geist dringen müsse. Als 121 Chronik . . . 1933 Mahner hierfür wehe überall das Banner der nationa lsozialistischen Bewegung. das niemand mehr entfernen werd e. - Anschließend wurden die alte schwan- weiß-rote Reichsflagge und die Hakenkreuzfahne auch vor dem Rath aus gehißt. Wieder trat en die nat.-soz. Abteilungen zur Fahnenparade an und wieder sang die Menge begeister t das Horst-Wessel-Lied. Bürgermeister Beekmann grüßte die Fahnen mit de m Wunsche, daß sie stets als Symbol der Einigkeit bei allem Handeln voranleuchten mögen . Sein von den zahlreichen Anwesenden begeistert aufgenommenes Hoch galt dem Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg. Reichskanzler Adolf Hitler und dem deutschen Vater lande, - und wie ein Gelöb- nis klang aus allen Keh len die dritt e Strophe des Deutschlandliedes: ,Einigkeit und Recht und Freiheit...' Kreisleiter Ladage brachte nach einigen ermahnenden wer- ten ein dreifaches Heil auf den Reichskanzler Adolf Hitler aus. - Auch auf dem Stabsgebäude ist anschließend eine Hakenkreuzfahne aufgezogen worden. Hier betonte SS-Sturmführer Rabbenstein - Arolsen den besonderen Sinn dieser Hand- lung, der darin liege, daß hier, wo die heimkehrenden Frontsoldaten des Weltk rie- ges mit der roten Fahne der Novemberrevol ution geschmäht wurden, wieder das stolze Banner der nationalen Erheb ung und das Symbol des erwachenden Deutschlands wehen müsse, Er hob ferner die Notwendigkeit der Jugendertüchti- gung im alten Sinne hervor, wie sie schon seit langem in den Formationen der NSDA P bet rieben wurde."? 11. März Wahlkampf in Arolsen. Nur eine Woche nach der Reichstagswahl werden die Bür- ger zur Wahl des Kreistages, des Kommunatlandtages und der Stadtverordneten . versammlung aufgerufen. Die Nationalsozialisten beherrschen das Bild. Während KPD und SPD in Aro lsen nicht mehr kandidieren dü rfen. agitieren die Nazis in der Presse und in öffentlichen Versammlungen gegen Republikaner und Juden. Gleichzeitig werden vom Landrat SA-Männer als Hilfspolizisten verpflichtet, um für "Ruhe und Ordnung" zu sorgen." • !frolIm. 11, !Dliit'3. ~n einer n c 1i 0 ß rm er {idJ.fiber bit leil brm rrlltrn Gmn. b ol~mi.smu~· e ue ben 6d}uI~. 2rbj"cf)allllltg 10.9 l>triinl>rrte plIlitl{o:ge l;,! allr btJl llin ~errn l>t r' bee !Rr~itbt lfi rbr her rBrmtlnbrn, f)rrablt"llung breitet balte, 9inll er 311 ·frint m elgr nllidjtn eer $t0llrn fur .(!idjl, 0a~ llnb ~!ltr für bit n,tml1 frb rr. 2:r hl 1)aup1amrll bI t tcmmenben Ulmt~mrr (lllf bir (Jl,eltr~un9stoflrn. \3"rtll rr !!llG~ltn braril!1nrle t t bir ilrreinliiung bit t' fcm, [eten {tU5 ilt n @rmr inilrp<1T/(Imtnlrn ilie :::Jnur- munQlt n .Riirpe rl~trn Dan eüen mtlrl iWld, tft rnlrngrupprn 311 bflritlgfn . 't( 11e 2:r l!1 tu n 9 rinllt ltdUtn !Bramlrn unil 2:rng-elltUlrn unb !Be. 11b e r 11 r r ill e n e i e b e r !m 1I (l r b r I t r r , frillqunl\ lebrJl i ilb,l ~ lIin/lu lfu. I1ir 2Iuf· b e r r 5 e ~ r r i cf) m r i n r , Gu d) IU e n n r r gaben eee in bir tommuna tß .Riirperfdlann .lIr roiil;lUfn natio nGI!oaiaHltif.dJtn 21bgrorlmrtrß ~m no.~_i)e---!.~ iji5rflu {) t! .._~r t' (ln_(l ll ~Ji~':'. 122 Chronik . . . 1933 2 • .: "." ::' ', , ' " ,': -:;--:: ~::" -' ;' t:.'. .•.. . muf bel' i!artritorttt " . , : Ulite ~et ßnnbWerferunb' BonbWirff " " ~ :, ~; ~ ; :-.. .~ : :: {tanb bei , . .m,ul fdj" .(lnnblll"!" unb llunblll irt. .W.Ö~I;2.lrttl~m~fiJ~f~Ifo3IaIirt~n ,'.9; 12. März Erwartungsgemäß wird die NSDA P bei der Kreistagswahl stärkste Partei: Aralsen Mengeringhausen Helsen 56.79% 61,20% 69,14% Auch in den Gemeindeparlamenten von Arolsen und Mengeringhausen haben die Nationalsozialisten die Mehrheit.9 123 Chronik . . . 1933 Erste , wenn auch versteckte Anzeichen für Widerstand: Bei der Gemei nderatswahl wird in Rhoden ein ungültiger Stimmzette l abgegeben, auf dem eine Bibelstelle angegeben ist: Jesaja 41,24. Die Stelle lautet: "Siehe, ihr seid aus nichts, und euer 1\1n ist aus nichts. und euch wählen, ist ein Greuel." 10 124 Chronik . . . / 933 29. März Imvorauseilenden Gehorsam gegenüber der Partei- und Staatsführu ng wird in Er- wartung eines entsprechenden Gesetzes im Regierun gsbezirk Kassel Juden das Schächten verboten." In Arolsen hatte zuletzt Herr Lebensbaum aus Mengeringhausen das wichtige Schächteramt inne. Die Mitglieder der jüdischen Gemeinde sind jetzt nicht mehr in der Lage, ihre kultischen Speisevorschriften zu achten.' ! 29. März Richtlinie des Hessischen Staatspräsidenten für die Hessische Presse: § 7: Ehrensache der deutschen hessiscben Presse ist es, im Nachrichten-, Unterhaltungs- und Anzeigenteil fremdrassige internat ionale jüdische Einflüsse auszuschalten.' ? 29. März Anordnung der Parteileiter der NSDAP; Aufruf zum planmäßigen Boykott jüdischer Waren , jüdischer Ärzte und jüdischer Rechtsanwälte: Der Boykott verpflichtet die Parteimitglieder und tritt am 1.4.33 in Kraft.14 .. ~", L' _. ,!tl ~,!.!_,~ ~ ,~ ~ J~ , ._. :~. ;i >':llil1b'onantmg rUl~ bafür, ba~ eee !8ol} tolt h l',~: 1. nll·l,bn Ort ppt IInb Or anira!lonf' lI'n Unfcf1ulblgrn tri" t. ' ~y '. ".' . _' · .t i1ilbnung jer 9'l6~'ß,pmb ' ofort ~ f tt °nt' ~L..tllr . !Ullond omllu6 '·ltnb Nranhoorltl~ 10m11ee I,JU ,.bi!b:rll, aU t 'pralUld)rn, plan,. tnr bell bodJftrn 6 cf) u 15 01 t e r !l UI t d n b, r1!l1i~ l g~ri , 1'IIird)f.ü ~ruri9 !~6 lkIl)!otl, .: jübifdJt r .bnr ll nfrl}r n " Ibm Slonfrffion unb Jjerfunft Itrdjiltn, 'Iilbifl!}tr Eott~. hlb lfd)tr 'hrat, unb ofIrr .!RaRr. .ll er !8ol}tolt !It etne e e I n e.!lb . tAblldln.' 9lrd}tsanll:fAlle.f r -1iij"7 ~tr lum !Bu<1}ftabi t rtn b --:::;.;::'--:''' ':' - - .-. -.-. 8th r gf!o~er Herr DtN~t or l gle1ch.., itig Hthn,Ij- I I I 'I1r vert ret e" Herrn J1UIU IIObel' selr.retä r in , utd geBtatten un. ,ergeben8t rolgend~ . vou ua teU_,-.obe1 d r .- d1.... ·Vnn:teH U"o; .oli ~tri:!S \JO t or_Hon 81nn o au hura e Mn . no ·Jhnen bekMlnt 18t.be 8UchU der :;otln unEe.... e ~ut1;rl.l!g ebert • •••••• , I.n l,.l'Ob ......ur d_ Jhrer höheren SChul. dlo Oberselnll'~• • nlu e ll• •~ e r ohee ZettverlUB't er....1eh1> hl.t .~ 1:3t 1'1 Ober aekun(.l n10ht veuetzt .ordoll. Se1ne Ntebtnraett.ung be rull t gar>t. offenb .... 10- d1g11"'" auf & buJ.ventillolrl1oe "" ,"-h "lUIsohl1e ..l1oh darsuf ouriio k zu- ! rühren .in~ . d,.,:s er 1..~ d....... t10""1o" l::rhebur.g deI>. " i t t aus ,,""-, ende I''''' de r "-",,taehen ~~e:l o1 ~"b6...nd en. SebJ 10Ill be t li.ti gt hat , 0. .. "" türl1eh e l.nO BeUt 1or.mg in 1lII b. .......'lo h.... "d e" -Uter e l " • • dtestg.h....o1e l hre Bea und Jnur . ue""phäre 10 ~"l'rO>O.h neh ....nde Eloo.to llung iS t ,dlO ""tür- gs 1<.0..." aber nioht "-uu t\lhren , de.u bai s"bi,llen> .dle 1'1 der e ....i:hnten o1urchaue toU billigend.... un,,- l oben s- wert '" ' ai ... sieh b ... ..Ugt ll..beb , 011... Bet iltlgll'll!i toU i hre n \l"l5U08'tft n .ann eusge.ertet loe".._ " . 1rl,..enn "-le Lei#tUngen,d le .on.t \.rI 1lOnuJ. .... Zel te'" _.. ,- ," ---"- 13I Chronik: . . . 1933 ,••~" "1 .• "<1 ' 'I ' -'" .. (1 g'fo,.,.." .u4'"ll .....eIl.:le_ctap...ob.o<1l>&~ a..cb 41. Y.rc~t 4.. S.r rll J'r.e.... l.aoboCl l>ul_a.1D.1.~.... Ikt 41, N.l1e et"" r beeolld. ..... ...."'uns n, ""~ft'Sl,bel>_......m.~ .lJ> 4_ dla ktiU~ 440, ,,,. ~ l.U"" achii.l.... 1::1~ U oa a lt ,oI W a;; t 3Cben t. B._. ..... lJ> Zur'k",1e lbeD 111 .1n.. • t.e. .lan. ' aell. . .... ' 0111' gooIl . bt IIat . h Yeo ",, la~Il .!:' . Ullt :at~ St d- l1>alt h ......erten .Il Woa.... J,...."1:~be... l\&eMn. 1I~ 4.h Iletl.ot:.&le llr!lebunE • . > • I ._ Zhl ptocl=ol ll I.at ,:1t UAaO sr6"'NIl nt.r 11.... IWt 41e _.o b- 1lo1Ull4l clwr , .NI.".,.,.taae aIl: 41..... beldOll C.bietell tcmulltrleNC wl rd .... d .~ebt r . at 1' 01 101 Ziel. ,"U_""OII ' lrd.". n rol d ,d er W'l't l.bl. riItle r get.ört .wr l ello ..... Ili>oIIacbtlllllPlyoll . ~-... l ... ...._ _ ..~-- - Nach Befragung des zuständigen HJ-FUhrers folgt auf den Antrag des Büros Freis- ler in Kassel der gewünschte Beschluß der Klassenkonferenz des Arolser Gymna- siums: 2.~ 132 Chronik . . . 1933 Der Dire ktor ,.. latl. Relormreatgymnasiums '-'- - - 2 222SL _Za U ZL ., 1 \, , Auf n l nan Antr at!: voa IU. Apr il :i3,d an Ko~r.ranzb..el'Ihl" ü bar u !na Nl ehtvar,atauns auf (lru'lnd d.. lUnl.t. Erl&u" -e , 19 . 40. 33 betr,B.tlt l gunS Nr dj a na U onda &rllabu.1Il;l naehZ\l 11Mffan ,h. t 41e Kl.,unkonf" r an z VOll 2 . 111.1 1933 Mach10. un l Dia Konte r enz er ka nnt ' 1& h l s abr'"htan Unt ar la.,.an a h I.uara l - eil ande Ile... l sa NIl' . " lne Betll U lO'll1l;l ~r die naUonala El"h' b'.lllll: I.A ~~d ~lcllla • • t e l ps U . ..1S un t ar Au tbab,lng d" . f rifharan Konf ar"nz_ . bUChhl u u ..m e nae ht r i4;:l1eha Varaa taunll: nleh Unt " l"llr l a ll 30. April Seit 1920 leb t Helene Katz aus de r Arolser Helenenstr. in der ostfriesischen Kle in- stadt Bunde, wo sie mit dem Textilkaufmann Ab raham Ries verheiratet ist. Am 30. April 1933 schre ibt ihr Mann zwei Gedichte in sein Tagebuch . die nach den ers ten antisemitischen Ausschre itungen zeigen. welche A hnungen und Än gste die deu t- schen Juden ergriffen haben und wie sie in ihrer Heimat verwurzel t sind:26 Mutter Deutschland. willst Du uns verstoßen? Sog, was haben wir getan? Treffm wollte man die Großen, Doch uns Kleinen bringt man aus der Bahn. Körprr/ich sind wir noch ungebrochen , Doch an unserer Seele naget biures Leid; Dennoch halten wir, was wir versprochen : Treu und Liebe Dir zu jeder Z eit. 133 Chronik . . . 1933 Nichts kann uns von Deutschland trennen, Und in echter Treue stehen wir zu Dir. Wahre Liebe kann doch nur aus heißem Herzen brennen, Blut und Glaube nimmer sind entscheidend hier. Mutter Deutschland, liebe uns nicht minder! Grad ein Schmerzenskind verstößt man nie. Alle Menschen sind doch eines Vaters Kinder, Und in seinem Ebenbilde schuf er sie. Mir ist's ums Herz so bang und schwer, Ich habe keine Heimat mehr! Zum Deutschtum soll ich nimmer mich bekennen, Ich darf mich nicht mehr Deutscher nennen. Und dennoch lieb ich dieses Land, In dem schon meine Wiege stand. Hier rief der Herrgott mich ins Sein, Hier ruhet der Eltern totes Gebein. Und ob man ächtet und meidet mich, Deutsch denke ich und fühle ich. Wer will mir mein Empfinden rauben? Ich muß an Deutschlands Zukunft glauben. Deutschland wird herrlich auferstehn, Dies Land wird niemals untergehn. Und steh' ich auch weit und breit allein, Ich kann doch Jude und Deutscher sein. Bunde, 30.4.33 A. Ries 30. April Am Sonntagvormittag um 11 Uhr wird unter den Klängen der Kurkapelle die Lei- stungsschau Arolser Kaufleute, Handwerker und Gewerbetreibender eröffnet. Der Bürgermeister spricht von "deutschen Qualitätserzeugnissen" und von "na- tionaler und wirtschaftlicher Befreiung". Der Beauftragte der Ausstellungslei- tung, Herr Langenberger, beschwört das "große Frühlingshoffen", das das ganze Volk durchwehe, und meint mit Blick auf die jüngsten Ereignisse in Arolsen, die "Raben der Zwietracht seien verscheucht, und wie selten fühle sich alles, was gu- ten Willens sei, vereint zum Wiederaufbau unseres Volkes und Landes.,,27 Die jüdischen Kaufleute bleiben von der Ausstellung ausgeschlossen. 134 Chronik . . . 1933 5. Mai . Beschluß de r Stadtverordneten-Versammlung vom 5. Mai 1933 Nach Anerkennung der Dringlichkeit beschließt die Versammlung, als Ehrung für den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler am Treppengeländer des Rathauses in goldenen Buchstaben den Spruch Hitlers .Gemeinnutz geht vor Eigennutz' unter Hinzusetzung des Hakenkreuzes nach dem Vorschlage des Herrn Oberbaurates Q .2R anzubringen und gleichzeitig am Kirchplatz auf dem Rasenplatz vor dem Pe- ter'sehen Hause eine Hitler-Eiche zu pflanzen und diese durch ein Schild kenntlich zu machen. Die entstehenden Mittel werden bewilligt und der Magistrat wird er- sucht, die Ausführu ng des Beschlusses sofort vorzunehmen.v'" Arolser Rathaus 1933 135 Chronik . . . /933 10./18. Mai Verfügung des Stellvertreters des Führers: Schilder .•Deutsches Geschäft": Die Schilde r ..Deutsches Geschäft" werden nur an arische Firmen nach dem vom NS-Deut schen Wirtschaftsbund und der Selbsthilfe-Arbeitsgemein- schaft der SA gemeinsam aufgestellten Bedingungen gegen eine Jahres- gebühr verliehen.30 Das Schild ..Deutsches Geschäft" in einem Arolser Schaufenster 1./20. Juli Die Nationalsozialisten versuchen alles. um beim diesjährigen Viehmark t erstmals jüdische Händler an der Teilnahme zu hindern . Dabei wirken sie auch massiv auf die Stadtverwaltung ein. so daß diese sich zu einer Rechtfertigung ihrer Position veranlaßt sieht:3 l 136 Chronik . . . 1933 Der ll . g l . t r a t q ' -. ..r , ~ H; 1) . I. ~ d~n I':rdd elter der :l. S. D. A. P. ,Ierm !\e: t tc &mrD H Dr . j( 0 1I h I-. i e r In ~ et" An1a{;e 1i1l erre ieh en .ir Ihnen - nach "-Uekl pre.eha =.lt li . Or t 'l:",p~t1le i hr und Kreidelhr ~e r lO .S .t. A. P. - ab. 5c!lra lban du ~htntl 'Jc.= hu\ igen o'*6a• .h ~ t rd!ed du lrghu Kru- llIlli n , h:i.arU, lait der BU h lllII l ei h r leH "& u die :)1I:lld t u...Olg und 5t ellllllo,"llable • • ..lli... 2) . A I: {~/-~ ~ i e :letiol:alsoÜsl1 atbe!:.e Deuh e!:.e Arbe i ~ errartei , ~ !}a,. Kur!:.'sser. . i , KII I . l Dar .lrolll'! r vÜZe.u t , . iLer du gri:lft e:: Vie!".:::.irkte ;:erd..ut - deutsellli..r:.ds , buteht ui t I1ber 100 J e.J:.r. :: :lad be:lelltet a:l t ll.e:: ~h lc:' ze i ti/ö ste t t fi r.der.der; Kra=ar ilt H r dh St ~t o..::d itr. -u l t ers ~1!:1lro€ d ebt nllf ei:: ti s loris,!:... "nt , londen: , ,.' ll . ine ....r;tl1c !:.. Ei ua.l::::eq.... l1e • . Ee bea t ebt. di e Beflre!ot~ , :la$- ebenae . 1, a:: Allderen Or ten deu e!:. ::a~r.a!lt.el' t:e.;.n \iber jü Jiac !:.e:l eeer enaeree ! r e::dr au i ;;:' .r:. !::;::.d1ern l Zig eu.::er ) du lia.r:.del i :: dl " e:! JaJ:.re s tark beei l'-- t riie ~.ti&'t _erd en kö=te . Der i!a,gh t ra t erker.::t a::, daJ jild!sete r.iU:dl er auch i:! 'Ii . !:~ !:a::de1 all! deute cb. nde:: ;'nza!:l dn tce. s tj,;;C, i,;e r II~n d1er zu r ee!:ne::. Soll te n sct.on in dl eu:: Ja!:!"! Jud.n OLd ILd er e Pnr.uirauig-' 137 Chronik . . . 1933 n c .l.r olltr H ..!:.=.:il: t a ..~".e ~le , ~ .r. uder, . 80 _ir':' .l:: S,;:'L~. ~t st e~e:: . ~ , :- d : :'t .. h 1u ~~t : :: ~e:'• .:: :'$t. Lu Jh.o,...b tn;.t :' : :t . : dub.: " ~ Sall::z:e.=:.,:;.• • ob o1ie ::::':,. t h .!. rh ..br.!lt ::::.:; .!n "rober YIe=r i:t u . ':'er a: 2. It.:; ':' 3 . J. ~. p .t ~3. -s , luttfir.:. t . C...&.t.: h h h t _erd e: ta:::. • • 4• •• , . a::;. 15/7 l;. r :.:a.;i~ t r l t 1 :: r. 22€3 • ... ~-- J.r01l.: . dr.: ;;';/7 1 ~32 . 138 1. Ver;;r !:: Llr GI:! !\lU'tn ~.: ~.r :; . S.D.J.. P. l-.& t ';::1 1:!::l!t li e~ 1 1.:I:_ort roie !:t ~.jj,e'ot:. :od oc!: d"-l"et de:: :tell>". Y:ei!lei~er ?ee: t n : a61t Dr. Ko: !: .:.J!;dlic!: ..lttlile:: las:.:: . ~ er ..~ da: St w dp : .r.••i:lU Ve r': otr ~It" :eJ.... <:..:l~ t :: ~ t1:I.ile:.: f.c:!.' le:-: Z'l: hrl:h , h :l . Du ü.,oil: rat ",rtrit t i:: u i::~r :;...t.=t . h*i : di . ka!!lu~. daJ .1 r. 101::'.. Verbet e, Zt . :oo<::l; d ::• .:i e: : :c.er:.• Ul.;!:.. S::.tdi6~ dir lir t , c!;a!t Z'l.r :'01" , :~hll ....id .• w:d ll::b.='l;--: t ";. "1'::.11='1': 1I t. Di. Cr t i?Oliu ib.:erll. _i r:1 :llIt lr ':;e:iiehie!:.:i..~ di ulr Stell..e = <1 ~ ::idHel: ar.::! , ':' a! i ll: l all. dll" Zl:1tU~ '0:: J;de: <11e tf!«:.tli et.. Siebr!:e1: r; i c ~t l th!::d.t .r'::'~ L : • •1:: 'o...:'ot r.iei: t .rlo.uu J het ':'tr E.re L&:.!r.: U H .10& =..:: t..r,j;e;;I;er.t.:; Gt o.:dell .h ~iJl· ..re H . lI "Je !:.t !ur ."~.c!:. : . b J.::_e.. r.~oi t ~u u:lhrui~l:.ute:: .!: .a-.; ott~ i d ot"l . ~ .r 1:It:'OIl 30i"Qfu,e:or. ~11 lUlJ frohh i t lt ~.f !1 .S .!l.J,. P. Ree ~U~ Chronik. .. . 1933 lC~dt Dr. i:oc!::o wud, hut. TOrQtt ll.b ll.i t H,rr.; St:>r::;"tar·~ ! 'lb.ru 3.; ~dle r der SlA di e Ar.,;tlei;," lIeit bnp-ocl:et:. lOer r E"cQ. !ier ~.t ~i! Erllö.rU-lllt , ~ A3 Sf i ~ e"s der S-A, di e TO r 3u sdc~tlic t. il;~ EU Ve rstltrkw:.& der r.. r~trolhei $-.1.- Leute ale Hilh~ oli. :.ilea.:;te s t elle" wi r d, Cl n. • , . " J ob . r ' llob, -.11' •.plh.t ,o. b1r tu . 3<: . d. li tt. a1 t'lIhUtll, IIb llDli ...lob, a ) J\ld. llIobo pol1U.cb'lI V,nlu 11.....orl . Iitbu orp al' " UOlltll. bJ j llditolilO.~bUob Illlpol ltlll oh ' lI ' .nh. (n.li l.opll l , -on. Itbt llOrpll1" U IIII. II l.a trtl.. di r 1'wh t . he.hÜIl• •nb ..101le III 1I111111ld.1.Olllll d) l al1d 1l 0b.1I J obll H.b. r h l rgl'llh l l1u rlll. 111 pou u . .alltr Bind .oll ' 111 I nobll1l1ull( pt n 1l1l dd. Zer. d. o '/"D,fllDtli .1 1I11d aJ 1" ü. ~.II' :' 1I ..mr l ! t dt r Gt .ahIlf1l~_ , U. Zabl hr :lU , 11. 4.,. 11 110I TIIII h ll VorttNld ..U,l1. 4u ll Gtblll'~ '_ , VOlll'·• • • ~ 'u4 . ~bu.rt.or t .. , .t" 11, _llat .. lI11d ,~llb r , St ..tt~a......:: ~ rl: . hU, 'Oh~Ullg Il IWl !:I t r .... , r..U h u t&A4, IJl.nb.~blhl:t ' • I lt lln4 un. pol1U.ch, l1~ttlhlli .r! or dtrl1 cll. ZlI 0) olld 4) 1" 4.r Gtbun . ..... . ' or llqf, St Ulll, Gt"tal"tlOr t _, .tap " . lI.It • IIn4. Jabr , ~ ~ ,, 'u lli;'.h~ r l gblt , to lmall( , 1aa11ltll . talld , GIU 'D.lI&'D.talllltll1. ollil All dh poU t1tcha UlIlIlallllll( &.lIJ, Up 'D. ll. d.1l !!'J'Z"ll. !!ra- rat1t1l r c..o&o" " nllhal1lL1li du NloJIg''''IIU r eht 1, 1 I ~ ':' af-t ~'~:~;i.1M~'ll.I 'r.bldlIli1 ,rt orG. r llcb. ,.bl'lI.&ll ..~~~~!,."l'1l!~::,::. :il:i:lI~ .... '" '''~{ 26. Ju li Runderlaß des Reichsministers der Finanzen: Jüdische Auswanderung Die Auswande rung von Personen jüdischer Abstammung ist erwünscht UlK 140 Chroni k . . . 1933 darf infolgedessen nicht unterbunden werden. And ererseits ist es er- forderlich, von leistungsfähigen Personen, durch deren Auswanderung die deutsche Steuerbasis geschmälert wird, e ine letz te große Abgabe - die Reichsfluchtsteuer - zu erbebe n." August Richtlinie des Reichsministers des Innern für den Geschichtsunterricht: Die Rassenkunde tritt von nun an in den Vordergrund der geschichtlichen Auffassung, doch ist von eine r Herabsetzung fremder Rassen grundsätz lich abzusehen.34 17. AUgUSt35 De r L a n d r a 't d ~9 K~lI 1slls' der Tlfi et e I . 423b l;/I' Ileber- a lle .~uEe 1Bglln h'f1 te n • i n Soudu rhei t a uf polit h sehe lJ J wirhchaft! Ic hen . J kuLtur eLl,e n und kr i :ni nel Lea GlIblo hn J ~n~lJe n J u_~!?.._~.~.!.r .1.og eJl.,i n Er schei nung t re t eu , er3u~he i ch mi r kunr i l e unt er B8 zu~uh~e .~ur:d :;Gt~ftigu n rr l.Iiihllu[Jg zu machen . . 1-~f,(. J 14 1 Chronik . . . 1933 25. August Ansprache des SS-Gruppe nführers Rabbenstein während eines Konzertes in Arol- scn. Exemplarisch für viele Vera nstaltungen, die eine Mischung aus Kultur, Gesel- ligkeit und ideologischer Heize gegen Andersdenkende auszcichncrcr'" _- !{rl)l;m. 28. 2l: ug. :Dae. .lt (1 n &f r t 11 f r :Der €G-(!Jruppt'nfü~rtr !Rob'benltein roiu in 66_6 toll o or t fn ! o ;J tI I t 3 5 ,R ol lt l ItiMt ~rfrfllln.g50n[prod}e in ber .grOB tn llll 3ufen bolb etne fro~ berot.g!e 6lil11" IDI'rbe!t, unb ~bti fnrre btll 3lt9 tnbef3if ~ern mung, bit lid} mit jeber n ummer bn ~r(>< t ine tbtnfo banrbnft role llIid)ligt 21'ulll"be 3u. .g ramm~, bejonbt r, burd1 be .. ~übld)t 9!!)cilT' ißti eüen Oplun, bit 3lt brinllm ft ien,. mfine pot:pourci u!tb blt btul\d}tll !ID1ll,)tr, I/flg ute Il.oodJt eerben boß IIt fur un jer !Jolr unb be· unb bi, gum 6d}lu~ um !Dl: illfrllild}! on~~dl. toTWtrs fÜt' uniert 5tinbrr Sltbrod}! roiirbtn. _ 29. August Auch in den Nachbaro rte n Rhoden und w rexen sind die jüdischen Einwohner ver- stärkten Repressalien ihrer Mitbürger ausgesetzt. Die Behörden sehen ta tenlos zu. bzw. unterstützen den Terror durch ihr Verhalten . Am Spät nachmittag des 29. Au- gust wird in Wrexen der jüdische Papierfabrikant Mosheim in seinem Büro über- fa llen . Statt die Täter dingfest zu machen. nimmt die Polizei nach der "Aktion" die jüdische Angestellte Ella Baer in sogena nnte "Schutzhaft" . Frau Baer stammte aus Aro lsen und lebte seit Jahren mit ihrer Schweste r in Wre- xen. In den Abendstunden des 29. August wird sie ins Stad tgefängnis Arolsen ein - geliefe rt und zwei Tage lang festgehalten. Am 31. Au~ust Iransportiert man sie zu weiteren Verhören ins Polizeigefängnis nach Kassel.3 142 Chronik , , , 1933 in. 1. 4992 -E/P 144 I ch e n uche Sie , ,o Ior t n~b ! rhllB d11..r Vl r1 Jgu"8 die Scbllh baf t ge!ange "e n1. Baer aue IIU U II, zur Zeit 1IIl Pol1zelgeU"8,,-h 1" Are1ee "- • 1n d8. Po11zelgefiingnb ill I alleel , i IlZUl1lfull. Die 1I , berfUbru ng u ! olgt , .,11 ..der 1" Corhach lIoch im bin 1gln Ir, h l , 1", g..1gn,h Ullh rb rlllgll-ng","öglichkl1t bu te ht . Di, U, ber fllbru llg 1n I h Xo,,-zell~ nHollll18glr 1It ni cb t be ..bo1cbt1g ~ . Der Z, 1tpllnkt di r ll,blr!Ubrung lln:l El 11UI. fo r lOn g ie t lli r 1I1huhlll11 . All lier:n r.nr.cJj:il!"rl:Oe i~hr ll~ h ~" 1 E f. l s en in hroh,n Chronik . . . 1933 31. August In Arolsen wird die erste Führerinnenschulung des "Bundes deutscher Mädel" (BDM) des "Untergaus Waldeck" durchgeführt. Der umfangreiche, von nationa- lem Pathos triefende Bericht in der Lokalpresse, unter der Überschrift "Deutsch- land ist kein Besitz, sondern ein hohes Ziel", referiert die Vorträge der Untergau- führerin über Nationalsozialismus, Bolschewismus und Rassenforschung.38 6. September Der Gemeindegruppenleiter von Arolsen, Dr. Hodann, organisiert die zweite öf- fentliche Kundgebung der "Glaubensbewegung Deutsche Christen" in Arolsen. Nach der Begrüßung durch Diakon Langer vom Bathildisheim beginnt der Redner des Abends, Pfarrer Probst aus Frankfurt, mit der These, daß man die Kirche nicht vom Staate trennen könne. "Dazu sagen wir Deutsche Christen auch ein freudiges ,Ja' zur neuen Reichsführung." Er bemängelt, daß seine Kirche stehengeblieben sei und sich nicht an die Spitze von Befreiungsbewegungen gesetzt habe. "Erst der Führer hat den Kampf gegen das jüdische Großkapital in vollem Umfange aufgenommen, während wir unent- wegt an das Wort hätten denken müssen: Niemand kann Gott dienen und dem Mammon zugleich! Nun ist neues Leben auch in die Kirche eingezogen. Ihre Füh- rer und Treiber aber sind die auf nationalsozialistischem Boden stehenden Deut- schen Christen, die nicht mehr ruhig sein können. Wie wollen sie den Durchbruch schaffen? Fast immer sind die Urteile über uns falsch. Wir sind eine Bewegung aus dem Glauben. Zudem sind wir noch gar nicht fertig. Die Kirche hat eine jahrhun- dertelange Erfahrung, wir aber sind noch jung. Man wirft uns wohl vor: Ihr kennt nur das Deutschtum mit Arierparagraphen und Judenhetze, aber was die Juden seit der Kreuzigung Christi für ein Schaden in einem Volk sein können, das erle- ben wir ja heute bei den Russen. Wir Deutschen Christen sind allerdings schöp- fungsgemäß an unser Volk gebunden. Darum kämpfen wir, wenn nötig, auch mit der Waffe in der Hand gegen den christlichen Bruder in Frankreich oder England." Gegen Ende seiner Ausführungen appelliert der Redner an die Anwesenden: "Wir brauchen eine geistliche SA innerhalb unserer ev. Kirche [...],,39 12. September Vom 1.10.33 ab dürfen Schülern und Schülerinnen jüdischer Abstammung Schulgeldermäßigungen an den städtischen Lehranstalten auf Grund der Einkommensstaffelung nicht mehr gewährt werden.f" 145 Chronik . . . 1933 13. September Erlaß des Preußischen Ministeriums für Wissenschaft, Kultur und Volks- bildung: Vererbungslehre und Rassenkunde müssen in allen Schulen gelehrt werden; sie sind auch in sämtlichen Abschlußprüfungen ein für jeden Schüler pflichtgemäßes Prüfungsgebiet/" 16. September Wissenschaftlich verbrämter Antisemitismus beim Nationalsozialistischen Lehrer- bund: In einem großen Artikel berichtet die Waldeckische Landeszeitung von der Ver- sammlung des NS-Lehrerbundes im Gasthaus "Zum Regenbogen" in Arolsen. Hauptgegenstand des Artikels ist eine ausführliche Zusammenfassung einer Rede des Parteigenossen Schönwald zum Thema "Die Menschenbetrachtung in der deutschen Bewegung und Vorzeit". Die Ansprache strotzt von pseudowissen- schaftlichen Beweisführungen, groben Verallgemeinerungen und demagogischen Behauptungen: "Der Redner ging von der Antike aus und zeigte, wie in derselben Wissenschaft und Kultur auf den ganzen Menschen bezogen wurde. Der Mensch ist Zentral- punkt des Lebens und Ausgangspunkt alles Erkennens. Die Wissenschaft sucht die Hebung aller Schichten des menschlichen Lebens zu erreichen. Dem gegen- über steht der neuzeitliche Abschnitt, der mit der Entwicklung der Naturwissen- schaften, vor allem mit der Zentralstellung der Mathematik und Physik und ihrer übermäßigen Betonung die Verdrängung des Menschen in die extremen Schichten zur Folge hatte. So müssen wir in der Scholastik, in der Entstehung der neueren Naturwissenschaften und in der Alleinherrschaft der kartesianischen Geistesstruk- tur die Grundlage zu allem neuzeitlichen Denken sehen. Die Hauptträger dieser Richtung sind die Franzosen und das Judentum. So sind die Vorherrschaft der Ma- thematik und Physik, der Einfluß Frankreichs auf die Kultur Europas und der Ein- fluß des Judentums die eigentliche Ursache für den Zusammenbruch. Sie betonen nur die Extremschichten, das Höchste und das Niedrigste, vernachlässigen aber die eigentlich lebendigen Schichten, was auch vom deutschen Idealismus festgestellt werden muß, der die Kultur von ,oben her' bringen will. Die Folgen dieses franzö- sischen und jüdischen Einflusses waren dann schließlich Materialismus, Marxis- mus, Psychoanalyse und moderne Sachlichkeit. Auch der vor- und nebenläufige Liberalismus kennt nur egoistische Triebe des Einzelnen und läuft also auch auf den Materialismus hinaus. Diese Richtungen sahen den Aufbau der Kultur nur von der materiellen Seite her und vernachlässigten die lebendigen Strukturen. Die Einwirkungen dieser dem deutschen Menschen gegentypischen Einflüsse, die Ichsucht, die Verneinung der lebenswichtigen Schichten, die Gleichmacherei brachten schließlich die Entwicklung zum Chaos, das nicht mehr aufzuhalten war, 146 Chronik . . . 1933 als die Gegner des deutschen Menschentypus die politische Führung in den Hän- den hatten." Esfolgt eine verherrlichende Beschreibung der neuen, auf "Blut und Boden" ba- sierenden deutschen Kultur, die aber durch .Bastardisierung'' bedroht sei. Weiter heißt es: ,,[...] und darum muß das Ziel der deutschen Bewegung die Neugestaltung des Volkes auf der Grundlage der Rasse sein, ein Gedanke, der dem Franzosen und Juden völlig fremd ist. Daraus ergibt sich die letzte Forderung: Dem jüdi- schen Geiste Untergang, dem französischen Kampf, der Bildung des deutschen Charakters freie Entfaltung." Der Reporter schließt seinen Bericht: "Die Ausführungen des Vortragenden, die mit starkem Beifall aufgenommen wurden, haben sicher allen Anwesenden das na- hegebracht, was vielen erst in letzter Zeit zum Bewußtsein gekommen, daß näm- lich der Nationalsozialismus nicht allein Gefühlssache ist, sondern daß er sich auch auf streng wissenschaftlichen Grundlagen aufbaut. ,,42 September Der Klassenlehrer des 13jährigen Erich Löwenstein notiert in einem Beobach- tungsbogen über seinen Schüler unter der Rubrik "Stellung in der Klassen- und Schulgemeinschaft": "Gern mit seinen Freunden zusammen. - Hat, wie er sagt, inletzter Zeit viel unter der Religion zu leiden!,,43 23. September Der Reichswirtschaftsminister bestimmt: Die Orts- und Marktpolizeibehörden sollen von Maßnahmen absehen, die nichtarische Reichsangehörige vom Besuch der Messen, Jahr- und Wochenmärkte fernhalten; derartige Maßnahmen stehen im Widerspruch zu den Vorschriften der §§ 64 ff. der Reichsgewerbeordnung.t" Hintergrund dieses Erlasses waren Bestrebungen des Deutschen Industrie- und Handelstages, sich jüdischer Geschäftspartner zu entledigen. Dazu wurde der Reichswirtschaftsminister gebeten, klare Anweisungen für eine Unterscheidung zwischen "arischen" und "nicht arischen" oder "nicht rein arischen" Firmen inner- halb der Wirtschaft zu geben. Am 8. September 1933 teilte der Minister dazu mit: "Eine solche Unterscheidung mit dem Zweck einer Boykottierung nicht arischer Firmen müßte notwendig zu erheblichen Störungen des wirtschaftlichen Wieder- aufbaus führen, da ungünstige Rückwirkungen auf den Arbeitsmarkt durch Be- triebseinschränkungen der von dem Boykott betroffenen Firmen und deren Ar- beitnehmer unvermeidbar wären.,,45 147 Chro nik . . . 1933 30. Septembe r Aro lscr 55 wird als rassische Elite vorgestellt." Jtreiti 6~t l'avifte ~~utung ber nalionotlioJialijtifdJt n lReoo[uli~R in bu @e !~ i cfJ lt bu beul fllJ en !l.\olt e ~ 3u über- • Wrallen. 3. Oft. 21m 6 Gnn obenb ~ otte ber l1 e~men. (flllgangi mies er auf bie ij" rJie~ungs-o piejiSt S6.6 turm bit j ö r b e r n b e n ~ 11 · IIrbeit ~in, bie cu bem jungen beutlcfJtn ~en · s l l t b e r b e r 66 bes Sl: reijei ber 'Imi[te au ld)en ge[eifld c erben muB. ~il [einer gOll.Jen [etnem erüen jt a m p f a b e n b bit[u 2Binlns 'Ireue mu~ licfJ ber junge ' DtIIlfd)e bem lIolr t ingd aben. !!lad) bem ij"inmor[d) bn gefllmten ' unb bem (SIllot ~ing ebel1. DlIs l!lllnJe, ift eües, 5 turmt t 3jII135 wlIr ber geräumige 611ßl bn unb ber l!in,jelne ifl nid)ti, 10 lange er nld)1 bem ~uAifcfJ en SJG[eS llG U befe!!t. 6lurmlü~rer l!lanae,n bient. 2l11e mü en wir bereit ein ·.o ~r !Jta b b e n [t e t n erölfnde ben 21benb unä er- .Ju 6nngen. Ionen arten ' nnnen nnr, l liuten e m [ernee '8egtll~ung ben 3 Wtlt ber ge' be[Gllbui ~ eute, n:rl)t meitertcmmen, Die 3n. p[llnlen 'Hoenbe. Den lorbernb en ~lltghebern gell~ mUD be3u gebrod)t merben, 6~mol)[e ni<1j! Ion geJu gt werben, mas ble 66 1ft, unä oor nur oUBerlid) JU trogen, [enberrt innerlirlJ gr· _GlIern, l\)fl~ 2lufgaben l~r Im Dritten !ReIO), 0[5 leltigt werben, eine .l:!eben~~cllung cnJune~men, "F.i prJlakru jlpt unlern S=u~ren, Jufollen. turd) ernjten unb ermodJ[enen !lJhnjri)ell gerobe in bie eIne outfIorbtnHi~ j~orfe nnb l)ieljei!ige Unter ' ~llgen I!l)auen JU rönnen. - 21m !Keil1)e storls flldJ u\lg wir b nur bos belte 'll!en[rl)enmolerial lies l!lro&en unb bem '.8i5n1aflts mies !)'lebmr ,un!u es !Baaes .in ~e aufgenommen unb [o eine I bie Stellen aul, bie jc!)ab~oft marm unb bie .Ju ral~fd}e l!lite ge ;l1)alfen~ 6 6_!Dlonn l5ll;Jllla[llI' einem ;'ujammenbruci) fii~r!en unb lii~nn 1II11B' !JllDrburg ~ielt bann einen furJflI !!Jortrcg über Ien. 2[us öem 2l11en rannte urtjer fiii~ter [eine !ll.llll"e, ~alfen~~ gi e ne unb oftlucnble_$rob[tme, J,!e~un Jie~en unb ccs ~nbeilii~ren, 11,)05 oll! b~n lI!lItn eter unb gern aer ecet mirb, o~ne bell ie~n[id)[t miin[d)ten. Unb raeuu IrG!!bem immer },e lEllJri"nen mit eer !malerie no~er eertrcut nod) !iJl:iesllIal1)u unb ~orgler nirl)t .lU üeer-~- .$llar unb einfad) erläuterte er bie euuetnen Jeugen finb, bann ~aben ruir bie boppelre 15mni. , .1lnlfe unb .1ei91e, cus we[ll;Jell !:Raffen lid) bllS bigreil, unjer ![loH immer mieber on feine nette-elltfdJ ~ !l)ol! ~ eule 3u[ommm!e!lt. :Denn u gibl nalen $flirl.Jten 3u erin nern. Dann 1lI1l~ es Hn5 ll;lQT eu\ beutfd;lh unb fra llJöfilcfJ et ,!!lclt, Gber ober OUd) nDd) eine ernfte 21ufgabe lein, aUe~ 1f,rine lle~lj~ e ober IronJÖ~!d)e !:Rolle. Das_2Ilorl mas faul unb mo rlcfJ i[l, \lnb fomit ben 2ß ie~ er' "alie IJt .tmJtus~ tlIit ~ er .ma l u rm.iffrn fd)0ft, ~ e. aufbou ~inllert, oU~Jumeqen. e 6 . V.rtra ulic b. I.h B<> hr i ft . Bcrlin,den 7 .0ttohn 1 9 ~ '. er""elle ich zu ,~b8chr1 tt t tltlo;. lIbor besondere go l""erte Ei n.zelfU le berichten . Jch halle Ve....nluftUrlß, dar..uf h1nz""e1 ..en ,d.. S Z" r Z.it G,>"tdn ..chaft ..nhen IUld 1nehe..OMe.... -rs llde.. b ,hrhn ..Oll Jugendlichen ne.ch de.. ;." elan d. a ue euJIenpol1thohe n Grllndcn nicht enruneeht .ind . VOnlch=l1e h lI:11t d i u t'llr 0118 yon Jtld1aehcn Gemeinden u.nd V" rhAnde n org..nh 1a r ten Reh e n "On l1ndern 1n "olehe Ulndor,dle du Zen t rulll de r an U deu h .ehen liehe behe rberg en, 50 18t n...e ntl1eh e l ne Ent ee ndung JÜdische r !':1nder .". ErhcI ungnweckcn ""ch der :rec hcc hed o,,_ ke1 ,Polen Wld Dlirle""'-rk " .Z t .nicht ""8~ill:' t.h gccignctca Il1t t el , ,,,,, derar Uge Rehen zu unte rbln.. den ,wird von:.chlol1eb 1n Fr age kemmen,den t.nt I":l ll'otcllcrn d1c :.ueatcllUrIß Von S<.amollieten 8..1$ Pnlleraa u gcm4ll t 62 l'nBb. ot. ivorgl. r.lleh die Erg . Best. ln n" di ...er Vor"ohrt tt } =01 dic Er to11""8 \PUn Siehtve rm.rken t od!! der Bckacht .... " e!l= ..001 1..• prll 19" ocer.r S. l60) zu u noc1gern. J eh e r.uche .rgebelUlt,h1en:""h d i e Pe ll-und Sieht ....... mer ll" lc~~" 1.': : . 1or .f ,,~ .:. } l>I'lIwtl ' l1 cg H er aU " z"iiT80h o - Plr, oon • d1l u U ,. ~ .•ha 30. JLb.u r 1933 du Rti ob!g. bh' .. r a n n hhlll - . ion_ I _••••.. •_ • • • " lI.d . 11' r.I- ., '. ,.. ')"" '1" Zu rh1oh'll 'l'tr.. h 1&1 ....u rd, " d lll lIIct-t.1 1;11 ~ ,- ..- . , ,- . -- . . , . ~ .. , ' .• ; , ~ . " ~ ll1>er d i. ' b.' Su 1rt 'Jo rh~ t4' II.' 1l LOgail.:i',-ulld n~r II.Dl ... • • " . . y , ' ... :~;~ _1l111oh. r J.u1tfu·l1"8 ~Il Vorii im4 '1I.1ld IUtgU . Ju o dll.: U- . ,.' ." .'~. .; .,;I; ! ~, ' .~ ' , , .l '. ,jiJ • ,<.:':;"'.1 " 7. November Bürgermeister Beekmann legt wie gefo rdert die Liste vor: "Anliegend überweise ich die zu nebenstehender Verfügung geforderte Nachweisung. Personen, die seit dem 30.1.1933 das Reichsgebiet ver lassen haben , sind hier nicht zu verzeichnen. Ferner sind Logen im hiesigen Dienstbezirk nicht vorhanden." ~2 151 Chro nik . . .1933 152 Ch ronik . . ./933 153 Chronik . . . 1933 12. November Erneut "Wahlen" zum Reichstag. Hitler verbindet damit eine Volksabstimmung über Billigung oder Nichtbilligung seiner Außenpolitik. Die Wahlbeteiligung liegt bei 96,3%, davon stimmen 95% mit Ja und nur 4,8% mit Nein. Wie dieses Wahlergebnis zustande kam, zeigt exemplarisch ein Brief des Arolser Ortsgruppenleiters Sponsel an den Vorsitzenden des Vereins ehemaliger Schüler des Realgymnasiums vom 4.11.1933. Nachdem er die Bedeutung der Wahl be- schrieben hat, folgt die unmißverständliche Aufforderung und unverhohlene Dro- hung: "An Sie als Vereinsvorsitzenden ergeht hiermit die Aufforderung, Ihre Ver- einsmitglieder auf die Bedeutung dieser Abstimmung bzw. Wahl hinzuweisen und diese zur Abgabe ihrer Stimme zu veranlassen. Der nationalsozialistische Staat verlangt von allen Volksgenossen, daß sie ihre Pflicht erfüllen. Wenngleich das al- te Wahlsystem seine volle Gültigkeit behält, werden wir uns doch diejenigen mer- ken, die einer Regierung, die nichts kennt als Deutschland, durch Fernbleiben von der Wahl in den Rücken fallen. Ich darf wohl von Ihnen erwarten, daß Sie Ihre Vereinsmitglieder restlos zur Wahlurne bringen." Der Vorsitzende versichert darauf, daß sich die Vereinsmitglieder vollzählig an der Wahl beteiligen werden.53 16. November Der Landrat reklamiert das Verzeichnis des Arolser Bürgermeisters vom 7.11.1933 über die jüdischen Einwohner. Anscheinend sind ihm bestimmte Gerüchte in der Kleinstadt bestens bekannt, weshalb er präzise nachfragt: "In den auf mein Ersu- chen vom 31.10.1933 - 1.5426 - erstatteten Berichten sind nur Angehörige der jü- dischen Religion aufgeführt worden, aber nicht eine Person anderer Religion, die zweifellos jüdischer Rasse ist. Ich bitte bei Ermittlungen solcher Personen von Fall zu Fall zu berichten. ,,54 27. November Reichsminister des Innern: Die Aufführung von jüdischen Fest- und Feiertagen in Behördenkalendern ist verboten.P 6. Dezember Frau Frieda Katz aus Arolsen eröffnet eine Damenschneiderei in der Bahnhofstr. 2956 154 ';: ie:W.,.. - Chro nik . " "1933 I,.155 Chronik . . . 1933 16. Dezember Buchem,pfeh lung de r Waldeckischen Landeszeitu ng zu Weihnachten : "Volk und Rasse"s J'w!'!l.·'" ~"- r' ,..... '.. ~ - -.~ ."; ~i.~ ,, ' t'. r.) .~ -.,., ..... ~::'_.\o-.~ -; _ ;~ ' ~ t,;4F\.,-t\ Y, •.• , ~U! . "Dolt unb lt aIJt. . ' e' ~ito~'i Un ib :;~'~~f~lr~~ 7jt ·6·t"le~mltr : ' (i~'iun iBj =;;D~n;~eln)a9.Jttl1 en tcun ober .nid)t, bo .~ · lI~F~:~.~:· p1a ijt ;,-o.!l ,,~e r. ·,~n l<1.~~ ~::: ~bfr cü e ~1Jl«J t ; .u~, nld;ls;:werm,;ble 2(!:lage ,nld)t (lU~ 1lcl:\ut.t ' ntd)t ogepJregt, ttld}t {l~u{'t :..mlrb. j;· lt~~'Jt"! 46;818 12 I1l1\~,4 ' ~S itmPlhOl i~ 'llonn, 11 4 '1'(0),"4 8 411!H 614 471 3 11 11 11 54' i26 n"iloQ jl !:> 3o!lonno 11 4 l!l 46 11 21 1341", 1I ;'5' 127 Eo"nob. 16 !In"n;.1 8 b iS 41;, 7 ~ 9 14 28 ,1' 1I !>"" tl8 €abN I 51. ,,"UIi. ll.I_Ia. 0lI0. l. !ho." 1- " 'toll"ll' el l' !lRi... '.nnloQ 117 3. tl btltnl 8 111lS 461c f, b n ~ljr ~ . 11 56' !@f J -U. 51' :DI:'!.~ !IlanloQ 18 (!:~I;~OP~ 8 11 5 46 9 !l81 11 4:; 11 S6": Jltu !" onO ;JU _ 'Di,n'IOQ19 C"A"TUI 8 1 15 4, 10 2. 18 1l8... I1 M' J n·B 11 ,1>d ~,tlIOQ dj 20 4. CU"ll mbrl fllOn.!lIHQ. 10 49 10 11... J I f>7' 2 4J1 ~1 !l ! 139 I1 .\8'~ 3 filfil"Q 22 !5r.t. 0 ITiU i " :';I ~inlfl."n!.X I ' 5il' .... 2 1 U. 6 ' Jn 4 foU € onn.6 . 23 X~ga6.rt 8 9jl ;, 49,11 :.191 - )( 11 !:>9' J H1Tjlt ' ::l3ierl. 5€o.6bdl 51 . ;}.tI- I, I' n. h . ''''l '.' , 1.~lt f ~L " tRi.. €o ,,"!oQ 114 4 . ~O~tnj III 101lS ~ 9 11 40~' 0 211] I1 !i~'1 • 'iJlonto9 12!:> crbrilllQjl II 10'I S so11 sa I 3!1i~ 12 (I ' 7 7: ilnMo~ , 16 :1. G~rijlj49 8 11 I r. 1>0 It , !!l61:S 12 O'~ hilb 8 'iJl ilh~od1'27 ';)o~ . ~oo "Q. 8 1IlS 61 12 ss 4 12 1:S lt 1'1 s 'Donn. . 118 Ilnldl. .lI:inbl. 18 1I 1!l b! 11 ~ !l 26 1:S IZ I" IOiloflln. '8 lf, nn; t.~ ~'93anotbon 8 11 1!> !>31 3 23 6 36n 12 2' 11 [;)nulol. i30 'lJooib 8 11 I!> S4!" 91 181 II 12 t n 1 2 Eo~bol 53 . ~.l " U-tl-) bie 60ftlll 1lti4ll. !Ili.l goioQII. lIllniQ Q.!ons· "; I .... C" ), ~I.I ,... !(l'11 ~.~GT< 1. lIll"'Q lI<' ~dnbln; .4u ''''Ildn • .,o n. • .,.. . ...,1: !l i.l Ql,fjrn. nidjtl Q.m"fl; _ 6i"b bui o"Qlbliri-.t , MI' - .... . . I .. M: ' . 818.1g , Dl mli eb 1. ) , • • • U Ul LO.. eIl8t., l . ( lit "'D~&ktu f .lr e aS'. , ob lrt ), 2.) , a• • Sa r i Iit z ( wi e vor) . 3. ) 'u. Ku Kl ts (F r e r4e - v.Rlad"le t b ...,. 41ung) . 4. ) fte ...t .....r l'lo t:l" rt ~hö.ll e tl4t . 5.) ReAt.arl. _•• Kl . r l Sch~ rm lnA • , e, ) • ' r l . J'r le41 .I.11 t:l e~. Bl 1 Eade o.~ e.t:ler 1'.".....1' .~aer ­ 4e. <1 e ,. lt. " ra lll ll. Kor 1&' lt"t. l1a I n.- b " be r a lDe . lit '.II u rlkt ~r.. a r e . .. e e chlft l , 111 "'l"Olee ... u a l a d d . «"ta bitte e 'lhn t. 1.11 f rOh e r " ... " ' h f"' ''' u.llh r wtr t e ':lb d t- U ebell S , h w-ler1 s:kdtu , .I " t lll;' f'l a .cit ltlur br in 1;iru[tt (lr l i rll ,1mb !ßul!.1ilJfdn bre AilM. rridjtn '!Ill tun(,mrn llrb rr ~l , ~ t&'~t ~t l1Jirflt mnfl lliritli ··' ff il ll i !ldtllt ll ~nbrn! 3)n ~1l l'tn'" fl [ O ~t lPotitmj. . -~ ll rn mm: , :" S onntnlt undJuti tt nll ~ \lQm:li~~~ Uilb I ' : ;Jugcl1~· .. ' • ~Orflell ul1g. (~lll,llrd.'\rA tri ,~~[;' ~ rn I1IIU~ 'l.._~~•• 31"tllrr_". IßJA . 163 Chronik . . . 1934 15. März Am Arolser Bahnhof wird eine Viehhalle eröffnet. Die Initiative ging von Landrat Marquardt aus, "um den Handel von Bauer zu Bauer unter Ausschaltung des un- produktiven Zwischenhandels damit einzuleiten". Im Beisein politischer Promi- nenz (u.a. sechs Landräte der Nachbarkreise, zahlreiche Bürgermeister, Staatsrat Gauleiter Weinrich und Landrat Marquardt aus Arolsen) gerät die Einweihungs- feier zu einer rassistischen Demonstration. Kreisbauernführer Kramer aus Leibach "ermahnt die Bauern, dieses gemeinnützi- ge Werk zu unterstützen. Es dürfe nicht mehr vorkommen, daß ein Bauer einem Händler die Hand reiche, der dieses Unternehmen sabotiere, es dürfe aber auch nicht sein, daß ein Verkäufer beim Handel versteckte Fehler verheimliche. Reel- ler Handel sei Grundbedingung für dieses Unternehmen. Alle Schädigungen müs- sen vermieden werden. Auch der Händler müsse noch seine Verdienstspanne zu- rückstecken. Noch einmal mahnt er, alles Vieh jetzt hier in dieser neuen Viehhalle zum Verkauf zu bringen. Die Unterstützung durch die Viehverwertungsgenossen- schaft sagt er zu. In Verbindung damit gelte es, den Hof zu säubern von den Juden. Die Juden dürften auf den deutschen Bauernhöfen keinen Zutritt mehr haben." Mit gleicher Tendenz spricht Ortsbauernführer Bangert aus Helsen: "Empört wandte er sich gegen diejenigen, die heute das Vieh nachts an den Juden verkau- fen und aus dem Stall bringen und damit das für die Bauernschaft hier geschaffene Unternehmen sabotieren. Von der Bauernschaft verlangt er Offenheit, Gradheit und Einigkeit." Staatsrat Gauleiter Weinrich verweist auf die nationalsozialistische "Bauernbe- freiung" , die den Bauernstand aus der kapitalistischen Wirtschaft herausgenom- men habe. Gegen Widerstände in der Landwirtschaft zitiert er Bismarck: "Dem deutschen Volk müssen die Wohltaten aufgezwungen werden. [...] Auf dem Weg zum Ziel gilt es auch, die Fehlerquellen auszuräumen. Hier stoßen wir zunächst auf den ewigen Juden und Ausbeuter der Bauernschaft. Wir wollen den Juden nicht fressen, wir wollen ihn nur zum Arbeiten zwingen. Was bisher der Bauer im Schweiße seines Angesichts erschafft hatte, nahm der Jude spielend und mit gutem Verdienst weg. Es geht vor allem nicht an, daß Bauern ihr Vieh jetzt nachts an den Juden verkaufen. ,Sabotiert nicht den eigenen Schutz, die eigene Einrich- tung!' ruft Staatsrat Weinrich allen Bauern zu. Hier in die neu errichtete Viehhalle muß das Vieh des Bauern restlos hinein. Hier lernt der Bauer auch sein Vieh selbst abschätzen. Wer da nicht mitmacht, stellt sich außerhalb der Volksgemeinschaft und wird als Aussätziger behandelt. Er nannte einen Metzgermeister, der in die- sen Tagen gemeinsam mit einem Juden in Külte Vieh aufgekauft und damit be- wußt das neue Unternehmen sabotiert hat. Dieser Metzgermeister hat sich damit selbst ausgeschaltet aus der deutschen Volksgemeinschaft." "Landeshauptabteilungsleiter Pg. Patry erinnert in temperamentvollen Worten an die dreimal verfluchte Vergangenheit mit ihren liberalistischen Erscheinungen, und sagt dann u.a.: Den Juden können wir nur bekämpfen, wenn wir Bauern den Juden in uns selbst tot schlagen. Der Bauer hat heute nach dem Willen unse- res Führers ganz gewaltige Rechte, er hat aber auch doppelte Pflichten zu erfüllen. 164 Chronik. . . 1934 [...] Oberster Grundsatz sei hier immer der Wille zum reellen Geschäft, der Wille, sich loszureißen vom Juden und von jüdischem Händlergeist. Diszipliniert müsse sich jeder unter- und einordnen und geht es nicht freiwillig, dann muß es durch Zwang erreicht werden." Landrat Marquardt aus Arolsen beschließt die Redebeiträge mit einem Appell: "Der Bauer ist der erste Sohn des Staates und somit auch der erste Diener, der die höchsten Pflichten hat. Ich bin gewiß, daß ihr euch diese Auffassung zu eigen macht, denn Ihr waret die zuverlässigsten und treuesten Bataillone, als es darum ging, das Dritte Reich zu erobern; Ihr habt der Winterhilfe zum Erfolg verholfen und habt die Arbeitsschlacht mitgeschlagen; Ihr waret da als es ging, dieses Werk zu schaffen. Ihr habt euch treu in den Dienst der Sache gestellt. Den Waldecki- schen Züchtervereinigungen und vor allem auch den Herren Welteke und Tier- zuchtdirektor Schwarze gebührt der Dank des ganzen Bauerntums, das hier sein Vieh zu handeln gedenkt. Es kommt heute nicht darauf an, daß das Volk alle Maß- nahmen gleich versteht und begreift, es ist allein wichtig, daß das Volk die Absicht der Regierung erkennt und diese rückhaltlos unterstützt. So ihr Bauern mit fana- tischem Willen unter dem Zwang eurer Sendung und Bestimmung daran geht, so sprengt ihr die Fesseln des Judentums, des Giftes im Volkskörper und werdet wil- lensfreie Bauern. ,,7 23. März Der Direktor des Realgymnasiums teilt dem Herrn Oberpräsidenten der Abtei- lung für höheres Schulwesen in Kassel die Ergebnisse der Abiturprüfung mit: "Unmittelbar im Anschluß an die mündliche Prüfung wurde von dem R.P.Ausschuß über die Geeignetheit der Prüflinge zum Hochschulstudium bera- ten. Es ergab sich völlige Einmütigkeit darüber, daß hinsichtlich der nationalen Zuverlässifkeit bei keinem Prüfling Bedenken bestehen. Die beigebrachten Zeugnisse drücken dies z.T. in der Form aus, daß die Schüler ,ihre Lehrer nicht im Zweifel über ihre nation. Einstellung gelassen haben'. Ich habe diese Feststel- lung bereits in der 1. Klassenkonferenz vor Weihnachten gemacht. Die Klasse hat vor 4 Jahren, in der VII, aus ihrer Gesinnung keinen Hehl gemacht u. sich durch- weg zur Nat.soz. Staatsauffassung bekannt. Wenn dieser oder jener der Prüflinge sich etwasmehr zurückgehalten hat - z.B. [...] - so lag das in erster Linie an ihrem Temperament [...] Die charakterliche Eignung zu der Bevorzugung der Genehmigung des Hoch- schulstudiums scheint mir bei allen Prüflingen vorhanden zu sein. Die Schüler sind die ,echten Waldecker' , im allgemeinen ruhig, bieder u. ehrlich, äußerlich viel- leicht etwas ungewandt, aber durchaus zuverlässig [...]" Es folgen dann Einzelgutachten über jeden Schüler, die für das damalige Men- schenbild aufschlußreiche Bemerkungen enthalten. Hier eine Auswahl: "Ordnet sich leicht unter; waldeckischer Bauernsohn und stark mit der Scholle ver- wachsen; er ist eine Willensnatur; ist leicht zu führen; ein wertvoller Mensch; war 165 Chronik . . . 1934 einer der ersten Schüler, der sich nation. sozial. betätigte, trat schon in UII offen für seine Gesinnung ein; zeigt Führereigenschaften; trat geschickt für die nation. soz. Sache ein; ist SA-Mann; willensstark, Begabung nur mittelmäßig, ist SS- Mann; als H.J.-Unterbannführer gut bewährt, hat seine ganze Kraft in den Dienst der Bewegung gestellt; sympathischer, williger Schüler; politisch zuverlässig; wegen ihrer schlichten deutschen Art sehr geschätzt. ,,9 1. April Erlaß des Preußischen Ministeriums für Wissenschaft, Kultur und Volks- bildung: Der jüdische Religionsunterricht wird nicht mehr subventioniert.l" Ein Jahr nach dem Boykott jüdischer Geschäfte waren Belästigungen von jüdi- schen Bürgern überall an der Tagesordnung. Dennoch blieben weite Kreise der Bevölkerung passiv. Die radikalen Antisemiten der NSDAP hatten wohl die Ju- denfeindschaft des Volkes überschätzt. "Die Führung der Partei wiederum konnte sich auch den offenkundigen Nachteilen derartiger Praktiken für Außenpolitik und Außenhandel [...] kaum verschließen. Immerhin aber hatten ihre Aktion und die im Zusammenhang damit erfolgten rechtswidrigen Maßnahmen einen Zu- stand geschaffen, der nach einer sogenannten ,gesetzlichen Regelung' geradezu schrie, und hatten so für die angestrebten Maßnahmen stimmungsmäßige Voraus- setzungen geschaffen. So wenig solche gesetzförmigen Regelungen jetzt und in Zu- kunft ,Recht' im wahren Sinne des Wortes darstellten, so hoben sie sich von den ursprünglichen Forderungen der Parteipresse doch durch einen geringeren Grad von Radikalität vielfach noch ab. Und dies brachte nicht nur wieder psychologi- sche und propagandistische Vorteile ein. Vielmehr bildete die Pseudolegalität des ganzen Vorgehens ebensosehr einen Wesenszug totalitärer Herrschaft, wie sie den unvermeidlichen Rücksichten auf die außenpolitische Lage und die Ein- stellung der Volksmehrheit in dieser Phase eines noch nicht konsolidierten natio- nalsozialistischen Regimes entsprach. ,,11 166 20. April " rot r .hUT' lsdr. t du [uhu dir rnl h I. 2742 • Chronik . . . 1934 Il..J. J"llbn r ll S.. . 167 Chronik ... 1934 "In weiten Kreisen auch des deutschen Bürgertums bestand wohl eine gefühlsmä- ßige Abneigung gegen gewalttätige Aktionen und gegen die Hemmungslosigkeit der antijüdischen Hetze der NSDAP, namentlich in ihrer Auswirkung auf den ,einzelnen' Juden. Was jedoch die sogenannte ,Zurückdrängung des jüdischen Ein- flusses im deutschen Leben' betraf, wie sie die Staatsführung offiziell proklamierte, so wurden entsprechende Maßnahmen, die in ein fadenscheiniges Gewand forma- ler Gesetzlichkeit gekleidet waren, nicht nur wegen der fragwürdigen ,nationalen Energie' des neuen Regimes ,in Kauf genommen'. Sie wurden vielmehr von anti- semitisch beeinflußten Kreisen selbst des ,gebildeten' Bürgertums auch für not- wendig, für vertretbar oder für tragbar gehalten; die Mehrzahl verkannte auch, daß sogenannte ,Ausnahmegesetze' das Prinzip der Gleichheit vor dem Gesetz un- tergruben. Betrachtet man die Folgezeit im ganzen, so verzichtete die nationalso- zialistische Parteiführung zwar niemals auf lärmende Demonstrationen und provo- zierte Zwischenfälle, geschweige denn auf Hetzpropaganda. Der Schwerpunkt der amtlichen Judenpolitik bis 1938 lag jedoch einerseits in der sogenannten ,gesetz- liehen Ausschaltung' der Juden; andererseits - entsprechend der wachsenden Machtentfaltung der SS - in einer schrittweisen, aber systematischen, relativ laut- losen, doch um so wirksameren polizeilich-administrativen Praxis der Unterdrük- kung und Terrorisierung. Die Gesamtatmosphäre wurde indes von einer unausge- setzten, amtlich geduldeten moralischen Diffamierunßund Diskriminierung derJuden von seiten der Partei wesentlich mitbestimmt." 23. April Vom 21. - 23. April findet in Korbach die Gautagung der "Deutschen Christen" statt. Unter der Devise "Mit Luther und Hitler für Glaube und Volkstum" erläu- tert Pastor Langmann, Reichsschulungsleiter der "Deutschen Christen" und De- zernent im Außenamt der NSDAP in Berlin, die Position der neuen Glaubensbe- wegung. Aus dem Bericht der WLZ: "Pastor Langmann grenzte zunächst die Stellung der Deutschen Christen ab gegenüber der Auffassung des Pfarrernotbundes. Die Auf- fassung des Pfarrernotbundes, die Kirche wegen ihres besonderen göttlichen Auf- trages abzusondern von Staat und Volk, sei unvereinbar mit den volkskirchlichen Grundlagen, die im Dritten Reich maßgebend sein müßten. Dabei betonte der Redner, daß die Deutschen Christen mit vollem Ernst Glieder der evangelischen Kirche auf der Grundlage von Bibel und Bekenntnis seien. Sodann grenzte er die Deutschen Christen ab von den neuheidnischen Bestrebungen der sogenann- ten Deutschen Glaubensbewegung. Mit dieser verbinde [sie] das Bekenntnis zum Nationalsozialismus und die Forderung artechter Frömmigkeit. Sie seien aber von ihnen getrennt, weil die Deutsche Glaubensbewegung das Christentum als nicht der deutschen Art entsprechend ablehnt. Die Deutschen Christen vertre- ten demgegenüber das alte Evangelium, aber ausgeprägt und gelebt auf deutsche Art. Der Redner entwickelte dann die drei Grundforderungen. die stets, besonders aber für uns in der gegenwärtigen Neubesinnung für die kirchliche Haltung not- 168 Chronik . . . 1934 wendig seien: 1. Anerkennung der schicksalhaften Notwendigkeiten, die sich für ein Volk und für dessen Volkskirche aus dem von Gott bestimmten lebendigen ge- schichtlichen Augenblick ergeben. 2. Beachtung der artechten Möglichkeiten, die sich einem Volk in seiner von Gott geschaffenen Veranlagung aus Blut und Rasse fürseinen religiösen Stil als echt ergeben. Die evangelische Botschaft gilt für alle Zeiten und für alle Völker. Sie muß aber als artfremd erscheinen, wenn man sie einem Volke in der Form und Glaubenshaltung eines andersartigen Volkes darbie- tet. Luther hat das Evangelium aus der uns fremden jüdisch-griechisch-römischen Form artecht eingedeutscht. Unter seinen Nachfolgern ging diese Einsicht verloren und wird nun von den Deutschen Christen in nationalsozialistischer Haltung neu gewonnen. 3. Anerkennung der geschichtlich-übergeschichtlichen Wirklichkeit, in der Gott durch Christus mit den Menschen neu sich verbunden hat. Es geht nicht an, sich aus den eigenen religiösen Empfindungen und Teilansichten eine ei- gene Religion zurecht zu machen, während Gott nach seinem Willen durch Chri- stus die Kirche begründet und in wechselnder Gestalt durch die Zeiten geführt hat.,,14 23. April DerLandrat des Kreises der Twiste setzt die Bürgermeister von Arolsen und Men- geringhausenund die Gendarmeriebeamten des Kreises in Kenntnis: "Das Gehei- me Staatspolizeiamt hat den Bund der jüdischen Arbeitnehmer mit seinen Unter- und Nebenorganisationen aufgelöst und sein Vermögen beschlagnahmt. Ich nehme an, daß örtliche Organisationen dieses Bundes im hiesigen Kreis nicht bestehen. Andernfalls ist das weitere zu veranlassen." Die Ortspolizeibehörde recherchiert, kann aber in Arolsen keine Mitglieder aus- findig machen.P 29. April Bei Firma Schwerin in Mengeringhausen sind sämtliche Schaufensterscheiben ein- geworfen worden. Ermittlungen der Polizeibehörde nach den Tätern bleiben aus. Stattdessen richten sich die folgenden Untersuchungen gegen Herrn Schwerin.l" Chronik . . . 1934 •• ... \, d~1l Her rn ~,,,,drut i n A r 0 1 s e p. Ge s t e rn llIO r r en [ <'!c e n Y2 6 Uhr melde t.! mi r der (;" 8_ , o1ar l:le rie ohen :.oc ht llle i llte r ~ i e{::.r.o1 , d a :. a O[.io t liohe , 3<::hnur~n_ "te riKlt, ~ lb ..n d" r Fa . :;" I.w..r 1r. ~1t !1 Ils :l1t l>t -]1n"n e i l g" worr..n 'Ilcrd..n ee t e n .ne r Z.. 1tpur ,io ll au cb in der" .. l1 ,,, .. .. ""ht e i n unhe l ""cht.. t e ll :. t!t lO- -du ra h S,c i b ",,,örd e v""langc n """'8",da"' '' " r . ""UlII Fenll'te r sohe i hen aobul d ulS OÖ81 1011. w1..de r einset . "'n 180"" • • eo ., e r s1c h nt e r ..u " "'i.l:: e r e,w"rde dill lol i " " i v e r wo l - ru r.c ihn h1e r . u .~ lngen • ./'/ ~I''' o , '' . · , . Du 8C1rlll.'r lll ci j·' ~ '; ~ ~ "" lk"w~r. Es folgen Befragungen der Nachbarn durch Beamte der OrtspoJizeibehö rde. Sie betreffen allerdings nicht die Zers törung der Fensterscheiben und damit die Auf- klärung der Sachbeschädigung. sondern die Haltung Schwerins nach der Tat. Auch Frau Löwengrund von gegenüber wird vorgeladen und verh ört . Man will heraus- bekommen, ob Herr Schwerin beabsichtigt. den Schaden reparieren zu lassen. 171 ,L • 1) Chronik . . . / 934 lol enger1Jlghau ...... n , d en ' . 11.1.1 ' 4 . If ahb ,, 11Ier t e le" hon h c hen Rttckf r"ge b"l $ch.....r1Jl wurd" ml r v.. r s l c h&r t , da B9 gest .. r n ml t tag .. ln arll1Cher V.. rtreter aus Ble Ief el . z: ,;.. -4~ ~~ ,.!;~~ ~.y~~_ '6<>. df/~ "" E,r....v"·~ - ,;:;.. A .";;.r-;><4- cL~ ' ;;~.~-~/ .... ~~~ -',k ~' F- ch-~~---""/ A. ~~ ;1" -,(',4'-, -'=- - ~;;:,~ t' . ~ ... . ..." ... 1;/~ .p-r-~ '7" > .-; ...~,.: ~ o/...,?<-"-"~ l" p-. ,4 ~'- /c: '. -0/~ .v" '" ... ud?<. -_.~ _ ,w. ..t...L. ..,,p/ .1~ M / b" 173 174 Chronik . . . 1934 " Chronik . . . /934 schwenn Sö hne --_.. .. '''--~ - ---- •.., . ·b' " - -~ . .. ... - Ho,", ::-'- - ... :.:= .'''... ' .10 .... 1 ~ ~ • 1 ~:.-:. : - -"- _ , ll MAl _ •• " .. , . ..r I"" " ou u Jo _ ...- , • •• ' " .. up ,.. 3, ." , " •• . Am 2. Juni wird in der Stad tverwalt ung folgende Notiz zu den Akten geleg t: .Schwen n hat seine grossen Schau fensterscheiben inzwischen eingeset zt." Hans-Joachim Schwerin, der Sohn des damaligen Eigentümers, schreibt " Ich erin- ntrf~ mich daran, daß 1934 drei große Schaufensterscheiben kaputtgeschmissen wur- den. Das wurde nachts von Sturmtruppen gemacht, und es wurde gesagt, daß keiner aus Mengeringhausen dabei war. Einige Tage später wurde ein Schild m it einer anti- semirischen Parole aufgestellt gegenüber an der Ecke unseres Hauses. ,,20 Auch vor dem Geschäft der Familie Meyerhoff gegenüber dem Bahnhof in Men- geringhausen wird in dieser Zeit ein Schild aufgestellt. Darauf steht: "Die Jud en sind unser Unglück." Gauleiter Weinrich halte am 15. März 1934 in Arolsen gesagt: Wer bei Juden kauft, ~ste l h sich außerhalb der Volksgemeinschaft und wird als Aussätziger behan- delt.,,21 Eine Fam ilie aus Arol sen bekam die Wirkung dieser Worte bald zu spü- ren. Nach der "Aktion" gegen Schwerins wurden auch deren Kunden unter Druck gesetzt. Eine Betroffene: ..Meine Eltern waren mit den Schwerins bekannt in Mengering- hausen und gingen öfters hin und kauften da. Und da ist die Hitlerjugend hinter denen her, wenn sie mal zu denen gingen. Sie konnten schon bald gar nicht mehr hingehen. Dann wurde die HJ hinterhergehetzt. hinter meinen Eltern her. Dann haben sie ja hier auch ganz groß an ein Tor geschrieben mit Farbe: ,E.'s sind Ju- denknechte.'22 Am Vorhof, das ist so eine Schmiede gewesen, da war ein großes Tor. da stand das. Weil meine Eltern bei Juden gekauft hatten und nicht in der Partei waren. Ich war auch nicht im BOM." 175 Chronik . . . 1934 29. April Als Vorfeier des "Tages der nationalen Arbeit " richtet die NSDAP-Ortsgruppe Helsen-Massenhausen unter der Dorflinde in Helsen ein Platzkonzert aus. Wie ge- wohn t, wird auch diesmal ein geselliger Anlaß zur Propaganda benu tzt. Unter der Übe rschrift "Deutscher Tag in Helsen'' gibt die Waldeckische Landeszeitung die wichtigsten Redebeiträge des Hauptredners Sempf wieder: "Von vielen Seiten, vor allem von dem Judentum, bewußt gewollt und von der Re- gierung geduldet sei das deutsche Volk klassenmäßig verhetzt worden, der politi- sche Liberalismus habe mit der Klassifizierun g des deut schen Volkes durch das Dreiklassenwahlrecht diesen Verhetzungsgesängen einen vorzüglichen Resonanz, boden gegeben, und so hätten sich Gewerkschaften und Marxismus zu üppiger Blüte entwickeln können. 1914 sei noch einmal die Möglichkeit gegebe n gewe- sen, das deutsche Volk wirklich zu einigen, aber Standesdünkel, der sich sogar in jeden sichtbaren Äußerlichkeiten breitgemacht habe, habe das verhindert , und nach dem Kriege habe das Judentum, das den üppig ins Kraut schießenden Partei- en die Programme vorgeschrieben habe, dafür gesorgt, daß nun erst recht ein Volksgenosse gegen den anderen stand. Endlich wurde der Siedepu nkt erreicht, und da zerschlug Hitler mit harter Hand den so sorgsam geschnürten Verhetzungs- knoten und führte das deutsche Volk zur Einigkeit zurück.,,23 15. Mai Vor überfülltem Saal redet Ga upropagandaleiter Gernandt in Arolsen "gegen Meckerer und Miesmacher" und lobt die "Befreiung des Volkskörpe rs von allem Fehlerhaften und allen Schädlingen" sowie die ..Säuberun i des Deutschtums von allem Jüdischen", Er erntet dafü r "ungeheuren Beifall,,:2 ...., . ~ 'äro lftn, 17. !IIlai. 'ifm 1lirn511lga brnb r ,l1 r 'ifbar t ·oon !ltr id} nid;ll gefolllmen wä re. Sie ~iiHen rein gtgongtn leien, bie 1,I 0t uni lag en; bie nod) unI EJI.l erl l llUt11 lluf ~in :Dritte ~eillj, meil [le oul1) . t ommt n, !)oben 'iln fpr urIJ lIuf blli, lllOI mit libt l' \' ein I&rlrollen auf fidJ !elblt l)älten . tI~ t üe- r'.l>ITI~n qa~n . !lUI bit!tr :to.t\<:ldJr trBttu '·l ungi ll\Ort lei, bell :lag 3U genieflen; 11e feien !ld) Illulenb $ flid1t en. 1l o~ er wat bie tr Itt 1tl 176 Chronik . . . 1934 Cu 9lahonallOJialismu.', een !601hgenoHen ,!!rbeil au geben. Dobei [ei nid}! be[Ummenb, ob ,.man Cabei reilf) werbe; ete 6 dJGlfllng een 2tl'bfil~~ nb bamit einet ~ebenS$llmtn el bal1lrimilu . l :ttjl eenn aUe i~ [ !arot ~iitte n, tönnte aurl;J ber ,L'ebenli!tanÖll rb . a Umiif}lidJ goe~ obe l'f 1Der~n , !l\ebner [lrtiltt nur bie l.! ti ttungen bu 9lational· 0aiali,mul' In ~m eruen 3a~r e [einer f)err· !C1laft; bie [eien belannt, 3ebenfaU. , [ei ' e ~r O_,rle. anbtrJ gtlDorben. m tnn b:c' nad,! .alDrd lI,nb '5e[timmung 'ni$ überall beGr~' en .lDurbe, lo :l~! ,bOI gleid)güll\g; bu 'lational ~31 !l:.~J~UJ , ~ab l nie nadJ 1l0pularilillgejtubJ. , . , tbne~ gl.ng bp.nn auf einige, !mneuen tReidJe getroffene IiJn-~ lld)tungrn em, gegen bie bte !I1hd' erer rldl 'bi ' IOn~eu menben. !I1llt i ~m ll~ro ( e oon ber t!lebe ~um 'läll]ften gingen [le an gegen ble ~( . I j:trbungen aur lBelunbung bee beut!d)en !!JoU.· I f(irperl. !!.\los [eber (!drtner unä jtber ~anbrJ irt ',/rinem ~tlrlebt 01. tim 6 t l!l[toerllänbtldJEe il an ehe, oerll o~ e nad) i~nm gegen !lie .l! irbe 3um ~ö.lf)[ten, nilmlirlj bie !Befreiung bn !Dolr. tör· pers ecn allem fje~ln~a[ten unh euen S rl;läb· lingen. !tu! ber[elben ßini e liege Me S äuberung brl Deul!d]tumJ DO n alfem JÜbi(d],e.n. !(\Jer ~e 22. Mai l1 irljt O et [tt ~ rn mG11e, ~ab e leine 2lljnung een tm !Bebeutung ber 2lrtrein~ei t eine. moltu. (!i ge~e nun einmal nid)1 in erjter ,(linie um ba. lo3 0 ~1 bu Q::in Inert, [nnöern um bai ber Qle· fam ' ~ e i t .8u· 6d)luB erörterte !llebner, mie gegen bie !mit arlje r oOT3uge~en lei, 3unäclJft mülle oerludJ t , ~ er b e n , [te llurd) gulmutise '8t· ~nnblung auf ben organijd)en !IDeg 3u lü~Itn. 6 ei ba. nid]t möghdJ, öarm ereüruen (ie ba. !fled]t, irllenbroo eingtliefn t ~ ll merben. ~eb~n· f~ ll! mülle lllti! merbe bas b~uljd}e !l3olt Don ibnen ee reil rcerben, Unb eer bauernb eus bem ~ eHig e n !ll~l)t~mus öes lleutldjen !l3olfs· lebens lJtrausbrt dJe. möge lid} fürd)ten OOI ber !l\ari)e. !ln !naliono.lIOliolismu. werbe jeben· lalls unbeirrt [einen !IDeg ge ~en. itu f biefem mltge ~abe Ielner ~ u fragen: !IDonn tommt bo.!, unl) worum tommt biej? (fr ~abe JU arbeiten. - Der gebontenreid)t unb mil gIo~ er 'llbge· lIiirt~e il gebotene 123orlrag, OU5 bem l}ier nur bie .l) o up t g~bontrn lDiebngegeben merben rann. l ~ n, töfre einen unge~eu ren '!Ieifalf aus. :Der (l} ~ (a n g be• .l)orft·!IDeffel.,(l iebU IdJ loB bie rr · h benbe !llrranftoltung ob. Der Preußische Minister für Wissenschaft. Kultu r und Volksbildung legt mit dem Vennerk ..Geheim" fest: Jüdische Schüler können keine Schulgeldennäßigungen mehr erha l ten"~5 11. JunF6 I ' e _ . ~eolle ll, ' 13. ~uni: . · 3 n ',einem' !l3 '0 r " !liane unh bn !Blule. Hi lll fidl tr in gelunbes Ir A9Ja b en b b u 0 fI. Br u P P '-,in 0 l i 6taal.me[en aufbauen. t!oTllm * ble IIrb-11 n ber m6 .t) t! ~ fprocb 'qm !IJlontag 'obinblbiolog,le, ble bie !lBrllugabe bu ßebrns ~ n neu. ;bor DollhJeblem 60alIm !8erOi[rlJ lin'? of, ,~ i eli 3n~ l ullrn r n unterfucbl, unb ble ber natlona(.o~a, !lr. !eil n 1n g lIbu !Il loge einn gt lunbu\ ber 9l6ml.~ gelrtein~m mit btt 6&l illitll'tolono ö!lIl1 llmefenl . O~ne ble !}h lntt~all un g Mf ne im '!Iti}örbrn1}oU' (!Regiwlllg} rift Eip r e cl) . j In Chronik . . . 1934 u n b !D e r {c m rn I u n Ii s ~ i rn m e r eingt rit'!l" p e abgt 1)41ten ee rben. !lort flnb aull] aPlt ~ tel ~abe, in oem 6i,unl1en OCPl1 tlelnn en !trei\m nan3ielten !In gtftgtnbeiten mit bern !taf[t nlllalt unb i t b e n 6 e n n n b e n b otln 16-19 IiI1r 3u erlebigen. • abt nbi 6 p rtdlfl unb e n ber O rt5g r u p . 18. Juni Landrat Marquardl schüchtert die Bauern in Wetter burg ein: Wer sich "den Ju- den" nicht vom Halse halte , komme in die Acht?7 • ~ettuburg, 20. 3uni. 21 m '.montagabenb meer gen .ljimmel labtr l. Uniere 2lufgabe ill u ~alle cte Orl~grupp ~ ~( eu .~triri) 3U etner mer- nun, bnjür Iu fargen, baß biefe i)'lamme ni~t [urtunluug im Saale bu f)enll .l\ubau pl, !lBet. erlild)l. ' tcrbll rg, eingeloben. Der [telluertr, Ortsgruppen_' Denn tem 'Pg. 9Rarquarbl auf nte !Bauern le:ter, ~g . i) . 6 i e b el, eröffnete öle tle rlamrn· 3U lpreftJ en una ermal} llte Dar eüen :Dingen ge- h lllg nnb u ,teilte berri i)auptrtbm r bes !lIbenbs, rabe [ie, oem 3 ü\lu r banfbar 3U fein [ür bas, ,~ g . ~ a r q ua r b t , bas Wo rt. ll1as er für [ie getan \laUe. I :! a n b r a I !In a r qu a r b t [teUte firi) 3U· !Rebner berül}rte bann ouri) bie tler \löhnilfe nM~ . 1 ber ;, Rreis[d)ult ill~el1geringbou(ul, li rr id)tung ~intl ~. • 'Jlid)t oitfe .l'!:ananen, fa fil~r !t b~r 11l:tbner ~allern·!)ad) [djul(, 11l:eid)s·21 11 tobo!;l n ulm. mer aUlt lanbun ein einigt5 !DoR bilben bit5tärte : allem miu er nodj einmal elnbringlidj l)ie !Ball' ein:s 6toale5; ' mir :Deu!!dJe würben unter ern auf 1>ie errid}lele 2Jie\lbaUe unb bie 1Ciel)- 6d} iotjal [elbft beftimmen unb uns - nilt]t ·oam märtlt in 21ro ll~ n \lin unb erma!;l nlt fit gonj tl us lanb bereinreben lalf ~ n ; roir miirben au~tn- ! bt[on~tn, [Ki) ben 3 uben tlom f,l o l f ~ ~u !;IaUtn . politifd] \0 l}onbeln, mie es ti nnn 7().lJ)lilliont n-, :Der 23auer . b raud}l ~ ben ~uben lebt nld}t me~r, !Dolte 3U iime. l! r tr innHlt an b~n 'lIus trit! aus ' H [oU~ bOflir lorgen, bab unter einon bu wiebelI b ~ rn !Dölte rbunb unb Cl n bie ungebellre !l3eran!. !D ertrau~n bod) tärne unb unlrreinanbtr ein, mar tung, bie ber ~ii brer bam it oUf 'iidJ ~narn' ~brlid) er !)a nbel gelätigt mtrbt' rÖnM.•~' ! men biitlt . !IDir !önnten aber b~m übur uno loiirbe ba~ in tamm~n. ba~ be r !Bauer, ' ber bel>i ngt Dertrallen . l!s ft i bDd] lat Cl d}t , baß, nod} mit fmem . ~uben Gl e!d.liijte mod)le, in bi! 11l iibrenb ble !!!leI! in alltn \'fugen tr ori)t, ilJ 'lldJt rämt..J: 'l~~~~~<- I''t.. ,~·il':'' , ~ut[dJlanb !Ru!;le unb Orb~ung ~en[d;I~, !S lei ' .::! llm 6d)luB ermabnte ~ebner noe!! einmal ~ 0l1) 'IClt[u luar~n rolr aud) ti n ti nlgn !l3olt unb nur ba-I Gif fu er (eint nahanalfa3iali[hfrl]e lBejinnun g. ~lIr~ ~~ün!l1)en bal ein ein!al'1)n ß'elb{albtruod. i cb 11 11I 0 SCb!hbdt'o.hblfUr d. o H~ na lo r Sl coo Schiff &11; 'Rll odl n • lll t Zt11 111dortigeo l'lll1 n1glf ällgnh. d t d. r 81t h , ib o &0 SC biff~l1ul1bäo" lgeo •Gh lohü~ ig '01111 leh ScbU f 1 0 du Clrlcb hgofbg~ / oh Corb ftCh ol lll lll1l hro • loh I nh pr l ol:t odll SC m 1'oto ao d.. Corl obtorUllgnh i o Cor4cb tat l or ll,bn/:o'oo 'oll. gofll(l . I Zlll or 1I t Schiif : \1 'ed ....g.o. ob Ir 3 Lic btH ld.r 11111 lIel1U... Zolt h10Hz t I1lla ob I r ol l g. f . h i . I o ~ hal od... t ll. HII1.. ,t hrod ol od. oh ll . bU h leb Scbiff pol1 . Zli~icb n fol ografier eo "11 IUel o 11 00 3 Llohtb t U . r d. lIInlobl t bh rur e l 112 1UOlld. o• ., aln IIl n e BUrgor u 1lh r ~ d . O. P. B.- i~ Aroh.e \ 88 Chronik . . . /934 ,'.----, ~ .. .,..'....._._....._.. 189 Chronik . .. 1935 ' Chronik . . . 1935 190 Chronik . . . 1935 Januar Waldemar von Schoeler löst den Parteigenossen Sponse i (der zum Kreisleite r be- fördert wurde) als O rtsgru ppe nle ite r in Arolsen ab . Von Schocle r. 28.2.1868 geboren. wurde zu Beginn des Jahrhunderts Ha uptmann und Kompaniechef der 9. Kam p. des 111/83 in A rolsen. Zwei Jahre späte r wurde er als Major in den Stab des 83. Inf.-Regts. nach Kassel berufen . 1913 kehrte er nach Arolsen zurück und wurde zum Fürstl. Kabinettsrat und Kammerherrn er- nannt. In der fürst l. Verwaltung war er für die Wohlfahrtspflege zuständig. 1929 trat er in die A rolser NSDA P ein . In der ..Liste des Führers zur Wahl des Groß- deutschen Re ichstages" am 10.4.1938 wurde er. ebenso wie der Landr at Frit z Mar- quarot. erfo lglos vorgeschlagen ." Die WLZ schreibt am 28.2. t 938 anläßl ich seines 70. Geb urtstages: ..Er trug damals inunermüdlicher Kleinarbei t nationalsozialistisches Schriftt um. nat iona lsozialisti- sches Gedankengut in manches Aro lser Haus, pred igte immer wieder den Glauben an Deutschland und richtete ein neues Ideal auf in den Herzen vieler Volksgenos- sen. riß sie heraus aus Le thargie und politischer Inte ressenlosigkeit, unt erstü tzte in vielfacher Hinsicht die damals sehr schwierige Au fkläru ngsarbeit. und freu te sich mit seinen alten Parteigenossen Ladage und Sponsel , wenn die wachsende Mitglie- derzahl und immer wieder neue Wah lerfo lge bewiesen. in welch steigende m Maße auch die Bevölkerung Arolsens de r Idee des Führers vertra ute: ') Ortsgruppen/eiter v. Schoeier vor BD M· Mädchen am /.5./939 191 Chronik . . . 1935 Für die jüdische Bevölkerung, für kritische Bürger und auch für das Bathildisheim (er nannte es einmal einen "Schandfleck für Arolsen") wird mit dieser Amtsüber- nahme der Verfolgungsdruck stärker. Der Fanatismus des neuen Ortsgruppenlei- ters liegt begründet in einer nicht überwundenen Enttäuschung im Jahre 1918. Bei einer Ansprache am 30.10.1935 zu Ehren der SS-Verfügungstruppe führt von Schoeler unter anderem aus: "Es ist aber noch ein andrer Gedanke, der uns heute und auf diesem Fleck aufs tiefste bewegt. Heute feiern wir hier eine erhebende Stunde; auf dem gleichen Fleck haben wir auch die bitterste und schmachvollste Stunde unseres Lebens durchgemacht. Ein trüber Spätherbsttag des Jahres 1918. Dort wo die Verfügungstruppe steht, stand der heimgekehrte zusammengeschmol- zene Rest des Waldekischen Bataillons, das 1914 mit solcher Begeisterung, solcher Siegeszuversicht, solch glühender Vaterlandsliebe ins Feld gezogen war. Hier, wo ich stehe, stand ein sozialdemokratischer Landtagsabgeordneter, der als Begrü- ßung von einem Zettel in seinem Filzhütchen die hohlen, marxistischen Phrasen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, Sprüche von Leben in Schönheit und Würde vorlas. Wenn ich mich recht besinne, erzählte er uns bei dieser Gele- genheit auch etwas von unseren lieben israelitischen Mitbürgern, das kann aber auch bei einer andern Gelegenheit gewesen sein. In grimmiger Wut, mit ohnmäch- tig geballten Fäusten hörten wir das Geseire an. In greller Klarheit erkannten wir, daß das Deutschland, das wir geliebt, dem wir gedient, für das wir gekämpft, schmachvoll zerbrochen war.,,4 Hedwig Block, geborene Reinhard, verläßt mit ihrem Mann Julius und den beiden Töchtern Anita und Edith ihren Geburtsort Helsen und zieht nach Hamburg. Die Familie wohnt dort im Haus Grindelhof 7.5 Herr Block arbeitet in Hamburg weiter als Schuhmacher. In Helsen hatte er keine Existenzgrundlage mehr, nachdem HeI- ser Bürger mehrfach verwarnt worden waren, wenn sie bei ihm ihre Schuhe her- stellen oder reparieren ließen. Die letzte Erinnerung an Familie Block stammt von einem Helser Bürger, der da- mals ein kleiner Junge war: "Ich war vielleicht 5 Jahre alt, da hatte hier die Frau Reinhard einen kleinen Gar- ten gehabt - Bohnen, Möhren usw. Da waren zwei Mädchen, die spielten da, und ich und mein Bruder sind dabeigegangen und haben mit denen da draußen ge- spielt. Plötzlich rief die alte Frau Reinhard aus ihrem Gitterfenster die beiden, sie sollten hereinkommen. Die Mädel klopften die Hände ab und sind reingegan- gen. Sie riefen noch: .Ja, wir kommen morgen früh wieder, dann spielen wir weiter.' Am nächsten Morgen habe ich immer um die Ecke geguckt. Mensch, da kommt keiner, alles so totenstill. Man hörte nichts. Ich wartete. Dann sagte ich zu meiner Mutter: ,Wo sind denn die Mädchen eigentlich, die wollten doch wieder rauskom- men.' ,Ja', sagte meine Mutter, ,die sind weg.' Jetzt habe ich gedacht, gut die sind nach Arolsen oder so und werden mittags wieder zu Hause sein. Da habe ich wie- der meine Mutter gebohrt: ,Wo sind die denn hingegangen?' Das ging ein paarmal hin und her. Da war meiner Mutter das zu bunt geworden. Das weiß ich noch. Mei- 192 Chronik . . . 1935 ne Mutter nahm mich an den Arm, zog mich an die Seite auf den Flur und sagte zu mir: ,Hör mal zu, ihr habt mit denen gespielt, alles gut, alles in Ordnung. Und die sindganz, ganz weit weggefahren und die kommen nie mehr wieder. Und versprich mir jetzt, daß du vor keinem sagst, daß ihr mit denen gespielt habt, oder ob die weggefahren sind, wohin die gefahren sind... Keinem Menschen darfst du was sagen.' Damals war meine Großmutter noch hier, mein Großvater lebte noch, mei- ne Tante lebte hier, der Vater hier, ich durfte zu keinem was sagen. Warum? ist mir dann im Kopf herumgegangen, weil sie nun auf der einen Seite sagte: ,Na, alles gut und schön, daß ihr gespielt habt', und dann das Geheimnis hinterher. Aber ich merkte, daß meine Mutter irgendwie Angst hatte. Aber wie und warum, daß habe ich erst nach dem Kriege erfahren." 25. Januar "Jüdische Organisationen, die Berufsumschichtung fördern, um Juden für ihre Auswanderung vorzubereiten, betätigen sich in Übereinstimmung mit dem Interesse des Dritten Reiches. Deshalb sind zionistische Gruppen, die zur Auswanderung ermutigen, nicht mit der gleichen Strenge zu behan- deln, die gegenüber Mitgliedern jüdisch-assimilatorisch eingestellter Orga- nisationen arn Platz ist. ,,0 26. Januar Intensivierung der Kontrolle jüdischer Bürger. Der erneute Überwachungsauftrag des Landrates bezieht jetzt bereits die Gottesdienste mit ein? 193 Chronik . . . 1935 -:\.~ " .;;:;., '" "l1i?"''' 'l'-'Ef 11 • " ncb ,1'1. ,:':,,1;; .:' ~ l.. ~. <~:'.{h q;. 1le r kce , Lendr at A~OltiijU~ den~1~;~: ;'1~~\ . ~~~7;i~~S~ ,~~\~~j. W:~.t ", ffi .:,'~ --*~1:1''\~ .~l..i-\ ~"'.:.- ~,. ,:,>, ,~'-1 ~;; n..;: ...~, _ ~~'\~ ~\ 111' " "' - .~3i~ zu :n :<:8 . Feb:-ll:l.r" ds. J s . ist llIl:- !ih ~\ je c.e 11!! ;~"ru 3 :­ f t ettf i~a. eD.je1ürr;clWn\Ds t:ll UHi.g em ecbl , de; ~, t\;~i' e\s te - übJl v, \ zu t el' i~i:te ~ 1 u::d zwar j )iMe dee Ver ei ne .. 1der ~äJ:. ~ re Be zeicb::lUllg dll r P~:: o ::e ::gru ppe t t er Ort , Rä ul!ll ictt ~i t und T ~g d ~ ~ Vars a~s tal t:1Dg I Z" eck der hrc. llstal t uDg , ucer die 1eil:leb:.cl'Zebl !:.~-: -, ::ber beeccde r e Eeo't::-.chtu::Sc::. '.. di e r.erre D B;rge r~e i s te r i r. Aro 1 9 ~r. uod ~e Dgerir.gh r. u g er. und die ~erre o Ge~d~r~e n des K:~i r e s Ocr üürgermcllter J!' 0::s p ol ; l~i l' .~6 t d ~. .Rrolfrn, den f ..Q... 1~r ·.'1--f nr '?1 r 1",_ : F 1. I ri s; ~- 194 Chronik . . . 1935 Am 27. Februar wird bei der Ortspolizeibehörde notiert: "Im Monat Februar fan- den jüdischen Veranstaltungen irgendwelcher Art hier nicht statt. Auch wurden Gottesdienste hier nicht abgehalten. ,,8 12. Februar Gestapo: Juden ist das Hissen der Hakenkreuz- und der schwarz-weiß-roten Fahne an ihren Wohnungen und Geschäften verboten." 19. Februar Lagebericht des Landrates: "InKülte, hiesigen Kreises, ist ein jüdisches Auswanderungsheim mit Zustimmung derStaatspolizeistelle eingerichtet worden. Zur Zeit befinden sich daselbst 33 Per- sonen, und zwar 18 männliche und 15 weibliche jugendliche Personen. Davon sind 6 Ausländer, die seit Geburt in Deutschland leben. Ich habe festgestellt, daß die Reisepässe dieser Juden, soweit sie von ihrer Heimat- behörde ausgestellt sind, fast sämtlich für das In- und Ausland, also unbeschränkte Gültigkeit haben, und zwar auf die Dauer von 5 Jahren. Ich selbst stelle solche Pässe nur mit Gültigkeit für höchstens 2 Jahre und nur für den ausländischen Staat aus, wohin die Juden auswandern wollen. Ich halte es für unangebracht, bei solchen Juden auf jede paBpolizeiliche Kontrolle auf die Dauer von 5 Jahren zu verzichten. Marquardt'"" Wie es in der Hachscharah in Külte zuging, berichten einige der damaligen Kur- steilnehmer: "Ich war in Külte ein sehr glückliches Jahr; ich kam aus dem engstirnigen Waisen- haus in ein neues, freies Leben. Wir hatten viele Großstädter, v.a. Berliner bei uns, die aufgeklärt waren und wohl wußten, was Sozialismus und Fortschritt waren. Wir wohnten ca. 20-30 junge Leute in einem Haus, Fabrik und Komplex {...] [Der Besitzer, Herr Strauß,J war Zionist, wir zahlten ihm keine Miete, im Gegen- teil, wenn er uns besuchte, brachte er uns Lebensmittel mit. Ich erinnere mich an das Speisezimmer mit Eichenmöbeln und handgeschnitzten Sesseln, die mit Mo- gen-David geschmückt waren, genau wie der Kronleuchter in der Form vom David- stern gehalten war. Mein Lebenszweck war damals die Gärtnerei. Als erstes fand ich einen großen wil- den Apfelbaum, den ich veredelte {...J Unsere Großaktion war das Urbarmachen des großen Holzplatzes. der leer und verwahrlost war. In der Fabrik von Herrn Strauß 195 Chronik . . . 1935 wurden vor unserer Zeit Spazierstöcke, Regenschirme, Stöcke u.a. hergestellt, gebo- gen etc. A uf dem Grundstuck war ein großer I'[erdestall. von dem noch der Pferde- dung übriggeblieben war. Unter meiner Anleitung wurde der Hotzptotz gerodet und planiert dann mit dem Pferdedunger gemistet und mit allen Kohlsone n, Möhren, Kartoffeln etc. bepflanzt. Wir hauen solche Riesenernten. daß man von weither kam, das zu bestaunen. lch erinnere mich noch gilt an die Riesenfässer mit Sauer- kraut, das wir eingehobelt halten. Als ich nach Monaten ZU Besuch kam ll , war noch immer Gemüse vorhanden , an dessen Ernte sich auch die Kiilter Bevölkerung eifrigst beteiligte [...J Wir führten ein reiches Kultur/eben: Es gab Hebrdischkurse, zionistische Vorträge und Besuche aus Israel. z.B. Georg Iosephto i, Mitglieder aus Givath-B renner; Schu- rah: Oscherowur etc. l eden Freitagabend hallen wir eine Sonde rfeier mit hebrai- sehen Liedern und ähnlichem . Wir haben natürlich auch zionistische A rbeit gemacht, indem wir vor allen Dingen gesammelt haben für den Bodenfond. dem mein Haus heute noch gehört (ich konnte meinen Boden nicht kaufen, sondern ich habe ihn gemietet auf 99 Jahre). Da gab es in vielen Häusern eine Büchse, die Blaue Büchse hieß das, und wir haben Gelt! ge- sammelt, um Böden zu kaufen in Israel. Böden von A rabern meistens, die dann be- baut wurden um! Kibbuzim geschaffen wurden. Es war sehr schwer, bei den dem- sehen luden das zu machen. Besonders die Alten wollten das nicht so recht. Wir sind dann meist zu diesen Leuten hingegangen, nachdem sie Schläge bekommen 1Iat· ten, nachdem die SA oder irgendwelche l.ummel dort die Fenster eingeworfen ha- ben. Dann sind wir hingegangen lind haben gesagt: ,Wir sind gekommen, wir m öcb- ten gerne ihren Sohn haben, er soll zu uns kommen in den Kibbuz, wir fahren nach Palästina. Will wir brauchen ihren Sohn dazu. ,,12 - Maasser 19JL lii1p l ~'l~i~:M :1 fOr J., -10~ fClP~ . buehlt Ir lbe .. I - bet&hll ~ ~u~?L Mll4sser ~;;~t -~ ~ - , " k ' -' , - t.J LI E --jo-,~ """' .... T...........~ - H E C ~H"A L U Z ,( ......... ~..... l Ausweis I H ~ 1"fMW_~ __ 11 .........J- -!i~~ __ 1{ ._....... ~!..,..;,,..fJ J -- '!f , H~a , H!Galil le~ ~ H ,. Der Mitgliedsallsweis von Herrn Rotstein 196 Chronik . . . 1935 "Ich war in Külte von Juni 1935 bis zu meiner Auswanderung im August 1936 [...j Wir damaligen jungen Mädchen sind kaum mit Bewohnern von Külte in Verbindung gekommen, da wir den Bereich ,Haus und Gemüsegarten ( unter uns hatten und da- mitvoll beschäftigt waren. Auch zu den Juden aus Arolsen hatten wir keine Verbin- dung, ich glaube, daß sie uns belächelten, da wir nicht abwarten wollten und keine Zukunft in Deutschland sahen. Die jungen Miinner arbeiteten fast ausschließlich bei Juden in der näheren und wei- teren Umgebung, meistens Feldarbeiten, z.B. in Rhoden, Vöhl, Wrexen, Borgent- reich, Horinghausen, Sachsenhausen, Volkmarsen, Woljhagen, Meimbressen, Kas- sel, Höxter, Warburg und Homberg. Wir können uns nach so langer Zeit einfach an viele Namen nicht erinnern. Eingefallen ist mir der Name Frankenberg aus Meimbressen und Familie Mosheim aus Wrexen, deren Tochter Grete Mosheim Schauspielerin war. Ich weiß auch, daß man bei den Familien Morit: und Joseph Möllerich aus Woljhagen Gartenarbeit geleistet hat und hauptsächlich den Stolz der Brüder, den Steingarten, in Ordnung gehalten hat. «13 "Nachdem ich einige Monate bei deutschen Bauern gearbeitet hatte, trat ich im Mo- nat Februar-März 1935 in die Hachscharah Külte ein, als die erste Gruppe nach Pa- lästina abgereist war. Der Zweck der Ausbildung war 1. die Vorbereitung zu einem Gemeinschaftsleben in einem Kibbuz in Palästina, 2. Berufsumstellung von Kau- fleuten, Studenten usw. zu Landwirten und Arbeitern. In der näheren und etwas weiteren Umgebung von Külte gab es eine Anzahl von Dörfern mit einigen jüdischen Bauern, die uns gerne beschäftigten, da es sehr schwer war, andere Landarbeiter zu bekommen. An einige Orte erinnere ich mich noch: Rhoden, Wrexen, Scherfede, Meimbressen, Zierenberg, Häringhausen und Sachsenhausen. Mit den Juden aus Arolsen hatten wir kaum Verbindung, nach Volkmarsen kamen wir sehr viel. Jeden Sabbat gingen einige von uns dort in die Synagoge, um die Quote zum jüdischen Gottesdienst (10 Mann) vollzumachen. «14 "Ich fand in Külte ein riesiges Haus vor, ohne Fensterscheiben, Bretter waren an die Rahmen genagelt. Wir saßen abends zusammen und sangen, dabei flogen die Steine an die Bretter. Das Dorf Külte kannte ich gar nicht, ich hatte Angst, dort reinzuge- hen, alle Einkäufe machten wir in der Umgegend. Ich dachte, ich würde auf der Hachscharah auch Landwirtschaft lernen. Aber iwo, niemand im Dorf wollte uns haben. Die Jungen arbeiteten bei Juden in der Umge- gend und verdienten etwas Geld. Auch ich fuhr mit einem Fahrrad in die Nachbar- orte und wusch die Wäsche jüdischer Familien. In Arolsen pflegte ich eine gelähmte jüdische Dame, die sehr nett war und mir immer Essen nach Hause gab. Sie mächten wissen, wie die Ausbildung ablief? Nicht so, wie ich zu Hause erzählte. Von Landwirtschaft sah ich keine Spur (unsere Landwirtschaft bestand aus 2 Zie- gen), aber geistig wurden wir wirklich für Israel ausgebildet. Wir ließen alles Bürger- liche hinter uns und fühlten uns sehr miteinander verbunden, lernten Iwrit und lasen viel über Israel. Jeden Abend tanzten wir Horrah, sangen jüdische Lieder, während die Steine an die Bretter flogen. Die Jungen schliefen auf Strohlager, die Mädel meistens zwei in einem Bett. Zu es- 197 Chronik . . . 1935 sen gab es immer Eintopfgericht. Bohnensuppe. Pellkartoffeln oder Reis, morgens Haferflocken. Einmal in der Woche Brot mit dunn gestrichener Leberwurst. Nie- mond halte Beschwerden. Die jüdischen Familien aus der Umgegend gaben uns Sü· ßigkeiten nach Hause. Wir sammelten das die ganze Woche und vergnügten uns da- mit Freitag abends, während wir tanzten (Horrah) und sangen Von Israel kamen Gesandte nach Kulte, die selbst deutsche A uswanderer waren. Sie erzählten uns viel von dem Land, und wir waren begeisten ,,1 5 Hechatur.Mitglieder vor ihrem Haus in Kulte 17. März Als e hema ligem Solda te n des Ers ten Weltkrieges wird Herrn Willi Löwe nstein in Arolscn das .Bhre nkre uz des Welt krieges" verüehe n." 24. März Reichsministerium für Wissen schaft , Erzieh ung und Volksbildun g: Rund- erla ß: 198 Chronik . . . 1935 Der jüdische Religionsunterricht wird aus dem amtlichen Lehrplan gestri- chen.!7 30. März DerLandrat erteilt an die Bürgermeister in Arolsen und Mengeringhausen und die Gendarmen des Kreises den Auftrag, verschiedene Verbände, Einzelpersonen und Publikationen zu überwachen. U.a. schreibt er: "Jüdische Organisationen, insbesondere die ,deutschen Juden' (Assimilanten), d.h. insbesondere der ,Zentralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens' und der ,Reichsbund jüdischer Frontsoldaten', versuchen dafür Propaganda zu ma- chen, daß die Juden in Deutschland verbleiben. Alle jüdischen Versammlungen dieser Organisationen oder mit diesem Zweck sind daher zu verbieten, sofern es sich nicht um streng geschlossene Versammlungen dieser Organisationen handelt und nur eingeschriebene Mitglieder daran teilnehmen. Dagegen sind die Ver- sammlungen der Zionisten grundsätzlich zu genehmigen und nicht zu behindern. Ausdrücklich weise ich darauf hin, daß jüdische Gottesdienste als geschlossene Versammlungen zu betrachten sind.v '" 11. April Erlaß des Stellvertreters des Führers: Nicht zur Veröffentlichung bestimmt! Parteimitgliedern ist persönlicher Verkehr mit Juden verboten. Auf Grund dieser Anweisung ist dem Stellvertreter des Führers von Fällen der Vertre- tung von Juden durch arische Rechtsanwälte in Rechtsangelegenheiten Mit- teilung zu machen.i" 199 Chronik . . . 1935 24. April" mo"e Ulb SdJule tmonlerunp I.. IllemllomOln Im Sd!ulunlmld!1 .!tülIung ler tJuobilluno.jobre 3m !l:nld)lua on ble jiilllliiell lfrllllTt bn 3i e ~UII 1l.m511li lfJftit 111 t illtt f !alltnilemtillleljaft ~e i~~n3ie~un litminilltU l;Iftöfft nJ{id)1 bn 1!ti. ~ttabmlnbtm. tlu~Cl lll ttgt!le fid) bit fftll"bto , lu bn !ltanenpolilildltn !lmlt' brr !lt6tl!l:lI. runs. bit unter Ullt !Iod) lebmbtn fl'tmbrelfigfll tlr. QI ro !. eint behu1ICl mt 3ithl;lelltnh '5r' '5t tlMrttunll'9ruppen. lntbt lonbn t ClUO ' bit t"~tung iher bit fiorbtrungen, bit her neue- 3ubtn, im 6 d) ufunlt rrid)1 OOj\ brn t lnbrm nal 03iafiltildjr ~offtgebanrt en bot 6dlullDr!en unlmr t igtntn 2lrl srllnblatlidj ab~lllonbtm. 311 teüen ~ct. lh mrill bcrauf ~In. bafl burd) ble ütne lrbtr 3 0rbtf llnQ rc lfll6;l rn flenh n. _.br' IEr rnntniffrbrr !lrmbungtmlnr nl6;laft ble!Illilll' lulfr bot bt oIlUrrunlll politi(d)r Glrbit!. flie rin· lid)hil her l!qit~ unll unb ililbung bu ~ r t'lln' (rillg inidlr tlurDr llntlllietlung mit l~rtr uf«· lDa6;llrnbrn !mrnldlrn in lIrali!lem S innt t in· laIen 2ltrme~nmg Immerneun fiild)tr ~be bc· geld)rantt mubt. t llf bu t inen S eilt tltrlaun 3u gtlii ~rl , bllfl in'&tlonbtr e für bit ofabemiieu tin lgt ~tlll'tbuns en i~ l't 'Iltud)lis ung. bit llU'd,) !InuIt btt !fu,b ilbllngt gllns länsr r. bllt !Illrr bit unlirlDill;lIIlidjt atrr ~llr s rnia!t !3uClnlagunli bei (fn t idjuns bn iltr ultonlrillt lmmu ~il ~tl Unltr d rn Umflanbrn In bot 6d) rmo t inrr .,.. grlllarbrn Iri. crcn om _ .... l ß. :.Illrz ... .... \~O ,lll Ar ... l oen bein,i )! U ll~ rt.i! w.l11ren~ ~i,'feI ßiriL . _eeete ,:ut ._...~Urrt· <& ~TIJ&t Ne 211l~1l11, nm. . 1n o:1no 'prnkU aehe AUD-b-ll-dunc ·e 1mnrt~ Aroloon . ~ll ~.Jul.1 _I%j, .....~/ 205 Chronik . . . 1935 1. Juli3s ~lh~rrgeftbltb fe un6 ;Juhnfum (,Iltid;J id;J lt b~!> .:\ubenlum!>. bn~ l\ er~ ä lt ni. ber • 21rollcR. 3. .;'j uli. ~er DOn ber mS.5hI1lur· ~.i.u ben 3u ben lilöllern bn a'r be Do n ben u ran- gemetnbe ~ro l i e n DtranflaUeh !!3nrtr agsnb ellb f~ lI g en an bis in bie jüngl le S eil. geridjlel ~al. in ber ~erein sl urn ~ a U e 21rallen. nuf bem ber * fl~ e r ber geeignd e :)nlu prd blelee bie 2lU· ~aJrnublorj'!l er !R 0 I e n I b a i, @äUlnllen, über liemelllbell im ~ö dj flen !Dlaüe intere!fiuenben bas :tbema : " E e I I g e ] cl) i d) t e u n b :} u · l)ragell. 3ur ll nltr;treidjung bes l»efnglen unb ö e n t u m - 'rrn . • • 16. lulp9 ,,,,, '11.,.,,,'3' \\ . J" '·,""a,~a " p JHl' tellr,t -- Anti.~ik"~"ii~ t~~ t,m Ion IZt l.. , ..:I' hilh ' tV~ I :::; L1 t mi.·~'" • . ". ~9;' ." · ~ ' ·vP --.. - v::~ :'-"~"!'I.f lf :.{_ .~ 14Cl: ::rn l . tlp. Toa • •11 ,1Iltl~" n\'" . ~Or,u1..U ntili ... rha nU 411111," k U Otlh~q ~ UrtD IU.tr11th,. Ild .ulll.ali• •rJl IIIr flll'hlltll.t-t.r ~ir.'\ H'II."-, , .... Bo4uub,f b . , 11,11.. IIU. alU'llhJ.fGll~~~'!f f'~ , n " 4Uzt. ,u." \..OIIh r.. Ihltb1pq'luh\ .. ,111.u UU' _ b. .11 • • q ,nnhbnlll" ( n h TOll lU.. TlnJIlItal1.t nrbll. r,. Di. Ala.rUq-. lillJ'chp fllbr t . OtU •.-hq • l.na .....Illl!'U • , .... rtll. l ri rl.( .u nllltJ'lq • • r ! l rnlln' lU!C a.a;b Pall.u,... U_lIla tll. U r-llI a HlU . 1ft . wail1l. alMt IUilb1pq.,nllllaU •• . 20) Di. hUhpoU.d,hllr- k rUII.t ... - Cl,) U U , . r . G•.,l1nhaft Ur PoUUk , 11.....o11.tt ••• l llld - .. f Grall l. an ·ll hr Trror 41l1lll( a.... lDlltprbil1.lIkl $:I . t .. "a TnD. Da 'hat ,oa m. , . 'o""r 1ll3S .1If,.lht. ..., • 3. 1 "'u .obh htfoa. rU HlD.. ~ .t i , " n r 'bn t "r"~ 208 Chronik , , , 1935 " , 4.1l1 • ,; . • • "_ "a ) 'lI: .lu4u.Jllnlat1l O'llu . ' llObkft ia ln.i. hluI.- ' • ra.h 17, l.Ih., 11 • • lIlli.....1I 0:IIjl ho:h~ J llpllll lJI ....Il . ' . b) ••• rhohtu 1nI. t Lu.'.U Clrllu. . . .....Ilaft 11 . J llnIbJr, • Jlllllu-. t r .... '1;l0 • 0) 4• • I.t lrrtr JlIlh.. Ial fNll.a • -olWldt 10. ' Iln.~t ra' . u h . lI40d t n t ra tltt • 4) hl " ehtMliUll'aU a. P. ~.o: r. t,abUuU • "IlUdI b • t 11111, Ihllll.latrutl U a I _ D D llIo s.. t U t aaf • • Utt" u .....r':rth ll 1A llt t..Ulal1 . 1IIla' .~blO: tltll" J ll.41tabu "'.uutaltlllll1 a u4 j . .. tahrtfhhU .. rheb. ! .t1Uflllll u 1lrt..t . IItll t••latr h :l' Gt ll&Jl.IIt . 1I *'" .Untt•• fr Roll. 1111 C. M _l du H lliDdtu • 1a ..U .. Ilt". lIlIII ....btlld l u ll bltr 111 b. rlo:llt. l . 4.1 Dt.. I . d..... tbo' "1'" 4.1 J tlo:ltupahr ,Jul 1I:1ft. I aUe.t.Ut dll1'tlll lttah.dll(llq 'nla iLlr;:. lnS • H-C;'''t$. .. 1It nte.bobll "nI.u. ,; 10: U. ":TtU llllq.-r..h 'tr 1& J.mluA lllld Ifnu r1Rgbulfll _d du ~rna Otflduuu 4" r:" 1I ,, 20. Juli Auf Antrag des Landrates wird für den kommenden Viehmarkt ein Streifendienst der 1112SS-Standarte der SS-Verfügungstruppe ausammengesteüt.'" In den Bestimmungen des Landrates zur Durchführ ung von Viehm ärkten wurde bis zum Jahre 1934 zur ..gewissenhaften Beachtung" aufgeführt: "Wenn irgend an- gängig, sind Märkte auch auf kath olische oder jüdische Feiert age nicht anzusetzen ; wo dies sich nicht vermeide n läßt, ist es besonders zu begrü nden." Ab 1935 fällt diese Rücksichtnahme weg." 27. Juli Der Bürgermeister von Arolsen teilt dem Landrat auf Anfrage vom 24. Juli mit: "Im hiesigen Dienstbezirk wohnen z.Zt. 14 Juden.,,42 Juli Die Arolser NSDA P und die SS bem ühen sich wieder darum, den diesjährigen 209 Chronik . . . 1935 Viehmarkt in Arolsen ohne .jremdrassigen Einfluß" sta ttfinden zu lassen. Dies- mal haben sie Erfolg. In einer Besprechung des Ortsgruppen leiters mit dem Bür- germeiste r kommen beide überein, an den Stadtausgängen Schilder mit der Auf- schrift "Juden unerwünscht" aufstellen zu lassen. Die Kosten werden je zur Hälfte von der Partei und von der Stadt übernommen." ~'l.U .. . "s , - "1 ...,..<~,.. \; ~17 ·.i;"§).I'~H~ ,. r . '; ~ 1j/3 ~" . K r e i s s t a d t Arote e n 1:3,' ' 1 7. .wG?~ll _ ;T9b. ...'~ tlr.I!U1., bon ., ,... .. A, .~, t ._ l'tt . r. f'$I' lt. ~ \ ~ _.--- ....... " - ,----"""..[ 311. , :a.a _ ......1•• . __:'i" " Ib. :1 ~ !.r ,'l' rJ ". 1I ( ... • Unter 3ezPen.~~ .a~! ~1, ~e srr~chu~ ~.&id.~rrn ~Ü:.er­ t' : i ~ ~ 'i. " "....ls·a - ( - 'J -, ' .~el't. r l ea e ' i e h di e ~e~hnungen f i r dl . 8n6e rert l&ten ~cQl l tfr ~n ___..:.1_~':_ ....-'; - -:--..L'#h~den AU lg&n~en de r Stad t Tor . , )V_/ ,."'.-t~ .~,~t:H__ f1~ ~ -,\ '. f<.::1,25 ... ".' .:~ ., ... • t •• _ :•.'~ SI : ~ ~ ,7:l w.. J eh ~ itte den Yer el noet t en ~aelen eUT Q~ e Stadt ent rall enQ~ n fin- t 'eU ' i ,jlf",,",~n ",lt 'd e n i:Ut f rlfun6 Yor .,; !!l e j!; ten ' ,,"ch nun" '''l 50 n di e ,"&t .tr. • 210 Chronik . . . 1935 ~" "" . A ! ~ l l l~ '__""'" -,,". 1· .... 1'.~ .. , t; ..... : , ' ..... 1... '" '!l..I .... (j• ! ,_'.,5' , 1J\ ) "" '/ De r Orhgrllpp~nlt 1ter Pg. Tlll; Scbad &r IIlld lier I OlllLll llg. l1r IJ/S~ . 2 d d bei dr font, U It ge.ordu u . .' .-. J trute B. d' lIku . , eg'll a i~ lO Il.~uhnrr8 eiLe. ß1~r ~ ltu auf' aelt r~1l1e~pl. t : all1ä" l l Ob d' l ~.baark i . , o. don Ga,t. 1r ' F1" •• l . r 111. &ral u !: • I "ll1hcb. t r alt• • celt nd Z\I . acbn o De r J;tI)ls er 212 Chronik . . . 1935 Vl . c.ark t le t ela Vo l t , fe , t ol:ld -•• l, t oa t Urlleh, d5.•• 1a. 111 :;;rte beü~ lIg t re te n IO~ j'lc!llll1'h rn , to!:"l' ~o oll h Bff tll t .. Uei:E ~ Sc t~~htlitt ö ll ullfnUl:, cbt 1I t ~1I1 hl deli dt uilobe Q k . ncDer.l ~hu . ~ ' Hphhu buocbUg l u UuU!e l:l ~ rre ;;t . lhl' aber bl C$ &3 l ~ t da. !rtcbel~eD de. i l .,ele r auf deli ' e ~t pl~ t ; 8,.lg. ~ ot , ~.= lD,e~e, der Itele. u&d t t l e ~ o l l l e J tebtrd . Abb .~eb zu t un, :;;, I:l ~ n hhru~ch h fUrebte t urdc~ . Iia 5. n: dea ne l:..at ~. l·k hgdi!l:de E"J steruo~ 1l hu.'II. drt ~ o r h ...ler olo r t . 10 Bierzel t b .w l r t sc ~af t e :. I ~ b b1t t e Sl e deeta l b, , c cLo~e gOtlicb auf n ..el e r .1t, u~lrk 'I:l , u d Ih11 nar 111 c lICb el:l ,dlll l tI l ucb f llr nh... l ukl:II!Ugu .l.llh~Ül1t 111 Auhell h d l cb er .. l ebt r ~ t, l I eb ul ebt Z~. Ziotap! . l~ IYl oett o PO• • S.\. . ;~ . eil:tad\c UIIJ 1Il1il il. "~ l.::: h l nh. ,"lId. r u lt. zu :aacl:en. ~ der ..,agioS 110er , olc i,eo .l.llu l :"" d .u~ t lli O ,; ! :.tr oh=aoJ Iwol ! Qlhkf t I rl n tano, f" ta t ; 1•• • 1 ~r .ll~lil J zuod • , l eb ~Il r ac k . b ~Hen.i zu bttd:,af o uod "d kl l~ e ~ Fall du ru tpld' wilhre Qd dei Vht.~rt t ~ 1 .mit . 1Ut . ', h r u lt Zlil btlebla ktll.. J.. dell !':Ort. lI Bflr n.. 1 r ~ IJ.~ ; 1. ;';r~,~_ ~. ~~ ~ • • .' ~.• • 1p ;ro lt.~ I~ ~ e~ ltc=:lll nJ ~ ::. _ ;~ l' • • ~ ~~~ ~ 111 Arali en1 dlt ii: r.hltH ncg der IISD:.:O~r~ IU9 Geb: n lleler ..~! Ib: e ( J H h bn Vo u ,bl iige Dlc b ~ ' ei t , .0 bUh i cb Ib. h lIel "" lI .I. ~ft r~!e 1:1 er~ ffQe o , Ja.. l oll 111 I llt er u n der J.u! ..t e Q ll ter~dt'~ne der Sub, ~ nd Ol'dOllll .:' d1e :S::lcbtullf: e r eee Zd tu ..:d du V1eb....:):uSo1lill.1e nicbt Illlll lIOI:l wcnh. lIeU 213 Chronik . . . 1935 ,. Dt r Bti rg uu l Htr 01' O rl ,po lt lol b . ~ ~ r d ~ . 1 I ,._~!~L '" ., den Ho ( . lb• • t !: . , " r:~ 'r ttl , t • • , I ~ r , 214 l ~ J, ~ ler"( ~ 11 L ;~l1 J.J , . :.l U l~" ell i~ :c" di e ü " e tll ie be ~ e r i, de, Z~ ,c h l l l 10' l ~r G, to ! ( : r U " l,nHIl~g i", 1. " r t,.. 11 111 !lu- u ltplHl u zn H e'Jdhr ll ' lI { 11 1- af ~ 1 '!'1' .ll U er l , Ll I u r d,,, . Ih re Ab& I I .t t] r : ~e.·e 1,,1 , . IIberr elfl nd ~l.s 1, : : uH } , ul ~ , o r h ' l " ~erl 1 '" ':lu l< 1.· H H. : 11 j,. H , i ß zu b e t r t ' ~ 1l $ t H ' ,;!r t , - 3, :1 T J " .: : ~l t" ,el e ~n" ll l ...!I :I ~ . j( ~ .j~ !I : j ] _ lI Ir ' '- 111J n 'hr l :~ l ~ l ~ ' -l u . 'J "I J ~ b ... : ]· n . ! t ci l ,,", " ~} ' " l l?s, 1 • • ..i.'1 ~ ' J , t , ,'.! I ,~ , ~ " ! ~H ~ ·. :1b 2 (~ J ,~ '" " IC" Zij, t, 1111 l1 1 Ja 'i"c ~ ! "r ii '!H ' , ~ '! ·I ' zu, ~ t - ~ '! i ' l r H:u br lll," , . clll '1': : 1" ",! ,t ·.· ! t , , - - - -,-,"- Chronik . . . 1935 ~ 'l ~ ~ t l ;' J~j l :: l ~ i , r ~~ ln;; ' (:I ~ I. h t blt ;~ . t.e '~ l ~ " t ~ ' 1 "" h, ~ I /i jl" ~, · ,t , t, b"t.ar ,!, Si .. DO ~ J ~ . 1. ' "r;ll ":, t:l ll ~.!e ·.t " l' ; . ; ~ It : . ~ , . .. i IlJ'I] 1I\1 " ' · 1\ 1 " lpn '~ Il !a ' J I' I\ e l\ l b~ ~ i e ~ h :l . 2. 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I, 1ft Iti••"bfll :J"~' lI11 t ,3dm!IIfd;i t lDiirbn "",i,t, n. 1l"lt l !l ll' ba ~II ~ ', ,,"n "' 0<1) h _rtl flirr ", i,' bll (f.i"trilt ' iT "t l1ll.b rt, iB,nn 111<1) ..tIl flllli"'· '11 ~'IDII"' t. brl 11 11' IIIIb ::I"b,n untr lllunlll;JtI Ili ll i ß i[l tu t ulftlltt. ~onn t l, ib' I.!lt !Ih ib, brn ~"~,,, lII il bi' ' .!ll . 6 1l)1i 1 ~' .1."tii,. ll~ ib" "im' , ill. b,in f n!.1 111'" ..i,~ blr benihr '.i,, 1 Un' -.' h r 311M f}ofl "ldj"' or. II. bnlln l ol IT .i ft ..oll n"ftl' offl.w•. !lh, bfllutl)o lnuft t.illl~"btII . ln. .. ITa im",. r . lI llI, t/ IHfII lrill. lI' b" t t •••" /}t:1I11 . \. gl h illl... lI,d r .., ~II'''' !!t1t, . uMrNT Ilrot. !I,,,,icIjt."f '11 i_, 1, , 111 g iril ~t 2; ,,,' .1 •• , bi. f}tnt 1111 S" ,U D."'ldj. 9 0,1, . "orlllb. l'ir....' Il illtl .."'" lI.r ,3tb,..n'lIm l !Bu btll :Jd ... ~ol "foltrl. 111 liin t ' ''I!''' , !l olt 01110.1111 D.ul!dI., :111"" . b'1I1!dj.. 9 . nlll Ei,. bir I" .n !ll ln!dl' lI .,,1 ll:rnmmr 'RO!tll. fr. "lt /j IllU lin. , in ljlllll;J fÜI tOlll,nb ::I " ~n! !!ln Ilftlri"" bott !. 1,IU bllrll) 'minb ullb ",. <1)'. 5 rr ~I I b.n :1"'''' bi' JlII' •• trldal? S n "," ollt r. in Gdt1l illt . 111 WIIIT lI in ~.i ", 3d. n I, ill . 11 bn 1)i""Tlli" l i. :DfIIlftlj.r ldj.ul lIim"," bot S O""."• Ei"'I.~t 'l• .., nar """'1Il"1 bu tlM.";dlll !l ,nilltTt.m im"' tT H t . I' if!mh 1I.1t. ItIri""I. 111_" li. Ilil fiibUrljtlll S . lt! tlolfl.moll.". ..~'..t l! _, 11"- }l1I1 btT :)lIbr 'rilll "a",1'f! l' t ,l b"'" '.11. !5dtn . bit . .. 1!anb um :I"b'lI fr. i! 'Ri",mlt lIIitb b.. ~.iot:l ItI~'''"''' ' _1111 ",ir " I' ,1I1. ",mllll"t'lI. !IIit :Jabll f), lln"" . ifl. u rb' ;. IIII1'n ",ir t ini, linb ullb t.lII. ß rt'8 fuPptlllt iln a:olltlmtnn !t1llofl; mit , in,m 6i " f!f1U tlll bIO tlltt rtl nb nnb b," lj ii_rn . 'lodl tlbji"g,,", ~ tI Jiorlt·!!l,Il, I.1! i,bu ",. r· ltn "'ot bon.";;.d:I~.", ,. [loo[I. IU~'.bo . 'I . ', ~d M.I. ' t.u,~,i .bii Ulo ""p.....dl• • (boN "''' lto '/l ~. ~ bOJ" . . . ..\J .\" ' . I.n (I. 01. Q. . ....bo ' ''''. I"" , u "'bon Moll PoloRino J" for l>o tn. 2. ) llo. Ro ldl. , • • bono Douafdlu n ooll.~" uno fi ~oriI . ...oo",Jo, III 8o. h. \Il " • l1m l ot i!tung brr rrgIülillft uJtb arlllmoo nblt [ l!JtöM,tn in j übi~n f)aus1)altm bit t!fwre iben, afler nur bonfl, ll'l'nn fie bis ,sum 31. , :DfJfmfln 1935, 35 ~f}rf Qn jinb.- - -; 7. Dezember - 2.-·"ffiiCillrn fi«l!en DOll 9t i u e j n Iter fil'ii": 9 ~ n bl f ibt es bf i eee !Jlelle!unll no , .b Jum ,"'fe ilt ••n au. lonbs•• r.n , 060" ;;, Jum 3"'~< ~. • , 11; ' Or t t pol f r ~ t lJ eMit d " . I Be l r t rt f : j,,'211 ~"Olg o r ~l ll.~ • • ~ ,~r r,h :le n• • "rf,.•.H . j .• It.~ I " JJ- Di e t l At ol , en ~oh~hl rl e n ~u i1el j fi'1(8 ehe. r ,fI U 1el\ hl bn bt sher IIl eht '11 e Abe( eht :I" Au - lI ]l i er D ~ } e r if ~ue ll l:u en . l o r hile I II d u AlI. l n d !lorhr. e e ' ~ B~]t ~1l d ~ . ~ 1 h r ~ . 1" J f ür Ill" hj eH . nl " .;'11 1e ll Bei tepalll" l llt- • ;J er er U] t : Jl/ ' .HJt rCr ihefl1 l1 " t ')'f e L a lle ~­ Il et l ZlI . B~•• eh j ~ r e . 11 i olln f J Ohl h l (l e l So h l " . t l I ll b " ehr ~ Il ~ler C[ll t ,~e fl • 1716. t' " (Cl j e~ S" haJer I rl eh L a ~ ,,~ .l e t n zu B e e~eh , r ill e . <' 111 ."lInd :iOh l ll l r l rll bt ll:let l 1 ft liltJll 9ket ! te r li ell nd. 2. 1 Deli I Jl i r eL",e I' I J ~ zu' 1~ ~ lI t ~ i ~ . S ' ~ll; ~ r .l w l, 1S '0. ~ ' Li ,' ; r .. '1 ~ f. e ", J rt r ~ t .." ,i ·'t 'u ~.. r ! J I. I " ~. 232 1 Chronik . . . 1935 "tr. J.Q.I.an ~" rWlg v~ r J wl e n . Z.l'u·t.1'.14. 12 . :l5 , 1 . 683 3. d.m He r r n Lllnd r" t i n .. r oJ l " " n ~.....~ ... . .•.•.•.• DtlllI V.'l notl m;.,n nn cl'l be tlb9 1c ht l g t de r J \1de Al be r t " " y erho l"t v · r. " l u r 'H:' ;' L. 12 . 1\1:35 1I ~ 1r, o-~9C l:II.·t " ln~u"U l -:: i e ll und e.t t. d~r t "lloill ~ " ,"e h l': 1l & b ~ l Zu v d.. n l< /'t-. "" vf4) .c:s: -./......; I(H f/ i ? ./r 'Y/7f"' tr "4 .../.<:..t.. 11~ '-r - tf /. f f /? ~t'/7fkN, " II ./. . .. ' :1u ., ,r~r- .f -5-: 1/;1 ;4-1'7'-' //~~ ' ~ +r. If 4 ;"".., : .I~ .~~. TA if';I--' 1/ ""'/ /1 il'-jl'''' J /, l~; h- A.t: -'I' ·..("; W ..... ;Jb--.. ~'J ;Y_k A'/. f I'f l / Ir j 7'-' /f.- / I " / 1 - ;#..,4", 1;: / / 0 ~fl-- -...tk. /Jr ,,' ,.;;.1_ '4><->-> -«;'- ; 01. .4~ • Ü t.-t:: , . 235 Chronik ... 1935 28. Dezember Erlaß des Reichswirtschaftsministeriums: Juden ist die Erlaubnis zum Hausierhandel oder der Händlerausweis nicht allein aus dem Grund zu versagen, weil sie Juden sind. Es sind aber für die Gewährung der Erlaubnis strenge Maßstäbe anzuwenden." Meyerhoffs haben in Mengeringhausen keine Existenzgrundlage mehr. " Wir konn- ten auch nicht mehr lange in Mengeringhausen bleiben und z0gen nach Kassel. Alle unsere Möbel haben wir verschenkt an unsere Angestellten. ,,7 31. Dezember Die Kinder Gertrud und Erich Meyerhoff werden von den Eltern getrennt und im Israelitischen Waisenhaus in Kassel, Gießbergstr.7, untergebracht. Albert und Else Meyerhoff wohnen in Obere Königstraße 27.78 236 Chronik . . . / 936 Chronik ... 1936 ' e:~ln~~~~~~&.~~'dl:~ I.~~'~l !!,,!6!.U!~~:..!. =::=-.: ..::"m... - ;.. u.:'=_"t. ; ...0:.:.- ,-:y,- - ==--;;;t':''i':':''r': -_ _= _-~... ..- -_.. .. .. ...- ,..:.... -_..- _... --= -'"- - - .._ --,~~.::-'"'=' __ ::.-;;;;::r; ~::"':;,0.:.::- ... ~..--_.- ...---~- ----,.,.,--Ei:---- ..- - _..~. . -..__li . ._ .. _ _ - •• • " . . ..... :..r=..:~ ' - - -,: -- E.. --=:: c,_ :':-"-"' . - =:- - Q";; - - :' .___ _ ..._ _ t:::: ."= _._ .. ..-~.. :::- ._~~"'.-- ---- .__. ..... - , ...,...l-fJ". Fm. rn ' - _ ..._ .. ="'=t=--=~~ : Mo I:'"""':::'=-=~':~= ..=r:::"-=~-:: ; f ln aDbl ",lulfdlu"'1tdllfmdlUng """ r=....._, P' c:::::: ~ _ ..... ._ _.j_ ..- =:" '="_.... ~ ...i.~...&; ..:;:r...:a ==~...::=_=:s:e kf~' ::-;::$::: F-7r.;": - " : :..- _ ...::::.:...~ - :,'1:"; -'t"""":~ ... 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' ..!. • • " , • . ~)oo _ 10 ... · -. .. ... • --.. - ..= - r ....=:=---:= ---=-,=:;',;:""e"..t::.-=.:: -:..'=='"-= =M;:=_~":1:'"_ .. _ ...~= .."i:o~ .. _ :-ao .::::,., ~_"'J.=_ .. _ .. .. ='I:.:, - -"-" l;ii- _ .-_.._. ... .... - t:: - ... - "-e:....:~~&fit-E ;;.~~~.f;!(il;IUbllg. ~dlDbl! un& ti;;;;;;{ _-::.=:;:n= ~-_ .:====-=-1 - - _...-- .. ,,, . . .._-_- - ~-- . - --.".., ~~ ..= .......- .._-~~~~ ... h4.,...... =" ~_-===-= --- :. ," ::::=:-~ '::": ..===.-.:-:."':.-=.":: f ;= o:::r=-...:~ • .... ...... .-.._--- ~"=-_ .. - -~ _ .._- ...... .._":'_.. ::.= =_ .._='="_~ =~.::c.'"i:::O.,,_ -:-::.:.-a:::.._ ----"\. - _-- ;;;.;lOö-5:ä ~.",... 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Zusammen mit dem Ortsbauern führer bedroht er die- jenigen , die trotz aller ideologischen Indoktrination weiter mit Juden Hand el trei- ben. Ein Versuch. das Regierungspräsidium zu bewegen, den Bürgermeister von seinen Einschtichterungen abzuhalten, schei tert ri 0,. Trnoodor Dt-II",·i.. Dr I n. r'e' ie -aill: L-~-~_,"' ..~ , .. ... .. ., , 238 BJr • • r " h ' U "" . 4g.,~r ro r . g. ... L'.tU."... .... < a ..t.n ... fth"' lt.l.ld .. ! r. ce c ll"lnuule U"" . _. I .. t bere u .. tz: 1 :; ~ ... d !l'I n t l1 N "... V,,,, _ ,, ;uIl:~1! . u.r 4 0Ul h·. ~ tw., b a t [(i r a l lll lu:.~.lr t 4 ct ...r t l l cn~ L & .l"f"~I. l ..8e l'eb t ~ r "ll1e ~ ~""Il."l !": Ufl d il b,u·" "cn t " !.CIl o1er. ~ le lll1w:,, /l l :d t "" l c 'r " l eb~ll­ 10..8.1' ~t rU-68 . 0111 ' l ce... ill r e r von.en .... t81: .'.l.:t e,,,b':l o l e t e b, dllr"b "l I <.1 1.48 :r.....on..n»e n c l " wtf. ll,,z ur:,, d.t> ~o J k". e il. . 1 e lle r n llLI "11 vo r CI'" Au ",b"~tw~ ~II . t l..", r.l"" cr Ilt.nd l e r eu e e e u vec c , J e ;l lla D Il~t ucl: 11 P : 'l cilt h t u , u t e "\'.l: l e r U>.> 8" 'I.l.~n;J'!:."': t u jade.. a l r.a l c h t EU r llr ~ sn: lIlI ~ e , i dt bh ~ r:ä:llen d , e eee Illlut lIaC Il de .. V ~rk (1 lld Wlo< de r G ~ ~etE ~ d e li Aiir o te r e e r :l.e lclls;>~te l _ t " ,. bote W'8 de" J.ulbauwe rk"" c e1e. CD U!l U e .. t öl. Ibo"e , cUk;!l:ftl.g 8ll dll r 8 ." ll.....:.d .1I:l . Chronik . . 1936 D. U u o1..,.loU.U. "ll. ISt.. t . .. . c1. ..n • Ab• •t. a ~.t I . ' '' • • ~'• •S-1. ' • • •1• • ,,' 1. '1.~"a.l . ab ~bt. ~.I ~ . a ... ~."I . .. b. ' o l t o- ' .. ... • " ~t. pr lt obt . al • ••• 1 ..." "....• • .. · b• • • •• rOra : , bl.",• • • " 10• • 1 t • • b. .....a. ... al. O• • • I a .u ... b....... P t .tl••• .t•••" bl . i , ••1,t .1~b b I . 1. ,.Dol'O" a• • A.r b......t • • D..l 1 _l"ll.. , ..lb • • obl"1 1" ••" .1 " bt ~1. · .1'1 "b" '."bl• ••• ' 1.01. . .. ' ...p. ..bt.,,~.b.o l" ." .' " ... I ta4 t . oe 11 I • • t . 1011t . ....".1 0.4 bol ... . b 401 al. bo .. . it . a.o l . ~ b ' " ' ..l t • • """."." aO t . ll 1.1 ~l. o•••l. a• •1• • , ••1• • • 11. ....ptll ". t. t • • bo .. '" wi' -"" SIHI • • l b.I o n ••b''' ' lo rol••a 4on 41 . 1. c. tnt 'lle• • "bl0" " . ' ••"bto. , .' O. l t . " , 1 . J . ... .. ,".bt. .. . 0. O• • • I .a I O..t ." tb.... l .. t 1. "ut.pol U lub•• I" t U. ' p ~l t.Un • • " t.bt ."' 1t J I . ba.".1 0. 11 t l 1 " b r ••I • • • t.l1t, 4 u. , pn U U nl . t . U . U • • bol t. 1.t. ",. ..u.'" 4'" ••••t b. .......b . .. l l. I t"U ••• • 41....... p.. . "b ••t . " 41' •••"b!l~d ••• 1. 10. a• • 1••1." d•• Wlrt••be J"' ""hP bllt . 'n d.......na...1 .... f. , 10 _ I:_.UI••~~ ""' nH.' ..... Am 20. Januar wird das Schreiben des Rechtsanwalts im Sinne des handschriftli- chen Vermerks auf dem Brief vom 10. Januar beantwort et. Am 21. Februar wird der Rechtsanwalt persönlich im Regierungspräsidium vorstelli g. Wieder prote- stiert er gegen das Vorgehen des Mengeringhäuser Bürgermeisters. und außerdem beschwert er sich darüber. daß Käufer in jüdischen Geschäften fotografiert wer- 240 Chronik . . . 1936 den. Nach der Anfertigung eines Protokolls und der Vorlage beim Regierun gsprä- sidenten persönlich, entscheidet dieser. daß dem Anwalt keine Antwort zu erteilen sei. 29. Januar Der Stellvertrete r des Führers bestimmt: Um bei Besuchern aus dem Ausland einen schlechten Eindruck zu verhin- dern . sollen Schilder mit extremem Inhalt abgenommen werden ; es genügen Schilder wie: ..Juden sind hier unerwünschtv.' 5. Februar" • Qh/Jirl$ .'.~ ~...JJ" . Qo Ilo I... $......'011' .1. _ 1- . " --\' .._, ' , . ... 1, .. ... , . ~. 1~• .. ~, . , . " . >. " h .,. : -, , , ) . ......1Io0lid) , I ~.. ..,. ., I ----- : ~.\ , ~ , , ', .." . DIe 1lo1dl... iIt .,"" 10" Mr"M' " lD. .. " ..0(, ..., •••'" Q._ MO t , U$. - " ~ 11I . QofUoIf 10 h 1dI1 f K o...Mll lllo , . " , ' rtl ~_~ . r. , tII"dl .. I ... . .-aQ. IlIdI.. 11 11oo1• •~ " •• """'1U,Mdl /o il.!>II~ , . ..rId> . J) • • I •• • •• t ... . ... .. ... t.. , . , OW"'" i)ofI o....~.. , iI..d. . .. lll , •• .."""I ""'. . . ..~ _ a. 8o. tl....., . )I '" 3_1"'<11."".' • .. I q ittltl ,.._ilolWd) Jt 0 ... "'~ toll '~''''oU. ... _10 • • •• lof. .. ·MMltO~.. ~..". 241 Chronik . . . 1936 Die besondere Vorsicht der Gestapo halte ihren Grund. "In einem Teil der aus- ländischen Presse war nämlich eine Verlegung der bevorstehenden Olympiade ge- fordert worden, und interessierte Auslandskreise hatten sogar dem nationalsozia- listischen Reichssport führer bereits Verh andlungen vorgeschlagen, die offenbar auf die Wahl einer anderen Hauptstadt hinauslaufen sollten. Da nach Hitlers Wunsch .die Olympiade 1936 jedoch unter allen Umständen in Berlin stattfin- den' sollte, ordnete die Geheime Staatspolizei an, der Betätigung der dem Reichs- ausschuß jüdischer Sportverbände angeschlossenen Sportkreise .bis zur Durchfüh- rung der Olympiade nach Möglichkeit Hindern isse nicht in den Weg zu legen'. Tat - sächlich hatte man bereits am 7. Jun i 1935 dem Intern ational en Olympischen Ko- mitee zugesichert , auf sportlichem Gebiet die Trennung zwischen Ariern und Nichtariern nicht durc hzuführen. Auch ant~üdische Aufschriften und .Stürmer'. Aushangkästen verschwanden weitgehend." 10. Februar Die Waldeckische Landeszeitung berichtet von einer "sehr gut besuchten" Bauern - versammlung im Landauer Rath aus, in der der Geschäftsführe r der Viehverwer- tungsgenossenschaft Wolfhagen über "Genossenschaftliche Viehverwertung'' und "Ausschaltung des jüdischen Viehhandels" sprach. "Die Ausführungen des Vor- tragenden fanden ungeteilte Zustimmung."6 13. März" o 1lftt(f1l, 12. IDlara. ß e {t 9e n e m m e n, .. IIe\lgrr Im b.nodjbart,n llllmid be\djii!.EIII?:'bc llnlrbc ...gen !Ilorrenjd>tr (ff{tgenomment flattt i Ul4n~mit einer Q r i~n {jr4u au. !Rlm6td ;1b. !Je fml. U'l'rlerqaffen unb ba'tftr6c crud> ~ 3 r(ljtirtten ber !llümlltrgtr GJefeBe fort.. 111'11. • 14. März Landr at Marquardt verbietet bis zum Abschluß der Reichstagswahl am 28. März 1936 sämtliche Veranstaltunf en jüdischer Organisationen mit Ausnahme der Got- tesdienste und Betübun gen. 242 Chronik . . . 1936 6. April Der Regierungspräsident weist die Ortspolizeibehörde Arolsen an, Paßanträge von Juden genau zu prüfen: "Abgesehen von einem durch konkrete Tatsachen er- härteten staatsfeindlichen Verhalten wird ein Versagungsgrund insbesondere stets dann vorliegen, wenn der jüdische Antragsteller früher einer staatsfeindlichen Or- ganisation, insbesondere der SPD oder KPD angehört hat oder devisenstrafrecht- lich bezw. als wirtschaftlicher Schädling in Erscheinung getreten ist. [...] Soweit ge- gen die Erteilung von Reisepässen nach Vorstehendem keine Bedenken bestehen, ist die Geltungsdauer grundsätzlich auf 6 Monate zu beschränken.,,9 8. April Die Geheime Staatspolizei in Kassel ordnet "Maßnahmen gegen zurückkehrende Emigranten" an: "Als Emigranten sind grundsätzlich alle Juden zu betrachten, die in das Ausland reisen. Gleichgültig ist dabei, ob diese Juden nach vorübergehen- dem Aufenthalt im Ausland in das Inland zurückkehren. Demnach sind alle aus dem Ausland zurückkehrende Juden unter gleichzeitiger Anzeige hierher in Schutzhaft zu nehmen und durch Sammeltransport in das Polizeigefängnis hier zu überführen. Das Weitere, insbesondere die Überführung in ein Schulungsla- ger, wird von hier aus veranlaßt. Bei der Erfassung der Emigranten bitte ich auch entsprechende Mitteilungen der Parteidienststellen zur Hilfe zu nehmen, damit ei- ne restlose Erfassung gewährleistet wird. ,,10 16. April Der Landrat übermittelt den Bürgermeistern des Kreises einen ministeriellen Runderlaß, in dem auf Material über die Rassezugehörigkeit verwiesen wird, das anläßlich der Feststellung der Wahlberechtigung zur Reichstagswahl am 29.3.1936 bei den Gemeindebehörden gesammelt wurde. Dieses Material ist si- cherzustellen und sorgfältig aufzubewahren.l ' Eine ehemalige Angestellte im Geschäft Löwenstein in Arolsen erzählt: "Ich erin- nere mich, da kam mal ein SS-Mann rein und suchte was. Da ging Frau Löwenstein nach hinten. Dann sagte sie: ,Ich geh' raus.' Und ich bediente ihn. Kurze Zeit spä- ter kam er zurück und sagte sehr höflich: ,Ich habe nicht gewußt, daß es ein jüdi- sches Geschäft ist, und Sie wissen, als SS-Mann', er kam ja in Uniform, ,kann ich hier nicht kaufen, ich möchte es zurückgeben.' Ja, er kam wieder zurück. Weit kann er nicht gegangen sein. Irgendwer hat es wohl gesehen und ihn darauf ange- 243 Chronik . . . 1936 sprochen. Herr Löwenstein hat in meiner Gege nwart me über solche Dinge ge- sprochen. Er galt als seriöser Geschäftsmann." 16. Apri l" A ~l!yhrHI . · ./'(> r Heiehe_ u n~ prou..i ech e r.. r lln, Jen Ir, . Arrl.l , 19':6 . llt nbtn du l nnern • l. A. H :ll /5Q 1? Jl!.1rUll : Ile. nhd li gull~ jeut ~ ch b l iH l l:t' r I~~"~grbilflnnen f re llder ~ Ia.. h~: eel.ö r lffke I I i n j Udbchen lI"unhl ten. -. ~ r Pr " e i ~ e nt der P,e ich ~ """ t,,l t tu,· Arl'e l to _ Ter ..lt'e lullf und A r be l ld,,~ e f. ve r~ l.c he ru '\g ht i n nei"e., Er h • • an die I'r., eIJ e d ell de r Landeolo r loeihii""e ,' VOll ?7 . ll ~n 1936 - Guch. Z. : 11. ::.:l4~/'!1 - u .a .fol l:"ndeo ~neeol'c U .e rlaubnl .. rü r H""o/iebl 1fllllll'n f r elldn .:: taah'''lgt b~ r i gl-ell , die deut .eben ode r ar t r er _" ndle n /llu le. aI nu, 1st in a llen i.lIe n, 1n d~ uen die Be_ .ehd l iguu~ d ner H"u o/iebI l f1 1l deubebnr .:: t"" lungebör lgh i. roch ~ :> des' Geee lzes ZUII :;chuh e du de ut•• bell Rlu let und der deuhohen Ehre und nach j 13 der bi enu e q: n"l;enen 3r. l en Aue. f übf'llllge« r ur ununr, uD zu)lio::i r: . e ln . ilrde: .. ru .r.~ .. t"l lc b zu .-raa!:e, ,; Ilu. nah.ue h e kiill, dIe ErtdlurltJ der /l~.nh ~ ft lg,,"t:s~ e nelt.Ill"~ lind J. rbe iher l.aub~ h fü r D~ lo he fremdfn ':: hala~np'o h ~ rig o n l'>Il r dunn 1n f r age , n nll I nf d (;l' k~rpo rll.cher <;eh..., ch llebkelt der zur HBulgemeiMchBft ll-..hllren d<1c miilln l1c hen Ju Je n ol ne Ce- td hNU~ du deuhch. n nder srt . euq ndlcu Illute, Il uag e~c hl"" • • n o"l nbel.ol • • • • • ~ l eb . n uche , die O r l . p, lh e l be b ~· rd c n h lc r. nn u t nr l ZII benacbric hti gen , Y' c ei ner Verorr~"tl lcb u ne du Zrluuu lot abzu •• hec, Ki ... BekR~nt ll3 he J. Il l ni . t~r l n lb l a t tU r du !lolch.. u... PnuuholJe lliahterlu," de~ In nern e r fo lgt Dlcb t . 110 Auft n. R' : goz .Uul rr "" hrl ft . All dl . He rre n Regleru"t:.~rä~l ~clllcll N . D I r la n d r a t di a xeeteee der 'I'_h lc 1. i 9i l l< r~ I"' .""1u~ .". '·:-1"''' 0 ..' Absoh ri ft vnuletl',.d.n Kr R'.U U~e n.nde lob _ur KeDul nh na..De. An dh Her ren BUrll~r... bter UDU Ccnd3r•• n du ~ r't'i .....!L _._ --. 244 Chronik . . . 1936 21. April Löwensteins können von ihrem Geschäft in Arolsen nicht mehr leben." J nd u9tr1e- un ~ Han d e l ~kamm~ r KB8 ~el -Mij h l h~ u ~ ~n, SItz Ka s s e l . H au Pt@! ~ch! ft~ ~ tel l e D!r UDt a rz e i chnete u nd z ! l@t el0 e~ A~~ v erk e u f 01:1 ue te e e e r c na e ee FI rma .., . ." e' . .4:f~:(~/#E : :'..~: : : :: ~~~~~:::::::: . ;~; ~;~; .; : ; . ~~:; ; ; ; ;: ::h r ln .,;'~k,,--:-; .... ( Or t) ...~yLbk.((-!._. ( Stre. ~ g e u n ~ H 5u ~nu~tt ~ r ) stat tfind et, a n. D!!' Au gve r keut '9011 s m ..4:.'#'#.'!.[« b ag f nn en w1r j vora u s s I c h t li c h ~ ~ •••/.~ . r~~-«·~/.~b e~o ~ ! t s !i n . ' r t, E ! ~ c ha t f ! oh! lt u n j Men g e 1st be 1Ee t üe t . I c h e r k l i r e su ~ jrü c k li ch, 1e s s In d 19ge~ Waren v e r ze i c hDls ke i ne Komm ls - ~ lon s w a r ~ n e ntha l ten 9 1nd . JL~ . ..... ........... .... :13n .-'i~ ..~~~;(". ... 1 93~ . .':??4~4.. 19. Mai Herr Löwenstein stellt einen Antrag auf Ausstellung eines Retsepassesr" 245 ; I ( I,, I Chronik . . . 1936 ~ ' " rLu :!'1'11 Ar~ lu ~. 1n I ~ . hi 1:' 15. Der f n r ' f n ' /lH L5" ..trUI ~ .I"1td. z r l h An h ... ] lt t ,,~ , 11 6. t.1671 h 4u l ..• • I!'n , \ ," I ~ t ~~ t nUI " , 'n ~ t, .. ~ 1 1 : ," , u ]l'fntt:; lr 11'111';11 u tl l u l h :!'n l d"" h l n tlJ" . ..t" laUt;i.e tr. ha ale" "i" Ahl ~H. l i U .... . U .,hfr rr s• ••H .. h iUII" "nu Itlu; lI'ltI 1' 1. ~u.ru 1\ E,ll l " j lI,hAl/l n S'h I~ J Jl{ I~ bt'n .:'... . 't .....r e..r h1.. t .Lo" ut l " In 1 11 J lii,u, . ;~ " Jl 'Jzd ~. J All "OH 1zr rhH '~~ u il ~ .,~ ,,_ 'r rH. Er l' ~] l ....~ . 11 ~ r , U r ' ,,:. l . I~ ' h ' O,l I ~ U~_ U' Jeu ~.l J .... I't "ol. l n IU r ' '' , . ~ ..,, ' , ,,,,o zl . blt_ ' '' '''' It• . l oh Albit t il l.It' , e.4n l .., .. I . { J " ; . ~ " ~u1u o~ ol'fl blt l r l.bn u ~ l ....... JU t lll ' bi, t u. 1,".1 . 1. J • . • (1 b../lJ r 1. J i JI, ~r 1i.. ~ ..I,' i.Ju':1 .L~ .. , I H 1 1 1 ~ ' ~ "' l U r U "'Cl' \r 4.. f) l t lt Ju G l!'tliJ :.~rl '" 01. ~ t.· . ,!1I ~ iJ. r' l " lt 1... (lu ..hHI, I . An l , . , "" "' r II~ L ,. i l .r t .~Jl ln ,JIt , 1 I~t U l . , /lu_ .I .J.I . II ..' J i . . . .. ~'I , . ~<.' h ~t ilJ. t. u.,. . ~ . 11 .1 . 1 ." ~ •• • ~ , h~lto', l u ; ~ o ro : ~i ~ ~l h Fr 1} " , 4 ~ '; ..r ~ ..r ' ltile 'ul. h ll l - j ~ f ll IJ~ Ju '1; 1 1l ~ ~"' ~ l l ~ ' . ' u~ lt• • , ! .l1l.J t':'~l ;l'! o ll S'l~e . I" '~ r ~ . , t J nr ll e:. t . t l . n ' e u . " . , . l u , l{ l l U1t :1 ·.' :tH~ ;• • • 0 1. ,j' ~ i'~H : . " ~"t"'Jn. 1: /. •~l ~" U~' I ; : , ", r .. ~ l. U l~I, ~ ~ f lt t .: ' l ' .' '' '. ~ rl " ~ . ~" . ~ ;H ; J ~ . ""I ".rt . ~U 'n; : .. f r" J ~ ' 1'1 ' ~ ~1 110' L r';U ~r· ~.I I 'u l l H l : Ji . " t l ': .4~}~ 1 . '. ) . ,. 246 Chronik . . . 1936 Landesfinanzamt in Berlin. Am 8.6.1936 erhält Herr Löwenstein endlich seinen Paß.1S 22. Mai l 6 .Mn 101l1lIrUn.alllrß. ·,'f ,114.....h jd. U1II'U,. ' ullinlU( b lnuftflllttllh 1It UafU, TOll 7.11 n 71111 """'lI.Illoll IIh rhn 111 ••U u uhr h p ltt Tilll f~l'o ... Jg. ...... Othrh'-, ..... Or'.kuf, ,tut .. ....hDrictd ' , -,ltllbtu.t,.ub • '111Jhrt,u "h~ .U•• Ilnu '\Iudh la4 Idtpu' "r }IOlhtlUcll ,.1._ 14..-. ' 2. ) "hnm,•• er a,~p,.. h. '".."": .... lIIl:r1J'll.. b. ",.'1.. I••r, • 'rhbi.ll Itl.qtl),tl' •• '11,; llliU. uaa' . • n.n •-.. ind' h , • "lt. ,"'" ... , "', u.t'pID""h '11) ... 11:. 1ft nun ...lid..." ItrU••l1ll1l!uaOrf , 11, Nd Orull 4u I 1 'ft '.nrf,lI,,- ... IUB Jlloh.,rbUut.... 'o.ht ,..,. 'alk • • 'tal' nlt 28. 1.0 1133 ( 1GIl. I I. n , \ 1, .1If .l1h1''' J 1I1fl ... , .. W .bu 11 Dftt_tlill... . AlI , .. . ·,r ,,1ll IIt11 JlIllhOh l lnn. hlhq.... ut.nac' wer- f hll ••-n 11' d all h 1."trr I . U 1Il l.n..b ..h . Z..Ird,.. n1u i1u " . h . 111 1I'1I1uilt-d W ..1II.,.r hr 1u b ,t ltUoII lIa trP \III" , . , t"l1 Ull1 ' ; 1 ",nI1. 1I, b.' • U. [du 11 ,..... h cker h nl 1\1: .... " r l .r'bld 'bn 11 lItlllu1l1u' n lIt, 1I1flD.1 'u. , t ) . 101ltt Pla ll\lI h r l ..,'"In , t : " IO" itll 1111 .. ,~) I d t l 111 i lll dt r i IIId UC'i..~ 1110'11 b1tt n 'bt1'1Ill. • / --. h .,~~~",""""·'4 l ;tJGll d u . "1'10111 IU OU.II'bIl1', Il1.II.. 1. 1, t.I,r KJ .a I S . ~ tl 't ~tU . lLff an.a ..llln1abt O'l"4tu , tltUbl&. , re is en )f, ' ~u 'bllnIlHt .lu lU.., alt ....n • It Jatr TOll . '. 23. VAla'\ . k '(Orl .. On . ..- -t""' .... . .. .t r ' \lIl dll(tbdtll ... 'i&obtuC'1I dhur "' • \ I hrpDP l1li4 Itr lollt abtr al.~l'Ifl' llti Pn t.~ i IhU lIlIl'1I . ru abt . ..>" tlntt • · ."111 h ll IltJ'!'l' )lIr.u~tb t t r ' 11 n olua Illlll Iug.rh,glllu tll • .. ~A ~1 0 . :~ _ ~ ~•• r........ .. . M 247 Chronik . . . 1936 26. Mai Hermann Löwengrund, der Ehemann von Edith Löwenstem aus Mengeringhau- sen, wird in seiner Wohnung in Duisburg-Hamborn . Kaiser-Wilhelm-Str. 280 von der Gestapo verhaftet. Die Löwengrunds betreiben in Duisburg ein Herrenmoden- haus." 27. Mai Hermann Löwengrund wird in seiner Ze lle des Polizeireviers erhängt aufgefun- den." 9. Juni '? .. Du ~ i 'h " ( ~ . ~ ' r. ! 1 B. t(t z t . ri~d l ' ~h R e i lef'~; ... . . ,.; ;, i J J ~ '~ )r J ~ , . I a,~ bi tt e J l li.tr . ~ .~ ~ ~ id r t(~~n1 e l 'l " , H.••· .3ez .Kuse l _IUL_~oIe 'J ~'~ch ~ i ft l1 "h de~ f.e rrn Landra t i n :' ''ol u .. unte .. :ln u!,,". ".,e ~uf '1• I 1\'fl .' I , :ien Pfed ehä n:il e r Her rn M2Z 1 2 t z h 1 e r ~ 1': :,, ~,,: a- ? :1 . !l!S. zu :'I1 ! i e r s ~h r 1 r t , e] e !:; h i n ; " l ·;t 1·: ?(.:· , ..L';:HIJ ei ne, I! e ' , ep use . ztir 1l 1 ~1: ~' o 1 1 : rd 'Jer " ),:; ! J'( II.l " l: t zu ent8preohe ll. 2~ J Z. d. A.'JI Juni Seit dem 11. Mai läuft in Arolsen der Totalausverkauf im Textilgeschäft Löwen- stein. Die Aussicht auf restlose Räumung seines Lagers innerh alb der vorgeschrie- benen Frist von zwei Monaten wird für Herrn Löwenstein von Tag zu Tag geringer. Interessenten trauen sich nicht mehr einzukaufen. Mitglieder der Hitl erjugend be- teiligen sich an der Einschüchterun g der Kundschaft . Die Verwaltung stellt sich taub bzw. legitimiert dieses Verhalt en. 250 4. Juli " Chronik . . . 1936 r ~. :. .. ., ,. ." ~ ~ l l , o't '!i 'du 1 ~ ~ f. iu " l ~ ~L \ . 1l~ ;. ; r ~ : IftlH !~'~:;W ll " , , ' 1,. , ~ , ~ ''''H l '; I . , - --..-~ 1 " .. ~ ~ ~ , ~ ' . t i " _ : t ~ ..... • , _ . ! ~ ~ , p ' ~ ·. ' n v" Uo .· . " ~~ ; L: .' I h, 4_ dt . 1.d4.I,I,- ullj .a .d. J . ~ a l • • r t. ,,, , '~. ~".' : '" 1 '1." \ . , l' .. . • A)', ll ~ .. t r~! ' ~J , ~ 1 ' ~ ~ : ~ ~ ~ ' ~ f., A ~_I ! '? 4 ~ r. ~ ~~14., .mg der rrt . "rd, . 4& J ,. ~ u J i d.J • • ,. ~ • • • d• • t'. '" aJ4,.,.r- .~. . ' . .. ," ", ... .. .... ' . t . a t tlt.1l .(oh.,u, lU lOh !dng . ~g,, ' tu urJu . J oh 1.IJ . I h. , . d l ' .~ t t a l g ~ . d" . 11 • .!, 1hr~t.Au~t; . ,.. 21.t.d . J •• hlt l' ll SI , u - ",.~• • , dI~ j " A u . ~ . r ~ ~ . t " 11.NI! d. J" ~ 'J( ' 'l' _ Ulld 41 tI .Jalt d. ; •. ~"II 1tC u lll Ilt rd. r ",11 , ~ d. r All 4t dllu. , d• •. ! . t ! 1I !. g ( . r u 4 ,.p r~ . l d lll l'lI ' 0' 1 ~ .t2.t9J' ' A. B J . S. 2'~1 Ja r t dt , Cl t . r d. r A••t . T_ t ä.t . 2 h u t. Ilt.h1 tf ~ .nell nttu . Kur ( . h u.d. ,. '"rti.d . ' .11 A" . lll• • tal l • • ta•• d l . O ' l . p tl (, ' ( ~'­ Il tf, d, '1 01l A.h~tu. , j , r l . d• • l rt . - 4. d EI. d.l . \ a••" ' 111 ' r r l ' l o " l ~" .r• •g g ,~~ r' lI • • Dt . l _du t r t.- • • d ';..lo.~~~' _ ~ dorl bn t e l, .t ~ du V(rUJ t~hu 'lu ,t~ou i t ru u r 1,f', ' , U ...... .., . .....,'. i WAr.. ..·' ~, "'. _; ...... . .1/' 'f' . de: "oi ;' 'I! l ll l! ~ ,I! I l a tu:~.!t{j~rn• .~.onoll :len.gl 'l,D t'. : Relu .0 I J. ble , Tr t et .11 "dl!r' /helbah. od .OOll da"ab '~I>\+•';;t ~ eh Ith~. r;ul .;~~~~h·;;fe·~ ,.';,; , 'J ~ .. o ~ d : oo r;JO .~ · '1 • .. ..' • t . ..,~ , \. • $, , • • l oUlte/; . I! I . " t Nio.~ !.. .t...puE~,Uhu ,~e b ~ t ~ lIeu I lr ,H e Vl! r t ll: Id.u ,I , IoJh l l11 ZUU ] ... eol1 t u .~~ , ' I ":-N. ',' . ., ' , 1': • . 1. 1 U 10. :;o e et'hl O' i ell,d l fl t o ~ dort gl l!l oll bJe ib... hu \ . , ' ,. '"~. da IOIl ' j etzt l ed i g t oll d t e' -Au'ulIlaJl f1 1!1l eh ' ~ U ll " aJ. . - - . : .. Tour Ll t e rbal t el ~1\ " uld bl l zo r I r lI ~ ...... v- "' A~"r.'~.a\. ~ . > ' lI t r d.' ol .<,' ",',,,, • . , ~~",_ • • ~ . '. ,' , t .. '" I.~· " , . "<>""ni': ..., l ob. ~ ( I lei t l l! ! :"," 10 Jlhr en h . Il' a u 'a ' l llr ~arn,", ,. - ' .~ ~~~ . _.' "" ~ ., ~ ge$01l 4 f l 'e t~. r IID t l e r,de r KLI III! 8ar1 l atl I, AraJ e• • , , - " - .' :>' . ~ "!Uhl l (! h ' g ~re ( ~ I ~ez~, 111.•~;~! rle adgdbl . /Ibn leh hl ' ~gn i l b l ~h ~ . ' '~.b ejJ ,:g~'d.}~ fl .t e l!Il ., g :Ulk ~ " rt._ ,,, ".' - :J~r. loh ha b• • l ob. 111. pol lt I lOh t. t H LgI . bi n l u t e_ 1 0 ~1e r e ~ l cb.1 ~1I ;ll ed ~ ~ r S. 1, O. od e r t. l . O. 1nu~ • • AUCIl,.l ', l l oh nbe. \ rtf t. ..bitt e 01 ,00feH(iug e i ~u Il' . lupan el . , . g. . • . •, • .. -. '. 256 Chronik . . . 1936 .~ D" • ~' ~ , , ....,~ , , • , ; j'C' " , 18, August Josef Löwenstern aus Mengeringhausen stirbt in Kassel an einem Schlaganfall. Er wird auf dem jüdischen Friedhof in Mengeringhausen beerdigt. 257 Chronik . . . 1936 22. August" 1 ~ ' · ' ~ X. .D.4'. 'h, J;td.... ' .,-"'1oh ~ ~ ~ W!~Jo . J II t h... JIl, 'ID.ItDCIn ...1rt lVi, bllbllebh' I hll " 11 11_ ""l' hbn r l laiillU l1 r ,!:hlll'r,trh ubl r .tllD. p ' h o .. PU l e ' u 1111 " 'J' n rd f all,rtr U ' " " I" jh nll bei 11011 1 ..11 • !Ml j , 11' 'I' d " 1'1'1; ."' P" .' '''''' h lIt trpulil JIl r r~ ft."'~ rtU . Ilthll. lI _ ollh Ir 'lfr, alIn r 11 .luf ll&b. , IIIl4 4..I'ur tuh, u f, 1'1; ...lhr. u tl,rrat ' rlt' : ... 1I II. ll11h h ll '1' .1• . 763:)11.1. • , • . . " 1011 \Uh , Ilfl' lr. U U ID. 1'11"11111 111 f .hah ll , 11 11.' 811, 11lr. , J,d hllob, . 0,'''''4 f ..hU&.~. Ilpi u bllolll t ' ao DIIO bhr • • b,not " ll. . Du P ''''I'''!' " ,a..,Ull1b, P1I U III bin. 11 , . 1•••, " oblal aab. , . 1111 . 1 1I&0b b111 . 11 ~".rl 'lId'lI . " ""~ "i 1t l ' r rlD. I lIr8'r.l1,hr 11 .1ttluI lld .nn r1u ly ull p c .111 .h Burt ll e....r... 'u I l! h u ü er &1rgmnelll~t - .... o.topoll,.lbtl)ötdt . ßroIf....doa/ I ~. 10# .. - ... ....1:. IIt.fflC 'V?- jv< - .tf_4. r ' Ä-4.~_' '"'1"/-"-'7 . I/J" «. ~' 1I f /W/-l ' " 258 Chronik . . . 1936 August In Külte wird die Hachscharah aufgelöst. Alle Jugendlichen können nach Paläst ina auswande rn . In Auswahl einige Ein drücke von damals: . Die Hachscharah wurde 1936 aufgel öst, weil etwas Unerwartetes geschah. Das Pa- tasünaamt in Berlin bekam plö tz lich 1.000 Einwanderungszertifikate. WOZu ein Phi- lanthrop namens Simon für jedes Zertifikat J()O Pfund spendete, die zur Einordnung der Neueinwanderer dienten. Daraufh in fuhren alle Mitglieder der Hachscharah nach Palästina, auch diejenigen, die für die Hachscharah angemeldet waren. Vorher hatte es immer nur ganz wenige Zertifikate gegeben und fuhren immer nur kleine Gruppen. Wir fuhren Ende August 1936 aus Kassel ab, über Triest per Schiff nach Haifa. Die Lage war 1936 so, daß wir beneidet wurden, daß wir auswandern konn- ten. Auch meine Eltern waren damals mit meiner Auswanderung (und der meiner beiden Sch western) einverstanden."27 "Ich emigrierte von Külte nach Israel. Die Meinungen waren geteilt. Viele luden dachten: ,Wie lange kann es noch so weitergehen?' Andere sagen: ,Wohin ftihrst " I I ~j ID , ,- . ,oJ;{_ - _ _.,- ~-- -'~ ... ..,.. ' -- --..,........,-- --+r.r-- --b-,,,-F;;}.~w7.l__r_r1.,..j_,_:hc__7_If_'·'-="--' " ~ •, -_. " -:-1':':'" -'~ ._"", , .- ·.:-_""::>.c ~{':- _= ~ ~~=C , ' }I - - , Abmeldebescheinigung von Robert Beifus , Israel 259 Chronik . . . 1936 Mitglieder des Kibbu z in Külte während ihrer Reise nach Palästina Heinz Rotstein, ehemaliges Hachscharah-Mitglied, bei seinem Besuch in Külte im Mai 1989 vor den Trümmern des ehemaligen Kibbuz 260 Chronik . . . 1936 du? Nebenan ist Krieg, Italien-Abessinien. ( Wir, meine Frau und ich haben nie be- dauert, daß wir nach Israel ausgewandert sind. ,,28 ,,1936 wanderte dann der ganze Kibbuz zusammen aus. Außer mir! Mein Vater und meine Schwester glaubten an eine bessere Zukunft in Deutschland. Ich konnte sie und alle Juden in Schotten nicht überzeugen. Heimlich verband ich mich per Tele- fon mit der zionistischen Bewegung in Berlin. Man schickte mir nach kurzer Zeit ein Zertifikat. In Israel traf ich dann meine Freunde von Külte, die alle in den gleichen Kibbuz gingen, wir fühlten uns sehr verbunden. Mein Vater und meine Schwester blieben in Deutschland. ,,29 Vom ehemaligen Kibbuz in Külte sind heute nur noch ein paar Trümmer zu sehen. Das Gelände wurde beim Bombenangriff auf Külte am 15. März 1945 zerstört. 30. August Die Arolser NSDAP feiert ihr 10jähriges Bestehen. Der Ortsgruppe gehören rund 200 Mitglieder an.30 23. September Ehepaar Meyerhoff muß nach nur 83 Ta~en erneut die Unterkunft wechseln und wohnt ab jetzt Grüner Weg 44 in Kassel. 1 2. Oktober Der Landrat ordnet an: .Betr, Rabbiner Dr. Lothar Lubasch, geb. 17.5.1896 Berlin, wohnhaft Wuppertal- Barmen, Turnstrasse 20. Dem vorgenannten Juden ist bis auf weiteres jedes Auftreten als Redner in öffent- lichen und geschlossenen jüdischen Veranstaltungen untersagt worden. Gegebe- nenfalls ist Lubasch am Reden zu hindern und umgehend nach hier zu berich- ten.,,32 19. Oktober Frau Sara Katz aus der Bahnhofstr. 29 stirbt. In Arolsen will zunächst niemand die Beerdigung übernehmen. "Bei Mutters Tod war es schwierig, einen Totenwagen zu bekommen. Der wollte erst nicht fahren oder sollte nicht fahren, weil das eine Jüdin war. Es war aber laut Gesetz noch gestattet. Dann fuhr er doch. ,,33 261 Chronik . . . 1936 10. November Ehepaar Meyerhoff darf nicht weite r in der WohnunA Grüner Weg 44 bleiben. Zwangs umsiedlung innerhalb Kassel in die Annastr. 1. 20. November Erlaß des Reichsarbeitsministeriums: Jud en und Personen, die nach dem Reichsbürgergesetz als Juden gelten, sind bei der Sonde rverte ilung an Kleinrentner nicht zu berücksicht igen. Ihre Betreuun g oblieg t den jüdischen Hilfsorganisal ionen. Dagegen können sie Mischlinge erhalten." 11. Dezember" )Y4~ , ie Herr en ~lir gErlllfl ; tf.r i u A~_ ~gK.'rr.tClP.~.!:!.lI!Jt . . Leudau Wr exen ud di e Her ree G~ [j d:J rrne D dee Kreh €ll r L e (I d rat ". At'~l~~n . ~ ,=(I 11.De z ~ lIIb l l' i1.9·· Kre he ~ eer ~iete " (, . ,,: I . 9046. . 1~ .;' ~ _~. ,!1r 11r• ._ ..?~.y.b~!_ IU J.~,....... ~,." ", ~ ~r e l s 8 1 a d l .rcree e .-- , ~'"Jt."~Tl<>. N<~ , . "'~ t r1tr t , J'.L11s cJ:. B '10@ 1I1 d@ Ko.,: zal l ll::VOII t:1nl au.,e"...,1ert 1:. U et_ 3('1'\eJ'" ~Qr pd . F J :.hn bu ""~en lir. ! tOVli_ke.. 19D 19~' 1' " 1 9 ~6 1 9~7 e1n~ehl . nmg 1.. . t·"a1g~n J W!u. r Zu,,,,,,". I :2~:';-=-- --;;:---- ------t - -j ~ --_: ~~;:- - ;;~ ~~ 01" ~ 'I+--'~ ·~i.:?: . 25. Februar Überwachungsauftrag des Landrates an die Bürgermeister in Arolsen und Menge- ringhausen und die Gendarmen des Kreises: " I. Betrifft: Juden Erwin Pollak. [...] Berlin (...J Dem Vorgenannten ist mit sofortiger Wirkung jedes Auftreten als Redner in öf- fentlichen jüdischen Versammlungen untersagt worden. da er in versteckter Form das Verbleiben der Juden in Deu tschland prop agiert hat. Ich bitte demgemäß zu verfahren und im Falle eines Einschreitens umgehend zu berichten. 2. Betrifft : Direktor Vogelsdorf, Fritz, [...) Posen (...) 3. Der Jude Israel Khienkine (...] 4. Betrifft : Ehern. KPD Angehörigen Wilhelm Moll [...l 5. Streng vertraulich! Betrifft : Wahlen einer Evgl. Generalsynode [...) 6. Betrifft: Jüdischen Grosskaufmann Rudolf Herzberg, [...) Hannover [...]..6 Jahresanfang Ein Arolser Bürger trifft Frau Meyerhoff zuletzt mit ihrer Tochter in Kassel. Er geht auf sie zu und begrüßt sie. Frau Meyerhoff ist nervös und sagt zu ihm: "Um Gottes Willen . lassen sie mich gehen" und war verschwunden. (Damit er keine Schwierigkeiten bekommen sollte.) 17. März Der Landesfremdenverkehrsverband Kurhessen schreibt an die Stadt Arolsen: "Zwecks Neugestaltung der Kurmusik wird empfohlen, das im Hans Brückner Verlag, München 2 NO. erschienene Buch .Judentum und Musik' mit dem ABC 267 Chronik . . . 1937 jüdischer und nichtarischer Musikbeflissener zu beschaffen. Preis RM 3,80. Dieses Nac hschlagewerk soll dazu beitragen, da ß die jüdischen Komponisten a us dem Musikprogramm der Kurkapellen verschwinden."? Herr F. au s Arolsen sagt aus: "Große Schwierigkei ten traten an mich heran, als ich als Leiter der Kultu rve rwaltung anlaßlieh eines Eröffnungskonze rtes in de r Saison 1937 von der Kurk ape lle Bahtmann-Thrney Stücke jüdischer Komponisten spielen ließ. Die Auseinan dersetzu ng mit dem O rtsgruppen le iter spitzte sich de ra rt zu, daß ich mich ve ranlaßt sah, das be treffende Kurkon zert abzub rechen .,,/I Es wird alles unt ernommen , um Ju den als "Nichtarier" und letzt lich a ls " Nicht- Deutsche" gesellschaftlich zu isoliere n:9 o ~Cf ~eutfcf) c gritBt! $>cil $>itlCt! o Ci'a(l bC9örbIic9 gcnC9lltigtc (t>u ölfcntlld;lt im 9\tld) 'm i niftcr ia t/~laU 9l:f. 51 cem 8. 'Dc~. 1933) 65rufH~rinltcrultg(l=6c9i1b 5 ,5 X I S e m i n (! m a iI Q u lif ü ~ r u ng 'QInd) '!lu Jlutl;t mitbdftu,- ban her 63rufJ bcl1 brittcl1 ~cid)cß 311m 'llUgcmeingut aUcr <:Detit- fcf)clI wirh, hee:balb befeftige tl0d) beute haß: 6 d)ilbd)cu an meinet ~Üt. eI"'..lt,*arf,*B~. versaujspret e "~t . l .50 bt ~ i e~ In bu r d;l : Heinr. Kähne Vertretungen Grebenstein AdolF Hi tl llrdrou& 38 268 Chron ik . . . 1937 23. MärzlO , D .. r L. " .t erlangen können . Al s n loll( ..r 1&ohl n .....n 81 ...1 b1& ..ur .... 1tlrU fl ..... n J:a.pl talee..ll sellaft..n un d. Jur h t l sc he PHoonon ""z". eh on , d.a r l n Gfl sohiOfte! eitl1D8 od al' Ih pHd . 1nh n t olli Uh"'l.~.n. 8 . 1. 1918 zu llnnnov er , ..ol", h" n ßchlon oll..n J U,Uso he n Vera nstal t u nc. n vnrboten 1>0r ,l. n , da ar nnlüMlioh e l nn ' lü t . r na l> ,,»D!fengnil!)t in Stallt! ~u ·Dero.nlmatlell unb mollbelt llnb hlulmb~1 murbe !XJ:.!.in JlIm befll]ulbillten ji ßelltn. %lri !tollf rom ouf lJrllnb btm. , , ' . , le llf~tr ~erallll~ aulJonbt. mlln rinlgle Pd) ,uI jtlln fdjrieb er btITI ~ Il ben !Ill tlJerboff. ne- ben .b laigen· ~rtl. \'IDn ~nur· ~ ILA. . bri lllct er nod) 10 beld)e1ben, bo&e~ >~tl !Rad. ' Unb bonn roiljte btt 3ube !IlIelle~oH erfl gobe bel t leru nur 20 .,1l.c .~ rrcu l b o b e n, lllill einmal !In btITI 3uben .I!crul. 5010b In !Jl ~cben 15 Ir•• Derlleren moDle. !flleller~ o ff ermiberle tik Gl!)t !Jltid)llIlcrt t1ne bllm A:elle, b1e 10 mit lilbl r~r fiudj~ei.I, bo& er, IMnn Ir ble bl. 12 gll~ re ouf btITI mc.lluu, ~udtl !}olle 3 1elle alllüdne~me n Wae, nod;J 25 1lJi. 110311 unb 1# ~er~mo~ eer, b06 .- nun, ~o ~ mlrb oerlenllel :Der Iltltl>llene Staufer oerlld)erte, be~ I pdt nod, aeillfrr. .,'. • . , bu t ier fo fdJmlldj gemtlen ·Iel. bc& tf ben !Illtl)er~ct1 bmccbtete Pd) bil. bdollle lJe[leQ !Rlülttro.nspol't RId;J1 überflllnben ~rt t. Zollt t ier llrnnblid;J DOn DDm unb !}inten, oben unb uno mllrbe geldl1lldjlet, er bdGm 2,80 9lJ. kfUr.. ' len, unb bllnn enfVUpple er Pl'!) olt !l erldlöne· ·. ~un [tllnben 'JRr1}trl)ofl mellrn 2lelrUll ' unb I fUnllminf!ler. ll r nobm jid) ble lIebud1llc1)e ~oro b llIellfn [djmmr lIrtunbtnfÖ;lrl!)un ~ Dor ;;\Iege Dllr unh 1I \l bI e I ~ r ben !B ll f f. ~lld) GlerldJI. !lIelbe lIlurbrn 3U ,e fünf !lllollolen bitlen !lerfüngunlltmo&nll~men . {lente ,3llfDb ak /iinlll'll. oenln elrt. ,3. , \. , 16. November Witwer Jacob Lebensbaum aus Mengeringhausen muß sein Haus in Hintere Sir. 16 verkaufen. Er lebt allein und ist 77 Jahre alt. Zwei Monate vor seinem Tod muß er nach Kassel ziehen , wo er am 21. Januar 1938 stirbt.20 16. November Runderlaß des Reichsführers SS und Chefs der Deutschen Polizei (Nicht zur Veröffentlichung!): Die Ausstellung von Reisepä ssen für das Ausland wird untersagt, es sei denn , daß sie zur Auswanderung oder für Reisen bestimmt sind, welche im volkswirtschaft lichen Interesse Deutschlands liegen.21 23. November Hennann Schwerin verkauft in Mengeringhausen sein Haus Hintere Stf. 20.22 In 275 Chronik . . . 1937 diesem Gebäude war ehemals die Synagoge untergebracht. Einrichtungs- und Kul- tusgegenstände sollen beim Verkauf nicht mehr vorhanden gewesen sein.Z3 1. Dezember" • .. l;s; c l r i ft. " , " ' r, i e 11 e a t a C be .. r b ~ i t a r r C •• t l; ...UVI.. l tatg Ku rhes aec . :*" , .\ ll : .. :; l...:. ~ r ... t a..sit , ';' r o l iO ell ne t r. : S-:I::J:: lru.~:bcLr ei be~ Nr . :>.v'S7 v. 5 . 11.3'/ JÜdir::: !.e llitidler ..uf ...es;sea usd c är kt ea , N... dlde=; i.1 de e Ie cc t ea .. ~ t l'; ll e r f re ul i cher we i se e i ee .•c.~ tü Ja. - dea ...us dee ce t r ie beu de s De ut sc uen u.. cde I s" " uli·e ltcl:.iedea s Ia.l , eur de be c b.. c h t e t , d .. ~ si ct vc ie vuden .. ls ..a bu l... :. te ll:idle r s t r r -. ke r .. h .!: r:iller be tätlt ell cud aesccder s .. :J1 -e seea ucc .J.il.r kt H. s ic h br e i t l:",", c b. e ::l . C!:l ::lt e i eea Ei ngriff ill die lh rtil ct..f t vc r cuncace n , i st es J .. a.1d dcr t l. e l'~~ ,,"," . cen ~ü: i li' ~ l e (, l. i k~' lai3 ..af -e s ce c w:d ...::'r lt~" ...ue - ::;u ~ c !;.. l t-s lieZ v. • ;:a ve r rl :::::.et r.. . , .. I e ':: al _li lil ;;'ll.~H_ teEe . besclic e r s ..t u Üt. l' I ce c l " ...:.ft r ",(; t ec. : "' fk t - ..e Is Vo r , lt i::; ~ Si .. i 'l der l..o.LI:. iIl de r dfe f,bl'Zi1io !ict. eA ., .::.de l e:l- t,.. it !:rtr::.<:li c ::e 'l" r u'il tLL u. ~, i tli<: l:t:'::; ;;u, sct... ;f~ :l . ::: el J ~~ . o:J..,:: ~i <: ~,l t sei cec ~1.:.~ t liC't~.;.hr o l_t~ l: !~ t ea fHt i c~d;~~ ~ r.t :l ,.,~; j uc u coeo 1L.~de l ees ccde r e ;;t ::'l::Je - u t de a ~:.. ~t:. '. ner-...acce .e i se Ebensc i n l:" uel t;.,. ~( :l v;!.r dh j U:iifdlf: .; i::'r.d H l-::lIJ i:l,e;; _a i_ 1ä.:.;i H:!:i e ~ t "' '''t ht. le u~ri "e . di e " i c l.t sc ebne " e i t ele f> . ~le \\l ,;, \; e ll wer c e a b-'i ll"li ; .1.. ~ ~ ,:" u; .. ii .Ie r e t e L l e n k ccr.e c . ~ la~ r. .,:'Y.e.;cu.t:l,; ~" l ...... I,k t ~ f ti ;::,lUl;.~ r. . d i e <: ~.:I ::;elc~n yerk,, '.J. f6 - s t äcde ce r J iiJH c!:.e !.l ;.,,;.,'J ler dur cc ,' :llt li ..r.g e H,o.: li [ l;,~ sl~t< tL" I H' , ~ r ; _ f l:c~ t: .i~ :;.e s :.: tr 1:. "':' :;i'dc~:,t J:: , ~..~e (;. :!.ie ..Ii ~'c :;~::;, ~~ ;~c.e r.ecec .:! 1~N.'~1 .,;<.: ~11:J ::! ..?iI .'I . r . -.'l tl ll e :l :lrct. llJ_ "~:~':t:t~: =.,:, ~ ~t .: , ~ o ~ . _ 'J ,, ~ d l e u i ch t J :l: 1 S C C.~ : : , . .:.u t H v.. r c ,, ~, _ l!..\...~ ~ ,;,,1 ' ;,,;.H Cl< e .l .. ;;. .:<1 - ; ~Ll ~ ,,\ , .. I (.t 1011.'::' . 3d :i iH ~ 1 :: ~:':U ~_L "':'t 7. i r:: . :!. e r ~:..:i ~cLe .l :';';;:i l~ r 1:: J~_ tlt"l l.te.l :~ lle ll .. ;;. : ':l IC':: . ..:1-n.I1 '., ve r zacr.t.e • <\ ':'l,;:it r d l' .-.. y.ir": ~ ~ l·.J<.l i~ " ~ < 1:. u,_t ~ : ':t: ~ ::-l .~o ..al I.. t;; :....r. "e l ". J e r. J\lj"ll : t l.i~ a:i.. 1 ~ Q,. 276 Chronik . . . 1937 ~, ~ , i.ie , ~ i e ' ~ 10 i :. ;;~ " w ' < ~",,, : l~L i,~ l , :..:..a t ,. • il .~ c :.. Ü . L t ~ ... ,• . ... _ ~ ~ ,~ , ~ f. tl d +t:: , ..... ~c~ ~ "J ~licLu, .. H ... lJ~ i . .. 1: . .. '... l ete r. ~ ,eL l . 1.. tli ~l.c l ~:" I.i":k ;; Cl~ I:i'..:~ '" (.o LLe ~ ie "i! t ~ ,,"__a " 1;. .1 ~';:~ ~(: L':;~'L i.ehe ~u tlt ~ ftli uac , ,, ;; es cÄI ' " iCL ir t , ~ e, iiO:"' I: ..... ,t zu. t>eH i til c.. . - t.ei L ••itlr r ~ ~ t t l tci.l i ~ t . hl t.e i Ier . r. : ..Ll e J-.r.!I .. t iti.. ,t H , Ob\lIl~h .,:':"' 1 ~ ta l ,: «ie• • • l e ~Hl 1:'. " .. 11 , . • l I e l:f LIW ." ;;,bul . ,,et,er . e . un L. !: ~I ~t des r.r e i ses ce r ~'l.i s t.e . l .h. '1605• . h ."i .5 .1 .;)3 ( . 1" ~ e r ,! r ~ ~ UA& b e~ . _Ull! . ver I v:it LI! ~~,~Ü te I . !.r. 6l!~v 1. Dezember 2 . 1 'h . 15.7 .1::l:::tl "'~..~ Die Finanzverwaltung enteignet Max Hammerschlag aus Bad Wildungen. Sein Ak- ker am Viehmark tsweg in Mengeringhausen fällt an das Deutsche Reich.25 277 Chronik . . . 1937 6. Dezember Herr Meinhard Katz aus der Helenenstr. beantragt einen Reisepaß, um von Arol- sen aus in die USA zu emtgneren." :::,:.. :Z~~4..:::Beru.!.1P.. . ~il\lI t Jo r t • • • •~••• Geb'lLm ;; . .-:1.: r..-1,"~ ~ lfoh.; ur t : .~~ • • • •• • • G~~iJLt ~ •ri . Gni "!:t . .~ . . • . . . • • F.ab~ j ~I h,:,e:l . .~ . . . . . F.ab. dea I'a..r es . .4-?.~ . Bn ond. re xe.l!lze ie~:'I ~. -.- -~-- -- -~..._-~. ...... ,. \e .: 278 I . ,. . . .~.: . -<. .. .. . Ges ch..l. ellt ., Chro nik. ... 1937 Im Paßantra g wird unter der Rubrik ,,6. Sonstige Gründe, die für eine Ablehnung des Antrages in Bet racht komm en" eingetragen: ..Katz ist Jude." Die Ortspolizeibe hörde informiert den Landra t, der seinerse its das Wehnn eIdeamt in Korb ach bena chrichtigt. Weitere Meldungen und Anfragen gehen in der folgen- den Zeit an die Staatspolize istelle in Kassel, und , um "Steuer- ode r Kapitalflucht zu verhüten ", an die Zo llfahndun gsstelle in Frankfurt , das Finanzamt in Kor- bach, die Reichsban kanstalt in Kassel, die Devisenstelle beim Landesfinanzamt Kassel und an die Ze nt rale Nachrichten stelle des Landesfinanzamtes in Ber tin. Seit dem 16.11.1937 (gemäß Erlaß des Reichsinnenministeriums) ist sogar die NSDA P übe r Ausreisen von Juden zu Informieren." Um sicherzustellen, daß Herr Katz auch wirklich auswandern will, wird er aufge- fordert, eine Bescheinigung der Auswanderer beratungsstelle in Frankfurt vorzule- gen, Von dort wird am 30.4.1938 bescheinigt, daß Herr Katz "die ernsthafte Aus- wanderu ngsabsicht nach USA dargetan hat".28 " ... ~ .......... J'trel"friluug fher·fj'~Rb erg "", • bU , lleU' . J ud.o llo1Ilha r d. .1t 0 t '" • Iorol u n , Hole. nOlle t r. 8 . r l:.r S ~h:ro lhll " . 20 . h . llh. {U / 6J16 ) . naß do r .,>rbeu 1~ b.lloto Judo lIa~h "", e rlta OUO _ . "!l dort ,k a llll . 1111 h ~.r aua lIur ba gN St ..eNell , oa -ardoll daha r Bede nk a ll 1I1cht 0 ob oll • • 279 t ., 1Il_ Pe,r LuI4.r.' 1.1. '"" ~ Chronik . . . 1937 7. Dezember Herr Theodor Katz aus Arolsen hat inzwischen da s Gesch äft für Herren- und Kna- ben bekleidung und Manufakturwaren seine r verstorben en Mutter übernommen. Beim Landratsamt wird dazu folgender Vennerk zu den Akten gelegt:29 • '" · I .... ~ _-7 ••f ' .,.."..,.~. ,.....v: 7. ". , " , .0\1'01" 11; 4111 '7. J)e...~U' 19' 7. ...... ;i ' ~It ~Q.'~~ :-; - . J . ~" ... 1. 1 1 \~1", ; i1'1 yo~.ukl ~ ' ;f'j • .~ . lt li...iYb j a:J:a' . b. .. , n , h?;lltrlllt , du 1I..,bln .0" .,1IIer ,.,raton, d...' lfai t ', r ~~_"1d~' ''•.t,.j.ca.tUb.u t'''' ; ). ;'~ - , . '- ' .. ' hob "". Ucd hr laob, M'hU, wh au ob 4.1, 111" 4ultrl... UlI.4 1lan4elu-uer riohtig AllIclNok 1Id.D«t . ketzl, " reehtUohtt~, • 4.1, &:I'lalIJIn1lI ""aß'" t -obwohl dera..-m'_Cl~ißer..t~&lI&lI.hqi·~,,:, , 4e. AIlh"; .ahu.lebilell , :......... • eU"~'~"" 'E!"".!U"''J ~' ~!" POl1'~.ob.UDI W>nv~r~..~~ ..1 ~ .aeb. '<:tu f'"e1ut ob'D4ea"holrt..utt" ' 1lIIg n 10M . h r 41, ' '''h''oh' '4U''lu&.hllrl,ieU ·~·-,jg t.II~ Idobt n.. •U.· A:bh~ eitle r ' olohln llen, hlU,un, ......chU trU ..... \ -·~ ..'r llil ~lah·4&t~cti..tt '-n1b ll:Il,no_ b. .. U.II4 .dh l'" tIU>z1 ~ , n obebl du tO~U'··.ohtJ«&UoI1' o....m.s.6'II.Il6' __U =angeb ..ht . 111 , ttlIu 1l4b.. «.. Oucb.l.rh. kaml daher ' W 1e"b,i- «.1Id~ä·~ellod«t ·bet j.. Ohtet "'I'llen. A,lIIchrlft vorsteh. nden Ak~!""e~l rl<;,'.Ibe 1'!l 1 :'d ' i ch zur i:e D1lt nis = lJoe . '"dl n a " rrtl llL!r g . .....Ute J" 19 111 r o15 , n rcr e t e e r e c e I''iAre-rsenp . . 9.0El. l'l31 - TA" .,;•....l.!:ti 280 Chronik . . . 1937 Jahresende Rudolf Löwenstein emigriert von Holland aus nach Australien. "Wegen Schwierigkeiten in Holland, um eine Verlängerungmeiner Arbeitserlaubnis zu bekommen, hatte ich mich an das jüdische Hilfskomitee im Amsterdam um Bei- stand gewandt. Die erste Gelegenheit, die sich dort bot, war ein, Landingpermit' für Australien, und ich war froh, in ein neues Land auswandern zu dürfen, frei von Ras- senhaß und Verfolgung und wo ich mir eine neue Zukunft aufbauen konnte. Man .hatte mir damals in Amsterdam mit Rat und Tat und finanziell geholfen, und ich bin diesen selbstlosen Menschen, von denen viele sich selbst nicht retten konnten, zu ewigem Dank verpflichtet. Ende 1937 wanderte ich nach Australien aus, und meine holländische Braut folgte mir im Mai 1938. In der Zwischenzeit war es mir gelungen eine Einwanderungser- laubnis für meinen Bruder zu bekommen. ,,30 281 Chronik . . . 1938 ' Chronik . . . 1938 282 Chronik . . . 1938 Januar Den Brüdern Max und Meinh ard Katz wird die für ihren Pferd ehandel erforderli- che Viehhandelserlaubniskart e versagt. Die Stadtverwaltung stellt daher für 1938 keine Gewerbelegitimationskarte mehr aus? 18. Januar Unter der Überschrift " Ein jüdischer Ga unerstreic h aus alter Ze it" präsentier t Rudolf Nord in der Waldeckischen Landeszeitung genüßlich den Text einer Be- kanntmachung der Fürstl. Waldeckischen Regierung von 1819 mit dem Titel "Warnung vor heru mtreibenden. meistenteils jüdischen Betrügern und Gau- nern", die ihm während seines Archivstudium "e ine angenehme Abwechslung bot". Sein Komment ar: "Es ist nur ein winziger Ausschnitt aus dem Kapitel .die Juden als Verbrecher ' den diese Warnung bietet. Sie mag uns nach den vielen Erlebnissen der Systemjahre klein und unbedeutend erscheinen. sie zeigt anderer- seits aber an einem interessanten Einzelfall mit welcher List selbst ,kleine' Juden. denn um solche handelt es sich doch, deutsche Volksgenossen zu betrügen such- ten.,,3 Eine historische Einordnung des Textes erfolgt nicht." 4. Februar Der Zugang zum Arolser Gymnasium ist ..Nichtariern" endgültig verwehrtr' ~.~öotltlltl .~~~~'f,r;pll' I .: ."~ 'ftr"lungIQ ~~ ; ' .' . , c : ..: - I' · t:!: :>. , .- ' . ;. '" a ..., .. , .~ _..,..~" , ..' tlnmtJ6uniltn ' bort e~atrm-·: ; ii.f e d;lOltf lnltt n lar bo' S d)ul lo~t 1~88/B9 Itlftben bll 16. IJlAq 'eflriftUlfI llbu utOnblld) ,ni· lItgtnlltnoUnnt n. ((Jn ltrllf 2. 7). .' ', ' _.. ~ , , . tl nmtlbllnA ID. r lIl, 1. ItlolI'e 'fSer!o) rtm rt na" brr!. 111, · 111«. labr"' t ln lBdud;l bu IIf\1ltl)IlfIul.t crfolQm. ';. ,, ' . lJor!ul'Arrt flab : lItburtlld;ltltL ~m)lfldlt ln. lZodl lDtl . bn ClrlldJtn tl bPommurtg. lei lt' Ei41ulAtugul' unb lIutodll trt I)f ' ,Uanert. ttln « ' . - . \'. tluInobml1lrlllUnl: lIlIllt1D.". h .... lIlIl'l. . ... UI', . . . llit elUbl,n&lnltoc: . -, 3. m.: ~r-, $ frtltr. 283 Chronik . . . 1938 Jahresanfang Ein Nachbar der Buchhandlung wxtrstein in der Bahnhofstraße in Aro lsen de- nunziert die Inhaber, Ehepaar Kirstein , bei der örtlichen Parteileitung, weil diese ihr Altpapier von der Firma Mosheim in Wrexen ab holen lassen. Daraufhin be- wirkt Ortsgruppenleiter von Schoe ler einen Boykott der Buchhandlung. Mitglie- der der Partei, städtische Beamte und Angehörige der SS dürfen nicht mehr bei Kirsteins kaufen. Der Boykott dauert knapp ein Jahr und verlä uft dann im Sande. 7. Februar In den Einzelhandelsgeschäften wird mit Schildern auf "arische" Ware hinge- wiesen:" . !Date au6 arir~er ~anb" 3 m GtitdJen anbtlhl'll.lfttt If 1ft PJrulr btl bee ;;:h ma Ra, k IDIt'ltI:flo!t in lIrolfrn ('lr 9,. b,. !RtRilt t r. ) fotatnbt' t inl\drn ,u n morbtn : mit jJirma in rrlofdltn. . \'Iulftn. btn Jo. rit brllar 1938. 18. Februar" .. -},roh ... . d . .. 18 . , .b1'\l.ll1' 1"'. r /11" l 11\~1l::'~~ . 1a p hl1" " Vn~"«",,~. 41 1 OlloM . d UI' 'ttk.., 11 I1l..h ll . ...d. 1I i: ~"",,".I oII bUh dah ... ABtl'l ,. TOll /'114 . ...1' 1\' • I n o11\1"4 von 1" 1~'l?I"ln a1 1' lIl1' llt lll'bt UIq t t- - 1' n.1' l1oh. ". ' '\ . ,,011 Abl ohl. 4.1' Ve rb"ndl",,«"" • • rd. n 411 Aktlll "..ob SrtlUu ng 'h Abhhnu~ 41 1' PIl..." ...oll dort _zUllr- '. ,rq. blll. 11' 1o ,,1I4 :r a t , lnu u h l' h lth 1, 8 ." 28. ., . U 41. 1loo1'l' 00Il Bll:r8'l n l1."h r -&11 l'ou bthl:ld. - 6. März Für HeTmann Schwerin aus MengeTinghausen ist mittlerweile klar, daß es keine 285 Chronik . . . 1938 Zukunft in der Heimat geben wird. Unte r Dr uck verkauft er sein Haus in der Landstr. 22.9 Zusammen mit seiner Frau Ernestine, seiner 17jährigcn Tochter I1sc und seiner Schwägerin, der Witwe Erna Schwerin, zieht er nach Köln. 12. März Pferdehändler Max Katz aus der Arol ser Helenenstr. 8 meldet seinen Betrieb ab.!" März Bürger, die einen Paß beant ragen wollen, haben ab sofort folgende Erklärung zu umerscbrelberu" ~·m'lIll:~~'.~ 101 '1' .id ....., h 'O:r'll;t nUs 'hr PrU!'wI& kdne tlIa~ll»4e ht&nn~ ~ 41. 4i. ,LmI.ahm.e ucM 1ut1ll;eu kth:lll.t m , 4d l ch /IdB S 5 4~r ~.~~ ~'J:; Vn "or U \lll& n .. b lch8bUrsugu ' h .. . 14 .0.19'5 (RGU ..I S . l))' ) Ju'de' '#!bi".. · . . ; '~W" , "" "Der angeBOs ,,,e · 5 iauh~ , , ... : . ,;(I) J u4e 1.t , -er " 0" llIiduto" . 4u l 4er iane "ac:h voll j I141_.. ech ' n Grolldte:rn ab, ~....t . S 2 Jo~e .. 2 Sat~ 2 11n4e t ""_"4""6 _ ( 2 ) .1.18 J udo Sl1 t a uc h 40'1' TCU ..el ..01l.l114h chou . J ud ell 11:1 :liMt 4 u Jobe . 1 U &o:It un4 ". <;h 4e .. ' 1. 7 . 19'6 e\lJl' r eh dlcb s'boullwi r 4. _ leb bin 4araut hi:l6ewh . "" ."r4'n , 4all i ch Illt ch nac b S I lir .. 9 de r h htratnrordn\1Zl& .. . 6 . 4, 192' (R-o-nbfllng in ' 3:tolicn. ~t ba; @lh ld)alligTUnb~ll d bu jliTIllCl 3 . e:d)llledn 12 i\~n t. C1n bet ~nb fl ttl8 e ~i tr: IUIll \Urei'! Ilon T1I 11b 6(1 000,_ dU t tnuorh n. 'Damit 1ft ein tIleitm e edjriU IUr 2Iri(ierung jiibifd)tr Uirrnrn in 2BClIbcd t tJan.. 'Illt_Ülmll~ . 3 . iZcf.J lIltri ll_ei\~ l\ e IMt ' rii.~u 286 Chronik . . . 1938 ~' -gto!M p fillatli -.Q4nbdt~u ' i~2i1ill"bid. iZit ~dllttt jidJ nhfJt ml: mit ~ettri bto unb 'Ifmge· milttl'~nbrr. fonbu n (llldJ mit !I11l1lU!lIrtUtlu.mn unb \11 f nl~ rnll ~oflun 10llllr mU bem SlolouillI- INltll-<»lo ~~nbc( ~lt Ue&«gllbr lIlI bit ljl fmll ~bTUbtr 9I: ol~e u (olgt, mie ele IIolln,lIll1 t .~~Til ' iriel 3a" rd. ~t 0ld rribt•• llut! lr. unb ':timgf' ~ilttf~rl d)ijil fotoit bie f8au rtoll~nblung Ilat lIIttl bie ljlnnll !Rot"e mll lofortigu !!l idu!lg u&eT' nDlhmen, ""äfjn nb blIl . !Dlllnufllttult\lll lrllijeidJiiit rlft tUll I. ~lIn b.Ot. · ellbglillig in j~ l!tl :eeflb ,jb~~t~l . . " , 17. Mä rzl) _ "" Z\1l tlo" ' \1QI,I ,' t l 'jll t ll rRt t A 1ft b, t eee . n 1CUUl R. 6 dl13nflö tlt in : ~tll l~~n , 'Nt -W lIr~ !JI tll lftrnf a m -11 Ol/if! 1!13S lolRtllbt O: r inl1tlrn lltU: i) lr ff lllU O 111 tt1 0fliltl l . ' ' ,' " ';; ' , . ".: " , "roU'R_·lIen 11 'tllö r! Wltl. . _, . . ' " ~_..::." . ' ~d IhRUltrldJl. I~ . .~ " ~O C..'Jall!lt lntll i nt~ 11 lit btr btr jTU1l10 b Sd)i)nf't iiM in1 il t tlcl1 . ~ T :/;', brJ$ )}f rllrrttr' ; nm 17. 'ßIiir.\ 19:J':! lollltnl)ttI r illllt lrCl;WI : ',' 'trt ~ i tll' o in tt lo!rb<'u " . . . ' . '. ... ' 1 'ftroljtn. ben 17 ~dr.i 1 '38 ' . ,: ,_ . '; .. -, ' . ,- - .. _-. , . . 1)11I '1mttl l1tr ilfJt . 18. März Max Katz verkauft Grundstücke an die Stadt Arolsen." 22. März Bestimmung des Reichsarbeitsministers: Als Kleingärt ner können alle eh rbaren Volksgenossen. die ebenso wie ihre Frauen deutsche Reichsangehörige deutschen oder art verwandten Blutes sind. ausgewählt werden." 30. März Frau Zilly Stern geb. Reinhard aus Helsen, derzeit wohnhaft in Offenbach, Lud- wigstr. 91, emigriert zusammen mit ihrem Mann Adolf (Mitinhaber der Lederwa- renfabrik Alfred Stern & Co.) und ihrer Tochter Hanna nach Buenos Aires (A r- genümen)." Chronik . . . 1938 25. April " 26. April " mnmögrn bcn oubrn 2!ui lIIrunb her !Btrorbnunll übtr bie 2ln' melbun« btt !Bnmögens Don :Juben eem 26. ~ . UJ.'l8 ~llbrn eüe :luben - ClUrlj bte nilfttjiibi. id)en (fl).elJolttn tillts :Jubt n - i ~ r gtiClmlts in. unb O ll ~l iinbi!dln Dtrmilllen nad) bem Slll nilt eem tOßt bn ;)nrrllfllrd ens btelee meu rbnllllg gemös bu u gllngt nen !lef lim. rnuugen lln,lllmtlbtn IInb .IU bt lllerlen. ;)uben fu mbtf Stlllll,)lInllt~örillrt il ~obtn nur i ~r in. lijnbi!d)n _!ßnmögt n on,lllmeiben. !lie 2:l n. mdbllng ilt unter 'SenllbllJl ft einn Bmllid)en 3lluf!eu bi, 3ulll 30. 6. 1938 bti eer fiir beu 2ß(l~n~b litt '!lllllltlbenben ,l ll[liinbillen böbe· ren 'DulIlllllll llllsbt lJiirbt (in Sl.llfltl btr !Rel\ie· runllsprö~benl) fiir jebe onmd bepjlid)l;ge 1Jtr· fOIl gth t nnt ob31l (l.t hn. 11. Mai Allgemeine Verfügung des Reichsministers der Justiz: Richter an den Amtsger ichten und Notare. die sich mit Grundstücksver- äußerungen befassen, haben über jedes Geschäft Bericht zu erstatten, bei dem Anlaß für die Vermutung eines Devisenvergehens besteht. Geschäfte dieser und ähnlicher Ar t, an denen Juden oder jüdische Organisat ionen be- teiligt sind. geben immer Grund für einen solchen Verdacht, und es ist über sie Ber icht zu erstatten.'? 13. Mai Runderlaß des Reichswirtschaftsministers. Um die Ausfuhr beträchtlicher v erm ögenswerte zu verhindern, ordnet der 288 Chronik . . . / 938 Reichswirtschaftsminister an, daß jeder, der Umzugsgut ins Ausland bet ör- dem will. vor der Verpackung und Verladung der Gegenstände der zustä n- digen Devisenstelle von seiner Absicht Mitteilung zu machen hat . Geso n- dert zu beze ichnen sind Gege nstände : 1. die dem Auswanderer vor dem 1.1.33 gehört haben; 2. die er seitdem erworben hat; 3. die in Verbindung mit der Auswanderung angeschafft worden sind. Bei neuen Anschaffungen ist ihre Notwendigkeit zu begründen. Auch über sein Vermögen hat der Auswanderer Angaben zu machen. Die Devisen- ste lle entscheidet, welche Gegenstände ins Ausland verbracht werden kön- nen ...20 14. Mai 21 9. Juni Im Rath aus Arolsen wird in öffentlicher Sitzung über die Verpachtun g der frühe- ren Kataschen Wiese nördlich der Bahnhofstraße beraten. 14. Juni Reichswirtschaftsminister: Der Grundsatz. daß der Arierparag raph im Gebie t der Wirtschaft nicht gilt. 289 Chronik . . . 1938 wird heute nicht mehr aufrechterhalten. Möglichst schnelle Ausschaltung der Juden auch aus der Wirtschaft ist anzustreben. Allerdings ist es nicht erwünscht, daß Sparguthaben, die von Juden kommen, von den Sparkassen abgelehnt werden, aber Kredite sind Juden und jüdischen Firmen von den öffentlichen Sparkassen allgemein nicht mehr zu geben.22 14. Juni Unter der Überschrift "Was ist ein jüdischer Gewerbebetrieb?" veröffentlicht die Waldeckische Landeszeitung Passagen aus der Dritten Verordnung zum Reichs- bürgergesetz. "Während die Erste Verordnung des Reichsbürgergesetzes die Be- griffe ,Jude' und ,Jüdischer Mischling' einheitlich für alle Rechts- und Verwal- tungsgebiete festlegte, wird durch die Dritte Verordnung bestimmt, was als .Jüdi- scher Gewerbebetrieb' zu betrachten ist." [...] Der Artikel III bestimmt, daß die- jenigen jüdischen Geschäfte, die sich nicht arisieren, in absehbarer Zeit ein besonderes Kennzeichen führen müssen. ,,23 17. Juni Die Waldeckische Landeszeitung meldet: "Besitzwechsel. Das Katzsche Grund- stück in der Helenenstraße ging durch Kauf in den Besitz von Kaufmann Fried- rich Emde, hier, über. Der Kaufpreis beträgt 25.000 Reichsmark. ,,24 22. Juni Runderlaß des Reichsministers des Innern: Die Unterbringung von Juden in Krankenanstalten ist so auszuführen, daß die Gefahr von Rassenschande vermieden wird. Juden sind in besonderen Zimmern unterzubringen.P 6.Juli Gesetz zur Änderung der Gewerbeordnung für das Deutsche Reich: Juden wird unter anderem der Hausierhandel (Wandergewerbe) verboten. Eine Entschädigung für Nachteile, die durch die Durchführung des Geset- zes entstehen, wird nicht gewährt.r" 11. JUli27 290 Chron ik . . . /938 " ltr'iß ~ri 1:lI>illr ," ':"i" , :-: l!uflen; "IL 3 uli, ihf1 b ,l1ttdj fi[. 't d l/{ntD~hn'b({ ' !9iU1lt 9rt '~Il '- in -ht ,Ul1fmn !&~n~ofl troBe ging burdj' $faul in ben !Benb ~, Qltk vtu p ~ t t t , 3ud'eegro~banblung, ~ier, iiber. ;... ~.- ~on $faufmonn 1JritbridJ ij mb t , ~i er, H ' llIorbtne ,Rob'ldlt 2lnrodtn in bH ~thntnl l [oit ;U, ln.lltl ifl!jeri; in"'bell' $ tnb ' kr !8it~lXnilfdllll gJ g t. nDllmld,ofl 2l!albtd,2i!offbagell e. ~. m.b. ~: in !![oH~n llfmgtgangelL 1lie tJi t~'onftl: tlu ng ' geo nolltnfdjoft qal 1>0. mil"um!odgtdd/tn E lG llungtn llu.gt!lotleltQc: uf grunbftiill b e.~fb tt tDorbtn , um btn 9lllb~it~bttfour, in.b t rD llbm obir audj jen 'iOln btqallbd Itleittt llllf MUtn ill rli nnen. 'I:it Otr(tgung bt' !BüTorallmCill bit ~dtnrnllro l; ' ",ieb t111dl tinigtn 'Umh ulen' bit aum' ~erbr t . (r, lolgen, " , I • ' . '" . . ' ~ ' 16. Juli Max Katz verkauft eine Wiese im Hornberg. Mengeringhausen." 23. Juli Durch das "Gesetz zur Änderung der Gewerbeo rdnung" vom 6. Juli, in dem Juden der Hausierhandel verboten wurde, ist Herrn Theodor Katz in der Bahnhofstraße in Arolsen die Existenzgrundlage entzogen. Das Geschäft ist ohne die Reisetätig- keit im Waldecker Land nicht mehr rentabel. Zusammen mit seinen Geschwistern bereitet er sich auf die Emigration vor:29 291 Chronik . . . 1938 •, "!l"'" _ 'Js11:..ruumflU , -)0 D• r L. n 4 r )i-u '~ :"~tll-I * ,, ftl~~ ri / :i u'iil1nalUl ,ln d.. Jel'IlU .. de T h 11'" .... .111.. Pol. '0511 . .... "11 ~ ~'-"-. k 4"'!i,;, ---->.' _~;'\..'.::... , .' \.' 0.. ,~~ ';M. ~ .N,.......\S) '~ , , 1'" ,' 1"'",. 4D. I l1.ll.ansall t 'I' i.! ~~.~') ~1hiö[bl! lih ~ \ t~.1~~/ .~, \ ~-~, ," Oet'jGM t !lpdl Vorbtrdhllde _:.n nchllOD ZlU' V.rl~ 4e . WohDIUus / 1M Au.1~' . ~ VOU;d\'i' .) Irl~~ :e: ~:e1I!lOD St ""t lpoU u 1..t u vo- 17.1~19)6· · · 11 1 B 2 Al~I • • 1 71 1 ._ 11) 1ttm4ll0br. dlll Pr b.d.. teMltlf1tl&ll~tu -'rl1ll(JlIl- h ale Huo!l:r1et> t er.a te11e} '1'1111 6 . U.19}5.- 0. 2011. '1 ' 151h~h Di ll ~ntor1tUn aa;g~;thl Llt ~ . gel>. 21 . 10 . 189"/ 1n Arch en, 1""'''- SChneUe r 1n l n e da L t l',. g ib. I } . 4.1899 • • • • ' I N r - der r. _ut!ll:i.= the040T I::l.h . g eb . 23 .6. 1907 1n Ar olSln • St~hll!lg. bllr1gbl t : PlIutach"" & 10b. Ju4e n . An"ebrt t t • A:rol a en (Wal4e ok ) . beabalcbU~n ins Autland • lI.D<1 • • to r Jl&Oh JOor4n.ertlta. 1IU g l hon . V. rd 0ch t Ssrl1n4l : Jluatr~ 11ne1l Rel.3~ te& . I'lIlls :1or t nooh a d ler l ,ooh41 e n.l1che Ang::.be n g&~ oht . e r de n 1l:tl1lll'" bl tt. l o h 11 1' 41..e 1I 0 t o r t I1.tzuts11.., . toh s tel l e 1IUll1e1 • • erfar Jl r U ohent3U a 1n e l€1lar Zus t mcU..!l:ke1 t ll:a l na. ...n eu t r etf en . U3. Steu. r- 01111' ~p1ta1tluoht .u verh llh ll. lll e .in 4 _ Imtell e lehen4 en Ve r t e n e r . Zlll'e gobanen »1 ll1l4 t .. ehU en ho.b. n Ablohd. t t von 411 s •• Scb r ol be n on t 40r Bitt e erh:J.l. t eo., a e ztl; Dl::gllcb. • " eU u o aa oh41eo.l1 ch ll Ao.g:lbe :l l n dh ltr AzI&- 1eg c.::J:01 t &U "ach: n. v",n d ler : 292 Chronik . . . 1938 23. Juli Bekanntmachung des Reichsministers des Innern: Juden , die deutsche Staatsangehörige sind, haben unte r Hinweis auf ihre Eigenschaft als Jude bis zum 31.12.38 die Ausstellung einer Kennk arte zu beantragen . Bei allen mündlichen Ant rägen an Behörden haben sie die Kennkarte unau fgefordert vorzulegen , bei schriftlichen Anträ gen auf ihre Eigenschaft als Juden hinzuweisen und Kennort und Kennummer der Kennk arte anzugeben." 29. J uli Die Geschwister Katz aus der Bahnhofstraße erhalten ihre bean tragten Reise- pässe. Juli/August Herr Meinhard Katz aus der Helenenstraße in Aro lsen emigriert in die USA. Meinh ard Karz. 1938 Juli/A ugust Pferdehändler Mal' Katz und seine Frau Bertel verlassen Arolsen. Sie ziehen nach 293 Chronik . . . 1938 Osnabrück , dem Geburtsort von Berte l Katz, in das Haus der Schwiegermutter Ida Stern , Kommenderiestr. 11. Dieses Haus dient wenig später als sogenanntes ,,Judenhaus", in dem die zur Deportation Vorgesehenen, von örtlicher SS bewacht, zwangsghetto isiert werden." Das letz te Foto von Max Kau . Es entstand während des Um zuges Ende Juli 1938. Herr Katz steht rechts außen, neben ihm Freunde, die trotz der mißtrauischen Blicke von Nachbarn zu ihm halten. Einer von ihnen wird später im "Stürme r" denunziert werden. Kurz vor oder kurz nach ihren beiden Söhnen verläßt auch Ida Katz ihr Haus in der Helenenstraße. Sie kann sich nicht zur Emigration entschließen, sondern sucht Schutz in der Großstadt Frankfurt . I. August Heinz Löwengrund aus Mengeringhausen muß mit 14 Jah ren die Schule in Arolsen verlassen. Er war der letzte jüdische Schüler des Realgymnasiums." 294 Chronik . . . 1938 ~.~ ~ . ~ ~ ~.~~... Au gust Die Geschwister Katz erfahre n endlich die Adresse eines weitlä ufigen Verwandten in den USA. Herr Theodor Katz: "Nach vielem Suchen haben wir endlich seine Adresse bekom - men. Er war ein Cousin meines Varers und war als junger Mann nach den USA aus- gewandert. Wir haben mir ihm nicht in Brief wechsel gestanden. Mein Vater ist im Jahre 1919 gestorben und hat ihn als 17 oder 18 Jahre alten jungen Mann in Deutschland gekannt. Wir sind mit ihm in Briefwechsel gekommen und baten ihn, uns die Bürgschaft zu stellen, so daß wir die Möglichkeit hatten, auszu wandern. [...j um nach Amerika auszuwandern, brauchten wir eine Bürgschaft, welche dann im A ugust 1938 gestellt wurde. Wir waren im A ugust 1938 zum KOTlSul in Stuttgart vorgeladen, jedoch wurde uns gesagt, dllß die Bürgschaft fü r 3 Personen nicht aus- reichend sei. Wir hatten WlS schon für die A uswanderung vorbereitet. Wir hatten natürlich einen Reisepaß beantragt und Ende Juli 1938 erhalten. Jedoch waren wir enttäuscht, daß wir das Visum nicht erhalten hatten, und am Ende war es gut, daß unsere Bürgschaft im Stuttgarrer Konsulat lag."33 13. Au gust Die Viehverwertungsgenossenschaft Wolfhagen-Waldeck meldet ihren Betrie b in der Helenenstraße an. 295 Chronik . . . 1938 17. August Verordn ung des Reichsministers des Innern : Juden. die keinen Vornamen führen. der in dem vom Innenministerium am 18.8.38 herausgegebenen Runderlaß als jüdischer Vorname angeführt ist, haben vom 1.1.39 ab als weiteren Vorname n den Namen ..Israel" (für männ- liche Personen ) oder ..Sara" (für weibliche Personen) anzunehmen." 296 Chronik . . . 1938 27. September" feiJfllm:d, flh bell '3rtri~&la"rU _ alll 'miltluod" belll 28. iSqlnahe. !nit bem Siege her I\oCItl oI\oClI' o~l;1I ilUid;Jm S e- ~ng ~t bol 3ubcntum,~e Gn her igeU~err­ l~ft. leinen fto.rlflen l»egrnllok et~run unb ~u . lIIeid;J mit I~m 1ft ber 5o'l[d;Je tot'mul. ber Qk\ botf aur jee G' ebe tl mrw:mnl bel !3efrdet', jJrlcbrld;J1 bel (itoken uttb !tbGrf (l itterl niemdr, meFj r duf. ite~en. . ?U l u b lRo f en &u ;. 30. September Großkundgebung auf dem Schulho f vor der Turnhalle der Staatl. Oberschule in Aro lsen zu Ehren Adolf Hitle rs. Ortsgrupp enleiter von Schoele r hält eine flam- mende Rede gegen die •.Feind e Deut schlands" und führt unter anderem aus: ..Das Freimaurert um stützt sich auf das Welt[udenturn , aus dessen Reihen sich alle wirklich einflußreichen Mitglieder der Logen rekrutieren. Das Judentum ist bei uns mit echter nationalsozialistischer Energie erledigt worden . Es hat in Deutsch- land nichts, aber auch gar nichts mehr zu sagen. Und darüber hinaus hat der Füh- rer dem Jud entum auch vor der Weltöffentlichkeit die Maske vom Gesicht geris- sen, so daß seine Fratze für jedermann erkennbar ist. In allen Ländern beginnt es sich zu regen, überall dämmert das Verständnis für die Gefahr des Juden tums auf.,,36 5. Oktober Vero rdnung des Reichsministers des lnnern: Alle deutschen Reisepässe, deren Inhaber Jud en sind, werden ungültig. Die früher ausgeste llten Reisepässe sollen abgeliefert werden. Ausland spässe werden wieder gültig, nachdem sie mit einem "J" versehen worden sind.37 Oktober Rechtsanwalt Brunner aus Arolsen wird im ..Stürmer" denunziert :" 297 Chronik . . . /938 .leine 'lad)rid)'en Bai tat 11011 nldll otrlltbrn lann i)tr @5~u~lUannfJllnbluIInbrtd "cuttr In ('lo~cnfdb (rolaln- franfen ) be6itgt 5~u4111artn een tübifcf} t n Binnen. o '.i)tt l!anbltJld Rorl (Jtd \Ion ••lbtiid'cl~chn (91 4t ht4t1ft n), !8ab ~n~eimtt !lBrg, ma~t heute Mdi ~e'dJälle mit :i)ubrn. Ou, btl4tlgt fh~ au~ al l 9J1itlrf~ lMnn brt $ ief,gefdj4ften bell 3 ubt n erer. een e,rrnbltngr. unb firnt fogar ba~ ~ie4 bd ~ubtn In feinem !Stall ein. o '.i)tt 189. i;rlrbrtdj Slrummr, l1lof,nl}aft tn brr \tJtrlmann- fttaBe 9 JU WHc., flat ein l!abrnf ofal in [einem .\laujt In be r WrnbtftraBt 1 6u eott,vm an ben 3ubell ~llib 7lU1nr uermletet. o i:llt ~gn. ~lb. fitrobtl, ID1itinf,abt t in btr ijirma lRobrrt Iltnbd tn Glrfnrullrdjt., bot btl bem 3 ubt n 91014111 titanbt gdouft. o • 't)et 1Rr~t!antoQlt etannrr, ltIo~n~a f t in bee !iiQUdirttO Be lu lIulfra (Rut f)t ffell), berlriU in einer m1of)nunglrla9t benilbif6;lrn eQu~bcftber e:dionftabt uen 'holfrn. o ~et ;.rnfionterlt llJojlln!peUof CiJopp aue mlrfrnftlb (9J1ain- [r !en) untn~alt fldl frr unbfdlajtlidi mit 3 ubell. • 't)tr mrdltean l1lo[t 11. ~lf.P' In UUrn4elm (lBabt n) btttrltt ben 3 ubt n IBtrt~tlmtr ec n .tpprn~rlm unb ber ffi rdjteagtnt • . errt«: In 9Iruft«llt (5 ditllQt6lt1a lb) ben ~it4iubrn Xl,"tb .lti. bon "tdiftdtr. (am $tailerftu4'I). • '.i)tt 18ädetmeiflet R.rI 3dttm, roof,nf)aft in bec !lB aIlflta He 19/21 6u e.b (lombvrg b. b. .\l ., burbete. bau ber ~ub( f!ö~rn. ftrill leben l}reilag [etue !8adflubt betra t un b ben l!:rgrling beil 3dj;em beauftragtt, für if~n a leifdi ecrt bem illle~ l.1 enneirfet ••. eatt,trr'44u'rr 6U fl olrn. 7)a~ ij 1rifdJ taurbe ecn brm 3vbtn in bee 18adrlu ~ e be' !8iidm nelrter' 3udjrat abgd)olt . • ~rr I2ldimiebemd ftet tjru3 müllrr ecn 'tlrrgarten (bt' i Obrditdi,,1BabcnJ HeB [dl ucn bem 3 ubrnat6t ~r. 8006, in Cllcl'l' IIr" bel.lanbrtn. • 298 Chronik . . . 1938 Herr Brunner vertrat während der ganzen Zeit des braunen Faschismus jüdische Klienten als Rechtsanwalt und Notar. Auch diese Denunziation im "Stürmer" konnte ihn nicht davon abhalten. Im Schaukasten des "Stürmer" hatten bereits öf- ter Zettel gehangen, auf denen er und auch andere Arolser denunziert wurden, mit Juden in Kontakt zu stehen. Wenn Herr Brunner jüdische Klienten vor Gericht zu vertreten hatte, mußte er dies äußerlich kenntlich machen. Er hatte dann den Hoheitsadler, der mit Druck- knöpfen an seiner Robe befestigt war, abzunehmen und derart vor dem Richter zu erscheinen. Der Gegenanwalt, Mitglied der SA, trug bei der Verhandlung natürlich den Hoheitsadler. 31. Oktober Herr Theodor Katz, Bahnhofstr. 29, meldet sein Manufakturgeschäft ab.39 7. November Am 6. Oktober 1938 erließ die polnische Regierung eine Verordnung, wonach alle im Ausland ausgestellten Pässe nur mit besonderem Prüfvermerk der Konsulatsbe- hörde zur Einreise berechtigen sollten.l" Die deutsche Regierung sah die Gefahr, daß ca. 15.000 jüdische Menschen mit polnischer Staatsangehörigkeit, die zu der Zeit im deutschen Reichsgebiet wohnten, nicht mehr nach Polen einreisen durf- ten. Mit Wirkung vom 29. Oktober wurde daraufhin in Deutschland vom Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei Heinrich Himmler Aufenthaltsverbot gegen polnische Juden ausgesprochen. Auch im Regierungsbezirk Kassel wurden Juden in ihren Wohnungen oder am Arbeitsplatz sofort verhaftet, Kinder wurden aus dem Schulunterricht geholt, und zum Transport nach Kassel gebracht. Von da aus wurden sie in Güterwagen an die polnische Grenze deportiert und mußten für die entstandenen Kosten auch noch selbst aufkommen. Im Niemandsland zwischen Polen und Deutschland verbrachten die Familien einige Tage, ohne zu wissen, was mit ihnen geschehen sollte. Unter ihnen auch die Familie des 17jährigen Herschel Grynszpan, der zu diesem Zeitpunkt in Frank- reich lebte. Als er durch einen Brief seiner Schwester vom Schicksal seiner Familie erfuhr, verübt er am Morgen des 7. November 1938 ein Attentat auf Ernst vom Rath, einem Beamten der Deutschen Botschaft in Paris. Am Nachmittag des gleichen Tages verbreitete der Rundfunk die Nachricht vom Attentat. Am Abend beginnt in drei nordhessischen Städten - Kassel, Bebra und Zierenberg - eine brutale Terroraktion gegen jüdische Bürger, die sich kurz darauf über das ganze Reich ausbreitet. Für Arolsen sind auch die Ereignisse in Kassel von besonderer Bedeutung. Der Historiker Wolfgang Prinz forschte jahrelang nach den Tätern des Novemberpo- 299 Witwe Klara Schürmann (77 Jahre); Frau Frieda Alsberg (78); Chronik . . . 1938 groms in Kassel und im Regierungsbezirk Kassel. Dabei stieß er auch auf eine Be- teiligung der Arolser SS: "Auf dem der Synagoge gegenüberliegenden Vorplatz der Holzhandlung Schup- mann hatten außerhalb der Messezeit eine Schießbude und ein Karussell ihren Standplatz. Jugendliche, die sich dort getroffen hatten, wurden von den Anfüh- rern der Ausschreitungen aufgefordert mitzumachen. Einem von ihnen fiel auf, daß die in Zivil gekleideten Aktivisten alle gleiches Schuhwerk trugen, ,Schuhe von SS-Leuten'. Die daraus geschlossene Vermutung, SS-Männer gehörten zu den Initiatoren der Ausschreitungen, wurde für den jugendlichen Zuschauer zur Gewißheit, als er einige Jahre später in einem Kriegslazarett einen Soldaten traf, der bekannte, als Angehöriger der Arolser SS am 7. November in Kassel dabei- gewesen zu sein. ,,41 8. November Nach dem Muster des Kasseler Pogroms laufen kurz danach die Exzesse in der hessischen Provinz ab. Am 8. November werden Synagogen und jüdische Geschäf- te überfallen. Bisher sind folgende Orte bekannt: Abterode, Baumbach, Borken, Felsberg, Frankenberg, Grebenstein, Guxhagen, Heinebach, Hersfeld, Hoof, Kirchhain, Melsungen, Neustadt, Rhoden Rotenburg an der Fulda, Sontra, Trey- sa, Witzenhausen, Ziegenhain und Arolsen.V Am Morgen des 8. November werden die Arolser durch die Waldeckische Landes- zeitung auf Seite 1 über das Attentat auf den Legationssekretär Ernst vom Rath informiert. In dem Artikel heißt es: "Dieses Verbrechen kann für die Juden in Deutschland, ganz gleich in welcher Staatsangehörigkeit, nicht ohne Folgen blei- ben [...] Im nationalsozialistischen Deutschland ist wohl der unerträglich geworde- ne jüdische Einfluß beseitigt worden, aber keinem Juden ist dabei ein Haar ge- krümmt worden, geschweige denn nach dem Leben getrachtet worden. Um so grö- ßer ist die Empörung, die dieses neue hinterhältige Verbrechen in Deutschland ausgelöst hat. Und es ist nur recht und billig, wenn für die Schüsse in der Pariser Botschaft das Judentum in Deutschland zur Verantwortung gezogen wird. ,,43 Zusammen mit der Nachricht von den Ereignissen in Kassel ist das für die Natio- nalsozialisten in Arolsen die Initialzündung für Terroraktionen gegen die noch hier lebenden Juden. Die meisten jüdischen Arolser waren schon vor dem November 1938 weggegan- gen, weil ihnen ein friedliches Weiterleben in ihrer Heimat unmöglich gemacht worden war. Die Synagoge in der Mannelstraße bestand nicht mehr. Am 8. November 1938 leben hier noch zehn jüdische Mitbürger: In Arolsen - Fürstenallee 13: - in der Kaulbachstr. 12: 300 - in der Bahnhofstr. 29: in Helsen - Zum Kleeberg 7: - in der Eilhäuser Str. 14: in Mengeringhausen - Landstr. 12: Chronik . . . 1938 Geschwister Margarete (41), Frieda (39) und Theodor Katz (31); Witwer Hermann Schönstädt (80); Frau Emilie Reinhard (68) Ehepaar Julius (41) und Ema Löwengrund (41) mit ihrem Sohn Heinz Werner (14). Im Laufe des Tages werden bereits Vorbereitungen getroffen. Ein Zeitzeuge: "Damals war ich 13 Jahre alt. Mein Vater war hier Fotograph. Er hatte auch gute Beziehungen zur SS-Kaserne hier, weil er dort Paßbilder machte. Und an diesem Tage sagte mir mein Vater: ,Du gehst abends nicht mehr raus, es ist Gesindel in der Stadt.' Damit meinte er Fremde, Auswärtige, und er muß auch gewußt haben, wor- um es sich am Abend handelte, sonst hätte er mir ja nicht verboten, abends raus- zugehen. Später habe ich durch meine Mutter erfahren, was nun Genaues los war. Daß man jüdische Frauen durch die Stadt getrieben hat, daß man Geschäfte geplündert hat, Scheiben eingeschlagen. Später ist mir das alles erst richtig bekannt geworden." Die Ereignisse in Arolsen aus der Sicht eines Opfers: Frau Margarete Katz schreibt: "Am Spätnachmittag des 8. November 1938 erschienen zwei Gestapobe- amte der Zollfahndungsstelle Kassel, daß wir sofort eine Vermögensaufstellung für uns Geschwister und das Geschäftsvermögen einreichten. ,,44 Am frühen Abend versammelt sich eine erregt schreiende Menschenmenge von ca. 50 Personen vor dem Haus der Geschwister Katz in der Bahnhofstraße. Unter ih- nen Arolser SA- und NSKK-Mitglieder, Schaulustige und Fremde. Die Ortskennt- nisse der Leute sind sehr gut, denn sie können das Wohnzimmer sofort identifizie- ren, in dem die Geschwister sitzen. Frau Katz: "Am gleichen Abend waren mein Bruder und ich mit der Erledigung der Aufstellung beschäftigt (Bargeld, Bankbücher und Wertpapiere lagen auf dem Tisch), als große Steine ins Zimmer geworfen wurden und wilde Horden in die Woh- nung eindrangen. Meine Geschwister konnten fliehen, ich wollte erst unser Vermö- gen retten, ich konnte nur die Bankbücher, Wertpapiere und Silbersachen retten, in der Erregung ließ ich das Bargeld in der Cassette. Der Erlös unserer Warenlager im Wert von 3909,28 Reichsmark wurde gestohlen. ,,45 Herr Katz schreibt: "Ich hatte nur Hemd, Hose und Hausschuhe an, ich sprang auf und bin gegenüber im Schlafzimmer aus dem Fenster gesprungen. Das Haus war umstellt, und dieses Fenster war glücklicherweise noch frei. Dann bin ich durch den Garten zum Bürgermeister gelaufen und habe ihm gesagt, was vorgefallen war {...J Ich sagte dem Bürgermeister, ich wollte in Schutzhaft genommen werden. 301 Chronik . . . 1938 Er sagte mir: ,Herr Katz, es liegt nichts gegen Sie vor.' Dann sagte ich, er sollte mich auf meinen Wunsch in Schutzhaft nehmen. Er rief Wachtmeister Kaiser an, er sollte mich auf meinen Wunsch in Haft nehmen. Wachtmeister Kaiser hatte seine Woh- nung direkt neben dem Gefängnis, und ich bin sofort dort hingegangen. Ich bat Herrn Kaiser, ausfindig zu machen, wo meine Geschwister waren und was mit der Wohnung geschehen war. «46 Die Schaufenster der Manufakturwarenhandlung Katz werden zertrümmert. Ge- gen 21 Uhr flieht Frau Frieda Katz im Nachthemd zu einer Nachbarin und bit- tet, sich bei ihr verstecken zu dürfen. Aus Angst wird sie abgewiesen: "Fräulein Katz, das darf ich nicht, gehen Sie doch durch den Garten zum Krankenhaus, die werden für Sie sorgen. Ich darf das nicht." Währenddessen wird unten getobt und geschrieen. Frau Margarete Katz wird mehrmals weinend am Fenster gesehen, aus dem Männer verschiedene Dinge des Hausrats, Möbelstücke und eine Mappe mit einer Briefmarkensammlung auf die Straße schmeißen. "Die Spitzen von Katzes Frieda hatten zum Fenster rausge- hangen, die haben alles rausgeschmissen." Unten auf der Straße werden Personen beim Plündern beobachtet. Unter ihnen auch der Polizist H., der für seinen Judenhaß bekannt war. Er hatte wohl Nacht- dienst (er war in Uniform mit Umhang und Schako). Mehrmals kommen er und andere und stehlen. Die Briefmarkensammlung der Katzens wird von einem Arolser gestohlen, der zu einer angesehenen Familie gehört. Als die Nachbarn, zu denen Frieda Katz geflüchtet war, auf die Straße kommen, sagen einige der Täter zu ihnen: "Wenn ihr die aufgenommen hättet, dann hätten wir euch auch geholt." Während des Überfalls steht der Ortsgruppenleiter von Schoeler im Haus gegen- über, wo er hinter einer Gardine die Aktion beobachtet. Eine Zeugin erinnert sich an lärmende Gruppen. Man habe an diesem Abend die Katzens in den Gärten gesucht. Einer schreit: "Bring mir die Judensau, das Wasser ist heiß!" Herr Katz schreibt weiter: "Meine Schwestern waren zum Diakonissenhaus ge- flüchtet, wo sie Schutz [anden/" In der Zwischenzeit hatten Leute Koffer, die im Erker aufbewahrt waren, herunter zum Hof gebracht, um den Kofferinhalt zu steh- len. Dann kam Wachtmeister Kaiser und verbat, das zu tun. Nach einigen Stunden kam Herr Kaiser mit meinen Schwestern zurück, und wir ver- brachten die Nacht im Gefängnis. Die Decken im Gefängnis waren von mir gelie- fert. Da hing noch mein Firmenzettel dran. Am selben Abend kam der Ortsgruppen- leiter von Schoeler und erkundigte sich, ob der Jude Katz hier wäre.«48 Am selben Abend werden die Bewohner der oberen Kaulbachstraße von grölen- den Horden aufgeschreckt, die vor dem Waldecker Hof und vor dem Haus der Frau Frieda Alsberg antisemitische Parolen brüllen. 302 Chronik . . . 1938 Margarere Kotz Frieda Kotz Die Geschwister Kotz 1938: Theodor Kotz 303 Chronik . . . 1938 Die meisten Arolser scheinen von dem Pogrom überrascht gewesen zu sein: "Kei- ner wußte hier was davon." - "Kam so unverhofft. Man hörte den Radau und den Krach und das Singen. Was passierte, wußte man erst am nächsten Tag." - "Wir haben nichts gesehen." Arolser SA- und SS-Mitglieder fahren am Abend des 8. November nach Rhoden, wo sie jüdische Männer und Frauen mißhandeln und ihre Wohnungen zerstören. Der Oberlandjäger Maibach aus Rhoden schreibt am 11.12.1945 in einem Polizei- bericht: "In den Abendstunden des 8.11.1938 wurden jüdische Angehörige miß- handelt und ihre Einrichtungsgegenstände zerstört. Desgleichen wurden die Ein- richtungsgegenstände der Synagoge vernichtet. Am 9.11.38 wurde dieselbe in Brand gesteckt. Die geführten Ermittlungen haben folgendes ergeben: In den Abendstunden des 8.11.38 kamen Angehörige der SS und SA aus der Umgebung von Rhoden sowie aus Arolsen nach Rhoden. Unter ihnen befanden sich der Metzgermeister K., Arolsen, der Bäckergeselle R. aus Arolsen, A.R., M.K. und H.S., Arolsen, sowie die Sturmführer der SS H. und L. In Rhoden war die SA angetreten. Gegen 22.00 Uhr wurde mit der Zerstörung der Einrichtungsgegenstände der Juden sowie der Synagoge begonnen. Die jüdischen Angehörigen wurden dabei mißhandelt. Die Zerstörungen und Mißhandlungen der Juden wurden unter Leitung des damaligen SA-Führers M. und auf Anord- nung des damaligen Ortsgruppenleiters L. durchgeführt. In den Morgenstunden des 9.11.38 wurde die Synagoge in Brand gesteckt. Bei den Zerstörungen und Miß- handlungen haben sich, wie aus Zeugenvernehmungen [...] hervorgeht, besonders hervorgetan: Der ehemalige Ortsgruppenleiter L., C.W., F.F., H.K., H.G. und der damalige SA-Führer Lehrer M., sämtlich aus Rhoden, sowie der Metzgermeister K. aus Arolsen. [...] Wie aus den Vernehmungen [...] hervorgeht, wurde in der Gemeinde Rhoden nach der Zerstörung der Synagoge das Gespräch verbreitet, daß W. zum Abbrennen der Synagoge Benzin geliefert haben soll. W. wurde [...] zum Sachverhalt vernommen. Er bestreitet diese Anschuldigungen. Desgleichen wurden F. [...], K. [...] und K. [...] vernommen. Alle Aufgeführten bestreiten, an den Mißhandlungen bzw. an den Zerstörungen teilgenommen zu haben. Aus der Zeugenvernehmung [...] geht hervor, daß K. sich besonders an der Zerstö- rung der Synagoge beteiligt haben soll. K. soll sich an den Kronleuchter der Syn- agoge gehängt und solange geschaukelt haben, bis er ihn losriß. Anschließend soll er in seinem Lokal Freibier ausgegeben haben. [...],,49 _____50 In Mengeringhausen soll sich der Chef der SA geweigert haben, einen Befehl zur Zerstörung jüdischen Eigentums auszuführen. Dennoch kommt es zu einem Über- fall auf das Geschäft der Familie Löwengrund. Ein Zeuge: "Ich erinnere mich an die Kristallnacht, weil ich durch einen großen Krach wach wurde. Da stand mein Vater mit meiner Mutter oben am Fenster und schimpfte wie ein Rohrspatz auf das, was da unten geschah. Dort hatten ein oder mehrere SA-Männer in voller 304 Chronik ... 1938 Montur die Schaufensterscheibe des Geschäftes mit einem Klotz eingeworfen. Ich weiß noch genau, daß der SA-Mann im Schaufenster stand und sich an der Auslage zu schaffen machte. Am anderen Morgen lag alles durcheinander. Herr Löwengrund hat dann im Fen- ster einen SA-Dolch gefunden. Die SA trug solche Ehrendolche. Und dadurch ist es wohl rausgekommen, aber es hat sich dann irgendwie im Sande verlaufen, es ist also nichts geschehen, wie keinem was geschehen ist, der sich damals an der Kri- stallnacht beteiligt hat [...] Jedenfalls war es ein Bürger Mengeringhausens. Die SA hat an diesem Abend Dienst gehabt." Der jüdische Friedhof in Mengeringhausen wird im Anschluß an die Ausschreitun- gen gegen die Juden teilweise zerstört. "Die dort vorhandenen Grabmäler wurden umgeworfen und z.T. stark beschädigt [...] Die Täter waren Kinder noch im schul- pflichtigen Alter, das damalige Jungvolk. Namentlich sind diese nicht festgestellt." Organisiert wurde diese Schändung nach Zeugenaussagen vom damaligen Schul- leiter und Ortsgruppenleiter EE.51 9. November Am Vormittag des 9. November lösen Arolser SS-Leute den Pogrom in Wolfhagen aus - wie in einem Gerichtsprozeß in Kassel vom 22.1.1949 festgestellt wurde. Von einem Kraftwagen aus werfen sie Brandbomben auf die Häuser von Wolfhagener Juden. Als sich der Kreisleiter daraufhin bei der Gauleitung erkundigt, wie er sich gegenüber der Arolser SS zu verhalten habe, wird ihm geraten, "sich herauszuhal- ten,,52. Am Nachmittag des 9. November wird die Hitlerjugend in Arolsen zusammenge- rufen. Ein Zeuge: "Wir wurden befohlen. Wir mußten bei der Post antreten, der eine Zug und der andere auf dem Schulhof, wo heute das Rathaus ist. Dann sind wir losmarschiert. Wir sind vor die einzelnen Judenhäuser gezogen und dann wur- de gerufen ,Parole, sie lautet!' und wir schrieen: ,Die Juden schmeißt raus!' Das haben wir im Sprechchor gerufen. Ich bin Richtung Schloßstraße marschiert und hab da vor ein paar Häusern gebölkt, mitgebölkt. Beim Sude und bei anderen Häusern. Ich habe nicht einmal gewußt, wo überall Juden wohnten. Aber die Füh- rer, die waren ja bedeutend älter als wir." Auf die Frage, wie die Passanten dabei reagiert haben, antwortet der Zeuge: "Gar nicht. Letzten Endes war denen das egal, ob da Juden wohnten oder ob da keine wohnten." 9. November Theodor Katz: "Am nächsten Morgen, da nichts gegen mich vorlag, konnte ich die Schutzhaft verlassen. Meine Schwester telefonierte Verwandte in Warburg, ein Taxi von Warburg zu senden. ,,53 305 Chronik ... 1938 In Warburg berichtet Herr Katz seinen Verwandten von den Ereignissen der ver- gangenen Nacht in Arolsen. Dort hört man ihm ungläubig zu. "So etwas gibt es wohl nur bei euch im schwarzen Arolsen, wo die SS herrscht. Bei uns wäre das unmöglich." Einen Tag später wird in Warburg die Synagoge zerstört." Ähnlich hatte Herr Katz kurz vorher gedacht. Er war bisher nie körperlich angegriffen wor- den. Der Stein am 8. November war das entscheidende Erlebnis. "Da wußte ich, jetzt muß ich we&. Meine Schwestern hatten noch etwas Zeit, da Männer am gefähr- detesten waren." 5 • Der Warburger Aufenthalt dauert nur einige Stunden. "Alsdann bin ich von Warburg nach Elberfeld gefahren, wo ich die letzten Wochen in Deutschland verbrachte. Von Elberfeld bin ich nach Stuttgart zum Konsulat ge- fahren. Vielleicht könnte ich allein auf die dorthabende Bürgschaft mein Visum be- kommen. Ich sagte, daß ich im August hier war und die Bürgschaftspapiere hier im Konsulat wären. Ich wurde noch am selben Tag untersucht und bekam meine Papie- re (Visa) am Abend. Dann, Anfang Dezember 38, bin ich mit meinen Schwestern nach Stuttgart gefahren, und auch diese erhielten ihre Visa. Nach dem 9. November 38 war ich nur noch 3 Stunden in Arolsen und habe Arolsen von da an bis 1972 nicht mehr gesehen. ,,56 Die Fahrt von Elberfeld nach Stuttgart zum Generalkonsulat war insofern schwie- rig, als im Zug SS patrouillierte. Gerade in den Zügen nach Stuttgart, in denen viele Juden wegen des Visums fuhren, waren häufig Kontrollen. Herr Katz begab sich in ein Abteil, in dem schon andere Leute saßen, weil er das für sicherer hielt. Auf dem letzten Teilstück der Strecke hielt er sich einen"Völkischen Beobachter", der in dem Abteil gelegen hatte, vors Gesicht, um nicht kontrolliert zu werden.V 9. November Funkspruch der Gestapo an alle Staatspolizeiämter -Geheim!-: Solche Aktionen werden in ganz Deutschland stattfinden. Sie sollen nicht behindert werden. Wichtiges Archivmaterial in Synagogen ist sofort sicher- zustellen [...] Die Festnahme von 20-30000 Juden im Reich ist vorzuberei-' ten; vor allem sind reiche Juden auszuwählen. Wenn im Laufe der Aktion im Besitz von Juden Waffen gefunden werden, sind strengste Maßregeln zu ergreifen.58 9. November Gruppenführer-Befehl an Stabsführer der Gruppe: Sämtliche jüdische Geschäfte sind sofort von SA-Männern in Uniform zu zerstören, und eine SA-Wache aufzuziehen, die dafür sorgt, daß keinerlei Wertgegenstände entwendet werden können. Die Presse ist heranzuzie- 306 Chronik. . . 1938 hen. Synagogen sind sofort in Brand zu stecken, jüdische Symbole sind sicherzustellen. Von der Feuerwehr sind nur Wohnhäuser von Ariern zu schützen, aber auch jüdische anliegende Wohnhäuser, allerdings müssen Juden raus, da Arier dort kürzlich einziehen werden. Die Polizei darf nicht eingreifen. Sämtliche Juden sind zu entwaffnen, bei Widerstand sofort über den Haufen schießen. An den zerstörten jüdischen Geschäften, Synagogen usw. sind Schilder anzubringen: "Rache für Mord an vom Rath", "Tod dem internationalen Judentum", "Keine Verständi- gung mit den Völkern, die judenhörig sind"]...]59 9. November Ferdinand Stern, Ehemann von Martha Katz aus Arolsen, wohnhaft in Franken- berg, wird verhaftet und in das dortige Gefängnis eingeliefert. Nach Stunden er- scheinen in seiner Zelle 3 SS-Männer in Uniform und befragen ihn nach dem Ver- bleib eines Schlüssels zu einer Kassette, die sie in seiner Wohnung gefunden haben. Weil Herr Stern den Schlüssel nicht bei sich hat, schlagen sie ihn mehrfach ins Ge- sicht.60 9. November In Duisburg-Hamborn muß Edith Löwengrund aus Mengerin~hausen miterleben, wie ihr Geschäft in der Kaiser-Wilhelm-Str. 276 zerstört wird. 1 Der 13jährige Hans-Joachim Schwerin aus Mengeringhausen flieht von Anröchte, wo er bei seiner Tante gewohnt hatte, nach Köln zu seinen Eltern.62 Infolge der Ereignisse des 9.November wird die Kleiderfabrik des aus Arolsen stammenden Albert Schiff in Herford "arisiert".63 10. November In Pömbsen wird die Ladeneinrichtung der Manufakturwarenhandlung Walter Schönstädt völlig zertrümmert. (Schaden etwa 1.200 RM)64 Darüber hinaus wird die Wohnung der Familie Schönstädt völlig demoliert, so daß die verängstigten Menschen bei Nachbarn unterkommen müssen. 65 307 Chronik . . . 1938 10. November" [ . 6poiuant molfe-rUnbQebungtn , , 3n 'ß tbr o. fii~rlt ba ~ ft il\t ll tlenlo. l hi 'Ua r; ~ . "'. m .[ MI " tb e nf a a . ~u erregten .!tunb!lebunllen ber lßeoöl'I '. gegen , ...Ie '-v~tI er '0 uttat . Irr unll. .flirr l1lurbtn non ben erregten ~emo~'~ )jtttftlht S"nagol1t n l e b ttgebr~nnl . ~ :: nem bie 3 enflerfdJeiben. 3 en[lerfnu,le unh 'tu' I· ." . ~ . , ' " " " . . tut liibi[cfler 'ID abnunllen ei n l'lc l~l n l'le n . :Oe,t [eilte l ~b l [ltj e 91euo1tmilb ~rfnn nul ben Wud: in eee $he i ~ltabt !IIolenburl\ fanben in~e l\/Ih lln~!t!u l /l r ~.am 91atb bai .~n lt ~ ~e1 uub ber !ll/ldjl Demanftt aUant n ftall, bei beMn fld) I in ller[':'lebrnrn :!,arfern unh 6111M~.n .lturbel- : bte ItmoÖtunlll'ltl'l t n ete jilbildltn !)öufer d djle. , leue btt ber 2:' tuolf t r ulll\ IlraRt (j;mpo~un l'l unc : te. _ ~n bem :Dorft '!8oumbodJ. b09 flott ,mi!(frrt~~.n~ a Il5 11.~lö[.1 un b ,lu :Dtmanflroh~ntn w-I jiibUd)en {fi n ltl a ~l1 ern but dJ[e!l1 i{l. modJ lt fKtJ ll."en l u b l [~ e Ilmn rl}lun!len un b Qlt!dJiifte Rr : bit Il'mpöt unq ber ij inroobnn ,ebrnfo.llf .(!ult. fubrt. , ' . _ . .11 3 n firi~l\1' f,ntl ~it 2cftalllrn!tH ' 111\& !l!o~' . .;In Jlutftlb bronq bit. t'!lport,e ![Jhr,~t IItßen I ' n u ng~!enftu ber nad) bart belinblld)cn3uben an- ble6l)n a llO~t oor. 1l, ab! l Rmll ~,)flt,l~m fi14m' 11lriimlllu t l1larbrn af~uI\dl«itungtn rl1 m. . ' ; - 10. November Julius Schän städt. geb. am 11 .5.1904 in Arolsen, der inzwischen mit seiner Familie zunächst in Emmerich lebte und dann am 7.5.1937 nach Bernburg verzog. wird von Bernburg aus in das KZ Buchenwald eingeliefert . - Häftlingsnummer 21227. Kategorie ..Ak tionsjude". - Am 17.12.1938 wird er wieder entlassen. Später wird er zusammen mit seiner Frau Irmgard und der kleinen Tocht er Regine nach War- schau deportiert . Dort bleibt die Familie verschollen.61 10. November Zusammen mit anderen jüdischen Männem wird in Cloppenburg Karl Simon, der Ehemann von Selma Kalz aus Arolsen, verhaftet und in Oranienburg inhaft iert. Seine Frau und seine vier Töchter. &Iith. Ruth . Hildegard und Ilse, bleiben vier Wochen ohne Nachricht von ihrem Vater. Im Dezember wird Karl Simon wieder ent lassen.68 308 Chronik . . . 1938 11. November Ferdin and Stern wird von Fra nkenberg aus in das KZ Buchenwald eingeliefert. - Häftlingsnummer zunächst 24285, dan n 25394. - Er gilt als "Aktionsjude" , weil er im Rahmen der Massenverhaftungen in und nach der Pogromnacht ins Konzentra- tionslager eingeliefert worden war. Herr Stern wird am 14. November ermorde t. Im KZ ging das Gerücht u~ er sei entweder in eine Jauchegrube gesprungen oder hineingestoßen worde n. Frau Klara Schürma nn verschwindet au f noch ungeklärte Weise aus ihrem Haus in der Fürstenallee 13. 11. November?" Il'mpö,ung g.g.n bi. :tJub.n lll .g. n b.ß '!Jarlr" 'llll.ntalß ': • 9l r~lfr n, (0. !Jlolt. '1)ir j ii b it tli f 9Jl 0 r ~ • d n [ tlil c g dul hen bUIHd;Je n ~Idnbtld)d ft lrdt It 0 In ~ d t ~ in $dtil ruft uns erneut ble ~Inte r' [iitige (icmDtbung 2i3illjdm ·~ullfoff l burd) j en 3 uben ßtd ll!furtn In Gtlnnnung. ~mdl. nllrjet t tlIlebet in lp4r11 bd)dul'lde ber jiibild)e !l er' bwf)et, ee roolfe [ü e l r l n f lJld l le ge no l lc n !ll d d)e n f ~ In f n. 'La, !dnn uni dber nidJI MfQ ht ~ I ntllr glauld:len. blt& ~ inlet bem " r l n e re r ne n jiibild;Jen mertmd)en äie Ildn a e l a· blldl t 2J.\ el l l l g4 ~ e~t. bie aum Shlege gellen 1)culldjf4nb unb 3 t411rn ~c\l l, bie Im lBunbe mit bm iJreim4Lt cem bie $ aUer Ilellendnanber 4ulfle\lt. unb ete In lebenl dnaelnen ijalfe bie !JlorbllXll!c bltllier,e. (liegen Tord)e4 ':treiben be4 iiibildien j[ler temetlllm4 mllB "t ell lidJ r4nb ~ dj lur Se~r le\len.. 'tie l'fll lmeqllng jiibiltfler &rl Im rIat bal brr \}an:. tller tIXI r ble !lll(' ~3rung alr geaB. 41' "NB llldn MI In ~t\1 Ir. neut ueriiMe un([~ ~ rte jiiblldje_metbredjen un&e. Qntl\lortd ~ a llt ~innr~mrn t~n nrn . \!tn bem ein. ligcn in ~{orlen nod} \lDr4 _1}attel nUllme~T ' 4rrt 11ladjlrn illd dnlebtll muklm, um I\l e!-\;e.r e me tgertullglma kllll ~men au .ih'.:r ' ~ I n bc! n, 1ltfien batf ß!fJ dbee bie JiiblldjeS d t; n g4 gCI\lI&lein. e~e" 'e i I~t' geni gl; Mi marter'gt gtn; einaubrt unb hi blll g dtg iU ~ttCll, UII\ -boI lloli, . ndliaJI41i[tHdie teutld)14nlt "bUllidjlcn- an lilunen, loitb pd) bn 'tritte !Rehlf ber jfib ijdjcn iflllltliage mit einet ltdltltcllrn . t!nildjroiien~rlt ent!d)ltben (TlUe~rel\ . . \ . . 309 Chronik . . . / 938 Jle .bc"ll ' ~.o lltf\ . ?llonIQll. ~n lt. 'JloOfmbtt lQ3l:l \ . Di~ "nl.....~' . af "j~ P ,n ion S""r~",~.ul.. t iju6en müffeu 1 roJilli"r6e ~nie 3"b'en :ldt 6a1l....tqlril .~ I. I. tQ,I~ Illltt ria, 1 -1!d1, " n ~ fkl!lMll lt. lifte 2lle1lllll••,. lIIillt. M. k'! :ltItt. jej r rl kttm, 1 11M k }lllil lftm. -=::..--:" - -:.:::: ="'_-':::::::.:"':'0:-=t.~n,=,,"..- -:.':.="';. .. ... - .........- .-_. :::L::'!?..."= ......._ ~ __ ..__... _ c;"'.. _ ..= -;::.. _ -_..~ - :!..~--- --_.._.. ... _.._-C"';;- ..._ ~--.~- ..._~ .... ~ .. - ::.:. .. ;: ... .... ..l..~ .. _ ~~... - -. :::::o.==-::r:- -_--T": ~:.-.:-,.:; flu6tn nidtt mtbr ]ugtlofJtn ~;;;;=:" "1 d.-. ------ --==:=T""';1j- .. ""t:-_- _- - .....=_::-~ -:,:,: -- - ....- ... -~' .....".......=--_ _- :::.::.- ...;=1 ,_ O-~ -- .. - - "---"' ..-.r-n- " _ .. :.=.::~I_;-::.=fi;:....."':t"'':--:'~ ~. • - ...'"=..~.--;';;"=~...::.._:o.: c.:.-==,,-===:: , _':::'='t\..:=~ S_t::,;:"':=:'-::":'.. .,.=~ -..~ ==:::-....:.:::::. ='::-.:::.~_.:m..= t~:..:::-.....~= ...~_ _- "' .._--... .. 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'b' l " onu ~bcr bie fjelle bu inlcrn.ll.n~lfn aultlqie file ben !llcr""'''lpLln. Ql(nefClllenm..,. :\ubent\llrnl Sell'n bu n .tlonol[.~io1i[ll[1!)f [rba UoU. 1)ir !Befeiligung ber 6 d)tibetz :Di, 00," 'ß e~ullfGllten für b.n !ll tTiG~ If" pl.II, Gltn . rolltlbmorldltll Gl liclnll- , rroll. ne '3",rbnun ~ ~u , mi. llt ,bfr~ .a Un ll btf 61". lI.nbilbu bcl iubild:Jtn GI.m"b.be1ri.b .n ~Gl folq,enbtn mOllloul: . " •._.~ ': lIlu l I1lrunb blf '3... rbnun~ 3ur :DurlWüb· · . . 311 Chronik . . . /938 15. November Herr Theod or Katz erhält endlich sein Visum für die Einreise in die USA.72 15. November Runderlaß des Reichsministers fü r Wissenschaft, Erzie hung und Volksbil- dung: "Nach der ruchlosen Mordtat von Paris kann es keinem deu tschen Lehrer... mehr zugemutet werden, an jüdische Schulkinder Unterricht zu erteilen. Auch versteht es sich von selbst, daß es für deutsche Schüler unerträglich ist, mit Jud en in einem Klassenraum zu sitzen...[Ich] ordne daher mit so- fort iger Wirkung an: Jud en ist der Besuch deutscher Schulen nicht gesta tte t. Sie dürfen nur jüdi- sche Schulen besuchen... Diese Regelung erstreckt sich auf alle mir unter- stellten Schulen einschließl ich der Pflichtsch ulen.v'P 22. November Auch Margarete und Fried a Katz erhalten ihr Visum für die USA .'4 Herr Richard Schönstädt aus Arolsen , derzeit wohnhaft in Pömbsen, sieht nach dem Novemberpogrom keine Möglichkeit mehr, sein Haus in der Bahnhofstraße 29 zu halt en. Kurz nach dem Überfall auf sein Haus, meldet sich mit einem Ange- hörigen der Arolser SS der erste Kaufint eressent . Es kommt zu einem Verka ufs- gespräch, in dem der Käufer auf die Preisvorstellung Sch önstädts sofort eingeht. Später äuße rt er gegenüber seinem Nota r: "Es ist ja ganz gleichgültig. was der Jud e fordert, was er für dieses Grundstück haben soll, wird an anderer Stelle ge- regelt." Als das Haus am 19. Dezem ber verkau ft wurde, hatt e die Preisbeh örde. den Kaufpreis um 10.000 RM ermäßigt." 23. November" ~lna~n,anM bu Jultanblg~n tllhtld}ofmarnmn. I1 bm ll. lBQld IIdJ blll bdullrnbc Jüblidle @c. ",all flefjnbet. mdbell. Itllele Unlerableilung!1I ~ "'U b~ 11 IIWIkgebUdjell 6teUcl1 bOIl $arid ~ 6lAa.t fNllh mit be. Mgruppen unb 311l!if• •mln1guJ1l1~n btl: !9 i rlld}o lt~gßijlpe c;llIJe~nbd b Jtnnblgu tln'bl~uDg unb leilen GUel ~eltm hI Me~e. 312 Chronik . . . 1938 24. November" QIUG eee ))eimlll m~"'brud brt 'r~Q t,nr u t Qlr lttn n"r mit QUl llrn' angA bt g ril~!ttl ~1~dI~rud eee lIl b~~ n b l llnQtn 11Mb (llrr ldl l'~ tT ' d111 g. rllrt.n. ) Jltin mnlauf non lIub,nb,[i~ Q)aul!i1n €tdltUrat 2ll et n t I d:J ~lt ! lolgenbe ~no rbnllng übee ben Staul unb IDett'lIll bOn jil ' bild/em l,tigenillm n la[fen: . Seil bn ll rmorbung bel !lo tldJafUrale, llJg· um· lRat~ ~ben millle näufe Un jflblldjem (figenlum tinge[rtt. bie fldJ mit bu 114110ndlioaI4' 11[lljdjen l1ill~el1ung nldyt bmln~~ß., Illlle ll . 3di etbne llll ba' 1D(llm naule mäJf~"i"d ll~ll ilnb(n~oben unI. bereit. 'getätigte naufe, ' 00 .. gesahlt .. . ..d..n . Iils ..durell t ..itt " n" all .... k. l n" V.... ~ . cllrt ..ben , 319 Chronik . . . 1939 Wl!'tfifl ,.. " . I . t~n• . • A .. o1 a.n 320 h ;". , V"..ho t n .... l u . Null .h ho~ II h .. . 1 "<:'6' ''8' ''' '' IU;;.ilol4l' 4. .. 'I l .. ; aqhfU , .... pl" EUu lHMal , l;Iu U h " ~.U. h du t.1I ;:;.;:;u 41. u,..!>. da" E1n"l abh"K'K.,. ",, ~ g "h ." dl. n ...u SUh.oke und Vosdl.A"e ll dl. naollt"igU ob "0011 a llg , g , n , ,.. . SI" .. ..hol;pl.~U.n tö ".... 310. . b8 . 11.... Dl . Eh.l. hn llg d... 8.;.... 8. fÜ" d h v. ..ltnftu IUnrloH."~a ~' ~ft "Hhg.n 11 .1;1. tet••n t • • pr.ah nd one, ,,rla llh t . W205. , Chronik . . . 1939 6. Januar" 5tciut 3u1aUuull oon'3ullrn an 'Vrtltmgcn. ' <. 2)tr !R ri~ro i rtl (t}Q ft sminii! er bat im (finorr- nehruert mit äem !Rti l1) ~ i nnrnm in iil e r be[limrnt. blXfl :1ullcn ,~ ll ben !l t[c~li l1) cn 'UrüfulIltrn ber :'\nll1.lf!rie. unb f)alllle!5tal1lmct1l ,Iomir bee f)c:nbUl rrl src: mmern nleb t ~ u!le(a[len ' f1 n b< (f, lei jebodJ nid) ts . bC: \lelten ein.,u·roenllen, wenn bie Rammern "ur ~ör!lerunl'l btr jiibifebtn 'llu50'll)an' brrun!l auf C9runb Don 2lrbrilsbeldleiniqunl'ltn unb 3 eu!lniflen jübilrlJen Urbrilsfröltrl1 auf 2ln· _ !rag eine tl eld)rini!lun!l ülleri!)re:tl crufsQ usbi{' bung ober i ~re ladjlid)m n ennlnil[e un l:q;:ä~ iJr retten aU 50Reßcn. 6. Januar Nachdem auch in Pömbsen die jüd ische Gem einde zerschlagen worden ist, be- schäftigt sich Waller Schönstadt aus Aro lsen mit Fluchtgeda nken. Er hört von Be- kannten , daß man nach Belgien fliehen kann. Allerdings ist das nur illegal möglich. Mitten im Winter 1939 flieht er nachts über die Grenze. In Belgien wird Herr Schönstadt von der Sicherheitspolizei aufgespürt und in ein Lager nach SUd-Fra nk- reich geschickt. Seine Schwester berichte t: " Er hat's dort sehr schlecht gehabt und ist sehr schlecht behandelt worden. Die Franzosen waren damals nicht besser als die Deutschen. Sie hohen sich an den Juden ausgelassen. Mein Bruder und die anderen bekamen fast nichts zu essen und mußten schwer arbeiten auf dem Feld. Oft sind sie wegen Klei- nigkeiten bestraft worden. Viele sind dann geflüchtet. Auch mein Bruder hat sich heimlich abgesetzt und ist in die Schweiz geflohen. Das war /940/4/ . Damals hat ihm ein Pater geholfen, der die Leute illegal rübergebracht hat, aber nicht fü r Geld, sondern um den Menschen zu helfen. Walter ist dann in die Schweiz gekommen, und da ist es ihm besser gegangen - natürlich nicht gleich, denn die Leute wurden da auch erst einmal im Lager auf· gefangen. Nach und nach bekamen sie aber Erlaubnis, ein bißchen zu arbeiten. Er hat dann später als Tellerwäscher in einem großen Warenhaus gearbeitet und hat sich recht und schlecht durchgeschlagen. ,,4 Februar Edith Löwengrund aus Mengeringhausen verläßt nach dem Tod ihres Mann es mit ihrer Tochter Ruth zusam men ihre Wohn ung in Hamborn und zieht nach Mühl- heim.s Danach verlie rt sich ihre Spur. Ihr weiteres Schicksal ist unbekan nt. 321 Chronik . . . 1939 15. Februar Martha Stern, geb. Katz, aus Arolsen muß mit ihren Kindern Bertha Lieselette (13 Jahre), Richard Jakob (7 Jahre) und Max Heinz (2 Jahre) ihre Wohnung in Franken berg verlassen und zieht nach Fra nkfurt , wo ihre Mutter lebt ." I. März Frieda und Margarete Katz emigrieren von Hamburg aus zu ihrem Bruder in die USA. Mit 4 $ Handgeld (= 10 RM) und ein wenig Gepäck werden sie auf die Reise geschickt. Beim Packen in ihrer Arolser Wohnung war ein Zollbeamter zugegen.' , 322 , 'f' • f ' .. " , Chronik . . . 1939 • " .. , • • •, • i'. • •, 1 • • " "It 323 Chronik . . . 1939 28. März Frau Klara Schürmann muß dem Verkauf ihres Hauses Fürstenallee 13 zu- stimmen." 28. März Frau Elise Friederike Schiff aus Arolsen, bis jetzt wohnhaft in Herford, Kreishaus 6, emigriert nach New York.9 31. März Familie Löwengrund aus Mengeringhausen muß ihr Haus in der Landstr. 17 ver- kaufen.10 April Hedwig Block, geborene Reinhard, aus Helsen, derzeit wohnhaft in Hamburg, Grindelhof 8, verläßt Deutschland und emigriert mit ihrem Mann Julius und ihren Kindern Anita und Edith nach Bolivien.!' Julius Block war vorher in Hamburg die Arbeitserlaubnis als Schuhmacher entzo- gen worden. Die Familie lebt in La Paz in völliger Armut. Frau Block betreibt spä- ter ein kleines Handarbeitsgeschäft. Ihre beiden Mädchen, 6 und 8 Jahre alt, müs- sen mitarbeiten, um die Ernährung der Familie sicherzustellen. Im September 1954 verziehen die Blocks in die USA, wo sie sich in Cincinnati (Ohio) eine neue Exi- stenz aufbauen.F Die Tochter Anita schreibt: "Es sind 50 Jahre, daß ich aus Deutschland fort bin, ich habe vierzehn Jahre in La Paz Bolivien gewohnt. Mein Vater -Julius Block- geb. in Wolfhagen mußte aus Helsen fort, da keiner ihn mehr unterstützen durfte, keiner der Nachbarn wagte sich, ins Haus zu kommen, wo er eine Schuhmacherei hatte. Er ging allein nach Hamburg, wo seine Brüder eine Schuhmacherei für ihn übernah- men. Wir folgten anderthalb Jahre später. Meine Tante Meta war in Köln verheira- tet, hatte zwei kleine Buben und ist über die Grenze nach Belgien geflüchtet, wo sie bei einer Familie Sänger, früher von Frankfurt, wohnte, und dann später mit ihren Kindern vergast wurde. Ihr Mann, Theo Berliner, wurde beim ersten Mal auf der Flucht gefangen genommen und kam ins Gefängnis, wurde wieder entlassen und kam dann nach Shanghai und von dort später nach New York (USA). Mein Cousin Erich Block, geb. in Stockheim, wohnte mit seinen Eltern in New York, kam mit der Amerikanischen Intelligenz nach Europa und suchte nach meiner Tante Meta. Er hatte alles dieses herausgefunden. 324 Chronik. . . 1939 Unsere Eltern haben nie etwas vor uns gesprochen aus Angst, daß wir als Kinder es wiederholen würden. Eine ängstliche Stimmung herrschte im Haus. Meine Groß- mutter, Emilie Reinhard, ging in 1940 aus Helsen nach Buenos Aires (Argentina). Wir haben sie nie wieder gesehen. Mein Großvater, Moses Block, aus Wolfhagen ist in Kassel gestorben. Wie?, wissen wir nicht. Ich hatte keine normale Schulzeit und ging mit zwölf Jahren in die Lehre, um Schneiderin zu werden. Die meisten Kinder zu der Zeit mußten arbeiten. Unsere Eltern hatten nichts, und deshalb mußte der Jüdische Hilfsverein eintreten. Erst wohnten wir in einem Sammelhaus in La Paz, dann kam für uns Kinder ein Kinder- heim und dann ein Zimmer, wo wir wohnten, schliefen und aßen mit meinen Eltern. Alles war sehr primitiv. Für meine Eltern war es sehr schwer - für alle Eltern. Wir Kinder gewöhnten uns an das Leben einfacher. Mit 20 heiratete ich; mein Mann war in Oberlauringen geboren. Er lernte Feinme- chaniker in La Paz. Wir haben zwei Söhne (40 und 37), eine Tochter (33). Alle ver- heiratet. Jeder der Söhne hat zwei Kinder. Alle sprechen Deutsch. Unser ältester Sohn Herbert spricht auch Französisch, da seine Frau von Marokko kommt. Ihr Vater flüchtete von Berlin nach Casa Blanca. Alle verstehen Spanisch und unsere Tochter spricht Italienisch, da sie dort wohnte und viel dort geschäftlich zu tun hat. ,,13 Ihre Schwester Edith schreibt: "Ich brauchte lange Zeit, um mich zu entscheiden, Ihnen zu antworten. Mein Haß auf die Deutschen hat mich nicht verlassen. Ich war gerade fünf Jahre alt, aber ich war von allen Dingen betroffen. Ja, wir lebten in La Paz von April 1939 bis September 1954. Meine Schwester Anita Haas lebte mit in unserer Gemeinschaft. Meine Eltern mühten sich sehr ab, ein Leben in La Paz zu ermöglichen. Sie emigrierten mit uns nach USA. Ich komme nicht darüber hinweg, oder ich will es mir nicht vergeben, ein normaler Jude gewesen zu sein. Das betrifft mich und meine Schwester. Wir mußten bis zum Alter von zwölf Jahren voll arbeiten. Wir wußten es einfach nicht besser. Und so lebten wir einigermaßen normal. Aber wenn ich mir meine eigenen Kinder betrach- te, wir haben vier, wie sie groß geworden sind in diesem wunderschönen Land, mit einer guten Erziehung und Ausbildung, gerade das macht uns anschaulich, was wir eigentlich vermißt haben. ,,14 In Helsen wird Frau Reinhard antisemitischen Schikanen ausgesetzt. Ein Nachbar erinnert sich: "Ich war damals 6 Jahre alt und habe gerade hier im Tante-Emma- Laden eingekauft. Als ich den Laden gerade verlasse, kommt die alte Frau Rein- hard, um einzukaufen. Da habe ich mitbekommen, wie sie von der Eigentümerin angeschrieen und fertiggemacht wurde, weil sie es wagte, bei ihr einzukaufen. Da- mals durften Juden nur zu bestimmten Tageszeiten kaufen (so um 5 - 6 Uhr abends). Ich habe das meiner Mutter erzählt, und die hat gesagt:' Ach Junge, das verstehst du nicht. '" 325 Chronik . . . / 939 18. April Ehepaar Julius und Erna Löwengrund müssen mit ihrem Sohn Heinz Wern er Men- geringhausen verlassen. Sie ziehen nach MühlheirnlRuhr (Delle 29), wo seit kur- zem Frau Löwengrunds Schwester Edith mit ihrer Tochter Ruth lebt.15 Die Nazis haben ihr Ziel erreicht: Mengeringhausen ist ,.judenfrei" .16 9. Mai Auf dem Landratsamt des Kreises der Twiste wird für Herrn Alber t Weitzenkorn aus Helsen eine Kennkarte für die Volkskartei. Abteilung " J" erstellt." J.t>_: Urol {On - .- -- 13. Mai .'f .: ...~ 't~ , \. "!1'1. , . ......- .... - 9.ilai 1939 .. Dtr t anbrat ~i~~' Frau Selma Simon, gebo rene Kau aus Arolsen, verläßt mit ihrer Familie ihre Wohnung in Cloppenburg. In der Emigrat ion nach Übersee sieht sie die einzige 326 Chronik . . . 1939 Chance zu überleben. In Antwerpen besteigt die Familie die .St.Louis'' mit dem Ziel Havanna (Cuba) .18 ._.._._ .- -~ ._.. ..-...._._._-. -_•. -_. ....~.._, .. --- .....__......,. .- ...._ ......... " " . ' ~ n ~~ • • ~ " L ••• ~. L ~ ; ~ " .. ..".., , "..; ~~ M Öb el·TranSpOM e ........ 1... ." . .. " " .M '''. u , w .. .............~._ , . ., ... ....u ~ ".n_ ",.n . ... . , w .. r • NO"'o. • • _ •• _ . ' " •• "l AJI d iej.-" Pol l ulv . .....1tur.t L T r a"spar l e >J:;:;••1 ~;,:;:;;:;;; . .._ ~ ..~w ..L.o".,,, .......,.......... ............. K ahle n .' J eh h die J.UI/'U I:n>c,o; hl U:::uS" N T Hor r n K..1 J i 51:00" C1c~~er. hu rs ,~u.. t r 11 n..c!!. Cut .. Il hrno=an U,,~ ..~ !: ;~.:."I\ .~lIol'l\d H. U":Ull ll1 t .. du G.".r.nton 1" ~TOlf1ct.n AUI~ tt rUrur.t,"lt dor u n .. dh ).clcr...:,,1 6lO r.t u or ~ t .. nO:'l,tll l U 11eh "'" , obu (",;ht n 1J".UI'l"t h.:'It .. l .. a..k_ r.>l tll ch wl rd die hlct.dn1tu ' -4: r~r 41.. . ,,11 r r.lO AhruUG~ . " ! ..t l:"=~I"r t ~ .. . r.llUs t . • JhTa K"n .." w"n. " ~ Ie bi tte hol t u I'iUcku•.t ur-& dn _dloll r.d .... ".~ II.a pu hcbl_~~"" n l:..to" . • WH v u hI11411ct.• =O.r.lt fur J~.u l"":I: .. ~ . _1t ur., .:l1c l:.... l d : 327 Chronik. . . 1939 17. Mai An diesem Stichtag werden im Rahmen einer Volkszählung für das Haus Kaul- bachstr. 12, I. Stock, in Arolsen die beiden Namen Alsberg und Schürmann regist- riert. 19 Frau Klara Schürmann, die zwangsweise ihr Haus in der Fürstenallee 13 verlassen und verkaufen mußte, war also bei Frau Frieda Alsberg einquartiert wor- den. Bald darauf verschwindet sie unbemerkt aus ihrer Heimatstadt. Keines der zahlreichen Gerüchte um die Vertreibung von Frau Schürmann konnte letztlich verifiziert werden. Die häufigste Information, die in Gesprächen mit Arol- ser Bürgern auftauchte, lautet, daß Frau Schürmann von dem evangelischen Pfar- rer Preising aus Helsen, der auch für das Bathildisheim zuständig war, ins Haus Waldfrieden nach Neu-Berich in "Sicherheit" gebracht worden sei. Die alte Dame war allerdings weder geistig noch körperlich behindert Letztmalig wurde Frau Schürmann von einer jungen Frau aus Helsen gesehen, als diese eines Morgens wie jeden Tag mit der Bahn nach Korbach zu ihrer Arbeits- stelle fuhr. Der Zug fuhr weiter nach Marburg. Es war der sogenannte "Gummi- zug", der um 5 Uhr morgens vorwiegend von Arbeitnehmern der Conti-Werke be- setzt war. Die junge Frau hatte mit ihren Kolleginnen gewöhnlich ihren Stamm- platz in der "Holzklasse". An diesem Morgen konnte sie diesen Platz nicht einneh- men. Bewaffnete SS-Männer hatten das Abteil besetzt: "Hier kommt keiner rein!" Durch die Tür konnte die Zeugin die alte Frau Schürmann erkennen, die zusam- mengekauert auf einer Bank saß.20 Ihr Name taucht später auf der Todesliste des Konzentrationslagers Cholm wieder auf. Juni Familie Simon aus Cloppenburg kehrt nach Antwerpen zurück. Die "St.Louis", beladen mit 900 Emigranten aus Deutschland und Europa, durfte im Hafen von Havanna nicht festmachen und mußte wieder Kurs auf Europa nehmen. Die Fami- lie wird vor die Wahl gestellt, nach England, Holland, Belgien oder Frankreich zu gehen. Sie entscheidet sich für Holland, weil Herr Simon in Arnheim Verwandte hat, auch wenn die Familie dort vor den Nazis nicht sicher ist. Die jüngste Toch- ter, Edith, wird mit dem letzten Kindertransport nach England geschickt. Sie lebt dort bei einer jüdischen Familie in Coventry. Im November 1940 erhält sie ein Visum für die USA und findet dort Zuflucht bei ihrer Tante Else Meyerhoff in Florida." 16. Juni Herr Hermann Schwerin aus Mengeringhausen, derzeit wohnhaft in Köln, Cardi- nalstraße 9, bemüht sich um Reisepässe für seine beiden Kinder Ilse und Hans- 328 Chronik . . . 1939 Joachlm.P Dazu benötigt er von der Behörde des Geburtsortes seiner Kinder eine Unbedenklichkeitsbescheinigung. n "s oh e i n ig u. n g• •--=c.=~~"aw....~.~.. Z..oc k.& ,l\WlJt ell1Ul8 dnca Deu t sohen Re h epall . " lUl y, t l l De Sara Schwor in . &ob. a u 18 .4 .1921 . und Serrn fl8n. J084~ IBr~el Schwer!n, ceb .~7 . l . l925 . b~lde ~ohnhatt in xala- El ettenbe r«.1IlnBer str. 51 wird besohe i ni gt , 4... hi.r t.tn. GrUnde Tor l iegen , welche qre VereRgun& der Päe.. reohttertl- gen 'IIi1 rden. Herr Kurt Silberstein . ein Neffe von Hermann Schwerin, der seit 1933 in England lebte, halte sich bemüht, für llse und Hans-Joachim Arbeit und Unterkunft zu or- ganisieren. Als er schließlich für den 14jährigen Jungen eine Arbeitsste lle in einer Gärtnerei und für die 18jährige Ilse eine Anstellung als Haushaltsgehilfin gefun- den hatt e, informier te er die Familie Schwerin in Köln. Die Eltern bereiteten die Flucht ihres Sohnes vor, konnt en sich jedoch nicht überwinden, auch ihre Toch- ter allein ins Ausland gehen zu lassen.P 26. Juni Herr Ernst Schiff aus Arolscn, bis jetzt wohnh aft in Herford , Lübbertorwall 18, emigriert nach Bngland." 7. Ju li Hans-Joachim Schwerirr muß erneut seine Eltern verlassen. Am 7. Juli 1939 sieht er seine Familie zum letzten Mal. " Ich verließ Köln am 7. Juli 1939 und kam in England am 9. Juli an. Die Leute hier in England waren ausgesprochen freundlich zu mir. Und die Familie in Camb ridge, wo ich lebte. behandelte mich wie ihr eigenes Kind. Das dauerte bis zum Ausbruch des Krieges 1939."25 Juli 329 Chronik . . . 1939 Erich Löwenstein aus Arolsen (19 Jahre alt), bis jetzt wohnhaft in Köln, Linden- talgürtel 73, landet in Australien. Seinem Bruder Rudolf war es gelungen, für ihn eine Einreiseerlaubnis zu be kommen . Die Eltern, Grete und Willi Löwenstein konnten sich aber nicht zu einer Emigration entschließen und blieben in Köln. Rudolf Löwenstein schreibt: " Mein Bruder landete hier in Australien im Juli 1939, einige Monate vor dem A usbruch des Krieges. Ein Lift mit Auswanderungsgut für ihn sollte mit dem Dampfer .Leuna' später ankommen, doch dies fand nie statt, da der Lift in Bremen von den Behörden als jüdisches Gut beschlagnahmt wurde und der Spediteur es wieder mit nach Köln zurücknehmen mußte. Dort wurde der Lift geöffnet und die Sachen öffentlich versteigert. Das Geld kassierte der Staat ein. A ls wir nach dem Kriege im Rahmen der Wiedergutmachung Forderungen f ür den Lift einlegten, lehnte man diese ab, da wir durch das Fehlen eines Frachtbrie- fes nicht beweisen konn ten, daß der Lift jemals auf der ,Leuna' war. Der Spediteur behauptete, daß er ihn in Bremen abgeliefert habe. Viele Jahre später gestand er auf seinem Totenbett ein, was sich in Wirklichkeit ereignet hatte, und unsere Forderun- gen wurden anerkannt. Die lange Zeit (22 Jahre), die der Mann brauchte, um die Wahrheit auszusprechen, gab uns Anlaß zum Denken. Warum wartete er so lange? War der Nazi-Einfluß noch immer so groß, daß er sich zu beschützen ver- suchte? We shall over know. ,,]6 Erich Lö wenstein in den 60er Jahren im Kreise seiner Familie in A ustralien 330 Chronik . . . 1939 5. September Während die Jud en aus dem Waldecker Land fliehen. bemühen sich viele. jede Beziehun g zu ihnen im nachhinein abzuleugnen. Wer einen jüdisch klingenden Namen trägt. ist besondere n Verdächtigungen ausgesetzt." [ ;'';. (- ) ~rolftn, 5. € ell!&r. 5la b · ·i ft ' f ein ~u b t n n (l m t, 2Bäf.lu nb man gcmdn~in ' «n' rc:mml,-' Ws btr !Jl«mc . 5tab ein aUJgelllrod)entr , C!ubc'nnome [ei, ~al ·jeb t ein !:ragt r bel 9l--' .. _._•••_....- ' deut eehen Reichsangehllri gen • •• ~ •• ,:, ) mi t Tinte 'ein "J":" hinzueet'zlm. 1-, - - • • - - D e~ r L '~ 'n d ra t '( des ' Kr ei ses der Twiste VOl ksksr t e1 Chronik . . . 1939 o!! 1l0rClrmd[ttr ' . ,{ ,1-,,<.. .'4 " J . 1'}:I, poil)ClbtbOtdc. fbllcn.dm ~ • ., ~ . , ~_nc . - . • 1).1.:.. ~,;,..;,:.'~ ~- -A... :t,J;:.. A ot"'"? .~-I':: . -~ -'-- 1.- 7~ r '(-'" !1tv""'- /tj- /.:...r I~ -''1' -7'-"1-1+ 1I F.f:il ' Herr Julius Sch önstadt aus Helsen , der bis jetzt in Hagen als Fotograph gearbeitet hat , emigriert mit seiner Familie nach Jndonesien." 8. November Herr Siegfried Löwenheim aus Kassel, der Ehemann von Hilde Löwenstern aus Mengeringhausen, flieht nach Berlin. Später wird er seine Familie nachholen ." 18, November Frau Selma Hammerschlag, geborene Katz aus Arolsen muß mit ihrer Familie ihre Wohnung in Bad Wildungen verlassen und wird in Kassel im Kirchweg 82 unter- gebracht.32 Jahresende Frau Frieda Alsberg wird vom Ortsgruppenleiter von Schoeler und anderen Nazis bedrängt. Arolsen zu verlassen . Sie ist 79 Jahre alt, als sie unter Zwang ihr Haus an die Geschäftsstelle des Roten Kreuzes verkauft. Im letzten halben Jahr ihres Le- bens wohnt sie in einem israelitischen Altersheim in Frankfurt, Reuterweg 91, wo sie sich mit mehreren Insassen ein Zimmer teilen muß. Auch in Arolsen leben nun keine Juden mehr. 334 Chronik . . . 1940 Chronik . .. 1940 Januar Willi Löwenstein stirbt in Köln an Herzschlag. Seine Frau Grete muß kurze Zeit später auf Befehl der Behörden die schöne Wohnung am Lindentalgürtel 73 verlassen und, zusammengepfercht mit anderen jüdischen Frauen, die ebenfalls aus ihren Wohnungen getrieben worden sind, in ghettoartigen Umständen leben. Die neue Adresse: Köln, Im Dau 12.1 Januar Ernst Moritz Ries, der Sohn von Helene Ries, geborene Katz aus Arolsen, wird in Wilhelmshaven aus Polizeigewahrsam entlassen, weil er erst 18 Jahre alt ist. Er flüchtet zu seiner Tante Else Meyerhoff in die USA, während seine Eltern weiter inhaftiert bleiben.i 2. April Frau Frieda Alsberg muß von Frankfurt aus ihr Haus Kaulbachstraße 12 in Arol- sen unter Preis an das Deutsche Rote Kreuz verkaufen.' 25. April Frau Frieda Alsberg stirbt einsam in Frankfurt und wird am 30. April auf dem dortigen jüdischen Friedhof beigesetzt." 26. Mai Herr Friedrich Levell aus Arolsen, zuletzt wohnhaft in Hannover, wird im Konzen- trationslager Sachsenhausen ermordet/' 19. Juli Frau Hilde Löwenheim, geborene Löwenstern aus Mengeringhausen, derzeit wohnhaft in Kassel, Wilhelmshöher Allee 81, folgt mit ihren Kindern Herta (16 Jahre) und Kurt (12 Jahre) ihrem Mann nach Berlin. Von dort aus wird die ganze 335 Chronik . . . 1940 Familie ~äter ins Konzentrationslager Riga deportiert . Seitdem gilt sie als ver- schollen. 25. Septembe r Aus dem Haus Waldfrieden in Neu-Berieb werden 6 Jüdinnen in die Landesheil- und Pflegeanstalt Gießen überstellt. Von dort werd en sie am I. Ok tober 1940 in eine ..Sammelanstalt'' deporti ert. Verbleib unbekannt." Die einzige persönliche Erinnerung an diesen Vorfall kan n die Tochter des dama - ligen Pfarre rs Preising aus Helsen beisteuern: "Ich weiß noch, da rief eine leitende Schwester von Waldfrieden bei uns an. Sie war sehr aufgebracht und wollte sofort meinen Vater sprechen. Sie flehte ihn an, sofort zu kommen, es sei etwas Schreck- liches passiert , die Gestapo sei im Haus. Mein Vater fuhr so schnell er konnte dort- hin. Aber als er eintraf waren alle schon weg. Das ging alles innerhalb einer knap- pen Stunde." Aro 1 8~~ , d. ~ . 9 . S ept e ll.be r 194 0 A_ ,:I1e y.r ü pp .l l< (oIl t al t Ea t :ol.1d l • • e l :1 1 a 1."'0 18 " 8 Abse it rlft Über8 ,.r.de i e il " i t oo Ü .. :;r,. . ;;, ,. J.tt r . . .. po r t . r r " l ;;t ... . as o ::l _ " t, ~<> b "l' 1 94 C1 4"" h r e R- 1'or er- I . rult l . :e~ I"Rt r r _ br l .~" . .." . "" to lt( e a ) i . a i a L ,, "d .s . ~ l.1 - u U Ptl s .;r u s t . l t Gi e S.. ~u über· st . ll • • • t. \>! " l a I u •• a l t u s ; <:. l u • • Te r "l .. "uß 1.. . 1>" . " .Cl . " ~ a :' . r t h ~" II : ,' ,s ~ l ~ :. ~ ~ ,. · , ,, ~ ,, ,, r t "~ ''', ;.o ~ t ~ t , 1 1~ · ... " ·"~ " " ~ < " . " ~:'" ;" e r !O U ~ro. _ U4 ";;..;. , " ~ ,, t...... ,.'(, . ,· ve ,-bUl,..- " t, :1>: . " . : ~ r" . .. c ,l ~ C " z .. lac.cc ~ • ., " 1__ • • r l .i " ~ ·/"r.,tl e_'l ll.,. •• t z ',,~": ,' e I 1 1 ,~ .. :.., ., ' .::_ .: .~ :· n ~~e or ..t .lt Gi .. .. . e r . " l:e ,·e o . u t tre t e " . <;i "'; ,'.e r t: "'·'·"":';" ' . \ •.t y " ~ vo . d "r G. ",. l a\i t l1 t " . r;r a nk. Qtr"• • ~ c .. t -G" b1: ' i F -rHr ! . ~, l " ' " ~ ': ' ''' ' ~ l . t z I , oJ.berao,." " • • e r oe a . N. .. .. • • I ) zU iib e r" t " l le ... Hau. Ra ldf rl "d" " . Neu b"rlc" . Xr" . J .1'"U t e 6 J ii"1.. .. " . Ic .lo . r." 01.. . ..L1.. v<>r.; " ",. ,. r.t .. ( .. ) :, M t a i t C. " ) , 1 t ' ''ia".., 1 . .. . " . b .14; .. r a l l 1;st zu . ..r" .~"". loH t. . ...I.n ' 337 AUSZllg aus Chronik . . . 1940 - li ll tion"lso zi e l1s er ecne e Sei<:ls zu beanlrage n. Wer Be.....eise lie~rn kann, da~ die Betrel/endllrl lim als national- sozialiltilcf>e Aklivilten ·' erhalten haben, hat die pnimt, dies 1010" dem öl/entliehen Kläger milzuleilen. Das mu~ bis zum _ H iJot. ~}" !J,,~ _ gesme hen sein, andemlalls .....e,den die Belrollenen in die G ruppe de< Milltiule r ei"geslult. In keinem einzigen Fall wurde in der folgenden Zeit ein Bürger aus Arolsen, Helsen oder Mengeringhausen wegen seines Verhaltens gegenüber den Arolser Juden zur Anzeige gebracht. 366 Chronik . . . 1949 Chronik .. . 1949 1. Januar W A LTER SCHOI';STÄDT $ 105, 122, 243, 256, 267 Krankenhaus, Arolsen 55, 180, 302, 404 Kurhessische Landeszeitung 9, 215ft. Lagebericht 183f., 187, 195, 200, 204, 221 Landauer Straße 73, 78 Landeskriminalpolizei, Kassel 110 Landrat(-samt), Arolsen 108, 110, 121f., 125, 138, 140f., 143f., 148, 150f., 154, 160f., 164f., 167, 169f., 174, 178-183, 187f., 193ft., 199ff., 204, 208f., 212f., 215, 221ff., 226, 230-234, 241-244, 247, 249, 257f., 261ft., 265ff., 269, 276f., 279f., 285, 292, 316, 326, 333, 336, 340, 342, 398, 400f. Landstraße 19, 87, 9lf., 94, 96f., 286, 301, 324 Löwenburg 48, 93, 108, 159 Magistrat, Arolsen 115f., 135, 137ff., 386 Mannelstraße 9, 36f., 39, 50f., 300 Minjan 28, 197,399 Neue Pfortenstraße 87, 90, 229 NSI>AP 88, 102f., 108, 121, 123, 125ff., 137f., 166, 168, 176, 178, 183, 200, 279, 386, 394 NSI>Ap, Ortsgruppe Arolsen 9, 55, 103, 105, 110-114, 122f., 130, 136-139, 177, 191, 209-212, 215ff., 219, 221, 261,270,284,300 xsxx 273, 301 NS-Lehrer-Bund 146 Olympiade 242 Paulinenstraße 273 Prof.-Bier-Straße 20, 76ff. Provinzial-Rabbinat 36 Rabbiner 18, 25, 80, 261, 265 Rauchstraße 39, 59-62, 70, 153, 298 Realgymnasium 47,53,55, 65f., 68, 71, 77, 90f., 96, 98, 107f., 112, 114, 116, 131ff., 147, 163, 165, 202-207, 283, 294f., 297, 386, 392, 394 Regierungspräsident, l(assel 108, 125, 149, 179, 183f., 207, 221, 238, 240, 243f., 316, 337, 401 Religionsunterricht 8, 16, 25, 30, 36, 115- 118, 166, 198 422 Rotes Kreuz 54f., 97, 316, 331, 334f., 351, 358, 365 SA 14, 106, 108, 121f., 128f., 136, 139, 145, 166f., 176, 196, 212f., 220, 223, 227, 299, 301, 304ff. Schächten 25, 88, 125, 129, 395 Schloßstraße 16-19,21,23,28,39, 63f., 228, 305 Schulverweis 66,91,204, 294f., 312 Schutzbrief 16f., 387 Schutzhaft 142ff., 188, 243, 301, 305, 308, 362 Schutzjuden 16 Sonderrecht gegen Juden 14, 111, 125, 129f., 136, 140f., 145ff., 154, 166, 168, 177, 180, 183f., 193, 195, 198f., 202, 207, 221, 223ff., 229, 231, 236, 241, 243, 262, 265, 275, 287-290, 293, 296f., 306f., 311f., 325, 341, 386f. SPI> 105, 122,243,256 SS 14, 106, 12lf., 128, 142, 148, 166, 168, 18Off., 192, 201, 209, 212f., 215, 220, 228f., 243, 275, 284, 294, 299, 300f., 304-308,312,316,328,332,348,353, 355,386,404 Staatspolizeistelle, l(assel 143, 167, 182, 195,223,249,257,263,279,292 Stadtverordnetenversammlung 126, 135, Statistik (der jüdischen Bürger) 36, 152f., 16lf., 181, 209, 267 I>er Stürmer 9,217, 227f., 294, 297ff., 315, 403,405 Stürmerkasten 14,223, 227f., 242,299 Synagoge, Arolsen 9, 16, 18-28, 30, 32-37, 39,47,60,68,300,316,387f.,390 Synagoge, Helsen 20, 26, 28, 76, 389 Synagoge, Hersfeld 308 Synagoge, l(assel 300, 308 Synagoge,Landau 28 Synagoge, Mengeringhausen 19f., 23, 25, 27-30, 32f., 87, 276, 388ff. Synagoge, Rhoden 304 Synagoge, Volkmarsen 28, 197 Synagoge, VVarburg 306 Taufen 22, 82, 388f., 390 Teichwall 341 Thorarolle 32, 68, 253f., 388 Töchterschule 46, 53, 71 Sachverzeichnis Toleranzjuden 16 Toleranzschein 16 UNRA 367 Vereinigung der Ehemaligen des Gymnasiums 154, 202ff., 386, 399 Verkäufe (Haus u. Grundstück) 12, 40, 72f., 91, 95, 99, 229, 231, 233, 236, 275, 277, 286-291, 312-315, 319f., 322, 324,326,328, 334f., 341, 344, 360ff., 367 Viehmarkt 136-139, 181ff., 209-219, 221f. Viehmarktsweg 277 Violinstraße 50, 391 Volksschule Helsen 81 Volksschule Mengeringhausen 93, 229, 255, 305 Wahlen 121-124, 154, 191,242,243, 395 Waldeckische Landeszeitung 9,45, 49, 57, 64, 103ff., 110f., 113, 119-127, 129f., 142, 145f., 148, 150, 156f., 160, 163ff., 168, 176ff., 181, 190ff., 200, 206f., 218ff., 223, 227, 229ff., 238, 242, 270f., 273ff., 282f., 286-290, 296f., 300, 308-314, 318, 321, 331 Waldeckischer Landesfrauenverein 54 Waldeckischer Landeskalender 92, 94, 99, 158f. Waldfrieden, Haus 328, 336f. Weigelstraße 87 Weimarer Republik 103ff., 127, 176, 192 Wetterburger Straße 73 Zum Kleeberg 76, 80, 301 423 Literaturverzeichnis Literaturverzeichnis Adam, Uwe Dietrich: Judenpolitik im Dritten Reich, Düsseldorf 1972 Altaras, Thea: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945?, Königstein 1988 Arnsberg, Paul: Die jüdischen Gemeinden in Hessen, 2 Bd., Frankfurt 1971 Arolser Anzeiger, hrsg.v. Bing-Verlag, Korbach Bennertz, Gerhard: Die Geschichte der jüdischen Kultusgemeinde in Mühlheim a.d.Ruhr in der ersten Hälfte des 20. Jahrunderts im Grundriß, in: Zeitschrift des Geschichtsvereins Mühlheim a.d.Ruhr, Heft 58 Berbüsse, Volker: Geschichte der Juden in Waldeck. Emanzipation und Anti- semitismus vor 1900, Schriften der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen XI, Wiesbaden 1990 Bing-Verlag (Hrsg.): Einwohnerbuch für Waldeck und Amtsgerichtsbezirk Vöhl, Korbach 1929 Bonk, Peter: Bad Driburg 1933-1945. 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Chronik der Samtgemeinde Bunde, Bunde 1983 426 Archivverzeichnis Archivverzeichnis American Federation of Jewish from Central Europe, New York Amtsgericht Arolsen Bathildisheim Arolsen BundesA Koblenz Deutsches Rotes Kreuz, Korbach Heimat- und Bergbaumuseum Weilburg Heinz Brandt Privatarchiv, Frankenberg Hessisches HauptStA Wiesbaden Institut für Zeitungsforschung Dortmund Internationaler Suchdienst Arolsen Jüdisches Museum Frankfurt Landesarchiv Berlin Landesrentenbehörde Düsseldorf Landgericht Kassel Margit Narmann Privatarchiv, Paderborn Paul Arnsberg-Archiv, im Jüdischen Museum Frankfurt Sammlung Adolf Diamant, Frankfurt Sammlung Lorenz, Bad Wildungen Schularchiv der Christian-Rauch-Schule, Arolsen (SchulA C-R-S) StA Hamburg StA Marburg StadtA Arolsen StadtA Bad Driburg StadtA Beutha StadtA Borghorst StadtA Cloppenburg StadtA Diemelstadt StadtA Dortmund StadtA Duisburg StadtA Düsseldorf StadtA Essen StadtA Frankenberg/Eder StadtA Frankfurt StadtA Hagen StadtA Hallenberg StadtA Hannover StadtA Herford StadtA Hofgeismar StadtA Kassel StadtA Köln (Historisches Archiv NS-Dokumentationszentrum) StadtA Korbach StadtA Mengeringhausen 427 Archivverzeichnis StadtA Mühlheim/Ruhr StadtA Offenbach StadtA Osnabrück StadtA Soest StadtA Unna Wolfgang Prinz Privatarchiv, Kassel Yad Vashem, Jerusalem 428