Die besten Diplomarbeiten 2007 UNIVERSITÄT KASSEL ARCHITEKTUR STADTPLANUNG LANDSCHAFTS- PLANUNG Die besten Diplomarbeiten 2007 UNIVERSITÄT KASSEL ARCHITEKTUR STADTPLANUNG LANDSCHAFTS- PLANUNG Inhalt Verzeichnis der Arbeiten 04 Vanessa Thurnau 05 Danuta Radka, Roman Polster 11 Julie Kleinke 15 Kathrin Wiertelartz 19 Gunnar Stachmann 23 Britta Hanke 27 Jana Beermann, Katharina Überschär 31 Thomas Wortmann 35 Antje Renziehausen 39 Sascha Redmer 43 Dominika Rompkowski 47 Christian Wielert 51 Impressum 55 Rang Verfasser 1. Vanessa Thurau Diplom 2 2. Danuta Ratka Diplom 1 Roman Polster Diplom 1 3. Julie Kleinke Diplom 1 4. Kathrin Wiertelarz Diplom 2 5. Gunnar Stachmann Diplom 1 6. Britta Hanke Diplom 2 7. Jana Beermann Diplom 1 Katharina Überschär Diplom 1 8. Thomas Wortmann Diplom 1 9. Antje Renziehausen Diplom 1 10. Sascha Redmer Diplom 1 11. Dominika Rompkowski Diplom 1 12. Christian Wielert Diplom 1 Die Jurierung fand am 28. November 2007 statt. Betreuer Prof. Dipl.-Ing. Georg Augustin Prof. Dipl.-Ing. Brigitte Häntsch Prof. Heike Klussmann Dipl.-Ing. Stephan Strack Prof. Dr.-Ing. Heinrich Klose Prof. Heike Klussmann Künstl. MA. Lena Ziese Prof. Dipl.-Ing. Alexander Eichenlaub Prof. Heike Klussmann Prof. Dipl.-Ing. Frank Stepper Prof. Dipl.-Ing. Manfred Grohmann Prof. Dipl.-Ing. Georg Augustin Dipl.-Ing. Alexander Thomass Dipl.-Ing. Thomas Huth Prof. Dipl.-Ing. Wolfgang Schulze Dipl.-Ing. Astrid Lückel Prof. Dipl.-Ing. Brigitte Häntsch Dipl.-Ing. Oliver Tessmann Dipl.-Ing. Oliver Tessmann Dipl.-Ing. Christian Troché Prof. Dipl.-Ing. Philipp Oswalt Dipl.-Ing. M. Arch. Marc Kirschbaum Prof. Dipl.-Ing. Georg Augustin Prof. Dipl.-Ing. Brigitte Häntsch Prof. Dipl.-Ing. Wolfgang Schulze Andrea von Lüdinghausen Prof. Dipl.-Ing. Brigitte Häntsch Dipl.-Ing. Stephanie Kaindl Punkte 10,5 9,86 9,17 8,57 8,14 7,43 6,67 6,57 6,14 5,67 5,57 5,43 04 Bestandsbauwerk - Die Bunkerwerft Die direkt an der Weser gelegene ehemalige U-Boot-Bunkerwerft im Nordwesten Bremens ist ein überdimensionales Relikt des 2. Weltkrieges. Als zentrale Produktionsstätte geplant, sollte hier im Taktverfahren ein neuer U-Boot- Typ endmontiert und dadurch noch eine Kriegswende herbeigeführt werden. Die Bauarbeiten wurden 1945 nach allierten Bombadements eingestellt, so dass die Werftanlage nie ihrer Bestimmung zugeführt werden konnte. Nach Kriegsende diente sie den Alliierten als Testgelände für Sprengbomenabwürfe. Eine komplette Sprengung der Bunkerruine ist aufgrund der gewaltigen Betonmassen jedoch nahezu ausgeschlossen. Daher stellt sich die Frage nach Nutzungskonzepten heute mit größerer Aktualität denn je, zumal die derzeitige Teilnutzung als Marinematerialdepot durch die Bundeswehr im Jahre 2010 aufgegeben werden wird.Ka nu bu nk er V al en tin - W ild w as se r i n ei ne r e he m al ig en U -B oo t-W er ft in B re m en -F ar ge Va ne ss a Th ur au 05 Technische Daten Erichtung: 1943-45 Länge: 426 m Breiten: 67-96 m Aussenhöhe: 22-33 m Grundfläche: ca. 35.000 m² Umbauter Raum: ca. 520.000 m³ Verbauter Beton: ca. 450.000 m³ Decken-/Außenwandstärke: 4,5-7 m Innenwandstärke: 2 m Maße ehemaliges Schleusenbecken (Tauchproben der U-Boote): 170 x 12 x 14 m 06 Umnutzungskonzept Etablierung neuer Bewegungsmuster Die Bunkerwerft wurde ursprünglich als niemals stillstehende Fabrik geplant, die alle 56 Stunden ein U-Boot fertiggestellt hätte. Viele Bewegungsmuster hätten sich auf verschiedenen Höhen überlagert: Taktstraßen, Arbeitsbühnen, Kranbahnen, Eisenbahnschienen, Pumpenanlagen etc. Die aktuell im Bauwerk herrschende, mystifizierende Stille war somit nie beabsichtigt. Eine neue Nutzung sollte daher aus mehreren, sich überlagernden Bewegungsschichten bestehen, die der Stille entgegenwirken und einen überregionalen, kommunikativen Treffpunkt schaffen. Ansicht Süd 07 Wasserkreislauf - Wildwasserbahn Reaktivierung der ehemaligen Pumpenanlage; Wasserspeicherung auf dem Dach in flexibel ausfüllbarem 30 m-Grid aus 4 m hohen, rückverankerten Spannbetonträgern; Wassereinspeisung in den Wildwasserbahnbetrieb; Gebäudezonierung durch die Slalom-Bahn; Inszenierung des historischen Tauchbeckens als Zielpunkt und „Show-down“ des Kanusports. Trainingsabläufe der Athleten Bootshaus mit Ausgleichssportfeldern als Kanutenstützpunkt auf dem Dach; optionales Athletendorf in Form von Floating-Homes. Schnitt A 08 Public Viewing Hautnahes Erleben des Wassersports: Zuschauer neben, über und erstmals sogar unter der Bahn (transparente Bahnkonstruktion). Umrüstbare Tribünen (Teleskoptribünen) sind bei Bedarf ebenso für anderweitige Events (Ausstellungen, Theater etc.) nutzbar. Bunkerhotel Extremerfahrung, Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeit für Aktive, Zuschauer und Bunkertouristen. Exklusivste Tribünenplätze unter der Decke über der Wildwasserbahn, ermöglicht durch verschiebliche Hotelboxen; Erleben der gigantischen Bauwerksausmaße in 14 m Höhe auf der ehemaligen Kranbahnebene. Grundriss Dach Grundriss Hotel Grundriss EG 09 Infrastruktur Platz für über 200 PKWs im ehemaligen Bunkerwerkstättenbereich, sowohl von Sporteventbesuchern, Hotelgästen als auch von Bunkertouristen nutzbar; Erschließung erfolgt hier über bestehendes Treppenhaus; neu angelegte Deckendurchbrüche für Rampen werden durch Wandschotten abgefangen. Ansicht Ost Schnitt C Schnitt D 10 Der Entwurf für das neue Leitsystem im Kongress Palais Kassel arbeitet ausschließlich mit Projektionen. Diese bieten ein Höchstmaß an Flexibilität, denn die Informationen des Leitsystems können individuell an die jeweiligen Veranstaltungen und Belegungen der Stadthalle angepasst werden. Alle Elemente können mit einer zentralen Steuerung ein- und ausgeschaltet sowie gedimmt werden. Der Besucher erhält nur die für ihn relevanten Informationen. In animierten Spotlights können Firmen- oder Veranstaltungslogos auf den zentralen Infowänden präsentiert werden. Hier wird sowohl eine exponierte Werbefläche für die Veranstalter geschaffen, als auch eine klare Orientierung für die Besucher, die auf den ersten Blick wissen, in welchem Saal ihre Veranstaltung stattfindet.Projektionen sind auf den gegebenen Oberflächen ohne Eingriff in die bestehende Architektur möglich. Auf diese Weise wird die denkmalgeschützte Substanz des Gebäudes nicht angetastet. Durch die Serienproduktion von LED-Projektoren ist es ein energieeffizientes System. Die Schlichtheit und Eleganz des neuen Leitsystems soll sich auch in der Gestaltung der Schrift wiederspiegeln. Wir haben uns für die sehr gut lesbare, serifenlose Schrift Avenir LT 55 von Adrian Frutiger entschieden, die speziell auf die Projektionen abgestimmt wurde. Die Piktogramme wurden von uns neu entworfen und der neuen Hausschrift Avenir angepasst. Sie bilden eine formale Einheit, ohne zu ähnlich zu wirken, haben eine klare Sprache und eignen sich durch Ihren linearen Charakter besonders gut zur Projektion. Da la ng - Ei n Le its ys te m s fü r d as K on gr es s Pa la is Ka ss el Da nu ta R ad ka , R om an P ol st er Auszug aus der Belegungskombination 11 Nordfoyer OG Festsaal Gartensaal Hotel Ausgang Konferenz- raum Nordfoyer OG Festsaal Ausgang Aschrottsaal Brunnen- zimmer 5-8 Aschrottsaal Altbau Blauer Saal Festsaal Ausgang Hotel Aschrottflügel Gesellschaftssaal Bankettsaal Blauer Saal Festsaal Ausgang Nordfoyer EG WC Nordfoyer EG Festsaal Aschrottflügel Blauer Saal Festsaal Ausgang Nordfoyer OG Festsaal Gartensaal Hotel Gesellschaftssaal Bankettsaal Blauer Saal Festsaal Konferenzraum Ausgang WC WC WC WCWCWC WC Legende EG Projektionsfläche flexible Projektionsfläche Belegte Säle: Bankettsaal Blauer Saal Festsaal Gesellschaftssaal Nordfoyer EG Nordfoyer OG Saalname leuchtet Saalname abgedimmt 12 Animierte Spotlights Objektiv zur Einstellung Bildschärfe Kühlkörper mit Lüfter Kondensor 1 zur Lichtbündelung LEDsBildhalter mit Diapositiv Kondensor 2 zur Lichtbündelung Technik PiktogrammeExemplarischer Weg 13 Typographie Schrift 14 De r W ei nb er g in K as se l u nd s ei ne U nt er w el t Juli e Kl ei nk e Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Weinberg in Kassel, insbesondere mit dem Bereich des heutigen „Weinbergparks“. Durch das Aufzeigen der historischen und neuzeitlichen Nutzungen werden die Vielschichtigkeit und die Gegensätze dieses Ortes beschrieben, die auf den ersten Blick nicht erfahrbar sind. Durch die unterirdischen Bunker- und Stollenanlagen aus verschiedenen Epochen erhält der Ort eine zusätzliche Dimension. Ein Diskurs über die Katabasis und die Unterwelt im Unterirdischen beschäftigt sich mit der Bedeutung von Imaginationsräumen für die moderne Gesellschaft. Die Begriffe Unterwelt - Schatten - Höhle - Erde - Transformation - Licht - Wachstum werden hierbei nichtnur vor dem Hintergrund von Religion und Mythos gesehen, sondern als Qualität dieses Ortes zur Arbeitsgrundlage. Es folgen folgen Experimente mit Fotos, Modellen und Materialien. 15 Die Suche nach der Essenz der Thematik führt zur Auseinandersetzung mit der transformativen Darstellung dieses Ortes. Ziel ist es, die Attraktivität und die Bedeutung dieses Ortes für Kassel in das öffentliche Bewusstsein zurückzuholen. Im Sommer 2007 werden die die Grundrisse der unterirdischen Anlagen in den darüberliegenden Weinbergpark projeziert, dort „abgesteckt“ und mit dem Kreidewagen markiert. Voraus geht eine intensive Auseinandersetzung mit dem dürftigen Planmaterial, um eine genaue Darstellung zu erreichen. Die Daten zum Abstecken werden auf der Grundlage dieses überarbeiteten Planmaterials vom Labor für Vermessungstechnik der Uni Kassel errechnet. Die Organisationszeit für die Umsetzung beträgt zwei Wochen. Die Realisierung findet im Rahmen der documenta-Woche der Uni Kassel statt, und anlässlich des vom Gartenamt organisierten Lichterfests auf dem Weinberg im September. Frankfurter Strasse Weinberstrasse 10 m Weinbergpark Privatgarten Henschel Weinberg Kassel Bunkeranlage 16 17 Zu diesem Anlass wird die umfangreiche historische Recherche dieser Arbeit im Rahmen eines Diavortrags der Kasseler Öffentlichkeit vorgestellt und Zeitzeugen melden sich zu Wort. Hintergrundinformationen sind für die Öffentlichkeit auch über eine Internetseite abrufbar. Zu diesem Zeitpunkt gibt es neben dem Beginn der Rekultivierung des ehemaligen „Henschelgartens“ durch das Gartenamt eine neue Diskussion über die zukünftige Nutzung des Weinbergs. Diese Arbeit stößt dabei auf großes Interesse und eine weitere Zusammenarbeit mit dem Gartenamt ist im Gespräch. 18 Br id ge s in p ro gr es s Ka th rin W ie te la rtz We are still very much annoyed by out-of-date notions of time. Obviously, we all realize that we are not everlasting. Our fear of death has inspired the creation of beautiful works of art. We would so much like to own, think or be something static, etternal and pernament. However, our only etenal possession will change. To attemp to hold fast an instant is doubtful. To bind an emotion is unthinkable. To pertify love is impossible. It is beautiful to be in transitory. How lovely it is not to have live for ever. Luckily, there is nothing good and nothing evil. Live in time, with time, and as soon as time has sickened away, against it. Do not try to retrain it. Do not build dams to restrain it. Time is movement and cannot be checked. Time passes by and rushes on, and we remain behind, old and crumbled. But we are rejuvenated again and again by static and continuous movements. Let us be transformed. For an organic We want to organise disintegration. In a disintegrated world, we want to be able to discover and reveal to ourselves the inner structures. We want to establish these presences unequivocally. Beyond all surface hedonism, all impression, all memory, we disintegrate phenomena and acts in order to find their innermost impulses, to separate the essential from the gratuitous and monodize it with absolute precission, so as to highlight each in the most authentic seed. Manufacturing and Installation The precast canopy components were individually cast and consist of half-shells, columns, tie beams, struts, and troughs. The columns and half-shells were injection cast in closed steel forms . Troughs were cast through displacement molding, while struts and tie beams were produced using conventional gravity two-stage castings. The columns were installed on the concrete platform first. Then, the right and left halfshells, along with the tie beams, were preassembled in the plant and transported to thesite where they were lifted (by crane) over the railway tracks, for placement on the columns. Upon arrival at the site, the canopies were set on temporary scaffolding, and struts were attached to the shells and previously installed columns with welded connections. Material Ultra-High Performance Concrete (UHPC), also known as reactive powder concrete (RPC), is a high-strength, ductile material formulated by combining portland cement, silica fume, quartz flour, fine silica sand, high- range water reducer, water, and steel or organic fibers. The material provides compressive strengths up to 200 MPa (29000 psi) and flexural strengths up to 50 MPa (7000 psi). The materials are usually supplied in a threecomponent premix: powders (portland cement, silica fume, quartz flour, and fine silica sand) pre-blended in bulk-bags; superplasticizers; and organic fibers. The ductile behavior of this material is a first for concrete, with the capacity to deform and support flexural and tensile loads, even after initial cracking. The use of this material for construction is simplified by the elimination of reinforcing steel and the ability of the material to be virtually self placing or dry cast. The superior durability characteristics are due to a combination of fine powders selected for their grain size (maximum 600 micrometer) and chemical reactivity. The net effect is a maximum compactness and a small, disconnected pore structure. Conclusion The material’s unique combination of superior properties and design flexibility facilitated the architect’s ability to create the attractive, off-white, curved canopies. Overall, this material offers solutions with advantages such as speed of construction, improved aesthetics, superior durability, and impermeability against corrosion, abrasion and impact—which translates to reduced maintenance and a longer life span for the structure. This project was the first of its type in the world using this mix for thin, architectural, curved canopies. While this solution demonstrates many of the benefits of the material technology, it is apparent that the true benefits are not fully recognized. Furthermore, the material is still in its infancy, and, in the next few years, much progress is anticipated. 19 20 21 22 W ha t i s yo ur fa sh io n st at em en t - M od ek au fh au s fü r B er lin G un na r S ta ch m an n 23 Der Entwurf befasst sich mit der Thematik eines Modekaufhauses. In einer unfangreichen Analysearbeit wurden breitschichtige Aspekte rund um das Thema Mode, u.a. deren Präsentation, Vermarktung sowie Wahrnehmung untersucht. Diese Untersuchungen wurden Grundlage für eine baulich-räumliche Umsetzung für eine Baulücke in Berlin Prenzlauer Berg herangezogen. Im Mittelpunkt steht eine Korrespondenz zwischen Konsumerlebnis und identitätsbildender Architektur, wie sie offensichtlich in der globalisierten Gesellschaft zu funktioniert und dennoch den Anspruch des „Genius loci“ wahren möchte. 24 style walk modische findung hülle identität modische findung hüllestyle walk polyboutique monoboutique Untergeschoss -4,50m Obergeschoss 18,00m 25 26 Ar ch ite kt on isc he u nd s tä dt eb au lic he N eu or dn un g im B er ei ch d er H af en cit y Ha m bu rg Br itt a Ha nk e Mit der derzeit größten Innenstadterweiterung Europas, der Hamburger Hafencity, befaßt sich diese Arbeit. Der konzeptionelle Schwerpunkt liegt dabei im besonderen Bezug zum Wasser. Die Fleetkante des südlichen Baakenhafens öffnet sich zur Bebauungskante des nördlichen Baakenhafens und bildet so ein Gegenüber zur Stadtkantenbebauung. Vielschichte Aspekte bezüglich der städtebaulichen Ausformulierungen, Strukturen und Bezügen wurden in Form von baulich-räumlichen Ansätzen, freiraumplanerisch und auf funktionaler Ebene untersucht. Neben der Präsenz des Wassers, dessen Erlebbarkeit über gestaltete Promenaden vermittelt wird, wurde einerseits besonderen Wert auf die Wahrnehmbarkeit der örtlichen Stadtlandschaft gelegt und andererseits ein nächtliches Beleuchtungskonzept für das Quartier entwickelt. 27 28 29 30 @ ho m e - fl ex ib le s W oh ne n fü r B us in es sn om ad en Ja na B ee rm an n, K at ha rin a Üb er sc hä r Die vorliegende Diplomarbeit zeigt die Entwicklung der Appartementkette @home, die an der Schnittstelle zwischen Hotel- und Wohnungsbau, Appartements für temporäre Wohnortswechsel anbietet. Die Arbeit ist unterteilt in die Analyse gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und architektonischer Entwicklungen, die temporäre Wohnformen hervorbringen oder beeinflussen, und unsere konzeptionelle und entwerferische Interpretation. Die wirtschaftliche Strömung der Globalisierung verändert das Arbeits- und Lebensumfeld der Menschen. Der analytische Teil der Arbeit legt den Fokus auf die Betrachtung der neu entstandenen Gesellschaftsstruktur des Neonomadentums und deren Auswirkungen auf Hotel- und Wohnkonzepte. Große Migrationsströme verweben die heutige Weltbevölkerung in einem noch nie dagewesenen Ausmaß miteinander. Gleichzeitig wird die Lebensausrichtung jedes einzelnen in ihr immer individueller. Flexible, mobile Netzwerke im Arbeits- und Gesellschaftsumfeld verändern die Bindung der Menschen zu ihrer sozialen Umgebung, so dass der Begriff des „Zuhause“ sich neu definieren lässt. Es ist festzustellen, dass sich immer häufiger temporäre Wohnortwechsel als etablierter Lebensstil in den Lebenslauf der Menschen finden lassen. Doch wie wohnt man in diesem neuen „Zuhause unterwegs“? 31 Die Forschung befasst sich zumeist mit den veränderten sozialen Bindungen, Werten und Normen sowie Arbeitsumfeldern der Gesellschaft, jedoch selten mit dem „Zuhause“ jedes einzelnen. Ein solches ist jedoch die Grundlage für die Behaglichkeit und Regenerierung eines Menschen und somit seiner Leistungsfähigkeit. Das „Businessnomadentum“ greift heute in unterschiedlichste Lebensstilgruppen ein und etabliert sich als Lebensform auf Zeit. Bei @home kann diese heterogene Gruppe von Menschen das „Zuhause auf Zeit“ aus einem Angebot von unterschiedlichen Raum- und Formtypen wählen und ihr Appartement für den Zeitraum von wenigen Wochen bis einigen Monaten buchen. Durch die Erstellung eines persönlichen Einrichtungsprofils kann sie ihre Wohnatmosphäre selbst gestalten und an weitere Standorte von @ home „verpflanzen“. Die Architektur @homes hat den Anspruch sich in vorhandene urbane Strukturen in unterschiedlicher Größe und Form zu integrieren ohne sich ihr unterzuordnen. Eine variable Architektur wird entwickelt, die sich mit unterschiedlichsten Appartementgrößen ihrer Umwelt anpasst. @home erscheint als ein mit seinem Umfeld kommunizierendes Objekt, dass durch sein anpassbares System eine belebte Struktur sowohl für seine Betrachter, als auch für seine Bewohner bietet. Erschließungsraum Verwaltung Zufahrt Tiefgarage Gewerbe/Einzelhandel Versetzte Split-Level Schotten - Appartements 8 m Tiefe, Breiten- und Tiefenversatz um 1.5 m Versetzte Schotten - Appartements 6 m Tiefe, Breitenversatz um 1.5 m Technik/Lagerräume Dachlandschaft mit Loggien Fluchttreppenhaus Aufzug Erschließung Appartments - Galerie/Flur Durch gang Hinte rhaus Restaurant 4,5 Geschoss Aufstockung Tiefgarage Isometrie Grundriss Split-Level Appartement, 33m² -1 0 1 2 3 4 3.00m 32.50 m (ohne Fassade) h= 20.50 m h= max. 22.00m Eingang Empfang Eingang Lift (direkt) aussteifende Betondecke Holzbalkendecke geschlossene Betonwand geöffnete Betonwand Betondecke doppelte Stützenwand mit eingehängten Glas- elementen (s. folgende Seite) Perspektive (geschnitten)Treppen verbinden die Erschließungsebenen zu einem Raum, der sich über 5 Geschosse öffnet. Nutzungsbereiche können durch flächige Verkleidung des Treppentrag- werkes mit Glas o.ä. abgetrennt bzw. geöffnet werden und somit Durchblicke ermöglichen oder verwehren Treppentragwerk entwickelt sich aus Fassadentragwerk und generiert durch verwebte Struktur gleichze- itig Raumbtrennungen Sauna/Umkleidebereich Fitnessbereich FreeSpace für Ausstellung etc. Waschmöglichkeiten Flurverbindung Büro- und Konferenzräume Fahrstuhl innere Erschließung der Fitnessbereiche Empfangstheke Durchgang Shop Verwaltungsbereich Durchgang Restaurant Haupteingang (Fassadenversatz) Direkteingang (Lift) Fasssade (außen) setzt sich im Inneren fort 32 [39 m²] [33 m²] [39 m²] Schreibtisch Thekeschlafen essen arbeiten entspannen schlafen essen arbeiten entspannen schlafen essen arbeiten entspannen schlafen essen arbeiten entspannen Sessel Sofa Bett Büroecke Schreibtisch Esstisch schlafen essen arbeiten entspannen Bett Sofa Bett Sessel Sofa Regal Esstisch Schreibtisch Bett Sofa Esstisch Schreibtisch Bett Sofa Esstisch Sessel Schreibtisch Bett Sofa Esstisch Sessel Regal Regal RegalRegal Regal Regal Kitchenette Bad Kitchenette Bad Kitchenette Bad schlafen essen arbeiten entspannen 8.00 m Treppenschacht Split in der Fassade = Belichtung 1.OG 2.00 m 2 Einheiten, 21 m² zusätzlicher Raum 1.5m x 2 m im Treppenschacht 2 Einheiten, 24 m² Minimalappartement Hinterer Raum nicht belichtet! 3 Einheiten, 33 m² - 39 m² siehe oben Appartements aus 2- 3 Einheiten 24.0 m²- 36 m² (incl. zusätzlichem Raum) Appartementfläche auf 2 Ebenen Appartementfläche auf 2 Ebenen Appartementfläche auf 3 Ebenen 2 Raum-Appartement 3 Raum-Appartement beliebig erweiterbar nach Bedarf zu 4/5 Raum-Appartements (72m²) Verbindung horizontal tendenziell zur besseren Belichtung Versetzte Split-Level Schotten [4] Breiten- und Tiefenversatz um 1,5 m 2 Raum-Appartement 1 Raum (Eingang/Bad/Küche) 9 1 Raum (Fassade) 9 1 Treppe 3 1 (extra Raum, Treppenraum) 3 1 Raum (Eingang/Bad/Küche) 9 1 Raum (Fassade) 9 1 Raum (Fassade/Gang) 9 1 Treppe 3 1-3 (extra Raum, Treppenraum) 3-9 1 Raum (Eingang/Bad/Küche) 9 1 Raum (Fassade) 9 1 Raum (Fassade/Gang) 9 1 Treppe 3 1-3 (extra Raum, Treppenraum) 3-9 3 Raum-Appartement (2 Ebenen) 4 Raum-Appartement 24 m² 33 m² - 39m² 33-39 m² Versetze Schotten* [3] Breitenversatz um 1,5 m 33 Die gestalterische Umsetzung erfolgt in einer feinrasterigen Holz-Ständerbauweise, die durch die Übersetzung 3-dimensional gekrümmter Flächen in gerade Elemente eine belebte Oberfläche sowohl für Bewohner als auch Betrachter generiert. Ihre Gestaltung wäre ohne die Verwendung des Computers als entwerferisches und an die CNC-Fräse übersetzendes Werkzeug nicht möglich. Jedes Appartement besteht aus dem gleichen Bausatz an Holzelementen, jedoch ist ihre Fräsung individuell an den späteren Standort im Gebäude angepasst. Das Auslesen und Aufbereiten dieser Daten könnte in einem weiteren Schritt programmiert werden und somit den Produktionsprozess zeitlich optimieren. Durch die invidiuelle, standortbedingte Ausrichtung in Kombination mit einer Vorfertigungsbauweise kann so von einer „neuen Modulbauweise“ gesprochen werden, die die Ideen der japanischen Metabolisten aus den 1970er Jahren weiterentwickelt. Diese sahen zwar unterschiedliche Größen von Gebäuden vor, jedoch boten ihre Module keine kombinatorischen oder gestalterischen Variablen. Diese werden im @home-Modul standortbedingt eingefügt und verarbeitet. Das spätere Gebäude definiert sich somit nicht als gestapeltes Objekt, sondern zeigt sich von außen als geschlossene, zusammenhängende Figur, die ihre Umwelt anregt und anspricht. Die Hotel- und Immobilienbranche profitiert schon heute enorm von der erhöhten Mobilität der Menschen. @home fasst verschiedene aktuelle Strömungen auf diesem Markt in einem Angebot zusammen, entwickelt eine eigene architektonische Sprache und erweitert es zu einem weltweit buchbaren individuellen Zuhause auf Zeit. Stempelaufzug Gewerbe 1 + 4.00 m + 7.10 m + 10.20 m + 13.30 m + 16.40 m + 4.00 m + 7.10 m + 10.20 m + 13.30 m + 16.40 m + 11.75 m + 8.65 m Haupteingang / Foyer Theke/Empfang + 19.20 m + 20.80 m+ 20.80 m+ 20.80 m + 19.20 m Mainzer Landstraße 2. OG 1. OG Gewerbe 2 FreeSpace 24.00 m² Wohnung 1_9 37.00 m² Wohnung 2_9 34.00 m² Wohnung 4_8 29.00 m² Wohnung 3_7 30.00 m² Wohnung 5_7 + 7.10 m 5. OG 3. OG 4. OG 1. UG 3. OG 2. OG 1. OG 4. OG Tiefgarage Restaurant Tiefgarage Zufahrt Tiefgarage Fitness / Sauna Fitness Waschen Lounge 5. OG Büro- /Projektraum 1Büro- /Projektraum 2 EG Küche Restaurant 37.00 m² Wohnung 5_4 27.00 m² Wohnung 5_3 24.00 m² Wohnung 5_2 26.00 m² Wohnung 5_1 36.00 m² Wohnung 4_3 26.00 m² Wohnung 4_1 42.00 m² Wohnung 4_237.00 m² Wohnung 3_3 37.00 m² Wohnung 3_3 48.00 m² Wohnung 2_4 48.00 m² Wohnung 2_4 45.00 m² Wohnung 3_2 26.00 m² Wohnung 3_1 27.00 m² Wohnung 2_3 25.00 m² Wohnung 2_2 26.00 m² Wohnung 2_1 33.00 m² Wohnung 1_4 33.00 m² Wohnung 1_3 27 45.00 m² Wohnung 1_2 25.00 m² Wohnung 1_1 Flucht- treppenhaus 2 Einfahrt Tiefgarage Flucht- treppenhaus 1 Fluchtweg Tiefgarage 22 Stg. 18/23 Haupteingang / Foyer Theke/Empfang Privater Nebeneingang Durchgang Restaurant Eingang Hinterhof Haupteingang 50.00 m² lichte Raumhöhe 3.45 m Eingang Gewerbe 1 Eingang Gewerbe 2 Eingang Restaurant Küche 34.00 m² 100.00 m² Mainzer Landstraße Hellerhofstraße Restaurant Zugang Fluchttreppenhaus 2 N Durchgang Gewerbe WC HerrenWC Damen Außenraum Restaurant Verwaltung Gewerbe 1 Gewerbe 2 WC Lager / Archiv Lager / Archiv Lager / Archiv Durchgang Hinterhaus Fluchtweg 1. OG 22 Stg. 18/25 Zugang Lager im Untergeschoss + 0.00 m 50.00 m² lichte Raumhöhe 3.45 m 22 Stg. 18/23 56.00 m² lichte Raumhöhe 3.45 m B`B C` A` AD D` C RGB- Lichtelemente Kitchenette Bad Kitchenette Bad Bad Kitchenette Kitchenette Bad KitchenetteBad Kitchenette Bad Kitchenette Bad Kitchenette Bad Kitchenette Bad 18 Stg. 18/23 Stempelaufzug Loggia Loggia Loggia Loggia RGB- Lichtelemente RGB- Lichtelemente RGB- Lichtelemente 20 Stg. 15.5/25 lichte Raumhöhe 4.05 m 26.00 m² Lager Loggia + 13.30 m + 13.30 m + 13.30 m Saunabereich 5.00 m² + 11.75 m Umkleidebereich + 13.30 m Podest 4. OG + 13.30 m 32.00 m² 11 Stg. 15/25 Verbindung Erschließungsraum mit Appartmentflur 53.00 m² 34.00 m² 37.00 m² Wohnung 4_6 65.00 m² Wohnung 3_8 Level 3 17.00 m² Level 2 31.00 m² Erschließungsflur Appartements Wohnung 4_9 Wohnung 4_8 Fitness Flucht- treppenhaus 1 20.00 m² Wohnung 4_5 19.00 m² Wohnung 4_1 36.00 m² Wohnung 4_3 37.00 m² Wohnung 3_3 26.00 m² Level 2 17.00 m² Level 1 36.00 m² Level 1 20.00 m² Wohnung 4_2 E rs ch lie ß u n g sf lu r A p p ar te m en ts Wohnung 4_4 42.00 m² Level 1 26.00 m² Level 1 25.00 m² Level 3 9.00 m² Level 1 19.00 m² Flucht- treppenhaus 2 18 Stg. 18/23 Stempelaufzug Level 1 32.00 m² Level 1 25.00 m² Level 1 9.00 m² Level 2 19.00 m² Level 1 9.00 m² + 13.30 m lichte Raumhöhe 4.05 m + 13.30 m + 14.85 m lichte Raumhöhe 2.50 m + 13.30 m Level 2 19.00 m² lichte Raumhöhe 4.05 m + 11.75 m + 13.30 m lichte Raumhöhe 2.50 m + 13.30 m lichte Raumhöhe 2.50 m + 13.30 m lichte Raumhöhe 2.50 m + 13.30 m lichte Raumhöhe 2.50 m + 14.85 m + 13.30 m 23.00 m² Wohnung 4_7 lichte Raumhöhe 4.05 m + 13.30 m lichte Raumhöhe 2.50 m Level 2 21.00 m² + 13.30 m + 14.85 m lichte Raumhöhe 4.05 m lichte Raumhöhe 2.50 m + 13.30 m + 11.75 m 8 Stg. 19.4/31.4 8 Stg. 19.4/31.4 lichte Raumhöhe 4.05 m RGB- Lichtelemente 8 Stg. 19.4/31.4 8 Stg. 19.4/31.4 8 Stg. 19.4/31.4 Wohnung 4_9 RGB- Lichtelemente RGB- Lichtelemente 8 Stg. 19.4/31.4 8 Stg. 19.4/31.4 8 Stg. 19.4/31.4 RGB- Lichtelemente B`B C` A` AD D` C RGB- Lichtelemente Kitchenette Bad Kitchenette Bad Bad Kitchenette Kitchenette Bad Kitchenette Bad KitchenetteBad Kitchenette Bad Kitchenette Bad Kitchenette Bad 18 Stg. 18/23 18 Stg. 18/23 Loggia Loggia Loggia RGB- Lichtelemente RGB- Lichtelemente RGB- Lichtelemente RGB- Lichtelemente RGB- Lichtelemente 20 Stg. 15.5/25 WC WC + 17.40 m 25.00 m² Haustechnik Dachloggia Wohnung 5_5 9.00 m² Zugang Dachloggia Zugang Dachloggia Podest 4. OG + 13.30 m + 17.40 m + 17.40 m Bar 50.00 m² Lounge + 17.40 m Level 2 15 m² 32.00 m²30.00 m² Wohnung 5_7 43.00 m² 48.00 m² Wohnung 5_9 23.00 m² Level 2 19.00 m² + 15.85 m Erschließungsflur Appartements Stempelaufzug Wohnung 5_8 Wohnung 5_6 Level 1 48.00 m² Level 2 Flucht- treppenhaus 1 Level 1 9.00 m² Level 1 9.00 m² Level 1 28.00 m² Level 3 9.00 m² Flucht- treppenhaus 2 Wohnung 5_1 37.00 m² Wohnung 5_4 27.00 m² Wohnung 5_3 26.00 m² 24.00 m² Dachloggia Wohnung 5_2 16.00 m² Level 1 37.00 m² Wohnung 5_2 E rs ch lie ß u n g sf lu r A p p ar te m en ts 35.00 m² Wohnung 5_5 Level 1 35.00 m² Level 1 9.00 m² Level 1 24.00 m² Level 1 27.00 m² Stempelaufzug + 17.40 m + 17.40 m lichte Raumhöhe 2.50 m + 17.40 m + 18.95 m Level 2 17.00 m² lichte Raumhöhe 2.50 m + 17.40 m lichte Raumhöhe 4.05 m + 18.95 m lichte Raumhöhe 2.50 m+ 17.40 m + 17.40 m lichte Raumhöhe 2.50 m + 17.40 m Wohnung 4_6 Dachloggia Wohnung 4_6 14.00 m² + 18.95 m + 17.40 m + 18.95 m lichte Raumhöhe 2.50 m Dachloggia Wohnung 5_6 13.00 m² + 20.05 m + 17.40 m 21.00 m² Level 2 + 18.95 m lichte Raumhöhe 2.50 m + 18.95 m + 17.40 m lichte Raumhöhe 2.50 m lichte Raumhöhe 4.05 m 8 Stg. 19.4/31.4 4.13/4.91.gtS84.13/4.91.gtS84.13/4.91.gtS8 RGB- Lichtelemente 8 Stg. 19.4/31.4 8 Stg. 19.4/31.4 B`B C` A` AD D` C Schnitt A Grundriss EG 4. OG 5. OG 34 Cz ec h na tio na l l ib ra ry - O pe n sy st em + s im ul at io n Th om as W or tm an n Open Library System Ausgangspunkt der Arbeit war der Wettbewerb für die tschechische Nationalbibliothek in Prag. Die klar definierten Randbedingungen waren der ideal Ausgangspunkt um eine Entwurfsaufgabe mit einem rein rechnerischen Entwurfsprinzip zu lösen. Eine wichtige Besonderheit der Bibliothek war ihr kontinuierliches Wachstum, da sich die Menge der zu archivierenden Dokumente ständig vergrößert. Variable Schalenbauteile dienten als Entwurfsmodul. Exterieur 35 Ausgehend von Vorbildern aus den 70er Jahren lösen sie Tragwerk, Tageslichtmodulation und Erschließung auf integrative und flexible Weise. Dieses drei-dimensionale System ist in alle Raumrichtungen unbegrenzt erweiterbar und ermöglicht das notwendige Wachstum. Jedes Element reagiert dabei individuell auf spezifische programmatische Gegebenheiten (Tageslicht, Grad der räumlichen Geschlossenheit, Grad der Öffentlichkeit). Die Module wurden nicht als abgeschlossene Einheiten, sondern als Teile eines gewundenen Raumkontinuums gestaltet. Wand wird zur Decke, Öffnung zu Tragwerk. Aus der Synergie zwischen den Elementen entstehen nutzbare Zwischen- und Erschließungsräume. Dynamische Linien verbinden sich zu einer Großform; das problematische Verhältnis von kleinen Einheiten zum Ganzen das den Strukturalismus kennzeichnete wird aufgenommen und überwunden. generative Studien 36 Organisation und Wachstum der Bibliothek wurde mit einem zellulären Automaten simuliert. Das „Dynamic Model of Segregation“ wurde 1971 ursprünglich zur Analyse der Entstehung von Ghettos in Städten entwickelt, lässt sich aber auch auf verschiedene Arten von Programm anwenden, die sich an Hand funktionaler Kriterien mehr oder weniger anziehen oder abstoßen. Jedes Programmelement sucht selbstständig nach seiner Optimalposition. Somit wird es möglich dass das Programm sich selbst organisiert; entworfen wurden lediglich die Ausgangsbedingungen und das System der Interaktionen. Modul-Variationen 37 Es handelt sich also um keinen klassischen Entwurf, sondern um die Gestaltung eines Systems das selbstständig in der Lage ist unzählige Varianten und Wachstumsszenarien zu entwickeln. Die Arbeit zeigt dass ein systemischer Ansatz relativ erfolgreiche und interessante Gebäude produzieren kann und demonstriert das Potential dieser nur bislang nur sehr abstrakt untersuchten Entwurfsmethode. Interieur 38 Vo m K le in ha us z um G ar ag en Pl ug In An tje R en zie ha us en Definition Kleinhaus Die Definitionen von Kleinhäusern variieren stark und auch die Bezeichnungen sind vielfältig. Der Fokus liegt hier auf Wohneinheiten, deren Wohnfläche pro Person um 20 Quadratmeter liegen, da dieser Wert deutlich unter den durchschnittlichen 42 Quadratmetern in Deutschland liegt. Gründe der Beschränkung beim Kleinhaus: ökonomische Gründe, Beschränkung durch gesetzliche Vorgaben, örtliche Gegebenheiten, bauliche Gegebenheiten, ökologische Gründe, bewusster Konsumverzicht, Zeitersparnis, traditionelle Bauweise, Restriktion durch Mobilität des Baukörpers, Materialeigenschaften Nutzung der Fläche innerhalb einer Wohneinheit: Möbelstellfläche, Lagern von Nahrungsmittel, Kleidung usw., Erschließungs- und Bewegungsfläche, Konstruktionsfläche Tätigkeiten: an Möbel gebundene Tätigkeiten, an mobile Gegenstände gebundene Tätigkeiten, hyperlokale Tätigkeiten Möglichkeiten zum Raumsparen: Verzicht, Auslagerung (z.B. als urbanes Substitut), Minimierung, Überlagerung / Mehrfachprogrammierung Formen der Überlagerung: Zusammenlegung von Funktionsbereichen, Kombiprodukt (siehe Graphik), Ersatzprodukt, vertikale Überlagerung 2 1 4 5 3 7 6 8 9 39 Der Entwurf beschäftigt sich mit der einschlägig vertretenen Typologie der Garage. Dabei werden die Programme des Zweitwohnsitzes und des Zusatzraumes auf die Garagenanlage der Reginastraße übertragen, die zwei Grundstücke einnimmt, die ursprünglich für eine Wohnbebauung vorgesehen waren. Mein Entwurf zielt darauf, die Garage als potenziellen Wohnraum nutzbar zu machen und ihre Monofunktionalität aufzuheben. Dies geschieht mit sehr einfachen Mitteln, die die Bausubstanz kaum antasten. Die Garage soll mittels eines PlugIns um die Wohnnutzung ergänzt werden. Günstiger (Zusatz-) Wohnraum für den temporären Aufenthalt soll geschaffen werden. Die reine Autoarchitektur wird zurückerobert und ihre Qualitäten, z.B. Besonnung, Nähe zu urbanen Substituten, werden genutzt. Zudem wird die Garage als urbanes Substitut ausgeprägt; sie erhält als ergänzenden Freiraum ein Sonnendeck. gängige Kombination mögliche Kombination 40 GaragenPlugIn Für die Ausprägung der Reginagarage als Zweitwohnsitz ist die Lage der Klimahülle entscheidend. Es ist nicht notwendig, die gesamte Garage als Klimahülle zu gestalten, da der Zeitraum, in dem eine Klimahülle notwendig ist, aufgrund der Tatsache, dass es sich um einen Zweitwohnsitz handelt, sehr gering ist. Deshalb habe ich ein beheizbares Möbel entwickelt, das als eine Art umgekehrter Kühlschrank funktioniert. Die Klimahülle umfasst also nur das Möbel und den Menschen und nicht den Rest der Garage, der als Erschließungsfläche dient. Dieses Möbel schließt folgende Funktionen ein und komprimiert sie vor allem durch vertikale Überlagerung: Bett, Sitzgelegenheit mit Tisch, WC, Dusche, Lagermöglichkeit. Die aufgeführten Funktionen werden in der Umgebung der Reginagarage nicht ausreichend substituiert und daher hier installiert. Das PlugIn besteht aus zwei mobilen Teilen, der Sanitäreinheit 1 und der Schlafeinheit 2. x x Restaurant Café Gaststätte Lebensmittel Hotel / Jugendherberge Kino Fitnessstudio / Schwimmbad ÖPNV: Haltestellen, Tram ÖPNV: Bus Taxistand Telefon öffentliches WC sonstiges Park Stattautostandpunkt Waschsalon / Reinigung Garage 41 Die Sanitäreinheit nimmt Dusche, WC und Waschbecken auf und ist nach oben geöffnet. Das WC 3 ist als Trockentoilette ausgeführt. Das Waschbecken 5 funktioniert als Schublade und kann daher sowohl im Inneren, als auch von aussen benutzt werden. An der Aussenseite ist zudem ein Spiegel 4 angebracht. Im Rückgrat des Möbels finden die technischen Installationen Platz. Die Schlafeinheit verfügt über einen kleinen Schrank als Lagermöglichkeit 6, zwei Sitzbänke und eine ausklappbare Matratze 7. Die Einheit ist wärmegedämmt und wird über eine Flächenheizung 8 in der Rückwand beheizt. Zur zusätzlichen Isolation und Separation kann ein gedämmter Vorhang 9 genutzt werden. Beide Einheiten sind auf Rollen gelagert, um den einfachen Transport zu gewährleisten. Ein weiterer Teil des PlugIns ist ein vorgefertigtes Wandelement, welches an Stelle der Tore in die Garagenzufahrt eingesetzt wird. Das PlugIn ist daher auch für andere Garagen und Räume geeignet, sofern diese vor Wettereinflüssen schützen. a a‘ b b‘ c‘ c 1 2als Ferienunterkunft als Zusatzraum als autarke Wohneinheit als Notunterkunft als Zweitwohnsitz Zelt Gartenlaube Baumhaus Wohnwagen Bungalow Gartenhäuschen nenhownetnedutSreniatnoC Raumstationen Leuchtturm Forschungsstation Favelas Kartons Nothäuser Tipi IgluHöhlen Wohnwagen / Mobile Homes Tokios Nest T.O. Penthouse Rotorhaus Wohnhaus in Tokio Minihaus in Kobe Small House SuSi Schrebers delight Zusatzraum Fred Cabanon Micro-Compact Home Notunterkunft Kobe Baumhaus ‚Eve‘ Markies Rucksackhaus Loftcube Orion Notpalast Wochenendhaus Karuizawa Auto Auto Garage Schnitt a a‘ 42 W oh ne n am W as se r - Z eh de ni ck Sas ch a Re dm er Die Aufgabe des 4. XELLA Studentenwettbewerb, die Entwicklung einer Wohnsiedlung auf einer Mole eines künstlichen Sees bei Zehdenick, nördlich von Berlin gelegen, wird durch ein modulares System gelöst, das in seiner Kombination unterschiedliche Typen von Wohngebäuden zulässt. Experimentiert wurde bei der Erschließung der Wohnkuben. Die grachtenartigen künstlich angelegten Kanäle, die das neue Quartier durchziehen, gehen dabei in besonderer Weise auf den Indivudualcharakter des Ortes ein. 43 44 Fassade geöffnet Fassade geschlossen Funktionsschema Fassade Innenwand Treppe OG Treppe UG Schnitt A - V2 Schnitt BSchnitt A 45 Grundriss EG Grundriss UG 46 X³ - do cu m en ta u rb an a - A uf d em W eg z ur S ta dt d er Z uk un ft Do m in ik a Ro m pk ow sk i Entwicklung läuft über Ideen, die oft auf den ersten Blick überambitioniert und unrealisierbar erscheinen. Selbst wenn nur einzelne Aspekte verwirklicht werden, so wird doch deutlich, dass Utopien und visionäre Ideen ein wichtiger Teil in der Entwicklung sind. Utopien spiegeln sich in vielfältiger Weise in unseren Medien wider. Sei es als Buch, Film, Comic oder Computerspiel. Immer wieder beschäftigt sich die Gesellschaft mit diesem Thema. Anhand von Beispielen in verschiedenen Medien wurde zu Beginn der Diplomarbeit ein Überblick über bisherige Denkansätze gegeben. Darauf aufbauend und darüber hinausgehend ist ein eigener Ansatz zur utopischen Stadtgestaltung entstanden. Dieser Ansatz sieht für die zukünftige Stadt ein modulares System vor, welches von den Nutzern individuell gestaltet werden kann. Somit kommt dieser Entwurf den Problemen, die sich durch den in vielen westlichen Ländern bevorstehenden demographischen Wandel 47 ergeben, entgegen. Die zum einen wachsenden Metropolen und zum anderen schrumpfenden Städte und Gemeinden im Umland erfordern eine flexible Bausubstanz, um Leerstand zu vermeiden und um Raumbedarf entgegenzuwirken. Die Utopie für die Stadt der Zukunft liegt in der innovativen Form- und Ideenfindung. Diese beinhaltet nicht eine heute umsetzbare bauliche Konstruktion, sondern ist vielmehr ein Entwurf, bei dem eine Vision im Vordergrund steht. Thematisch werden unter anderem Kommunikationsmedien, insbesondere das Internet und dessen zukünftige Entwicklung behandelt. Das Internet wird auch in Zukunft eine immer wichtigere Rolle einnehmen, so dass es eventuell sogar mal dazu kommt, dass wir unsere Räumlichkeiten darüber gestalten und bestellen können. Die Idee ist ein planerisches Experiment, bei dem die Stadtbewohner weitgehend selbstständig die Planung ihrer Umgebung und ihrer Nutzräume übernehmen. Ein Wegkommen von konventioneller Stadtplanung. Der Nutzer soll an der Gestaltung seiner räumlichen Umgebung nach seinen Raumbedürfnissen, Vorstellungen und Wünschen beteiligt werden. Mit Hilfe eines standartisierten Verfahrens, das es ermöglicht den Vorstellungen der Nutzer gerecht zu werden. Das hier entwickelte Modulare_Baukasten_System ermöglicht das Entstehen des Raums, des Hauses und der Stadtstruktur der Zukunft. Die Stadt soll aus sich selbst entstehen und nicht durch Planer gestaltet werden. Aus sich selbst bedeutet, dass sie durch das Agieren der Bewohner und Nutzer selbst Gestalt annimmt. Es soll kein starres Raster vorgegeben werden, sondern Module, aus denen sich ein Raster oder eine Struktur ergeben kann. Die Entstehung ist demnach handlungsorientiert und stellt ein selbstorganisiertes System dar. Die Raumelemente sollen über ein Internetportal zu individuellen Konstellationen zusammengefügt werden. Die vorhandene Infrastruktur kann ausgenutzt werden, mit dem Ziel, dass brach liegende Flächen eine neue Nutzung finden. Trotzdem soll dem Nutzer aber auch die Option gewährt werden seinen Komplex an einem anderen von ihm ausgewähltem Ort zu platzieren. Es soll eine Durchmischung der Nutzungen stattfinden. Dieses Raumsystem eignet sich sowohl als Wohnraum, kann zu einem Bürokompelx zusammengefügt werden oder als Raum für eine oder mehrer Boutiquen dienen. Des Weiteren haben die Nutzer die Möglichkeit ihrem Komplex über eine Farbscala eine individuelle Farbe zuzuordnen. Der Nutzer eines neuen Komplexes kann entscheiden, ob er seine Räume sich Erweitern sehen will oder nicht. Dadurch wird erreicht, dass einige Komplexe sich mit der Zeit ausbreiten. So zum Beispiel bei einem Einzelhandelskomplex, der durch die mögliche Erweiterung eine ständig wachsende Einkaufsmeile werden kann. Zusätzlich zu der Entwicklung der Stadt gibt es parasitäre Kapseln, die bei Raumbedarf ihre Verwendung finden und an den versorgenden Einheiten des Systems andocken. 48 49 50 Ei ne S ch w im m lo un ge fü r K as se l Ch ris tia n W ie le rt Eine SchwimmLounge für Kassel - Entwurf eines Badehauses im innerstädtischen Kontext - Der hier gezeigten Entwurfsarbeit ging eine Analyse bestehender und fiktiver Bäderbauten voraus. Ferner wurde in Kassel eine Bevölkerungsumfrage durchgeführt, um die Wünsche der Nutzer im Entwurf berücksichtigen zu können. Hintergrund der Arbeit ist die in Kassel stattfindende Debatte um die Schließung einiger Bäder und/oder den Neubau eines Schwimmsportzentrums. Mit dem Entwurf soll die Möglichkeit eines innerstädtischen Angebotes zum Thema Wasser als Ergänzung der bestehenden Bäder oder des Neubaus aufgezeigt werden. TdixjnnMpvohf Lbttfm 51 Das Badehaus stellt sich als eine Zusammenfügung von drei Gebäudeteilen dar: Einem Service-Baukörper mit den den Badebetrieb unterstützenden Funktionen wie Umkleiden und Restauration, einen Bade-Baukörper mit verschiedenen Angeboten zum Thema Wasser und eine Fuge, welche die Verbindung der beiden Körper herstellt und die Erschließung aufnimmt. Betreten wird das Gebäude ebenfalls durch diese Fuge, die den Besucher in den Service-Baukörper führt. Hier findet der Übergang von Stiefel- zu Barfußbereich statt; das Bad kann nur von hier aus betreten werden und gibt sich als eigenständiger Baukörper, welcher an den Servicebereich mittels Brücken andockt. Bedingt durch die geringe Größe des Grundstücks wird eine Stapelung der einzelnen Bereiche als sinnvoll erachtet. Zum einen wird dadurch eine klare Trennung der Funktionen erreicht, zum anderen können die Bereiche des Bades in einer Art Rundgang auf mehreren Ebenen organisiert werden, wodurch interessante Blickbeziehungen entstehen. SchwimmLounge N LAGEPLAN PERSPEKTIVE - Spohrstrasse ANSICHT - Osten 52 Der Service-Baukörper bestimmt das Straßenbild der Spohrstrasse und lenkt die Blicke des Besuchers in den Straßenraum anstatt auf die gegenüberliegenden Gebäude (Anlieferung). Der Bade-Baukörper gibt sich eher introvertiert und macht durch seine Formensprache auf die Wasserwelt im Innern aufmerksam. Die Fuge zieht den Besucher in das Gebäude und zeigt die vertikale Erschließung und horizontale Verbindung der Baukörper. Im normalen Badebetrieb steht das gesamte Haus mit den verschiedenen Bereichen wie Themenbad mit eher versteckten Räumen zur Erfahrung des Elementes, Entspannungsbad mit großzügigeren Badebereichen und Attraktionen, Wellnessbereich mit Wannen- und Dampfbädern und eine Schwimmlounge mit Bar den Besuchern zur Verfügung. Bei speziellen Angeboten des Hauses wie privaten Feiern oder Familienbadetagen läßt die räumliche Trennung der Nutzungen das Zusammenschalten und Separieren einzelner Bereiche zu. +1,66 +4,16 +6,66 +7,86 +9,06 +11,66 +16,51 +21,16 +22,01 5 7 9 2 3 6 8 4 : 21 2 3 4 5 6 7 8 9 : 21 42 3 6 7 5 8 9 7-77 8-97 7-77 8-97 D D B B C C : 21 2 3 4 5 6 7 8 9 : 21 ±0,00 +3,33 +6,66 +9,99 +13,32 +16,656 +20,38 -1,67 +1,66 +4,99 +7,87 +8,32 +11,65 +14,98 +16,66 +21,51 D D B B C C SCHNITT AASCHNITT BB GRUNDRISS 2.OG - Entspannungsebene GRUNDRISS EG - Eingang BEZUG - Aussenraum BADEBETRIEB - Themenbad 53 Die Attraktivität des Hauses wird durch das Anbieten vielfältiger Angebote zum Thema Wasser gesteigert. Das Profilbauglas unterstützt den introvertierten Charakter des Gebäudeteils. Durch die Verschneidungen werden gezielt Ein- und Ausblicke in Aussenraum und Fuge geschaffen. :;11.24;11 21;11.27;11 Funktionssäulen im Bade-Baukörper Badeebenen im Bade-Baukörper Fuge als Verteiler Barfußweg Stiefelgang Eingang Funktionen im Service-Baukörper Trennen und Verbinden von Bereichen Wellnesstag und Wassertherapie 54 Impressum Herausgeber: Universität Kassel Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung Initiator: Pfeiffer-Stiftung für Architektur an der Universität Kassel Konzept: Prof. Wolfgang Schulze Gestaltung: Dipl.-Ing. Alexander Söder Kassel, Juli 2008 55