Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrach- tung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen Margret Gaeding Universität Kassel 2010 Die vorliegende Arbeit wurde vom Fachbereich Architektur, Stadtplanung, Land- schaftsplanung der Universität Kassel als Dissertation zur Erlangung des akademi- schen Grades eines Doktors der Ingenieurwissenschaften (Dr.-Ing.) angenommen. Erster Gutachter: Prof. Dipl.-Ing. Wigbert Riehl Zweiter Gutachter: Prof. Dr. Ulf Hahne Tag der mündlichen Prüfung: 25. März 2010 Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrach- tung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt Erstgutachter: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Wigbert Riehl Zweitgutachter: Univ.-Prof. Dr. Ulf Hahne Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades des Doktors der Ingenieurwissenschaften (Dr. - Ing.) vorgelegt von Dipl.-Ing. Margret Gaeding Kassel, im Januar 2010 am Fachbereich 6 - Architektur - Stadtplanung - Landschaftsplanung der Universität Kassel Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1.1 Einführung in die Arbeit 1 1.2 Anlass 3 1.2.1 Nachhaltigkeit als aktuelles Thema der Landschaftsarchitektur 3 1.2.2 Altindustriefläche in Deutschland 4 1.2.3 Risiko des Wertverlustes v. Material, Gebäuden u. Konstruktionen 7 1.2.4 Transformationsprozess Zwischen- und Nachnutzung 8 1.2.5 Programme zur Umsetzung 11 1.3 Stand der Forschung / Eigene Vorarbeiten 14 1.3.1 Stand der Forschung 14 1.3.2 Eigene Vorarbeiten 15 1.4 Thesen, Ziele und Fragestellungen 16 1.4.1 Gedankenanstoß durch Standortbeispiele 16 1.4.2 Thesen 18 1.4.3 Fragestellungen 19 1.4.4 Ziele 20 2 Methodik 2.1 Einleitung 21 2.2 Vorgehensweise 21 2.2.1 Formulierung des Problems 24 2.2.2 Theoriebildung 24 2.2.3 Operationalisierung der Theorie 24 2.2.4 Forschungsdesign 25 2.2.5 Auswahl der Untersuchungsobjekte 25 2.2.6 Datenerhebung 26 2.2.7 Datenerfassung 27 2.2.8 Datenanalyse 27 2.2.9 Publikation 28 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 3.1 Nachhaltigkeit 29 3.1.1 Einleitung 29 3.1.2 Herkunft des Begriffes 29 3.1.3 Kritische Zwischenbemerkung 31 3.1.4 Heutiges Verständnis des Begriffes 32 3.1.5 Bezug zur Arbeit 34 3.2 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur 37 3.2.1 Einleitung 37 3.2.2 Potenziale in den Themenbereichen der Landschaftsarchitektur 37 3.2.2.1 Materialverwendung 37 3.2.2.2 Umgang mit Regenwasser 42 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3.2.2.3 Logistik 47 3.2.2.4 Vegetationsverwendung 48 3.3 Bezug zu Altindustrieflächen 50 3.3.1 Einleitung 50 3.3.2 Größtmögliche Weiternutzung / Wiederverwendung vorhandener Materialien und Strukturen 50 3.3.3 Management des Regenwassers innerhalb des Geländes 52 3.3.4 „Landschaftsarchitektur der kurzen Wege“ 55 3.3.5 Planung des prozesshaften Vorgehens 56 3.3.6 Nachhalt. Vegetationsmanagement – Integration vorh. Strukturen 60 3.4 Rückschlüsse 61 4 Möglichkeiten und Grenzen der ökonomischen Bewertung vorhandener Strukturen 4.1 Einleitung 67 4.2 Die Zahlungsbereitschaftsanalyse zur Präferenzmessung 68 4.2.1 Grundlagen 68 4.2.2 Theorie 71 4.3 Bewertung der Wirtschaftlichkeit mittels der Kosten-Nutzen-Analyse 80 4.3.1 Einleitung 80 4.3.2 Zweck und Anwendung 80 4.3.3 Vorgehensweise 80 4.3.4 Kritische Beurteilung der Methode 81 4.3.5 Bedeutung für die Arbeit 82 4.4 Fazit 82 5 Kostenermittlung für das Untersuchungsareal 5.1 Einführung und Ziel 85 5.2 Methodik 85 5.3 Einsparungsmöglichkeiten in den Kostengruppen 86 5.3.1 Generelle Kosteneinsparungsmöglichkeiten 86 5.3.2 Untersuchung der Kosteneinsparung anhand eines Teilareals 89 5.3.3 Auswertung der Ergebnisse 97 5.3.3.1 Wasserbauliche Anlagen 99 5.3.3.2 Kunstwerk(e) 100 5.3.3.3 Pflanz- und Saatflächen 100 5.3.3.4 Straßen 102 5.3.3.5 Abbruchmaßnahmen 104 5.3.3.6 Fußwege 108 5.4 Die verschiedenen Handlungsalternativen des Umgangs mit vorh. Substanz 110 5.4.1 Einleitung 110 5.4.2 Die vier Handlungsalternativen 110 5.4.2.1 Handlungsalternative 1 110 5.4.2.2 Handlungsalternative 2 110 5.4.2.3 Handlungsalternative 3 111 5.4.2.4 Handlungsalternative 4 111 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5.4.3 Kalkulation der verschiedenen Handlungsalternativen – Variante A: bei Verwendung neuer Materialien 113 5.4.3.1 Handlungsalternative 1 – Komplettabriss und vollständige Neugestaltung, Var. A 113 5.4.3.2 Handlungsalternative 2 – Weitestgehende Weiternutzung vorhandener Substanz - Erneuerung nur, wo aus funktionalen Gründen notwendig, Var. A 118 5.4.3.3 Handlungsalternative 3 – Überwiegend Abriss und Neubau – zum Teil Weiternutzung, Var. A 120 5.4.3.4 Handlungsalternative 4 – Überwiegend Weiternutzung – zum Teil Abriss und Neubau, Var. A 124 5.4.3.5 Auswertung der Handlungsalternativen – Variante A – bei Verwendung neuer Materialien 126 5.4.4 Kalkulation der verschiedenen Handlungsalternativen – Variante B: bei Verwendung von recycelten, vorhandenen Materialien 137 5.4.4.1 Handlungsalternative 1 – Komplettabriss und vollständige Neugestaltung, Var. B 138 5.4.4.2 Handlungsalternative 2 – Weitestgehende Weiternutzung vorhandener Substanz - Erneuerung nur, wo aus funktionalen Gründen notwendig, Var. B 156 5.4.4.3 Handlungsalternative 3 – Überwiegend Abriss und Neubau – zum Teil Weiternutzung, Var. B 158 5.4.4.4 Handlungsalternative 4 – Überwiegend Weiternutzung – zum Teil Abriss und Neubau, Var. B 165 5.5 Schlussfolgerungen 168 5.5.1 Einleitung 168 5.5.2 Vorgehensweise 168 5.5.3 Aussagen und Erkenntnisse 169 5.5.4 Zusammenfassung 171 6 Fazit 6.1 Einleitung 173 6.2 Was konnte ermittelt werden? 173 6.3 Rückkopplung zu den Thesen 176 6.4 Kritische Reflexion 176 6.5 Wo sollte zukünftige Forschung weiterführen? 177 6.6 Schlusswort 179 Erklärung der Verfasserin 7 Anhang 7.1 Das Interview mit Prof. em. Peter Latz 7.2 Anlagen zu einzelnen Kapiteln 7.3 Handlungsrichtlinien 7.4 Tabellen 7.5 Quellenverzeichnis 11 Einleitung Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 1 Einleitung 1 1 Einleitung – Anlass – Thesen - Ziele 1.1 Einführung in die Arbeit Potenziale zur Erfüllung von Nachhaltig- keitskriterien in der Landschaftsarchitek- tur im Allgemeinen wie auch für die be- sonderen Standorte der Altindustrie- flächen sind die Themen der vorliegenden Arbeit. Am Ausgangspunkt der Untersuchungen steht die Frage: Was ist überhaupt Nach- haltigkeit? Der Beantwortung der Frage wird als Erstes nachgegangen. Die Me- thoden und Prinzipien der Nachhaltigkeit werden schlussfolgernd für den Bereich der Landschaftsarchitektur geprüft bzw. erarbeitet, denn eine Art Handbuch oder Kompendium für die Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur gibt es (noch) nicht. Zu Fragen, die sich am Rande der Kern- themen ergeben haben, wie z.B. „Was ist überhaupt Landschaftsarchitektur?“ und „Was ist erfolgreiche, was ist gute Land- schaftsarchitektur?“ wird ein Interview mit Prof. em. Peter Latz (TU München) geführt und ausgewertet. Als Resultat der intensiven Auseinander- setzung mit dem Thema der Nachhaltig- keit in der Landschaftsarchitektur entste- hen schließlich Handlungsempfehlungen und Richtlinien, in welcher Art und Weise die Prinzipien der Nachhaltigkeit in die Landschaftsarchitektur transportiert und fachspezifisch umgesetzt werden können. Was aber bedeutet Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur für die speziellen Flächen der Altindustriestandorte? Um auf diese Frage Antworten zu finden, wird ein Beispielstandort – die ehemalige Ze- che Westerholt – untersucht und analy- siert. Die eigene Vorarbeit im Rahmen des BMBF-Forschungsprojektes1 stellt in Teilbereichen die Grundlage der vorlie- genden Forschungsarbeit dar und bot den Anknüpfungspunkt für weitergehende Untersuchungen. Auf der im Forschungs- projekt erarbeiteten Erfassung des Außen- raumes der gesamten Zeche hinsichtlich Menge und Erhaltungszustand basieren die Kostenkalkulationen für das für die vorliegende Arbeit ausgewählte Teilareal. Das Forschungsprojekt befasste sich mit der Erarbeitung allgemeiner Methodenre- pertoires in den Bereichen Architektur, Altlasten, Bautechnik, Ökonomie und Ve- getation. Die detaillierte Bearbeitung des Themas der Nachhaltigkeit in der Land- schaftsarchitektur war jedoch nicht Teil des Forschungsprojektes. Deshalb wurde darauf der Schwerpunkt der Arbeit mit dem besonderen Fokus auf den Wert der vorhandenen Strukturen und ihre öko- nomische Bedeutung gelegt. Die Idee ist, durch die Ermittlung konkreter Zahlen den Wert der vorhandenen Strukturen messen und abbilden zu können. Aus der Beschäftigung mit dem Thema der Nachhaltigkeit in der Landschaftsar- chitektur auf Altindustrieflächen ist die Erkenntnis hervorgegangen, dass die Wei- ternutzung oder Wiederverwendung der vorhandenen Materialien, Konstruktionen 1 vgl. Riehl/Gaeding/Weihe (2008) Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 1 Einleitung 2 und anderer Strukturen in hohem Maße den Prinzipien der Nachhaltigkeit ent- spricht. Diese Aussage bestärkt eine der Ausgangsthesen der Arbeit: -> Die Weiternutzung oder Wiederver- wendung vorhandener Materialien, Konstruktionen und anderer Struktu- ren bringt neben Vorteilen in anderen Bereichen (im sozialen, kulturhistori- schen, ökologischen und ästhetischen Bereich) auch ökonomische Vorteile mit sich. Daraus ergibt sich die Frage: Wie aber kann der Wert bzw. die ökonomische Be- deutung der vorhandenen Strukturen ge- messen oder ermittelt werden? Um diese Frage beantworten zu können, erfolgt eine Auseinandersetzung mit The- orie und Praxis der ökonomischen Bewer- tung nicht-materieller Güter. Das ge- schieht einerseits über das Studium der einschlägigen Fachliteratur wie z.B. El- sasser/Meyerhoff (2001), Thiel/ Wronka (2001) oder Navrud (2002)2 und andererseits über den direkten Kon- takt mit Experten wie z.B. Dr. Jürgen Meyerhoff von der Technischen Universi- tät Berlin und Prof. Dr. Guido Spars von der Bergischen Universität Wuppertal. Der Untersuchung der Möglichkeiten zur Bewertung bzw. zur Ermittlung des Wer- tes der vorhandenen Strukturen folgt der Schluss, dass es hauptsächlich zwei Me- thoden der ökonomischen Bewertung gibt, die für das Fallbeispiel und für das 2 vgl. Quellenangaben im Literatur- und Quellen- verzeichnis Ziel der Arbeit geeignet sind: die Kontin- gente Bewertungsmethode (in Form der Zahlungsbereitschaftsanalyse) und die konkrete Kostenermittlung. Beide Mög- lichkeiten werden untersucht und jeweils das Vorgehen zur Anwendung auf den Beispielstandort entwickelt. Im Laufe der Beschäftigung mit der Zahlungsbereit- schaftsanalyse wird deutlich, dass diese den Umfang eines separaten Forschungs- projektes einnehmen würde und mit den zeitlichen und personellen Möglichkeiten im Rahmen der Dissertation nicht zu leis- ten ist. Das Mittel der Zahlungsbereit- schaftsanalyse wird deshalb in der Arbeit als Werkzeug für Landschaftsarchitekten und Planer beschrieben, ausgearbeitet und als Leitfaden in das Kompendium eingefügt. Eine Befragung selbst erfolgt nicht. Ein beispielhafter Fragebogen wird erstellt und im Anhang präsentiert. Dieser kann und soll als Muster für eventuell notwendige Befragungen auf Folgestand- orten dienen. Der Schwerpunkt der Wertermittlung wird auf die zweite Methode, die Kosten- ermittlung, gelegt. Dafür wird ein reprä- sentatives Teilareal auf dem Beispiel- standort ausgewählt, in welchem sich möglichst viele verschiedene Elemente der Landschaftsarchitektur im Außen- raum befinden. Für die konkrete Untersu- chungsfläche werden zuerst die Herstel- lungskosten bzw. der Gegenwartswert ermittelt und danach die Kosten für vier entwickelte, verschiedene Handlungsal- ternativen in jeweils zwei Varianten kal- kuliert. Diese Vorgehensweise ermöglicht Aussagen und Rückschlüsse zu Kosten- höhe und Kosteneinsparung je nach Ver- hältnis von Weiternutzung vorhandener Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 1 Einleitung 3 Strukturen zu Abriss und Neubau sowie bei Einsatz von vorhandenen, recycelten Materialien. Die Ergebnisse der Kalkulati- onen werden ausgewertet und wiederum Rückschlüsse für den Umgang mit den vorhandenen Materialien, Konstruktionen und anderer Strukturen im Außenraum gezogen. Um eines der Ziele der Arbeit, den Trans- fer der erarbeiteten Ergebnisse in die Pra- xis, zu erreichen, werden die Erkenntnisse und Schlüsse in Form von Leitlinien als Schemata, die visuell leicht und schnell erfassbar sind, zusammengefasst. Diese sind im Anhang 7.3 - Handlungsrichtli- nien angefügt. An dieser Stelle sei die Einführung mit dem Wunsch der Verfasserin geschlossen, dass die vorliegende Arbeit wichtige Fra- gen und Zusammenhänge im nachhalti- gen Umgang mit dem Außenraum von Altindustrieflächen klären konnte sowie für Landschaftsarchitekten, Stadtplaner, Kommunen, Eigentümer und andere Ver- antwortliche im postindustriellen Pla- nungsprozess anwendbare Leitlinien und die Grundlagen für eine Art Kompendium geschaffen wurden. Der Anlass für die Forschungsarbeit und deren weitere Ziele werden in den folgen- den Abschnitten erläutert. 1.2 Anlass 1.2.1 Nachhaltigkeit als aktuelles The- ma der Landschaftsarchitektur Aktuelle Tendenzen zeitgenössischer Landschaftsarchitektur verzeichnen auch eine stärkere Gewichtung ökologischer Belange und nachhaltiger Planungsinhal- te. Dabei geht es vor allem um den Einsatz von innovativen bzw. in ihrer Ökobilanz beispielhaften Materialien im Außenraum oder um Wieder-/Verwendung vorhan- dener Materialien und Strukturen. Das können z.B. Materialien aus recycelten Stoffen oder Bauabfällen sein wie auch Materialien mit besonderen Eigenschaften (Wärmespeichervermögen, Wasserrück- haltungsvermögen etc.), die auf dem Ge- biet der Beeinflussung von Mikroklimaten im Außenraum eine wichtige Rolle spie- len. Besonderes Augenmerk liegt ebenfalls auf der Energiebilanz der Stoffe hinsicht- lich der baulichen Umsetzung, d.h. Mate- rialien und Methoden, die einen mög- lichst energiearmen Einbau ermöglichen, werden bevorzugt verwendet. Ein Beispiel dafür sind Materialien natür- lichen Ursprungs wie Naturstein oder Holz sowie Rohstoffe, die einen möglichst kurzen Transportweg vom Gewinnungs- zum Einbauort erforderlich machen. Energie- und ressourcensparendes Bauen sollte noch mehr im Fokus der aktuellen Forschung in der Landschaftsarchitektur stehen. Ein weiterer Aspekt ist der inno- vative und gleichzeitig nachhaltige Um- gang mit Regenwasser im Außenraum.3 3 vgl. a. Abschn. 3.2.2.2 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 1 Einleitung 4 Die Arbeit hat zum Ansatz, einen Beitrag zur Forschung auf dem Gebiet der Nach- haltigkeit in der Landschaftsarchitektur zu leisten, indem speziell für die besonde- ren Standorte der Altindustrieflächen Mittel und Methoden untersucht werden, die den Prinzipien der Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur entsprechen. Die besondere Eignung des Themas in Bezug auf Nachhaltigkeit ergibt sich aus den Voraussetzungen, die auf Altindust- riegebieten vorgefunden werden: ein um- fangreicher Bestand an Baumaterialien wie Ziegel, Beton, Asphalt, Schotter und Metall in Verbindung mit einem dem ge- genüberstehenden ebenfalls hohen Be- darf an Materialien bei der Umsetzung von Zwischen- und Nachnutzungen sowie hohe Mengen anfallenden Nieder- schlagswassers bei gleichzeitiger Altlas- tenproblematik, die eine Versickerung der Wassermengen auf dem Gelände aus- schließt und, um eine Entlastung von Ka- nälen und Klärwerken zu erzielen, ein möglichst weitreichendes Wassermana- gement innerhalb des Geländes erforder- lich macht. 1.2.2 Altindustriefläche in Deutschland In Deutschland gibt es aktuell ca. 900.000 ha Altindustriefläche, d.h. noch nicht in neue Nutzungen überführte ehemalige Industrieareale. Im Ruhrgebiet sind davon Kohlezechen sowie Hütten- und Stahl- werke betroffen. Die Zahl der brach lie- genden Flächen bzw. der aufgelassenen Standorte wird auch in Zukunft weiter steigen (vgl. a. Tab. 1.1). Von besonderer Bedeutung für die Arbeit sind die derzeit im Prozess befindlichen sowie bis 2018 geplanten Zechenstilllegungen. Aktuell sind noch Bergwerke der Deutschen Steinkohle AG in Betrieb. Die Planung der Deutschen Steinkohle AG sieht vor, dass die Bergwerke Prosper-Haniel (Bottrop) und Ibbenbüren bis Ende 2018 Kohle för- dern sollen. Ende 2015 soll demnach das Bergwerk Auguste Victoria in Marl schließen, das Bergwerk Saar in Ensdorf Ende 2014, das Bergwerk West in Kamp- Lintfort Ende 2012. Zum 30.09.2010 steht dem Plan zufolge das Bergwerk Ost in Hamm zur Schließung an, die Zeche Wal- sum wurde wie geplant im Juni 2008 ge- schlossen. Auch das Bergwerk Lippe in Gelsenkirchen wurde im Jahr 2008 ge- schlossen. Dem immensen Anfall potenzieller Brachflächen steht der ständig ansteigen- de Verbrauch an Flächen für Siedlung und Verkehr gegenüber. Investoren ziehen oftmals doch – noch - die so genannte „Grüne Wiese“ vor, aus Angst vor hohen Kosten für den Abriss der vorhandenen Substanz bzw. für die Sanierung von Alt- lasten. Zur Zeit werden täglich in Deutschland noch 115 ha Freifläche verbraucht. Allein im Ruhrgebiet hat sich der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsflächen an der Gesamtfläche seit den 50er Jahren bis heute von 19,8 % auf 37,4 % fast verdop- pelt (vgl. Abb. 1.1)4. Dabei fällt ein großer Anteil auf das Wachstum der Siedlungs- flächen, so z.B. 80 ha pro Tag im Jahr 2003.5 Eines der Ziele der Nachhaltig- keitsstrategie der Bundesregierung ist je- 4 Regionalverband Ruhr 2004 5 Neidhart 2005 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 1 Einleitung 5 doch, den Flächenverbrauch bis zum Jahr 2020 auf 30 Hektar pro Tag zu reduzie- ren!6 Die folgende Tabelle zeigt die Zunahme der Brachflächen beispielhaft für Dort- mund und den Kreis Wesel, die Grafik danach ebenfalls beispielhaft den Anstieg des Anteils der Siedlungs- und Verkehrs- fläche an der Gesamtfläche im Regional- verband Ruhr im Vergleich zum Land Nordrhein-Westfalen. Die dritte Grafik zeigt den Anstieg der Brachflächen im Ruhrgebiet von 1983-2001. Tab. 1.1: Beispiele für den Anstieg der Brachflächen in den Gebieten Dortmund / Kreis Wesel von 1983- 2001 Quelle: RVR 2004 Abb. 1.1: Anteil der Siedlungs- und Verkehrsflächen an der Gesamtfläche zwischen 1893 und 2002 im Ruhrgebiet und in Nordrhein-Westfalen Quelle: RVR 2004 6 Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW 2007 Abb. 1.2: Brachflächen im Ruhrgebiet im Zeitraum von 1983 bis 2001 Quelle: RVR 2004 Der scheinbar positive Aspekt des Brach- fallens von Flächen bzw. Industriearealen im Sinne von Zugewinn an Fläche – po- tenziell nutzbar für unterschiedlichste Entwicklungen, die von Gewerbe über Kultur bis hin zu Naturschutzarealen rei- chen könnten - kehrt sich jedoch oftmals in die nachteilige Entwicklung eines Prob- lemstandorts um. Die Schwierigkeit dieser Standorte liegt in der Phase der Nicht- Nutzung, d.h. der Phase zwischen Stillle- gungsprozess und Übergang in eine neue Nutzung. Oftmals sind Standorte von ei- ner so genannten Phase der Depression betroffen. Nicht zu vergessen ist dabei auch der negative Aspekt des Verlustes einer hohen Zahl an Arbeitsplätzen. 2007 waren noch ca. 34.000 Menschen inner- halb der Deutschen Steinkohle AG be- schäftigt.7 Auf der Zeche Westerholt, dem Beispielstandort für die Arbeit, der zum 20.12.2008 geschlossen wurde, arbeiteten 2007 noch etwa 2.200 Beschäftigte. Nach der Stilllegung des Betriebes und Beendigung des ABP-Verfahrens8 werden 7 DSK 2007 8 ABP = Abschlussbetriebsplan Brachflächen Zeitraum 1983-1988 Zeitraum 1988-2001 Dortmund 740 ha 1.080 ha Kreis Wesel 869 ha 1.183 ha Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 1 Einleitung 6 oft sämtliche Nutzungen komplett abge- räumt, das Gelände wird scheinbar „neu- tralisiert“. Bis eine Nutzung stattfindet, verliert jedoch der Standort an Wert durch das Brachliegen; Gebäudehüllen sind aufgrund von Leerstand von Verfall und Vandalismus bedroht. Wie bereits erwähnt, gehen Arbeitsplätze verloren. Das bedeutet ein Absinken des sozialen Niveaus um den Standort. Durch die Schließung erleidet die Region auch Ver- luste in der Ökonomie. Die Identität des Standortes geht verloren, und die potenziellen Nutzer, die Einwoh- ner des Umfelds, verlieren den Bezug zu den Flächen, sofern einer besteht, denn oftmals sind die Betriebsgelände während der industriellen Nutzung vom Umfeld abgeschottet. Auch für Investoren stellt sich der Standort zunehmend als unatt- raktiv dar – Gebäuderuinen, funktionslose Flächen, verwahrloste Vegetation. Das Er- scheinungsbild des Standorts wandelt sich von einstiger Stärke durch industrielle Produktion hin zu einer Assoziation mit Wertlosigkeit, Verfall, Leere, Abgeschie- denheit. Das nimmt dem Standort im Voraus einen großen Teil seiner Potenzia- le für zukünftige Nutzungen. Innovative Landschaftsarchitektur kann einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung der zuvor genannten Negativ-Prozesse - wie Werteverfall, Identitätsverlust und sozio-ökonomische Einbußen - leisten, indem sie sich erstens frühzeitig (so zeitig wie möglich!) in den Planungsprozess der weiteren Bespielung der Flächen einschal- tet, zweitens gründliche Analysen der vor- handenen Substanz erarbeitet und drit- tens innovative und nachhaltige sowie hoch qualifizierte Konzepte hinsichtlich der auf den Altindustrieflächen anstehen- den Prozesse sowie auf der baulich- technologischen und der architektonisch- gestalterischen Ebene vorlegt. Diese kön- nen in Entscheidungsprozessen von Ei- gentümern, Investoren und anderen Ver- antwortlichen eine wichtige Grundlage darstellen. Diese Themenbereiche werden in der Ar- beit anhand eines aktuellen Beispielstand- ortes untersucht. Temporäre Zwischen- nutzungen und Bespielungen der Flächen können einen Wertverlust der Flächen verhindern, für die stillgelegten Standorte eine „In-Wert-Setzung“ vorhandener ar- chitektonischer, landschaftsbaulicher, in- dustrieller und vegetativer Strukturen be- deuten sowie gleichzeitig potenzielle zukünftige Investoren anlocken. Damit kann die sogenannte Depressionsphase des Standortes verhindert werden. Abb. 1.3: Endstation Industriebrache? Gleisende auf Zeche Westerholt Quelle: Gaeding 2007 Die kontinuierliche Weiter-, Zwischen- und Nachnutzung der Altindustrieareale bzw. von Teilen dieser beinhaltet eine Menge positives Entwicklungspotenzial. Folgende Vorteile seien hier zunächst stichwortartig genannt: Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 1 Einleitung 7 - Flächensparen im Sinne der Nachhaltigkeit - Vermeidung von „Restflächen“ - Förderung der Stadtentwicklung („nach innen“) bei urbanen Altindustrieflächen - Reduzierung der Erschließungs- und Infrastruktur - Baukosten - Aufwertung der Region durch Etablierung neuer Nutzungen - Verhinderung von Verlusten in der Ökomomie der Region - Verhinderung des Absinkens des sozialen Niveaus, Arbeitsplatz- erhalt und/oder -neuschaffung - Auseinandersetzung und positi- ver Umgang mit der industriellen Vergangenheit - Identifizierung mit einem Teil der Geschichte - Schaffung eines Bezuges zu den neuen Nutzungen über die vor- handene Substanz - Schaffung einer einmaligen At- mosphäre für neue Nutzungen - Materialersparnis und damit Res- sourcenschonung - Verwirklichung von Prinzipien der Nachhaltigkeit Darauf wird im weiteren noch ein- gegangen. 1.2.3 Risiko des Wertverlustes von Material, Gebäuden u. Konstruktionen Altindustrieflächen sind geprägt von In- dustriearchitektur, gepaart mit einem ho- hen Versiegelungsgrad der Oberflächen sowie belasteten Böden. Den Hauptanteil der vorhandenen konstruktiven Materia- lien nehmen Beton, Ziegel, Asphalt, Schotter und Stahl ein, deren Haltbar- keitswert teilweise noch bis zu weiteren 30 Jahren reicht. Bei einer Stilllegung oh- ne vorausschauende Planung für Zwi- schen- und Nachnutzungen, sondern le- diglich mit dem Ziel der Beseitigung der Reste der vormaligen Industrie-Identität, fällt zu wenig Augenmerk auf die – teilweise nicht auf den ersten Blick sicht- baren - Werte der vorhandenen Materia- lien, Gebäude und Konstruktionen. Wür- de hingegen frühzeitig, noch während des Stilllegungsprozesses, ein Konzept zur In- tegration der vorhandenen Strukturen entwickelt, könnten neben kulturellen, historischen und ideellen Werten auch Materialwerte erhalten werden und damit Kosten für Zwischen- und Nachnutzun- gen gesenkt werden. Beispielhaft dafür wäre u.a. die Festschreibung von Materia- lien / Konstruktionen hohen Wertes in einer Art Sicherungsliste – der Wert der vorhandenen Objekte würde identifiziert und kategorisiert. Dabei geht es nicht nur um statische Werte, sondern auch um transformative, d.h. beispielsweise der Wert bestehender Substanz für die Neu- gewinnung von Baustoffen (Recycling). Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 1 Einleitung 8 Auf welchem Weg die Ermittlung dieses Wertes sowie der Herstellungs-(bau-) Kosten geschehen kann, wird in Kap. 5 – Kostenermittlung aufgezeigt. 1.2.4 Transformationsprozess Zwischen- / Nachnutzung Der bisherige Umgang mit Standorten, deren Auflassung der Industrie eine Art Leere hinterlassen hat, ist nicht selten vom Prinzip der „Tabula rasa“ gekenn- zeichnet.9 Das heißt, wie bereits ange- sprochen, geht der Versuch der scheinba- ren „Neutralisierung“ des Gebietes einher mit der Entfernung von Strukturen und Materialien, deren Erhalt jedoch ein ho- hes Wertpotenzial für nachfolgende Zwi- schen- und Nachnutzungen darstellt. In der Betrachtung und Behandlung muss zwischen unterschiedlichen Standortty- pen unterschieden werden: Zechen, Hüt- 9 Im Lateinischen bedeutet das wörtlich: Bereinigte Schreibtafel; damit wurde der Zustand bezeich- net, den man durch Abschaben der in der Antike zum Schreiben verwendeten Wachstafeln erzeug- te: eine reine Fläche ohne Spuren des alten Tex- tes – zum neuen Beschreiben hergerichtet. Ein passendes Gleichnis für Altindustriestandorte, die „dem Erdboden gleich“ gemacht werden, wo die Spuren der Industrie ausgelöscht werden sol- len. ten, Stahlwerke, Braunkohlenbergwerke, chemische Industrie, Kokereien usw. Für jede Standortart gibt es typische Hinter- lassenschaften, z.B. die Altlastensituation betreffend (Beispiel: besonders stark be- lastet sind Flächen ehemaliger Kokereien). Die Auflassung von Braunkohlenbergwer- ken steht hingegen für eine eher groß- räumige landschaftliche Devastation. Nicht zu vergessen sind bei den Ursachen für die Altlastensituation auch die Kriegs- zerstörungen des Zweiten Weltkrieges. Im Zuge dessen wurden Bunker und an- dere Lagerstätten mit schadstoffhaltigen Materialien zerstört, so dass diese in den Untergrund gelangen konnten. Die unterschiedlichen Industrien schaffen auch differente Identitäten; beispielsweise assoziiert man Metallverarbeitung mit Hitze/Feuer/Glut/Kraft/Klang – demge- genüber Steinkohlegewinnung mit Er- de/Tiefe/Schwarz/Dunkelheit/Schwerst- arbeit – nur um auf die inhaltliche Relati- on zur Nachnutzung hinzuweisen. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 1 Einleitung 9 Weiterhin hinterlassen die verschiedenen Standorte natürlich auch charakteristi- sche Materialarten und –mengen, die es sinnvoll in eine neue Nutzung einzube- ziehen gilt. Dem immensen Materialanfall auf der einen Seite steht der Materialbe- darf für kommende Nutzungen auf der anderen Seite gegenüber. In Deutschland fallen zur Zeit jährlich et- wa 200 Mio. Tonnen mineralische Bauab- fälle an. Davon entfallen 72 Mio. Tonnen auf Bauschutt, Straßenaufbruch und Bau- stellenabfälle, wobei in den letzten Jahren ein Aufwärtstrend bei Straßenaufbruch zu verzeichnen war.10 Abb. 1.4: Verteilung mineralischer Bauabfälle Quelle: ARGE KWTB 2007 11 10 ARGE KWTB 2007 11 Aktuellere Berichte der ARGE KWTB liegen nicht vor. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 1 Einleitung 10 Diese Stoffe können in ein Baustoffrecyc- ling einfließen und somit Kosten senken. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Schonung von Ressourcen. Damit wird ein essentielles Kriterium der ökologi- schen Dimension der Nachhaltigkeit er- füllt. Neben mineralischen Bauabfällen seien noch die metallischen Abfälle bzw. Relikte genannt, die bei Verkauf Kosten für Neubau-Maßnahmen in Teilen kom- pensieren können. In der Arbeit liegt je- doch der Schwerpunkt auf den vorhande- nen mineralischen Baustoffen. Die Forschung kann neue Technologien ent- wickeln, erproben und anwenden. Ein Schlagwort dafür stellt LowTech dar – Bauen mit geringem Material- und Ener- gieaufwand – worunter beispielsweise die Verwendung von Recycling-Materialien im Außenraum zu verstehen ist. Das be- deutet auch Bauen außerhalb der Norm, weil die Einhaltung von normativen Krite- rien, die generell ja nur empfehlenden Charakter besitzen, teilweise nicht gege- ben ist, da so innovative Bauweisen oft- mals noch gar nicht normiert sind. Im Gegensatz zu HighTech werden keine hochtechnisierten Baustoffe wie bei- spielsweise synthetische Pflastermörtel oder Hochleistungsbeton verwendet, son- dern es kommen vorwiegend natürliche Baustoffe zum Einsatz, deren ökologische und Energie-Bilanz den Nachhaltigkeits- prinzipien entsprechen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Recycling vor Ort, wodurch Transportwege und damit Ener- gie eingespart werden können. Vorhan- dene Materialien können vor Ort bei- spielsweise in mobilen Brechanlagen gebrochen und aufbereitet werden und im Anschluss daran über kurze Wege in neu- er Funktion wieder eingebaut werden. Die Betrachtungen zur Weiterverwen- dung und Wiederverwertung von vor- handenen Strukturen erstrecken sich nicht nur auf „tote“ Substanz, sondern ge- hen bis hin zum Vegetationsmanagement vorhandener Bestände, d.h. zur Integrati- on bestehender Pflanzungen. Innovativer Landschaftsarchitektur mit Bezug zur Nachhaltigkeit geht es um die Erzeugung neuer Bilder: konventionelle Funktionen können mit neuen/recycelten/außer- gewöhnlichen Materialien realisiert wer- den und somit Trends hinsichtlich Ener- giebilanz+Ökonomie auf der einen Seite und Design+Funktionalität auf der ande- ren Seite setzen. In engem Zusammenhang mit den Mate- rialflüssen stehen Aspekte der Nachhal- tigkeit wie z.B. ökologische und ökonomi- sche. Auf diese wird in den folgenden Kapiteln intensiver eingegangen. Abb. 1.5: Neue Bilder mit „alten“ Materialien: Baumverankerung mittels recycelter T-Profile Quelle: Riehl 2002 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 1 Einleitung 11 Abb. 1.6: Living Remains: Spontanvegetation neben Infrastrukturresten auf stillgelegten Industrieflä- chen. Detail von der Zeche Westerholt Quelle: Gaeding 2007 1.2.5 Programme zur Umsetzung Einführung Auf nationaler Ebene hat die Bundesre- gierung im Jahr 2002 unter dem Titel „Perspektiven für Deutschland“ die Nati- onale Nachhaltigkeitsstrategie beschlos- sen, um Leitlinien und Handlungsfelder mit dem Ziel einer nachhaltigen Entwick- lung auf Staatenebene zu konkretisieren.12 12 Mit „national“ ist nur die Festschreibung gemeint. Inhaltlich reichen die Ziele der Strategien über die Staatsgrenzen hinaus (vgl. Leitlinie 4 – Inter- nationale Verantwortung). Für die Nachhaltigkeitsstrategie gibt es vier Leitlinien: 1 – Generationengerechtigkeit 2 – Lebensqualität 3 – Sozialer Zusammenhalt 4 – Internationale Verantwortung Die einzelnen Leitlinien beinhalten wie- derum verschiedene Unterpunkte. So ge- hören zum Thema der Generationenge- rechtigkeit die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen, die Steigerung der Ef- fizienz und das nachhaltige Wirtschaften. Unter Lebensqualität sind der Schutz der Umwelt, der Erhalt der lebendigen Stadt und die Entwicklung des ländlichen Rau- mes, die Entwicklung einer Kultur der Nachhaltigkeit, gesunde Lebensweise so- wie die Bekämpfung von Kriminalität und Gewährleistung der Sicherheit zu verste- hen. Um den sozialen Zusammenhalt zu stär- ken, sollen „Bruchlinien erkannt und Brü- cken geschlagen“ werden sowie durch „zwei Geschwindigkeiten“ alle mitge- nommen werden.13 13 Deutsche Bundesregierung (2002): 33, 39 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 1 Einleitung 12 Mit Internationaler Verantwortung sind die engen Verflechtungen zwischen Deutschland und den anderen Staaten weltweit hinsichtlich der Entwicklung der Wirtschaft, des Arbeitsmarktes, der Be- völkerung, der Industrialisierung, der Umwelt und der Politik gemeint. In der Nachhaltigkeitsstrategie bleibt es jedoch nicht bei theoretischen Ausfüh- rungen, es werden auch genaue Anforde- rungen und Regeln für eine ökologisch, ökonomisch und sozial ausgewogene Entwicklung formuliert. Dazu dient das in der Nachhaltigkeitsstrategie enthaltene „Managementkonzept“, das sich in drei Teile gliedert: die Managementregeln, die Indikatoren und Ziele sowie das Monito- ring. Die Fortschritte bei der nachhaltigen und ausgewogenen Entwicklung werden überwacht und regelmäßig dokumentiert. Berichte erscheinen alle vier Jahre. So lie- gen bereits der erste Fortschrittsbericht von 200414 und der Fortschrittsbericht von 200815 vor. Auch wurde 2005 eine weitere Schrift verfasst: Der „Wegweiser Nachhaltigkeit“.16 Da sich bei der Umsetzung der Hand- lungsstrategien zur Erreichung der Ziele noch zahlreiche Sachfragen ergeben, hat die Bundesregierung einen eigenen For- schungsbereich – „Forschung für die Nachhaltigkeit“ („fona“) festgelegt. Dieser ist wiederum in die Forschungsfelder Ge- sellschaft, Wirtschaft, Regionen, Ressour- 14 Deutsche Bundesregierung 2004 15 Deutsche Bundesregierung 2008 16 Deutsche Bundesregierung 2005 cen und System Erde unterteilt. Jedes For- schungsfeld hat Forschungsschwerpunkte. Aber auch im internationalen Rahmen gibt es Konzepte für eine nachhaltige Entwicklung, so z.B. die EU-Nachhaltig- keitsstrategie, die nachhaltige Entwick- lung als eines der grundlegenden Ziele eu- ropäischer Politik verankert. Für Deutschland wurden als ein Teil der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie För- derschwerpunkte festgelegt. Dazu zählen u.a. Modellhafte Altlastensanierung, Stadtökologie, Sozial-ökologische For- schung, Zukunftsverträgliches Wohnen in Stadt und Region oder auch REFINA. Dieses Programm soll im weiteren be- schrieben werden, da die Arbeit inhaltlich damit verknüpft ist. REFINA REFINA ist die Abkürzung für ein Son- derforschungsprogramm des Bundesmi- nisteriums für Bildung und Forschung: „Forschung für die REduzierung der Flä- chen-Inanspruchnahme und ein NAch- haltiges Flächenmanagement“: „Im Mittelpunkt dieser Strategie steht ein effizienter Umgang mit Grund und Boden. Die Ziele hierfür sind die Reduktion der derzeitigen täglichen Inanspruchnahme von Boden für neue Siedlungs- und Verkehrsflächen auf 30 Hektar pro Tag sowie eine vor- rangige Innenentwicklung (Verhältnis von Innen- zu Außenentwicklung = Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 1 Einleitung 13 3:1) bis zum Jahr 2020 mittels Flä- chenmanagement mit der Vision ei- nes Flächenkreislaufs durch Flächen- recycling.“17 Im besonderen Blickpunkt dieser For- schung stehen auch Altindustriegebiete. Außerdem besteht eines der Ziele der Strategie in der Tendenz „Zurück in die Stadt“. Damit ist die „Rückverlegung“ von ins Umland der Städte ausgelagerten Funktionen wieder zurück in die Innen- städte bzw. das Stadtgebiet gemeint. Auch privates Wohnen tendiert in den letzten Jahren wieder zur Umkehrung der Stadt- flucht. Dafür können z.B. transformierte Teile von urbanen Altindustrieflächen ge- nutzt werden. Solche Transformationen können mitunter mit einfachen land- schaftsarchitektonischen Elementen wie z.B. Gehölzpflanzungen unterstützt wer- den, wie das nebenstehende Foto zeigt. 17 Difu 2007 Abb. 1.7: Visionäre Raumbilder: Obstbaumhain auf ehemaligem Hochofenwerk: Landschaftspark Duis- burg-Nord Quelle: Gaeding 2009 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 1 Einleitung 14 1.3 Stand der Forschung / Eigene Vorarbeiten 1.3.1 Stand der Forschung Zum Thema der ökonomischen Bedeu- tung der Weiternutzung bzw. Wieder- verwendung vorhandener Materialien, Konstruktionen und sonstiger Strukturen auf Altindustriestandorten gibt es bisher wenige wissenschaftliche Arbeiten. Dis- sertationen dazu liegen nicht vor, konnten nicht eruiert werden. Im Folgenden sollen einige Arbeiten zu verwandten Themen genannt und kurz erläutert werden. Bereits in den 1980er Jahren setzten sich verschiedene Wissenschaftler mit der Entwicklung von Altindustriearealen aus- einander, so z.B. Uwe Kleineberg und Roland Wolf vom Fraunhofer Infor- mationszentrum Raum und Bau (IRB) Stuttgart, die in ihrem Forschungsprojekt Handlungsfelder und Vorgehensweisen zur baulichen Wiedernutzbarmachung leerstehender Fabriken anhand von 20 Fallbeispielen in Nordrhein-Westfalen entwickelten und die Ergebnisse auf eine verallgemeinernde, in die Situation ande- rer Fälle übertragbare Ebene stellten. Der Forschungsbericht wurde im September 1985 abgeschlossen.18 18 Kleineberg/Wolf 1985 Auch Susanne Habicht-Erenler be- fasste sich 1989 in ihrer Arbeit an der Evangelischen Akademie Loccum „Um- nutzung von Industriebrachen - Initiati- ven entwickeln Konzepte“ mit der Folge- nutzung von aufgelassenen Industrie- flächen.19 Uwe Ferber und Doreen Graumann untersuchten in ihrer Forschungsarbeit am IRB Stuttgart Industriebrachen in Frankreich.20 In den 1990er Jahren gab es eine starke Entwicklung der Planungskultur in Rich- tung der Thematik von Altindustrie- standorten. Pionier auf diesem Gebiet, be- sonders in der materiellen Umsetzung, war Prof. em. Peter Latz, der von 1983 bis 2009 an der Technischen Universität München am Lehrstuhl für Landschafts- architektur lehrte. Zu seinen frühesten Arbeiten gehört der „Landschaftspark Duisburg-Nord“, der, geplant vom Büro Latz & Partner, von 1991 bis 2001 auf dem Gelände des ehemaligen Thyssen- Hochofenwerkes in Duisburg Meiderich realisiert wurde. Theoretische Arbeiten aus den 1990er Jahren liegen vor von Franz Rebele (TU Berlin): Industriebrachen – Ökologie und Management21, Jörg Dettmar (TU Darmstadt): Landschaftspark Duisburg- Nord22 und Karl Ganser (damaliger Ge- schäftsführer der IBA Emscher Park): In- 19 Habicht-Erenler 1989 20 Ferber/Graumann 1989 21 Rebele / Dettmar 1996 22 Dettmar 1999 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 1 Einleitung 15 dustrie-Kultur – Mythos und Moderne im Ruhrgebiet23. Ab 2000 erschienen folgende wissen- schaftliche Arbeiten: Susanne Hauser (TU Graz): Metamorphosen des Abfalls24, Alexander Kierdorf (RWTH Aachen): Denkmale des Industriezeitalters25, Hei- delore Riemer (Universität Kassel): Re- vitalisierung von Kasseler Industriebra- chen26 und Dieter D. Genske (IÖR Dresden): Fläche – Zukunft – Raum27. Wie bereits oben erwähnt, gibt es zum Thema der vorliegenden Dissertation, der Weiternutzung bzw. Wiederverwendung vorhandener Materialien, Konstruktionen und sonstiger Strukturen im Außenraum von Altindustriestandorten, keine vorlie- genden wissenschaftlichen Arbeiten. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) förderte von 2007 bis 2009 ein Forschungsprojekt zur „Entwick- lung von Analyse- und Methodenreper- toires zur Reintegration von Altindustrie- standorten in urbane Funktionsräume an Fallbeispielen in Deutschland und den USA“ unter der Federführung der TU München durch Prof. Peter Latz, das sich speziellen Standorten, die sich in Stillle- gung befinden, unter dem Gesichtspunkt der nachhaltigen Entwicklung von Zwi- schen- und Nachnutzungskonzepten widmet.28 An diesem Forschungsprojekt 23 Ganser 1999 24 Hauser 2001 25 Kierdorf / Hassler 2000 26 Riemer / Damaschke 2003 27 Genske / Huch / Müller 2006 28 Latz 2007 arbeitete die Verfasserin unter der Lei- tung von Prof. Wigbert Riehl von 2007 bis 2009 mit. 1.3.2 Eigene Vorarbeiten Im Rahmen der Diplomarbeit an der TU Dresden wurde das Thema der Erfolgs- kontrolle von Rekultivierungsmaßnahmen in Tagebaugebieten bearbeitet. Dazu wurden fünf Standorte in Sachsen, an de- nen in Nachfolge der Bergbauindustrie landschaftsbauliche Maßnahmen zur Lö- sung unterschiedlicher Probleme vor ca. 30 Jahren durchgeführt worden waren, untersucht. Ziel der Arbeit war, wie be- reits oben genannt, die Erfolgskontrolle der Maßnahmen, verbunden mit der Entwicklung neuer Konzepte zur Fortfüh- rung, Korrektur oder zum Abschluss der Maßnahmen. Dafür war zunächst eine umfangreiche Recherche zur Feststellung der geplanten und durchgeführten Maß- nahmen notwendig, die dann, in Abhän- gigkeit von der Unterlagensituation, ent- sprechend dokumentiert werden konnten. In die Recherche und Auswertung mit einbezogen wurden auch Interviews mit den damals an der Planung bzw. Ausfüh- rung beteiligten Personen. Im zweiten Schritt erfolgte die Geländeaufnahme, d.h. die Lokalisierung der Maßnahmen am Standort sowie deren Einschätzung hin- sichtlich Wirksamkeit, Erreichen des ge- planten Ziels, aktuellem Zustand sowie eine Entwicklungsprognose. Der aktuelle Zustand wurde detailliert dokumentiert, und die Erfassung erstreckte sich z.B. bis hin zur Vegetationskartierung der vor- handenen Baum-, Strauch- und Kraut- schicht und deren Vitalitäten bzw. Le- benserwartungen. Der abschließende Teil der Arbeit befasste sich mit der Erarbei- Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 1 Einleitung 16 tung eines jeweiligen neuen Konzeptes für die fünf unterschiedlichen Standorte. Da- bei spielten Themen wie der Umgang mit vorhandenen Vegetationsstrukturen, Ma- terialien, Wasserkonzepten und Infra- struktur die Hauptrolle. Die Inhalte der Arbeit wurden in einem umfangreichen Textteil sowie in zahlreichen Plänen dar- gestellt. Diese Arbeit stellte den tieferen Einstieg in das Thema Entwicklung von Arealen nach einer industriellen Nutzung – post intertrimentum sozusagen - dar und be- gründete das Interesse an der weiteren intensiven Beschäftigung damit in der Dissertation. 1.4 Thesen, Ziele und Fragestellun- gen 1.4.1 Gedankenanstoß durch Standort- beispiele Als eines der frühesten Beispiele postin- dustrielle Flächen betreffender Planungs- kultur in Deutschland gilt der Land- schaftspark Duisburg-Nord, entstanden im Rahmen der IBA Emscher Park auf der Fläche des ehemaligen Thyssen- Hochofenwerkes Duisburg Meiderich: Metamorphose des Hochofenwerks Thys- sen-Meiderich in einen Landschaftspark (1. Preis in dem damaligen Wettbewerb). Die Planung/Realisierung erfolgte durch das Büro Latz & Partner in den Jahren 1991-2001. Das Projekt wurde mit vielen internationalen Preisen ausgezeichnet.29 In innovativer Weise wurden Relikte der Industriekultur, die sich von Metallkon- struktionen über Betonbunker bis hin zu Vegetationselementen erstrecken, in die Entwurfsarbeit zur Nachnutzung des ehemaligen Industriegeländes als Park mit einbezogen. Auf dem Gelände kann man heute beispielsweise in den ehemaligen Koks- und Erzlagerbunkern klettern, im ehemaligen Gasometer tauchen oder den Hochseilparcours ergründen.30 Dieses markante Beispiel für postindustrielle Nutzung und ein Meilenstein moderner Landschaftsarchitektur, bei dem ein sehr großer Teil der vorhandenen Strukturen in die neue Nutzung integriert wurde, regte die Betrachtung an einem aktuellen Standortbeispiel an. Abb. 1.8: Kletterpark an Bunkerwänden im Land- schaftspark Duisburg-Nord Quelle: Gaeding 2009 Es wurde ein Standort, der sich noch im Stilllegungsprozess befindet, ausgewählt. Dabei handelt es sich um die ehemalige Steinkohlenzeche Westerholt, gegründet 29 vgl. auch Anhang 7.1, Abschn. 7.1.1 30 Duisburg 2007 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 1 Einleitung 17 1907, auf dem Stadtgebiet der beiden Städte Gelsenkirchen und Herten. Dieser Betrieb befindet sich bis 2010 in Stillle- gung, die letzte Kohleförderung fand Ende des Jahres 2008 statt. Auf dem Gelände des Bergwerks findet sich ein hohes Po- tenzial an weiter nutzbaren, wiederver- wendbaren bzw. recycelbaren Materialien und Strukturen wie z.B. Bodenbeläge aus Betonstein, Naturstein oder Asphalt im Außenraum, ebenso Metall- und Trep- penkonstruktionen, Wasserbauliche An- lagen, Gleisanlagen und in neue Konzepte integrierbare Vegetation. Einen erhebli- chen Unterschied macht die Planung der Zwischen- und Nachnutzung noch wäh- rend des Stilllegungsprozesses. Ein Stand- ort soll möglichst ohne die in Abschn. 1.2. beschriebene „Depressions-/ Tot - Phase“ in eine neue Nutzung überführt werden. Das erfordert detailliertere Konzepte, birgt aber gleichzeitig ein Vielfaches mehr an Entwicklungschancen für den Stand- ort. Bereits während des Betriebes können einzelne, nach Betriebsablauf und Siche- rungsaufwand ausgewählte Flächen vor- zeitig aus der Bergaufsicht entlassen wer- den. Die temporäre Bespielung der Flächen bewirkt ein In-Wert-Setzen der vorhandenen Strukturen, die Objekte werden in das Bewusstsein der Menschen gerufen. Außerdem können in dieser Phase poten- zielle Investoren für Zwischen- oder Nachnutzungen durch gezielte Inszenie- rung wichtiger Gebäude und Orte gefun- den werden. Weiterhin wird der Material- fluss ein anderer sein: durch den implizierten Materialbedarf potenzieller Folgenutzungen wird die Bewertung der vorhandenen Substanz in anderer Art und Weise erfolgen als bei einer zu erwarten- den tatsächlichen „Still-Legung“. Auch diese Erfassungs- und Bewertungsprozes- se werden detailliert beschrieben. Abb. 1.9: Materialpotenzial: Intaktes Betonpflaster auf der Zeche Westerholt Quelle: Gaeding 2007 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 1 Einleitung 18 1.4.2 Thesen Auf der Grundlage des bisher erarbeiteten Wissens wurden vier Thesen für diese Arbeit entwickelt: I) Vorhandene Strukturen im Au- ßenraum stellen einen Wert auf Altindustrieflächen dar. II) Es ist möglich, Leitlinien für einen nachhaltigen Umgang mit vor- handenen Strukturen im Außen- raum von Altindustrieflächen zu entwickeln. III) Es gibt Mittel und Möglichkeiten der Landschaftsarchitektur für eine nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrie- flächen. IV) Die Integration der vorhandenen Strukturen im Außenraum von Altindustrieflächen erfüllt neben den Kriterien der ökologischen Nachhaltigkeit zusätzlich die Kri- terien der ökonomischen Nach- haltigkeit, d.h. sie ist langfristig wirtschaftlich und bringt ökono- mische Vorteile. Diese Thesen werden im Rahmen der Ar- beit untersucht. Auch eine möglichst vorausschauende Planung wird als Grundlage für die nach- haltige Entwicklung von Altindustrieflä- chen angesehen. Das betrifft aber nicht nur Altindustrieflächen, sondern ebenso Projekte in unterschiedlichen Fachdiszip- linen, sei es Architektur, Landschaftsar- chitektur, Stadtplanung etc. Für die erfolgreiche Planung31 und Um- setzung einer Freiraumgestaltung wie auch für die Berücksichtigung und Erfül- lung der Kriterien der Nachhaltigkeit ist eine vorausschauende Planung eine wich- tige Grundlage. Schwerpunkte einer vorausschauenden Planung sind: - die Ermöglichung einer Flexibili- tät in der Nutzung der Freifläche (Nutzungs- oder Bedürfnisände- rung zulassen bzw. einkalkulie- ren) - auf eine lange Lebensdauer hin planen - eine gute prozessuale Planung der einzelnen Schritte Das beispielhafte Vorgehen bei einer pro- zesshaften Planung wird in Abschn. 3.3.5 ausführlicher erläutert. 31 Der Bezug zum Thema „Was ist überhaupt er- folgreiche Landschaftsarchitektur?“ wird im An- hang 7.1 Landschaftsarchitektur und Nachhal- tigkeit - Interview mit Peter Latz hergestellt. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 1 Einleitung 19 Ein sehr gut geeignetes Planungswerkzeug im Prozess des Entwurfs einer neuen Zwi- schen- oder Nachnutzung für eine Altin- dustriefläche ist die sogenannte „Charret- te“, die beispielsweise im Rahmen des BMBF-Forschungsprojektes angewendet wurde. Sie soll hier kurz beschrieben wer- den. "Charrette" ist eine konsequent öffentliche Planungsmethode mit direkter Beteili- gung der Bürger. Die innovative Strategie löst in kurzer Zeit komplexe Probleme der Stadt- und Regionalentwicklung. Das einfache Prinzip lautet: Betroffene, Entscheidungsträger, Projektentwickler und Planer reden und entwerfen mitein- ander, Verwaltungs- und Genehmigungs- verfahren können in den konkreten Pla- nungsvorgang integriert werden. Kommunale Entscheidungsträger, Woh- nungsgesellschaften, Stadtplaner, Unter- nehmer, Landschaftsarchitekten, Archi- tekten, Verkehrsplaner und andere Spezialisten erarbeiten mit interessierten Bürgern in einem interdisziplinären Ver- fahren konkrete Lösungen für die Zukunft der Stadt.32 1.4.3 Fragestellungen Die folgenden Fragestellungen stehen so- wohl für den Hintergrund als auch für den Ausgangspunkt der vorliegenden For- schungsarbeit. Ihre Beantwortung steht im Fokus der Arbeit, und die Antworten sind gleichwohl – neben weiteren - als Er- gebnisse der Arbeit zu verstehen. 32 Schröder 2003 Das Thema der nachhaltigen Land- schaftsarchitektur auf Altindustrieflächen wurde anhand folgender Schwerpunkt- Forschungsfragen bearbeitet: • Was bedeutet „nachhaltig“ in Bezug auf Altindustrieflächen? • Wie kann die Landschaftsarchitektur nachhaltig mit dem Außenraum von Altindustrieflächen umgehen? • Welche Werkzeuge für Landschafts- architekten für den nachhaltigen Umgang mit Altindustrieflächen gibt es? • Welche ökonomische Bedeutung – neben anderen Nachhaltigkeitsaspek- ten - haben vorhandene Baustruktu- ren und Materialien im Außenraum von Altindustrieflächen? • Welche Möglichkeiten der Untersu- chung der ökonomischen Aspekte gibt es? • Können Baukosten bei Weiternut- zung bzw. Wiederverwendung vor- handener Strukturen eingespart wer- den? - Wenn ja, in welchem Rahmen? - Gilt das gleichermaßen für alle vorhandenen Strukturen und Ma- terialien? - Wie verteilen sich die Baukosten auf die einzelnen Kostengruppen? Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 1 Einleitung 20 - In welchen Kostengruppen sind besonders starke Kosteneinspa- rungen möglich – in welchen nicht? - Wie verhalten sich die Kostenein- sparungen für ausgewählte Kos- tengruppen bei Verwendung vor- handener, recycelter Materialien im Vergleich zur Flächengröße? • Wie können die am Beispielstandort erarbeiteten Ergebnisse abstrahiert und für Folgestandorte anwendbar gemacht werden? • Was kann Planern und anderen Ver- antwortlichen als Instrumentarium in die Hände gegeben werden, um den Außenraum von Altindustrieflächen nachhaltig zu entwickeln? 1.4.4 Ziele Mit den bisher erläuterten Methoden und Fragestellungen sollen die folgenden Ziele der Arbeit erreicht werden: 1) Definierung eines systematisier- ten Vorgehens der Landschaftsar- chitektur bei der Neubeplanung von Altindustrieflächen 2) Untersuchung der ökonomischen Bedeutung vorhandener Struktu- ren 3) Erarbeitung von Grundsätzen und Richtlinien für einen nach- haltigen und wirtschaftlichen Umgang mit dem Außenraum von Altindustrieflächen 22 Methodik Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 2 Methodik 21 2 Methodik 2.1 Einleitung Die thematische Abfolge bzw. Vorge- hensweise in logisch aufeinanderfolgen- den inhaltlichen Schritten bei der Bear- beitung des Themas – der sogenannte Rote Faden - wurde bereits im Kap. 1 – Einleitung beschrieben. Die systematische Gliederung wiederum nach den theoretischen Prinzipien der Methodik soll im Folgenden erläutert werden. Um das Forschungsthema qualifiziert und detailliert bearbeiten zu können, wurde für die Untersuchungen ein Beispiel- standort ausgewählt. Es kann also im klas- sischen Sinn von einer Fallstudie gespro- chen werden.1 Bei dem Untersuchungsbeispiel handelt es sich um die ehemalige Zeche Westerholt. Sie wurde zum 31.12.2008 geschlossen. Zum Zeitpunkt der Bearbeitung des For- schungsthemas war die Zeche noch in Schließung begriffen. Das stellte auch ei- nen einmaligen Fall dar – dass noch vor der Stilllegung eines Industriestandortes zu Nach- und Zwischennutzungen ge- forscht wird. 2.2 Vorgehensweise Die theoretische Strukturierung der Ar- beit erfolgte während des gesamten Ar- beitsprozesses und wurde von Phase zu 1 vgl. a. Blatter/Janning/Wagemann (2007) Phase fortgeschrieben bzw. verbessert. Anregungen zur Vorgehensweise ent- standen u.a. durch die Werke von Van de Ven (2002) und Blatter /Jan- ning/Wagemann (2007). Van de Ven beschreibt in seiner Arbeit eine Vorgehensweise in klassischen vier Schritten: diese sind 1) Die Formulierung des Problems, 2) Die Theoriebildung, 3) Das Forschungsdesign und die Durchfüh- rung sowie 4) Die Problemlösung (vgl. auch Abb. 2.1). Abb. 2.1: Struktur wissenschaftlicher Forschung nach Van de Ven (2006) Eig. Darst. Blatter, Janning und Wagemann be- schreiben in ihrem Werk noch detaillier- ter die Vorgehensweise in neun Schritten. Dabei kommen nach dem Schritt des For- schungsdesigns noch die Cluster 5) Aus- Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 2 Methodik 22 wahl der Untersuchungsobjekte, 6) Da- tenerhebung, 7) Datenerfassung, 8) Da- tenanalyse und 9) Publikation hinzu. Die- se Struktur verdeutlicht auch Abb. 2.2. Abb. 2.2: Struktur wissenschaftlicher Forschung nach Blatter/Janning/Wagemann 2007 Eig. Darst. In Anlehnung an die Strukturierung von Blatter/Janning/Wagemann zeigt das folgende Schema den Aufbau der vor- liegenden Forschungsarbeit. Abb. 2.3: Struktur der Arbeit, mit Rückkopplungs- pfeilen, auf Grundlage von Blatter/Janning/ Wagemann (2007). Eig. Darst. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 2 Methodik 23 Untenstehend ist das Schema um die Antworten auf die einzelnen Fragen er- gänzt. Abb. 2.4: Struktur der Arbeit, ergänzt nach Blat- ter/Janning/Wagemann (2007) Eig. Darst. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 2 Methodik 24 Die einzelnen Cluster der Struktur sollen im Folgenden beschrieben werden. 2.2.1 Formulierung des Problems Ausgangspunkt jeder wissenschaftlichen Forschungsarbeit ist die präzise Formulie- rung des Problems, das Anlass zur Bear- beitung des Themas gibt. Für die vorliegende Arbeit besteht das Problem aus folgenden Kernpunkten: 1) Hohe Zahl von Altindustrieflä- chen in Deutschland mit steigen- der Tendenz 2) Oft verbreiteter Standard: Total- abriss 3) Temporäres Brachliegen der Flä- chen -> führt zu Wertverlust 4) Keine Verwendung wertvoller vorhandener Strukturen 5) Fehlende Existenz eines Instru- mentariums für die Landschafts- architektur im nachhaltigen Um- gang mit Altindustrieflächen Detailliert ist die Beschreibung der Prob- lemformulierung in Kap. 1 – Einleitung ausgeführt. 2.2.2 Theoriebildung Aus der Problemformulierung entwickelt sich der Ansatz zu einer Theorie. In der folgenden Arbeit wird die Theorie durch folgende Kernpunkte/Thesen, wie bereits in Abschn. 1.4.2 erwähnt, gekennzeichnet: I) Vorhandene Strukturen stellen einen Wert auf Altindustrieflä- chen dar. II) Es ist möglich, Leitlinien zu ent- wickeln. III) Es gibt Mittel und Möglichkeiten der Landschaftsarchitektur für eine nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrie- flächen. IV) Die Integration der vorhandenen Strukturen im Außenraum von Altindustrieflächen erfüllt neben den Kriterien der ökologischen Nachhaltigkeit zusätzlich die Kri- terien der ökonomischen Nach- haltigkeit, d.h. sie ist langfristig wirtschaftlich und bringt ökono- mische Vorteile. 2.2.3 Operationalisierung der Theorie Wie und womit können die zu untersu- chenden Größen nun gemessen werden? In welche Operationen lässt sich die For- schungsarbeit untergliedern, um die ge- wünschten Ergebnisse zu erzielen? Die Operationalisierung der Theorie gibt Antwort auf diese Fragen. Für die vorlie- gende Arbeit wurden folgende Punkte entwickelt: • Klärung der Bedeutung von „Nachhaltigkeit“ Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 2 Methodik 25 • Auswahl eines Beispielstandortes • Auswahl eines Untersuchungs- areals • Ermittlung des Gegenwartswertes • Entwicklung verschiedener Hand- lungsalternativen • Erarbeitung von Handlungsricht- linien für die Landschaftsarchi- tektur • Kalkulation und Vergleich der Herstellungskosten für die Hand- lungsalternativen • Ermittlung der Kosteneinsparung bei Verwendung vorhandener, re- cycelter Materialien 2.2.4 Forschungsdesign Zur Durchführung der wissenschaftlichen Arbeit ist ein Forschungsdesign zu wäh- len. Für die vorliegende Arbeit beschrei- ben die Punkte 3 bis 8 des Schemas in Abb. 2.4 das Forschungsdesign. Da es sich um eine fallzentrierte Forschung handelt, kann von einer Fallstudie gesprochen werden. 2.2.5 Auswahl der Untersuchungsob- jekte Wie erfolgte die Auswahl der Untersu- chungsobjekte? Welche Objekte wurden nach welchen Kriterien ausgewählt? Diese Fragen sollen im Folgenden beant- wortet werden. Ausgehend von der Problemformulierung und der Theoriebildung wurde bei der Operationalisierung der Theorie deutlich, dass die Forschungsinhalte an einem kon- kreten Standortbeispiel untersucht und erforscht werden müssen, um konkrete Ergebnisse zu erzielen. Ausgewählt wurde ein ehemaliger Ze- chenstandort im Ruhrgebiet aus folgen- den Gründen: 1. Das Ruhrgebiet als einstiger industriel- ler Ballungsraum ist im Besonderen von der Schließung von Industriestandorten und deren Brachfallen betroffen. 2. An einem Standort, der sich während der Forschungszeit noch in Betrieb und später in Schließung befindet, können die Forschungsinhalte besonders praxisbezo- gen erarbeitet werden, da sie in vielen Be- reichen bereits vor der Schließung des Standortes ansetzen. 3. Im BMBF-Forschungsprojekt2 wurde der Standort Zeche Westerholt in seinem Baubestand detailliert analysiert (Flächen- arten, -größen, -erhaltungszustände), so dass die Forschung im Rahmen der Dis- sertation auf diese Basisdaten aufbauen konnte. Auf diesem Standort wiederum wurde für die Ermittlung und den Vergleich der Herstellungskosten ein charakteristisches Teilareal ausgewählt. Es handelt sich um 2 Riehl/Gaeding/Weihe 2008a und Riehl/Gaeding/Weihe/Busmann 2008b Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 2 Methodik 26 einen Außenbereich, der möglichst viele verschiedene landschaftsarchitektonische Elemente enthalten sollte. Gewählt wurde der Außenbereich an der Lehrwerkstatt, der sowohl Straßen, Gehwege und Stell- plätze als auch Rasenflächen und Strauch- sowie Baumpflanzungen enthält. Zusätz- lich sind eine Außentreppe und ein Was- serbecken mit einem Kunstwerk vorhan- den. Dieses breite Spektrum an vorhandenen Strukturen bietet eine sehr gute Grundlage für die Kalkulation und den Vergleich der Kosten. Nach Auswertung der Ergebnisse der Kostenermittlung wurden wiederum ein- zelne Kostengruppen ausgewählt, die noch weiter untersucht und analysiert wurden wie z.B. die Kostengruppe Fuß- wege aus Betonsteinpflaster, an der bei- spielhaft der Zusammenhang zwischen Flächengröße und Kosteneinsparung bei Verwendung vorhandener Materialien untersucht wurde. Für die anfängliche Recherche im Zu- sammenhang mit der Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindust- rieflächen wurden erfolgreich umgesetzte Projekte zur Recherche und Forschung herangezogen, wie z.B. der Landschafts- park Duisburg-Nord oder innerstädtische Bauprojekte mit geringerem Flächenum- fang, die mit Recycling- oder wiederver- wendeten Materialien realisiert wurden. 2.2.6 Datenerhebung Ein Teil der Ausgangsdaten für die Kos- tenermittlung wurde im Rahmen des BMBF-Forschungsprojektes erfasst. Dabei handelt es sich um die Flächengrößen, Flächen-Erhaltungszustände und die Ma- terialarten für das untersuchte Beispiel- areal.3 Alle weiteren Daten wurden wäh- rend der Bearbeitung von der Verfasserin ermittelt oder berechnet. Die Preise für die einzelnen Positionen für die Kalkulati- on der Kosten basieren auf AVA- gestützten Mittelpreisdateien sowie auf Angaben einschlägiger Firmen im Bereich des Materialrecyclings.4 Neben der Ermittlung von Daten und Fakten durch Literaturrecherche wurde zusätzlich die Methode des Qualitativen Interviews zur Datenerhebung ange- wandt. Diese Methode stammt aus der Qualitativen Sozialforschung, deren Ziel es im Vergleich zur Quantitativen Sozial- forschung ist, „[…] das Subjekt und seine subjektiv konstruierte Welt in aller Kom- plexität zu erfassen. Was zählt, ist die Sicht des Subjekts und dessen Sinnzuwei- sungen, die sich aus Erfahrungen, Ereig- nissen und Interaktionen ergeben […] Dabei wird deutlich, dass es hier keine [Hervorhebung im Original] Realität per se und deshalb keine Objektivität im na- turwissenschaftlichen Sinne gibt.“5 Diese Methode setzt eine Offenheit des For- schenden voraus. Es geht also nicht dar- um, vorstrukturierte Thesen zu be- oder zu widerlegen, sondern es kommt zu einer prozessualen Hypothesengenerierung. Zum qualitativen Forschungsparadigma gehört auch die Subjektivität des For- schenden als Bestandteil des Forschungs- prozesses. 3 Riehl/Gaeding/Weihe (2007) 4 vgl. Kap. 5 - Kostenermittlung 5 Dabiri/Helten (1998): 41 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 2 Methodik 27 Inhaltlich und von der Vorgehensweise her ist das Qualitative Interview durch be- stimmte Merkmale gekennzeichnet. Da- biri & Helten schreiben dazu: „Die Bezeichnung ´qualitatives´ In- terview stellt den Oberbegriff für ver- schiedene, in der Sozialforschung an- gewandte Befragungsmethoden dar, die sich z.B. im Grad ihrer Strukturie- rung unterscheiden. Allen qualitati- ven Interviewformen gemeinsam ist die Offenheit und weitgehende Nicht- Standardisierung der Befragungssitu- ation. Das Interview ist weder in sei- nen Fragen noch seinem Ablauf fest- gelegt, obgleich es sich natürlich um ein bestimmtes, zu erforschendes Thema dreht. […] Der subjektnahe Einblick in Welterleben und Wirk- lichkeit der Befragten ermöglicht auch neuartige oder überraschende Erkenntnisse. Im Gegensatz zum standardisierten Interview wird eine Prädetermination durch den Forscher vermieden, da keine vorab formulier- ten Konzepte oder Kategorien an die befragte Person heran getragen wer- den. Das Subjekt definiert diese selbst.“ Entsprechend diesen Grundsätzen wurde ein qualitatives Interview mit Prof. em. Peter Latz geführt (vgl. Anhang 7.1). 2.2.7 Datenerfassung Die erhobenen Daten wurden in Excelta- bellen, textlich oder in Grafiken, Schema- ta sowie in Plänen erfasst und gespeichert. 2.2.8 Datenanalyse Die Analyse der Daten erfolgte textlich sowie in rechnerischer Form durch die Erstellung von Diagrammen. Ergebnisse sind z.B. die Ermittlung des Gegenwartswertes des ausgewählten Un- tersuchungsareals, die Herstellungskosten für die einzelnen Handlungsalternativen, die Ermittlung der Kostenanteile nach Kostengruppen, der Zusammenhang zwi- schen Kostenermittlung und Verwendung vorhandener, recycelter Materialien, das Verhältnis zwischen Kosteneinsparung und Flächengröße für ausgewählte Kos- tengruppen sowie die Handlungsrichtli- nien hinsichtlich der Umsetzung der Prinzipien der Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur. Die Recherche zur Theorie erfolgte an- hand der Fachliteratur. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 2 Methodik 28 2.2.9 Publikation Der Punkt der Publikation ist weniger auf die vorliegende Arbeit zu beziehen als vielmehr auf die Anwendung dieser Me- thodik im Rahmen von Forschungsprojek- ten. Die Veröffentlichung der Ergebnisse der Dissertation liegt einerseits im ersten Schritt mit dem Erscheinen der Endfas- sung und deren anschließender Veröf- fentlichung vor, andererseits ist für die Zeit nach dem Abschluss der Dissertation die Erarbeitung einer gesonderten Veröf- fentlichung in Form einer Art Kompendi- ums für Landschaftsarchitekten, Planer, Kommunen und sonstige am Planungs- prozess Beteiligte möglich. Dafür können die wichtigsten Inhalte noch einmal ext- rahiert und in für die Praxis anwendbarer komprimierter Form zusammengefasst werden. Die Publikation der ermittelten Ergebnis- se erfolgt in Form von Text, Tabellen, Diagrammen, Schemata sowie Hand- lungsrichtlinien. Das folgende Kapitel stellt den Einstieg in die Forschung durch die Auseinanderset- zung mit dem Thema der Nachhaltigkeit in Bezug zur Landschaftsarchitektur dar. 33 Landschaftsarchitektur undNachhaltigkeit Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 29 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 3.1 Nachhaltigkeit Um sich der Bedeutung vorhandener Strukturen auf Altindustrieflächen für ei- ne Entwicklung des Außenraumes im Sinne der Nachhaltigkeit nähern zu kön- nen, ergeben sich ganz zu Anfang Fragen wie: Was ist überhaupt Nachhaltigkeit? und: Welche Handlungsprinzipien ver- bergen sich heute dahinter? Diesen Fra- gen wird in den folgenden Abschnitten nachgegangen. 3.1.1 Einleitung Der Begriff der „Nachhaltigkeit“ spielt in aktuellen Planungsprozessen eine immer bedeutendere Rolle. Dabei greift die in- haltliche Bedeutung dieses Aspektes auf viele Branchen über: nicht nur in der Pla- nung von Gebäuden, Freianlagen und städtebaulichen Ordnungen, sondern ebenso in der Produktionsplanung für Er- zeugnisse verschiedenster Art oder in der Transportplanung von Unternehmen ge- winnt der Aspekt der Nachhaltigkeit seit den 80er Jahren immer mehr an Bedeu- tung. Dennoch gibt es aktuell noch wenige In- stitutionen, die sich im Bereich der For- schung mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur befassen.1 Um den Hintergrund der Nachhaltigkeits- strategie in der Landschaftsarchitektur zu verstehen, soll zunächst der reinen Be- grifflichkeit auf den Grund gegangen wer- den. 3.1.2 Herkunft des Begriffes Die ursprüngliche Verwendung fand das Wort „Nachhaltigkeit“ zuerst im Bereich der Forstwirtschaft – indem im 18. Jahr- hundert Bewirtschaftungsprogramme für Wälder formuliert wurden, die das recht- zeitige und kontinuierliche Nachwachsen des Rohstoffes Holz gewährleisten sollten, nachdem deutlich geworden war, dass Holz ein endlicher Rohstoff ist, wenn er weiter und weiter abgebaut wird, der aber - bei zukunftsorientiert geplanter Bewirt- schaftung - zu einem regenerierbaren, dauerhaft nutzbarem Medium gemacht werden kann. Inhaltlich bedeutete das, dass dem Wald immer nur so viel Holz entnommen werden sollte, wie auch nachwachsen konnte. 1 Lediglich an der Universität für Bodenkultur Wien konnte ein Forschungsprojekt direkt zum Thema Landschaftsarchitektur und nachhaltige Entwick- lung - Ein Modell zur Gestaltung von Parks und Gärten recherchiert werden. Auch gibt es (noch) keine eigenständige Fachliteratur zum Thema Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 30 Dass regenerierbare Rohstoffe nur in dem Maße entnommen und verbraucht wer- den dürfen, wie sie sich regenerieren kön- nen, ist eines der Grundprinzipien ökolo- gischer Nachhaltigkeit. Abb. 3.1: Prinzip der nachhaltigen Waldwirtschaft: Nur so viel Holz wird entnommen, wie auch nach- wachsen kann. Eig. Darst. Der Begriff „nachhaltig“ fand dann auch Eingang in die Englische Sprache des Forstwesens als: „Principle of Sustained Yield” 2 (= Prinzip der Nachhaltigkeit) In Bezug auf die Umwelt und auf globale Ressourcen wurde der Begriff „sustai- nable“ (= nachhaltig) dann von Dennis L. Meadows im Bericht „The Limits to Growth“ (= Die Grenzen des Wachstums) an den Club of Rome 1972 verwendet: 2 Society of American Foresters (1983) „[...] 2. It is possible to alter these growth trends and to establish a con- dition of ecological and economic stability that is sustainable far into the future. [...] 3 Die Übersetzung: „2. Es ist möglich, diese Wachstums- tendenzen zu verändern und einen Zustand von ökologischer und öko- nomischer Stabilität herzustellen, der weit in die Zukunft hinein nachhal- tig/tragbar ist.“ 4 Weiterhin wird gesagt: “We are searching for a model that represents a world system that is: 1. sustainable without sudden and uncontrollable collapse; and 2. capable of satisfying the basic ma- terial requirements of all of its peo- ple.” [...] 5 Die Übersetzung: „Wir forschen nach einem Modell, welches ein Weltsystem vertritt, das: 1. nachhaltig ohne unvorhergesehe- nen und unkontrollierbaren Zusam- menbruch ist; 3 Meadows/Meadows/Randers/Behrens (1972) 4 Übers. d. Verf. 5 Meadows/Meadows/Randers/Behrens (1972) Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 31 und 2. in der Lage ist, die grundlegenden materiellen Bedürfnisse aller Men- schen zu erfüllen.“6 Es folgt: “Indeed there would be little point even in discussing such fundamental changes in the functioning of modern society if we felt that the present pat- tern of unrestricted growth were sus- tainable into the future. All the evi- dence available to us, however, suggests that of the three alternatives - unrestricted growth, a self-imposed limitation to growth, or a nature- imposed limitation to growth - only the last two are actually possible.7 [...“] Die Übersetzung: “In der Tat würde selbst das Diskutie- ren eines solchen fundamentalen Wandels im Funktionieren der mo- dernen Gesellschaft wenig Sinn ma- chen, wenn wir glaubten, dass das ge- genwärtige Muster von unein- geschränktem Wachstum für die Zu- kunft nachhaltig/tragbar wäre. Alle Anzeichen, die für uns – wie auch immer - greifbar sind, deuten darauf hin, dass von den drei Alternativen – uneingeschränktes Wachstum, selbst- auferlegte Beschränkung des Wachs- tums, oder eine von der Natur aufer- 6 Übers. d. Verf. 7 Meadows/Meadows/Randers/Behrens (1972) legte Beschränkung des Wachstums - nur die letzten zwei tatsächlich mög- lich sind.“ 8 Weiter heißt es: “We can say very little at this point about the practical, day by-day steps that might be taken to reach a desir- able, sustainable state of global equi- librium.” 9 Die Übersetzung: „Wir können zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehr wenig über die prakti- schen Tag-für-Tag-Schritte sagen, die gemacht werden könnten, um einen nachhaltigen Zustand des globalen Gleichgewichts zu erreichen.“ 10 Auch im aktuellen “30-Jahre Update” des Berichts ist “sustainable” ein zentrales Wort, wie schon die Überschriften “Tran- sitions to a Sustainable World“ („Über- gänge in eine Nachhaltige Welt“) und „The Sustainable Society“ („Die Nachhal- tige Gesellschaft“) zeigen.11 3.1.3 Kritische Zwischenbemerkung Unter dem Begriff der Nachhaltigen Ent- wicklung oder auch der Nachhaltig zu- kunftsverträglichen Entwicklung wurde 8 Übers. d. Verf. 9 Meadows/Meadows/Randers/Behrens (1972) 10 Übers. d. Verf. 11 Meadows/Meadows/Randers (2004): 17/22 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 32 im Jahr 1987 die Formulierung der Brundtland-Kommission für Umwelt und Entwicklung in ihrem Bericht weltweit bekannt: „Sustainable development seeks to meet the needs and aspirations of the present without compromising the ability to meet those of the future.” 12 Wörtlich übersetzt lautet die Aussage: “Nachhaltige Entwicklung strebt an, die Bedürfnisse und Ansprüche der Gegenwart zu erfüllen, ohne dabei die Leistungsfähigkeit, diesen auch in der Zukunft gerecht zu werden, zu beein- trächtigen.“ 13 Sinngemäß hat das der Deutsche Bundes- tag in seinem Schlussbericht der Enquete- Kommission 2002 so formuliert: Nachhaltige Entwicklung ist eine Ent- wicklung „[…] die den Bedürfnissen der heuti- gen Generation entspricht, ohne die Möglichkeit künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnis- se zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“ 14 Es stellt sich jedoch im Anschluss daran die Frage: Was sind die Bedürfnisse künf- tiger Generationen? Wie können wir heu- 12 United Nations (1987): 51 13 Übers. d. Verf. 14 Deutscher Bundestag (2002): 393 te einschätzen, was künftige Generationen zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse benö- tigen? Die Frage nach den Bedürfnissen der kommenden Generationen reichen in an- dere Wissenschaftsdisziplinen hinein und können im Rahmen dieser Dissertation nicht beantwortet werden. Aus Sicht der Landschaftsarchitektur kann dem jedoch insofern Rechnung ge- tragen werden, indem Planungen voraus- schauend, vielseitig und flexibel sowie nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit gestaltet werden. Was Planung unter Erfüllung der Prinzi- pien der Nachhaltigkeit konkret bedeutet, wird im Abschnitt 3.2 genauer erläutert. 3.1.4 Heutiges Verständnis des Begrif- fes Um den Bezug zur vorliegenden Arbeit herzustellen, wird hier das aktuelle Ver- ständnis der Landschaftsarchitektur oder der Planung allgemein des Begriffes der Nachhaltigkeit untersucht und erläutert. Im Mittelpunkt des heutigen Verständnis- ses von Nachhaltigkeit steht immer noch der Kerngedanke der Nachhaltigkeit: -> Die Bedürfnisse der heutigen Genera- tion nicht zu Lasten der kommenden Ge- nerationen zu erfüllen. Dabei kann von drei Dimensionen der Nachhaltigkeit gesprochen werden: der ökologischen Dimension, der sozialen Dimension und der ökonomischen Di- Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 33 mension. Zunächst scheint die ökologi- sche Dimension die vordergründige oder einzig wichtige zu sein. Jedoch erst die Verknüpfung mit der Ökonomie und den sozialen Belangen verdient die Bezeich- nung „Nachhaltigkeit“.15 Die ökonomische, die soziale und die öko- logische Dimension der Nachhaltigkeit können jedoch nicht als gleichrangig be- trachtet werden. In diesem Falle spricht man von „schwacher Nachhaltigkeit“. Das Ziel der ökologischen Nachhaltigkeit muss Vorrang haben, da der Schutz der natürlichen Ressourcen die Grundvoraus- setzung für eine ökonomische und soziale Nachhaltigkeit darstellt. In diesem Falle spricht man von „starker Nachhaltig- keit“.16 Unter die natürlichen Ressourcen fallen die Pflanzen- und Tierwelt, die natürli- chen Wasservorräte, der Boden, die Bo- denschätze, die Luft und die Sonnenein- strahlung. Dies bezeichnet man als das natürliche Kapital. Die natürlichen Res- sourcen werden wiederum in erneuerbare und nicht-erneuerbare (=endliche) Roh- stoffe unterteilt. Zu den nicht erneuerba- ren Rohstoffen gehören z.B. Gesteine, Se- dimente, Salze, Metalle und organische Rohstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas. Die natürlichen Ressourcen sind zweierlei Belastungen ausgesetzt: einerseits dem Verbrauch und der Entnahme – und an- 15 Lein-Kottmeier in Lein-Kottmeier/Ost- mann/Vogt (2008): 24 16 ebd.: 25 dererseits der Gefährdung und Belastung durch die Aufnahme von Abfällen und Reststoffen. Das Prinzip der ökologischen Nachhaltig- keit besagt, dass die Leistungsfähigkeit der Natur trotz Nutzung in gleicher Quantität und Qualität erhalten bleiben soll – auch für die kommenden Generationen. Lein-Kottmeier schreibt dazu: „Jede Verwendung der nicht erneuer- baren Rohstoffe, die nicht durch Re- cycling rückgängig gemacht werden kann, widerspricht dem Prinzip öko- logischer Nachhaltigkeit.“17 Zu den bisher genannten Prinzipien der ökologischen Nachhaltigkeit kommen drei weitere hinzu: der Klimaschutz, der Erhalt der Biodiversität sowie das Flä- chensparen. Welche Prinzipien umfassen nun die sozi- ale und die ökonomische Dimension der Nachhaltigkeit? Unter der sozialen Di- mension der Nachhaltigkeit versteht man die Befriedigung der Grundbedürfnisse des Menschen, aber auch zusätzlicher Be- dürfnisse wie z.B. gesellschaftlicher Be- dürfnisse und Wünsche. Die ökonomische Dimension besagt, dass „[…] Vorhaben und Investitionen wirtschaftlich dauerhaft leistungsfä- hig, ökologisch verträglich, sozial ge- 17 ebd.: 25 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 34 recht und damit für die Gesellschaft langfristig gut angelegt sein“ sollen.18 Ein tieferer Einstieg in das Thema der so- zialen Dimension der Nachhaltigkeit soll hier nicht erfolgen, da das den Rahmen der Arbeit sprengen würde und nicht zu den Kernfragen zählt. Eine wichtige „vierte Dimension“ der Nachhaltigkeit stellen die ausführenden Institutionen dar. Ihre Aufgabe ist es, die Ziele und Maßnahmen, die beispielsweise in der Forschung entwickelt werden, in die Praxis umzusetzen. Ohne diese vierte Säule kann die Nachhaltigkeit der anderen drei Säulen – ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit – nicht funktionieren. Zu den für die Umsetzung verantwortlichen Institutionen zählen po- litische und administrative Organe auf Bundes-, Landes- sowie kommunaler Ebene. Dem Zusammenhang zwischen der Wei- ternutzung und Wiederverwendung vor- handener Strukturen und der ökonomi- schen Nachhaltigkeit wird weiter in Kap. 5 – Kostenermittlung nachgegangen. 3.1.5 Bezug zur Arbeit Welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit in der vorliegenden Arbeit? Das Kernthema der Arbeit ist die Bedeutung der vorhan- denen Strukturen auf Altindustrieflächen 18 Ostmann in Lein-Kottmeier/Ostmann/Vogt (2008): 28 für eine nachhaltige Entwicklung des Au- ßenraumes. Dazu war die Klärung des Begriffes „Nachhaltigkeit“ notwendig. Betrachtet man nun die vorhandenen Strukturen unter dem Aspekt der Nach- haltigkeit im heutigen Verständnis, so liegt die Vermutung nahe, dass eine Inte- gration der vorhandenen Strukturen in Zwischen- und Nachnutzungen von Alt- industrieflächen den Prinzipien der Nachhaltigkeit entspricht. Die Untersu- chung dieses Sachverhaltes hat das bestä- tigt. Das Schema auf der nächsten Seite soll die Erfüllung der Prinzipien der Nachhaltigkeit durch die Weiternutzung und Wiederverwendung der vorhandenen Strukturen verdeutlichen. Die einzelnen Wirkungszusammenhänge sollen kurz erläutert werden. Warum ent- spricht die Integration der vorhandenen Strukturen den Prinzipien der Nachhal- tigkeit? -> Finden vorhandene Materialien in der neuen Nutzung Verwendung, so werden die natürlichen Ressourcen wie z.B. Na- tursteinlagerstätten oder bei der Beton- herstellung die natürlichen Vorräte an Kalkstein, Ton, Sand, Eisenerz (zur Her- stellung von Zement) geschont. Ebenfalls werden die Rohstoffe, die für die Energie- erzeugung von neuen Baustoffen ver- braucht würden, geschont. -> Werden abgebrochene Materialien an anderer Stelle wieder eingebaut oder wie- deraufbereitet und anderweitig genutzt, wird Abfall vermieden. Auch das trägt zur Schonung der natürlichen Ressourcen bei. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 35 Abb. 3.2: Schema zur Erfüllung der Kriterien der Nachhaltigkeit (ökologische Dimension) durch die Weiternutzung / Wiederverwendung vorhandener Strukturen auf Altindustrieflächen Eig. Darst. -> Das Recycling von vorhandenen / ab- gebrochenen Materialien und Konstrukti- onen stellt selbst ein Prinzip der ökologi- schen Nachhaltigkeit dar. -> Die Überplanung von Altindustrieflä- chen und die Weiternutzung der vorhan- denen Strukturen bzw. die Wiederver- wendung vorhandener Stoffe vor Ort trägt zum Flächensparen bei. Ein wichti- ges Prinzip dabei ist, die Potenziale der vorhandenen Flächen intensiv zu analy- sieren und für eine neue Nutzung zur Verfügung zu stellen, anstelle von Abriss und anschließendem Neubau – wie so oft - „auf der grünen Wiese“. -> Auch dem Prinzip des Klimaschutzes wird mit der Verwendung der vorhande- nen Strukturen Rechnung getragen. Durch die Nutzung vorhandener Materia- lien müssen weniger Herstellungsprozesse für neue Materialien stattfinden, und so- mit wird sowohl Energie eingespart als auch der CO2-Ausstoß reduziert. -> Letztendlich entspricht der vermin- derte Abriss der vorhandenen Strukturen auch dem Prinzip der Erhaltung der Bio- diversität, denn oftmals sind auf Altin- dustrieflächen Mikro-Biotope entstanden, in denen sich seltene oder vom Ausster- ben bedrohte Tier- und Pflanzenarten an- gesiedelt haben. Wird also ein Teil der vorhandenen Strukturen erhalten, erfah- ren diese Biotopelemente Schutz, Siche- rung und die Chance zum Fortbestand bzw. zur Weiterentwicklung. Umfangrei- chere Ausführungen zu diesem Thema sind bei Jörg Dettmar zu finden. 19 19 Dettmar (1999) Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 36 Die Schlussfolgerung aus den vorange- gangenen Überlegungen lautet also: Wer- den die auf Altindustrieflächen vorhande- nen Materialien, Konstruktionen und sonstigen Strukturen in eine Zwischen- oder Nachnutzung integriert, d.h. also weitergenutzt oder wiederverwendet, so entspricht das den Kriterien der Nachhal- tigkeit in der ökologischen Dimension. Daraus wurde eine der wichtigsten The- sen der Arbeit entwickelt: These: Die Integration der vorhandenen Strukturen im Außenraum von Altindust- rieflächen erfüllt neben den Kriterien der ökologischen Nachhaltigkeit zusätzlich die Kriterien der ökonomischen Nachhal- tigkeit, d.h. sie ist langfristig wirtschaftlich und bringt ökonomische Vorteile. Um die aufgestellte These zu belegen (oder zu widerlegen), wurde im weiteren Verlauf der Arbeit eine Methodik entwi- ckelt, die eine Beurteilung des Zusam- menhangs zwischen der Integration vor- handener Strukturen und den Prinzipien der ökonomischen Nachhaltigkeit ermög- licht. Um dies zu verdeutlichen, wurde das zu- vor gezeigte Schema weiterentwickelt: Abb. 3.3: Schema zur Erfüllung der Kriterien der Nachhaltigkeit (ökologische Dimension) durch die Weiternutzung/Wiederverwendung vorh. Struktu- ren auf Altindustrieflächen mit These und Methodik Eig. Darst. Zunächst erfolgt an dieser Stelle aber die Annäherung an das Thema der Bedeu- tung der Nachhaltigkeit in der und für die Landschaftsarchitektur. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 37 3.2 Nachhaltigkeit in der Land- schaftsarchitektur 3.2.1 Einleitung Welchen Beitrag kann die Landschaftsar- chitektur zu einem zukunftsfähigen Wirt- schaften und einem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen leisten? Das Wirkungsspektrum der Landschafts- architektur bietet in vielen Bereichen die Möglichkeit zu einem nachhaltige(re)n Umgang mit und Einsatz von typischen Materialien und Elementen für die Gestal- tung von Freiräumen. Diese werden im Folgenden beschrieben. 3.2.2 Potenziale in den Themenberei- chen der Landschaftsarchitektur In folgenden Teilbereichen der Land- schaftsarchitektur ist es möglich, Prinzi- pien im Sinne der Nachhaltigkeit zu ent- wickeln und umzusetzen: A – Materialverwendung B – Umgang mit Regenwasser C – Logistik D – Vegetationsverwendung Die Möglichkeiten in den einzelnen Be- reichen sollen nun genauer erläutert wer- den, wobei der Schwerpunkt der vorlie- genden Arbeit auf A und B gelegt ist und diese entsprechend umfangreicher ausfal- len. 3.2.2.1 A - Materialverwendung In der Landschaftsarchitektur kommt eine Vielzahl unterschiedlichster Materialien zum Einsatz. Das Spektrum reicht von Holz über Beton und Naturstein bis hin zu Metall oder auch Glas. Die konventio- nelle Methode dabei ist die Verwendung von neuen Materialien, d.h. Natursteine aus dem Steinbruch, Betonsteine aus dem Betonsteinwerk, Gesteinskörnungen für Beton aus der Kiesgrube usw. kommen zum Einsatz. Dabei werden aber nicht- regenerative, d.h. endliche Ressourcen verbraucht. Im Sinne der Nachhaltigkeit gilt es jedoch die natürlichen Ressourcen der Erde zu schonen. In der Landschaftsarchitektur ist das durch den Einsatz von Recyclingmate- rialien oder auch durch die qualifizierte Weiterverwendung von vorhandenen Strukturen und Materialien möglich. Der Unterschied zwischen Recycling und Weiternutzung bzw. Wiederverwendung ist in diesem Zusammenhang folgender- maßen definiert: Unter Recyclingmateria- lien sind Materialien zu verstehen, die nach dem Abbruch an dem vorhandenen Standort und vor dem Wiedereinbau ei- ner Aufbereitung unterzogen wurden, al- so eine stoffliche Veränderung erfuhren, während die Weiternutzung und Wieder- verwendung von Materialien deren Ab- bruch und erneuten Einsatz/Einbau ohne stoffliche/physikalische Veränderungen bedeutet. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 38 Das Prinzip der Weiternutzung und Wie- derverwendung vorhandener Materialien sowie des Einsatzes von Recycling- Materialien in der Landschaftsarchitektur verwirklicht gleichzeitig die Grundsätze der Europäischen Richtlinie für Abfälle: Artikel 4 der Richtlinie 2008/98/EG des Europäischen Parlaments und des Rates über Abfälle vom 19. November 2008 gibt eine sogenannte Abfallhierarchie vor: „Artikel 4 – Abfallhierarchie: Folgende Abfallhierarchie liegt den Rechtsvorschriften und politischen Maßnahmen im Bereich der Abfall- vermeidung und -bewirtschaftung als Prioritätenfolge zugrunde: a) Vermeidung, b) Vorbereitung zur Wiederverwendung, c) Recycling, d) sonstige Verwertung, z.B. energetische Verwertung, e) Beseitigung.“ 20 Im Sinne der Nachhaltigkeit ist es also ein Gebot, die o.g. Reihenfolge bei der Ver- wendung / Entsorgung von vorhandenen Materialien zu verwirklichen. In der Richtlinie heißt es dazu auch: 20 Europäische Union 2008: 8, Pfeile ergänzt „Die Mitgliedsstaaten berücksichtigen die allgemeinen Umweltschutzgrund- sätze der Vorsorge und der Nachhal- tigkeit, der technischen Durchführ- barkeit und der wirtschaftlichen Vertretbarkeit, des Schutzes von Res- sourcen und die Gesamtauswirkun- gen auf die Umwelt und die mensch- liche Gesundheit sowie die wirtschaftlichen und sozialen Folgen gemäß den Artikeln 1 und 13.“ 21 22 Für die Landschaftsarchitektur bedeutet das, dass beispielsweise für die Gestaltung neuer Freiräume u.a. auf die Verwendung von Recycling-Materialien sowie von wie- derverwendungsfähigen Materialien, Kon- struktionen und anderen Strukturen zu- rückgegriffen werden kann und sollte. Wiederverwendungsfähige Materialien können z.B. Natursteinpflastersteine sein, die an anderen Orten abgebrochen, gerei- nigt und gelagert wurden. Mit ihnen kön- nen befestigte Flächen neuer Freiräume hochwertig und langlebig gestaltet wer- den, so z.B. kleine Platzflächen, offene Re- genwasserrinnen, Stellplätze, Wege, Be- reiche für Freiraummöbel etc. Die Abb. 3.4 und 3.5 zeigen Beispiele für Straßen- und Rinnengestaltung mit „alten“, also wiederverwendeten Natursteinpflaster- steinen. Ebenso können Betonpflaster- steine wiederverwendet werden. Welche Kosten sich bei der Verwendung vorhan- 21 ebd.: 8 22 Artikel 1: Gegenstand und Anwendungsbereich Artikel 13: Schutz der menschlichen Gesund- heit und der Umwelt Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 39 dener Materialien im Vergleich zu neuen Materialien einsparen lassen, wird in Kap. 5 – Kostenermittlung genauer untersucht und erläutert. Abb. 3.4: Wiederverwendung gebrauchter Granit- Pflastersteine bei der Neugestaltung der Fußgän- gerzone in Melsungen – während der Bauphase Quelle: Riehl 1996 Abb. 3.5: Wiederverwendung gebrauchter Granit- Pflastersteine bei der Neugestaltung der Fußgän- gerzone in Melsungen – im fertigen Zustand Quelle: Riehl 2005 Weiterhin können aus Teilen von „ausge- dienten“ Metallkonstruktionen Elemente für den Freiraum werden, wie Abb. 3.6 zeigt. Eine andere Form der Verwendung vor- handener Materialien ist z.B. der Einsatz bereits verwendeter Betonelemente. Diese können auf dem vorhandenen Standort abgebrochen werden und – z. T. in ver- änderter Form – an anderer Stelle wieder eingebaut werden. Beispiele dafür zeigen die Abbildungen 3.7 und 3.8 sowie 3.9. Auch vorhandene Klinker oder Ziegel- mauersteine können zur Gestaltung von neuen Freiräumen genutzt werden (vgl. Abb. 3.10). Abb. 3.6: Wiederverwendung / Transformation: ausgediente T-Profile werden zu Baumpfählen, Landschaftspark Duisburg-Nord Quelle: Riehl 2000 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 40 Abb. 3.7: Wiederverwendung von Betonbruchstü- cken als Platz-Polygonalplatten-Belag, Park am Ro- sensee Aschaffenburg, im Bauzustand Quelle: Riehl 2002 Abb. 3.8: Wiederverwendung von Betonbruchstü- cken als Platz-Polygonalplatten-Belag, Park am Ro- sensee Aschaffenburg, im fertigen Zustand Quelle: Riehl 2005 Abb. 3.9: In der linken hinteren Ecke dieses Bunker- gartens im Landschaftspark Duisburg-Nord befin- det sich eine Bank – ein Stück der aus der Bunker- wand herausgesägten „Tür“ Quelle: Riehl 2000 Abb. 3.10: Mauerkopf/-krone aus Recyclingbeton mit einer Gesteinskörnung aus ehemaligem Zie- gelmauerwerk. Die Mauer selbst besteht aus wie- derverwendeten Klinkersteinen Quelle: Riehl 2000 Abb. 3.11: Ein Sitzelement, ebenfalls hergestellt aus Recyclingbeton mit einer Gesteinskörnung, die u.a. aufbereiteten Ziegelbruch enthält Quelle: Riehl 2000 Können Materialien oder Elemente nicht mehr in ihrem ursprünglichen Zustand erneut verwendet bzw. eingebaut werden, dann ist die nächste Stufe der Wiederver- wertung das Recycling. Die bereits ge- nannten Baustoffe Beton und Ziegel kön- nen in einer Brechanlage (die auch mobil vor Ort eingesetzt werden kann) gebro- chen und danach aufbereitet werden, so dass sie als Recyclingstoffe z.B. für Ge- steinskörnungen genutzt werden können. Wird ein Beton mit einer Körnung aus solchen rezyklierten Baustoffen herge- Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 41 stellt, spricht man von Recyclingbeton. Dieser findet vielfältige Anwendung in der Landschaftsarchitektur. Es können z.B. neue Mauern, Rampen, Treppen oder Freiraumelemente bis hin zu Freiraum- möbeln daraus hergestellt werden. Bei- spiele dafür zeigen die 3.10 und 3.11. Mit der Verwendung von Recycling- Materialien im Freiraum werden neue Bilder geschaffen, die gleichzeitig die Zu- kunftsfähigkeit der Landschaftsarchitek- tur beweisen, indem die Forderungen der Nachhaltigkeit erfüllt werden. Die Weiternutzung und Wiederverwen- dung wird den Prinzipien der ökologi- schen Nachhaltigkeit gerecht. Ein weite- rer positiver Nebeneffekt dabei ist das sparsame Haushalten mit Energie, denn es wird sowohl Energie für die Entsorgung als auch für die Herstellung neuer Bau- stoffe eingespart. Im Zusammenhang mit der Weiternut- zung und Wiederverwendung vorhande- ner Materialien und Konstruktionen sol- len an dieser Stelle noch einige Begriffe definiert werden: Massenkompensation Unter Massenkompensation ist der Aus- gleich zwischen vorhandener Bausubstanz nach Stilllegung eines Standortes und be- nötigter Bausubstanz / -material für eine Zwischen- bzw. Nachnutzung zu verste- hen. Auf dem Planungsgelände befindli- che Gebäude, Konstruktionen und Mate- rialien, die hauptsächlich mit Beton, Naturstein, Ziegel, Asphalt, Schotter und Metall zu benennen sind, werden im Mas- senbedarf für die neue Nutzung mit be- rücksichtigt. Der Begriff der Massenkom- pensation beinhaltet sowohl die direkte Verwertung vorhandener Bausubstanz (bestehende Gebäude oder Materialien im Freiraum) als auch die indirekte Verwer- tung über den Prozess des Materialrecyc- lings. Mit einer Massenkompensation geht oftmals auch eine Kostenkompensa- tion einher. Upcycling Mit Upcycling ist eine Aufwertung in der Funktionalität eines Materials durch ei- nen Aufbereitungsprozess gemeint, d.h. über den Prozess des Recyclings erlangt das Material in der Wiederverwendung einen Einsatz auf höherem Nutzungsni- veau. Ein Beispiel dafür stellt das Recyc- ling von Ziegelsteinen vorhandenen Mau- erwerks zu Beton-Gesteinskörnung dar, welche zur Herstellung von „neuem“ Re- cyclingbeton verwendet wird, aus dem wiederum Beton-Sitzelemente hergestellt werden. Das Material, das vorher lediglich als Außenhülle der Bausubstanz diente, wurde durch den Recyclingprozess in eine höherwertige Nutzung gehoben, es dient als Objekt für den Freiraum wie auch für den Innenraum mit direktem (Berüh- rungs-) Kontakt zum Menschen. Downcycling Spiegelgleich zum Upcycling ist das Downcycling zu verstehen. Materialien werden über den Prozess des Recyclings in niederwertigere Funktionen überführt. Beispiel: Recycling von Betonelementen (beispielsweise Träger im Innenraum) zu Gesteinskörnung für Beton- oder As- phaltbeläge im Außen- bzw. Verkehrsbe- reich. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 42 3.2.2.2 B - Umgang mit Regenwasser Der Umgang der Landschaftsarchitektur mit Regenwasser im Außenraum ist ein weiterer Punkt im Bezug zur ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit. Regenwas- ser stellt eine natürliche Ressource dar – d.h., arbeitet die Landschaftsarchitektur mit dem vorhandenen Niederschlagswas- ser, so wird gleichzeitig zwei Prinzipien der ökologischen Nachhaltigkeit entspro- chen: einerseits dem Prinzip der Scho- nung der natürlichen (Wasser-) Ressour- cen (es wird kein Trinkwasser für beispielsweise Wasserspiele im Außen- raum ver(sch)wendet), die Grundwasser- neubildungsrate wird durch die Versicke- rung von Regenwasser positiv unterstützt, und andererseits werden die natürlichen Ressourcen vor der Aufnahme von Abfall- stoffen bewahrt, wenn z.B. zu große Re- genwassermengen zu einer Überlastung der Kläranlage führen und Abwässer demzufolge in natürliche Fließgewässer gelangen oder im Boden versickern (Ge- fährdung von Boden und Grundwasser sowie Tier- und Pflanzenwelt). Zur Einführung in das Thema “Regenwas- sermanagement” als eines der Prinzipien der ökologischen Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur und zur Begrün- dung der Notwendigkeit eines innovati- ven Regenwassermanagements erfolgt zunächst ein Überblick über die Hinter- gründe und die Geschichte des Umgangs mit Niederschlagswasser. Niederschlag ist ein natürliches Ereignis, das im natürlichen Kreislauf des Wassers an sich kein Problem darstellt. Auf die wichtigsten drei Ereignisse reduziert, könnte man diesen Kreislauf beschreiben als einen kontinuierlichen, wiederkehren- den Zyklus aus Versickerung, Verduns- tung und Niederschlag. In der Geschichte der menschlichen Zivi- lisation hat es immer einen bewussten Umgang mit Regenwasser gegeben. Be- reits in der Antike gab es Einrichtungen zur Niederschlagswassersammlung (z.B. Impluvium) oder –ableitung (Naturstein- rinnen). Bei der Betrachtung der weiteren Entwicklung erscheint es jedoch so, als ob sich dieser Umgang später insgesamt von einem passiven zu einem aktiven Umgang gewandelt hat. Vor der Zeit der Techni- sierung hat sich der Mensch eher dem Kreislauf des Wassers angepasst, indem Überschwemmungsgebieten ausgewichen wurde, diese von Siedlungen ausgespart wurden und für Starkregenereignisse Ab- flussmöglichkeiten wie Rinnen oder Grä- ben geschaffen wurden. Mit dem Fortschreiten der Besiedlung und der Technisierung wurde nach Mög- lichkeiten gesucht, den Einschränkungen durch das natürliche Wasserregime ent- gegenzuwirken. Die Siedlungsfläche sollte auf Überschwemmungszonen von Fließ- gewässern ausgedehnt und die Nutzbar- keit der natürlichen Gewässer erhöht werden. Eine einschneidende Maßnahme dazu waren die Flussbegradigungen im 19. Jahrhundert, die beispielsweise am Rhein in großem Maße durchgeführt wurden. Ein wichtiger Grund für diese Maßnahme war auch die Verbesserung der Schiffbar- keit der Fließgewässer, die zu jener Zeit eine große Bedeutung als Transportweg für Güter und Waren hatten. Aber auch Krankheiten sollten mit dem Verschwinden der Sümpfe eingedämmt Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 43 werden.23 Diese fortschreitende Eingren- zung natürlicher Retentionsräume für Niederschlagswasser zog negative Aus- wirkungen nach sich wie z.B. die Erhö- hung der Fließgeschwindigkeit der Ge- wässer sowie Retentionsdruck. Das bedeutet, dass bei natürlichen Hochwas- serereignissen wie beispielsweise nach der Schneeschmelze der Druck auf die restli- chen, nach der Flussbegradigung verblie- benen Retentionsflächen enorm angestie- gen ist. Zu diesen das Wasserregime “einzwän- genden” / beengenden Maßnahmen kommt ein weiterer wichtiger Aspekt der Zivilisation hinzu: die fortschreitende Versiegelung der Erdoberfläche. Das na- türliche Niederschlagsereignis würde wie folgt verlaufen: Regen trifft auf die unver- siegelte Erdoberfläche auf, z.B. auf Wald- flächen, Wiesenflächen oder Ackerboden, und versickert unmittelbar zu einem gro- ßen Anteil.24 Die restliche Regenwassermenge, die ab- fließt, ist so gering, dass sie kein Problem für angrenzende Flächen darstellt und ebenfalls innerhalb kurzer Zeit versickert. Verändert sieht die Abflusssituation je- doch in folgenden Lagen aus: verdichtete Böden und Untergründe sowie stark ge- neigte Flächen. Dort kann der Anteil des 23 Im 18. Jahrhundert gab es beispielsweise noch Vorkommen der Anopheles-Mücke, der Überträge- rin der Malaria-Krankheit, in den versumpften Auegebieten des Rheins. 24 90 – 100% des Niederschlagswassers versickern z.B. auf Wiesenflächen in flachem Gelände. (DWA 2005: 21) abfließenden Wassers im Vergleich zu durchlässigen, ebenen Flächen deutlich erhöht sein. Das Verhältnis von versickernder zu ab- fließender Regenwassermenge ist also ab- hängig von zwei Faktoren: der Versicke- rungsfähigkeit des Bodens bzw. der Oberfläche, auf die das Wasser auftrifft, sowie der Neigung der Oberfläche. Mit der ständigen Weiterentwicklung und flächenmäßigen Ausdehnung der menschlichen Zivilisation entstand der Bedarf nach immer größerer versiegelter Fläche, da diese für Verkehrszwecke eine viel höhere Eignung aufweist als gewach- sener, gestampfter oder geschütteter Bo- den. In und um Siedlungen herum wur- den also immer mehr Flächen versiegelt – zunächst durch Aufschütten von Natur- steinschotter oder Pflasterung mit Natur- steinen, später dann, dem Stand der Technik entsprechend, zunehmend mit „künstlichen“ Materialien wie Beton, As- phalt oder Betonpflastersteinen.25 Diese fortschreitende Versiegelung zog, wie bereits oben genannt, ein verändertes Abflussverhalten der Oberflächen nach sich. Reguläre Regenwassermengen tref- fen auf große Bereiche versiegelter Flä- chen. Dadurch entsteht eine sehr hohe Abflusswassermenge, die zu schnell den Fließgewässern zugeführt wird und in der 25 Auch hier als „künstlich“ bezeichnete Materialien werden aus Naturrohstoffen hergestellt, jedoch be- darf es zur Herstellung eines chemischen Umwand- lungsprozesses. Dieser Unterschied soll damit cha- rakterisiert werden. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 44 Endfolge Hochwasserereignisse bis hin zu Hochwasserschäden verursachen kann.26 Hinzu kommt, dass Versiegelungen zum Teil in Bereichen ehemaliger Verläufe von Fließgewässern angelegt wurden, was bei Hochwasserkatastrophen zu verheeren- den Folgen führen kann.27 Die Bilder im Folgenden dokumentieren das Sommerhochwasser vom Jahr 2002, das in großen Teilen Sachsens große Schäden angerichtet hat. Abb. 3.12: Von der Weißeritz überflutete Bereiche in Freital 2002 Quelle: Weißeritzkreis 2002 Bisher wurden die vordergründigen Prob- leme eines fehlenden vorausschauenden Regenwassermanagements erläutert. Ein weiterer Grund, der ebenfalls für einen innovativen Umgang mit Regenwasser spricht und noch mehr unter dem Zei- chen der Nachhaltigkeit von Planung und 26 Von versiegelten Flächen wie z.B. Asphalt oder fugenlosem Beton fließen 90 % der Niederschlags- wassermengen ab. (DWA 2005: S. 21) 27 Ein Beispiel für das „Wiedereinbrechen“ eines Fließgewässers in sein ursprüngliches Bett ist die Hochwasserkatastrophe der Weißeritz in Dresden und Umgebung im Jahr 2002. Abb. 3.13: Luftbild der überfluteten historischen Altstadt von Dresden mit Albertbrücke, Hofkirche, Schloss, Zwinger und Semperoper (im Uhrzeiger- sinn) während des Elbehochwassers im August 2002 Quelle: SE-Community 2002 Landschaftsarchitektur steht, ist das Thema der Grundwasserneubildung: Zirkuliert das Wasser (einschließlich Re- genwasser) im natürlichen Kreislauf, dann wird durch den Versickerungsvorgang auf unversiegelten Flächen dem Grundwasser regelmäßig neues, gefiltertes und reines Wasser zugeführt. Das heißt, dass die Grundwasserneubildungsrate hoch bzw. im Verhältnis zum Grundwasser- verbrauch ausgeglichen ist. Bei einem ho- hen Anteil versiegelter Flächen jedoch fließt der größte Teil des Regenwassers ab und wird in die Kanalisation abgeleitet. Diese Regenspende geht zunächst dem Grundwasser verloren. Es kann weniger Grundwasser neu gebildet werden. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 45 Verbunden damit ist auch ein weiteres Problem der Flächenversiegelung: durch den hohen Anteil abfließenden Regenwas- sers kommt es nach Niederschlagsereig- nissen zu einer hohen Belastung, teilweise auch zur Überlastung von Kanalisation und Kläranlagen. Zur Lösung oder Verhinderung der be- schriebenen Probleme ist von der Land- schaftsarchitektur ein nachhaltiges Re- genwassermanagement gefordert. Abb. 3.14: Wasserdruck aus der Kanalisation durch den Deckel eines Straßeneinlaufs während des El- behochwassers in Dresden im August 2002 Quelle: City-Map 2002 Was ist unter „Regenwassermanagement“ zu verstehen? Regenwassermanagement Regenwassermanagement bedeutet im weitesten Sinne den möglichst nachhalti- gen Umgang mit Niederschlagswasser. Das heißt, dass das anfallende Wasser zu- nächst möglichst lange zurückgehalten wird, wobei sich auch die Möglichkeit ei- ner ersten Reinigungsstufe ergibt, zum Beispiel durch eine Dachbegrünung auf dem Gebäude. Anschließend wird eine ebenfalls möglichst lange Verweildauer auf dem Gelände angestrebt. Das Nieder- schlagswasser kann unter Ausnutzung seiner landschaftsarchitektonisch-gestal- terischen Potenziale in offenen Rinnen geführt sowie in Speicherbecken gesam- melt werden. Dabei kommt es zur Ver- dunstung des Regenwassers und damit schon zu einer bedeutenden Abflussredu- zierung. Die konventionelle Sammelung des Wassers in eigens dafür angelegten Regenwasserrückhaltebecken, die vieler- orts praktiziert wird, stellt eher ein „mil- lionenschweres Herumdoktern an Sym- ptomen“ dar als einen ökologisch und der ökonomisch sinnvollen Umgang mit Nie- derschlagswasser.28 Die Arbeit an der Re- duzierung der hohen Abflussmengen soll- te Aufgabe der Architektur und Landschaftsarchitektur sein, gestützt von der Ursachen- und Grundlagenforschung. Ausblick zu Altindustriestandorten Als oberstes Ziel von nachhaltigem Re- genwassermanagement auf Altindustrie- standorten ist ein komplettes Manage- ment innerhalb der Gebietsgrenzen anzustreben, d.h. die Abflussmengen, die in Kanalisation und Kläranlage abgeleitet werden, reduzieren sich gegen Null. Aus gestalterischer Hinsicht bedeutet diese Art des Umgangs mit anfallenden Nieder- schlagsmengen auch ein hohes Potenzial für die Definition neuer Freiräume. Was- serspiele und offene Rinnen schaffen stets eine besondere Atmosphäre und wirken sich positiv und ausgleichend auf das Mikroklima im Außenraum aus (Tempe- 28 Riehl (2007) Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 46 raturregulierung, Verdunstungskühlung, Staubbindung, Geräuschkompensation). Versickerung, die auf modernen Gewer- be- und Industrieflächen sowie in Wohn- gebieten nahe des Anfallsortes des Nie- derschlagswassers möglich ist, kommt auf Altindustrieflächen nicht in Frage, da auf diesen Flächen immer mit Belastungen des Bodens (Altlasten) und Verdichtun- gen des Untergrundes zu rechnen ist und der gesetzlich geforderte Schutz des Grundwassers damit nicht gegeben wä- re.29 Aus diesem Grunde ist bei Berech- nungen der Niederschlags- bzw. Ab- flussmengen immer davon auszugehen, dass sämtliche anfallenden Wassermen- gen auf dem Gelände gemanagt werden sollten. Dennoch ist eine anfängliche Re- duzierung der Regenwassermengen be- reits am Ort des Anfalls durch Dachbe- grünung, extensiv oder intensiv ausgeführt, um bis zu 30-50 % möglich! 30 Am Rande erwähnt werden soll noch die Möglichkeit der Betriebswassernutzung: anfallende Regenwassermengen können in Nachnutzungskonzepten u.a. zur Spei- sung von Toilettenspülung, Waschma- schinen, Vegetationsbewässerung, Kanal- reinigung, Kühlwasseranlagen, Feuer- löschspeichern, Galvanikbädern etc. ein- gesetzt werden.31 Aufgabe der Landschaftsarchitektur im Sinne der Nachhaltigkeit ist es nun, ge- eignete innovative Methoden und Wege 29 vgl. WHG (2002) 30 DWA (2005), S. 21 31 FLL (2001) für einen nachhaltigen Umgang mit Re- genwasser im Außenraum zu finden. Das können z.B. folgende Maßnahmen sein: - Sammelung und damit Rückhal- tung des Regenwassers in geeig- neten Speichern sowie durch Be- grünung unterbauter Flächen - Bespielung der Freiräume und In- szenierung des Regenwassers durch Wasserspiele im Außen- raum -> positive Nebeneffekte: -> Verdunstung von Nieder- schlagswasser (pos. Auswirkung auf das Mikroklima und Reduzie- rung des Abflusses) sowie Mög- lichkeit der Verbesserung der Akustik eines Freiraumes, indem z.B. Verkehrslärm durch das Rau- schen des Wasserspiels „über- deckt“ werden kann - Schaffung von attraktiven Ele- menten im Außenraum durch die Anlage von Regenwasserbecken, - rinnen und –teichen -> positiver Nebeneffekt: Entstehung von neuen Biotopen, in denen sich seltene Tier- und Pflanzenarten ansiedeln können, Verdunstung - Anlage von Versickerungsmög- lichkeiten für das Niederschlags- wasser32 (Unterstützung der Grundwasserneubildung; Redu- zierung des Abflusses) 32 nur auf unbelasteten Böden Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 47 Auf die speziellen Umstände, die für den Umgang mit Regenwasser auf Altindust- rieflächen gelten, wird im Abschn. 3.3.3 noch genauer eingegangen. Fazit Die Einbeziehung des Elements Regen- wasser bringt viele Vorteile für innovative Freiräume mit sich. Als Beispiele der posi- tiven Wirkung in Bezug auf die Nutzer des Freiraums seien hier genannt: Erhö- hung der Behaglichkeit durch positive Be- einflussung des Mikroklimas und durch eine angenehme Geräuschkulisse, (Wie- der-) Herstellung des Bezuges der Frei- raumnutzer zum Wasser, indem es erleb- bar gemacht wird – davon profitieren in öffentlichen Freiräumen besonders Kin- der - sowie Erhöhung der visuellen Erleb- nisqualität. Auf die Ästhetik des Wassers und seine positive Wirkung auf die Psyche kann an dieser Stelle nicht weiter einge- gangen werden. Dazu wird auf die Fachli- teratur verwiesen.33 3.2.2.3 C - Logistik Unter dem Thema Logistik ist ein mög- lichst nachhaltiges Baustellen- und Transportmanagement im Zusammen- hang mit der Gestaltung von Freiräumen zu verstehen. Zweck und Ziel einer nachhaltigen Logis- tik sind die Einsparung von Kraftstoffen sowie die Reduzierung von umweltbelas- 33 vgl. u.a. Böhme (1999) tenden Emissionen, wodurch im Sinne der ökologischen Nachhaltigkeit natürli- che Ressourcen vor Entnahme und Ver- schmutzung bewahrt werden können. Die Basis einer nachhaltigen Logistik für die Landschaftsarchitektur sind die Ver- wendung von lokalen Baustoffen sowie die Beschäftigung ortsansässiger Unter- nehmen. Dadurch werden kurze Wege garantiert und ein überflüssiger Trans- portaufwand verhindert. Auch die Verwendung von bereits ge- brauchten Baumaterialien oder -elemen- ten sowie von Recyclingbaustoffen ent- spricht diesem Prinzip. Diese Baustoffe können von baustellennahen Händlern bzw. Lagerplätzen bezogen werden. In ihrem Bericht zum DFG- Forschungsprojekt mit dem Thema „Nachhaltigkeit und Logistik- Management“ schreiben die Autoren Michael Hülsmann und Jörn Grapp: „Nachhaltigkeit und logistisches Ma- nagement lassen sich ganz prinzipiell zunächst einmal über den Bezug „Ressourcen“ verknüpfen. Die Nach- haltigkeit stellt in ihrer innovationsra- tionalen Lesart auf den effizienten Einsatz von relativ knappen Ressour- cen ab; in der substanzerhaltungsrati- onalen Sichtweise geht es um die Pflege bzw. Bestandssicherung an ab- solut knappen Ressourcen. Das be- deutet, dass die Nachhaltigkeit als Entscheidungslogik auf den Zufluss und den Abfluss von Ressourcen re- kurriert. Diese sind gleichermaßen auch Gegenstand des Logistik- Managements, wenn dort alle Objekt- Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 48 flüsse (z.B. Güter, Kapital, Personal, Informationen) innerhalb der Unter- nehmung sowie alle darüber hinaus- gehenden Objektflüsse in der gesam- ten Wertschöpfungskette als rational zu gestaltende Gebilde begriffen wer- den.“ 34 Landschaftsarchitektonische Entwürfe und Planungen sollten also die Nachhal- tigkeit in der Logistik von Anfang an mit bedenken und in der Ausführungsplanung umsetzen. Dies ist auch ein Aspekt der vorausschauenden Planung, welche unter Abschnitt 3.3.5 erläutert wird. 3.2.2.4 D – Vegetationsverwendung Welchen Bezug kann die Landschaftsar- chitektur zwischen der Vegetationsver- wendung und den Prinzipien der Nach- haltigkeit herstellen? Vegetationsverwendung im Sinne der Nachhaltigkeit beginnt mit einer detail- lierten Analyse der vorhandenen Struktu- ren am Planungsstandort. Ihr Zustand, ihre Eignung für die Integration in die neue Planung, aber auch ihre Bedeutung aus ökologischer Sicht, beispielsweise als Biotop und für das Mikroklima, müssen intensiv analysiert und beschrieben wer- den. 34 Hülsmann/Grapp 2007: 109 Im Sinne der Nachhaltigkeit sind ökolo- gisch bedeutende Strukturen zu sichern. Sie können trotzdem sinnvoll und mit hohem ästhetischen Wert in das neue Bild des Entwurfs integriert werden. Entfernung der vorhandenen Strukturen widerspräche in folgender Art und Weise den Prinzipien der Nachhaltigkeit: Beim Abbruch wird Energie verbraucht, Mikro- Biotope werden zerstört, die klimatische Funktion der Vegetation entfällt (das kann beispielsweise einfach schon der – wenn auch noch so kleine - Schatten eines Gehölzes sein; je größer das Gehölz, desto bedeutender seine Funktion für das Mik- roklima – Sauerstoffproduktion, Verduns- tungskühlung, Schatten, Staubbindung etc.). Für die Anpflanzung neuer Vegetation wird ebenfalls wieder Energie benötigt, es werden Ressourcen verbraucht (z.B. für das Wässern der Neupflanzungen), und auch der Abtransport der Abfälle sowie die Anlieferung der neuen Pflanzen verbrauchen und belasten die natürlichen Ressourcen (Kraftstoff, CO2-Ausstoß). Für die Bepflanzung einer neu entstande- nen (damit ist „vegetationslos“ gemeint) Fläche können folgende Punkte als den Prinzipien der Nachhaltigkeit entspre- chend genannt werden: Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 49 - Verwendung von standortgerech- ten35 Pflanzen - damit wird einer- seits der Pflegeaufwand reduziert, und andererseits können sie ihre ökologische Funktion dann am besten entfalten - Verwendung von Pflanzen aus objektnahen Baumschulen und Staudengärtnereien, um den lo- gistischen Aufwand gering zu hal- ten - sinnvolle Kombination verschie- dener Pflanzenarten, damit sie ei- ne Pflanzgemeinschaft bilden können und sich nicht gegenseitig durch Konkurrenzdruck bei der Entwicklung behindern und letzt- endlich wieder ausgetauscht wer- den müssen. 35 Unter standortgerecht ist zu verstehen: Auswahl von Pflanzen, deren Toleranzbereich groß genug ist, die Bedingungen des individuellen (Altindustrie-) Standortes wie Nährstoffvorrat, Schadstoffgehalt, Temperatur, Feuchtigkeit und Lichthaushalt zu to- lerieren und sich unter diesen speziellen Bedingun- gen zu etablieren. Dabei kann es vorkommen, dass sich Pflanzen, die eigentlich in dieser Region nicht heimisch sind, als für den Standort besser geeignet erweisen als autochthone Pflanzen. Abb. 3.15: Verwendung von standortgerechter Ve- getation: Angepflanzter Hain aus Ailanthus altissi- ma auf einer postindustriellen Fläche im Land- schaftspark Duisburg-Nord. Nur wenige Baumarten können sich unter den kargen Bedingungen der Alt- industriefläche etablieren. Quelle: Riehl 2002 Weitere detaillierte Ausführungen zum speziellen Vegetationsmanagement auf Altindustrieflächen folgen im Abschn. 3.3.6. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 50 3.3 Bezug zu Altindustrieflächen 3.3.1 Einleitung In den vorangegangenen Abschnitten wurden das Thema der Nachhaltigkeit sowie deren Bezug zur Landschaftsarchi- tektur untersucht und beschrieben. Die Prinzipien der ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit wurden auf ihre An- wendung und ihre Umsetzbarkeit in der Landschaftsarchitektur geprüft. Führte man sich diese Prinzipien vor Au- gen, wurde deutlich, dass die Weiternut- zung und Wiederverwendung vorhande- ner Strukturen diesen Prinzipien entspricht. Welche Handlungsmöglichkeiten insge- samt im Sinne der ökologischen Dimen- sion der Nachhaltigkeit für die Land- schaftsarchitektur auf Altindustrieflächen bestehen, wird im Folgenden erläutert. Auf Areale mit vormaliger industrieller Nutzung lassen sich, inhaltlich auf den vorangegangenen Ausführungen basie- rend, folgende Schwerpunkte der Nach- haltigkeit in der Landschaftsarchitektur übertragen: A – Größtmögliche Weiternut- zung / Wiederverwendung vorhandener Materialien und Strukturen B – Management des Regenwas- sers innerhalb des Geländes C – „Landschaftsarchitektur der kurzen Wege“ D – Planung des Prozesshaften Vorgehens E – Nachhaltiges Vegetations- management – Integration vorhandener Strukturen Hinzu gekommen ist der Punkt D – die Planung des Prozesshaften Vorgehens für die besonderen Standorte der Altindust- rieflächen. Diese Punkte sollen im Einzelnen be- schrieben werden. 3.3.2 A - Größtmögliche Weiternutzung / Wiederverwendung vorhandener Ma- terialien und Strukturen In wieweit und dass die Weiternutzung und Wiederverwendung vorhandener Strukturen den Prinzipien der ökologi- schen Dimension der Nachhaltigkeit ent- spricht, wurde bereits im Abschnitt 3.1.5 anhand erläutert. Für den speziellen Fall der Planung auf Altindustrieflächen sollen hier Hinweise zum Umgang mit den vorhandenen Strukturen und zum Vorgehen im Pla- nungsprozess gegeben werden. Altindustrieareale sind gekennzeichnet durch: - das Vorhandensein von einer Vielzahl unterschiedlicher Mate- rialien wie Asphalt, Beton, Natur- stein, Ziegel, Metall etc. - eine große Menge an den o.g. Materialien sowie Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 51 - eine oftmals hohe Qualität der Materialien und Konstruktionen, da diese den Anforderungen (und damit der hohen Belastung) einer industriellen Nutzung entspre- chend angelegt wurden. Es kann also von einem hohen Material- potenzial gesprochen werden. Dieses Potenzial sollte bei der Planung ei- ner Zwischen- oder Nachnutzung so weit wie möglich ausgeschöpft werden. Zur Ermittlung des bestehenden Potenzi- als muss mit einer detaillierten Analyse der vorhandenen Materialien und Kon- struktionen im Außenraum begonnen werden. Zu erfassen sind sowohl die Flä- chengrößen als auch die Materialarten sowie deren Erhaltungszustand. Diese Er- fassung sollte auch eine Haltbarkeits- prognose für die einzelnen Flächen und Materialien einschließen. Eine Hand- lungsrichtlinie zur Analyse der vorhande- nen Strukturen, die im Rahmen dieser Arbeit entwickelt wurde, ist im Anhang unter 7.3.1 – Handlungsrichtlinien/ Ana- lyse angefügt. Im Anschluss an die Analyse muss der Schritt der Bewertung erfolgen. Das kann z.B. ausgehend von einer Definition von Erhaltungszuständen über die Bewertung des Erhaltungswertes erfolgen. Die als erhaltenswert (sinnvollerweise in unterschiedlichen Stufen bzw. Gewich- tungen) bewerteten vorhandenen Struk- turen sollten in einer Art Festschreibung gesichert werden. Damit ist gemeint, dass ein Dokument aufgestellt wird, in dem die erhaltenswerten Materialien und Kon- struktionen sowie ihr Wert für zukünftige Nutzungen dokumentiert sind. Außer- dem sollten damit gleichzeitig Vorschläge zur Möglichkeit der Sicherung verbunden sein, wie z.B. die Angabe von möglichen Zwischenlagerungsflächen oder evtl. nöti- gen Sicherungsarbeiten, um sie vor Ver- fall und Vandalismus zu schützen. Diese Ausführungen stellen eine wichtige Grundlage für Planung und Entwurf von Zwischen- und Nachnutzungen auf Alt- industrieflächen dar. Im Planungs- und Entwurfsprozess sollte sich damit ausei- nandergesetzt werden, wie das vorhande- ne Materialpotenzial in die neue Nutzung integriert werden kann. Inwieweit sich mit der Integration, also der Weiternutzung oder Wiederverwen- dung vorhandener Materialien und Struk- turen, Kosten einsparen lassen und wie bei einer solchen Kostenermittlung vor- gegangen werden kann, zeigt einerseits die Handlungsrichtlinie zur Kostener- mittlung im Anhang 7.3 und wird ande- rerseits in Kap. 5 - Kostenermittlung ge- nau erläutert. Werden vorhandene Strukturen im Au- ßenraum von Altindustrieflächen weiter- genutzt oder wiederverwendet, so ent- spricht das den Prinzipien der ökologischen Nachhaltigkeit, es kann also dann von einer Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur gesprochen wer- den. Die natürlichen Ressourcen werden „in beide Richtungen“ geschont: weniger Verbrauch der natürlichen Rohstoffvor- kommen und Vermeidung von Abfall durch Verwendung vorhandener Materia- lien und Konstruktionen. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 52 Ob die Weiternutzung und Wiederver- wendung vorhandener Materialien und Konstruktionen auch den Prinzipien der ökonomischen Dimension der Nachhal- tigkeit entspricht, wird ebenfalls in Kap. 5 - Kostenermittlung genauer untersucht und beschrieben. 3.3.3 B - Management des Regenwas- sers innerhalb des Geländes Das Thema des Umgangs der Land- schaftsarchitektur mit Wasser nimmt eine zentrale Stellung in der Neu-Beplanung von Altindustrieflächen ein. Diese Areale sind geprägt von vorhandenen Altlasten, einem hohen Versiegelungsgrad der Oberflächen im Außenbereich sowie ei- nem hohen Anteil von Dachflächen an der Gesamtfläche. Dies alles sind Fakto- ren, die das Wassermanagement zum Thema machen, denn daraus ergeben sich folgende Probleme: -> Anfall von hohen Niederschlagsmen- gen -> Fehlende Möglichkeit der Versicke- rung von Niederschlagswasser auf- grund der Altlastensituation (Gefähr- dung bzw. Schutz des Grundwassers 36,37,38) 36 Bundes - Bodenschutz- und Altlastenverordnung vom 12. Juli 1999 (BGBl. I S. 1554), geändert durch Artikel 2 der Verordnung vom 23. Dezember 2004 (BGBl. I S. 3758) §4 (3) 37 Grundwasserverordnung vom 18. März 1997 (BGBl. I S. 542) § 1 -> Überlastung der Kanalisation bei Ein- leitung der Niederschlagsmengen Auf die o.g. drei Hauptgründe für ein nachhaltiges Regenwassermanagement auf Altindustrieflächen wird im Folgen- den genauer eingegangen: 1. Anfall hoher Niederschlagsmengen: Auf Altindustrieflächen sind meist viele ehemalige, flächengroße Produktions-, Verwaltungs- und Lagergebäude vorzu- finden, deren Nutzung je nach geplantem Konzept variieren kann - zwischen völli- gem Erhalt (und also gleichbleibender Dachwassermenge), Teilrückbau (redu- zierte Dachwassermenge) oder vollständi- gem Abriss (kein anfallendes Dachwasser mehr bzw. abweichende Menge bei Neu- bauten). Die Menge des abfließenden Niederschlagswassers wird noch erhöht durch den meist hohen Anteil von versie- gelten Flächen an der Gesamtfläche im Außenraum. Produktions- und Trans- portvorgänge machten zu Zeiten der in- dustriellen Produktion die hochgradige Versiegelung der Oberfläche mit Asphalt oder Beton notwendig. Bei Niederschlags- ereignissen kommen große Wassermen- gen auf den o.g. Flächen zusammen, da diese meist einen hohen Abflussbeiwert aufweisen (Asphalt, Beton: 0,9; Dachflä- chen, in Abhängigkeit von Neigung und 38 Wasserhaushaltsgesetz in der Fassung der Be- kanntmachung vom 19. August 2002 (BGBl. I S. 3245), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 10. Mai 2007 (BGBl. I S. 666) § 4 (2) Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 53 Art der Dachdeckung: 0,9-1,0)39. Es wird also kaum Wasser auf dem Weg zum Bo- den zurückgehalten. Das bedeutet, dass regelmäßig eine sehr große Menge an Niederschlagswasser abgeführt werden muss. Abb. 3.16: Beispiel für den hohen Versiegelungsgrad auf Altindustrieflächen. Blick von Schacht 2 der Ze- che Westerholt auf den Lagerplatz West. Quelle: Riehl/Gaeding/Weihe 2008 2. Fehlende Möglichkeit der Versickerung von Niederschlagswasser aufgrund der Altlastensituation: Innovatives und nachhaltiges Manage- ment von Regenwasser impliziert die Re- duzierung der Abgabe von Regenwasser- frachten in die Kanalisation. Nieder- schlagswasser soll möglichst zurückgehal- ten, getrennt abgeführt und – sofern die Bodenverhältnisse dies ermöglichen – im Untergrund versickert werden. Hinter- grund dafür sind einerseits die Entlastung der Kanalisation und andererseits die po- sitive Beeinflussung der Grundwasser- neubildungsrate. 39 DWA (2005): S. 21 Unter anderem durch intensive Landnut- zung wie beispielsweise Landwirtschaft verringert sich die Grundwasserneubil- dungsrate. Deshalb ist es wichtig, unbelas- tete Niederschlagsmengen dem Boden und damit dem Grundwasser zuzuführen. Für die Situation auf postindustriellen Flächen ergibt sich jedoch eine andere Problemstellung. Der hohen Dach- und Oberflächenwasserrate steht die Belas- tung des Untergrundes entgegen, so dass das Regenwasser nicht versickert werden kann. Abb. 3.17: Ausschnitt aus der Altlastenkarte der Ze- che Westerholt – die rot umrandeten Bereiche stel- len Areale mit Altlastenverdacht dar. Fast flächen- deckend liegen Belastungen vor. Quelle: Riehl/Gaeding/Weihe (2008) nach Steffens (2008) Der positive Effekt der Zuführung von Regenwasser zum Grundwasser kann hier nicht erzielt werden, da das versickernde Wasser aufgrund der Altlastensituation, die in der Mehrzahl der postindustriellen Flächen gegeben ist, grundwassergefähr- dende Stoffe mit sich führen würde. Der Schutz des Grundwassers ist jedoch ge- setzlich verankert (vgl. Fußnoten 37 und 38 auf Seite 52). Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 54 Demzufolge können die anfallenden Re- genwassermengen nicht auf dem Gelände versickert, sondern müssen anderweitig gemanagt werden. Diese Umstände leiten zum dritten Punkt hin: 3. Überlastung der Kanalisation Dieser Punkt gilt gleichermaßen für In- dustrie- wie auch für Nicht-Industrie- flächen. In den größten Teilen Deutschlands wird das auf versiegelten Flächen anfallende Niederschlagswasser über Rinnen abge- führt und gelangt in die Kanalisation. Trennkanalisation stellt bisher immer noch die Ausnahme dar. Bei Starkregen- ereignissen können die anfallenden Was- sermengen z.T. nicht mehr aufgenommen werden, da sich binnen kurzer Zeit das Abwasseraufkommen durch ein Starkre- genereignis um ein Vielfaches erhöhen kann. Die Folge davon sind z.B. eine Überlastung der Kanalisation, Überlaufen von Schächten und Sammeleinrichtungen sowie in der Folge davon eine Einleitung von ungereinigten Abwässern in die na- türlichen Fließgewässer. Das stellt ein gro- ßes Problem im ökologischen Haushalt der Gewässer dar, denn mit einem sol- chen einmaligen Ereignis kann die gewäs- sertypische Flora und Fauna nachhaltig gestört bzw. zerstört werden. Nachhaltig ist in diesem Zusammenhang in einer an- deren Bedeutung zu verstehen, und zwar im Sinne von langfristig. Durch den er- höhten Eintrag von Nährstoffen kann das empfindliche Gleichgewicht des Gewäs- sers dauerhaft geschädigt werden. Auch können Abwasserinhaltsstoffe toxisch auf lebende Organismen innerhalb des Ge- wässers wirken. So können durch ein Starkregenereignis schwere ökologische Schäden verursacht werden, die durch ein innovatives Regenwassermanagement – nämlich die Niederschläge nicht mit in die Kanalisation einzuleiten – verhindert werden können. Abb. 3.18: Ableitung von Niederschlagswasser in offenen Rinnen. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit der Verdunstung. Beispiel aus dem Landschaftspark Duisburg-Nord. Quelle: Gaeding 2009 Aus den beschriebenen besonderen Um- ständen und den sich daraus ergebenden Problemen mit Niederschlagswasser auf Altindustrieflächen ergeben sich folgende Handlungsleitsätze für den Umgang mit dem Regenwasser: - wo möglich, Dachflächen begrü- nen, um Regenwasser rückhalten zu können Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 55 - vorhandene Rinnen, Wasserbe- cken und Speicher nutzen, um Niederschlagswassermengen zu sammeln und zu speichern - das Regenwasser als Gestaltungs- element im Außenraum mit ein- beziehen – das hat die bereits im Abschn. 3.2.2 genannten positi- ven Auswirkungen a) auf das Mikroklima und damit b) auf die Behaglichkeit des öffentlichen Freiraumes, c) die Erhöhung der Erlebnisqualität der Freiräume, die Verbesserung der Akustik (falls Verkehrslärm stört) und e) die Belebung der Beziehung der Freiraumnutzer zum Element Wasser. Für den speziellen Fall der Altindustrie- areale kann das für andere Flächen rele- vante Thema der Versickerung von Nie- derschlägen nicht angewendet werden, wie bereits unter Punkt 2 erläutert wurde. -> Deshalb ist ein Management zu entwickeln, das die anfallenden Regenwassermengen möglichst innerhalb des Geländes managt, ohne zu versickern und ohne in die Kanalisation abzuleiten. Ge- löst werden kann das durch die Schaffung von Verdunstungs- möglichkeiten, zu denen neben offenen Rinnen, Wasserabstür- zen, Becken und kleinen Biotopen auch Wasserspiele im Freiraum gehören. Abb. 3.19: Inszenierung des Regenwassers und gleichzeitig Verdunstungsmöglichkeit – Offener Regenwasserabsturz im Landschaftspark Duisburg- Nord. Quelle: Riehl 2002 Werden diese Grundsätze bei der Bepla- nung von Altindustriestandorten berück- sichtigt, so kann auch im Zusammenhang mit dem Umgang mit Regenwasser von einer Umsetzung der Kriterien der Nach- haltigkeit in der Landschaftsarchitektur gesprochen werden. 3.3.4 C - „Landschaftsarchitektur der kurzen Wege“ Die Besonderheit auf Altindustrieflächen stellen, wie bereits erwähnt, die meist gro- ßen Mengen an vorhandenen Materialien in – natürlich vom Erhaltungszustand abhängiger – oftmals hoher Qualität dar. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 56 Im Sinne der Nachhaltigkeit soll das Po- tenzial dieser vorhandenen Elemente möglichst weit ausgeschöpft werden. Das heißt also, dass die Materialien vor Ort erhalten werden oder – wo das nicht möglich ist – für eine spätere Wiederver- wendung abgebrochen und zwischengela- gert werden sollten. Dem kommt ein weiterer spezieller Um- stand auf Altindustriearealen entgegen: Oftmals finden sich auf diesen Standorten große Lagerflächen, –plätze oder –hallen, die für die industrielle Nutzung eine es- sentielle Ausstattung darstellten. Dieses Flächenpotenzial sollte unbedingt für den Prozess der Wiederverwendung genutzt werden. Abgebrochene Materialien, die später wieder eingebaut oder aufbereitet werden sollen, können dort zwischenge- lagert werden. Damit werden Wege ein- gespart und der Transportaufwand redu- ziert. Beim Einsatz von neuen Materialien (wo notwendig) ist auch hier wieder auf die Verwendung lokaler Baustoffe und die Beschäftigung lokaler Unternehmen hin- zuweisen, da dies ebenfalls den Aufwand für Logistik im Sinne der ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit reduziert (Einsparung von Kraftstoffen, Reduzie- rung des CO2-Ausstoßes). 3.3.5 D - Planung des Prozesshaften Vorgehens Was in Bezug zu Altindustrieflächen un- ter einem prozesshaften Vorgehen zu ver- stehen ist, wird im Folgenden dargestellt. Ausgehend von der Problemstellung, dass viele Altindustrieflächen nach der Schlie- ßung der Industrie in eine Art Depressi- onsphase fallen, wurde für den Untersu- chungsstandort im Rahmen des BMBF- Forschungsprojektes ein beispielhaftes Vorgehen für eine kontinuierliche Ent- wicklung erarbeitet, die genau diese Phase verhindern helfen kann. Die Idee, die hinter der prozesshaften Entwicklung steckt, ist die, dass durch temporäre, aber alternierend kontinuierli- che Bespielung von Teilflächen das Ge- lände gewissermaßen „lebendig“ und in- takt gehalten wird. Das hat mehrere Vorteile. Zum einen können bestehende Nutzungen wie bei- spielsweise Ausbildungsstätten über die Schließung hinweg fortgeführt werden. Das sichert Arbeits- und Ausbildungs- plätze. Zum anderen wird das Gelände, während noch Nutzungen stattfinden, vor Vandalismus und Verfall bewahrt. Es ist eine altbekannte Tatsache, dass genutzte Gebäude in geringerem Maße verfallen als ungenutzte. Ein weiterer positiver Effekt der kontinu- ierlichen Bespielung der Flächen ist die Wirkung auf potenzielle Investoren. Sie können durch besondere Ereignisse oder spezielle Inszenierungen einzelner vor- handener Gebäude oder Elemente auf die Flächen aufmerksam gemacht werden und evtl. in der Folge davon zu Investitio- nen angeregt werden. Der Wert der vor- handenen Strukturen wird gezeigt und inszeniert. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 57 Abb. 3.20: Beispiel für eine temporäre, besondere Inszenierung (beispielsweise Silvester-Event) eines Objektes der Altindustriefläche als Initialzündung oder Meilensteinsetzung in der postindustriellen Entwicklung. (Wagenumlauf der ehemaligen Zeche Westerholt, Entwurf im Rahmen der Charrette) Quelle: Gaeding/Lueg/Lutz/Matter 2007 Parallel zum Weiterbestehen vorhande- ner Nutzungen können neue Nutzungen etabliert werden und so ein kontinuierli- cher und stabiler Übergang von der alten in eine neue Nutzung erfolgen. Das Gelände sollte gleichzeitig Stück für Stück für Besucher und die ortsansässige Bevölkerung geöffnet werden. Dies kann z.B. durch die Anlage eines Rad- oder Fußweges zunächst um das Gelände her- um erfolgen - damit werden erste Einbli- cke geöffnet. Nach und nach können Wege über Teil- bereiche oder über das ganze Gelände ge- führt werden, so dass der Altindustrie- standort – der in den meisten Fällen zu Zeiten der industriellen Nutzung nur den dort Beschäftigten zugänglich war – für die Bevölkerung eine Bedeutung erlangt und ein (neuer) Bezug zu dem Ort herge- stellt werden kann. Abb. 3.21: Image als Beispiel für den Beginn der schrittweisen Eroberung des postindustriellen Ge- ländes durch die Bevölkerung mittels eines Rad- Rundweges um das Areal. (Standort ehemalige Ze- che Westerholt) Quelle: Gaeding/Lueg/Lutz/Matter 2007 Die Bevölkerung kann den Standort Schritt-für-Schritt (zurück-) erobern. Die folgende Grafik zeigt beispielhaft die Planung eines solchen prozesshaften Vor- gehens. Im Rahmen der Arbeit an dem BMBF-Forschungsprojekt (vgl. Abschn. 1.3.1 - Eigene Vorarbeiten) wurde diese Vorgehensweise für den untersuchten Beispielstandort Zeche Westerholt inner- halb der auf dem Altindustriestandort durchgeführten Charrette (vgl. 1.4.2) von einer der vier Entwurfsgruppen entwi- ckelt. Sie zeigt auf, wie der Zechenstand- ort während und nach der Schließung sukzessive entwickelt werden kann. Dar- gestellt sind die unterschiedlichen Nut- zungen mit den verschiedenfarbigen Bal- ken. Zu erkennen ist, dass sich alte und neue Nutzungen überlappen und somit die schon in Kapitel 1 beschriebene Phase der Depression und des Werteverlustes verhindert werden kann. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 58 Abb. 3.22: Schrittweise Entwicklung des Standortes Westerholt unter Fortführung bestehender Nutzun- gen (Lehrwerkstatt), Etablierung temporärer Nut- zungen (Museale Nutzung der Kohlenwäsche) so- wie langfristig neuer Nutzungen (Lerncampus, Berufsakademie). Die Abbildungen auf dieser und auf der folgenden Seite dienen an dieser Stelle nur dem Überblick. Sie sind im Anhang unter 7.2.1 und 7.2.2 in größerem Format angefügt. Quelle: Gaeding/Lueg/Lutz/Matter 2007 In den Grafiken auf der nächsten Seite ist die schrittweise Nutzung der einzelnen Flächen in den Grundrissplänen des Standortes dargestellt. Schema für eine Planung des prozesshaften Vorgehens für die Entwicklung einer Altindustriefläche – Beispielstandort Zeche Westerholt N u tz u n g en Zeit Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 59 Darstellung des prozesshaften Vorgehens für die Entwicklung einer Altindustriefläche in Grundrissplä- nen am Beispiel des Standortes der ehemaligen Zeche Westerholt Phase 0 – Zeche in Betrieb Phase 1 – Temporäre Öffnung Phase 2 – Vorzeit. Entlassung aus d. Bergaufsicht Phase 3 – Kulturhauptstadt 2010 Phase 4 – Schachtgarten am Wagenumlauf Phase 5 – Öffnung des gesamten Areals In Phase 0 ist der Bergbau noch in Be- trieb. Dazu gehört eine Lehrwerkstatt (orange dargestellt). Im ersten Schritt, al- so Phase 1, erfolgt die temporäre Öffnung des bisher für die Öffentlichkeit nicht zu- gänglichen Bergbaugeländes. Die Lehr- werkstatt und der große Lagerplatz Ost werden mit temporären Nutzungen be- spielt. In Phase 2 erfolgt die vorzeitige Entlassung einzelner Areale aus der Berg- aufsicht. Diese können nun mit neuen Nutzungen belegt werden wie beispiels- weise Dienstleistungen oder Kultur. Abb. 3.23: Verortung der sukzessiven Entwicklung des Standortes Westerholt im Plan Quelle: Gaeding/Lueg/Lutz/Matter 2007 In Phase 3 ist an dem gewählten Beispiel- standort eine museale temporäre Nut- zung unter dem Aspekt „Kulturhauptstadt 2010“ vorgesehen. Dadurch können In- vestoren angezogen werden. In Phase 4 wird eine große Freifläche (der „Schacht- garten“) entwickelt und in Phase 5 schließlich das gesamte Areal aus der Bergaufsicht entlassen und für Folgenut- zungen freigegeben. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 60 3.3.6 E - Nachhaltiges Vegetationsma- nagement – Integration vorhandener Strukturen Für die Integration vorhandener Vegeta- tionsstrukturen in neue Planungen auf Altindustrieflächen gelten größtenteils die gleichen Prinzipien wie für andere Stand- orte. Das Besondere an Altindustriestandorten ist, dass - wie bereits in vorangegangenen Abschnitten erwähnt - in den meisten Fällen die Böden durch Altlasten konta- miniert sind. Welche Schlüsse lassen sich für die vorhandene Vegetation daraus zie- hen? Aufgrund der besonderen Standort- verhältnisse auf Altindustrieflächen kön- nen sich z.B. Pflanzengemeinschaften, die seltene oder vom Aussterben bedrohte Arten enthalten, entwickelt haben. Des- halb ist die Analyse der vorhandenen Strukturen besonders sorgfältig, auch an „vegetationsuntypischen“ oder abgelege- nen Standorten, durchzuführen. Werden solche Arten festgestellt, sind sie in ihrem Bestand – je nach ihrer lokalen Bedeu- tung – kurz-, mittel- oder langfristig zu sichern bzw. zu entwickeln. Besondere Beachtung ist aber auch der Funktion der vorhandenen Vegetations- strukturen für den Freiraum zu beizumes- sen. Dies können z.B. Schattenspende, Geräuschkulisse (Rauschen der Blätter), Verdunstungskühlung, ästhetischer As- pekt oder Raumbildung sein. Auf Altin- dustrieflächen entstandene Vegetation kann z.B. den Freiraum visuell sehr auf- werten – gerade der Kontrast zwischen den statischen, manifesten industriellen Bauten und der lebendigen, auf Altindus- trieflächen daneben oftmals fragil wir- kenden Vegetation kann einen hohen Reiz für das ästhetische Empfinden des Außenraumes darstellen. Abb. 3.24: Kontrast zwischen harten (Industriebau- ten) und weichen Strukturen (Vegetation). Land- schaftspark Duisburg-Nord Quelle: Gaeding 2009 Die Integration vorhandener Vegetations- strukturen auf Altindustrieflächen ent- spricht den Prinzipien der ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit insofern, dass dadurch die natürlichen Ressourcen geschont werden (Einsparung des Trans- port- und Energieaufwandes für Entsor- gung und Neuanpflanzung sowie des Be- wässerungswassers für Neuanpflanzung) und die Biodiversität erhalten wird. Aber auch die Prinzipien der ökonomi- schen Dimension der Nachhaltigkeit wer- den durch die Integration vorhandener Vegetationsstrukturen verwirklicht, wie in Kap. 5 – Kostenermittlung am Beispiel- standort aufgezeigt wird. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 3 Landschaftsarchitektur und Nachhaltigkeit 61 3.4 Rückschlüsse In der Landschaftsarchitektur gibt es viele Potenziale, den Prinzipien der Nachhal- tigkeit entsprechend zu planen und zu bauen. Diese reichen vom nachhaltigen Umgang mit Regenwasser über die Ver- wendung vorhandener Materialien und Strukturen bis hin zur vorausschauenden, prozesshaften Planung. Auch für den speziellen Fall der Altin- dustrieflächen lassen sich Handlungs- richtlinien im Sinne der Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur ableiten wie z.B. weitestgehende Weiternutzung oder Wiederverwendung der vorhandenen Materialien und Konstruktionen, Mana- gement des Regenwassers auf dem Gelän- de mittels Rückhaltung, Speicherung und Verdunstung, Reduzierung bzw. Optimie- rung des logistischen Aufwandes durch die Ausnutzung vorhandener Potenziale (auch Lagerflächen), Planung eines pro- zesshaften Vorgehens sowie Integration der vorhandenen Vegetationsstrukturen in die neue Planung. Werden diese Prinzipien beachtet und im Detail umgesetzt, so kann die Land- schaftsarchitektur im Allgemeinen wie im speziellen Fall der Neubeplanung von Alt- industrieflächen einen wichtigen Beitrag im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung leisten. Die Handlungsrichtlinien sind für die Anwendung in der Praxis in visueller Form komprimiert worden und dieser Arbeit im Anhang angefügt (vgl. Kap. 7 - Anhang / 7.3 – Handlungsrichtlinien). Eine weitere wichtige Grundfrage der Ar- beit ist die nach der ökonomischen Be- deutung der vorhandenen Strukturen auf Altindustrieflächen. Dass die Weiternutzung und Wiederver- wendung vorhandener Materialien und Konstruktionen die Kriterien der ökologi- schen Dimension der Nachhaltigkeit er- füllt, wurde in den bisherigen Ausführun- gen bewiesen. Zur Untersuchung, ob damit auch die Kriterien der ökonomischen Dimension der Nachhaltigkeit erfüllt werden, ist es notwendig, eine geeignete Methode zur Ermittlung des ökonomischen Wertes der vorhandenen Strukturen zu finden. Im folgenden Kapitel werden verschiede- ne Methoden und Werkzeuge auf diese Eignung hin untersucht und erläutert. Schlussfolgernd daraus wird eine Metho- de ausgewählt und anschließend in Kap. 5 angewendet. 44 Möglichkeiten und Grenzen der ökonomischen Bewertung Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 4 Möglichkeiten und Grenzen der ökonomischen Bewertung 67 4 Möglichkeiten und Grenzen der ökonomischen Bewertung vor- handener Strukturen 4.1 Einleitung In den vorangegangenen Kapiteln wurde der Frage der Nachhaltigkeit und ihrem Bezug zur Landschaftsarchitektur, zu Alt- industrieflächen und zur Integration vor- handener Strukturen in Zwischen- und Nachnutzungen nachgegangen. Es wurde festgestellt, dass die Weiternut- zung oder Wiederverwendung der vor- handenen Materialien, Konstruktionen und sonstiger Strukturen hinreichend den Prinzipien der ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit entspricht. Angeschlossen hat sich die Frage, wie die Integration der vorhandenen Strukturen hinsichtlich der Ökonomie bzw. den Kri- terien der ökonomischen Dimension der Nachhaltigkeit zu bewerten ist. Dazu werden verschiedene Methoden der ökonomischen Bewertung ermittelt und untersucht. Im Endergebnis kommen zwei Möglichkeiten der ökonomischen Bewertung für den Zweck und das Ziel dieser Arbeit in Frage: die Zahlungsbereit- schaftsanalyse, mit der eine marktanaloge ökonomische Bewertung aus der Sicht der Nutzer möglich ist, und die Kostenermitt- lung für ein Beispielareal zum Vergleich der Kosten für Abriss, Neubau, Weiter- nutzung und Wiederverwendung sowie zur ökonomischen Gegenüberstellung verschiedener Handlungsalternativen. Die Durchführung einer Zahlungsbereit- schaftsanalyse für den Beispielstandort war lange Zeit als Bestandteil der vorlie- genden Arbeit geplant. Ihre Durchfüh- rung bis hin zur Erstellung der Fragebö- gen wurde detailliert bearbeitet. Nach Beratung mit Experten von verschiedenen Seiten musste jedoch die Einsicht gewon- nen werden, dass die Durchführung einer solchen Analyse weit außerhalb des zeitli- chen und personellen Machbarkeitsrah- mens dieser Dissertation liegt und quasi ein eigenständiges Forschungsprojekt oder eine gesonderte Dissertation darstel- len könnte. Deshalb fiel die Entscheidung, die Durchführung einer solchen Zah- lungsbereitschaftsanalyse für den Beispiel- standort tatsächlich auszugliedern und als Zukunftsoption in die Zeit nach Ab- schluss der Dissertation zu stellen. Die Durchführung der Zahlungsbereit- schaftsanalyse für den Beispielstandort ist jedoch in der Theorie hier bis hin zum Design der Fragebögen ausgearbeitet, um diese Möglichkeit der ökonomischen Be- wertung vorhandener Strukturen auf Alt- industrieflächen Landschaftsarchitekten und anderen am Planungsprozess Betei- ligten als Leitlinie und Werkzeug zur Ver- fügung stellen zu können. Der zweiten Möglichkeit der ökonomi- schen Bewertung, der Kostenermittlung für das Beispielareal, ist im Anschluss ein eigenes Kapitel gewidmet (vgl. 5 - Kosten- ermittlung für das Untersuchungsareal). In den folgenden Abschnitten soll die Zahlungsbereitschaftsanalyse als Methode Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 4 Möglichkeiten und Grenzen der ökonomischen Bewertung 68 der ökonomischen Bewertung von Nicht- Markt-Gütern bzw. zur Präferenzmes- sung mit zuvor bereits erwähntem Ziel vorgestellt werden. 4.2 Die Zahlungsbereitschaftsanaly- se zur Präferenzmessung 4.2.1 Grundlagen 4.2.1.1 Einleitung In engem Zusammenhang mit der Nach- haltigkeit von Planungen steht die Wert- schätzung von sogenannten „Umweltgü- tern“. Für den Begriff des „Umweltgutes“ gibt es in der Wissenschaft noch keine eindeutige Definition. Beschrieben wer- den Umweltgüter als Teile der natürli- chen Lebensumwelt wie z.B. Luft, Wasser oder Boden.1 Diese entsprechen der abio- tischen Umwelt. Aber auch Elemente der biotischen Umwelt gehören zu den Um- weltgütern. Als Beispiele dafür wären zu nennen: Wälder, Naturschutzgebiete und – im Rahmen der Landschaftsarchitektur bedeutend – städtische Freiräume wie Parks oder kleinere Grünflächen. Das Problem der in den letzten Jahrzehn- ten zu geringen Wertschätzung dieser Güter wird als eine der Ursachen für die fortschreitende Zerstörung solcher Na- turgüter angesehen. Meyerhoff schreibt dazu: „Natur und Landschaft sind ein offen- sichtlich immer knapper werdendes Gut; die Roten Listen der bedrohten 1 Spötter (2005): 11 Arten und der bedrohten Biotope be- legen dies nur zu deutlich. Der wis- senschaftliche Beirat der Bundesre- gierung für Globale Umwelt- veränderungen spricht in seinem Jah- resgutachten 1999 „Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Biosphäre“ gar von einer tiefen Krise, in die unse- re Lebenswelt geraten sei, da das na- türliche Kapital unseres Planeten, die biologische Vielfalt, drastische Ver- luste erleide. Durch die Brille des Ökonomen betrachtet liegt zumin- dest eine [Hervorhebung im Original] Ursache für diese Entwicklung darin, dass Marktpreise den Nutzen aus Na- tur und Landschaft nicht hinreichend widerspiegeln [eig. Hervorhebung], so dass diese bei vielen Entscheidungen über die Landnutzung nicht angemes- sen berücksichtigt werden.“ 2 Mit anderen Worten ausgedrückt: Nie- mand weiß, wie Kost-bar eine intakte Na- turlandschaft ist. Das Problem besteht in der Quantifizie- rung von Auswirkungen einer Verände- rung von Natur und Landschaft. Der öko- nomische Wert von Umweltgütern ist nicht an Marktpreisen ablesbar. Sie gehö- ren in der Regel zu den öffentlichen Gü- tern und sind meistens unentgeltlich zu- gänglich. Mit Hilfe der Kontingenten Bewertungs- methode (im englischsprachigen Bereich als Contingent Valuation Method be- zeichnet) ist jedoch eine marktanaloge Bewertung aus Nutzersicht möglich.3 2 Meyerhoff in Elsasser/Meyerhoff (2001): 6 3 Löwenstein in Elsasser/Meyerhoff (2001): 57 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 4 Möglichkeiten und Grenzen der ökonomischen Bewertung 69 Gelingt eine Bewertung aus ökonomi- scher Sicht, so wird es möglich, die Aus- wirkungen auf Umweltgüter in Entschei- dungssituationen gleichrangig mit ande- ren Auswirkungen darzustellen: „[...] Dadurch kann die Wertschät- zung für den Schutz oder die Verbes- serung der Situation in Natur und Landschaft dann im selben Maßstab in der Entscheidungssituation reprä- sentiert werden wie die übrigen Aus- wirkungen einer veränderten Land- nutzung.“ 4 Mit dieser Bewertung werden hypotheti- sche Märkte errichtet und somit für kol- lektive (vgl. S. 71) Umweltgüter Preise wie bei privaten Gütern ermittelt. Dadurch können Präferenzen von Personen bei Nutzungsalternativen von Umweltres- sourcen festgestellt werden. Man spricht auch von „Präferenzmessung“.5 Außer- dem wird es möglich, den Nutzen in mo- netären Einheiten den Kosten von Um- weltveränderungen gegenüberzustellen, d.h. dieser kann dann betriebswirtschaft- lich und im Wirtschaftssystem berechnet werden.6 Wofür sollen Präferenzen gemessen wer- den? Die wirtschaftlich-politische Antwort auf die Frage ist das Abzielen auf Wiederwahl 4 Meyerhoff in Elsasser/Meyerhoff (2001): 6 5 Moser (2006): 5 6 Liebe (2007): 18 von Politikern mittels Eingehen auf Präfe- renzen der Wähler.7 Liebe schreibt dazu: „Die Lösung dieser Probleme und Entscheidungen zu Umweltmaßnah- men orientieren sich in demokrati- schen Gesellschaften vom Grundsatz her an den Dringlichkeiten der Wäh- lerschaft.“ 8 Aus planerischer Sicht kann ergänzt wer- den, dass sich eine erfolgreiche Planung von z.B. Freiräumen nach Ansicht der Verfassering in deren intensiver Nutzung ausdrückt. Dies kann nur über die vorhe- rige Kenntnis von Präferenzen erreicht werden. 4.2.1.2 Möglichkeiten der ökonomi- schen Bewertung von Umweltgütern Die Umweltforschung resp. die Land- schafts- und Umweltökonomie hat Me- thoden entwickelt, mit denen sich Um- weltgüter ökonomisch bewerten lassen. Dazu gehören z.B. die Kosten-Nutzen- Analyse (vgl. 4.3) und als Teil dieser die Zahlungsbereitschaftsanalyse (Willing- ness-to-pay-Analysis). Abb. 4.1 auf der nächsten Seite gibt einen Überblick über die Möglichkeiten mone- tärer Bewertung von Umweltgütern. 7 Moser (2006): 5 8 Liebe (2007): 19 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 4 Möglichkeiten und Grenzen der ökonomischen Bewertung 70 Abb. 4.1: Übersicht über die unterschiedlichen mo- netären Bewertungsverfahren für Umweltgüter Quelle: Schmitz (2006): 42 Die Zahlungsbereitschaftsanalyse ermög- licht die Quantifizierung des Nutzens ei- nes Umweltgutes aus Sicht der Nutzer. Mit Hilfe ihrer wird ein Marktpreisäqui- valent konstruiert, indem „[...] im Rahmen solcher Methoden, speziell der Kontingenten Bewertung, Personen auf einem hypothetischen Markt in Befragungen ihren individu- ellen Nutzen, den sie aus einem kol- lektiven Umweltgut ziehen, in Geld- beträgen (der Zahlungsbereitschaft) zum Ausdruck bringen.“ 9 Die Kontingente Bewertung eines Um- weltgutes kann nur durchgeführt werden, indem für den Nutzer eine Änderung in der Bereitstellung des Umweltgutes simu- liert wird. 9 Liebe (2007): 28 Dies kann geschehen entweder über: • die Simulation der Aufhebung der kostenlosen Nutzung des Umweltgu- tes (also Erhebung von Preisen für die Nutzung) -> auch Hicksche Maße genannt. • die Simulation der Änderung des Umfanges des Umweltgutes (also Än- derung der Menge der Nutzbarkeit) -> auch Marshallsche Maße ge- nannt.10 Über den geäußerten hypothetischen Zahlungsbetrag wird eine Quantifizierung des Nutzens des Umweltgutes möglich und damit auch eine Gegenüberstellung mit „klassisch“ monetär bewertbaren Gü- tern wie z.B. privaten Gütern. Der Zah- lungsbereitschaftsbetrag ist der maximale Betrag, den der private Haushalt zu zah- len bereit wäre, um die Nutzungsein- schränkung zu vermeiden. 10 Löwenstein in Elsasser/Meyerhoff (2001): 62 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 4 Möglichkeiten und Grenzen der ökonomischen Bewertung 71 Wichtig ist die Unterscheidung, dass es sich bei einer erhobenen Zahlungsbereit- schaft um hypothetische Beträge handelt, während z.B. reelle Eintrittsgelder konkre- te öffentliche Einnahmen darstellen. Die zweite Möglichkeit der Erhebung ei- nes zur Bewertung von Umweltgütern he- ranziehbaren Betrages ist die Befragung nach einer Entschädigungsforderung des Haushaltes bei eingeschränkter Nutzbar- keit des Umweltgutes. Empfohlen wird zur Erhebung relevanter Daten jedoch, für die ökonomische Be- wertung die Zahlungsbereitschaft zu er- fragen, da Entschädigungsforderungen u.U. ins Unendliche gehen können. Umweltgüter können noch unterschieden werden in private Umweltgüter (der eige- ne Garten) oder kollektive Umweltgüter wie z.B. Waldgebiete. Liebe schreibt dazu: „Kollektivgüter zeichnen sich durch eine Nicht-Rivalität im Konsum und eine Nicht-Ausschließbarkeit von der Nutzung aus. Konsumiert eine Person ein Kollektivgut, führt dies nicht zu einer Beeinträchtigung des Konsums dieses Gutes für irgendeine andere Person.“ 11 In dieser Arbeit beziehen sich die Aussa- gen immer auf kollektive Umweltgüter, da private Umweltgüter thematisch nicht re- levant sind. 11 Liebe (2007): 26 4.2.2 Theorie 4.2.2.1 Einleitung Die Zahlungsbereitschafts-Analyse ist ei- ne kontingente Bewertungsmethode (Contingent Valuation Method – CVM), ein Konzept zur direkten ökonomischen Bewertung von nicht handelbaren Gütern wie Umweltgütern und Leistungen, das auf Umfragen basiert, um die nicht han- delbaren Güter handelbaren Gütern ver- gleichend gegenüberstellen zu können. Das Kontingent besteht in der Gesamtheit der Befragten. Mit der Zahlungsbereit- schaft können z.B. umweltverbessernde Maßnahmen oder Programme zur Ver- hinderung von Umweltverschlechterun- gen bewertet werden. In ersterem Fall wird vom Preisniveau der Endsituation ausgegangen, in letzterem vom Preisni- veau der Ausgangssituation. Unbewusst werden in einer Zahlungsbereitschafts- analyse von den Befragten immer nut- zungsabhängige und nutzungsunabhängi- ge Werte beurteilt. Ob eine bewusste und geplante Aufschlüsselung der Fragenin- halte nach nutzungsabhängigen und nut- zungsunabhängigen Werten möglich ist, muss noch untersucht werden und spielt für die Erstellung des Befragungsdesigns eine Rolle. An dieser Stelle wird die These aufgestellt, dass bei der Erhebung der Zahlungsbe- reitschaft davon ausgegangen werden kann/muss, dass mit zunehmender Dis- tanz der Befragten zum Umweltgut der Anteil der beurteilten nutzungsunabhän- gigen Werte im Verhältnis zu den nut- zungsabhängigen Werten steigt. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 4 Möglichkeiten und Grenzen der ökonomischen Bewertung 72 Abb. 4.2: Hypothese zum Anstieg der nutzungsu- nabhängigen Werte mit steigender Distanz eig. Darst. In der Literatur wird davon gesprochen, dass es noch ungeklärt ist, ob die Distanz überhaupt einen Effekt auf die Zahlungs- bereitschaft für nutzungsunabhängige Werte hat. Dies könnte z.B. untersucht werden, indem der Fragebogen eine be- wusste Trennung in nutzungsabhängige und nutzungsunabhängige Werte auf- weist. So kann auch über die Distanz hin ermittelt werden, ob und wie sich die Zahlungsbereitschaft hinsichtlich der nut- zungsunabhängigen Werte ändert. 4.2.2.4 Entwicklung der Zahlungsbe- reitschaft Ihre Ursprünge hat die Zahlungsbereit- schaftsanalyse in den USA.12 Eines der be- kanntesten Beispiele für den Einsatz die- ser Bewertungsmethode ist die Tanker- katastrophe des Öltankers „Exxon Valdex“ in Alaska im Jahr 1989. Das Tankerun- 12 Liebe (2007): 18 glück gilt als die größte Umweltkatastro- phe der Seefahrt. Dabei liefen ca. 40.000 Tonnen Rohöl aus und verseuchten etwa 2.000 km bis dahin nahezu unberührter Küste. Unter den Bürgern der USA wurde landesweit eine Umfrage zur Zahlungsbe- reitschaft durchgeführt. Erfragt wurde die Summe, die die Bürger für Programme zu zahlen bereit wären, die Katastrophen wie die des „Exxon Valdex“ in Zukunft zu verhindern. Ermittelt wurde eine Summe von ca. 2,8 Milliarden US-Dollar, die letztendlich auch gegenüber der Firma Exxon vor Gericht geltend gemacht wur- de.13 In diesem Beispiel wird deutlich, wie – eigentlich nicht monetär messbare - Präferenzen von Bürgern durch die Zah- lungsbereitschaftsanalyse in eine messba- re und damit verhandelbare Größe um- gewandelt wurden. Die Anwendung der Zahlungsbereit- schaftsanalyse erfolgt in Europa erst in den letzten Jahren verstärkt. Vorreiter da- bei sind die skandinavischen Länder und Großbritannien.14 Wichtigster Ausgangspunkt einer Zah- lungsbereitschafts-Analyse ist die Defini- tion der Grundgesamtheit an zu Befra- genden und daraus schließend eine korrekte Stichprobennahme.15 Eine inkor- rekte Stichprobennahme gehört zu einer der größten Fehlerquellen bei einer kon- 13 ebd.: 19 14 ebd.: 19 15 Jede Befragung, die nicht komplett alle Betroffe- nen erfasst, ist eine Stichprobe. Dem gegenüber steht die Vollbefragung, auch Totalbefragung ge- nannt, d.h. die vollständige Befragung aller Be- troffenen. In Bezug auf öffentliche Güter ist in der Regel nur eine Stichprobennahme möglich. y x W er te Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 4 Möglichkeiten und Grenzen der ökonomischen Bewertung 73 tingenten Bewertung und führt zu einer Verzerrung der Ergebnisse.16 Um eine Stichprobennahme korrekt zu gestalten, ist beispielsweise das Zufalls- prinzip geeignet. Die aus dem Kreis der Betroffenen zu Befragenden werden durch Zufall und nicht nach bestimmten pragmatischen Aspekten wie z.B. admi- nistrativen Einheiten ausgewählt. Für die Befragung zu einer Altindustriefläche würde das z.B. bedeuten, dass zunächst der geografische „Einzugsbereich“ der Be- troffenen nach intensiver Analyse festge- legt wird (Möglichkeit: nach Entfernung zur Altindustriefläche). Aus diesem Kreis von Betroffenen werden durch Zufall Per- sonen zur Befragung ausgewählt. Laut Meyerhoff17 ist das eine erfolgreiche Methode für eine korrekte Stichproben- nahme. Dieses zufällige Auswählen könn- te z.B. bei einer schriftlichen Befragung durch das Einwerfen des Fragebogens in eine bestimmte Anzahl von Briefkästen erfolgen, gleichmäßig verteilt im Bereich der Betroffenen. Eine weitere Fehler- bzw. Verzerrungsquelle der Ergebnisse besteht in der Antwortverweigerung. Darauf soll später noch eingegangen werden. Auch das sogenannte „Frageformat“ spielt eine wichtige Rolle bei der Befragung zur Zah- lungsbereitschaft. Die Fragen können entweder in einem offenen (unrestrikti- ven) Format oder im geschlossenen (re- striktiven) Format gestellt werden.18 Un- ter einem offenen Frageformat versteht man z.B. folgende Formulierung: „Wieviel 16 Meyerhoff in Elsasser/Meyerhoff (2001): 14 17 ebd.: 14 18 Das geschlossene Frageformat wird im Englischen auch mit „dichotomous choice“ oder „closed end questions“ bezeichnet. wären Sie bereit zu zahlen...?“. Eine Frage im geschlossenen Frageformat würde fol- gendermaßen lauten: „Wären Sie bereit, Betrag x oder y zu zahlen...?“ Die Antwort ist beim geschlossenen Frageformat also in Form einer Auswahl vorgegeben. Auch eine sogenannte „Bezahlkarte“ – wie in der folgenden Abbildung dargestellt - ist ebenfalls zur Ermittlung der Zahlungsbe- reitschaft geeignet. Abb. 4.3: Beispiel für eine Bezahlkarte bei der Zah- lungsbereitschaftsanalyse zur Biologischen Vielfalt der Wälder. Quelle: Küpker (2007): 30 Eine solche Bezahlkarte kann dem Befrag- ten die Findung einer Summe, die er be- reit ist zu zahlen, erleichtern, indem er sie einfach auf der Karte auswählt. Dass das Frageformat die Antwort, also die genannte Summe beeinflusst, ist in Untersuchungen belegt worden. In der Literatur werden oft offene und ge- schlossene Frageformate verglichen. Die Nachteile des offenen Frageformates wer- den z.B. mit einer höheren Schwierigkeit für den Befragten beschrieben, eine ma- ximale Zahlungsbereitschaft anzugeben Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 4 Möglichkeiten und Grenzen der ökonomischen Bewertung 74 als einen vorgeschlagenen Preis zu akzep- tieren oder abzulehnen. Außerdem würde das offene Frageformat die Zahlungsbe- reitschaft nach unten verzerren. An dieser Stelle sei aber die Bemerkung gemacht: möglicherweise verzerrt das geschlossene Frageformat die Zahlungsbereitschaft nach oben. Hackl & Pruckner nennen als dritten Nachteil das vermehrte Auftre- ten von Protestantworten und Antwort- verweigerungen.19 Meyerhoff empfiehlt die Verwendung von geschlossenen, doppelt restringierten Spike-Modellen, die z.B. auch eine Zah- lungsbereitschaft von Null (zero response) berücksichtigen und asymmetrische Ver- teilungen zulassen.20 Da aber wie o.g. auch beim geschlossenen Frageformat Nachteile bestehen, z.B. auch in einer Abhängigkeit der Ergebnisse vom vorgegebenen Niveau, werden in Unter- suchungen beide Frageformate verwen- det. Einen Vergleich zwischen zwei unter- schiedlichen Frageformaten liefern Hackl & Pruckner in ihrer Untersu- chung der Zahlungsbereitschaft für einen Nationalpark. Sie ermittelten Werte ein- mal anhand von Bezahlkarten und einmal mit geschlossenen Frageformaten.21 Den Vergleich geben die untenstehenden Ta- bellen wieder. 19 Hackl/Pruckner in Elsasser/Meyerhoff (2001): 95 20 Meyerhoff in Elsasser/Meyerhoff (2001): 14 21 Hackl/Pruckner in Elsasser/Meyerhoff (2001): 97-98 Nordosten Median MW N 1 Konvent. Logit 97,2 358,0 278 Probit 98,7 359,5 278 Spike Logit 128,2 242,9 278 Probit 137,0 256,3 278 2 Konvent. Logit 18,1 147,7 249 Probit 16,8 121,6 249 Spike Logit 0 96,2 249 Probit 0 93,9 249 Tab. 4.1: Vergleich der Höhe der Zahlungsbereit- schaft bei geschlossenem Frageformat und Frage- format mit Bezahlkarte für den nordöstlichen Be- reich des Befragungsgebietes (Logit steht für die Annahme logistischer Verteilung; Probit für die An- nahme von Normalverteilung) Quelle: nach Hackl/Pruckner in Elsasser/Meyerhoff (2001): 97 Südwesten Median MW N 1 Konvent. Logit 29,4 166,9 278 Probit 30,9 153,8 278 Spike Logit 0 124,4 278 Probit 0 129,1 278 2 Konvent. Logit 11,72 111,5 249 Probit 11,88 92,5 249 Spike Logit 0 75,9 249 Probit 0 79,4 249 Tab. 4.2: Vergleich der Höhe der Zahlungsbereit- schaft bei geschlossenem Frageformat und Frage- format mit Bezahlkarte für den südwestlichen Be- reich des Befragungsgebietes Quelle: nach Hackl/Pruckner in Elsasser/Meyerhoff (2001): 98 Deutlich wird beim Vergleich der unter- schiedlichen Werte, dass die Mittlere Zahlungsbereitschaft (MW) in beiden Be- fragungsgebieten bei dem Frageformat mit Bezahlkarte deutlich und stets niedri- ger ausfällt als beim geschlossenen Frage- format. Ein dritter Vergleich mit offenem Frageformat wurde innerhalb der Studie von Hackl & Pruckner leider nicht durchgeführt. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 4 Möglichkeiten und Grenzen der ökonomischen Bewertung 75 Die untenstehende Abbildung zeigt einen Überblick über verschiedene Fragemög- lichkeiten der Kontingenten Bewertung. 4.2.2.5 Dependenz der Zahlungs- bereitschaft von Variablen Bei einer Befragung – unabhängig vom Gegenstand - muss vorher die Beeinflus- sung der erfragten Werte durch Variablen untersucht und geklärt werden. Abb. 4.4: Unterschiedliche Instrumente zur Ermitt- lung der Zahlungsbereitschaft Quelle: Liebe 2007: 117 Im Falle der Zahlungsbereitschaftsanalyse gibt es durch bisherige theoretische sowie empirische Forschung Vermutungen über bestimmte Variablen, die einen signifikan- ten Einfluss auf die Höhe der Zahlungsbe- Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 4 Möglichkeiten und Grenzen der ökonomischen Bewertung 76 reitschaft haben. Diese Erkenntnisse kön- nen jedoch noch nicht als grundlegend angesehen werden, da die Forschung auf diesem Gebiet noch nicht abgeschlossen ist. Auch hat sich innerhalb durchgeführ- ter Studien eine Überlagerung von ver- schiedenen Variablen ergeben. Diese müssen in weiterer Forschung herausge- filtert werden.22 Distanz Eine der Variablen, die die Höhe der Zah- lungsbereitschaft maßgeblich beeinflus- sen, ist die Distanz. Damit ist die Entfer- nung des Wohnortes des Befragten zum zu bewertenden Umweltgut oder öffentli- chen Gut gemeint. Die These, dass die Zahlungsbereitschaft in negativer Relation zur Distanz steht, konnte in einigen Un- tersuchungen bisher nachgewiesen wer- den. Jedoch besteht, wie oben bereits er- wähnt, noch das Problem der vermuteten teilweisen Überlagerung von verschiede- nen Variablen, so dass eine direkte negati- ve Abhängigkeit der Zahlungsbereitschaft von der Distanz noch nicht eindeutig festgestellt werden konnte. Für die Zahlungsbereitschaft für Nach- nutzungen auf Altindustrieflächen wird hier die These aufgestellt, dass diese mit zunehmender Distanz zum Planungsge- biet sinkt. 22 Rommel in Elsasser/Meyerhoff (2001): 54-56 Abb. 4.5: vermutete Abhängigkeit der Zahlungsbe- reitschaft von der Distanz eig. Darst. Darstellbar wäre dies mit der in Abb. 4.5 gezeigten Kurve, die sich auch mit der mathematischen Funktion e-x² beschrei- ben lässt. Das bedeutet, dass die Höhe der Zahlungsbereitschaft prinzipiell mit stei- gender Distanz sinkt, aber dass sowohl im Bereich sehr, sehr geringer Distanzen zum bewerteten öffentlichen Gut als auch im Bereich von sehr, sehr großen Distanzen keine wesentlichen Unterschiede in der Höhe der Zahlungsbereitschaft auftreten (in der Grafik: Bereiche am Beginn und am Ende der Kurve). Ein Nebeneffekt des Einflusses der Dis- tanz nicht nur auf die Höhe der Zah- lungsbereitschaft, sondern auch auf deren Erhebung, ist die sinkende Teilnahmebe- reitschaft (Response) mit zunehmender Distanz. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 4 Möglichkeiten und Grenzen der ökonomischen Bewertung 77 Substitutionsoption In engem Zusammenhang mit der Dis- tanz steht eine weitere Variable, nämlich die der Substitutionsoption, d.h. inwieweit der/dem Befragten andere, in ihrer Nutz- barkeit ähnliche Umweltgüter oder öf- fentliche Güter zur Verfügung stehen, auf die also ausgewichen bzw. durch die das bewertete Gut substituiert werden kann. Es existiert die Annahme, dass die Zah- lungsbereitschaft sinkt, je höher die Sub- stitutionsmöglichkeiten sind. Problema- tisch im Zusammenhang mit der Distanz ist, dass sich Distanz- und Substitutions- einfluss auf die Zahlungsbereitschaft überlagern können und demnach durch ein qualifiziertes Befragungsdesign eine der beiden Variablen im Vorfeld heraus- gefiltert werden muss. Leistungsaufschlüsselung Eine weitere Variable ist die Aufschlüsse- lung einzelner Funktionen bzw. Leistun- gen des öffentlichen Gutes. Laut Rom- mel23 führt eine Spezifizierung der zu bewertenden Leistungen zu geringeren Zahlungsbereitschaftsbeträgen als bei der Erhebung der Zahlungsbereitschaft für ein umfassendes Bündel an Funktionen und Leistungen des öffentlichen Gutes. Level of Information - Informationsni- veau Auch das Informationsniveau der Befrag- ten stellt eine Variable dar, die – wie in 23 Rommel in Elsasser/Meyerhoff (2001): 47 Untersuchungen belegt - die Höhe der Zahlungsbereitschaft beeinflusst. Rom- mel beschreibt eine ansteigende Zah- lungsbereitschaft mit steigendem Infor- mationsniveau der Befragten24, schluss- gefolgert aus der Aussage von Pate & Loomis, dass mit zunehmender Distanz das Informationsniveau über das Um- weltgut abnimmt und damit auch die Zahlungsbereitschaft sinkt.25 Die Information zu dem zu bewertenden Gut sollte möglichst korrekt, vollständig und verständlich sein, damit dem Respondenten eine möglichst reale Be- wertung möglich ist. Wichtig bei der In- formationsbereitstellung ist, die Gratwan- derung zwischen einem Zuwenig und einem Zuviel an Information zu meistern. Erhält die/der Befragte zu wenige Infor- mationen, kann es zu einer unrealisti- schen Aussage zur Zahlungsbereitschaft kommen. Werden andererseits jedoch zu viele Informationen bereitgestellt, kann dies eine Überforderung der/des Befrag- ten hervorrufen und sowohl zu vermehr- ter Antwortverweigerung als auch zu ei- ner Verzerrung der Zahlungsbereitschaft führen (information overload und infor- mation bias - beispielsweise durch zu viel Information in einer bestimmten Rich- tung). Das Optimum der Information wäre demnach also so zu wählen, dass den Respondenten fundierte und realistische Antworten möglich werden, diese aber 24 ebd.: 51 25 Pate/Loomis (1997): 205 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 4 Möglichkeiten und Grenzen der ökonomischen Bewertung 78 nicht beeinflusst werden. Zander hält das für praktisch unmöglich.26 Dass je- doch die Antworten mit Art und Umfang der Information variieren, ist wiederum normal und macht diese dadurch auch plausibel.27 Für die Bewertung der beiden Varianten des im Rahmen dieser Arbeit entwickel- ten Beispielfragebogens wurde darauf ge- achtet, beide Varianten in gleicher Art und in gleichem Umfang zu beschreiben, damit es durch die Informationsbereitstel- lung nicht zu einer Verzerrung der Be- wertung kommt. Die Untersuchung und Isolierung der die Zahlungsbereitschaft beeinflussenden Va- riablen ist also von großer Bedeutung, denn aggregierte Zahlungsbereitschaften können (und sollen!) als Entscheidungs- grundlagen für z.B. regionalpolitische Pla- nungen dienen. Starting Point Bias - Startpunktverzer- rung Die Ergebnisse einer Befragung zur Zah- lungsbereitschaft können, wie in empiri- schen Untersuchungen festgestellt wurde, auch durch den Startpunkt (bid) bei ge- schlossenen Frageformulierungen verzerrt werden. Mit bid ist gemeint: der untere angegebene Wert einer Zahlungsbereit- schaftssumme im Falle der geschlossenen Frage, wenn also der Betrag nicht völlig offengelassen wird, sondern in vorgege- bene Beträge eingeteilt ist. 26 Zander in Elsasser/Meyerhoff (2001): 148 27 ebd.: 146/147, zitiert nach Mitchell/Carson (1989) Item Non-Response - Protestantworten und Antwortverweigerung Ein erhebliches Problem der Kontingen- ten Bewertung stellen die sogenannten Protestantworten wie auch die verweiger- ten Antworten dar28. Aus unterschiedli- chen Gründen verweigern Befragte die Antwort auf die Befragung oder geben bei der Frage nach der Zahlungsbereitschaft den Wert Null an. Dies führt zu Proble- men in der Auswertung von Kontingen- ten Bewertungsstudien. Protestantworten können einen Anteil von bis zu 50 % aus- machen, normal sind oft Prozentzahlen um die 30 %. Ein qualifiziertes Fragebo- gendesign kann jedoch den Anteil der Protestantworten bis auf 5 % senken.29 Die Protestantworten sind nicht mit übli- chen Parametern wie Alter, Einkommen oder Geschlecht erklärbar, sondern gehen vielmehr auf die persönliche Einstellung (im Falle von Umweltgütern: Umweltbe- wusstsein) der Befragten zurück. Protestantworten sind eine marginale Fehlerquelle bei Zahlungsbereitschafts- analysen, da sie die mittlere Zahlungsbe- reitschaft erheblich verzerren können. Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten, mit diesen Antworten bzw. Nicht-Antworten bei der Auswertung zu verfahren: 28 Unter Protestantwort versteht man alle Antwor- ten, die nicht auf ökonomischem Kalkül beruhen, (Brouwer/Spaninks 1999) – zu unterscheiden von einer „echten“ Zahlungsbereitschaft von Null, bei der nämlich alle Gründe auf eine öko- nomisch-rationale Entscheidung hindeuten, z.B. keine Wertschätzung oder mangelnde finanzielle Mittel (Lindsey 1994: 123 ff.). 29 Wronka in Elsasser/Meyerhoff (2001): 161 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 4 Möglichkeiten und Grenzen der ökonomischen Bewertung 79 A) Die nicht eingegangenen Antworten werden aus der Befragung ausge- klammert. Das hat aber zur Folge, dass dieser Teil der Befrag- ten/Betroffenen nicht berücksichtigt wird und die Befragung deshalb nicht mehr als repräsentativ angesehen werden kann. B) Die nicht eingegangenen Antworten werden mit einer Zahlungsbereit- schaft von Null gleichgesetzt. Dies wiederum zieht nach sich, dass die mögliche reelle Zahlungsbereitschaft der Befragten, die keine Angabe dazu gemacht haben, tatsächlich höher lie- gen könnte als Null. Im ersten Fall führt eine solche Behand- lungsweise der Nicht-Antworten zu einer Verzerrung der mittleren Zahlungsbereit- schaft nach oben. Im zweiten Fall führt die Behandlungsweise zu einer Verzer- rung der mittleren Zahlungsbereitschaft nach unten. Beide Möglichkeiten des Umgangs mit Protestantworten oder Antwortverweige- rungen sind in der wissenschaftlichen Diskussion umstritten. Der Anteil der Protestantworten oder Antwortverweigerungen kann mit einem guten Befragungsdesign deutlich reduziert werden. Die Bewertungssituation sollte plausibel und so realitätsnah wie möglich ausgestaltet werden. Schlussfolgernd aus den o.g. Umständen erscheint eine parallele Erhebung der Gründe für das Verweigern der Antwort bzw. für die Angabe eines Protestwertes sinnvoll. Somit können die Protestant- worten identifiziert werden und die Aus- wertung der Ergebnisse der Befragung kann wissenschaftlich korrekter erfolgen. Der für den Beispielstandort im Rahmen dieser Arbeit entwickelte Fragebogen ist im Anhang 7 unter 7.3 Handlungsrichtli- nien angefügt. 4.2.2.6 Zusammenfassung Die Zahlungsbereitschaftsanalyse als kon- tingente Bewertungsmethode stellt eine sehr gut geeignete Möglichkeit der öko- nomischen Bewertung eines öffentlichen Gutes, wie z.B. einer transformierten oder zu transformierenden Altindustriefläche als Teil der Kosten-Nutzen-Analyse dar. Im Entscheidungsprozess kann eine sol- che Bewertung eine wichtige Unterstüt- zung oder auch Argumentation liefern, welcher Weg für eine Zwischen- oder Nachnutzung eingeschlagen werden soll. Die Durchführung der Zahlungsbereit- schaftsanalyse für den Beispielstandort kann im Rahmen dieser Dissertation nicht erfolgen. Die Kosten-Nutzen-Analyse wird im nächsten Abschnitt beschrieben. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 4 Möglichkeiten und Grenzen der ökonomischen Bewertung 80 4.3 Bewertung der Wirtschaftlich- keit mittels der Kosten- Nutzen-Analyse 4.3.1 Einleitung Eine Möglichkeit der Bewertung der Wirtschaftlichkeit von Vorhaben, Objek- ten oder Handlungsalternativen stellt die bereits unter 4.2.1.2 erwähnte Kosten- Nutzen-Analyse dar. Obwohl sie im Rahmen der Arbeit nicht durchgeführt werden kann, soll sie zum Verständnis des Bewertungsvorgangs und als übergeordnetes Objekt der beiden er- arbeiteten Methoden der ökonomischen Bewertung – der Zahlungsbereitschafts- analyse und der Kostenermittlung – er- läutert werden. 4.3.2 Zweck und Anwendung Die Kosten-Nutzen-Analyse (im engli- schen Sprachgebrauch als Cost-Benefit- Analysis bezeichnet) stellt eine Form der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung dar. Sie entstammt der angewandten Wohlfahrts- ökonomie. Der Zweck der Kosten- Nutzen-Analyse ist die ökonomische Be- wertung von öffentlichen Vorhaben wie z.B. öffentlichen Infrastrukturmaßnah- men. Sie dient der Vorbereitung einer po- litischen Entscheidung. In Deutschland sind Kosten-Nutzen-Untersuchungen für öffentliche Maßnahmen seit 1969 vorge- schrieben. Anwendung findet diese Bewertungsme- thode in Bereichen wie Verkehrs-, Bil- dungs- und Gesundheitsinfrastruktur. Das Ziel der Analyse ist es, die Wirtschaftlich- keit eines Vorhabens zu ermitteln oder die Wirtschaftlichkeit von verschiedenen Vorhaben oder Handlungsalternativen hinsichtlich ihrer Ökonomie zu verglei- chen und zu bewerten. Das Ergebnis wird durch die Ermittlung und Addierung aller anfallenden Kosten auf der einen Seite sowie aller prognostizierten Nutzen (in Geldwerten) auf der anderen Seite erstellt. Die Variante mit dem besten Kosten- Nutzen-Verhältnis wird letztendlich um- gesetzt. Oder es wird, wenn die Wirt- schaftlichkeit eines Vorhabens bewiesen ist (großer Nutzen mit rentablen Kosten), dieses durchgeführt. Der Vorbereitung der Entscheidung liegt die Annahme zugrunde, dass die Kosten eines Investiti- onsobjektes als Minderung gesellschaftli- cher Wohlfahrt angesehen werden und dessen Erträge hingegen als Zuwachs. 4.3.3 Vorgehensweise Bei der Durchführung einer Kosten- Nutzen-Analyse wird üblicherweise in den im Folgenden dargestellten Schritten vorgegangen: 30 1) Im ersten Schritt wird das Problem definiert, die Aufgabe wird geklärt. 2) Im zweiten Schritt werden die Ziele konkretisiert, d.h. es werden relevante Entscheidungskriterien festgelegt. 3) Der dritte Schritt dient der Bestim- mung des Entscheidungsfeldes, die Rahmenbedingungen des Entschei- dungsspielraumes werden analysiert. 30 Scholles (2008) in Fürst/Scholles (2008): 418 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 4 Möglichkeiten und Grenzen der ökonomischen Bewertung 81 4) Im vierten Schritt werden die Alter- nativen ausgewählt und dargestellt. 5) Der fünfte Schritt dient der Erfassung und Beschreibung der Vor- und Nachteile der Alternativen sowie der Prognose ihrer Auswirkungen. 6) Im sechsten Schritt werden die Wir- kungen in monetären Größen bewer- tet. 7) Den siebenten Schritt stellt die so ge- nannte Sensitivitätsanalyse dar, d.h. die Empfindlichkeit der Analyseer- gebnisse gegenüber einer Änderung der Annahmen und Eingangsdaten wird ermittelt. 8) Im achten Schritt erfolgt die „Diskon- tierung“. Darunter ist das Vermitteln der Zukunftswerte mit den Gegen- wartswerten zu verstehen. 9) Im neunten Schritt erfolgt die Gegen- überstellung der Nutzen und der Kos- ten. Danach wird der Quotient aus beiden Summen ermittelt: das Nut- zen-Kosten-Verhältnis. 10) Im zehnten Schritt werden verbal die nicht-monetarisierbaren Indikatoren gesondert dargestellt. 11) Im elften und letzten Schritt der Kos- ten-Nutzen-Analyse erfolgt die Ge- samtbeurteilung und Entscheidung für diejenige Alternative mit dem bes- ten Nutzen-Kosten-Verhältnis unter nachrichtlicher Einbeziehung nicht monetarisierbarer Wirkungen. 4.3.4 Kritische Beurteilung der Metho- de Für die Kosten-Nutzen-Analyse können zwei Prinzipien für die Aufstellung der Nutzen verwendet werden – das Brutto- nutzenprinzip oder das Nettonutzenprin- zip. Je nachdem, welches Prinzip verwen- det wird, werden durch das Netto- nutzenprinzip gute und schlechte Ergeb- nisse gegenüber dem Bruttonutzenprinzip verstärkt. Dadurch können sich Probleme ergeben, wenn unterschiedliche Alterna- tiven beispielsweise mit unterschiedlichen Prinzipien berechnet wurden oder das Nutzen-Kosten-Verhältnis als absoluter Maßstab für die Effizienz angesehen wird. Weiterhin ist die Methode der Kosten- Nutzen-Analyse sehr beeinflussbar durch die Selektion der zu berücksichtigenden Größen und Effekte. Ein Vorhabensträger wird immer alle für seine Argumentation dienlichen Argumente in die Berechnung einbeziehen. Aus diesem Grunde wird / kann die Kosten-Nutzen-Analyse immer auch politisch gefärbt sein. Auch die sogenannten Sekundärwirkun- gen können das Ergebnis der Studie in die ein oder andere Richtung verschieben. Als ein Beispiel dafür beschreibt Scholles die Umstände der Kosten-Nutzen- Analyse für den Bau des Main-Donau- Kanals: „Während die Anrechnung von Stei- gerung und Rückgang des Fremden- verkehrs in der Region noch plausibel abgrenzbar erscheint, ist die Ände- rung der deutschen oder gar globalen Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 4 Möglichkeiten und Grenzen der ökonomischen Bewertung 82 Bilanz des CO2-Ausstoßes durch den Bau des Kanals kaum mehr abzugren- zen. Aber wo ist die Grenze, bis zu der Sekundärwirkungen einbezogen werden? Manche Wirkungen treten erst in langen Wirkungsketten und mit zeitlicher Verschiebung auf, und man weiß oft wenig Konkretes. Man kann hier sehr kreativ in der Prognose von Folgewirkungen sein. Die Ergeb- nisse werden immer weniger durch- schaubar und damit auch immer we- niger überzeugend. […] Dennoch treten Folgewirkungen immer wieder auf, manchmal überraschend: Der Main-Donau-Kanal führt wahr- scheinlich zu einem Absinken des Grundwasserspiegels an der oberen Altmühl (wo nicht gebaut wurde), wie sich jetzt in der Praxis herausstellt. Dadurch werden in der Landwirt- schaft Kosten verursacht, die nicht einbezogen waren.“ 31 Es zeigt sich also, dass die Abgrenzung der Sekundärwirkungen sehr schwierig und damit auch das Ergebnis der Analyse nicht immer eindeutig ist. Ein weiteres Problem sind die intan- giblen32 Wirkungen, die sich nicht mone- tär messen lassen. Sie werden nur nach- richtlich in die Abwägung eingestellt, und ihrer jeweiligen Wichtigkeit wird damit keine Rechnung getragen. Es gibt ver- 31 Scholles (2008) in Fürst/Scholles (2008): 425 32 Mit „intangibel“ werden bei der Kosten-Nutzen- Analyse Auswirkungen bezeichnet, die nicht di- rekt messbar sind und nicht monetär ausgedrückt werden können. Bei Veränderungen der Umwelt können das beispielsweise Verlust des Erho- lungswertes einer Landschaft oder Verschwinden von Rote-Liste-Arten sein. schiedene Methoden, sogenannte „Schat- tenpreise“ für die intangiblen Wirkungen zu ermitteln, jedoch ist für jede Wirkung eine andere Methode geeignet, so dass sich der Vergleich der am Ende ermittel- ten Werte als schwierig darstellt. Noch weitere Probleme werden im Zu- sammenhang mit der Kosten-Nutzen- Analyse kritisch diskutiert. Im Rahmen dieser Arbeit soll das aber nicht weiter vertieft werden. 4.3.5 Bedeutung für die Arbeit Der Bezug zur vorliegenden Arbeit be- steht darin, dass die Untersuchung und Aufstellung der Kosten im Abschnitt 5 - Kostenermittlung für das Untersuchungs- areal erfolgt. An dieser Stelle werden aus- schließlich die Kosten für die Herstellung des gegenwärtigen Zustandes ermittelt, also keine intangiblen oder zukünftigen Kosten. Ebenfalls findet keine monetäre Ermittlung der Nutzen statt. Dies könnte beispielsweise mit der Zahlungsbereit- schaftsanalyse erfolgen. Die Durchfüh- rung jener wurde jedoch, wie bereits mehrfach erwähnt, aus Machbarkeits- gründen aus der Arbeit ausgegliedert und stellt einen wichtigen Anknüpfungspunkt für weitere Forschungen dar, ebenso wie die weitere Untersuchung langfristiger Kostenauswirkungen einzelner Hand- lungsalternativen. 4.4 Fazit Die verschiedenen Möglichkeiten einer ökonomischen Bewertung der vorhande- nen Strukturen wurden untersucht. Die Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 4 Möglichkeiten und Grenzen der ökonomischen Bewertung 83 Zahlungsbereitschaftsanalyse erweist sich als eine geeignete Methode zur Ermitt- lung monetärer Größen für den Wert ei- nes Objektes aus Nutzersicht, das von sich aus keinen klassischen Markt-Wert darstellt. Ihre praktische Durchführung am Bei- spielstandort ist aufgrund des begrenzten zeitlichen und personellen Rahmens der Dissertation nicht möglich. Die Theorie ihrer Durchführung und die Handlungsrichtlinien dazu werden jedoch im Rahmen dieser Arbeit entwickelt und als ein für Landschaftsarchitekten und andere am Planungsprozess Beteiligte nutzbares Werkzeug formuliert und be- reitgestellt. Die der Zahlungsbereitschaftsanalyse übergeordnete Kosten-Nutzen-Analyse kommt in ihrer klassischen Form in dieser Arbeit nicht zur Anwendung, jedoch be- stehen Bezüge hinsichtlich der Kostener- mittlung. Diese erfolgt für das ausgewähl- te Beispielareal im anschließenden Ka- pitel. Die Kostenermittlung für das Untersu- chungsareal wird als wichtiges Element der Stützung oder Widerlegung der dieser Arbeit zugrunde liegenden Thesen im fol- genden Kapitel detailliert beschrieben. 55 Kostenermittlung Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 85 5 Kostenermittlung und Verglei- che für unterschiedliche Hand- lungsalternativen am Beispiel- areal 5.1 Einführung und Ziel Die Untersuchung der verschiedenen Möglichkeiten zur ökonomischen Bewer- tung der vorhandenen Strukturen im Au- ßenraum von Altindustrieflächen hat die Auswahl von zwei geeigneten Methoden ergeben: Die Zahlungsbereitschaftsanalyse steht auf der einen Seite der Kosten- Nutzen-Analyse für die Ermittlung der Nutzen, und die Kostenermittlung auf der anderen Seite für die Ermittlung der Kos- ten. Innerhalb der vorliegenden Arbeit war es notwendig, sich auf eine Ermitt- lungsmethode zu beschränken. Die Kos- tenermittlung ist hier aufgrund der Mach- barkeit die Methode der Wahl und wird im Folgenden beschrieben. Für die Untersuchung der ökonomischen Bedeutung der vorhandenen Strukturen auf Altindustrieflächen wird die Ermitt- lung von Herstellungskosten für ein cha- rakteristisches Teilareal des Beispiel- standortes durchgeführt. Unter Kosten sind im Rahmen dieser Arbeit die Baukos- ten, gegliedert nach den Kostengruppen der DIN 276-1, zu verstehen. Es handelt sich dabei um die Kosten für die Errich- tung oder den Abriss von Elementen in Außenanlagen wie z.B. Straßen, Fußwege, Stellplätze, Pflanzflächen oder Baukon- struktionen wie beispielsweise Treppen. Ziel der Aufstellung der Kosten ist ein ökonomischer Vergleich zwischen den unterschiedlichen Möglichkeiten des Umgangs mit den vorhandenen Struktu- ren - von komplettem Abriss und an- schließendem Neubau bis hin zu wei- testgehendem Erhalt von nachnut- zungsgeeigneten Objekten und Struktu- ren. Dabei basiert die Berechnung auf ei- ner von dem Bestand ausgehenden Pla- nung. 5.2 Methodik Die vergleichende Untersuchung der Kos- ten wird in mehreren Schritten durchge- führt. Im ersten Schritt werden die Kos- tengruppen der DIN 276-1 zunächst im Allgemeinen auf Einsparungen bei Wei- ternutzung der vorhandenen Substanz untersucht. Im zweiten Schritt erfolgt für das ausge- wählte Teilareal die Kalkulation der Posi- tionen zur Herstellung eines dem jetzigen Bestand qualitativ vergleichbaren und quantitativ identischen Zustandes. Im Anschluss daran wird die Kalkulation ausgewertet, auch hinsichtlich der Kos- tenanteile der einzelnen Kostengruppen. Danach erfolgt der konkrete Kostenver- gleich zwischen verschiedenen Hand- lungsalternativen – von größtmöglicher Weiternutzung bis hin zu Abriss mit Neu- bau. Dies geschieht in zwei Varianten: zum ei- nen unter Verwendung neuer Materialien, zum anderen unter Einbeziehung der auf dem Areal vorhandenen und wiederver- wendbaren bzw. recycelbaren Materialien. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 86 Für die Kostenvergleiche wurden vier ver- schiedene Handlungsalternativen entwi- ckelt (vgl. Abschn. 5.4). Die einzelnen zu ermittelnden Kosten wurden wie o.g. in Anlehnung an die DIN 276-1 aufgestellt und in einzelne Kosten- gruppen untergliedert. Diese Gruppen sind wiederum in einzelne Positionen auf- geschlüsselt. Bei der Auswertung erfolgt auch eine Un- tersuchung der Kosten-Rangfolge der ein- zelnen Kostengruppen, um zu ermitteln, welche vorhandenen Elemente besonders hohen Wert besitzen bzw. besonders ho- he Kosten bei einem Neubau oder auch beim Abriss verursachen. Zunächst erfolgt eine übersichtsmäßige Erfassung jener Kostengruppen, in denen generell finanzielle Mittel bei einer Wei- ternutzung vorhandener Substanz im Vergleich zu einer Neubebauung einge- spart werden können. Im Anschluss daran, um konkrete Zah- lenwerte zu erhalten, wird auf dem Bei- spielstandort „Zeche Westerholt“ ein re- präsentatives Areal ausgewählt, für das beispielhaft die aufgestellten Handlungsal- ternativen untersucht und kalkuliert wer- den. Auch dabei ist das Ziel der ökonomi- sche Vergleich verschiedener Nach- nutzungsvarianten – unter Weiternut- zung der vorhandenen Substanz bis hin zu völliger Neubeplanung und – bebauung. Für das ausgewählte Untersuchungsareal werden in den Varianten jeweils die Leis- tungen, die zu einem qualitativ und quan- titativ vergleichbaren nutzungsfähigen Zustand führen, zusammengestellt. 5.3 Einsparungsmöglichkeiten in den Kostengruppen Im folgenden Abschnitt werden die Kos- tengruppen nach DIN 276-1 zunächst auf generelle Einsparungsmöglichkeiten bei Weiter- oder Wiederverwendung vor- handener Strukturen untersucht. Insge- samt zeigt sich, dass in vielen Bereichen der Baukosten finanzielle Mittel bei der Weiternutzung vorhandener Substanz eingespart werden können. Gerade im Be- reich der Außenanlagen (Kostengruppe 500) sind viele Einsparungen möglich. Das betrifft die Bereiche Geländeflächen, Be- festigte Flächen, Baukonstruktionen in Außenanlagen, Technische Anlagen in Außenanlagen, Einbauten in Außenanla- gen, Wasserflächen, Pflanz- und Saatflä- chen sowie Sonstige Maßnahmen in Au- ßenanlagen wie z.B. Baustellenein- richtung, Abbruch und Entsorgung. 5.3.1 Generelle Kosteneinsparungs- möglichkeiten bei der Weiternutzung vorhandener Substanz auf Altindustrie- flächen In Kostengruppe 200 „beginnen“ quasi die Einsparungen beim Abbruch vorhandener Bauwerke, Konstruktionen oder Infra- struktur wie Leitungen und Verkehrsflä- chen. Auch Roden von Bewuchs, Planie- ren und Bodenbewegungen bergen bei Weiterverwendung vorhandener Substanz und Strukturen ein Kosteneinsparungs- potenzial im Vergleich zu komplettem Abriss mit neuer Überplanung/Bebauung. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 87 In der Kostengruppe 300 sind Einsparun- gen durch das geringere Ausmaß sowie die geringere Zahl an Baugruben, Verbau und Wasserhaltung möglich, ebenso in den Bereichen Tiefgründungen, Boden- platten und Bodenbeläge. Die auf von Stilllegung betroffenen Flächen vorhan- denen Bauten sind oft in einem funktional sehr guten Zustand, d.h. vorhandene Fun- damente und Bodenplatten wie auch Bo- denbeläge (z.B. Estrich) können auch mit einer neuen Funktion weitergenutzt wer- den. Evtl. sind kleine optische Schäden zu sanieren, aber die Funktionalität ist oft- mals nicht beeinträchtigt. Eine Ausnahme stellen natürlich besondere Bauten oder Areale dar, die aufgrund der industriellen Nutzung stark verschlissen sind. Als Bei- spiel dafür wären zu nennen: Bereiche in Produktionshallen, in denen der Boden durch hohe Belastung stark abgenutzt ist, oder bestimmte Bereiche von Verkehrs- wegen, die ebenfalls aufgrund hoher punktueller Belastung verschlissen sind. Ein Beispiel dafür zeigt Abb. 5.1. Abb. 5.1: Beispiel für einen verschlissenen Verkehrs- flächen-Teilbereich (Asphalt-Werksstraße) auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Westerholt – meis- tens handelt es sich um kleinflächige Areale in ge- ringer Zahl. Quelle: Gaeding 2007 Diese Bereiche stellen aber auf dem Un- tersuchungsgelände Zeche Westerholt die Ausnahme dar und sind auf geringe Flä- chenanteile begrenzt. Ein besonders hohes Materialpotenzial besitzen auch die Außenwände vorhan- dener Gebäude, natürlich in Abhängigkeit von der Bauperiode des Gebäudes. Innerhalb des bereits vorgestellten BMBF- Forschungsprojektes wurden zwei ver- schiedene Standorte untersucht. Die vor- gefundene Bausubstanz unterschied sich in ihrem Zustand nicht wesentlich von- einander, jedoch erheblich in ihrer Art. Bei der innerhalb dieser Arbeit als Bei- spielstandort ausgewählten Zeche West- erholt in Gelsenkirchen/Herten wurden zu einem großen Anteil Backsteingebäude aus der Zeit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorgefunden.1 Hingegen befanden sich auf dem Gelände des Aluminiumwerkes „Northwest Alu- minium“ in The Dalles / Oregon, USA, großflächig Hallenbauten aus dem 20. Jahrhundert, deren tragende Konstruktion aus Stahl besteht und deren Hülle eben- falls aus Blechverkleidungen gebildet wird. Natürlich ist auch da ein Material- potenzial für die Weiterverwendung vor- handen, jedoch längst nicht in dem Maße wie bei den Backsteinbauen der Zeche Westerholt. In diesen können unter viel geringerem Umbauaufwand neue Nut- 1 Bretschneider et al. (2006): 259 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 88 zungen untergebracht werden, da es sich um massive Außenwände (und Innen- wände) handelt, die bereits statische und wärmetechnische (Isolations-) Ansprüche erfüllen. Auch Decken- und Dachkonstruktionen können in vielen Fällen weitergenutzt werden; höheren Anforderungen an Isola- tion oder in geringem Maße an die Trag- kraft (z.B. für Dachbegrünung) kann in der Regel mit geringem Aufwand durch zusätzliche Einbauten (Isolierung, Ver- stärkung) entsprochen werden. Von selbst erklärt sich auch die Kosten- einsparung bei der Kostengruppe der Ma- terialentsorgung. Auch für provisorische Baukonstruktionen sind in großem Maße Einsparungen möglich, da die vorhandene Substanz genügend Potenziale zur provi- sorischen Unterbringung von Nutzungen und Funktionen bietet. Abb. 5.2: Problem bei Abriss: Waste Management – Extremer Materialanfall bei Totalabriss wie am zweiten Standortbeispiel des BMBF-Forschungs- projektes in den USA: Aluminiumwerk „Northwest Aluminium“, The Dalles, Oregon Quelle: RiehL/Gaeding/Weihe (2008c) Besonders die Kostengruppe 400 - Tech- nische Anlagen – spielt auf Altindustrie- arealen eine bedeutende Rolle. Wie kein anderer Standort sind ehemalige In- dustrieflächen mit differenzierter und vor allem leistungsstarker Infrastruktur er- schlossen. Dies betrifft gleichermaßen Abwasser- und Frischwasseranlagen, Wärmeversorgungsanlagen, lufttechni- sche Anlagen, Stromversorgungsanlagen, Beleuchtungsanlagen, Fernmelde- und in- formationstechnische Anlagen, Förderan- lagen sowie, je nach Standort, Gasanlagen. Die technischen Einrichtungen sind bei von Stilllegung betroffenen Standorten ebenfalls meist in einem sehr guten Zu- stand und oft großzügig dimensioniert bzw. unschwer ausbaufähig, was beim Bau für die industrielle Produktion als eventu- elle Notwendigkeit in der Regel mit ein- geplant wurde. Kanäle, Kabelschächte, Lüftungsrohre, Schaltkästen, Heizungslei- tungen etc. sind vorhanden. Auf die Kostengruppe 500 - Außenanla- gen – wird im Folgenden noch genauer durch die vergleichende Beispielkalkulie- rung der verschiedenen Handlungsalter- nativen (größtmögliche Weiternutzung bis Totalabriss) eingegangen. Ebenfalls von Bedeutung sind im Bereich der Außenanlagen unter Kostengruppe 570 – Pflanz- und Saatflächen die Kosten- einsparungen im Bereich der Pflege, was z.B. die Wässerung von Gehölzen anbe- langt. Vorhandene Gehölze sind in der Regel so eingewachsen, dass sie nicht mehr gewässert werden müssen. Bei Neu- pflanzungen hingegen sind hohe Pflege- aufwendungen, u.a. zur Bewässerung, notwendig. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 89 Auch im Bereich „Ausstattung und Kunstwerke“ können Kosten eingespart werden, indem sich Werke innerhalb die- ser Kostengruppe bewusst auf die indus- trielle Vornutzung beziehen und z.B. für künstlerische Installationen die auf dem Standort vorhandenen Materialien ge- nutzt werden.2 Abb. 5.3: Die „Piazza Metallica“ im Landschaftspark Duisburg-Nord – Platzgestaltung mit wiederver- wendeten Hämatitplatten aus der ehemaligen Stahlproduktion. Quelle: Riehl (2002) 5.3.2 Untersuchung der Kosteneinspa- rungen im Außenbereich anhand eines ausgewählten Teilareals der Zeche Westerholt Um Kosteneinsparungen mit Zahlen zu konkretisieren, wurde auf dem Beispielge- lände der ehemaligen Zeche Westerholt 2 Als ein illustrierendes Beispiel sei hier die „Piazza Metallica“ aus dem Landschaftspark Duisburg-Nord genannt – eine sehr künstlerische Gestaltung eines Platzes mit auf dem Hüttenwerk vorhandenen Hä- matitplatten (einst zum Abgießen des flüssigen Stahls verwendet) – undenkbar, mit welchem Kos- tenaufwand eine Neugestaltung des Platzes in dieser prägnanten Art gewesen wäre. Sehr wahrscheinlich sogar finanziell nicht realisierbar. ein charakteristisches Teilareal, das mög- lichst viele verschiedene Elemente der Kostengruppe 500 (Außenanlagen) ent- hält, für die Kostenermittlung im Außen- raum ausgewählt. Anhand dessen werden die einzelnen Herstellungskosten im Außenraum in Po- sitionen aufgeschlüsselt und in den Hand- lungsalternativen von größtmöglicher Weiternutzung bis hin zu Totalabriss mit Neubau ermittelt und verglichen. Die Summe der Kosten setzt sich zusammen aus den Abbruchkosten sowie den Kosten für Neuerrichtung. Abb. 5.4: Das ausgewählte Areal auf der Zeche Westerholt, eingegrenzt durch die rote Linie. Das Untersuchungsareal enthält u.a. eine zentrale Ra- senfläche, mehrere Pflanzflächen, daran angren- zende Wiesenflächen, Fußwege und Straßen sowie ein Wasserbecken mit Kunstwerk (Karte genordet). Quelle: Riehl/Gaeding/Weihe (2008c) Abb. 5.5: Luftbild vom ausgewählten Untersu- chungs-Teilareal, aufgenommen von Schacht 1. Quelle: RiehL/Gaeding/Weihe (2008a) Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 90 5.3.2.1 Kostenkalkulation für das Teil- areal (Abriss+Neubau), Gegenwartswert Das Teilareal enthält Fußwege, Straßen, Stellplätze, Rasen- und Pflanzflächen, Wasserflächen, eine Treppe sowie ein Kunstwerk. Auch hier erfolgt die systematische Auf- schlüsselung der einzelnen Positionen auf Basis der DIN 276-1. Der Übersichtlichkeit halber wurden die Positionen fortlaufend nummeriert. Die Kalkulation erfolgt unter Annahme der Herstellung eines qualitativ vergleich- baren und quantitativ identischen Zu- standes (Abbruch der vorhandenen Struk- turen mit einbezogen). Gleichzeitig kann die Kalkulation als eine Orientierung zur Einschätzung des Wertes der vorhande- nen Strukturen dienen. Als Grundlage für die Berechnung dient der Bestandsplan „Flächendifferenzie- rung“ der Zeche Westerholt im Maßstab 1:1000, der innerhalb des BMBF- Forschungsprojektes nach einer detaillier- ten Bestandsaufnahme erstellt wurde.3 Demnach befinden sich auf dem Untersu- chungs-Areal: 3 Riehl/Gaeding/Weihe (2008a) - 542 m² Asphaltstraße, - 294 m² Betonsteinpflaster-Fußweg, - 293 m² Betonsteinpflaster-Platzfläche, - 93 m² Betonsteinpflaster- Stellplätze, - 30 m² Natursteinpflaster-Stellplätze (Granit), - 392 m² Vegetationsfläche einschl. 11 Großgehölzen, - 1.053 m² Rasenfläche, - 8 Außen-Mastleuchten, - eine Außentreppe 23 Stg. 24/17, Breite 1,50 m sowie - ein Wasserbecken mit einem Kunstwerk aus Stahl. Die Kostenaufstellung, gegliedert nach Positionen, findet sich auch in Tabellen- form im Anhang.4 4 In den Preisen sind enthalten: Stundenlohnarbei- ten durch Arbeitskräfte incl. sämtlicher Aufwen- dungen (tatsächl. Lohn, vermögenswirks. Leis- tungen, Sozialkassenbeiträge, Winterbauumlage, Lohn- u. Gehaltsnebenkosten), Stundenlohnar- beiten durch Lastkraftwagen incl. sämtl. Aufwen- dungen (Gerätevorhaltung, Betriebskosten, Kos- ten für Fahrer) und Stundenlohnarbeiten durch Baugeräte incl. sämtl. Aufwendungen (Geräte- vorhaltung, Betriebsstoffkosten, Kosten für Be- dienpersonal). Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 91 Kostenkalkulation für das Teilareal (Abriss u. Neubau; Herstellungswert) 5 5 Die Kalkulation der aufgelisteten Baupreise erfolgt auf der Grundlage von aktuellen AVA-gesteuerten Mittelpreisdateien, die freundlicherweise vom Büro Latz/Riehl/Partner Kassel zur Verfügung gestellt wurden. Abb. 5.6: Intakter Beton-Fußweg im ausgewählten Untersuchungsareal an der Westfassade der Lehr- werkstatt Quelle: Gaeding (2007) Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 92 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 93 Abb. 5.7: Außentreppe im Untersuchungsareal am Eingang der Nordfassade der Lehrwerkstatt. Diese Treppe soll in allen Handlungsalternativen erneuert werden, da sie aktuellen ästhetischen und zum Teil funktionalen Ansprüchen nicht mehr gerecht wird. Quelle: Gaeding (2007) Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 94 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 95 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 96 Abb. 5.8: Das Kunstobjekt im ausgewählten Unter- suchungsareal vor der Lehrwerkstatt (Nordwestsei- te) Quelle: Gaeding (2007) Abb. 5.9: Blick von oben auf das Untersuchungsare- al (zentrale Rasenfläche mit angrenzenden Gehwe- gen, Straßen und vorhandener Gehölzvegetation). Quelle: Gaeding (2007) Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 97 5.3.3. Auswertung der Ergebnisse der Kalkulation für das Untersuchungsareal Die auf dem Untersuchungsareal kalku- lierten Leistungen wurden nach den Kos- tengruppen der DIN 276-1 aufgeschlüs- selt. Dadurch ist eine Bewertung nach unterschiedlichen Handlungsalternativen möglich, wie z.B. bezüglich der Kosten für Totalabriss und Komplettneubau oder Teilsanierung, indem einzelne Positionen aus der Kalkulation ausgegliedert oder andere hinzugefügt werden können. Betrachtet man die Kostenkalkulation insgesamt, so fällt auf, dass den größten Anteil der Kosten auf dem Untersu- chungsareal die wasserbaulichen Anlagen einnehmen, und zwar 14,6 % der Gesamt- kosten, das sind 51.380,00 Euro von 351.267,15 Euro. An zweiter Stelle der Kosten stehen die für das Kunstwerk, und zwar 50.000,00 Euro, das sind 14,2 %. Danach folgen die Kosten für Starkstromanlagen – darunter ist die Außenbeleuchtung des Areals zu verstehen. Sie betragen 44.000,00 Euro, also 12,5 %. Weitere große Kostenanteile werden von den beiden Kostengruppen Pflanz- und Saatflächen6 (43.726,15 Euro = 12,4 %) sowie Straßen (40.974,00 Euro = 11,7 %) eingenommen. Die Abbruchmaßnahmen liegen im mittleren Kostenbereich mit 31.555,00 Euro, also etwa 9 % der Ge- samtkosten des Untersuchungsareals. Da- nach folgen auch mit Anteilen unter 10 % an den Gesamtkosten die Kostengruppen Fußwege (27.104,00 Euro = 7,7 %), Trep- pen (20.000,00 Euro = 5,7 %), Platzflächen (16.994,00 Euro = 4,8 %), Geländeflächen (14.450,00 Euro = 4,1 %), Stellplätze (8.934,00 Euro = 2,5 %) sowie Allgemeine Einbauten (2.150,00 Euro = 0,6 %). Die grafische Auswertung der Kostenkal- kulation nach unterschiedlichen Kriterien erfolgt auf den nächsten Seiten. 6 Die Kostengruppe „Pflanz- und Saatflächen“ um- fasst die Untergruppen „Pflanzen“, „Rasen und An- saaten“ sowie „Oberbodenarbeiten und Bodenver- besserung“. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 98 Kostenanteile Untersuchungsareal Allgemeine Einbauten 0,6 %Stellplätze 2,5 %Geländeflächen 4,1 % Plätze/Höfe 4,8 %Treppen 5,7 % Fußwege 7,7 % Abbruchmaßnahmen 9,0 % Straßen 11,7 % Pflanz- und Saatflächen 12,4 % Außenbeleuchtung 12,5 % Kunstwerke 14,2 % Wasserbaul. Anlagen 14,6 % Abb. 5.10: Anteilige Herstellungskosten der einzel- nen Kostengruppen an den Gesamtkosten für das Untersuchungsareal, gegliedert nach Prozenten Eig. Darst. Abb. 5.11: Herstellungskosten für das Untersu- chungsareal, sortiert nach Kostenhöhe. Die Ge- samtkosten wurden zum Vergleich der Relationen mit in die Grafik aufgenommen. Eig. Darst. Herstellungskosten/Gegenwartswert Untersuchungsareal nach Kosten sortiert 2.150,008.934,00 14.450,0016.994,0020.000,00 27.104,0031.555,00 351.267,15 44.000,00 43.726,15 51.380,00 50.000,00 40.974,00 0,00 20.000,00 40.000,00 60.000,00 80.000,00 100.000,00 120.000,00 140.000,00 160.000,00 180.000,00 200.000,00 220.000,00 240.000,00 260.000,00 280.000,00 300.000,00 320.000,00 340.000,00 360.000,00 Ge sa m t U nt er su ch .ar ea l W as se rb au l. A nl ag en Ku ns tw er ke Au ße nb ele uc ht un g Pf lan z- u. Sa atf läc he n St ra ße n Ab br uc hm aß na hm en Fu ßw eg e Tr ep pe n Pl ätz e, Hö fe Ge län de flä ch en St ell pl ätz e Al lge m ein e E in ba ut en Kosten in Euro Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 99 5.3.3.1. Wasserbauliche Anlagen Es wird also deutlich, dass besonders im Bereich der Wasserbaulichen Anlagen Kosten bei einer Neubeplanung einge- spart werden können, wenn bestehende Anlagen Wiederverwendung finden. Das bedeutet im Sinne der Nachhaltigkeit be- sonders die Nutzung der vorhandenen wasserbaulichen Anlagen für das Regen- wassermanagement auf den Flächen der Altindustrieareale. Wie bereits in Kap. 3 erwähnt, fallen auf diesen Flächen in der Regel große Men- gen an Niederschlagswasser aufgrund der großen Dachflächen industrieller Bauten an. Gleichzeitig besteht das Problem, dass diese Wassermengen wegen der stets pre- kären Altlastensituation von Altindustrie- flächen auf dem Gelände nicht versickert werden können. Das heißt also, um nach- haltig mit dem Regenwasser zu wirtschaf- ten und es nicht komplett der Kanalisati- on zuzuführen, ist ein Regenwasser- management innerhalb des Geländes an- zustreben. Das Regenwasser sollte 1. zurückgehalten, 2. gesammelt, 3. gespeichert und 4. ver- wendet werden. Für diese Zwecke stellen vorhandene wasserbauliche Anlagen auf dem Gelände einen hohen Wert dar. Vor- handene Leitungen und Pumpen können zur Ab- und Weiterleitung des Wassers genutzt werden, vorhandene Becken zur Sammelung und Speicherung. In dem un- tersuchten Teilareal des Beispielstandor- tes Westerholt bedeutet die Weiternut- zung des vorhandenen Wasserbeckens (für ein Wasserspiel) mit einem ver- gleichsweise geringem Fassungsvermögen von 21 m³ bereits eine Kosteneinsparung von 51.380,00 Euro im Vergleich zu dem Fall, dass es neu errichtet würde. Zusätz- lich würden die Abrisskosten für das Wasserbecken, in diesem Falle 1.710,00 Euro eingespart. Auf dem Gelände sind weitere Wasserbecken vorhanden, die ein Fassungsvermögen von 550 m³ (Wasser- becken beim Gasabsauger), 750 m³ (Löschwasserbecken) und je 1.500 m³ (Klärbecken auf dem Zechengelände, Klärbecken Egonstraße, Eindicker) ha- ben.7 Bei Weiter- oder Umnutzung dieser Speicherkapazitäten sind enorme Kosten- einsparungen möglich. Zusätzlich werden Kosten für die Abwasserentsorgung (An- teile für Niederschlagswasser) in großem Rahmen eingespart, da das Regenwasser nicht in die Kanalisation abgeführt, son- dern auf dem Gelände gemanagt wird. Auch die Weiternutzung vorhandener Pumpen- und Leitungssysteme bedeutet eine Kosteneinsparung in größerem Um- fang. Als Beispiel soll hier die Pumpenan- lage des vorhandenen Wasserbeckens an- geführt werden – es handelt sich um eine kleine Anlage zur Realisierung des Was- serspiels des Kunstwerkes innerhalb des Wasserbeckens. Allein diese Anlage hat einen Wert von ca. 35.000,00 Euro. Auf dem Gelände vorhandene leistungsstärke- re Pumpen- und Leitungssysteme sollten also, sind sie in einem guten funktionalen Zustand, unbedingt für eine Weiternut- zung im Rahmen des Regenwassermana- gements gesichert werden. 7 Reminghorst (2008): 82 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 100 22% 76% 1% 1% Oberbodenarbeiten Bodenverbesserung Pflanzen Rasen und Ansaaten 5.3.3.2. Kunstwerk(e) Kunstwerke gehören nicht zwangsläufig zur Ausstattung der Freiräume von Altin- dustrieflächen. Dennoch stellen sie eine Bereicherung des Außenraumes dar. Ins- besondere fördern sie die Identität eines Altindustriestandortes mit neuer Nut- zung, wenn sie eine Reminiszenz an die frühere Nutzung darstellen. Im Beispiel des ausgewählten Untersu- chungsareals der Zeche Westerholt ist ein Kunstwerk bereits aus Zeiten der indus- triellen Nutzung vorhanden. Es handelt sich um eine Stahlskulptur aus alten tech- nischen Elementen (Rohre, Zahnräder etc.), die mit Hilfe einer Pumpe durch ein Wasserspiel inszeniert wird. Würde ein vergleichbares Kunstwerk neu erstellt, dann läge dieses in einem Kostenrahmen von ca. 50.000,00 Euro. Nicht zu vernach- lässigen sind dabei auch die Kosten für den Abriss des vorhandenen Kunstwer- kes, die sich in diesem Falle auf 9.000,00 Euro belaufen würden. 5.3.3.3. Pflanz- und Saatflächen Die Pflanz- und Saatflächen stehen kos- tenanteilmäßig an vierter Stelle der Ge- samtkosten des untersuchten Areals. Ih- nen kommt daher auch eine besondere Bedeutung zu. Der Anteil der Grünflächen ist in dem ausgewählten Areal relativ hoch, weil na- türlich ein freiraumtypisches Areal aus- gewählt wurde, um die Kernthemen die- ser Arbeit – die landschaftsarchi- tektonischen Elemente und Strukturen im Außenraum – zu bearbeiten. Jedoch sind genau solche Areale auch typisch für Alt- industrieflächen – Bereiche mit einem hohen Anteil an Vegetation, die entweder bewusst als Kontrast zu den Gebäude- strukturen und zu Rekreationszwecken angelegt wurden oder sukzessiv entstan- den sind durch die Ansiedlung von Pio- niervegetation. In jedem Falle stellen die vorhandenen Gehölze einen hohen Wert da, der bei der Neubeplanung Berücksich- tigung finden sollte. Die Werte und Anteile der einzelnen Po- sitionen an den Kosten sind hier darge- stellt. Abb. 5.12: Kostenanteile der einzelnen Positionen innerhalb der Kostengruppe „Pflanz- und Saatflä- chen“ Eig. Darst. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 101 Bemerkenswert ist, dass, wie die Grafik zeigt, die Position „Pflanzen“ den größten Anteil an den Gesamtkosten von „Pflanz- und Saatflächen“ einnimmt, und zwar 33.465,15 Euro, das sind 76 %. Die Kalku- lation der Preise erfolgte in der Weise, dass der vorhandene Pflanzenbestand in etwa mit Neupflanzungen bzw. Neuan- saaten zu ersetzen versucht wurde. Dabei ist jedoch zu beachten, dass z.B. vorhan- dene Großbäume niemals durch Neu- pflanzungen insofern ersetzt werden kön- nen, als dass z.B. der Wert als Biotop, Frischluftproduzent, klimaausgleichendes Element oder Schattenspender vergleich- bar wäre, da diese Strukturen im Bestand über Jahre hin so gewachsen sind und Neupflanzungen die Funktionen über lan- ge Zeit nur in sehr geringem Teil so über- nehmen können. Den zweitgrößten Anteil der Kosten nehmen die Kosten für Rasen und Ansaa- ten ein. Es handelt sich hierbei um 9.477,00 Euro, also etwa 22 % der Ge- samtkosten von „Pflanz- und Saatflächen“. Diese Kosten lassen sich auf Altindustrie- flächen nur bedingt einsparen. Die Ein- sparung von Kosten hängt dabei stark vom Pflegezustand der Rasenfläche ab. Überalterte Rasenflächen weisen oft ein Erscheinungsbild auf, das den ästheti- schen Anforderungen neuer Planungen und Nutzungen nicht gerecht wird. In die Rasenflächen haben sich oftmals Wild- kräuter gemischt, wie z.B. Klee, Löwen- zahn oder auch Moose, was zu einem ins- gesamt uneinheitlichen Bild führt. Wie bereits genannt, ist hier die Bestandsana- lyse wichtig, denn je nachdem, wie die Flächen gepflegt wurden, kann eine Er- neuerung notwendig sein, in bestimmten Fällen aber kann die bestehende Rasenflä- che durchaus in die neue Nutzung integ- riert werden, und es können in diesem Falle die Kosten für eine Neuanlage einge- spart werden. Abb. 5.13: Gut gepflegte Rasenfläche im zentralen Bereich des Untersuchungsareals. Im Vordergrund die Gehölzflächen, die durch Aufbringen einer neu- en Mulchschicht (z.B. Rindenmulch) an die visuellen und funktionalen Ansprüche einer neuen Nutzung des Geländes angepasst werden können. Quelle: Gaeding (2007) Abb. 5.14: In Teilen (rechte Bildmitte) sanierungs- bedürftige Rasenfläche im nördlichen Bereich des Zechengeländes, nahe dem Löschwasserbecken Quelle: Gaeding (2007) Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 102 Die Rasenflächen auf dem Gelände des Beispielstandortes, der ehemaligen Zeche Westerholt, befinden sich insgesamt in einem sehr guten, optimal gepflegten Zu- stand. In diesem Falle sind kaum Erneue- rungsarbeiten notwendig, und die Kosten für Neuansaaten können bei sinnvoller Nachnutzungsplanung unter Einbezie- hung der vorhandenen Rasenflächen ein- gespart werden. Das setzt natürlich vor- aus, dass bei der Verortung neuer Nutzungen die vorhandenen Grünflä- chenpotenziale berücksichtigt werden. Bei Erhalt der vorhandenen Pflanz- und Saatflächen sowie Integration dieser in neue Planungen können am Beispiel des untersuchten Areals auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Westerholt 43.726,15 Euro eingespart werden, das sind etwa 12,4 % der Gesamtkosten für das Unter- suchungsareal. Hinzu kommen die Kosten für den Abriss der vorhandenen Vegetati- onsflächen, das sind weitere 6.687 Euro, die eingespart werden können. 5.3.3.4. Straßen An fünfter Stelle der Gesamtkosten für das untersuchte Teilareal stehen die Kos- ten für Straßen. Sie nehmen einen Anteil von etwa 11,7 % ein, nämlich 40.974,00 Euro. Damit zeigt sich, dass dieser wichti- ge Teil der Infrastruktur auf Altindustrie- flächen einen bedeutenden Kostenfaktor darstellt. Basis der Weiternutzung von vorhande- nen Straßen ist die detaillierte lokale Ana- lyse des Bestandes. Der Zustand der vor- handenen Asphalt-, Beton- und Pflasterstraßen auf Altindustriestandorten kann je nach vorangegangener Nutzung (und auch Pflege) stark variieren. Von dem Erhaltungszustand ist die Weiternut- zung und also auch die eventuelle Einspa- rung von Kosten direkt abhängig. Am untersuchten Beispielstandort der ehemaligen Zeche Westerholt in Gelsen- kirchen / Herten sind die vorhandenen Straßen fast ausnahmslos in einem sehr guten Zustand. Das heißt, die Empfehlung für die Nachnutzungsplanung geht dahin, sie in die neue Zwischen- oder Nachnut- zung zu integrieren. Dadurch können Kosten in großem Rahmen eingespart werden. Besonders kostenintensiv beim Neubau von Straßen sind die Asphaltdeck- und die Asphalttragschicht. Neubau mit recy- celtem Asphalt vorhandener Straßen ren- tiert sich jedoch nicht, wie die Berech- nung unter Abschn. 5.4.4.1 ergeben hat. Die folgende Grafik verdeutlicht die An- teile der einzelnen Positionen an den Ge- samtkosten für Straßenneubau in Euro. In der zweiten Grafik sind die prozentua- len Anteile der einzelnen Positionen an den Kosten beim Straßenneubau darge- stellt. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 103 Asphaltdeckschicht Asphalttragschicht Frostschutz-Schotter- Tragschicht Asphaltbinderschicht Bordsteine 0,00 € 1.000,00 € 2.000,00 € 3.000,00 € 4.000,00 € 5.000,00 € 6.000,00 € 7.000,00 € 8.000,00 € 9.000,00 € 10.000,00 € 11.000,00 € 12.000,00 € Kosten in € 1Position Kostenanteile einzelner Positionen bei Straßenneubau für das Untersuchungsareal Kostenanteile einzelner Positionen bei Straßenneubau in Prozent Frostschutz- Schotter- Tragschicht 21,2 % Bordsteine 6,1 % Asphalt- binderschicht 19,8 % Asphalt- deckschicht 27,8 % Asphalt- tragschicht 25,1 % Abb. 5.15: Kostenanteile der einzelnen Positionen innerhalb der Kostengruppe „Straßen“ Eig. Darst. Abb. 5.16: Prozentanteile der einzelnen Positionen Eig. Darst. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 104 Insgesamt bedeutet das, dass die kosten- extensivste Variante die Weiternutzung der vorhandenen Verkehrswege in Form der bestehenden Straßen ist. Auf dem Beispielstandort (außerhalb des Untersuchungsareals) gibt es in einem kleinen Bereich Straßenschäden durch extrem hohe ehemalige Belastung. In solch einem Fall sollte der entsprechende Teilbereich saniert werden und es nicht zu einer Entscheidung des kompletten Abrisses und der Erneuerung führen. Auf den Einsatz von Recyclingmaterialien und die damit verbundenen Kostenein- sparungen wird ausführlich bei der Defi- nition und Kalkulation der verschiedenen möglichen Handlungsalternativen in Abschn. 5.4 eingegangen. 5.3.3.5. Abbruchmaßnahmen Bemerkenswert sind auch die entstehen- den Kosten für Abbruchmaßnahmen. Diese liegen im Anteil an den Gesamtkos- ten des untersuchten Areals an sechster Stelle, und zwar mit einer Summe von 31.555,00 Euro, das sind etwa 9 % der Ge- samtkosten. Die Kostenhöhe verdeutlicht, dass das Abwägen zwischen Weiterver- wendung und Abriss von hoher ökonomi- scher Bedeutung ist. Nach der qualifizier- ten Bestandsanalyse sind Entscheidungen nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit zu treffen, das heißt, größtmögliche Weiter- verwendung intakter bestehender Sub- stanz. In der folgenden Grafik sind die Abriss- kosten, gegliedert den nach einzelnen Po- sitionen, dargestellt. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 105 Stahl (Kunstwerk) 9.000,00 Asphalt 5.420,00 Vegetations- flächen, Rasen 4.335,00 Betonstein- pflaster 2.720,00 Bäume 2.352,00 Schotter 2.280,00 Beton 1.710,00 Treppe 1.500,00 Oberboden 1.298,00 Außen- Mast- leuchten 800,00 Naturstein- pflaster 120,00 Bank 20,00 0,00 1.000,00 2.000,00 3.000,00 4.000,00 5.000,00 6.000,00 7.000,00 8.000,00 9.000,00 10.000,00 Kosten in € 1Position Kostenanteile der einzelnen Positionen für die Kostengruppe Abbruchmaßnahmen Wie die Grafik zeigt, entstehen auf dem untersuchten Areal der ehemaligen Zeche Westerholt die größten Abrisskosten im Bereich des Stahlkunstwerkes. In diesem Falle sind das 9.000,00 Euro von insge- samt 31.555,00 Euro für Abrissmaßnah- men, was einem Anteil von etwa 28,5 % entspricht. An zweiter Stelle stehen die Abrisskosten für Asphalt, der auch im Bereich des Neubaus von Straßen die höchsten Kos- ten verursacht. Dies zeigt umso deutli- cher, dass gerade im Bereich der Straßen die Entscheidung zwischen Weiterver- wendung, Abriss und Neubau qualifiziert vorbereitet werden muss. Abb. 5.17: Kostenanteile der einzelnen Positionen innerhalb der Kostengruppe „Abbruchmaßnahmen“ für das Untersuchungsareal auf Basis der Kalkulati- on von Abschn. 5.3.2.1 Eig. Darst. Die prozentualen Anteile aller Positionen sind im folgenden Kreisdiagramm darge- stellt. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 106 Prozentanteile der einzelnen Positionen an der Kostengruppe Abrissmaßnahmen Natursteinpflaster 0,4 % Bank 0,1 % Außen-Mastleuchten 2,5 % Oberboden 4,1 % Treppe 4,8 %Beton 5,4 % Schotter 7,2 % Bäume 7,5 % Betonsteinpflaster 8,6 % Vegetationsflächen, Rasen 13,7 % Asphalt 17,2 % Stahl (Kunstwerk) 28,5 % Weiterhin entstehen im Untersuchungs- areal relativ hohe Abrisskosten für Vege- tationsflächen und Rasen, wenn diese Flä- chen nicht in die neue Nutzung integriert werden sollen und abgebrochen werden müssen. Diese Übersicht verdeutlicht zunächst nur die anteiligen Kosten der einzelnen Posi- tionen insgesamt an den Abrisskosten für das untersuchte Areal in der spezifischen Flächenzusammensetzung. Abb. 5.18: Prozentuale Kostenanteile der einzelnen Positionen innerhalb der Kostengruppe „Abbruch- maßnahmen“ für das Untersuchungsareal auf Basis der Kalkulation von Abschn. 5.3.2.1 Eig. Darst. Zur weiteren Anwendung auf andere Standorte ist die Verteilung der Kosten pro Menge der Positionen von hoher Be- deutung. Dies ist in der folgenden Grafik darge- stellt: Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 107 Asphalt 10,00 €/m² Betonstein- pflaster 4,00 €/m² Naturstein- pflaster 4,00 €/m² Beton 95,00 €/m³ Treppe 75,00 €/m³ Außen- Mastleuchten 100,00 €/St Bank 20,00 €/St Stahl (Kunstwerk) 1.800,00 €/t Schotter 4,00 €/m³ Oberboden 11,00 €/m³ Vegetations- flächen, Rasen 3,00 €/m² Bäume 6,00 €/m² 0,00 200,00 400,00 600,00 800,00 1.000,00 1.200,00 1.400,00 1.600,00 1.800,00 Preis in € pro Einheit Abrisskosten der einzelnen Positionen auf dem Untersuchungsareal nach Preis pro Einheit In der Grafik wird deutlich, welch enorm hohe Kosten der Abbruch von Stahl im Vergleich zu anderen Abbruchmaßnah- men verursacht. Im Falle des untersuch- ten Areals entstehen die hohen Kosten durch die Demontage des Kunstwerkes. Die Darstellung dient dem Vergleich der Proportionen. Abb. 5.19: Abrisskosten der einzelnen Positionen nach Preis pro Einheit Eig. Darst. Einen genaueren Vergleich der einzelnen Preise je Einheit ermöglicht die folgende Grafik, in der die überproportionalen Ab- bruchkosten für Stahl ausgeklammert wurden. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 108 Veg.flächen, Rasen 3 €/m² Außen-Mastleuchten 100,00 €/St Beton 95,00 €/m³ Treppe 75,00 €/³ Oberboden 11,00 €/m³ Asphalt 10,00 €/m² Gehölze 6,00 €/m² Betonstein- pflaster 4,00 €/m² Schotter 4,00 €/m³ Naturstein- pflaster 4,00 €/m² 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 80,00 90,00 100,00 110,00 120,00 Kosten in Euro je Einheit 1Position Abrisskosten der einzelnen Positionen nach Preis pro Einheit (ohne Stahl) In dieser Darstellung wird deutlich, dass im generellen Vergleich der Einheitspreise für Abbrucharbeiten verschiedener Mate- rialien (nach Stahl) der Abbruch von Be- ton sowie der Abbruch der Außentreppe (gemischte Materialien: Beton, Ziegel, Klinker) die höchsten Kosten verursa- chen. In Korrelation dazu ergibt sich der Wert vorhandener massiver Konstruktionen aus Beton bzw. weiteren massiven Mate- rialien. Auch diese vorhandenen Struktu- ren sollten sorgfältig auf ihre Eignung zur Weiterverwendbarkeit geprüft und analy- siert werden, denn die Kosten für Ab- bruch ebenso wie für Neubau liegen im hohen bis mittleren Kostenbereich. Dementsprechend könnten bei einem ho- hen Anteil an Weiterverwendung große Anteile an Kosten bei der Neubeplanung von Altindustrieflächen eingespart wer- den. Abb. 5.20: Abrisskosten der einzelnen Positionen nach Preis pro Einheit, ohne die Position 50 - Stahl Eig. Darst. 5.3.3.6. Fußwege Als letzte bemerkenswerte Kostengruppe sollen hier die Fußwege genannt und er- läutert werden. Auf dem Untersuchungs- areal nehmen sie einen Kostenanteil von etwa 7,7 % (27.104 Euro) ein und liegen damit schon unter 10 % der Gesamtkos- ten. Die Fußwege gehören zur Infrastruktur von Altindustriestandorten und damit zu den bedeutenden vorhandenen Elemen- ten. Sie stellen einen wichtigen Kosten- bzw. Einsparungsfaktor dar. Ähnlich den Straßen können sie enormes Potenzial für Zwischen- und Nachnutzungen bedeuten, indem sie Erschließungsstrukturen für neue Funktionsbereiche bieten, abhängig natürlich vom funktionalen und ästheti- schen Zustand. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 109 Kostenanteile einzelner Positionen beim Bau von Fußwegen Schottertragschicht 3.528,00 € 13,0 % Frostschutzschicht 3.234,00 € 11,9 % Betonpflastersteine 10.290,00 € 38,0 % Kantensteine 10.052,00 € 37,1 % Die sensible und qualifizierte Planung sollte also sorgfältig den Bestand analysie- ren, sich an intakten vorhandenen Er- schließungsstrukturen orientieren und diese, soweit wie möglich, in die neue Nutzung integrieren. Die Kosten für den Aufbau der Fußwege teilen sich im Untersuchungsareal folgen- dermaßen auf: Erwartungsgemäß liegen die höchsten Kosten im Bereich der Steine, also Pflas- ter- und Kantensteine. Frostschutzschicht und Schottertragschicht nehmen unge- fähr gleiche Anteile ein, im Bereich von jeweils etwa 12 % bzw. 13 %. Auch bei die- ser Kostengruppe zeigt sich, dass durch eine hochqualifizierte Bestandsanalyse mit anschließender möglichst weitgehen- der Weiterverwendungsplanung und – nutzung Kosten in bemerkenswertem Rahmen eingespart werden können (vgl. a. Abschn. 5.4.4.1). Abb. 5.21: Kostenanteile der einzelnen Positionen innerhalb der Kostengruppe „Fußwege“ Eig. Darst. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 110 5.4. Die verschiedenen Handlungs- alternativen des Umgangs mit vorhandener Substanz im Au- ßenraum 5.4.1. Einleitung Für eine Darstellung und einen Vergleich der Kostenspektren bei jeweils unter- schiedlichem Umgang mit den vorhande- nen Materialien, Strukturen sowie mit vorhandener Vegetation wurden vier mögliche, realistische Handlungsalterna- tiven entwickelt, die die vorhandene Sub- stanz jeweils mehr oder weniger in die Zwischen- bzw. Nachnutzung mit einbe- ziehen. Dementsprechend variiert auch der Kostenrahmen. Zusätzlich wird im zweiten Teil der As- pekt betrachtet, dass die auf dem Unter- suchungsareal vorhandenen Materialien im Falle der Neugestaltung von Teilberei- chen abgebrochen und recycelt werden können. Mit der Verwendung vorhande- ner Materialien in Form von Recycling- stoffen können wiederum weitere Kosten eingespart werden. Um dies zu untersuchen, werden alle vier entwickelten Handlungsalternativen je- weils noch in der Variante der Verwen- dung von recycelten vorhandenen Mate- rialien betrachtet und kalkuliert. 5.4.2. Die vier Handlungsalternativen Wie bereits oben erwähnt, unterscheiden sich die vier Handlungsalternativen im Umgang mit den vorhandenen Materia- lien und Strukturen im Außenraum des untersuchten Areals durch den Anteil der Weiternutzung der vorhandenen Sub- stanz. 5.4.2.1. Handlungsalternative 1 Die Handlungsalternative 1 stellt eine Ex- tremvariante dar, bei der alles Vorhande- ne komplett abgerissen wird und eine völ- lige Neugestaltung des Außenraumes erfolgt. Diese Handlungsalternative ist nicht unrealistisch, denn der Wunsch nach einem völlig neuen „Gesicht“ der Altindustriefläche ist häufig bei Investo- ren, Eigentümern wie auch bei potenziel- len Nutzern vorzufinden. Abstrahiert ist die Handlungsalternative 1 mit einem Anteil des Abrisses und Neu- baus von 100 % in der untenstehenden Grafik dargestellt: Abriss mit Neubau Weiternutzung (0) Abb. 5.22: Handlungsalternative 1: Totalabriss mit anschließendem Komplettneubau. Keine Verwen- dung vorhandener Materialien oder Strukturen. Eig. Darst. 5.4.2.2. Handlungsalternative 2 Handlungsalternative 2 stellt das Pendant zu Handlungsalternative 1 dar: alles Vor- handene im Außenraum, was qualitativ für eine Weiternutzung geeignet ist, wird Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 111 Abriss mit Neubau Weiternutzung in die neue Nutzung integriert und nicht abgerissen. Demzufolge werden sich die Kosten in einem geringen Rahmen bewe- gen. Erneuert werden lediglich Objekte, die aufgrund ihres baulichen Zustandes für eine Weiternutzung nicht geeignet sind. Abstrahiert ist die Handlungsalternative 2 mit den Anteilen von Abriss/Neubau (5%) und Weiternutzung (95%) in der unten- stehenden Grafik dargestellt: Abriss mit Neubau Weiternutzung Abb. 5.23: Handlungsalternative 2: Größtmögliche Weiternutzung vorhandener Materialien und Struk- turen, Neubau nur, wo aufgrund des baulichen Zu- standes nötig. Eig. Darst. 5.4.2.3. Handlungsalternative 3 Bei Handlungsalternative 3 wird das Ge- lände in weiten Bereichen neu gestaltet, d.h. vorhandene Strukturen und Materia- lien werden zum großen Teil abgerissen. Der Abriss betrifft nicht nur qualitativ minderwertige Materialien bzw. Kon- struktionen, sondern auch Substanz, die von ihrer Beschaffenheit her für eine Wei- ternutzung geeignet wäre. In dieser Handlungsalternative geht es um die Vision einer weitgehenden Überprä- gung der alten Strukturen einer Altin- dustriefläche, was häufig Intention bei der Planung von Zwischen- und Nachnut- zungen ist. Abstrahiert ist die Handlungsalternative 3 mit den Anteilen von Abriss/Neubau (70%) und Weiternutzung (30%) in der untenstehenden Grafik dargestellt: Abb. 5.24: Handlungsalternative 3: Vorhandene Ma- terialien und Strukturen werden nur in geringem Umfang weiter genutzt, der größte Teil der Fläche wird neu gestaltet. Eig. Darst. 5.4.2.4. Handlungsalternative 4 Handlungsalternative 4 stellt die Variante dar, bei der die vorhandene Substanz überwiegend weitergenutzt wird und nur einige Bereiche des untersuchten Areals neu gestaltet werden. Diese Handlungsal- ternative ist, wie auch Handlungsalterna- tive 2, für das Untersuchungsareal mög- lich und reell umsetzbar, da an dem Beispielstandort, wie bereits genannt, die vorhandenen Materialien und Strukturen in einer hohen Qualität vorhanden sind. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 112 Abstrahiert ist die Handlungsalternative 4 mit den Anteilen von Abriss/Neubau (30%) und Weiternutzung (70%) in der untenstehenden Grafik dargestellt: Abriss mit Neubau Weiternutzung Abb. 5.25: Handlungsalternative 4: Vorhandene Ma- terialien und Strukturen werden zum größten Teil weitergenutzt, in geringem Umfang wird die Fläche neu gestaltet. Eig. Darstellung Zum vergleichenden Überblick sind die vier Handlungsalternativen unten noch einmal in abstrahierter Darstellung einan- der gegenübergestellt. Abb. 5.26: Die vier unterschiedlichen Handlungsal- ternativen für den Umgang mit vorhandenen Mate- rialien und Strukturen, dargestellt ist jeweils das Verhältnis von Weiternutzung zu Abbruch mit Neu- bau. Eig. Darstellung Abriss mit Neubau Weiternutzung (0) Abriss mit Neubau Weiternutzung Abriss mit Neubau Weiternutzung Abriss mit Neubau Weiternutzung Handlungsalternative 1 Handlungsalternative 2 Handlungsalternative 3 Handlungsalternative 4 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 113 5.4.3. Kalkulation der verschiedenen Handlungsalternativen – Variante A: bei Verwendung neuer Materialien Wie bereits in vorangegangenen Ab- schnitten genannt, werden die vier Hand- lungsalternativen in zwei Varianten kalku- liert. In der ersten Variante (A) werden die Kosten ermittelt, die bei der Herstellung des Außenraumes des Untersuchungsare- als für die einzelnen Handlungsalternati- ven bei Einsatz von neuen Materialien entstehen. In der zweiten Variante (B; ab S. 137) er- folgt die Kalkulation der Umsetzung der Handlungsalternativen unter Verwen- dung von Recyclingmaterialien. Dabei wird berücksichtigt, welcher Anteil der benötigten Massen durch die auf dem Ge- lände vorhandenen Materialien gedeckt werden kann. Die Kalkulation erfolgt nach der Positio- nenaufstellung von Abschnitt 5.3.2.1. 5.4.3.1. Variante A – Verwendung neuer Materialien: Handlungsalternative 1 – Komplettabriss und vollständige Neu- gestaltung Die Kalkulation von Handlungsalternative 1 in Variante A entspricht der Kostenauf- stellung in Abschnitt 5.3.2.1. bis auf den Unterschied, dass hier zusätzlich ein Ab- fallbehälter ergänzt wird, der im Bestand nicht vorhanden ist. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 114 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 115 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 116 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 117 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 118 5.4.3.2. Variante A - Verwendung neuer Materialien: Handlungsalternative 2 – Weitestgehende Weiternutzung vor- handener Substanz; Erneuerung nur, wo aus funktionalen Gründen notwen- dig Wie bereits unter 5.4.2.2 genannt, werden bei Handlungsalternative 2 alle intakten vorhandenen Materialien, Strukturen und Elemente in die neue Zwischen- oder Nachnutzung integriert und somit wei- tergenutzt. In diesem Falle bedeutet das, dass die vorhandene Außentreppe abgerissen und neu errichtet wird, weil sie funktionalen und ästhetischen Anforderungen neuer Nutzungen nicht mehr gerecht wird. Ebenso wird mit der bodendeckenden Be- pflanzung an der Westfassade der Lehr- werkstatt verfahren. Die vorhandene Ve- getation aus Cotoneaster dammeri wird entfernt und eine neue Bepflanzung mit beispielsweise einer Mischung aus peren- nierenden Blühstauden und Gräsern an- gelegt. Außerdem wird die Bank im Außenbe- reich erneuert (Kostengruppe Allgemeine Einbauten) und mit einem Abfallbehälter ergänzt. Damit ergibt sich folgende Kalkulation für Handlungsalternative 2, Variante A: Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 119 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 120 5.4.3.3. Variante A - Verwendung neuer Materialien: Handlungsalternative 3 – Überwiegend Abriss+Neubau, zum Teil Weiternutzung In Handlungsalternative 3 wird der größte Teil der vorhandenen Strukturen abgeris- sen und durch Neubauten ersetzt. Lediglich die Straßen und Fußwege sowie die Stellplätze aus Granit-Kleinpflaster bleiben aufgrund des sehr guten Zustan- des erhalten und werden in die Folgenut- zung integriert. Auch die vorhandenen Acer pseudoplatanus im nordwestlichen Bereich des Untersuchungsareals am Kreisverkehr bleiben stehen. Sonstige Großgehölze wie Betula pendula, Carpi- nus betulus und Pinus sylvestris werden durch neue Acer pseudoplatanus ersetzt. Alle weiteren Materialien und Strukturen werden erneuert. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 121 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 122 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 123 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 124 5.4.3.4. Variante A - Verwendung neuer Materialien: Handlungsalternative 4 – Überwiegend Weiternutzung, zum Teil Abriss+Neubau In Handlungsalternative 4 wird der größte Teil der vorhandenen Materialien und Konstruktionen in die neue Nachnutzung integriert und somit weiterverwendet. In einigen Teilen wird der Bestand abge- rissen und durch Neubau ersetzt. Das be- trifft zum Beispiel die Außentreppe, das Wasserbecken, die Bank sowie den mit Bodendeckern (Cotoneaster dammeri) bepflanzten Vegetationsbereich an der Lehrwerkstatt. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 125 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 126 5.4.3.5. Auswertung der Handlungsal- ternativen -Variante A: bei Verwendung neuer Materialien Die vier verschiedenen kalkulierten Hand- lungsalternativen bei Verwendung neuer Materialien werden hier hinsichtlich der Kosten ausgewertet. Dabei sind einerseits die Kostenunter- schiede der Handlungsalternativen unter- einander und andererseits die Kostenan- teile der einzelnen Kostengruppen innerhalb einer Handlungsalternative von Bedeutung. Zunächst sollen die vier Handlungsalter- nativen untereinander verglichen werden. Abb. 5.27: Kostenvergleich der vier Handlungsalter- nativen, Variante A – Verwendung neuer Materia- lien Eig. Darst. Abb. 5.28: Die vier Handlungsalternativen (oran- ge=Abriss; grün=Weiternutzung) Eig. Darst. Abriss mit Neubau Weiternutzung (0) Abriss mit Neubau Weiternutzung Abriss mit Neubau Weiternutzung Abriss mit Neubau Weiternutzung 1 2 3 4 Handl.altern. 1: 351.917,15 € Handl.altern. 3: 264.978,15 € Handl.altern. 4: 45.438,15 € Handl.altern. 2: 27.348,15 € 0,00 20.000,00 40.000,00 60.000,00 80.000,00 100.000,00 120.000,00 140.000,00 160.000,00 180.000,00 200.000,00 220.000,00 240.000,00 260.000,00 280.000,00 300.000,00 320.000,00 340.000,00 360.000,00 Kosten in Euro 1 Kostenvergleich der vier Handlungsalternativen bei Variante A (Verw. neuer Materialien) Szenario 1: Komplettabriss + vollständ. Neugestaltung Szenario 3: Überwiegend Abriss + Neubau Szenario 4: Überwiegend Weiternutzung Szenario 2: Größtmögliche Weiternutzung Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 127 Kosten in Prozent (Handlungsalternative 1 als 100 % gesetzt) 100,0 % 75,3 % 12,9 % 7,8 % 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100,0 Handl.altern. 1: Komplettabriss + vollständ. Neugestaltung Handl.altern. 3: Überwiegend Abriss + Neubau Handl.altern. 4: Überwiegend Weiternutzung Handl.altern. 2: Größtmögliche Weiternutzung % Wie die Grafiken zeigen, ergeben sich große Kostenunterschiede zwischen den einzelnen Handlungsalternativen. Die Spannbreite reicht von einer Baukos- tensumme von 351.917,15 Euro bei Hand- lungsalternative 1 (Komplettabriss und vollständige Neugestaltung) bis zu einer Baukostensumme von 27.348,15 Euro bei Handlungsalternative 2 (Größtmögliche Weiternutzung). Das ergibt eine Differenz von 324.569,00 Euro. Das heißt also für das Beispiel des unter- suchten Areals auf der ehemaligen Zeche Westerholt, je nachdem, für welche Handlungsalternative man sich bei der Planung einer Zwischen- oder Nachnut- zung entscheidet, können bis zu 324.569,00 Euro eingespart werden. Abb. 5.29: Vergleich der Baukosten der vier Hand- lungsalternativen in Prozent – Handlungsalternative 1 als 100 % gesetzt Eig. Darst. Handlungsalternative 1: Komplettabriss + vollständ. Neugestaltung 351.917,15 € Handlungsalternative 2: Größtmögliche Weiternutzung 27.348,15 € Handlungsalternative 3: Überwiegend Abriss + Neubau 264.978,15 € Handlungsalternative 4: Überwiegend Weiternutzung 45.438,15 € Tab. 5.1: Kosten der Handlungsalternativen in tabel- larischer Form Eig. Darst. Setzt man Handlungsalternative 1 (mit den höchsten Kosten) als 100 %, dann sieht die Kostenstaffelung folgenderma- ßen aus: Handlungsalternative 3 (Über- wiegend Abriss+Neubau, in Teilen Wei- ternutzung) erreicht einen Kostenrahmen von etwa 75 % im Vergleich zu Hand- lungsalternative 1; also kann schon ein Viertel der Baukosten gegenüber Hand- lungsalternative 1 eingespart werden. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 128 51.380,0050.000,00 44.000,00 40.974,00 33.465,15 31.555,00 27.104,00 20.000,00 16.994,00 14.450,00 9.477,00 8.934,00 2.800,00 784,00 0,00 10.000,00 20.000,00 30.000,00 40.000,00 50.000,00 60.000,00 Kosten in € W as se ra nl ag en Ku ns to bje kt Au ße nb ele uc ht un g St ra ße n Pf lan ze n Ab br uc hm aß na hm en Fu ßw eg e Tr ep pe Pl at zfl äc he n Ge län de flä ch en Ra se n un d An sa at en St ell pl ät ze Al lge m ein e E in ba ... Bo de nv er be sse ru ng Kostengruppe Handlungsalternative 1: Kostenanteile der Kostengruppen Handlungsalternative 4 (Überwiegend Weiternutzung, in Teilen Abriss + Neu- bau) erreicht einen Kostenrahmen von etwa 13 %; das heißt, mehr als 80 % (!) der Kosten können im Vergleich zu Hand- lungsalternative 1 eingespart werden. Die Handlungsalternative 2 (Größtmögliche Weiternutzung) stellt im untersuchten Beispielareal die kostengünstigste Alter- native innerhalb der vier entwickelten und kalkulierten Handlungsalternativen dar. Die Kosten erreichen hier eine Höhe von nur 7,8 % der Kosten im Vergleich zu Handlungsalternative 1. Das bedeutet, dass mehr als 90 % (!) der Kosten bei dieser Handlungsalternative im Vergleich zu Handlungsalternative 1 eingespart werden können. Im Detail sollen nun noch die Kostenan- teile der unterschiedlichen Kostengrup- pen in den jeweiligen Handlungsalternati- ven untersucht werden. Handlungsalternative 1 – Komplettab- riss+Neubau: In der untenstehenden Grafik sind die Kostenanteile der Kostengruppen bei Handlungsalternative 1 dargestellt. Abb. 5.30: Anteile der einzelnen Kostengruppen an den Gesamtkosten bei Handlungsalternative 1 Gesamtsumme: 351.917,15 Euro Eig. Darst. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 129 Handlungsalternative 1: Kostengruppenanteile in Prozent Stellplätze 2,5 % Rasen und Ansaaten 2,7 % Geländefläche 4,1 % Platzflächen 4,8 % Allgemeine Einbauten 0,8 % Bodenverbesserung 0,2 % Treppe 5,7 % Wasseranlagen 14,6 % Kunstobjekt 14,2 % Fußwege 7,7 % Abbruchmaßnahmen 9,0 % Straßen 11,6 % Pflanzen 9,5 % Außenbeleuchtung 12,5 % Betrachtet man die Anteile der einzelnen Kostengruppen bei Handlungsalternative 1, so sind diese ähnlich verteilt wie in der in Kapitel 5.3.2.1 kalkulierten Gesamt- summe für das Untersuchungsareal, denn Handlungsalternative 1 als Extrem- Handlungsalternative sieht die komplette Neugestaltung des untersuchten Teilbe- reiches der ehemaligen Zeche Westerholt vor. An der Spitze der Kosten liegen die Was- seranlagen (51.380 Euro = 14,6 %), das Kunstobjekt (50.000 Euro = 14,2 %), die Außenbeleuchtung (44.000 Euro = 12,5 %) sowie die Straßen (40.974 Euro = 11,6 %). Danach folgen – mit Prozentanteilen un- ter 10 % an der Gesamtsumme - die Kos- tengruppen Pflanzen (33.465,15 Euro = 9,5 %), Abbruchmaßnahmen (31.555 Euro = 9,0 %), Fußwege (27.104 Euro = 7,7 %) Abb. 5.31: Anteile der einzelnen Kostengruppen an den Gesamtkosten bei Handlungsalternative 1 in Prozent Eig. Darst. sowie die Außentreppe (20.000 Euro = 5,7 %). Unter 5 % Anteil an der Gesamtsumme bei Handlungsalternative 1 haben die Kostengruppen Platzflächen (16.994 Euro = 4,8 %), Geländeflächen (14.450 Euro = 4,1%), Rasen und Ansaaten (9.477 Euro = 2,7 %) sowie die Stellplätze (8.934 Euro = 2,5 %). Die geringsten Kostenanteile an der Ge- samtsumme für Handlungsalternative 1 des Untersuchungsareals liegen mit unter 1 % in den Kostengruppen Allgemeine Einbauten (2.800 Euro = 0,8 %) sowie Bo- denverbesserung (784 Euro = 0,2 %). Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 130 20.000,00 2.800,00 2.673,15 1.733,00 142,00 0,00 2.000,00 4.000,00 6.000,00 8.000,00 10.000,00 12.000,00 14.000,00 16.000,00 18.000,00 20.000,00 Kosten in € Tr ep pe Al lge me in e E inb a.. . Pf lan ze n Ab br uc hm aß na ... Bo de nv er be sse ru ng Kostengruppe Handlungsalternative 2: Kostenanteile der Kostengruppen Handlungsalternative 2 – Größtmögliche Weiternutzung: In der untenstehenden Grafik sind die Kostenanteile der einzelnen Kostengrup- pen bei Handlungsalternative 2 darge- stellt. Abb. 5.32: Anteile der einzelnen Kostengruppen an den Gesamtkosten bei Handlungsalternative 2 Gesamtsumme: 27.348,15 Euro Eig. Darst. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 131 Handlungsalternative 2: Kostengruppenanteile in Prozent Treppe 73,1 % Allgemeine Einbauten 10,2 % Abbruchmaßnahmen 6,3 % Bodenverbesserung 0,5 % Pflanzen 9,8 % Bei Handlungsalternative 2 fallen generell in weniger Kostengruppen Kosten an – dies sind Außentreppe, Allgemeine Ein- bauten, Pflanzen, Abbruchmaßnahmen und Bodenverbesserung. Alle Elemente anderer Kostengruppen werden bei Handlungsalternative 2 in der Neubepla- nung weitergenutzt. Die Außentreppe nimmt mit 20.000 Euro den größten Anteil der Kosten an den Ge- samtkosten für Handlungsalternative 2 ein (73,1 %). Abb. 5.33: Anteile der einzelnen Kostengruppen an den Gesamtkosten bei Handlungsalternative 2 in Prozent Eig. Darst. Geringe Kostenanteile fallen in den Kos- tengruppen Allgemeine Einbauten (2.800 Euro = 10,2 %), Pflanzen (2.673,15 Euro = 9,8 %) sowie Abbruchmaßnahmen (1.733 Euro = 6,3 %) an. Einen Kostenanteil von nur 0,5 % (142 Euro) verursacht die Kos- tengruppe Bodenverbesserung. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 132 51.380,00 50.000,00 44.000,00 26.520,15 23.203,00 20.000,00 16.994,00 14.450,00 9.477,00 5.394,00 2.800,00 760,00 0,00 10.000,00 20.000,00 30.000,00 40.000,00 50.000,00 60.000,00 Kosten in € W as se ra nl ag en Ku ns to bj ek t Au ße nb ele uc ht un g Pf lan ze n Ab br uc hm aß na hm en Tr ep pe Pl at zfl äc he n G elä nd efl äc he n Ra se n un d A ns aa te n St ell pl ät ze Al lge m ein e E in ba ... Bo de nv er be ss er un g Kostengruppe Handlungsalternative 3: Kostenanteile der Kostengruppen Handlungsalternative 3 – Überwiegend Neugestaltung: In der untenstehenden Grafik sind die Kostenanteile der einzelnen Kostengrup- pen bei Handlungsalternative 3 darge- stellt. Abb. 5.34: Anteile der einzelnen Kostengruppen an den Gesamtkosten bei Handlungsalternative 3 Gesamtsumme: 264.978,15 Euro Eig. Darst. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 133 Handlungsalternative 3: Kostengruppenanteile in Prozent Bodenverbesserung 0,3 % Allgemeine Einbauten 1,1 % Stellplätze 2,0 %Rasen und Ansaaten 3,6 % Geländeflächen 5,5 % Wasseranlagen 19,4 % Kunstobjekt 18,9 % Platzflächen 6,4 % Treppe 7,5 % Pflanzen 10,0 % Abbruchmaßnahmen 8,8 % Außenbeleuchtung 16,6 % Bei Handlungsalternative 3 stellt sich die Kostenverteilung auf die einzelnen Kos- tengruppen ähnlich wie in Handlungsal- ternative 1 dar. An der Spitze stehen die Wasseranlagen, das Kunstobjekt sowie die Außenbeleuch- tung (jeweils 19,4 %, 18,9 % und 16,6 %). Danach folgen die Pflanzen mit 10,0 %. Unter 10 % liegen dann bereits die Kos- tengruppen Abbruchmaßnahmen, die Treppe, die Platzflächen und die Gelände- flächen (8,8 %, 7,5 %, 6,4 % und 5,5 %). Die geringsten Kosten (unter 5 %) liegen schließlich in den Kostengruppen Rasen und Ansaaten, Stellplätze, Allgemeine Einbauten und Bodenverbesserung (3,6 %, 2,0 % 1,1 % und 0,3 %). Abb. 5.35: Anteile der einzelnen Kostengruppen an den Gesamtkosten bei Handlungsalternative 3 in Prozent Eig. Darst. Weg fallen hingegen die relativ hohen Kostenanteile für Straßen und Fußwege. In dieser Handlungsalternative können dadurch im Untersuchungsgebiet 40.974 Euro (für Straßen) sowie 27.104 Euro (für Fußwege) eingespart werden. Hinzu kommen die eingesparten Kosten (in geringerem Rahmen) der Kostengrup- pe Stellplätze mit 8.934 Euro. In Handlungsalternative 3 können also insgesamt 77.012 Euro eingespart werden. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 134 20.000,00 16.380,00 3.443,00 2.800,00 2.673,15 142,00 0,00 2.000,00 4.000,00 6.000,00 8.000,00 10.000,00 12.000,00 14.000,00 16.000,00 18.000,00 20.000,00 Kosten in € Tr ep pe W as se ra nl ag en Ab br uc hm aß na hm en Al lge m ein e E in ba ... Pf lan ze n Bo de nv er be ss er un g Handlungsalternative 4: Kostenanteile der Kostengruppen Handlungsalternative 4 – Überwiegend Weiternutzung: In der untenstehenden Grafik sind die Kostenanteile der einzelnen Kostengrup- pen bei Handlungsalternative 4 darge- stellt. Abb. 5.36: Anteile der einzelnen Kostengruppen an den Gesamtkosten bei Handlungsalternative 4 Gesamtsumme: 45.438,15 Euro Eig. Darst. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 135 Handlungsalternative 4: Kostengruppenanteile in Prozent Treppe 44,0 % Wasseranlagen 36,0 % Bodenverbesserung 5,3 % Allgemeine Einbauten 6,2 % Pflanzen 5,9 % Abbruchmaßnahmen 7,6 % Bei Handlungsalternative 4 nehmen die beiden größten Anteile an den (im Ver- gleich zu den Handlungsalternativen 1 und 3 sehr geringen) Gesamtkosten die Kostengruppen Treppe (44 %) und Was- seranlagen (36 %) ein. Die restlichen Kosten halten sich schon unter 10 % - das sind die Kostengruppen Abbruchmaßnahmen (7,6 %), Allgemeine Einbauten (6,2 %), Pflanzen (5,9 %) sowie Bodenverbesserung (5,3 %). Die Handlungsalternative 4 stellt nach Handlungsalternative 2 die zweit- kostengünstigste Alternative dar. Vergleicht man diese Handlungsalternati- ve mit Handlungsalternative 1, dann er- gibt sich eine Kostenersparnis von 87,1 %, d.h. gegenüber Handlungsalternative 1 können 306.479 Euro eingespart werden. Abb. 5.37: Anteile der einzelnen Kostengruppen an den Gesamtkosten bei Handlungsalternative 4 in Prozent Eig. Darst. Interessant ist nun noch, die Handlungs- alternativen mit den Einsparungen zu vergleichen, d.h. zu überprüfen, ob dem Verhältnis zwischen Abriss+Neubau und Weiternutzung ein ähnliches Verhältnis in den Kosten gegenüber steht. Wie bereits oben genannt, wird die Hand- lungsalternative 1 als 100%-Wert gesetzt, da dort alle bestehenden Strukturen abge- rissen werden und die höchsten Kosten entstehen. In Handlungsalternative 2 werden 95 % der vorhandenen Strukturen erhalten und nur 5 % abgerissen und neu errichtet. Die Kosteneinsparung bei dieser Handlungsal- ternative beträgt 92 %. Der Anteil von Weiternutzung scheint mit der Kosten- einsparung zu korrespondieren – 95 % und 92 %. Im Anschluss sollen auch noch die zwei weiteren Handlungsalternativen betrachtet werden. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 136 Bei Handlungsalternative 3 kommen 70 % der vorhandenen Strukturen zum Abriss, und 30 % werden weitergenutzt. Die Ein- sparungen bei dieser Handlungsalternati- ve betragen 25 %. Auch hier liegt der An- teil von Weiternutzung in etwa auf gleicher Höhe mit der Kosteneinsparung: 30 % und 25 %. Etwas anders sieht der Vergleich bei Handlungsalternative 4 aus: 70 % der vor- handenen Strukturen werden weiterge- nutzt. Die Höhe der Kosteneinsparung liegt bei dieser Handlungsalternative bei 87 %. Diese Zahl liegt leicht über dem An- teil der Weiternutzung. Das heißt also: bei Weiternutzung von etwa 70 % der vor- handenen Strukturen können sogar etwa 87 % der Kosten eingespart werden. Ob dieser Zusammenhang zwischen An- teil von Weiternutzung und Kostenein- sparung generell zutreffend ist, ist in wei- teren Studien zu klären. Dazu sind beispielsweise noch mehr Handlungsalternativen zu entwickeln, für die in gleicher Weise eine Kostenkalkula- tion durchgeführt wird. Außerdem könn- te eine systematisierte Methodik zur Fest- legung der Anteile zwischen Abriss+Neubau und Weiternutzung ent- wickelt werden (vgl. Fazit 6.5.1). Im nächsten Kapitel wird die Kalkulation für die Herstellung der Außenanlagen des Beispielareals fortgesetzt – nach Variante A jetzt für Variante B – d.h. alle vier Handlungsalternativen werden nochmals kalkuliert, jedoch mit dem Unterschied, dass in Variante B die auf dem Gelände vorhandenen Materialien bei denjenigen Positionen zum Einsatz kommen, für die die Verwendung von Recycling- Materialien möglich ist. 8 In der Kalkulati- on sind enthalten: die Aufnahme der vor- handenen Materialien, Transport, Lage- rung sowie die Aufbereitung. Diese Positionen sind in einer Extra- Kostengruppe zusammengefasst. Der Wiedereinbau von RC-Materialien ist in der Kalkulation durch eine graue Hinter- legung der Zellen gekennzeichnet. 8 Recycling = RC. Sofern nicht gesondert gekenn- zeichnet, handelt es sich dabei um RC- Materialien, die aus dem vorhandenen Bestand gewonnen wurden. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 137 Material Leistung Einheit Preis Preis Grenze kl. Menge gro. Menge klein/groß Stahl Abbruch (z.B.Rohre, Trep.) t 150 50 100 Zwischenlagerung t 20 10 50 Aufbereitung t -100 -100 100 Einbau (z.B. Treppe) t 750 500 20 Betonsteinpflaster Aufnehmen m² 8 4 100 Reinigung und Lagerung m² 4 2 100 Wieder-Pflastern m² 14 10 20 Natursteinpflaster Aufnehmen m² 8 4 100 Reinigung und Lagerung m² 8 4 100 Wieder-Pflastern m² 25 20 20 Asphalt Abbruch m² 4 2 1000 Transport t 4 3 500 Wiederaufbereitung t 6 3 500 Lieferung t 80 50 1000 Einbau t 15 8 1000 Beton (Becken) Abbruch m³ 60 20 20 Lagerung m³ 4 3 20 Aufbereitung t 6 3 500 Lieferung (z.B. als Körng.) m³ 85 65 150 Einbau m³ 120 50 150 Schotter Abbruch m³ 10 6 250 Lagerung m³ 4 3 250 Lieferung m³ 35 25 1000 Einbau m³ 10 5 1000 Oberboden Aufnehmen m³ 5 3 500 Lagerung m³ 3 2 500 Wiedereinbau m³ 10 6 1000 5.4.4. Kalkulation der verschiedenen Handlungsalternativen – Variante B: bei Verwendung von recycelten, auf dem Gelände vorhandenen Materialien In Abschnitt 5.4.3 wurden die vier Hand- lungsalternativen unter dem Aspekt kal- kuliert, dass alle Materialien und Teile, die beim Abriss anfallen, entsorgt werden und alles, was neu gebaut wird, mit ent- sprechenden neuen Materialien errichtet wird. Das war Variante A der Kalkulation. In diesem Abschnitt wird nun die Varian- te B kalkuliert. Diese sieht folgenderma- ßen aus: auf dem Gelände vorhandene Materialien und Konstruktionen, die – je nach Handlungsalternative in kleinerem oder größerem Rahmen – abgerissen werden, werden der Wiederverwer- tung/Aufbereitung zugeführt und für den Neubau von Elementen im Außenraum genutzt. Das heißt, dass dadurch Kosten eingespart werden können. In welcher Größenordnung, wird im Anschluss aus- gewertet. Die Kalkulation erfolgt auch hier nach der Positionenaufstellung von Abschnitt 5.3.2.1.9 9 Die der Kalkulation zugrunde gelegten Preise be- ruhen auf den freundlicherweise von der Firma HERMANNS HTI-Bau GmbH u. Co. KG Kassel zur Verfügung gestellten Informationen (Locker 2009), vgl. auch Tab. 5.2. Tab. 5.2: Tabelle mit Richtpreisen für Abbruch und Recycling von Baumaterialien Quelle: Locker (2009) Wie aus der Tabelle ersichtlich wird, sind für die Aufbereitung/Wiederverwendung der einzelnen Baustoffe verschiedene Ar- beitsgänge notwendig. Diese sollen kurz erläutert werden. Wird Stahl wiederverwendet, sind neben dem Abbruch eine Zwischenlagerung, die Aufbereitung und der Einbau notwendig. Für Beton- und Natursteinpflaster gelten jeweils die gleichen Arbeitsschritte: das Aufnehmen des Pflasters (zu unterschei- den von Abbruch), die Reinigung und Zwischenlagerung sowie das Wieder- Pflastern. Aufwändiger ist das Verfahren bei der Wiederverwendung von Asphalt: dieser muss abgebrochen werden, danach zur Wiederaufbereitungsstelle transpor- tiert werden, dann erfolgt die Wiederauf- bereitung und zuletzt muss er wieder zum Einbau geliefert werden. Diese einzelnen Arbeitsschritte werden als einzelne Posi- tionen kalkuliert. Ähnlich geht man bei Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 138 der Wiederverwendung von Beton vor: nach Abbruch und Lagerung wird er auf- bereitet und zum Einbau (beispielsweise als Körnung) geliefert. Einfacher ist die Wiederverwendung von Schotter: dieser muss nur abgebrochen, gelagert und dann wieder zum Einbau geliefert werden. Oberboden muss ebenfalls nur aufge- nommen und gelagert und kann dann wieder eingebaut werden. Positionen, die nicht wiederverwendet werden bzw. nicht aus Recycling- Materialien hergestellt werden können, bleiben unverändert in der Kalkulation. Das betrifft hier die Außentreppe, die Au- ßen-Mastleuchten, die Bank, die Vegeta- tionsflächen und Rasen sowie die Gehöl- ze. 5.4.4.1. Variante B – Verwendung vor- handener Materialien: Handlungsalter- native 1 – Komplettabriss und vollstän- dige Neugestaltung Wie in Variante A entspricht die Kalkula- tion von Handlungsalternative 1 weitest- gehend der Kostenaufstellung in Ab- schnitt 5.3.2.1. bis auf den Unterschied, dass hier zusätzlich ein Abfallbehälter er- gänzt wird, der im Bestand nicht vorhan- den ist. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 139 Asphalt 2.168 € Betonsteinpflaster 2.720 € Naturstein- pflaster 240 € Beton 1.080 € Außentreppe 1.500 € Außen- Mastleuchten 800 € Bank 20 € Stahl 750 € Schotter 3.420 € Ober- boden 590 € Veg.flächen, Rasen 4.335 € Gehölze 2.352 € 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 4.500 Kosten in Euro 1 Position Abrisskosten für einzelne Positionen Handlungsalternative 1, Variante B Die folgende Grafik stellt die Gesamtkos- ten der einzelnen Positionen in der Kos- tengruppe Abriss für das Untersuchungs- areal, Variante B (Einbeziehung von Recycling) für die Handlungsalternative 1 dar. Für das untersuchte Areal fallen die größten Kosten für Abbruch bei den Ma- terialien Schotter, Betonsteinpflaster und Asphalt an. Für die belebten Anteile wie Vegetationsflächen, Rasen und Gehölze entstehen ebenfalls hohe Kosten bei Ab- bruch. Dies soll aber hier nicht im Vor- dergrund stehen, da in dieser Kalkulation speziell die ökonomischen Auswirkungen der Verwendung von Recyclingmateria- lien untersucht werden sollen. Abb. 5.38: Variante B (Recycling): Abrisskosten für die einzelnen Positionen bei Handlungsalternative 1 Eig. Darst. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 140 Stahl 150 €/t Außen- Mastleuchten 100 €/St Außentreppe 75 €/m³ Beton 60 €/m³ Bank 20 €/St Naturstein- pflaster 8 €/m² Schotter 6 €/m³ Gehölze 6 €/m² Oberboden 5 €/m³ Asphalt 4 €/m² Betonstein- pflaster 4 €/m² Veg.flächen, Rasen 3 €/m² 0 20 40 60 80 100 120 140 160 Preis je Einheit in Euro 1Material Abrisskosten für recycelbare Baumaterialien nach Preis/Einheit am Untersuchungsareal Sortiert man die Preise nach Preis je Ein- heit, ergibt sich folgendes Bild: Die beiden letzten Grafiken zeigen, dass auf Altindustrieflächen hohe Abrisskosten nicht aufgrund der hohen Kosten für den Abbruch der Materialart, sondern eher aufgrund der Quantität, in der diese vor- kommt, entstehen. Für das untersuchte Beispielareal betrifft das z.B. Betonstein- pflaster, das in seinem Abriss nicht grundsätzlich hohe Kosten verursacht (4 €/m²) – im Gegenteil, der Preis pro Ein- heit liegt eher im unteren Bereich. Aber durch die großflächige Versiegelung der Oberfläche mit Betonsteinpflaster kom- men beim Abriss die hohen Kosten zu- stande. Dies zeigt deutlich, dass Abb. 5.39: Variante B (Recycling): Abrisskosten der einzelnen Positionen, sortiert nach Preis je Einheit10 Eig. Darst. mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit der geplanten Zwischen- und Nachnutzung einer Altindustriefläche die qualifizierte Analyse der vorhandenen Strukturen und deren Integration in die neue Planung ei- ne wichtige Rolle spielen. 10 Obwohl Gehölze und Vegetationsflächen/Rasen nicht zu den direkt recycelbaren Materialien zählen, sind sie hier zum Vergleich der Abrisskosten mit aufgeführt. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 141 Als nächster zu kalkulierender Schritt bei dem Einsatz von Recyclingbaustoffen bzw. der Verwendung der vorhandenen Substanz werden die Zwischenlagerung und die Aufbereitung der einzelnen Mate- rialien aufgestellt und kalkuliert. 11 11 Die aufzubereitenden Mengen von Asphalt wur- den wie folgt berechnet: 542 m² Asphalt mit einer Stärke von 18 cm ergeben ein Volumen von 97,56 m³. Aus 1 m³ Asphaltabbruch werden 1,1 m³ aufbe- reitetes Material, d.h. es fallen auf dem Untersu- chungsareal 107,32 m³ aufbereitetes Material an. Die Preise für Transport und Lagerung werden je- doch je Tonne kalkuliert, so dass das Volumen noch mittels der Dichte (2,5 t/m³) in Gewicht umgerech- net werden muss: 107,32 m³ * 2,5 t/m³ = 268,3 t. Umrechnung auf Basis der Daten v.: Locker (2009) Es folgen hier die Positionen der Gelände- flächen, die durch die Recyclingvariante nicht verändert werden. Als Nächstes erfolgt die Kalkulation der Herstellung der Fußwege aus Betonstein- pflaster unter Verwendung der recycelten Betonpflastersteine sowie des recycelten Schotters. Die Recycling-Positionen sind durch eine graue Hinterlegung gekennzeichnet. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 142 Vergleicht man die Gesamtsumme für Fußwege aus Betonsteinpflaster für Hand- lungsalternative 1 in Variante A mit der Gesamtsumme für Fußwege aus Beton- steinpflaster für Handlungsalternative 1 in Variante B, dann ist zunächst ein Kosten- unterschied von 7.548 Euro festzustellen. Dieser Vergleich bezieht aber noch nicht die Aufbereitungskosten der Recycling- materialien mit ein. Rechnet man diese noch hinzu (Lagerung von 74 m³ abgebrochenem Schotter zum Preis von 3 €/m³ = 222 Euro plus Reini- gung und Lagerung von 294 m² abgebro- chenen Betonspflastersteinen zum Preis von 2 €/m² = 588 Euro), dann erhält man für Variante B eine Gesamtsumme für die Fußwege von 20.366 Euro, d.h. es werden immer noch Kosten in Höhe von 6.738 Euro im Vergleich zu Variante A (27.104 €) eingespart. Das entspricht einer Einsparung von etwa 25 %, also kann rund ein Viertel der Kos- ten für Fußwege durch Wiederverwen- dung vorhandener Baumaterialien einge- spart werden. Die Ergebnisse der Kalkulationen sind in den folgenden Grafiken auf der nächsten Seite dargestellt. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 143 27.104,00 € 19.556,00 € 810,00 € 0,00 5.000,00 10.000,00 15.000,00 20.000,00 25.000,00 30.000,00 Kosten in Euro Handl.altern. 1, Variante A Handl.altern. 1, Variante B Vergleich der Gesamtkosten für Betonsteinpflaster-Fußwege bei Handlungsalternative 1 für Variante A und B incl. Aufbereitungskosten RC-Materialien Gesamtkosten Herstellung Fußwege Aufbereitungskosten für Recyclingmaterialien Gesamt: 20.366 € Kosteneinsparung für Fußwege bei Handl.altern. 1 Vergleich zwischen Variante A und Variante B Variante B - nur 75 % der Kosten bei Einbeziehung von vorhand. Materialien Einsparung: 25 % der Kosten Variante A - 100 % Abb. 5.40: Im Vergleich zu Variante A für Hand- lungsalternative 1 können bei der Einbeziehung von vorhandenen Materialien und deren Recycling bei Variante B Kosten im Rahmen von 6.738 Euro ein- gespart werden. Eig. Darst. Abb. 5.41: Einsparung von 25 % der Kosten für Fußwege bei Variante B Eig. Darst. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 144 Aus der Ermittlung der Kosteneinsparung für Fußwege aus Betonsteinpflaster für Handlungsalternative 1 hat sich anschlie- ßend die Frage ergeben: Wie verhält sich die Kosteneinsparung bei Verwendung von vorhandenen Materialien in Abhän- gigkeit von der Flächengröße? Können die ermittelten Werte auf weitere Flächen- größen übertragen und damit für Die Abbildung dient an dieser Stelle nur dem Überblick. In besser lesbarer Form und mit Flächengrößen bis 1.000m² ist die Tabelle im Anhang unter 7.4.3 angefügt. Folgestandorte verallgemeinert werden? Zur Beantwortung dieser Fragen wurde ein Berechnungssystem in Form einer Ex- cel-Tabelle entwickelt, was unterschiedli- che Flächengrößen erfasst und Gesamt- kosten sowie Kosteneinsparungen errechnet. Die Tabelle stellt sich folgen- dermaßen dar: Abb. 5.42: Kosteneinsparung für die Kostengruppe Fußwege aus Betonsteinpflaster bei Verwendung vorhandener im Vergleich zu neuen Materialien in Abhängigkeit von der Flächengröße Eig. Darst. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 145 Bei der Berechnung konnte ermittelt wer- den, dass im Vergleich der Verwendung vorhandener zu der Verwendung neuer Materialien mit steigender Flächengröße die Kosteneinsparung ebenfalls steigt. Das war nicht von Anfang an zu vermuten, da sich die Einzelpreise in Abhängigkeit von der Menge ändern. Die Einsparungen betragen bei 5 m² in herkömmlicher Bau- weise z.B. ca. 300 Euro, bei 100 m² ca. 6.000 Euro und bei 1.000 m² ca. 60.000 Euro. Da diese Summen jedoch relativ (zu den aktuellen Preisen) sind, wurden die Einsparungen auch in Prozent von der Gesamtsumme bei Herstellung mit neuen Materialien berechnet. Dabei haben sich folgende Werte ergeben: Bei einer Flä- chengröße von 5 m² können etwa 4 % der Kosten bei Verwendung vorhandener Ma- terialien eingespart werden. Derselbe Wert ergibt sich für die Flächengröße von 10 m². Für 20 m² und 50 m² ergibt sich eine Einsparung von etwa 10 % und für die Flächengrößen 100 m², 200 m² und 500 m² eine Einsparung der Herstellungs- kosten in Höhe von etwa 20 %. Bei einer Flächengröße von 1.000 m² werden schon Kosten in Höhe von etwa 23 % eingespart. Interessant ist also, dass die Einsparungen nicht linear, sondern sprunghaft anstei- gen. Woraus dieser Verlauf resultiert, muss in weiterer Forschung untersucht werden. Wichtig für die Auswertung im Rahmen dieser Arbeit ist die Erkenntnis, dass von einem Ansteigen der prozentua- len Einsparungen mit steigender Flächen- größe ausgegangen werden kann. Möglich wäre beispielsweise auch gewesen, dass sich die Verwendung vorhandener Mate- rialien bei sehr großen oder bei sehr klei- nen Flächengrößen nicht rentiert. Dies ist mit der erfolgten Berechnung widerlegt. Der Verlauf der Daten-„Kurve“ ist im fol- genden Diagramm verdeutlicht. Abb. 5.43: Anstieg der Kosteneinsparung für die Kostengruppe Fußwege aus Betonsteinpflaster bei Verwendung vorhandener im Vergleich zu neuen Materialien in Abhängigkeit von der Flächengröße Eig. Darst. (log (x) ) Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 146 Nachdem die Abhängigkeit der Kosten- einsparungen von der Flächengröße am Beispiel von Betonsteinpflasterflächen un- tersucht und ausgewertet wurde, wird hier die Kalkulation der Herstellungskos- ten für die Handlungsalternative 1 in Va- riante B (Verwendung vorhandener und recycelter Materialien) fortgesetzt.12 Als Nächstes folgt die Kostengruppe Straßen und danach Platzflächen. 12 Für die Asphaltdeckschicht wird in der Regel kein Recycling- sondern neues Material verwendet. Bei der Herstellung der Straßen fällt auf, dass im Bereich der ersten beiden Positio- nen (Frostschutz-Schotter-Tragschicht und Asphalttragschicht) die Kosten für den Einsatz von RC-Materialien (Variante B) bereits ohne Einbeziehung der Aufbe- reitungskosten höher liegen als bei der Verwendung neuer Materialien (Variante A: 40.974 Euro). Werden nun noch die Kosten für Transport und Wiederaufbe- reitung eingerechnet (Lagerung von 244 m³ abgebrochenem Schotter zum Preis von 3 €/m³ = 732 Euro, Transport und Wiederaufbereitung von 191 t Asphaltab- bruch zum Preis von 4 €/m³ und 6 €/t = 1.450 Euro, dann erhält man folgende Ge- samtsumme für Straßen: 45.181 Euro, d.h. bei der Recycling-Variante (Variante B) liegen die Gesamtkosten für Straßen um 4.207 Euro höher als bei Variante A! Das sind Mehrkosten von etwa 10 %. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 147 Kostenvergleich für Straßen bei Handl.altern. 1 zwischen Variante A und Variante B Variante B: 10 % Mehrkosten bei Einbeziehung von vorhand. Materialien Variante A - 90 % 40.947,00 € 42.999,00 € 2.182,00 € 38.000,00 39.000,00 40.000,00 41.000,00 42.000,00 43.000,00 44.000,00 45.000,00 46.000,00 Kosten in Euro Handl.altern. 1, Variante A Handl.altern. 1, Variante B Vergleich der Gesamtkosten für Asphalt-Straßen bei Handlungsalternative 1 für Variante A und B incl. Aufbereitungskosten RC-Materialien Gesamtkosten Straßen Aufbereitungskosten für Recyclingmaterialien Gesamt: 45.181 € Diese Ergebnisse sind in den folgenden Grafiken dargestellt. Abb. 5.44: Im Vergleich zu Variante A für Hand- lungsalternative 1 entstehen bei Einbeziehung von vorhandenen Materialien und deren Recycling in Variante B Mehrkosten im Rahmen von 4.207 Euro. Eig. Darst. Abb. 5.45: Mehrkosten in Höhe von 10 % für Stra- ßen bei Variante B Eig. Darst. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 148 Ähnlich wie bei den Fußwegen aus Beton- steinpflaster lassen sich in Variante B bei Einbeziehung vorhandener Materialien Kosten gegenüber Variante A einsparen. Auch wenn die Kosten für Recycling und Wiederaufbereitung (Lagerung von 74 m³ abgebrochenem Schotter zum Preis von 3 €/m³ = 222 Euro plus Reinigung und La- gerung von 293 m² abgebrochenen Be- tonpflastersteinen zum Preis von 2 €/m² = 586 Euro), mit eingerechnet werden, dann erhält man für Variante B eine Gesamt- summe für die Fußwege von 10.291 Euro, d.h. es werden immer noch Kosten in Höhe von 6.703 Euro im Vergleich zu Variante A (16.994 €) eingespart. Das entspricht einer Einsparung von ca. 40 %. In den nächsten beiden Grafiken sind die- se Kalkulationsergebnisse dargestellt. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 149 16.994,00 € 9.483,00 € 808,00 € 0,00 2.000,00 4.000,00 6.000,00 8.000,00 10.000,00 12.000,00 14.000,00 16.000,00 18.000,00 Kosten in Euro Handl.altern. 1, Variante A Handl.altern. 1, Variante B Vergleich der Gesamtkosten für Betonsteinpflaster-Platzflächen bei Handlungsalternative 1 für Variante A und B incl. Aufbereitungskosten RC-Materialien Gesamtkosten Platzflächen Aufbereitungskosten für Recyclingmaterialien Gesamt: 10.291 € Kosteneinsparung für Platzflächen bei Handl.altern. 1 Vergleich zwischen Variante A und Variante B Einsparung: 40 % der Kosten Variante B - nur 60 % der Kosten bei Einbeziehung von vorhand. Materialien Variante A - 100 % Abb. 5.46: Im Vergleich zu Variante A für Hand- lungsalternative 1 können bei Einbeziehung von vorhandenen Materialien und deren Recycling bei Variante B Kosten im Rahmen von 6.703 Euro ein- gespart werden. Eig. Darst. Abb. 5.47: Einsparung von 40 % der Kosten für Platzflächen bei Variante B Eig. Darst. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 150 Die Kosteneinsparung bei der Wieder- verwendung der Betonpflastersteine be- trägt unter Einbeziehung der Aufberei- tungskosten (Lagerung von 93 m³ abgebrochenem Schotter zum Preis von 3 €/m³ = 279 Euro plus Reinigung und La- gerung von 93 m² abgebrochenen Beton- pflastersteinen zum Preis von 2 €/m² = 186 Euro) für die Stellplätze aus Beton- steinpflaster im Vergleich zu Variante A (5.394 € - 3.478 €, Var. B) 1.916 Euro. Das sind etwa 35 %.13 13 vgl. Grafiken Die Kosteneinsparung bei der Wieder- verwendung der Granitpflastersteine be- trägt unter Einbeziehung der Aufberei- tungskosten (Reinigung und Lagerung von 30 m² abgebrochenen Granitpflaster- steinen zum Preis von 8 €/m² = 240 Euro) für die Stellplätze aus Granitpflaster im Vergleich zu Variante A (3.540 € - 2.223 €, Var. B) 1.317 Euro. Das sind etwa 37 %. Die Ergebnisse der Kalkulationen für die Stellplätze sind in den nächsten beiden Grafiken dargestellt. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 151 5.394,00 € 3.013,00 € 465,00 € 3.540,00 1.983,00 240,00 0,00 1.000,00 2.000,00 3.000,00 4.000,00 5.000,00 6.000,00 Kosten in Euro Handl.altern. 1, Variante A, Beton Handl.altern. 1, Variante B, Beton Handl.altern. 1, Variante A, Granit Handl.altern. 1, Variante B, Granit Vergleich der Gesamtkosten für Stellplätze aus Beton/Granit bei Handlungsalternative 1 für Variante A und B incl. Aufbereitungskosten RC-Materialien Gesamtkosten Stellplätze Aufbereitungskosten für Recyclingmaterialien Gesamt: 2.223 € Gesamt: 3.478 € Variante B: nur 64 % der Kosten bei Einbeziehung von vorhand. Materialien Einsparung: 36 % der Kosten Variante A - 100 % Kosteneinsparung für Stellplätze bei Handl.altern. 1 Vergleich zwischen Variante A und Variante B Abb. 5.48: Einsparungen bei Variante B für Stell- plätze im Vergleich zu Variante A: Betonsteinpflas- ter: 1.916 €; Granitpflaster: 1.317 €. Eig. Darst. Abb. 5.49: Einsparung von 36 % der Kosten für Stellplätze bei Variante B (36 % gemittelt als Durch- schnitt von 35 % bei Betonstein und 37 % bei Natur- stein) Eig. Darst. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 152 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 153 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 154 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 155 Abb. 5.50: Kosten in den einzelnen Kostengruppen bei Verwendung von neuen / aus dem Bestand recy- celten Materialien – rot eingekreist sind die Mehr- kosten bei der Verwendung von Recycling- Materialien in der Kostengruppe Straßen. Anmerkung: Grau dargestellt sind die Kostengrup- pen, in denen keine Verwendung von Recyclingma- terialien möglich ist und die Kosten also im Ver- gleich zu Variante A (Verwendung neuer Materialien) gleich sind. Eig. Darst. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 156 5.4.4.2. Variante B – Verwendung vor- handener Materialien: Handlungsalter- native 2 – Weitestgehende Weiternut- zung vorhandener Substanz; Erneu- erung nur, wo aus funktionalen Grün- den notwendig Die Kalkulation der Handlungsalternative 2 für die Variante B entspricht der Kalku- lation für die Variante A. Für die Positio- nen, die hier erneuert werden sollen, wie Treppe, Bank und Vegetation, können keine Recyclingmaterialien oder auf dem Gelände vorhandenen Elemente verwen- det werden. Für den gesamten Vergleich aller Hand- lungsalternativen in beiden Varianten ist die Kalkulation jedoch an dieser Stelle noch einmal aufgeführt. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 157 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 158 5.4.4.3. Variante B – Verwendung vor- handener Materialien: Handlungsalter- native 3 – Überwiegend Abriss+Neubau, zum Teil Weiternutzung Handlungsalternative 3 wird ebenfalls für die Variante B – unter Einbeziehung vor- handener und recycelter Materialien - kal- kuliert. Lediglich die Straßen und Fußwege sowie die Stellplätze aus Granit-Kleinpflaster bleiben aufgrund des sehr guten Zustan- des erhalten und werden in die Folgenut- zung integriert. Auch die vorhandenen Acer pseudoplata- nus im nordwestlichen Bereich des Unter- suchungsareals am Kreisverkehr bleiben stehen. Sonstige Großgehölze wie Betula pendula, Carpinus betulus und Pinus syl- vestris werden durch neue Acer pseu- doplatanus ersetzt. Alle weiteren Materialien und Strukturen werden erneuert. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 159 Die Einsparung in der Kostengruppe der Platzflächen ist identisch mit der Einspa- rung bei Handlungsalternative 1, d.h. es werden Kosten in Höhe von 6.703 Euro im Vergleich zu Variante A (16.994 €) eingespart. Das entspricht einer Einspa- rung von etwa 40 %. Die Grafiken dazu sind hier noch einmal dargestellt. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 160 Kosteneinsparung für Platzflächen bei Handl.altern. 3 Vergleich zwischen Variante A und Variante B Einsparung: 40 % der Kosten Variante B - nur 60 % der Kosten bei Einbeziehung von vorhand. Materialien Variante A - 100 % Abb. 5.51: Im Vergleich zu Variante A für Hand- lungsalternative 3 können bei Einbeziehung von vorhandenen Materialien und deren Recycling bei Variante B Kosten im Rahmen von 6.703 Euro ein- gespart werden. Eig. Darst. Abb. 5.52: Einsparung von 40 % der Kosten für Platzflächen bei Variante B Eig. Darst. 16.994,00 € 9.483,00 € 808,00 € 0,00 2.000,00 4.000,00 6.000,00 8.000,00 10.000,00 12.000,00 14.000,00 16.000,00 18.000,00 Kosten in Euro Handl.altern. 1, Variante A Handl.altern. 1, Variante B Vergleich der Gesamtkosten für Betonsteinpflaster-Platzflächen bei Handlungsalternative 3 für Variante A und B incl. Aufbereitungskosten RC-Materialien Gesamtkosten Platzflächen Aufbereitungskosten für Recyclingmaterialien Gesamt: 10.291 € Handlungsaltern. 3, Variante A Handlungsaltern. 3, Variante B Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 161 Auch die Kosteneinsparung für die Stell- plätze aus Betonsteinpflaster ist gleich der in Handlungsalternative 1. Im Vergleich von Variante A (5.394 €) zu Variante B (3.478 €) beträgt sie 1.916 Euro. Das sind etwa 35 %. Die Ergebnisse der Kalkulationen für die Stellplätze sind in den nächsten beiden Grafiken dargestellt. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 162 Variante B: nur 65 % der Kosten bei Einbeziehung von vorhand. Materialien Einsparung: 35 % der Kosten Variante A - 100 % Kosteneinsparung für Stellplätze bei Handl.altern. 3 Vergleich zwischen Variante A und Variante B Handlungsaltern. 3, Variante A, Beton Handlungsaltern. 3, Variante B, Beton 3 Vergleich der Gesamtkosten für Stell- plätze aus Beton/Granit bei Handlungs- alternative 3 für Variante A und B incl. der Aufbereitungskosten für RC-Ma- terialien Abb. 5.53: Einsparungen bei Variante B für Stell- plätze aus Betonsteinpflaster im Vergleich zu Vari- ante A: 1.916 € Eig. Darst. Abb. 5.54: Einsparung von 35 % der Kosten für Stell- plätze aus Betonsteinpflaster bei Variante B Eig. Darst. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 163 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 164 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 165 5.4.4.4. Variante B – Verwendung vor- handener Materialien: Handlungsalter- native 4 – Überwiegend Weiternutzung, zum Teil Abriss+Neubau Ähnlich wie in Handlungsalternative 2 ergeben sich für Handlungsalternative 4 keine erheblichen Unterschiede in der Kostenkalkulation zwischen Variante A und Variante B, weil die Bereiche, die auf dem Gelände erneuert werden sollen, nicht mit recycelten Materialien herge- stellt werden können. Lediglich die Ab- risskosten weichen geringfügig ab, da sie bei der Variante „Recycling“ geringer aus- fallen, weil die Entsorgung keine zusätzli- chen Kosten verursacht. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 166 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 167 Vergleich der Kosten bei Variante A und Variante B für alle Handlungsalternativen 351.917,15 264.978,15 27.348,15 45.438,15 322.740,15 245.856,15 27.348,15 44.808,15 0,00 50.000,00 100.000,00 150.000,00 200.000,00 250.000,00 300.000,00 350.000,00 400.000,00 Handlungsalternative 1 Handlungsalternative 2 Handlungsalternative 3 Handlungsalternative 4 K o st e n i n € Kosten Variante A Kosten Variante B Betrachtet man das oben stehende Dia- gramm, so wird deutlich, dass sich in allen Handlungsalternativen bei Einsatz vor- handener und recycelter Materialien Kos- teneinsparungen ergeben.14 Für Handlungsalternative 1 ergibt sich ei- ne Kosteneinsparung von 29.177 Euro für die Variante B – Verwendung von vor- handenen, recycelten Materialien. Das sind etwa 10 %, die im Vergleich zu Vari- ante A - Verwendung neuer Materialien - eingespart werden können. 14 * Handlungsalternative 2 stellt eine Ausnahme dar: dort werden keine Positionen erneuert, für die Aufbereitung und Recycling möglich wäre. Diese Alternative ist demzufolge für Variante B nicht rele- vant. Abb. 5.55: Vergleich aller Handlungsalternativen bzgl. der Gesamtkosten für die Außenanlagen in Variante A – Verwendung neuer Materialien und Variante B – Einbeziehung vorhandener/recycelter Materialien Eig. Darst. Für Handlungsalternative 3 (Verhältnis von Weiternutzung zu Abriss = 30 / 70 %) ergibt sich eine Kosteneinsparung von 19.122 Euro für Variante B im Vergleich zu Variante A. Auch hier handelt es sich um Einsparungen in einer Größenord- nung von etwa 10 %. Handlungsalternati- ve 4 ist ebenfalls nicht besonders zu be- trachten, weil sich die Kostenunterschiede nur im Bereich des Abbruchs ergeben. Insgesamt kann festgehalten werden, dass für das Untersuchungsareal die Verwen- dung von vorhandenen, recycelten Mate- rialien eine Kosteneinsparung von ca. 10 % bewirkt. * Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 168 5.5. Schlussfolgerungen 5.5.1. Einleitung Auf dem Beispielstandort wurden für ein ausgewähltes Untersuchungsareal die Herstellungskosten für die Außenanlagen kalkuliert, um den ökonomischen Wert der vorhandenen Strukturen zu ermitteln. Den Hintergrund dafür stellte die These dar, dass die Weiternutzung und Wieder- verwendung der vorhandenen Strukturen neben der Erfüllung der Kriterien der ökologischen Dimension der Nachhaltig- keit auch ökonomische Vorteile bringt bzw. die Kriterien der ökonomischen Di- mension der Nachhaltigkeit erfüllt. Die Kosten für die Herstellung der Au- ßenanlagen wurden in vier verschiedenen Handlungsalternativen mit je zwei Vari- anten ermittelt. Die vier Handlungsalter- nativen unterscheiden sich in den Antei- len von Abriss mit Neubau zu Weiternutzung der vorhandenen Kon- struktionen und Materialien. Die beiden Varianten A und B, die wiederum für alle vier Handlungsalternativen kalkuliert wurden, unterscheiden sich dadurch, dass in Variante A die Herstellung der neuen Strukturen unter Verwendung neuer Ma- terialien erfolgt, und in Variante B unter Verwendung von vorhandenen und recy- celten Materialien. Sowohl die Vorgehensweise als auch die Auswertung der Ergebnisse stellen eine neue Methodik speziell für den Außen- raum von Altindustrieflächen dar. Die Er- kenntnisse und Schlussfolgerungen wer- den im Folgenden erläutert. 5.5.2. Vorgehensweise Für die Kalkulation der Kosten wurde eine Methodik entwickelt, die ein schrittweises Vertiefen in die Kenntnis der Kosten für eine konkrete Fläche oder einen Standort möglich macht. Sinn und Ziel dieser Vor- gehensweise ist das Ermöglichen einer frühzeitigen Entscheidungsfindung im Planungsprozess, welche Strukturen im Außenraum von Altindustrieflächen wel- chen (Erhaltungs-) Wert haben und damit auch die Vorbereitung der Entscheidung, welche Strukturen erhalten und in eine neue Nutzung integriert werden können. Zunächst wurden die Herstellungskosten zum Gegenwartswert ermittelt. Im An- schluss daran wurden die ermittelten Kos- ten nach Kostengruppen betrachtet. Da- nach wurden vier verschiedene Handlungsalternativen im Umgang mit der vorhandenen Substanz entwickelt. Diese unterscheiden sich im Verhältnis der Anteile von Weiternutzung bzw. Ab- riss mit Neubau. Für diese vier Hand- lungsalternativen wurden zunächst jeweils die Herstellungskosten bei Verwendung neuer Materialien ermittelt. Um aber auch eine Bewertung der ökonomischen Bedeutung der vorhandenen Substanz vornehmen zu können, wurden alle vier Handlungsalternativen noch einmal in der Variante der Einbeziehung vorhandener und recycelter Materialien kalkuliert. Die Vergleiche der Ergebnisse der vier Alter- nativen in den beiden Varianten ermögli- chen Aussagen zur ökonomischen Bedeu- tung der vorhandenen Strukturen. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 169 5.5.3. Aussagen und Erkenntnisse Nach der Kalkulation der Herstellungs- kosten für das ausgewählte Untersu- chungsareal sind Aussagen darüber mög- lich, welche Kostengruppen welchen Anteil an den Gesamt-Herstellungskosten einnehmen bzw. in welchen Gruppen ein hoher Wert liegt. Für das Beispielareal auf der ehemaligen Zeche Westerholt sind das z.B. die Kostengruppen Wasserbauli- che Anlagen, Kunstwerke, Außenbeleuch- tung, Pflanz- und Saatflächen sowie Stra- ßen. Diese Erkenntnis ermöglicht die Entscheidung über den Erhalt bestimmter Elemente. Für das Fallbeispiel würde sich z.B. der Erhalt der Straßen anbieten, da diese einerseits hohe Kosten verursachen und andererseits die vorhandenen Stra- ßen in einem sehr guten Zustand sind. Betrachtet man wiederum die einzelnen Kostengruppen nach Positionen unter- teilt, so kann man dann wieder Aussagen darüber treffen, welche Positionen in der Herstellung sehr kostenaufwändig sind oder bei Weiternutzung Kosten sparen können. Als Beispiele für das Untersu- chungsareal seien die Kostengruppen Fußwege sowie Pflanz- und Saatflächen genannt. In der Kostengruppe Fußwege entstehen die höchsten Kosten im Bereich der Betonpflastersteine. Rückschluss dar- aus ist, dass – insofern ein Abriss der vor- handenen Betonsteinpflasterfußwege nö- tig ist – es durchaus ökonomisch sehr sinnvoll ist, diese Steine zu bergen, zwi- schenzulagern und an anderer Stelle wie- der einzubauen. Die Kalkulation zur Wie- derverwendung der vorhandenen Beton- pflastersteine findet sich in Abschn. 5.4.4. In der Kostengruppe der Pflanz- und Saatflächen ist für das Untersuchungsare- al festzustellen, dass der größte Anteil der Kosten im Bereich der Pflanzen entsteht, wenn versucht wird, ein dem Bestand nur annähernd vergleichbares Vegetationsbild herzustellen. Es ist jedoch zu beachten, dass die Neuanpflanzung von Gehölzen in keinem Falle die ökologische Funktion der vorhandenen Gehölzvegetation ersetzen kann. Diese ist über Jahrzehnte „gereift“ und braucht ebenso lang für die Neuent- wicklung. Im Sinne der ökologischen und auch der ökonomischen Dimension der Nachhaltigkeit stellen diese Argumente ein Plädoyer für den Erhalt der vorhande- nen (Groß-) Gehölzvegetation dar. Auch die Kostengruppe Abbrucharbeiten wurde nach Positionen untergliedert betrachtet. Im Fallbeispiel fallen die höchsten Kosten für Abbrucharbeiten aufgrund der großen Flächen für Asphalt an. Um aber eine ge- nerelle Aussage über die Höhe von Ab- risskosten zu treffen, wurden die Abriss- kosten noch einmal nach Preis je Einheit verglichen. Die Aussage verschiebt sich dabei bereits: in dieser Betrachtung sind die Abbruchkosten beispielsweise für Be- ton sehr hoch. Für die Entwicklung des Außenraumes im Fallbeispiel wurden vier verschiedene Handlungsalternativen entwickelt. Diese repräsentieren Eckpunkte des Spektrums der Möglichkeiten im Umgang mit Altin- dustriestandorten: Handlungsalternative 1 stellt den Totalabriss mit komplettem Neubau dar. Handlungsalternative 2 steht im Kontrast dazu – hier wird der größte Teil der vorhandenen Strukturen erhalten und weitergenutzt, und nur die Bereiche bzw. Elemente, die ihre Funktion nicht mehr erfüllen können, werden erneuert. Die beiden weiteren Handlungsalternati- ven stellen moderate Alternativen dar, mit Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 170 Tendenz zur Weiternutzung bzw. zum Abriss. In Handlungsalternative 3 beträgt das Verhältnis von Abriss zu Weiternut- zung etwa 70 zu 30 %; bei Handlungsal- ternative 4 etwa 30 zu 70 %. Bei der Kalkulation der vier Handlungsal- ternativen konnte festgestellt werden, dass – je nach Anteil der Weiternutzung – im Vergleich zur kostenaufwändigsten Handlungsalternative (HA 1) Kosten in einem Rahmen von etwa einem bis zu drei Vierteln eingespart werden können (HA 3 bzw. 4). Zum Überblick sind die vier Handlungsalternativen in der folgenden Grafik noch einmal dargestellt. Abb. 5.56: Die vier Handlungsalternativen mit ihren unterschiedlichen Anteilen von Abriss+Neubau und Weiternutzung Eig. Darst. Auch bei dieser Kalkulation erfolgte die Aufschlüsselung der Kosten nach Kosten- gruppen, um Modifizierungen innerhalb der Handlungsalternativen bei der Ent- scheidung für Erhalt oder Abriss zu er- möglichen. Die anschließende Kalkulation der vier Handlungsalternativen in Variante B – Verwendung vorhandener, recycelter Ma- terialien – ermöglicht Aussagen über Kos- teneinsparungen durch den Einsatz aufbe- reiteter, auf dem Standort vorgefundener Materialien. Auch hier wurden die einzel- nen Kostengruppen im Detail untersucht. Für die Kostengruppe Fußwege lässt sich in Handlungsalternative 1 die Aussage machen, dass 25 % der Kosten für Fußwe- ge eingespart werden können, wenn die auf dem Gelände vorhandenen Materia- lien (mit entsprechender Sorgfalt) ab- gebrochen, aufbereitet und wieder einge- baut werden. Für die Kostengruppe der Platzflächen sind die Einsparungen sogar Abriss mit Neubau Weiternutzung (0) Abriss mit Neubau Weiternutzung Abriss mit Neubau Weiternutzung Abriss mit Neubau Weiternutzung HA 1 HA 3 HA 2 HA 4 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 171 noch höher: 40 % der Kosten können bei Verwendung der vorhandenen Materia- lien gegenüber dem Einsatz von neuen Materialien eingespart werden. Auch für die Stellplätze auf dem Gelände sind Einsparungen in Höhe von etwa 36 % möglich. Ein interessanter „Ausreißer“ hat sich in der Kostengruppe Straßen erge- ben: dort entstehen bei Handlungsalterna- tive 1 für die Variante B der Verwendung vorhandener, recycelter Materialien Mehrkosten im Rahmen von 10 % durch die aufwändige Aufbereitung des (As- phalt-) Materials. Die Aussagen zu den Einsparungen tref- fen auch auf die Handlungsalternative 3 zu. Handlungsalternative 2 und 4 fallen aus dem Rahmen, weil bei diesen Alterna- tiven keine Positionen oder Elemente er- neuert werden, die mit Recyclingmateria- lien umsetzbar wären. Es wäre sinnvoll, im Rahmen weiterer Forschung noch wei- tere Handlungsalternativen zu entwickeln und zu kalkulieren. Nicht zu vergessen ist an dieser Stelle auch der Blick auf die Nachhaltigkeit der einzelnen Handlungsalternativen: Hand- lungsalternative 2 erfüllt am weitesten die Kriterien der Nachhaltigkeit (vgl. Abb. 3.3, Kap. 3), also die Schonung der Res- sourcen, den Erhalt der Biodiversität, den Schutz des Klimas etc. - nicht zu verges- sen auch die ökonomischen Belange der Nachhaltigkeit - weil in dieser Hand- lungsalternative der größte Teil der vor- handenen Strukturen weiter genutzt oder wiederverwendet wird. Handlungsalterna- tive 4 steht an zweiter Stelle bei der Erfül- lung der Kriterien der Nachhaltigkeit. An dritter Stelle kommt Handlungsalternati- ve 3. In Handlungsalternative 1 werden die Kriterien der Nachhaltigkeit am we- nigsten bzw. so gut wie gar nicht erfüllt, da dort vorhandene Strukturen keine Verwendung finden. Demzufolge ist auch die ökonomische Dimension der Nach- haltigkeit nicht erfüllt. Insgesamt wurde ermittelt, dass bei den beiden relevanten Handlungsalternativen im Vergleich von Variante A - Verwen- dung neuer Materialien zu Variante B – Verwendung vorhandener, recycelter Ma- terialien insgesamt Kosten in einer Grö- ßenordnung von etwa 10 % eingespart werden können. Ob diese Aussage gene- rell auf weitere Standorte übertragbar ist, sollte an weiteren Fallbeispielen überprüft werden. Auch wurde anhand der Unter- suchungen deutlich, dass für alle Hand- lungsalternativen die Variante B im Ver- gleich zu A vorzuziehen ist, denn B entspricht eher den Kriterien der ökologi- schen und ökonomischen Nachhaltigkeit. Um die Schritte auf weitere Standorte anwendbar zu machen, wurden Hand- lungsrichtlinien in Form von Schemata entwickelt. Sie sind im Anhang 7.3 zu fin- den. 5.5.4. Zusammenfassung Kalkuliert man die Herstellungskosten zum Gegenwartswert für ein ausgewähltes Teilareal, so können Aussagen zu den Kostenanteilen der einzelnen Kosten- gruppen an den Gesamt-Herstel- lungskosten getroffen werden. Diese Kal- kulation ist gleichzeitig der Schlüssel zur Ermittlung des Wertes vorhandener Ma- terialien, Konstruktionen und sonstiger Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 5 Kostenermittlung und Vergleich der Handlungsalternativen 172 Strukturen auf Altindustrieflächen. Mit Hilfe der Kalkulationsergebnisse kann die Entscheidung im Planungsprozess für oder gegen den Erhalt bestimmter Ele- mente und Strukturen befördert und un- terstützt werden. Durch den Vergleich der unterschiedlichen Handlungsalterna- tiven ist ein Abschätzen der ökonomi- schen Auswirkungen bei der Entschei- dung für die eine oder andere Alternative, je nach Verhältnis von Erhalt + Weiter- nutzung zu Abbruch + Neubau, möglich. In dem Fallbeispiel wurde festgestellt, dass die Kosteneinsparung in etwa in gleicher Größenordnung mit dem Anteil der Wei- ternutzung korreliert. Diese Aussage kann jedoch an dieser Stelle noch nicht verall- gemeinert werden. Dazu sind nach Mei- nung der Verfasserin weitere Fallstudien notwendig. Die Methode, die im Rahmen dieser Arbeit dafür entwickelt wurde, ist jedoch auf weitere Standorte anwendbar und kann für weiterführende Forschung genutzt werden. Auch durch den Einsatz von vorhande- nen, recycelten Materialien können bei den Handlungsalternativen im Vergleich zum Einsatz neuer Materialien Kosten eingespart werden. Für das Fallbeispiel ergaben sich Einsparungen in den einzel- nen Kostengruppen von bis zu 40 % (Kostengruppe Platzflächen aus Beton- steinpflaster). Diese Aussage ist eher auf andere Beispiele übertragbar, weil es sich um Berechnungen an einer üblichen Standardfläche in üblicher Bauweise handelt. Ermittelt wurde auch, dass für die Kostengruppe Fußwege aus Betonsteinpflaster die pro- zentualen Einsparungen bei Verwendung von RC-Materialien mit der Flächengröße zunehmen. Zu überprüfen wäre jedoch in weiterer Forschung noch, wie sich die Kostenein- sparungen in Abhängigkeit zu unter- schiedlichen Flächengrößen für andere Kostengruppen verhalten, z.B. für As- phalt. Insgesamt wurden Kosteneinspa- rungen von etwa 10 % bei Vergleich der Handlungsalternativen bei Verwendung vorhandener, recycelter Materialien ge- genüber Herstellung mit neuen Materia- lien ermittelt. Auch dieses Ergebnis sollte an weiteren Fallbeispielen auf Anwend- barkeit und Übertragbarkeit auf Folge- standorte überprüft werden. Mit den ermittelten Ergebnissen können entscheidende Aussagen, wie z.B. die, dass die Weiternutzung oder Wiederverwen- dung vorhandener Materialien, Konstruk- tionen und anderer Strukturen neben den Prinzipien der ökologischen Nachhaltig- keit (u.a. Ressourcenschutz, Abfallver- meidung, Recycling) auch denen des öko- nomischen Wirtschaftens im Planungs- und Bauprozess entspricht, gestützt und untermauert werden, so dass eine erfolg- reiche Entscheidung für eine Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen im Sinne der Nachhaltigkeit damit unter- stützt und – wenn vielleicht auch nicht immer durchgesetzt - so zumindest ar- gumentiert werden kann. 66 Fazit Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 6 Fazit 173 6 Fazit 6.1 Einleitung Das Thema der Arbeit ist, die u.a. öko- nomische Bedeutung der vorhandenen Materialien, Konstruktionen und sonsti- gen Strukturen auf Altindustrieflächen vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altin- dustrieflächen zu untersuchen, zu ermit- teln und zu beschreiben. Am Anfang dieser Untersuchungen stan- den die Fragen: Was bedeutet Nachhal- tigkeit in der Landschaftsarchitektur?, Was heißt überhaupt Nachhaltigkeit? und: Was ist unter Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrie- flächen zu verstehen? Der Beantwortung dieser Fragen wurde im ersten Teil nachgegangen. Die Begriff- lichkeiten wurden geklärt und im An- schluss daran Prinzipien für die Umset- zung der Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur entwickelt. Dem besonderen Anspruch der Arbeit, die Er- gebnisse möglichst auch in einer für die Praxis nutzbaren Form zu erstellen, wird mit den erarbeiteten und im Anhang an- gefügten schematischen Leitlinien Rech- nung getragen. In engem Zusammenhang mit der Erfül- lung der Prinzipien der Nachhaltigkeit steht die Weiternutzung und Wiederver- wendung vorhandener Strukturen, deren Bedeutung zuerst für die ökologische Di- mension der Nachhaltigkeit und im An- schluss daran für die ökonomische Di- mension der Nachhaltigkeit anhand eines ausgewählten Beispielareals untersucht wurde. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden im Folgenden beschrieben. 6.2 Was konnte ermittelt werden? Nachhaltigkeit im Allgemeinen bedeutet auf das Wesentliche reduziert: Die Be- dürfnisse der heutigen Generation nicht zu Lasten der kommenden Generationen zu erfüllen. Für die ökologische Dimensi- on der Nachhaltigkeit heißt das: die na- türlichen Ressourcen zu schonen, Abfall zu vermeiden, Materialien zu recyceln oder anderweitig wiederzuverwenden, Flächen zu sparen, Biodiversität zu erhal- ten sowie das Klima zu schützen. Nach- haltigkeit in der Landschaftsarchitektur kann dabei in folgenden Themenberei- chen umgesetzt werden: bei der Material- verwendung, beim Umgang mit Regen- wasser, bei der Planung und Ausführung hinsichtlich der Logistik und der Zu- kunftsfähigkeit sowie bei der Vegetations- verwendung. Ziele im Sinne der Nachhal- tigkeit sind dort ein möglichst sparsamer Umgang mit neuen Materialien und eine weitestgehende Integration von vorhan- denen Materialien, ein nachhaltiges Re- genwassermanagement, das Nieder- schlagswasser in die Freiraumgestaltung mit einbezieht, Verdunstungs- und Versi- cherungsmöglichkeiten schafft, statt es in die Kanalisation abzuleiten, die Ausfüh- rung so zu planen, dass der Aufwand für die Baustellenlogistik so gering wie mög- lich gehalten wird (lokale Firmen, lokale Baustoffe, Integration und Wiederver- Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 6 Fazit 174 wendung von Vorhandenem), voraus- schauende Planung eines prozesshaften Vorgehens, ein nachhaltiger Umgang mit vorhandener Vegetation (Integration statt Entfernung, Erhalt und Schutz von Mik- robiotopen) sowie die Verwendung von standortgerechten und, wo aufgrund der Bodensituation möglich, heimischen Ar- ten. Für die Nachhaltigkeit im Bezug zu Altin- dustrieflächen kann daraus abgeleitet werden, dass dort die Landschaftsarchi- tektur anstreben sollte, das oft sehr hohe vorhandene Materialpotenzial so gut wie möglich durch Weiternutzung und Wie- derverwendung auszuschöpfen, einen Umgang mit den ebenfalls oft großen Re- genwassermengen zu finden, der ohne Ableitung in die Kanalisation auskommt (sowie aufgrund der Altlastensituation auch ohne Versickerung), die vorhande- nen Flächenpotenziale im Sinne einer nachhaltigen Logistik zu nutzen (große Lagerflächen für die Zwischenlagerung wiederverwendbarer Materialien), die Zwischen- und Nachnutzungen so zu planen, dass eine kontinuierliche Bespie- lung von Teilräumen des Areals möglich wird und die sogenannte Depressionspha- se des Standortes verhindert wird sowie mit den vorhandenen Vegetationsstruktu- ren nachhaltig umzugehen, das heißt, sie so weit wie möglich in die neue Planung zu integrieren (ökologische und ökonomi- sche Argumente) und die eventuell ent- standenen Biotope mit seltenen oder ge- fährdeten Arten zu sichern und zu schüt- zen. Detailliert wurden die Handlungs- empfehlungen im Text unter Kap. 3 be- reits beschrieben. Einen wichtigen Punkt dabei und schließ- lich das Kernthema der Arbeit stellt die ökonomische Bedeutung der Nutzung der vorhandenen Strukturen dar. Diese ent- spricht in vielerlei Hinsicht den Prinzipien der ökologischen Dimension der Nach- haltigkeit (vgl. Abschn. 3.1.5). Aber auch aus ökonomischer Sicht kommt der Wei- ternutzung und Wiederverwendung der vorhandenen Strukturen eine Bedeutung in der nachhaltigen Entwicklung des Au- ßenraumes von Altindustrieflächen zu. Um dieser Bedeutung weiter auf den Grund zu gehen bzw. sie mit konkreten Ergebnissen und Zahlen zu belegen, wur- den folgende Fragen gestellt: Welchen Gegenwartswert haben die vorhandenen Strukturen? Wie verhalten sich die Kos- tenanteile der einzelnen Kostengruppen an den Gesamtkosten? Wie unterscheiden sich die vier entwickelten Handlungsal- ternativen ökonomisch? Welchen Einfluss hat die Verwendung von vorhandenen, recycelten Materialien auf die Baukosten? und: Wie verhalten sich die Kosteneinspa- rungen für ausgewählte Kostengruppen zur Flächengröße? Die Untersuchungen im Rahmen dieser Forschungsarbeit fanden quasi in einer Vorgehensweise „vom Großen ins Kleine“ statt, was in der folgenden Grafik schema- tisch dargestellt ist. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 6 Fazit 175 Abb. 6.1: Fokussierung der Forschung auf die Kern- themen der Arbeit. („Bedeutungstrichter") Eig. Darst. Wie ist das Vorgehen zu verstehen? An oberster, übergeordneter Stelle steht das Thema bzw. der Begriff der Nachhaltig- keit. Dieser wurde zuerst analysiert. Auf Grundlage dessen erfolgte die Vertiefung in das Thema: Was bedeutet Nachhaltig- keit in der Landschaftsarchitektur? Da- nach wiederum wurde noch weiter fokus- siert auf das Thema der Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindust- rieflächen. Um in diesem Thema noch weiter in die Tiefe zu gehen, erfolgte letztendlich die Beschäftigung mit dem Thema der ökonomischen Bedeutung der vorhandenen Strukturen. Jedes Unterthema ist mit dem Überthema verbunden und lässt sich auf dieses zu- rückführen. Alle Themen stehen unter dem übergeordneten Thema der Nach- haltigkeit. Innerhalb der Untersuchung der ökono- mischen Bedeutung der vorhandenen Strukturen erfolgte die Kostenermittlung durch Kalkulation der Herstellungskosten. Anhand der Auswertung der Kostenkal- kulationen können die im Folgenden be- schriebenen Aussagen gemacht werden. Für das Untersuchungsareal fällt ein ho- her Anteil der Kosten auf die Wasserbau- lichen Anlagen. Das bestärkt umso mehr die Handlungsempfehlung, für das nach- haltige Regenwassermanagement die auf dem Gelände vorhandenen Wasserbecken und sonstige wassertechnische Einrich- tungen zu nutzen, da die Neuerstellung hohe Kosten verursacht. Auch die Ab- bruchmaßnahmen machen einen nicht geringen Anteil an den Gesamtkosten für das ausgewählte Areal aus. Auch dort las- sen sich durch Weiternutzung und Wie- derverwendung vorhandener Strukturen Kosten einsparen. Der Abbruch von Stahl und Beton ist besonders kostenaufwändig. In einer anderen Dimension (im Vergleich zu den zuvor genannten Kostengruppen) zeigt der Blick auf die Kostengruppe Pflanz- und Saatflächen, dass durch die Integration der vorhandenen Vegetation ebenfalls Kosten eingespart werden kön- nen. Für die vier im Rahmen dieser Arbeit entwickelten Handlungsalternativen lässt sich sagen, dass die Höhe der Kostenein- sparung in etwa mit dem Anteil der Wei- ternutzung korrespondiert. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 6 Fazit 176 Dies sollte aber noch in weiteren Studien und anhand weiterer Handlungsalternati- ven untersucht bzw. belegt werden. Vergleicht man schließlich ökonomisch die Handlungsalternativen unter dem As- pekt der Verwendung von vorhandenen Materialien für die neue Herstellung der einzelnen Positionen (wo dies möglich ist), dann ist festzustellen, dass sich eine Kostenersparnis in einem Rahmen von etwa 10 % bei der Verwendung von vor- handenen, recycelten Materialien, bezo- gen auf die gesamten Herstellungskosten, im Vergleich zur Verwendung neuer Ma- terialien erzielen lässt. Diese Erkenntnisse basieren auf den Kal- kulationen für den Beispielstandort und für das davon ausgewählte Untersu- chungsareal sowie für die vier Handlungs- alternativen. Ob sich die ermittelten Zah- len auf weitere Standorte übertragen lassen, sollte, wie bereits erwähnt, in da- ran anknüpfender Forschung anhand wei- terer Fallbeispiele untersucht werden. 6.3 Rückkopplung zu den Thesen Die Thesen, die am Anfang der For- schungsarbeit aufgestellt wurden, konnten im Laufe der Arbeit bewiesen werden. I) Die vorhandenen Strukturen auf Altin- dustrieflächen stellen einen Wert für die Nachhaltigkeit und die Ökonomie der Zwischen- oder Nachnutzung dar. II) Für die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes können Richtlinien erarbei- tet und in anwendbarer Form in die Praxis transferiert werden. Natürlich müssen die im Rahmen dieser Arbeit entwickelten Leitlinien in der Praxis erprobt werden, beispielsweise, ob sie tatsächlich leicht er- fassbar sind oder inwieweit sie für Folge- standorte abgewandelt werden müssen. III) Die Landschaftsarchitektur kann ei- nen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung des Außenraumes im Sinne der Nachhal- tigkeit leisten, indem sie bei der Planung der neuen Nutzung vorhandene Struktu- ren wie Materialien, Konstruktionen, Ve- getation etc. im ersten Schritt detailliert analysiert, den Erhaltungswert ermittelt (die Methodik dazu wurde in der vorlie- genden Arbeit entwickelt) und diese so weit wie möglich in die neue Nutzung in- tegriert. Das entspricht in mehrerlei Hin- sicht den Kriterien der Nachhaltigkeit (ökologische und ökonomische Dimensi- on). Die soziale Dimension kann im Rah- men dieser Arbeit nicht untersucht wer- den. An dieser Stelle sollten sich weitere Forschungsarbeiten anderer Fachgebiete anschließen. IV) Dass die Integration der vorhandenen Strukturen zusätzlich zur Erfüllung der ökologischen Kriterien auch die Kriterien der ökonomischen Nachhaltigkeit erfüllt, wurde mit der Kostenermittlung in Kap. 5 belegt. 6.4 Kritische Reflexion Im Rahmen der vorliegenden Arbeit konnten die entwickelten Thesen bewie- sen werden. Die Erfüllung der Kriterien der Nachhaltigkeit bei der Weiternut- zung und Wiederverwendung vorhande- ner Strukturen wurde durch die Untersu- chungen an dem ausgewählten Beispiel- standort belegt. Betrachtet man die For- Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 6 Fazit 177 schung noch einmal von übergeordnetem Standpunkt aus, so wird die Einordnung in eine größere Gesamtheit wichtig: Was kann im Rahmen dieser Promotion geleis- tet werden? Wie können die erarbeiteten Ergebnisse mit anderen Forschungsberei- chen verknüpft werden und in das Ge- samtforschungsnetz zur Nachhaltigkeit eingebunden werden? Was kann die Landschaftsarchitektur an fachspezifi- schen Beiträgen zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten? Beim kritischen Rückblick wird deutlich, dass das For- schungsergebnis einen Baustein in der Forschungslandschaft darstellt, dessen Bedeutung und Wirkung im Zusammen- hang mit weiterer Forschung noch ver- größert werden kann. Die Ziele und Auf- gaben der Promotionsarbeit wurden damit erreicht: detaillierte Forschung auf einem speziellen Teilgebiet zu leisten, um in Verknüpfung mit weiteren For- schungsergebnissen aus derselben Diszip- lin aber auch aus anderen Fachdisziplinen zu einem Gesamtforschungsergebnis bei- zutragen, das letztendlich Fortschritte auf wissenschaftlich-technischem Gebiet und in Folge daraus einen gesellschaftlichen Nutzen und Fortschritt mit sich bringt. Auch sollte nicht aus den Augen verloren werden, dass es sich sozusagen um eine Art „Momentaufnahme“ handelt. Die der Kalkulation zugrunde gelegten Baupreise entsprechen dem aktuellen Markt an Baumaterialien und –leistungen. Mögli- cherweise verschieben sich die Preise für bestimmte Positionen oder Leistungen in einigen Jahren oder Jahrzehnten. Abge- bildet werden kann im Forschungsergeb- nis nur der aktuelle Stand von Forschung, Wissenschaft und Technik. Bisherige For- schung wird damit aktualisiert. Weitere Forschung wird die Ergebnisse entweder vertiefen oder vielleicht auch widerlegen. Auch das ist das Wesen von Forschungs- arbeit: sie kann nur den momentanen Stand der wissenschaftlichen Untersu- chungen darstellen und setzt sozusagen die Fortschreibung der Forschungsfragen in weiteren Untersuchungen und For- schungsarbeiten voraus. Im Folgenden werden Themen und Fra- gestellungen angrenzender Fachbereiche erläutert, die im Rahmen dieser Arbeit nicht bearbeitet werden konnten, deren Beantwortung aber genau diese Verknüp- fung der vorliegenden Ergebnisse mit wei- teren Resultaten zu einem wie oben be- schriebenen sinnvollen Gesamtergebnis darstellt. 6.5 Wo sollte zukünftige For- schung weiterführen? 6.5.1 Verhältnis zwischen Anteil der Weiternutzung und Kostenein- sparung In der vorliegenden Arbeit wurden die vier verschiedenen Handlungsalternativen kalkuliert und die Kosteneinsparungen verglichen. Dabei konnte ein Zusammen- hang zwischen dem Anteil der Weiter- nutzung und der Kosteneinsparung fest- gestellt werden. So werden z.B. bei der Handlungsalternative 3 bei Weiternut- zung von etwa 30 % der vorhandenen Strukturen ca. 25 % der Kosten eingespart. Auch bei den anderen Handlungsalterna- tiven liegen der Anteil der Weiternutzung und die Kosteneinsparung etwa in glei- cher Höhe. Da bei der Auswertung der Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 6 Fazit 178 Kalkulation aber unterschiedliche Kosten- anteile der einzelnen Kostengruppen fest- gestellt wurden, kann an dieser Stelle noch nicht generell von einem direkten Zusammenhang zwischen Anteil der Weiternutzung und Kosteneinsparung gesprochen werden. Dieses Verhältnis ist in weiterführenden Arbeiten weiter zu prüfen. Dazu sollten z.B. auch noch weitere Handlungsalterna- tiven entwickelt und in gleicher Weise kalkuliert werden. Auch kann eine syste- matisierte Festlegung der Anteile von Weiternutzung und Abriss+Neubau ent- wickelt werden. Wird die Forschung an diesem Punkt ver- tieft, können evtl. generalisierende Aussa- gen zum Verhältnis zwischen dem Anteil der Weiternutzung und der Kostenein- sparung getroffen werden, was eine Ent- scheidungsfindung für Planer und andere Verantwortliche im Transformationspro- zess von Altindustrieflächen bereits in ei- nem frühen, noch wenig detaillierten Pla- nungsstadium unterstützt und befördert. 6.5.2 Kompendium für Landschaftsar- chitekten, Planer und andere im Planungsprozess Verantwortliche Um die erarbeiteten Ergebnisse und die gewonnenen Erkenntnisse für Verant- wortliche in der Praxis direkt nutzbar zu machen, war ein Ziel der Arbeit die über- sichtliche Zusammenfassung in Leitlinien und Handlungsanweisungen, die in Form von Schemata angelegt wurden. Diese sind im Anhang angefügt. Ein an die vorliegende Arbeit sinnvoll an- knüpfendes Ziel wäre z.B. eine gesonderte Veröffentlichung der Inhalte, die Hand- lungsanweisungen zu den Aspekten der Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchi- tektur auf Altindustrieflächen enthalten, mit Ergänzung durch die visuell prägnan- ten Leitlinien in Form der Schemata. Auch könnten Einleitung und Schlussfol- gerungen aus den Kapiteln noch spezifi- scher auf die jeweiligen Anwender zuge- schnitten werden. 6.5.3 Bedeutung der vorhandenen Strukturen aus ästhetischer, sozialwissenschaftlicher, histori- scher und ökologischer Sicht In dieser Arbeit wurde der Fokus auf die ökonomische Bedeutung der vorhande- nen Strukturen im Außenraum und ihre Bedeutung hinsichtlich der Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur gerichtet. Dass ihnen neben dieser Bedeutung noch ein Wert in anderen Bereichen, wie z.B. der Geschichte oder der Ästhetik, zu- kommt, steht außer Frage. Diese Bedeutung sollte in weiteren Arbei- ten erforscht und belegt werden. Das kann beispielsweise u.a. auch über Befra- gungen erfolgen. Die Relikte der Industriezeit auf Altin- dustriestandorten können zur Identifizie- rung der Nutzer mit einem Ort beitragen, was wiederum die Annahme einer neuen Nutzung fördern kann, sie können Ge- schichte „transportieren“, sie lebendig Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 6 Fazit 179 machen, sie können wichtige Aufgaben zu einer Verbesserung des Stadt- und Lokal- klimas erfüllen (Vegetationsbestand) und nicht zuletzt bedeutende ästhetische Ak- zente in einer neuen Nutzung auf einem Altindustriestandort setzen. Das sollte in weiterer Forschung untersucht bzw. be- legt werden. 6.5.4 Weitere Standorte Die Kalkulationen in dieser Arbeit wur- den an einem Fallbeispiel – der ehemali- gen Zeche Westerholt – durchgeführt. Um die Aussagen zu vertiefen oder weiter verallgemeinern zu können, wäre es sinn- voll, weitere Standorte in dieser Art und Weise bezüglich der Baukosten zu kalku- lieren. Damit könnten z.B. Fragen wie die folgenden beantwortet werden: Wie ver- hält sich der Anteil der einzelnen Kosten- gruppen zu den Gesamtkosten? Zeichnet sich ein Trend bei allen Standortbeispie- len, ähnlich dem hier untersuchten, ab? Sind die Anteile der Positionen innerhalb der Kostengruppen bei mehreren Stand- orten etwa gleich? Ergeben sich Einspa- rungen durch Einbeziehung und Recyc- ling der vorhandenen Materialien in etwa gleicher Kostenhöhe? Treffen die Aussa- gen zu den Kostenunterschieden beim Fallbeispiel Westerholt auch auf andere Standorte zu? Wurden allgemein gültige Zahlen / Werte / Tendenzen ermittelt? Um die Ergebnisse der vorliegenden Ar- beit weiter zu unterstützen und zu unter- suchen, ob sie auf andere Standorte über- tragbar sind, sollten weitere Fallbeispiele untersucht und kalkuliert werden. 6.5.5 „Ästhetik der Nachhaltigkeit“ Ein weiteres interessantes Forschungs- thema könnte beispielsweise eine Arbeit zur „Ästhetik der Nachhaltigkeit“ sein. Wie können die Kriterien der Nachhaltig- keit in der Gestaltung von Freiräumen umgesetzt werden? Welche Bilder erge- ben sich dabei? Ist ökologisch = unan- sehnlich? In der vorliegenden Arbeit wur- den bereits einige Beispiele für innovative Bilder einer Nachhaltigkeit in der Land- schaftsarchitektur gezeigt. Eine Forschung aus der Perspektive von Design und Ges- taltung könnte das Thema aber noch viel weiter vertiefen und sollte sich mit der Verknüpfung von Grundprinzipien der Ästhetik und Gestaltung mit den Krite- rien der Nachhaltigkeit auseinanderset- zen. Es könnte untersucht werden, ob es Abhängigkeiten voneinander gibt und wieweit sie sich gegenseitig bedingen. 6.6 Schlusswort Angesichts der Tatsache, dass in Deutsch- land (ebenso europa- sowie weltweit) eine große und steigende Zahl von Altindust- rieflächen existiert, sollte die Landschafts- architektur Verantwortung für eine nach- haltige Entwicklung des Außenraumes dieser Standorte übernehmen. Die Mög- lichkeiten dazu wurden in dieser Arbeit aufgezeigt. Auch die Argumentation für die Verwirklichung der Prinzipien der Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchi- tektur dürfte mit den konkreten Ausfüh- rungen und den ermittelten Daten weiter gestützt worden sein. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 6 Fazit 180 Die Arbeit soll mit dem Wunsch ge- schlossen werden, dass diese und weitere erarbeitete Forschungsergebnisse erfolg- reich in die Praxis, aber auch in die Lehre kommuniziert werden und ihren Nieder- schlag in einer möglichst in vielen Punk- ten den Kriterien der Nachhaltigkeit ent- sprechenden und zukunftsfähigen Ent- wicklung des Außenraumes von Altin- dustrieflächen wie auch anderer Freiräu- me finden, denn das erfüllt die Forderun- gen der Nachhaltigkeit und hat zugleich hohe Bedeutung für Städte und Gemein- den in ihrer Entwicklung, die sich wieder- um auf gesamte Regionen auswirken kann. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik Dipl.-Ing. Margret Gaeding Erklärung der Verfasserin Erklärung der Verfasserin Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Dissertation selbständig und ohne unerlaub- te Hilfe angefertigt und keine anderen als die in der Dissertation angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus veröffentlichten oder unveröf- fentlichten Schriften entnommen sind, habe ich als solche kenntlich gemacht. Kein Teil die- ser Arbeit ist in einem anderen Promotions- oder Habilitationsverfahren verwendet worden. Universität Kassel, 26. April 2010 Dipl.-Ing. Margret Gaeding 77 Anhang Anhang 7.1: Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur - Interview mit Prof. em. Peter Latz Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding Anhang 7.1 Interview mit Peter Latz 7.1 /1 7.1 Nachhaltige Landschaftsarchi- tektur - Das Interview mit Peter Latz 7.1.1 Einleitung Während der Auseinandersetzung mit dem Thema der Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur und im Besonde- ren auf Altindustrieflächen sind Fragen aufgekommen, deren Beantwortung der Klärung des Hintergrundes der Arbeit dient. Dazu wurde eine Methode aus der qualitativen Sozialforschung, das qualita- tive Interview gewählt (vgl. auch 2.2.6 – Datenerhebung). Als zu befragende Per- son kam Prof. Emeritus of Excellence Pe- ter Latz von der TU München als Land- schaftsarchitekt mit langjähriger prak- tischer Erfahrung auf dem besonderen Gebiet der Altindustrieflächen sowie ebenfalls langjähriger Erfahrung in Lehre und Forschung in Frage. Ein Kontakt, der gleichzeitig den inhaltlichen Bezug her- stellte, bestand bereits während der ge- meinsamen Arbeit im Rahmen des BMBF-Forschungsprojektes. Warum fiel die Wahl auf Prof. Peter Latz? Peter Latz ist einer der Pioniere, die sich zunächst in Deutschland mit der Nach- nutzung von stillgelegten Industriestand- orten befassten. Bereits zu Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde ein erstes – und das bis heute wohl bedeu- tendste – Projekt, der Landschaftspark Duisburg-Nord umgesetzt. Das von Thys- sen kurz nach der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert erbaute Hoch- ofenwerk in Meiderich wurde im Jahr 1985 stillgelegt, nachdem der gesunkene Stahlbedarf in Europa die weitere Stahl- produktion in Meiderich nicht mehr rechtfertigte. Die Schließung des Standor- tes hinterließ eine Industriebrache von mehr als 200 Hektar Größe. Im Rahmen der 1989 gestarteten IBA Emscher Park wurde ein Wettbewerb für dieses Areal ausgeschrieben. Das Büro Latz & Partner gewann diesen Wettbewerb 1991 mit sei- nem Konzept des Landschaftsparks Duis- burg-Nord. Auf der Fläche wurden in ein- zigartiger Weise die Relikte der aufgelassenen Industrienutzung sowohl mit zeitgemäßen Nutzungen am Über- gang vom 20. zum 21. Jahrhundert als auch mit Elementen moderner Land- schaftsarchitektur in einer zeitlosen ästhe- tischen Sprache verknüpft. Dieses Projekt hat in vielerlei Hinsicht einen besonderen Status: 1. Es war das erste große land- schaftsarchitektonische Industrie-Nach- nutzungsprojekt in Deutschland (weitere folgten, so z.B. Zeche Zollverein in Essen oder Ferropolis bei Dessau). 2. Die Art der Transformation dieser postindustriellen Fläche ist einzigartig und gilt international als ein Meisterstück. 3. Der entstandene Landschaftspark Duisburg-Nord ist ein Beispiel zeitgenössischer deutscher Land- schaftsarchitektur, der mit seinem Erfolg und weltweitem Bekanntheitsgrad seines- gleichen sucht.1 Der Landschaftspark Duisburg-Nord erhielt folgende Aus- zeichnungen und Preise: 2009 Green Good Design Awards – The World´s Leading Sustainable Green Design, 2005 Edra Places Planning Award, 2004 Play & 1 Über die internationale Bedeutung und Resonanz des Parks gibt u.a. auch das Buch „Learning from Duisburg Nord“ (LAI 2009) Auskunft. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 7.1/2 Anhang 7.1 Interview mit Peter Latz Leisure Award, 2000 Rosa Barba 1. Preis und wurde auf vielen internationalen Ausstellungen präsentiert, so z.B. 2009 in Lausanne, 2008 in Neapel und Apeldoorn sowie 2005 in New York. Peter Latz wurde 1939 in Darmstadt ge- boren und erlangte sein Diplom in Land- schaftsarchitektur 1964 an der TU Mün- chen. Die Qualifizierung in Städtebau erfolgte bis 1968 an der RWTH Aachen. In den Jahren 1968 bis 1973 lehrte Peter Latz als Dozent an der Akademie für Bau- kunst in Maastricht. Von 1973 bis 1983 war er Professor an der Gesamthochschu- le Kassel. Im Jahr 1983 folgte er dem Ruf an die TU München in Freising- Weihenstephan, die er im Jahr 2008 als Emeritus verließ. Seine Tätigkeit in Lehre und Forschung wurde durch die TU München 2009 mit der Auszeichnung des Emeritus of Excellence gewürdigt. Auch international ist Peter Latz als Lehrender tätig, so z.B. in Pennsylvania und Harvard. 7.1.2 Ansatz und Ziel des Interviews Während der Kooperation im REFINA- BMBF-Forschungsprojekt entstand ein intensiver Kontakt zu Prof. Peter Latz. Seine Lehrmeinung und seine Auffassun- gen bezüglich zeitgemäßer Landschaftsar- chitektur sowie zum Umgang mit postin- dustriellen Flächen kamen an vielen Punkten der Forschungsarbeit und des Forschungsprozesses zum Ausdruck. Teilweise sind das sehr radikale Stand- punkte, die in der Öffentlichkeit Diskussi- onen provozieren und manche bestehen- de Vorstellung umstoßen. Die Ansichten basieren jedoch auf einer langjährigen in- tensiven Auseinandersetzung mit dem Thema der Nachnutzung von Altindust- rieflächen, ebenso auf einem umfangrei- chen Schatz an praktischen Erfahrungen durch die erfolgreiche Umsetzung zahl- reicher Projekte. Genau daran knüpfte die Idee des Interviews an: einige der Stand- punkte festzuhalten bzw. genauer zu hin- terfragen, zu diskutieren und zu doku- mentieren. Ziel des Interviews ist es nicht, eine möglichst objektive wissenschaftliche Lösung oder Antwort auf die im themati- schen Umfeld der Arbeit noch offenen Fragen zu ermitteln (Quantitative Sozial- forschung2), sondern vielmehr die subjek- tive Sicht des Individuums, also eine mög- liche Sicht auf die Sachverhalte zu ermitteln und darzustellen (Qualitative Sozialforschung, vgl. Abschn. 2.2.6). Aus den oben erläuterten Gründen wurde Peter Latz als dafür geeignete Persönlich- keit erachtet und ausgewählt. Seine Posi- tionen sollen im Rahmen der vorliegen- den Arbeit das thematische Umfeld, in das die vorliegende Arbeit eingebettet ist, beleuchten und den Zusammenhang von technischen und rechnerischen Überle- gungen und Lösungen mit dem Feld der Ästhetik, Ethik, Soziologie sowie Ge- schichte und Tradition verdeutlichen. Nicht zuletzt ist ein Ansatz der gewählten Methode des qualitativen Interviews das Initiieren einer Diskussion über die ange- sprochenen Fragen (und Antworten) und daraus folgend einer tiefergreifenden Überlegung bei der Planung von Nach- nutzungen für Altindustrieflächen als nur auf naturwissenschaftlich-technischer 2 Für die Erforschung des Themas im Sinne der Quantitativen Sozialforschung wären viele Inter- views in einer repräsentativen Grundgesamtheit von Notwendigkeit. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding Anhang 7.1 Interview mit Peter Latz 7.1 /3 Ebene. Wie bereits in Abschn. 2.2.6 be- schrieben, handelt es sich um ein qualita- tives Interview, d.h., es geht darum, die subjektive Sicht des Individuums und sei- ne subjektiv konstruierte Welt zu erfassen - ohne vorstrukturierte Thesen. Die Aus- wertung erfolgt entsprechend in Form ei- ner nacherzählenden Zusammenfassung. Das Interview wurde am 04.09.2009 mit Prof. em. Peter Latz in seinem Büro für Landschaftsarchitektur in Kranzberg bei München geführt. 7.1.3 Fragestellungen des Interviews mit Peter Latz Zu folgenden Themen bzw. Fragestellun- gen wurde Peter Latz interviewt: • Was ist erfolgreiche Landschaftsar- chitektur? • Was ist überhaupt Landschaftsarchi- tektur? • Ist erfolgreiche Landschaftsarchitek- tur = gute Landschaftsarchitektur? • Was ist gute Landschaftsarchitektur? • Was sind erfolgreiche Gärten, was ist ein guter Park? • Wie viele Informationen müssen von einer transformierten Altindustrieflä- che ausgehen, damit die Bedürfnisse von Besuchern gedeckt werden? • Was ist nachhaltige Landschaftsarchi- tektur? • Was bedeutet „nachhaltig“ in Bezug auf Altindustrieflächen? • Was heißt „Identifizierung mit einem Ort“ und welche Bedeutung hat sie in der Landschaftsarchitektur? Diese Themen wurden im Interview ange- sprochen, und es wurden im gemeinsa- men Gespräch Antworten darauf gefun- den. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 7.1/4 Anhang 7.1 Interview mit Peter Latz Die Beantwortung der oben aufgeführten und im Interview gestellten Fragen erfolgt hier zunächst textlich in ausgewerteter Form und inhaltlich zusammengefasst durch die Verfasserin. Im Anschluss an diese Auswertung wer- den Auszüge aus dem Interview im Origi- nal wiedergegeben.3 7.1.3.1 Zum Erfolg von Landschaftsarchi- tektur Ein „erfolgreicher“ Ort braucht konstitu- ierende Informationen. Er muss eine Fülle von Informationsschichten bieten, so dass jeder Besucher, egal welcher Art, dort ei- ne Schicht findet, die ihm entspricht, mit der er sich identifizieren kann, die ihn in- teressiert, mit der er etwas anfangen kann. Was passiert, wenn das nicht der Fall ist, wird von Peter Latz an zwei Beispielen er- läutert: Das erste Beispiel ist der Jogger, der aus fehlender Information des Ortes, die seiner Tätigkeit in dem Moment ent- sprechen würde, sich zusätzliche Informa- tionen heranholt, indem er sich über Kopfhörer und mp3-Player mit Musik be- schallt. Das zweite und damit das Gegen- beispiel ist das aufgeregte Hin- und Her- gehen von Objekt zu Objekt des Besuchers vor lauter neuen Eindrücken, die auf ihn einstürmen. Der kontinuierli- che Weg, die flüssige Bewegung, das flüs- sige eigene Bewusstsein fehlen aufgrund von Überinformation. Das kann an man- chen Orten nur beim ersten Mal sein, 3 Quelle für alle Angaben und Auszüge aus dem Originalgespräch ist das Interview vom 04.09.2009 in Kranzberg bei München (Gaeding/Latz 2009) später nicht mehr – dann stimmt den- noch die Informationsmenge. Ist es aber jedes Mal so, ist die Informationsmenge zu hoch. 7.1.3.2 Zur Definition von Landschaftsar- chitektur Mit der Frage nach dem Erfolg von Land- schaftsarchitektur ist die Frage „Was ist überhaupt Landschaftsarchitektur?“ ver- bunden. Peter Latz definiert das folgendermaßen: Landschaftsarchitektur stellt – jeweils mit den Mitteln der Zeit – Natur dar. Dabei müssen Informationen gesammelt und Informationsschichten bereitgestellt wer- den. Ist ein Werk eindeutig, dann ist seine Bedeutung nur kurzlebig. Die konstituie- renden Informationen müssen in eine physische Struktur umgewandelt werden. 7.1.3.3 Zum Thema: Gute Landschaftsar- chitektur Diese Frage lässt sich nicht so einfach be- antworten. Peter Latz nennt Negativbei- spiele von sehr erfolgreichen Gärten, die aber dennoch keine soziale Aufgabe erfül- len wie z.B. Der weiße Garten in Sissing- hurst (Sissinghurst Castle Garden). Dieser liefert eine akribisch durchgehaltene In- formation und ist dadurch sehr erfolg- reich. Aber dass es gute Landschaftsarchi- tektur ist, kann man daraus nicht schließen. Peter Latz nennt ein Gleichnis dafür: Auch Fernseh-Soaps sind sehr er- folgreich, aber weit davon entfernt, gute Filme zu sein. Dennoch werden diese sehr Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding Anhang 7.1 Interview mit Peter Latz 7.1 /5 erfolgreichen Werke keine langlebige Be- deutung haben. 7.1.3.4 Zur Nachhaltigkeit von Land- schaftsarchitektur Peter Latz beginnt mit Grundsätzlichem. Nachhaltig wäre zunächst einmal, wenn man auf Umbauten verzichtete. Für Nachhaltigkeit gibt es immer zwei Aus- gangspunkte: den absoluten und den rela- tiven (pragmatischen). Der absolute Aus- gangspunkt muss zunächst festgelegt werden. Das ist die erste Frage der Nach- haltigkeit. Danach kann man die zweite Frage der Nachhaltigkeit beantworten, nämlich wie die Entscheidung umgesetzt werden soll. 7.1.3.5 Zur Nachhaltigkeit von Planungen auf Altindustrieflächen Dieses Prinzip betrifft auch die Frage: „Was ist Nachhaltigkeit auf Altindustrie- flächen?“. Nachhaltig auf einer Altindust- riefläche wäre eben nicht die Wiese, son- dern, genaugenommen, wieder Industrie - die gleiche Nutzung in der Nachfolge. Pe- ter Latz weist auch darauf hin, dass der Umgang mit der vorhandenen Infrastruk- tur bisher zu wenig Beachtung findet und dass dieser bei Altindustrie-Projekten eine größere Rolle spielen müsste. 7.1.3.6 Zur Identifizierung mit einem Ort Identifizierung hat nicht immer mit Wohlfühlen zu tun. Peter Latz nennt als Beispiel Friedhöfe. Diese werden nicht angelegt, um sich dort wohlzufühlen, und trotzdem findet in der Bevölkerung eine sehr hohe Identifizierung mit ihnen statt. Für die Identifizierung mit einem Ort gibt es Standard-Dinge, nämlich die Unikate. Peter Latz nennt als Beispiel den Kölner Dom. Dieser ist ein Superzeichen - ein- fach aufgrund seiner gigantischen Größe - obwohl er zum Funktionieren der Stadt nicht unbedingt beiträgt. Übertragen auf das Thema der Altindust- rieflächen heißt das, dass man in gleicher Weise Hammerwerke, Fördertürme oder Kohlewäschen renovieren und sichern kann, weil sie das wichtige Element aus einer bestimmten Zeit darstellen. Auch die Duisburger Hochofengruppe ist ein solches Superzeichen. Diese gigantische Größenordnung hilft der Identitätsbil- dung schneller als etwas sehr Verstecktes. Die Verbindung zwischen Identität und Informationsmenge ist sehr wichtig. Beide funktionieren alleine nicht. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 7.1/6 Anhang 7.1 Interview mit Peter Latz 7.1.4 Das Interview An dieser Stelle folgen nun die Auszüge aus dem Originalgespräch. Zur besseren inhaltlichen Orientierung und Übersicht- lichkeit sind die Fragethemen zwischen den Äußerungen eingefügt. Erfolgreiche Landschaftsarchitektur M. G.: „Was ist erfolgreiche Land- schaftsarchitektur?“ P. L.: „Das weiß man genau einhundert Jahre später. Deswegen kann man jetzt sagen, welche erfolgreichen Projekte im 19. Jahrhundert realisiert worden sind und welche zu Beginn des 20. Jahrhun- derts.“ M. G.: „Aber woran machen Sie fest, dass diese erfolgreich sind? Ist es viel- leicht, wenn man bedürfnisorientiert plant? Sind sie dann erfolgreich?“ P. L.: „Die Bedürfnisse wandeln sich in der Zeit komplett.“ M. G.: „Ja, und dass so etwas flexibel sein muss – davon gehe ich auch aus.“ P. L.: „Es kann sogar unter Denkmal- schutz stehen und unflexibel sein und trotzdem sehr erfolgreich. Es muss eine spannende Sprache haben. Und es müs- sen genügend Informationen rüberkom- men. Also, die Information dahinter und dahinter, die muss stimmig sein.“ M. G.: „Ich stelle mir die Zeche Wester- holt vor, und ich versuche, eine Antwort auf die Frage zu finden: Was ist dort sinn- voll und was ist zugleich eben nachhaltig, ökologisch und auch ökonomisch?“ Was ist überhaupt Landschaftsarchitek- tur? P. L.: „Also, vielleicht muss man noch einen Schritt weiter zurückgehen: Was ist eigentlich Landschaftsarchitektur, was tut sie? - Sie versucht, jeweils mit den Mitteln der Zeit, Natur darzustellen.“ M. G.: „Darzustellen?“ P. L.: „Natur darzustellen. Egal, in wel- cher Art. Und die zweite Ebene […] ist die moderne Sicht, also die Frage, was denn da überhaupt passiert. Und da geht es darum - ganz generell, wie bei Architektur und Städtebau - dass dort Informationen gesammelt werden und Informations- schichten zur Verfügung stehen. Und es müssen so viele Schichten sein, dass Be- sucher, egal, welcher Art, eine finden, die ihnen gemäß ist. … Benötigte Menge an Informationen auf transformierten Altindustrieflächen … Jeder sieht sowieso das Projekt, das Produkt anders. Wenn es eindeutig ist, dann hat es meistens nur kurzlebige Zei- ten, weil es dann nur eine Schicht für eine gewisse Gruppe gibt. Aber wesentlich ist, dass die Menge der Informationen auf je- den Fall stimmig ist. Das bedeutet, dass man konstituierende Informationen braucht. Und dabei sind die spektakulären Dinge meistens nebensächlich. Das Kon- Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding Anhang 7.1 Interview mit Peter Latz 7.1 /7 stituierende ist dabei ein Schlüsselwort. Die konstituierenden Informationen müs- sen dann natürlich in eine physische Struktur umgewandelt werden. Und dazu gibt es ein Repertoire. Jetzt kann man ein Beispiel nehmen: Was mich von Anfang an fasziniert hat, war, wie Jogger eigentlich die Landschaft und ihr eigenes Tun, das Joggen, selber unin- teressant finden oder langweilig. Weil sie sich zur Erhöhung der Information, die sie brauchen – das ist ja sonst wirklich unerträglich – diese Kopfhörer aufziehen und eigentlich dasselbe machen, was man sonst, wenn man halbschläfrig auf dem Sofa sitzt, macht, also sich sozusagen von außen zusätzlich diese Informationen nimmt. Da ist eindeutig die Tätigkeit sel- ber langweilig und natürlich die Umge- bung meist auch. Weil es ja auch redun- dant ist oder weil sie uninteressant ist im Verhältnis zu der Tätigkeit, die ich tue. Und umgekehrt ist es das Andere, dass ich von Objekt zu Objekt aufgeregt hin- und hergehe vor lauter neuen Eindrücken, die auf mich einstürmen, und ich bekomme praktisch gar keinen kontinuierlichen Weg, keine flüssige Bewegung und auch kein flüssiges eigenes Bewusstsein mehr. Es kann sein, dass das nur beim ersten Mal so ist, es kann aber auch sein, dass das immer so ist, dann gibt es eine Über- information. Und nun ist das Repertoire der Land- schaftsarchitektur – ein funktionelles Muss – extrem ausgedünnt worden.“ M. G.: „Was ist denn zum Beispiel weg- gefallen?“ P. L.: „Die Bildhaftigkeit. Die war völlig weg. Und jetzt gibt es eigentlich die Frage: Welche Elemente kann ich heranziehen, um Landschaft zu konstituieren? Was gibt die konstituierenden Informationen wie- der? Was habe ich denn zur Verfügung? Und da kann ich ganz banal sagen: Ich muss die nehmen, die ich habe. Erst ein- mal die ich habe. Und dann schaue ich mir die an, die da stehen, und stelle fest, dass es genau die sind, die das Gegenteil von Natur symbolisieren. Ich muss also etwas machen, dass sie konstituierende Elemente in der Landschaft werden kön- nen. Und dazu müssen sie bleiben, wie sie sind – auf der einen Seite. Und auf der anderen Seite müssen sie eine Transfor- mation durchmachen, die dazu führt, dass sie wirklich konstituierende Elemente von Landschaft werden und nicht Versatzstü- cke, die irgendwo wie ein Ausstellungs- stück stehen. Das ist der Unterschied zwi- schen dem Gasworks Park in Seattle und Duisburg.“ Wie viele Informationen müssen von ei- ner Altindustriefläche ausgehen, damit Besucher sich wohlfühlen? M. G.: „Wenn ich mir einen Ort vorstel- le, wo ich vielleicht Ruhe finde, dann hat das für mich immer mit Entspannen zu tun. Aber nehme ich da auch noch eine Information auf? Ich könnte mir auch vorstellen, dass es auf einer Altindustrie- fläche für viele wichtig ist, einfach so ei- nen Ort der Ruhe zu finden, mit vielleicht dem Anblick eines alten Hochofens.“ P. L.: „Aber dieser liefert ja gerade kon- tinuierlich neue Informationen. Auch Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 7.1/8 Anhang 7.1 Interview mit Peter Latz nach zehn oder fünfzehn Jahren kannst du immer wieder etwas Neues entdecken. Das heißt, das ist eine Bibliothek. Du kannst das als plakatives Bild nehmen – du kannst es aber auch differenziert be- trachten und dich an Einzelheiten festhal- ten, wie das ja bei meditativen Gärten auch der Fall ist. Die sind ja nicht leer. Es ist ein Aberglaube, dass man zum Medi- tieren den Raum ohne Informationen braucht.“ Gute Landschaftsarchitektur M. G.: „Kann man denn sagen: wenn ein Ort angenommen wird, dann ist es eine gute Planung gewesen?“ P. L.: „Das kann man so nicht sagen. Also, man kann sagen, dass sie dann er- folgreich ist. Ob sie gut ist, ist eine andere Frage. Es gibt nämlich Situationen, wo die nackte Not die Annahme erzwingt, egal wie es aussieht.“ M. G.: „Das stimmt.“ P. L.: „Das kann man nur sehr, sehr schwer differenzieren.“ Erfolgreiche Gärten und Parks P. L.: „Ich habe zum Beispiel im Wei- ßen Garten Sissinghurst […] eine Stunde gewartet, um irgendwann tatsächlich den weißen Garten fotografieren zu können, weil dort immer wieder jemand mit einem violetten oder einem roten T-Shirt darin herumgelaufen ist. Und du kriegst diese Information, von der du weißt, dass sie dahinter steckt, die kriegst du eigentlich nicht mit. Und dann wird das Ganze zum Rummel. Es sind sehr erfolgreiche Gärten. Aber warum: - weil sie eine ausgewählte, akribisch durchgehaltene Information lie- fern. Die natürlich auch in der Literatur beschrieben ist. Dafür gibt es Lesehilfen. Und es gibt natürlich noch die zweite Sei- te: dass das eine Exklusivsache ist. Wie wenn man ins Kino geht – nach andert- halb Stunden ist es vorbei. […] Und so werden diese Gärten adaptiert. Sie sind sehr erfolgreich. Eine soziale Aufgabe er- füllen sie nicht.“ M. G.: „Das finde ich schwierig.“ P. L.: „Du kannst keine Kinder da hin- schicken zum Spielen. […] Das ist ein ganz spezieller Typ, der nur auf der ästhe- tisch-visuellen Ebene und dieser Kommu- nikationsebene Erfolg hat. Den anderen Erfolg kannst du nicht messen. Drumher- um ist nichts, da gibt es keine Dörfer, da gibt es gar nichts, das ist alles weit weg, es liegt ganz einsam. Da ist keine soziale Aufgabe, da ist keine städtische Aus- gleichsaufgabe – alles, was gesagt wurde, das gibt es da nicht. Aber es ist trotzdem sehr erfolgreich.“ M. G.: „Also, es gibt auf jeden Fall einen Unterschied zwischen gut und erfolg- reich. Erfolgreich ist wahrscheinlich defi- niert als viel besucht und sehr angenom- men.“ P. L.: „Ja.“ M. G.: „Aber ob es gut ist, ist immer noch die Frage.“ P. L.: „Ja, und da schleicht sich ja das Klischee ein. Wie bei diesen Fernseh- Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding Anhang 7.1 Interview mit Peter Latz 7.1 /9 Soaps, wo kein Mensch sagen kann, dass das gute Filme seien.“ M. G.: „Und es schauen trotzdem viele.“ P. L.: „Trotzdem sind sie sehr erfolg- reich, weil die Leute das einfach laufen lassen.“ M. G.: „Ja, das ist ein guter Vergleich.“ P. L.: „Und die Informationsdichte ist sogar ziemlich niedrig. ABER: Sie werden die Zeiten nicht überstehen. Diese Gärten, diese Anlagen haben einen hohen Ver- schleiß an Kontinuitätselementen, sie werden permanent neu ausgestattet und aufgrund der Tatsache, dass sie so wenige Informationen haben, werden sie als ver- fügbar eingestuft. Also, das heißt, es kommt jemand Anderes und macht dort etwas Anderes. Es wird so verstanden, als ob das eine Null-Information sei, in die man andere hineinbringen muss. Und das ist ja auch der normale Kindertraum. Die Banalanlage wird dadurch […] geheiligt, dass der Luftballonverkäufer da ist und die Luftballons da sind. Selbst in der Zeichnung wird eine banale Böschung dadurch interessant gemacht, dass man jemand dort hineinzeichnet, der einen Drachen steigen lässt. Das Spannende ist der Drachen. Die Böschung ist absolut banal. Das heißt also, die Leute spielen sich gegenseitig irgendwelches Theater vor. Das kann sehr erfolgreich sein. Es ist natürlich keine Landschaftsarchitektur, keine Gestaltung. Im Grunde genommen ist diese gegenseitige Information auch einer der Schlüssel. Ich kann mir vorstel- len oder, ich bin mir ziemlich sicher, dass der große Erfolg des Central Parks, neben der Tatsache, dass es einfach bei der Dichte der Bebauung sonst nichts gibt – die müssen dahin gehen - aber auch der ist, dass sich die Leute dort gegenseitig permanent so etwas wie informelles Theater vorspielen, dass sie exaltierte Kleidungen tragen, Musik machen, also nicht nur die offizielle Musik in der Kup- pel, wo es Konzerte gibt, sondern irgend- wo unter einem Baum steht jemand oder sitzt jemand und spielt Flöte usw., in der Regel ohne eine Mütze daneben, wo je- mand etwas hineinwerfen soll. Also da wird etwas gemacht, oder sie spielen The- ater. Aktuell drängen sich immer diese Trendsportarten in den Vordergrund. Die sind aber gar nicht so wichtig.“ M. G.: „Wahrscheinlich hängt das aber auch von der Besucherzahl ab - je mehr Besucher da sind, umso mehr ist man vom Hintergrund abgelenkt und schaut sich die Leute an, die verschiedenen Cha- raktere.“ P. L.: „Also, die Frage, was denn ein gu- ter Park ist, lässt sich sicher so einfach nicht beantworten.“ Nachhaltige Landschaftsarchitektur M. G.: „Was ist nachhaltige Landschafts- architektur? Ich habe das über den Begriff Nachhaltigkeit definiert, dass man also Ressourcen spart, dass man Energie spart, dass man Räume flexibel lässt, so dass die späteren Generationen diese auch noch so gestalten können, wie es Ihnen gefällt, auch wenn ich mir das heute vielleicht gar nicht vorstellen kann, was mein Kind viel- leicht in zwanzig Jahren dort gern möch- te.“ Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 7.1/10 Anhang 7.1 Interview mit Peter Latz P. L.: „Die Nachhaltigkeit würde ja da einsetzen, wo ich auf Umbauten verzichte; also dass ich Haltbarkeit und Langlebig- keit in die Kriterien aufnehme.“ M. G.: „Ich könnte mir z.B. vorstellen, nachhaltig ist ja auch, wenn ich eine Ska- teranlage baue, damit eben die Jüngeren auch ihren Spaß haben. Und nicht nur meine oder ältere Generationen.“ P. L.: „Es gibt dort zwei Ausgangspunk- te: der eine ist absolut und immer schwer zu fassen, und der andere ist pragmatisch und geht von den aktuellen Bedingungen aus. […] So ist das mit der Landschaftsar- chitektur auch. Da geht es ja auch um die Materialien und die Frage – Wie lange halten sie? Wie weit sind sie grundsätzlich natürlich? Was für Schäden verursachen sie bei der Produktion? – Und dann nutze ich beim Skaten aber trotzdem das diesen Kriterien am wenigsten entsprechende Material, nämlich den Asphalt, weil er glatt ist und weil er billig ist etc., während ganz andere Materialien sehr viel nach- haltiger wären.“ M. G.: „Da müsste man die Definition wahrscheinlich eingrenzen, und sagt „nachhaltig“ aus dem rein materiellen oder naturwissenschaftlichen Aspekt.“ P. L.: „Den Ausgangspunkt muss ich definieren. Wenn ich sage: Die Landwirt- schaft mit Zugochsen und Pferden ist auf Dauer nachhaltiger als die mit dem gro- ßen Traktor, dann brauche ich den Trak- tor nicht zu optimieren. Dann muss ich ihn einfach abschaffen und muss das an- dere anfangen. Ich könnte z.B. sagen: Wieso brauche ich dort am Rande einer Stadt irgendwo einen Park – es wäre doch viel besser, ich würde dort Ölraps ziehen und damit einen Beitrag zur Energiever- sorgung leisten. Also diese Gedanken sind ja in die Parkdiskussion hineingeraten bis hin zu der frechen Behauptung, sie wür- den sich dadurch selbst tragen, was ein völliger Unfug ist, weil die Deckungsbei- träge das nie hergeben. Es gibt da einen Park in der Nähe von Düsseldorf mit ein bisschen Miscanthus mit der Behauptung, dass das dadurch energieneutral sei. Das ist so lächerlich im Verhältnis – dass die Anreise der Sozialwissenschaftler, die die Befragung machen, schon mehr Energie verbraucht, als der Miscanthus jemals bringt.“ [Lachen auf beiden Seiten] M. G.: „Das will ich gar nicht in Frage stellen. Ich gehe schon davon aus, dass ich so eine Altindustriefläche nach meinen Interessen gestalten würde, also gar nicht in Frage stellen, mache ich dort vielleicht Landwirtschaft oder schaffe ich ein Ge- werbegebiet [Protest von seiten Peter Latzs], sondern ich muss mich schon auf die Landschaftsarchitektur fokussieren.“ [Protest] Nachhaltige Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen P. L.: „Nein, nein, nein. Man muss sich auf den Ort fokussieren. Also die Land- schaftsarchitektur ist als solche gar nicht wichtig dort. Erst einmal muss man den Ausgangspunkt definieren. Und der Aus- gangspunkt einer Industrieanlage ist eben nicht die Wiese.“ Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding Anhang 7.1 Interview mit Peter Latz 7.1 /11 M. G.: „Ich schaue mir aus meiner Per- spektive nicht mehr die Altindustriefläche an wie vielleicht ein Investor, oder frage mich, wie viele Arbeitsplätze schaffe ich da. Es wird jetzt nicht wieder Industriege- biet.“ P. L.: „Also: Vom Idealzustand der Nachhaltigkeit wäre das wieder ein In- dustriegebiet. Die gleiche Nutzung sozu- sagen in der Nachfolge wäre die nachhal- tigste. Da darf man sich nichts vormachen. Und dann geht es um die zweite, dritte, vierte, fünfte Stufe, die da noch kommt. Und es kann durchaus sein, dass der Abriss und das alles dem Erdbo- den gleich zu machen, mit viel Rechnun- gen, die wir nie gemacht haben, günstiger ist als die mögliche weitere Nutzung. Wenn man dann sagt, man lässt Wald darauf wachsen.“ M. G.: „Also, das kann ich nicht machen, ich kann jetzt lediglich nur die Baukosten vergleichen. Wenn man vorhat, das Ge- lände weiter zu nutzen. Die reinen Bau- kosten. Weil alles andere – da kann man sich ja noch Jahre damit beschäftigen, das alles einmal zu rechnen.“ P. L.: „Ich würde die Nachhaltigkeitssa- chen immer von dem anhängig machen, was eigentlich die Grundentscheidung ist. Wenn ich sage: Ich brauche das als städti- schen Raum. Oder ich sage: Dieser Teil der Stadt ist irgendwann einmal vor ein- hundert Jahren aus dem naturnäheren System Landwirtschaft herausgeholt wor- den und ist Industriefläche und als solche ist sie erschlossen und hat funktioniert, und deswegen suche ich eine Nutzung, die diesem Typus am nächsten liegt.“ M. G.: „Genau. Und dann kann ich ent- scheiden: Wie kann ich das nachhaltig umsetzen.“ P. L.: „Dann habe ich die erste Frage an der Nachhaltigkeit grundsätzlich orien- tiert, und dann kann ich die zweite Nach- haltigkeitsfrage des „Wie?“ ohne Quer- schläger beantworten.“ M. G.: „In dem großen Umfeld haben sich meine Überlegungen noch nicht be- wegt, dass nachhaltig natürlich wäre: In- dustrie folgt der Industrie.“ P. L.: „Ja. Oder: Wohnungen reißt man nicht ab, sondern renoviert sie und nutzt sie. Und: Investoren muss man ganz vor- sichtig betrachten. Ich habe noch keinen Investor kennengelernt, der Arbeitsplätze kreieren wollte. Ein Investor will aus sei- nem Geld mehr Geld machen. Dass dann Arbeitsplätze dazu möglicherweise not- wendig sind, ist eher eine unliebsame Be- gleiterscheinung. […] Der Investor ist ei- gentlich nicht derjenige, der an die Arbeitsplätze appelliert, sondern das sind die Kommunen, die Gewerkschaften. […] Ich denke auch, dass der Umgang mit der Infrastruktur ein wesentlicher Bestandteil dieser nachindustriellen Diskussion ist. Die Nutzung von Infrastrukturelementen würde zwar bei Westerholt als Themen- beispiel jetzt nicht so sehr im Vorder- grund stehen, aber gängigerweise bei Alt- industrieprojekten müsste sie meiner Ansicht nach eine größere Rolle spielen als sie das jetzt tut. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 7.1/12 Anhang 7.1 Interview mit Peter Latz Identifizierung mit einem Ort M. G.: „Welche Rolle spielt denn die Identitätsstiftung für so eine Planung? Nach meinem persönlichen Standpunkt ist das sehr wichtig. Ich würde mir wün- schen, dass sich die Nutzer damit identifi- zieren können, weil das dann eben in ver- schiedene Richtungen positive Aus- strahlungen hat. Einerseits vielleicht für ein Engagement; dass man sich vielleicht ehrenamtlich dafür engagiert, dass so eine Art Beschützergefühl entsteht, dass man eben nicht seinen Müll dort hinwirft und vielleicht auch seinen eigenen Kindern sagt, wenn ihr dort skatet, dann zerschlagt nicht die Scheiben. Und andererseits, dass es eben dann auch den Menschen mehr wert ist oder mehr Wert schafft, also dass sie mehr daraus ziehen können, wenn sie dorthin gehen. Das ist meine These. Viel- leicht ist es auch gar nicht so wichtig. Vielleicht hat der Mensch andere Mecha- nismen, um sich irgendwo wohlzufühlen. Oder ist das schon wichtig?“ P. L.: „Das Wohlfühlen ist immer eine schwierige Situation. Also es gibt ja ein Freiraumelement, bei dem das Wohlfüh- len ganz am Ende steht, wie Friedhöfe. Die werden ja nicht gebaut, damit man sich wohlfühlt.“ M. G.: „Ich finde aber trotzdem viele be- haglich.“ [beiderseits Lachen] P. L.: „Aber sie werden nicht das Ziel. Zu einer Identitätsbildung einer Gesell- schaft trägt das natürlich essentiell bei. Wie nichts Anderes. Und deswegen passt die Gesellschaft ja auch einigermaßen darauf auf, dass das funktioniert.“ M. G.: „Aber Friedhöfe sind für mich gar nicht so speziell. Ich denke gerade so: Die sind doch alle gleich. Da ist doch gar nichts Markantes.“ P. L.: „Aber für viele Leute ist das schon ganz essentiell. M. G.: „Oder: dass die Ahnen da sind. Vielleicht ist das eben das Markante.“ P. L.: „Und jetzt gibt es so Standard- Dinge, die zur Identität benutzt werden, und das sind meistens die landschaftlich gar nicht wichtigen Dinge – nämlich die Unikate. Wenn man Köln sagt, fällt jedem in Deutschland der Kölner Dom ein. Zu dem Funktionieren dieser Stadt trägt er am allerwenigsten bei. Da sind andere Dinge viel, viel wichtiger. Trotzdem ist er das identitätsstiftende Merkmal. Und da werden deswegen auch viele gesellschaft- liche Mittel hineingesteckt, die mit der Region überhaupt nichts zu tun haben. Die Kirchensprengel von Köln haben alle eigene Kirchen. Die brauchen den Dom gar nicht. Und wenn man vor diesem Hintergrund jetzt den großen Sprung macht in diese industriellen Dinge, dann kann man sa- gen, aus jeder Epoche werden bestimmte Elemente mitgeschleppt, die man sich auch sehr viel Geld kosten lässt, in westli- chen Kulturen. Das ist in China und in Japan anders. Dort sind wir stolz darauf, dass wir Zeugen aus dem Mittelalter und aus der Antike und aus dem Barock usw. mitführen und sie als kulturell identitäts- stiftend benutzen. Und nur deswegen Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding Anhang 7.1 Interview mit Peter Latz 7.1 /13 macht es auch einen Sinn, industrielle Strukturen zu nutzen, die aus einer gewis- sen Zeit das wichtige Element sind und wiederum nicht nur Einzelobjekte oder Unikate wie die Symbolzeche Zollverein, die inzwischen fast so bekannt ist wie der Kölner Dom, sondern auch die Infrastruk- tur dazu, also einen Kanal oder dieses He- bewerk in Henrichenburg usw. Also, alle diese Dinge spielen sozusagen eine Rolle, um ein bestimmtes Gebiet zu erklären und auch zu erklären, warum die Gegen- den inzwischen arm wie die Kirchenmäu- se sind und früher mal ganz reich waren, die Gegenden, die Leute nicht. Und da kann man natürlich fragen: Was zeigen denn die Leute von sich aus anderen, die dahin kommen, als wichtig? Und da blieb ihnen in der Vergangenheit nichts als die geschlossene Halde. Das war in Gladbeck so. Da haben die Leute den Besuch oben auf die Halde geschleppt, um von da aus in die Umgebung zu schauen. Und da ge- hören eben die Elemente dazu, mit denen sich gewisse Zeiträume verbinden lassen, und das sind dann eben die industriellen Großzeichen, die man nutzen kann. Oder auch relativ kleine, die so, wie man die al- te kleine Mühle – meistens stammen die ja nicht aus dem Mittelalter, aber mit mit- telalterlicher Technik - die aus dem 18. Jahrhundert stammt, renoviert und si- chert, so kann man dann ein Hammer- werk und Fördertürme und Kohlewä- schen – Kohlewäsche gibt es übrigens keine, die erhalten ist, die ist ja so stark umgebaut in Essen, dass man das nicht mehr sieht – das wäre dann also die einzi- ge – dass man also solche Zeugen, mit denen mehr Leute etwas anfangen kön- nen, renoviert und sichert. Da geht es gar nicht nur um Landschaftsarchitektur, sondern um eine Betrachtung von ver- schiedenen Seiten. Und das muss nicht als Denkmal ausgewiesen sein. Duisburg ist jetzt Denkmal, aber das war die ersten zehn Jahre, in der IBA-Zeit, kein Denk- mal, Gott sei Dank, sonst hätte man vie- les, was wir dort gemacht haben, um es nutzbar machen zu können, gar nicht ge- durft. Obwohl das ziemlich schizophren ist. Der Denkmalschutz hat schon öfter verlauten lassen: Das hätten Sie nie ge- durft. Das sind aber gerade die erfolgrei- chen Dinge.“ M. G.: „Genau die Transformation, die notwendig war.“ P. L.: „Ja. Ja, eben. Die Transformation ist das, was der Denkmalschutz nicht leis- ten kann. Also die Transformation selbst. Die muss von Anderen kommen. Und dann ist es natürlich klar, wenn dieses Werk in Sichtweite des Kölner Doms ge- standen hätte, wäre es eindeutig klar ge- wesen, dass es abgerissen wird, weil es das Haupt-Ikon stört. So aber steht es an ei- ner Stelle, wo es nichts gibt und wo es na- türlich toll ist, dass es es gibt, jetzt. Und wenn dann Ruhrort abgewickelt ist oder abgewickelt sein wird oder Buschhausen, dann wird das noch viel, viel deutlicher werden.“ M. G.: „Und ist das mit der Identität jetzt wichtig, um es noch einmal auf die Informationsschichten zu beziehen?“ P. L.: „Das ist ungeheuer wichtig. Die Identität selber funktioniert anders. Die Identität hat nicht unmittelbar mit dieser Informationsdichte zu tun, nur indirekt. Die Identität funktioniert einfacher bei Großzeichen. Da muss man wieder in die ästhetische Theorie zurückgreifen. Der Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 7.1/14 Anhang 7.1 Interview mit Peter Latz Kölner Dom ist nicht nur deswegen so ein Superzeichen, weil es ein Dom ist, son- dern weil er gigantische Größe hat im Verhältnis zu den umliegenden Häusern, historisch zumindest. Und das ist natür- lich bei der Duisburger Hochofengruppe auch der Fall. Also, dass diese gigantische Größenordnung als Superzeichen wirkt. Das hilft der Identitätsbildung natürlich schneller, als wenn es irgendwo unterm Gras verdeckt ist und eine Tafel dazu steht: Hier war einmal eine römische Vil- la. Trotzdem ist die römische Villa in der Informationsmenge natürlich auch eine wichtige Sache. Das heißt, es sind zwei Betrachtungsweisen – die Identität alleine funktioniert nicht, und die Informations- menge alleine funktioniert nicht. Sonst müssten ja so manche Stadtteile, die wir als Chaos bezeichnen, idealtypische In- formationen liefern. M. G.: „Mir ist gerade noch ein Gleich- nis eingefallen: Für mich ist die Identität eines mitteleuropäischen oder eben deut- schen Frühlings mit den Löwenzahnwie- sen verbunden. Und das ist ja nichts Be- sonderes. Sie sind auch nicht gigantisch. Für mich ist das so ein Bild. Aber viel- leicht ist es auch doch wieder die Größe, dass es eben nur in der großen Flächigkeit eine Identität stiftet?“ P. L.: „ Es ist ja auch eine temporäre In- formation, die dann zusammengehen muss mit der Adaptionsfähigkeit. So kön- nen phantastische Situationen nicht kommuniziert werden, die beispielsweise mit dem Regen zusammenhängen, diese temporären Bäche, die es gibt. Oder wo dann plötzlich ein kleines Rinnsal zum großen Strom wird und es sich wie ein Wasserfall nach unten ergießt. Das erle- ben nur Leute, die gute Wetterkleidung haben und es auch noch lieben, bei Regen herumzulaufen, und es sind vielleicht ein bis zwei Prozent der Bevölkerung. Die an- deren sehen das nie, obwohl es ungeheuer spannend ist. Also da gibt es natürlich Dinge, die nur sehr, sehr subtil erfasst werden können.“ Anhang 7.2: Anlagen zu den Kapiteln N achhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf A ltindustriefl ächen – D ie nachhaltige Entw icklung des A uß enraum es von A ltindustriefl ächen unter Betrachtung des W ertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehem aligen Zeche W esterholt. I D issertation am Fachbereich 06 A SL Fachgebiet Landschaftsarchitektur - Technik an der U niversität K assel D ipl.-Ing. M argret G aeding Anlage 7.2.1 Beispielschema für die prozesshafte Entwicklung einer Altindustriefl äche zu Kap. 3.3.5 am Beispielstandort ehemalige Zeche Westerholt in Herten/Gelsenkirchen 7.2.1 Im Schema wird beispielhaft aufgezeigt, wie ein Altindustriestandort bereits während des Stilllegungsprozesses sukzessive in ein neues Nut- zungskonzept überführt werden kann. Dadurch kann die sogenannte „Depressionsphase“ des Standortes verhindert werden. Am Beispiel des Bergbaubetriebes der ehemalige Zeche Westerholt wird deutlich, dass schrittweise ausgewählte Bereiche auf die vorzeitige Entlassung aus der Bergaufsicht vorbereitet werden und somit Raum freigegeben wird für neue Nutzungen, die sich parallel zu den bestehenden etab- lieren können. So bleibt der Standort „lebendig“ und attraktiv für Investoren. Arbeitsplätze können erhalten sowie neu geschaff en werden. Quelle: Gaeding/Lueg/Lutz/Matter 2007 Anhang 7.3: Handlungsrichtlinien Planungsauftrag Rückkoppelung zu Betreiber/Eigentümer Verwertungskonzept Wertananlyse, Verwertungsempfehlungen Wiederverwendung Eine qualifi zierte Analyse ist die Vorraussetzung für eine Ent- wicklung des Außenraumes von Altindustriefl ächen im Sinne der ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit. Der vorhande- ne Bestand muss detailliert erfasst und bewertet werden, um im nächsten Schritt Aussagen treff en zu können, welche Strukturen erhalten werden können und sollen und welche zum Abriss freige- geben werden können. In den textlichen Ausführungen ist erläu- tert, welchen Wert die vorhandenen Strukturen haben (können) und inwiefern sie zur Erfüllung der Kriterien einer Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur beitragen. Wiederverwertung Recycling Verkauf Entsorgung off ene Fragen Erste Ortsbegehung • erster Eindruck • grobe Erfassung nach Augenschein Zweite Recherche • Geschichte • Nutzung • Sozialstruktur • Bedarf Systematisierte Dokumentation • Excel-Listen • CAD-Maps Zweite Ortsbegehung Bodenbeläge Metallkonstruktionen nach Art, Menge, ZustandGleise Vegetation Wasserbecken, -leitgn. • Detailierte Erfassung der: Aufnahmeliste Erste Recherche • Lage • Industrie • Planungsziel Handlungsrichtlinie Analyse N achhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf A ltindustriefl ächen – D ie nachhaltige Entw icklung des A uß enraum es von A ltindustriefl ächen unter Betrachtung des W ertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehem aligen Zeche W esterholt. I D issertation am Fachbereich 06 A SL Fachgebiet Landschaftsarchitektur - Technik an der U niversität K assel D ipl.-Ing. M argret G aeding Anlage 7.3.1 Handlungsrichtlinie zur qualifi zierten Analyse des Bestandes an vorhandenen zu Kap. 3.3.2 Materialien, Konstruktionen und sonstigen Strukturen auf Altindustriefl ächen 7.3.1 Eine Charette (vgl. Kap. 1.4.2 stellt eine geeignete Planungs- und Entwurfsmethode für die Entwick- lung von Zwischen- und Nachnutzungen auf Altindustriestandorten dar. Im kontinuierlichen Aus- tausch zwischen Design-Teams und dem Runden Tisch entstehen innovative, tragfähige und mög- lichst nachhaltige Planungsalternativen für neue Nutzungen auf postindustriellen Flächen. Handlungsrichtlinie Charrette Ze its ka la Anlage 7.3.2 Handlungsrichtlinie zur Planungs- und Entwurfsmethode der Charrette zu Kap. 1.4.2 7.3.2 Formierung Runder Tisch/DesignTeams Präsentation der Entwürfe Input + Diskussion Präsentation der Entwürfe Input + Diskussion Geländebegehung Planungsauftrag Entwurfsworkshop erste Ideen Konzepte Alternativen Entwürfe Vorgaben Konkr. Anforderungen Wünsche, Kritik Infos, Vorschläge Restriktionen • Lage • Industrie DesignTeams Moderation Moderation Moderation • Planungsziel Planungs- workshop Runder Tisch Design Teams Runder Tisch Auswerten Aufstellen Arbeit an Entwürfen Archi- tektenBürger Tag 1 Tag 2 Tag 3 Tag 4 Landsch.- Archit. Stake- holder Stu- denten Be- treiber Young Profes- sionals Veget.- Spezia- listen Inves- toren Öko- nomen Altlasten- Spezis N achhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf A ltindustriefl ächen – D ie nachhaltige Entw icklung des A uß enraum es von A ltindustriefl ächen unter Betrachtung des W ertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehem aligen Zeche W esterholt. I D issertation am Fachbereich 06 A SL Fachgebiet Landschaftsarchitektur - Technik an der U niversität K assel D ipl.-Ing. M argret G aeding Handlungsrichtlinie Kostenvergleich Anlage 7.3.3 Handlungsrichtlinie zur Methodik der Kostenvergleiche f. unterschiedliche Handlungs- zu Kap. 6.2 alternativen bzgl. der Wiederverwendung vorhand. Materialien auf Altindustriefl ächen 7.3.3 Grobeinschätzung Zustand Abrisskosten Neubaukosten RC-Preise Aufstellung LV nach Kostengruppen gem. DIN 276-1• anhand von Karten, Fotos und Bestandsaufnahme Entscheidungsfi ndung • Unterstützung und Vorbereitung der Preisermittlung AVA-gesteuerte Mittelpreisdateien• Einheitspreise • Gesamtpreise Kontrollaufmaß • 2. Ortsbegehung Bestandsaufnahme • 1. Ortsbegehung • Materialien, Mengen • Fotodoku- mentation Aufstellung Positionen • Leistung • Menge adaptiver Vergleic h Der Vergleich der Herstellungskosten (in der vorliegenden Arbeit han- delt es sich um die Herstellungskosten für Außenanlagen) je nach Wei- ternutzung oder Abriss vorhandener Strukturen sowie je nach Verwen- dung der vorhandenen und recycelten Materialien kann in den oben aufgezeigten Schritten erfolgen. Dadurch wird eine ökonomische Gegenüberstellung verschiedener Handlungsalternativen möglich, und eine Entscheidung für die eine oder andere Variante kann damit vorbereitet und unterstützt werden. N achhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf A ltindustriefl ächen – D ie nachhaltige Entw icklung des A uß enraum es von A ltindustriefl ächen unter Betrachtung des W ertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehem aligen Zeche W esterholt. I D issertation am Fachbereich 06 A SL Fachgebiet Landschaftsarchitektur - Technik an der U niversität K assel D ipl.-Ing. M argret G aeding Handlungsrichtlinie Regenwassermanagement Anlage 7.3.4 Handlungsrichtlinie zur Methodik der Entwicklung eines Regenwassermanage- zu Kap. 3.3.3 mentkonzeptes für Zwischen- und Nachnutzungen auf Altindustriefl ächen N achhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf A ltindustriefl ächen – D ie nachhaltige Entw icklung des A uß enraum es von A ltindustriefl ächen unter Betrachtung des W ertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehem aligen Zeche W esterholt. I D issertation am Fachbereich 06 A SL Fachgebiet Landschaftsarchitektur - Technik an der U niversität K assel D ipl.-Ing. M argret G aeding 7.3.4 Planungsauftrag, Analyse-Recherche Auswertung Ortsbegehung+Aufnahme Entwicklung e. Regenwasser- management-Konzeptes Input durch Freiraum-Entwurf ATV und Regelwerke Wassersammelung Wasserspeicherung Wasserspiele VerdunstungWasserableitung Aufnahmeliste • Dachfl ächen • Oberfl ä.materialien • Wassermengen • Speicherkapazität • Regenrinnen • Regenfallrohre • off ene Rinnen/ Regenwasserrohre • off ene Wasserbecken • Rinnen • geschlossene Wasserbecken • off ene Wasserbecken • geschlossene Wasserbecken • Wassertanks • Teiche • off ene Rinnen • Wasserbecken mit Pumpen • Wasserspiel plätze • off ene Rinnen • off ene Wasserbecken • Teiche • Wasserspiele • Rohre/Leitungen • Wasserbecken • Leitungssysteme Für Nach- und Zwischennutzungen auf Altindustriefl ächen ist im Sinne der nachhaltigen Entwicklung ein Regenwassermanagement innerhalb des Geländes anzustreben. Auf diesen Standorten ist oftmals leistungsstarke Wasser-Infrastruktur vorhanden, die nach der Schließung der Industrie für den nachhaltigen Umgang mit Regenwasser genutzt werden sollte. Das sind z.B. vorhandene Speicher- becken, Leitungen und Pumpen. Die meistens sehr großen Niederschlagswassermengen (aufgrund der großen Dachfl ächen von Industriebauten sowie der großen versiegelten Geländeoberfl äche) können so auf dem Gelände selbst gemanaget, d.h. zurückge- halten, gespeichert, verdunstet und genutzt werden, was gleichzeitig eine Entlastung der Kanalisation bedeutet. Versickerung von Niederschlagswasser ist aufgrund der Altlastensituation nicht in Betracht zu ziehen. 1Befragung zur Gestaltung des ehemal. Betriebsgeländes der Zeche Westerholt 1 2 3 4 Kennen Sie die Zeche Westerholt? Wenn 1A, dann durch: Wenn 1B, dann: Die Zeche wird leider stillgelegt. Danach kommt eine neue Nutzung, wahrscheinlich eine Mischung aus Wohnen, Einkaufen und Freizeit. Die Nutzung ist jetzt bei der Befragung nicht so wichtig, hier geht es eher um die Gestaltung. Dabei gibt es prinzipiell 2 Varianten: Sollten die alten Gebäude erhalten bleiben? Sollten Bäume stehen bleiben? Sollten Straßen und Wege für die neuen Zwecke weitergenutzt werden? Alles natürlich nur, wenn sie intakt sind. Oder sollte das Gelände Ihrer Meinung nach komplett neu gestaltet werden? (Alles Alte abrei- ßen, neue Gebäude errichten, neue Wege und Straßen bauen, neue Bäume pfl anzen.) Zu den 2 Varianten zeige ich Ihnen jetzt zwei Fotomontagen, die einen Eindruck davon vermit- teln, wie das Gelände später aussehen könnte: Universität Kassel Fachbereich 06 - A S L Dipl.-Ing. Margret Gaeding FG Landschaftsarchitektur/Technik Gottschalkstraße 26 34127 Kassel Telefon: 0561 804-2053 Telefax: 0561 804-2030 Email: gaeding@asl.uni- kassel.de Ich habe von dem Ort gehört Berufl ich 1A 3A 2A 2B 2C 2D 2E 1B 1C 3B 3B Ich war schon einmal auf dem Gelände Nein In der Freizeit Sowohl als auch die Zeitung das Fernsehen das Radio Bekannte die Familie Sehr geehrte Damen und Herren, mit dieser Befragung möchte ich die Meinung der Bevölkerung ermitteln: sollen einige der auf dem Gelände vorhandenen Gebäude, Wege oder Pfl anzen weiterverwendet werden oder bevorzugen Sie eher eine völlige Neugestaltung des Geländes? 7.3.5 Anlage 7.3.5 Beispielhafter Fragebogen zur Zahlungsbereitschaftsanalyse zu Kap. 4.2 als 2. Methode der Ermittlung d. Wertes vorhand. Strukturen Innerhalb der Arbeit wurde ein beispielhafter Fragebogen zum Vorgehen bei e. Zahlungsbereitschaftsanalyse entwickelt, der den im Planungsprozess Verantwortlichen als Muster in die Hand gegeben werden kann, wenn die Ermittlung des Wertes der vorhandenen Substanz neben einer Kostenermittlung (vgl. Kap.5) auch durch die Erfragung der Zahlungsbereitschaft in der Bevölkerung erfolgen soll. Damit ist es möglich, d. ökonomischen Wert der vorh. Strukturen aus Sicht der Betroff enen i. monetären Einheiten zu messen u. zur Unterstützung d. Entscheidungsfi ndung anderen Markt-Werten gegenüber zu stellen. Anmerkung: Die Formulierungen sind bewusst sehr klar und einfach gehalten, um möglichst viele Betroff ene unabhängig vom Bildungs- oder Sprachniveau zu erreichen. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustriefl ächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustriefl ächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur - Technik an der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 2Befragung zur Gestaltung des ehemaligen Betriebsgeländes der Zeche Westerholt Universität KasselFachbereich 06 - A S L Dipl.-Ing. Margret Gaeding FG Landschaftsarchitektur/Technik Gottschalkstraße 26 34127 Kassel Telefon: 0561 804-2053 Telefax: 0561 804-2030 Email: gaeding@asl.uni- kassel.de Variante I - alte Gebäude bleiben erhalten, werden neu genutzt - Straßen und Wege werden weitergenutzt - Bäume werden erhalten - alle Vorhandene wird abgerissen - Gebäude und Straßen sowie Wege werden neu gebaut - Bäume werden neu gepfl anzt (siehe Bild unten) 4A 4B Variante II 5 Nennen Sie mir kurz Ihre Gründe, warum Sie sich für Variante A oder Variante B entschieden haben: Für welche Variante würden Sie sich entscheiden? Variante I: Erhaltung der vorhandenen Strukturen Variante II: Abriss und kompletter Neubau 6 Für die Auswertung brauche ich noch einige Angaben (keinen Namen oder Adresse): Haben Sie selber dort gearbeitet? Oder Bekannte, Verwandte, Freunde von Ihnen? Selbst dort gearbeitet 6A 6B 6C Bekannte, Verwandte, Freunde dort gearbeitet Nichts von beiden 7.3.5 37 8 12 13 Ihr Alter Geschlecht Wie weit entfernt von der Zeche wohnen Sie? Vielen Dank für Ihre Teilnahme! unter 1 km bis 1 km bis 5 km bis 10 km bis 20 km bis 50 km über 50 km Befragung zur Gestaltung des ehemaligen Betriebsgeländes der Zeche Westerholt Universität KasselFachbereich 06 - A S L Dipl.-Ing. Margret Gaeding FG Landschaftsarchitektur/Technik Gottschalkstraße 26 34127 Kassel Telefon: 0561 804-2053 Telefax: 0561 804-2030 Email: gaeding@asl.uni- kassel.de männlich 8A 8B weiblich 9 10 11 Sind Sie selber berufstätig? Wenn 9A, dann: Wenn 9B, dann: Ja Hausfrau Arbeitslos In Elternzeit 9A 11A 12A 12B 12C 12D 12E 12F 12G 11B 10A 10B 10C 10D 9B 11C Nein Angestellt Selbständig Leitende Positon AZUBI 7.3.5 Anhang 7.4: Tabellen Anlage 7.4.1 DIN 276-1 als Grundlage f. d. Strukturierung der Kosten- zu Kap. 6.2 ermittlung für die Außenanlagen des Beispielstandorts Die Ermittlung der Kosten für die Herstellung der Außenanlagen erfolgte nach Kostengruppen. Die Einteilung in die einzelnen Kostengruppen wurde auf Basis der DIN 276-1 vorgenommen. Zum Verständnis und Übersicht ist hier die Kostengruppengliederung der DIN 276-1 dargestellt. 100 Grundstück 110 Grundstückswert 120 Grundstücksnebenkosten 121 Vermessungsgebühren 122 Gerichtsgebühren 123 Notariatsgebühren 124 Maklerprovisionen 125 Grunderwerbssteuer 126 Wertermittlungen, Untersuchungen 127 Genehmigungsgebühren 128 Bodenordnung, Grenzregulierung 129 Grundstücksnebenkosten, sonstiges 130 Freimachen 131 Abfindungen 132 Ablösen dinglicher Rechte 139 Freimachen, sonstiges 200 Herrichten und Erschließen 210 Herrichten 211 Sicherungsmaßnahmen 212 Abbruchmaßnahmen 213 Altlastenbeseitigung 214 Herrichten der Geländeoberfläche 219 Herrichten, sonstiges 220 Öffentliche Erschließung 221 Abwasserentsorgung 222 Wasserversorgung 223 Gasversorgung 224 Fernwärmeversorgung 225 Stromversorgung 226 Telekommunikation 227 Verkehrserschließung 228 Abfallentsorgung 229 Öffentliche Erschließung, sonstiges 230 Nichtöffentliche Erschließung 240 Ausgleichsabgaben 250 Übergangsmaßnahmen 251 Provisorien 252 Auslagerungen 300 Bauwerk-Baukonstruktionen 310 Baugrube 311 Baugrubenherstellung 312 Baugrubenumschließung 313 Wasserhaltung 319 Baugrube, sonstiges 320 Gründung 7.4.1 1 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustriefl ächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustriefl ächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur - Technik an der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 7.4.1 321 Baugrundverbesserung 322 Flachgründungen 323 Tiefgründungen 324 Unterböden und Bodenplatten 325 Bodenbeläge 326 Bauwerksabdichtungen 327 Dränagen 329 Gründung, sonstiges 330 Außenwände 331 Tragende Außenwände 332 Nichttragende Außenwände 333 Außenstützen 334 Außentüren und -fenster 335 Außenwandbekleidungen, außen 336 Außenwandbekleidungen, innen 337 Elementierte Außenwände 338 Sonnenschutz 339 Außenwände, sonstiges 340 Innenwände 341 Tragende Innenwände 342 Nichttragende Innenwände 343 Innenstützen 344 Innentüren und -fenster 345 Innenwandbekleidungen 346 Elementierte Innenwände 349 Innenwände, sonstiges 350 Decken 351 Deckenkonstruktionen 352 Deckenbeläge 353 Deckenbekleidungen 359 Decken, sonstiges 360 Dächer 361 Dachkonstruktionen 362 Dachfenster, Dachöffnungen 363 Dachbeläge 364 Dachbekleidungen 369 Dächer, sonstiges 370 Baukonstruktive Einbauten 371 Allgemeine Einbauten 372 Besondere Einbauten 379 Baukonstruktive Einbauten, sonstiges 390 Sonst. Maßn. f. Baukonstruktn. 391 Baustelleneinrichtung 392 Gerüste 393 Sicherungsmaßnahmen Anlage 7.4.1 DIN 276-1 als Grundlage f. d. Strukturierung der Kosten- zu Kap. 6.2 ermittlung für die Außenanlagen des Beispielstandorts 2 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustriefl ächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustriefl ächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur - Technik an der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 7.4.1 394 Abbruchmaßnahmen 395 Instandsetzungen 396 Materialentsorgung 397 Zusätzliche Maßnahmen 398 Provisorische Baukonstruktionen 399 Sonstige Maßn. f. Baukonstrukt., sonst. 400 Bauwerk - Techn. Anlagen 410 Abwasser-, Wasser-, Gasanlag. 411 Abwasseranlagen 412 Wasseranlagen 413 Gasanlagen 419 Abwasser-,Wasser-,Gasanlagen, sonst. 420 Wärmeversorgungsanlagen 421 Wärmeerzeugungsanlagen 422 Wärmeverteilnetze 423 Raumheizflächen 429 Wärmeversorgungsanlagen, sonstiges 430 Lufttechnische Anlagen 431 Lüftungsanlagen 432 Teilklimaanlagen 433 Klimaanlagen 434 Kälteanlagen 439 Lufttechnische Anlagen, sonstiges 440 Starkstromanlagen 441 Hoch- und Mittelspannungsanlagen 442 Eigenstromversorgungsanlagen 443 Niederspannungsschaltanlagen 444 Niederspannungsinstallationsanlagen 445 Beleuchtungsanlagen 446 Blitzschutz- und Erdungsanlagen 449 Starkstromanlagen, sonstiges 450 Fernmelde- u. info.techn. Anl. 451 Telekommunikationsanlagen 452 Such- und Signalanlagen 453 Zeitdienstanlagen 454 Elektroakustische Anlagen 455 Ferseh- und Antennenanlagen 456 Gefahrenmelde- und Alarmanlagen 457 Übertragungsnetze 459 Fernmelde- u. inf.techn. Anlagen, sonst. 460 Förderanlagen 461 Aufzugsanlagen 462 Fahrtreppen, Fahrsteige 463 Befahranlagen 464 Transportanlagen Anlage 7.4.1 DIN 276-1 als Grundlage f. d. Strukturierung der Kosten- zu Kap. 6.2 ermittlung für die Außenanlagen des Beispielstandorts 3 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustriefl ächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustriefl ächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur - Technik an der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 7.4.1 465 Krananlagen 469 Förderanlagen, sonstiges 470 Nutzungsspezifische Anlagen 471 Küchentechnische Anlagen 472 Wäscherei- und Reinigungsanlagen 473 Medienversorgungsanlagen 474 Medizin- und labortechnische Anlagen 475 Feuerlöschanlagen 476 Badetechnische Anlagen 477 Prozesswärme-, -kälte und -luftanlagen 478 Entsorungsanlagen 479 Nutzungsspezifische Anlagen, sonstiges 480 Gebäudeautomation 481 Automationssysteme 482 Schaltschränke 483 Management- und Bedieneinrichtungen 484 Raumautomationssysteme 485 Übertragungsnetze 489 Gebäudeautomation, sonstiges 490 Sonst. Maßn. f. techn. Anlagen 491 Baustelleneinrichtung 492 Gerüste 493 Sicherungsmaßnahmen 494 Abbruchmaßnahmen 495 Instandsetzungen 496 Materialentsorgung 497 Zusätzliche Maßnahmen 498 Provisorische technische Anlagen 499 Sonstige Maßn. f. techn. Anlagen, sonst. 500 Außenanlagen 510 Geländeflächen 511 Oberbodenarbeiten 512 Bodenarbeiten 519 Geländeflächen, sonstiges 520 Befestigte Flächen 521 Wege 522 Straßen 523 Plätze, Höfe 524 Stellplätze 525 Sportplatzflächen 526 Spielplatzflächen 527 Gleisanlagen 529 Befestigte Flächen, sonstiges 530 Baukonstruktionen i. Außenanl. 531 Einfriedungen Anlage 7.4.1 DIN 276-1 als Grundlage f. d. Strukturierung der Kosten- zu Kap. 6.2 ermittlung für die Außenanlagen des Beispielstandorts 4 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustriefl ächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustriefl ächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur - Technik an der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 7.4.1 532 Schutzkonstruktionen 533 Mauern, Wände 534 Rampen, Treppen, Tribünen 535 Überdachungen 536 Brücken, Stege 537 Kanal- und Schachtbauanlagen 538 Wasserbauliche Anlagen 539 Baukonstruktionen i. Außenanl., sonst. 540 Techn. Anlagen i. Außenanl. 541 Abwasseranlagen 542 Wasseranlagen 543 Gasanlagen 544 Wärmeversorgungsanlagen 545 Lufttechnische Anlagen 546 Starkstromanlagen 547 Fernmelde- u. informationstechn. Anl. 548 Nutzungsspezifische Anlagen 549 Techn. Anlagen i. Außenanlagen, sonst. 550 Einbauten in Außenanlagen 551 Allgemeine Einbauten 552 Besondere Einbauten 559 Einbauten in Außenanlagen, sonstiges 560 Wasserflächen 561 Abdichtungen 562 Bepflanzungen 569 Wasserflächen, sonstiges 570 Pflanz- und Saatflächen 571 Oberbodenarbeiten 572 Vegetationstechn. Bodenbearbeitung 573 Sicherungsbauweisen 574 Pflanzen 575 Rasen und Ansaaten 576 Begrünung unterbauter Flächen 579 Pflanz- und Saatflächen, sonstiges 590 Sonstige Außenanlagen 591 Bautstelleneinrichtung 592 Gerüste 593 Sicherungsmaßnahmen 594 Abbruchmaßnahmen 595 Instandsetzungen 596 Materialentsorgung 597 Zusätzliche Maßnahmen 598 Provisorische Außenanlagen 599 Sonstige Maßn. f. Außenanlagen, sonst. 600 Ausstattung und Kunstwerke Anlage 7.4.1 DIN 276-1 als Grundlage f. d. Strukturierung der Kosten- zu Kap. 6.2 ermittlung für die Außenanlagen des Beispielstandorts 5 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustriefl ächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustriefl ächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur - Technik an der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 7.4.1 610 Ausstattung 611 Allemeine Ausstattung 612 Besondere Ausstattung 619 Ausstattung, sonstiges 620 Kunstwerke 621 Kunstobjekte 622 Künstler. gestalt. Bauteile d. Bauwerks 623 Künstler. gestalt. Bauteile d. Außenanl. 629 Kunstwerke, sonstiges 700 Baunebenkosten 710 Bauherrenaufgaben 711 Projektleitung 712 Bedarfsplanung 713 Projektsteuerung 719 Bauherrenaufgaben, sonstiges 720 Vorbereitung d. Objektplanung 721 Untersuchungen 722 Wertermittlungen 723 Städtebauliche Leistungen 724 Landschaftsplanerische Leistungen 725 Wettbewerbe 729 Vorbereitung d. Objektplanung, sonst. 730 Architekten- u. Ing.leistungen 731 Gebäudeplanung 732 Freianlagenplanung 733 Planung der raumbildenden Ausbauten 734 Planung d. Ing.bauwerke+Verk.anlagen 735 Tragwerksplanung 736 Planung der technischen Ausrüstung 739 Architekten- u. Ing.leistungen, sonst. 740 Gutachten und Beratung 741 Thermische Bauphysik 742 Schallschutz und Raumakustik 743 Bodenmechanik, Erd- und Grundbau 744 Vermessung 745 Lichttechnik, Tageslichttechnik 746 Brandschutz 747 Sicherheits- und Gesundheitsschutz 748 Umweltschutz, Altlasten 749 Gutachten und Beratung, sonstiges 750 Künstlerische Leistungen 751 Kunstwettbewerbe 752 Honorare 759 Künstlerische Leistungen, sonstiges 760 Finanzierungskosten Anlage 7.4.1 DIN 276-1 als Grundlage f. d. Strukturierung der Kosten- zu Kap. 6.2 ermittlung für die Außenanlagen des Beispielstandorts 6 Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustriefl ächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustriefl ächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur - Technik an der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding 7.4.1 761 Finanzierungsbeschaffung 762 Fremdkapitalzinsen 763 Eigenkapitalzinsen 769 Finanzierungskosten, sonstiges 770 Allgemeine Baunebenkosten 771 Prüfung, Genehmigungen, Abnahmen 772 Bewirtschaftungskosten 773 Bemusterungskosten 774 Betriebskosten nach der Abnahme 775 Versicherungen 779 Allgemeine Baunebenkosten, sonstiges 790 Sonstige Baunebenkosten Anlage 7.4.1 DIN 276-1 als Grundlage f. d. Strukturierung der Kosten- zu Kap. 6.2 ermittlung für die Außenanlagen des Beispielstandorts 7 Die DIN 276 Teil 1 gilt für Kosten im Hochbau. Sie hat die Ermittlung und Gliederung der Kosten zum Inhalt. Mit Kos- ten sind Kosten im Bauwesen gemeint - also Aufwendungen für Güter, Leistungen, Steuern und Abgaben, die für die Vorbereitung, Planung und Ausführung von Bauprojekten erforderlich sind. Die Kostenermittlung ist eine Vorausbe- rechnung der entstehenden Kosten. Sie stellt die Grundlage dar für Finanzierungsüberlegungen und Kostenvorgaben, für Maßnahmen der Kostenkontrolle und der Kostensteuerung, für Planungs-, Vergabe- und Ausführungsentschei- dungen und zum Nachweis der entstandenen Kosten. Ziel der Kostenplanung ist es, ein Bauprojekt wirtschaftlich, kostentransparent und kostensicher zu realisieren. Dazu werden die Kosten gegliedert. Die Kostengliederung nach DIN 276-1 sieht drei Ebenen vor. Die erste Ebene ist in sieben Gruppen unterteilt: 100 - Grundstück, 200 - Herrichten und Erschließen, 300 - Bauwerk - Baukonstruktionen, 400 - Bauwerk - Technische Anlagen, 500 - Außenanlagen, 600 - Ausstattung und Kunstwerke und 700 - Baunebenkosten (vgl. DIN 276-1 S. 10). Für die Arbeit der Landschaftsarchi- tekten ist vor allem die Kostengruppe 500 - Außenanlagen von Bedeutung. Aber auch andere Kostengruppen können in der Kalkulation eine Rolle spielen - so z.B. wenn in den Außenanlagen Kunstwerke enthalten sind wie im in dieser Arbeit kalkulierten Standortbeispiel ehemalige Zeche Westerholt. Die Kalkulation von Kosten kann sich je nach Zweck in verschiedenen Ebenen der Kostengliederung bewegen. Im kalkulierten Beispiel erfolgt die Kostenkalkulation bis in die dritte Ebene der Kostengliederung. Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustriefl ächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustriefl ächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur - Technik an der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding Anlage 7.4.2 Tabelle z. Kostenermittlung f. d. Herstellung d. Außenanlagen am Beispiel- zu Kap. 6.3.2.1 standort ehemalige Zeche Westerholt (entspricht dem Gegenwartswert) Für das Teilareal des Beispielstandorts wurden die Herstellungskosten (=Gegewartswert) für die Außenanlagen kalkuliert. Die Kalkulation basiert auf der Kostengruppengliederung der DIN 276-1 (vgl. Anlage 7.4.1). Kostengruppe Ebene 1 Kostengruppe Ebene 2 Kostengruppe Ebene 3 Pos. Bezeichnung Menge Einh. EP (€) GP (€) GP Kostengr. 500 Außenanlagen 510 Geländeflächen 511 Oberbodenarbeiten 01 Oberbodenabtrag 1445 m² 4,00 5.780,00 02 Oberbodensicherung 1445 m² 6,00 8.670,00 Gesamtpreis Geländeflächen: 14.450,00 520 Befestigte Flächen 521 Wege (Fußwege aus Betonsteinpflaster) 03 Frostschutzschicht 294 m² 11,00 3.234,00 04 Schottertragschicht 294 m² 12,00 3.528,00 05 Betonsteinpflaster 294 m² 35,00 10.290,00 06 Kantensteine Beton 359 m 28,00 10.052,00 Gesamtpreis Fußwege: 27.104,00 522 Straßen 07 Frostschutz-Schotter-TS 542 m² 16,00 8.672,00 08 Asphalttragschicht 542 m² 19,00 10.298,00 09 Asphaltbinderschicht 542 m² 15,00 8.130,00 10 Asphaltdeckschicht 542 m² 21,00 11.382,00 11 Bordsteine Beton 89 m 28,00 2.492,00 Gesamtpreis Straßen: 40.974,00 523 Plätze, Höfe (Platz- flächen Betonsteinpfl.) 12 Frostschutzschicht 293 m² 11,00 3.223,00 13 Schottertragschicht 293 m² 12,00 3.516,00 14 Betonsteinpflaster 293 m² 35,00 10.255,00 Gesamtpreis Plätze, Höfe: 16.994,00 524 Stellplätze (Betonstein) 7.4.21 N achhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf A ltindustriefl ächen – D ie nachhaltige Entw icklung des A uß enraum es von A ltindustriefl ächen unter Betrachtung des W ertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehem aligen Zeche W esterholt. I D issertation am Fachbereich 06 A SL Fachgebiet Landschaftsarchitektur - Technik an der U niversität K assel D ipl.-Ing. M argret G aeding 15 Frostschutzschicht 93 m² 11,00 1.023,00 16 Schottertragschicht 93 m² 12,00 1.116,00 17 Betonsteinpflaster 93 m² 35,00 3.255,00 524 Stellplätze (Granitpfla.) 18 Frostschutzschicht 30 m² 11,00 330,00 19 Schottertragschicht 30 m² 12,00 360,00 20 Granit-Kleinpflaster 30 m² 95,00 2.850,00 Gesamtpreis Stellplätze: 8.934,00 530 Baukonstru. i. Außenanl. 534 Treppen (Auß.treppe) 21 Metalltreppe aus Stahl 1 St psch 20.000,00 Gesamtpreis Treppen: 20.000,00 538 Wasserbaul. Anlagen (Wasserbecken Ortbeton) 22 Frostschutzschicht 80 m² 11,00 880,00 23 Becken aus Ortbeton 1 St psch 15.500,00 24 Pumpentechnik, Leitungen 1 St psch 35.000,00 Gesamtpreis wasserbaul. Anl. 51.380,00 540 Techn. Anl. i. Außenanl. 546 Starkstromanlagen (Außenbeleuchtung) 25 Außen-Mastleuchten 8 St 5.500,00 44.000,00 Gesamtpreis Auß.beleuchtung 44.000,00 550 Einbauten i. Außenanl. 551 Allgemeine Einbauten 26 Bank aus Holz/Stahl 1 St psch 2.150,00 Gesamtpreis allg. Einbauten 2.150,00 570 Pflanz- und Saatflächen Anlage 7.4.2 Tabelle z. Kostenermittlung f. d. Herstellung d. Außenanlagen am Beispiel- zu Kap. 6.3.2.1 standort ehemalige Zeche Westerholt (entspricht dem Gegenwartswert) 7.4.22 N achhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf A ltindustriefl ächen – D ie nachhaltige Entw icklung des A uß enraum es von A ltindustriefl ächen unter Betrachtung des W ertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehem aligen Zeche W esterholt. I D issertation am Fachbereich 06 A SL Fachgebiet Landschaftsarchitektur - Technik an der U niversität K assel D ipl.-Ing. M argret G aeding 571 Oberbodenarbeiten 27 Oberbodenlockerung 392 m² 1,00 392,00 572 Veg.techn. Bod.bearb. 28 Bodenverbesserung 392 m² 1,00 392,00 574 Pflanzen 29 Feinplanum 392 m² 1,00 392,00 Qualitäten siehe Kap. 6.3.2.1! 30 Acer pseudoplatanus 3 St 1.900,00 5.700,00 31 Betula pendula 3 St 1.830,00 5.490,00 32 Carpinus betulus 3 St 1.400,00 4.200,00 33 Bodendecker für 71 m² 213 St 3,55 756,15 34 Pinus sylvestris 2 St 2.170,00 4.340,00 35 Prunus laurocerasus 3 St 465,00 1.395,00 36 Viburnum rhytidoph. 1 St 615,00 615,00 37 Mulchschicht 392 m² 2,00 784,00 38 Fertigst.pflege Großgehö. 11 St 35,00 385,00 39 Fertigst.pflege Gehölzflä. 392 m² 24,00 9.408,00 575 Rasen und Ansaaten 40 Feinplanum 1053 m² 1,00 1.053,00 41 Saatgut RSM 1.1 1053 m² 2,00 2.106,00 42 Fertigstellungspflege 1053 m² 6,00 6.318,00 Gesamtpreis Pflanz-u.Saatflä. 43.726,15 590 Sonstige Außenanlagen 594 Abbruchmaßnahmen 43 Asphalt 542 m² 10,00 5.420,00 44 Betonsteinpflaster 680 m² 4,00 2.720,00 45 Natursteinpflaster 30 m² 4,00 120,00 46 Beton 18 m³ 95,00 1.710,00 47 Außentreppe 20 m³ 75,00 1.500,00 Anlage 7.4.2 Tabelle z. Kostenermittlung f. d. Herstellung d. Außenanlagen am Beispiel- zu Kap. 6.3.2.1 standort ehemalige Zeche Westerholt (entspricht dem Gegenwartswert) 7.4.23 N achhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf A ltindustriefl ächen – D ie nachhaltige Entw icklung des A uß enraum es von A ltindustriefl ächen unter Betrachtung des W ertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehem aligen Zeche W esterholt. I D issertation am Fachbereich 06 A SL Fachgebiet Landschaftsarchitektur - Technik an der U niversität K assel D ipl.-Ing. M argret G aeding 48 Außen-Mastleuchten 8 St 100,00 800,00 49 Bank 1 St 20,00 20,00 50 Stahl (Kunstwerk) 5 t 1.800,00 9.000,00 51 Schotter 570 m³ 4,00 2.280,00 52 Oberboden 118 m³ 11,00 1.298,00 53 Veg.flächen, Rasen 1445 m² 3,00 4.335,00 54 Gehölze 392 m² 6,00 2.352,00 Gesamtpreis Sonst. Auß.anl. 31.555,00 620 Kunstwerke 621 Kunstobjekte 55 Wasserkunstwerk 1 St psch 50.000,00 Gesamtpreis Kunstwerke 50.000,00 600 Ausst.u.Kunstwerke Gesamtsumme Außenanlagen Untersuchungsareal: 351.267,15 Anlage 7.4.2 Tabelle z. Kostenermittlung f. d. Herstellung d. Außenanlagen am Beispiel- zu Kap. 6.3.2.1 standort ehemalige Zeche Westerholt (entspricht dem Gegenwartswert) 7.4.24 N achhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf A ltindustriefl ächen – D ie nachhaltige Entw icklung des A uß enraum es von A ltindustriefl ächen unter Betrachtung des W ertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehem aligen Zeche W esterholt. I D issertation am Fachbereich 06 A SL Fachgebiet Landschaftsarchitektur - Technik an der U niversität K assel D ipl.-Ing. M argret G aeding Anlage 7.4.3 Tabelle zur Untersuchung der Abhängigkeit der Kosteneinsparung von der zu Kap. 6.4.4.1 Flächengröße anhand des Beispiels der Fußwege aus Betonsteinpfl aster 7.4.3 AbhängigkeitderKosteneinsparungvonderFlächengröße fürdieKostengruppeFußwegeausBetonsteinpflaster EP GP EP GP EP GP EP GP EP GP EP GP EP Flächengröße 5 m² 10 m² 20 m² 50 m² 100 m² 200 m² 500 m² Verwendg v. RC-Material. Bezeichnung / Pos. Aufnehmen BSP (€/m²) 8 40 8 80 8 160 8 400 4 400 4 800 4 Reinigg.+Lagerg. BSP (€/m²) 4 20 4 40 4 80 4 200 2 200 2 400 2 Abbruch Schotter (€/m³) 10 12,5 10 25 10 50 10 125 10 250 10 500 10 Lagerung Schotter (€/m³) 4 5 4 10 4 20 4 50 4 100 4 200 4 Frostsch.schicht,25cm(€/m³) 11 13,75 11 27,5 11 55 11 137,5 11 275 11 550 11 Schottertragschicht, 25 cm: 1,25 m³ 2,50 m³ 5,00 m³ 12,50 m³ 25,00 m³ 50,00 m³ 125,00 m³ Lieferung Schotter (€/m³) 35 43,75 35 87,5 35 175 35 437,5 35 875 35 1750 35 Wiedereinb.Schotter (€/m³) 10 12,5 10 25 10 50 10 125 10 250 10 500 10 Wiederpflastern BSP (€/m²) 14 70 14 140 10 200 10 500 10 1000 10 2000 10 Kantensteine Beton (€/m) 28 70 28 140 28 280 28 700 28 1400 28 2800 28 287,5 575 1070 2675 4750 9500 Verwendg. neue Material. Bezeichnung / Pos. Abbruch BSP (€/m²) 4 20 4 40 4 80 4 200 4 400 4 800 4 Abbruch Schotter (€/m³) 4 5 4 10 4 20 4 50 4 100 4 200 4 Frostsch.schicht,25cm(€/m³) 11 13,75 11 27,5 11 55 11 137,5 11 275 11 550 11 1,25 m³ 2,50 m³ 5,00 m³ 12,50 m³ 25,00 m³ 50,00 m³ 125,00 m³ Schottertragschicht, 25 cm: 12 15 12 30 12 60 12 150 12 300 12 600 12 Betonsteinpflaster (€/m²) 35 175 35 350 35 700 35 1750 35 3500 35 7000 35 Kantensteine Beton (€/m) 28 70 28 140 28 280 28 700 28 1400 28 2800 28 298,75 597,5 1195 2987,5 5975 11950 Kosteneinsparg. Alt/Neu € 11,25 22,5 125 312,5 1225 2450 Kosteneinsparg. Alt/Neu % 3,76569 3,76569 10,46025 10,46025 20,50209 20,5020921 GP EP GP 1000 m² 2000 4 4000 1000 2 2000 1250 6 1500 500 3 750 1375 11 2750 250,00 m³ 4375 35 8750 1250 10 2500 5000 10 10000 7000 28 14000 23750 46250 2000 4 4000 500 4 1000 1375 11 2750 250,00 m³ 1500 12 3000 17500 35 35000 7000 28 14000 29875 59750 6125 13500 20,5020921 22,5941423 N achhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf A ltindustriefl ächen – D ie nachhaltige Entw icklung des A uß enraum es von A ltindustriefl ächen unter Betrachtung des W ertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehem aligen Zeche W esterholt. I D issertation am Fachbereich 06 A SL Fachgebiet Landschaftsarchitektur - Technik an der U niversität K assel D ipl.-Ing. M argret G aeding Anhang 7.5: Quellenverzeichnis Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur auf Altindustrieflächen – Die nachhaltige Entwicklung des Außenraumes von Altindustrieflächen unter Betrachtung des Wertes vorhandener Strukturen am Beispiel der ehemaligen Zeche Westerholt. I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding Quellenverzeichnis 7.5 /1 7.5 Quellenverzeichnis 7.5.1 Literatur Arbeitsgemeinschaft Kreislaufwirtschafts- träger Bau (ARGE KWTB) (2007): 5. Monitoring-Bericht Baufabfälle Bateman, I.J., R.T. Carson, B. Day, M. Hanemann, N. Hanley, T. Hett, M. Jones-Lee, G. Loomes, S. Mourato, E. Ozdemiroglu, D.W. Pearce, R. Sugden and J. Swanson, Edward Elgar (2002): Economic Valuation with Stated Pref- erence Techniques: A Manual. Chel- tenham Bergold, J. B.; Flick, U. (Hrsg.) (1987): Ein- sichten - Zugänge zur Sicht des Sub- jekts mittels qualitativer Forschung. 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Margret Gaeding Quellenverzeichnis 7.5/2 für eine nachhaltige Entwicklung, Berlin Deutsche Bundesregierung, Presse- und Informationsamt (2004): Fortschritts- bericht 2004 - Perspektiven für Deutschland – Unsere Strategie für eine nachhaltige Entwicklung, Berlin Deutsche Bundesregierung, Presse- und Informationsamt (2005): Wegweiser Nachhaltigkeit 2005 – Bilanz und Perspektiven, Berlin Deutsche Bundesregierung, Presse- und Informationsamt (2008): Fortschritts- bericht 2008 zur nationalen Nachhal- tigkeitsstrategie – Für ein nachhalti- ges Deutschland, Berlin Deutscher Bundestag, 14. Wahlperiode (2002): Schlussbericht der Enquete- Kommission Globalisierung der Weltwirtschaft – Herausforderungen und Antworten, Drucksache 14/9200, 12. Juni 2002 Dillman, Don A.; Smyth, Jolene D.; Chris- tian, Leah Melani (2008): Internet, Mail, and Mixed-Mode Surveys. The Tailored Design Method. Verlag John Wiley & Sons, Hoboken. 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Margret Gaeding Quellenverzeichnis 7.5 /3 des Diploms „Nachnutzung postin- dustrieller Flächen am Beispiel der Zeche Westerholt“, Her- ten/Gelsenkirchen Gaeding, Margret; Lueg, Sophie; Lutz, Cornelia; Matter, Elise; Reminghorst, Robert (2007): OPENING WESTER- HOLT – Prozesshaftes Planungskon- zept zur Nach- und Zwischennutzung der Zeche Westerholt mit dem Schwerpunkt Urbane Nutzungen und Funktionen, Westerholt Ganser, Karl; Höbe, Andrea (1999): In- dustrie - Kultur – Mythos und Mo- derne im Ruhrgebiet, Essen Genske, Dieter D.; Huch, Monika; Müller, Bernhard (2006): Fläche – Zukunft – Raum. 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Margret Gaeding Quellenverzeichnis 7.5/6 Riehl, Wigbert; Gaeding, Margret; Weihe, Steven (2008a): Abschlussbericht zum Block I des Forschungsvorhabens des BMBF „Entwicklung von Analyse- und Methodenrepertoires zur Rein- tegration von Altindustriestandorten in urbane Funktionsräume an Fallbei- spielen in Deutschland und den USA“, Standort Westerholt, Kassel Riehl, Wigbert; Gaeding, Margret; Weihe, Steven (2008b): Abschlussbericht zum Block II des Forschungsvorha- bens des BMBF, „Standort The Dal- les“, Kassel Riehl, Wigbert; Gaeding, Margret; Weihe, Steven (2008c): Geländeaufnahme Northwest Aluminium Inc. 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I Dissertation am Fachbereich 06 ASL Fachgebiet Landschaftsarchitektur – Technik der Universität Kassel Dipl.-Ing. Margret Gaeding Quellenverzeichnis 7.5/8 7.5.2 Originalquellen Bundes-Bodenschutz- und Altlastenver- ordnung vom 12. Juli 1999 (BGBl. I S. 1554), geändert durch Artikel 2 der Verordnung vom 23. Dezember 2004 (BGBl. I S. 3758) Deutsche Vereinigung für Wasserwirt- schaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) (2005): DWA-Regelwerk – Arbeitsblatt DWA-A 138 – Planung, Bau und Betrieb von Anlagen zur Versickerung von Niederschlagswas- ser, Hennef DIN Deutsches Institut für Normung e. V. (2006): DIN EN ISO 14040, Umwelt- management – Ökobilanz – Grund- sätze und Rahmenbedingungen, Beuth Verlag, Berlin DIN Deutsches Institut für Normung e. V. (2006): DIN EN ISO 14044, Umwelt- management – Ökobilanz – Anforde- rungen und Anleitungen, Beuth Ver- lag, Berlin Europäische Union (2008): Richtlinie 2008/98/EG des Europäischen Parla- ments und des Rates vom 19. 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Margret Gaeding Quellenverzeichnis 7.5 /9 7.5.4 Internetquellen Bizer, Kilian (2007): Georg-August- Universität Göttingen, Wirtschafts- wissenschaftliche Fakultät, Volkswirt- schaftliches Seminar, Aktuelle For- schungsvorhaben; http://www.uni- goettingen.de/de/64995.html [Zugriff: 19.05.2009] City-Map Region Dresden (2002): Hoch- wasser vom August 2002 Dresden; www.dresden.city- map.de/01094100/hochwasser-vom- august-2002-dresden [Zugriff: 21.09.2009] Deutsche Steinkohle AG (DSK) (2007): Virtuelle Grubenfahrt, Herne; www.dsk.de/virtuelle_grubenfahrt/in dex.php [Zugriff: 19.05.2009] Duisburg Marketing, Landschaftspark Duisburg-Nord (2007): Der Park, Duisburg; www.landschaftspark.de/ de/impressum/index.html [Zugriff: 19.05.2009] Förster, Horst: Universität Tübingen, Geowissenschaftliche Fakultät, Geographisches Institut (2007): Aktu- elle Projekte; http://www.uni- tuebingen.de/egoinfo/projekte.html [Zugriff: 19.05.2009] Latz & Partner (2007): Projektauswahl, öffentliche Parks: Landschaftspark Duisburg-Nord, Kranzberg; www.latzundpartner.de/L3/dtl/d-2- projekt_parks.htm [Zugriff: 19.05.2009] Ministerium für Umwelt und Natur- schutz, Landwirtschaft und Verbrau- cherschutz Nordrhein-Westfalen (2007); www.flaechennutzung.nrw.de/fnvnrw 3/main.php [Zugriff: 19.05.2009] Regionalverband Ruhr (RVR) (2008): Route Industriekultur, Essen; http://www.route- industriekultur.de/daten-und-fakten [Zugriff: 19.05.2009] Schröder, Thies (2003): Charrette?, Berlin; www.charrette.de/page/index.html [Zugriff: 19.05.2009] Landuse by E.U. 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Margret Gaeding Quellenverzeichnis 7.5/10 Universität Kassel, Fachbereich 11 – Landwirtschaft, Internationale Agrar- entwicklung und Ökologische Um- weltsicherung, Fachgebiet Land- schaftsökologie und Naturschutz (2007): Projekte des Fachgebiets 2007; www.uni- goettingen.de/de/64995.html[Zugriff: 19.05.2009] WAZ NewMedia GmbH & Co. KG, Tho- mas Wels (2007): Zechen- Stilllegungsplan, 14.11.2007; www.derwesten.de/nachrichten/waz/ 2007/11/14/news- 4554871/detail.html [Zugriff: 19.05.2009] Weißeritzkreis (2002): Hochwasser in Schlottwitz, Fotodokumentation; www.weisseritzkreis.net/fotogalerieho chwasser/bild.php?bildid=291 [Zu- griff: 21.09.2009] Diese Arbeit ist im Rahmen meiner Anstellung als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbe- reich 06 - Architektur - Stadtplanung - Landschaftsplanung der Universität Kassel, im Fachge- biet Landschaftsarchitektur - Technik, entstanden. Mein Dank gilt allen, die mich bei der Arbeit an meiner Dissertation unterstützt haben, so im Besonderen meinem Erstgutachter Herrn Prof. Dipl.-Ing. Wigbert Riehl und meinem Zweitgutachter Herrn Prof. Dr. Ulf Hahne. Weiterhin möchte ich an dieser Stelle danken: Herrn Prof. Dr. Guido Spars, Herrn Dr. Jürgen Meyerhoff, Herrn Prof. em. Peter Latz, Herrn Dipl.-Ing. Jens Locker, Herrn Prof. Dr. Manfred Lein, Herrn Dipl-.Ing. Ulrich Walberg, Frau Ariane Sattler, meiner Familie sowie meinem Sohn Adam Lein. Danke: