IM P RESSUM Ausstellungshalle von I. M. Pei 25. Juni 2010 bis 24. Oktober 2010 Deutsches Historisches Museum, Berlin www.dhm.dej ausstellungen j burg-u nd-herrschaft AUSSTE LLUNG Gesamtleitung Hans Ottomeyer Konzept Rainer Atzbach und Sven Lüken Kuratoren Rainer Atzbach und Sven Lüken Wissenschaftliche Mitarbeit Jan Rüttinger Wissenschaftlicher Beirat Werner Meyer, Thomas Brehm, Ingolf Ericsson, Hans L. Janssen, Kai R. Mathieu, Volker Rödel, Reinhard Schmitt, Barbara Scholkmann Organisation und Recherche Elke Kupschinsky Jenny Wiese Studentische Praktikanten Christoph Haack, Lisa Carla Jahn, Nora Köpsel, Marco Krätschmer, Eric Mertens, Julian Rögge, Carmen Schreiter, Julia Wolrab, Andreas Wunschel Schülerpraktikanten Paul Hahn, Julia Lüschow Ausstellungsgestaltung Werner Schulte, Patric Sperlich Praktikanten: Henriette Keppler, Silvio Kobel , Nathalie Nagel, Jenny Seifried Ausstellungsgrafik envision design, Chris Dormer, Berlin 4 Ausstellungsproduktion DHM-Werkstätten Leitung: Nicholas Kaloplastos Konservatorische Betreuung Restaurierungswerkstätten des DHM Leitung: Martina Homolka Abteilungsleiterin Ausstellungen Ulrike Kretzschmar Montage der Harnische und Waffen Hendrik Naumann, Michael Otto Leihverkehr Edith Michelsen Controlling Manuela Itzigehl Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Rudolf B. Trabold, Presse referent Ina Frodermann, Nicola Schnell, Sonja Trautmann, Museumspädagogik Brigitte Vogel-Janotta, Stefan Bresky Referententeam: Florian Ehrich, Marcel Knuth, Dana Kresse, Antje Nürnberg, Petra Raschkewitz, Alexander Tiedge, Marion Tulka Hörführung: Florian Ehrich, Antje Nürnberg, Alexander Tiedge, Thomas Weissbrich Begleitmaterial: Michael Meichsner Besucherservice: Jana Röseler Medientechnik Wolf-Dieter Pelikan Medienstationen Architectura Virtualis GmbH, Darmstadt Katrin Atzbach, d D digitale Dienstleistungen, Berlin Stefan Kontra, DHM Michael Truckenbrodt, time prints, Film und Media, Berlin Webauftritt Jan-Dirk Kluge Grafische Gestaltung Doren + Köster, Berlin Übersetzungen Stephen Locke, Marco Krätschmer, Jan Werquet, Julia Wolrab Das Deutsche Historische Museum und das Germanische Nationalmuseum zeigen die Ausstellungen »Burg und Herrschaft« (Berlin) und »Mythos Burg« (Nürnberg) in Zusammenarbeit mit der Wartburg- Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern e.V. Kooperationspartner Bischofsresidenz Burg Ziesar Deutsches Burgenmuseum Veste Heldburg Professur für Bauforschung und Baugeschichte, Otto-Friedrich-Universität Bamberg Wall AG Sponsoren Knauf-Museum Iphofen Neue Zürcher Zeitung, NZZ Format KATALOG Burg und Herrschaft Museumsausgabe Deutsches Historisches Museum, Berlin www.dhm.de ISBN 978-3-86102-162-9 Buchhandelsausgabe Sandstein Verlag, Dresden www.sandstein-verlag.de ISBN 978-3-940319-97-5 © 2010, Deutsches Historisches Museum, Berlin und Autoren Sandstein Verlag, Dresden Herausgeber Rainer Atzbach, Sven Lüken und Hans Ottomeyer Redaktion Rainer Atzbach, Justyna Gralak, Elke Kupschinsky, Sven Lüken, Jan Rüttinger, Jenny Wiese Bildredaktion Elke Kupschinsky Fotoarbeiten Sebastian Ahlers, Angelika Anweiler-Sommer, Indra Desnica, Arne Psille Übersetzungen Michael Müller Koordination Herstellung Gabriele Kronenberg 5 Verlagslektorat Dana Hildebrand, Christine Jäger Sandstein Verlag Satz und Reprografie Wolf Hoffmann, Jana Neumann Sandstein Verlag Gestaltung Michaela Klaus, Bettina Neustadt, Joachim Steuerer Sandstein Verlag Druck und Verarbeitung Offizin Andersen Nexö Leipzig Umschlag Lehnshof des Eichstätter Bischofs Gabriel von Eyb, 1498/1503 Staatliche Archive Bayerns - Staatsarchiv Nürnberg, Rep. 1901a, Hochstift Eichstätt, Lehenbücher, Nr. 8 Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Dieses Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheber- rechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. INHALT D B Impressum . . . . . 4 Adelsherrschaft - Burgenherrschaft . . 21 Der Kern der Herrschaft . ..... ... 93 Leihgeber und Dank 8 Der Herr . 22 Das Lehnswesen . 94 Das Pferd · 32 Die Hofstube .. . 99 Vorwort .. . ............ .. . .. 11 Hans Ottomeyer Rainer Atzbach 11 Das Festmahl des Adels . . . . . . . . . . 117 Burgenherrschaft ohne Mythos . . . . . . . 14 Die frühe Burg . ..... . . .. . .... 41 Spätantike Befestigungen . .42 Frühe Herrschaftssitze . 45 Burg und Christus . .. 121 Die slawische Burg . . · 48 Georg - ein Ritterheiliger .. 122 Gefahr durch Reiternomaden . 58 Die Burgkapelle . 126 Militia Christiana 131 Gefahr durch Normannen. 61 Königliche Großburgen . . · 65 EI Die Burg im Krieg. . . . . . . . . . . . 139 Sven Lüken Die Adelsburg . ............ 67 Helme, Harnische, Haubitzen 140 Das feste Haus . . · 68 Die Rüstkammer 145 Die fürstliche Burg. .72 Belagerungen . . 157 Stefan Breitling, Christof Krauskopf Burgen im Land Brandenburg . ....... 80 11 Zeichen der Macht .. 161 Höfische Kultur . . . . . . . . . . 162 Bau einer Burg . ......... . .. .. 85 Baurecht. ... · 86 Das Appartement des Burgherrn . 173 Baugeschehen. · 90 Frauenzimmer. 175 Minne und Macht. . . . . . . . . . . . . 176 6 Das Turnier. 187 Der edle Wettkampf. . . . . . . . . . . . 188 m Die jagd . ................. 201 Adel und Jagd . . . . . . . . . . . . . . . 202 Die Burg als Wirtschaftsort Eigenwirtschaft . .. .. . Lehnsrechtliche Abgaben . Bergbau ......... . Burg und Wirtschaft am Rhein Mare iarzebowski Das Burgverlies . . 211 212 216 220 222 226 Im Gefängnis ... .. . ..... . .. . 230 EI Burg und Bürger . ..... . 233 Die Burg in der Stadt . . . . . . . . . . . 234 Burgendämmerung . . . . . . 239 Landfrieden und Privatrecht 240 Bauernkrieg . . . . . . . . . 249 Der Neue Krieg - Söldner und Feuerwaffen 250 Die Neue Burg - Schloss und Festung . . 261 Burgenbilder . . . . . . . . . . . . . . . 267 ian Rüttinger Die Burg im Bild. Moderne Burgenbilder Burgbesitzer heute Gemeinplatz .... 268 275 276 279 Anhang . . . .... . ...... . ... 289 Literaturverzeichnis . 290 Personenregister 312 Burgenregister. 316 Bildnachweis 318 Autoren, Abkürzungen 320 7 3.17 - ohne Abb. Medienstation: deutsche Burgen DHM Eine online-Version ist im Internet abrufbar unter http://www.dhm.de/ausstel lungen/burg-und- herrschaft/ [9.3. 2010J R. Atzbach 3.18 Landtafeln hessischer Ämter zwischen Rhein und Weser Die Federzeichnungen gehören zu den »Landtafeln hessischer Ämter zwischen Rhein und Weser«, die der Festungsbaumeister, Historiker und Kartograf Wilhelm Scheffer, genannt Dilich, 1607 bis 1625 im Auftrag Landgraf Moritz' des Gelehrten entwarf. Das Programm war auf insgesamt 174 Landtafeln angelegt. Dilich konnte die Arbeiten bis 1617 nur teilweise ausführen, worauf der unzufriedene Land- 3.18 b graf die Besoldung sperrte und ihn gefangen neh- men ließ. Als Dilich im März 1625 in die Dienste des Kurfürsten von Sachsen wechselte, waren etwa 30 Landtafeln realisiert. Hinzu kamen 32 Ansichten und Grundrisse landgräflicher Burgen sowie einige Tafeln für private Auftraggeber, darunter die Hessi- sche Ritterschaft. Überliefert sind 66 Karten, Pläne und Aufrisse, die eine wichtige Quelle zur Landes- kunde Hessens und des Mittelrheins darstellen. Dilichs erster Tätigkeitsbereich war 1607 -1609 die ehemalige Grafschaft Katzeneinbogen, die ein- schließlich der Burgen Hohenstein und Neukat- zeneinbogen sowie der Stadt Rhens 1479 an Hes- sen übergegangen war. Rhens gehörte traditionell zum Bistum Köln, an das die Pfandschaft 1629 wie- der zurückfiel. Besonders wertvoll sind die hier ausgestellten Entwürfe, weil Dilich die Landschaf- ten und Burgen noch vor den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg und vor den Beschädigungen im Zuge der Rückeroberung durch Hessen-Kassel 1647 abbildete. I. Baumgärtner }I8 a - ohne Abb. Burg Hohenstein Wilhelm Dilich (1571- 1650)' Hohenstein, um 1608/09 Aufriss, Nordostansicht . Papier, Federzeichnung, hand- koloriert · Blatt 41,) x 54,1 cm, Bild )1,9 x 44 cm · Kassel, Universitätsbibliothek Kassel, Landesbibliothek und Mur- hardsche Bibl iothek, 2° Ms. Hass. 679, BI. 19 Die um 1200 erbaute dreieckige Kernburg ruhte auf einem 10 m hohen, nach Norden steil abfallenden Schieferfelsgrat. Graf Wilhelm 11. von Katzenelnbo- gen hatte Mitte des 14. Jh. zudem eine Vorburg mit Wirtschaftsgebäuden und einer zweiten Mauer anlegen lassen. Vier Aufrisse und ein Grundriss zeigen die verschiedenen Außenansichten des spätmittelalterlichen Ausbauzustandes. Die auf- klappbaren Elemente erlauben einen Blick ins Burginnere auf Wehrplatte (51), Schildmauer (52). Wirtschaftsgebäude (45. 49), Stallungen, Bergfried (44). Palas (33). Gemächer und inneren Schlosshof. I. Baumgärtner 77 DIE FÜRSTLICHE BURG 3.18 b mt R ich nb rg, Amt Rheinfel und t. Goar hau n Wilhelm Dilich (1571 - 165°)' Amt Rheinfels, um 1608/09 ' Papier, Federzeichnung, handkoloriert· Blatt 41,7 x 54,1 cm, Bild )0,1 x 42,9 cm . Kassel, Universitätsbibliothek Kassel, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek, 2° Ms. Hass. 679, BI. )) Die um 1608/1609 entworfene Karte zeigt das Amt Rheinfels einschließlich St. Goar, St. Goarshausen und der drei Bezirke IDorfschaft Patersbergl , IBurg Ellenbogenl und I Friedcattenl . Im Norden grenzt das Amt Reichenberg an, im Westen das Erzbistum Trier, im Süden die Pfalzgrafschaft. In der Rhein- schleife liegt der sagenumwobene Loreleyfelsen; flussabwärts sind der gefährliche Wirbel. die Stadt St. Goarshausen mit Burg Katz und auf der anderen Flussseite St. Goar mit Burg Rheinfels abgebildet. Die Burgen sicherten am sog. Rheinriegel den Zoll. kontrollierten den Übergang bei St. Goar und über- wachten die Handelsstraße vom Hunsrück in den Taunus. Die eingefügte Vedute zeigt St. Goarshau- sen hinter der mächtigen Stadtmauer, darüber die Burg Katz am Hühnerberg. Auf dem Bergrücken hinten liegt das Dorf Patersberg. I. Baumgärtner 3 . DI E A D E LSBURG 3·18d 3·18c , •• ,..., ........ !. .. , . 'P-~1Mt " c....JJ .... ~/M. ., fi.:..'"i.J;;f1,. ......... ~,.J .. .. _v:r .... _..r. ...l_"",_ 21&!t1.J/<_ .... u...o 78 } 18 c Neukatzeneinbogen Wi lhelm Dillich (1571- 1650)' Burg Neukatzenelnbogen, um 1607 - ,609' Grundriss' Papier, Federzeichnung, hand- koloriert · Blatt 4',5 x 54,1 cm, Bild 29,9 x 42,9 cm Kassel, Universitä tsbibliothek Kassel, Landesbibl iothek und Mur- hardsche Bibliothek, 2° Ms 679, BI. 34 } 18 d Neukatzeneinbogen Wilhelm Dilich (1571 - 1650) . Burg Neukatzenelnbogen, um 1608/09 ' Aufriss ' Papier, Federzeichnung, hand- koloriert· Blatt 4',7 x 53,6 cm, Bild 3°,1 x 38,2 cm . Kassel, Universi tätsbibliothek Kassel, Landesbibliothek und Mur- hardsche Bibliothek, 2° Ms. Hass . 697, BI. 35 Vier in Klapptechnik gefertigte Grund- und Aufrisse geben die Außen- und Inneneinteilung der nach 1350 angelegten Burg Neukatzeneinbogen - llKatz« - wider. Der Grundriss (BI. 34) zeigt einen sechs- eckigen Bering (7) mit Wehrmauer, vorgelagertem Garten (3) und Marstall (2). Eine Mauer trennt Palas und Burghof (6) voneinander ab. Die sechs Stock- werke des runden Bergfrieds (5) lassen sich fächer- förmig auseinanderziehen. Im Burghof sind die Fachwerkkonstruktionen von Küche (10), Backofen (9) und Brunnenhaus (11) an die Ringmauer ange- lehnt. Der Zugang zum Palas verläuft über einen Fußpfad, der vom Rhein aus durch eine Neben- pforte (27) führt. Drei Ecktürme (17) verstärken den Palas mit dem fast fensterlosen Keller (15) und zwei großen Sälen (21, 22). Zudem enthielt das Gebäude Stuben und Kammern (23 -25), Treppen (13, 16) und Schlafkammern (26). Der vollständigste der drei Aufrisse (BI. 35) zeigt den fast 50 m hohen Bergfried als Herrschaftssymbol. Die Verteidigungstürme, Halsgraben und Schildmauer an der Angriffsseite boten einen guten Schutz vor den neuen Feuer- waffen. Die tiefergelegene Vorburg setzte sich aus einer dreieckigen Bastei (28), einem abgetragenen Turm (29) und einer zinnenbesetzten Mauer zusam- men, die zwischen Torkapelle und Bogenbrücke den Hauptzugangsweg schützte. I. Baumgärtner 3·18e Stadt und Pfandschaft Rhens mit Königsstuhl Wilhelm Dilich (1571-1650). Rhens, um 1608/09 Papier, Federzeichnung, handkoloriert · Blatt 47,1 x 53,9 cm, Bild 3°,7 x 43.2 cm . Kassel, Universitätsbibliothek Kassel, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek, 20 Ms. Hass. 976, BI. 46 Die um 1608/09 entworfene, genordete Karte um- reißt das Herrschaftsgebiet der Stadt Rhens, das im Nordosten an den Rhein, im Süden und Westen an das Erzbistum Trier grenzt. Das Blatt enthält die beiden ältesten Abbildungen der Stadt, die Vogel- schau am Rhein und die aus Südwestperspektive aufgenommene Vedute links oben. Rechts unten vergrößert Dilich den Rhenser Königsstuhl, der auf der Karte flussabwärts in einem Nussbaumgarten am Rheinufer verortet ist. Dort tagten seit 1273 die Kurfürsten, um über Reichspolitik zu verhandeln und die Gegenkönige, KariIV. (1346) und Ruprecht von der Pfalz (1400), zu wählen. Im 15. Jh. bestiegen ihn die Könige zwischen der Wahl in Frankfurt und 3.18 e der Krönung in Aachen, um symbolisch vom Reich Besitz zu ergreifen. Der steinerne Achteckbau dürfte 1376 bis 1398 anstelle eines Holzthrons ent- standen sein. I. Baumgärtner Landtafeln hessischer Ämter 2010; Custodis/Frein 1981; Dehio Hessen 2008; Demandt 1990; Dillmann 1975; Fried- hoff 2004; Karrasch 1990; Kunze 1998; Laß 2005; Regesten Katzenelnbogen 1953- 1957; Regesten Hessen Online; Ritter 2002; Wilhelm Dilichs Landtafeln 1927; Weinberger 2001; »Wer will des Stromes Hüter sein« 2005; Nieder, Horst, in: Kat. Lemgo 1997 -1998, Nr. 443, S.409. 3.19 - ohne Abb. Spätmittelalterliche Burganlage - Hohkönigs burg/Elsass Digitalmodell Architectura Vi rtualis GmbH, Darmstadt DHM und GNM Im Jahr 1147 ist erstmals ein castrum estufin schrift- lich belegt. In der betreffenden Urkunde wird er- Wähnt, dass die Burg über zwei Türme verfügte. Der eine gehörte König Konrad selbst, der andere Herzog Friedrich von Schwaben, dem späteren Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Tatsächlich lässt sich der heutige Baubefund im Sinne dieser Anga- ben deuten. So stammt der untere Teil des heute weithin sichtbaren Bergfrieds der Hohkönigsburg aus dieser Zeit. Teile des Sockels des zweiten Turms haben sich im Westteil des sog. Hochschlos- ses verbaut erhalten, Reste eines eventuellen dritten Turmes stecken im sog. Großen Bollwerk der Zeit um 1500. Die noch sichtbaren Reste zeich- nen sich durch großformatiges Buckelquaderwerk aus. Der Name llKönigsburg(( taucht erstmals 1192 auf - angesichts der vermutlichen Errichtung durch König Konrad 111. ein aussagekräftiger Name. Im Jahr 1462 wurde die Anlage als »Raubschloss(( durch eine Koalition der Städte Colmar, Straßburg und Basel eingenommen und zerstört. Die Ruine kam 1479 in den Besitz der Grafen von Thierstein, die sie offenbar im Auftrag und mit fi- nanzieller Unterstützung Kaiser Friedrichs 111. auf- wendig ausbauten. Den Kern bildet das sog. Hochschloss, welches u. a. die gräflichen Wohnräume aufnahm. Diese beinhalten in beispielhafter Form ein llapparte- ment(( nach französischem Vorbild, bestehend aus beheizter Stube, herrschaftlichem Schlafgemach 79 DIE FÜRSTLICHE BURG und Schreibstube. Sein Dach ist gewölbt, mit Stein- platten gedeckt und bietet somit Schutz vor Mör- serbeschuss. Ferner wurde die gesamte Anlage mit weitläufigen Zwingeranlagen umgeben. Im Westen wurde das sog. Große Bollwerk errichtet, ein DoppelrondelI gewaltiger Dimension. Diese Umbaumaßnahmen prägen noch heute die Gesamt- erscheinung der Burg. Kaiser Wilhelm 11. ließ die inzwischen ruinöse Burg in den Jahren 1900 bis 1908 nach Entwürfen des Architekten Bodo Ebhardt wieder aufbauen. Die Hohkönigsburg ist heute als repräsentativ für die Burgenarchitektur des 15 . bis 16. Jh. zu bezeich- nen, aber ebenso ein herausragendes Beispiel des späten Historismus. T. Radt Biller 1979; Ebhardt 1902; Fuchs/Metz 2001; Fischer 2004.