Sandra Bödding Landschaftsperspektiven der Nutzer Techniken empirischer Sozialforschung zur Ergänzung von Methoden der Landschaftsplanung Sandra Bödding Landschaftsperspektiven der Nutzer Techniken empirischer Sozialforschung zur Ergänzung von Methoden der Landschaftsplanung Anwendung in drei Fallstudien Umschlaggestaltung: © Sandra Bödding 2011/2012 Alle Abbildungen, Grafiken, Diagramme und Tabellen, deren Beschriftung nicht auf einen anderen Urheber hinweisen, sind von der Verfasserin erstellt worden. Der Autorin ist bewusst, dass an Prozessen / Befragungen in der räumlichen Planung Männer und Frauen, Akteure und Akteurinnen mitwirken. Mit Rücksicht auf eine bessere Lesbarkeit des Textes und aus pragmatischen Gründen wird auf die gleichbe- rechtigte Nennung der männlichen und weiblichen Form verzichtet. In der Regel wird das männliche Genus verwendet, gemeint sind beide Geschlechter. Das vorliegende Werk wurde unter dem Titel „Bedeutung öffentlicher Wahrnehmung von Kulturlandschaft in der Landschaftsplanung“ von der Universität Kassel am Fachbereich 06 – Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung als Dissertation angenommen. Tag der Disputation: 11. November 2011 in Kassel Erstgutachter: Prof. Dr. Diedrich Bruns Zweitgutachter: Prof. Dr. Dr. Kai Schuster „Unsere Überlegungen gehen davon aus, dass, wenn man die Zukunft nicht vorhersehen kann, es immerhin lehr- reich sei zu wissen, was in den Köpfen jener vorgeht, die eine neue Zukunft herstellen wollen.“ L. Burckhardt 1995:94 „Landschaft ist also nicht dieses oder jenes, sondern wird in unterschiedlichen Sinnzusam- menhängen jeweils als etwas Unteschiedliches verstanden.“ J. Bohr 2009:97 Übersicht IX Übersicht Inhaltsverzeichnis ................................................................... IX  Zusammenfassung ................................................................ XV  Abstract ................................................................................. XIX  Quellenverzeichnis ............................................................... 211  Abkürzungsverzeichnis ....................................................... 233  Abbildungsverzeichnis ........................................................ 235  Tabellenverzeichnis .............................................................. 241  Anhang ................................................................................... 243  Eidesstattliche Erklärung ..................................................... 275  Dank ....................................................................................... 277  Inhaltsverzeichnis 1  Einleitung .............................................................................. 1  1.1  Problemstellung, Herausforderungen und Potentiale der Landschaftsplanung ..................................................................... 5  1.2  Fragestellung und Forschungsziele ............................................. 7  1.3  Aufbau der Arbeit ....................................................................... 10  Inhaltsverzeichnis X 2  Forschungsstrategie und Vorgehensweise .................... 13  2.1  Vorüberlegungen – Von der Planungstheorie zur eigenen Vorgehensweise ........................................................................ 13  2.2  Erarbeitung inhaltlicher Ausrichtungen der Landschaftsplanung ................................................................... 15  2.3  Räumliche Planung und empirische Methoden der Sozialforschung ......................................................................... 17  2.4  Durchführung und Auswertung der Ergebnisse aus Fallstudien .................................................................................. 18  2.5  Durchführung und Auswertung beurteilender qualitativer Interviews ................................................................................... 19  2.6  Vorschlag eines methodischen Rahmens für die künftige Entwicklung der Landschaftsplanung ........................................ 20  3  Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens ........................................... 21  3.1  Geschichtliche Entwicklung der Landschaftsplanung ................ 21  3.1.1  Von den ersten Anfängen bis zu den 1930er Jahren ............... 22  3.1.1.1  Die Landesverschönerung ................................................... 22  3.1.1.2  Natur- und Heimatschutzbewegung .................................... 24  3.1.2  Nationalsozialismus, Wiederaufbau und Wirtschaftswunder (1933 – 1976) ............................................ 25  3.1.2.1  Blut- und Bodenideologie im Nationalsozialismus ............... 25  3.1.2.2  Nachkriegs- und Wiederaufbauzeit mit Bauboom 1945 bis späte 1960er Jahre ........................................................ 26  3.1.2.3  Frühe Umweltpolitik etwa ab 1968 ....................................... 29  3.1.3  Die neue Zeit der Landschaftsplanung ab 1976 als naturwissenschaftliche Landschaftsplanung ........................... 30  3.1.3.1  Etablierung der gesetzlich verankerten Landschaftsplanung ............................................................ 30  3.1.3.2  Abschwächung der Landschaftsplanung ab Mitte der 1980er Jahre ....................................................................... 31  3.1.3.3  Neudefinition der Landschaftsplanung im Rahmen von Naturschutzpolitik in den 1990er Jahren ............................. 32  3.1.3.4  Forderungen nach erneuter Modernisierung der Landschaftsplanung im 21. Jahrhundert ............................. 35  Inhaltsverzeichnis XI 3.2  Aufgaben und Instrumente der Landschaftsplanung ................. 36  3.2.1  Aufgaben der Landschaftsplanung auf verschiedenen Planungsebenen ...................................................................... 37  3.2.1.1  Landschaftsprogramm ......................................................... 37  3.2.1.2  Landschaftsrahmenplan ....................................................... 39  3.2.1.3  Landschaftsplan ................................................................... 40  3.2.1.4  Grünordnungsplan ............................................................... 41  3.2.1.5  Bauleitplanung und Eingriffsregelung .................................. 44  3.2.2  Beiträge der Landschaftsplanung zu anderen Instrumenten der Umweltentwicklung ...................................... 45  3.2.2.1  Umweltverträglichkeitsprüfung ............................................. 45  3.2.2.2  Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und Biotopverbund .............. 46  3.2.2.3  Wasserrahmenrichtlinie ........................................................ 48  3.3  Methoden und Techniken der Landschaftsplanung ................... 48  3.3.1  Erfassungsmethoden und ihre inhaltliche Ausrichtung ............ 49  3.3.1.1  Flächendeckende Kartierungen ........................................... 49  3.3.1.2  Selektive Kartierungen ......................................................... 51  3.3.2  Bewertungsmethoden und ihre inhaltliche Ausrichtung ........... 51  3.3.2.1  Erfassung und Bewertung von Kulturlandschaften und ihrer Elemente (Kataster) ..................................................... 51  3.3.2.2  Landschaftsbilderfassung und -bewertung .......................... 53  3.3.3  Governance-Ansätze ............................................................... 56  3.4  Fazit – Inhaltliche Ausrichtungen der Landschaftsplanung ....... 57  4  Methoden empirischer Sozialforschung – Potentiale für die Landschaftsplanung ............................................. 63  4.1  Empirische Sozialforschung – Einführung und Überblick .......... 64  4.2  Methoden empirischer Sozialforschung in der räumlichen Planung ...................................................................................... 66  4.2.1  Erfahrungen räumlicher Planung mit Sozialwissenschaften .... 66  4.2.2  Freiraumplanung als Bestandteil räumlicher Planung ............. 68  4.3  Methoden empirischer Sozialforschung in der Landschaftsplanung ................................................................... 71  4.3.1  Methoden empirischer Sozialforschung ................................... 72  4.3.2  Verschiedene Befragungstechniken ........................................ 73  Inhaltsverzeichnis XII 4.3.3  Einschätzende qualitative Interviews ....................................... 82  5  Fallstudien, Räume und Methoden .................................. 85  5.1  Kurzportraits der Untersuchungsräume ..................................... 85  5.1.1  Bad Soden am Taunus ............................................................ 86  5.1.2  Hamburg-Wilhelmsburg ........................................................... 89  5.1.3  Kassel-Rothenditmold ............................................................. 92  5.2  Methoden und Inhalte der studentischen Projekte .................... 95  5.2.1  Landschaftsplanerische Methoden .......................................... 99  5.2.2  Methoden empirischer Sozialforschung ................................. 102  5.2.3  Erarbeitung planerischer Konzepte ....................................... 105  5.3  Einschätzende Interviews zu durchgeführten Methoden und Projektergebnissen .................................................................. 107  6  Ergebnisse aus den Fallstudien ..................................... 111  6.1  Ergebnisse der Anwendung landschaftsplanerischer Methoden ................................................................................. 111  6.1.1  Auswertung vorhandener Planwerke und Kartierungen ........ 112  6.1.2  Kartierung der Landschaftstypen bzw. Flächennutzungen .... 114  6.1.3  Kulturlandschaftselementekataster........................................ 117  6.1.4  Erfassung von Landschaftscharakter und Atmosphäre ......... 120  6.1.5  Zwischenfazit zu den landschaftsplanerischen Methoden ..... 122  6.2  Ergebnisse der Anwendung von Methoden empirischer Sozialforschung ....................................................................... 123  6.2.1  Ergebnisse der Anwendung von Methoden empirischer Sozialforschung in den Fallstudien ........................................ 124  6.2.1.1  Interviews ........................................................................... 124  6.2.1.2  Befragungen ...................................................................... 129  6.2.1.3  Spaziergangsinterviews ..................................................... 132  6.2.2  Fazit zu sozialwissenschaftlich orientierten Arbeiten in Fallstudien ............................................................................. 133  6.3  Zusammenfassung der Ergebnisse aus Fallstudien ................ 134  Inhaltsverzeichnis XIII 7  Erkenntnisse aus durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung ......................................... 139  7.1  Erkenntnisse aus Projektergebnissen bezogen auf Planungsphasen ...................................................................... 139  7.2  Einschätzung anhand der Ergebnisse aus qualitativen Interviews ................................................................................. 147  7.2.1  Beurteilung des Bearbeitungsraumes durch die Befragten .... 148  7.2.2  Kenntnisse zu den gesetzlich vorgeschriebenen Instrumenten der Landschaftsplanung und ihren Methoden .. 150  7.2.3  Verständlichkeit der verschiedenen Planwerke für fachliche Laien und Hemmschwellen für Beteiligung ............. 153  7.2.4  Bedeutung von Beteiligung und Möglichkeiten zur Motivation .............................................................................. 156  7.2.5  Vorschläge zur Ergänzung und Verbesserung der Landschaftsplanung aus Sicht der Befragten ........................ 160  7.2.6  Einschätzung erprobter empirischer Methoden durch Befragte ................................................................................. 164  7.3  Zusammenfassung der Erkenntnisse ...................................... 171  7.4  Methodenkritik .......................................................................... 173  8  Methoden der zukünftigen Landschaftsplanung .......... 177  8.1  Empirische Methoden der Sozialforschung auf verschiedenen Ebenen der Landschaftsplanung ..................... 177  8.2  Mit empirischen Methoden der Sozialforschung erfassbare Inhalte ...................................................................................... 180  8.3  Mögliche Methoden empirischer Sozialforschung je Planungsphase ........................................................................ 183  8.4  Gründe für den Einsatz empirischer Methoden der Sozialforschung in der Landschaftsplanung ............................ 188  8.4.1  Planen für und zusammen mit lokalen Akteuren ................... 188  8.4.2  Verständnis für Planung schaffen .......................................... 190  8.4.3  Hemmschwellen abbauen, Motivation fördern ....................... 192  8.4.4  Bewusstsein steigern ............................................................. 194  8.4.5  Was Landschaft zugute kommt ............................................. 196  Inhaltsverzeichnis XIV 8.5  Verweis auf andere Disziplinen ............................................... 197  8.6  Künftige Ausrichtung von Landschaftsplanung zur Beachtung landschaftlicher Wahrnehmung ............................. 199  9 Ausblick und Forschungsbedarf ................................... 203 Quellenverzeichnis ............................................................... 211 Literatur.............................................................................................................. 211  Gesetze, Konventionen, Richtlinien ................................................................... 230  Webbasierte Quellen ......................................................................................... 231  Mündliche Quellen ............................................................................................. 232  Planverzeichnis .................................................................................................. 232  Abkürzungsverzeichnis ....................................................... 233 Abbildungsverzeichnis ........................................................ 235 Tabellenverzeichnis ............................................................. 241 Anhang .................................................................................. 243 Anhang I: Ergänzende Erhebungen .................................................................. 243  Anhang II: Fragebogen Bad Soden am Taunus ................................................ 247  Anhang III: Fragebogen Hamburg-Wilhelmsburg .............................................. 253  Anhang IV: Fragebogen Kassel-Rothenditmold ................................................ 257  Anhang V: Fragebogen zu einschätzenden qualitativen Interviews .................. 268  Eidesstattliche Erklärung .................................................... 275 Dank ....................................................................................... 277 Zusammenfassung XV Zusammenfassung Die vorliegende Arbeit macht Vorschläge zur Einbindung der Öffentlichkeit in Planungsbestrebungen vor Ort, wobei vor allem Methoden empirischer Sozialforschung und. deren Anwendbarkeit in landschaftsplanerischen Vorhaben näher betrachtet werden. Hiermit finden insbesondere Wertezuwei- sungen durch die Bürger stärkere Berücksichtigung. Es wird angenommen, dass, um eine zukunftsweisende Landschaftsplanung zu etablieren, Planer und Fachleute lernen müssen, wie die lokale Bevölkerung ihre Umwelt wahr- nimmt und empfindet und welche Ideen sie für die zukünftige Entwicklung der Landschaft haben. Als empirische Grundlage werden Fallstudien aus Bad Soden am Taunus, Hamburg-Wilhelmsburg und Kassel-Rothenditmold präsentiert und vergli- chen. Rothenditmold und Wilhelmsburg zeichnen sich durch hohe Einwoh- neranteile mit Migrationshintergrund aus, weisen relativ hohe Arbeitslosenquoten auf und sind als soziale Brennpunkte bekannt – zumindest für Außenstehende. Beide Stadtteile versuchen ihr Image aufzuwerten. In Wilhelmsburg wird dieses Vorhaben in die großräumigen Veränderungen eingebunden, die von verschiedenen Hamburger Großprojekten ausstrahlen. In Rothenditmold ist vor allem Eigeninitiative durch den Stadtteil selbst gefragt. In Bad Soden gibt es ebenfalls viele Menschen mit ausländischen Wurzeln. Sie gehören allerdings mehrheitlich der gesellschaftlichen Mittel- und Oberschicht an. Bad Soden verfügt über ein insgesamt positives Image, das aller kulturellen Veränderungen zum Trotz beibehalten werden soll. Entsprechende Initiativen gehen hier ebenfalls von der Gemeinde selbst aus. An allen Standorten hat es drastische Landschaftsveränderungen und speziell deren Erscheinung gegeben. Bad Soden und Wilhelmsburg haben dabei Teile ihres vormals ländlichen Charakters zu bewahren, während in Rothenditmold vor allem Zeugnisse aus der Zeit der Industrialisierung erhalten sind und den Ort prägen. Die Landschaften haben jeweils ihre einzigartigen Erscheinungen. Zumindest Teile der Landschaften ermöglichen eine Identifikation, sind attraktiv und liefern gute Erholungsmöglichkeiten. Um diese Qualitäten zu Zusammenfassung XVI bewahren, müssen sie entsprechend gepflegt und weiter entwickelt werden. Dazu sind die Interessen und Wünsche der Bewohner zu ermitteln und in Planungen einzuarbeiten. Die Arbeit strebt einen Beitrag zur Lebensraumentwicklung für und mit Menschen an, die mittels ausgewählter Methoden der empirischen Sozialfor- schung eingebunden werden. Dabei wird gezeigt, dass die vorgestellten und erprobten Methoden sinnvoll in Projekte der Landschaftsplanung eingebunden werden können. Mit ihnen können ergänzende Erkenntnisse zum jeweiligen Landschaftsraum gewonnen werden, da sie helfen, die kollektive Wahrneh- mung der Landschaft durch die Bevölkerung zu erfassen, um sie anschließend in Planungsentwürfe einbinden zu können. Mit der Untersuchung wird in den drei vorgestellten Fallstudien exemplarisch erfasst, welche Elemente der Landschaft für die Bewohner von besonderer Bedeutung sind. Darüber hinaus lernen Planer, welche Methoden zur Ermittlung emotionaler Landschaftswerte verfügbar sind und auf welcher Ebene der Landschaftsplanung sowie bei welchen Zielgruppen sie eingesetzt werden können. Durch die Verknüpfung landschaftsplanerischer Erfassungsmethoden mit Methoden der empirischen Sozialwissenschaft (Fragebogen, Interviews, „Spaziergangsinterviews“, gemeinsame Erarbeitung von Projekten bis zur Umsetzung) sowie der Möglichkeit zur Rückkoppelung landschaftsplaneri- scher Entwürfe mit der Bevölkerung wird eine Optimierung dieser Entwürfe sowohl im Sinne der Planer als auch im Sinne der Bürger erreicht. Zusätzlich wird die Wahrnehmung teilnehmender Bevölkerung für ihre Umwelt ge- schärft, da sie aufgefordert wird, sich mit ihrer Lebensumgebung bewusst auseinander zu setzen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind Beitrag und Beleg zu der Annahme, dass ergänzende Methoden in der Landschaftsplanung zur stärkeren Interes- senberücksichtigung der von Planung betroffenen Menschen benötigt werden. Zudem zeigen die Studien auf, wie man dem planungsethischen Anspruch, die Öffentlichkeit einzubeziehen, näher kommt. Resultat sind eine bessere Bewertung und Akzeptanz der Planungen und das nicht nur aus landschafts- planerisch-fachlicher Sicht. Landschaftsplaner sollten ein Interesse daran haben, dass ihre Entwürfe ernst genommen und akzeptiert werden. Das schaffen sie, wenn sie der Bevölkerung nicht etwas aufplanen, sondern ihnen Zusammenfassung XVII entsprechende Einflussmöglichkeiten bieten und Landschaft mit ihnen gemeinsam entwickeln. Schlagworte:  Landschaftsplanung  Landschaftsentwicklung  Landschaftswahrnehmung  Landschaftswerte  Kulturlandschaft  Empirische Methoden der Sozialforschung  Intensive Bürgerbeteiligung  Interdisziplinarität Abstract XIX Abstract This research considers the role that members of local communities might play in landscape planning activities. The hypothesis is that, for planning and long term landscape management to be sustainable, experts should want to learn what people give value to in their surroundings, and which ideas people might have for the future of their landscape. Social structures and demograph- ic development might be highly relevant for how people perceive landscapes and also for the way how they negotiate development ideas. Changes occur- ring in perceived worlds might be affecting people’s values as much as changes would that are happening in the physical world. Three case studies from Germany are presented where social inclusion type planning approaches are taken. One case is the city of Bad Soden am Taunus, another is Hamburg City district ‘Wilhelmsburg’, and the third is ‘Rothenditmold’ from Kassel. Wilhelmsburg and Rothenditmold have high numbers of immigrants, high unemployment rates, and most people belong to lower social classes. Both districts are considered, by outsiders, as undesirable areas. Local residents have a different view and, in both cases, make attempts to try and improve their image. In Wilhemsburg renewal projects are integrat- ed with ongoing large scale urban development projects. In Rothenditmold image improvements were started by grass root projects, and Kassel City has decided to build on these initiatives. In contrast, while Bad Soden has also become quite international, most people belong to the social middle and upper class. The general image of Bad Soden is good and the local administration undertakes every effort, by accommodating its growing cultural diversity, to maintain this image. In all three cases landscapes have maintained features from earlier periods; these lend a distinct appearance to their areas. One might assume that people appreciate the uniqueness and character of these features and that they are of special values to locals, for example as places of identity and recreation. Abstract XX In all cases the aim is to develop living space not only for but together with local people. Activating methods of empirical social research are integrated with landscape planning approaches. For example, interview techniques were adapted to learning how local people’s collective perception of landscape might be mapped and integrated with other landscape information. A basis was thus created to start identifying how people are valuing specific qualities of their living environment. These include their favorite places and also their most disliked places. Planning and designing proposals were made and, in a second step, feedback was sought from members of the local public. Proposals could thus be improved and, at the same time, people’s awareness about their environment be sharpened. The results show a need for landscape planning to adopt, in addition to existing approaches, those methods that allow for reflecting, more intensively than hitherto possible, the wishes and interest of local people. The case studies also indicate how to better meet ethical standards of public participation. Plans themselves are met with greater acceptance and find better assessments not only from the perspective of planning. Landscape planners should find that planning ideas are now taken more seriously by stakeholders. They will need to subscribe to ideas of more intensive public participation and to a style of landscape development that is done together with local people. Keywords:  Landscape planning  Landscape development  Landscape perception  Landscape values  Methods of empirical social research  Intensive participation  Cultural landscape  Interdisciplinary Einleitung 1 1 Einleitung Landschaft und Kulturlandschaft werden von verschiedenen Disziplinen aus verschiedenen Gründen thematisiert. Einer dieser Gründe ist Verlustwahr- nehmung. Die Bedeutung von Dingen – etwa bestimmter Landschaftselemen- te – steigt, wenn ihr Verlust in bedrohliche Nähe rückt und Menschen – Planungsexperten, Landschaftsspezialisten, Landschaftsinteressierte – sich mit der Landschaft und deren Verlust auseinandersetzen (Amann 1999:31). Gleichzeitig sind die Begriffe Landschaft und Kulturlandschaft und die Erkenntnis, dass das, was jeweils darunter verstanden und empfunden wird, ebenfalls vielfältig. Allein diese Vielfalt mag die Motivation, sich mit Land- schaft auseinander zu setzen anregen. Die Begriffe werden dabei in einzelnen Disziplinen unterschiedlich definiert und häufig herrscht selbst innerhalb einer Disziplin eine gewisse Uneinigkeit über die korrekte Definition (z.B. Amann 1999:31 f., Hard 1977, Flach 1986, Ipsen 2003). Nachfolgend werden insbesondere Kulturlandschaft und Historische Kultur- landschaft voneinander unterschieden. Letztere würden unter heutigen Bedingungen nicht entstehen und mit ihren, aus der Vergangenheit überliefer- ten Elementen, besitzen sie heute einen hohen Zeugniswert. Auch wenn eine Unterscheidung von Landschaft und Kulturlandschaft aus fachlich- planerischer Sicht prinzipiell nicht notwendig wäre, da (zumindest die mittel- europäischen) Landschaften insgesamt Kulturlandschaften sind, so werden doch beide Begriffe aufgrund der allgemeinsprachlich verschiedenen Inhalte verwendet (zumal Landschaft häufig auch synonym mit Ländlicher Gegend oder sogar Natur verstanden wird). Einleitung 2 Es gibt nicht die eine Landschaft. Das Betrachten derselben Landschaft, eines landschaftlichen Kollektivs1 führt bei verschiedenen Menschen zu unter- schiedlichen Interpretationen und Emotionen. Intuitiv wissen wir, was schön ist bzw. was positive Gefühle in uns auslöst (u.a. Wöbse 2002, Nohl 2001), aber „Landschaft entsteht im Kopf“ (Burckhardt 2008, Winiwarter 2002). Somit wird deutlich, dass die subjektiv-emotionale Wahrnehmung, zusammen mit Erfahrungen und Vorkenntnissen des Betrachters, individuelle Landschaf- ten entstehen lässt. Dabei bleibt ein Großteil der aufgenommenen Informatio- nen unbewusst und wird nicht weiter reflektiert (Guski 1996:8). Die Komplexität menschlicher Umweltwahrnehmung bereitet der räumlichen Planung Schwierigkeiten. Planung kann – selbst mit dem besten Willen – nicht holistisch sein, und verfügt auch nicht über die Fähigkeiten die Zusammenhänge der ver- schiedenen Wahrnehmungsprozesse bis ins Detail zu erkennen. Ebenso ist das Wissen, das in Planungskonzepte einfließt, eher hypothetisch und Prognosen zur Zukunft sind mit Unsicherheiten behaftet (Haber 1993, Jessel 1995:91). Besteht nun die zentrale Aufgabe der Planung darin Missstände zu erkennen und ihnen nachhaltig entgegen zu wirken (von Haaren 2004:20), wird sie wesentlich auf Kenntnisse über die Wahrnehmung von Missständen angewie- sen sein, die im jeweiligen Planungsraum herrschen. Tatsächlich verlassen sich gerade Landschaftsplaner auf vorhandene, anerkannte landschaftsplaneri- sche Methoden und dabei eher auf ihr Wissen und ihre Erfahrung, die die eigene Wahrnehmung einbeziehen. An diesem Missstand mag es liegen, dass Landschaftsplanung oft mit konser- vierendem Landschaftsschutz gleichgesetzt wird (Suske 1999:116), dass die gesetzlich geregelte Landschaftsplanung in ihrer Argumentationskraft ge- schwächt erscheint, und dass sie ihre Planungsziele häufig nicht leicht vermit- teln und durchsetzen kann. In der Öffentlichkeit steht man ihr skeptisch gegenüber, fühlt sich irgendwie als Betroffener und in seiner Handlungsfrei- heit eingeschränkt. Eine geringe Akzeptanz mag auch damit zusammenhän- 1 Ein landschaftliches Kollektiv ist die Gesamtheit an Strukturen und Elementen, die in einem abgrenzbaren Raum vorhanden sind. Die Einzelbestandteile und ihre spezifische Anordnung sind zudem essentiell für die Erscheinung und den Charakter des betrachte- ten Raumes. Einleitung 3 gen, dass Landschaftsplanung in erster Linie als Instrument zur Erfüllung naturschutzfachlicher und landespflegerischer Belange angesehen wird, und zwar nicht nur so, wie es gesetzliche Grundlagen formulieren (vgl. insbeson- dere §§ 8 ff. BNatSchG2), sondern meist eingeschränkt auf Arten- und Biotopschutzbelange. Eine einseitige Ausrichtung auf ökologische Inhalte und naturschutzfachliche Aspekte ist auch vielen vorgelegten Planwerken zu Eigen. Auf der anderen Seite werden menschliche Perspektiven auf Land- schaft vernachlässigt, insbesondere wenn „gesellschaftliche Sinnhorizonte“ nicht näher betrachte werden, ja sogar „kulturelle und soziale Fragen aus ihrer offiziellen Problemperspektive“ verdrängt werden (Körner 2001:444 ff). Letzten Endes ist die Landschaftsplanung wohl durch „instrumentelle Vor- gehensweisen“ (Körner 2001:444 ff) in diese ungünstige Situation geraten. Seit Eingliederung der Landschaftsplanung in das 1976 verabschiedete Bundesnaturschutzgesetz gilt sie als Instrument und Fachplanung des Natur- schutzes (BfN 2004:10, Sparwasser et al. 2003:301, Hoppenstedt 2003:75). Fragestellungen aus der Ökologie (Nohl 2001:15, Haber 1993) und die Instrumentalisierung des Arten- und Biotopschutzes bildeten seither die wesentlichen Arbeitsschwerpunkte. Aus dieser Fokussierung heraus erfolgte ab den späten 1970er Jahren eine umfangreiche Entwicklung zahlreicher Methoden und Techniken, mit denen die (physisch-materielle) Landschaft möglichst zutreffend und zugleich planungsrelevant beschrieben und bewertet werden konnte (vgl. Runge 1998, Marschall 2007, Körner 2001, Rosenstein 1991). Als Modelle seien z. B. die Ökologische Risikoanalyse oder Techniken zur Abarbeitung der Eingriffsregelung genannt. Die einseitige Betrachtung hat zur Ausblendung der kulturell bedingten Zugänge zu Natur und Landschaft geführt, die aber u.a. für die Akzeptanz von entscheidender Bedeutung sind (Piechocki et al. 2010). Viele Disziplinen, deren Methoden, Techniken und Erkenntnisse durchaus Relevanz für eine die Kultur der Landschaft umfassende Landschaftsplanung haben, wurden nicht näher betrachtet und verloren – zumindest aus Sicht der Landschaftsplanung – schon bald an Bedeutung, so dass ästhetische Aspekte als Argumente in der öffentlichen Auseinandersetzung bedeutungslos wurden 2 BNatSchG – Bundesnaturschutzgesetz: Wenn nicht anders benannt, wird im Folgenden auf die Fassung Bezug genommen, die am 1. März 2010 in Kraft getreten ist. Einleitung 4 (Körner 2001:91, Franzen/ Krebs 2005:7, Backhaus 2007). Als Landschafts- planung bereichernd können Fächer aus den Sozial-, Human- und Kommuni- kationswissenschaften, insbesondere auch Umweltpsychologie, angesehen werden. In der privaten Auseinandersetzung mit Landschaft sind ästhetische Aspekte und Fragen räumlicher Identität nach wie vor wichtig, etwa für das menschliche Wohlbefinden. Nicht von ungefähr werben Städte und Dörfer mit ihrer landschaftlichen Schönheit und spezifischen Eigenart. Dabei spielt es zunächst keine Rolle, ob bestimmte Landschaftselemente bewusst oder un- bewusst wahrgenommen werden (Guski 1996). Wichtiger ist vielmehr, dass Landschaftsplanung sich mit diesen Zusammenhängen gezielt auseinander- setzt. Durch eine partizipative Landschaftsplanung kann diese Auseinandersetzung mit der alltäglichen Lebensumwelt der Planungsbetroffenen gefördert werden. Hierdurch können bessere Nachvollziehbarkeit von Planung, gesteigerte Motivation zur Beteiligung und ein gestärktes Bewusstsein für die Elemente der Landschaft und damit erhöhte Akzeptanz erzielt werden. Außerdem lassen sich bisher fehlende Methoden aufgreifen, um das Wertebewusstsein der lokalen Akteure zu erfassen und die allgemeine Wertschätzung für Landschaft zu steigern. Ferner ist relevant, dass die Qualität der Lebensumwelt unmittel- bar an die Gesundheit, Lebensqualität und dem das Wohlbefinden der Men- schen gekoppelt sein kann (Hellbrück/ Fischer 1999). Wie eine qualitativ hochwertige Umwelt aus Perspektive der Bevölkerung3 gestaltet sein muss, welche Merkmale sie aufzuweisen hat, das zu ergründen ist ein Teilziel dieser Arbeit. Die vorliegende Arbeit will dazu beitragen, dass erreicht werden kann, eine Umwelt entsprechend dieser Ansichten zu gestalten. 3 Mit Bevölkerung sind hier in erster Linie diejenigen Menschen gemeint, die einen (engen) Bezug zu dem jeweiligen (Planungs-)Raum im Sinne einer „Innensicht“ haben. Darunter sind Bewohner, Ortsansässige und lokale Akteure und damit die von Planung Betroffe- nen zusammengefasst. Für einen begrenzten Raum, auf den jeweils Bezug genommen wird, gibt es auch eine „Außensicht“, also etwa der Feriengäste und Urlauber, Freizeit- sportler, usw., aber auch der nicht im Planungsraum ansässigen Planer und Fachleute. Einleitung 5 1.1 Problemstellung, Herausforderungen und Potentiale der Landschaftsplanung Viele der seit 19764 aufgetretenen Herausforderungen hat die Landschaftspla- nung erfolgreich gemeistert: etwa die Bewältigung zunehmender gesetzlicher Anforderungen. Mit einigen Problemstellungen setzt sie sich seit Jahrzehnten auseinander, so zum Beispiel mit dem „Dilemma einer querschnittorientieren Gesamtplanung“ (Büchter 2002). Andere Herausforderungen, so insbesondere der Wandel räumlicher Planung, weg von hoheitlicher Steuerung hin zu argumentativen Instrumenten, scheinen an der Landschaftsplanung mehr oder weniger abgeglitten zu sein. Seit den 1970er Jahren arbeitet die Landschaftsplanung überwiegend als funktionalistische Planung, bei der es darum geht, Landschaftsfunktionen und deren Zusammenhänge möglichst rational zu erfassen und zu erklären. Hier bot sich die Nutzung von Erkenntnissen aus der Ökologie an, aus der ver- schiedene Parameter zu einzelnen Komponenten von Landschaft, wie Boden, Wasser, Luft, Tiere und Pflanzen ausgelöst werden. Diese Teilaspekte können mit je eigenen Methoden erfasst, mit konkreten Modellen dargestellt und mit spezifischen Instrumenten bewertet werden. Dieses führte zu einer ökosys- temorientierten und naturwissenschaftlich begründeten Landschaftsplanung. Die Betrachtung der Landschaft hinsichtlich menschlicher Bedürfnisse und Ansprüche und aus Sicht bestimmter Menschen wurde hingegen vernachläs- sigt. Der Wandel räumlicher Planung, weg von rationellen und hinzu argu- mentativen Herangehensweisen wurde ebenso wenig vollzogen. Instrumente und Methoden der Landschaftsplanung wurden aus dem Bedarf der jeweiligen Zeit heraus entwickelt – seien dies Bemühungen um den (frühen) Heimatschutz, Bestrebungen der Landschaftsverschönerung oder die Vision „Neue Landschaften“ zu entwickeln (Marschall 2007:44). Methoden zur Ermittlung des Zustandes der Funktionalität des Naturhaushaltes entstan- den aus der Erkenntnis heraus, dass sich die veränderte und intensivere landwirtschaftliche Nutzung sowie Einflüsse von Industrie und Verkehr nachteilig auf die Umwelt auswirken (Boden, Wasser, Luft und Klima, 4 Im Jahr 1976 wurde das erste Bundesnaturschutzgesetz verabschiedet. Hierin wurde Landschaftsplanung gesetzlich verankert und hat seither Bestand. Einleitung 6 Pflanzen- und Tierwelt). Orientierung versprachen (natur-) wissenschaftlich begründete Methoden, mit denen eine stabile Argumentationsbasis für die weitere landschaftliche Entwicklung aufgebaut werden konnte. Diese Metho- den dienen zum Teil der ersten und vor allem der zweiten der insgesamt drei Zieldimensionen (Bruns et al. 2005) gemäß § 1 BNatSchG, wonach Natur und Landschaft auf Grund ihres eigenen Wertes und als Grundlage für Leben und Gesundheit des Menschen zu schützen sind, sodass  die biologische Vielfalt (ökologischer Aspekt),  die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts (materielle und physische Funktionen) sowie  die Vielfalt, Eigenart und Schönheit (wahrnehmungs- bzw. menschbezo- gener Aspekt) auf Dauer gesichert werden können. In der Landschaftsplanung wurde die menschbezogene Perspektive auf Landschaft (dritte Zieldimension) neben der naturschutzfachlich und ökolo- gisch orientierten Ausrichtung – von Ausnahmen abgesehen – bisher nur marginal berücksichtigt. Die gezielte Erfassung und Berücksichtigung öffent- licher Landschaftswahrnehmung spielt kaum eine Rolle. Allerdings werden aktuell in der Gesellschaft und in der Fachdiskussion die Themen Heimat und Kulturlandschaft wiederentdeckt (vgl. Future Landscapes des BMVBS oder Ziel 3 des Raumentwicklungskonzepts: Ressourcen bewahren, Kulturland- schaften gestalten). Zudem gibt es in anderen Disziplinen, die sich ebenfalls mit Landschaft befassen, bereits seit längerem Ansätze zur Erfassung wahr- nehmungsbezogener Perspektiven (vgl. Kühne/ Spellerberg 2010, Buchecker et al. 2003, Ipsen et al. 2003). Methoden empirischer Sozialforschung könnten die Bearbeitung verschiede- ner Aufgabenstellungen der Landschaftsplanung unterstützen, insbesondere dort, wo es um Landschaftserleben und -wahrnehmen geht. Eine Aufgabe dieser Arbeit besteht in der Herausstellung geeigneter empirischer Methoden zur Unterstützung der Landschaftsplanung. Diese Methoden werden in einem ersten Arbeitsschritt beschrieben und anschließend in ausgewählten Fällen exemplarisch angewendet. Bezogen auf die eigene Fragestellung, wie die öffentliche Wahrnehmung besser in die Landschaftsplanung integriert und eingearbeitet werden kann, besteht die Aufgabe darin, vordergründig solche Einleitung 7 Methoden zu betrachten, die es erlauben, diese bereits angesprochene Auffas- sung der lokalen Bevölkerung zu der sie umgebenden Landschaft zu ermitteln – und zwar aus subjektiv-emotionaler Perspektive und nicht wie bisher in der Landschaftsplanung üblich auf (vermeintlich) objektiv-instrumenteller Ebene. 1.2 Fragestellung und Forschungsziele Die steten Veränderungen und der Wertewandel in unserer Gesellschaft, in unseren Kulturen, Traditionen und Lebensweisen haben Auswirkungen auf die Kulturlandschaft. Das Potential der Landschaft, also ihre Entwicklungsfä- higkeit, bedeutet einen enormen Wert für die Gesellschaft und die weitere Entwicklung der Landschaft. Dabei sind die Bemühungen zum Erhalt der landschaftlichen Vielfalt direkt mit einem gewissen Respekt für das Gewach- sene und die Genese der Landschaft gekoppelt (Suske 1999:114). Die die Forschung leitenden Fragen der vorliegenden Arbeit lassen sich daher wie folgt formulieren:  Wie lässt sich Landschaftsplanung durch Nutzung und Anwendung von Erkenntnissen empirischer Sozialforschung, die sich auf Analysen von Landschaft und Landschaftsszenarien beziehen, in ihrer Argumentati- onskraft stärken?  Mit welchen Methoden und Techniken der empirischen Sozialforschung lassen sich die Werte der Landschaft und ihrer Elemente einerseits sowie andererseits die Ansprüche, Bedürfnisse und Wünsche der lokalen Ak- teure bzgl. Landschaftswahrnehmung, Identifikation mit der Landschaft und Heimatgefühl erfassen?  Welcher Nutzen lässt sich für die Landschaftsplanung künftig ziehen, wenn Erkenntnisse, Methoden und Techniken empirischer Sozialfor- schung eingesetzt werden? Die Argumentationsstrukturen der Landschaftsplanung sind derzeit einseitig, und nicht immer lässt sich mit gefährdeten Arten oder der landschaftlichen Schönheit allein erfolgreich argumentieren (Suske 1999:116). Die Hypothese ist, dass die Zuwendung zu den Human- und Sozialwissenschaften für Land- schaftsplanung einen Zugewinn bedeutet, so wie es vergleichsweise in den Einleitung 8 1970er und 1980er Jahren mit der Hinwendung zur Ökologie bereits eine Stärkung der Position der Landschaftsplanung gegeben hatte. Außerdem wird eine Wahrnehmungsschärfung und Werteverankerung von Kulturlandschaften und ihrer Elemente in der Gesellschaft angestrebt, die mit Hilfe von partizipativen Planungsprozessen und gemeinsam formulierten Landschaftsqualitätszielen und Leitbildern erreicht werden. Dieses kann jedoch nur gelingen, indem das Verständnis für Planung und die Motivation zur Beteiligung gesteigert werden. Einzubeziehen sind nicht nur Mitglieder der Heimatvereine oder Naturschutzverbände, sondern die allgemeine Öffent- lichkeit5, eben diejenigen, welche die täglichen Nutzer der Landschaft sind, sich jedoch nicht immer gezielt oder bewusst mit ihr auseinandersetzen. Durch Einsatz neuer Methoden in der Landschaftsplanung (z.B. gezielte Gespräche, umfangreiche und projektbezogene Beteiligungsmöglichkeiten), können diese Nutzer von Landschaft erreicht und besser in die Planungen einbezogen werden. Hierzu ist es erforderlich, diejenigen Methoden zu ermitteln, zu entwickeln bzw. anzupassen und später bewusst einzusetzen, die eine Inventarisierung auch der Werte von Landschaftselementen ermöglicht, so wie sie von der Lokalbevölkerung zugewiesen werden. Diese Arbeit beinhaltet die Aufgabe, exemplarisch zu zeigen, dass die Nut- zung empirischer Methoden der Sozialforschung hilfreich ist, um ergänzende Einblicke in die betrachteten Landschaften zu liefern. Es werden Einsichten möglich, die mit herkömmlichen Methoden klassischer Landschaftsplanung nicht gewonnen werden können. Darüber hinaus wird gezeigt, dass Land- schaftsplanung durch gezielte Berücksichtigung von Ansprüchen und Wün- schen der lokalen Akteure bzgl. Landschaft eine bessere Anerkennung ihrer Position erfährt. Erkennbar wird dieses an der Bereitschaft, sich mit den Planungen intensiv auseinander zu setzen und den daraus resultierenden weniger großen Widerständen gegenüber den durchzuführenden Maßnahmen- 5 Unter allgemeiner Öffentlichkeit werden diejenigen Menschen gefasst, die einen Bezug zu dem jeweiligen (Planungs-)Raum haben. Darunter sind zum einen Bewohner, Orts- ansässige und lokale Akteure und damit die von Planung Betroffenen zusammenge- fasst. Auf der anderen Seite umfasst dieses aber auch Menschen, die den betrachteten Raum besuchen, dort Erholung suchen und Freizeitaktivitäten nachgehen, hier aber nicht wohnen. Fachleute und Planer fallen nicht unter den Kontext der allgemeinen Öffentlichkeit. Einleitung 9 und Planumsetzungen. Dieses wird durch Recherchen nach Durchführung einer Planung, in einer Art Monitoring und Überprüfung der Stimmung der Bevölkerung zur Planung nachzuweisen sein, indem die Zufriedenheit der Lokalakteure untersucht wird. Es wird angenommen, dass eine Bewusstseinssteigerung auf Seiten der Lokalbevölkerung erfolgt, sofern in der Landschaftsplanung solche Leitbilder, Landschaftsqualitätsziele sowie Handlungsoptionen formuliert werden, die dem bestehenden und gewachsenen Charakter der Landschaft eine besondere Wertschätzung zukommen lassen und zudem die Ansichten und Einschätzun- gen der lokalen Akteure berücksichtigen. Hierzu ist es erforderlich, diese Vorstellungen durch geeignete Methoden zu ergründen. In erster Linie sind hier solche Methoden relevant, die dem Planer einen intensiven Austausch mit den Bewohnern ermöglichen (z.B. Ortsgruppentreffen, geführte Besichtigun- gen mit Bewohnern, Diskussionsrunden). Dieser Austausch führt bei denjeni- gen, die teilhaben, aufgrund der intensiven und bewussten Auseinandersetzung mit der Umgebungslandschaft zu der angesprochenen Bewusstseinssteigerung. Soll eine zukunftsorientierte Landschaftsentwicklung das Planungsziel sein, dann ist öffentliche Bewusstseinsschärfung eine wichtige Voraussetzung. Denn die Menschen vor Ort sind es schließlich, die in der Lage sind, Erkenntnisse der Planung durch Lokalwissen anzureichern und eine Umsetzung von entsprechenden Lösungsvorschlägen wirksam werden zu lassen (Begusch-Pfefferkorn/ Smoliner 1999:106). Das sich aus den verschiedenen Fragen und Hypothesen ableitende Ziel ist die Erarbeitung eines theoretisch-methodischen Beitrags für die Landschaftspla- nung. Durch Erweiterung des Methodenrepertoires, das exemplarisch erprobt und angewendet wird, wird gezeigt, wie weiterreichende Erkenntnisse zum Betrachtungsraum ermittelt werden können und wie aufgrund von intensiver Beteiligung, Planungen von der Lokalbevölkerung besser akzeptiert werden können. Dieses führt insgesamt zu einer verbesserten Argumentationskraft der Landschaftsplanung in planerischen Entscheidungsfindungsprozessen. Einleitung 10 1.3 Aufbau der Arbeit In dieser Arbeit werden Ergebnisse herangezogen, die in drei durchgeführten studentischen Projekten im Stadtteil Hamburg-Wilhelmsburg, im Stadtteil Rothenditmold in Kassel sowie in Bad Soden am Taunus erarbeitet wurden. In jedem dieser Projekte hat eine ausführliche Landschaftserfassung und -analyse nach bewährten und herkömmlichen landschaftsplanerischen Methoden stattgefunden. Darüber hinaus wurden in allen drei Bearbeitungsgebieten Befragungen/ Interviews mit Passanten, Schülern oder Eltern von Grundschü- lern durchgeführt, um die örtliche Auffassung von der Landschaft besser kennen zu lernen, und um diese für die weitere Bearbeitung nutzen zu können. Darauf aufbauend wurden weiterführende qualitative Interviews mit Vertre- tern von Interessengruppen, wie Lokalpolitikern, örtlich vertrauten Land- schaftsplanern und Vertretern von Interessengruppen, die sich dem Ort sehr verbunden fühlen, durchgeführt, die ergänzend Aufschluss darüber geben, was den Ortsansässigen in ihrer Landschaft wichtig ist bzw. was sie nicht missen möchten. Die vorliegende Dissertation gliedert sich in neun Kapitel. Im ersten Kapitel werden der Hintergrund für diese Arbeit, Probleme und Potentiale der Land- schaftsplanung durch Einbeziehen öffentlicher Landschaftswahrnehmung vorgestellt. Auf Methoden empirischer Sozialforschung, mit denen die Landschaftswahrnehmung ermittelt werden kann, wird hingewiesen. Im zweiten Kapitel werden die eigene Vorgehensweise zur Bearbeitung des Themas sowie einzelne Arbeitsschritte erläutert. Im dritten Kapitel wird die Auswertung der Literaturrecherche zur geschicht- lichen Entwicklung von Landschaftsplanung seit ihren Anfängen bis heute dargestellt. Separat werden deren Aufgaben, Instrumente, Methoden und Techniken vorgestellt. Dieses Kapitel schließt mit der Darstellung der heuti- gen inhaltlichen Ausrichtung von Landschaftsplanung ab. Im vierten Kapitel werden eine Einführung und ein allgemeiner Überblick der empirischen Sozialforschung gegeben. Außerdem werden ihre Potentiale und ihr Mehrwert für Landschaftsplanung näher erläutert. Um den Bezug zur Landschaftsplanung herstellen zu können, werden vorhandene Erfahrungen räumlicher Planungen mit Methoden empirischer Forschung dargelegt. Der Einleitung 11 sozialwissenschaftlich orientierten Freiraumplanung wird hier besondere Beachtung geschenkt, da sie in ihrer Entwicklung Parallelen zur Landschafts- planung aufweist und bereits viel stärker mit empirischen Methoden vertraut ist. Im fünften Kapitel werden drei Fallstudien vorgestellt, in denen neben land- schaftsplanerischen Methoden verschiedene Interview- und Befragungstech- niken als Beispiele empirischer Herangehensweisen erprobt wurden. Die Erhebungen wurden ausgewertet, evaluiert und für die spätere Erarbeitung von Planungskonzepten bereitgestellt. Im Nachgang wurden zu den Projekten ergänzende qualitative Interviews durchgeführt, die eine erste Einschätzung der Projektergebnisse ermöglichten. In Kapitel sechs werden die verschiedenen Ergebnisse aus der Anwendung der landschaftsplanerischen und empirischen Methoden sowie der ergänzenden qualitativen Interviews zusammenfassend dargestellt. Im siebten Kapitel werden die Ergebnisse hinsichtlich der Nutzbarkeit und der Effektivität vom Einsatz empirischer Methoden in der Landschaftsplanung genauer betrachtet. Kapitel acht stellt Vorschläge für die weitere Entwicklung der Landschafts- planung vor. Die verschiedenen Instrumente der Landschaftsplanung ein- schließlich ihrer bewährten Methoden und Techniken werden hier zusammen mit Methoden und Techniken der empirischen Sozialforschung näher betrach- tet. Das neunte Kapitel enthält abschließende Empfehlungen und Überlegungen zum weiteren Forschungsbedarf. Die nachfolgende Grafik zeigt die Gliederung der Arbeit in ihren wesentlichen Aspekten. Einleitung 12 Abbildung 1.1: Aufbau und Gliederung der Arbeit. Forschungsstrategie und Vorgehensweise 13 2 Forschungsstrategie und Vorgehensweise In Kapitel 2 wird aufgezeigt, welche Schritte für die Durchführung und Erstellung der vorliegenden Arbeit durchgeführt wurden. Angesprochen werden dabei verschiedene Recherchemethoden sowie die Konzeption zur Durchführung von drei Fallstudien. Es wird zunächst ein Überblick geliefert. In den darauf folgenden Kapiteln wird jeweils detailliert auf die Bearbeitung eingegangen (vgl. Kapitel 3 ff.) 2.1 Vorüberlegungen – Von der Planungstheorie zur eigenen Vorgehensweise Individuell und instinktiv wissen wir um die Qualitäten und Eigenarten der von uns bewohnten oder zeitweise aufgesuchten Landschaften. Diese Land- schaften bedeuten uns Identität, sie sind Grundlage unseres Wohlbefindens und ermöglichen die Entwicklung eines Heimatgefühls. In der räumlichen Entwicklung stellt Landschaft einen wesentlichen Attraktivitätsfaktor dar. Sollen Planungen auf die Bedürfnisse von Ortsansässigen, Erholungssuchen- den usw. ausgerichtet werden, so ist der Wahrnehmung von Landschaftswer- ten vermehrt Aufmerksamkeit zu schenken (z.B. Buchecker et al. 2003). In Anlehnung an die Rio-Konferenz im Jahre 1992 befinden sich die Elemente der Kulturlandschaften als Bindeglied im Zentrum des Nachhaltigkeitsdrei- ecks aus Ökonomie, Ökologie und Soziales (Ipsen et al. 2003:13, vgl. Abbil- dung 2.1). Zentrale Aufgabe ist es, Strategien zu entwickeln, die zukünftige und sogleich nachhaltige Entwicklungsmöglichkeiten der betrachteten Land- Forschungsstrategie und Vorgehensweise 14 schaften aufzeigen. Ein konservierender Schutz von musealen Landschaften kann dabei nicht das Ziel sein (Suske 1999:116). Es geht vielmehr darum zeitgenössische und zukunftweisende Landschaften zu entwickeln, die sich durch eine angemessene landschaftliche Vielfalt auszeichnen und den vielfäl- tigen Ansprüchen an sie gerecht werden. Daher wird untersucht, was ange- messen bedeutet und wie sich Landschaftswandel in Zukunft auch durch Beteiligungsprozesse gestalten lässt. Abbildung 2.1: Begriffsfeld von Landschaft (ergänzt nach Ipsen et al. 2003:13). Aktuelle Diskussionen zum Thema (Kultur-)Landschaft werden durch Ziele der Europäischen Raumentwicklungspolitik sowie der offiziellen Ziele der Raumentwicklung in Deutschland (besonders Ziel 3) angeregt – im Hinter- grund spielt dabei auch die bisher von Deutschland nicht ratifizierte Europäi- sche Landschaftskonvention (ELC) eine Rolle. Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR 2007) erläutert, dass die Gestaltung von Kultur- Landschaften Kreativität und Entwicklung von Lösungsansätzen erfordert, welche die spezifischen regionalen und lokalen Bedingungen aufgreifen und die Vielfalt der kulturlandschaftlichen Potentiale berücksichtigen. Aber auch die Vielfalt der Einflussmöglichkeiten der lokalen Akteure auf die Gestaltung von Kulturlandschaften bietet ein enormes Potential, das es zu erproben gilt. Erarbeitung inhaltlicher Ausrichtungen der Landschaftsplanung 15 An dieser Stelle fordert das BBR zur Einbringung von innovativen Projektan- sätzen auf, welche bestmöglich in die Prozesse der Entwicklung integriert werden. Kulturlandschaft, so die überwiegende politische und fachliche Meinung, vermittelt Harmonie, Geborgenheit, aber auch partiell das Gefühl der Freiheit (LUBW 2007). Dementsprechend gilt es, diese Merkmale und die damit verbundenen Werte (vor Ort) zu ermitteln, um daraus zusammen mit den (meist lokalen) Akteuren zukünftige Entwicklungen der Landschaften herlei- ten zu können. Es wird angenommen und für diese Arbeit als Hypothese vorausgesetzt, dass Orte mit einer kulturellen Vielfalt und ausgeprägter Identität wichtige Orte sind. Diese Orte zu wahren und weiter zu entwickeln ist planerische Aufgabe, denn vermutlich kann das Gefühl von Heimat vor allem dann gestärkt werden, wenn Planungen und Entwicklungen sich auch an Menschen, ihren Sehnsüchten, Bedürfnissen und Wünschen orientieren. Daher muss Planung einen Weg finden, genau diese Sehnsüchte und Wünsche zu erfassen, um sie in Planungen einfließen zu lassen. Die Bedürfnisse der Akteure werden als grundlegend für die Identifikation mit der jeweiligen Landschaft angesehen, und Identifikationsmöglichkeiten erhöhen den zuge- wiesenen Wert einer Landschaft (vgl. u.a. Antrop 2005:30 ff., Kühne/ Spellerberg 2010:26 ff.). Um diese theoretischen Überlegungen überprüfen zu können wurden in mehreren Bearbeitungsschritten entsprechende Grundlagen erarbeitet, für drei Fallstudien Durchführungskonzepte aufgestellt und aus den Ergebnissen Folgerungen für die weitere Entwicklung der Landschaftsplanung gezogen. 2.2 Erarbeitung inhaltlicher Ausrichtungen der Landschafts- planung Für die Auswertung der Literatur kamen solche Quellen in Frage, die sich explizit mit der Entwicklung der Landschaftsplanung auseinander setzen. Während der Zusammenfassung der Geschichte wird stets ein Augenmerk darauf gerichtet, ob und in welchem Zusammenhang eine Verwendung empirischer Methoden erfolgte (vgl. Kapitel 3, hier insbesondere Kapitel 3.4). Weiterhin wurde Literatur herangezogen, die sich mit den Instrumenten, Forschungsstrategie und Vorgehensweise 16 Methoden und Techniken zur Erfüllung des gesetzlichen Auftrages befassen. Häufig handelte es sich hierbei um Lehrbücher, die verschiedene Methoden und Techniken im Zusammenhang mit gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben und Instrumenten der Landschaftsplanung darstellen. Darüber hinaus wurden verschiedene sich auf Landschaft beziehende Gesetzestexte herangezogen. Geschichtlicher Überblick zur Ausrichtung von Landschaftsplanung Zu Beginn der Arbeit wird die geschichtliche Entwicklung der Landschafts- planung mit ihren Ausrichtungen dargestellt. Im Laufe der Zeit wurden für landschaftsplanerische Vorhaben verschiedene Aufgaben und Instrumente auf unterschiedlichen Planungsebenen formuliert und definiert (vgl. Kapitel 3.2). Dabei wurde auf die Berücksichtigung der örtlichen Interessen im gesamten Prozess landschaftlicher Planungen besonders geachtet. Es wurde zudem recherchiert, welche Anstrengungen von Seiten der Land- schaftsplanung bisher unternommen wurden, um dem Defizit bei der Öffent- lichkeitsbeteiligung6 im Rahmen der Planerarbeitung entgegenzutreten. Bemühungen, lokale Akteure stärker in Planungen und Entwicklungen einzubeziehen, was vor allem in der Stadtplanung aber auch in der sozialwis- senschaftlich orientierten Freiraumplanung, weniger in der Landschaftspla- nung erfolgte, werden besonders hervorgehoben (vgl. Kapitel 4.2). Bemühungen, die Bevölkerung intensiv und frühzeitig in den Planungsprozess von Landschaftsplanung einzubinden sind gering (vgl. Säck-da Silva 2009) Aufgaben, Instrumente und Methoden der Landschaftsplanung In einem weiteren Schritt ging es darum einen Überblick darüber zu schaffen, welche Instrumente und Methoden in der Landschaftsplanung derzeit in welcher Form und Intensität und zu welchem Zweck zur Anwendung kom- men. Anschließend wurden die verschiedenen Methoden der Landschaftspla- nung, die heute regelmäßig Anwendung finden, analysiert. Hier wurde vor 6 Das zeichnet sich in erster Linie dadurch aus, dass die von Planung Betroffenen im formell vorgesehenen Planungsprozess nach § 11 Abs. 5 BNatSchG i. V. m. den jeweils gültigen Landesvorschriften und dem BauGB erst sehr spät einbezogen werden. Zudem handelt es sich hier nicht um eine intensive Beteiligung, sondern um eine Möglichkeit zur Stellungnahme zu den Planungen mit begrenzten Mitteln, die vorgesehenen Pla- nungen in diesem fortgeschrittenen Stadium abändern zu lassen. Räumliche Planung und empirische Methoden der Sozialforschung 17 allem nach der Arbeitsweise und den zu erwartenden Ergebnissen geschaut, um den Nutzen für die eigenen Arbeiten, die Kartierungen in den Bearbei- tungsräumen, einordnen zu können. Aus der Betrachtung und Gegenüberstel- lung wurde schließlich eine Auswahl an Methoden getroffen, die für die eigenen durchzuführenden Projekte herangezogen werden sollten. Die einzel- nen untersuchten Methoden sowie die Argumentation für oder gegen ihre Anwendung in den eigenen Projekten werden in Kapitel 3.2 (vgl. auch Kapitel 5) vorgestellt. 2.3 Räumliche Planung und empirische Methoden der Sozial- forschung Neben der Auswertung der Entwicklung der Landschaftsplanung wird ein Überblick und ein allgemeines Verständnis über empirische Sozialforschung vorgestellt. Es wurde überprüft, welche Aufgaben und Ziele sie verfolgt, und ob ihre Methoden und Techniken grundsätzlich in der Landschaftsplanung eingesetzt werden können. Daneben wurde erarbeitet, welche Erfahrungen verschiedene Fächer der räumlichen Planung bisher mit empirischen Metho- den gesammelt haben. Abschließend wurden hier diejenigen Methoden und Techniken näher untersucht, welche sich zum Einsatz und für die Gewinnung zusätzlicher Erkenntnisse in der Landschaftsplanung eignen. Erfahrungen räumlicher Planungen mit empirischer Sozialforschung Anhand der Auswertung verschiedener Quellen wurde der Nutzen von Methoden empirischer Sozialforschung in der räumlichen Planung, und hier insbesondere in Stadtplanung und sozialwissenschaftliche Freiraumplanung (aber auch Geographie) recherchiert, mit dem Hintergrund des Einsatzes empirischer Methoden, und um die Auswirkungen auf planerische Ergebnisse darzustellen. Insbesondere der Berücksichtigung öffentlicher Interessen in der Planung aufgrund Anwendung empirischer Methoden wurde nachgegangen. Methoden und Techniken der empirischen Sozialforschung Bei der Recherche zu Methoden und Techniken empirischer Sozialforschung geht es insbesondere um solche, die sich möglicherweise gut für den Einsatz in der Landschaftsplanung eignen und dadurch für landschaftsplanerische Forschungsstrategie und Vorgehensweise 18 Projekte ergänzende Erkenntnisse ermöglichen, die mit den üblichen Metho- den nicht erreicht werden können. Hierbei wurde auch geprüft, wodurch sich die Methoden und Techniken auszeichnen und was bei ihrer Anwendung zu beachten ist. Die Recherche erfolgte weitestgehend parallel zur Ermittlung der bereits vorhandenen Einsatzfelder empirischer Methoden in räumlicher Planung. Es wird davon ausgegangen, dass der Einsatz der Methoden in den räumlichen Planungen ursprünglich erstmals aufgrund eines Bedarfes erfolgte. An dieser Stelle erscheint ein Abgleich mit den aktuellen Anforderungen an Landschaftsplanung sinnvoll, um zu prüfen, ob mit gleichartigen Methoden in der Landschaftsplanung eine Verbesserung erwirkt werden kann. Die ermittelten Methoden, welche sich für den Einsatz in landschaftsplaneri- schen Projekten eignen, wurden sodann intensiv analysiert. Vor allem wurde nach den Einsatzbedingungen und den Voraussetzungen geschaut, die die Anwendung der Methoden mit sich bringen. Zudem sollten sich die ausge- wählten Methoden bezogen auf die Aufgabenstellungen der Fallstudien anwenden lassen, weshalb sie bzgl. ihrer Praxistauglichkeit (zunächst in den eigenen Projekten, vgl. Kapitel 5) erprobt wurden. 2.4 Durchführung und Auswertung der Ergebnisse aus Fall- studien Da in eigenen Fallstudien die Kombination aus landschaftsplanerischen und empirischen Methoden der Sozialforschung exemplarisch erprobt werden sollten, mussten zunächst geeignete Untersuchungsräume gefunden werden. Es sollten Räume mit realem Planungsbezug ausgewählt werden. Die Durch- führung der Planungen erfolgte im Rahmen studentischer Planungs- und Entwurfsprojekte an der Universität Kassel. Zur Vorbereitung der Projektbe- arbeitung, sind für jeden der drei Bearbeitungsräume verschiedene Erfas- sungsbögen erstellt worden, mit denen landschaftsplanerische und mit Methoden empirischer Sozialforschung erhobene Daten aufgenommen und festgehalten werden konnten. Je nach Detailgrad wurden entsprechend weitere Planungsgrundlagen erstellt. Insbesondere für die Erstellung der Materialien der empirisch Erhebungen wurde für jedes Projekt vor Ort Kontakt zu Fach- leuten aufgenommen, u.a. auch um bei der Beschaffung von Kartierungsunter- lagen und weiterer Materialen behilflich zu sein. Durchführung und Auswertung beurteilender qualitativer Interviews 19 Die Auswertung der Kartierungsarbeiten erfolgte im Anschluss zunächst durch eine Digitalisierung der Ergebnisse und anschließend durch eine Analyse der Stärken und Schwächen sowie der Möglichkeiten und Gefahren des jeweiligen Ortes. Im Anschluss an diese Analyse wurden von den Teil- nehmern, bezogen auf die Analyseergebnisse, verschiedene Szenarien und Planungsalternativen erarbeitet, die einzelne Entwicklungsschwerpunkte in den Mittelpunkt stellten. 2.5 Durchführung und Auswertung beurteilender qualitativer Interviews Im Nachgang zu den empirischen Untersuchungen und der Auswertung von Ergebnissen der studentischen Projekte, wurde durch Befragung örtlicher Schlüsselpersonen eine Einschätzung der durchgeführten Methoden und der Projektergebnisse eingeholt. Es sollten wenige Personen mit unterschiedlichen Fach- und Ortskenntnissen interviewt werden, um so eine erste Beurteilung der Ergebnisse von Außenstehenden zu erhalten. Die Interviews sollten leitfadenorientiert mit offenen Fragen durchgeführt werden, um möglichst viele Informationen zu erhalten, und um den Charakter narrativer Interviews zu wahren. Der Leitfaden sollte für alle Befragten (inhaltlich) dieselben Fragen beinhalten, um bei der Auswertung einen inhaltlichen Vergleich zu erlauben. Insgesamt sollte abgefragt werden, in wie weit die Befragten mit den gesetzlich vorgeschriebenen Instrumenten der Landschaftsplanung vertraut sind, ob und wie detailliert sie sich bereits an Planungen beteiligt haben, und wie ihre persönlichen Einschätzungen zur Landschaftsplanung sind. Im Anschluss wurden ihnen die Ergebnisse aus den Projektarbeiten exemplarisch vorgestellt und erläutert. Es sollte mit darauf aufbauenden Fragen herausgefunden werden, wie sie über mögliche neue Methoden und Techniken für die Landschaftsplanung denken. Es sollte aber auch die Möglichkeit bestehen, weitere Methoden vorzuschlagen oder die Durchführungen in den Projekten kritisch zu betrachten. Forschungsstrategie und Vorgehensweise 20 2.6 Vorschlag eines methodischen Rahmens für die künftige Entwicklung der Landschaftsplanung Anhand der gesetzlich formulierten Aufgaben der Landschaftsplanung in Verbindung mit den Ergebnissen aus den studentischen Projekten und den Einschätzungen aus den beurteilenden Interviews werden Vorschläge für die weitere Entwicklung der Landschaftsplanung erarbeitet. Hierzu werden die durchgeführten landschaftsplanerischen Methoden den erprobten empirischen Methoden der Sozialforschung gegenüberstellt und Synergien gesucht, die zu einer Verbesserung der Landschaftsplanung in Hinblick auf Nachvollziehbar- keit, Beteiligungsmotivation, Bewusstseinssteigerung und Akzeptanz führen. Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens 21 3 Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens In Kapitel 3 wird zu Anfang die geschichtliche Entwicklung der Landschafts- planung dargestellt. Dazu werden drei großen zeitliche Abschnitte voneinan- der abgegrenzt: von den Anfängen bis zu den 1930er Jahren, anschließend die Zeit von Nationalsozialismus, Wiederaufbau und Wirtschaftswunder und zuletzt die neue Zeit der Landschaftsplanung ab 1976, in der sie im BNatSchG verankert wurde (vgl. Kapitel 3.1). In diesem Kapitel werden zudem Aufgaben und entwickelte Instrumente der Landschaftsplanung auf verschiedenen Planungsebenen sowie Beiträge der Landschaftsplanung zu anderen Instrumenten der Umweltentwicklung vorgestellt (vgl. Kapitel 3.2). Verschiedene Methoden und Techniken der Landschaftsplanung zu Erfassung und Bewertung werden ebenfalls präsentiert (vgl. Kapitel 3.3), bevor abschließend die heute vorhandene inhaltliche Ausrichtung der Landschaftsplanung zusammengefasst wird (vgl. Kapitel 3.4). 3.1 Geschichtliche Entwicklung der Landschaftsplanung Die Landschaftsplanung hat die Aufgabe, Planungen möglichst ganzheitlich und umfassend vorzunehmen und dabei gesellschaftliche Wert- und Zielevor- stellungen zu berücksichtigen (von Haaren 2004, Runge 1998, Rosenstein 1991, Körner 2001). Wie es zu dieser umfassenden Aufgabenstellung kam, und welche Rolle dabei insbesondere die Beachtung der landschaftlichen Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens 22 Auffassung der Öffentlichkeit (namentlich örtlicher Bewohner und Land- schaftsnutzer) bisher spielt, wird nachfolgend in einem Abriss der Geschichte und Entwicklung der Landschaftsplanung gezeigt. Eine entsprechende Zusammenfassung enthält Kapitel 3.4. 3.1.1 Von den ersten Anfängen bis zu den 1930er Jahren 3.1.1.1 Die Landesverschönerung Landschaftsplanung hat in Deutschland eine lange Geschichte (Gassner 1995:90), wobei der Zeitpunkt ihres „Entstehens“ in verschiedenen Epochen gesucht werden kann (Runge 1998). In der Renaissance (15./ 16. Jahrhundert) und im Barock (17. Jahrhundert) waren es vor allem herrschaftliche Landbe- sitzer, die Einfluss auf Landschaftsgestaltung nahmen. Sie ließen Pläne anfertigen, um große Flächen neu zu arrangieren. (Hennebo/ Hoffmann 1965; Mader 2006). Die überwiegend feudalen Anlagen waren von weither sichtbar, so dass sie als herausragende Arrangements Einfluss auf die Erscheinung der Gesamtlandschaft nahmen. Außerhalb der Gärten, Parks, Städte und Siedlun- gen waren weiterhin bäuerliche Nutzungen maßgeblich für das Aussehen der Landschaft verantwortlich (Mader 2006). Als erste konkrete Vorläufer der heutigen Landschaftsplanung werden Bemühungen zur Landesverschönerung Ende des 18./ Anfang 19. Jahrhun- derts angesehen, als erstmals auch theoretische, gestalterische und sozialre- formerische Konzepte entwickelt wurden (Marschall 2007:16, 284). Hintergründe lagen in Überbevölkerung, Mangelernährung, beginnender Industrialisierung, ersten Negativfolgen und zeitgleich einem wirtschaftskräf- tigen Großbürgertum (Marschall 2007:16 ff.). Landeskultur- und Landesver- schönerungsbewegung waren dabei eng verknüpft mit dem Ziel, ,,landwirtschaftliche Erträge zu steigern und ästhetische Wirkungen zu verbessern“ (Schekahn 1998:36 ff., Rosenstein 1991:110). Seit dieser Zeit der Landesverschönerung lässt sich beobachten, dass sich ausschließlich Fachleu- te mit Fragen gesamträumlicher Landschaftsentwicklung befassen, und dass das Wissen disziplinär weiter gegeben wurde (Marschall 2007:14, Däumel 1961:6). Geschichtliche Entwicklung der Landschaftsplanung 23 Christian C. L. Hierschfeld7 war einer der ersten in Deutschland, der sich mit der Landesverschönerung außerhalb von Parks befasste und gestalterische sowie sozialpolitische Visionen zur Gestaltung der Landschaft formulierte. Dabei verlor er nicht das Nützliche aus den Augen (Marschall 2007:18 ff.). Die Anregungen von Hirschfeld formulieren erstmals Gestaltungsansprüche für die gesamte freie Landschaft (Marschall 2007:22). Fortgesetzt wurden Hirschfelds Ideen unter anderem von Peter Joseph Lenné8, der die „Aufschmückung ganzer Feldmarken“ und die „Anhebung der Landeskultur und Verschönerung der Flur“ anstrebte um ästhetische und ökonomische Aspekte zu optimieren (Däumel 1963:356, Marschall 2007:22 ff., Günther 1985:81, Piepmeier 1989:23 f.), wodurch die Landesverschönerungsbewe- gung einen deutlichen Aufschwung erhielt (Kluxen 1998:507). Von Bedeutung ist zudem die bayerische Bewegung der Landesverschöne- rung, die insbesondere von J. M. Gustav Vorherr9 vorangetrieben wurde und die sich auf die ästhetische Aufwertung des gesamten Landes konzentrierte, statt auf die Verschönerung einzelner Aspekte (Marschall 2007:28 ff., Grö- ning 1994). Für Vorherr ging es darum, eine Synthese ästhetischer und nutzungsorientierter Belange zu erreichen (Däumel 1963:337, Marschall 2007:29). Im weiteren Verlauf der Landesverschönerung lässt sich ein Auseinanderfal- len des ideellen Gedankens der Verbindung aus Schönem und Zweckmäßigem erkennen (Rosenstein 1991:112). 7 Christian C. L. Hierschfeld (1742 – 1792): Professor der schönen Wissenschaften und der Philosophie an der Christian Albrecht-Universität zu Kiel. In fünf Bänden veröffentliche er seine „Theorie der Gartenkunst“ (Hirschfeld 1779-1785) in der er das Ideal naturnaher Landschaftsge- staltung erläuterte. Er wollte stets Schönes und nützliches Verbinden (Quelle: Gedenktafel für C.C.L. Hirschfeld in Kiel) 8 Peter Joseph Lenné (1789 – 1866): Landschaftsarchitekt in der Zeit des Klassizismus. Ein großer Teil seiner gestalteten Anlagen liegt im Berlin-Potsdamer Raum und orientieren sich an engli- schen Landschaftsgärten. Auch er versuchte sich an der ideale Gestaltung von Landschaft (Hinz 1989, Karg/ Dreger 2005). 9 J. M. Gustav Vorherr (1778 – 1847): gelernter Architekt, der als Baubeamter im bayerischen Staatsdienst arbeitete. Er war ein früher Verfechter des Schutzes von „Althertümern“ und gilt als Pionier des Denkmalschutzes. Er befasste sich aber auch mit der landschaftlichen Verschöne- rung (Gröning 1996). Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens 24 3.1.1.2 Natur- und Heimatschutzbewegung Auf die Bewegung der Landesverschönerung folgten Ende des 18. Jahrhunderts die Natur- und Heimatschutzbewegungen, die als Vorreiter der deutschen Umwelt- und Ökologiebewegung und auch als wichtige Wurzel der heutigen Landschaftsplanung gilt (u.a. Marschall 2007:14, vgl. Knaut 1993, von Haaren 2004, Runge 1998:12 ff.). Diese Bewegung war Reaktion auf die zunehmend als Naturzerstörung wahrgenommenen Folgen der Indust- rialisierung (Gassner 1995:91) und blieb im Wesentlichen eine ideelle Bewe- gung der gebildeten Öffentlichkeit. Sie kann als Gegenreaktion zur Landesverschönerung gesehen werden (Rosenstein 1991:119, Runge 1998:12, 24), die zu ersten Schutzgesetzen wie Regelungen zum Schutz wildlebender und bedrohter Tiere und Pflanzen, von Naturdenkmalen oder auch zur Siche- rung des Landschaftsbildes führte (Marschall 2007:14). 1902 bzw. 1907 wurde das „Gesetz gegen die Verunstaltung landschaftlich hervorragender Gegenden“ erlassen10. Dies zeigt die gesteigerte Bedeutung des Naturschutzes und den steten Fortgang ihn gesetzlich zu verankern (Runge 1998:13). Dabei blieb die Schutzbewegung im Wesentlichen bewah- rend und nach seiner Grundidee erhaltend und schützend ausgerichtet (Mar- schall 2007:39). Es gab daneben auch soziale Bestrebungen, um Naturschutz und Erholung zu vereinbaren (von Haaren 2004:26). 1904 wurde der Bund Heimatschutz von Ernst Rudorff11 begründet, und kann als erste private Naturschutzeinrichtung angesehen werden. Allerdings geriet der Naturschutz- belang in den Hintergrund und Belange der kulturellen Heimatgüter wurden höher gewertet (Rosenstein 1991:118). Losgelöst von der Gestaltung der freien Landschaft gab es zeitgleich eigene Tendenzen für Städte, hier vor allem in der städtischen Grünplanung, während 10 Die wahrnehmbare Erscheinung der Landschaft bzw. von Teilen der Landschaft steht hier im Vordergrund. Somit kommt zu diesem Zeitpunkt bereits der Wunsch zur Bewahrung des Charak- teristischen zum Ausdruck, der sich später in ähnlicher Form in Gesetzen zum Schutz von Natur und Landschaft wieder findet. 11 Ernst Rudorff (1840 – 1916) war Musikprofessor in Berlin, der eine recht radikale Naturschutzauf- fassung vertrat und ein umfassendes Konzept zur Sicherung bedeutender Flächen anstrebte (von Haaren 2004:26). Rudorff gilt als einer der führenden Köpfe der Natur- und Heimatschutzbewe- gung, der die Begriffe Naturschutz (1888) und Heimatschutz (1897) prägte (Rosenstein 1991:113). Ernst Rudorff fand für seine Argumente vor allem in der Landschaftsverarmung und - zerstörung durch Flurbereinigungen seinen Anstoß und wurde damit zum praktischen Land- schaftsschützer und -pfleger (Rosenstein 1991:113). Geschichtliche Entwicklung der Landschaftsplanung 25 die Landesverschönerer die Idee von Erholung der Städter im städtischen Umland verfolgten (Rosenstein 1991:109). Im frühen 20. Jahrhundert wurde bereits die Sicherung von Grünflächen für das Ruhrgebiet als Räume für die Erholung vorgenommen (Runge 1998:9). Insgesamt herrschte aber eine Trennung der „freien Landschaft“ von den besiedelten Bereichen bzgl. der Sicherungs- und Verschönerungsaktivitäten vor (Runge 1998). 3.1.2 Nationalsozialismus, Wiederaufbau und Wirtschaftswunder (1933 – 1976) 3.1.2.1 Blut- und Bodenideologie im Nationalsozialismus Als führende Vertreter der nationalsozialistischen Landschaftsplanung begannen, Landschaft als ideelle und materielle Grundlage des deutschen Volkes zu beschreiben (Körner 2001:33, 169), legten sie zugleich den Grund- stein für drei wesentliche Linien, die sich in der heutigen Landschaftsplanung noch finden lassen: 1. Staatlicher Naturschutz, der aus der Heimatschutzbewegung herrührt, 2. Landschaftspflege, die sich schwerpunktmäßig mit der Gestaltung der Landschaft unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten auseinander setzt (also von der Veränderung lebt) und 3. Landespflege (heutige Landschaftsplanung), die raumordnungsgebun- den großflächige landespflegerische und nutzungsorientierte Konzepte entwickelte (Runge 1998:32 f., 35). 1935 wurde zur weiteren Etablierung des Naturschutzes das Reichsnatur- schutzgesetz (RNG) als erstes Rahmengesetz erlassen (Runge 1998:17) und staatliche Behörden für den Naturschutz begründet. Das RNG konzentrierte sich auf den konservierenden Naturschutz, allerdings nicht als flächendecken- de Aufgabe (Riedel/ Lange 2001:58). Ferner enthielt es die ersten Grundlagen der Landschaftsplanung (Runge 1998:19). In der Zeit des Nationalsozialismus begann sich Landschaftsplanung zu institutionalisieren (Körner 2001:18). Federführend tätig waren vor allem H.F. Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens 26 Wiepking12 und E. Mäding13, die Landschaft als Gemeingut ansahen, deutlich auf die Ideen einer Verschönerung des Landschaftsbildes zurückgriffen sowie die Verbesserung der Nahrungsmittelproduktion aufgrund der örtlichen Gegebenheiten vorsahen (von Haaren 2004:28, Marschall 2007:45 ff.), womit die Grundideen der Landesverschönerung in rassistischem Zusammenhang wieder aufgegriffen wurden (Marschall 2007:64). Wiepking hatte dabei insbesondere den gestalterischen Bereich der Landschaftspflege ausgebaut (Runge 1998:33 f.). Mäding hingegen konzentrierte sich auf eine Zusammen- arbeit mit der Raumordnung, auf planerische Belange und auf die verwal- tungsjuristische Sicht von Landschaft (Runge 1998:33 f.). In dieser Zeit wurde die Idee der Gestaltung der Gesamtlandschaft wiederbe- lebt sowie die Grundzüge des Landschaftsplans entwickelt. Letzterer wurde allerdings bis weit in die 1950er Jahre nur modellhaft ausgeführt, bevor er zu einem umfassend wirksamen Instrument weiter entwickelt wurde (Marschall 2007:14, 39). Mäding war es, der sich als erster Gedanken zur Entwicklung von Instrumenten (in Form von Plänen) für die Landschaftsplanung (Mar- schall 2007: 64) machte. 3.1.2.2 Nachkriegs- und Wiederaufbauzeit mit Bauboom 1945 bis späte 1960er Jahre Für die Landschaftsplanung der Nachkriegszeit waren – unter generell planungsfeindlichen Rahmenbedingungen (Runge 1998:37 ff.) – Anknüp- fungspunkt und Herausforderung einerseits die Beseitigung der Kriegszerstö- rungen und auf der anderen Seite die immensen Wiederaufbauleistungen (Marschall 2007:65 ff.). Interessenschwerpunkte lagen im Wesentlichen auf der Schaffung annehmbarer Lebensgrundlagen. Die meisten Naturschutzstel- 12 Heinrich Friedrich Wiepking-Jürgensmann (1891 – 1973): Professor für Gartenarchitektur in Berlin und entwickelte dort die Disziplin der Landschaftsgestaltung. Die Landschaftspflegeplanung (später Landschaftsplanung) wurde ebenfalls von ihm entworfen (von Haaren 2004:28). Er war „Sonderbeauftragter für Landschaftsgestaltung und Landschaftspflege“ (Marschall 2007:43). 1942 erschien „Die Landschaftsfibel“, ein Lehrbuch, das auch in der Nachkriegszeit als Grundlagen- werk anerkannt war (Runge 1998:31, Marschall 2007:45). Wiepking war der Ansicht, dass Nütz- lichkeit und Ästhetik in die Gestaltung der Landschaft einfließen sollten. 13 Erhard Mäding (1909 – 1998): „Referent für Landschaftspflege und Landschaftsgestaltung“ und zeitgleich „Referent für Verwaltungsplanung“. Mäding sollte Wiepking administrativ ergänzen (Marschall 2007:43) und forderte, dass die Funktionszusammenhänge der Landschaft als Ge- samtheit zu schützen sind und sah den Naturschutz nur als Teilkomponente der Landespflege an (Runge 1998:32). Er veröffentlichte im Jahr 1942 ein Buch: „Die Landespflege“ und versuchte diese als staatshoheitliche Aufgabe zu begründen (Runge 1998:31, Marschall 2007:45). Geschichtliche Entwicklung der Landschaftsplanung 27 len waren bald wieder arbeitsfähig und wesentliche Vertreter der Landes- und Landschaftspflege aus der Zeit des Nationalsozialismus konnten sich in der Nachkriegszeit behaupten (Körner 2001, Marschall 2007, Runge 1998, von Haaren 2004). In der Mehrheit wurden zunächst planwirtschaftliche Ideen und damit ein hohes Maß an staatlicher Planung vollzogen. Landschaft wurde als vielschichtiges „Wirkungsgefüge“ verschiedener Komponenten verstanden (Buchwald 1963:26) und methodisch setzt sich die Weiterentwicklung zu einer „verwissenschaftlichten Planungsdisziplin“ (Körner 2001:85 f.) fort. In der Landschaft vollzog sich mit Bauboom und Wirtschaftswachstum ein rasanter Wandel und, ähnlich wie schon im ausgehenden 19. Jahrhundert, wurden rechtliche Grundlagen für eine gesamtplanerische Einflussnahme zur Entwicklung der Landschaft gefordert (Runge 1998: 67 ff., Marschall 2007:66 ff., vgl. Buchwald 1959:33 f.). Es ging jetzt um eine vorausschauende Planung der Landschaft und Mitte der 1950er Jahre zunächst auch darum, Planung vom Naturschutz in engerem Sinne zu lösen (Kragh 1956 in Runge 1998:68). Zu dieser Zeit erfolgte, wie oben angedeutet, auch die systematisch wissenschaftliche Fundierung der Landschaftsplanung, in der insbesondere naturwissenschaftliche Grundlagen und die Entwicklung ‚rationaler’ Pla- nungs- und Bewertungsmethoden an Bedeutung gewannen (von Haaren 2004: 29). Ende der 1950er Jahre begann die Öffentlichkeit Belastungen der Umwelt verstärkt als existentielle Bedrohung für die Gesellschaft wahrzunehmen. Wiederum war eine bessere und abgestimmte Planung gefragt. So galt es, die zu dieser Zeit noch junge Landschaftsplanung als Hoffnungsträger zur Verbesserung der landschaftlichen Situation und der Umwelt insgesamt auszubauen (Runge 1998:80). Bemerkenswert ist, dass die Landschaftspla- nung auch durch die „Grüne Charta von der Mainau14“ 1961 Auftrieb erhielt (Runge 1990:133; Marschall 2007:80). Durch Bezugnahme auf das Grundge- 14 Die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft (DGG) unter ihrem damaligen Präsidenten Graf Bernadotte lud 1961 verschiedene Vertreter der Bundes- und Landesparlamente, aus Verwaltung, Wirtschaft und Verbänden zu den 5. Mainauer Rundgesprächen ein. Ein Entwurf der „Grünen Charta“ wurde diskutiert, beschlossen und dem damaligen Bundespräsidenten H. Lübke überreicht. Mit dieser Charta wurde Landschaftsplanung zu einer zentralen politischen Forderung an die Politik (Mar- schall 2007:820 f.). Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens 28 setz und Hinweise auf die „Würde des Menschen“ (Artikel 1 Abs. 1 GG15), die „freie Entfaltung der Persönlichkeit“ (Artikel 2 Abs. 1 GG), das „Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit“ (Artikel 2 Abs. 2 GG), sowie „Eigentum verpflichtet“ (Artikel 14 Abs. 2 GG) (Runge 1990:133; Marschall 2007:80) stellt diese Charta den Menschen in den Mittelpunkt. So waren die frühen Tendenzen und Bestrebungen zur Entwicklung und Planung von Landschaft in den 1950er und deren Fortsetzung in den 1960er Jahren eine grundlegende Voraussetzung für die spätere Etablierung der Landschaftspla- nung, insbesondere des ‚Landschaftsplans’ (Marschall 2007:68, Runge 1998:119 ff.); hiervon hatte man sich mehr erhofft als „von einem verlänger- ten Arm des ökozentrischen Naturschutzes“ (Runge 1998:124), doch die Anregungen durch die ‚Grüne Charta’ wurden nur zögerlich aufgenommen. Der Landschaftsplan war zunächst Begleitplanung (etwa zur Flurbereinigun- gen und zur Eingliederung von Industrieanlagen oder Abbaustätten) und auf gezielte Fragestellungen ausgerichtet und erst später die heute bekannte flächendeckend die Bauleitplanung ergänzende Fachplanung (Runge 1998:115-122). Entsprechend verbindliche Pläne für die Landschaft wurden ab 1960 durch die Verabschiedung des Bundesbaugesetzes16 gefordert (Marschall 2007:64, 101; Runge 1998:97 f.). 1965 wurde das Bundesrau- mordnungsgesetz verabschiedet, u.a. mit dem Ziel, Landschaft zu erhalten, zu schützen und zu pflegen, und dies planerisch vorzubereiten. Damit war eine konkrete Anerkennung und gesetzliche Sicherung zu Schutz, Pflege und Entwicklung von Landschaft auch auf überörtlicher Ebene gegeben (Mar- schall 2007:69, Runge 1990:205, Runge 1998:133). 1969 stellt der Beirat für Raumordnung fest, dass die Landespflege auf allen Ebenen der Raumordnung als Planungspartner notwendig ist (Marschall 2007:69; Runge 1998:135). Es wurden schließlich Forderungen laut, die Bedeutung von Natur und Land- 15 Das Grundgesetz (GG) ist die Verfassung für die Bundesrepublik Deutschland. Es wurde vom Parlamentarischen Rat, dessen Mitglieder von den Landesparlamenten gewählt worden waren, am 8. Mai 1949 beschlossen und von den Alliierten genehmigt. Es setzt sich aus einer Präambel, den Grundrechten und einem organisatorischen Teil zusammen. Im Grundgesetz sind die we- sentlichen staatlichen System- und Werteentscheidungen festgelegt. Es steht im Rang über allen anderen deutschen Rechtsnormen (Deutscher Bundestag 2010). 16 Das Bundesbaugesetz – BbauG ist der Vorläufer des heute gültigen Baugesetzbuches (BauGB). Es wurde nach zehnjähriger Vorbereitung 1960 verabschiedet und enthielt allgemeine Regelun- gen zum Städtebau. Damit wurde die städtebauliche Planung erstmals bundeseinheitlich geregelt (Brenner 2009:8). Geschichtliche Entwicklung der Landschaftsplanung 29 schaft weiter zunehmen zu lassen und rechtsverbindliche Landschaftspläne zu erstellen (Buchwald 1963:41). 3.1.2.3 Frühe Umweltpolitik etwa ab 1968 Ende der 1960er Jahre wurden Forderungen zum Umweltschutz Teil bürger- schaftlichen Engagements und ein entsprechender Druck auf Politik entstand. In den frühen 1970er Jahren gab es dann die entscheidenden Impulse zum Erlass eines Bundesgesetzes, das sich dem Naturschutz und der Landespflege widmet (Runge 1998:161). Vereinzelt hatten Bundesländer bereits Gesetze erlassen, die sich mit der Landschaftspflege und dem Naturschutz auseinan- dersetzten (Runge 1990:243; Marschall 2007:98 ff.). Für die Erfassung und Bewertung des Naturhaushaltes wurden zahlreiche Konzepte und Methoden17 entwickelt, die bis heute die Landschaftsplanungspraxis prägen (Marschall 2007:93). Damit wurden – etwa ab Ende der 1960er Jahre – Anstrengungen unternommen, die als „rationale, planungswissenschaftliche Ansätze für eine ökologisch orientierte Landschaftsplanung“ zu benennen sind (Herberg 2002:35 in Marschall 2007:94). Damit entwickelte sich allmählich ein „öko- logisches Koordinationsinstrument“ für die Gesamtplanung (Bierhals et al. 1974 in Marschall 2007:94; Runge 1998:185), welche sich damals ebenfalls rationalen Planungsmodellen verschrieben hatte. Zur weiteren Entwicklung einer an der Ökologie orientierten Landschaftsplanung (Körner 2001:18) galt es, möglichst alle Faktoren des Naturhaushaltes wie u.a. Geologie, Pedologie, Hydrologie, Klimatologie, Tierökologie und Pflanzensoziologie einschließlich ihrer Wechselwirkungen so zu erfassen, dass die Informationen permanent zur Verfügung stehen (Pflug 1972:187 in Körner 2001:210). Die Untersuchung und Analyse von Messwerten zum Analysieren des Naturhaushaltes und seiner Komponenten boten sich hier offensichtlich an, denn dieses sind gegebene Realitäten und niemand – so die Ansicht – könne an ihnen und den auf sie aufbauenden Planungen rütteln. Ein Handlungsbedarf zeigt sich schon auf, wenn „Messwerte“ von „Richtwerten“ abweichen. Die „Sicherstellung der Funktionalität wichtigster Lebensgrundlagen“ wurde Anfang der 1970er 17 Im Mittelpunkt standen planungstheoretische Überlegungen und bewertungsmethodische Ansätze. Hier sind u.a. Landschaftsanalyse, Landschaftsdiagnose, Ökologische Wirkungsanaly- se, Verursacher-Betroffenen-Matrix, Vielfältigkeitswert (V-Wert) oder auch Naturraum- Potentialansatz zu nennen, die zur Verbesserung der damaligen Landschaftsplanung beitragen sollten. Auf die einzelnen Überlegungen soll hier nicht im Detail eingegangen werden (vgl. hierzu Marschall 2007, Runge 1990 und Runge 1998). Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens 30 Jahre zu einer Kernaufgabe im Rahmen der landschaftlichen Planung (Buch- wald 1970:3 ff. in Runge 1998:174). In den frühen 1970er Jahren wurde Landschaftsplanung methodisch verfeinert und das Konzept der „Ökologi- schen Planung“ wurde in der ersten Hälfte der 1970er Jahre konkretisiert (Langer 1974 in von Haaren 2004:29). Erste Kritik hieran kam aus den Reihen der Sozialwissenschaften; ihre Vertreter sahen in einer starken naturwissen- schaftlichen Orientierung die Gefahr der Unausgewogenheit bei der Berück- sichtigung gesamtgesellschaftlicher Anliegen (Marschall 2007:95). 3.1.3 Die neue Zeit der Landschaftsplanung ab 1976 als natur- wissenschaftliche Landschaftsplanung 3.1.3.1 Etablierung der gesetzlich verankerten Landschaftsplanung In der Zeit nach 1945 bis in die Mitte der 1970er Jahre hatte Landschaftspla- nung ihren Durchbruch und am 20.12.1976 ihre rechtliche Absicherung geschafft. Es wurde ein systematisches Planungsinstrument zu Schutz, Pflege und Entwicklung von Natur und Landschaft – der Landschaftsplan – einge- führt (Nohl 2001:15; Marschall 2007:102). Landschaftsplanung wurde zur Fachplanung für Landschaftspflege und Naturschutz. Nach § 1 BNatSchG sind Natur und Landschaft auf Grund ihres eigenen Wertes und als Grundlage für Leben und Gesundheit des Menschen im besiedelten und unbesiedelten Bereich zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln. Der Terminus „Natur und Landschaft“ umfasst dabei sowohl die natürlichen Landschaften als auch die vom Menschen geprägten Kulturlandschaften. Darüber hinaus beschränkt sich das Gesetz nicht auf die freien Räume der Landschaft, sondern bezieht auch Städte und Dörfer in seinen räumlichen Tätigkeitsbereich ein (Auhagen et al. 2002). Die Landschaftsplanung kann seit ihrer Aufnahme in das Bundesnaturschutz- gesetz in einem formellen Sinne – Landschaftsplanung als Planwerke des BNatSchG (Landschaftsprogramm, Landschaftsrahmenplan, Landschaftsplan und Grünordnungsplan) – sowie in einem informellen Sinn verstanden werden. Im informellen Sinne ist Landschaftsplanung der planerische Teil der Landespflege zur Planung, Sicherung und Entwicklung der natürlichen Umwelt des Menschen (von Haaren 2004:20). Die umfassende Landschafts- planung liefert Beiträge für Fachplanungen, Pflege- und Entwicklungspläne und weiteren Gutachten und bezeichnet die Sachaufgabe. Letztlich wurde die Geschichtliche Entwicklung der Landschaftsplanung 31 Landschaftsplanung als querschnittorientierte Planung und gleichzeitig als Fachplanung des Naturschutzes und der Erholung festgelegt. Ihre Bedeutung als Begleitplanung und ihre Rolle als Beitrag zur Gesamtplanung blieben ebenfalls bestehen (Marschall 2007:106). Der Landschaftsplanung wurde eine immens wichtige Rolle zuteil, da sie auf allen Ebenen die vernachlässigte „ökologisch-gestalterische Komponente“ einbringen und gleichzeitig eine „Umweltverträglichkeitsprüfung der Gesamt- als auch der Fachplanungen“ sein sollte (Buchwald 1980:32). Anfang der 1980er Jahre kam immer mehr Kritik an dem querschnittorientierten Planungsansatz der Landschaftsplanung auf. Zwar wurden noch einige Modellvorhaben durchgeführt, die durchaus positiv zeigten, dass dieser Ansatz erfolgreich sein kann. Dennoch verlor die querschnittorientierte Landschaftsplanung ab Mitte der 1980er Jahre endgültig an Bedeutung, da nur noch wenige Landschaftsplaner diese Form als Leitdis- ziplin des räumlichen Umweltschutzes vertraten (Runge 1990:17 f.). Stattdes- sen setzte sich nach der Verabschiedung des Bundesnaturschutzgesetzes eine zunehmende Entwicklung hin zur „Fachplanung Naturschutz“ durch (Mar- schall 2007:113). Hauptsächlich erfuhr der Arten- und Biotopschutz Verbes- serungen indem verschiedene Tätigkeitsbereiche neu- oder weiterentwickelt wurden, hin zu einem ökologisch fundierten Naturschutz (Runge 1998:203; Marschall 2007:113). Dieses spiegelt sich auch alsbald in den örtlichen Landschaftsplänen wieder, die mit Biotop- und Artenkartierungen, Renaturierungsmaßnahmen, Schutzgebietsempfehlungen etc. versehen wurden. Landschaftsplanung eignete sich damit ab Mitte der 1980er Jahre ein neues Aufgabengebiet an, das von da an deutlich mit Biotopverbund und Biotopvernetzung einhergeht (Marschall 2007:113, Runge 1998:202 ff.). Für jeden Landschaftsfaktor (Gestein, Boden, Wasser, Luft / Klima, Fauna und Flora) wurden eigens Methoden zur Erfassung, Analyse und Bewertung entwickelt (Kaule 2002:41 ff.). 3.1.3.2 Abschwächung der Landschaftsplanung ab Mitte der 1980er Jahre Zu Beginn der 1980er Jahre gab es einige kritische Rückblicke auf die bisherig Entwicklung der Landschaftsplanung. Deutlich wurde vor allem, dass sich ihr Anspruch an eine querschnittorientierte und integrierende Planung nicht umsetzen ließ (Marschall 2007:119). die geringe rechtliche Verbindlich- keit der Landschaftspläne wurde beklagt (Marschall 2007:119 f.). Mitte der Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens 32 1980er Jahre kam Kritik auch an der Qualität der Landschaftspläne auf, da sie den rechtlichen Anforderungen nicht entsprechen würden (Deixler 1985:231). Darüber hinaus schien die Landschaftsplanung zu scheitern, da ein allgemei- nes Desinteresse seitens der Gemeinden samt mangelnder Fachkenntnisse vorherrschte (Marschall 2007:121; Runge 1998:214). Doch setzte man in Kreisen der Landschaftsplanung nun nicht etwa auf Aufklärung und Öffent- lichkeitsarbeit – dies war die sich als erfolgreich erwiesene Strategie der Freiraumplanung – sondern vielmehr auf weitere fachliche und damit natur- wissenschaftliche Untermauerung planerischer Aussagen. Insbesondere der Arten- und Biotopschutz bildete sich weiter heraus und konnte sich gut positionieren (was etwa durch die Einführung des damaligen § 20c BNatSchG mit den entsprechenden Umsetzungen in den Landesgeset- zen deutlich wurde. Mit dieser gesetzlichen Vorschrift konnten Biotope erstmals per se unter Schutz gestellt werden). Unterstützt wurde dieses durch die Verabschiedung der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie18 (Runge 1998:211 f.). 1992 beschließt die Ministerkonferenz für Raumordnung den „Aufbau eines ökologischen Verbundsystems in der räumlichen Planung“, der in erster Linie dem Arten- und Biotopschutz gewidmet ist (Runge 1998:212). Ab Mitte der 1980er Jahre spielten die abiotischen Faktoren für die Landschaftsplanung ebenfalls eine immer größere Rolle, da sie zunehmend als Fachaufgabe angesehen wurde (Kiemstedt et al. 1990 in Marschall 2007:116). Diese Auffassung der Berücksichtigung von Boden, Klima, Luft und Wasser schlug sich ab den späten 1980er Jahren in den örtlichen Landschaftsplänen nieder (Wirz 1990 in Marschall 2007:116). Damit wurde das Aufgabenspekt- rum der Landschaftsplanung erneut umfangreicher (Marschall 2007:116). 3.1.3.3 Neudefinition der Landschaftsplanung im Rahmen von Natur- schutzpolitik in den 1990er Jahren Die Ende der 1980er Jahre begonnene Diskussion um die Zukunft der Land- schaftsplanung wurde in den 1990er Jahren fortgesetzt. Sie erhielt durch die bundesdeutsche Wiedervereinigung zusätzlichen Schwung und auch verschie- dene Gesetzesänderungen lieferten Material für eine rege Diskussion. Die Debatte rankte sich insbesondere darum, ob Landschaftsplanung zu einer 18 Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) wurde 1992 verabschiedet und beabsichtigte die Einführung eines Systems von Schutzgebieten, das sich über ganz Europa erstrecken sollte. Geschichtliche Entwicklung der Landschaftsplanung 33 Umweltleitplanung entwickelt werden sollte (Marschall 2007:127). Mit dem Ziel Landschaftspläne zu verbessern, erarbeiteten Kiemstedt et al. (1990) eine Status-Quo-Analyse, welche die stärksten Probleme der Landschaftsplanung berücksichtigte. Als Ergebnis wurden über 20 Effektivierungsvorschläge präsentiert, die eine Weiterentwicklung der Landschaftsplanung zu einer Umweltleitplanung anstrebten (Runge 1998:217). Man erhoffte sich dadurch eine Neuordnung des räumlichen Umweltschutzes und eine Klarstellung der landschaftsplanerischen Zuständigkeiten (Runge 1998:217). Begünstigt wurde diese Debatte durch das ebenfalls Anfang der 1990er Jahre eingeführte Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz (UVPG)19 und die darin enthaltene Umweltverträglichkeitsuntersuchung. Allerdings wurde die Weiterentwicklung der Landschaftsplanung zu einer Umweltleitplanung aufgrund intensiver Kritik kaum umgesetzt. Es wurde gefordert, die bestehende Landschaftsplanung zu erhalten und diese zu einer Umweltleitplanung auszubauen (Mengel et al. 1999:123; BBN 1999). Diese Überlegungen erfuhren insgesamt positive Resonanz von Seiten der Fachwelt, wobei das Erscheinungsbild der Landschaftsplanung als ausschließliche Arten- und Biotopschutzplanung weitgehend erhalten blieb (Runge 1998:219). Neben dieser positiven Resonanz bestand allerdings dort eine skeptische Haltung, wo befürchtet wurde, dass Landschaftsplanung ihre Eigenständigkeit verlieren und auch zu komplex werden könnte (Hoppenstedt 1996:488; Mengel et al. 1999:126). Eine wesentliche Stärkung erhielt die Landschaftsplanung ebenfalls durch den sogenannten „Baurechtskompromiss“ von 1993. Dieser führte dazu, dass die Grenzen zwischen dem Landschaftsplan und der Eingriffsregelung aufge- weicht und die beiden Instrumente mehr und mehr miteinander verknüpft wurden (Marschall 2007:129). Dieses führte schließlich auch zu einer stärke- ren Berücksichtigung der Belange des Naturschutzes in der Bauleitplanung (Büchter 2002:86). Einen weiteren instrumentellen „Gewinn“ erfuhr die Landschaftsplanung durch die räumliche und zeitliche Entkoppelung von Eingriff und Ausgleich durch die Veränderungen in § 135a und § 200 BauGB 19 Das Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz – UVPG regelt und prüft die Verträglichkeit von Vorhaben, die aufgrund ihrer Art, Größe oder Standortes erhebliche Auswirkungen auf die Um- welt haben können. Mit Hilfe des Gesetzes soll eine wirksame Umweltvorsorge nach einheitlichen Grundsätzen sichergestellt werden. Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens 34 (Jessel/ Tobias 1998:156), da nun gezielt Flächen von Bebauung freigehalten bzw. für Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen vorgehalten werden konnten. Einig war man sich indes darüber, dass eine einseitige Ausrichtung auf den Arten- und Biotopschutz auf Dauer nicht erstrebenswert ist (Kiemstedt 1990:92). Immer wieder wurde über die Inhalte und Aufgaben der Land- schaftsplanung diskutiert (Marschall 2007:137), wobei am Ende meist erneut Forderungen wiederholt wurden, die bundeseinheitliche Vorschriften (Mar- schall 2007:137) und eine Standardisierung mit Mindestanforderungen für die Landschaftsplanung auf Bundesebene anstrebten. Es ging um eine verbesserte Durchsetzungskraft mit rechtlich-instrumentellen Mitteln (Hahn-Herse/ Wirz 1990:28). An dieser auf fachliche Erfordernisse gegründete Auffassung änderte sich im Rahmen der Diskussion die Bedeutung von Leitbildern für die Landschaftsplanung (von Haaren 2004:30; Marschall 2007:140). Mit der Debatte um landschaftliche Leitbilder verbindet sich auch die Entwicklung von Umweltqualitätszielen, die eine systematische Erarbeitung eines abge- stimmten Zielkonzepts in einem konkreten Raum anstrebte (Kiemstedt 1990:93). An diesem Punkt trifft die Landschaftsplanung auf eine gesellschaftliche Entwicklung nachlassenden Glaubens an die steuernde Funktion staatlicher Planung. Es gibt damit neue Bedingungen, die neue Konzepte kooperativen Staatshandelns erforderlich machen, um alte hierarchische Muster abzulösen und um damit besser der neuen Planungsrealität zu entsprechen (Fürst/ Müller 2000:10). Vor diesem Hintergrund sind auch die Bestrebungen zu sehen, die erstmals durch Kooperationen sowie eine stärkere Verankerung bei lokalen und regionalen Akteuren, die Wirksamkeit der Landschaftsplanung zu verbessern (von Haaren 2004:30). Forschungen zur Akzeptanz hatten gezeigt, dass neben der naturwissenschaftlichen Ebene vor allem auch die soziale Ebene wesentlich zu berücksichtigen sei (LANA 1994:11 in Marschall 2007:141). Neben den natürlichen Faktoren Boden, Wasser, Luft, Fauna und Flora galt es nun auch die kulturellen und sozialen Aspekte, die zu den jeweiligen Zuständen der Landschaft führten, stärker zu berücksichtigen (Marschall 2007:142), so dass vermehrt nach konkreten und strukturierten Beteiligungsangeboten für die Bürger verlangt wurde (Oppermann 1997). Geschichtliche Entwicklung der Landschaftsplanung 35 3.1.3.4 Forderungen nach erneuter Modernisierung der Landschaftspla- nung im 21. Jahrhundert Im Jahr 2002 erfuhr die Landschaftsplanung in dem damals erneuerten BNatSchG eine Bestätigung und Stärkung (BMU 2002 in Marschall 2007:248, Bruns 2003:114). Dabei waren vor allem der nun flächendeckende Anspruch sowie die bundesweite Vereinheitlichung der Aufgaben und Inhalte wichtig (SRU 2004:160). Außerdem wurden die Inhalte der Landschaftspla- nung nun deutlich differenzierter geregelt als zuvor (Bruns 2003:114) wobei die Vertiefung im Bereich Arten- und Biotopschutz beibehalten wurde. Verstärkt wurde ab dem Jahrhundertwechsel auch die Bedeutung der gemeindlichen Aufgabenfelder (Marschall 2007:264) und für erfolgreiche Landschaftspläne wurde die Verankerung der Landschaftsplanung in der Lokalpolitik zunehmend wichtig, etwa mit der Einarbeitung konkreter Hand- lungsmöglichkeiten mit Bezug auf kommunale Interessen und politische Ziele (Büchter 2002:165, 184). Unumstritten blieb allerdings die Informationsfunk- tion der Landschaftspläne (Selle 2000:62) und eine neue Forderung war, dass Landschaftsplanung auch die Rolle einer umsetzungsorientierten und koopera- tiven Planung einnehmen sollte, die auf einer breiten Akzeptanz aufbaut (BfN 2002:3). Die Idee war, dass sie ein partizipatives und bürgernahes Instrument wird (Marschall 2007:274). Dabei galt es das Thema Landschaft in seiner Gesamtheit wieder neu zu entdecken, ihre Zergliederung in die einzelnen Schutzgüter zu relativieren und einen stärkeren emotionalen und kulturellen Zugang (wie in anderen europäischen Ländern) zuzulassen (Marschall 2007:270). Die aktive Beteiligung der Bevölkerung an der Findung der Leitbilder und Ziele für einen bestimmten Raum oder einen Raumausschnitt stand dabei schnell im Mittelpunkt landschaftsplanerischer Interessen, insbe- sondere um so die Akzeptanz für die Planung zu steigern (Marschall 2007:274 ff.). Solche Forderungen stehen mit einigen Forschungs- und Entwicklungsprojekten sowie den Initiativen einzelner Planer im Zusammen- hang. Mit der Zunahme Europäischer Bestimmungen zum Umwelt- und Natur- schutz, wurde und wird Landschaftsplanung erneut vor Herausforderungen zur Umsetzung rechtlicher und nicht immer leicht zu bewältigender Vorgaben gestellt (von Haaren 2004:15; Marschall 2007:247; Hendrischke 2004:277). So scheint erforderlich, Landschaftsplanung stärker im Zusammenhang mit Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens 36 EU-Richtlinien zur Umweltpolitik sehen zu müssen. Andererseits ist zu erwägen, eine konzeptionell orientierte Landschaftsplanung als Instrumentari- um eines ‚aktiven landscape managements‘ im Sinne der ELC20 als erstre- benswert anzusehen (Marschall 2007:282)21. Letzteres kann als Chance und Anregung begriffen werden, Landschaftsentwicklung im engeren Sinne partizipativ auszugestalten. 3.2 Aufgaben und Instrumente der Landschaftsplanung Nachdem im vorangegangenen Kapitel die Geschichte der Landschaftspla- nung (i.e.S.) in ihren wesentlichen Zügen aufgezeigt wurde, sollen nun ausgewählte Methoden und Instrumente der Landschaftsplanung, die in dieser Entwicklung etabliert wurden, vorgestellt und erläutert werden. Die meisten Entwicklungen in der Landschaftsplanung sind direkte Reaktionen auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und die zu der jeweiligen Zeit für Naturschutz und Landschaftsplanung relevanten Themenstellungen. Eines ist den Planungen auf den verschiedenen Maßstabsebenen gemein: sie leisten planerische Umweltvorsorge, sind Fachplanungen für den Naturschutz, liefern Fachbeiträge zur räumlichen Gesamtplanung und zu Fachplanungen (Riedel/ Lange 2001:152). Hier werden diejenigen Verfahren und Instrumente dargestellt, die bis heute Anwendung finden und für die Entwicklung der Landschaft von Relevanz sind. Diese Verfahren stammen aus den beiden wesentlichen Strängen der ökologisch und der kulturwissenschaftlich-geographisch orientierten Land- schaftsplanung. 20 Die Europäische Landschaftskonvention (European Landscape Convention – ELC) ist ein völkerrechtliches Übereinkommen. Es befasst sich mit Förderung, Schutz, Pflege und Gestaltung europäischer Landschaften. Zudem soll eine europaweite Zusammenarbeit in Fragen zu Land- schaft organisiert werden. Der Kulturlandschaftsschutz auf europäischer Ebene basiert im We- sentlichen auf die ELC. Betont wird, dass Landschaften wichtige Elemente für die Lebensqualität der Bevölkerung sind, und dass sämtliche Landschaften betroffen sind – sowohl besonders bedeutsame als auch gewöhnliche. 21 Marschall stellt heraus, dass die konzeptionelle Ausrichtung der Landschaftsplanung auch unabhängig von der ELC ein von großer Bedeutung sei. Aufgaben und Instrumente der Landschaftsplanung 37 3.2.1 Aufgaben der Landschaftsplanung auf verschiedenen Planungsebenen Je nach Aufgabenstellung und Maßstabsebene konzentriert sich die Land- schaftsplanung auf Darstellungen der Grundzüge (Rahmenplanung) oder konkrete Planungsvorschläge bis hin zur Detailplanung. Landschaftsplanung wird mehrstufig durchgeführt, wobei die einzelnen Stufen im Wesentlichen in Deutschland etablierte Entscheidungs- und Verwaltungsstrukturen widerspie- geln. Im Wesentlichen werden in Anlehnung an die räumliche Gesamtplanung vier Stufen unterschieden (vgl. Tabelle 3.1). 3.2.1.1 Landschaftsprogramm Nach § 10 BNatSchG sollen die überörtlich konkretisierten Ziele, Erfordernis- se und Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege für den Bereich eines Landes im Landschaftsprogramm (LPro) dargestellt werden. Das Landschaftsprogramm wird für die Gesamtfläche des jeweiligen Bundes- landes aufgestellt. Dabei müssen die Ziele, Grundsätze und sonstigen Erfor- dernisse der Raumordnung (§ 3 Abs. 1 ROG) beachtet werden. Dabei haben die Länder trotz einheitlicher rahmenrechtlicher Grundlagen unterschiedliche Regelungen gewählt, was sich auf die Art und Weise der Darstellungen niederschlägt (Riedel/ Lange 2001:144 f.). Das Landschaftsprogramm stellt die überörtlichen, landesweit bedeutsamen Erfordernisse und Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege dar. Es ist auch das Fachkonzept des Naturschutzes auf Landesebene, koordi- niert und setzt Prioritäten für die landesweiten Aufgaben von Naturschutz und Landespflege und für die Rahmengebung für nachgeordnete Ebenen (von Haaren 2004:55). Für die Verwaltungen auf den unteren Ebenen sind Land- schaftsprogramme bindend (Gassner 1995:114). Generelle Ziele und Stan- dards zur Verwirklichung einer nachhaltigen Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen sind nicht-raumkonkrete Hinweise, die in einem Land- schaftsprogramm enthalten sein müssen (von Haaren 2004:56). Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens 38 Tabelle 3.1: Ebenen der Landschaftsplanung und der räumlichen Gesamtplanung (nach Kiemstedt et al. 1997). Planungs- träger der Planungs- ebenen Gesamt- planung Beitrag der Landschafts- planung Fach- planungen Planungmaß- stab in Land- schafts- planung Bund Leitbilder der räumlichen Entwicklung des Bundes- gebietes nach § 2 Abs. 1 ROG -/- -/- -/- Bundesland Landesraum- ordnungspro- gramm 1 Landschafts- programm1 Fachprogramm bzw. Fachplan auf Landesebe- ne 1:500.000 bis 1:200.000 Region / Regierungs- bezirk / Kreis Regionalplan Landschafts-rahmenplan1 Fachlicher Rah- menplan (je nach fach- gesetzlichen Regelungen) 1:100.000 bis 1:25.000 Gemeinde Flächennut- zungsplan (vorbereitender Bauleitplan) Landschafts- plan2 Objektplan auf der Genehmi- gungs- bzw. Planfeststel- lungsebene und / oder Ausführ- ungsplan einschließlich UVP und Land- schaftspflege- rischer Begleitplanung 1:10.000 bis 1:5.000 Gemeinde für Teile des Gemeindege- biets Bebauungsplan (verbindlicher Bauleitplan) Grünordnungs- plan3 1:2.500 bis 1:500 1 Diese Planwerke werden in einzelnen Bundesländern unterschiedlich benannt. 2 Ausgenommen sind die Stadtstaaten, Nordrhein-Westfalen und Thüringen. 3 Diese Planwerke sind nicht in allen Bundesländern vorgesehen, z.T. werden sie anders bezeichnet. Die Ministerkonferenz für Raumordnung hat in ihrer Entschließung im November 1992 (MKRO 1992) speziell unter Hinweis auf ein ökologisches Verbundsystem das Ziel der landesplanerischen Sicherung von 15% der Aufgaben und Instrumente der Landschaftsplanung 39 unbesiedelten Fläche aufgestellt. Landschaftsprogramme sind geeignete Instrumente, diese Festlegung von Vorranggebieten als Ziele der Raumord- nung naturschutzfachlich vorzubereiten (Riedel/ Lange 2001:147). 3.2.1.2 Landschaftsrahmenplan Der Landschaftsrahmenplan (LRP) wird für ein Teilgebiet eines Bundeslan- des, i.d.R. für eine Region erstellt (von Haaren 2004:56; Riedel/ Lange 2001:150). Der LRP wird, wie das Landschaftsprogramm, in § 10 BNatSchG genannt, und er ist, soweit nicht ein LPro seinen Inhalten und seinem Konkre- tisierungsgrad entspricht, für alle Teile des Landes aufzustellen. Dieser Plan stellt die überörtlichen Erfordernisse und Maßnahmen zur Verwirklichung der Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege auf der regionalen Ebene dar, wobei die Planungsräume nicht immer identisch sind mit denen der Planungsregionen der Raumordnung (Riedel/ Lange 2001:150 f.). Entspre- chend länderspezifischer Reglungen gibt es eine große Vielfalt bei den Landschaftsrahmenplänen. Es sind vor allem Unterschiede in der Zuständig- keit, im Verhältnis zur Gesamtplanung, bei den Inhalten und Formen der Darstellungen sowie bei der Erarbeitung der LRP zu erkennen (Riedel/ Lange 2001:151 f.). Der LRP konkretisiert die Ziele und Grundsätze des Landschaftsprogramms sowie die Umweltqualitätsziele für den von ihm abgedeckten Raum (Riedel/ Lange 2001:149 ff). Er macht Vorschläge etwa für Vorranggebiete für Natur und Landschaft und liefert Kommentierungen für Siedlungsflächenentwick- lungen und sonstige Nutzungen (von Haaren 2004:56), die in Instrumente der räumlichen Gesamtplanung integrierbar sein sollen. Ferner ist der LRP für die Naturschutzfachverwaltung bindend (Gassner 1995:114) und liefert in der Hierarchie der eigenen Fachplanung Vorgaben für die örtliche Ebene (Riedel/ Lange 2001:152), so dass zum Teil vorentscheidende Konkretisierungen möglich sind. Damit sind sie rahmensetzend für Landschaftspläne (vgl. Kapitel 3.2.1.3). Die Landschaftsrahmenplanung schränkt damit – einschließ- lich der häufig festzustellenden Konzentration auf den Arten- und Biotop- schutz – mit seinen Zielaussagen und Umweltqualitätszielen die der kommunalen Landschaftsplanung ein. Dies hat Auswirkungen auf Freiheiten im Zuge partizipativer Planung auf kommunaler Ebene. Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens 40 3.2.1.3 Landschaftsplan Der Landschaftsplan (LP) konkretisiert Ziele und Erfordernisse des Natur- schutzes und der Landschaftspflege auf kommunaler Ebene und ist hier bei der vorbereitenden Bauleitplanung angesiedelt; er deckt damit die örtliche Ebene ab und wird meistens von den Städten und Gemeinden (nicht in den Stadtstaaten und in Nordrhein-Westfalen, wo Kreise und Kreisfreie Städte diese Aufgabe übernehmen) erstellt (von Haaren 2004:57). Die Größe des Planungsraumes und die Strukturen der Plangebiete und damit die gezielten Aufgabenstellungen der Landschaftspläne variieren stark (Riedel/ Lange 2001:158 f). Während die Bearbeitung der Beiträge zu Arten- und Biotop- schutz, Landschaftsbild und landschaftsbezogener Erholung vorrangig im Naturschutzrecht geregelt sind, gibt es bei den Naturhaushaltsfaktoren Boden, Wasser, Klima/ Luft Regelungs-Überschneidungen mit Spezialgesetzen wie dem Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG), dem Wasserhaushaltsgesetz (WHG) oder dem Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG). Wenn diese Spezialgesetzte Regelungen zu Naturschutz und Landschaftspflege vorsehen, so haben sie gegenüber den Regelungen aus dem Naturschutzrecht Vorrang (Auhagen et al. 2002:14 f.). In den meisten Bundesländern (nicht in Nordrhein-Westfalen, Berlin, Hamburg, Bremen) haben Landschaftspläne keine eigene Verbindlichkeit. Die Darstellungen dieser Pläne müssen in andere Programme und Planungen übernommen werden, um Verbindlichkeit zu erlangen (Auhagen et al. 2002:19; Riedel/ Lange 2001:159). Der Landschaftsplan bildet eine wichtige Grundlage für Entscheidungen zu Vorhaben in der gemeindlichen Planungshoheit und zur Eingriffsregelung nach dem Baugesetzbuch. Dieser Plan ist nicht nur ein Fachplan für Natur- schutz und Landschaftspflege für die jeweilige Kommune, sondern er ist auch Arbeitsgrundlage für die unteren Naturschutzbehörden sowie für Umweltver- träglichkeitsuntersuchungen (Erbguth 1995:447 in von Haaren 2004:57). Mit Landschaftsplänen ist bereits eine flächenscharfe Darstellung möglich (Maß- stab 1:5.000 bis 1:10.000), so dass inhaltliche und räumliche Ergebniskonkre- tisierungen der überörtlichen bzw. übergeordneten Landschaftsrahmenpläne und Landschaftsprogramme realisiert werden können (Riedel/ Lange 2001:158 f.). Die in den Landschaftsplänen dargestellten Maßnahmen bezie- hen sich vorrangig auf „allgemeine Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaß- nahmen“, Maßnahmen zu Schutz, Pflege und Entwicklung von Teilen der Aufgaben und Instrumente der Landschaftsplanung 41 Landschaft sowie Maßnahmen zu Schutz und Pflege von Lebensgemeinschaf- ten und Biotopen wildlebender Tier- und Pflanzenarten, insbesondere der besonders geschützten Arten (Riedel/ Lange 2001:158). Die kommunale Verwaltung ist die Entscheidungsebene, die dem Einzelnen (Bewohner, Betroffenen, usw.) am nächsten ist. Daher hat sie eine bedeutende Rolle für eine Sensibilisierung der Bevölkerung auch für eine nachhaltige und umweltverträgliche Entwicklung (BMU 1997). Die kommunale ist zugleich diejenige Ebene, wo sich Menschen direkt an der Entwicklung ihrer Umge- bung beteiligen können. Auf der örtlichen Ebene ist der Bedarf zur Beteili- gung besonders groß, da lokal mit den unmittelbaren Interessen und Bedarfen der Betroffenen umzugehen ist (Riedel/ Lange 2001:160). Vor diesem Hinter- grund ist es bedauerlich, angesichts ihres Erscheinungsbildes als Erfüllungsin- strument des Naturschutzes aber auch nachvollziehbar, wenn die kommunale Landschaftsplanung als Verhinderungsplanung bezeichnet wurde (SRU 1996). Die LANA (1999) hat einen Katalog zu den „Mindestanforderungen an den Inhalt der flächendeckenden örtlichen Landschaftsplanung“ erstellt. Dieser Katalog umfasst unter anderem die Formulierung eines Leitbildes bzw. allgemeiner Entwicklungsziele, Maßnahmen zu Schutz-, Pflege- und Entwick- lung, Abgrenzung von Vorrangflächen für Natur und Landschaft, Darstellung von Flächen, die insbesondere Freizeit- und Erholungsfunktionen bieten (vgl. auch Riedel/ Lange 2001:165 f.). Insgesamt konzentriert sich der Land- schaftsplan auf die Funktionalität des Naturhaushaltes und den Arten- und Biotopschutz. Weniger befasst man sich in der Praxis auch mit Kulturgütern und dem Landschaftsbild (Reinke 2002). Beide werden höchstens mit Blick auf die landschaftliche Erholung eingeschätzt. Die Wahrnehmung durch Ortsansässige findet hier kaum bis gar keinen Eingang. 3.2.1.4 Grünordnungsplan Auf der Ebene verbindlicher Bauleitplanung wird der Grünordnungsplan (GOP) für einen Teil des Stadt- bzw. Gemeindegebietes angefertigt, indes besteht je nach Länderregelung nicht prinzipiell eine Verpflichtung hierfür (von Haaren 2004:58, Riedel/ Lange 2001:167). Für Teilräume des Land- schaftsplanes werden dessen Aussagen als Handlungskonzept konkretisiert. Dabei setzt sich der GOP mit dem Verhältnis von Siedlungs- und Freiräumen auseinander und liefert Fachbeiträge für den Naturschutz und zu städtebauli- Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens 42 chen Aspekten. Aufgrund gesetzlicher Vielfalt besteht eine große Spannweite bezogen auf die Qualität und den Aufbau dieses Planungstyps (Riedel/ Lange 2001:168). Zu den typischen Funktionen des Grünordnungsplanes gehören u.a. die parzellenscharfe Konkretisierung der fachplanerischen Vorgaben aus dem Landschaftsplan, die Ausschöpfung der rechtlichen Möglichkeiten ökologisch und ästhetisch orientierter Festsetzungen für den Bebauungsplan sowie das Fungieren als Grundlage für die nach Baurecht vorgeschriebene Abwägung öffentlicher und privater Belange (Riedel/ Lange 2001:168 ff.). Auch die Regelung der Kompensation von Eingriffen wird meist auf Ebene des Grünordnungsplans umgesetzt, wo Eingriffsfolgen, Vermeidungshinweise bzgl. Beeinträchtigungen, Angabe von Ausgleichsflächen und -maßnahmen usw. flächenkonkret dargestellt werden (von Haaren 2004:58, Köppel et al. 2004:124). Dabei ist auch eine Reduktion des GOP auf die Bewältigung der Aufgaben aus der Eingriffsregelung sowie eine entsprechende Vernachlässi- gung konzeptioneller Ansätze und freiraumplanerischer bzw. gestalterischer Maßnahmen zu beobachten (Riedel/ Lange 2004:170). Die Chance einer bürgernahen Planung wird so gerade auf der dem Einzelnen nächsten Pla- nungsebene oft nicht ergriffen, obwohl sich der GOP im landschaftsplaneri- schen Sinne überwiegend mit dem Bedarf und der Gestaltung von unbebauten Flächen auseinandersetzen soll, die der Sicherung der Funktionen von Res- sourcen, der Versorgung der Menschen mit Freiräumen und ästhetisch hochwertiger Orts- und Landschaftsbilder dienen (Riedel/ Lange 2004:173). Dabei wäre es durchaus angebracht, hierbei sozioökonomische Aspekte zu beachten, um etwa Erholungs- und Freizeitinteressen Ortsansässiger kennen zu lernen und in die Planung mit einfließen zu lassen. Pflege- und Entwicklungsplan Pflege- und Entwicklungspläne (PEPL) werden in der Regel für geschützte Gebiete erstellt, vor allem für Naturschutzgebiete, Nationalparke, Biosphären- reservate und Naturparke, seltener für Landschaftsschutzgebiete, flächige Naturdenkmale, geschützte Landschaftsbestandteile und besonders geschützte Biotope (Riedel/ Lange 2001:174). Der Planungsanlass für einen PEPL kann sich unmittelbar aus einem rechtlich verankerten Auftrag ergeben (Auhagen et al. 2002:16), zum Beispiel wenn es darum geht Maßnahmen für ein Schutzge- biet darzustellen, die konkret im Gebiet umgesetzt werden sollen (Auhagen et al. 2002:16). Wesentlich für Pflege- und Entwicklungspläne ist eine in der Aufgaben und Instrumente der Landschaftsplanung 43 Regel detaillierte Ableitung von Naturschutzzielen und flächenkonkreten Maßnahmen. Ihre Verbindlichkeit reicht in der Regel nicht über die behördli- che Kompetenzebene hinaus (Riedel/ Lange 2001:174), auch wenn Nutzer der Flächen sowie Ortsansässige der Umgebung als Betroffene anzusehen sind. Auch der Pflege- und Entwicklungsplan dient vorrangig der Umsetzung von Naturschutzbelangen und meist speziell dem Arten- und Biotopschutz. Aspekte wie z.B. das Landschaftsbild rücken häufig in den Hintergrund. Landschaftspflegerischer Begleitplan und Eingriffsregelung Die ersten Landschaftspflegerischen Begleitpläne (LBP) wurden für die Flurbereinigung ab etwa Ende der 1940er Jahre erstellt (Runge 1998:47). Allerdings nimmt der Landschaftspflegerische Begleitplan bis heute im gesamten Spektrum des Naturschutzes und der Landschaftspflege eine Sonderstellung ein, da er – wie es der Name bereits andeutet – als Begleitpla- nung von genehmigungspflichtigen Vorhabenplanungen erstellt wird (Riedel/ Lange 2001:227). Der LBP gehört dennoch, neben der auf die Schutzgüter der Landschaftsplanung bezogenen Bestandteile der Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) bzw. Umweltverträglichkeitsprüfung und der FFH- Verträglichkeitsstudie, zu den formalen Instrumenten der Landschaftsplanung im weiteren Sinne und ist eine ergänzende Aufgabenstellung zur Landschafts- planung i.e.S. (Riedel/ Lange 2001:138). Die rechtliche Grundlage für die landschaftspflegerische Begleitplanung bildet § 17 Abs. 4 BNatSchG, der bei Eingriffen in Natur und Landschaft aufgrund „eines nach öffentlichem Recht vorgesehenen Fachplans“ ebenso die Erarbeitung eines LBP vorsieht. Mit dem planerischen Instrument der Ein- griffsregelung (vgl. Kapitel 3.2.2.1) soll die Sicherung oder die Wiederherstel- lung der vor dem Eingriff vorhandenen Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes sowie der Erhaltung, Wiederherstellung oder Neugestaltung des angetroffenen Landschaftsbildes erreicht werden. Dazu sind im LBP die erforderlichen Maßnahmen zur Vermeidung, zum Ausgleich und zum Ersatz textlich und kartographisch darzustellen (Köppel et al. 2004:31). Die im landschaftspflegerischen Begleitplan getroffenen Aussagen werden, soweit übernommen, mit dem jeweiligen Fachplan rechtswirksam. Insgesamt ist der LBP zur ökologischen Optimierung dieser Fachplanung zu sehen (Riedel/ Lange 2001: 227). Der Landschaftspflegerische Begleitplan wird somit bei Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens 44 Planfeststellung und der Plangenehmigung benötigt (Auhagen et al. 2002:33 f.). 3.2.1.5 Bauleitplanung und Eingriffsregelung Flächennutzungsplan (vorbereitender Bauleitplan) und Bebauungsplan (verbindlicher Bauleitplan) bilden zusammen die Bauleitplanung. Diese soll eine geordnete städtebauliche Entwicklung und dem Wohl der Allgemeinheit entsprechende sozialgerechte Bodennutzung gewährleisten und dazu beitra- gen, eine menschenwürdige Umwelt zu sichern und die natürlichen Lebens- grundlagen zu schützen und zu entwickeln (§1 BauGB). Die Landschaftsplanung begleitet daher Bauleitplanungen, in der Regel durch Beiträge wie die oben bereits erläuterten Instrumente ‚Landschaftsplan’ und ‚Grünordnungsplan’. Nach §§2-4 BauGB muss die Bauleitplanung u.a. bei der Erstellung der Bauleitpläne die Eingriffsregelung nach Baurecht beachten (zur Eingriffsregelung insgesamt vgl. 3.2.2). Schon auf der Ebene vorbereitender Bauleitplanung, etwa im Flächennutzungsplan, sind Flächen für die Kompen- sation absehbarer Eingriffe darzustellen und diese dann bei der weiteren Umsetzung auch in abgesicherter Form bereitzustellen. Im Bebauungsplan sind Maßnahmen dann konkret festzulegen. Sofern diese Aufgaben nicht bereits mit Landschaftsplan und Grünordnungsplan erfüllt sind, werden weitere Planungen eingefordert, etwa um den Kompensationsflächenpool einer Gemeinde oder eines Gemeindeverbandes darzustellen. Auch in diesem Zusammenhang sind Flächennutzer und weitere Ortsansässige betroffen und müssten daher in die Planerstellung einbezogen werden. Die Eingriffsregelung (ER) wird als zentrale Bestimmung des modernen Naturschutzrechtes angesehen (Gassner 1995:125 f.); sie gilt flächendeckend (Köppel et al. 2004:20) und wird entweder nach Naturschutzrecht oder, wie oben erläutert, nach Baurecht angewendet. Mit ihrem Vorsorgeprinzip steht sie in engem Zusammenhang mit der Umweltverträglichkeitsprüfung (vgl. 3.2.2). Das Verursacherprinzip besagt, dass derjenige, der Schäden an Natur und Umwelt verursacht, diese beseitigen oder wieder gut machen muss (Auhagen et al. 2002:39). Unterschieden wird in der Eingriffsregelung nach Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen (§ 15 Abs. 2 BNatSchG). Aufgaben und Instrumente der Landschaftsplanung 45 Tabelle 3.2: Unterscheidung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. Nur wenn alle Bedingungen für den Ausgleich erfüllt werden können, gilt der Eingriff als ausgleichbar (nach Kiemstedt et al. 1996). Ausgleich Ersatz Funktion Gleiches Schutzgut und gleiche Funktion Ähnliche Funktion oder anderes Schutzgut Zeit Wiederherstellung des Schutzgutes oder der Funktion innerhalb von 25 Jahren Wiederherstellung dauert länger als 25 Jahre Raum Im gleichen Funktionsraum Nicht im gleichen Funktionsraum Der Leitgedanke der Eingriffsregelung ist, dass erhebliche oder nachhaltige Veränderungen des Naturhaushaltes oder des Landschaftsbildes durch Gestalt- und Nutzungsveränderungen vermieden werden sollen. Eingriffe, die nicht vermieden werden können, müssen ausgeglichen werden (§ 13BNatSchG). Der Beitrag der Landschaftsplanung zur Eingriffsregelung ist an mehreren Stellen möglich (Köppel et al. 1998:90 ff.). Dabei können die Ziele und Bewertungen der Landschaftsplanung ein möglicher Maßstab für die Bewer- tung von Erheblichkeit und Nachhaltigkeit eines Eingriffs sein (Auhagen et al. 2002:33). Grundlage dafür ist allerdings ein klar formuliertes Zielkonzept, das von der Landschaftsplanung zu erstellen ist und das ebenfalls Räume aus- weist, die für Kompensationen und entsprechende Aufwertungen besonders geeignet sind (Auhagen et al. 2002:34). Die Eingriffsregelung hat sich mit der Zeit zu einem der bedeutendsten Instrumente zum Schutz von Natur und zur Pflege von Landschaft entwickelt (Auhagen et al. 2002:39). 3.2.2 Beiträge der Landschaftsplanung zu anderen Instrumenten der Umweltentwicklung 3.2.2.1 Umweltverträglichkeitsprüfung Die nach der Eingriffsregelung in Deutschland etablierte Umweltverträglich- keitsprüfung (UVP), ist vorrangig ebenfalls ein Instrument für den vorsorgen- den Umweltschutz (Riedel/ Lange 2001:231). Mit der UVP sollen möglichst umfassende Ermittlungen, Beschreibungen und Bewertungen von Auswirkun- Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens 46 gen bestimmter Vorhaben auf die Umwelt frühzeitig durchgeführt werden. Die Ergebnisse sollen so früh wie möglich bei relevanten behördlichen Entscheidungen berücksichtigt werden (Auhagen et al. 2002:37). Die von der Umweltverträglichkeitsprüfung beachteten Schutzgüter umfassen neben den im Bundesnaturschutzgesetzt genannten (Boden, Wasser, Klima/Luft, Fauna und Flora) auch den „Menschen“ sowie „Kultur- und sonstige Sachgüter“ sowie die untereinander bestehenden Wechselwirkungen (§ 2 Abs. 1 UVPG). Abbildung 3.1: Das Verhältnis der Schutzgüter in BNatSchG und UVPG (nach Köppel et al. 2004). Die UVP ist somit auch ein Mittel zur Optimierung von Vorhaben (Jessel/ Tobias 2002). Die UVP verpflichtet letztlich auch den Vorhabenträger zu einer ökologischen Selbstkontrolle und somit zu einer Akzeptanzförderung des Vorhabens (Köppel et al. 2004:173). 3.2.2.2 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und Biotopverbund Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL), Richtlinie 92/43/EWG, ist seit Mai 1992 in Kraft und bedeutete neue Aufgaben für die Landschaftsplanung (von Haaren 2004:67). Durch sie hat der Schutz von Lebensräumen für Pflanzen und Tiere in Europa eine besondere Bedeutung und erstmals umfas- Aufgaben und Instrumente der Landschaftsplanung 47 sende Regelungen erhalten. Hauptziele der FFH-RL in Ergänzung zur Vogel- schutzrichtlinie (VS-RL, Richtlinie 79/409 EWG) sind die „Erhaltung der biologischen Vielfalt“ und das Bewahren oder Wiederherstellen eines günsti- gen Erhaltungszustandes der natürlichen Lebensräume und der Schutz wild lebenden Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse (Präam- bel und Art. 2 FFH-RL). Auf Basis dieser Ziele soll das europäische Biotopverbundsystem „Natura 2000“ aufgebaut werden, welches den Arten- und Lebensraumrückgang auf europäischer Ebene stoppen soll. Es stellt ein System aus FFH-Gebieten und Vogelschutzgebieten nach einheitlichen Kriterien dar (Riedel/ Lange 2001:237). Entsprechende Angaben sollen auch durch die Landschaftsplanung gemacht werden (von Haaren 2004:67). In Deutschland melden die Bundesländer Gebiete, die den Kriterien der FFH-RL in deren Angängen I bis III entspre- chen. Sie müssen diese Gebiete ferner durch rechtswirksame Schutzmaßnah- men sichern, Pufferzonen ausweisen und Einzelgebiete durch geeignete Elemente in ein Schutzgebietssystem einbinden (von Haaren 2004:67). Darüber hinaus sind Verträglichkeitsuntersuchungen (Art. 6 Abs. 3,4 FFH- RL; §§ 31 ff. BNatSchG) zu Maßnahmen, die erhebliche Beeinträchtigungen bedeuten können, vorgeschrieben. Bei der Prüfung der Verträglichkeit sind im Sinne des Netzes Natura 2000 ebenfalls geeignete Ausgleichsmaßnahmen vorzuschlagen. Landschaftsplanung kann allerdings die FFH- Verträglichkeitsuntersuchung nicht ersetzen, mit ihrer umfassenden Darstel- lung des Zustandes von Natur und Landschaft ist sie aber eine wichtige Informationsgrundlage (von Haaren 2004:67). Darüber hinaus kann und soll Landschaftsplanung Angaben zum Netz „Natura 2000“ machen (§ 19 BNatSchG). Die FFH-Richtlinie stellt auch Anforderungen an einen Biotopverbund, da die allgemeinen Bestimmungen der Richtlinie die Entwicklung eines „kohärenten ökologischen Netzes von Schutzgebieten“ fordern, so dass Einzelgebiete nicht länger isoliert voneinander sind (Auhagen et al. 2002:41). Die Biotopver- bundplanungen sehen außerdem vor, dass teilweise zerstörte Lebensräume wieder hergestellt werden. Biotopverbundsysteme zeichnen sich durch ein Netz von möglichst natürlichen und naturnah erhaltenen Flächen unter Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens 48 Einschluss extensiv genutzter Kulturlandschaften aus (Auhagen et al. 2002:41). 3.2.2.3 Wasserrahmenrichtlinie Seit Dezember 2000 ist die europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in Kraft. Sie bildet einen gemeinsamen Rahmen für die Wasserpolitik in der Europäischen Gemeinschaft und fordert die Entwicklung eines guten ökologi- schen und chemischen Zustandes aller Oberflächengewässer sowie einen guten chemischen Zustand des Grundwassers (Jessel/ Tobias 2002:101 f.). Letztlich bestimmt sie Umweltziele für die Oberflächengewässer und das Grundwasser, die bis zum Jahr 2015 zu erreichen sind (Art. 4 WRRL). Die Aufgaben der WRRL weisen Überschneidungen mit denen der Land- schaftsplanung auf, so dass hier eine gegenseitige Beachtung erfolgen sollte. Dieses ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn von der Landschaftspla- nung Konzepte zu „unmittelbar vom Wasser abhängigen Lebensräumen“ entwickelt werden (Korn 2001:248 in von Haaren 2004:68). Dennoch geht es bei der Landschaftsplanung vorrangig um das gesamte Ökosystem mit allen Schutzgütern, während die WRRL ihren Schutz am Standortfaktor Wasser und am biologischen Zustand der Oberflächengewässer ansetzt. Mögliche Beiträge der Landschaftsplanung zur Umsetzung der WRRL liegen in der logischen Ableitung und Begründung von Maßnahmenvorschlägen, die in Maßnahmenprogramme gemäß WRRL übernommen werden können (Art. 11 WRRL). Dazu ist es unverzichtbar, dass Landschaftsplanung die aus der WRRL ableitbaren gewässer- und raumrelevanten Anforderungen aufgreift und in eine gesamträumliche Entwicklungskonzeption integriert (Jessel/ Hasch 2006). 3.3 Methoden und Techniken der Landschaftsplanung Die nachfolgend vorgestellten Methoden bieten eine Übersicht ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Da in der vorliegenden Arbeit nicht alle prinzipiell verfügbaren Methoden zur Anwendung kommen konnten, wurden diejenigen ausgewählt, die für die jeweilige Fragestellung der drei weiter unten erläuter- ten Projekte besonders geeignet erschienen (siehe Begründungen in Kapitel 5.2). Methoden und Techniken der Landschaftsplanung 49 Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen den Aufgaben der Land- schaftsplanung und dem Ablauf, bei dem die verschiedenen Methoden zum Einsatz kommen. In dem Ablauf der Landschaftsplanung werden die Aufga- ben schließlich vollständig und auch handlungsorientiert aufgegriffen (Riedel/ Lange 2001:77 ff.). Landschaftsplanung wird allgemein in verschiedenen Planungsschritten vollzogen. Dabei gibt es für jeden der Planungsschritte eigene Methoden, die wiederum je nach Aufgabenstellung ausgewählt und angewendet werden. Jede Planung beginnt mit einem Planungsanlass. Dieser kann sich aus einem rechtlich verankerten Auftrag heraus entwickeln, oder aber er ergibt sich aus anderen Planungen, z.B. Bauleitplanung, Bebauungspläne oder auch aus den der Landschaftsplanung übergeordneten Planungen (Auhagen et al. 2002:16 ff). Grundsätzlich könnte der Anlass auch aus einer „Unzufrieden- heit“ mit der aktuellen Landschaftsentwicklung herrühren, die von Teilen der Öffentlichkeit artikuliert wird. Des Weiteren geht es um die Aufstellungen von Leitbildern bzw. Zielkonzeptionen. Um den Status quo des Planungsrau- mes zu bewerten bzw. Defizite zu formulieren wird dieser der Zielkonzeption gegenüber gestellt. Es können Szenarien und konzeptionelle Alternativen möglicher künftiger Landschaftsentwicklung erarbeitet werden. Schließlich werden Erfordernisse und Maßnahmen zur Problembehebung formuliert. 3.3.1 Erfassungsmethoden und ihre inhaltliche Ausrichtung 3.3.1.1 Flächendeckende Kartierungen Biotoptypenkartierung Eine häufig angewendete Methode ist die Biotoptypenkartierung. Lebensräu- me werden hier nach naturschutzfachlichen Aspekten inventarisiert und anhand von definierten Referenzzuständen bewertet. Diese verschiedenen Biotoptypen werden in der Regel in einer Kartieranleitung oder einem Kartierschlüssel definiert und mehr oder weniger detailliert dargestellt. Neben der flächendeckenden Biotoptypenkartierung kommt auch die selektive Kartierung zum Einsatz. In der flächendeckenden Kartierung werden die vorkommenden Biotoptypen und einige ihrer Strukturparameter erfasst. Bei der selektiven Kartierung werden zusätzlich z.B. auch einzelne Tiergruppen, Pflanzenarten oder Vergesellschaftungen von Pflanzen aufgenommen. Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens 50 Biotopkartierungen beruhen allgemein auf der Beschreibung der Strukturen von Biotopen, Pflanzenarten und Gesellschaften (Riedel/ Lange 2001:84 ff.). Eine allumfassende Erfassung von Flora und insbesondere von Fauna sprengt in der Regel den zeitlichen und finanziellen Rahmen der Landschaftsplanung, so dass im Voraus, je nach Zweck der Kartierung eine Auswahl der zu inventarisierenden Bestandteile bestimmt wird (im Sinne des Scoping; vgl. von Haaren 2004: 218 ff.). Im Landschaftsplan ist als Kartierungsergebnis eine Karte (in GIS mit zugehöriger Datenbank) mit Erläuterung (ggf. auch bereits der Bewertung des betrachteten Raumes aus naturschutzfachlicher Sicht) dargestellt. Eingesetzt werden Biotoptypenkartierungen zudem im Rahmen von Eingriffsregelungen und Ausgleichsverfahren, zur Einschätzung der Schutzwürdigkeit der Lebensräume nach FFH-Richtlinie, zur Entwicklung von Biotopverbundsystemen, Arten- und Biotopschutzprogrammen oder anderen Naturschutzregelungen (von Haaren 2004:218 ff.). Flächennutzungskartierung Die Flächennutzungskartierung (FNK) dient der Erfassung der realen Nutzung auf den Flächen im Bearbeitungsraum. Biotope, wie bei der Biotoptypenkar- tierung werden hier nicht betrachtet, sondern die tatsächlich vorhandenen Nutzungen. Daher wird die Flächennutzungskartierung auch als Realnut- zungskartierung bezeichnet. Eine andere Bezeichnung ist die Nutzungstypen- kartierung, bei der verschiedene Nutzungen, die hinsichtlich wesentlicher Eigenschaften übereinstimmen, zu Typen zusammengefasst werden. Bei der Flächennutzungskartierung stehen die Nutzung und deren parzellenscharfes Erfassen im Vordergrund. Dabei kann die Flächennutzungskartierung als Vorbereitung für die selektive Biotoptypenkartierung angesehen werden. Flächennutzungskartierungen wurden in den Projekten je nach Aufgabenstel- lung durchgeführt, um die einzelnen Bereiche, die sich deutlich anhand der Nutzung voneinander unterscheiden ließen, abgrenzen zu können. Diese Form der Kartierung wurde aber auch durchgeführt, um daraus ableiten zu können, in welchen Bereichen für die späteren Konzeptentwicklungen Räume entspre- chend zur Verfügung stehen. Methoden und Techniken der Landschaftsplanung 51 3.3.1.2 Selektive Kartierungen Biotopkartierung Biotope werden in der Regel als Grundlage für den Arten- und Biotopschutz erfasst und es werden diejenigen Lebensräume eingehender betrachtet, die aus Sicht des Naturschutzes von Bedeutung sind. In der selektiven Biotopkartie- rung werden als wertvoll bzw. schutzwürdig eingestufte Lebensräume erfasst (Hähnel 2007:140). Die selektive Biotopkartierung steht oft im engen Zu- sammenhang mit der Erfassung der „gesetzlich geschützten Biotope“ nach dem jeweiligen Landesgesetz (Hähnel 2007:141). Bei der Kartierung der Biotope geht es vorrangig darum, das reale Vorkommen von Populationen bestimmter Arten bzw. von Lebensräumen und Biotopen definierter Typen zu erfassen und mit den gesetzlich vorgezeichneten Instrumenten die vorhandene Qualität zu bewahren und zu entwickeln (Bruns et al. 2005:102). Somit handelt es sich hier um eine selektive Form der Kartierung, die durch Feldar- beiten und Luftbildauswertungen ausgeführt werden können. Die Kartierun- gen basieren in der Regel auf pflanzensoziologischen Einheiten (Hähnel 2007:142). 3.3.2 Bewertungsmethoden und ihre inhaltliche Ausrichtung 3.3.2.1 Erfassung und Bewertung von Kulturlandschaften und ihrer Elemente (Kataster) Elemente der Kulturlandschaft können bereits sehr alt und Teile der ‚Histori- schen Landschaft’ sein, es können aber auch Landschaftsbestandteile sein, die in jüngerer Zeit durch aktuelle Entwicklungen und Prozesse entstanden sind und bereits Bedeutung für die Bevölkerung etwa als Identifikation oder für ihre Erinnerung erlangt haben. Kulturlandschaften und Kulturlandschaftsele- mente werden daher in verschiedenen Bundesländern erfasst und in so genannten ‚Katastern’ dokumentiert. Ziel dieser Kataster ist es, einen Aus- gleich zwischen den aktuellen gesellschaftlich-wirtschaftlichen Ansprüchen sowie den Interessen des Denkmal- und Landschaftsschutzes einerseits und den Wünschen des Menschen nach Identifikationsmöglichkeiten, nach lebenswerter und erfahrbarer Umwelt sowie nach Erkenntnissen historische Wurzeln andererseits (LfDH 2010) zu schaffen. Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens 52 Es gibt in Deutschland bisher keine einheitliche Regelung zur Aufstellung und zur Pflege von Kulturlandschaftskatastern. In der Landschaftserfassung wurden in jüngerer Zeit durch Arbeiten verschiedener Institutionen, Verbände und Behörden hierzu beachtliche Fortschritte erzielt. Viele dieser Arbeiten basieren auf Entwicklungen der Landschaftsplanung seit den 1960er Jahren, aber besonders auch auf Erkenntnissen aus der Historischen Geographie (vgl. Burggraaff/ Kleefeld 1998). Inzwischen liegen mehrere erprobte Arbeitshilfen für die Kulturlandschaftsanalyse und die Erfassung historischer Landschafts- bestandteile vor. Auf dieser Grundlage wurde die Entwicklung effektiver Methoden und Werkzeuge zur Erfassung und Dokumentation von Kulturland- schaften und deren Elemente in verschiedenen Ländern vorangetrieben. So entwickelten der Landschaftsverband Rheinland (LVR) und der Landschafts- verband Westfalen-Lippe (LWL) (2008) mit KuLaDigNW ein digitales Informationssystem für Kulturlandschaften, das inzwischen über Nordrhein- Westfalen hinaus Anwendung findet. Grundlage bildet ein standardisiertes Kulturlandschaftskataster, welches raumrelevante Daten mit kulturhistorischer Relevanz sowohl Experten als auch Bürgern zugänglich macht. Erprobungen und weitere Entwicklungen finden im Projekt KuLaKomm statt (LVR et al. 2009). Im Bereich der Inventarisierung der Kulturlandschaft, insbesondere der historischen Kulturlandschaft, gibt es somit verschiedene Methoden Grund- sätzlich stehen die quantitativen Verfahren den qualitativen Verfahren insbe- sondere im Bewertungsschritt gegenüber. Die Erfassung selbst erfolgt im Feld, wobei die Elemente bereits bei der Geländearbeit in die Kategorien Punkt, Linie, Fläche eingestuft und einem Funktionsbereich (z.B. Siedlung, Landwirtschaft, Gewerbe, Verkehr, Freizeit, Militär u.a.) zugeordnet werden. Erläuternde und beschreibende Texte geben nähere Auskunft zu den Objekten, die durch Fotographien zusätzlich dokumentiert werden (Gunzelmann 1997:112 ff.). Nach der Kartierung werden die einzelnen Objekte mit Hilfe von zur Verfügung stehender Literatur, vorhandenen verschiedenen histori- schen Karten und Gesprächen mit Ortskundigen näher analysiert, bevor sie bewertet werden können. Erfassung, Analyse und Bewertung finden schließ- lich Eingang in die Datenbank für die Kulturlandschaftselemente des Bearbei- tungsraumes. Methoden und Techniken der Landschaftsplanung 53 In den unten näher erläuterten Projekten galt es, die Elemente der Kulturland- schaft ebenfalls zu kartieren, da sie als prägende Elemente angesehen werden. Für die eigenen Erhebungen mussten entsprechende Erfassungsbögen erarbei- tet werden, Zusätzlich sollte eine kurze Beschreibung verfasst und eine Skizze des Elements angefertigt werden. Hierbei war wichtig, dass neben öffentli- chen Denkmallisten Kulturlandschaftserfassungen auch Heimatforschern, Vereinen und anderen örtlich Interessierten als Informationsquellen dienen sollen. Wie und wie weit die Kulturlandschafterfassung, -dokumentation und - bewertung offiziell als „Nicht-Experten“ bezeichneten Menschen aufgetragen oder überlassen werden kann, ist eine aktuell aus verschiedenen Gründen wichtige Diskussion (Öffentlichkeitsbeteiligung, Kosten, Qualitätssicherung, Datenschutz, usw.). Eine besondere Rolle könnte in diesem Zusammenhang das Ehrenamt spielen (Behrer et al. 2000, Enquete-Kommission 2002, BfN 2006 sowie laufende Dissertation von V. Stegmann). 3.3.2.2 Landschaftsbilderfassung und -bewertung Mit der Erfassung und Bewertung des Landschafts- oder Ortsbildes (§ 1 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG) werden Grundlagen dafür geschaffen, Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie Erholungswerte von Natur und Landschaft auf Dauer zu sichern. Grundsätzlich lassen sich zwei Ansätze der Landschafts- bildbewertung unterscheiden: es gibt zum einen den expertenbasierten Ansatz und zum anderen den Ansatz, der Landschaft durch die Öffentlichkeit, also „fachliche Laien“, bewerten lässt. Dabei richten sich Expertenmethoden vorrangig nach der physischen Erscheinung der Landschaft und die so ge- nannten ‚Laienmethode’ gründet sich mehr auf individuellen Wahrnehmungen beteiligter Menschen (Lange 1999:9). Bei der Landschaftsbilderfassung geht es in erster Linie darum, die Ästhetik von Landschaft bzw. von Teilräumen der betrachteten Landschaft zu ermitteln. Tatsächlich handelt es sich bei der Ästhetik um eine subjektiv wahrgenommene Komponente der Landschaft, die sich kaum generalisieren lässt, da in das gesehene reale Bild der Landschaft immer auch persönliche Empfindungen, Erfahrungen und weitere Einflüsse eingehen (von Haaren 2004:248). Das Entstehen des wahrgenommenen Landschaftsbildes bzw. Landschaftseindrucks ergibt sich aus dem Zusammen- spiel von Objektseite und Subjektseite (vgl. Abbildung 3.2 sowie Jessel/ Tobias 2002:217) Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens 54 Abbildung 3.2: Entstehen des wahrgenommenen Landschaftsbildes bzw. Land- schaftseindrucks aus dem Zusammenspiel von "Objektseite" und "Subjektseite" (nach Jessel/ Tobias 2002:217). In der Landschaftsplanung wird die Kartierung des Landschaftsbildes als flächendeckende Erfassung durchgeführt, so dass etwa der gesamte Planungs- raum in unterschiedliche Landschaftsbildräume untergliedert und diese Teilräume beschrieben sind. Dabei entspricht kein Raum dem anderen, da sie als Individuen erfasst wurden. Nach der Kartierung sind die ermittelten Landschaftseinheiten zu bewerten. Hierzu wird meist ein Kriterienkatalog herangezogen, der die gesamträumlichen Gegebenheiten, in der sich der betrachtete Raum befindet, berücksichtigt. Insgesamt gibt es eine weit zurück reichende Tradition der Bewertung von Landschaften bzw. Landschaftsbildern (Runge 1998:154). Pflug (1971) entwickelte etwa einen Rahmen zur Bewer- tung von Naturparks. Kiemstedt entwickelte den Vielseitigkeits- oder V-Wert, der in vielen Planungen dabei half, quantitative Daten zu liefern, die planeri- sche Entscheidungen rational vorbereiten (Kiemstedt 1971 in Runge 1998:151 f.). Die Mehrheit der in der Praxis angewendeten Methoden basiert Methoden und Techniken der Landschaftsplanung 55 heute auf Urteilen des Planers oder lokalen Spezialisten22. In der Regel werden numerische Methoden verwendet, welche Landschaft in ihre Einzel- kompartimente aufgliedert, diese separat beurteilt und am Ende zu einem Gesamtergebnis kommen (Runge 1998:150 ff.). Es gibt demnach Bemühun- gen, mittels Landschaftsbildanalysen die ästhetischen Aspekte von Landschaft rational zu beschreiben, um sie schließlich bei der Planung nachvollziehbar in den politischen Entscheidungsprozess einbeziehen zu können (Körner 2001:10). Auch so genannte visuelle Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes sollen in der Planung Berücksichtigung finden, etwa bei der Anwendung der Eingriffs- regelung. Dabei wurden und werden die der Landschaft zugesprochenen Bedeutungen als „quasiempirische Objekteigenschaften“ verstanden, die damit messbar und berechenbar werden (Körner 2001:212). Da Erfassungs- und Bewertungsmethoden einfach, schnell und für größere Bereiche geeignet sein müssen, kommt es rasch zu Pauschalisierungen: „However, none of the landscape-aesthetics approaches seems to satisfy fully the requirements of the planners, who need empirically based procedures that are simple and rapid and suited for larger regions” (Hunziker/ Kienast, 1999). In nutzerbasierten Modellen wurde durchaus die Auffassung der Bevölkerung vor Ort berücksichtigt, jedoch meistens auf wesentliche Aspekte, die in einer Planung von größerer Bedeutung waren, reduziert. Die verschiedenen Ansätze basieren im weitesten Sinne auf sozialwissenschaftlich-empirischen Methoden (Nohl 2001; Wöbse 2002:241 ff.). Es wurden verschiedene Methoden entwi- ckelt, die allerdings ausnahmslos einen sehr großen Aufwand bedeuten, der häufig nicht geleistet werden kann. Wenn eine detaillierte Bewertung eines Landschaftsbildes vollzogen werden soll, so müssen Bewertungen Urteile der Bevölkerung heranziehen. Es müssen hierzu entsprechend umfangreiche Erhebungen wie zum Beispiel Befragungen durchgeführt werden. Für weitere und tiefer gehende Informationen sollen hier einige wenige Arbeiten genannt werden (zusammenfassend hierzu Roth 2006, Gareis- 22 Lokale Spezialisten oder Experten sind Personen, die sich intensiv mit der jeweiligen Landschaft auseinandersetzen. Sie kennen die Entwicklungsgeschichte und die vielen Relikte in der Land- schaft, die aus vergangenen Zeiten stammen. Sie sind durch ihr Wissen ebenfalls in der Lage, den Verantwortlichen der Planungen zuarbeiten zu können. Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens 56 Grahmann, 1993). Nohl (2001) hat sich mit der Landschaftsplanung aus Sicht rekreativer Aspekte befasst. Wöbse (2002) setzte sich sehr intensiv mit dem Thema der „Landschaftsästhetik“ auseinander. Zuletzt sei noch die Arbeit von Gerhards (2003) genannt, in der es um die „Bedeutung der landschaftlichen Eigenart für die Landschaftsbildbewertung“ geht. Verschiedenste Personen haben sich mit der Erfassung und Bewertung des Landschaftsbildes auseinan- der gesetzt. Auffällig ist bei allen, auch wenn Befragungen der Öffentlichkeit durchgeführt wurden, dass das abschließende Urteil ein sogenanntes Exper- tenurteil ist, auf welches die Menschen tatsächlich kaum Einfluss hatten. 3.3.3 Governance-Ansätze Bis in die 1960er Jahre war die Öffentlichkeitsbeteiligung an Planung auf Information beschränkt. Die Demokratiebewegung der letzten 1960er Jahre setzte sich für eine Entwicklung ein, die Schritt für Schritt eine weitergehende Beteiligung erzielte. Auf lokaler und regionaler Ebene setzt sich seit der Formulierung der Nachhaltigkeitsvision 1992 immer mehr die Überzeugung durch, dass gesellschaftliche Herausforderungen, dazu zählt auch die räumli- che Planung, nur unter kooperativer Einbeziehung vieler Akteure zu meistern sind (Säck-da Silva 2009:53) Die Governance-Ansätze kamen vor allem in den frühen 2000er Jahren auf, als EU-Richtlinien zu mehr Kooperation mit der Öffentlichkeit aufforderten. Seither besitzt Beteiligung in der Governance23-Debatte und darüber hinaus auch in der Planung eine hohe Aktualität und die Umsetzung erfolgte schließ- lich in Governance-Arrangements. Das Einbringen von Partizipationsprozessen basiert prinzipiell auf der Er- kenntnis, dass die zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen lokal wie 23 Governance ist kein wissenschaftlich exakt definierter Begriff. Der Begriff umfasst, dass die Bevölkerung an der politischen Steuerung beteiligt wird, dass die Entscheidungsprozesse regel- gebunden und transparent verlaufen, dass politisch-administrative Akteure auf Bürgerbelange reagieren müssen, dass Entscheidungen konsensorientiert und unter Wahrung des Gleichheits- prinzips erfolgen und sich die Entscheidungsträger verantworten müssen (Hill 2005 in Fürst 2007). Der Aussage von Fürst (2007) folgend bedeutet Governance, dass Netzwerke aufgebaut werden, die über ein konkretes Projekt hinaus bestehen und immer wieder Einfluss nehmen auf die Politikergebnisse und Governance-Prozesse sind in der Regel kollektive Lernprozesse. Darüber hinaus bedeuten Governance-Arrangements stets, dass die Adressaten der Gestal- tungs- und Entwicklungsaufgaben als handelnde Subjekte integriert werden – sie sind demnach nicht nur Teilnehmer, die zu fertigen Planungsentwürfen befragt werden. Fazit – Inhaltliche Ausrichtungen der Landschaftsplanung 57 global nur bewältigt werden können, wenn verschiedenste Gesellschaftsteile mitwirken und Verantwortung übernehmen (Säck-da Silva 2009:IX). Es sollten demnach bei Planungen alle gesellschaftlichen Schichten, Ethnien, Alters- und Interessengruppen die Möglichkeit haben, sich aktiv in den Prozessen eines Planungsprojekts einzubringen. Der Gedanke der Nachhaltig- keit im Sinne von Planung für nachfolgende Generationen war hier stets implementiert. Dieser Nachhaltigkeitsgedanke führte letztlich auch zu einer Beeinflussung der theoretischen Planungsdiskussion und der Planungspraxis, was vor allem kooperative Planung und Governance betraf. Es herrschte eine Aufbruchsstimmung hinsichtlich strukturierter Beteiligungsansätze in der umwelt- und forschungspolitischen Debatte (Oppermann 2001:16), jedoch wurden sie wenig systematisch und zielgerichtet angewendet bzw. durchge- führt. Der Umsetzungsdruck erhöhte sich allerdings deutlich mit der Einfüh- rung europäischer Richtlinien, die eine zivilgesellschaftliche Beteiligung als essentiell für die räumliche Entwicklung festlegten (Säck-da Silva 2009:4). Allerdings erfolgt die Beteiligung in der Praxis nicht einheitlich, sondern in unterschiedlichsten Formen und ebenso verschieden vielen Intensitätsstufen. Dieses liegt an der wenig konkreten Festschreibung zu diesen Faktoren. Auf der anderen Seite ist die theoretische Diskussion um die Beteiligung und ihrer Intensität in vollem Gange. Mit ihr versucht man Prozesse zur Beteiligung darzustellen und die Formen der Partizipation einzuteilen und zu gruppieren. Denn es herrscht die Erkenntnis darüber, dass Umfang und Reichweite von Prozesswirkungen in unmittelbarem Zusammenhang mit der Beteiligungsin- tensität stehen: Je geringer die Intensität, desto geringer die zu erwartenden Wirkungen (Säck-da Silva 2009:45). So sehr in der Theorie auch über Partizi- pation und den Möglichkeiten zu ihrer Optimierung und Durchgängigkeit diskutiert wird, Partizipation, Kooperation, Teilhabe und Mitwirkung im Sinne des Governance-Gedankens sind noch immer weit entfernt von alltägli- cher Selbstverständlichkeit und Flächendeckung in Kommune und Region (Säck-da Silva 2009:183). 3.4 Fazit – Inhaltliche Ausrichtungen der Landschaftsplanung Landschaft ist „ganz allgemein die natürliche und gebaute Umwelt der Gesellschaft“ (Bechmann 1981:17). Geschichtlich standen ästhetische und Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens 58 seelische Bedürfnisse am Anfang der Entwicklungen, die von Gedanken des Heimatschutzes und der Naturästhetik ausgingen (Gassner 2005:36). Durch Industrialisierung und anderer Fortentwicklungen wurde immer stärkerer direkt und auch indirekt auf Landschaft Einfluss genommen und stetig weiter an die Bedarfe und Nutzungsansprüche angepasst. Dieser Einflussnahme versuchte man mit der Entwicklung entsprechender Planungsinstrumente und -methoden entgegen zu wirken. In der Regel wurde von Seiten der Umwelt- und Landschaftsplanung zeitnah auf gesellschaftliche Strömungen und Auffassungen reagiert (Marschall 2007), so dass der Verschlechterung des landschaftlichen Zustandes Einhalt geboten werden konnte. Die vermehrten Umweltprobleme machten Landschaftsplanung schließlich zu einem Instrument des Naturschutzes und der Landespflege, das ab 1976 im Bundesnaturschutzgesetz verankert wurde. Die Ausrichtung der Landschafts- planung lag traditionell stark auf der Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes, Ökologie, Arten- und Biotopschutz. Diese Orientierung unterstützte die Suche nach solchen Theorien, die ein technologisch, instrumentelles Potential enthalten und demnach Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis zusichern (Körner 2001:9). Damit wurde Landschaftsplanung zur Aufgabe von „profes- sionellen Dilettanten“ (Körner 2001:162). Diese Vorgehensweise führt nahezu zwangsläufig zu einer Zerstückelung von Landschaft, da sie nicht mehr als Ganzes, sondern nur noch in ihren einzelnen Aspekten (Boden, Wasser, Klima/ Luft, Pflanzen, Tiere) betrachtet wird. Rossow (1991) bezeichnet es als eine „Teilung in sachliche Zuständigkeiten und Abgrenzungen. Das Problem ist unteilbar. Die Landschaft muss das Gesetzt werden.“ Die vielen verschiedenen Arbeiten und Untersuchungen riefen zudem auch Kritik aus den Reihen der Sozialwissenschaftler auf den Plan, da sie eine zu starke naturwissenschaftliche Orientierung nicht für gut heißen konnten (Marschall 2007:95). Sie plädierten für eine stärkere Berücksichtigung der Interessen der Menschen, die die Landschaft nutzen. Obwohl es schon früh (Kragh 1966:245 in Marschall 2007:95 f.) und dann in den 1980/ 1990er Jahren wiederholt Ansätze gab (z.B. Oppermann et al. 1997, von Haaren et al. 2005, Ipsen et al. 2003), gesamtheitliche Planungen ein- schließlich Möglichkeiten zur aktiven und intensiven Partizipation in Land- schaftsplanung voranzubringen, konnten sie bis heute nicht in die fachliche Praxis der Landschaftsplanung integriert werden. Dabei erwiesen sich bereits Fazit – Inhaltliche Ausrichtungen der Landschaftsplanung 59 in der Geschichte der Landschaftsplanung ihre Planungen immer dann als besonders erfolgreich, wenn es gelang, das Thema Landschaft – oft im Kontext mit Heimat – als Ganzes zu transportieren (Marschall 2007:270). Somit muss es darum gehen, Landschaft als Ganzes wieder mehr Gewicht zu geben (Bruns et al. 2005:329 ff.) und dazu zählt auch die Perspektive der Bewohner zu berücksichtigen. In der Landschaftsplanung der 1970er Jahre deutet sich eine Tendenz an, die bereits „ökologisierte Landespflege“ (Buchwald/ Engelhardt 1968 und 1969 in Körner 2001) im Sinne rational untersetzter Planung weiter zu entwickeln (vgl. Kapitel 3.1.2). Die Ursachen dieser Entwicklung sind zum einen die damals allgemeine Hinwendung räumlicher Planung zu funktionalistischen Vorgehensweisen insgesamt,24 verstärkt zum anderen durch ein geschärftes politisches Bewusstsein um die „Grenzen des Wachstums“. Industrielle Systeme werden als Verursacher für aktuelle Umweltprobleme ausgemacht und mit den an Mitgliedern wachsenden Umweltbewegungen kommen Natur- und Umweltschutz als zunehmend relevante Themen auf die politische Agenda (vgl. Umweltprogramm der Bundesregierung 1971, Bundesnatur- schutzgesetz 1976). Zur Bewahrung „ökologischer Systeme“ vor übermäßiger Belastung entwickelt die Landschaftsplanung auf ausgewählten überwiegend naturwissenschaftlichen Analysezugängen beruhende Methoden (Bierhals et al. 1974). Landschaftsplanung ist bis heute stark ökologisch und naturwissenschaftlich ausgerichtet. Dieses wird zum einen in der deutlichen Fokussierung auf den Biotop- und Artenschutz deutlich. Zum anderen zeigen die zahlreich vorhan- denen Instrumente, Methoden und Techniken zur Bewertung einer Land- schaft, dass es sich bei Landschaftsplanung um eine verwissenschaftlichte und instrumentalisierte Disziplin handelt. Zudem werden Natur und Landschaft 24 Diese Entwicklung steht zeitlich und inhaltlich eng im Zusammenhang mit dem Selbst- verständnis räumlicher Planung. Aus der dem Wiederaufbau verpflichteten Planung der Nachkriegsjahre war ein auf zentrale Steuerung räumlicher und sonstiger Entwicklungen ausgerichtetes Planungsverständnis entstanden. „Systeme“ analysierende Methoden und ‚Räume’ nach vorab entworfenen Leitbildern verändernde ‚Pläne’ erschienen als geeignete Mittel räumliche Entwicklung vorzubereiten. Abgelöst wurde dieses Pla- nungsverständnis in den 1970er und 1980er Jahren durch das Bild vom kooperativen und ermöglichenden Staat. Hiermit veränderte sich ebenfalls das Verhältnis zwischen Planern und Bürgern bzw. der Öffentlichkeit (vgl. Selle 1996). Landschaftsplanung in Deutschland – Stand der Forschung und des Wissens 60 auf möglichst modellierbare Teile reduziert und gemessen. Die Argumentation zu Entwicklung eines Landschaftsausschnittes basiert ebenfalls zu großen Teilen auf diesen messbaren Komponenten von Boden, Wasser, Klima/ Luft, Tieren und Pflanzen. Selbst das Landschaftsbild wird anhand von Skalen, Berechnungsformeln und „operablen Bewertungsverfahren“ zu bewerten versucht, damit der einzelne „Bearbeiter vom Vorwurf der subjektiven Bewertung“ entlastet wird (Demuth/ Fünkner 2001:17 und 21 ff.). Somit wird deutlich, dass sich Landschaftsplanung nicht einer umfassenden Sichtweise auf Landschaft widmet. Insbesondere diejenigen Elemente einer Landschaft, die Identität stiften, woraus sich ein Gefühl von Heimat, Verbundenheit und Zugehörigkeit entwickelt werden kaum bis gar nicht untersucht. Planung selbst lief und läuft Gefahr, sowohl Landschaft als auch sich selbst zu entemotionalisieren (Worster 1979:304). Allgemeine Akzeptanzverluste sind die Folge. In einer auf Modelle und Instrumente fixierten Landschaftsplanung kommen zwar auch Diskussionen über das Verhältnis zwischen Mensch/ Nutzer, Gesellschaft und Natur/ Landschaft zustande, aber nur ein geringer Ausfluss dieser Diskussionen führt zu einem grundsätzlichen Paradigmen- wechsel. Tatsächlich ist die sich wissenschaftlich-rational gebende Land- schaftsplanung keineswegs objektiv. Die ihr zugrunde liegende Wissenschaft – Landschaftsökologie – selbst ist ein soziales Konstrukt, welches seinerseits bestimmte Mensch-Natur-Verhältnisse impliziert und unpassende Auffassun- gen dabei womöglich ausschließt (Corner 1997, Debes et al. 2001). Vor dem Hintergrund einer keineswegs von Ideologie freien Entwicklung der Land- schaftsplanung besonders hervorzuheben sind daher Tendenzen hin zu partizipativer und demokratischer Planung (Luz/ Oppermann 1993; von Haaren et al. 2005). Die argumentative Raumplanung, die einen Paradigmenwechsel hin zu partizipativer Planung vollzogen hat (z. B. Healy 1996, Mönneke 2004), galt allerdings nicht als Vorbild, weshalb die naturschutzfachliche Ausrichtung der Landschaftsplanung bis heute beibehalten wurde. Diese einseitige Fokussie- rung führte letztlich auch zu dem Defizit, dass Öffentlichkeitsbeteiligung in landschaftsplanerischen Projekten vernachlässigt wurde. Eine Bezugnahme auf Landschaft im Sinne der Werthaltung der Bevölkerung gab und gibt es nicht. Fazit – Inhaltliche Ausrichtungen der Landschaftsplanung 61 In landschaftsplanerischen Prozessen ist eine Beteiligung der Menschen zunächst nicht vorgesehen, ihre Möglichkeiten zur Einflussnahme sind daher eingeschränkt. Als Anknüpfungspunkt dient § 11 Abs. 5 BNatSchG i. V. m. den jeweils gültigen Landesvorschriften und der im BauGB beschrieben Bauleitplanung. In diesem formell vorgesehenen Planungsprozess der Bau- leitplanung werden die von Planung Betroffenen erst sehr spät einbezogen. Zudem handelt es sich hier nicht um eine intensive Beteiligung, sondern lediglich um eine Möglichkeit zur Stellungnahme zu den Planungen. Landschaftsplanung, die sich mit der alltäglichen Umwelt der Menschen, die in ihr leben, auseinandersetzt, ist insgesamt auf die Bestandteile von Land- schaft (Boden, Wasser, Klima/ Luft, Pflanzen, Tiere) ausgerichtet, nicht aber auf die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Bewohner. Die lokale Bevölkerung hat bisher nur wenige Möglichkeiten sich aktiv an der Planung, Gestaltung und Entwicklung ihrer Lebensumwelt einzubringen. Methoden empirischer Sozialforschung – Potentiale für die Landschaftsplanung 63 4 Methoden empirischer Sozialforschung – Poten- tiale für die Landschaftsplanung Bisher wurden die Methoden und Instrumente der Landschaftsplanung, die zum Teil gesetzlich vorgeschrieben sind und teilweise als etablierte Methoden darüber hinaus anerkannt sind, vorgestellt. Aufgrund der inhaltlichen und aktuell defizitären Situation der Landschaftsplanung wurde nach einer Mög- lichkeit gesucht, die üblichen Methoden sinnvoll zu ergänzen. In drei studenti- schen Projekten, die in dieser Arbeit als Fallbeispiele durchgeführt werden (vgl. Kapitel 5), gab es jeweils ein reales Planungsproblem, dem die örtlichen Planungsverantwortlichen mit den bewährten und üblichen Methoden der Landschaftsplanung keine zufriedenstellende Lösung beibringen konnten. Dieses war jeweils der Ausgangspunkt der Zusammenarbeit mit den Planern am Ort, da sie nach neuen und zielführenden Lösungsmöglichkeiten suchten und somit Gelegenheiten geboten waren, neben landschaftsplanerischen Methoden auch empirische Methoden der Sozialforschung einzusetzen. Da in dieser Arbeit landschaftsplanerische Methoden um eben solche Metho- den der empirischen Sozialforschung ergänzt werden, wird im Folgenden hierauf näher eingegangen. Zunächst wird eine Einführung in die empirische Sozialforschung gegeben. Darauf folgend wird aufgezeigt, in welchen Diszip- linen der räumlichen Planung bereits Bemühungen erfolgten, sich gegenüber den Sozialwissenschaften zu öffnen. Hierzu wird ein grober chronologischer Abriss geliefert, in welchen raumplanerischen Disziplinen dies wann und mit welcher Intensität verfolgt bzw. umgesetzt wurde. Anschließend werden diejenigen Methoden, die für landschaftsplanerische Aufgaben interessant und von Bedeutung sind, näher vorgestellt. Eine lückenlose und vollständige Methoden empirischer Sozialforschung – Potentiale für die Landschaftsplanung 64 Darstellung aller empirischen Methoden kann hier nicht erfolgen. Daher beschränkt sich die Darstellung auf die Methoden der empirischen Sozialfor- schung, die zur Anwendung kommen. 4.1 Empirische Sozialforschung – Einführung und Überblick Nachdem Wissenschaft über lange Zeit synonym mit Naturwissen- schaft war (Kromrey 2009:5), bildeten sich erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts u. a. auch die Sozialwissenschaften heraus (Garz/ Kraimer 1991:4 f.). Als empirische Wissenschaft ist sie Teil der Wis- senschaften, der auf Erfahrung durch menschliche Sinne beruht. Empirische Sozialforschung stellt sich als systematische Erfassung und Deutung sozialer Erscheinun- gen dar (Atteslander 2008:3). Empirisches Vorgehen ist Ausgehen von Erfahrungstatsachen (Kromrey 2009:27), die mit Hilfe von Be- obachtungen, Experimenten, Befragungen usw. ermittelt werden, um gesicherte Erkenntnisse über die Wirklichkeit zu erhalten (Kromrey 2009:15). Empirische Sozialfor- schung ist „based on evidence through observation or experiment“ (Silverman 2010:433). Sozialwissenschaftliches Forschen hat eine Grundstruktur, die sich aufgrund ihrer Allgemeingültigkeit auch auf andere Disziplinen übertra- Abbildung 4.1: Darstellung der Arbeitsschritte im Gesamtforschungsprozess (Übersicht verändert nach Flick 2000:64). Empirische Sozialforschung – Einführung und Überblick 65 gen ließe. Ausgangspunkt ist eine Gesamtfragestellung, die es zu beantworten gilt. Folgende Schritte dienen zur Konkretisierung weiterer Detailfragen und zur Entwicklung eines methodischen Konzepts. Mit den dann ausgewählten Methoden werden Daten erhoben, analysiert und in einem Forschungsergebnis zusammengefasst. In mehreren Zwischenschritten werden die Fragestellung und später auch die Analyse überprüft und ggf. korrigiert (vgl. Abbildung 4.1). Ähnlich wie in den Naturwissenschaften existiert auch in den Sozialwissen- schaften eine größere Zahl von Techniken zur Erhebung und Auswertung von Daten. In ihrer Gesamtheit bilden sie das Inventar des Werkzeugkastens der empirischen Sozialforschung. Der Arbeitsort, wo die Werkzeuge zum Einsatz kommen, ist das soziale Feld (Diekmann 2010:18). Die Anzahl spezieller Methoden der qualitativen Forschung ist fast so groß wie die Zahl der ver- schiedenen Voraussetzungen der Forschung und der Zahl der verschiedenen Ziele, die verfolgt werden. Jede Methode basiert faktisch auf dem spezifischen Verständnis ihres Gegenstandes (Flick 2009:9). Dabei sollte das vorhandene Problem die Auswahl der Methode bestimmen und nicht die Methode das Problem (Dieckmann 2010:19 f., Silverman 2010:14). Die Anwendung sozialwissenschaftlicher Methoden in anderen Disziplinen ist eine häufig verwendete Strategie, um auch dort bestimmte (z.T. komplexe) Fragen und Hypothesen beantworten zu können (Dieckmann 2010:20 f.). Dabei wurden in der Soziologie die meisten Methoden entwickelt. Das Themenspektrum reicht von der Religionssoziologie bis hin zur Soziologie von Entwicklungsländern. Politikwissenschaften, Ökonomie, Betriebswirt- schaftslehre, Psychologie und Sozialpsychologie, Erziehungswissenschaften, Humanmedizin, Geschichtswissenschaften und Rechtswissenschaften wenden ebenfalls Methoden der empirischen Sozialforschung an. Auch humanwissen- schaftliche Fachrichtungen bedienen sich verschiedener Methoden der Sozialforschung. So nutzt etwa die Geographie solche Methoden für sozial- räumliche Untersuchungen, für Untersuchungen von Regionen- und Stadtent- wicklung, von Wanderungsbewegungen und anderen mehr (Dieckmann 2010:20 f.). Von hier aus ist es nur ein kurzer Schritt zur Raum- und Stadtpla- nung sowie zur Landschaftsplanung. In der Raum- und Stadtplanung kann die Anwendung sozialwissenschaftlicher Methoden als etabliert angesehen werden. Methoden empirischer Sozialforschung – Potentiale für die Landschaftsplanung 66 Sozialwissenschaftliche Forschung legt ihren Fokus auf die Produktion und Vermehrung von möglichst allgemeingültigem Wissen, auf die verallgemeinerbare Beschreibung oder Diagnose und Erklärung sozialer Sachverhalte und Zusammenhänge. Die zu formulierenden Fragen grenzen den als wichtig erachteten Ausschnitt des Untersuchungsfeldes ein. For- schungsfragen müssen dabei so gewählt werden, dass sie mit den zur Verfü- gung stehenden Mitteln beantwortet werden können. Außerdem hängt von der Qualität der Fragenstellung auch das Niveau der Ergebnisse und der abgeleite- ten Verallgemeinerung ab (Flick 2009:65). Bei der Durchführung und insbe- sondere bei der späteren Auswertung qualitativer Untersuchungen sollen möglichst allgemeine Aussagen getroffen werden. Um dieses zu erreichen, nimmt der Untersucher möglichst keinen Einfluss auf die Studie und bezieht eine neutrale Position (Flick 2009:11 f.). 4.2 Methoden empirischer Sozialforschung in der räumlichen Planung 4.2.1 Erfahrungen räumlicher Planung mit Sozialwissenschaften In Bezug auf die Stadtplanung stellt der Stadtsoziologe Hans Paul Bahrdt Anfang der 1960er Jahre fest, dass die Zusammenarbeit zwischen Planungs- fachleuten und Soziologen zwar immer wieder gefordert, aber „in Deutsch- land nur selten der Versuch gemacht [würde], über gelegentliche Konsultationen hinaus zu einer kontinuierlichen Zusammenarbeit zu kom- men“. Mit diesem – für die Landschaftsplanung im engeren Sinne zum Teil wohl noch heute gültigen – Satz leitet Bahrdt die Forschungsarbeit „Sozial- wissenschaftliche Aspekte der Grünplanung in der Großstadt“ ein, in der Methoden empirischer Sozialforschung zur Beantwortung „stadtplanerischer Grünfragen“ angewendet werden (Gleichmann 1963). Im Umfeld der Stadt- planung leiteten dann weitere Forschungen wie etwa das Projekt „Überprü- fung und Instrumentalisierung soziologischer und sozialpsychologischer Ansätze für die Stadtentwicklungsplanung“ eine Reihe human- und insbeson- dere gesellschaftswissenschaftlicher Untersuchungen und Publikationen ein (Becker/ Keim 1972), und etwa ab dem Ende der 1990er Jahre kann die Nutzung von Methoden und Techniken empirischer Sozialforschung in der Methoden empirischer Sozialforschung in der räumlichen Planung 67 Stadtplanung als etabliert gelten. Heute sind sie selbstverständlicher Bestand- teil stadtplanerischen Methodenrepertoires. Beiträge zur freiraumplanerischen Nutzbarmachung von Methoden empiri- scher Sozialforschung finden sich seit den 1970er Jahren. Systematisch aufbereitet sind sie ab Anfang der 1980er Jahre publiziert worden, beginnend etwa mit den Bänden 1 bis 5 der Reihe „Arbeiten zur sozialwissenschaftlich orientierten Freiraumplanung“ (Seyfang 1980, Gröning 1984, Spitthöver 1982, Buchholz et al. 1984, Milchert 1984). In dieser Schriftenreihe und nachfolgend in mehreren Monographien und Fachzeitschriften erschienen seitdem laufend Beiträge, in denen bis heute über sozialwissenschaftlich orientierte Freiraumplanung berichtet wird (vgl. Sammelband von Harth/ Scheller 2010). Ähnlich wie in der Stadtplanung können Methoden und Techniken empiri- scher Sozialforschung mittlerweile auch in der Freiraumplanung als fest etabliert angesehen werden. Über die praktische Anwendung hinaus berei- chern die Sozialwissenschaften hier auch Diskussionen zur Theoriebildung (u.a. Tessin 2004). Hierbei geht es nicht zuletzt um planungsethische Prinzi- pien, wie zum Beispiel die Teilhabe der Öffentlichkeit (oder Teile davon) an räumlichen Planungen und an Entscheidungsvorbereitungen. Etwa zeitgleich zur wissenschaftlichen Fundierung der Freiraumplanung verfestigt sich in der Landschaftsplanung der 1970er Jahre eine Tendenz zu rational untersetzter Planung (Buchwald/ Engelhardt 1968 und 1969 in Körner 2001, vgl. Kapitel 3.1.2). Angestrebte funktionalistische Vorgehensweisen insgesamt und ein geschärftes politisches Bewusstsein für Wachstumsgrenzen, das Ausmachen industrieller Systeme als Verursacher für aktuelle Umwelt- probleme und die an Mitgliedern wachsenden Umweltbewegungen, unterstüt- zen diese Entwicklung (vgl. Umweltprogramm der Bundesregierung 1971; Bundesnaturschutzgesetz 1976). Zur Bewahrung „ökologischer Systeme“ berief sich Landschaftsplanung auf ausgewählte, überwiegend naturwissen- schaftlichen Analysezugängen und deren Methoden (Bierhals et al. 1974). Bedeutsam ist in diesem Zusammenhang, dass Entwicklungen sozialwissen- schaftlich orientierter räumlicher Planung insgesamt zeitlich und inhaltlich mit Methoden empirischer Sozialforschung – Potentiale für die Landschaftsplanung 68 Entwicklungen der Bürgerbeteiligung zusammen fallen, zu der zunächst die Politik25 und bald auch Gesetze26 förmlich verpflichteten. Die erste Hälfte der 1970er Jahre markiert mit dem Einbeziehen der Betroffenen eine im planungs- theoretischen Rückblick als Paradigmenwechsel in der räumlichen Planung bezeichnete Hinwendung zu dialogischer Planung, heute auch als „Communicative Turn“ bekannt (Healy 1996). Methoden empirischer Sozial- forschung sind somit nicht auf die Erfassung von Informationen und Wün- schen der Bürger beschränkt; sie können Partizipative Planung auch im Prozess unterstützen und/oder begleiten, etwa durch gezielte Akteursanalysen im Vorfeld von Bürgerforen oder durch Befragungen zur Vorbereitung von Zukunftswerkstätten (für Landschaftsplanung zusammenfassend: Mönecke 2004). Dem liegt die Überzeugung des Vorrangs demokratischer Planungskul- tur vor technokratischem Handeln zugrunde. 4.2.2 Freiraumplanung als Bestandteil räumlicher Planung Als eigenständiger Teil der Landschaftsarchitektur leistet Freiraumplanung vor allem Beiträge zu Städtebau und Stadtplanung. Während in der Land- schaftsplanung natürliche Landschaftsfaktoren lange unbestritten als Betrach- tungs- und Handlungsgegenstand angesehen wurden (was durch die Landschaftsökologie als umfassende Grundlagenwissenschaft erfüllt wurde; vgl. z. B. Runge 1998:146), reichte dieses rein naturwissenschaftlich orientier- te Erklärungsmuster für eine realistische Planung in Stadtlandschaften schon früh nicht mehr aus. Etwa Mitte der 1950er Jahre kam es insbesondere in Stadt- und Freiraumplanung zu einer verstärkten Anwendung sozialwissen- schaftlicher Methoden (Runge 1998:146). Neben der Ökologiebewegung in der Landschaftsplanung entwickelte sich die sozialwissenschaftliche Frei- raumplanung (Körner 2001:8) als eigenständiger Strang landschaftsbezogener Planungen. Die Anfänge sozialwissenschaftlicher Freiraumplanung lassen sich zunächst als Versuch ansehen, erkannte Defizite vorherrschender Modelle rationalen Planens auszugleichen. Die Theorie der Freiraumplanung verstand sich von 25 Regierungserklärung 1969: „Wir wollen mehr Demokratie wagen“ (Willy Brandt). 26 Städtebauförderungsgesetz, Bundesbaugesetz, Baugesetzbuch; später auch Gesetze zur Umweltprüfung; nicht aber die Naturschutzgesetze. Methoden empirischer Sozialforschung in der räumlichen Planung 69 Anfang an als demokratisch, und es wurde ein ideologiekritischer und bedürf- nisorientierter Ansatz vertreten, der als problemnähere und stärker reflektie- rende Alternative zur parallel sich weiter entwickelnden Landschaftsplanung galt. Der Fokus wurde auf städtischen Lebensraum gerichtet, da hier das größte Defizit an Versorgung mit Freiraum bestand (Körner 2001:240, 242). Anfang der 1970er Jahre begannen Freiraumplanung und Landschaftsplanung sich inhaltlich deutlich zu distanzieren (Körner 2001:211), da sich Land- schaftsplanung nach Auffassung der Freiraumplanung zu einseitig auf das Naturobjekt fokussierte und die gesellschaftlichen Zwecke in Form konkreter sozialer Bedürfnisse vernachlässigte (Körner 2001:242). Erstmals wird eine mögliche Spaltung der sozialwissenschaftlichen Freiraumplanung von der Landschaftsplanung Anfang der 1970er Jahre von Bierhals in Erwägung gezogen (Bierhals 1972:283). Anfang der 1990er Jahre hatten sich die ökolo- gische Planung und die Erholungsplanung schließlich soweit zu eigenständi- gen Planungen entwickelt, dass die Spaltung teilweise vollzogen wurde (Marschall 2007, Runge 1998). Die Gründe lagen zum einen in den divergie- renden Schwerpunkten der jeweiligen Planungsaktivitäten und der unter- schiedlichen Interpretation von Natur und zum anderen daran, dass Landschaftsplanung gestalterische Fragen als irrational ansah (Körner 2001:212). Die sozialwissenschaftliche Freiraumplanung sieht vor, dass die Betroffenen ihre Freiräume selbst anlegen, um sich darin besser wieder finden zu können und sie zu ihrer Lebenswelt zugehörig empfinden, so dass Heimatlichkeit sich dann von allein ergibt, indes soll der Planer als Fachmann nur beratende Funktionen einnehmen (Körner 2001:290). Der funktionale Ansatz in der Landschaftsplanung und die gestiegene Luftbe- lastung einschließlich der Verabschiedung des Bundesbaugesetzes mit seinen Planungsverpflichtungen für Städte und Gemeinden führte ab Anfang der 1960er Jahre zu einem deutlichen Entwicklungsschub der Erholungsplanung (Körner 2001:122). Die Erholungsplanung ist ein zeitlich begrenzter Sonder- strang der Landschaftsplanung, der allerdings nicht identisch mit Land- schaftsplanung im engeren Sinne ist. Die Erholungsplanung verfolgt spezielle Aufgaben, die in der Zeit des Baubooms als essentiell angesehen wurden. Es ging im Wesentlichen um die Freiraum- und Erholungsbedarfe derjenigen Menschen, die in dicht besiedelten Städten lebten. Die Planung von Erho- lungslandschaften war lange Zeit kein Schwerpunkt, bis die Auswirkungen Methoden empirischer Sozialforschung – Potentiale für die Landschaftsplanung 70 der Industrialisierung und der damit einhergehenden Luftverunreinigung sowie Verstädterung einen neuen Fokus in der Planung und Gestaltung von Landschaft auslösten. Zu Beginn war die Bedeutung nur gering, während sie Ende der 1960er Jahre rasant zunahm und bereits Mitte der 1970er Jahre wieder drastisch zurück ging (Runge 1998:137 ff.). Die ursprüngliche Aufgabe der Landschaftsplanung war die Erholungspla- nung, so jedenfalls beschreiben es Hirsch und Wenzel (1978:184 in Runge 1998:137). Die Erholungsplanung zur Schaffung von Räumen, die der Erholung dienten, hatte Ende der 1960er Jahre enorme Bedeutung. Dieses führte zu entsprechenden methodischen Entwicklungen und zur wachsenden Bedeutung des Naturparkkonzepts (Runge 1998:139). Anfangs standen Naturschutz und Erholung noch in engem Zusammenhang zueinander, der sich jedoch schnell auflöste (Runge 1998:141). Buchwald forderte bezogen auf „Erholungslandschaft“ möglichst naturnahe Landschaften, denn der Drang der Menschen nach diesen wachse mit der Entfernung des modernen Lebens von der Natur (Buchwald 1963:34). Ange- strebt wurden Räume in siedlungsfreien Bereichen, aber auch in städtischen Grünbereichen, die für die Arbeiter Möglichkeiten zur Erholung boten und den Menschen einen möglichst einfachen Zugang zur Natur ermöglichten. Es ging darum, die Menschen wieder an die Natur heranzuführen und ihnen Rückzugsräume vom Alltag anzubieten. Ein Resultat der Erholungsplanung waren die vielerorts entstandenen Naturparke, die in relativ geringer Entfer- nung zu den Wohnstätten der Bevölkerung lagen und grundsätzlich gut zu erreichen waren (Runge 1998:137 ff.). In der Erholungsplanung wurde das Einbeziehen sozialwissenschaftlicher Fakten notwendig, da gesellschaftliche Faktoren die Ansprüche der Bevölke- rung an Erholung maßgeblich mitbestimmen. Somit wurden Ende der 1960er Jahre diverse Planungsinstrumente entwickelt, die weitgehend auf den Grundlagen der Sozialwissenschaften aufbauten (Runge 1998:147). Die Erholungsvorsorge bzw. -planung wurde darüber hinaus gesetzlich im Rau- mordnungsgesetz des Bundes verankert, womit sie einen höheren Stellenwert erlangte als der Naturschutz, der seine traditionelle Vorrangstellung einbüßte (Runge 1998:153 f.) Demnach wurden hier sozialwissenschaftliche Methoden zielorientiert eingesetzt, jedoch konnten sie sich langfristig nicht durchsetzen, Methoden empirischer Sozialforschung in der Landschaftsplanung 71 da die Erholungsplanung ab Ende der 1970er Jahre eine nur noch untergeord- nete Rolle spielte. 4.3 Methoden empirischer Sozialforschung in der Land- schaftsplanung Wie bereits zuvor beschrieben (vgl. Kapitel 4.3), gibt es zahlreiche Methoden und Techniken der Sozialwissenschaften, z.B. Beschreibungen, Beobachtun- gen, Befragungen (vgl. u.a. Hellbrück/ Fischer 1999). Die Auswahl der Methoden, die zur Anwendung kommen, richtet sich immer nach der Aufga- ben- und Zielstellung mit der zugehörigen Fragestellung. Für die vorliegende Arbeit kam eine beschränkte Auswahl geeigneter Methoden zur Anwendung, die in den bearbeiteten Projekten (vgl. Kapitel 5) getestet wurden. Bei der Methodenwahl wurde Hilfe von Fachleuten in Anspruch genommen, die auf einschlägigen Gebieten über viel Methodenerfahrung verfügen. Alle ausge- wählten Methoden in der vorliegenden Arbeit sind schwerpunktmäßig qualita- tive Verfahren, so dass die Perspektive der jeweiligen Akteure näher betrachtet werden konnte (Kelle 1994:54). Die Fragestellung der vorliegenden Arbeit: ist der Einsatz sozialwissenschaft- licher Methoden sinnvoll, um die öffentliche Wahrnehmung in der Land- schaftsplanung besser berücksichtigen zu können, und auch, um zukunftsorientiert zu planen? Hierzu werden drei Fallstudien durchgeführt, die Aufschluss über die Effektivität und die Anwendbarkeit von empirischen Methoden der Sozialforschung in der Landschaftsplanung geben. In Nachgang an die Projektarbeit werden weitere Personen zu den Ergebnissen befragt. Von ihnen wird eine Einschätzung sowohl der Ergebnisse als auch der angewand- ten Methoden erwünscht. Mit Hilfe von empirischen Methoden und Techniken der Sozialforschung soll die Wahrnehmung von Landschaft durch Ortsansässige exemplarisch ermittelt werden, um diese Frage beantworten zu können. Dazu musste aus den zahl- reich vorhandenen sozialwissenschaftlichen Methoden eine Auswahl getroffen werden, die zur Beantwortung der Frage geeignet und dienlich waren. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die Anwendung von drei Methoden. Dieses sind postalische Befragungen (kurz: Befragungen) und persönliche Methoden empirischer Sozialforschung – Potentiale für die Landschaftsplanung 72 Einzelinterviews (kurz: Interviews) sowie geführte Spaziergänge (kurz: Spaziergänge). 4.3.1 Methoden empirischer Sozialforschung Die wesentlichen Ansprüche an empirische Forschungen bestehen in der Objektivität, der Reliabilität und der Validität (Diekmann 2010:437, 514 ff.). Der Forscher muss möglichst objektiv sein und darf sich nicht von persönli- chen Erfahrungen beeinflussen lassen. Aber nicht nur der Forscher muss objektiv sein, sondern genauso gilt dieses Kriterium für die angewandte Methode im Forschungsprozess. Forscher und eingesetzte Methode müssen zudem zuverlässig und stabil sein, um nachvollziehbare und wiederholbare Ergebnisse zu erhalten. Das dritte Kriterium der Validität bezieht sich auf die Bedeutung des Gemessenen bezogen auf die zu prüfende Erscheinung. Sie überprüft, ob die gewählte Methode tatsächlich das überprüfen kann, was sie prüfen soll. Allgemein beinhalten die Methoden der empirischen Sozialforschung einen sehr komplexen Ablauf, bei dem die einzelnen Schritte mehr oder weniger vorgegeben sind. Unterschieden werden kann in erster Linie nach quantitati- ven und qualitativen Methoden. Dabei stellen im ersten Fall statistische Methoden und erhobene, zählbare Daten den Hauptbestandteil der Arbeits- grundlagen. Diese werden z.B. durch standardisierte Befragungen, Beobach- tungen oder Experimente ermittelt und anschließend ausgewertet (Atteslander 2003, Hellbrück/ Fischer 1999 ff.). Im zweiten Fall, den qualitativen Methoden, liefern nicht standardisierte Daten das Auswertungsmaterial. Solche Daten werden häufig durch offene Interviews gewonnen, die eher einem Gespräch gleichen. Die Auswertung erfolgt durch Analysen, indem nach bestimmten Begriffen oder Kernaussagen gesucht wird (Atteslander 2003, Kromrey 2009). Hierbei geht es weniger um eine detaillierte Untersuchung sozialer Vorgänge, sondern vielmehr um das Beschreiben und Verstehen von Verhaltensmustern und sozialen Strukturen im historischen und gesellschaftlichen Kontext (Hellbrück/ Fischer 1999:90 ff.). Zu den qualitativen Verfahren zählen in der Regel alle nicht- numerischen Methoden wie z.B. Interviewforschung, Inhalts- oder Bedeu- tungsanalysen (Hellbrück/ Fischer 1999:90 ff.). Methoden empirischer Sozialforschung in der Landschaftsplanung 73 Beobachtungs-, Befragungsmethoden, Experimente, Interviewforschung und Inhalts- oder Bedeutungsanalysen können alle im Rahmen qualitativer und quantitativer Forschungsansätze zur Anwendung kommen. Zudem gibt es für jede dieser Methoden verschiedene Formen und Strategien (Atteslander 2003). Eine Auswahl an Techniken aus dem Bereich der Befragungen, die sich für landschaftsplanerische Belange eigenen, werden im Folgenden vorgestellt. 4.3.2 Verschiedene Befragungstechniken Befragungen sind, unabhängig davon welche konkrete Form sie annehmen (persönliches Gespräch, schriftlich, telefonisch, webbasiert usw.), die wich- tigste und am häufigsten verwendete Gruppe von Methoden der empirischen Sozialforschung. Zudem sind sie auch am besten entwickelt (Kromrey 2009:336 ff). Nach der Art der Kommunikation können drei Befragungstypen unterschieden werden (Diekmann 2010:437)  das persönliche Interview, Face-to-face-Interview  das telefonische Interview und  die schriftliche Befragung, Questionnaire, mit denen jeweils unterschiedliche Intensitäten der Befragung und Personen- anzahlen erfasst werden können. Insgesamt gibt es je nach Standardisierung der Befragung unterschiedliche Formen, die sich in mündliche und schriftliche Vorgehensweisen trennen lassen (vgl. Abbildung 4.2). Diekmann (2010:434 ff.) bezeichnet „Befragung“ sogar als Königsweg der Sozialfor- schung. Die verschiedenen Befragungsformen lassen sich hinsichtlich ihrer Struktu- riertheit in vollstandardisiert, teilstandardisiert und nicht standardisiert gliedern (vgl. Abbildung 4.2). Je standardisierter eine Befragung sein soll, desto geschlossener sind die zugehörigen Fragen zu formulieren. Geschlosse- ne Fragen bedeuten dabei feste Antwortkategorien (Beantwortung z.B. Benennen einer auszuwählenden Kategorie), während offene Fragen keine Antwortmöglichkeiten vorgeben. Teilstandardisierungen erlauben zusätzliche Informationsabfragen, so dass geschlossen Fragen um eine offene Antwort- möglichkeit ergänzt werden können. Hier handelt es sich um ein „Fragebo- gengerüst“ (Kromrey 2009: 366). Die Frage nach der Standardisierung ist als Methoden empirischer Sozialforschung – Potentiale für die Landschaftsplanung 74 erstes zu stellen, bevor darauf aufbauend eine mündliche oder schriftliche Befragung konzipiert wird. Welche Form die Befragung oder das Interview schließlich im Detail an- nimmt, ist unter anderem von den zu befragenden Personen, von der Intensität der Befragung und von der Forschungsfrage abhängig. Abbildung 4.2: Verschiedene Formen der Befragung, die sich je nach Befragungssituation in vollstandardisiert, teilstandardisiert und nicht standardisiert trennen lassen (Quelle: nach Kromrey 2009:364). Dennoch stellt jede Befragung eine formalisierte Vorgehensweise dar, mit der Informationen über sozialwissenschaftlich interessierende Sachverhalte erhoben werden sollen (Kromrey 2009:338). Dabei erscheint es sehr leicht, Fragen zu stellen, um Informationen zu erlangen. Allerdings ist die Übermitt- lung von Informationen durch Sprache nicht unproblematisch, da es unter- schiedliche Sprachen in verschiedenen Kulturkreisen und je nach Bildungsgrad und Berufsstand gibt (Kromrey 2009:336 ff). So können ein Methoden empirischer Sozialforschung in der Landschaftsplanung 75 unterschiedliches Verständnis oder eine abweichende Deutung von Intervie- wer und Befragtem bzw. befragter Gruppen vorhanden sein. Die Sprache kann hier zu Verständnisproblemen führen, die sich dann womöglich in der Ant- wort widerspiegeln oder ggf. sogar unerkannt bleiben. Die Daten, die durch Befragungen gesammelt werden, sind speziell für den Zweck der Forschung produzierte Daten und keine Aufzeichnungen über normale soziale Prozesse (Kromrey 2009:338). Es ist keine realistische Darstellung des Alltäglichen, denn in der Regel stehen sich fremde Personen gegenüber, bei der die eine Person die Position des Fragenden und die andere Person in die Rolle des Antwortenden bestellt werden. Zudem lassen sich mit den verschiedenen Methoden viele Daten erfassen, allerdings liefert nicht jedes Verfahren zu den unterschiedlichen Forschungsfragen gleich gute Ergebnisse (Flick 2000:177), so dass das jeweils geeignete Verfahren zu- nächst ermittelt werden muss. Hierzu ist aber auch erforderlich, dass die Forschungsfrage möglichst präzise formuliert wird. Fragebögen Unter Befragungstechniken werden im Zusammenhang dieser Arbeit solche Techniken verstanden, die sich unter der Kategorie schriftlicher Befragungen zusammenfassen lassen. Hier sind insbesondere die Durchführungen gemeint, die sich mit dem Zusenden von Fragebögen an die zu befragenden Personen oder Personengruppen befassen. Einer der Vorteile eines zugesendeten Fragebogens liegt in der Tatsache, dass die Befragten sich intensiv mit den Fragen auseinandersetzen können und nicht aufgefordert sind, unmittelbar zu antworten, so wie es in einem persönli- chen Gespräch der Fall wäre. Zudem kann der Fragende – auch nicht unbe- wusst –auf den Verlauf der Befragung Einfluss nehmen. Weiterhin können mit diesen Methoden recht große Personenzahlen erfasst und befragt werden. Allerdings hat das Verfahren jedoch Grenzen. So unter anderem bei Ver- ständnisproblemen, die der Interviewer nicht aufklären kann, bei Wissensfra- gen, bei denen vom Interviewer unerkannt Dritte oder Lexika hinzugezogen werden können, bei offenen Fragen, zu denen gewisse Artikulationsfähigkei- ten erforderlich sind, oder auch bei den Rücksendequoten, auf die nur be- grenzt Einfluss genommen werden kann (Diekmann 2010:514 ff., Kelle 1994:43). Nichts desto trotz sind Fragebögen in der Sozialforschung state of Methoden empirischer Sozialforschung – Potentiale für die Landschaftsplanung 76 the art (Diekmann 2010:520) und sollen nun auch in der Landschaftsplanung gewinn- und erkenntnisbringend eingesetzt werden. In der Formulierung der Fragen ist es wichtig, keine fachspezifischen Begriffe zu benutzen, sondern man soll solche Wörter verwenden, die nach Möglich- keit von allen zu befragenden Personen verstanden werden – und zwar am besten in gleicher Weise verstanden werden (Kromrey 2009:348 ff.). Das bedeutet, dass die Fragen so einfach und eindeutig wie möglich formuliert werden müssen, um so vergleichbare Antworten zu erhalten, die schließlich in die Analyse einbezogen werden können. Der Befragte darf mit der jeweiligen Fragenstellung auch nicht überfordert werden, also darf er nicht nach Sach- verhalten befragt werden, von denen er keine Kenntnisse hat. Schließlich sind die Fragen neutral zu formulieren, so dass kein spezielle Antwortrichtung vorgegeben wird. Damit wird vermieden, dass die Antworten des Befragten die Auffassung des Interviewers widerspiegeln statt seiner eigenen Meinung (Diekmann 2010:479 ff., Kromrey 2009:348 ff.). Die Fragen werden dabei nicht zufällig zusammengestellt, sondern thematisch geordnet. Jede thematische Gruppe sollte mit möglichst einfachen Fragen beginnen, so dass der Befragte nicht verunsichert oder gar abgeschreckt wird. Bei der schriftlichen Befragung werden die vorbereiteten Fragebögen an die zu Befragenden per Post zugesendet oder persönlich übergeben. Bei der postalischen Zusendung erhofft man sich eine möglichst hohe Rücksendequo- te, die für gewöhnlich bei einer persönlichen Übergabe höher ist, da der Fragende entweder in Sichtweite bleibt oder aber das Papier nach festgelegter Zeit wieder abholt (Kromrey 2009:363 f., Diekmann 2010:514 ff.). Immer wichtiger und häufiger eingesetzt werden auch internetbasierte Befragungen. Durch Bekanntmachen der jeweiligen Befragung durch Zusenden entspre- chender Informationen erhofft man sich eine möglichst große Teilnahmereso- nanz, auch wenn hier nur bestimmte Teile der Gesellschaft berücksichtigt werden können. Persönliche Gespräche Bei den Interviewtechniken, die hier Beachtung finden, handelt es sich insbesondere um Einzelinterviews, die mit verschiedensten Personen anhand eines vorbereiteten Leitfadens mit teilweise offenen und teils geschlossenen Fragen (teilstandardisiert) durchgeführt werden. Methoden empirischer Sozialforschung in der Landschaftsplanung 77 Im Unterschied zu der schriftlichen Befragung (vgl. Kapitel 4.3.2) kommt es hier zu einem direkten und persönlichen Kontakt zwischen dem Fragenden und dem Befragten. Dabei werden dem Befragten Fragen gestellt, auf die er möglichst unmittelbar einer ihm fremden Person Auskunft geben oder seine Meinung äußern soll. Das Interview ist ein Interaktionsprozess, der ausge- sprochen unnatürlich, einseitig und künstlich ist (Kromrey 2009:338, Diek- mann 2010:439). Es ist ein ausgesprochen reaktive Erhebungsmethode (Diekmann 2010:434). Bei der Kategorie der persönlichen Interviews gibt es weitere Unterscheidungen nach der Standardisierung und der Strukturierung: das Leitfaden-Interview, das fokussierte Interview oder das narrative Inter- view. Sie alle werden zu den qualitativen Methoden der Befragung gezählt (Diekmann 2010:437 ff.). Der Befragte wird sich bemühen, jeweils für ihn angemessen auf die künstli- che Situation zu reagieren, mit der er konfrontiert wird. Ist er unsicher, so wird er vielleicht versuchen, so zu antworten, wie er meint, dass dies vom Interviewer oder von seiner sozialen Umwelt erwartet wird. […] Fühlt er sich überfordert, wird er vielleicht raten, um nicht vor dem fremden Interviewer als jemand da zu stehen, der nichts weiß (Kromrey 2009:338). Eine Vorausset- zung für ein erfolgreiches persönliches Gespräch ist daher das Vorhandensein von Respekt des Interviewers gegenüber dem Befragten. Auf der anderen Seite ist die Kooperationsbereitschaft des Befragten eine Grundvoraussetzung für das Gelingen eines Interviews. Sind diese beiden Faktoren nicht erfüllt, so können keine auswertbaren Daten erfasst werden (Diekmann 2010:440). Außerdem können Fachausdrücke und Verständnisprobleme den Verlauf eines Interviews nachteilig beeinflussen. Hier gilt, genauso wie für die Formulierung der Fragen eines Fragebogens, dass sie verständlich und einfach gehalten sind, um den Interviewten nicht zu verschrecken oder zu überfordern. Die bei persönlichen Befragungen erhobenen Daten sind im Einzelfall nicht immer abschätzbar. Dieses liegt vor allem daran, dass die Kenntnisse des Befragten, die erfragt werden, immer ungenauer werden, je komplizierter der Sachverhalt für den Befragten ist, je geringer seine persönlichen Erfahrungen oder Interessen sind und je weiter die erfragten Geschehnisse in der Vergan- genheit liegen (Kromrey 2009:336 ff). Ein Interesse am Thema, die Bereit- schaft zur Unterstützung und die Anerkennung, dass die eigene Meinung als wichtig erachtet wird, motivieren einen zu Befragenden, unentgeltlich an Methoden empirischer Sozialforschung – Potentiale für die Landschaftsplanung 78 einem Gespräch teilzunehmen (Diekmann 2010:441). Diekmann führt weiter aus, dass bei unangenehmen oder heiklen Fragen regelmäßig mit eher verzerr- ten Antworten zu rechnen ist. Hier wird einmal mehr deutlich, dass ein Interview ein Prozess der Interaktion ist, der nicht natürlich ist, sondern der künstlich erstellt wird, und dass man nicht ausschließlich wahrheitsgemäße Antworten erhält. Bei der Erarbeitung eines Interviewleitfadens und einmaliger Verwendung der persönlichen Interviews ist es besonders wichtig, dass die vielfältigen mögli- chen Fragen und ebenfalls das betrachtete Untersuchungsfeld eine Reduktion erfahren, denn unerwünschte Konsequenzen lassen sich später nicht mehr korrigieren (Flick 2009:65). Dieses bedeutet, dass im Vorfeld der durchzufüh- renden Gespräche genau überlegt werden muss, welche Kernfragen später mit den erhobenen Daten beantwortet werden können sollen. Entsprechend müssen die Gespräche gut vorbereitet und Eventualitäten, z.B. Unkenntnis des Befragten zu einem Thema, dabei berücksichtigt werden. Die vorstehende Tabelle (vgl. Tabelle 4.1) gibt einen Überblick, welche Faktoren für die Erstellung eines Interviewleitfadens wichtig sind. Die Fragestellung und die Ziele bilden dabei einen Rahmen, in dem die Gespräche stattfinden und später analysiert werden sollen. Anhand der zu beantwortenden Kernfragen wird der Interviewtyp ausgewählt und auch die Auswahl der zu Befragenden richtet sich in gewisser Weise nach den Kernfragen. Tabelle 4.1: Was ist ein gutes Interview? – Checkliste für einen Interviewleitfaden mit verschiedenen Faktoren, welche die Qualität eines Interviews beeinflussen können (Tabelle verändert nach Flick 2000:149). Faktor Anmerkungen und Beleuchtungen Fragestellung Können der Interviewtyp und seine Anwendung die wesentli- chen Aspekte der Fragestellung erfassen? Interviewtyp Muss entsprechend der methodischen Vorgaben und Zielsetzun- gen angewendet werden: kein Springen zwischen Interviewty- pen („Stimulussalat“), außer wenn es in der Fragestellung und/oder theoretisch begründet ist. Interviewer Kann der Interviewer den Interviewtyp anwenden? Welche Rolle spielen seine eigenen Ängste und Unsicherheiten in der Situation? Methoden empirischer Sozialforschung in der Landschaftsplanung 79 Faktor Anmerkungen und Beleuchtungen Befragter: Ist der Interviewtyp für die Zielgruppe der Anwendung geeig- net? Wie können Ängste, Unsicherheiten und Erwartungen von (potentiellen) Interviewpartnern berücksichtigt werden? Spielraum für den Befragten Kann der Befragte seine Sichtweise im Rahmen der Fragen präsentieren? Kann er seine Sichtweise auch gegen den Rahmen der Fragen durchsetzen? Interaktions- verlauf Hat der Interviewer den Interviewtyp realisiert? Hat er den Befragten genügend Spielraum gelassen? Ist er mit seiner Rolle klargekommen? (Warum nicht?) War für den Befragten seine Rolle, die des Interviewers und die Situation klar definiert? Konnte der Befragte seiner Rolle entsprechen? (Warum nicht?) Auswertungsziel Umgrenzte und eindeutige Antworten oder komplexe, viel- schichtige Muster, Kontexte etc.? Anspruch auf Verallgemeiner- ung Auf welcher Ebene sollen Aussagen gemacht werden? Über den Einzelfall (z.B. das befragte Subjekt und seine Biographie, eine Institution und ihre Wirkungsweise etc.)? Stärker als in einem schriftlichen und auszufüllenden Fragebogen ist die Interaktion zwischen Personen, die sich gegenüber stehen und ein Gespräch führen. Der Fragende sendet mit seinen Fragen jeweils auch Botschaften aus. Er codiert eine Mitteilung mit Buchstaben oder auch Bildern. Der Empfänger entschlüsselt diese Botschaft, die nur dann verstanden wird, wenn er den Code deuten kann. Sodann kann der Empfänger auch auf die gesendete Mitteilung reagieren. Seine Antwort ist ebenfalls eine codierte Mitteilung, die abermals zu entschlüsseln ist. Beide Personen senden diese Botschaften mehr oder weniger bewusst, was den Verlauf eines Interviews beeinflussen kann (Schulz von Thun 2010). Am Ende steht der Kreislauf aus Fragen und Antworten, die die Bedeutung des Gesprächs verdeutlichen (vgl. Abbildung 4.3). Methoden empirischer Sozialforschung – Potentiale für die Landschaftsplanung 80 Abbildung 4.3: Kommunikationsmodell mit den Komponenten im Kommunikationsprozess, die bei der Durchführung und Auswertung von qualitativen Interviews zu beachten sind (nach Schulz von Thun 2010). Um aus den Interviews detaillierte und dennoch verallgemeinerbare Informa- tionen ziehen zu können, ist es unumgänglich, die aufgezeichneten Gesprä- chen zunächst zu transkribieren27 und in einem weiteren Schritt zu analysieren (Mayring 2010:11). Es wird eine qualitative Inhaltsanalyse vorgenommen, wobei dieser Begriff der Inhaltsanalyse nicht ganz zutreffend ist, da in der Regel nicht nur der Inhalt, sondern ebenfalls formale Aspekte und versteckte Botschaften in die Analyse einfließen (Diekmann 2010:576 ff.). Qualitative Wissenschaft als Verstehende will am Einmaligen, am Individuellen ansetzen, quantitative Wissenschaft als Erklärende will an allgemeinen Prinzipien, an Gesetzen oder an gesetzähnlichen Aussagen ansetzen. Erstere versteht sich eher als induktiv, zweitere eher als deduktiv (Mayring 2010:19 f.). Kenn- zeichnend für sozialwissenschaftliche Analysen sind Systematik und eine intersubjektive Nachvollziehbarkeit, also sind sie systematisch und objektiv (Diekmann 2010:576 ff.). Durch die qualitative Analyse der Texte sollen generalisierte Ableitungen und Aussagen ermöglicht werden und genau darin liegt auch die eigentliche Leistung der qualitativen Inhaltsanalyse, nämlich in dem interpretativen- analytischen Arbeitsschritt (Kromrey 2009:392). Dazu werden bestimmte 27 Die Transkripte der Interviews können auf Anfrage bei der Verfasserin eingesehen werden. Methoden empirischer Sozialforschung in der Landschaftsplanung 81 Themen oder Gesichtspunkte herausgegriffen und ausführlich nachgeprüft. Der Blick auf die Gesamtheit wird dabei ebenfalls gewahrt und die Materia- lien werden nicht wie bei einer quantitativen Analyse zerstückelt. Qualitative Verfahren berufen sich auf die Erkenntnis, dass menschliche Wirklichkeit vielfältig und komplexkonstituiert ist (Schön 1979:20 in Mayring 2010:19). Nach Flick ist es wichtig, dass die Fragestellung für die Analyse vorab geklärt ist und in der Regel in Teilfragen zu untergliedern ist (Flick 2000:212 f.). Angestrebt werden Schlussfolgerungen, über den Text, den Interviewten (Produzenten) und anderen Beteiligten anhand von Textmerkmalen und eventuell zusätzlichen Informationen (Diekmann 2010:580). Spaziergangsinterviews Die Spaziergangsinterviews28, die in Anlehnung an Walk-Through-Interviews (Zimring/ Reizenstein 1980) bzw. teilnehmende Beobachtung (Hellbrück/ Fischer 1999) durchgeführt wurden, stellen eine Ergänzung zu den durchge- führten persönlichen Gesprächen dar, um die erhaltenen Antworten vor Ort zu überprüfen und die Hintergründe für die entsprechende Antwort besser nachvollziehen zu können. Eine ähnliche Vorgehensweise gibt es auch in der Architekturpsychologie. Vorwiegender Anwendungsbereich liegt in den sogenannten POEs (Post-Occupancy Evaluations), also Evaluationen aus Nutzersicht (Linneweber 1993, Preiser 1988:9 ff., Preiser et al. 1988). In der Regel beziehen sich diese Bewertungen auf einen recht begrenzten Raum wie ein Neubaugebiet, einen Park oder einen öffentlichen Platz. Allerdings sind diese geführten Spaziergänge nicht unproblematisch, da sich die Frage stellt, ob der Beobachter als Teilnehmer akzeptiert wird und ob er sich auf seine Beobachtungsaufgabe ausreichend konzentrieren kann. Zudem besteht die Gefahr, dass durch eine aktive Teilnahme das Geschehen in bedeutsamer Weise verändert wird (Hellbrück/ Fischer 1999:94). Bei den Spaziergangsinterviews werden die im zuvor geführten persönlichen Gespräch benannten Orte von Befragtem und Fragenden gemeinsam aufge- sucht. Währenddessen haben die Befragten die Gelegenheit ihre vorherigen Ausführungen zu vertiefen oder besondere Aspekte herauszugreifen, um sie 28 Die Interviewleitfäden können im Anhang eingesehen werden (vgl. Anhang III und Anhang IV, ab S. 253). Methoden empirischer Sozialforschung – Potentiale für die Landschaftsplanung 82 detailliert zu erläutern. Der Interviewer reagiert während des Spaziergangs auf die Äußerungen des Befragten und versucht so, die Gründe für Präferenzen oder Ablehnungen zu ermitteln. Außerdem notiert er sich die Route, die gewählt wird und erfragt weitere Routen und Treffpunkte bzw. Aufenthaltsor- te der Befragten, die häufig genommen bzw. aufgesucht werden. Hierzu ist es hilfreich, vorab den Wohnort zu erfassen. Wenn ein spezieller Ort aufgesucht wird, dann besteht für den Befragten die Möglichkeit diesen näher zu erklären und auch Wünsche für eine Verbesserung zu äußern. Die geführten Spaziergänge, bei denen zu den besuchten Orten und auf den Wegen dorthin ebenfalls Fragen gestellt wurden, enthalten eine teilweise Standardisierung, allerdings nur eine bedingte Vorstrukturierung, da hier möglichst frei auf die Aktionen und Reaktionen der Befragten eingegangen wird. Der Interviewer versucht so wenig Einfluss wie möglich zu nehmen und durch vertiefende Fragen nähere Informationen zu erlangen. Nach Möglich- keit erfolgt dieses in einem Zwiegespräch, an dem der Interviewer und der Befragte gleichberechtigt teilnehmen (vgl. Post-Occupancy Evaluation, Preiser 1988, Linneweber 1993). 4.3.3 Einschätzende qualitative Interviews Nach Durchführung der Projektarbeiten wurden nach Abschluss der Pla- nungskonzepte, mit wenigen ausgewählten Personen Interviews geführt. Durch die Ansprechpartner, die für die einzelnen Projekte vorhanden waren, wurden Personen verschiedener Gruppen ausgewählt, die sich mit dem jeweiligen Ort auskennen, und ihn entweder aus planerischer oder politischer Sicht oder aus Sicht einer in einer Bürgerinitiative aktiven Person begleiten. Diese Personen wurden aufgefordert, die in den Projekten erarbeiteten Ergebnisse und Konzepte sowie die angewendeten Methoden einzuschätzen und subjektiv zu beurteilen. Diese persönlichen Gespräche wurden leitfaden- gestützt29 durchgeführt, so dass hier dieselben Kriterien für die Leitfadenent- wicklung und Interviewdurchführung zum Tragen kommen, wie bei den Interviews, die in den studentischen Projekten durchgeführt wurden. Im Vergleich zu den Projektinterviews gibt es drei wesentliche Unterschiede: 29 Der Interviewleitfaden ist Bestandteil des Anhangs (ab S. 268). Methoden empirischer Sozialforschung in der Landschaftsplanung 83  der wesentliche Unterschied liegt in der Ausrichtung der Gespräche. In den Projektinterviews wurde zu erfassen versucht, welche Meinung die Befragten von der Landschaft haben, von der sie tagtäglich umgeben sind, was ihnen gefällt und wo sie ein Gefühl der Ablehnung empfinden. In den später durchgeführten einschätzenden Interviews ging es vor al- lem darum, die Ergebnisse und Methoden aus den Projekten von den nachträglich Befragten evaluieren zu lassen.  in den studentischen Projekten war der Zeitaufwand je Gespräch deutlich geringer als bei den einschätzenden Interviews.  die ausgewählten Gesprächspartner für die einschätzenden Interviews sollten, da es vor allem auch um die Evaluierung der in den Projekten er- arbeiteten Ergebnisse geht, gewisse Mindestkenntnisse zur Beantwor- tung der zu stellenden Fragen erfüllen. Dieses sind z.B. Bereitschaft zur Auskunft, Ortskenntnisse vom jeweiligen Bearbeitungsgebiet der Projek- te, ein Gefühl von Verbundenheit mit dem Ort sowie ein ausgeprägtes Interesse an zukunftsorientierter Planung. Bei den Befragten in den Pro- jekten war dies nicht erforderlich. Fallstudien, Räume und Methoden 85 5 Fallstudien, Räume und Methoden 5.1 Kurzportraits der Untersuchungsräume Für diese Arbeit wurden drei verschiedene Untersuchungs- und Bearbeitungs- gebiete ausgewählt. Es handelt sich um Gebiete, für die seitens örtlicher Politik und Planung aktuelle Fragestellungen formuliert und diese zur Lösung im Rahmen von Studienprojekten an das FG Landschaftsplanung/ Landnut- zung der Universität Kassel weiter gegeben wurden. Es handelt sich im Einzelnen um das Stadtgebiet von Bad Soden am Taunus nordwestlich von Frankfurt am Main, den Stadtteil Hamburg-Wilhelmsburg und den Stadtteil Kassel-Rothenditmold. Vor allem die Gebiete in den Metropolregionen (Hamburg und Frankfurt am Main) sind von großräumigen und konkreten städtischen Veränderungen der Metropolen geprägt, die in die umliegenden Bereiche ausstrahlen und das Image, die Identität und die Erscheinung der untersuchten Räume beeinflussen. Aber auch in der Region Nordhessen sind Veränderungen zu beobachten, insbesondere Schrumpfungsprozesse, die sich sowohl auf die Stadt Kassel als auch auf die umliegenden ländlichen Räume auswirken. In beiden Metropolregionen und auch in der Region Nordhessen finden dynamische Prozesse statt. Trotzdem haben es alle Orte geschafft ihren eigenen, traditionellen Charakter inmitten der städtisch-kulturellen Landschaf- ten zu wahren. Alle Orte haben ihre einzigartige Erscheinung mit den für sie prägenden und Wert gebenden Landschaftselementen, die sie kennzeichnen und von anderen Städten und Gemeinden unterscheiden, auch wenn diese Abgrenzungen manchmal nur durch Kleinigkeiten möglich sind. Es gibt Fallstudien, Räume und Methoden 86 Komponenten, die die drei ausgewählten Standorte miteinander verbinden, so z.B. vorhandene Freiräume bzw. das Umland, die Erholungsmöglichkeiten bieten. Aber es gibt auch Merkmale, die sie deutlich voneinander unterschei- den, etwa die Ausmaße der Industrie- und Gewerbsflächen oder die infrastruk- turelle Situation (vgl. Kapitel 5.1.1 bis 5.1.3). 5.1.1 Bad Soden am Taunus Bad Soden ist eine südhessische Kleinstadt mit positivem Image. Bad Soden hat knapp 22.000 Einwohner und liegt 15 km nordwestlich von Frankfurt am Main und 20 km nordöstlich von der Landeshauptstadt Wiesbaden am südli- chen Rand des Taunus. Bad Soden umfasst insgesamt eine Fläche von etwa 1.255 ha, die sich auf die drei Ortsteile Bad Soden (Kernstadt, ca. 480 ha), Altenhain (ca. 315 ha) und Neuenhain (ca. 455 ha) verteilen. Gut 20 % der Gemarkungsfläche sind bewaldet, knapp 40 % der Fläche werden landwirt- schaftlich genutzt und etwa 20 ha (1,6 %) der Flächen sind Grünanlagen (Stadt Bad Soden 2010). Bad Soden ist mit einer S-Bahn-Linie an die Metro- pole Frankfurt angebunden und auch der internationale Flughafen von Frank- furt ist in wenigen Autominuten gut erreichbar. Wegen der Nähe zu Frankfurt und der guten Anbindung und das ÖPNV-Netz pendeln viele Einwohner zu ihren Arbeitsstätten. Bad Soden verfügt ebenfalls über einen ausgeprägten Dienstleistungssektor. Die Region um Bad Soden wird morphologisch in Main-Taunus-Vorland, dann jeweils nördlich anschließend den Vortaunus, den Hochtaunus und den Hintertaunus unterteilt. Der Taunus ist ein deutsches Mittelgebirge und hat deren typische Reliefformen: verebnete Hochflächen mit tief eingeschnittenen Tälern. Älteste kulturhistorische Zeugnisse in Bad Soden sind keltische Hügelgräber und Ringwälle (Stadt Bad Soden 2010a). Bemerkenswert ist in Bad Soden die hohe Anzahl an Brunnen und Quellen, denen Heilwirkungen zugesprochen wurden. So darf die Stadt seit 1922 den Titel „Bad“ führen, auch wenn der Kurbetrieb vor etwa zehn Jahren eingestellt wurde. Das Gesundheitsgewerbe spielt mit verschiedenen Krankenhäusern und Senioreneinrichtungen in Bad Soden nach wie vor eine große Rolle. Die Infrastruktur des Kurbetriebes ist nach wie vor deutlich erkennbar: Kurparks und -gebäude sind bis heute in Kurzportraits der Untersuchungsräume 87 guten Pflegezustand und wurden zum Teil nach Einstellung des Kurbetriebs saniert und werden heute anderweitig genutzt (Stadt Bad Soden 2010). Der Anteil ausländischer Bürger ist hier sehr hoch, und es gibt eine sehr hohe Fluktuationsrate von 1.500 Menschen pro Jahr (etwa 6-7 % der Gesamtbevöl- kerung). Die meisten Einwohner haben Verbindungen zur innovativen und geschäftsbezogenen Welt von Frankfurt. Die Mehrheit der Bevölkerung kann als Teil der mittleren und oberen Gesellschaftsschichten angesehen werden, die ein gutes und geregeltes Einkommen haben. Aufgrund der Nähe zur Metropolstadt Frankfurt ist Bad Soden ein bevorzugter Wohnort für junge Familien und Berufstätige, die in Frankfurt arbeiten. Abbildung 5.1: Einer der zahlreichen Brunnen, hier der "Neue Sprudel" im Alten Kurpark von Bad Soden. Es handelt sich um eine Fluorid- und kohlensäurehaltige Thermalsole. (Stadt Bad Soden am Taunus 2010a). Von vielen Stellen in der Stadt und auch im Umland kann man die Frankfurter Skyline erblicken. Oftmals befinden sich dann die das Landschaftsbild prägenden Obstbaumwiesen ebenfalls im Blick des Betrachters. Sie waren Fallstudien, Räume und Methoden 88 auch der ausschlaggebende Faktor für die Durchführung des Projekts, denn sie werden häufig als wohnungsferne Gärten genutzt. Diese Nutzung als woh- nungsferne Gärten mit Kleinbauten und Zäunen führte zu einem Konflikt mit dem Hessischen Naturschutzgesetz (HENatG) und mit dem Baugesetzbuch (BauGB). Abbildung 5.2: Ein Gebiet mit den typischen wohnungsfernen Gärten und den illegalen Kleinbauten in einem Tal im Außenbereich von Bad Soden. Im Hintergrund befindet sich die dichte, städtische Bebauung der Siedlungsbereiche. Seit vielen Jahren werden diese Gärten von der Verwaltung toleriert. Aller- dings sind diese Kleingärten auf Grund eines Erlasses des Hessischen Ministe- riums für Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz von Mai 1990 zu räumen, außer sie werden im Nachhinein durch entsprechende Bebauungspläne legalisiert. Die Untere Naturschutzbehörde (UNB) setzt nun diesen Erlass um und wurde in den letzten Jahren in dieser Angelegenheit aktiv. Sie ließ die ersten illegalen Bauten und Zäune im Außenbereich in besonders geschützten Kurzportraits der Untersuchungsräume 89 Bereichen räumen. Dieses Schicksal wird auch alle anderen wohnungsfernen Gärten ereilen, sofern sie nicht nachträglich durch einen Bebauungsplan legalisiert werden können. Bis zur abschließenden Räumungsfrist wurden den Kleingärtnern Verträge zur weiteren Nutzung der Flächen von maximal zwei Jahren bzw. legale Ausweichflächen angeboten, wenn sie die Flächen nicht sofort räumen wollen (mündliche Mitteilung Herr Henninger, 2009-07-21). Für die meisten Kleingärtner ist die Entwicklung sehr deprimierend, da sie die Gärten zum Teil in der zweiten oder gar dritten Generation nutzen. Die Bevölkerung und auch die Verwaltung wissen sehr wohl, dass, wenn die Kleingärtner die Gärten räumen, auch die Obstwiesen nicht mehr gepflegt werden und somit das Landschaftsbild und der Landschaftscharakter dadurch beeinträchtigt würden. Gleichzeitig würde ein Teil des kulturellen Erbes, das zur Identitätsbildung beiträgt, verloren gehen. Selbst aus Sicht des Natur- schutzes ist die Aufgabe und Räumung der Obstwiesen nicht akzeptabel, da die natürliche Sukzession mit der Zeit zu Waldstandorten führen würde, die an dieser Stelle nicht erwünscht sind, da dann erst recht die geschützten Land- schaftsbestandteile und weitere wertvolle Biotope verloren gehen würden. Um diese Problematik mit Blick auf die aktuelle gesetzliche Situation anzuge- hen, wurde eine funktionale und ästhetische Analyse der Landschaft von Bad Soden durchgeführt. Der Fokus der Projektarbeit lag auf den Themen Land- schaftscharakter und kulturlandschaftliche Werte. Im Rahmen des Projektes sollten Möglichkeiten erarbeitet werden, wie die Kleingärtner nach Möglich- keit ihre Gärten weiter bewirtschaften können. In den Gärten, die nicht legalisiert werden können, sollten Wege aufgezeigt werden, wie bei fehlender Nutzung durch Kleingärtner die Obstwiesen dennoch erhalten werden können. Während der Projektarbeit wurde eng mit der örtlichen Verwaltung und dem Planungsverband Frankfurt / Rhein-Main zusammengearbeitet. 5.1.2 Hamburg-Wilhelmsburg Wilhelmsburg ist ein Stadtteil der Freien und Hansestadt Hamburg. Er liegt zwischen den Zentren von Hamburg und Harburg und trotz seiner zentralen Lage fehlt eine günstige Verknüpfung der beiden Stadtzentren, so dass die gleichnamige Elbinsel im Bewusstsein der Hamburger bisher kaum präsent ist (Bornholdt 2009:9). Im Stadtteil Wilhelmsburg leben knapp 50.000 Menschen Fallstudien, Räume und Methoden 90 auf einer Fläche von 3.550 ha, womit Wilhelmsburg mit seiner Grundfläche der größte Stadtteil Hamburgs ist. Zudem ist er vollständig von der Elbe umgeben. Auf dieser Insel liegen neben Wilhelmsburg die kleineren Stadtteile Veddel, Steinwerder und Kleiner Grasbrook. Bei dem Projektgebiet handelt es sich um die Fläche der gesamten Insel. Gemäß hamburg.de (2010) gehört Wilhelmsburg seit dem 01. März 2008 nicht mehr zum Bezirk Harburg, sondern zum Bezirk Hamburg-Mitte, wodurch ihm bessere Entwicklungsmög- lichkeiten zugesprochen werden. Abbildung 5.3: Der Bunker von Wilhelmsburg, der im Zweiten Weltkrieg als Waffenplattform, Munitionslager sowie Luftabwehr- und Schutzbunker diente. Quelle: Grube 2010. Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg-Celle erwarb 1672 die drei Elbinseln "Wilhelmsburg", "Steinwerder" und "Kleiner Grasbrook". Er ließ die Inseln eindeichen und gab ihnen den Namen Wilhelmsburg (Paul 2011). Aufgrund von landwirtschaftlicher Kultivierung und Besiedlung und später durch Industrialisierung und Modernisierung im Zuge der Hafenerweiterun- Kurzportraits der Untersuchungsräume 91 gen wurde das einstige Sumpfland trocken gelegt und letztlich die drei Teilinseln zu einer großen Insel vereint (Bornholdt 2009:9 ff), Diese entstan- dene „Großinsel“ weist bis heute viele rasterartige Kanäle mit einem „Fli- ckenteppich“ aus Gewerbe, Brachflächen und anderen nicht mehr benötigten Infrastrukturen auf (Bornholdt 2009:10). Wilhelmsburg weist einen hohen Anteil an Grünflächen und Naherholungsbereichen aus. In Moorwerder leben viele Bauern, die Obst und Gemüse anbauen. Zudem befindet sich das einmalige Naturschutzgebiet "Heuckenlock" im Süden der Insel (Paul 2011). Abbildung 5.4: Der "grüne" Teil der Elbinsel, der viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung auf und am Wasser bietet. Quelle: Bellin 2009. Wie in Bad Soden, ist der Ausländeranteil in Wilhelmsburg mit etwa 33 % hoch. Jedoch sind viele der hier lebenden Menschen arbeitslos (12 %). Insgesamt können in Wilhelmsburg über 50 Nationalitäten angetroffen werden (Universität Kassel 2010). Im Unterschied zu Bad Soden sind die Menschen hier eher den unteren gesellschaftlichen Schichten zuzuordnen und die Bevölkerungsfluktuation ist vergleichsweise gering. Zudem wird Wilhelms- burg von den Bewohnern der anderen Hamburger Stadtteile häufig als soge- Fallstudien, Räume und Methoden 92 nannter „sozialer Brennpunkt“ angesehen und trägt ein dementsprechend schlechteres Image als Bad Soden. Es scheint aber, dass die Wilhelmsburger selbst dieses ganz anders beurteilen und ihren Stadtteil wertschätzen. Was genau sie an diesem Stadtteil schätzen, sollte in einem studentischen Projekt erarbeitet und genutzt werden. Im Rahmen des durchgeführten Projekts sollte ein Konzept entwickelt werden, um den Stadtteil attraktiver zu machen und ihn mit der Stadt Hamburg und der Region zu verbinden. Das Projekt war auch in die Vorbereitungen für die Internationale Gartenschau 2013 (IGS) eingebunden, die ihrerseits zu einer nachhaltigen und qualitätsvol- len Stadtentwicklung und im Kontext der IBA 2013 auch einer Erhöhung der Lebensqualität der Elbinseln anstreben (IBA Hamburg 2010). So bestand eine der Aufgaben darin, die Teile des bereits zuvor erwähnten Flickenteppichs aus Gewerbe, Brachen, Wohngebieten, Landwirtschaft und Gartenbau, nicht mehr genutzten Infrastrukturen und zerschneidenden Verkehrstrassen, miteinander zu verknüpfen (Universität Kassel 2010). 5.1.3 Kassel-Rothenditmold Das dritte Beispiel ist der Stadtteil Kassel-Rothenditmold. Rothenditmold liegt nördlich des Kasseler Stadtteils Mitte, umfasst eine Fläche von etwa 280 ha und hat etwa 6.520 Einwohner (Stadt Kassel 2010). Dieses ist eine sehr hohe Bevölkerungsdichte, die eine von zahlreichen Belastungsfaktoren für den Stadtteil bedeutet. Der Stadtteil ist ein Arbeiterstadtteil und traditio- neller Industriestandort, an dem sich früh große Unternehmen wie Henschel, Thyssen oder Daimler angesiedelt haben. Entsprechende Anbindungen an das Straßen- und Schienennetz sind gegeben. Industrie- und Gewerbegebiete, Gleis- und Betriebsanlagen einschließlich Bundesstraßen usw. machen etwa 50% der Fläche des Stadtteils aus. Daher birgt der industriebedingte Struktur- wandel erhebliche Strukturprobleme für den Stadtteil. Grundsätzlich verfügt Rothenditmold in Kassel über eine relativ zentrale Lage, allerdings kann diese aufgrund der vorhandenen Verkehrsinfrastruktur nicht gewinnbringend genutzt werden, sondern führt zu einer Verinselung. Im Westen und im Süden wird der Stadtteil von Gleisen begrenzt, die nur an wenigen Stellen überquert werden können. Die bereits zuvor genannten Industrieflächen liegen im Süd-Osten. Der Hauptfriedhof der Stadt Kassel mit Kurzportraits der Untersuchungsräume 93 seinen wenigen Möglichkeiten zum Durchgang kann im Osten als Barriere zum angrenzenden Stadtteil Nord gesehen werden, auch wenn er als Grünzone bzw. Freiraum fungieren kann. Im Norden liegt schließlich der Industriepark Mittelfeld, der etwa 30 % der Stadtteilfläche umfasst und für die Bevölkerung weitestgehend nicht zugänglich ist. Rothenditmold weist dennoch insgesamt eine gute Infrastruktur auf. Die Anbindung von Rothenditmold an den öffent- lichen Personennahverkehr erfolgt allerdings ausschließlich über Busverbin- dungen, nicht aber über Tram oder RegioTram. Abbildung 5.5:Aufsicht auf Teile des Industrieparks in Rothenditmold. Foto: Kozica (2005). Industriegeprägte Stadtteile wie Rothenditmold sind in der Regel weniger gut mit verfügbaren Frei- und Grünräumen versorgt als privilegiertere Stadtteile (Spitthöver 1982:12), was sich aber in Rothenditmold nur in Teilgebieten zeigt. So sehr dieser Stadtteil von Gleisanlagen und Gewerbegebieten geprägt ist, verfügt er dennoch auch über große Freiräume. Solche Freiräume sind zum Beispiel der Rothenbergpark und die Aue des Döllbaches, die vor nicht langer Zeit renaturiert wurde. Außerdem gibt es in Rothenditmold mehrere, Fallstudien, Räume und Methoden 94 gut frequentierte Kleingartenvereine. Die einzelnen Parzellen sind allerdings nicht frei zugänglich, so dass die Öffentlichkeit nur begrenzten Nutzen daraus zieht. Als weiterer Grünzug grenzt der Hauptfriedhof der Stadt Kassel an diesen Stadtteil an, bietet jedoch nur wenige Möglichkeiten zur Nutzung als Freizeit- und Erholungsraum. Abbildung 5.6: Der Döllbach nach seiner Renaturierung mit einem aufgeweiteten und natürlich anmutenden Gewässerverlauf. Foto: S. Sennhenn (2010 ). Die Einwohner von Rothenditmold sind nur zu etwa einem Viertel berufstätig und ebenfalls etwa ein Viertel der Bevölkerung weist einen Migrationshinter- grund auf, womit der Anteil Nicht-Deutscher im Vergleich zu anderen Stadtteilen und zum gesamten Stadtgebiet sehr hoch ist (Stadt Kassel 2010, Stadt Kassel 2009:26). Innerstädtische Räume mit Verdichtungen und Misch- nutzungen sind in vielen Städten diejenigen Stadtviertel, die bevorzugt Migranten als Wohnquartier dienen (Spitthöver 2003:183), so auch in Rot- henditmold. Außerdem spielt die soziale Segregation in Rothenditmold eine große Rolle, denn hier leben hauptsächlich sozial Benachteiligte sowie Menschen mit Migrationshintergrund getrennt von besser gestellten Bevölke- rungsgruppen. Rothenditmold verfügt verstärkt über sozialen Wohnungsbau. Daher wohnen hier überdurchschnittlich viele Menschen, die nur sehr geringe Methoden und Inhalte der studentischen Projekte 95 Einkommen haben, arbeitslos sind oder sonstige soziale Fördermittel erhalten und somit zu der sogenannten Unterschicht gehören. Das in Rothenditmold durchgeführte studentische Projekt hatte zum Ziel, die Qualität des Stadtteils unter dem Aspekt der Schaffung zusätzlicher Freiräume insbesondere für Jugendliche zu verbessern. Das Projekt war angelehnt an das Projekt „Soziale Stadt“, das von der Stadt Kassel betrieben wird und zur Standortverbesserung von Rothenditmold führen soll. Die zentrale Aufgabe bestand darin, die vorhandenen Gegebenheiten und die Wünsche von Jugend- lichen zu ermitteln, um daraus Entwicklungskonzepte zu erarbeiten, die dem Freizeitbedarf der Schüler entsprechen. 5.2 Methoden und Inhalte der studentischen Projekte Der Ablauf der studentischen Arbeiten und die verschiedenen Arbeitsschritte, die sich jeweils über ein Semester erstreckten, sind für die drei gewählten Projektstandorte prinzipiell gleich (vgl. Abbildung 5.7). Die einzelnen Arbeitsschritte und Methoden wurden jedoch entsprechend an die Aufgaben- stellung bzw. an die Problemstellung angepasst, so dass hier Abweichungen voneinander zu verzeichnen sind. Begonnen wurde in allen drei Projekten mit der Klärung von Planungsanlass und Problembestimmung. Diese waren durch die jeweils bereits vorab formu- lierten Aufgabenstellungen in hohem Maße vorgegeben Durch vorherige Kontakte mit Personen vor Ort wurden der Kern bestehender Probleme benannt und weitere Hinweise gegeben. Fallstudien, Räume und Methoden 96 Abbildung 5.7: Schematischer Ablauf der Projekte mit den einzelnen Arbeitsphasen (Abbildung ver66ändert nach Auhagen et al. 2002:17). Die Darstellung der Planungsaufgabe beinhaltete jeweils auch Angaben zu Interessenschwerpunkten und Zielvorstellungen örtlicher Planer bzw. Pla- Methoden und Inhalte der studentischen Projekte 97 nungsverantwortlicher für den betrachteten Raum. Somit konnten die Kon- taktpersonen nicht nur erste Anhaltspunkte für die Aufgabenstellung liefern, sondern gaben in gewisser Weise auch den Rahmen der zu erzielenden Ergebnisse schon vor. Den Projektteilnehmern wurde andererseits Handlungs- freiheit so weit eingeräumt, solange mit ihren Entwürfen und Ideen grundsätz- liche Lösungen zu anstehenden Problemen herbeizuführen waren. Oberstes Ziel war bei allen Konzepten ein enger Bezug zum Planungsraum sowie eine grundsätzliche Realisierbarkeit vorzuschlagender Lösungen. In allen Bearbeitungsgebieten wurden zunächst für die Aufgabenstellung angemessene landschafts- und freiraumplanerische Methoden angewendet. Da jeweils unterschiedliche Schwerpunkte und Ausrichtungen der Aufgabenstel- lung zugrunde lagen, kam jeweils eine Auswahl folgender Erfassungs- und Bewertungsmethoden zur Anwendung: Kartierungen der Flächennutzungen, Analyse der Freiraumstrukturen, -funktionen und -nutzungen, Erfassung der Landschaftsbiographien, Landschaftswandelkartierungen, Inventarisierungen der Kulturlandschaften und ihrer Elemente. Dazu kommen die Einsicht und Bezugnahme auf vorhandene Fachplanungen. Neben diesen Erfassungen und Teilbewertungen stellten die Projektbearbeiter eine so genannte SWOT-Analyse mit der die strenghts, weaknesses, opportunities und threats analysiert und daraufhin erste Szenarien erarbeitet wurden. An dieser Stelle setzt auch die Zusammenführung der landschafts- und freiraumplanerischen mit den Methoden der empirischen Sozialforschung ein. Die Durchführung dieser Schritte ist für die drei Beispiele unten näher erläutert (vgl. Kapitel 5.2.1und 5.2.2). Auf Grundlage aller so gewonnenen Erkenntnisse wurden anschließend gesamtheitliche Konzepte erarbeitet, die Lösungen für den jeweiligen Ort anbieten und diesen in seiner Entwicklung voran bringen sollen. Bei dieser Zusammenführung galt es, die vorhandenen und bewährten Metho- den der Landschaftsplanung gezielt mit den Methoden, oder genauer, mit den Ergebnissen aus den sozialwissenschaftlich gewonnenen Informationen (Interviews/ Befragungen) synergetisch zu unterfüttern. So konnte der exper- tenbasierte Ansatz des Konzeptentwurfs für einen Planungsraum durch die ermittelten Wünsche und Ansprüche, die von den Befragten konkret geäußert wurden, neu ausgerichtet und spezifiziert werden. Dabei war wichtig, dass die Fallstudien, Räume und Methoden 98 Fachkenntnisse in den Konzepten nicht unberücksichtigt blieben und dennoch mussten sie offen sein für die Befragungsergebnisse. Somit konnten die Entwürfe nicht ausschließlich vorgegebene Kriterien und Ideen aus planeri- scher Sicht aufgreifen, sondern es bestand gleichermaßen die Aufforderung, eigene Interessen (zumindest teilweise) hinter die Ansprüche der Menschen vor Ort zurückzustellen. Außerdem wurden Entwürfe angestrebt, die eine grundsätzliche Machbarkeit erkennen ließen und keine sogenannte „Schubla- denplanungen“ bedeuteten. Ziel war es, der jeweiligen Problemstellung eine oder mehrere Lösungskon- zepte an die Hand zu geben, die sowohl den landschaftsplanerischen Ansprü- chen als auch den wahrnehmungsbezogenen Bedürfnissen der Menschen vor Ort gerecht werden konnten. Dazu wurden innerhalb der erarbeiteten Konzep- te Erfordernisse und Maßnahmen aufgezeigt, die einerseits den Schutz, die Pflege und die Entwicklung bezogen auf Landschaft zum Gegenstand haben. Andererseits wurde das wahrzunehmende Orts- und Landschaftsbild in diesen Konzepten einer verstärkten Berücksichtigung unterzogen. Diese Projekte dienten der Erprobung neuer Methoden für die Landschafts- planung, um in der Auswertung daraus eine Aussage darüber treffen zu können, ob und wie die öffentliche Wahrnehmung – über die bisher vorhan- denen Beteiligungsmethoden hinaus – in der Landschaftsplanung mehr Beachtung und Eingang finden kann. Daher wurden in allen Projekten neben den landschaftsplanerischen Methoden ebenfalls unterschiedliche Methoden aus den Sozialwissenschaften eingesetzt und erprobt, um unter anderem zu ermitteln, wie die Menschen vor Ort ihre Landschaft wahrnehmen, was ihnen wichtig und bedeutend ist, welche Wünsche sie bezüglich der zukünftigen Entwicklung ihrer Landschaften haben. Zum Einsatz kamen Fragebögen, verschiedene Interviewtechniken und geführte Spazierinterviews. Auch für die sozialwissenschaftlichen Methoden gilt, dass nicht alle Methoden in allen Projektgebieten angewendet wurden. Dieses ist ebenfalls auf die spezifischen, projektbezogenen Fragestellungen zurückzuführen. Im Folgenden wird beschrieben, welche Methoden an den drei Projektstandor- ten konkret zum Einsatz kamen. Methoden und Inhalte der studentischen Projekte 99 5.2.1 Landschaftsplanerische Methoden Bad Soden am Taunus Vor der eigentlichen Projektbearbeitung stand die Aufgabe, Vorstellungen, die studentische Projektteilnehmer bereits über den Planungsraum haben, zu ermitteln. Mittels Collagen sollte herausgestellt werden, welche räumlichen Merkmale das Besondere zum einen von Frankfurt am Main und zum anderen von der Region Rhein-Main ausmachen. Diese Art, das „Bild im Kopf“ zu visualisieren, wurde nach Abschluss der Projektbearbeitung wiederholt, so dass Veränderungen in der Wahrnehmung zu diesem Raum erkennbar wur- den. Den Teilnehmern wurde sodann Situation- und Problemstellung der woh- nungsfernen Gärten als Projektaufgabe erläutert. Lösungen wurden dabei für die illegalen Bauten im Außenbereich und deren Zusammenhang mit den Landschaftsbild prägenden Obstbaumwiesen gesucht. Von nun an mussten die Studierenden sich selbständig über den Planungsraum informieren und alle zugänglichen Informationen sammeln. Somit erarbeiteten sich die Teilnehmer einen ersten groben Überblick über Bad Soden. Weitgehend zeitgleich erfolgte der Besuch des Planungsraums ebenfalls zu Beginn der Projektbear- beitung. Zudem musste erarbeitet werden, welche Methoden eingesetzt werden können, um in nur wenigen Exkursionstagen mit geringem Aufwand möglichst umfassende Informationen sammeln zu können. Vor Ort wurde eine Erfassung von Landschaftstypen durchgeführt. Hierfür wurden in der Landschaft Abgrenzungen möglichst homogener Räume bzgl. ihrer Struktureigenschaften vorgenommen. Alle Raumeinheiten desselben Typus weisen gleiche oder zumindest weitgehend ähnliche Strukturen auf. In den Arbeits- und Feldkarten wurden die festgestellten Raumgrenzen eingetra- gen und später mit einen geographischen Informationssystem digitalisiert. Die Feldarbeit erfolgte in Kleingruppen von drei bis vier Studenten. Parallel zu der Erfassung der Landschaftstypen wurde eine Kartierung der kulturlandschaftlich bedeutenden Elemente und Landmarken vorgenommen. Hier wurden diejenigen Elemente der Landschaft besonders kenntlich ge- macht und in den Feldkarten verortet, die als Zeugnis des menschlichen Einflusses auf die Landschaft gesehen werden können und heute in derselben Fallstudien, Räume und Methoden 100 Art nicht mehr entstehen würden (historische Kulturlandschaftselemente). Alle Elemente wurden ebenfalls später mit einem geographischen Informati- onssystem digitalisiert. Außerdem wurden die kartierten Landschaftstypen mit semantischen Differentialen bewertet, um den Charakter und die Atmosphäre der abgegrenzten Bereiche fassen zu können. Die zugehörigen Erfassungsbö- gen dazu wurden mit den verschiedenen Begriffspaaren vor der Exkursion vorbereitet und an Ort und Stelle ausgefüllt. Diese Methode entstammt ursprünglich den sozialwissenschaftlichen Methoden, kann aber inzwischen als anerkannte Methode in Landschaftsplanung angesehen werden. Um bei eigenen Konzeptentwürfen nicht zu stark von vorhandenen Planungen für Bad Soden abzuweichen, wurden einschlägige kommunale und staatliche Planwerke näher betrachtet und bezüglich deren Leitbilder und Entwicklungs- ziele untersucht. Berücksichtigt wurde der Entwurf des Regionalen Fläche- nnutzungsplanes, der vom Planungsverband Frankfurt / Rhein-Main (heute Regionalverband) aufgestellt wird. Außerdem wurden der Landschaftsrah- menplan, Landschaftsplan, der bestehende und gültige Flächennutzungsplan sowie weitere örtliche Planungen, wie Bebauungsplanungen (bestehende und geplante), das Parkpflegewerk und Grünordnungsplanungen analysiert. Hamburg-Wilhelmsburg Ähnlich wie im Projekt Bad Soden kamen auch für Wilhelmsburg übliche landschaftsplanerische Methoden zum Einsatz. Bei der Erfassung lag der Schwerpunkt auf der Gesamterscheinung von Wilhelmsburg. In den ersten Tagen standen daher geführte Touren und eigenständige Entdeckungen auf dem Programm, die durch Vorlesungen und andere fachliche Beiträge ergänzt wurden. Da es sich in Wilhelmsburg um einen internationalen Workshop handelte, war es erforderlich, Teilnehmer aus anderen Ländern, wie z.B. Türkei, Niederlande, Schweden, Österreich, in die grundlegende Wissensver- mittlung mehrsprachig einzubeziehen. Dieses Vorgehen erwies sich bei der Kommunikation mit den Ortsansässigen als Vorteil (vgl. Kapitel 6.2). Bei der Erfassung der Landschaft wurde eine Kombination aus Kartierungen der Landnutzung, von Landschaftscharakterräumen und prägenden Land- schaftselementen vorgenommen. Bezogen auf die Aufgabe, den Stadtteil für Ortsansässige attraktiver zu gestalten, wurden vorhandene landschaftliche Räume entsprechend perspektivisch, insbesondere in Hinblick auf die Eig- Methoden und Inhalte der studentischen Projekte 101 nung für die Entwicklung von Freiflächensystemen und deren Qualifizierung, erfasst und kategorisiert. Kassel-Rothenditmold Für das Projekt Rothenditmold kamen ähnliche Methoden wie in Bad Soden und Wilhelmsburg zum Einsatz. Der Schwerpunkt bei den landschaftsplaneri- schen Methoden lag auf der Erfassung der Freiräume, denn es sollte ein Konzept zur Freizeitnutzung für Jugendliche erarbeitet werden. Zur Erfassung der Landschaft wurden die landschaftlichen Charakterräume einschließlich ihrer Atmosphäre und die Freiflächennutzungen ermittelt, in Feldkarten eingezeichnet und später in ein geographisches Informationssystem über- nommen. Um die verschiedenen Landschaftscharakterräume von Rothenditmold aufzunehmen, wurden anfangs Kriterien entwickelt, welche die Merkmale unterschiedlicher Raumeinheiten beschreiben. In mehreren Quartierspazier- gängen wurden die Merkmale aufgenommen und Erhebungsbögen mit Steckbriefen ausgefüllt. Des Weiteren wurden zu jeder aufgenommenen Raumeinheit Skizzen angefertigt, um Alleinstellungsmerkmale besonders hervorzuheben. Diesen Arbeiten lag die Vermutung zugrunde, dass die vorhandenen Freiräume von Rothenditmold, bezogen auf die Art und Weise der Nutzung unterschiedlich genutzt werden. Zudem wurde angenommen, dass verschiedene Personenkreise unterschiedliche Ausprägungen zur Nut- zung der Freiräume bevorzugen. Einzelne Typen von Freiflächen wurden mit ihrer Vegetation, Ausstattung und Beschaffenheit kartiert, um hieraus Rück- schlüsse über Nutzungsmöglichkeiten oder Planungs- oder Pflegebedürfnisse abzulesen. Zusätzlich wurden Gebäudenutzungen und bauliche Strukturen sowie Baum- bzw. Gehölzvorkommen kartiert. Um Räume ermitteln zu können, die für die Freizeitnutzung ein besonderes Potential bergen, wurden schließlich Sozial- struktur, öffentliche Infrastruktur, Verkehrsinfrastruktur und die Biographie der Kulturlandschaft ermittelt. Fallstudien, Räume und Methoden 102 5.2.2 Methoden empirischer Sozialforschung Bad Soden am Taunus In Bad Soden sollten vor allem Obstwiesennutzer und Passanten befragt werden. Die Obstwiesen sind für das örtliche Landschaftsbild und den Landschaftscharakter prägend. Dieses erwies sich jedoch trotz guter Kontakte zur Stadt Bad Soden als schwierig, da häufig die Flächeneigentümer nicht auch die Nutzer sind. Somit waren Betreiber nur in wenigen Fällen bekannt. Viele der bekannten Gartennutzer waren nicht bereit, ein Interview zu führen. Aus verschiedenen Gründen (siehe Methodenkritik, Kapitel 7.4) konnten nur wenige Obstwiesennutzer befragt werden. Die Studierenden hatten in Vorbereitung auf die Exkursion und die Interviews einen Leitfaden nach Kriterien der empirischen Sozialforschung erarbeitet, der zur Anwendung kam. Dieser Leitfaden30 wurde in Zusammenarbeit mit einem Experten der angewandten empirischen Planungsforschung zusammengestellt. Diese Kooperation sollte sicherstellen, dass der Fragebogen in sich schlüssig ist, und Befragte nicht durch die Art und Weise der Fragenformulierung beeinflusst würden. Die Befragten sollten etwa durch das Erwähnen bestimm- ter Begriffe (z.B. Obstwiesen, Kleingarten usw.) im Interview nicht veranlasst werden, diese als Grundlage für den weiteren Gesprächsverlauf zu benutzen. Daher wurden die Studierenden auch dahingehend unterwiesen, wie sie die Interviews führen sollten, ohne die Aussagen der Gesprächspartner zu lenken. Der erarbeitete Fragebogen wurde sowohl zur Befragung von Gartenbetrei- bern als auch für Kurzgespräche mit Passanten genutzt, die während der landschaftsplanerischen Erhebungsarbeiten angetroffen werden konnten. Da dieses von Beginn an beabsichtigt war, wurde der Fragenkatalog entsprechend aufgestellt. Auf diese Art und Weise wurden 30 Personen befragt. Diese Personen wurden bei ihren alltäglichen Beschäftigungen wie Einkaufen, Hund ausführen, Jogging, Radfahren usw. angetroffen und um Auskunft gebeten. Die Zahl der Befragten wäre vermutlich höher gewesen, wenn es nicht an beiden Befragungstagen geregnet hätte. Die Wahrscheinlichkeit bei gutem 30 Fragebogen Bad Soden am Taunus, vgl. Anhang III ab S. 247. Methoden und Inhalte der studentischen Projekte 103 Wetter mehr Passanten und aufgeschlossene Menschen anzutreffen, wird als hoch angenommen. So wurde beschlossen, im Nachgang der Exkursion Eltern der Schüler aller Grundschulen in Bad Soden mittels Fragebogen zu befragen. Der bereits bei der Geländekartierung benutzte Fragebogen wurde entsprechend angepasst und um einen kurzen Erläuterungstext ergänzt. Über Ansprechpartner an den Schulen wurden ausreichend Fragebögen für alle Schüler an vier Schulen versendet. Die Lehrer haben die Bögen an die Schüler verteilt, die diesen an ihre Eltern weiter reichen sollten. Einige Tage später wurden die ausgefüllten Bögen von den Lehrern wieder eingesammelt und an die Projektverantwortli- chen zurück gesendet. Insgesamt wurden von den 700 ausgesendeten Bögen 210 zurückgeschickt und zusammen mit den Interviews mit den angetroffenen 30 Passanten ausgewertet. Damit konnten etwa ein Drittel der Fragebögen nach verschiedenen Aspekten analysiert werden. Obstwiesennutzer und Eltern der Grundschüler repräsentieren aktuelle gesellschaftliche Veränderungen. Das Durchschnittsalter der Obstwiesenbe- treiber liegt bei 60+ und Nachfolger gibt es in der Regel nicht. Damit ist die Zukunft der Obstwiesen ungewiss. In den Kindergärten und Grundschulen hat man vor wenigen Jahren einen deutlichen Anstieg an Kindern ausländischer, gut situierter Eltern festgestellt. Von der Befragung in dem studentischen Projekt wurden Einsichten in möglicherweise sich verändernde Landschafts- wertschätzungen der Bevölkerung von Bad Soden erhofft. Hamburg-Wilhelmsburg Neben den oben genannten Erfassungen wurden in Wilhelmsburg verschiede- ne Personen befragt, zum einen Passanten, die auf der Straße und in Geschäf- ten angetroffen wurden, und zum anderen 24 Schüler einer achten Schulklasse. Entsprechende Fragekataloge31 waren vorab unter sozialwissen- schaftlicher Leitung erarbeitet und deren Anwendung eingeübt worden. Dabei war von vorn herein abzusehen, dass in Wilhelmsburg Personen mit verschie- densten ethnischen und sozialen Herkünften angetroffen werden würden, so dass auch hier eine große kulturelle Spannbreite abgedeckt werden konnte. 31 Fragebogen Hamburg-Wilhelmsburg, vgl. Anhang III ab S. 253. Fallstudien, Räume und Methoden 104 Durch ihre Internationalität konnten die studentischen Gruppen hierauf zum Teil gut eingehen, etwa indem türkische Studierende Wilhelmsburger türki- scher Herkunft ansprachen. Die Schüler wurden zunächst intensiv zu ihren Freizeitverhalten, ihren bevorzugten Aufenthaltsorten und auch zu denjenigen Orten befragt, die sie eher meiden. Nach der Befragung (im Klassenzimmer) hatten die Schüler die Möglichkeit den Teilnehmern des Projekts bestimmte Orte zu zeigen, um ihre Vorlieben am Objekt zu erläutern aber auch, um zu klären, was sie nicht mögen. Außerdem erhielten sie Gelegenheit bei den eher gemiedenen Orten aufzuzeigen, wie sie diese verändern bzw. was sie sich dort wünschen würden. Auch den Passanten wurde die Frage nach Verbesserungsvorschlägen zu den von ihnen im Gespräch genannten Orten gestellt. Die Befragungen wurden zusammen und mit Hilfe eines Umweltpsychologen vorbereitet. Ähnlich wie in Bad Soden ging es darum, die Befragten durch die Fragen in ihrer Antwort und auch im Verlauf des Gespräches möglichst wenig zu beeinflussen. Der Fragenkatalog sollte von Seiten des Fragestellers mög- lichst neutral sein, während der Antwortende möglichst subjektiv darauf reagieren sollte. Da sich die Befragung auf das Freizeitverhalten und die gerne aufgesuchten und gemiedenen Orte konzentrierte, war der Anspruch an die Formulierung in verschiedenen Sprachen entsprechend hoch. Kassel-Rothenditmold In Rothenditmold wurde eine enge Kooperation mit der örtlichen Hauptschule eingegangen. Die zwölf Schüler einer 8. Klasse wurden ähnlich wie in dem Projekt in Wilhelmsburg intensiv zu ihrem Freizeitverhalten befragt. Zusam- men mit einem Umweltpsychologen und Studenten aus dem Bereich Sozial- wesen wurde ein detaillierter Fragebogen erarbeitet32. Mit diesem sollten die gerne aufgesuchten Orte und die gemiedenen Orte der Jugendlichen ermittelt werden, um sie zu bewerten können. Den Schülern wurde außerdem die Möglichkeit geboten, Ideen zu benennen, wie die einzelnen Orte besser gestaltet werden können. Um diese Ideen besser einordnen zu können, sollten die Jugendlichen einen perfekten Ort beschreiben. 32 Fragebogen Kassel-Rothenditmold, vgl. Anhang IV ab S. 257. Methoden und Inhalte der studentischen Projekte 105 Nachdem die Fragebögen zusammen mit den Schülern ausgefüllt waren, wurden bei einem gemeinsamen Quartiersspaziergang sowohl Lieblings- und gemiedene Orte, als auch häufig zurückgelegte Routen besichtigt und auf Arbeitskarten markiert. Die Auswertung der Fragebögen und Darstellung der Ergebnisse übernahmen Studenten des Sozialwesens. Die Verortung der Lieblings- und gemiedenen Orte, sowie der häufig zurückgelegten Routen erfolgte über GIS. Ebenso wurden Steckbriefe der erhobenen Orte sowie eine Charakterisierung des perfekten Ortes angefertigt. In Folgeprojekten wurden zunächst mit den Schülern gemeinsam Entwürfe für die Entwicklung einzelner Orte erarbeitet, und im Projekt Teil III wurde deren bauliche Umsetzung vorbereitet (Ausführungsplanung, 1:1-Modell vor Ort). Die Beiträge werden genutzt für die Entwicklung eines bisher in der Stadtpla- nung wenig beachteten Stadtteils: Die Verwirklichung erfolgt im Rahmen des Projekts „Soziale Stadt“. 5.2.3 Erarbeitung planerischer Konzepte Bad Soden am Taunus Im Anschluss an die Exkursion wurden die Ergebnisse digitalisiert und thematisch zusammengefasst. Es wurde im Anschluss eine Analyse der Stärken, Schwächen, Möglichkeiten und Gefahren (SWOT – Strength, Weaknesses, Opportunities, Threats) für die Entwicklung von Bad Soden durchgeführt und zwar besonders hinsichtlich des Erhalts der Landschaftsbild prägenden Obstwiesen. Die Ergebnisse der SWOT-Analyse wurden verwendet, um erste Szenarien zu erarbeiten. Jedes Szenario stellte grundsätzlich eine Möglichkeit dar, die Entwicklung Bad Sodens voranzubringen und dabei das Landschaftsbild zu erhalten. Jeder Teilnehmer entwickelte zunächst drei bis fünf Szenarien, von denen dann drei weiter konkretisiert wurden, bevor eines der Szenarien von den Studierenden als Favorit ausgewählt wurde. Für das ausgewählte Szenario wurden wiederum drei Alternativen erarbeitet. Aus diesen wählten sich zwei oder drei Teilnehmer ein gemeinsames Oberthema und arbeiteten für ausge- wählte Alternativen ein Planungskonzept aus. Die Konzepte sollten so weit durchdacht werden und detailliert werden, dass sie alle Maßnahmen zur Realisierung beinhalten. Fallstudien, Räume und Methoden 106 Hamburg-Wilhelmsburg Nach den verschiedenen Erfassungen und Erhebungen arbeitete jede der Teilnehmergruppen bestehend aus vier bis fünf Studenten intensiv und detailliert an der Analyse des Planungsgebietes. In Wilhelmsburg war der Einstieg in die Analyse das Herausstellen der Stärken, Schwächen, Möglich- keiten und Gefahren für die Entwicklung des Stadtteils (SWOT-Analyse, vgl. Bad Soden). Die Ergebnisse dieser Arbeiten wurden zusammengetragen, präsentiert und galten dann für alle als Grundlage. Basierend auf den Analyse- ergebnissen entwickelten die Gruppen eigenständige Ideen. Tatsächlich hat sich jede Arbeitsgruppe auf ein anderes Thema konzentriert, so dass am Ende fünf verschiedene Konzepte zu relevanten Wilhelmsburger Themen erarbeitet wurden. Basierend auf den Arbeitsergebnissen des Workshops vor Ort in Wilhelms- burg hat sich im Anschluss eine Gruppe von Studenten gebildet, die weiter- führende Konzepte für die Planung grüner und blauer Korridore in Wilhelmsburg erarbeitete. Hier wurde insbesondere das Leitthema der IGS 2013 aufgegriffen und Konzepte erarbeitet, die eine positive und nachhaltige Entwicklung für die urbane Landschaft von Wilhelmsburg vorsehen. Kassel-Rothenditmold Im Anschluss an die Auswertung der Kartierungen und die SWOT-Analyse, die auch in Rothenditmold als Grundlage für die weiteren Arbeiten diente, wurden Konzepte entwickelt, die die Analyseergebnisse aufgriffen, um ausgewählte Orte attraktiver zu gestalten. Als Grundlage hierfür wurden zunächst Leitideen unter der Fragestellung „Wie können die Freiräume in Rothenditmold verbessert werden?“ formuliert. Basierend auf dieser Leitidee wurden die entwickelten Konzepte in drei Umsetzungsszenarien durchgespielt. Zwei dieser Szenarien wurden in den darauffolgenden Wochen weiterentwickelt und schließlich auf eine Entwurfs- idee reduziert. In Einzel- oder Kleingruppenarbeit wurde die entstandene Entwurfsidee weiter bearbeitet. Diese Entwürfe hatten bis auf wenige Aus- nahmen einen bestimmten Bezugsraum, für den sie konkret entwickelt wurden. Bei allen Entwürfen handelt es sich um rein konzeptionelle Testent- würfe und nicht um umsetzbare Szenarien. Die weitere Bearbeitung ausge- wählter Gestaltungsvorschläge erfolgte in Folgeprojekten. Einschätzende Interviews zu durchgeführten Methoden und Projektergebnissen 107 5.3 Einschätzende Interviews zu durchgeführten Methoden und Projektergebnissen Im Nachgang zu den empirischen Untersuchungen in den Fallstudien sollte zu den Ergebnissen und verwendeten Methoden eine Einschätzung durch Dritte eingeholt werden. Dieses wurde durch Befragung weniger, ausgewählter Personen an den drei Projektstandorten ermöglicht. Die Auswahl der Personen (Akteursanalyse, vgl. Säck-da Silva 2009) erfolgte aufgrund verschiedener Aspekte: sie sollten mit dem Ort, an dem die durchgeführten Projekte stattge- funden hatten, vertraut sein und nach Möglichkeit sich schon einmal im weitesten Sinne mit Landschaftsplanung und Bürgerbeteiligung auseinander gesetzt haben bzw. konfrontiert worden sein. Über die vor Ort vorhandenen Kontakte, die in der Regel an Behörden gekoppelt waren, wurden weitere Personen ermittelt, die für die Interviews in Frage kamen. Befragt wurden daher zu jedem Ort Vertreter verschiedener Interessengruppen:  ein Planer, als Experte, der sich von Berufs wegen mit der Entwicklung des Ortes befasst oder befasst hat,  ein Lokalpolitiker, die ein starkes Interesse an einer „positiven“ Entwick- lung des Ortes haben und  ein Vertreter von Bürgerinitiativen, die außerdem vertraut sind mit dem Ort und sich ihm verbunden fühlen. Die Interviews wurden leitfadenorientiert mit offenen Fragen durchgeführt, um möglichst viele Informationen zu erhalten, und um den Charakter narrati- ver Interviews zu wahren. Der Leitfaden33 enthielt für alle Befragten dieselben Fragen (mit Ausnahme von zwei zusätzlichen Fragen für die befragten Planer). Der Einstieg in die Gespräche stellte eine gegenseitige Vorstellung dar, so dass insbesondere die jeweils Interviewten einen Eindruck von der Befragen- den und den Inhalten der Arbeit erhielten und wozu die Befragung im Einzel- nen dienen sollte. Die Gesprächspartner wurden ebenso darüber informiert, 33 Fragebogen zu einschätzenden qualitativen Interviews, vgl. Anhang V ab S. 268. Fallstudien, Räume und Methoden 108 dass die Interviews später anonymisiert werden und sie daher eine Veröffent- lichung ihrer Namen z.B. in Verbindung mit der beruflichen Tätigkeit nicht zu bedenken hatten. In der Einführung wurde zunächst nach positiven und negativen Aspekten des jeweiligen Raumes gefragt, damit sich die Befragten an die Interviewsituation gewöhnen konnten und ein Gefühl der Sicherheit und eine weniger große Distanz zwischen Interviewtem und Fragenstellendem erlangt werden konnte. Alle Gesprächspartner hatten vorab den Interviewleitfaden zusammen mit einem ergänzenden Ausfüllbogen erhalten, so dass sie sich, wenn sie wollten, auf das Gespräch inhaltlich vorbereiten konnten. In dem zur Verfügung gestellten Fragebogen waren allerdings Detailfragen, bzw. Fragen, die bei Unkenntnis weiter führten, nicht mit aufgeführt. Im Grunde war der Leitfaden so aufgebaut, dass zunächst die allgemeinen, bereits vorhandenen Dinge abgefragt und dann immer weiter spezifiziert wurde in Richtung sozialwissen- schaftlich orientierte Landschaftsplanung. Mit dem vorbereiteten Fragenkatalog sollte erarbeitet werden können, in wie weit die einzelnen Personen mit landschaftsplanerischen Instrumenten und Methoden bisher in Kontakt gekommen sind. Im darauf folgenden Interview- teil wurden die Interviewpartner nach ihren Kenntnissen zu den gesetzlich vorgeschriebenen Instrumenten der Landschaftsplanung, den dafür verwende- ten Methoden, der Verständlichkeit für Laien und ihren persönlichen Erfah- rungen mit diesen Instrumenten befragt. Hieraus wurde zunächst ersichtlich, ob überhaupt Grundlagenwissen vorhanden ist und zum anderen, in wie weit sie sich mit den verschiedenen Formen und Intensitäten der Bürgerbeteiligung auseinandergesetzt haben bzw. ob sie schon einmal mit ihr konfrontiert wurden. Dieses wurde ebenfalls für die Gruppe der „Planer“ abgefragt, da hier Planer i.w.S. angesprochen waren, die nicht unbedingt im Detail mit Land- schaftsplanung vertraut sein müssen. Diese Vorgehensweise wurde als sinnvoll erachtet, da man sich so leichtere Rückschlüsse erhoffte, wenn es später im Interview um mögliche ergänzende Methoden und Instrumente für Landschaftplanung, insbesondere sozialwis- senschaftlich informierte Instrumente und die persönliche Einschätzung dazu ging. Dazu wurden den Befragten die Ergebnisse aus den einzelnen Projekten exemplarisch vorgestellt und kurz erläutert. Im Anschluss wurde gefragt, wie Einschätzende Interviews zu durchgeführten Methoden und Projektergebnissen 109 sie diese Ergebnisse, auch trotz fehlender Ortskenntnisse, einschätzen und ob sie dieses befürworten und für praktikabel halten oder nicht. Durch diese qualitativen Interviews wurde erwartet, Aufschluss darüber zu erhalten, ob es ihrer Meinung nach sinnvoll ist, Methoden der empirischen Sozialforschung in landschaftsplanerischen Projekten zu verwenden. Ihr Urteil basierte auf einem Vergleich von Ergebniskarten bewährter landschaftsplane- rischer Instrumente und Methoden (z.B. Landschaftsplan Bad Soden, Land- schaftsplan Kassel, Landschaftsprogramm Hamburg) auf der einen Seite und auf der anderen Seite auf Karten und Pläne, die während der Projektarbeiten entstanden sind. Es wurde demnach gefragt, ob der eingeschlagene Weg nachvollziehbar ist, und ob er aus Perspektive der Befragten überzeugend ist. Betont wurde hierbei, dass die ökonomische Perspektive zu diesem Zeitpunkt nur eine untergeordnete Rolle spielen sollte. Mit den zusätzlichen Interviews wurden drei Richtungen verfolgt:  Beurteilung der Ergebnisse (sind die Ergebnisse aus den Projekten so, dass Außenstehende diese nachvollziehen können?)  Beurteilung der Methoden (handelt es sich um Methoden, welche Land- schaftsplanung bzgl. Argumentationskraft, Akzeptanz und Nachvoll- ziehbarkeit bereichern können?)  Ausblick (kann die Anwendung sozialwissenschaftlicher Methoden der Landschaftsplanung zu einer besseren Argumentationsposition verhel- fen?) Da es sich um eine Ersteinschätzung handelte, wurden zu jedem Bearbei- tungsraum Vertreter der Gruppe Planer, Lokalpolitiker und Bürgerinitiative für ein Gespräch ermittelt. Den Gesprächspartnern wurden in den Gesprächen verschiedene Pläne34 vorgestellt, die entweder Planungen der gesetzlich vorgeschriebenen Landschaftsplanung entsprechen oder in den Projekten an den drei Standorten in Bad Soden, Wilhelmsburg oder Rothenditmold ent- standen sind. Anhand dieser exemplarischen Pläne sollten die Einschätzungen 34 Die in den Gesprächen präsentierten und diskutierten Materialien können auf Anfrage bei der Verfasserin eingesehen werden. Die Karten und Pläne von herkömmlichen Planungsinstrumenten, die in den Gesprächen zum Einsatz kamen, sind im Planver- zeichnis aufgeführt (vgl. S. 232). Fallstudien, Räume und Methoden 110 der Befragten u.a. zu Lesbarkeit und Verständlichkeit ermittelt werden (vgl. Kapitel 7.2). Alle Gespräche wurden nach Einverständnis der Gesprächspartner auf Ton- band aufgezeichnet und später transkribiert. Die Transkripte35 und die Ge- sprächsnotizen, die während der Interviews gemacht wurden, dienten der späteren Auswertung und Analyse. Bei der Auswertung der Interviews war wichtig, genauer hinzuhören, ob sich versteckte Informationen in den Aussa- gen verbergen, die beim ersten Hören nicht oder kaum ins Gewicht fallen. In der späteren Auswertung der aufgezeichneten und transkribierten Gesprä- che wurden diese einer qualitativen Analyse36 unterzogen, um auch aus einer geringen Anzahl an Gesprächen, verallgemeinerbare Ableitungen ziehen zu können. Dabei wurden einzelne Punkte und deren Aspekte genauer betrachtet (Mayring 2010:19), ohne dabei den Blick auf das Gesamte zu verlieren, und nicht wie bei einer quantitativen Analyse die Materialien in ihre Einzelteile zu zerlegen. 35 Die Transskripte können auf Anfrage bei der Verfasserin eingesehen werden. 36 Bei einer qualitativen Analyse von Daten, die in diesem Fall Aufzeichnungen von Interviews sind, werden solche Daten erhoben, die nicht metrisch sind und keine unter- scheidbaren Eigenschaften von Phänomenen, Gefühlen oder Begriffsinhalten beschrei- ben. Die Datenerhebung erfolgt etwa durch Interviews, Gruppendiskussionen oder teilnehmende Beobachtung. Demnach kann bei diesen Analysen nur die vorhandene subjektive Meinung der Befragten ausgewertet werden. Stattdessen werden bei einer quantitativen Analyse in der Regel mit Hilfe standardisier- ter Erhebungsbögen solche Daten zusammen getragen, die messbar sind. Ihre Auswer- tung kann über mathematische und statistische Verfahren erfolgen. Ergebnisse aus den Fallstudien 111 6 Ergebnisse aus den Fallstudien In den studentischen Projekten, die hier als Fallbeispiele durchgeführt wurden, gab es jeweils ein reales Planungsproblem, dem die örtlichen Planungsver- antwortlichen mit den bewährten und üblichen Methoden der Landschaftspla- nung keine Lösung beibringen konnten. Dieses war jeweils der Ausgangspunkt der Zusammenarbeit mit den Planern am Ort, da sie nach neuen und zielführenden Lösungsmöglichkeiten suchten und somit Gelegen- heiten geboten waren, neben landschaftsplanerischen Methoden auch empiri- sche Methoden der Sozialforschung einzusetzen (vgl. Kapitel 4). Die Ergebnisse werden im Folgenden erläutert. 6.1 Ergebnisse der Anwendung landschaftsplanerischer Methoden Da in den drei studentischen Projekten spezifische Aufgaben- und Fragestel- lungen zugrunde lagen, wurden die genannten Methoden in allen Projektge- bieten mit verschiedenen Schwerpunkten durchgeführt (vgl. Tabelle 6.1 ). Nachfolgend werden beispielhaft einige Ergebnisse vorgestellt. Insbesondere wenn Methoden in mehreren Planungsräumen zur Anwendung kamen, wird nur ein Bearbeitungsfall näher erläutert. Ergebnisse aus den Fallstudien 112 Tabelle 6.1: Übersicht über die durchgeführten landschaftsplanerischen Methoden in den verschie- denen Untersuchungs- und Bearbeitungsgebieten. Methode Bad Soden am Taunus Hamburg- Wilhemsburg Kassel- Rothenditmold Auswertung vorhandener Planwerke und Kartierungen X X X Flächennutzungskartierung / Landschaftstypen-Erfassung X X X Landschaftscharakter und Atmosphäre (Semantisches Differential) X O X Elemente der Kulturlandschaft X X O Bauliche Strukturen O (X) X Landschaftsbiographie O O X X = wurde erfasst, (X) = wurde teilweise erfasst, oder Daten Dritter wurden verwendet O = wurde nicht erfasst 6.1.1 Auswertung vorhandener Planwerke und Kartierungen Um einen ersten Einblick in örtlich relevante Planungen zu erhalten, werden üblicherweise vorhandene Planwerke eingesehen, auch um Doppelerhebungen zu vermeiden, um sie bei späteren Konzeptentwicklungen zu berücksichtigen und um Konflikte zwischen bisherigen Planungen und vorgeschlagenen Konzepten entweder zu verhindern oder gezielt aufnehmen zu können. Für Bad Soden wurden der Landschaftsrahmenplan, der zum Zeitpunkt der Projektdurchführung in der Auslegungsphase befindliche Regionale Fläche- nnutzungsplan des Planungsverbands Frankfurt / Rhein-Main, der Land- schaftsplan, der örtliche Flächennutzungsplan sowie relevante Bebauungspläne eingesehen. Außerdem beschäftigten die Studierenden sich mit einem Erlass, der zu Konflikten um die wohnungsfernen Gärten geführt hatte. Für Bad Soden liegen verschiedene Bebauungspläne unterschiedlichen Ergebnisse der Anwendung landschaftsplanerischer Methoden 113 Alters vorhanden sind. Einige Bebauungspläne wurden überarbeitet, um wohnungsferne Gärten legalisieren zu können. Allerdings sind diese Pläne bisher nicht verabschiedet worden, so dass die Entwürfe keine Rechtsgültigkeit erlangt haben. Gemäß Landschaftsrahmen- plan Südhessen (2000) ist der Bedarf an Freizeitgärten durch die kommunale Bauleitplanung in geordnete städtebauliche Bahnen zu lenken. Umgekehrt muss die weitere Zersiedlung der Landschaft durch illegale Anlagen konse- quent geahndet werden. In Hamburg wurden ebenfalls diverse vorhandene Planungen und Karten berücksichtigt: Landschaftsplan, Landschaftsprogramm Hamburg mit dem integrierten Freiraumverbundsystem, Planungen der IGS 2013und der IBA 2013, diverse historische Karten, Digitale Stadtkarte (Maßstab 1 : 20.000), Digitale Karte (Maßstab 1 : 5.000), Digitale Orthophotos und andere. Seit Mitte der 90er Jahre wird durch zahlreiche Projekte versucht den Stadtteil aufzuwerten. Durch die aktuell neu angestoßene Stadtplanung liegen für Wilhelmsburg Planungen zur Entwicklung eines modernen Stadterweite- rungsgebietes mitten im Stadtgebiet von Hamburg vor. In diesen Planungen sind Entwicklungspotentiale verzeichnet, die von den studentischen Projekten aufgenommen werden konnten: Die Lage nahe der Innenstadt, Konversionsflächen durch die Umstrukturierung des Hafens, viele Wasserlagen direkt an der Elbe und an ehemaligen Elbarmen, von denen die meisten zu Kanälen ausgebaut sind, was mit einer hohen Standortqualität und viel Grünraum einhergeht. Wie schon bei Planungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts gilt es auch heute, neben der baulichen Entwicklung auch die Freiräume neu zu strukturieren, zu gestalten und in das städtische Gesamtgefüge zu integrieren. So werden neben innovativen baulichen vielfältige Entwicklungen zur Gestaltung und Vernet- zung des Freiraums der Elbinsel angestoßen. Verknüpft sind diese Maßnah- men wesentlich mit der IBA und der IGS, die beide 2013 in Wilhelmsburg stattfinden werden. Für Kassel-Rothenditmold wurden der Landschaftsrahmenplan, Landschafts- plan, Flächennutzungsplan und diverse digitale Karten und Luftbilder heran- gezogen, um einen ersten Eindruck von dem Stadtteil zu erhalten. Ergebnisse aus den Fallstudien 114 Rothenditmold ist demnach ein von Kassel-Stadt abgeschnittener Raum, der eine individuelle und industriell geprägte Entwicklung durchgemacht hat. Heute weist er eine große Vielseitigkeit auf. Dennoch sind Nachteile entstan- den, die man heute durch Projekte zur Reorganisation, Resozialisation und Aufwertungsmaßnahmen auszugleichen versucht. Insbesondere durch das Projekt „Soziale Stadt“ stehen Gelder zur Verfügung, die eine Fortentwick- lung anstoßen sollen. 6.1.2 Kartierung der Landschaftstypen bzw. Flächennutzungen Landschaftskartierungen bilden die Grundlage für Landschafts- und Frei- raumplanungen. Üblicherweise werden sie um thematische Erfassungen etwa zum Landschaftscharakter, zum räumlichen Erscheinungsbild usw. ergänzt. Für Landschaftskartierungen wird der Bearbeitungsraum in Teilräume untergliedert, um verschiedene Landschaftstypen oder landschaftliche Einhei- ten zu benennen. Dabei wird herausgestellt, dass jede Landschaft einmalig ist. Für jede Landschaftseinheit wurde in den hier betrachteten Projekten die Landnutzung erfasst und für jeden Landschaftstyp wurden ein oder mehrere Elemente kartiert, die den besonderen Charakter der Landschaftseinheit ausmachen. Im Fall von Bad Soden wird die Kulturlandschaft im Projektgebiet stark durch Obstwiesen sowie durch (wohnungsferne) Gärten, kombiniert mit Obstwiesen, bestimmt. Das Bearbeitungsgebiet weist weitere verschiedene Landschaftsty- pen auf. Es konnten insgesamt elf verschiedene Typen der Landnutzung identifiziert werden. Einen Großteil des Bearbeitungsraumes nehmen die Siedlungsbereiche von Bad Soden, Altenhain und Neuenhain ein. Dazu zählen Wohngebiete, Gewerbegebiete, Park/ Stadtpark, Sportstätten, Friedhof und auch Obstwiesen im Siedlungsbereich. Die Umgebung wird von vier ver- schiedenen Landschaftstypen dominiert. Dieses sind landwirtschaftlich genutzte Flächen, Landwirtschaft und Obstwiesen, Obstwiesen und Wald (vgl. Abbildung 6.1). Ein für den Landschaftscharakter wesentlicher Unterschied zwischen Land- wirtschaftsgebieten und Gebieten mit Landwirtschaft und Obstwiesen ist, dass erstere eine großflächigere Parzellierung aufweisen, während die Bereiche mit Landwirtschaft und Obstwiesen durch schmale Streifen und kleine Felder Ergebnisse der Anwendung landschaftsplanerischer Methoden 115 beider Nutzungsformen gekennzeichnet sind. Im Landschaftstyp Obstwiese sind privat genutzte, wohnungsferne Gärten mit Obstwiesen ein typisches Merkmal. Solche Gärten befinden sich in nahezu jedem der identifizierten Landschaftstypen außer in Wäldern, Auen- und Siedlungsbereichen. Es scheint so zu sein, dass das Kriterium der Landnutzung nicht ausschlaggebend ist für die Orte, an denen diese wohnungsfernen Gärten angelegt werden. Sie müssen daher separat und in einem gesonderten Arbeitsgang kartiert werden. Abbildung 6.1: Erarbeitete Karte für die Landschaftstypen und Kulturlandschaftselemente in Bad Soden am Taunus (die englischsprachige Legende ist Teil der Originalvorlage, erarbeitet durch Projektteilnehmer). Ähnlich wie für Bad Soden wurden auch für den Bearbeitungsraum von Hamburg-Wilhelmsburg die Landnutzungen und kennzeichnende Land- schaftselemente erfasst. Da es hier vor allem darum geht, grüne und blaue Verbindungen zu schaffen, die den Menschen zugänglich gemacht werden können, wurden die Inselbereiche, die dem Hafen zugeschrieben werden können, weniger stark in dieser Inventarisierung berücksichtigt. Auch für Hamburg-Wilhelmsburg wurde eine Vielzahl von Landschaftstypen bzw. Ergebnisse aus den Fallstudien 116 Landnutzungen festgehalten. Dieses gilt ebenso für das Gebiet von Kassel- Rothenditmold. Abbildung 6.2: Kartierung der Flächennutzungen in Hamburg-Wilhelmsburg. Verortet sind ebenfalls kennzeichnende Elemente für die einzelnen abgegrenzten Einheiten (erarbeitet durch Projektteil- nehmer). In Kassel-Rothenditmold wurde zudem eine Freiflächennutzungskartierung durchgeführt und in eine Karte übertragen. Die Karte macht deutlich, dass insbesondere die Gewerbebereiche einen hohen Versiegelungsgrad aufweisen und die Flächen ohne Versiegelung eher gering sind (vgl. Abbildung 6.3). Ergebnisse der Anwendung landschaftsplanerischer Methoden 117 Abbildung 6.3: Freiflächennutzungskartierung für Kassel-Rothenditmold (erarbeitet durch Projektteilnehmer). 6.1.3 Kulturlandschaftselementekataster Eine Erfassung wertvoller Kulturlandschaften bzw. Kulturlandschaftselemente erfolgt üblicherweise durch Kartierungen und Ergebnisse werden in so genannten Katastern abgelegt (z. B. KuLaDigNW). In den drei ausgewählten Projekten wurden Elemente erfasst, aber nicht für ein Kulturlandschaftskatas- ter aufbereitet (vor allem aus zeitlichen Gründen). In Bad Soden wurden die prägenden Elemente der vorab abgegrenzten Landschaften erfasst und in der Karte der Landschaftstypen (vgl. Abbildung 6.1) verortet. Zudem wurden sie in Erhebungsbögen aufgenommen, in denen auch visuelle Merkmale sowie eine Skizze zu jedem Element angelegt wurden Ergebnisse aus den Fallstudien 118 (vgl. Abbildung 6.4 und Abbildung 6.5.). In der Regel wurden zusätzlich zu den Skizzen auch Fotografien aufgenommen, die für die späteren Auswertun- gen und Analysen vorlagen. Abbildung 6.4: Einer der zahlreichen Brunnen in Bad Soden, der von einer Pergola umgeben ist und als prägendes Element wahrgenommen wurde. Er befindet sich im Siedlungsbereich Einheiten (erarbeitet durch Projektteilnehmer). Abbildung 6.5: Einer der beiden ehemaligen Wassertürme außerhalb des Siedlungsberei- ches von Bad Soden, der sich auf das Landschaftsbild auswirkt Einheiten (erarbeitet durch Projektteilnehmer). Ähnlich wurde auch in Hamburg verfahren. Hier wurden die Objekte nicht in einer Karte verortet, sondern exemplarisch für einen gesamten Raum wieder- gegeben (vgl. Abbildung 6.2). In Rothenditmold wurden Elemente der Kulturlandschaft nicht explizit erfasst, da es hier um Freiraumnutzungen von Jugendlichen ging. Stattdessen wurde eine Landschaftswandelkartierung (auch Landschaftsbiographie genannt) durchgeführt und die baulichen Strukturen wurden insgesamt inventarisiert. Um die Freiraumnutzung von Jugendlichen erfassen, analysieren und dafür planen zu können, war es sinnvoll, die baulichen Strukturen zu ermitteln, um so bebaute und unbebaute Flächen zu identifizieren und sie für die weiteren Arbeitsschritte präsent zu haben. Ergebnisse der Anwendung landschaftsplanerischer Methoden 119 Bezüglich der baulichen Strukturen wurde in Rothenditmold aufgrund des Charakters eines industriegeprägten Stadtteils ein hoher Anteil an Gewerbe- bauten ermittelt, die sich hauptsächlich im nördlichen und südlichen Teil befinden. Die gewerblich genutzten Bauten befinden sich mehrheitlich in den Randbereichen des Stadtteils und entlang der ortszentralen Hauptverkehrs- straße. Dort sind es in der Regel Bauten, die einer Mischnutzung unterzogen werden. Die Wohngebäude wurden entsprechend ihrem Bautyp unterschieden. Der Rothenberg beispielsweise ist eine Zeilenbausiedlung, während der alte Kern von Rothenditmold von Blockrandbebauung geprägt ist. Die Stadtteil- ränder sind zum größten Teil durch Reihenhäuser und vereinzelten Ein- und Mehrfamilienhäusern geprägt (vgl. Abbildung 6.6). Abbildung 6.6: Die baulichen Strukturen von Rothenditmold. Sie werden unterschieden nach Industrie, Gewerbe, soziale Einrichtungen, Wohn/Gewerbe und Wohngebäuden (erarbeitet durch Projektteilnehmer). Ergebnisse aus den Fallstudien 120 Mit der Landschaftswandelkartierung oder der Landschaftsbiographie wurde die Geschichte des Stadtteils nachvollzogen und aufgearbeitet und in entspre- chenden Karten abgebildet (vgl. Abbildung 6.7). Diese Kartierung anhand verschieden alter topographischer Karten macht deutlich, welche Bereiche des Stadtteils bereits sehr lange Bestand haben und wo es in der jüngeren Zeit Veränderungen gegeben hat. Nicht berücksichtigt werden kann bei der Wandelkartierung die Modernisierung von Gebäuden und Betrieben und sonstiger baulichen Anlagen. Neuere Bauprojekte befinden sich vor allem auf ehemaligen und dann brach gefallenen Gewerbeflächen, die nun in der Regel zu Wohnsiedlung umgewidmet werden. Abbildung 6.7: Landschaftswandelkartierung von Rothenditmold (erarbeitet durch Projektteilnehmer). 6.1.4 Erfassung von Landschaftscharakter und Atmosphäre Kenntnisse über Landschaftscharakter (Eigenart i. S. d. Bundesnaturschutzge- setzes) und räumlicher Atmosphäre sind für Landschafts- bzw.- Freiraumpla- Ergebnisse der Anwendung landschaftsplanerischer Methoden 121 nung wichtige Arbeitsgrundlagen. Im Projekt Bad Soden wurde die Atmo- sphäre für jede abgegrenzte Landschaftseinheit mittels eines semantischen Differentials erfasst, so dass dieses ergänzend zur Bewertung des Land- schaftsbildes vorlag. Hierbei zeigt sich, dass halboffene Landschaften und diejenigen Räume, in die man einen guten Einblick hat, etwa aufgrund eines exponierten Standortes, in der Bewertung besser abschnitten als Siedlungsbe- reiche oder Wälder. Sobald ein für die Landschaft bedeutendes Element vorhanden war, steigerte dieses häufig noch einmal die Bewertung einer erfassten Raumeinheit. Abbildung 6.8: Auszug aus der Auswertung der insgesamt etwa 50 semantischen Differentiale. Dargestellt sind die Bewertungen der Landschaftstypen Ackernutzung/ Streuobstwiesen, Öffentliche Grünflächen und Wald / Tal / Gewässer. Die Begriffspaare wurden für eine bessere Darstellung ebenfalls deutlich reduziert. Insgesamt ergaben sich für Bad Soden recht einheitliche Bewertungen anhand des semantischen Differentials. Für die Auswertung wurden mehrere Land- schaftstypen zu einer Kategorie zusammengefasst. Für sämtliche Bewertungs- bögen, die zu einer Landschaftstypenkategorie gehörten, wurden die Ergebnisse ebenfalls zusammengefasst, indem zu den abgefragten Begriffs- paaren der jeweilige Mittelwert gebildet wurde. In dem ausgewählten Beispiel (vgl. Abbildung 6.8) „Wald / Tal / Gewässer“ (diese Landschaftstypenkatego- rie wurde neunmal erfasst) wird deutlich, dass diese Raumeinheiten durchaus als naturnah angesehen werden. Die Naturnähe wurde für diese Kategorie mit Ergebnisse aus den Fallstudien 122 der Stufe 2 ermittelt. Gleichzeitig werden diese Raumeinheiten Wald / Tal / Gewässer als wenig schön (Stufe 1) und auch nicht als Identität stiftend (ebenfalls Stufe 1) eingestuft. In der Gesamtbewertung, ob die einzelnen Bereiche gefallen oder nicht, wurde ein durchschnittliches Ergebnis (Stufe 0) für die ausgewählte Kategorie erlangt. In Rothenditmold wurden ebenfalls semantische Differentiale für die Bewer- tung eingesetzt. Nach einer ausgiebigen Besichtigung des Stadtteils wurden zehn markante atmosphärische Situationen festgehalten und näher untersucht. Da es hier um eine Bewertung aus Sicht der Studenten, also aus „Experten- sicht“ geht, lässt sich aus den Diskussionen eine relativ eindeutige, wenn auch nicht repräsentative Tendenz erkennen. Die Einschätzungen der Studenten mittels semantischer Differentiale für die zehn ausgewählten Orte ähneln sich stark. Somit lässt sich gut ein Vergleich zwischen der Außenansicht, vertreten durch die Bewertung der Studenten, und der Innensicht, vertreten durch die befragten Schüler, anstellen. Für Rothenditmold und Bad Soden erbrachten die studentischen Bewertungen aus fachlicher Sicht keine großen Überraschungen. Räume, die in ihrer physischen Erscheinung stark unterschiedlich sind, wurden auch stark unter- schiedlich bewertet. Orte mit viel Grün wurden in der Regel eher positiv wahrgenommen, außer, wenn es sich um zwar grüne, räumlich aber enge Verhältnisse handelte. Straße, Eisenbahnlinien und Gewerbegebiete wurden durchweg als eher negativ eingeschätzt. Mit Hilfe der semantischen Differentiale wurden unter dem Gesichtspunkt der Subjektivität die jeweiligen Planungsräume bewertet. Dieses liefert eine erste Einschätzung zu den Bearbeitungsräumen aus planerischer Sicht. Die Bewer- tungen mit den semantischen Differentialen stellen eine Ergänzung zu den landschaftsplanerischen Erhebungen dar. 6.1.5 Zwischenfazit zu den landschaftsplanerischen Methoden Aus landschaftsplanerischer Sicht sind alle drei Bearbeitungsräume durch relativ große Vielfalt bezogen auf die Flächennutzungen, auf den Land- schaftscharakter, Freiräume und bezogen auf Potentiale zur weiteren Entwick- Ergebnisse der Anwendung von Methoden empirischer Sozialforschung 123 lung geprägt. Diese Vielfalt ist für jeden Ort spezifisch ausgeprägt. Jeder Ort hat aus planerischer Sicht seine besondere Eigenart. So hat Bad Soden mit seinen Obstwiesen ein gefährdetes Landschaftsbild prägendes Element, das es zu erhalten gilt, währenddessen auf der anderen Seite die wohnungsfernen Gärten geräumt werden müssen und genau dieser Umstand die Obstwiesen in ihrem Fortbestand gefährdet. Hamburg- Wilhelmsburg hat sehr große Industrie- und Gewerbebereiche, die für die Bevölkerung kaum Anreize bieten, um ihre Freizeit dort zu verbringen. Auf der anderen Seite gibt es auf der Elbinsel Naturschutzgebiete und Landwirt- schaft, die viel Grün und Möglichkeiten zu Erholung bieten. Kassel- Rothenditmold ist von den drei vorgestellten Bearbeitungsräumen der räum- lich wohl am stärksten beengte, insbesondere durch den flächenmäßig großen Anteil an Gewerbeflächen sowie randlich verlaufende Verkehrstrassen. Auf der anderen Seite bietet Rothenditmold auch Freiräume, die zu entwickeln sich lohnt. Diese und ähnliche Ergebnisse lassen sich mit üblichen landschafts- bzw. freiraumplanerischen Mitteln erzielen. Gemeinsam mit weiteren Erfassungen, etwa zu Biotopen / Tier- und Pflanzenarten, Klima / Luft, Wasser / Gewässer, usw. bilden sie den planerischen Standard-Grundstock. Auf ihnen bauen zunächst Raum- bzw. Landschaftsanalysen und sodann planerische und gestalterische Empfehlungen auf. Diese Fachsicht bezieht nicht ein, welche Landschaftsauffassungen bei Menschen vorhanden sind, die in „ihren“ Landschaften leben, sich mit ihr täglich auseinandersetzen, sie Stück für Stück verändern und sich aneignen. Um der Erfassung auch dieses Teils der Land- schaft näher zu kommen, der Landschaft im Kopf, ist die Anwendung sozial- wissenschaftlich hergeleiteter Methoden unumgänglich. Um solche geht es im folgenden Kapitel. 6.2 Ergebnisse der Anwendung von Methoden empirischer Sozialforschung Auch für die sozialwissenschaftlich orientierten Methoden gilt, dass aufgrund der in den drei Bearbeitungsräumen spezifischen Aufgaben- und Fragestellun- gen, dementsprechend nicht alle genannten Methoden in allen Gebieten Ergebnisse aus den Fallstudien 124 gleichermaßen durchgeführt wurden. Hier soll ebenfalls zunächst ein erster Überblick gegeben werden, welche Methoden in welchem Raum durchgeführt wurden, (vgl. Tabelle 6.2). Tabelle 6.2: Übersicht über die durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung in den verschiedenen Untersuchungs- und Bearbeitungsgebieten. Methode Bad Soden am Taunus Hamburg- Wilhelmsburg Kassel- Rothenditmold Erarbeitung eines Interview- leitfadens / Fragebogens X X X Durchführung und Auswer- tung von Leitfaden gestütz- ten Interviews X X X Durchführung und Auswer- tung postalisch versendeter Fragebögen X O O Einschätzende und qualitati- ve Interviews X X X X = wurde erfasst, (X) = wurde teilweise erfasst, oder Daten Dritter wurden verwendet O = wurde nicht erfasst 6.2.1 Ergebnisse der Anwendung von Methoden empirischer Sozialforschung in den Fallstudien 6.2.1.1 Interviews Interviews wurden in allen drei Projekten durchgeführt, die jeweils die Absicht verfolgten, etwas über die Wahrnehmung der Landschaft durch die Bevölkerung herauszufinden. Es wurden jeweils mit Fachleuten aus der sozialwissenschaftlichen Forschung Leitfäden für die Interviews erarbeitet, die schließlich zur Anwendung kamen. Ergebnisse der Anwendung von Methoden empirischer Sozialforschung 125 Abbildung 6.9: Interview mit einer Passantin in Hamburg-Wilhelmsburg. Die zwölf rothenditmolder Jugendlichen wurden konkret nach ihren Lieb- lingsorten im Stadtteil gefragt und wo sie ihre Freizeit verbringen. Etwa 50% der Befragten hält sich in der Freizeit am liebsten im Freien auf und das in der Regel für mehrere Stunden täglich. Die Lieblingsorte der Jugendlichen, an denen sie sich gerne aufhalten, unterscheiden sich bereits innerhalb von Rothenditmold. Darunter waren punktuelle Orte und ebenso größere flächige Bereiche. Eine deutliche Abstufung zwischen diesen Orten konnte allerdings nicht ermittelt werden. Die meisten Jugendlichen nannten allerdings Orte im und um die Döllbachaue (vgl. Abbildung 6.10). Bevorzugt sollten die Lieblingsorte mit Sitzbänken oder -steinen ausgestattet sein. Die Jugendlichen halten sich gerne am Wasser auf, doch auch Wiesen, Sportplätze, das eigene Haus oder die eigene Straße sind bei ihnen sehr beliebt. Für jeden einzelnen Lieblingsort wurde ein Steckbrief angefertigt, der Aussagen über die Beschaffenheit und die Gründe der Jugendlichen für die Wahl dieser Orte sowie Verbesserungsvorschläge enthält. Beim Vergleich der Lage der Lieblingsorte mit den Wohnorten der Befragten ergibt sich ein deutlicher Zusammenhang: In den meisten Fällen liegen die Lieblingsorte in unmittelbarer Nähe ihres Wohnortes oder befinden sich auf den Schulwegen, mit Ausnahme der Wiese in der Döllbachaue, des Anne-Frank-Heims und dessen unmittelbarer Umgebung. Ergebnisse aus den Fallstudien 126 Abbildung 6.10: Lieblingsorte im Stadtteil Rothenditmold der befragten Jugendli- chen. Abgebildet sich auch die Wohnorte der Jugendlichen (erarbeitet durch Projektteilnehmer). In Wilhelmsburg wurde ebenfalls intensiv mit einer Schulklasse (24 Schüler) zusammengearbeitet. Die Schüler (64%) geben an, dass der Außenraum für sie in ihrer Freizeitgestaltung eine große Rolle spielt. Dabei ist es für 80% der Befragten wichtig, dass sie ihre Freizeit zusammen mit Freunden verbringen können. Dabei wird viel Sport getrieben (Radfahren, Fußball, Basketball, Volleyball, Schwimmen u.a.) einfach abgehangen oder gegrillt. Sehr oft wird auch das „Haus der Jugend“ mit dem angrenzenden Freiraum als Lieblingsort benannt. Viele der Lieblingsorte liegen zentral und wohnortnah, so dass sie leicht zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit Bussen erreichbar sind. Orte, die weiter entfernt liegen, werden nur dann häufig aufgesucht, wenn sie eine besondere Ausstattung aufweisen. Im Wesentlichen machen vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, das Zeitverbringen mit Freunden oder der Familie, Sicherheit, Sauberkeit und manchmal auch Natur die Lieblingsorte aus. Wichtige Wege sind vor allem Schule/Zuhause, zum „Haus der Jugend“ und Ergebnisse der Anwendung von Methoden empirischer Sozialforschung 127 zu anderen Lieblingsorten, zu Freunden und zur S-Bahn. Nur in Ausnahmefäl- len werden Routen außerhalb des Wohnquartiers genannt. Lieblingsorte und Treffpunkte sind oftmals identisch oder überschneiden sich zumindest. Allerdings werden die S-Bahn-Station und das angrenzende Einkaufszentrum zwar als Treffpunkt genannt, nicht aber als Lieblingsort bezeichnet. Abbildung 6.11: Verortung von Wohn-, Lieblings- und "Hassorten" der 25 befragten Schüler in Wilhelmsburg (erarbeitet durch Projektteilnehmer). Ergebnisse aus den Fallstudien 128 Wenig beliebte Orte werden häufig mit Pflichten in Verbindung gebracht. Sie liegen häufig an regelmäßig genutzten Wegen und manchmal sogar in der Nähe von Lieblingsorten. Die Gründe sind ansonsten äußerst vielfältig. Hierzu zählen ein ungepflegter Zustand, unangenehme Gerüche, Industriebereiche, Präsenz anderer Gruppen oder Randgruppen (Obdachlose, „komische Leute“ usw.). Auch das Gefühl von Unsicherheiten ist an den unbeliebten Orten häufig. Nur wenige der befragten Schüler konnten keinen Hassort benennen. Insgesamt sind die Schüler mit der Situation in Wilhelmsburg zufrieden und würden gerne auch in Zukunft dort leben. Über die Veränderungen, die mit der IBA und der IGS einhergehen, sind die Jugendlichen nicht aufgeklärt, wissen nur wenig bis gar nichts von den Planungen. Einige Befragte nannten das Verlegen von Kleingärten an andere Orte und dass Verwandte oder Bekannte davon betroffen seien. Daher werden diese Anstrengungen eher negativ eingeschätzt. In Bad Soden fand während der Exkursion und den landschaftlichen Kartierarbeiten parallel eine Befragung von Passanten statt, die während alltäglicher Beschäftigungen angetroffen und für ein Interview gewonnen werden konnten. Man erhoffte sich zahlreichen Menschen zu begegnen und diese befragen zu können. Allerdings war das Wetter nass und kalt, so dass sich nur wenige Personen im Freien aufhielten. Insgesamt konnten nur 30 Personen für das Gespräch gewonnen werden. Diese geringe Anzahl an auswertbaren Fragebögen war Anlass dafür, dass weitere 700 Fragebögen an Eltern der Schüler der Bad Sodener Grundschulen versendet wurden. 210 Fragebögen wurden retourniert. Es muss zudem angeführt werden, dass die Art und Weise, wie die Studieren- den die Passanten angesprochen haben und wen sie befragt haben, das Ergeb- nis der Befragung durchaus beeinflusst haben. Eindeutig ist, dass mit den beiden Befragungsteilen nicht alle sozialen Gruppen, die in Bad Soden leben, erfasst werden konnten. Die Auswertung der 30 Interviews erfolgte zusammen mit den 210 zurück erhaltenen Fragebögen, so dass sich die Stichprobengröße auf insgesamt 240 Fragebögen beläuft (vgl. Kapitel 6.2.1.2). Ergebnisse der Anwendung von Methoden empirischer Sozialforschung 129 6.2.1.2 Befragungen Befragungen mit der postalischen Zusendung eines Fragebogens37 an die zu Befragenden wurden ausschließlich in Bad Soden als zweiter Schritt unter- nommen. Insbesondere sollte aufgedeckt werden, welche Planungsprobleme bezüglich der wohnungsfernen Gärten aus Sicht der Bevölkerung bestehen. Weiterhin wurde versucht, einen Überblick zu erhalten, wie die Obstwiesen- landschaft und deren Pflege und Entwicklung verbessert werden können. Dabei wurden insbesondere Fragen gestellt, die im Zusammenhang mit den Lebensbedingungen in Bad Soden stehen, und welche Vorstellungen die Befragten dazu für die Zukunft haben. In einem zweiten Schritt wurde ermittelt, was die Menschen in Bad Soden besonders mögen, wo Defizite bestehen, und wo die Befragten ihre Freizeit verbringen. Im dritten Teil des Fragebogens wurde das zentrale Thema der Befragung angesprochen. Die Personen wurden gefragt, ob sie Besitzer eines Obstgartens sind oder nicht und was sie über die wohnungsfernen Gärten denken. Zuletzt wurden einige persönliche Daten, wie z.B. Alter, Geschlecht, Nationalität und Beruf erho- ben. Insgesamt wurden 700 Fragebögen an die Schulen in Bad Soden versendet. Kontaktierte Lehrer haben diese an die Schüler verteilt, damit die Eltern der Schüler sie ausfüllen konnten. 210 ausgefüllte Fragebögen wurden zurückge- sendet. Dieses ist zwar keine repräsentative Stichprobe der Bevölkerung von Bad Soden (da nur Eltern von Grundschülern befragt wurden), aber es gibt einige gute und grundlegende Informationen zu der Situation in Bad Soden. Zusammen mit den Befragungen, die mit Passanten geführt wurden, konnten 240 Fragebögen ausgewertet werden. Anhand der verschiedenen thematischen Blöcke der Fragebögen, sollen hier nun vier Sektionen näher vorgestellt werden: 1) Hintergrund, soziale Charak- teristik, 2) was an Bad Soden gefällt und 3) nicht gefällt, 4) die Einstellung zu den Obstwiesen und wohnungsfernen Gärten. 37 Vgl. Anhang II ab S. 247. Ergebnisse aus den Fallstudien 130 Hintergrund Die Mehrzahl der Personen (178 Befragte), die diese Fragebögen ausgefüllt haben, war weiblich und zwischen 30 und 50 Jahre (242 Personen) alt. Etwa 88% der Befragten sind deutscher und nur etwa 12% anderer europäischer oder sogar außereuropäischer Nationalität. Die meisten Befragten sind keine gebürtigen Bad Sodener (84%), sondern stammen aus nahegelegenen Städten innerhalb der Metropolregion von Frankfurt am Main. Durchschnittlich leben sie seit zehn Jahren in Bad Soden und zogen in der Regel aus beruflichen Gründen hierher. Ein anderer deutlicher Grund, weshalb sie sich für Bad Soden als Wohnort entschieden waren Gründe des guten Eindrucks und des Lebensumfeldes. Denn nicht nur die Nähe zu Frankfurt und zu einem interna- tionalen Flughafen sind ein Vorteil, sondern auch die Natur rund um Bad Soden stellt einen positiven Anreiz dar. Soziale Charakteristik Die große Mehrzahl der Befragten (232 der befragten Personen) antwortete, dass sie zusammen mit ihren Familien in Bad Soden leben. Sie haben ein Kind (10%) oder zwei Kinder (47%). Einige gaben an nach Bad Soden gezogen zu sein, weil es ein guter Ort sei für das Heranwachsen der Kinder. Ihrer Ansicht nach sei es besser in einer kleinen Stadt als in einer Großstadt oder mitten in einer Metropole aufzuwachsen. Folglich ist es wichtig, dem Bildungssektor hier besondere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Die allgemeine städtische Statistik sagt aus, dass es in Bad Soden eine beachtliche Anzahl ausländischer Bürger gibt. Die Befragung hat ergeben, dass diese Menschen aus verschiedensten Ländern kommen und meistens aus beruflichen Gründen nach Bad Soden gezogen sind. Internationale Kooperati- onen und Unternehmen locken diese Menschen nach Bad Soden. Auch sie leben in der Regel mit ihren Familien in dieser Stadt. Die größten Gruppen stammen aus der Türkei, England, Korea und Italien. Was in Bad Soden gefällt und nicht gefällt Die Frage nach der Aufenthaltsdauer in Bad Soden beantworteten die meisten Befragten mit „sehr lange“ (172 Personen). Demnach kann man davon ausgehen, dass die meisten Befragten auch in Zukunft in Bad Soden leben werden. Die wichtigsten Gründe hierfür liegen in verschiedenen Kombinatio- Ergebnisse der Anwendung von Methoden empirischer Sozialforschung 131 nen aus Landschaft, Verkehrsanbindung, Nähe zu Frankfurt. Auf der anderen Seite antworteten knapp 60% der Befragten, dass die Infrastruktur in Bad Soden nicht optimal sei (vgl. Abbildung 6.12. und Abbildung 6.13). Abbildung 6.12: Diagramm zu positiven Aspekten von Bad Soden. Abbildung 6.13: Auswertung zu den negativ eingeschätzten Aspekten von Bad Soden. Obstwiesen und Wohnungsferne Gärten Nur 15% der Befragten gab an, einen Garten zu besitzen, wobei nahezu alle Gärten (85%) nahe zur Hauptwohnung gelegen sind (vgl. Abbildung 6.14 und Abbildung 6.15). Egal, ob die Gärten nun illegal sind oder nicht, sie sind schlichtweg ein wesentlicher Bestandteil im Leben dieser Menschen. Die meisten der Befragten mögen die Obstwiesen, weil sie denken, dass sie ein Teil Natur sind und Gesundheit fördern. Zudem liefern die Obstwiesen Früchte und sind gute Orte, um seine Freizeit dort zu verbringen. Sie sind ein schöner Bestandteil der Landschaft mit vielen verschiedenen Funktionen. Die Menschen in Bad Soden machen sich Sorgen um die Zukunft der Obstwiesen und wie sie erhalten, geschützt und evtl. weiter entwickelt werden können. Wie verbringen Sie Ihre Freizeit? Was mögen Sie an Bad Soden? Ergebnisse aus den Fallstudien 132 Abbildung 6.14: Nur wenige der Befragten in Bad Soden besitzen oder nutzen einen Obstgarten. Abbildung 6.15: Viele der befragten Men- schen mögen die Obstgärten wegen ihrer positiven Eigenschaften. 6.2.1.3 Spaziergangsinterviews Nach den Gesprächen mit den Schülern in den Klassenräumen bekamen diese die Möglichkeit, den Studenten ihre Lieblings- und „Hassorte“ zu zeigen und führten sie während eines Spaziergangs dort hin. Bei einem gemeinsamen Quartiersspaziergang wurden sowohl Lieblings- und gemiedene Orte, als auch häufig zurückgelegte Routen besichtigt und auf Karten verortet. Abbildung 6.16: Auf dem Weg zu einem Lieblingsort. So oder ähnlich sah es aus, wenn die Schüler die Studenten auf den Spaziergängen führten. Sind Sie Besitzer / Nutzer eines Obstgartens? Warum mögen Sie die Obstgärten? Ergebnisse der Anwendung von Methoden empirischer Sozialforschung 133 Mit dieser Methode wurde schließlich herausgefunden, ob die Jugendlichen auf Distanz, also in Erinnerung den Ort seiner physischen Realität entspre- chend beschreiben, oder ob es Faktoren gibt, die in der Beschreibung aus der Erinnerung heraus eine wichtigere Rolle spielen, als sie tatsächlich haben. Außerdem konnten die Schüler zeigen, was genau sie vor Ort tun, und wie sie ihre Freizeit dort verbringen. 6.2.2 Fazit zu sozialwissenschaftlich orientierten Arbeiten in Fallstudien Interviews und Befragungen haben insgesamt gezeigt, wie intensiv sich Menschen mit ihrer Umgebung identifizieren. Zwar gibt es Häufungen bei den Lieblings- und Hassorten, sie können aber aus teils ganz unterschiedlichen Gründen in eine dieser Kategorien eingeordnet werden. In den Projekten hat sich auch gezeigt, dass Menschen sich mehr Berücksich- tigung ihrer Interessen wünschen. Vor allem möchten sie ernst genommen werden. Dieses trifft zu für diejenigen, die es ohnehin gewohnt sind, sich Gehör zu verschaffen, aber es trifft auch auf die Schüler zu, die in der Regel keine Beachtung finden und in unseren Beispielen sehr engagiert bei der Sache waren. In den Projekten konnten nur ausgewählte Personengruppen berücksichtigt werden. Viele andere Gruppen blieben unberücksichtigt und damit konnten ihre Auffassungen nicht in die Analyse einfließen. Es kann daher zum Gefühl der Ausgrenzung kommen bei denjenigen, die nicht beachtet wurden. In der Planungspraxis sind dieses erfahrungsgemäß Bürger mit Migrationshinter- grund oder verschiedene Minderheitengruppen. Indem zusätzlich zu landschaftsplanerischen Methoden empirische Methoden der Sozialforschung eingesetzt wurden, konnte in viel engeren Kontakt und intensiveren Austausch mit der Bevölkerung gelangt werden. Sie hatten die Möglichkeit, sich abseits der eigenen fachlich orientierten Auffassung zu dem entsprechenden Bearbeitungsraum, einen Eindruck darüber zu verschaffen, wie die Lokalbevölkerung von ihrer täglichen Umwelt denkt und wie sie sie wahrnimmt. Ergebnisse aus den Fallstudien 134 Die vielfältigen Erfahrungen der Bürger und nicht die objektive Einschätzung der Planer generiert eine Verknüpfung von Landschaftswerten oder kollektive Grundauffassung, so dass selbst eine fachlich nicht als außergewöhnlich bewertete Landschaft für einzelne Personen eine besondere Bedeutung haben kann: weil sie z.B. ein persönliches Erlebnis damit in Verbindung bringt. Dieses zeigt, dass jede Landschaft wichtig ist, und dass es dringlich ist, Auffassungen und Ansprüche der Bürger planerisch stärker zu berücksichti- gen. 6.3 Zusammenfassung der Ergebnisse aus Fallstudien Die Kartierungsergebnisse haben aus planerischer Perspektive gezeigt, dass es sich in allen drei Bearbeitungsräumen um vielfältige, struktur- und ab- wechslungsreiche Räume handelt, die sich in unterschiedliche Raumeinheiten gliedern lassen. Die Bewertung der vorgefundenen Landschaften führt in allen drei Räumen zu unterschiedlichen Ergebnissen und zeigt, in welchen Teilge- bieten (sowohl räumlich als auch bezogen auf Planungsphasen) es Möglich- keiten gibt, eine bevölkerungs- und nutzerfreundliche Gestaltung der Landschaften vorzunehmen. Dieses gilt in erster Linie für die durchgeführten Fallbeispiele. Durch verschiedene Methoden empirischer Sozialforschung wurden die landschaftsplanerischen Ergebnisse aus einer anderen, bisher ungewohnten Perspektive ergänzt. Mit diesen Methoden wurden die Präferenzen der Bevölkerung innerhalb ihrer alltäglichen Lebensumwelt ermittelt – etwa wo die Befragten sich gerne oder nicht so gerne aufhalten. In Bad Soden halten sich die Menschen gerne in den vorhandenen Parkanlagen und in der Land- schaft außerhalb der Siedlungsbereiche (z.B. Obstwiesen, wohnungsferne Gärten) auf. Plätze, die in Bad Soden explizit gemieden werden, konnten in den Gesprächen nicht ermittelt werden. In Kassel-Rothenditmold werden nach Aussage der befragten Jugendlichen die Bereiche entlang des renaturierten Döllbaches gerne aufgesucht, gemieden werden vor allem brachliegende Gewerbeflächen und Plätze, an denen sich gesellschaftliche Randgruppen (z.B. Obdachlose) bevorzugt aufhalten. Damit wird auch deutlich, dass sich verschiedene Personengruppen in unterschiedlichen Räumen bevorzugt aufhalten bzw. dort zusammenkommen. Zusammenfassung der Ergebnisse aus Fallstudien 135 Es konnten somit unbeliebte Orte der Befragten erfasst werden, einschließlich der Vorstellungen, die die Befragten zur Veränderung oder Verbesserung haben, z.B., dass entleerte Flaschen und Unrat entfernt werden und die Plätze schöner gemacht werden. Insgesamt waren diese genannten Plätze punktuell und weniger von flächigem Charakter, auch wenn stets die Alltagslandschaft als Gesamtes beurteilt werden sollte. Dieses unterscheidet sich deutlich vom Urteil des Experten, der in der Regel einen gesamtheitlichen Blick auf den Betrachtungsraum pflegt. Zudem ist die Sicht des Experten weniger von Fragen nach Freizeit- und Erholungsaktivitäten geleitet, sondern von dem Anspruch, einen attraktiven Raum aus fachlicher Perspektive zu gestalten. Hier spielen nicht nur Nutzungsmöglichkeiten eine Rolle, sondern auch die Ausstattung, Erreichbarkeit und Möglichkeiten zur Instandhaltung. Welche Aktivitäten oder Emotionen die Befragten mit den jeweiligen Orten verbinden, wurde ebenfalls erfasst. Trotz nicht erreichter Repräsentativität der Stichproben konnten deutliche Tendenzen für Vorlieben ermittelt werden, die häufig an bestimmte Raumelemente gebunden waren. In Hamburg- Wilhelmsburg gaben die befragten Schüler an, dass sie an beliebten Orten und Plätzen mit der Familie grillen, mit Freunden spielen, Sport treiben oder einfach chillen. In Kassel-Rothenditmold sind die Aktivitäten in den gerne besuchten Räumen vergleichbar. Da in Bad Soden eine andere Klientel befragt wurde, sind hier andere Aktivitäten wie Spazierengehen, Radfahren und speziell für die Nutzung in den wohnungsfernen Gärten das Ausruhen vom Alltag genannt worden. Die Ergebnisse der drei studentischen Projekte zeigen, dass – um Auffassun- gen, Wünsche und Bedürfnisse der lokalen Akteure in der Landschaftsplanung besser als bisher wirksam werden zu lassen – Methoden notwendig sind, die bisher übliche Standards ergänzen. Dieses sind Methoden, die auch einen Beitrag zu partizipativer Planung leisten und es Planern erlauben, den Kontakt zur Öffentlichkeit zur verbessern, etwa indem Interviews (bereits) bei der Landschaftserfassung eingesetzt werden. Auf diese Weise konnten insbeson- dere in den Fallstudien Hamburg-Wilhelmsburg und Kassel-Rothenditmold recht konkrete Wünsche der Jugendlichen ermittelt werden, z.B. die Umge- staltung des Schulhofs durch Ergänzung neuer Spielgeräte, oder die Verbesse- rung eines Bolzplatzes ermittelt werden. In Bad Soden wurde von den Eltern Ergebnisse aus den Fallstudien 136 immer wieder der Wunsch nach verbesserten (betreuten) Freizeitmöglichkei- ten für ihre Kinder genannt. Auf Seiten der Beteiligten bzw. Befragten ist es gelungen, dass sich die befragten Personen zumindest während der Gespräche bewusst mit ihrer Umgebung auseinandersetzen, dass ihre Wahrnehmung geschärft und ihr Bewusstsein für die Landschaftselemente und ihre Werte gesteigert wurde. Deutlich wurde dieses vor allem bei der Interaktion mit den Schülern in Wilhelmsburg und Rothenditmold. Zunächst wussten sie nicht so recht auf die gestellten Fragen zu reagieren, obwohl diese mit einem leichten Einstieg begannen. Vor allem bei den später mit den Schülern durchgeführten Spaziergangsinterviews wurden dann weitere Plätze und Räume beschrieben, die ihnen im Klassenzimmer nicht eingefallen waren, bzw. die sie dort für weniger relevant gehalten hatten. Nicht zuletzt geht es um eine nachhaltige Entwicklung der Landschaften unter Einbeziehung der Wünsche und Ansprüche der Bevölkerung. Eine Herausfor- derung ist und bleibt die Berücksichtigung der Belange zukünftiger Generati- onen. In den vorgestellten Projekten haben Landschaftsplaner mit sozialwissenschaftlichen Fachleuten zusammen gearbeitet, die über planeri- sche Erfahrungen verfügen. Die Anwendung ausgewählter Methoden und Techniken empirischer Sozialforschung haben gezeigt, dass mit ihrer Hilfe neue Erkenntnisse über konkrete Landschaften gewonnen werden, die mit herkömmlichen Methoden der Landschaftsplanung nicht erlangt werden können. So konnte z.B. die hohe Bedeutung der Obstwiesen in Bad Soden für Erholungsnutzungen konkret erfasst werden. In Wilhelmsburg und Rothen- ditmold wurde deutlich, dass insbesondere die Bereiche zwischen bedeuten- den Plätzen der Jugendlichen (z.B. Schule, Sportplatz, Bürgerhaus) eine besondere Rolle für die Freizeitnutzungen spielen. Dieses konnte anhand der landschaftsplanerischen Methoden nicht ermittelt werden. Auch wenn die Kartierer dieses ggf. vermuteten, so konnte erst durch die Befragungen ein Beleg erhalten werden. Die teilnehmenden Studenten an den Projekten konnten ihre Gedanken zur Entwicklung des jeweiligen Raumes frei äußern, ihnen wurden keine Grenzen gesetzt und kaum Vorgaben gemacht. Denn der Vorteil, den die Studierenden haben, ist ihre planerische Unbefangenheit und Unvoreingenommenheit, so Zusammenfassung der Ergebnisse aus Fallstudien 137 dass sie oftmals neue Sichtweisen auf die Problemstellung aufdecken. Diese Handlungs- und Gedankenfreiheit der Studenten diente auch dazu, Entwick- lungsideen aufzuzeigen, die als ungewöhnlich bezeichnet werden können, um so den Verantwortlichen neue Impulse geben zu können. Dieses kann als gelungen angesehen werden, da während der Projektpräsentationen in allen drei Fällen positive und zum Teil erstaunte Resonanz der eingeladenen Planungsverantwortlichen erfolgte. Sie waren angetan von den Ideen der Studierenden, die sie in der weiteren eigenverantwortlichen Planung berück- sichtigen wollen. In Rothenditmold kam es sogar während der Fortführung des Projekts zur Umsetzung einer der von den Studenten erarbeiteten Kon- zeptideen. Erkenntnisse aus durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung 139 7 Erkenntnisse aus durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung Diese Arbeit geht von der Hypothese aus, dass die Landschaftsplanung sinnvoll um Methoden empirischer Sozialforschung zu ergänzen ist. Dabei wird das Ziel verfolgt, Wünsche, Bedürfnisse und Ansprüche der Lokalbevöl- kerung stärker in Planungskonzeptionen einzubeziehen. Diese Hypothese gründet auf der umfassenden Definition des Begriffs Landschaft, die Wahr- nehmung durch Menschen als zentrale Voraussetzung für die Konstitution von Landschaft voraussetzt. Um diese Hypothese prüfen zu können, wurden an drei verschiedenen Projektstandorten sowohl landschaftsplanerische als auch Methoden empirischer Sozialforschung durchgeführt, analysiert und für planerische Konzeptionen herangezogen. Im Folgenden werden die gewonnen Erkenntnisse eingeschätzt. Zum Abschluss dieses Kapitels werden sie in Hinblick auf die landschaftsbezogene Anwendung von Methoden empirischer Sozialforschung zusammengefasst. 7.1 Erkenntnisse aus Projektergebnissen bezogen auf Pla- nungsphasen Planungen laufen in der Regel nach einer Abfolge verschiedener Schritte ab, auch Phasen, Stufen oder Teilprozesse genannt, ab (vgl. Abbildung 7.1). Diese Strukturierung ermöglicht es auch Laien, den Prozess vom Anfang bis zur Entscheidung nachzuvollziehen. Die einzelnen Schritte oder Stufen sind mit Hauptfragen verknüpft und jeder landschaftsplanerisch abzuarbeitende Teilprozess ist so durch klare Aufgabenstellungen konkretisiert. Die ersten Erkenntnisse aus durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung 140 vier Planungsphasen des Gesamtprozesses von Planung (vgl. Abbildung 7.1) beziehen sich dabei auf die Erfassung und Bewertung der Landschaft und die weiteren Schritte auf deren Veränderung. In Anlehnung an diese Struktur soll im Folgenden aufgezeigt werden, an welcher Stelle Methoden empirischer Sozialforschung zum Einsatz kommen können. Dieses geschieht mit Blick auf die Hypothese, Landschaftsplanung durch empirische Methoden in ihrer Effektivität und Akzeptanz zu verbessern. Planungsanlass und Problembestimmung Planung geht von einem Anlass aus, sei es, dass Veränderungen gewünscht werden, oder sei es, dass Planung oder Planfortschreibungen (gesetzlich) vorgeschrieben sind. Aus dem Anlass heraus wird die Planungsaufgabe (bzw. die Problem- oder Fragestellung) definiert. Gleichzeitig wird das Planungsziel formuliert (etwa bestimmten Missständen entgegen zu wirken). In den drei durchgeführten Projekten basierten die Planungsanlässe auf vor Ort erkannten Defiziten. Planungsaufgaben waren diesen von örtlichen Entscheidungsträgern entsprechend formuliert und an die studentischen Arbeitsgruppen weiter gegeben worden. Die Feststellung des Planungsanlas- ses hätte in jedem der drei Fälle auch durch Abfrage in der Bevölkerung erfolgen können, etwa um festzustellen, ob das von Seiten der Planungsver- antwortlichen festgestellte Defizit auch einem öffentlichen Anliegen ent- spricht (und wie dieses ggf. ausgeprägt ist). Eine solche Ermittlung wurde in keinem Fall durchgeführt. So bietet sich erst im Prozess die erste Möglichkeit Ortsansässige zu beteiligen, um die Relevanz des Defizits aus Bevölkerungs- perspektive einzuschätzen. Finden sich dabei mehrere Aspekte, deren Lösung eine Planung erfordern, kann mit der Befragung zugleich eine Reihenfolge bezüglich der Prioritäten gebildet werden. Erkenntnisse aus Projektergebnissen bezogen auf Planungsphasen 141 Abbildung 7.1: Bearbeitungsschritte (mittig) und bewährte Methoden der Landschaftsplanung (links) ergänzt durch Einsatzmöglichkeiten empirischer Methoden der Sozialforschung (rechts) (mittlere und linke Säule weiter entwickelt nach Auhagen et al. 2001, von Haaren, 2004, Steinitz 1990 und 1993). Erkenntnisse aus durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung 142 Bestandserfassung und Ermittlung öffentlicher Wahrnehmung In einem weiteren Schritt erfasst die Landschaftsplanung den Status quo der Landschaft im Planungsraum. Hierfür werden üblicherweise zunächst Flä- chennutzungen und/oder Landschaftstypen und das Landschaftsbild erfasst, ergänzt um Inventarisierungen vorkommender Tier- und Pflanzenarten, von Schutzgebieten und Objekten der Kulturlandschaften sowie Bereiche für Erholung. Durch diese Kartierungen sowie die Auswertung vorhandener Quellen (etwa zu Gesteinen, Böden, Klima, usw.) wird der aktuelle Land- schaftszustand dargestellt. Hinzu kommt die Einsicht in vorhandene Planwer- ke und Unterlagen zu absehbaren Planungsabsichten, um mögliche Veränderungen für den Planungsraum zu erkennen (im Vorgriff auf folgende Arbeitsschritte). In den drei durchgeführten studentischen Projekten wurden verschiedene Methoden der Landschaftsplanung angewendet (vgl. Kapitel 5.2.1). Diese waren ausgewählt worden, um jeweils einen der Aufgabenstellung entspre- chend ausreichenden Überblick über die vorhandenen Landschaften zu erhalten. Diese Landschaften wurden in Teilräume gegliedert und Informatio- nen zu verschiedenen Kategorien erarbeitet. Parallel zu den landschaftsplane- rischen Methoden wurden in den Projekten zusätzlich Methoden empirischer Sozialforschung eingesetzt, um neben dem üblichen fachlichen Eindruck eine Erhebung über die Wahrnehmung der Landschaft durch Teile der Bevölke- rung zu erhalten. Zwar waren die Stichproben in den Projekten nicht repräsen- tativ, dennoch konnte in allen drei Projekt- und Bearbeitungsräumen eine Tendenz und eine Übersicht öffentlicher Wahrnehmung erarbeitet werden. Im Unterschied zu den landschaftsplanerischen Erfassungen, die häufig flächen- deckend sind, können mit den empirischen Methoden vorwiegend punktuelle und lokale Elemente abgefragt werden, auch wenn in der Fragestellung jeweils von der Gesamtlandschaft ausgegangen wurde. Die Ergebnisse der landschaftsplanerischen Erhebungen und der empirischen Erfassungen (vgl. Kapitel 6) zeigen, dass die Interessenschwerpunkte der Experten und die Bereiche, die von den befragten Teilen der Bevölkerung als planungsbedürftig angesehen werden, nicht unbedingt konform sind (vgl. z.B. Abbildung 6.11). Auch bei der Bewertung der Landschaft durch Experten und befragte Laien, sind mitunter deutliche Diskrepanzen festzustellen. Nehmen wir das Beispiel Wilhelmsburg: Von Seiten der Planer wird deutlich, dass dies Erkenntnisse aus Projektergebnissen bezogen auf Planungsphasen 143 ein Stadtteil sei, der grundsätzlich einer Verbesserung bedürfe. Die Menschen vor Ort heben dieses nicht so stark hervor, sondern sehen nur einzelne, lokale Orte als planungsbedürftig an (mündliche Mitteilung Frau Bornholdt, 2009- 03-10). Aus dem Vergleich der landschaftsplanerischen und der empirischen Metho- den kann abgeleitet werden, dass die Schwerpunkte der planerischen Interes- sen, Ansprüche und Wünsche der Bevölkerung nicht immer identisch sind (vgl. z.B. Kapitel 6.1 i. V. m. Kapitel 6.2.1). Daher ist es eine gute Möglich- keit, landschaftsplanerische Methoden durch Methoden der empirischen Sozialforschung zu ergänzen, um weiterführende Erkenntnisse über den Raum zu erhalten. Diese Einsichten kommen vor allem dem Wohlbefinden der Menschen zugute, die am Ort leben, da sie aus ihren eigenen Aussagen und Perspektiven abgeleitet werden können. Planerische Zielkonzeption und Entwicklungsziele der Bevölkerung Nachdem die Landschaften der Planungsräume erfasst und beschrieben worden sind, folgt der Schritt der Formulierung einer Zielkonzeption. Im Grunde sind Landschaftsqualitätsziele bereits (wenn oft auch indirekt und nicht ausgesprochen) bei der Problembestimmung vorhanden, da sonst der Bedarf zur Veränderung nicht hätte erkannt werden können. So findet die Erarbeitung der Zielkonzeption in der Praxis bereits parallel zu den beiden ersten Arbeitsschritten statt, beginnend etwa mit der Diskussion der für die Zielkonzeption grundlegenden Umwelt- bzw. Landschaftsqualitätsziele. Die fachliche Zielkonzeption findet ihren Abschluss nach Fertigstellung der Schritte eins und zwei. Die Formulierung der Zielkonzeption bedeutet, dass eine Zielvorstellung erarbeitet wird, welche die vorhandenen Gegebenheiten einschließlich des vorhandenen Änderungsbedarfs berücksichtigt. Es werden hier Aspekte beachtet, wie Landschaftsbild, Eigenart der Landschaft, Schonung bzw. Weiterentwicklung und Pflege der bereits als wertvoll eingestuften bzw. geschützten Landschaftsbestandteile und Gebiete. In der Zielkonzeption werden insbesondere die nach Naturschutzgesetz zu beachtenden Planungsbe- lange (Schutzgüter) wie Schutz, Pflege und Entwicklung von Landschaft (Eigenart, Vielfalt, Schönheit), Boden, Wasser, Klima/Luft, Tiere und Pflan- zen gegeneinander abgewogen, um zu einem „integrierten“ Ergebnis zu Erkenntnisse aus durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung 144 gelangen. Dieses Ergebnis beinhaltet in der Regel mehrere Alternativen zur Lösung der eingangs formulierten Fragestellung sowie einzelner vorhandener Zielkonflikte, zwischen denen später zu entscheiden ist. Wie bereits die Erläuterungen zu den inhaltlichen Ausrichtungen der Landschaftsplanung (vgl. Kapitel 3.4) gezeigt haben, sind diese Lösungsvorschläge überwiegend ausgerichtet auf die Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes und den Schutz wertvoller Landschaftsteile sowie seltener oder gefährdeter Tier- und Pflan- zenarten. Zudem sind die vorhandenen Methoden so ausgelegt, dass die Bewertung der landschaftlichen Schönheit usw. aus Sicht der Planungsver- antwortlichen vorgenommen wird. Neben den herkömmlichen landschaftsplanerischen Methoden lassen sich auch in diesem Arbeitsschritt Methoden der empirischer Sozialforschung ergänzend einsetzen, etwa um zu ermitteln, woran die Bevölkerung die Werte und Bedeutung ihrer Umgebung festmachen. Zudem kann erfragt werden, wie sie sich die weitere Entwicklung der Landschaft wünscht. Sofern eine ausrei- chend große Stichprobe an Personen befragt wird (abhängig von Projektart und -umfang), ist es möglich Tendenzen zu ermitteln, die Aufschluss darüber geben können, wie die Landschaft aus Perspektive der Betroffenen beschaffen sein sollte. Tendenzen für landschaftliche Präferenzen konnten bereits in den Fallstudien aufgezeigt werden, auch wenn die Stichproben dort klein und keinesfalls repräsentativ waren. Es hat sich vor allem gezeigt, dass die Präferenzen zur landschaftlichen Entwicklung zum Teil anders gelagert und begründet sind, als es aus planerischer Sicht angenommen wurde. Bewertung hinsichtlich Zielkonzeptionen und Entwicklungswünschen der Menschen Die an die Zielkonzeption anschließende Bewertung der Landschaft bedeutet das Aufzeigen der Differenzen zwischen dem vorgefundenen Zustand der Landschaft und den formulierten Zielen oder Leitbildern. Je größer die Differenz, desto größer ist der Planungs- und Veränderungsbedarf. In diesem Arbeitsschritt legt die Planungspraxis den Schwerpunkt meistens wiederum auf ökologische Aspekte sowie auf den Naturhaushalt und die Nutzung von Landschaft. Einzelne Belastungen und insbesondere die Potentiale für die zukünftige Landschaft werden dementsprechend einseitig herausgestellt. Erkenntnisse aus Projektergebnissen bezogen auf Planungsphasen 145 In den vorgestellten Fallstudien spielt dagegen eine vorrangige Rolle, bereits vorhandene und ggf. bei Realisierung der Ziele zu erwartende Konflikte und Verträglichkeiten aufzuzeigen, die zwischen Landnutzungen und dem Er- scheinungsbild der Landschaft bestehen. In den Fallstudien wurde dieses mit der so genannten SWOT-Analyse erarbeitet (eine in der Stadt- und Regional- planung übliche Methode), so dass wichtige Stärken, Schwächen, Möglichkei- ten und Gefahren für die künftige räumliche Entwicklung dargestellt und bewertet werden konnten. Eine Bewertung der Landschaft ist aber nicht nur aus planerischer und fachlicher Sicht möglich, sondern sie kann um die Perspektive der Bevölke- rung angereichert werden, wenn zuvor deren Wünsche, Ansprüche und Bedürfnisse an die sie umgebende Landschaft ermittelt wurden. An dieser Stelle kann einerseits die Differenz zwischen der physisch realen Landschaft und der von den Menschen wahrgenommenen Landschaft ermittelt werden. Weiterhin kann der Unterschied zwischen der bestehenden und der gewünsch- ten Landschaft erarbeitet werden. Beide Punkte lassen sich zusätzlich in die planerische Bewertung einarbeiten. Auf diese Weise erlangen Wünsche und Bedürfnisse der Öffentlichkeit eine größere Bedeutung und können neben die Bewertung der Funktionalität von Naturhaushalt und Landschaft gestellt werden. In den vorgestellten Fallstudien wurden die öffentliche Wahrnehmung von Landschaft sowie die vielfach angesprochenen Wünsche hinsichtlich der landschaftlichen Veränderungen durch Befragungen ermittelt. Demnach konnten hier entsprechende Bewertungen vorgenommen werden und diese in die nachfolgende Konzepterstellung integriert werden. Planerische Konzepterarbeitung und Ansichten der Bevölkerung In der Erarbeitung planerischer Konzepte werden alle zuvor erarbeiteten Stufen des Planungsprozesses und der Einzelerkenntnisse zusammengeführt. Die Stärken werden herausgearbeitet und Schwächen sowie Gefahren durch geeignete Gegenmaßnahmen gemildert. Potentiale werden für eine landschaft- liche Entwicklung genutzt, die den örtlichen Gegebenheiten entspricht. Es lassen sich hier die Erkenntnisse aus den empirischen Untersuchungen ebenfalls berücksichtigen und in die Konzepte einarbeiten. Nicht immer hat Erkenntnisse aus durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung 146 ein Planungsverantwortlicher detaillierte Kenntnisse über den Planungsraum und kann Aspekte in seine Planungen einarbeiten, die von einem Ortskundi- gen stammen oder aber der allgemeinen Auffassung zum Maßnahmenkatalog entsprechen. Die zu erarbeitenden Maßnahmen zur Verbesserung der Land- schaft sind dann um die Ansprüche, Wünsche und Bedürfnisse der Menschen zu ergänzen und mit den planerischen sowie natur- und umweltschutzfachli- chen Erfordernissen abzustimmen. Auch wenn in den Fallstudien auf eine detaillierte naturschutzfachliche Erhebung verzichtet wurde, so konnten die wesentlichen Aspekte durch Einsicht vorhandener Planwerke dennoch berücksichtigt werden. Zudem hat sich in den Projekten gezeigt, dass sich die Wünsche der Bevölkerung sehr gut in die Planungen einarbeiten lassen, sofern sie zuvor ernsthaft ermittelt wurden. Am Ende der Projekte konnten Konzepte präsentiert werden, die sowohl den fachlichen Ansprüchen bezüglich der Landschaftsentwicklung als auch der Bevölkerungsperspektive in angemessenem Umfang Rechnung tragen konnten. Es hat sich gezeigt, dass mit prozessualen Entscheidungen, bei denen Schritt für Schritt sowohl landschaftsplanerische Aspekte als auch Interessen der Bevölkerung eingearbeitet werden, für ein besseres Verständnis auf beiden Seiten sorgen, sowohl bei Planungsverantwortlichen als auch bei der Bevölkerung. Wirkungen Im „Wirkungen“ benannten Bearbeitungsschritt werden alle der einzelnen Alternativen oder Szenarien für alle zuvor aufgenommenen Landschaftsaspek- te diskutiert und bewertet. Wenn sich die Veränderungen eines Szenarios als sinnvoll herausstellen, kann der Entwurf zur Umsetzung (vgl. Maßnahmen) frei gegeben werden. Werden die Wirkungen auf Landschaft durch die erarbeiteten Szenarien als nicht sinnvoll eingestuft, so kann jeder einzelne Schritt wiederholt werden, bis ein zufrieden stellendes Ergebnis erreicht wird und eine Umsetzung erfolgen kann. In den vorgestellten Projekten wurde dieser Schritt zwar angedacht, wurde aber nicht im Detail erarbeitet. In diesem Schritt geht es um die Vorhersage der Auswirkungen der landschaftlichen Veränderungen, wie sie in den Konzepten erarbeitet werden. Diese Auswirkungen begrenzen sich nicht auf den Planungsraum, sondern haben auch Einfluss auf die umliegenden Räume, Einschätzung anhand der Ergebnisse aus qualitativen Interviews 147 so dass eine detaillierte Prognose zu erarbeiten ist. Dieses ist nicht mit Methoden der empirischen Sozialforschung zu unterstützen, sondern wird mit speziellen Methoden der Modellierung durchgeführt. Maßnahmen Nach der Entscheidung für eines der erarbeiteten Szenarien, werden diejeni- gen Maßnahmen entwickelt, die zum Erreichen des Ziels erforderlich sind. In diesem Teilprozess der Planung werden vor allem die Maßnahmen erläutert, die zu einer Verbesserung der landschaftlichen Situation führen sollen. Sie müssen den Anforderungen der Ziele entsprechen und können zugleich Ideen aufgreifen, welche von der Bevölkerung stammen. Maßnahmen, die die Ziele operationalisieren, werden präzise für den Pla- nungsraum und in Abhängigkeit von Planungsmaßstab formuliert. Auf lokaler Ebene können somit bereits flächenkonkrete Aussagen für die Planungen gemacht werden. Die Einzelmaßnahmen sind aufeinander abzustimmen, so dass ihre Gesamtwirkung der Zielerreichung dient. Bei der Realisierung von Maßnahmen ist auf die Akzeptanz durch die Ortsansässigen bzw. Betroffenen zu achten. Hier bietet es sich an, die Maßnahmen mit diesen Personen ge- meinsam zu erarbeiten, um nachfolgende Konflikte aufgrund Nichtbeachtung persönlicher Interessen zu vermeiden. Die Realisierung der einzelnen Maß- nahmen ist entscheidend für den Erfolg der Landschaftsplanung, weshalb eine Umsetzungsorientierung von Anfang an bedacht werden sollte. In den vorgestellten Projekten wurde dieser Schritt nicht im Detail erarbeitet, da es für die jeweilige Aufgabenstellung nicht relevant war. 7.2 Einschätzung anhand der Ergebnisse aus qualitativen Interviews Anhand einer qualitativen Analyse wurden die neun durchgeführten und transkribierten Interviews untersucht und einige zentrale Punkte, die für die Beantwortung der zentralen Forschungsfrage relevant sind, herausgegriffen. Hierbei handelt es sich um eine systematische Auseinandersetzung mit den Materialien zu und aus den Gesprächen, um so in der Lage zu sein, trotz nur weniger Gespräche, Verallgemeinerungen daraus ableiten zu können. Erkenntnisse aus durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung 148 Anhand einer Methodik mit systematischer Interpretation wurden die vorlie- genden Interviewtransskripte38 anhand von Analyseregeln und -schritten überprüft und systematisiert (Mayring 2010:48). Bei der Analyse wurde nach sogenannten Analyseeinheiten gesucht, die sich auf den Kontext beziehen und sich in allen Gesprächen wieder finden lassen (vgl. Kapitel 4.3.2). Da die ergänzenden Interviews jeweils für die drei Projektgebiete in Bad Soden am Taunus, Hamburg-Wilhelmsburg und Kassel-Rothenditmold durchgeführt wurden und dazu jeweils nur ein Vertreter drei verschiedener Personengruppen befragt wurde (vgl. Kapitel 5.3), werden die Gesprächsdo- kumentationen entsprechend dieser Personengruppen gegliedert, da sie in etwa einen gleichen Wissens- oder Kenntnisstand vertreten. Insgesamt wurden neun Interviews geführt. Eines der Gespräche fand mit zwei Befragten statt, bei allen anderen Gesprächen waren lediglich der Befragte und die Intervie- werin anwesend. 7.2.1 Beurteilung des Bearbeitungsraumes durch die Befragten Alle Befragten, egal, ob Lokalpolitiker, Vertreter von Bürgerinitiativen bzw. Alteingesessene oder örtlich vertraute Planer, fühlen sich mit dem jeweiligen Ort, zu dem sie befragt wurden, verbunden. Nur wenige leben erst seit Kurzem dort, in der Regel besteht die Bindung an den Ort schon länger, zumindest aber seit zehn Jahren. Zwei der Befragten leben nicht direkt in dem Stadtteil, aber zumindest in der näheren Umgebung und sind beruflich mit diesem Stadtteil verbunden. So konnten auch alle Befragten mehr oder weniger viele positive und auch negative Aspekte zu dem jeweiligen Ort benennen (vgl. Tabelle 7.1). Positive Aspekte, die für Bad Soden wiederholt benannt wurden, waren insbesondere die Nähe zu Frankfurt am Main und dem internationalen Flugha- 38 Insgesamt wurden neun ergänzende Interviews geführt, die je einen Code erhalten haben. Diese Codierung wird in der folgenden Darstellung der Ergebnisse immer wieder verwendet, so dass hier eine generelle Darstellung erfolgt: die Codes setzen sich zusammen aus den Ortsbezeich- nungen und der Personengruppe, die befragt wurde. Dabei stehen BS, HH und KS für Bad Soden am Taunus, Hamburg-Wilhelmsburg und Kassel-Rothenditmold. Pol bedeutet Lokalpolitiker, Pla steht für Planer und Alt für Alteingesessene oder Vertreter von Bürgerinitiativen. Die angehängten Zahlen beziehen sich auf die Nummerierung der Aussagen in dem jeweiligen Interview. Demnach wird das Gespräch in Hamburg-Wilhelmsburg, das mit dem örtlich vertrauten Planer geführt wurde und dessen Aussage 35 mit HH-Pla.35 codiert und so fort. Einschätzung anhand der Ergebnisse aus qualitativen Interviews 149 fen. Aber auch die Wohnqualität und die vielen Grünflächen wurden mehr- fach erwähnt. Negative Aspekte sind vor allem die hohe Fluktuationsrate. Für Hamburg-Wilhelmsburg wurden vor allem die gute Lage zur Altstadt, die Vielfalt und Gegensätze sowie die Internationalität als Stärken benannt, wohingegen das Image und die Sozialstruktur als problematisch angesehen werden. Positive und negative Kennzeichen von Kassel-Rothenditmold ähneln denen von Hamburg-Wilhelmsburg. Erwähnt wurden auch in Kassel- Rothenditmold die gute Lage zur Innenstadt, Vielfalt und die Internationalität als Positivmerkmale. Negativ sind auch hier die Sozialstruktur und das Image des Stadtteils genannt worden. Tabelle 7.1: Positive und negative Aspekte der Bearbeitungsräume aus Sicht der Befragten (zusammengefasst, in Klammern die Anzahl der Nennungen). Was fasziniert Sie an dem Ort und was mögen Sie nicht so gerne? Positive Aspekte Negative Aspekte Bad Soden am Taunus  Nähe zu Frankfurt (3)  Grünflächen und Parks (2)  Nähe zum Taunus (2)  familiär  viele Veranstaltungen / kulturelles Angebot  Konflikte bei Bebauungsplä- nen  hohe Fluktuationsrate  fehlendes Stadtzentrum  kein Treffpunkt für die Ju- gend  Egoismus einiger Menschen Hamburg- Wilhelmsburg  Nähe zum Stadtzentrum (3)  Vielfalt / Kontraste (2)  Natur – Hafen (2)  Internationalität (2)  Urbanität  Teilweise dörflicher Cha- rakter  Entspanntheit  Besonderheit: Binnendelta- Insel  Schwerlastverkehr / Lärm (3)  Image (2)  Geruchsbelästigungen (2)  Verschmutzung (2)  Sozialstruktur  Fahrradwegenetz / Sicherheit  Einkaufssituation  Fehlende ganzheitliche Planungen Kassel- Rothenditmold  Überschaubar / dörflicher Charakter / ruhige Nische  Image / Armutszuschreibung (2) Erkenntnisse aus durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung 150 Was fasziniert Sie an dem Ort und was mögen Sie nicht so gerne? Positive Aspekte Negative Aspekte (2)  gute Anbindung an ÖPNV (2)  Nähe zur Innenstadt  viel Grün im Stadtteil  Vielfalt engagierter Men- schen  reiches Vereinsleben  Mitwirkungsmöglichkeiten am öffentlichen Leben  Durchgangsverkehr / Lärm (2)  Sozialstruktur (2)  Unsauberkeit  Fahrradwegeausbau  bauliche Situation (Verinse- lung)  Lethargie ganzer Bevölke- rungsteile Somit wurden die jeweiligen Orte durch die Befragten aus ihrer Perspektive in aller Kürze dargestellt und eingeschätzt. Auffällig ist dennoch, dass die positiven Aspekte zu den Orten überwiegen und die negativen Aspekte in der Regel zwar wahrgenommen, aber nicht in den Vordergrund gestellt werden. Insgesamt lässt sich erkennen, dass die problematischen Aspekte in Hamburg- Wilhelmsburg und Kassel-Rothenditmold vergleichbar bzw. ähnlich gelagert sind. In Bad Soden lassen sich diese Aspekte der anderen beiden Orte nicht unbedingt wieder finden. Bei den positiven Aspekten werden in allen drei Orten Grünflächen und Parks benannt genauso wie die Nähe zur „Stadt“. Wobei „Stadt“ hier Innenstadt von Frankfurt am Main, Hamburg und Kassel bedeuten. 7.2.2 Kenntnisse zu den gesetzlich vorgeschriebenen Instrumen- ten der Landschaftsplanung und ihren Methoden Nachdem die Interviewpartner den jeweiligen Ort eingeschätzt hatten, wurden sie allmählich auf den Kern des Interviews vorbereitet. Ihnen wurden in einem zweiten Teil des Gesprächs verschiedene Ausdrucke von gesetzlich vorge- schriebenen Instrumenten der Landschaftsplanung gezeigt39, von denen sie 39 Die in den Gesprächen präsentierten und diskutierten Materialien können auf Anfrage bei der Verfasserin eingesehen werden. Einschätzung anhand der Ergebnisse aus qualitativen Interviews 151 sich einen Eindruck bilden sollten. Darunter waren Landschaftspläne, Land- schaftsprogramme, Bebauungspläne, Flächennutzungspläne. Zu jedem Bearbeitungsraum waren unterschiedliche Beispiele mitgebracht worden, so dass die Intention des jeweiligen Instruments deutlich wurde. Es wurde erfragt, ob die Gesprächspartner mit den gesetzlich vorgeschriebenen Metho- den der Landschaftsplanung vertraut sind, wie sie die Verständlichkeit der Karten und Pläne für Laien einschätzen, ob mehr Menschen an Planungen zu beteiligen sind und wie die Bereitschaft zur Beteiligung gesteigert werden kann. Die Antworten waren unterschiedlich und zum Teil sogar gegensätzlich. Im Folgenden werden die Aussagen erläutert. Tabelle 7.2: Übersicht zur Kenntnis der Befragten über die gesetzlich vorgeschriebenen Instrumente der Landschaftsplanung. Sind sie vertraut mit den gesetzlich vorgeschriebenen Instrumenten der Land- schaftsplanung? Planer Politiker Alteingesessene Bad Soden am Taunus ja (ja) nein Hamburg- Wilhelmsburg ja Ja (ja) Kassel- Rothenditmold ja (ja) (ja) ja = Person ist vertraut mit den Instrumenten, hat aber aufgrund der beruflichen Position ggf. aktuell nichts damit zu tun (ja) = Person ist nur bedingt vertraut mit den Instrumenten, kennt aber nicht die genauen Inhalte, Ausmaße und Auswirkungen, zum Teil sind nur die Bezeichnungen bekannt nein = Person kennt die Instrumente nicht, ist nicht mit ihnen vertraut. Örtlich vertraute Planer Die Reaktionen der Befragten waren recht unterschiedlich (vgl. Tabelle 7.2). Die örtlich vertrauten Planer kennen ihren Aussagen nach die Instrumente der Landschaftplanung gut, wobei sie teilweise in ihrer aktuellen beruflichen Erkenntnisse aus durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung 152 Position nicht direkt damit konfrontiert werden. Einige beantworten diese Frage mit einem eindeutigen „ja“, andere hingegen waren da etwas zögerli- cher und meinten, dass sie die Planungen „vom Grundsatz her“ kennen (KS- Pla.39), oder dass sie „dann immer wieder überlegen“ müssen, wie genau die einzelnen Planungen nun miteinander verwoben sind (HH-Pla.38). Die für die Gespräche gewonnenen Planer haben alle schon einmal mehr oder weniger intensiv an der Umsetzung von Instrumenten der Landschaftsplanung mitge- wirkt oder aber zumindest diesen zugearbeitet. Lokalpolitiker Die Beantwortung von Seiten der befragten Lokalpolitiker auf dieser Frage war schon nicht mehr so eindeutig. So kamen Antworten wie „ja, alle“ (HH- Pol.46), „jaja, die Begriffe kenn ich“ (BS-Pol.18) oder „Im kleinsten eigent- lich nur. Also, so richtig in der Materie bin ich da nicht zu Hause.“ (KS- Pol.28) als Reaktion auf die Frage, ob die befragte Person vertraut sei mit den gesetzlichen Instrumenten der Landschaftsplanung. Die Lokalpolitiker haben alle drei schon einmal mit den vorgestellten Instrumenten mehr oder weniger intensiv zu tun gehabt. Der Landschaftsplan ist allerdings bei den Befragten nicht so geläufig wie die Bebauungs- und Flächennutzungspläne. Zu erkennen war dieses an Aussagen wie z. B. „in den Ortsbeiratsitzungen da kommt schon mal [ein] Fläche- nnutzungsplan“ auf die Tagesordnung (KS-Pol.30), oder an der Aussage, dass man „eher mit Bauleitplanung oder Flächennutzungsplanung“ (BS-Pol.16) zu tun habe. Unter den befragten Lokalpolitikern war demnach nur eine Person, die sich mit den Instrumenten der Landschaftsplanung auskennt. Die beiden anderen waren sich hierbei nicht so sicher, auch wenn sie die Begriffe zumin- dest schon einmal gehört hatten. Vertreter von Bürgerinitiativen bzw. Alteingesessene Bei den befragten Vertretern von Bürgerinitiativen zu dem jeweiligen Bear- beitungsraum, konnte auf die Frage nach den Kenntnissen der gesetzlich vorgeschriebenen Instrumente der Landschaftsplanung noch mehr Unsicher- heiten fest gestellt werden. Es wurde unter anderem wie folgt geantwortet: „Also, ich […] bin damit konfrontiert worden, mit einzelnen Plänen, […] Hab‘ ich aber nie so richtig verstanden“ (HH-Alt.100). Eine andere Antwort Einschätzung anhand der Ergebnisse aus qualitativen Interviews 153 war: „Also, ich weiß was über das Verfahren […], aber wie das jetzt im Detail“ abläuft, das wisse die Person nicht (KS-Alt.58). Eine sehr deutliche Aussage auf diese Frage nach der Vertrautheit mit den Instrumenten der Landschaftsplanung war: „Also, vertraut wäre zu viel gesagt“ (BS-Alt.24). Aus diesen kleinen Auszügen aus den Gesprächen wird deutlich, dass sich die Alteingesessenen in der Regel für ihren Ort engagieren, dass sie auch durch- aus bei Planungen involviert waren, aber sie kennen nicht en Detail die Instrumente und die erforderlichen Methoden der Landschaftsplanung. 7.2.3 Verständlichkeit der verschiedenen Planwerke für fachliche Laien und Hemmschwellen für Beteiligung Im weiteren Verlauf der Gespräche wurden alle befragten damit konfrontiert, die vorhandenen Instrumente der Landschaftsplanung bzgl. ihrer Verständ- lichkeit für Laien zu beurteilen. Hier sollte insbesondere darauf Bezug genommen werden, wie gut eine Person, die bisher nicht im Lesen von Karten und Plänen geschult wurde, sich in eine Karte einarbeiten und diese schließ- lich verstehen und erörtern kann. Tabelle 7.3: Einschätzung der Befragten zur Verständlichkeit der Instrumente der Landschaftsplanung. Wie schätzen Sie die Verständlichkeit der Planwerke für Laien ein? Planer Politiker Alteingesessene Bad Soden am Taunus  nicht hoch  nicht unbedingt verständlich  gut  z. T. sehr viel- schichtig Hamburg- Wilhelmsburg  relativ verständlich  aber nur wenig bekannt  gut  wenn Interesse vorhanden  man kann sich einarbeiten Kassel- Rothenditmold  schlecht  wenig Interesse  man kann sich einarbeiten  man braucht Fachwissen Erkenntnisse aus durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung 154 Weiterhin wurde erfragt, ob und welche Hemmschwellen es gibt. Diese Hemmschwellen sind diejenigen Faktoren, die eine bereitwillige Beteiligung der Bevölkerung mindern. Tabelle 7.4: Mögliche Hemmschwellen, welche die Bereitschaft zur Beteiligung mindern. Gibt es Hemmschwellen, sich an Planung zu beteiligen? Was kennzeichnet diese Hemmschwellen? Planer Politiker Alteingesessene Bad Soden am Taunus  fehlende fachliche Kenntnisse  Vorbehalte  zu bürokratisch  zu kompliziert  Begründungen zu schwierig  „Besserwisserei“ der Verantwort- lichen  Nachvollziehbarkeit von Planung Hamburg- Wilhelmsburg  viele können Pläne nicht lesen  Sprache der Planer kommt nicht an  Eingriffe werden aus Plänen nicht bewusst  Fehlende direkte Ansprache  mangelndes Interesse  Informationsfluss  Verständlichkeit  Abwägung von Einsatz und Nutzen  Menschen fühlen sich nicht ernst genommen  Gefühl von „Nutzlosigkeit“ Kassel- Rothenditmold  mangelndes Interesse / Ver- ständnis  Schwierigkeiten, die Planungen zu verstehen  Egoismus  Distanz zur Fachwelt  fehlendes Verständnis  Frustration  Investition von Zeit und Interesse  Mangelndes Verständnis Örtlich vertraute Planer Aus Sicht der Planer wird die Verständlichkeit der Pläne und Karten unter anderem als „nicht hoch“ (BS-Pla.58) eingeschätzt. Eine andere Person antwortete auf die Frage nach der Verstehbarkeit der Pläne mit „ich denk‘, das ist schon relativ verständlich, aber es ist wenig bekannt“ (HH-Pla.66). „Nicht Einschätzung anhand der Ergebnisse aus qualitativen Interviews 155 hoch“ wird die Verständlichkeit der Planungen aus Sicht des Planers in Bad Soden eingestuft. Die beiden Planer aus Kassel antworteten spontan und nahezu gleichzeitig mit „schlecht“ (KS-Pla.66, 67) und begründet wurde dieses vor allem mit dem Dessinteresse von Seiten der Bevölkerung für Planungen im Allgemeinen (KS-Pla.68), vor allem dann, wenn das persönli- che Umfeld nicht betroffen ist. Dieses mangelnde Interesse an Planungen, „mangelndes Verständnis“, der „Abstraktheitsgrad“ und die „Fachlichkeit“ werden zudem als wesentliche Hemmschwellen für Beteiligung an Planung bezeichnet (KS-Pla.85, 87, 91; BS-Pla.62). Eine Hemmeschwelle, sich an Planung zu beteiligen sind die Pläne überhaupt, die von vielen Menschen nicht gelesen und verstanden werden können und die Sprache der Planer sei eine andere als die der Bevölkerung (HH-Pla.68) war eine andere Anmerkung zu diesem Aspekt. Lokalpolitiker Auf die Frage nach der allgemeinen Verständlichkeit der Planungen wurde einmal eindeutig mit „Nee!“ (BS-Pol.42) geantwortet, weil die meisten Personen, die normalerweise nichts damit zu haben, nicht in der Lage seien nachzuvollziehen, was die Pläne aussagen. Das sei zu kompliziert (BS- Pol.46). Bei den übrigen Lokalpolitikern wird die Verständlichkeit der Pläne und Karten als recht gut oder zumindest als machbar angesehen. So sind hier Antworten gefallen wie „Sofern die Legende stimmt, ja!“ Voraussetzung sei aber, dass man sich mit der jeweils abgebildeten Karte auseinandersetzt, und dass die dargestellten Räume überschaubar sind (HH-Pol.72). Eine Hemm- schwelle wird darin gesehen, dass es ein „aktiver Weg“ ist, den die Menschen gehen müssen, um an Informationen zu gelangen. Allerdings, wer interessiert ist und Informationen haben wolle, der finde auch einen Weg (HH-Pla.78). Auch hier wurden einmal mehr die Begrifflichkeiten, das „Beamtendeutsch“ als Hemmschwelle angesehen, die vielen Menschen einfach nicht bekannt seien (HH-Pol.92). Insbesondere diejenigen Personen, die ihre Kenntnisse um die Instrumente der Landschaftsplanung als gering einstuften meinten, dass die Verständlichkeit der Pläne „Gut, aufgrund dieser Blätter kann man sich da schon was drunter vorstellen“ (KS-Pol.62) die große Hemmschwelle liege da vor allem im nicht vorhandenen „Verständnis dafür, den Blick dafür“ (KS- Pol.66). Zudem seien Planungen zu bürokratisch und zu kompliziert. Wenn Erkenntnisse aus durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung 156 keine direkte Betroffenheit vorliegt, dann mache das eine große Hemmesch- welle aus (BS-Pol.48). Vertreter von Bürgerinitiativen bzw. Alteingesessene Die drei befragten Vertreter von Bürgerinitiativen, die sich alle sehr für den jeweiligen Ort und seine Entwicklungen engagieren, sind alle der Meinung, dass die Pläne eine Grundverständlichkeit haben. Das Verständnis komme aber nicht von allein, sondern ein gewisses Fachwissen müsse man sich schon aneignen: „es ist an sich, wenn man sich mit beschäftigt, ist verständlich“ (BS-Alt.48). Von einer Person wurde vorgetragen, dass „wenn man das Gefühl hat, da passiert was, wenn man sich da einarbeitet, es lohnt sich, dann würden sich da viele Leute mit beschäftigen“. Es sei weniger die Frage nach der Verständlichkeit, sondern vielmehr eine Frage des Nutzens des Engage- ments (HH-Alt.134). Nichts desto trotz wird auch die Meinung vertreten, dass „der Teufel“ wie immer im Detail stecke (KS-Alt.92). Eine Hemmschwelle, sich an Planungen zu beteiligen ist mangelndes Verständnis, der als hoch angesehene Zeitaufwand und wenn keine direkte Betroffenheit vorliege, dann sei das Interesse ohnehin nicht so hoch (KS-Alt.94, 98). Eine sehr konkrete und kritische Aussage lautete: „Ich glaube, die Erfahrung, dass Planfeststel- lungsverfahren eben nicht der Anfang, sondern das Ende der Bürgerbeteili- gung ist, das ist die Hemmschwelle“ (HH-Alt.136). Außerdem mache die vermeintliche Vormachtstellung von behördlichen Vertretern, die meinen, alles besser zu wissen, eine Hemmschwelle aus (HH-Alt.136). Dieses kann auch mit Überheblichkeit oder Unglaubwürdigkeit aus Sicht der Befragten ausgedrückt werden. 7.2.4 Bedeutung von Beteiligung und Möglichkeiten zur Motivati- on Im folgenden Abschnitt der Gespräche, nachdem die Verständlichkeit und mögliche Hemmschwellen besprochen wurden, wurde erfragt, wie die Befrag- ten allgemein zu Beteiligung stehen, welchen Stellenwert Beteiligung in ihren Augen einnimmt und ob sie eine möglichst umfangreiche und eher eine gezielte Beteiligung bevorzugen würden. Einschätzung anhand der Ergebnisse aus qualitativen Interviews 157 Tabelle 7.5:Beurteilung der Bedeutung von Beteiligung für Planung sowie Vorschläge zur Steigerung der Motivation, sich zu beteiligen. Ist Ihnen Beteiligung wichtig? Befürworten Sie es, mehr Menschen an Planung zu beteiligen? Wie kann die Motivation zur Beteiligung gesteigert werden? Planer Politiker Alteingesessene Bad Soden am Taunus  ja, ist wichtig hat aber Vor- und Nachteile  Beteiligung hängt vom Projekt ab  Ja, wichtig, aber Anzahl ist pro- jektabhängig  früher im Pro- zess beteiligen  Zugezogene mehr aktivieren  Mentalität der Menschen muss sich ändern (Egoismus)  ja  mehr Flexibi- lität in den Planungen  verständliche Erläuterungen Hamburg- Wilhelmsburg  Beteiligung ist wichtig, wo das Er- gebnis offen ist, aber man erreicht nicht die breite Masse  aufsuchende Beteili- gung  viel mehr individuell vortragen/ vorstellen  Möglichkeiten zur Veränderung nicht verbauen  Beteiligung ist wichtig, aber da es eine parla- mentarische Demokratie gibt brauchen nicht mehr Menschen beteiligt werden  persönliche Ansprache  ja  weniger formalisierte Prozesse  verringern der Prozessdauer Kassel- Rothenditmold  Beteiligung ist wichtig, bedeutet aber mehr Aufwand,  Anzahl Beteiligter hängt von Projekt ab  in der Bevölkerung müsste sich die Ein- stellung ändern, da kann ein Planer an sich nicht viel aus- richten  Beteiligung ist wichtig, und alle Interessierten sollten sich be- teiligen können  Planungen vor Ort besser be- kannt machen (z. B. Ortsbeirat)  Kontakt zu den Menschen su- chen  ja, Anzahl je nach Projekt  persönliche Ansprache nutzen  Verbindungen/ Beziehungen aufbauen Erkenntnisse aus durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung 158 Örtlich vertraute Planer Etwas „zwiespältig“ wird es gesehen, wenn mehr Menschen an Planung beteiligt werden sollen (KS-Pla.100). Zum einen sei es ein bedeutend größerer Aufwand in der Durchführung, zum anderen sei es aber richtig und wichtig. Zudem wurde Planung oft besser, wenn eine Beteiligung durchgeführt wurde KS-Pla.102). Grundsätzlich wird Beteiligung aber als wichtig erachtet, was mit „Klar, auf jeden Fall“ kommentiert wurde (KS-Pla.104). Für andere hängt die Zahl der zu Beteiligenden ganz davon ab, um welche Art Projekt es sich handelt und dennoch wird Beteiligung als „mehr als sinnvoll“ angesehen (BS- Pla.70, 72). Und „Ja, klar ich find Beteiligung wichtig“ unterstreicht noch einmal den grundsätzlichen Tenor zu diesem Aspekt, nur komme es auch darauf an wofür es ist und worum sich die Planungen handeln (HH-Pla.78, 80). Auf die Frage, wie man es schaffen kann eine größere Bereitschaft zur Beteiligung zu erreichen, gingen die Meinungen der Befragten relativ weit auseinander. So wurde unter anderem geantwortet: „Das werden wir Planer wahrscheinlich sowieso nicht schaffen, dazu müsste eigentlich ´ne wesentlich größere Bereitschaft vorhanden sein, sich überhaupt um Dinge zu kümmern […] Also, als Planer selber hat man da keinen Einfluss drauf “ (KS-Pla.116). Auf der anderen Seite wird die Meinung vertreten, dass mit „Zukunftswerk- stätten“ die Bereitschaft zur Beteiligung gesteigert werden kann, wenn gewährleistet wird, „dass im Grund auch noch die Ansprüche, die Änderun- gen, die im Stadtteil gewollt sind, auch mit einfließen können“ (HH-Pla.84). Lokalpolitiker Beteiligung wird von allen befragten politisch aktiven Personen als wichtig angesehen, nur über die Ausmaße ist man nicht einer Meinung. So wurde zum einen geantwortet, dass Beteiligung „nicht überhand nehmen darf“ (HH- Pol.82), da das System ausreiche und „die beste Beteiligung, die es überhaupt gibt, ´ne parlamentarische Demokratie“ bereits existiere (HH-Pol.84). Andere Befragte antworteten schlicht damit, dass Beteiligung „immer“ wichtig sei (KS-Pol.80). In einem Fall wird nicht nur eine intensive Beteiligung an sich Einschätzung anhand der Ergebnisse aus qualitativen Interviews 159 gewünscht, sondern es wird auch begrüßt, „wenn sie früher beteiligt werden als dass es die Gesetze vorsehen“ (BS-Pol.62). Wie die mangelnde Bereitschaft zur Beteiligung überwunden werden kann, konnte von den Politikern ebenfalls nicht eindeutig beantwortet werden. „Das ist ´ne gute Frage. Wenn wir das wüssten, wären wir schon lange ´nen Schritt weiter“, denn persönliche Betroffenheit sei ein Schlüssel für die Bereitschaft zu Beteiligung und sozial schwächere Personen haben ohnehin mit anderen Problemen zu kämpfen, so dass sie einfach nicht interessiert seien (HH- Pol.88). Zur Steigerung der Beteiligungsbereitschaft wird auch vorgeschlagen, anstehende Planungen in den Ortsbeiräten zu präsentieren, um so das Interesse zu wecken (KS-Pol.82). Um die Bereitschaft zur Beteiligung steigern zu können, so eine der Aussagen, „müsste sich bei vielen Menschen, ich sag‘ mal, net die Gesinnung, aber so die Mentalität ändern“ (BS-Pol.64), denn ohne eine grundsätzlich Bereitschaft Dinge zu verändern sei auch eine Bereitschaft zur Planungsbeteiligung nicht realistisch. Außerdem seien insbesondere die Zugezogenen kaum zu bewegen, sich zu beteiligen (BS- Pl.66). Vertreter von Bürgerinitiativen bzw. Alteingesessene Auch bei den Alteingesessenen wird Beteiligung als wichtiges Thema angese- hen und durchweg befürwortet. Allerdings ist man sich nicht sicher, ob es immer „die großen Massen“ sein müssen, die beteiligt werden, sondern es hänge stets auch von der Art des Projektes ab (KS-Alt.104), welche Personen und wie viele zu beteiligen sind und die sich dann auch tatsächlich in den Prozess einbringen. Die anderen beiden Befragten antworteten schlicht mit „Na klar“ bzw. „Grundsätzlich […] sonst passiert nämlich sowas wie Stuttgart 21“ (HH-Alt.144; BS-Alt. 70, 72). Von Seiten der Alteingesessenen kamen hier kaum weitere oder detailliertere Erläuterungen, weshalb sie Beteiligung für wichtig erachten. Auf die Frage nach Möglichkeiten, die eine Steigerung der Bereitschaft zur Beteiligung bedeuten, reagierten die Vertreter der Bürgerinitiativen alle zunächst irritiert. Teilweise wurde noch einmal zum Verständnis der Frage nachgefragt. Schließlich wurde auf die Frage dennoch eher ausweichend geantwortet, denn ein Patentrezept oder eine „Perfekte Lösung“ (KS-Alt.114) haben die Befragten nun nicht zur Hand. „Wenn ich das wüsste, so pauschal Erkenntnisse aus durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung 160 hier ´ne Antwort hätte, ich glaube, da wären viele glücklich drüber“. Um Beteiligung zu erhöhen haben aber eine persönliche Ansprache und persönli- che Beziehungen durchaus geholfen. Vor allem eine persönliche Betroffenheit sorge aber für eine größere Bereitschaft sich einzubringen und mit zu diskutie- ren (KS-Alt.110). Insgesamt sei es so, dass „die Bereitschaft […] im Prinzip da“ ist. Die Men- schen aber stets den Nutzen abwägen und prüfen, ob es für sie Gewinn bringend ist und Sinn macht Zeit für eine Beteiligung zu investieren oder nicht (HH-Alt.150). Hier lässt sich sehr gut eine weitere Aussage anschließen mit dem Tenor, dass es eine richtige Beteiligung sein muss und kein „pro Forma Beseligung“, denn wenn „hinterher nichts dabei herauskommt, dann machen das de Leute einmal und das war‘s dann“ (BS-Alt.76). Außerdem wird gefordert, dass es ein „positives und negatives Feedback“ geben muss, weshalb Vorschläge der Bevölkerung eingearbeitet oder abgelehnt wurden. Mehr Bereitschaft zur Beteiligung sei insgesamt wohl nur in „kleinen Schrit- ten“ zu erreichen (KS-Alt.116). 7.2.5 Vorschläge zur Ergänzung und Verbesserung der Land- schaftsplanung aus Sicht der Befragten Nachdem die Interviewpartner zu ihren Kenntnissen über die gesetzlich vorgeschriebenen Instrumente und Methoden der Landschaftplanung befragt wurden, die sie beispielhaft an den vorgelegten Planungen betrachteten, ihre Verständlichkeit einschätzten und sich über die Bedeutung von Beteiligung äußern konnten, wurden sie gebeten Vorschläge zu machen, welche weiteren Methoden und Instrumente sie für Landschaftsplanung als sinnvoll erachten. Diese Frage hat bei nahezu allen Gesprächspartnern Verwirrung gestiftet, so dass hier näher erläutert werden musste. Die Erläuterungen beinhalteten bereits einige Beispiele, so dass die Antworten schließlich einen ähnlichen Charakter in der Formulierung aufweisen. Grundsätzlich fiel es den Inter- viewpartnern schwer, spontan weiterführende Methoden oder Instrumente zu nennen, die für die Qualität der Landschaftsplanung dienlich sein könnten. Den Planern wurde eine zusätzliche und vertiefende Frage in diesem Block gestellt, um ihre Einschätzung, wie Landschaftsplanung zu verbessern ist und was bei der Planerstellung erstrebenswert ist, zu ermitteln. Einschätzung anhand der Ergebnisse aus qualitativen Interviews 161 Tabelle 7.6: Überlegungen der Befragten zu ergänzenden Methoden und Instrumenten für Land- schaftsplanung. Können Sie sich zusätzlich zu den vorgeschriebenen Instrumenten andere Vorstellen, die weitere Themen aufgreifen? Was sollten diese Ihrer Meinung nach enthalten? Planer Politiker Alteingesessene Bad Soden am Taunus  Hinweise/ Ver- ständnis für Planung schaffen  Kommunikation  Nutzung neuer Medien  konfliktreiche Themen aufgrei- fen  Erholungs- funktionen/ Sozi- alfunktionen  keine Idee, da Kenntnis fehlt  Vielschichtigkeit der Interessen in Planung einfließen lassen Hamburg- Wilhelmsburg  Koppelung mit Bildung/ Sozialem (Interdisziplinarität)  Quartiers- management  ganzheitliche Organisation  keine reine Grün- planung  Mittler zwischen Bevölkerung und Verantwortlichen  keine weiteren Pläne, sondern die vorhandenen komprimieren  neue Methoden/ Instrumente wünschenswert  aufgreifen von Emotionen und täglichen Bedar- fen  Alternativen- planung durch Bevölkerung (losgelöst von den Planungen der Verantwortlichen)  Interessen der Menschen beach- ten (verschiedene Stufen der Beteili- gung) Kassel- Rothenditmold  bei Planung mehr auf die Interessen der Bevölkerung eingehen statt auf die Rufe weniger lauter Personen  keine eigene Idee für Instrumente/ Methoden  Beurteilungen des Einzelnen  Internetabfragen (Pläne dort bereit stellen)  Stadtteilmanager  Wünsche der Bevölkerung beachten Örtlich vertraute Planer Der wichtige Aspekt der „Kommunikation!“ kann Landschaftsplanung sinnvoll ergänzen. Sie ist daher verstärkt zu beachten ist, um „ein Verständnis Erkenntnisse aus durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung 162 für die Dinge zu schaffen“ (BS-Pla.86, 88). Daneben werden eine Kopplung sowie eine Interdisziplinarität zwischen verschiedenen Fächern als Schlüssel zur Verbesserung von Landschaftsplanung gesehen, um eine „ganzheitliche Organisation“ zu erhalten (HH-Pla.92, 94). „Eigentlich, so aus demokratischer Sicht, müsste man die Interessen von der Bevölkerung aufgreifen“ (KS- Pla.136, 150), war ein weiterer, allgemeiner Aspekt, der eine Verbesserung für die Landschaftsplanung aus Sicht eines der Landschafsplaner verspricht. Aus Sicht eines der Planer ist vor allem auch Informationsverteilung und verständliche Begründungen durch und in verschiedenen Medien ein wichti- ger Punkt, der ausgebaut werden sollte, denn es fehle vielleicht an einer Ebene die Informationen zur Planung zu den Menschen hin transportiert (BS- Pla.128). Dennoch wird der aktuelle und fachliche Aufbau und Ablauf von Landschaftsplanung als „schon einigermaßen richtig“ bewertet (KS-Pla.150), so dass es auf dieser Ebene kaum Verbesserungsmöglichkeiten gebe. Über die Möglichkeiten zur Verbesserung der Landschaftsplanung „haben sich ja viele Landschaftsplaner […] schon einen Kopf gemacht“ (HH-Pla.116). Aber eine „Vereinfachung“ des Planungsprozesses, so dass er kürzer, schneller, umset- zungsorientierter und zielorientierter wird, würde dieser Aussage entspre- chend eine Verbesserung mit sich bringen. Lokalpolitiker Die Reaktionen der Lokalpolitiker auf die Frage, was mögliche oder ergän- zende Methoden und Instrumente oder zu beachtende Themen zur Verbesse- rung der Landschaftsplanung sein könnten, waren hier noch stärker als bei den Planern von Unsicherheit geprägt. Zum einen sei es wichtig stärker zu berück- sichtigen, „was für die Menschen dann […] wichtig“ ist (KS-Pol.92). Einer der befragten Politiker fühlte sich offensichtlich ein „bisschen überfragt“ (KS- Pol.94), zu den ungenutzten Möglichkeiten der Landschaftsplanung eine Einschätzung zu geben. Ein anderer antwortete mit einer Gegenfrage:“Was’n für Themen?“ (BS-Pol.68) und auch auf die Themenvorschläge, die die Interviewerin darauf hin angesprochen hatte wurde nicht konkret reagiert. Indirekt kommt aber zum Ausdruck, dass die Belange der Bevölkerung stärker zu berücksichtigen seien, und dass eine ausreichende Verständigung zwischen der Bevölkerung und den Verantwortlichen zu erfolgen habe, damit es nicht zu Konflikten kommt (z.B. BS-Pol.80). Einschätzung anhand der Ergebnisse aus qualitativen Interviews 163 Der dritte befragte Politiker, vertritt die Meinung, dass Planung nicht über das Ziel hinaus zielen dürfe, sondern „ein Landschaftsraum muss zum Beispiel auch erfahrbar bleiben. Er muss nutzbar bleiben. Und er muss auch den täglichen Bedarfen […] entsprechen“ (HH-Pol.102). Demnach sieht auch er es als wichtig an, dass Belange der Bevölkerung stärkere Beachtung finden oder anders ausgedrückt: „der Mensch kann nicht an zweiter Stelle kommen“ (HH- Pol.102) Vor allem aber muss Planung im Allgemeinen verständlicher werden, indem man „komprimiertere Pläne“ schafft und „in einem [land- schafts- oder raumbezogenen] Recht […] unterschiedliche Pläne zusammen- führt“ (HH-Pol.108) sowie Pläne „erfahrbar“ macht (HH-Pol.114). Vertreter von Bürgerinitiativen bzw. Alteingesessene Noch stärker als die Lokalpolitiker reagierten zwei der drei Alteingesessenen mit Unsicherheit auf die Frage nach ergänzenden und verbessernden Metho- den für die Landschaftsplanung. So wurde zum Beispiel darum gebeten, ein Beispiel zu benennen (KS-Alt.118) und in einem anderen Fall wurde mit „da fehlt mir jetzt wirklich die Kenntnis“ (BS-Alt.80) geantwortet. In diesen beiden Gesprächen wurden entsprechend dem vorbereiteten Leitfaden Bei- spiele genannt, die für die Gesprächspartner als Orientierung galten. Aller- dings wurden dann noch immer keine konkreten Ideen von diesen Personen benannt. Stattdessen wurden Beispiele aus ihren Orten vorgestellt, von denen sie überzeugt waren, dass es ergänzende Methoden sein könnten (KS-Alt.120- 124, BS-Alt.86-96). Nur in einem Fall wurde spontan und impulsiv geantwortet: „Ja, muss es geben“, denn es sei offensichtlich, dass die bisherigen Instrumente nicht ausreichen. In diesem Zusammenhang wird die Debatte um Stuttgart 21 genannt, die ein Impulsgeber sei neue Wege in der Planung zu gehen (HH- Alt.153). Zudem seien in der Bevölkerung eine große Skepsis und die Ansicht vorhanden, dass die „formalisierten Verfahren […] weitgehend sinnlos“ seien HH-Alt.153). Eine Lösung bestünde darin, dass die Interessen der Bevölke- rung in den jeweiligen Planungsprozessen stärkere und effektivere Berück- sichtigung finden (HH-Alt.158). Erkenntnisse aus durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung 164 7.2.6 Einschätzung erprobter empirischer Methoden durch Befragte Nachdem die Interviewpartner gebeten wurden ihre Ideen zu benennen, die zu einer Ergänzung und Verbesserung von Landschaftsplanung führen können, wurden ihnen verschiedene Karten und Pläne präsentiert40, welche die Ergeb- nisse der Anwendung sozialwissenschaftlich informierter Methoden im Rahmen landschaftsplanerischer Projekte präsentieren. Die Karten wurden den Gesprächspartnern detailliert erläutert und es wurde auf Verständnisfra- gen reagiert, bevor mit dem Interview fortgefahren wurde. Schließlich wurden die Befragten gebeten, die präsentierten Pläne und die darin dargestellten Ergebnisse einzuschätzen hinsichtlich zukunftsorientierter und bevölkerungs- naher Planung sowie bezüglich der Qualität von Planung. Tabelle 7.7: Einschätzung des Nutzens sozialwissenschaftlicher Methoden für Landschaftsplanung durch die befragten Personen. Als Gesprächsgrundlage wurden den Befragten verschiedene in den Projekten erarbeitete Karten präsentiert und erläutert. Sind mit den erprobten Methoden weiterführende Erkenntnisse möglich? Kann die Bevölkerung auf diese Weise motiviert werden? Ist mit diesen Methoden eine zukunftsorientierte und bevölkerungsnahe Planung möglich? Gewinnt Planung durch Verwendung dieser Methoden an Qualität? Planer Politiker Alteingesessene Bad Soden am Taunus  Beteiligung ist Basis aller Pla- nungen  Bevölkerungsnähe durch Beachtung von Bedürfnissen  Zur Qualitätsstei- gern ist Beteili- gung Versuch wert  man startet mit der Planung direkt am Menschen  begrenzt können neue Erkenntnisse gewonnen werden  Jugendliche lassen sich motivieren, Erwachsene, wenn nachvoll- ziehbar  Zukunfts- orientiert, da auf Bedarfe einge- gangen wird  Methoden sind förderlich, da nach- weislich geplant wird  es kann nicht von einer Momentauf- nahme auf Zukunft geschlossen werden  bevölkerungsnäher, da ihnen Rechnung getragen wird  Qualität ist abhän- 40 Die in den Gesprächen präsentierten und diskutierten Materialien können auf Anfrage bei der Verfasserin eingesehen werden. Einschätzung anhand der Ergebnisse aus qualitativen Interviews 165 Sind mit den erprobten Methoden weiterführende Erkenntnisse möglich? Kann die Bevölkerung auf diese Weise motiviert werden? Ist mit diesen Methoden eine zukunftsorientierte und bevölkerungsnahe Planung möglich? Gewinnt Planung durch Verwendung dieser Methoden an Qualität? Planer Politiker Alteingesessene  bevölkerungsnahe Planung durch Einbeziehung  Qualitätsgewinn, für die, die kon- frontiert werden gig von Umsetzung und Wahrnehmung durch Bevölkerung Hamburg- Wilhelmsburg  neue Erkenntnisse durch stärkere Bezugnahme, Potentiale erken- nen  Motivation durch Beachtung, schwierig ist kollektive Auffas- sung  zukunftsorientierte Planung nur, wenn verschiedene Schwerpunkte gesetzt werden  bevölkerungsnah, wenn Instrumente anders kommuni- ziert werden (Mittlerposition), dann mehr Zufrie- denheit  Qualitäts- und Akzeptanzgewinn durch Beteiligung.  durch Beteiligung sind Bündelungen von Wünschen möglich  Motivation kann nicht gesteigert werden, es wird nur Auskunft gegeben  Zukunftsorientier- te Planung ist abhängig vom Befinden der Menschen – es kann aber nur die aktuelle Situation erfasst werden, die Zukunft kennt man nicht  Bevölkerungsnähe durch Beteiligung und Akzeptanz- steigerung  Wenn höhere Akzeptanz, dann auch bessere Qualität  Details werden bekannt gemacht  Motivationssteige- rung, wenn Beteili- gende den Effekt erkennen  Es ist zukunftsori- entiert, wenn keine „Alibiplanung“  bevölkerungsnahe Planung in klein- räumigen Projekten  Qualität orientiert sich am Ge- brauchswert  Planung erhält eine neue Dimension der Legitimation Kassel- Rothenditmold  es bestehen Zweifel, da Zu- kunft nicht vorher- sehbar ist  Empfindungen werden deutlich wieder gespiegelt  Motivation, wenn  Planung muss öffentlich gemacht werden  Motivation durch Erkenntnisse aus durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung 166 Sind mit den erprobten Methoden weiterführende Erkenntnisse möglich? Kann die Bevölkerung auf diese Weise motiviert werden? Ist mit diesen Methoden eine zukunftsorientierte und bevölkerungsnahe Planung möglich? Gewinnt Planung durch Verwendung dieser Methoden an Qualität? Planer Politiker Alteingesessene  interaktiver Prozess hilft Menschen zu motivieren  Planung wird zukunftsorientiert, wenn nicht zu sehr kanalisiert wird  Durch Beteiligung ist man näher am Menschen, was ein Korrektiv für Auffassung der Verantwortlichen ist  bessere Nachvoll- ziehbarkeit die Menschen ernst genommen werden  Qualitätsgewinn durch Berücksich- tigung der Wün- sche Betroffenheit und persönliche Anspra- che  zukunftsorientiert, ja, aber es handelt sich nur um Mo- mentaufnahme  durch Beteiligung wird bevölkerungs- nah geplant  Berücksichtigung der Interessen der Menschen führt zu besserer Qualität und Akzeptanz Örtlich vertraute Planer Die Reaktionen auf die vorgelegten Pläne waren zunächst von Interesse geprägt. Mit ihrem fachlichen Wissen haben sie einen Blick darauf geworfen und äußerten sich mit „Das ist ja total interessant!“ (BS-Pla.134) oder ähnli- chen Formulierungen. Erkannt wurde auch, dass es in den Projekten vor allem um eine „Nutzerperspektive“ auf Landschaft geht, wobei die „Abweichungen von Experten“ und die „stark andere Sichtweise auf die Stadt von den Leuten“ hervorgehoben werden (HH-Pla.120). Die angewendeten sozialwissenschaft- lichen Methoden können nach Aussage eines befragten Planers „die Basis sein […] für alle Planungen in alle Richtungen. Sei es jetzt Landschaftsbild, sei es Verkehr, sei es räumliche Entwicklung“ (BS-Pla.164). Da sich in den vorgestellten Plänen auch die verschiedenen Vorlieben Einzel- ner ein Stück weit widerspiegeln, sagt ein befragter Planer, dass dies deutlich zeige „wie schwierig es ist, die Bedürfnisse da in die Planung umzusetzen“, Einschätzung anhand der Ergebnisse aus qualitativen Interviews 167 dass „konträre Meinungen zu gleichen Orten“ planerisch praktisch gar nicht umzusetzen seien und dass es „offenbar keine objektiven Bewertungskriteri- en“ gebe und es „wohl stark vom Individuum“ abhänge, wie die „jeweilige Personen den jeweiligen Ort dann auch aufnehmen“ (KS-Pla.177-181), vor allem sei man auf diese Weise aber deutlich näher an der Bevölkerung und ihren Interessen dran (KS-Pla.198). Die Einschätzung der meisten Befragten ist positiv: „ich kann mir sogar vorstellen, dass es auch ein wesentliches Element als Planungsgrundlage werden kann. Muss eigentlich auch. […] Also ich finde den Ansatz schon sehr gut“ (BS-Pla.186). Ob mit den erprobten Methoden allerdings tatsächlich eine zukunftsorientierte Landschaftsplanung möglich wird, das komme auf die zu beplanenden Orte und die potentiellen Nutzergruppen an, und wie man die verschiedenen Ansprüche zusammenbringt (HH-Pla.128). Vor allem: „Wenn jetzt die Bevölkerung noch stärker mitbeteiligt wird, verschieben sich wahrscheinlich die Schwerpunkte“ (KS-Pla.207). Sinnvoll wird auch erachtet einen „Mittler“ (HH-Pla.132) zu haben, der zwischen der Bevölkerung und den Experten vermittelt, da „diese Sprache der Planer überhaupt nicht übereinkommt mit den Leuten“ (HH-Pla.132). Diese Vermittler können eingesetzt werden, um „Initiativen zu befähigen“ und um aus der Gruppe heraus Dinge entwickeln zu können (HH-Pla.134), damit letztendlich „die Zufriedenheit mehr wächst“ (HH-Pla.238). Auf der anderen Seite werden die dargestellten Ergebnisse als zum Teil „nicht so ergiebig“ (BS-PLa.158) angesehen, was auf die wenig konkrete und spezifizierte Fragestellung in den studentischen Projekten zurückgeführt wird. Vor allem müsse man aber darauf achten, dass man eine Beteiligung „auf eine möglichst breite Basis setzt“ (BS-Pla.182), um einen tatsächlich allgemeines Meinungsbild zu erhalten. Eine andere Person antwortet, dass sie ihre Zweifel habe, ob diese Methoden tatsächlich einen Mehrwert für Landschaftsplanung bedeuten (KS-Pla.187), antwortet aber später im Gespräch, dass sie auf jeden Fall ein „Korrektiv“ darstellen (KS-Pla.202). Kritisch wird es insgesamt schon gesehen, wie an folgender Aussage festzustellen ist: „Also wenn ich mich selbst in die Situation zu versetzen versuch, dass mich jemand irgendwas fragt, wie ich's gern hätt, man ist ja da auch irgendwie schon eingeengt von dem was man halt kennt […] Wenn man diese Schüler fragt, die wollen natürlich immer das haben, was sie irgendwo gesehen haben, […] und die Erkenntnisse aus durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung 168 Frage ist hinterher doch, ob es sinnig ist, dass dauernd Dinge zu vervielfälti- gen, was es schon gibt. Also ich könnt mir vorstellen, dass so neuere Sachen, also innovative Sachen, die es gar nicht gibt, dadurch irgendwie so ein bissel wegkippen […]. Also manchmal könnt ich mir schon vorstellen, […] wenn jemand mit 'ner guten Idee kommt und das einfach mal irgendwo verwirkli- chen kann, finden es vielleicht alle gut. Wenn man sie vorher fragt, wollen sie das haben, was sie kennen“ und lehnen das Neue vielleicht ab (KS-Pla.196). Lokalpolitiker Die Lokalpolitiker haben sich zu diesen beiden Teilen des Interviews weniger ausführlich ausgelassen, dennoch konnte ihre Einschätzung sehr gut ermittelt und dokumentiert werden. Für die Befragten waren die vorgestellten Pläne neuartig, da sie zuvor derartige Pläne noch nicht gesehen und von solchen Erhebungen noch nichts gehört hatten (BS-Pol.153): Des Weiteren wurde bestätigt, dass die gewählte Vorgehensweise interessant ist, dass es Sinn macht und dass man damit auch Akzeptanz schaffen könne. Allerdings wird kritisch angemerkt, dass die Stichprobe auf der einen Seite nicht zu klein gewählt werden dürfe, um nicht zu subjektive Ergebnisse zu erhalten. Auf der anderen Seite dürfe der Bezugsraum nicht zu groß sein (HH-Pol.124, 130, 138). Wichtig sei vor allem, dass „die Leute sich in ihrer Umgebung wirklich wohl fühlen“ damit schließlich „die Akzeptanz steigt und […] der Frustrationsspie- gel“ sinkt (HH-Pol.140). Vor allem führe eine Beteiligung zu mehr Akzeptanz und „Akzeptanz bedeutet ja im Endeffekt Qualität“ (HH-Pol. 162). Demnach bedeutet die Anwendung von sozialwissenschaftlichen Methoden in der Landschaftsplanung eine Steigerung der Qualität. Außerdem könne „man vor allem Bürokraten […] damit konfrontieren und sagen: Leute, kümmert euch lieber um die richtigen Bedürfnisse“ der Menschen vor Ort (BS-Pol.174), so dass Ergebnisse sozialwissenschaftlicher Methoden eine denkbare Argumen- tations- oder Entscheidungshilfe sein können. Außerdem sei es möglich, dass durch intensive Beteiligung „eher Positives erreicht“ werden kann, „als wenn man da nur irgendwie einen Plan kriegt“ (BS-Pol.176). Nach Aussage eines der Befragten gilt: „die Stadt muss sich schon an besonderen Orten überlegen, ob man nicht zu besonderen Methoden greift“ (HH-Pol.160). Einschätzung anhand der Ergebnisse aus qualitativen Interviews 169 Eine Steigerung der Motivation sich an Planungen zu beteiligen wird aus Sicht des befragten Hamburger Politikers nicht gesehen und vehement verneint. Die Menschen würden zwar bereitwillig Auskunft geben, aber der „aktive Teil des Interesses“ könne nicht gesteigert werden (HH-Pol.142, 146, 148). Auf der anderen Seite wird ausgesagt, dass wenn die Lokalbevölkerung befragt wird, dass sie sich dann auch interessiert für das, was da geschieht (HH-Pol.160). Hingegen sieht der befragte Politiker aus Bad Soden eine Chance, vor allem die Jugendlichen motivieren zu können (BS-Pol.164) und auch aus Rothenditmold kommt eine ähnliche Einschätzung (KS-Pol.164). Bei der Frage nach der Zukunftsorientierung erprobte sozialwissenschaftliche Methoden in einem landschaftsplanerischen Projekt anzuwenden, sind zum Teil Unsicherheiten zu spüren: „Ob das zukunftsorientiert ist, weiß ich nicht. Also, das ist ja immer die Frage, wiederum, des Befindens der Leute vor Ort“ (HH-Pol.154). Auf der anderen Seite werden die in den Projekten erprobten sozialwissenschaftlichen Methoden als Beitrag zur Nachhaltigkeit gesehen, da man diejenigen Punkte identifizieren könne, die zwar momentan als „wenig wünschenswert“ erscheinen mögen, aber für die weitere Entwicklung wichtige Ansätze bieten (KS-Pol.168). Anderen Befragten scheinen die erprobten Methoden „ein Mittel zu sein, um kurz- und mittelfristig […] Bedarfe“ abzudecken. „Damit werden aber nicht die Dinge aufgegriffen, die im Übrigen zukünftige Bewohner vielleicht […] gern hätten, weil man die gar nicht kennt. Das ist ja immer das Phänomen, man plant für Leute, von denen man gar nicht weiß, wie die eigentlich denken“ (HH-Pol.154). Eine andere Aussage macht hingegen deutlich, dass die Verwendung empirischer Methoden der Sozialforschung in der Land- schaftsplanung schließlich eine Möglichkeit sein könne, um besser auf gesellschaftliche Entwicklungen reagieren zu können (BS-Pol.178). Insgesamt gehen die Meinungen in diesem Punkt teilweise auseinander. Vertreter von Bürgerinitiativen bzw. Alteingesessene Vertreter von Bürgerinitiativen äußerten sich überwiegend subjektiv zu den präsentierten Plänen und gaben zu bedenken, dass sie „zu wenig über die Methoden wissen“ (KS-Alt.158). Alle Befragten zeigten sich an den erprobten Methoden und den daraus erarbeiteten Plänen interessiert, zum Teil sogar überrascht (KS-Alt.178). Darüber hinaus wird angemerkt, dass eine größere Erkenntnisse aus durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung 170 Motivation nur erreicht werden könne, wenn die Menschen persönlich angesprochen würden. Denn auf diese Weise würden die Menschen für die Geschehnisse interessiert und Hemmschwellen abgebaut (KS-Alt.162). Zudem lernen beide Seiten – Planer und Ortsansässige – voneinander, wenn miteinander geredet wird (HH-Alt.215). Vor allem werde dadurch eine Legitimation und verbesserte Qualität von Planung erlangt, die es bisher in diesem Maße nicht gebe (HH-Alt.239). Mehrmals wird kritisiert, dass die Stichprobe nicht repräsentativ sei und darauf mehr Acht gegeben werden müsse (KS-Alt.152, 156; BS-Alt.138). Außerdem wird angemerkt, dass es sich bei einer Befragung immer um eine Momentaufnahme handele, die kaum zukünftige Ansprüche berücksichtigen kann (BS-Alt.153; KS-Alt.164). Die Interessen der beteiligten Menschen wandeln sich hingegen, so dass bereits in wenigen Jahren möglicherweise andere Ergebnisse erlangt würden. Dieses weise auch auf grundsätzliche Schwierigkeiten einer zukunftsorientierten Planung hin (BS-Alt.153). Außer- dem seien die Bindungen an einen Ort heute bei weitem nicht mehr so stark wie früher, so dass „langfristige Perspektiven nicht mehr so gefragt sind“, womit die Zukunfts- und Langfristigkeit von Planung skeptisch gesehen wird (BS-Alt.153). Die befragten Vertreter von Bürgerinitiativen schätzen alle erprobten Metho- den der Sozialwissenschaften so ein, dass sie eine Steigerung der Qualität für die Landschaftsplanung herbeiführen können (KS-Alt.174) und dass damit bevölkerungsnäher geplant werden kann (KS-Alt.170). Vor allem ließe sich auf diese Weise auch ergründen, weshalb ein Ort oder Raum bevorzugt aufgesucht oder gemieden wird (BS-Alt.148). Man erhält detaillierte Informa- tionen, die – fließen sie in die Planungen ein – zeigen „dass es keine Planung aus der hohlen Hand“ ist, sondern, eine die auf den konkreten Eindrücken der Bevölkerung beruht (BS-Alt.152). Für die Argumentation entscheidend ist, „dass sie sehen, dass ihre Beteiligung sich auszahlt“ und dass sie das Gefühl haben, dass sie ernst genommen werden (HH-Alt.225, 231) womit eine bevölkerungsnähere Planung erzielt werden könne (HH-Alt.237). Zusammenfassung der Erkenntnisse 171 7.3 Zusammenfassung der Erkenntnisse Planung und Sozialforschung vereinte sich in den vorgestellten Projekten zum einen in der Frage nach der Bedeutung und Bewertung von Landschaft und zum anderen in der Frage nach deren künftiger Entwicklung. Die Aufgabe bestand darin, Konzepte zur Entwicklung der Landschaft zu erarbeiten, die eine Beurteilung und Bewertung der jeweiligen Landschaften beinhaltete. Dabei wurde der Bewertung von Landschaft auf zweierlei Weise Rechnung getragen: Es wurde die Perspektive der örtlichen Bevölkerung (Ergebnisse sozialwissenschaftlicher Methoden, vgl. Kapitel 6.2) und der Experten (Ergebnisse landschaftsplanerischer Methoden, vgl. Kapitel 6.1) ermittelt, gegenübergestellt und so zusammengeführt, dass Planungsvorschläge auf der Gesamtsicht aufbauen konnten. Die angewandten Methoden der Landschaftsplanung waren in den Projektar- beiten an die Instrumente und Methoden der Gesetze angelehnt. Zudem sollten einschlägige Methoden zum Einsatz kommen, die weithin anerkannt sind, um eine bessere Nachvollziehbarkeit der planerischen Ergebnisse zu gewährleisten. Mit der Wahl der Methoden sollten darüber hinaus den Teil- nehmern erste Einblicke in und praktische Erfahrungen mit Kartiertätigkeiten ermöglicht werden. Dieses impliziert eine geschulte und routinierte Sichtwei- se auf Landschaft, welche die teilnehmenden Studenten in ihrer Ausbildung erlernt haben und die eine Vergleichbarkeit innerhalb der Projekte ermöglich- te. Diese Sichtweise der Experten umfasst zum einen die Naturräumlichkeit der Landschaft und zum anderen die Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes. Die Beurteilung des Landschaftsbildes ist ebenfalls Bestandteil der Kartierarbeiten gewesen. Hierzu gibt es allerdings keine standardisierten Verfahren, wie es sie zur Beurteilung der anderen Schutzgüter Boden, Klima, Wasser Luft, Tiere und Pflanzen gibt. So gesehen ist die Kartierung der Landschaftscharakterräume anhand von semantischen Differentialen, die auf den erlernten Wahrnehmungskriterien von Landschaft in gewisser Weise verfälscht, da eine Objektivität angenommen wird, die in diesem Maße nicht gegeben ist. Die Expertensicht wird als Spiegelbild der kollektiven Auffassung von Landschaft angenommen. Dieses ist aber aufgrund der eigenen Erfahrungen des Kartierers kaum möglich, da sein Urteil ebenfalls durch persönliche Erkenntnisse aus durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung 172 Erfahrungen und Wertschätzungen beeinflusst wird, auch wenn er sich bemüht, diese auszublenden. Dennoch ist dieses Vorgehen inzwischen eine gebräuchliche Methode zur Bewertung der Landschaft, insbesondere des Landschaftscharakters. Mit landschaftsplanerischen Methoden werden landschaftliche Gegebenheiten flächendeckend und objektiv erfasst und mit Hilfe von Geographischen Informationssystemen in Karten wiedergegeben. Bei den sozialwissenschaftli- chen Methoden ist eine flächendeckende Erhebung weniger gut möglich, da sich befragte Personen leichter an einzelne, eher punktuelle Elemente der Landschaft erinnern als an flächige Erscheinungen. Allerdings ist die Umge- bung dieser Elemente häufig ein essentieller Bestandteil der Erinnerung. Flächige Elemente werden auch wahrgenommen, wenn sie einen überaus prägenden und dominanten Charakter für die Landschaft haben, wie es die Obstbaumwiesen in Bad Soden oder die landwirtschaftlichen Flächen in Wilhelmsburg belegen. Dennoch stellen sie trotz ihres flächigen Deckungs- grades jeweils nur Teile des Gesamtraumes dar, so dass von ihnen kein genereller Schluss auf die Gesamtlandschaft gezogen werden kann. So wird eine positive Bewertung attraktiver Räume durch Gewerbeflächen an anderer Stelle auch relativiert. Die Methoden der empirischen Sozialforschung sind subjektbezogen. Die Beurteilung der Landschaft war dementsprechend ebenfalls subjektiv und auf die landschaftliche Wahrnehmung durch die Befragten ausgerichtet. Die Bewertung hängt auch hier von persönlichen Empfindungen und Erfahrungen ab, die Befragte bereits erlebt haben. Die Antworten zur landschaftlichen Wertung können allerdings durch die Art und Weise der Fragestellung beeinflusst werden. Für eine Befragung ist es demnach angebracht, Fragen neutral zu formulieren und keine Vorgaben oder Beispiele zu geben, denn damit kann das Ergebnis verfälscht werden. Anhand der verschiedenen Befragungen konnte festgestellt werden, dass Landschaft eine individuelle Angelegenheit ist, die der persönlichen Wahr- nehmung und subjektiven Vorlieben unterliegt. Durch eine detaillierte Erfassung der öffentlichen Landschaftswahrnehmung mittels Befragungen und Interviews lassen sich Gemeinsamkeiten und Interessenschwerpunkte gut ermitteln. Als Beispiel werden hier die Obstwiesen und Parkanlagen von Bad Methodenkritik 173 Soden angeführt, die von fast allen Befragten als Natur angesehen und essentiell für Freizeitgestaltung und Erholung genannt werden. Bei den befragten Eltern von Bad Soden wurde insbesondere der Wunsch nach mehr kindgerechter Infrastruktur deutlich. Die Wilhelmsburger Schüler waren sich einig darüber, dass Natur und Pflanzen einen schönen Ort ausmachen und dass dieser Ort Sitzgelegenheiten aufweisen muss. Auch sollte er sauber und gepflegt sein, um seine Attraktivität zu behalten. Wie sich in der Konzepterarbeitung der drei vorgestellten Fallstudien gezeigt hat, können mit Hilfe empirischer Methoden die fachlichen Erkenntnisse sinnvoll ergänzt werden. Die örtlichen Planungen konnten die ermittelten Wünsche und Interessen der Bevölkerung frühzeitig einarbeiten und daran angeglichen werden. In den späteren Projektpräsentationen waren die Zuhörer zum Teil von den Befragungsergebnissen überrascht und von den verschiede- nen erarbeiteten Entwicklungsmöglichkeiten angetan. Die Resonanz war in allen drei Fällen positiv. Die ergänzenden und einschätzenden Interviews, die zu den Ergebnissen aus den Projekten geführt haben, zeigten auch, dass gezielte Beteiligung und Beachtung örtlicher Interessen wünschenswert sind. Insbesondere die befrag- ten Planer sehen darin eine Möglichkeit Planungen besser kommunizieren und vermitteln zu können, so dass zum einen die Argumentation für einzelne Planungsbestandteile leichter fällt und zum anderen die Akzeptanz verbessert wird. 7.4 Methodenkritik Aufgrund der Erarbeitung der Projekte durch Studierende, sind Schwächen in den Kartierungen zu erkennen. Diese rühren vor allem daher, dass die Bear- beiter nicht auf ein einziges Landschaftswahrnehmen geeicht wurden. Es hatten nicht alle studentischen Teilnehmer ein gleiches Verständnis von der zu kartierenden Landschaft und ihren Elementen. Die Kriterien, ob ein Bestand- teil der Landschaft auch als Landschaftselement kartiert wird oder nicht, beruhten zum Teil auf Intuition, auch wenn vorab ein Schlüssel für die Kartierung erstellt wurde. Erkenntnisse aus durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung 174 Da die Fallstudien jeweils auf die Dauer eines Semesters (ca. drei Monate) beschränkt waren, konnte nur eine kleine Auswahl an empirischen Methoden versuchsweise angewendet werden, hier insbesondere Interviews und Befra- gungstechniken. Der Gesamtpool an möglichen Methoden ist weitaus größer (vgl. Kapitel 4). Zudem mangelte es bei der Aus- und Durchführung dieser Methoden sowie bei der Auswertung der kartierten Daten aufgrund von Unerfahrenheit mitunter an Präzision und Analysetiefe. Weiterer Schwachpunkt der Kartierarbeiten lag darin, dass nicht alle Metho- den an allen Orten in gleicher Weise und Intensität zum Einsatz kamen. Dieses war zum einen der jeweiligen Aufgabenstellung, aber auch dem zeitlichen Rahmen geschuldet. Im Nachhinein kann dieses als Schwachpunkt gesehen werden, da die Vergleichbarkeit der Ergebnisse nur begrenzt vorhan- den ist. Ebenfalls der kurzen Bearbeitungszeit geschuldet waren die kleinen Stichpro- ben – sowohl in den studentischen Projekten als auch bei den einschätzenden Interviews. Da es hier aber um das grundsätzliche Erproben von Methoden empirischer Sozialforschung ging, wurde diese Einschränkung zunächst hingenommen. Bei den einschätzenden Interviews, die im Nachgang anhand der Projekter- gebnisse durchgeführt wurden, ist in den Gesprächen aufgefallen, dass bei einigen Fragen, die ergänzende Methoden für Landschaftsplanung erfragten, zunächst einmal mit einer Gegenfrage geantwortet wurde. Dieses kann entweder darauf zurück geführt werden, dass die Befragten sich tatsächlich keine weiteren Methoden vorstellen konnten, dass sie den Begriff der Metho- den für Landschaftsplanung nicht einordnen konnten oder, und das ist die wahrscheinlichste Möglichkeit, dass die Frage unpräzise gestellt wurde und unverhofft kam. Ein weiterer Punkt, neben der geringen Größe der Stichprobe, ist das Verhält- nis von sieben befragten Männern zu nur zwei befragten Frauen. Daher wurden keine Vergleiche der Antworten in Hinsicht auf die Geschlechterfrage angestellt. Dritter Kritikpunkt zu diesen ergänzenden Interviews liegt in der Unerfahrenheit der Befragenden. Interviews verlangen eine gute Vorbereitung und vor allem verlangen sie Übung und Erfahrung, um die Vergleichbarkeit Methodenkritik 175 wahren zu können. Dieses ist nicht stringent gelungen und musste bei der Auswertung der Interviews berücksichtigt werden. Methoden der zukünftigen Landschaftsplanung 177 8 Methoden der zukünftigen Landschaftsplanung Für die Landschaftsplanung hatte sich vor dem Hintergrund aktueller Erfor- dernisse im Laufe der Zeit eine ökologische Orientierung etabliert und die hieraus entwickelten Methoden zur Beantwortung relevanter Fragestellungen hatten sich bewährt. Nun reicht es unter heutigen und den sich zukünftig einstellenden Rahmenbedingungen nicht mehr aus, sich allein auf die phy- sisch-materielle Landschaft und eine rein ökologisch orientierte Planung zu konzentrieren. Ergänzend zur Ökologie, die bisher Planungsgrundlagen bildende Wissenschaft, wird für die Landschaftsplanung daher vorgeschlagen, sie durch Erkenntnisse weiterer Wissensbereiche zu stärken, und ihr so ein zusätzliches argumentatives Standbein zu bieten. Der Frage wie ein entspre- chender Beitrag dazu geleistet werden kann, ist nachfolgend nachzugehen. Es wird aufgezeigt, auf welcher Planungsebene und in welchen landschafts- planerischen Planungsinstrumenten zusätzliche Inhalte in die Landschaftspla- nung einfließen könnten, wo hierfür auch intensive Partizipation sinnvoll ist, und welche Methoden im Planungsprozess an welcher Stelle eingesetzt werden können. Darüber hinaus werden Überlegungen zur methodischen und generellen Weiterentwicklung der Landschaftsplanung diskutiert. 8.1 Empirische Methoden der Sozialforschung auf verschiede- nen Ebenen der Landschaftsplanung Anhand der drei vorgestellten Fallbeispiele wurden ausgewählte empirische Methoden der Sozialforschung auf ihre Anwendbarkeit zusätzlich zu bewähr- Methoden der zukünftigen Landschaftsplanung 178 ten Methoden der Landschaftsplanung getestet. Die Ergebnisse (vgl. Kapitel 6) wurden ausgewertet und mündeten schließlich in Gesamtkonzeptionen für die drei Bearbeitungsräume. Schon die Auswertung der verschiedenen planerischen und empirischen Methoden hat deren sinnvolle gegenseitige Ergänzung gezeigt und deutlich gemacht, dass hierdurch vertiefende Erkennt- nisse über den Planungsraum gewonnen werden können. Es ist jedoch vor- stellbar, dass andere Disziplinen, wie z.B. Kommunikationswissenschaften, ebenfalls über Methoden und Techniken verfügen, die sinnvoll in landschafts- planerischen Prozessen eingesetzt werden können, hier bisher aber nicht Berücksichtigung fanden. Ziel ist, dass Landschaftsplaner Interessen der Öffentlichkeit, etwa solche der Ortsansässigen, einbeziehen, nicht zuletzt weil sich Menschen zunehmend und zu verschiedenen Zwecken „in der Landschaft aufhalten“. Sie verfügen über entsprechend viel Freizeit, sie sind mobil, sie genießen Landschaften und deren ästhetische Reize, üben dort verschiedenste Formen körperlicher Ertüchtigung aus, zunehmend auch als Event. Interessen an der Erzeugung regionaler Produkte gehen mit deren (direkter) Vermarktung einher. So sind Aktivitäten in der Landschaft nicht mehr beschränkt auf Tätigkeiten für und um die Primärproduktion (Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft). In Zahl und Intensität dominieren Freizeit- und Erholungsnutzungen. Landschaften sollten entsprechend dieser und weiterer Bedarfe ausgestattet sein. Auch deshalb besteht die Notwendigkeit eine stärkere Partizipation in landschaftsplaneri- schen Prozessen anzustreben. Bei welchen Instrumenten lassen sich auf verschiedenen Ebenen der Land- schaftsplanung empirische Methoden sinnvoll einsetzen? In Betracht kommen nur Möglichkeiten intensiver Beteiligung, d.h. alle Formen die über die einfache Öffentlichkeitsinformation und das formelle Abfragen von Stellung- nahmen (Anregungen, Bedenken) hinausgehen. Unter dem Begriff „Intensive Beteiligung“ sind Methoden zusammengefasst, die aktivierend beteiligen sowie Kooperationen und gemeinsame Problembehandlungen ermöglichen (vgl. Säck-da Silva 2009: 47). Hier geht es um gemeinsames Planen im Austausch zwischen Ortsansässigen und Fachleuten. Im Prozess intensiver Beteiligung lassen sich die in den vorigen Kapiteln behandelten, sowie weitere Methoden empirischer Sozialforschung nutzen. Die Einsatzmöglich- Empirische Methoden der Sozialforschung auf verschiedenen Ebenen der Landschaftsplanung 179 keiten unterscheiden sich entsprechend der Planungsebene sowie den Instru- menten und Aufgaben. (vgl. Tabelle 8.1). Tabelle 8.1: Einsatzmöglichkeiten empirischer Methoden der Sozialforschung in ausgewählten Instrumenten der Landschaftsplanung. Ausgewählte Instrumente der Landschaftsplanung Möglichkeit intensiver Beteiligung Zu beteiligende Personen- kreise (Beispiele) Landschaftsprogramm -- Landschaftsrahmenplan -- Landschaftsplan (FNP-Ebene) + Betroffene, (Orts-)Verbände, Vereine, Flächennutzer usw. Grünordnungsplan (B-Plan-Ebene) + Be-/ Anwohner, Betroffene, Ortsverbände, Vereine, Flächen- nutzer usw. Landschaftspflegerischer Begleitplan Pflege- und Entwicklungsplan Biotopverbundplanung + Be-/ Anwohner, Betroffene, Verbände, Vereine, Flächennut- zer und -eigentümer usw. Umweltverträglichkeitsprüfung ggf. mit Landschaftspflegerischem Begleitplan Pflege- u. Entwicklungsplan + Betroffene, Verbände, Vereine, ggf. weitere Prüfungen gemäß Fauna-Flora- Habitatrichtlinie -- Pläne/ Programme gemäß Wasserrahmenrichtlinie (+) Be-/ Anwohner, Betroffene, Verbände, Vereine, Nutzer (im und am Wasser) + = intensive Beteiligung ist möglich (+) = Beteiligung ist bedingt möglich -- = intensive Beteiligung ist nicht möglich Methoden der zukünftigen Landschaftsplanung 180 Auf der örtlichen und objektbezogenen Ebene ist eine intensive Beteiligung der Ortsansässigen möglich und aufgrund bisheriger Erkenntnisse als sinnvoll zu beurteilen. Verschiedene Akteure können in den Planungsprozess aktiv einbezogen werden. Dazu zählen Be-/ Anwohner, Betroffene, Verbände (insbesondere Ortsverbände), Vereine sowie die Nutzer betroffener Flächen. Aber auch generell Interessierte können beteiligt werden. Hingegen sind bei überörtlichen Planungen die Beteiligungsbezüge aufgrund der Größe des betrachteten Raumes und des Abstraktionsgrades planerischer Aussagen nicht sehr stark, so dass hier empirische Methoden weniger gut eingesetzt werden können. Bei auf Projekte bezogenen Planungen sind intensive Beteiligungen gut denkbar, zumal Planungsbetroffene meistens eindeutig feststehen. Die Aufzählung der zu beteiligenden Personenkreise ist nicht abschließend und variiert je nach Projekt und Größe des zu betrachtenden Raumes. Nicht aufgeführt sind Träger öffentlicher Belange, die bereits im formellen Pla- nungsablauf gemäß gesetzlicher und sonstiger Vorschriften einbezogen werden. 8.2 Mit empirischen Methoden der Sozialforschung erfassbare Inhalte Im Folgenden wird dargelegt, welche Inhalte bezogen auf die verschiedenen Instrumente und Aufgaben der Landschaftsplanung durch empirische Metho- den der Sozialforschung erarbeitet werden können. Zugrunde gelegt werden der generell übliche Ablauf von landschaftlichen Arbeitens einschließlich der bekannten und bewährten Planungsphasen (vgl. Abbildung 7.1). Im Wesentlichen sind die Inhalte, die mit empirischen Methoden der Sozial- forschung erfasst werden können für alle Instrumente ähnlich (vgl. Tabelle 8.2). Abgefragt werden können etwa Inhalte, die sich auf Wahrnehmung und Bewertung von Landschaft durch die Bewohner beziehen. Diese Aspekte werden mit den bewährten Methoden der Landschaftsplanung bisher nicht erfasst. Mit empirischen Methoden der Sozialforschung erfassbare Inhalte 181 Tabelle 8.2: Inhalte, die mit Methoden empirischer Sozialforschung ergänzend zu Inhalten bisher üblicher Methoden in Instrumenten der Landschaftsplanung erfasst werden können. Ausgewählte Instrumente der Landschaftsplanung und Inhalte (Beispiele) Landschaftsplan (FNP-Ebene)  Sicherung kulturlandschaftlicher Elemente der Landschaft  Erhaltung des Landschaftsbildes  Sicherung und Wertschätzung der Landschaft  Ästhetik  Emotionale Bindungen  Erholungs-/ Freizeitnutzungen  Dauer/ Häufigkeit des Aufenthalts  Unbeliebte Orte  Interessen und Wünsche der Bewohner Grünordnungsplan (B-Plan-Ebene)  Landschaftsbild / Raumbild  Ästhetik  Bedeutsame Elemente der Landschaft  Emotionale Bindungen  Erholungs-/ Freizeitnutzungen  Dauer / Häufigkeit des Aufenthalts  Interessen und Wünsche Landschaftspflegerischer Begleit- plan Pflege- und Entwicklungsplan Biotopverbundplanung  Ästhetik  Zeitgeist  Nutzerwünsche /-interessen  Nutzungen / Nutzerverhalten Umweltverträglichkeitsprüfung ggf. mit Landschaftspflegerischem Begleitplan Pflege- u. Entwicklungsplan  Lage von Vorrangflächen für Nutzung bzw. Naturschutz  Werte und Bedeutungen der physischen Umwelt und ihrer Elemente  Nutzungen / Nutzerverhalten  Erhalt und Schutz emotional wertvoller Landschaftselemente Pläne/ Programme gemäß Wasserrahmenrichtlinie  visuelle und akustische Ästhetik  Gestaltungsfragen (Renaturierungsmöglichkeiten)  Emotionale Bindungen Methoden der zukünftigen Landschaftsplanung 182 Ausgewählte Instrumente der Landschaftsplanung und Inhalte (Beispiele)  Zugänge zum Wasser (gelebtes Wasser)  Nutzungen / Nutzerverhalten  Bedeutung kulturlandschaftlicher Elemente Auf der Ebene des Landschaftsplans können durch empirische Methoden z.B. von Ortsansässigen geschätzte Elemente (ggf. auch unscheinbare), Ansichten zum Landschaftsbild, zur Ästhetik und zur emotionalen Bindungen abgefragt werden. Mit emotionalen Bindungen sind vor allem Erinnerungen an Land- schaft gemeint, z.B. wenn der zu erhaltende Baum „vom Großvater gepflanzt wurde“. Es lassen sich aber auch Erholungs- und Freizeitnutzungen und hier insbesondere die Art und Weise der Nutzung, aber auch Intensität, Dauer und Häufigkeit ermitteln. Vor allem lassen sich aber auch diejenigen Orte ermit- teln, die bei den Ortsansässigen weniger beliebt sind. Außerdem kann man erfragen, welche Verbesserungswünsche Menschen haben bzw. was sie sich grundsätzlich wünschen würden. Auf Ebene des Grünordnungsplans sind ähnliche Aspekte ermittelbar. Hier spielt der engere räumliche Bezug eine größere Rolle, da es sich in der Regel um Teilbereiche des Gemeindegebietes handelt. Vor allem den Menschen, die in der Nachbarschaft wohnen, sollen hier ihre Bedürfnisse an Landschaft erfüllt sehen. Daher sind eben diese Ansprüche möglichst detailliert zu ermitteln. Dazu sollten ihre Wahrnehmung des Landschafts- oder Raumbildes und ihre ästhetische Wahrnehmung erfragt werden. Da es sich bei Grünord- nungsplänen häufig um Räume handelt, die sich im näheren Wohnumfeld befinden, spielen hier die emotionalen Bindungen ggf. eine noch größere Rolle als auf Ebene des Landschaftsplanes, so dass bereits kleinere Verände- rungen große Reaktionen hervorrufen können. Wozu die Grünräume genutzt werden, was sie auf jeden Fall enthalten müssen, wann sie für welche Dauer aufgesucht werden und wie oft sie besucht lässt sich auf dieser Ebene ermit- teln, um für die spätere Ausgestaltung wichtige Informationen zu erhalten. Die Wasserrahmenrichtlinie fordert ein, dass alle Gewässer in einen guten Zustand gebracht werden sollen, was u.a auch bauliche Veränderungen nach Mögliche Methoden empirischer Sozialforschung je Planungsphase 183 sich zieht. Dieses ist ein guter Anlass, vor allem auch die Ansichten der Bewohner zu dem jeweiligen Gewässer zu erfassen und nachzuspüren, wie sie das Gewässer wahrnehmen. Das bedeutet hier vor allem auf visuell- ästhetischer Perspektive, aber auch bezogen auf Akustik (z.B. plätschern, sprudeln) zu ermitteln, welche emotionalen Bindungen damit gegeben sind. Renaturierungsmöglichkeiten einschließlich der Möglichkeit das Wasser an bestimmten Stellen aktiv erleben oder erfahren zu können, können ebenfalls aus Sicht der Bewohner abgefragt werden. Zuletzt seien hier wiederum als wichtig erachtete Elemente der Kulturlandschaft benannt, die ermittelt werden sollten, da sie häufig für die Menschen als charakteristisch gelten und weil mit ihnen ein Teil der Ortsgeschichte verbunden ist. 8.3 Mögliche Methoden empirischer Sozialforschung je Pla- nungsphase Für einzelne Planungsphasen gibt es verschiedene Möglichkeiten die Belange der Menschen zu erfassen, um diese in Planungskonzepte bzw. in Maßnah- menkataloge einarbeiten zu können. Abbildung 8.1: Methoden und Techniken empirischer Sozialforschung für Landschaftsplanung, Phase I: Planungsanlass und Problembestimmung. In der ersten Planungsphase, in der der Planungsanlass erkannt und Probleme näher benannt werden, können bereits erste empirische Methoden zum Einsatz kommen, etwa um aus Perspektive lokaler Akteure die gegebene Situation sowie die Dringlichkeiten bzw. Prioritäten der angestrebten Veränderungen zu beleuchten. Mit Hilfe von aktivierenden Interviews kann man zusätzlich dem Methoden der zukünftigen Landschaftsplanung 184 bisherigen Planungsverlauf nachspüren und Menschen erstmals in einem Prozess persönlich ansprechen und motivieren. Dieses wurde in den einschät- zenden Interviews ebenfalls mehrfach angesprochen (vgl. Interview HH- Alt.150, HH-Pla.84 oder auch KS-Alt.110). Vergleichbar den bewährten Methoden der Landschaftsplanung und der UVP sollte ein Scoping stattfin- den, um die tatsächlich erforderlichen Arbeiten zu bestimmen und deren Intensitäten festzulegen. Abbildung 8.2: Methoden und Techniken empirischer Sozialforschung für Landschaftsplanung, Phase II: Bestandsaufnahme Der zweite Schritt in einem landschaftsplanerischen Prozess ist die Bestands- aufnahme und die Ermittlung des Status quo. Auch in dieser Phase ist der Einsatz empirischer Methoden sinnvoll. Mit Hilfe von Befragungen (z.B. Fragebogen, Kurzinterviews) können zu dieser Zeit im Prozess wichtige Informationen darüber gesammelt werden, wie etwa Ortsansässige ihre alltägliche Lebensumwelt wahrnehmen und welche Elemente sie besonders wertschätzen. Hier kann ebenso abgefragt werden, welche Bestandteile der Landschaft aus ihrer Sicht – aus welchen Gründen auch immer – besonders erhaltenswert sind, etwa weil sie damit besondere persönliche Erinnerungen verbinden. Befragt werden können die Ortsansässigen mittels persönlicher Interviews auch nach ihrer Landschaftsbildwahrnehmung, ihrem ästhetischen Bewusstsein und Wertschätzung der Landschaft. Mit dem Einsatz teilneh- mender Interviews (vgl. Kapitel 4.3.2, Abschnitt Spaziergangsinterviews) können diese Aspekte ggf. vertieft werden. Mögliche Methoden empirischer Sozialforschung je Planungsphase 185 Abbildung 8.3: Methoden und Techniken empirischer Sozialforschung für Landschaftsplanung, Phase III: Zielkonzeption. Zur Zielkonzeptionen können Bewohner bzw. Betroffene Auffassungen, Interessen, Wünsche und Bedarfe äußern. Mit Hilfe von Befragungen und Interviews können hier Nutzungspräferenzen und Ansichten zur wünschens- werten Landschaftsqualität ermittelt werden. Möglichkeiten der Beteiligung sind zum Beispiel eine Zukunftswerkstatt, Diskussionsrunden oder andere Veranstaltungen, so dass durch einen intensiven Austausch zwischen Fachleu- ten, Entscheidungsträgern und Bewohnern die gewünschten Entwicklungszie- le diskutiert und durch Kompromiss beschlossen werden können. Weitere aktivierende Veranstaltungen können Feste sein, oder abermals teilnehmende Beobachtungen, so dass Bewohner die Planer und Entscheidungsträger durch den Ort führen und ihre Ansichten mitteilen können. Abbildung 8.4: Methoden und Techniken empirischer Sozialforschung für Landschaftsplanung, Phase IV: Bewertung. Die Bewertung der gegebenen Landschaft hinsichtlich der wahrgenommenen und in der Zielkonzeption formulierten (wünschenswerten) Landschaft soll Methoden der zukünftigen Landschaftsplanung 186 unter Berücksichtigung aller fachlichen Aspekte von ausgebildeten Fachleuten durchgeführt werden, da sie diejenigen sind, die entsprechende Auswertungs- methoden beherrschen. Ihnen wird nahe gelegt, eine gleichberechtigte Abwä- gung zwischen fachlichen und Belangen Planungsbetroffener vorzunehmen. Abbildung 8.5: Methoden und Techniken empirischer Sozialforschung für Landschaftsplanung, Phase V: Konzeptentwicklung. An der Entwicklung der Konzepte und Entwürfe für den Planungsraum können die Ortsansässigen aktiv oder kommentierend mitwirken. In die Planungsvorschläge der Fachplaner (Szenarien, räumliche Alternativen, usw.) sollen zuvor benannte Interessen und Wünsche möglichst umfassend und gleichberechtigt einfließen. Nach Ausarbeitung und Vorlage von Konzepten, Plänen und Entwürfen ist erneut eine intensive Beteiligung der (interessierten) Bewohner möglich. Diese können z.B. in speziell dafür einberufenen Veran- staltungen, bei denen die erarbeiteten Entwürfe präsentiert werden kommen- tiere und beurteilen. Denkbar sind an dieser Stelle auch Aktionen mit Fragebögen und persönliche Gespräche, die den Bewertungen der Konzepte durch die Betroffenen auf kognitiver, ästhetischer und emotionaler Ebene genauer nachspüren. Sofern mehrere Konzepte angefertigt wurden, kann eine Abstimmung für eine (demokratische) Entscheidung sorgen. Mögliche Methoden empirischer Sozialforschung je Planungsphase 187 Abbildung 8.6: Methoden und Techniken empirischer Sozialforschung für Landschaftsplanung, Phase VI: Maßnahmenkonzept. Nachdem die Anmerkungen zu Konzepten und Entwürfen eingearbeitet wurden, werden im abschließenden Schritt landschaftsplanerischer Projekte die Erfordernisse und Maßnahmen formuliert, um die benannten Ziele zu erreichen. In dieser Phase ist eine intensive Beteiligung der Bewohner nicht vorzusehen. In Kürze sollen hier bezogen auf die Instrumente und Aufgaben der Land- schaftsplanung wenige Methoden benannt werden. Auf Ebene der Land- schaftsplanung sind in den verschiedenen Planungsstufen besonders quantitative Befragungen und qualitative Interviews geeignet, um wahrneh- mungsbezogene Informationen zu erfassen. Da sich diese Planung auf örtli- cher Ebene vollzieht, ist zudem denkbar, dass Zukunftswerkstätten durchgeführt werden. Auf Ebene des Grünordnungsplans und der verbindli- chen Bauleitplanung werden insbesondere Befragungen und Abstimmungen als angemessene Methoden angesehen. Da es sich hier in der Regel um einen kleineren räumlichen Ausschnitt als bei einem Landschaftsplan handelt, sind hier zusätzlich intensivere Methoden, wie persönliche Gespräche denkbar. Für Umweltverträglichkeitsprüfungen und Planungen zur Wasserrahmen- richtlinie werden Befragungen als angemessene Methoden angesehen. Hier sind aber auch Zukunftswerkstätten oder andere aktivierende Veranstaltungen denkbar. Die Intensität der Beteiligung hängt bei diesen Planungen im Wesentlichen auch davon ab, wie groß das Projekt ist und wer zu den Betrof- fenen gezählt werden kann. Je größer die Zahl der zu beteiligenden Personen, desto mehr wird empfohlen auf quantitative Datenerhebungen zurückzugrei- fen. Methoden der zukünftigen Landschaftsplanung 188 8.4 Gründe für den Einsatz empirischer Methoden der Sozial- forschung in der Landschaftsplanung In drei Fallbeispielen (vgl. Kapitel 5) wurden durch Einsatz von Methoden und Techniken empirischer Sozialforschung Ergebnisse erzielt, die mit üblichen Planungsmethoden nicht möglich gewesen wären. In den einschät- zenden Interviews hoben alle Gesprächspartner hervor, dass sie intensive Beteiligungsformen wünschen, und dass sie die vorgestellten Ergebnisse der Fallstudien positiv bewerten. Welche Gründe sprechen aber konkret für den Einsatz von Methoden empirischer Sozialforschung in der Landschaftspla- nung? Diese Frage wird in den nachfolgenden Kapiteln näher beleuchtet. 8.4.1 Planen für und zusammen mit lokalen Akteuren Landschaft wird von vielen Akteuren genutzt, die Interessen sind vielseitig und auch die Ansichten und Wahrnehmungen von Landschaft sind je nach Akteurs- und Interessengruppe (wenn nicht sogar von Mensch zu Mensch) unterschiedlich. Ein Landwirt etwa hat eine ganz andere Sicht auf Landschaft als ein Mitarbeiter der örtlichen Wasserwerke oder des Regionalmarketings, ein Spaziergänger hat andere Bedürfnisse als Vertreter der unzähligen ver- schiedenen Sport- und Freizeitformen, die ohne Landschaft als Ausübungs- raum nicht möglich wären. Die Frage ist: „Wer sieht die Landschaft als Landschaft: derjenige, der sie in benennbare Objekte auflöst, oder derjenige, der sich nur an der Erscheinung erfreut?“ (Burckhardt 2008:36). Das „Richtige“ kann hier nicht allein die Expertenmeinung sein (Gross 2009:54), eine „korrekte“ Wahrnehmung, in dem Sinne, dass die Welt genauso ist, wie wir sie wahrnehmen, gibt es nicht (Guski 1996:10) und es wäre anmaßend zu glauben, dass wenige Fachleute die Auffassungen aller Betroffenen repräsentieren können (Nohl 2001:22). Dennoch werden nach wie vor Expertenurteile als Interpretation der Auffas- sungen von Betroffenen in Planungsverfahren akzeptiert, wobei ein solches Vorgehen schon angesichts globaler Phänomene zunehmend mobiler und flexibler Gesellschaften fragwürdig ist (Bruns 2010:34). Wenn der Verlust von Dingen (so auch von Kulturlandschaftselementen) in bedrohliche Nähe rückt oder schon unvermeidbar ist, steigt ihre Bedeutung (Amann 1999:31) und Prozesse kommen in Gang. Bisher war es so, dass Gründe für den Einsatz empirischer Methoden der Sozialforschung in der Landschaftsplanung 189 Planer anhand ihres fachlichen Wissens, vorhandener Karten-, Bild- und Textmaterialien sowie ihres Erfahrungsschatzes den Wert einer Landschaft ermittelt haben. Anhand politischer und fachlicher Vorgaben aus Verwaltung oder Fachverbänden wurden Defizite ermittelt und erforderliche Veränderun- gen herausgearbeitet. Jedoch blieb die Auffassung Betroffener – von Aus- nahmen abgesehen (etwa wenn einzelne Planer Partizipationsprozesse von sich aus angestoßen haben) – bislang weitgehend im Hintergrund. Daher klafft zwischen dem gesetzlichen Auftrag (§1 BNatSchG) und der planerischen und gesellschaftlichen Wirklichkeit eine Lücke: öffentliche Wahrnehmung ist bis heute kein anerkannter Gegenstand der Landschaftsplanung, der systematisch abgehandelt wird (Nohl 2001:5). Es erscheint bemerkenswert, wenn – mit Blick auf die grundlegenden Ziele des Naturschutzes und der Landespflege – Natur- und Landschaftserleben der Sicherung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts untergeordnet wird (Kiemstedt/ Wirz 1990). Dem Gesetz ist eine solche Abstufung nicht zu entnehmen. Daher sollten neben den „Raumkonstrukteuren“ (Schenk 2006:117) künftig alle Interessengruppen an Entwicklungskonzepten über räumliche Entwicklungen beteiligt werden (Backhaus et al 2007). Planung sollte sich nicht mehr ausschließlich auf politische und fachliche Vorgaben stützen, sondern den Bewertungen von Landschaft durch Bewohner gezielt nachspüren, denn „sichtbar oder hörbar sind nur Farben oder Laute, aber die Erscheinungen, die sie in den Sinnen der Empfänger hervorrufen, müssen erst erforscht werden“ (Burckhardt 2008:20). Planer müssen ein Interesse daran haben in Erfahrung zu bringen, welche Veränderungen sich wie auf Landschaftswahrnehmung auswirken. So ist auch für Ipsen et al. (2003:220) der Vergleich von öffentlichen Vorstellungen zur Landschaft mit den Zukunftsvorstellungen von Fachleuten wünschenswert, denn darin wird eine Orientierungsmöglichkeit planerischen Handelns gesehen. Eine der Grundvoraussetzungen für eine aktive Landschaftsentwick- lung im Sinne von Beteiligung ist eine detaillierte Analyse der Beziehungen zwischen wahrnehmbaren Qualitäten und anderen Landschaftsfunktionen, denn für die Akzeptanz nachhaltiger Landnutzungskonzepte ist ein Ausgleich verschiedenster Interessen entscheidend (Lange et al. 2003:31). Methoden der zukünftigen Landschaftsplanung 190 Andererseits ist in diesem Zusammenhang die Frage zu stellen, ob die Laien- bewertung der alleinige Maßstab für die Bewertung einer Landschaft sein kann, oder ob es nicht auch Aufgabe von Experten ist, aktuell in Landschaften erkennbare aber auch nicht offenkundig wahrnehmbare Kulturgüter (ein- schließlich spiritueller Güter) für die Bewertung aufzubereiten. Es wäre im Sinne des Auftrages von Denkmal-, Heimat- und Naturschutz, ein etwa verloren gegangenes und derzeit nicht mehr allgemein kollektives Wissen über Landschaft zu dokumentieren, Landschaften mit den ihnen je eigenen Werten schützend weiter zu entwickeln, und deren Bedeutung in das Bewusst- sein aller sie heute und künftig nutzenden Menschen zu holen (Bruns o.J.). Um Ansätze für Planungen zur Entwicklung im Sinne der Auffassung von Ortsansässigen zu bekommen, ist neben der möglichst objektiven Betrachtung und Untersuchung der vorhandenen und geplanten Strukturen ein weiterer Faktor wichtig: bereits gegenwärtige sowie ersehnte Optionen der Nutzung von Landschaft durch Ortsansässige. Deshalb sollten für zukünftige Planun- gen stets Ergebnisse aus Befragungen entsprechender Zielgruppen zur Nut- zung der Landschaft und Veränderungswünschen für den Planungsraum betrachtet werden. 8.4.2 Verständnis für Planung schaffen Allein die Bereitschaft lokale und regionale Akteure an Planungen zu beteili- gen, reicht nicht aus. Bekannt ist, dass Planungsverfahren häufig zu Konflik- ten führen (Oppermann 2001) und zudem aus Bevölkerungsperspektive langwierig und unflexibel erscheinen (Sinning 2002). Auch in den einschät- zenden Interviews hat sich herausgestellt, dass das Verständnis für Planung als gering eingestuft wird (vgl. Interview KS-Pla.65 ff., BS-Pla.57, BS- Pol.42). Viele Menschen wissen zudem nicht, wie Planung abläuft und scheuen daher einen offenen Austausch mit Experten. Sie fühlen sich möglicherweise mit Ergebnissen von Planungen konfrontiert, ohne Möglichkeiten zu kennen, sich rechtzeitig einzubringen. Manche Menschen fühlen sich sogar in ihren Kompetenzen beschnitten (BS-Alt.54) und haben den Eindruck, gar nicht oder nur „pseudo-beteiligt“ werden (HH-Alt.134 und 153). Dieses wiederum führt Gründe für den Einsatz empirischer Methoden der Sozialforschung in der Landschaftsplanung 191 zu Unmut in der Bevölkerung und einem Widerwillen, sich überhaupt bzw. weiterhin an Planungen zu beteiligen. Wo Ortsansässige bzw. Betroffene aktiv an Planung beteiligt werden, wird das Verstehen von Planung gefördert und der Prozess kann von der Öffentlichkeit besser nachvollzogen werden. Dieses wiederum sorgt für weniger Reibungs- punkte und Konflikte zwischen Planungsverantwortlichen und Ortsansässi- gen/Betroffenen. Dabei konnte gerade die Akzeptanzforschung mit Methoden der qualitativen Sozialforschung belegen, dass Kommunikationsprobleme zwischen allen Beteiligten bestehen und Verständnisprobleme den Planungs- prozess blockieren (früh hierzu etwa: Oppermann/ Luz 1996). Wichtig ist auch zu bedenken, dass Landschaft in der alltäglichen Erfahrung41 wohl selten so differenziert betrachtet wird wie in mancher Wissenschaft, wo der Gegenstand Landschaft in viele Teile gegliedert wird und es für jeden Teil verschiedene Erklärungen gibt (Trepl 1996, ESF/ COST 2010). So gesehen kann das Verständnis von Landschaft nicht generalisiert und vereinheitlicht werden. Wenn dies – wie in der Landschaftsplanung – doch geschieht, ist die Folge, dass Menschen auch den Prozess von Planung nicht leicht nachvollzie- hen können. Aufgrund direkter oder indirekter Erfahrungen mit Landschaftsplanung kann bei Betroffenen der Eindruck entstehen, dass Natur hier Vorrang vor ihren Interessen hat. Tatsächlich scheint das Schutzgut Mensch (einschließlich seiner Gesundheit und seinem Wohlbefinden) in der Planungspraxis gesetzlich vorgeschriebener Landschaftsplanung eine nachgeordnete Rolle zu spielen. Will man aber, dass Menschen am Ort sich an den Planungsprozessen ver- mehrt beteiligen, so ist es erforderlich, dass sie den Prozess nicht nur nach- vollziehen können, sondern sich selber darin wieder finden. Solange dies nicht der Fall ist, werden sie kaum bereit sein, sich zu engagieren (HH.Alt-225). Die Steigerung und sinnvolle Ergänzung des Planungsablaufs muss zudem eine intensive Besprechung der erarbeiteten Entwürfe zusammen mit den Betroffenen sein. Das Stichwort für ein Mindestmaß an Beteiligung lautet hier 41 Es ist wohl so, dass in der alltäglichen Sprache nicht detailliert darüber nachgedacht wird, was Landschaft genau bedeutet. Vielmehr benutzt jeder dieses Wort in seinem eigenen Verständnis, ohne auf Konsens zu achten. Methoden der zukünftigen Landschaftsplanung 192 Feedback. Die Ortsansässigen müssen auch Planungskonzepte und Entwürfe für die künftige Landschaftsentwicklung verstehen und nachvollziehen können. Hierzu ist erforderlich, dass es – mindestens einmal – die Möglichkeit gibt, Anregungen oder Einwände zu solchen Entwürfen zu benennen. Diese müssen anschließend in die weitere Ausarbeitung der Konzepte einfließen. Vor allem müssen die Planungsverantwortlichen für diese Überarbeitungen offen sein. Intensivere Beteiligung geht allerdings weiter und führt zur Teilhabe Betroffener an der Planung selber. 8.4.3 Hemmschwellen abbauen, Motivation fördern Damit sich Ortsansässige/Betroffene beteiligen, müssen neben der grundsätz- lichen Möglichkeit dieses zu tun auch Hemmschwellen abgebaut werden, und die Motivation zur Beteiligung muss verbessert werden (Höppner et al. 2008). Wenn Beteiligte den Eindruck erhalten, ihre Ideen und Einwände hätten keinen Einfluss mehr auf Planungsentscheidungen (Lange et al. 2003:35), dann kann dies damit zusammenhängen, dass ihnen vorgestellte Konzepte hierfür schon zu weit gediehen sind. Daher ist die frühzeitige Beteiligung wichtig, um Bereitschaft zur aktiven Beteiligung zu steigern. Hemmschwellen entstehen schon bei unterschiedlichem Sprachgebrauch. Experten verfügen für Nicht-Experten über besonders wirksam ausschließende Sprachen und können die Kommunikation mit Außenstehenden dadurch behindern. „Der Jargon reizt stattdessen nur die Wut der Unbeteiligten und bewirkt Resignation“ (Menne 1999). Resignation ist aber für eine nachhaltige und an den Interessen der Bevölkerung orientierte Entwicklung der Land- schaft hinderlich. In den einschätzenden Interviews spielt das Problem Fachsprache eine besondere Rolle (vgl. Kapitel 7.2). Häufig wurde gesagt, dass die Diskrepanz zwischen der Sprache der Planungsverantwortlichen und der Landschaftslaien als Hemmschwelle zu sehen ist. Diese Differenzen sind abzubauen, indem Planer eine möglichst allgemeinverständliche Sprache verwenden und bereit sind, Sachverhalte und Planinhalte möglichst eindeutig zu erläutern. Nach Luz (1996:81 f.) stellt die „Arroganz der Wissenden“ eine Quelle Akzeptanz hemmender Kommunikationsprobleme dar. Differenzen in der Wahrnehmung können Nährboden für Irrtümer, Grüppchenbildung, fehlende Gründe für den Einsatz empirischer Methoden der Sozialforschung in der Landschaftsplanung 193 Nachvollziehbarkeit und Akzeptanzmangel sein. Zudem bestehen Vermitt- lungsschwächen bei Beratern und Planern, wodurch leicht Missverständnisse oder Unverständnis entstehen, was sich wiederum hemmend auf die Akzep- tanz von Planung auswirkt (Luz 1996:81 f.). Hier relativiert sich die Macht der Experten. Sie ist im sozialen Kontext zu hinterfragen (Gross 2009:54), denn auch in jedem Fachmann steckt ein Laie, mit eigenen Erfahrungen und eigenem Geschmack (Kühne 2008). Ein Planer sollte bemüht sein möglichst viel über den Planungsraum in Erfahrung zu bringen. Dazu gehört aber auch vieles, was nicht aus vorhande- nen Text- Kartenmaterialien bzw. aus eigenen Kartierungen ableitbar ist (vgl. Interview BS-Alt.52 ff.). An dieser Stelle lässt sich anknüpfen: Durch Beteili- gungsprozesse entstehen nicht nur inhaltlich bessere Ergebnisse, sondern die Ergebnisse sind tendenziell auch besser tragbar. Zudem entwickelt sich aus dem gemeinsamen Diskutieren und dem gemeinsamen Umsetzen von Ent- scheidungen fast nebenher ein „Wir-Gefühl“ (im Sinne echter Teilhabe an Planung). Dies wiederum ermöglicht es, ein gemeinsam getragenes Bild von sich selbst als Region zu entwickeln (Ukowitz 2009:88) und das Bewusstsein zu steigern (vgl. Kapitel 8.4.4). Allerdings, und dies muss ergänzend erwähnt werden, ist ein gutes Beteili- gungsmanagement wichtig. Es liegt in der Natur der Sache, dass Planung in absehbarer Zeit Ergebnisse vorweisen muss. So zeigt schon das Beispiel der Rothenditmolder Schüler, dass Beteiligung nach einer gewissen Zeit zu Ermüdungserscheinungen führen kann. Diese Schüler waren in mehreren Planungsphasen mehrfach befragt worden und wollten dann irgendwann (bei Jugendlichen ist diese Zeitspanne kurz) wissen, wann denn ihre Ideen nun endlich umgesetzt werden. Beteiligung ohne Beteiligungskonzept reicht nicht aus. Beteiligte benötigen neben Motivation und Aufforderung auch eine Rückmeldung, um zu spüren, dass ihre Vorschläge oder Einwände ernst genommen werden. Beteiligungen erfolgen in der Regel mit fachlichen Laien, so dass immer auch bedacht werden muss sie nicht zu überfordern oder zu sehr zu beanspruchen. Vor allem müssen sie eine Gegenleistung für ihren Einsatz erhalten, denn sonst macht sich Planung unglaubwürdig. Methoden der zukünftigen Landschaftsplanung 194 8.4.4 Bewusstsein steigern Wo Ortsansässige sich beteiligen sind gute Voraussetzungen dafür gegeben, dass diese sich vermehrt mit ihrer Umwelt auseinandersetzen und ihnen Landschaftswerte wieder bewusst werden. Dieses bedeutet aber auch, dass Landschaft stärker in das öffentliche Bewusstsein gebracht werden muss, was über die Einlösung eines entsprechenden Bildungsauftrags (etwa der Land- schaftsplanung) erreicht werden kann. Andererseits werden sich Ortsansässige nicht engagieren, wenn sie um die Werte von Landschaft und um die Bedeu- tung einzelner Elemente nichts wissen (Schuster 2005). Es besteht also ein doppelter Bildungsauftrag. Ihn einzulösen setzt voraus, die Vorstellungen von Landschaft auch mit Einzelnen zu diskutieren, wenn ihnen – wie anzunehmen ist – diese Vorstellung nicht immer bewusst ist (Strohmeier 1997:97). Dies gilt besonders, wenn sich diese Vorstellungen und damit etwa auch ästheti- sche Präferenzen verändern (Schenk 2006:101; Ipsen 1988; Nohl 1988). Wahrnehmung von Landschaft erfolgt zwar individuell, aber ohne kulturelle Einflüsse – zur Art und Weise ihrer Wahrnehmung – ist subjektive Wahrneh- mung von Landschaft nicht möglich (Grossmann 1999:97). So weisen Menschen ihrer Umgebung Werte zu – bewusst und auch unbe- wusst, individuell aber zugleich nie ohne Bezug zu Prozessen der persönli- chen Sozialisation (Kühne 2008: 207ff.). Wenn ein Teil der Lebenswelt als ästhetisch attraktiv erscheint, dann wohl fast immer aus mehreren Gründen (Hard 1995:388). Landschaften sind nicht nur ein Objekt für die Analyse, sondern sie sind gleichzeitig „im inhaltlichen Sinne Zukunftsoption. Denn es besteht ein wachsendes Bedürfnis nach Lebensqualität“ (Schmidt et al. 2010:78). Landschaftliche Werte spielen dabei eine zentrale Rolle. Diese Werte sollten durch Beteiligungsprozesse sowohl dem Planer als auch den Beteiligten bewusst werden. Durch Schaffung von Beteiligungsangeboten am Planungsprozess wird die Möglichkeit geboten, dass sich die Ortsansässigen intensiver mit ihrer Lebensumwelt auseinandersetzen, sie bewusster wahr- nehmen und die derzeitigen Gegebenheiten schätzen lernen (Buchecker et al. 2003:44). Landschaften werden damit – so die Annahme – zur Grundlage für menschli- che Identifikation, eben weil mehr oder weniger starke Auseinandersetzungen mit und Beziehungen zur Umgebung des Menschen möglich sind, denn „Landschaften bestehen nicht nur aus den materiellen Bestandteilen, sondern Gründe für den Einsatz empirischer Methoden der Sozialforschung in der Landschaftsplanung 195 sie beinhalten vor allem auch immaterielle Werte und Bedeutungen, die die Menschen ihrer materiellen Umgebung zuweisen“ (Jones 2007, Übersetzung der Verfasserin). Das bedeutet mit anderen Worten ausgedrückt: nahezu alle Landschaften sind irgendwie bedeutend für irgendwen. Landschaftsbestand- teile, die durch Methoden empirischer Sozialforschung ermittelt werden, sollten somit eine besondere Beachtung erhalten, so dass daraus Wohlbefin- den und Gefühl von Heimat ermöglicht werden. Landschaftsplanung muss also auch aus diesem Grund bestrebt sein, landschaftliche Wahrnehmung durch Menschen nicht nur zu akzeptieren, sondern auch zu fördern (Schmidt et al. 2010:74, Bloemers 2007). Wie aber die Bevölkerung ihre Landschaft wahrnimmt und welche Perspekti- ven sie an deren künftige Entwicklung knüpft, sind bisher nur unzureichend beantwortete Fragen (vgl. Raumwissenschaftliches Netzwerk 2011). Daraus folgt, dass Kulturlandschaften im Planungs- und Entscheidungsfindungspro- zess so zu denken und zu entwickeln sind, dass sie auch zukünftig als hoch- wertige Lebens- und Identifikationsräume zur Verfügung stehen (Meier/ Bucher 2010:14 f., Schmidt et al. 2010)42. „Nicht in der Natur der Dinge, sondern in den Köpfen ist Landschaft zu finden. Sie ist ein Konstrukt, das der Wahrnehmung und dem eigenen Be- wusstsein dient“ (Burckhardt 2008:19). Daraus kann gefolgert werden: Landschaften lassen sich zwar wissenschaftlich beschreiben, sie sind aber zugleich von Menschen wahrgenommene Areale und damit gedanklich und sozial konstituiert43. 42 Dieses wird von der ELC ebenfalls zum Ausdruck gebracht, wenn es in den Grundsätzen heißt: ... Aware that the landscape contributes to the formation of local cultures and that it is a basic component of the European natural and cultural heritage, contributing to human well-being and consolidation of the European identity; ... Acknowledging that the landscape is an important part of the quality of life for people everywhere: in urban areas and in the countryside, in degraded areas as well as in areas of high quality, in areas recognised as being outstanding beauty as well as every- day areas. 43 In Anlehnung an die Europäische Landschaftskonvention (ELC), in der Landschaft definiert wird als “an area, as perceived by people, whose character is the result of the action and interaction of natural and/or human factors” (Artikel 1a ELC). Methoden der zukünftigen Landschaftsplanung 196 8.4.5 Was Landschaft zugutekommt Heutzutage gehen viele Elemente der Kulturlandschaft, insbesondere solche der historischen Kulturlandschaft, im Laufe der Zeit verloren und werden durch neue ersetzt. Selbst ein Teil besonders geschätzter Elemente fallen dabei aus Unwissenheit, Unachtsamkeit und ggf. sogar Desinteresse aus dem landschaftlichen Kontext heraus (Burggraaff/ Kleefeld 1998, LVR/ LfDH 2011). Beteiligung von Ortsansässigen/ Betroffenen dient daher nicht nur einem besseren Nachvollziehen von Planungsprozessen (vgl. Kapitel 8.4.2), denn der Abbau von Hemmschwellen zur Beteiligung fördert auch die Motivation zur Beteiligung (vgl. Kapitel 8.4.3), dient der Steigerung des Bewusstseins für die Lebensumwelt (vgl. Kapitel 8.4.4) und kommt letztlich auch der Landschaft und ihrer Erscheinung zugute. Eine Bewahrung von Identität stiftenden Elementen setzt eine durch Beteiligung effektiver gewor- dene Landschaftserfassung und -bewertung voraus. Die Pflege und Entwicklung von Kulturlandschaft ist als ein offener und dynamischer Ansatz zum bewussten Umgang mit vom Menschen gemachten landschaftlichen Potentialen zu verstehen. Dies fordert ein Denken in Ent- wicklungsprozessen, dem die Einsicht zugrunde liegt, dass die Wertmaßstäbe dessen, was pfleglich ist, ständig neu definiert werden müssen (Schenk 2006:101). Es werden nicht nur, wie bereits erläutert wurde, die ästhetischen Präferenzen stetig neu definiert, sondern auch die Werte und Maßstäbe für Kulturlandschaft und ihre Elemente. Besonders wenn Landschaften geschützt werden sollen, ist es erforderlich, dass man in Erfahrung bringt, woraus die Werte bestehen (Burckhardt 2008:88, 96). Dabei zielt die Pflege und Entwick- lung von Landschaften nur in Ausnahmefällen auf die Konservierung von erhaltenen Landschaften oder darin vorhandenen Einzelelementen. Demnach bedeutet die Pflege von Kulturlandschaft nicht zuerst eine Suche nach Methoden der Erhaltung oder auch bewussten Veränderung einer Landschaft, sondern verlangt zuallererst eine Besinnung auf das, was den Betroffenen die Pflege wert erscheint. Das setzt die Erfassung vorhandener kulturlandschaftlicher Strukturen und Werte aus Sicht der Bewohner voraus, um mit diesem Wissen Kulturlandschaften pfleglich behandeln zu können (Schenk 2006:101). Durch Berücksichtigung lokaler Wahrnehmung wird es möglich, Kulturlandschaften entsprechend den gesetzlichen Forderungen zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln – und zwar im Interesse der Betroffe- Verweis auf andere Disziplinen 197 nen einschließlich gesteigertem Bewusstsein für ihre Umwelt und ihrer Akzeptanz für die angestrebte Entwicklung (Ewald 1996). 8.5 Verweis auf andere Disziplinen Es ist verwunderlich, dass empirische Methoden der Sozialforschung in der Landschaftsplanung bisher nicht etabliert sind, obwohl es bereits seit Ende der 1980er Jahre entsprechende Ansätze gibt. Eines der Projekte empfahl den Runden Tisch als Mittel zur Umsetzung der Landschaftsplanung und wies darauf hin, dass Landschaftsplanung sich „verstärkt in Richtung eines umset- zungsorientierten Planungsprozesses entwickeln sollte“ (Oppermann et al. 1997:88). Später haben von Haaren et al. (2005) den „Interaktiven Land- schaftsplan“ und darin den Einsatz neuer (digitaler) Medien getestet. Es konnte festgestellt werden, dass diese Medien eine sinnvolle Ergänzung zu den „klassischen Medien“ darstellen (von Haaren et al. 2005:279 f.). Außer- dem wurden die Informations- und Beteiligungsangebote „sehr positiv begrüßt und vor allem für die Information genutzt“. In einem dritten Beispiel „Zukunft Landschaft. Bürgerszenarien zur Landschaftsentwicklung“ (Ipsen et al. 2003) konnten Vorstellungen dazu erarbeitet werden, wann und wie Ortsansässige in die Lage versetzt werden „über die Zukunft der Landschaft“ nachzudenken. Das Projekt konnte zudem herausarbeiten, wie wichtig Landschaft als Teil der Lebensumwelt ist. Trotz dieser Studien (vgl. auch Kapitel 0) ist eine systema- tische Anwendung empirischer Methoden der Sozialforschung in der Land- schaftsplanung bisher nicht etabliert. Erst interdisziplinäre Landschaftsbetrachtungen erlauben verschiedene Betrachtungsweisen (Backhaus 2010:7 f.) und es wird empfohlen, dass Landschaftsplanung sich gegenüber weiteren Disziplinen öffnet, um deren Erkenntnisse gewinnbringend zu nutzen. Neben der Dokumentation land- schaftlicher Gegebenheiten befassen sich immer mehr Projekte mit einer disziplinübergreifenden Arbeit, die sich mit Emotionen, subjektiver Wahr- nehmung, dem Gefühl von Heimat oder den Möglichkeiten zu Identifikation mit Landschaft auseinander setzen (u.a. Schuster 2008, Kühne/ Spellerberg 2010). In diesen Projekten wird ergänzend zu den raumplanerischen Metho- den mit qualitativen und quantitativen Methoden gearbeitet, um lokale Methoden der zukünftigen Landschaftsplanung 198 Auffassungen über Landschaft zu ermitteln. Es gibt demnach bereits Bemü- hungen, Landschaft interdisziplinär zu betrachten und zu diskutieren. Was ist also zu tun, um verschiedene landschaftliche Auffassungen besser in der bestehenden Form von Landschaftsplanung einbinden zu können, ohne dabei den gesetzlichen Auftrag gemäß Bundesnaturschutzgesetz aus den Augen zu verlieren? Aufgrund der Erfahrungen aus den eigenen Projekten sollte zielgerichtet genutzt werden, was Sozialwissenschaft inhaltlich und methodisch zum Thema Landschaft, deren Entwicklung sowie zur Berücksichtigung öffentli- cher Meinung bereits anbietet. Ansätze zum zielgerichteten Vorgehen bei Öffentlichkeitsbeteiligung liefern sozialwissenschaftliche Beiträge (vgl. u.a. Schuster 2008, Ipsen 2003, Kühne/ Spellerberg 2010). Abbildung 8.7: Die bewährten (oberhalb gepunkteter Linie) und neu hinzuzuziehenden Komponenten der Landschaftsplanung zur Erlangung von Landschaftsqualitätszielen (LQZ) im Sinne aller Interessensgruppen durch Abwägung und Kompromissfindung. Wie wird Landschaft wahrgenommen? Wie lassen sich Handlungskonzepte für Landschaftsentwicklung erarbeiten? Mehrere Disziplinen stellen sich diesen Fragen, womit ein interdisziplinäres Vorgehen eingefordert wird (Grossmann 1999:97, Franzen/ Krebs 2005:7). Bei der Bearbeitung landschaftsplanerischer Aufgaben auf unterschiedlichen Künftige Ausrichtung von Landschaftsplanung zur Beachtung landschaftlicher Wahrnehmung 199 Planungsebenen soll in Zukunft ein deutlich höherer Stellenwert den öffentli- chen Belangen zugesprochen werden. Wenn man dieser Forderung nachkom- men möchte, so sind entsprechende Methoden und Techniken anzuwenden. Man kann und sollte sich zunächst an Methoden bedienen, die sich mit Landschaft und ihrer Wahrnehmung befassen und in anderen Disziplinen (z.B. Freiraumplanung, Stadtplanung, vgl. Kapitel 4.2, Harth/ Scheller 2010) schon etabliert sind. So wie einst die Nutzung ökologischer und naturschutzfachlicher Methoden der Landschaftsplanung eine Verbesserung boten, so kann heute ein weiterer Fortschritt erreicht werden, indem sich Landschaftsplanung z.B. gegenüber den Sozial- und Humanwissenschaften öffnet. Ähnlich wie bereits in der Stadt- und Freiraumplanung wird eine Erweiterung des Methodenrepertoires der Landschaftsplanung um empirische Methoden der Sozialforschung angestrebt. Zugänglich und offen sollte sie daher insbesondere gegenüber Methoden sein, die Fragen der Auswirkungen von Umwelt auf das menschli- che Wohlbefinden klären können, um gemeinsame Landschaftsqualitätsziele von Betroffenen und Experten erarbeiten zu können (vgl. Abbildung 8.7). 8.6 Künftige Ausrichtung von Landschaftsplanung zur Beach- tung landschaftlicher Wahrnehmung Natur und Landschaft sind auf Grund ihres eigenen Wertes und als Grundlage für Leben und Gesundheit des Menschen auch in Verantwortung für die künftigen Generationen im besiedelten und unbesiedelten Bereich zu schüt- zen. Biologische Vielfalt, Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaus- halts sowie die Vielfalt, Eigenart, Schönheit von Natur und Landschaft sind auf Dauer zu sichern (§ 1 Abs. 1 BNatSchG). Gemäß § 1 Abs. 4 BNatSchG in Verbindung mit § 2 Abs. 2 ROG gibt es ein ausdrückliches Erhaltungsziel für Kulturlandschaften, ihre prägenden Elemente sowie für Kultur- und Natur- denkmäler. Landschaftsplanung basiert auf einem gesetzlichen Auftrag und wird auch in Zukunft ein gesetzlicher Auftrag bleiben, geregelt wird sie in §§ 8 ff. BNatSchG. Zur Erfüllung dieser Aufgaben wird bislang im Wesentlichen nur die Fach- sicht berücksichtigt. Der gesetzliche Auftrag setzt aber ein Einbeziehen Methoden der zukünftigen Landschaftsplanung 200 örtlicher Auffassungen voraus, denn wie sonst sollen Kulturlandschaften erfasst und bewertet sowie die Verantwortung für künftige Generationen (Nachhaltigkeits-Grundsatz) eingelöst werden? Doch es fehlt hierzu an abgesicherten fachwissenschaftlichen Grundlagen und anwendbaren Metho- den (Nohl 2001:5). Dabei sind weitreichende Potentiale vorhanden, die „bisher in der räumlichen Planung generell und in der Landschaftsplanung speziell bei Weitem noch nicht ausgeschöpft“ werden (von Haaren et al. 2005:21). Der Einsatz empirischer Methoden der Sozialforschung wird als solches Potential angesehen. Diese Zusammenhänge erlauben eine erweiterte Orientierung der Land- schaftsplanung, bei der gemäß der gesetzlichen Forderung alle Aspekte gleichwertig beachtet werden (Kiemstedt/ Wirz 1990), womit neben die ökologischen und funktionalen Komponenten die wahrnehmungsbezogene Komponente von Landschaft gestellt wird. Landschaft ist ein komplexer Handlungsgegenstand und kann nicht ohne Weiteres in eine einfache Bewer- tungsmatrix gezwängt werden (Wöbse 2002). Diese Komplexität erfordert gesamtheitliche Betrachtungen und Interdisziplinarität, die „Anregungen für einen zeitgemäßen Umgang […] mit […] Landschaften im Wandel“ bietet (Franzen/ Krebs 2005:7). Komplexe Fragen werden durch das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung aufgeworfen, die durch Zusammenarbeit verschiedener Fächer erfolgreich beantwortet werden können (Begusch-Pfefferkorn/ Smoliner 1999:102 ff.). Landschaft kann somit heute als „Label“ (Schenk 2002:9) für transdisziplinä- res Forschen im Spannungsfeld von Planungs-, Natur-, Sozial- und Kulturwis- senschaften und weitere Gebiete und Disziplinen verstanden werden (Tress/ Tress 2001). Der Gewinn der Interdisziplinarität liegt damit in den verschie- denen Perspektiven, die in der Summe ihres jeweiligen Verständnisses zu einer Verbesserung (Trepl 1996) der Landschaftsplanung führen. Bei der Berücksichtigung der Wahrnehmung von Landschaft durch Betroffene ist erforderlich, gesellschaftliche, wahrnehmungsbezogene und landschaftli- che Aspekte einschließlich Wechselwirkungen in ihrem komplexen Wirksys- tem zu bedenken (vgl. Abbildung 8.8). Veränderungen bei einer dieser Komponenten verschieben auch die anderen. Zusätzlich wird dieses System durch externe Ströme beeinflusst (z.B. Politik, Gesetzgebung, Bildung) die bei Künftige Ausrichtung von Landschaftsplanung zur Beachtung landschaftlicher Wahrnehmung 201 Planungen zu beachten. Daher ist es schwierig die Wünsche der Menschen bezüglich landschaftlicher Entwicklung vorherzusagen. Abbildung 8.8: System der Veränderungen von Landschaft, Gesellschaft und Wahrnehmung einschließlich ihrer Wechselbeziehungen und externen Einflüsse. Menschen spüren ein Teil der Landschaft zu sein (Jackson 2005:31). Diese an Landschaft gebundene Identität gerät aktuell wieder in den Blickpunkt von Diskussionen (Schlink 2000 in Kühne/ Spellerberg 2010). Jedoch bleibt bei der Auseinandersetzung mit Kulturlandschaft ihre Identifikationsfunktion für Ortsansässige planerisch selten berücksichtigt (Körner/ Marschall 2007). Außerdem fehlt es an partizipativen Methoden zur Erfassung und Bewertung von Landschaftsqualitäten, um daraus akzeptierte Entwicklungsziele abzulei- ten (BfN 2010 a). Hieraus und aus den Erkenntnissen der durchgeführten Projekte (vgl. Kapitel 7) lässt sich Bedarf an ergänzenden Methoden für Landschaftsplanung zur Entwicklung gemeinsamer planerischer Zielvorstel- lungen ablesen. Wenn Partizipationsprozesse demnach mehr als Information bieten und echte Beteiligung der Ortsansässigen am Entscheidungsprozess zulassen sollen (Teilhabe an Planung), müssen auch die zu Grunde liegenden Beteiligungsin- strumente über rein deskriptive Informationsangebote hinausgehen (Lange et al. 2003:30). Letztlich müssen Mechanismen gefunden werden, die auf einer weiten Variationsbreite basieren (Burckhardt 2006:351), denn im Kern der Landschaftsplanung lebt die Idee einer positiven und zukunftsgerechten Methoden der zukünftigen Landschaftsplanung 202 Weiterentwicklung von Landschaften im Sinne der Menschen (Marschall 2007:2). Ausblick und Forschungsbedarf 203 9 Ausblick und Forschungsbedarf Landschaften sind Lebensraum, in dem wir uns alltäglich bewegen, deren Wahrnehmung subjektiv ist und mit persönlichen Erfahrungen des Betrachters zusammenhängt. Ein und dieselbe (wahrgenommene) Landschaft, kann bei verschiedenen Betrachtern unterschiedliche Reaktionen hervorrufen. Dazu kommen Wünsche und Vorstellungen von einer besseren Zukunft, die selten bewusst geplant werden, denn es wird mehr oder weniger vorausgesetzt, dass sich diese im Zuge der konkreten Veränderungsarbeit schon ergeben (Gross 2009:40). Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse zeigt die vorliegende Arbeit mögliche Methoden zur Erweiterung landschaftsplanerischer Erfassungen und zur Verbesserung von Planungskonzepten auf. In drei Fallbeispielen werden exemplarisch Methoden der empirischen Sozialforschung ergänzend zu bewährten Methoden der Landschaftsplanung zur Anwendung gebracht. Die Ergebnisse legen nahe, diese Vorgehensweise für die Landschaftsplanung künftig grundsätzlich zu empfehlen (vgl. Abbildung 9.1). Nachstehend wird der weitere Forschungsbedarf formuliert und ein Ausblick gegeben. Ausblick und Forschungsbedarf 204 Abbildung 9.1: Empfohlener Ablauf der Landschaftsplanung als Kombination aus bewährten Methoden der Landschaftsplanung und Methoden empirischer Sozialforschung. Fotos: D. Bruns und A. Fröhlich. Entwicklung und Erproben weiterer Methoden Die Vorstellung ausgewählter Methoden empirischer Sozialforschung (vgl. Kapitel 4) hat gezeigt, dass in dieser Arbeit nur ein kleiner Ausschnitt aus dem gesamten Pool potentieller Methoden eingesetzt werden konnte. Sie bilden eine Grundlage, auf der künftig aufzubauen ist. Die Erfahrungen z.B. der sozialwissenschaftlich orientierten Freiraumplanung, der Stadtplanung und der Soziologie liefern hilfreiche inhaltliche und methodische Ansätze für die Landschaftsplanung, insbesondere für intensive Beteiligungsformen. Dem- nach sollten Methoden und Techniken anderer Disziplinen gezielt für die Nutzung landschaftsplanerischer Belange erprobt und entsprechend angepasst werden. Dies kann in angewandten Forschungs- und Entwicklungsvorhaben geschehen. In dieser Arbeit geht es in erster Linie um ein erstes und grundsätzliches Aus- probieren ergänzender Methoden. Ein Fokus wird hier auf die empirischen Methoden der Sozialforschung gelegt. Es geht nicht darum ausprobierte Methoden zu optimieren bzw. zu generalisieren, sondern aufgezeigt, was Landschaftsplanung einen Schritt voran bringen kann, wenn sie sich von den festgefahrenen Fronten ihrer ökologischen Ausrichtung löst und Neues zulässt. Daher wurden die Schwächen in der Aus- und Durchführung der Fallstudien und ergänzenden Interviews hingenommen. Sie zeigen allerdings Ausblick und Forschungsbedarf 205 auch den Bedarf an weiteren Vorstudien, Pilotprojekten und Verbesserungen auf. Es ist daher sinnvoll und erstrebenswert, wenn es nicht bei diesen ersten Versuchen bleibt, sondern andere Forscher sich dieser Verknüpfung land- schaftsplanerischer und sozialwissenschaftlicher Methoden ebenfalls an- nehmen und weitere Beiträge leisten, um praxistaugliche und zielführende Methoden für Landschaftsplanung zu entdecken und diese für den Einsatz dort zu optimieren. Planer müssten zudem, um Mängel bei Aus- und Durchführung der Methoden sowie bei der Auswertung der kartierten Daten zu minimieren, entsprechend geschult und fortgebildet werden. Die Kriterien, ob ein Bestandteil der Landschaft auch als Landschaftselement kartiert wird oder nicht, muss auf einem vorab erstellten oder ausgewählten Schlüssel für die Kartierung beruhen. Für weiterführende Studien, an der sich mehrere Personen bei den Kartierungen beteiligen sollte dieses berücksichtigt werden. Zudem ist es erforderlich, dass alle an der Kartierung Beteiligten, das gleich Verständnis von den Elementen der Kulturlandschaft haben, da die Vergleichbarkeit der kartierten Daten ansonsten bereits innerhalb eines Projektes durch Ungenauigkeiten vorbelastet ist. Es ist demnach sinnvoll, alle Kartierer vorab auf ein gleiches Landschaftsverständnis zu eichen. Man muss zudem Mittel und Wege finden, wie die richtigen Zielgruppen bzw. zu beteiligenden Personen aus der Bevölkerung bzw. Öffentlichkeit auszu- wählen sind. Die Befragung weniger Personen kann in aller Regel nur erste Tendenzen aufzeigen, aber nicht zu einer Verallgemeinerung umformuliert werden. Es ist außerdem wichtig, dass man Methoden erarbeitet, mit denen vor allem diejenigen aktiviert werden können, die bisher nicht zu Wort kommen. Auch wenn, wie in den einschätzenden Interviews vermutet wurde, zunächst ein höherer personeller, zeitlicher und finanzieller Aufwand entsteht, so stehen diesem weitreichende Verbesserungen gegenüber (Buchecker et al. 2003:44), z.B. Möglichkeiten des Nachvollziehens von Planungsprozessen, Verständlichkeit der Planung, bessere Akzeptanz und eine gestärkte Argu- mentationsposition. Dabei geht es bei der weiteren Entwicklung von Metho- den der Sozialforschung für die Landschaftsplanung um mehr als nur die Beachtung der Interessen Ortsansässiger mit dem Ziel einer höheren Effektivi- Ausblick und Forschungsbedarf 206 tät von Planung, einer erhöhten Akzeptanz, einer Minderung von Hemm- schwellen zur Beteiligung sowie schließlich der Steigerung des Bewusstseins und der Wertschätzung von Planung und Landschaft. Der Wert der für die Landschaftsplanung neuen Instrumente wird an dem Nutzen gemessen, den sie als Zugewinn gegenüber herkömmlichen Methoden im Einsatz bei land- schaftlichen Entwicklungsprozessen bieten (Lange et al. 2003:36). Weiter besteht Bedarf an Grundlagenforschung, die sich mit der Wahr- nehmung und Wertschätzung von Landschaft auseinandersetzt. Es müssen zwar weiterhin Planungsmethoden entwickelt werden, die praxistaugliche Möglichkeiten zu Erfassung und Bewertung der Eigenart und Schönheit von Landschaft aus Perspektive der Ortsansässigen aber auch aus Sicht von Besuchern (z.B. Touristen) ermöglichen. Hierzu muss Landschaft allerdings als Gemeinschaftsgut anerkannt und dementsprechend gesichert werden. Zu beachten gilt dabei aber der Wandel von Lebensstilen und Landschaftswahrnehmung, die wachsende Mobilität und die zunehmende gesellschaftliche Durchmischung (ESF/ COST 2010). Insgesamt müssen problemorientierte und beteiligende Vorgehensweisen unterstützt werden. Zudem soll die Verknüpfung der Landschaftswahrneh- mung Ortsansässiger zusammen mit der fachlichen Sicht als Grundlage für Entwicklungskonzepte dienen. Wandel planerischen Selbstverständnisses Planer kennen weder die gesellschaftlichen Zusammenhänge noch die symbo- lischen Werte der vorhandenen Landschaftselemente für die Bewohner. Diese sind aus planerischen Erfassungen der Landschaft nicht ableitbar, so wie es etwa für Boden, Wasser, Klima/ Luft, Pflanzen und Tiere mit Probenahmen oder standardisierten Kartierungen möglich ist. Ausgehend von der oben genannten Grundlagenforschung geht es um For- schungen zu „Ästhetisch-symbolischen Vorstellungen der Menschen“ (Broermann 2003:37). Zu untersuchen ist, wie Planungsverantwortliche im Austausch mit Ortsansässigen bis zur gemeinschaftlichen Erarbeitung von Konzepten und zu einer Umsetzung der gemeinsam formulierten Entwick- lungsziele gelangen können. Konfliktpotentiale sollen durch kommunikative Prozesse gemindert werden, um in einer Verbesserung des Planungsergebnis- Ausblick und Forschungsbedarf 207 ses zu münden. Je konkreter und projektbezogener die Aufgaben- und Prob- lemstellung ist, desto höher ist die Motivation der Akteure zur konstruktiven Mitarbeit (Auhagen et al. 2002:380). Paradigmenwechsel Landschaftsplanung hat sich bisher an den jeweils aktuellen Anfordernissen und Rahmenbedingungen orientierend weiter entwickelt (vgl. Kapitel 3.1). Für die Zukunft bedeutet dies bevölkerungsnäher als bisher zu agieren und hiermit Schritte nachzuvollziehen die in der Stadtplanung in den 1970er und 1980er Jahren einen Paradigmenwechsel hin zu kommunikativer und argu- mentativer Planung einleiteten. Doch „theoretische Überlegungen und empi- rische Studien“ führen nicht unmittelbar zu Planungskonzepten. Sie könnten Anregungen bieten für alle, die im „Gestrüpp der neuen Landschaften nach Gestalt und Halt“ suchen (Ipsen 2006:161). Die exemplarische Anwendung von empirischen Methoden der Sozialfor- schung in landschaftsplanerischen Fallstudien hat gezeigt, dass ein Bedarf an einheitlichem, interdisziplinärem Vorgehen zwischen verschiedenen Fächern wie etwa Natur-, Human-, Sozial- aber auch Planungswissenschaften besteht (vgl. auch Science Policy Briefing 2010). Um eine standardisierte Anwendung von Methoden empirischer Sozialforschung (und ggf. anderer Disziplinen) in landschaftsplanerischer Praxis herbeizuführen sind verschiedene Schritte und weitere Untersuchungen erforderlich. Um diesem Forschungsbedarf nachzukommen bilden weitere Studien, Erpro- bungs- und Forschungsprojekte (siehe oben) einen Grundstock für weitere und detailliertere Erkenntnisse zum Nutzen interdisziplinärer und standardisierter Abläufe von Planungsprozessen. Diese Erkenntnisse können z.B. in ein Methodenhandbuch für Landschaftsplaner münden, das einen Rahmen für vereinheitlichte und nachvollziehbare Vorgehensweisen in Landschaftspla- nungsprojekten darbietet. Ebenso sind gesetzliche Schritte nötig, die zu einer Anwendungsverpflichtung dieser Methoden führen. Bloß guter Wille reicht zur Gestaltung von Kommunikationsprozessen nicht aus (Selle 1997). Das Wollen setzt auch ein Können voraus. Nach wie vor werden Beteiligungsprozesse überwiegend nach der «Trial-and-error»- Methode entwickelt, weil es am Erfahrungsaustausch, an fachkundiger Ausblick und Forschungsbedarf 208 Beratung und Schulung fehlt. Zudem sind die einzelnen zu beschreitenden Schritte in der empirischen Sozialforschung komplex, weshalb ein Methoden- apparat entwickelt werden sollte, der einen konkreten Anwendungsbezug darstellt. Anhand weiter führender Untersuchungen ist festzustellen, welche Methoden aus anderen Disziplinen sich für Landschaftsplanung gewinn- bringend einsetzen lassen. Zudem ist durch Forschung zu ermitteln, wie Landschaftsplaner geschult werden können, um die empfehlenswerten Methoden sicher anwenden und gewonnene Daten auswerten zu können. Zudem muss erarbeitet werden, ob die Methoden anderer Disziplinen für Fragestellungen in raumplanerischen Projekten angepasst werden müssen. Diese durch Studien zu ermittelnde Anpassung bezieht sich zum einen auf eine vereinfachte Anwendung für Nicht-Sozialwissenschaftler und zum anderen in einer optimierten Auswertungsstrategie, ohne dabei an Infor- mationsgehalt einzubüßen. Abschließende Bemerkungen Landschaften können als Systeme aus sozialen und ökologischen Kompo- nenten verstanden werden. Die Erforschung des Landschaftswandels und der Landschaftsentwicklung betrifft viele Fachdisziplinen aus Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften und ist ein „genuin interdisziplinäres Forschungs- feld“ (Grossmann 1999:95). Die Entwicklung und Planung von Kulturlandschaften ist eine gesamtgesell- schaftliche und interdisziplinäre Aufgabe. In dieser Arbeit wurde der Fokus auf einer Verknüpfung von Landschaftsplanung mit Sozialforschung gelegt. Es ging dabei vorrangig darum Landschaftswahrnehmung durch Ortsansässige zu ermitteln und diese möglichst umfassend in den Planungen zur Land- schaftsentwicklung zu berücksichtigen. Auch wenn dieses als gelungen angesehen werden kann, war dieses nur ein erster Schritt in die Richtung einer interdisziplinär agierenden Landschafts- planung. Diese Arbeit ist demnach ein Anstoß für weitere Studien, die weitere Methoden anderer Disziplinen auf Anwendbarkeit und Nutzbarkeit für Land- schaftsplanungen überprüfen. Die Aufarbeitung der geschichtlichen Entwicklung (vgl. Kapitel 3.1) hat ge- zeigt, dass Landschaftsplanung bis heute Expertenaufgabe ist. Die subjektiv- Ausblick und Forschungsbedarf 209 emotionale Wahrnehmung der Landschaft durch die Lokalbevölkerung hingegen, wird bisher wenig beachtet. In den vorgestellten Projekten wurde ein ergänzender Weg gewählt, und eine geringe Anzahl an empirischen Methoden der Sozialforschung modellhaft probiert. Dennoch wurde deutlich, dass sozialwissenschaftliche Methoden eine Bereicherung für Landschaftspla- nung darstellten, ihr eine bessere Position für ihre Argumentation ermöglich- ten und schließlich eine bessere Akzeptanz herbeiführten. Die Verankerung landschaftlicher Werte im Bewusstsein hilft schließlich dabei, unerwünschte Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und Gegenmaß- nahmen einzuleiten. Hier soll in Zukunft angeknüpft werden, indem durch weitere Untersuchungen das Methodenrepertoire der Landschaftsplanung so erweitert wird, dass die Bevölkerung möglichst intensiv an Planungen betei- ligt werden kann. Den Bewohnern sollen zahlreiche Möglichkeiten zur Einflussnahme geboten werden, so dass sie zusammen mit Planungsverant- wortlichen eine Landschaftsentwicklung anstreben können, die sowohl den fachlichen Ansprüchen als auch den Wünschen der Bevölkerung gerecht wird. Ein zentrales Ziel der Landschaftsentwicklung ist eine Verbesserung der Lebensqualität für ortsansässige Menschen, was allerdings Fragen aufwirft: Wie wird Landschaft erfahren? Welche Rolle spielt dabei Landschaftsver- änderung? Was bedeutet für die Bewohner Lebensqualität? Durch intensive Beteiligung wird ermöglicht die Interessen der lokalen Bevölkerung und Entscheidungsträger zu erfassen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen (Begusch-Pfefferkorn/ Smoliner 1999:107), um damit den Charakter der Landschaft zu bewahren und aktuellen Trends und Ansprü- chen gerecht zu werden. Dennoch: Wenn es um nachhaltige Entwicklung geht, müssen die Bilder und Vorstellungen von Landschaften in den Köpfen aller Beteiligten […] berücksichtigt und reflektiert werden. Sonst können diese Bilder im Planungsprozess zum Hindernis werden (Winiwarter 2002:66). Für die zukünftige Landschaftsplanung ist es demnach wünschenswert, wenn sie sich von ihren verwissenschaftlichten und rational argumentierenden Vorgehensweisen löst (vgl. Kapitel 3.4) und sich mehr und mehr auch für die Wünsche und Interessen der lokalen Bevölkerung einsetzt, statt ausschließlich Biotop- und Artenschutz zu betreiben. Ausblick und Forschungsbedarf 210 Diese Aufgabe ist zwar essentiell, sollte aber nicht länger als dominierender, ja fast einziger Schwerpunkt landschaftsplanerischer Aktivitäten sein. Um sich aber in den Themenschwerpunkten breiter aufstellen zu können, ist es erforderlich zu untersuchen, welche Methoden und Techniken in Zukunft zur Bearbeitung der umfassenderen Planungsaufgaben einzusetzen sind. Quellenverzeichnis 211 Quellenverzeichnis Literatur ABN – Arbeitsgemeinschaft deutscher Beauftragter für Naturschutz und Landespflege (1959): Ordnung der Landschaft - Ordnung des Raumes – Deutscher Naturschutz- tag in Bayreuth 1959. Band 12. Amann, C. (1999): Landschaft ein Widerspruch? In: Grossmann, R. (Hrsg.): Kultur- landschaftsforschung. iff-texte. Band 5, S. 31-35. Wien. Antrop, M. (2005): Why landscapes of the past are important for the future. In: Landscape and Urban Planning 70, S. 21-34. archInForm (1996): Otto Haesler. 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Regionalversammlung Südhessen – Planungsverband – Entwurf, 2009 Hamburg-Wilhelmsburg  Bebauungsplan Hamburg, 1993  Flächennutzungsplan Hamburg, 2011  Grünordnungsplan Hamburg, 1993  Landschaftsprogramm Hamburg, 2006  Rahmenplan IGS, 2008  Digitale Stadtkarten unter: http://www.hamburg.de/basiskarten/  Digitale Orthophotos unter: http://www.hamburg.de/digitaleorthophotos/ Kassel-Rothenditmold  Flächennutzungsplan Kassel, 2007  Landschaftsplan Kassel, 2007  Landschaftsrahmenplan, Nordhessen 2000 Abkürzungsverzeichnis 233 Abkürzungsverzeichnis ABN Arbeitsgemeinschaft deutscher Beauftragter für Naturschutz und Landespflege BauGB Baugesetzbuch BBN Bundesverband Beruflicher Naturschutz BBodSchG Bundesbodenschutzgesetz BDLA Bund Deutscher Landschaftsarchitekten BfN Bundesamt für Naturschutz BImSchG Bundesimmissionsschutzgesetz BMU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher- heit BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz B-Plan Bebauungsplan ELC European Landscape Convention (Europäische Landschaftskon- vention) ER Eingriffsregelung EU Europäische Union FFH-RL Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (RL 92/43/EWG) FNP Flächennutzungsplan GIS Geographische Informationssysteme GOP Grünordnungsplan LANA Länderarbeitsgemeinschaft für Naturschutz, Landschaftspflege und Erholung LBP Landschaftspflegerischer Begleitplan Abkürzungsverzeichnis 234 LP Landschaftsplan LPro Landschaftsprogramm LQZ Landschaftsqualitätsziele LRP Landschaftsrahmenplan MKRO Ministerkonferenz für Raumordnung ÖPNV Öffentlicher Personen Nahverkehr RNG Reichsnaturschutzgesetz ROG Raumordnungsgesetz SRU Sachverständigenrat für Umweltschutz SWOT Strenghts, Weaknesses, Opportunities, Threads (Stärken, Schwä- chen, Möglichkeiten, Gefahren) TRENT Team Regionale Entwicklungsplanung (Forschungsgruppe) UGB Umweltgesetzbuch UNB Untere Naturschutzbehörde UVP Umweltverträglichkeitsprüfung UVPG Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz VS-RL Europäische Vogelschutzrichtline (RL 79/409/EWG) WHG Wasserhaushaltsgesetz WRRL Wasserrahmen-Richtlinie Abbildungsverzeichnis 235 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1.1: Aufbau und Gliederung der Arbeit. ........................................ 12  Abbildung 2.1: Begriffsfeld von Landschaft (ergänzt nach Ipsen et al. 2003:13). ......................................................................................... 14  Abbildung 3.1: Das Verhältnis der Schutzgüter in BNatSchG und UVPG (nach Köppel et al. 2004). ............................................................... 46  Abbildung 3.2: Entstehen des wahrgenommenen Landschaftsbildes bzw. Landschaftseindrucks aus dem Zusammenspiel von "Objektseite" und "Subjektseite" (nach Jessel/ Tobias 2002:217). ....................................................................................... 54  Abbildung 4.1: Darstellung der Arbeitsschritte im Gesamtforschungsprozess (Übersicht verändert nach Flick 2000:64). ......................................................................................... 64  Abbildung 4.2: Verschiedene Formen der Befragung, die sich je nach Befragungssituation in vollstandardisiert, teilstandardisiert und nicht standardisiert trennen lassen (Quelle: nach Kromrey 2009:364). ....................................................................................... 74  Abbildung 4.3: Kommunikationsmodell mit den Komponenten im Kommunikationsprozess, die bei der Durchführung und Auswertung von qualitativen Interviews zu beachten sind (nach Schulz von Thun 2010). ........................................................ 80  Abbildung 5.1: Einer der zahlreichen Brunnen, hier der "Neue Sprudel" im Alten Kurpark von Bad Soden. Es handelt sich um eine Fluorid- und kohlensäurehaltige Thermalsole. (Stadt Bad Soden am Taunus 2010a). ............................................................... 87  Abbildung 5.2: Ein Gebiet mit den typischen wohnungsfernen Gärten und den illegalen Kleinbauten in einem Tal im Außenbereich Abbildungsverzeichnis 236 von Bad Soden. Im Hintergrund befindet sich die dichte, städtische Bebauung der Siedlungsbereiche. .................................. 88  Abbildung 5.3: Der Bunker von Wilhelmsburg, der im Zweiten Weltkrieg als Waffenplattform, Munitionslager sowie Luftabwehr- und Schutzbunker diente. Quelle: Grube 2010. ......... 90  Abbildung 5.4: Der "grüne" Teil der Elbinsel, der viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung auf und am Wasser bietet. Quelle: Bellin 2009). .................................................................................... 91  Abbildung 5.5:Aufsicht auf Teile des Industrieparks in Rothenditmold. Foto: Kozica (2005). ....................................................................... 93  Abbildung 5.6: Der Döllbach nach seiner Renaturierung mit einem aufgeweiteten und natürlich anmutenden Gewässerverlauf. Foto: S. Sennhenn (2010 ). ............................................................. 94  Abbildung 5.7: Schematischer Ablauf der Projekte mit den einzelnen Arbeitsphasen (Abbildung ver66ändert nach Auhagen et al. 2002:17). ......................................................................................... 96  Abbildung 6.1: Erarbeitete Karte für die Landschaftstypen und Kulturlandschaftselemente in Bad Soden am Taunus (die englischsprachige Legende ist Teil der Originalvorlage, erarbeitet durch Projektteilnehmer). ............................................. 115  Abbildung 6.2: Kartierung der Flächennutzungen in Hamburg- Wilhelmsburg. Verortet sind ebenfalls kennzeichnende Elemente für die einzelnen abgegrenzten Einheiten (erarbeitet durch Projektteilnehmer). ............................................................. 116  Abbildung 6.3: Freiflächennutzungskartierung für Kassel-Rothenditmold (erarbeitet durch Projektteilnehmer). ............................................ 117  Abbildung 6.4: Einer der zahlreichen Brunnen in Bad Soden, der von einer Pergola umgeben ist und als prägendes Element wahrgenommen wurde. Er befindet sich im Siedlungsbereich Einheiten (erarbeitet durch Projektteilnehmer). ............................ 118  Abbildungsverzeichnis 237 Abbildung 6.5: Einer der beiden ehemaligen Wassertürme außerhalb des Siedlungsbereiches von Bad Soden, der sich auf das Landschaftsbild auswirkt Einheiten (erarbeitet durch Projektteilnehmer). ........................................................................ 118  Abbildung 6.6: Die baulichen Strukturen von Rothenditmold. Sie werden unterschieden nach Industrie, Gewerbe, soziale Einrichtungen, Wohn/Gewerbe und Wohngebäuden (erarbeitet durch Projektteilnehmer). ........................................................................ 119  Abbildung 6.7: Landschaftswandelkartierung von Rothenditmold (erarbeitet durch Projektteilnehmer). ............................................ 120  Abbildung 6.8: Auszug aus der Auswertung der insgesamt etwa 50 semantischen Differentiale. Dargestellt sind die Bewertungen der Landschaftstypen Ackernutzung/ Streuobstwiesen, Öffentliche Grünflächen und Wald / Tal / Gewässer. Die Begriffspaare wurden für eine bessere Darstellung ebenfalls deutlich reduziert. .......................................................................... 121  Abbildung 6.9: Interview mit einer Passantin in Hamburg-Wilhelmsburg. .. 125  Abbildung 6.10: Lieblingsorte im Stadtteil Rothenditmold der befragten Jugendlichen. Abgebildet sich auch die Wohnorte der Jugendlichen (erarbeitet durch Projektteilnehmer). ...................... 126  Abbildung 6.11: Verortung von Wohn-, Lieblings- und "Hassorten" der 25 befragten Schüler in Wilhelmsburg (erarbeitet durch Projektteilnehmer).. ....................................................................... 127  Abbildung 6.12: Diagramm zu positiven Aspekten von Bad Soden. ............ 131  Abbildung 6.13: Auswertung zu den negativ eingeschätzten Aspekten von Bad Soden. ............................................................................. 131  Abbildung 6.14: Nur wenige der Befragten in Bad Soden besitzen oder nutzen einen Obstgarten. ............................................................... 132  Abbildung 6.15: Viele der befragten Menschen mögen die Obstgärten wegen ihrer positiven Eigenschaften. ........................................... 132  Abbildungsverzeichnis 238 Abbildung 6.16: Auf dem Weg zu einem Lieblingsort. So oder ähnlich sah es aus, wenn die Schüler die Studenten auf den Spaziergängen führten................................................................... 132  Abbildung 7.1: Bearbeitungsschritte (mittig) und bewährte Methoden der Landschaftsplanung (links) ergänzt durch Einsatzmöglichkeiten empirischer Methoden der Sozialforschung (rechts) (mittlere und linke Säule weiter entwickelt nach Auhagen et al. 2001, von Haaren, 2004, Steinitz 1990 und 1993). ............................................................... 141  Abbildung 8.1: Methoden und Techniken empirischer Sozialforschung für Landschaftsplanung, Phase I: Planungsanlass und Problembestimmung. .................................................................... 183  Abbildung 8.2: Methoden und Techniken empirischer Sozialforschung für Landschaftsplanung, Phase II: Bestandsaufnahme ................. 184  Abbildung 8.3: Methoden und Techniken empirischer Sozialforschung für Landschaftsplanung, Phase III: Zielkonzeption. ..................... 185  Abbildung 8.4: Methoden und Techniken empirischer Sozialforschung für Landschaftsplanung, Phase IV: Bewertung. ........................... 185  Abbildung 8.5: Methoden und Techniken empirischer Sozialforschung für Landschaftsplanung, Phase V: Konzeptentwicklung. ............. 186  Abbildung 8.6: Methoden und Techniken empirischer Sozialforschung für Landschaftsplanung, Phase VI: Maßnahmenkonzept. ............ 187  Abbildung 8.7: Die bewährten (oberhalb gepunkteter Linie) und neu hinzuzuziehenden Komponenten der Landschaftsplanung zur Erlangung von Landschaftsqualitätszielen (LQZ) im Sinne aller Interessensgruppen durch Abwägung und Kompromissfindung...................................................................... 198  Abbildung 8.8: System der Veränderungen von Landschaft, Gesellschaft und Wahrnehmung einschließlich ihrer Wechselbeziehungen und externen Einflüsse. ................................................................. 201  Abbildungsverzeichnis 239 Abbildung 9.1: Empfohlener Ablauf der Landschaftsplanung als Kombination aus bewährten Methoden der Landschaftsplanung und Methoden empirischer Sozialforschung. Fotos: D. Bruns und A. Fröhlich. ...................... 204  Tabellenverzeichnis 241 Tabellenverzeichnis Tabelle 3.1: Ebenen der Landschaftsplanung und der räumlichen Gesamtplanung (nach Kiemstedt et al. 1997). ................................ 38  Tabelle 3.2: Unterscheidung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. Nur wenn alle Bedingungen für den Ausgleich erfüllt werden können, gilt der Eingriff als ausgleichbar (nach Kiemstedt et al. 1996). .......................................................................................... 45  Tabelle 4.1: Was ist ein gutes Interview? – Checkliste für einen Interviewleitfaden mit verschiedenen Faktoren, welche die Qualität eines Interviews beeinflussen können (Tabelle verändert nach Flick 2000:149). ..................................................... 78  Tabelle 6.1: Übersicht über die durchgeführten landschaftsplanerischen Methoden in den verschiedenen Untersuchungs- und Bearbeitungsgebieten. ................................................................... 112  Tabelle 6.2: Übersicht über die durchgeführten Methoden empirischer Sozialforschung in den verschiedenen Untersuchungs- und Bearbeitungsgebieten. ................................................................... 124  Tabelle 7.1: Positive und negative Aspekte der Bearbeitungsräume aus Sicht der Befragten (zusammengefasst, in Klammern die Anzahl der Nennungen). ............................................................... 149  Tabelle 7.2: Übersicht zur Kenntnis der Befragten über die gesetzlich vorgeschriebenen Instrumente der Landschaftsplanung. .............. 151  Tabelle 7.3: Einschätzung der Befragten zur Verständlichkeit der Instrumente der Landschaftsplanung. ........................................... 153  Tabelle 7.4: Mögliche Hemmschwellen, welche die Bereitschaft zur Beteiligung mindern. ..................................................................... 154  Tabellenverzeichnis 242 Tabelle 7.5:Beurteilung der Bedeutung von Beteiligung für Planung sowie Vorschläge zur Steigerung der Motivation, sich zu beteiligen. ...................................................................................... 157  Tabelle 7.6: Überlegungen der Befragten zu ergänzenden Methoden und Instrumenten für Landschaftsplanung........................................... 161  Tabelle 7.7: Einschätzung des Nutzens sozialwissenschaftlicher Methoden für Landschaftsplanung durch die befragten Personen. Als Gesprächsgrundlage wurden den Befragten verschiedene in den Projekten erarbeitete Karten präsentiert und erläutert. ................................................................................. 164  Tabelle 8.1: Einsatzmöglichkeiten empirischer Methoden der Sozialforschung in ausgewählten Instrumenten der Landschaftsplanung. ..................................................................... 179  Tabelle 8.2: Inhalte, die mit Methoden empirischer Sozialforschung ergänzend zu Inhalten bisher üblicher Methoden in Instrumenten der Landschaftsplanung erfasst werden können. .... 181  Anhang 243 Anhang Anhang I: Ergänzende Erhebungen Fachliche Laien einen Slogan erarbeiten lassen Nachdem die Kernfragen der Arbeit formuliert waren und die Ausrichtung bestimmt war, wurde eine etwa einseitige Kurzzusammenfassung des Inhalts, die in möglichst einfacher Sprache einschließlich der Hauptfragen der Arbeit verfasst wurde, an verschiedene Personen gesendet. Die Aufgabe der kontak- tierten Personen bestand darin, den Inhalt des Textes in einem Slogan zusam- men zu fassen. Die Personen, die per Email angeschrieben wurden, waren bis auf wenige Ausnahmen (2 Personen) sogenannte fachliche Laien und haben weder beruflich noch privat mit Landschaftsplanung oder Sozialwissenschaf- ten zu tun. Damit sollte sichergestellt werden, dass die Thematik von Laien verstanden wird. Insgesamt wurden 16 Personen per Email angeschrieben von denen acht einen oder sogar mehrere Titel mit Untertitel erarbeitet haben. Insgesamt haben demnach 50% der Kontaktierten eine Rückmeldung gegeben. Diejenigen, die durch Gespräche bereits auf diese Aufgabe vorbereitet waren, haben in der Regel recht bald, meist innerhalb einer Woche, geantwortet. Diejenigen, die nicht vorbereitet wurden, waren in den meisten Fällen recht überrascht und fühlten sich zunächst nicht in der Lage, diese Aufgabe lösen zu können. Die Reaktionen waren fast überall gleich: erst einmal wollte sich kaum jemand äußern, da sie das Gefühl hatten, sich zu „blamieren“, wie es eine Befragte ausdrückte. Oder „Ich habe doch keine Ahnung von so etwas, wie soll ich mir dann einen Titel ausdenken?“, sagte eine andere. Eine weitere Person meinte: „Was wird da erarbeitet? Beim ersten Lesen habe ich rein gar nichts verstan- den!“ Zunächst einmal gab es von Seiten der Laien nur sehr wenige und zurückhaltende Rückmeldungen. Einige haben sich erst noch einmal telefo- nisch vergewissert, ob sie denn wirklich diese Aufgabe machen können, und ob sie es denn richtig verstanden hätten. Erst nachdem ihnen erklärt wurde, dass es kein Richtig und auch kein Falsch gebe, da es sich hier um subjektive Anhang 244 Einschätzungen handelt sowie der Hinweis auf Anonymisierung gab es weitere Rückmeldungen. Bei den erhaltenen Rückantworten konnte in vielen Fällen dennoch ein gewisses Maß an Unsicherheit erkannt werden, denn einige gaben in der Antwort an, zu hoffen, sich nicht lächerlich zu machen. Ansonsten waren viele Antworten mit defensiven Ausdrücken wie „sicherlich nicht perfekt“, „fällt mir nicht leicht; oder „Ich bin von mir selber ausgegangen […], ob andere das auch so sehen, weiß ich nicht“ versehen. Die Reaktionen der angeschriebenen Experten erfolgten dagegen deutlich zügiger und ohne weitere Nachfragen. Dennoch muss auch erwähnt werden, dass sowohl von den Laien als auch von den Experten sich jeweils nur etwa die Hälfte der Kontaktierten zu einer Äußerung animieren ließ. Einige Personen haben erst nach einer erneuten Anfrage ihre Ideen mitgeteilt, dennoch war der Rücklauf eher gering. Über die Gründe ließe sich hier nun diskutieren. Da das aber nicht zu den zentralen Aufgaben dieser Arbeit zählt, wird es so hingenommen und die erhaltenen Rückmeldungen werden für die weitere Arbeit genutzt. Alles in allem konnte zwischen 22 Titeln, oftmals untergliedert in Titel und Untertitel, ausgewählt werden. Demnach enthielt jede Rückmeldung durch- schnittlich 2,75 mögliche Titel. Die verschiedenen Untertitel wurden nicht einzeln gezählt, in der folgenden Auswertung hingegen schon berücksichtigt. . „Landschaftsplanung“ war der Begriff, der mit 31 Erwähnungen in den verschiedenen Konstellationen am häufigsten genannt wurde. Die weiteren Begriffe, die am meisten verwendet wurden waren „Sozialwissenschaft“/ sozialwissenschaftlich“ (18), „Landschaft“ (8) und „Wahrnehmung“/ „Land- schaftswahrnehmung“ (5). An dieser Stelle muss hinzugefügt werden, dass all diese Begriffe mehr oder weniger deutlich in der Kurzzusammenfassung enthalten waren. Außenstehende nach Kernbegriffen befragen Etwa vier Wochen nach Zusenden der ersten Aufgabenstellung wurde 14 Personen eine weitere Aufgabe, ebenfalls per Email, zugestellt. Die Laien wurden gebeten zu beschreiben, was sie persönlich unter Landschaft, Kultur- landschaft, Landschaftsbild und Heimat verstehen bzw. was sie mit diesen Begriffen in Verbindung setzen. Dabei wurde explizit darauf hingewiesen, dass es hier um die subjektive Einschätzung geht und ein Nachschlagen in Anhang 245 einem Lexikon oder ein sich Informieren im Internet dabei nicht zielführend sei. Die Liste der Begriffe hätte noch weiter ausgedehnt werden können. Allerdings wurde aus Aspekten der Rücksicht und dem zeitlichen Aufwand davon abgesehen. Auf diese Anfrage antworteten erneut 8 Personen, allerdings sind diese nicht absolut deckungsgleich mit denjenigen aus der ersten Aufgabe. Hier handelte es sich ausschließlich um fachliche Laien, die keine vertieften Kenntnisse zur Landschaftsplanung oder Sozialwissenschaft haben. Es waren dieselben Personen, die eine Antwort auf diese Frage lieferten, obwohl sie ebenfalls wieder Bedenken hatten, die Aufgabe überhaupt angemessen bearbeiten zu können. Diejenigen Personen, die keine Rückmeldung zur Titel-Aufgabe gaben, äußerten sich auch nicht zur Aufgabe mit den verschiedenen Begriffen. Hier ließe sich ebenfalls über die Gründe spekulieren. Ein Desinteresse, sich mit diesen Begriffen auseinanderzusetzen und zeitliche Gründe sind der Vermutung nach die dominanten Faktoren. Landschaft Landschaft bedeutet für die meisten vor allem wenig Bebauung und „auf gar keinen Fall mit Wohnsiedlungen“ Einige verbinden mit Landschaft sogar etwas „Ursprüngliches“. Immer wieder kam bei Landschaft der Hinweis auf „Wiesen, Felder und Wälder“. Viele der befragten Personen haben ein „generelles“ Verständnis von Landschaft. Landschaft wird nach einer Aussage von einem „erhöhten Punkt“ aus gesehen dabei sei Landschaft umso reizvol- ler, je vielseitiger sie ist. Auf der anderen Seite gibt es die Aussage, dass Landschaft „die Gesamtheit aller Flächen unabhängig von ihrer Nutzung“ sei. „Landschaft ist der Raum, in dem man Abstand gewinnt vom Alltag“. Für die Befragten aus Kassel wurde jedoch auch das Denkmal des „Herkules“ als wesentliches Element der Landschaft benannt. Eine Person hat bei ihrer Antwort etwas weiter ausgeholt und geschrieben, dass „Naturlandschaft“ für sie Landschaft sei. Es sei ein „hügeliger Gebiets- ausschnitt, der mit Wald bestanden und von Gewässern durchzogen ist. Eine Nutzung, die sichtbar in die Landschaft eingreift, fehlt“. Anhang 246 Kulturlandschaft Kulturlandschaft wurde tatsächlich in den meisten Rückmeldungen mit menschlicher Tätigkeit in Verbindung gebracht. Vereinzelt wird sie auch synonym mit der durch Landwirtschaft geprägten Landschaft verstanden. Einige der Antwortenden hatten keinerlei Vorstellung von Kulturlandschaft und fühlten sich nicht in der Lage diesen Begriff zu erläutern. Eine Person verbindet Kulturlandschaft mit der Kunstausstellung documenta, ohne dieses näher benennen zu können. Heimat Heimat ist für alle der Raum, in dem die Kindheit verbracht wurde, denn die Eigenheiten dort haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Zumindest aber wird die „nächste Umgebung“ im jetzigen Wohnort darunter zusammen- gefasst. Für die Mehrzahl der Befragten ist dieser Begriff „emotional besetzt“ oder „sentimental“ und bedeutet Nähe zu „Freunden und Familie“. In vielen der Antworten finden sich Ausdrücke wie „sich geborgen fühlen“, „zu Hause sein“, „positive Erinnerungen“ und „Lebensmittelpunkt“ in verschiedenen Ausdrücken wieder. Landschaftsbild Das Wort „Bild“ hat bei den Befragten häufig eine Assoziation mit einem „optischen Eindruck“ oder einer „subjektiven Wahrnehmung“ einschließlich einer Bewertung hervorgerufen, der/ die einen „großen Ausschnitt“ der Landschaft repräsentiert oder als „Betrachtung des Ganzen“ gesehen wird. In einem Fall wurde das Landschaftsbild als „Essenz/ Prototyp der Landschaft“ bezeichnet und verwies gleichzeitig auf die Diskussionen um Windkraftanla- gen mit dem Hinweis „etwas passt (nicht) ins Landschaftsbild“. Es kam unter anderem auch der Vermerk, dass das Bild einer Landschaft eine Erinnerung sei, die im Sinn entsteht. Als Beispiel wurden hier Bayern und die gleichzeiti- ge Assoziation an die Alpen genannt. Der Verweis, dass dieser Begriff „schwierig zu fassen“ sei kam mehrere Male vor. Einige Personen konnten den Begriff des Landschaftsbildes nicht abgren- zen zum Begriff Landschaft und haben nur einen der beiden aus ihrer Perspek- tive beschrieben. Anhang 247 Anhang II: Fragebogen Bad Soden am Taunus Guten Tag. Ich bin Student / Studentin an der Universität Kassel. Im Rahmen unseres Studiums führen wir derzeit eine kleine Umfrage durch, die sich mit dem Leben und Wohnen in Bad Soden beschäftigt. Wir möchten daher von Ihnen persönlich gerne wissen, was Ihnen in Bad Soden gut gefällt und was Ihnen dagegen Probleme bereitet. Da es sich um eine Erhebung im Rahmen unseres Studiums handelt, werden Ihre persönlichen Angaben weder an die Stadt noch eine andere Institution weitergegeben. Hätten Sie im Moment einen Augenblick Zeit? Die kleine Befragung wird ungefähr 10 Minuten dauern. Survey on Living Conditions in Bad Soden/ Umfrage zu den Lebensbedingungen in Bad Soden 1. Do you live here in Bad Soden? (is this your place of residence?) 2. Leben Sie hier in Bad Soden? O yes/ja O no/nein 2. Since when are you living here (For how long have you been living in Bad Soden)? 2. Seit wann leben Sie hier? ................................years/Jahre since/seit................................... 3. Where did you live before moving to Bad Soden? .................................................. Anhang 248 3. Wo haben Sie gewohnt bevor Sie nach Bad Soden gezogen sind? 4. Why did you move to Bad Soden? Did you have private or professional reasons? Other reasons? 4. Warum sind Sie nach Bad Soden gezogen? Hatten Sie private oder berufliche Gründe? Andere Gründe? .................................................. .................................................. .................................................. 5. Are you planning to stay here for more years? 5. Möchten Sie die nächsten Jahre hier bleiben? O yes/ja O no/nein 6. If yes, for how long are you planning stay? 6. Wenn ja, wie lange möchten Sie bleiben? ................................years/Jahre 7. Is your place of residence 7. Leben Sie in einer/m O an apartment building/Wohnung O a detached house/ freistehendes Haus O Other, please specify/ etwas anderes: ................................................. 8. Do you have your own garden? 8. Haben Sie einen eigenen Garten? O yes/ja O no/nein Anhang 249 9. If yes, where is your garden? 9. Wenn ja, wo ist Ihr Garten? O nearby your home/ am Haus O elswere/woanders .................................................. 10. What do you like in Bad Soden, or about Bad Soden? 10. Was mögen Sie in Bad Soden? .................................................. .................................................. .................................................. 11. Please explain, why you like these aspects of Bad Soden? 11. Bitte sagen Sie, warum Sie dies an Bad Soden mögen? .................................................. .................................................. .................................................. 12. Is there anything you dislike? Could you please specify what you dislike? 12. Gibt es etwas, das Sie nicht mögen? Können Sie sagen, was Sie nicht mögen? .................................................. .................................................. .................................................. 13. Could you please explain why you dislike these aspects of Bad Soden? 13. Warum mögen Sie dies nicht? .................................................. .................................................. .................................................. 14. How are you spending your leisure time? Could you please specify what you do during the .................................................. Anhang 250 time when you do not work? 14. Was machen Sie in Ihrer Freizeit? .................................................. .................................................. 15. Do you like orchards? Do you like the orchards of Bad Soden in particular? 15. Mögen Sie Obstgärten? Mögen Sie besonders die Obstgärten in Bad Soden? O yes/ja O no/nein 16. Why do you like or dislike orchards, and the orchards of Bad Soden in particular? 16. Warum mögen Sie diese? .................................................. .................................................. .................................................. 17. Are you an owner or a user of an orchard plot? 17. Sind Sie Besitzer oder Nutzer eines Obstgartens? owner/Eigentümer O yes/ja O no/nein user/Nutzer O yes/ja O no/nein Finally thank you very much for your cooperation, but I still have a few questions about your personal details: Vielen Dank für Ihre Zusammen- arbeit. Nun noch ein paar Fragen zu Ihrer Person: 18. How old are you? 18. Wie alt sind Sie? .................................................. Anhang 251 19. What is your nationality? 19. Welche Nationalität haben Sie? .................................................. 201. Are you living here 20. Leben Sie hier O with your family/mit der Familie O as a single/allein 21. How many persons live in your house? 21. Wie viele Personen leben in Ihrem Haushalt? O number of persons/Anzahl Personen ....... O number of children/Anzahl Kinder ....... 22. What is your occupation? Do you commute to work or study? Where do you work / study? 22. Welchen Beruf üben Sie aus? Pendeln Sie zur Arbeit? Wo arbeiten Sie? O ............................................. O unemployed/arbeitslos O student/student O retired/im Ruhestand O housewife/man/Hausfrau/mann in ............................................. Remarks: Anmerkungen: 23. Gender 23. Geschlecht .................................................. 24. Location of the interview 24. Erhebungsort .................................................. Anhang 253 Anhang III: Fragebogen Hamburg-Wilhelmsburg Workshop „Green Links for Metropolitan Landscapes“ Interviews auf deutsch Lieblingsort=1 Unbeliebtester Ort=2 Häufig genutzter Ort=3 Treffpunkte=4 Interviewer/in:___________________________________________ Befragte/r: _______________________________ Alter:____ Geschlecht:___ 1. Stellenwert des Freiraums für die Freizeitgestaltung „Wenn Du frei hast, also keine Schule hast oder Schulaufgaben machen musst oder sonstiges zu erledigen hast, wie beispielsweise zu Hause helfen, wo verbringst Du dann deine Zeit? O_vorwiegend alleine O_vorwiegend mit Freunden O_vorwiegend im Haus O_innen und außen gleichverteilt O_vorwiegend außen 2. Gelegenheiten der Freiraumnutzung a) Zu welchen Gelegenheiten gehst du raus?: _______________________________________________________________ _______________________________________________________________ b) Gibt es Sachen für Dich, die man draußen besser machen kann als drinnen? _______________________________________________________________ _______________________________________________________________ Anhang 254 c) Was macht ihr dann, wenn ihr draußen seid? [Triffst du dich mit Freunden? Sport?] _______________________________________________________________ _______________________________________________________________ 3. Standort des „Lieblingsortes“ [1] Ihr habt ja eben schon mal grob gesagt, was ihr macht, wenn ihr draußen seid. Wir wollen euch jetzt ein paar Fragen zu den Orten stellen, an denen ihr euch draußen aufhaltet. Wir haben hier eine Karte [Kartenausschnitt], da können wir die Orte dann mit den Stiften einzeichnen. Kannst du uns zeigen, wo Dein „Lieblingsort“ ist? Kurze Ortsbeschreibung (z.B. Bushaltestelle XXX): _______________________________________________________________ _______________________________________________________________ 4. Begründung des „Lieblingsortes“ „Kannst Du mir kurz erklären, warum dies Dein Lieblingsort ist?“ _______________________________________________________________ _______________________________________________________________ 5. Nutzung des „Lieblingsortes“ a) „Was machst Du dort hauptsächlich?“ _______________________________________________________________ _______________________________________________________________ Anhang 255 b) „Bist Du dort hauptsächlich alleine oder mit Freunden?“ O_hauptsächlich alleine O_hauptsächlich mit bestem Freund/bester Freundin O_hauptsächlich mit Freunden/Clique [weiter mit 5.1] O_hauptsächlich mit Familie O_sonstige: ____________________________ 5.1. Wie verabredet Ihr Euch? „Wenn Du Dich dort mit Deinen Freunden triffst, wie verabredet Ihr Euch dann? O_Verabredung in der Schule O_Verabredung per Handy O_ spontanes Treffen, ohne vorherige Verabredung O_sonstiges: ___________________________ 6. Häufigkeit der Nutzung des „Lieblingsortes“ a) „Wie oft bist Du denn an diesem Ort unter der Woche?“ O_täglich O_mehrmals in der Woche O_1-2 mal in der Woche O_seltener b) „Um welche Uhrzeit hauptsächlich?“____________________ c) Wie lange bist Du/seid Ihr dann so im allgemeinen (Durchschnitt) dort?:__________Stunden d) „Wie oft bist Du denn an diesem Ort am Wochenende?“ O_eigentlich nie O_1-2 im Monat O_fast immer e) „Um welche Uhrzeit hauptsächlich?“____________________ Anhang 256 7. Hauptsächliche Verkehrsmittel im Stadtteil und zum „Lieblingsort“ a) „Wie kommst du zu deinem Lieblingsort?“ O_Zu Fuß O_mit dem Fahrrad O_Bus/ÖPNV O_Sonstiges: ________________________________ b) Wenn Du in Deinem Stadtteil unterwegs bist, bewegst Du dich dann hauptsächlich mit dem Fahrrad oder zu Fuß oder fährst Du oft mit dem Bus? O_Zu Fuß O_mit dem Fahrrad (evtl. fragen ob ein Fahrrad vorhanden ist)? O_Bus/ÖPNV O_Sonstiges:__________________________________ Anhang 257 Anhang IV: Fragebogen Kassel-Rothenditmold Befragung Rothenditmold – 25.5.2010 Interviewer/in:___________________________________________ Vorname Befragte/r: ________________________________________ Alter:__________ Geschlecht:____________ Kennenlernen „Hallo mein Name ist… Wie heißt Du Denn? [VORNAMEN NOTIEREN] Wie Du eben gehört hast, kommen wir von der Uni Kassel. Kennst Du die Uni, bist Du schon mal dort vorbei gekommen? Wir möchten Dich zu Rothenditmold befragen. Uns interessiert, wo es Dir besonders gut gefällt, wo es Dir gar nicht gefällt und was schöner sein könnte. Wir machen das mit einem Fragebogen hier in der Schule und etwas später gehen wir zusammen raus und Du kannst uns Deine Lieblingsorte zeigen und die Plätze, die dir gar nicht gefallen. Wir schauen uns das alles an und befragen Dich dazu. Aus den Befragungsergebnissen werden wir dann in der Uni erste Ideen entwickeln, wie Rothenditmold schöner werden kann. Kennst Du Dich denn gut aus in Rothenditmold? Wohnst Du schon lange hier? Wie alt bist Du denn?“ Stellenwert des Freiraums für die Freizeitgestaltung 1] „Wenn Du frei hast, also keine Schule hast oder Schulaufgaben machen musst oder sonstiges zu erledigen hast, wie beispielsweise zu Hause helfen, wo verbringst Du dann deine Zeit? O vorwiegend im Haus O vorwiegend außen O innen und außen gleichverteilt Anhang 258 2] Wie viel Zeit verbringst du normalerweise am Tag Draußen? O bis zu 2 Stunden O 2-4 Stunden O mehr als 4 Stunden Freizeit-Ort? 3] Wenn du Draußen bist, hältst du dich dann meistens in Rothenditmold (oder anderen Stadtteilen) auf? ( selbstbestimmte Freizeit!) O Ja, meistens in Rothenditmold O Teils/teils  wo noch? _____________________________________________________________ O Nein, ich halte mich meistens in anderen Stadtteilen auf  wo?_________________________________________________________________  Was machst Du dort? _________________________________________________ Einrichtungen in RD? 4] Gibt es öffentliche Treffpunkte oder Vereine, wie z.B. Jugendzentrum, Sporthalle…, die du in deiner Freizeit oft besuchst? O Ja  Welche? _______________________________________________________________ O Nein KARTE heranziehen  LIEBLINGSORT 1 Wohnort und Standort(e) des „Lieblingsortes“ Wir haben hier eine Karte von Rothenditmold. Hier ist zum Beispiel die Schule. Kannst Du noch andere Orte auf der Karte entdecken (Kirche …). Kannst Du mir auf der Karte zeigen, wo Du wohnst? [EINTRAGEN]. Gibt es einen Platz in Rothenditmold, zu dem Du besonders gerne gehst, sozusagen einen „Lieblingsort“? Kannst du uns zeigen, wo Dein „Lieblingsort“ ist? [Kind zeigt; evtl. räumliche Hilfestellung auf der Karte geben, nachfragen etc. Also Dein „Lieblingsort“ ist hier -> mit der Farbe des Kindes markieren] Anhang 259 5] Wo ist dein Lieblingsort:_________________________________________ 6] „Kannst Du mir kurz erklären, warum dies Dein Lieblingsort ist?“ ______________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ 7] „Bist Du dort hauptsächlich alleine oder mit Freunden?“ [Fragen und selbst eintra- gen] O hauptsächlich alleine O hauptsächlich mit bestem Freund/bester Freundin O hauptsächlich mit Freunden/Clique O Vorwiegend Mädchen O Vorwiegend Jungs O gemischt O hauptsächlich mit Familie O sonstige: ____________________________ 8] „Was machst Du dort hauptsäch- lich?“__________________________________________________ Häufigkeit der Nutzung des „Lieblingsortes“ 9] „Wie oft bist Du denn an diesem Ort unter der Woche ?" O täglich O mehrmals in der Woche O 1-2 mal in der Woche O seltener 10] „Um welche Uhrzeit hauptsächlich?“_________________________ 11] Wie lange bist Du/seid Ihr dann so im allgemeinen (Durchschnitt) dort? _______ Stunden 12] „Bist Du auch am Wochenende diesem Ort?“ O ja O nein  Wenn nein: Warum nicht: _______________________________________________ Charakteristika des „Lieblingsorts“ 13] „Kannst Du Dir den Ort /Deinen Lieblingsort gerade vorstellen? Ich kenne den Ort ja gar nicht. Kannst Du mir ein paar Fragen zu diesem Ort beantworten? Ich frage dich Anhang 260 dabei immer zwei Merkmale und Du gibst mit bitte an, wie Du den Ort beschreiben möchtest. Z.B. wenn ich Dich Frage, ob der Ort „schön“ oder „hässlich“ ist, und du sagt der Ort ist sehr schön dann mache ich hier ein Kreuz. Wenn er eher hässlich ist, dann mache ich hier ein Kreuz … Aber wir machen das ja gemeinsam, so dass Du mich jederzeit korrigieren kannst. (5-stufige Skala, Mitte ist neutral). Mein Lieblingsort ist… schön leise hat Natur sauber gepflegt abwechslungsreich kann dort verschiedene Dinge machen cool können wir machen, was wir wollen belebt leicht zugänglich sicher einsehbar O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O hässlich laut hat keine Natur schmutzig ungepflegt langweilig kann dort nicht viel machen uncool /öde werden kontrolliert/eingeschränkt menschenleer schwierig zu erreichen/verschlossen gefährlich nicht einsehbar 14] Sollte der Platz Deiner Meinung so bleiben wie er ist oder sollte er verändert werden? O sollte so bleiben O sollte verändert werden Hast Du Ideen dazu?: ______________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ 15] Wenn Du/Ihr an Eurem Lieblingsort seid. Seid Ihr dann meistens alleine dort oder musst du/müsst ihr ihn mit anderen Leuten teilen? O Alleine O Mit anderen Wen hauptsächlich?______________________ Stören die anderen? O Stören nicht O Stören nur manchmal O Stören Wie STÖREN sie? ____________________________________ 16] Gibt es manchmal Ärger mit anderen Leuten, wie Anwohnern dieses Ortes? O nein Anhang 261 O ja, manchmal O ja, oft Welchen Ärger gibt es dann?________________________________________ GIBT NOCH EINEN PLATZ, AN DEM DU DICH BESONDERS GERNE AUFHÄLTST  Fragebogen kann für bis zu zwei weitere Lieblingsorte durchgeführt werden. WEITER mit unbeliebtesten Ort WEITER mit „unbeliebtesten Ort“ UO (1-3) Standort des 1. „unbeliebtesten Ortes“ 43] Du hast mir gerade viel über Deinen Lieblingsort erzählt. Gibt es für Dich auch einen Ort, den Du überhaupt nicht magst? O Ja O Nein  Denk nochmal ganz genau nach! 44] Kannst du uns diesen Ort auf der Karte zeigen? [Kind zeigt; evtl. räumliche Hilfestellung auf der Karte geben, nachfragen etc. Also Dein „unbeliebtester Ort“ ist hier] Ortsbeschreibung:__________________________________________________ Begründung des „unbeliebtesten Ortes“ 45] „Kannst Du mir kurz erklären, warum Du diesen Ort nicht magst/er Dir nicht gefällt?“ ______________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ Nutzung des „unbeliebtesten Ortes“ 46] Bist Du trotzdem manchmal dort, obwohl er Dir nicht gefällt? O_ Nein O_ Ja „Warum/Zu welchen Gelegenheiten bist Du dort?“ __________________________________________________________________ Anhang 262 __________________________________________________________________ „Was machst Du dort hauptsächlich? __________________________________________________________________ __________________________________________________________________ 47] „Wenn Du dort bist, bist Du dort hauptsächlich alleine, mit Freunden oder Familie oder sind dort v.a. Fremde?“ O_hauptsächlich alleine O_hauptsächlich mit bestem Freund/bester Freundin O hauptsächlich mit Freunden/Clique O Vorwiegend Mädchen O Vorwiegend Jungs O gemischt O_hauptsächlich mit Familie O_hauptsächlich Fremde sind dort O_sonstige: ____________________________________________________________ Charakteristika des „unbeliebtesten Ortes“ 48] „Kannst Du Dir den Ort gerade vorstellen? Ich kenne den Ort ja gar nicht. / Bzw. wie sieht denn ein Ort aus, den Du überhaupt nicht magst? Kannst Du mir ein paar Fragen zu diesem Ort beantworten? Ich frage dich dabei immer zwei Merkmale und Du gibst mit bitte an, wie Du den Ort beschreiben möchtest. Wir haben das gerade schon für deinen Lieblingsort getan. Mein unbeliebtester Ort ist… schön leise hat Natur sauber gepflegt abwechslungsreich kann dort verschiedene Dinge machen cool können wir machen, was wir wollen belebt leicht zugänglich sicher einsehbar O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O hässlich laut hat keine Natur schmutzig ungepflegt langweilig kann dort nicht viel machen uncool /öde werden kontrolliert/eingeschränkt menschenleer schwierig zu erreichen/verschlossen gefährlich nicht einsehbar Anhang 263 49] Wie sollte der Ort Deiner Meinung nach verändert/gestaltet werden, damit Du ihn lieber magst/er Dir besser gefällt? Hast Du Ideen dazu? _____________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ NACHFRAGEN, ob weitere „unbeliebteste Plätze“ [insgesamt max. 3] WEITER mit unbeliebtesten Ort WEITER mit „weiteren häufig genutzten Orten“ / „Treffpunkten“, „Routen“ Häufige Orte / Treffpunkte Wir haben nun viel über ganz beliebte und unbeliebte Orte von Dir gesprochen. Gibt es noch andere Orte, an denen Du häufig bist? Kannst Du mir diese Orte auf der Karte zeigen? 62]Hier Platz für genauere Beschreibungen: _____________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ a) Wo (in Karte eintragen)? Was machst du dort? _____________________________________________________ b) Wo (in Karte eintragen)? Was machst du dort? _____________________________________________________ Anhang 264 c) Wo (in Karte eintragen)? Was machst du dort? _____________________________________________________ Häufige Wege / Routen Wir haben nun viel über Orte gesprochen. Gibt es denn Wege und Routen, die Du regelmäßig und häufig gehst? Hast Du bestimmte Wege zwischen Deinen Treffpunkten (auf der Karte nochmals zeigen), zur Schule, in die Stadt zu Freunden,…? Kannst Du mir diese Wege auf der Karte zeigen? Wir tragen Sie gemeinsam ein, ok? 63] Hier Platz für Antworten (z.B. ganz oft, um zum Sport zu kommen…) Weg a) ________________________________________________________________ Weg b) ________________________________________________________________ Weg c) ________________________________________________________________ Weiter mit Spaziergang zum beliebtesten Ort Spaziergang zum beliebtesten Ort (1) Wir haben jetzt sehr viel darüber geredet, wie manche Orte aussehen. Jetzt können wir uns einfach mal Deinen Lieblingsort ansehen. Wir gehen dabei den Weg, den Du uns zeigst. Ich kenne mich ja hier nicht aus. Wir haben dafür genug Zeit. Wir müssen erst um etwa halb 12 wieder hier sein. Dazu nehme ich wieder die Karte mit, damit wir einzeichnen können, wie wir gegangen sind. Du kannst mir unterwegs gerne erzählen, wenn Dir etwas gefällt oder wenn dir etwas überhaupt nicht gefällt. Kommt, lasst uns gehen. Mögliche Fragensammlung für unterwegs (Grundsätzlich: Das Gespräch kann auch persönlich werden und muss sich nicht immer auf den Raum beziehen. Ziel: Gesprächsbeziehung nicht abbrechen lassen.) Fragenmöglichkeiten: Anhang 265 Gehst Du den Weg öfters? Wie gefällt Dir der Weg? Gibt es etwas Besonderes auf dem Weg? Fährst Du in der Stadt auch mit dem Fahrrad? Ist das gefährlich? Bist Du in Rothenditmold geboren? Wie lange wohnst Du schon hier? Wohnst Du gerne in Rothenditmold? Möchtest Du hier wohnen bleiben, wenn Du erwachsen bist? Hast Du auf dem Weg Treffpunkte? Bitte zeige sie mir doch… … Wenn über Raum „nichts mehr geht“ -> mögliche persönliche Fragen: Hast Du noch Geschwister, Welche Hobbies, woher kommen die Eltern,…? LIEBLINGSORT 1 Am Lieblingsort (genaue Ortsbeschreibung): Aus der Situation ein Gespräch über den Ort beginnen: Ah, das ist Dein Lieblingsort. Danke, dass Du ihn mir zeigst. 64] Wo genau gefällt es Dir am besten? -> FOTO machen (lassen) ______________________________________________________________________ 65] Warum ist das Dein Lieblingsort/Was macht diesen Ort zu Deinem Lieblingsort? Was gefällt Dir besonders? ______________________________________________________________________ 66] Weitere Fragen aus der Situation (auf Besonderheiten, auffälliges etc. abheben) ______________________________________________________________________ 67] Könnte der Platz noch besser gemacht werden, so dass er Dir noch besser gefällt? O__nein O__ja Wenn ja: Wie sollte der Platz Deiner Meinung nach verändert/gestaltet werden? Hast Du Ideen dazu? (evtl. Fotos machen) _____________________________________________________________________ Anhang 266 ______________________________________________________________________ Weitere Lieblingsorte ansehen  über Wege sprechen. Gleicher Ablauf wie oben. Nach Lieblingsorten zu unbeliebtesten Ort gehen Jetzt können wir uns einfach mal Deinen/Euren unbeliebtesten Ort ansehen. Wir gehen dabei den Weg, den Du/Ihr uns zeigst. Ich kenne mich ja hier nicht aus. Wir haben dafür genug Zeit. Dazu nehme ich wieder die Karte mit, damit wir einzeichnen können, wie wir gegangen sind. Ihr könnt mir unterwegs gerne erzählen, wenn Euch etwas gefällt oder wenn etwas überhaupt nicht gefällt. Kommt, lasst uns gehen. Unbeliebtester Ort 1 Am UO 1 (genaue Ortsbeschreibung): Aus der Situation ein Gespräch über den Ort beginnen: Ah, das ist Dein UO. Danke, dass Du ihn mir zeigst. 76] Warum ist das Dein UO / Was macht diesen Ort zu Deinem Lieblingsort? Was stört Dich besonders? _____________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ 77] Weitere Fragen aus der Situation (auf Besonderheiten, auffälliges etc. abheben) _____________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ 78] Könnte der Platz besser gemacht werden, so dass er Dir besser gefällt? Anhang 267 O_nein O_ja Wenn ja: Wie sollte der Platz Deiner Meinung nach verändert/gestaltet werden? Hast Du Ideen dazu? (evtl. Fotos machen) _____________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ Weitere unbeliebte Orte ansehen  über Wege sprechen. Gleicher Ablauf wie oben. VIELEN DANK, dass Du mir alles gezeigt hast. Falls Du mir nicht noch irgendetwas Besonderes zeigen möchtest, gehen wir jetzt wieder gemein- sam zurück zur Schule. Anhang 268 Anhang V: Fragebogen zu einschätzenden qualitativen Interviews Qualitative Interviews zu Methoden und Instrumenten der Landschaftsplanung Bad Soden am Taunus – Hamburg Wilhelmsburg – Kassel-Rothenditmold Es werden wenige qualitative Interviews in unterschiedlichen städtischen Räumen mit verschiedenen Personen geführt, die unterschiedliche fachliche Vorkenntnisse zur Landschaftsplanung haben. Ziel ist es, durch diese Gesprä- che Einschätzungen darüber zu erhalten, ob mit einer Methoden- und Instru- mentenergänzung für die Landschaftsplanung ein Mehrwert erzielt werden kann, so dass diese in ihrer Argumentation insgesamt eine gestärkte Position einnehmen kann. Kernfrage ist, wie wird der Nutzen von Methoden und Techniken zur Berück- sichtigung öffentlicher Auffassungen für die Landschaftsplanung einge- schätzt? – Welche Vor- bzw. Nachteile werden gesehen? – Wo liegen besondere Interessenschwerpunkte? –Wer sollte beteiligt werden? Gesprächs-Choreographie Teil I – Einführung  Begrüßung und gegenseitige Vorstellung  Kurze Vorstellung meiner Arbeit und weshalb ich die Person als Interview- partner ausgewählt habe. Erste grundsätzliche Fragen:  Was fasziniert Sie an dieser Stadt / diesem Stadtteil?  Was mögen Sie nicht so gerne? / Was würden Sie gerne verändern? Anhang 269 Teil II – Kenntnisse zu den gesetzlich vorgeschriebenen Instrumenten der Landschaftsplanung und der hierfür verwendeten Methoden44  Sind sie vertraut mit den gesetzlich vorgeschriebenen Instrumenten der Landschaftsplanung? Es werden beispielhafte Pläne gezeigt.  Welche Instrumente und Methoden der Landschaftsplanung sind bekannt? bzw. an welchen Instrumenten haben Sie bereits mitgewirkt? Wie sind ihre persönlichen Erfahrungen mit diesen Planungen? Welche Methoden haben Sie in besonderer Erinnerung? o Waren die Planungen in ihrem Ablauf für Sie verständlich strukturiert? o Konnten Sie an dem Prozess teilnehmen bzw. teilhaben? Wie kam es dazu? o Wie wurden Ihre Ideen im weiteren Planungsprozess berücksichtigt?  Wie schätzen Sie die Verständlichkeit der verschiedenen Planwerke für Laien ein. o Gibt es eine Art Hemmschwelle sich an Planungen zu beteiligen? Was kennzeichnet diese Hemmschwelle? o Sind die Planungen so ausgelegt, dass sie sich den Ansprüchen der „normalen Menschen“ orientieren?  Würden Sie es befürworten, wenn insgesamt mehr Menschen an Planung beteiligt würden? Ist Beteiligung in Ihren Augen wichtig?  Was müsste geschehen, damit Planungsprozesse, insbesondere die der Landschaftsplanung, auf mehr Bereitschaft zur Beteiligung stoßen? 44 Grau gedruckte Fragen wurden nur dann gestellt, wenn das Gespräch ins Stocken geriet bzw. wenn der Befragte eine Erläuterung zu der gestellten Frage wünschte. Anhang 270 Teil III – Mögliche, ergänzende Methoden und Instrumente für Landschafts- planung  Können Sie sich zusätzlich zu den vorgeschriebenen Instrumenten und üblichen Methoden andere vorstellen, die erweiternde Themen oder Inhalte aufgreifen?  Was sollten diese Ihrer Meinung nach enthalten, z.B. bestimmte Teilberei- che der Stadt / des Stadtteils, kulturelle Aspekte, Wahrnehmungen, Emoti- onen, Bedürfnisse und / oder Ansprüche der Bevölkerung? Bitte versuchen Sie sich hier von den üblichen Vorgehensweisen und Denkmustern öffent- licher Planung zu lösen. o Pläne zu Interessen, Wahrnehmung und Bewertung der Landschaft und ihrer Elemente?  Sollte es Pläne geben, die konkret auf die Ansprüche, Bedürfnis- se und Wahrnehmungen der Bevölkerung ausgelegt sind?  Sollte es Planungen geben, die insbesondere die persönlichen Eindrücke – wie Emotionen, Gefallen, Anreize des Raumes - der Menschen wider spiegeln?  Wenn Pläne zu Interessen, Wahrnehmung und Bewertung von Landschaft geben soll, wessen Wahrnehmung sollte hier beson- dere Berücksichtigung finden?  Gibt es Bereiche in dieser Stadt, die Sie für besonders beach- tenswert für mögliche neue Planungen halten? o Pläne zur Nutzung der Landschaft durch die Menschen?  Sollte es Pläne geben, die insbesondere darstellen, welche Räu- me von Menschen für welche Aktivitäten genutzt werden? – Wo sich folglich begehrte und eher gemiedene Plätze befinden?  Welche Aktivitäten sollten hier besondere Beachtung finden? o Pläne zu kulturellen Setzungen/Elementen in der Stadt?  Was halten Sie von Plänen, die besonders die Aspekte des Kultu- rellen festhalten?  Was sind kulturelle Elemente, die hervorgehoben werden soll- ten? – bezieht sich dieses ausschließlich auf die geschichtliche Entwicklung des Stadtteils, oder sollte hier ein Fokus auf die ak- tuellen Entwicklungen gelegt werden? Anhang 271  Wer sollte beteiligt werden? Sollte ein Fokus auf bestimmte Bevölkerungs- gruppen gelegt werden? Wenn ja, warum?  Kinder und Jugendliche, junge Erwachsene, Senioren oder ein repräsentativer Querschnitt?  Wie sollte Landschaftsplanung Ihrer Meinung nach verändert werden? Was fänden Sie in dem Prozess der Planerstellung besonders erstrebenswert? Teil IV - Mögliche neue sozialwissenschaftlich informierte Instrumente  Wenn Sie sich die in unseren Projekten erarbeiteten Pläne anschauen, was sehen Sie auf den ersten Blick bzw. was fällt ihnen dabei auf? Exemplari- sche Kartenausschnitte werden gezeigt.  Ist es Ihrer Meinung nach möglich, mit sozialwissenschaftlich erprobten Methoden weiterführende Erkenntnisse über die Stadt / den Stadtteil zu gewinnen, die bisher durch die Landschaftsplanung nicht erfasst werden?  Glauben Sie, dass eine konkrete Berücksichtigung der Eindrücke und Wahrnehmungen von Ortsansässigen zur Teilnahme an Planungsprozessen motiviert? Teil V – Einschätzung der erprobten Methoden und Instrumente  Glauben Sie, dass solche Formen der Darstellungen, wie sie in unseren Projekten erarbeitet wurden, es der Planung ermöglichen neue, räumliche Ergebnisse zu erarbeiten, die zu einer zukunftsorientierten Planung führen?  Sind mit diesen, von uns erprobten Methoden, Ihrer Meinung nach gesell- schaftliche und sozialwissenschaftliche Belange erfassbar, so dass sie zu einer bevölkerungsnahen Planung führen? Anhang 272  Würde die Landschaftsplanung durch ergänzende sozialwissenschaftlich informierte Methoden und Vorgehensweisen an Qualität gewinnen?  Kann es mit solchen neuartigen Vorgehensweisen gelingen, der heute weniger gut positionierten Landschaftsplanung eine verbesserte Position in ihrer Argumentation zur Durchsetzung ihr aufgegebener Ziele zu verschaf- fen? Teil VI – Angaben zu Erhebungsort/-raum und Gesprächsverlauf eigene Notizen Ergänzende Angaben zur Person Bitte ankreuzen bzw. ausfüllen Vor- und Nachname: _____________________________________________ Wie lange leben Sie bereits in der Stadt / dem Stadtteil? _________________ Falls Sie nicht in dieser Stadt / diesem Stadtteil wohnen, wo wohnen Sie? ___ _______________________________________________________________ Fühlen Sie sich dem Ort verbunden? ja  nein  weiß nicht  Was fasziniert Sie an dieser Stadt / diesem Stadtteil? Bitte zählen Sie maximal 5 Punkte auf. Anhang 273 a) _________________________________________________________ b) _________________________________________________________ c) _________________________________________________________ d) _________________________________________________________ e) _________________________________________________________ Was mögen Sie nicht so gerne? / Was würden Sie gerne verändern? Bitte zählen Sie maximal 5 Punkte auf. a) _________________________________________________________ b) _________________________________________________________ c) _________________________________________________________ d) _________________________________________________________ e) _________________________________________________________ Alter? _________________________________________________________ Beruf? _________________________________________________________ Welche Funktion/Rolle haben Sie in diesem Stadtteil / dieser Stadt? _______________________________________________________________ _______________________________________________________________ _______________________________________________________________ _______________________________________________________________ Eidesstattliche Erklärung 275 Eidesstattliche Erklärung Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Dissertation selbständig und ohne unerlaubte Hilfe angefertigt und andere als die in der Dissertation angegebenen Hilfsmittel nicht benutzt habe. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus veröffentlichten oder unveröffentlichten Schriften entnommen sind, habe ich als solche kenntlich gemacht. Kein Teil dieser Arbeit ist in einem anderen Promotions- oder Habilitationsverfahren verwendet worden. Kassel, 21. September 2011 Dank 277 Dank In diese Arbeit, die über lange Zeit erstellt wurde, sind sehr viele Gespräche, konstruktive Kritiken und noch viel mehr aufmunternde Worte eingegangen. Es ist kaum möglich, sich bei allen namentlich zu bedanken – daher sollen diejenigen, die hier nicht explizit genannt werden, sich nicht vergessen fühlen! Allen sei gesagt: Ohne die Hilfe hätte ich letztlich den Mut, die Kraft und die Ausdauer für die Fertigstellung dieser Arbeit nicht aufbringen können. Ich möchte mich bedanken bei … … meinem Doktorvater Prof. Dr. Diedrich Bruns für die Unterstützung sowie das entgegenbrachte und nicht verloren gegangene Vertrauen, seine Gelassen- heit, die hilfreiche Kritik, die Motivationen und die intensive Zusammenarbeit – auch und vor allem in den weniger leichten Zeiten. … Prof. Dr. Dr. Kai Schuster für Verständnis, Betreuung und Hilfestellungen insbesondere für den sozialwissenschaftlich orientierten Teil der Arbeit . … Dr. Susanne Kost für die durchaus direkte aber immer wieder hilfreiche Kritik. Sie hat mich manches Mal aufgeweckt und mich auf einen besseren Weg gebracht. … Prof. Dr. Maria Spitthöver danke ich, dass sie der Disputation als Mitglied der Prüfungskommission beigewohnt hat. … meinen Kolleginnen und Kollegen für die vielen anregenden und konstruk- tiven Gespräche, die gemeinsamen Mittagspausen, die geselligen Abende und Ausflüge. … meinen Interviewpartnern in Bad Soden, Hamburg-Wilhelmsburg und Kassel-Rothenditmold für ihre Zeit, und dass sie mir Rede und Antwort gestanden haben. … den Studenten, die an den Projektarbeiten mitwirkten, für ihre Beiträge und Ideen, so dass neue Erkenntnisse ermöglicht wurden. Dank 278 Bedanken möchte ich mich auch bei … … Claudia Kegel, Nicole Wessels, Rebekka Beckmann und Sandra Brocks für ihren Fleiß und das zeitaufwändige Transkribieren von fast zwölf (!) Stunden Interviewaufzeichnungen. … Patricia Bollack, Michael Müller und Nicole Wessels für das Lesen und Korrigieren des Manuskripts sowie für ihre Anregungen. … Christine Haverland-Meyer, Marlene Siebert und Katrin Dippel für die Geselligkeit im Pferdestall, ihr Verständnis und ihre Einsatzbereitschaft zum Horsesitten während meiner zahlreichen Abwesenheiten. … Frau Madeleine Weber und Frau Sabine Krahner, dass sie mir viel Ver- ständnis entgegen gebracht, mich stabilisiert und mich während der intensiven Zeit begleitet haben. Ganz besonders bedanken möchte ich mich bei … … meiner besten Freundin Claudia Kegel und ihrem (inzwischen) Mann Philipp Kegel für ihre Freundschaft, Besuche; ganz viel Spaß, Abwechslung, Ermutigungen und unendlich lange Gespräche. Nicht vergessen darf ich den Dank an … … meine Eltern Hildegard und Bernhard Bödding sowie meinen Bruder Mathias Bödding für den Rückhalt, die vielen aufmunternden Worte und ihr großes Vertrauen in meine Fähigkeiten. DANKE. Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen. Johann Wolfgang von Goethe Deine erste Pflicht ist es, dich selber glücklich zu machen. Bist du glücklich, so machst du auch andere glücklich. Ludwig Feuerbach