Jahresbericht 2011 Impressum Jahresbericht 2011 des Zentrums für Lehrerbildung Stand: 10. Januar 2012 Herausgeber Universität Kassel Zentrum für Lehrerbildung Mönchebergstraße 11 34109 Kassel +49 561 804-2324  +49 561 804-3169 zlb@uni-kassel.de http://www.uni-kassel.de/zlb Redaktion Prof. Dr. Dorit Bosse Wolfgang Gabler Lucia Stabik 3 Inhalt Vorwort .......................................................................................................................5 1. Zur Situation der Lehrerbildung an der Universität Kassel...........................6 1.1 Lehre und Studium..............................................................................................6 1.2 Empirische Bildungsforschung..........................................................................11 2. Aktivitäten des ZLB.........................................................................................14 2.1 Jahrestagung 2011 ...........................................................................................15 2.2 Referat Interdisziplinäre Grundschulpädagogik.................................................20 2.3 Referat Kernstudium .........................................................................................23 2.4 Referat für Schulpraktische Studien..................................................................26 2.5 Studienberatung Lehramt..................................................................................30 2.6 Kooperationsrat.................................................................................................32 3. Arbeitsgruppen und Projekte.........................................................................34 3.1 Comenius-Regio-Projekt ...................................................................................34 3.2 Darstellendes Spiel / Szenisches Verstehen.....................................................38 3.3 Evaluation von Lehrerfortbildungen – Das Fritzlarer Projekt .............................40 3.4 Lehrerbildungsregion Nordhessen ....................................................................42 3.5 Medienbildung...................................................................................................44 3.6 Nutzung von Staatsexamensarbeiten ...............................................................48 3.7 Online-Fallarchiv Schulpädagogik.....................................................................49 3.8 Politische und ökonomische Bildung in Zeiten der Globalisierung ....................51 3.9 Praxissemester .................................................................................................53 3.10 Projekt K – Kasseler Schülerhilfeprojekt ...........................................................55 3.11 Projektbüro Individualförderung ........................................................................57 3.12 Psychosoziale Basiskompetenzen für den Lehrerberuf ....................................58 3.13 Studien-Portfolio Grundschullehramt ................................................................63 3.14 Studienprogramm Bildungsmanagement ..........................................................66 3.15 Studienprogramm für bilingualen Unterricht Französisch..................................66 3.16 Studienwerkstätten............................................................................................70 Jahresbericht 2011 4 3.17 Studierendenabschlussbefragung.....................................................................71 3.18 Uni für Kinder ....................................................................................................74 3.19 Unterricht unter der Lupe ..................................................................................80 Anhang .....................................................................................................................85 1. Satzung .................................................................................................................86 2. Organisation ..........................................................................................................91 3. Statistiken ..............................................................................................................95 4. Kasseler Appell....................................................................................................102 5. Veranstaltungen ..................................................................................................106 6. Veröffentlichungen...............................................................................................107 Vorwort 5 Vorwort Das 40jährige Jubiläum der Universität Kassel im Jahr 2011 war auch ein 40jähriges Jubiläum der Lehrerbildung an unserer Hochschule. Besonders kam dies zum Aus- druck bei der eindrucksvollen Feier des Kooperationsrats im Mai, bei der sich viele Protagonisten der Kasseler Lehrerbildung trafen. Deutlich wurden nicht nur die Viel- falt und Stimmigkeit des realisierten Konzepts, sondern auch eine Reihe von Fragen, vor denen wir für die nähere Zukunft stehen. Deutlich wurde auch die intensive Ver- netzung der Kasseler Lehrerbildung mit ihrem Umfeld in Schulen, Studienseminaren und Schuladministration, was gleichzeitig belegt, dass Praxisbezug hier nicht nur Programmatik ist, sondern zugleich auch gelebte Realität – weit über Schulprakti- sche Studien hinaus. Diese Realität umfasst eben auch eine Reihe von Entwick- lungsprojekten, vielfältige Fort- und Weiterbildungsaktivitäten, kontinuierliche Koope- ration. Von wesentlicher Bedeutung ist nicht zuletzt, dass dieses breite Kooperati- onsgefüge getragen wird von gemeinsamen Grundüberzeugungen, die sich auf Chancengleichheit in der Bildung und Offenheit für heterogene Lernvoraussetzungen ebenso beziehen wie auf konstruktivistisches Verständnis von Lernen und das Be- mühen um kompetenzorientierten Unterricht. Nur zu verständlich ist es, dass sich das Zentrum für Lehrerbildung auch betroffen sah, als im Frühjahr Sparmaßnahmen des Kulturministeriums diskutiert wurden, die herbe Einschnitte für die zweite Phase und das Amt für Lehrerbildung bedeutet hätten. Wenn wir uns auf einem Weg zur Lehrerbildungsregion Nordhessen sehen, müssen wir auch ihre Entwicklungsbedin- gungen im Kontext beurteilen und für eine positive Perspektive sorgen. Wie traditionell üblich soll der Jahresbericht des ZLB die Aktivitäten dokumentieren und dabei gleichzeitig Ziele, Konzepte und praktische Erfahrungen beschreiben. Eine wichtige Funktion ist dabei, Anregungen zum wechselseitigen Austausch der Betei- ligten zu geben und projektübergreifende Zusammenhänge deutlich zu machen. In diesem Bereich haben wir dabei erstmals einen größeren Abschnitt zur Darstellung der Forschungsaktivitäten im Bereich der empirischen Bildungsforschung aufge- nommen, da auch dieser Bereich integral zur Kasseler Lehrerbildung gehört und wichtige Anregungen sowohl für die universitäre als auch für die schulische Praxis geben kann. Das ZLB lebt vom kritisch-konstruktiven Diskurs. Dies gilt auch für die Gestaltung dieses Berichts. Anregungen zur Weiterentwicklung des ZLB und der Berichtlegung sind daher jederzeit erwünscht. Auch in diesem Jahr haben wieder viele Beiträge aus einzelnen Bereichen des ZLB, insbesondere aus den Projekten den Jahresbericht bereichert. Ich danke allen Beteiligten für ihre Mitwirkung. Besonderer Dank gilt Lucia Stabik für die sorgfältige und umsichtige Betreuung des Texts. Kassel, im Januar 2012 Dorit Bosse Jahresbericht 2011 6 1. Zur Situation der Lehrerbildung an der Universität Kassel 1.1 Lehre und Studium Das Profil der Lehrerbildung an der Universität Kassel ist gekennzeichnet durch eine spezifische Integration von wissenschaftlichem Studium und Praxisbezug mit dem Ziel der Professionalisierung für eine breit angelegte Erziehungs- und Bildungsauf- gabe, die einen Kernbereich in der Kompetenz für fachliche Wissensvermittlung hat. Vier Elemente prägen dieses Modell des Lehramtsstudiums: – die Fachwissenschaften, die nahezu alle üblichen Schulfächer abdecken, – die Fachdidaktiken, die in enger Abstimmung mit den Fachwissenschaften gelehrt werden, – das Erziehungs- und gesellschaftswissenschaftliche Kernstudium, das die Bil- dungswissenschaften (Erziehungswissenschaft sowie Anteile von Psychologie, Soziologie, Politikwissenschaft, Philosophie und Geschichte) integriert, – die Schulpraktischen Studien, die mit mehreren Praxisphasen einen iterativen Er- fahrungs- und Reflexionsprozess zwischen wissenschaftlichem Wissen und schul- praktischem Können anbahnen. Dieses Konzept gilt gleichermaßen für die an der Universität Kassel angebotenen Lehramtsstudiengänge für – Grundschulen – Hauptschulen und Realschulen – Gymnasien sowie – Beruflichen Schulen. Es realisiert sich in einem an professioneller Selbstständigkeit orientierten Lehrbe- trieb, der mit Elementen von forschendem Lernen der Offenheit wissenschaftlicher Entwicklung Rechnung trägt und gleichzeitig der Befähigung zum aktiven lebenslan- gen Lernen im Beruf dient. Es gehört zu den gewachsenen Erfahrungen der Lehrerbildung, dass die Integration verschiedener Wissenschaften sowie verschiedener Institutionen mit dem Ziel der Professionalisierung geeignete Strukturen für die Kooperation der Beteiligten erfor- derlich macht. Eine wichtige Voraussetzung bildet hier die Entwicklung von Netzwer- ken zwischen Personen und organisatorischen Einheiten: – an der Universität mit ihren Fachbereichen, Instituten sowie einzelnen zentralen Einrichtungen, Zur Situation der Lehrerbildung an der Universität Kassel 7 – gleichzeitig aber auch mit Schulen und Studienseminaren, AfL, Schulaufsicht, IQ und Ministerien sowie mit anderen Universitäten. Hier sieht das ZLB eine entscheidende Aufgabe. Dabei hat sich eine Konzeption herausgebildet, die neben stabilen Kommunikationsstrukturen in Gremien auf pro- jektförmigen Formaten für innovative institutionsübergreifende Aktivitäten basiert. Konstant hohe Studierendenzahlen Die mittlerweile für nahezu alle Lehramtsstudiengänge der Universität Kassel einge- führten Zulassungsbeschränkungen sorgen für Konstanz trotz hoher Studierenden- zahlen. Die Gesamtzahl der Lehramtsstudierenden an der Universität Kassel liegt im Wintersemester 2011/12 mit 4.710 nur marginal unter der des Vorjahrs (4.752). Auch bei den Gesamtzahlen der einzelnen Lehrämter gab es nur geringfügige Verschie- bungen: einen leichten Anstieg beim Lehramt an Grundschulen und beim Lehramt für Gymnasien, einen leichten Rückgang beim Lehramt für Hauptschulen und Realschu- len sowie bei verschiedenen Studiengängen für das berufliche Lehramt. Etwas deut- lichere Unterschiede finden sich bei den Anfängerzahlen: Infolge gesenkter Zulas- sungshöchstzahlen im Rahmen des NC ist die Anfängerzahl für das Lehramt an Grundschulen von 170 auf 140 zurückgegangen, die für das Lehramt an Hauptschu- len und Realschulen von 201 auf 193 und die für das Lehramt an beruflichen Schu- len von 307 auf 254. Gleichzeitig ist für das Lehramt an Gymnasien ein leichter An- stieg der Anfängerzahlen von 326 auf 342 festzustellen. Insgesamt haben die Lehr- amtsstudierenden einen Anteil von 22% an den Studierenden der Universität Kassel. Einerseits bedeuten die gegenwärtigen Studierendenzahlen, die etwa gegenüber dem Jahr 2007 um 25% gestiegen sind, eine hohe Belastung für die Fachbereiche und die Referate des ZLB. Die Universität und auch die Lehrerbildung stellen sich damit der Herausforderung, der aktuell hohen Bildungsnachfrage im tertiären Bereich gerecht zu werden. Gleichzeitig sorgt die mittlerweile erreichte Konstanz in den Stu- dierendenzahlen dafür, dass trotz räumlicher Enge und anderer Schwierigkeiten praktikable Lösungen für die Organisation der Lehrveranstaltungen und die Durch- führung von Praktika entwickelt werden konnten, so dass trotz aller Schwierigkeiten solide Studienbedingungen gewährleistet sind. Nähere Einzelheiten zu den Studie- rendenzahlen finden sich am Ende dieses Berichts (Anhang). Neuer „PäMi-Erlass“ Nicht ohne Kritik wurde der im April 2011 vom Hessischen Kultusministerium heraus- gegebene neue „Erlass zur Abordnung von Bediensteten aus dem Geschäftsbereich des Hessischen Kultusministeriums an öffentlichen Hochschulen“ aufgenommen. Bereits in der Vorbereitung dieser Neuregelung hatte sich die Universität Kassel wie Jahresbericht 2011 8 auch die anderen betroffenen hessischen Hochschulen insbesondere dafür einge- setzt, im Rahmen der Neuregelung weiterhin eine flexible Handhabung der Abord- nungsdauer für Pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wie auch für andere Abordnungen von Lehrkräften der Schulen an die Universitäten zu ermöglichen. Da- bei war vor allem seitens der Universität Kassel darauf hingewiesen worden, dass vornehmlich bei den Abordnungen auf halben Stellen der Kontakt zur Schule erhal- ten bliebe und damit der Intention des Kultusministeriums Rechnung getragen werde, eine Entfremdung von der Schulpraxis durch allzu lange Abordnungszeiten zu ver- meiden. Dennoch legt der Erlass nunmehr verbindlich eine Höchstdauer der Abord- nung von grundsätzlich fünf Jahren fest, wobei lediglich in besonderen Ausnahmefäl- len von dieser Maßgabe abgewichen werden kann. Bisher ist dies allerdings in kei- nem Falle erfolgt. Weiterhin wurde von verschiedener Seite bedauert, dass der Erlass sich auf reine Formalien des Abordnungsverfahrens beschränkt und keine Aufgabenbeschreibung für die Pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter enthält, die modernen Anfor- derungen entspricht. Insofern liegt es nun bei den Universitäten, durch ihre Konzepte für die Schulpraktischen Studien entsprechende Anforderungen – auch für die ein- zelnen Fächer – zu formulieren. Neue Stellen für Pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Im Rahmen der Neuregelung zum Abordnungsverfahren für Pädagogische Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter hat das Kultusministerium auch eine vergleichende Berech- nung der Ausstattung der fünf hessischen Universitäten mit PäMi-Stellen vorgenom- men. Um die dabei festgestellten Ungleichheiten zu kompensieren, wurden den Uni- versitäten nicht ausfinanzierte sogenannte „Stellenhülsen“ zur Verfügung gestellt, die es ihnen ermöglichten, unter Inanspruchnahme ihres eigenen Budgets verschiede- nen besonderes belasteten Bereichen neue PäMi-Stellen zuzuweisen. Das Präsidi- um der Universität Kassel hat von dieser Möglichkeit erfreulicherweise in vollem Um- fang Gebrauch gemacht und der Lehrerbildung zusätzlich 3,5 neue PäMi-Stellen be- darfsgerecht zur Verfügung gestellt. Angesichts der hohen Studierendenzahlen wirkt dies nicht nur entlastend für die Lehre insgesamt, sondern vermindert auch den weit verbreiteten Einsatz von Lehrbeauftragten zur Betreuung von Schulpraktischen Stu- dien. Diskussion zur Einführung eines Praxissemesters Beunruhigung erzeugten Vorüberlegungen der Landesregierung, für die Lehreraus- bildung an den hessischen Universitäten ein Praxissemester einzuführen, das bereits nach dem zweiten Fachsemester absolviert werden soll. Nur auf informellem Wege flossen Informationen über diese Vorüberlegungen an die Universitäten, die mit den Zur Situation der Lehrerbildung an der Universität Kassel 9 seit Jahren entwickelten Praxisphasen im Rahmen der Lehramtsstudiengänge nicht vereinbar sind. Die gegenwärtigen Praxisphasen der Schulpraktischen Studien sind mit differenzierten Zielen in das Studium integriert, wobei insbesondere die Schul- praktischen Studien II mit ihren Unterrichtsprojekten bereits auf eine ausgeprägte fachliche, fachdidaktische und bildungswissenschaftliche Kompetenz aufbauen kön- nen. Dies wäre in einem Praxissemester nach dem zweiten Fachsemester nicht ge- geben. Die offensichtlich mit diesem Vorschlag verbundene Vorstellung, durch einen „Sprung ins kalte Wasser“ die Eignung für den Lehrerberuf frühzeitig zu testen, wirft erhebliche Fragen auf. Das Zentrum für Lehrerbildung hat daher zu dieser Thematik eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet, die unter Einbeziehung von Schulen und zweiter Phase die Diskussion zum Praxissemester sorgfältig beobachtet und mit ei- genen Vorschlägen begleiten soll. Internationales bildungswissenschaftliches Symposion Bildungsexperten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kamen im Septem- ber 2011 an der Universität Kassel zu einem internationalen Symposion zum Thema „Abitur und Matura zwischen Standardisierung und Beschleunigung“ unter Leitung der Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dorit Bosse zusammen, um über Bildungs- standards und Auswirkungen der verkürzten Studienzeit im Hinblick auf die gymnasi- ale Oberstufe zu diskutieren. Die Tagung fand im Rahmen eines Kooperationspro- jekts der Universitäten Kassel (Prof. Dorit Bosse), Zürich (Prof. Franz Eberle) und Wien (Prof. Barbara Schneider-Taylor) statt. Neben den bereits genannten trugen weitere namhafte Wissenschaftler auf der Ta- gung vor, so etwa Prof. Olaf Köller von der Universität Kiel, Prof. Ludwig Huber, lang- jähriger Professor für Pädagogik und wissenschaftlicher Leiter des Oberstufen- Kollegs in Bielefeld, Prof. Rudolf Messner von der Universität Kassel sowie Prof. Ka- tharina Maag Merki von der Universität Zürich. Themen der wissenschaftlichen Bei- träge waren etwa die Auswirkungen der zunehmenden Standardisierung und der gleichzeitigen Schulzeitverkürzung auf die Qualität von Unterrichts und auf das Ni- veau von Matura und Abitur, die wissenschaftliche Auswertung des Leistungsgefälles zwischen den Abiturprüfungen der einzelnen Bundesländer, die Chancen der Einfüh- rung eines bundesweiten Zentralabiturs, die tatsächlichen Wahlmöglichkeiten von Oberstufenschülern bei der gegenwärtigen Ausgestaltung der gymnasialen Oberstu- fe, die bildungstheoretische Würdigung des Verhältnisses von Zeit und Bildung sowie die Auswirkungen der Einführung des Zentralabiturs in Hessen und Bremen. Den Abschluss der Tagung bildete eine Podiumsdiskussion, in der u.a. Ministerialrat Friedrich Janko vom Hessischen Kultusministerium, Dr. Heike Schmoll von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sowie Ann-Catrin Gras, Kreisschülersprecherin Kassel, teilnahmen. Jahresbericht 2011 10 Mentoring für Lehramtsstudierende mit Migrationshintergrund Ein neues Projekt von Prof. Friederike Heinzel will Lehramtsstudierende mit Migrati- onshintergrund gezielt unterstützen. Lehrerinnen und Lehrer mit Migrationshin- tergrund sind an deutschen Schulen unterrepräsentiert, ebenso wie entsprechende Lehramtsstudierende an deutschen Hochschulen. Gerade sie können aber wesentli- ches zur Gestaltung von interkulturell orientierten Bildungsprozessen beitragen, als Rollenvorbilder dienen und wichtig für den Schulerfolg von Schülerinnen und Schü- lern mit Migrationshintergrund sein. Gleichzeitig sehen sich die entsprechenden Lehramtsstudierenden besonderen Herausforderungen gegenüber. Hier setzt das neue Projekt an. Spezielle Angebote, die auf die Bedürfnisse dieser Studierenden- gruppe eingehen, sollen bessere Voraussetzungen für einen erfolgreichen Abschluss und für die Praxis im Schulalltag schaffen. Darüber hinaus soll durch das Angebot die Attraktivität des Lehramtsstudiums an der Universität Kassel für Schulabgänger mit Migrationshintergrund gesteigert werden. Mehr Informationen finden sich unter: www.mentoring-mig.uni-kassel.de Lehramtsausbildung wird international: Der „Alternative Nobelpreis“ im Unterricht Dr. Ellen Christoforatou, Pädagogische Mitarbeiterin im Institut für Erziehungswis- senschaft und Mitglied des Zentrums für Lehrerbildung, leitet derzeit ein Kooperati- onsprojekt, das im Rahmen des Programms „Innovationen in der Lehre: die internati- onale Dimension in der Lehre erfolgreich stärken“ vom DAAD und dem Stifterver- band für die Deutsche Wissenschaft gefördert wird. Ziel ist die Stärkung der interna- tionalen Dimension des Kasseler Lehramtsstudiums. Insgesamt wurden von 76 deutschlandweit und studienfachübergreifend eingereichten Anträgen zehn Projekte bewilligt. Im Mittelpunkt des Vorhabens steht der „Right Livelihood Award“ – besser bekannt als Alternativer Nobelpreis. Studierende der Universitäten Kassel und Stockholm durften an der Verleihungszeremonie am 5. Dezember 2011 im schwedischen Reichstag teilnehmen und im Verlauf eines Workshops mit einigen der diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger über die ausgezeichneten Projekte diskutieren. Durch ein persönliches Gespräch mit Jakob von Uexküll, dem Stifter des Alternativen Nobelpreises, erfuhren sie Hintergründe des Right Livelihood Awards. Die Studierenden der Universitäten Kassel und Stockholm schauen aber nicht nur bei der Verleihung des Alternativen Nobelpreises zu: Sie werden danach Unter- richtseinheiten konzipieren und an der Jacob-Grimm-Schule, einem Kasseler Ober- stufengymnasium, testen. Im Anschluss an den Workshop in Stockholm erarbeiten die deutschen und schwedischen Studierenden gemeinsam Unterrichtsmaterialien, die anderen Lehrenden und Lernenden zur Verfügung gestellt werden sollen. Die geographische Distanz wird mit Hilfe der Internetplattform moodle überbrückt, so Zur Situation der Lehrerbildung an der Universität Kassel 11 dass die Materialien von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmer modifiziert werden können. Die schwedischen Studierenden kommen im Frühjahr 2012 nach Kassel, um die entstandenen englischsprachigen Unterrichtseinheiten mit den deutschen Kom- militoninnen und Kommilitonen in Form von Team-Teaching an der Jacob-Grimm- Schule zu erproben und gegebenenfalls zu überarbeiten, bevor sie schwedischen und deutschen Schulen in Form einer englischsprachigen Publikation zur Verfügung gestellt werden. Die Handreichung soll darüber hinaus interessierte Dozentinnen und Dozenten und Studierende zur Konzeption eigener internationaler Projekte anregen. Das Projekt bildet den Auftakt zu weiteren Kooperationsprojekten mit der Universität Stockholm und mit der Right Livelihood Stiftung. Es möchte einen Beitrag zur Inter- nationalisierung der Kasseler Lehrerbildung leisten, die angesichts der Europäisie- rung innerhalb der Gesellschaft längst keine nationale Angelegenheit mehr ist. Wei- tere Informationen: www.uni-kassel.de/go/rightlivelihood 1.2 Empirische Bildungsforschung Die empirische Bildungsforschung hat in den letzten Jahren deutlich an Gewicht ge- wonnen. Nach dem nur mäßigen Abschneiden deutscher Schülerinnen und Schüler in den internationalen Schulleistungsstudien TIMSS (Third International Mathematics and Science Study) und PISA (Programme for International Student Assessment) Ende der 1990er Jahre und Anfang des neuen Jahrtausends wurde der Ruf nach empirischen Verfahren zur Analyse und Erklärung von sozialen Ungleichheiten und nach empirischen Evidenzen für Maßnahmen zur Qualitätssteigerung im Bildungs- wesen immer lauter. Auch an der Universität Kassel haben sich verschiedene Disziplinen der Themen Bildungsqualität und Bildungsgerechtigkeit angenommen. Dabei verfolgt die Universi- tät Kassel in ihren Projekten zur empirischen Bildungsforschung einen besonderen Weg: Durch eine enge Kooperation von Erziehungswissenschaft, Fachdidaktiken und Pädagogischer Psychologie gelingt es, Lehr- und Lernprozesse multiperspektivisch zu untersuchen, die fachlichen Besonderheiten herauszuarbeiten und zu berücksich- tigen und gleichzeitig erfolgversprechende Wege zur Professionalisierung des Lehr- personals zu beschreiten. Zahlreiche Studien der letzten beiden Dekaden haben deutlich gemacht, dass die Wirksamkeit schulischer Bildungsangebote primär von den Interaktionen im Klassen- zimmer, der Qualität des Unterrichts und dem konkreten Lehrerhandeln abhängig ist. Das Lehrerhandeln wiederum korrespondiert mit den fachlichen und pädagogisch- psychologischen Lehrerkompetenzen, den Überzeugungen und Einstellungen der Lehrenden sowie ihren selbstregulativen und affektiv-motivationalen Fähigkeiten. Jahresbericht 2011 12 In zahlreichen Einzelprojekten und auch mehreren Forschungsverbünden haben Kasseler Forscherinnen und Forscher in den letzten Jahren an der Analyse wirksa- men Lehrerhandelns und an der Konzeptualisierung und Beschreibung von Lehrer- kompetenzen gearbeitet. So war die Universität Kassel, federführend durch Prof. Werner Blum, an der Durchführung des Projekts COACTIV (Cognitive Activation in the Classroom) des Max-Planck-Instituts (MPI) für Bildungsforschung in Berlin betei- ligt, das erstmals in Deutschland anhand einer repräsentativen Stichprobe von Lehr- kräften im Bereich Mathematik Zusammenhänge zwischen dem Lehrerwissen, dem unterrichtlichen Handeln dieser Lehrer und Lehrerinnen im Unterricht und den fachli- chen Schülerleistungen nachweisen konnte. Ergebnisse dieser und anderer Studien untermauern, dass das fachdidaktische Wissen von Lehrpersonen und die fachliche Qualität entscheidende Stellschrauben für nachhaltige Verbesserungen im Bildungs- wesen sind. Damit wird in gewisser Weise ein Mythos entzaubert, denn lange Zeit dachte man, dass sich die Qualität von Unterricht primär an der Methodenvielfalt und an dem Ausmaß an Schülerorientierung im Unterricht festmachen lasse. Die Kasseler Forschergruppe Empirische Bildungsforschung, der Fachdidaktiker und Fachdidaktikerinnen der Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Germanistik, Anglis- tik und Fachleute der Erziehungswissenschaft und der Pädagogischen Psychologie angehören, haben in diversen Studien nachweisen können, dass nicht jeder schüler- orientierte Unterricht, nicht jede Gruppenarbeit gleichbedeutend ist mit einem lern- wirksamen und motivationsförderlichen Unterricht. Das Potenzial, das selbständig- keitsorientierte Lernumgebungen als Erweiterung eines vorrangig lehrergesteuerten Unterrichts bieten können, ist aus Sicht der Kasseler Forschergruppe damit bei wei- tem noch nicht ausgeschöpft. Die Kasseler Forschergruppe hat sich daher zum Ziel gesetzt, Lernumgebungen zu entwickeln und zu untersuchen, die zum einen dem Postulat eines fachlichen an- spruchsvollen Fachunterrichts gerecht werden sollen, zum anderen Handlungskon- zepte implementieren, von denen eine positive Wirkung auf das fachliche Lernen und die Motivation der Lernenden erwartet werden kann. Hierzu zählen zum einen das gezielte Training und die gezielte Förderung der Selbständigkeit und Selbstorganisa- tion der Schülerinnen und Schüler, die Verknüpfung kooperativer Unterrichtsformen mit Formen direkter Lehrerunterstützung, die Neuorganisation der Lehrerunterstüt- zung durch die Entwicklung einer lernprozessbezogenen Interventionskultur, die fort- laufende Diagnose von Lernprozessen sowie das Angebot prozessorientierten Feed- backs durch die Lehrperson. Mit dieser Fokussierung auf anspruchsvollen und gleichzeitig selbständigkeitsorientierten Fachunterricht versucht die Kasseler For- schergruppe, bestehende Forschungslücken zu schließen, denn bislang mangelt es an Untersuchungen, die sich mit Merkmalen effektiver selbständigkeitsorientierter Lernumgebungen und ihrer wirksamen Förderung durch gezielte Lehrerunterstützung beschäftigen. Zur Situation der Lehrerbildung an der Universität Kassel 13 Trotz der erheblichen Bedeutung, die die empirische Bildungsforschung im letzten Jahrzehnt erlangt hat, findet das auf Forschungsbefunden beruhende Wissen über wirksamen und lernförderlichen Unterricht nur zögerlich Eingang in die Schulpraxis und erreicht die Lehrpersonen häufig nicht, auch deshalb, weil bis heute vergleichs- weise wenig darüber bekannt ist, wie es gelingt, Lehrpersonen zum reflektierten Handeln anzuregen und ihr Wissen und unterrichtliches Handeln zu erweitern. Der Transfer empirisch fundierten Wissens in Lehrerhandeln und die Integration empi- risch fundierter Innovationen in die Unterrichtspraxis werden von der Kasseler For- schergruppe daher als zentrale Herausforderungen der gegenwärtigen Bildungsfor- schung betrachtet und aufgegriffen, indem Lehrpersonen in der effektiven Unterstüt- zung von Schülerinnen und Schülern trainiert und geschult werden sollen. Dabei wird das Lernen der Lehrpersonen selbst zum Gegenstand der Forschung. Dass Fragen der Professionalisierung pädagogischen Personals nicht nur für die Qualität unterrichtlicher Prozesse in der Schule wichtig sind, zeigen auch aktuelle Bemühungen um eine gezielte Förderung von Kindern im vorschulischen Bereich. Es kann angenommen werden, dass jene Prinzipien, die für die Fort- und Weiterbildung von Lehrpersonen bedeutsam sind, auch für die Fort- und Weiterbildung von Erzie- herinnen von Belang sind. Neben dem Verbundvorhaben der Kasseler Forschergruppe gibt es eine Reihe von empirischen Einzelprojekten an der Universität Kassel, die Maßnahmen zur Steige- rung der Bildungsqualität in Schule und Hochschule untersuchen und damit der Em- pirischen Bildungsforschung im weiteren oder engeren Sinne zuzuordnen sind. Um Synergien zwischen den einzelnen Vorhaben der beteiligten Forscherinnen und For- schern herzustellen und die Sichtbarkeit der Kasseler Bildungsforschung nach außen zu erhöhen, ist die Einrichtung eines fachbereichsübergreifenden Zentrums für Empi- rische Bildungsforschung für das Jahr 2012 geplant. Die ersten Schritte hierzu sind bereits erfolgt, sodass mit einer Eröffnung des neuen Zentrums im Sommersemester 2012 zu rechnen ist. Auch in dem seit 2008 laufenden Masterstudiengang Empirische Bildungsforschung stehen Fragen der Bildungsqualität, der Professionalisierung und Evaluation im Mit- telpunkt der Ausbildung junger Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaft- ler. Den Kern dieses Studiengangs bildet ein mehrmonatiges forschungsbezogenes Praktikum, in dem die Studierenden einen Einblick in laufende empirische Projekte erhalten oder aber eigenen Vorhaben unter Betreuung von Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern deutscher und ausländischer Universitäten nachgehen. Jahresbericht 2011 14 2. Aktivitäten des ZLB Das Aktivitätsspektrum des Zentrums für Lehrerbildung ist breit. Der Zielsetzung ei- nes fachbereichs- und universitätsübergreifenden Wirkens entspricht eine sich stän- dig lebendig entwickelten Vernetzung. Strukturbildend sind dabei – die Beratungs- und Entscheidungsgremien des Zentrums, also vor allem der Zen- trumsrat, der Zentrumsvorstand, die Mitgliederversammlung und der Kooperati- onsrat – die auf langfristige Arbeitszusammenhänge hin ausgerichteten Referate des Zen- trums sowie die Studienberatung Lehramt, – die eher kurz- bis mittelfristig ausgerichteten Projekt- und Arbeitsgruppen. Zusammengefasst werden die verschiedenen Aspekte dieses Aktivitätsspektrums in wichtigen Veranstaltungen des Zentrums. Auch für das Jahr 2011 ist erfreulicherwei- se festzustellen, dass erneut das Interesse an der Realisierung gemeinsamer Ziele so groß war und die Kooperation in den verschiedenen Arbeitsbereichen des Zen- trums erfolgreich gestaltet werden konnte. So hat nicht nur eine Reihe von Arbeits- gruppen ihre Aktivitäten fortgesetzt, es fanden sich nicht weniger als fünf neue Ar- beitsgruppen zusammen: – Nutzung von Staatsexamensarbeiten, – Praxissemester, – Unterrichtsvideos, – Bilingualer Unterricht Französisch, – Projektbüro Individualförderung Nähere Einzelheiten finden sich unter den Ausführungen zu den Projekt- und Ar- beitsgruppen unter Ziff. 3. Der vom Zentrum für Lehrerbildung verliehene Martin-Wagenschein-Preis ging im Jahr 2011 an Silke Ackermann, Claudia Freitag, Steffen Schaake und Jakob Sievers. Die Arbeiten der Preisträgerinnen und Preisträger wurden veröffentlicht in der Reihe Studium und Forschung und sind am Ende dieses Berichts aufgeführt. Zu der vom Zentrum für veranstalteten Martin-Wagenschein-Ringvorlesung ist ein umfangreicher Sammelband erschienen (siehe Anhang). Turnusgemäß wurden die Gremien des Zentrums für Lehrerbildung neu gewählt: Die Mitgliederversammlung, der Zentrumsrat sowie der Zentrumsvorstand. Dabei gab es auch einen Wechsel im Vorsitz des ZLB: Neue Vorsitzende wurde die Erziehungs- wissenschaftlerin Prof. Dorit Bosse. Aktivitäten des ZLB 15 Ein kontinuierliches Thema des Jahres 2011 war die Diskussion um Einsparungspla- nungen des Hessischen Kultusministeriums. Im Rahmen der Sparmaßnahmen der Landesregierung soll das Kultusministerium in den nächsten Jahren insgesamt 70 Millionen Euro einsparen, was begleitend zu unterschiedlichen Stadien der Überle- gungen des HKM erhebliche Sorgen und Kritik auslöste. Dies gilt nicht nur für das AfL, die Schuladministration und die Schulen, sondern auch für das ZLB, da sich die Lehrerbildung der Universität in ihren Kooperationsmöglichkeiten wie auch hinsicht- lich der Perspektiven ihrer Absolventinnen und Absolventen durch die Planungen des HKM tangiert sieht. Zu den zwischenzeitlichen Planungen, eine Reihe von Studien- seminaren und Schulämtern zu schließen und ca. 1.000 Referendarstellen zu strei- chen, äußerte sich das ZLB auf der Jahrestagung in einem „Kasseler Appell“ – der im Anhang nachzulesen ist – ebenso wie die Antwort der Hessischen Kultusministe- rin (vgl. Anhang 4). 2.1 Jahrestagung 2011 Schon fast traditionell bildete die Jahrestagung 2011 einen Höhepunkt der Aktivitäten des ZLB. Zum Thema „Individuelle Förderung im Kontext von Schulentwicklungspro- zessen“ fanden sich wie auch in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Verant- wortlichen der Lehrerbildung aus allen drei Phasen einschließlich Schulen und Schuladministration in der Reinhardswaldschule zusammen, um sich gemeinsam über Konzepte und Strategien zu verständigen. Einleitend hob Prof. Dorit Bosse hervor, über die Notwendigkeit von individueller För- derung bestehe so hohe Einigkeit, dass dies schon fast suspekt sei. Es fehle nicht an Ideen und Konzepten, man könne aber von einer deutlichen Theorie-Praxis-Differenz sprechen. Breiter Konsens bestehe insofern, als das Thema nicht auf die individuelle Ebene des Unterrichts und der einzelnen Lehrkraft verlagert werden dürfe, sondern dass es als Herausforderung für die Schule und die Schulentwicklung gesehen wer- den müsse. Genau hier knüpfte der Vortrag von Prof. Beate Wischer von der Universität Osna- brück an – sein Thema: „Individuelle Förderung in Schulentwicklung – Heraus- forderung, Konzepte und Fallstricke“. Sie empfahl ein methodisches Vorgehen, das an Zielen, Maßnahmen und Effekten orientiert sein sollte. So gehöre es zur Zielebene, für die Notwendigkeit von Schulentwicklung zu sensibili- sieren, Problembewusstsein für die Herausforderung von individueller Förderung zu schärfen und Reflexionsangebote für die Gestaltung pädagogischer Praxis bereit zu stellen. Dazu gehört es auch, dass Unterrichtsdifferenzierung z.B. eine entsprechen- de Lernkultur zur Entwicklung von Schülerkompetenzen mit Materialien und Routinen für Lehrerinnen und Schülerinnen erforderlich macht. Weiterhin wies sie auf die Not- Jahresbericht 2011 16 wendigkeit hin, für institutionelle Rahmenbedingungen etwa bei der Stundentaktung oder beim Fachlehrerprinzip Sorge zu tragen sowie Fördermöglichkeiten im Unter- richt etwa durch Zeitvorgaben oder spezifische Gruppensituationen zu schaffen. Eine wichtige Voraussetzung sei insbesondere die Leitbilddiskussion der Schule („Schul- ethos“), damit die Praxisentwicklung von gemeinsam verstandenen Grundüberzeu- gungen ausgehen könne. Zur Zieldimension gehöre auch, Klarheit in den „Nebel“ der multiplen Zielstruktur der Schule zu bringen und hier zumindest Verständigungsmöglichkeiten zu schaffen. Geht es um „Tauglichmachen“ für die Anforderungen des Arbeitsmarkts oder um Stärkung der Eigenheiten des Einzelnen, um Unterstützung zur Erreichung von Bil- dungsstandards oder um Verbesserung von Selektionsentscheidungen, über Redu- zierung von Heterogenität oder um Ausgleich von Benachteiligung? Hier liegen wich- tige Reflexionsfragen für die Schule, wobei allerdings eine Zielüberfrachtung auf je- den Fall zu vermeiden sein. Ähnliches gelte für die Ebene der Maßnahmen: Ein Gesamtarrangement mit unter- schiedlichen Handlungsebenen und -feldern, einer Meso- und Mikroebene bis hin zur Einzelunterrichtseinheit müssten hier ebenso in den Blick genommen werden wie Förderspezifika und die Überprüfung von Wirksamkeit. Wichtig sei vor allem, auf Schulebene die Förderung über Strukturen zu sichern und nicht die gesamte Ver- antwortung auf die einzelne Lehrkraft abzuwälzen. Um Risiken zu vermeiden, sollte zwischen intendierten und nicht beabsichtigten Ef- fekten unterschieden werden: Sicherlich ist es zu begrüßen, wenn individuelle Förde- rung grundsätzlich auf der Agenda der Schulentwicklung steht und damit eine zu- stimmungsfähige Reformstrategie für Schulentwicklung und gezielte Förderkultur ebenso verbunden ist wie die Stärkung von Kooperation und individuellem Engage- ment. Gleichzeitig gelte es aber auch, die Risiken nicht beabsichtigter Effekte im Blick zu haben, so z.B. die Überforderung („Hauslehrer in einer Institution für Mas- senlernprozesse“), die Pointierung von Schulprofilen mit Vermarktungsstrategien im Marktmodell oder die Entwicklung überzogener Elternerwartungen an eine Sonder- behandlung für das eigene Kind. Hier lägen relevante Fallstricke. Insgesamt sei individuelle Förderung als Thema der Schulentwicklung ein Konzept mit hoher Polyvalenz, das eine immense Herausforderung für die einzelne Schule darstellt. Abschließende Ermutigung: „Die Begrenzungen sehen, aber die eigenen Freiräume des professionellen Handelns nicht aufgeben.“ In der Diskussion wurde deutlich, dass die Ausführungen von Prof. Beate Wischer sowohl als entlastend wie auch ermutigend empfunden wurden. Neben einer Reihe von Einzelaspekten, z.B. zur Bedeutung der Klasse als zentraler Einheit für die Schulentwicklung, wurde vor allem die Bedeutung der Lehrerfortbildung betont. Hier Aktivitäten des ZLB 17 könne bei adäquaten Rahmenbedingungen Entscheidendes zur Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer, aber auch der Schulentwicklungsprozesse geleistet werden, wobei die Zusammenarbeit der lehrerbildenden Institutionen wie etwa am ZLB her- vorragende Voraussetzungen biete. Vertieft wurde das Thema anschließend in drei Workshops: – Mentoring-Projekte und Service-Learning: Prof. Friederike Heinzel, Sarah Alexi (beide Universität Kassel) sowie André Stitz (Astrid-Lindgren-Schule), – Schulentwicklungsprozesse am Kasseler Lichtenberg-Gymnasium: Markus Crede, Helmut Dörr, Eckhard Müller, – Schulsozialarbeit: Anke Kordelle (Landkreis Kassel). Im kulturellen Abendprogramm stellte Ruppe Koselleck Intrigante Interventionen und Feindliche Übernahmen als künstlerische Strategie zwischen Ethik und Ästhetik vor – eigene Projekte wie etwa die fotografische Vermischung von Hermannsdenkmal und New Yorker Freiheitsstatue auf Postkarten, die dann am jeweiligen Ort in Ansichts- kartenständer eingeschmuggelt und offensichtlich auch gern gekauft werden – oder aber Projekte von Studierenden wie z.B. Wohnen und Arbeiten bei IKEA mit filmi- scher Dokumentation. Auch seine Öl-Bilder – gezeichnet mit Ölklumpen von Bohrun- fällen – fanden großes Interesse. Im zweiten Hauptvortrag beschäftigte sich Prof. Melanie Fabel-Lamla von der Uni- versität Kassel mit individueller Förderung in Schulentwicklung unter dem As- pekt von Interdependenzen und Ansätzen am Beispiel interprofessioneller Ko- operation. Wie am Vortag Prof. Beate Wischer betonte auch sie, dass individuelle Förderung als Aufgabe der ganzen Schule gesehen werden müsse. Dies erfordere neben mehr Gestaltungsoptionen vor allem organisatorische systematische und nachhaltige Verankerung von Ansätzen individueller Förderung sowie ein schuli- sches Gesamtkonzept von Lern-, Förder- und Unterstützungsangeboten. Wün- schenswert sei auch eine Vernetzung mit dem außerschulischen Umfeld und mit wei- teren Institutionen und Einrichtungen. Gerade letzteres bietet die Möglichkeit zu in- terprofessioneller Kooperation, der im Schulkonzept wie auch in der Praxis hohe Be- deutung zukommen könne. Gemeint seien damit: – einerseits Formen der Zusammenarbeit zwischen Lehrern und Angehörigen ande- rer pädagogischer Professionen bzw. Berufsgruppen sowie – andererseits die Erweiterung des Spektrums an individuellen Fördermöglichkeiten und Unterstützungsleistungen für Kinder und Jugendliche. Entsprechende Kooperationsformen fänden sich zum Beispiel in der Schulsozialar- beit, in den sogenannten SchuB-Klassen oder bei Ganztagsschulen. Jahresbericht 2011 18 Ausführlich berichtete sie über eine Fallstudie an einer hessischen Gesamtschule, bei der die interprofessionelle Kooperation in einem Fünfer-Team bestehend aus – zwei Klassenlehrerinnen, – zwei Klassenlehrern, – einer Schulsozialarbeiterin, – einem Schulsozialarbeiter sowie – einer Lehrerin eines Beratungs- und Förderzentrums (BFZ) erprobt und ausgewertet wurde. Es habe sich gezeigt, dass die Institutionalisierung von Informationsaustausch und Koordination eine förderliche Multiperspektivität mit Anstößen für die jeweils eigene weitere Reflexion erzeuge, wobei hilfreiche Unterstützung für die Lehrerinnen und Lehrer und gegenseitige Ergänzungen der Professionen zu verzeichnen seien. Auch eine Entlastung für die Lehrerinnen und Lehrer sowie eine sozial integrierende Funk- tion für Berufsanfänger und neue Lehrerinnen und Lehrer sei zu beobachten gewe- sen. Voraussetzung für die positive Wirkung sei vor allem ein gemeinsam getragenes komplexes Förder- und Lernkonzept, das u.a. das Kennenlernen und Aufgreifen von sozial- und sonderpädagogischen Arbeitsformen sowie die Förderung einer Kultur der Reflexivität und pädagogischer Begründungspflichtigkeit beinhalten sollte. Dabei setze eine Erweiterung der pädagogischen Kompetenzen ein Selbstverständnis der Lehrerinnen und Lehrer als Lernende voraus. Wichtig für das Gelingen professioneller Kooperation seien auch entsprechende Be- dingungen auf der Ebene der Schulorganisation wie z.B. Kooperationsvereinbarun- gen, Verbindlichkeit und Institutionalisierung, Bereitstellung von Ressourcen und Or- ganisationsstrukturen und nicht zuletzt Unterstützung durch die Schulleitung. Zugleich habe die Untersuchung gezeigt, dass weitere empirische Forschung zum Zusammenhang von individueller Förderung und Schule sowie zur Frage nach Ge- lingensbedingungen, Herausforderungen, Schwierigkeiten und Fallstricken der sys- tematischen Etablierung individueller Förderung in der Schule erforderlich sei. In der Diskussion wurde betont, wie wichtig auch in diesem Kontext das Erfordernis von geeigneten Fortbildungen z.B. auch für Schulleiter und Funktionsstelleninhaber ist. Außerdem wurde daran erinnert, dass Schulkonzepte zu individueller Förderung als einen Aspekt die Probleme beim Schulwechsel beachten müssten. Aktivitäten des ZLB 19 Auch der zweite Tag der Jahrestagung bot wieder Gelegenheit, das Thema in meh- reren Workshops zu vertiefen und dabei Sichtweise und Erfahrungen unterschiedli- cher Institutionen miteinander zu verbinden: – Selbstverantwortung Plus: Günter Fuchs (Oskar-von-Miller-Schule) und Heidi Hagelüken (Studienseminar für berufliche Schulen Kassel/Fulda), – Frühstudium: Manfred Schaumburg (Lichtenberg-Gymnasium) und Dr. Torsten Sprenger (Universität Kassel), – Individuelle Förderung als Prinzip: Rita Schmidt-Schales (Wilhelm-Filchner- Schule Wolfhagen), Petra Steinheider (Staatliches Schulamt Kassel), Prof. Bernd Wollring (Universität Kassel). An der abschließenden Podiumsdiskussion nahmen unter Moderation von Prof. Dorit Bosse Prof. Marcus Hasselhorn (DIPF), Dr. Ernst Purmann (Staatliches Schul- amt Kassel), Uwe Josuttis (Stadtelternbeirat Kassel) und Renate Kummetat (Amt für Lehrerbildung Frankfurt) teil. Das Gespräch, in dessen Verlauf sich auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Plenum beteiligten, konzentrierte sich auf drei thematische Zusammenhänge: – Auf der Unterrichtsebene wurde vor allem die hohe Bedeutung von diagnostischer Kompetenz betont. Sie müsse ein kontinuierliches Thema aller drei Phasen der Lehrerbildung sein und erfordere zugleich ein kontinuierliches Zusammenwirken innerhalb des jeweiligen Kollegiums. – Insgesamt müsse ein besonderes Augenmerk darauf gerichtet werden, dass die Schülerinnen und Schüler nicht nur als Lernende, sondern auch als Heranwach- sende gesehen werden müssten. Dieser personenbezogene Respekt werde heute in den Grundschulen weitestgehend bereits beachtet, in der Sekundarstufe I zeig- ten gerade die mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichneten Schulen hier ei- nen besonderen Schwerpunkt. Eine wichtige Rolle insofern könnte auch die El- ternvertretung spielen, mit der beide Richtungen in den Blick genommen werden sollten. – Für die Ebene der Schule sei neben konkreten strukturellen Festlegungen auch der „Team-Spirit“ von zentraler Bedeutung. Er umfasse sowohl Haltungen als auch das Bewusstsein von Gemeinsamkeit. Förderlich seien insofern kooperative Struk- turen, die eine professionelle Auseinandersetzung mit der Unterrichtspraxis vor Ort nicht allein in der Verantwortung des einzelnen belassen. Auch das Zusam- menwirken von Selbstreflexion und Beratung wurde in diesem Kontext benannt. Den Abschluss der Tagung bildete die Verabschiedung des „Kasseler Appells“, in dem sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kritisch mit den bekannt gewordenen Einsparplänen des Hessischen Kultusministeriums für die zweite Phase der Lehrer- Jahresbericht 2011 20 bildung sowie die Schuladministration auseinandersetzten: http://www.uni-kassel.de/ uni/universitaet/uni-nachrichtenportal/nachrichten/article/zentrum-fuer-lehrerbildung- warnt-kultusministerin-vor-sparbeschluessen.html. Sie wurde der Hessischen Kultus- ministerin zugesandt und der Presse zugänglich gemacht. 2.2 Referat Interdisziplinäre Grundschulpädagogik Prof. Andreas Brenne, Dr. Herbert Hagstedt Mit dem Erscheinen des Forschungsbandes „Generationenvermittlung in der Grund- schule. Ende der Kindgemäßheit?“ (Heinzel 2011) fand eine Reihe von interdis- ziplinären Lehrforschungsprojekten der ehemaligen IAG Grundschulpädagogik ihren Abschluss. Der Band wurde Prof. Helmut Vogt gewidmet, der während der Vorarbei- ten, im Mai 2008, verstorben ist. Die Beiträge der Arbeitsgruppe richten sich auf die Reflexion des grundschulpädagogischen Konzepts der Kindgemäßheit, auf Potentia- le des Generationenkonzepts und der sozialwissenschaftlichen Kindheitsforschung für die Grundschulpädagogik (Vorwort von Lothar Krappmann, FU Berlin) sowie auf die Analyse pädagogischer Generationenbeziehungen. Zugleich werden Lernarran- gements vorgestellt, die eine dialogische Vermittlung von Generationenperspektiven und eine Neubestimmung des Verhältnisses von vermittelnder und aneignender Ge- neration versuchen. Für ein neues Forschungsvorhaben des Referats hat die Arbeitsgruppe das Thema „Ästhetische Dimensionen fachlichen Lernens“ vorgeschlagen. Im Berichtszeitraum wurden drei Fachtagungen vom Referat veranstaltet: Lernumgebung und Lernbegleitung: Vom 17.-19. März 2011 fand die 4. internationa- le Fachtagung der Hochschullernwerkstätten an der Universität Kassel statt. Beteiligt waren Leiterinnen und Leiter von ca. 20 Lernwerkstätten an Universitäten und Päda- gogischen Hochschulen, darunter auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Öster- reich und der Schweiz. Die diesjährige Tagung stand unter dem Thema „Lernumge- bung und Lernbegleitung – Räumliche und personale Voraussetzungen für ein Werk- stattlernen in der Lehrerbildung“. So ging es z.B. darum, was eine kompetente Lern- begleitung in der Werkstatt zum Erfolg der Lernenden beitragen kann oder welche Bedeutung der Portfolioarbeit beim Werkstattlernen zukommt. Bei fast allen Ta- gungsbeiträgen ging es um die Frage, in welche Richtung sich die Lernwerkstätten an Hochschulen zur Zeit weiterentwickeln bzw. welche Rolle ihnen zufällt im Aufga- benfeld einer lernbiographischen-reflexiven Hochschuldidaktik, die forschendes und entdeckendes Lernen unterstützen will. Aktivitäten des ZLB 21 Entwicklung braucht Beziehung: Am 25. und 26. März 2011 fand die 6. bundesweite Fachtagung zur Freinet-Pädagogik in Kindertageseinrichtungen an der Universität Kassel statt. Die große Resonanz – 280 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – zeigt, dass die Freinetpädagogik, die sich bis zur Jahrhundertwende ausschließlich über eine Lehrerbewegung verbreitete (Movement d’Ecole Moderne), insbesondere im Elementarbereich angekommen ist und sich in manchen Regionen (z.B. Südhessen: Raum Wiesbaden/Darmstadt) fast flächendeckend verbreitet. Die Fachtagung stand unter dem Thema „Entwicklung braucht Beziehung, Vertrauen, Beteiligung, Reso- nanz“. In über 30 Foren und Workshops wurden aktuelle Fragen der Kita-Arbeit unter dem Blickwinkel von Entwicklung und Erziehung betrachtet. Ausführlichere Tagungs- dokumentationen und Rückmeldungen gibt es in den Zeitschriften „Theorie und Pra- xis der Sozialpädagogik“ (TPS) und „Fragen und Versuche“, Heft 136/Sommer 2011. Partizipatorische Pädagogik: Am 20. Mai 2011 fand an der Universität Kassel der 12. Bundeskongress der Kunstpädagogik statt, der diesmal unter dem Thema „Partizipa- torische Kunstpädagogik in der Grundschule“ stand. Aus erziehungswissenschaftli- cher Perspektive (Prof. Anne Sliwka, PH Heidelberg), aus der Perspektive der politi- schen Bildung (Prof. Bernd Overwien, Uni Kassel) sowie aus der Perspektive künst- lerischer Praxis (Stefan Us) wurden zunächst einige „Keynotes zur Partizipation“ vor- angestellt, bevor in drei parallelen Workshops aktuelle Spannungsfelder einer ästhe- tisch-künstlerischen Auseinandersetzung diskutiert wurden: Interkulturalität – Inter- media – Intergenerationales. Der Kasseler Part 03 des Bundeskongresses war die Auftaktveranstaltung eines dreiphasigen Verbundprojekts zur Diskussion und Erpro- bung von kunstbezogenen Unterrichtsmodellen, die an der PH Heidelberg im nächs- ten Jahr fortgesetzt wird. Das interdisziplinäre Promotionskolleg Grundschulforschung Im Promotionskolleg arbeiten derzeit zehn Kollegiatinnen und Kollegiaten aktiv mit. Sechs Promotionsverfahren wurden inzwischen erfolgreich abgeschlossen, zwei För- derstipendien eingeworben. Um die Handlungsfähigkeit der Arbeitsorganisation zu erhöhen und die Betreuungsstandards weiter zu verbessern, wurde das Forschungs- programm des Kollegs inhaltlich ausdifferenziert. Dazu wurden drei Themencluster gebildet, denen sich die Doktoranden zuordnen können. Schwerpunktmäßig geht es dabei um Forschungen zur Grundschulkindheit, zur Kompetenzentwicklung und zu Professionalisierungsprozessen im Primarbereich. Perspektivisch soll ein weiteres Themencluster zur Grundschulentwicklung aufgebaut werden. Im Rahmen eines Klausurtages wurde wieder ein Expertenhearing veranstaltet. Prof. Christoph Wulf (Freie Universität Berlin) referierte zu Beginn des Sommerse- mesters 2011 über „Geste und Ritual in Sozialisation und Erziehung“. Für die Klau- Jahresbericht 2011 22 surtagung im September 2011 konnte Dr. Birgit Brandt (Universität Frankfurt) zum Thema „Kooperatives Lernen in der Grundschule“ gewonnen werden. Im Wintersemester 2010/11 wurde das 4. Forum zur Empirischen Grundschulfor- schung veranstaltet. Für diese Veranstaltungsreihe wurden Referentinnen und Refe- renten eingeladen, die durch ihre aktuellen Forschungsarbeiten die derzeitige Ent- wicklung und auch die Vielfalt der empirischen Bildungs- und Unterrichtsforschung im Bereich Grundschulpädagogik repräsentieren: – Dr. Sandra Rademacher (Universität Halle) „Der erste Schultag im deutsch-ameri- kanischen Vergleich. Befunde und methodologische Überlegungen“ – Prof. Heinz Hengst (Universität Bremen) „Im Spannungsfeld konkurrierender Lern- welten“ – Prof. Helene Skladny (Ev. Fachhochschule Bochum) „Farben, Fantasie, Bewe- gung und Leben gegen leblose Kopiervorlagen? Kritische Gedanken zur Rezepti- onsgeschichte der Kunsterziehungsbewegung“ – Dr. Peter Gansen (Universität Gießen) „Einige grundlegende Probleme der Erfor- schung von Bildungsprozessen im Kindesalter – Lösungsansätze am Beispiel ei- nes Forschungsprojekts“ – Dr. Christina Huf (Universität Frankfurt/M.) „Übergänge von frühkindlicher Bildung und Erziehung in die Grundschule im englischen und deutschen Bildungssystem – Strukturen, Institutionen und soziale Praktiken im Vergleich“ Nach Auslaufen der hochschulinternen Förderung des Promotionskollegs Grund- schulforschung ist eine Weiterführung im Rahmen eines fachbereichsübergreifenden Graduiertenkollegs geplant. Studien-Portfolio „Grundschulpädagogik“ In enger Kooperation mit dem Servicecenter Lehre wurde das Studien-Portfolio Grundschullehramt entwickelt. Das Portfolio ist ein Instrument, mit dem Studierende ihr Studium besser organisieren, ihr Lernen optimieren und den Übergang von der Hochschule zu Beruf besser gestalten können. Im Wintersemester 2009/10 und im Wintersemester 2010/11 fanden Erprobungspha- sen statt. Eine überarbeitete Fassung des Studien-Portfolios wurde im Wintersemes- ter 2011/12 allen Studierenden des Grundschullehramts zur Verfügung gestellt. Aktivitäten des ZLB 23 2.3 Referat Kernstudium Prof. Friederike Heinzel, Prof. Martin Hänze, Simone Nickel M.A. Von 21518 Studierenden an der Universität Kassel im Wintersemester 2011/12 bele- gen 4711 Studierende das Erziehungs- und gesellschaftswissenschaftlichen Kern- studium. Damit absolvieren 22% aller Studierenden der Universität Kassel das Kern- studium. Im Kernstudium werden die allgemeinen Grundlagen für den Lehrerberuf erworben in den Bereichen: – Lehren, Lernen, Unterrichten, – Beobachten, Beraten, Fördern im pädagogischen Feld, – Schulen und Bildungsinstitutionen entwickeln und mitgestalten und – Bildung und Erziehung im gesellschaftlichen Kontext. Im interdisziplinären Kernstudium treffen Lehramtsstudierende aller Schulstufen und Unterrichtsfächer zusammen. Die Organisation des Kernstudiums übernimmt das Referat Erziehungs- und gesellschaftswissenschaftliches Kernstudium. Das Referat sorgt für Planung, Sicherstellung und Evaluation des Lehrangebots. Den Schwerpunkt der Arbeit bildet die Festlegung des Umfangs sowie der Strukturierung der von den beteiligten Fachbereichen 01, 02, 05 und 07 zu erbringenden Lehrver- anstaltungen. Dabei ist zu prüfen, ob die aus den Fachbereichen für das Kernstudi- um gemeldeten Veranstaltungen aufgenommen werden können. Das Referat Kern- studium setzt sich zusammen aus der gewählten Leiterin, Prof. Friederike Heinzel, und den weiteren gewählten Mitgliedern: Professorinnen und Professoren, Wissen- schaftlichen Mitarbeitenden und Studierenden. Beratendes Mitglied ist der Ge- schäftsführer des Referats für Schulpraktische Studien. Um die Studierbarkeit des Lehramtsstudiums für alle Schulstufen und Schulfächer innerhalb der vorgesehenen Regelstudienzeit zu gewährleisten, ist eine intensive Kooperation der beteiligten Fachgruppen und Institute notwendig. Die Zusammenar- beit erfolgt zudem mit der Abteilung II „Studium und Lehre“, den beteiligten Dekana- ten und Fachbereichsräten, dem IT-Servicezentrum, dem Justitiariat, dem Referat für Schulpraktische Studien und der Studienberatung Lehramt. Extern kooperiert das Referat mit dem Amt für Lehrerbildung (AfL) u.a. zu Fragen der Prüfungsorganisation und Verteilung der Prüferinnen und Prüfer für die erste Staatsprüfung. Das Referat Kernstudium plant, sichert und evaluiert das Lehrangebot für das fach- bereichsübergreifende Kernstudium in insgesamt 18 verschiedenen Studiengängen: Jahresbericht 2011 24 – Lehramt an Grundschulen (L1), Haupt- und Realschulen (L2) und Gymnasien (L3) nach alter Ordnung und Modulprüfungsordnung, – Berufspädagogik (Schwerpunkte Elektrotechnik und Metalltechnik) nach alter Ord- nung und BA/MA-Ordnungen (L4), – Wirtschaftspädagogik nach alter Ordnung und BA/MA-Ordnungen (L4), – M. A. Sozialpädagogik an beruflichen Schulen, FB 01, – M. A. Sozialpädagogik in Aus-, Fort- und Weiterbildung, FB 01 und – M. A. Pädagogik für Pflege- und Gesundheitsberufe, FB 07. Im Berichtsjahr wurden insgesamt 450 Lehrangebote im modularisierten Kernstudi- um koordiniert. Die Vielzahl von Lehrveranstaltungen geht einher mit einer großen Anzahl an Lehrenden: – Sommersemester 2011: 242 Lehrveranstaltungen von 172 Dozentinnen und Dozenten, – Wintersemester 2011/12: 208 Lehrveranstaltungen von 154 Dozentinnen und Dozenten. Zahlreiche Studienfachberatungen wurden durchgeführt. Eine besondere Herausfor- derung stellen die Beratungen von Quereinsteiger in das Kernstudium dar, denen vom AfL noch der Bescheid über Anerkennungen von Vorleistungen fehlte. Voraus- schauend wurde hier eingeschätzt, welche Anerkennungen durch das AfL voraus- sichtlich erfolgen könnten, um möglichst die von Studierenden nicht gewünschte Be- legung von Modulen zu vermeiden, für die das AfL später eine Anerkennung aus- spricht. Prios ist ein zentrales Verfahren zur Vergabe von Veranstaltungsplätzen. Dieses elektronische Verfahren ist in das Online-Veranstaltungsverzeichnis HIS-LSF inte- griert und wird vom IT-Servicezentrum betreut. Es wird im Rahmen einer Erpro- bungsphase eingesetzt und fortlaufend optimiert. Im Sommersemester 2011 wurde Prios in 49 Veranstaltungen des Kernstudiums eingesetzt, hier bewarben sich 1670 Studierende im Kernstudium um 4495 Veranstaltungsplätze. Im Wintersemester 2011/12 „expandierte“ Prios und wurde in 77 Angeboten genutzt. 2662 Studierende bewarben sich hier um 9627 Veranstaltungsplätze. Ein neuer Leitfaden zum wissenschaftlichen Arbeiten im Kernstudium fand viel Zu- stimmung bei Lehrenden und Studierenden. Er wird getragen vom Fachbereich 01 (Erziehungswissenschaft mit Fachgebiet Psychoanalyse, Musik, Psychologie), Fach- bereich 05 (Geschichte, Politikwissenschaft, Soziologie) sowie Fachbereich 07 (Be- rufsbildung). Aktivitäten des ZLB 25 In Zusammenarbeit mit der Abteilung II „Studium und Lehre“ wurde eine Konzeption für das „Schnupperstudium“ im Kernstudium für Schülerinnen und Schüler der 12. Klasse entwickelt. Ziel dabei ist es, die Universität, das Lehramtsstudium und insbe- sondere das Kasseler Spezifikum Kernstudium kennenzulernen. Dafür werden Workshops, ein Campusrundgang und eine Bibliotheksführung stattfinden. Außer- dem besuchen die Schülerinnen und Schüler ausgewählte Veranstaltungen im Kern- studium. Das erste Schnupperstudium ist für Januar 2012 vorgesehen. In 2011 wurde im Rahmen der Relaunch des Internet-Auftritts der Universität Kassel auch die Homepage des Referats Kernstudium überarbeitet. Hier kann man alle über diesen Bericht hinausgehenden Informationen über das Referat Kernstudium finden: http://www.uni-kassel.de/fb01/referatkernstudium/ Erstsemestereinführung (ESE) – eine AG des Referats Kernstudium Die ESE für jährlich ca. 700 bis 1.000 neue Lehramtsstudierende ist seit vielen Jah- ren ein fester und erfolgreicher Bestandteil des Kernstudiums. Das dreitägige Ange- bot wird im Rahmen eines Schwerpunktmoduls vorbereitet, evaluiert und weiterent- wickelt. Erstmals im Wintersemester 2011/12 erfolgte die Konzeptionierung und Installierung einer Erweiterung der ESE durch Peer-Beratung in den ersten drei Semesterwochen. Hierdurch wurde den in vorherigen Wintersemestern aufgetretenen Schwierigkeiten (z.B. hohe Zahl individueller Beratungen von Nachrücker, Heterogenität der Studie- renden, Startprobleme, Einsatz von Prios zur Platzvergabe) konstruktiv begegnet. Die erweiterte ESE wurde von fünf erfahrenen Studierenden durchgeführt. Zur Ver- fügung standen folgende niedrigschwellige Kontaktmöglichkeiten: persönliche Bera- tung, E-Mail-Beratung und ESE-Live-Chat. Insgesamt erfolgten im Rahmen der erweiterten ESE 127 persönliche Beratungen und 25 Beratungen per E-Mail. Die Zahl der ESE-Beratungen im Live-Chat wurde nicht erhoben. Näheres unter: http://www.ese-kassel.de/ Modulprüfungsausschuss Kernstudium für L1, L2, L3, L4 (MPA KE) Die Aufgaben des Modulprüfungsausschusses Kernstudium (MPA KE) regelt § 3 „Modulprüfungsausschuss Kernstudium“ der Modulprüfungsordnung Kernstudium von 2007 (MPO KE 2007). Der MPA KE ist nach § 3 (2) für die Durchführung der Modulprüfungsverfahren zuständig und achtet darauf, dass die Bestimmungen der Modulprüfungsordnung für die Modulprüfungen eingehalten werden. Er bestellt die Prüferinnen und Prüfer der Modulprüfungen und bildet zur fachlichen Koordination für jedes Modul Arbeitsgruppen, welche die bzw. der Modulverantwortliche koordiniert. Jahresbericht 2011 26 Im Wintersemester 2010/11 und Sommersemester 2011 wurden im Kernstudium 9515 Prüfungen von 2868 Studierenden abgelegt. Ein zentrales Aufgabenfeld des MPA KE war 2011 die Organisation der Modul(teil) prüfungen sowie die Sicherstellung der Erfassung der Prüfungsergebnisse in der elektronischen Prüfungsverwaltung HIS-POS. Umfangreiche Beratungen zum mo- dularisierten Kernstudium, Prüfungsrecht und Prüfungsverwaltung erfolgten status- gruppenübergreifend. Nach fachlichen und rechtlichen Bestimmungen wurden Einzelfall-Entscheidungen zu studentischen Anträgen getroffen. Diese betrafen u.a. die vom AfL erbetenen An- erkennungsempfehlungen nach Hessischem Lehrerbildungsgesetzes (HLbG) in Ver- bindung mit der Modulprüfungsordnung Kernstudium im Kontext des Bolognaprozes- ses sowie der Lissabonner Konvention. Bei Widerspruchsverfahren erfolgten Klärun- gen mit dem Justitiariat sowie der Abteilung „Studium und Lehre“. Die Relevanz der Entscheidungen wird besonders deutlich, wenn Pflichtmodule nicht bestanden wer- den und Zwangsexmatrikulationen erfolgen müssen. Weitere Einzelfall-Entscheidun- gen bezogen sich auf Prüfungsmodifikationen laut Sozialgesetzbuch bei Studieren- den mit Behinderungen. Zur Erhöhung der Verständlichkeit der MPO KE 2007 wurde eine zweite Ausfüh- rungsbestimmung vom MPA KE (22.06.2011) beschlossen. Die somit erhöhte Trans- parenz bezieht sich auf die Aspekte: Wahlpflichtmodul, Wahlpflichtbereich, Schwer- punktmodul sowie belegbare Schwerpunktmodule und Zusatzleistungen gemäß § 5 (10) „Module und Credits“. In Modulkonferenzen wurden nach intensiven Beratungen für Basismodule Empfeh- lungen für grundlegende Literatur getroffen. Somit können nun erstmals Studierende und Lehrende mit der Zielsetzung eines orientierenden Charakters auf grundlegende Literatur hingewiesen werden. Es wird mit diesem Kanon allerdings keine Pflichtlek- türe für alle Veranstaltungen innerhalb eines Moduls oder für die entsprechenden Prüfungen festgelegt. 2.4 Referat für Schulpraktische Studien Prof. Hans Peter Kuhn, Axel Knüppel Prof. Hans Peter Kuhn ist vom Zentrum für Lehrerbildung zum neuen Leiter des Re- ferats für Schulpraktische Studien benannt worden. Er hat damit im Herbst 2011 die Nachfolge von Prof. Dorit Bosse in diesem Amt angetreten. Anke Zeiler-Albrecht wird für zwei Jahre nicht mehr in der gewohnten Intensität an zentraler Stelle im Referat, sondern im International Office arbeiten. Ansprechpartne- Aktivitäten des ZLB 27 rin für Studierende, Lehrende und Schulen wird Kirsten Ammermüller, die bereits verschiedene Funktionen im Referat ausgeübt hat. Stefanie Tocci ist verantwortlich für die Kommunikation mit Mentoren und Kontaktlehrern. Im Sommer 2011 endete die zweijährige Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Joachim Bollmann. In dieser Zeit konnte ein Verfahren zur abgestimmten Vertei- lung von Praktikumsplätzen für die fachdidaktischen Schulpraktische Studien II ent- wickelt und eine neue Kommunikationsstruktur mit den Schulen aufgebaut werden. Das hat zu einer wesentlich verbesserten Transparenz und Außenwahrnehmung der Aktivitäten des Referats geführt. Das Projekt zur Unterstützung der Wirksamkeit der SPS wird ab April 2012 fortgesetzt. Dem Referat für Schulpraktische Studien wurde zu Beginn des Jahres die Aufgabe übertragen, die bis dahin vom Prüfungsamt übernommene Anerkennung des Orien- tierungspraktikums zu regeln. Diese Aufgabe übernimmt mit Beginn 2012 Mario Neugebauer. Entwicklungen in den Schulpraktischen Studien Der als Übersicht für die Studierenden 2010 für die Anmeldung zu den Schulprakti- sche Studien I entwickelte Flyer „Alles was du wissen musst“ wurde durch Informatio- nen zu Sonderpraktika ergänzt und weiterentwickelt. Das Bemühen des Referats, durch ein einheitliches Verfahren bei den Schulpraktika für eine organisatorische Er- leichterung zu sorgen, ist bei vielen Fachbereichen und Studierenden auf positive Resonanz gestoßen. An dem Online-Anmeldeverfahren nehmen inzwischen 14 Fä- cher teil. Die erfolgreiche exemplarische Erprobung mit dem Kommunikationsprogramm Ma- hara (federführend Dr. Ellen Christoforatou) zeigt auf, dass dieses System geeignet ist, den Austausch zwischen den Praktikanten untereinander und mit den Prakti- kumsbeauftragten zu fördern und eine engere Zusammenarbeit zu ermöglichen. Nachdem auch eine Einführungsveranstaltung vielversprechend verlief, ist eine ver- stärkte Nutzung für den Sommerdurchgang 2012 geplant. Es bietet sich an, dieses Vorhaben mit dem Projekt „Prozessorientierte Eignungsabklärung im Lehramtsstudi- um“ zu koppeln. Veränderte Abordnungszeiten für Pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Im „Erlass zur Abordnung von Bediensteten aus dem Geschäftsbereich des Hessi- schen Kultusministeriums an öffentliche Hochschulen“ vom 29.04.2011 wurden die Abordnungszeiten für die Pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neu gere- gelt. Erhebliche Auswirkung hat dabei die zeitliche Befristung: „Die Abordnung erfolgt Jahresbericht 2011 28 zunächst für die Dauer eines Jahres (Probejahr). Sie kann bei Bewährung auf grund- sätzlich insgesamt fünf Jahre (einschließlich des Probejahres) verlängert werden.“ Das hat gegenüber der bis dahin gängigen Praxis eine teilweise deutliche Verkür- zung und eine Einschränkung der personellen Kontinuität zur Folge. Die kürzeren Abordnungszeiten haben einen häufigeren Wechsel der Pädagogi- schen Mitarbeiter zur Folge und erfordern deren schnellere Einarbeitung und eine geplante Übergabe. Als Reaktion wurden jeweils drei bis vier gemeinsame Nachmit- tagsveranstaltungen festgelegt, die zur Qualifizierung der Pädagogischen Mitarbeiter und zu deren Austausch und Verständigung dienen. Der obligatorische Mentorentag gehört zu diesen verbindlichen Sitzungsterminen. Um einen schnelleren Kontakt und eine umfassende Information über die Schulpraktischen Studien zu gewährleisten, empfiehlt der Vorstand des Zentrums für Lehrerbildung den Fachbereichen, den Ge- schäftsführer des Referats für Schulpraktische Studien bei Stellenbesetzungen für Pädagogische Mitarbeiter beratend hinzuziehen. Zudem soll 2012 zur besseren Ein- arbeitung der Pädagogischen Mitarbeiter ein Manual erarbeitet werden. Mentoren- und Studientag 2011 Der Studien- und Mentorentag 2011 wurde als dreiteilige Vortragsreihe „Lehrerwer- den professionell begleiten“ für die Gruppe der Mentoren, Praktikumsbetreuer und Ausbilder durchgeführt: Prof. Fritz C. Staub (Universität Fribourg, Schweiz) zeigte in seinem Vortrag „Päda- gogisch-fachdidaktisches Coaching für Mentorinnen und Mentoren – Neues über Vor- und Nachbesprechung“, wie durch ein neues Verständnis der Mentorenrolle die Qualität des Unterrichts und die Rolle der Schüler eine stärkere Bedeutung während des Mentoring bekommen kann. Prof. Martin Stadelmann und Andreas Zürcher (PH Bern, Schweiz) charakterisierten unter dem Titel „Die Aufgabe von Mentorinnen und Mentoren zwischen Wissenschaft und Praxis“ zwei Typen von Mentoren, die „Vermittler“ und die „Praktiker“, und zeigen die sich daraus ergebende unterschiedliche Art, Kompetenzen weiterzuentwickeln. In seinem Vortrag „Lehrer werden ist nicht schwer ... – neue Ergebnisse der Lehrer- gesundheitsforschung“ thematisierte Prof. Heinrich Dauber die Studien- und Berufs- eignung der Studierenden und in diskutierte mit den Mentorinnen und Mentoren im Workshop „Psychosoziale Kompetenzen als Basis erfolgreicher (Selbst-)Professiona- lisierung in der Lehreraus- und -weiterbildung“ die Konsequenzen, die sich für die Ausbildungs- und Beratungspraxis in der Arbeit mit Studierenden ergeben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nannten als Vorteil der neuen Organisations- form mit der dreiteiligen Vortragsreihe gegenüber einem eintägigen Mentorentag, Aktivitäten des ZLB 29 dass eine intensivere Auseinandersetzung unter verschiedenen Aspekten ermöglicht wird und das Fortbildungsangebot durch die angegliederten Workshops am nächsten Tag weniger geballt wirkt. Allerdings ergab sich die erwünschte Kontinuität bei der zwischen 20 und 100 schwankenden Teilnehmerzahl nur für einen geringeren Teil der Teilnehmer. Die Begegnung der Mentoren miteinander und mit ihren Praktikums- betreuern ist bei dieser auseinandergezogenen Veranstaltungsform weniger intensiv und der Organisationsaufwand für Teilnehmer und Veranstalter größer. Aus den Rückmeldungen konnte ferner geschlossen werden, dass inzwischen ein Mentoren- tag zum Schulhalbjahrwechsel etabliert ist und sich viele Teilnehmer darauf einge- stellt haben. Daher wird im Februar 2012 wieder ein Mentorentag in gewohnter Form durchgeführt. Ostfriesische Hochschultage Das Referat für Schulpraktische Studien konnte im März die Universität Kassel bei den Ostfriesischen Hochschultagen 2011 in Aurich vertreten. Dabei hatten die Betei- ligten der Universität Kassel die Verantwortung für die Gestaltung der von ca. 400 Lehrerinnen und Lehrern besuchten Tagung. Unter dem Thema „Lernen lassen“ stand die Unterrichtsentwicklung mit dem Anspruch der Förderung der Selbstständig- keit von Schülern im Mittelpunkt. Der Eröffnungsvortrag „Wie kann man selbstständi- ges Lernen lehren? Alltagserfahrungen und Forschungsbefunde“ von Prof. Dorit Bosse gab den folgenden 14 Workshops einen Rahmen, der von Kasseler Fortbild- nern aus Universität, Studienseminar und Schule ausgefüllt wurde. Es gab Angebote aus dem Bereich der Elementarbildung und der Grundschule, die vom Technikverständnis von Kindern über entdeckendes Lernen bis zum altersge- mischten Unterrichten ohne Noten reichten. Das Spektrum der Angebote für den Se- Jahresbericht 2011 30 kundarstufenbereich erstreckte sich von Offenen Aufgaben im Mathematikunterricht bis zum Freien Lernen, von der Politischen Bildung bis zum Szenischen Spiel. Im Spektrum der unterschiedlichen Fächer und methodischen Zugänge interessierte stets die Frage, wie Lehrerinnen und Lehrer die Gratwanderung meistern, einen Frei- raum zur Entwicklung von Selbstständigkeit zu gewähren und den rechten Moment und das richtige Maß an Unterstützung zu finden. 2.5 Studienberatung Lehramt Nina Gerhards M.A., Ann-Katrin Berkenheger, Chris Hetterich Die Aufgabe der Studienberatung Lehramt liegt im Wesentlichen darin, bei fachüber- greifenden Lehramtsfragen sowie bei Fragen zum Erziehungs- und gesellschaftswis- senschaftlichen Kernstudium zu beraten, die Studierenden über die für sie gültigen Modulprüfungsordnungen zu informieren und ihnen berufliche Perspektiven näher zu bringen. Grundsätzlich sind die Themenbereiche in der Beratung bei Studienbeginn, im Studienverlauf (Studiengangs-/Studienortswechsel, Fachwechsel, Hinzunahme von neuen Fächern) und beim Studienabschluss (Planung der Prüfungsphase, etc.) relevant. Besonders oft suchen Studieninteressierte, die über unterschiedlichste schulische und berufliche Qualifikationen verfügen, eine intensive Beratung zum Lehramtsstudi- um. Gesprächsthemen sind mögliche Fächerkombinationen, Bewerbungsmodalitä- ten, der ungefähre Verlauf des Studiums sowie Fragen zum Vorbereitungsdienst. Die Ratsuchenden fragen nach den Vorzügen eines Lehramtsstudiums an der Universität Kassel im Verhältnis zu anderen Universitäten und erkundigen sich nach Praktika und fachlichen Schwerpunkten im Lehramtsstudium. Aktuell steigt die Anzahl derje- nigen Studieninteressierten, die bereits über einen Hochschulabschluss verfügen und sich, nach wenigen Jahren in einem anderen Berufsfeld, darüber informieren möch- ten, wie Sie sich für den Lehrberuf qualifizieren können. Nach wie vor ist es für Studienanfänger, aber auch für einige Studierende in höheren Semestern, schwierig, sich die Modulprüfungsordnungen selbst zu erschließen. Be- sonders Studienanfänger, die unerwartet über das Losverfahren noch einen Studien- platz nach Beginn des Wintersemesters bekommen haben, sowie Quereinsteiger mit Anrechnungen von zuvor erbrachten Studienleistungen aus dem In- und Ausland suchen angesichts der vielen erforderlichen Informationen klärende Unterstützung. Wie auch im vergangenen Jahr steigt die Nachfrage nach persönlichen längeren Be- ratungsgesprächen jenseits der offenen Sprechstunden, insbesondere im Frühjahr vor Beginn der Bewerbungszeit. Aktivitäten des ZLB 31 Um den Bedürfnissen der Studierenden gerecht zu werden, finden regelmäßige Tref- fen zum Informationsaustausch zwischen dem Modulbeauftragten Gunar Sonntag und der Studienberatung Lehramt statt. Alle vier bis acht Wochen findet eine Informationsveranstaltung für Studierende statt, die allmählich ihren Studienabschluss ins Auge fassen. Im vergangenen Jahr wurde gemeinsam mit der Leiterin der Prüfungsstelle Kassel des Amts für Lehrerbildung, Frau Stuhldreier, ein Konzept entwickelt, wie Interessierte das ganze Jahr hindurch an mehreren kleinen Infoveranstaltungen teilnehmen können. Dieses Konzept be- währt sich nun im Gegensatz zu den „Massenveranstaltungen“ der Vorjahre, zu de- nen einmal im Jahr rund 300 Studierende im großen Hörsaal informiert wurden. Stu- dierende hatten sich kritisch über das Setting geäußert. Gezieltes Nachfragen war kaum möglich. Nun können die Examenskandidatinnen und -kandidaten des Lehr- amts sich in konzentrierter und überschaubarer Runde von rund 30 Personen regel- mäßig zur Ersten Staatsprüfung informieren lassen und den Rahmen nutzen, ihre vielfältigen Fragen zum Studienabschluss zu stellen. In diesem Jahr konnte die Rei- he von Informationsveranstaltungen, nach der einführenden Pilotphase im vergange- nen Jahr, erfolgreich etabliert werden. Zu Beginn des Jahres wird die Studienberatung Lehramt zu den Berufsorientierungs- tagen (BOT) an unterschiedlichen Schulen in Kassel und Umgebung eingeladen, um interessierte Schülerinnen und Schüler zum Lehramtstudium an der Universität Kas- sel zu informieren. Ein besonders guter Kontakt besteht zur Herderschule in Kassel und zur Theodor-Heuss-Schule in Homberg/Efze. Dort fanden sich die Schülerinnen und Schüler nach dem Powerpoint-gestützten Vortrag zu den Lehramtsstudiengän- gen in Kleingruppen zusammen und sammelten Fragen zu einzelnen Fächern oder dem Ablauf des Studiums im Allgemeinen, die sie den drei Beratenden stellen konn- ten. Neben den Studien- und Berufsinformationstagen an der Universität Kassel, bei de- nen die Studienberatung die Vortragenden Prof. Friederike Heinzel und Prof. Dorit Bosse unterstützend begleitete, fand am 07.04.2011 an der Richard-Müller-Schule in Fulda der „5. Abi-go-Tag“ statt. In diesem Jahr fanden sich zu diesem Berufsinforma- tionstag 900 Oberstufenschüler und -schülerinnen von elf Gymnasien aus Fulda und Umgebung ein, um Vorträge zu verschiedenen Studiengängen und möglichen Be- rufsfeldern zu hören. Die Lehramtsstudiengänge der Universität Kassel wurden von Prof. Friederike Heinzel und der Studienberatung Lehramt vertreten. Der Vortrag wurde mit großem Interesse wahrgenommen, was sich besonders durch die vielen, schon sehr konkreten Nachfragen der Studieninteressierten zeigte. Die Studienberatung Lehramt arbeitet seit diesem Jahr noch enger mit dem Referat Kernstudium zusammen und war bei der Planung der „Erweiterten ESE“ zu Beginn des Wintersemesters beteiligt. Hinzu kommen neue Vernetzungen und Kooperatio- Jahresbericht 2011 32 nen zum Beispiel mit der GEW, die in Kooperation mit dem ZLB und dem AStA am 06.12.2011 die „RefInfo“, eine Informationsveranstaltung zum Vorbereitungsdienst, anbietet, und eine im nächsten Jahr anstehende Vernetzung mit dem von Justin Pfei- fer begleiteten „Schnupperstudium“ im Erziehungs- und gesellschaftswissenschaftli- chen Kernstudium. In beiden Fällen ist die Studienberatung unmittelbar vor Ort als kompetenter Ansprechpartner präsent. 2.6 Kooperationsrat Koordination: Prof. Dorit Bosse, FB 01 (bis 09/2011) Prof. Hans Peter Kuhn, FB 01 (ab 10/2011) Axel Knüppel (SPS) Weitere Beteiligte: Helmut Dörr, Georg-Lichtenberg-Gymnasium Kassel Yvonne Gibhardt-Splittgerber, Langenbergschule Baunatal Heidi Hagelüken, Studienseminar für berufliche Schulen Kassel/Fulda Alexander Kraus, Studienseminar GHRF Kassel Jürgen Pohl, Studienseminar für Gymnasien in Kassel Jörg Sperling, Heinrich-Schütz-Schule Kassel In der ersten Sitzung des Jahres wurden die Bestandsaufnahme und die Weiterent- wicklung der Zusammenarbeit von Universität bzw. Studienseminar mit den Schulen unter der Fragestellung fortgesetzt: Was ist eine gute Ausbildungsschule aus der Sicht meiner Institution bezogen auf die Organisation, die Haltungen und die Rollen der Beteiligten? Innerhalb der zwei Gesprächsrunden, die einmal institutionsintern und zum anderen übergreifend zusammengesetzt waren, erweiterte sich die Per- spektive auf die Frage, was für die Schulen im Hinblick auf die Lehrerausbildung eine gute Universität bzw. ein gutes Studienseminar ausmacht. Anlässlich des 40jährigen Bestehens der Universität Kassel fand eine festliche Sit- zung des Kooperationsrats im Eulensaal der Murhardschen Bibliothek statt. Das Zu- sammentreffen bestand neben musikalischen Beiträgen aus einer feierlichen Begrü- ßung durch den Vorsitzenden des Zentrums für Lehrerbildung, Prof. Bernd Wollring, und im ersten Teil aus vier Kurzvorträgen. Dabei beschrieb Prof. Rudolf Messner „märchenhaft“ die Entwicklung der reformorientiert ausgerichteten Lehrerbildung an der Gesamthochschule und späteren Universität. Prof. Heinrich Dauber konzentrierte sich auf die Gründung des Zentrums für Lehrerbildung und zeigte am Beispiel des Projekts „Psychosoziale Basiskompetenzen für den Lehrerberuf“ auf, was eine insti- tutionsübergreifende Herangehensweise bewirken kann. Alexander Kraus lieferte eine Positionsbestimmung der zweiten Phase, indem er deren Mittlerrolle zwischen Aktivitäten des ZLB 33 Universität und Schule hervorhob. Den besonderen Stellenwert der Schule innerhalb der Lehrerausbildung beschrieb Helmut Dörr. Auch der zweite Teil der festlichen Veranstaltung, die Diskussionsrunde mit Wegge- fährten der ersten Stunde der Kasseler Lehrerbildung, wurde von allen Phasen der Lehrerbildung getragen. Als vermittelnde Instanz zwischen den drei Phasen fungiert das – durch Marianne Huttel vertretene – Amt für Lehrerbildung. Sie moderierte die Diskussionsrunde mit Persönlichkeiten, die die Kasseler Lehrerbildung maßgeblich vorangebracht haben. Den Rück- und Ausblick aus Sicht der Universität übernahmen die Professorinnen und Professoren Ariane Garlichs, Frauke Stübig und Gerhard Gerdsmeier und aus der Perspektive der Studienseminare deren früheren Leiterin- nen und Leiter Wolfgang Lübcke, Karl Garff, Klaus-Peter Wirth und Annette Heck- mann. Die Position der Schule beleuchtete aus Sicht einer Schulleiterin und jetzigen Stadträtin Brigitte Bergholter. Vom ehemaligen Ministerialrat Hartmut Storch wurde ein schriftlich eingereichtes Statement verlesen. Aus der Sitzung wurde der „Kasseler Appell“ (siehe Anhang) initiiert, in dem die sich abzeichnende Entwicklung kritisiert wird, aus finanzpolitischen Erwägungen bildungspolitische Entscheidungen zu tref- fen, die die Qualität der Lehrerausbildung mindern könnten. Die Redebeiträge sind in der Broschüre „Entwicklung der Kooperation zwischen Studienseminar, Schule und Universität Kassel seit 1971“ dokumentiert: http://www.uni-kassel.de/hrz/db4/extern/ dbupress/publik/ abstract_en.php?978-3-86219-200-7 Die sich in der neuen Durchführungsverordnung des Hessischen Lehrerbildungsge- setzes von 2011 ergebenden Veränderungen für die zweite Phase der Lehrerbildung, wurden in der Novembersitzung von Vertreterinnen und Vertretern der Studiensemi- nare vorgestellt und auf ihre möglichen Auswirkungen auf die anderen beiden Pha- sen hin zugespitzt. Die 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten in der neuen Cafeteria der Heinrich-Schütz-Schule Kassel die Konsequenzen, die sich aus den Veränderungen für die jeweiligen Institutionen bzw. für die Kooperation ergeben. Jahresbericht 2011 34 3. Arbeitsgruppen und Projekte 3.1 Comenius-Regio-Projekt „Norhessen-Lorraine“ Koordination: Paul Leuck, FB 02/05 Weitere Beteiligte: Prof. Dietmar Hüser, FB 05 Dirk Philipp, Studienseminar für Gymnasien in Kassel, Lichtenberg-Schule Agnes Völger, Lichtenberg-Schule Andrea Hohmann, Freiher-vom-Stein Schule Hessisch Lichtenau Im zweiten Jahr der Laufzeit des Comenius-Regio-Projekts „Norhessen-Lorraine“ geht es darum, die im Jahresbericht 2010 des ZLB aufgezeigten Perspektiven für die Ausarbeitung von gemeinsamen deutsch-französischen Aus- und Fortbildungsstruk- turen umzusetzen und unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit dauerhaft in Nancy und Kassel zu etablieren. Folgende Skizzierungen konnten bisher erzielt werden: – methodisch-didaktisch orientiertes wissenschaftliches Angebot im Rahmen des Erasmusprogramms für Lothringer Germanistikstudierende in der Abteilung Deutsch als Fremdsprache (DaF) des FB 02 mit dem Ziel der vollen Anerkennung der in Kassel erbrachten Leistungen für das französische Lehramtsstudium, – Angebot für Lothringer Histoire-/Géographie-Studierende (für Lehrtätigkeit in bilin- gualen so genannten AbiBac-Klassen und classes européennes) im FB 05, – Angebot für Kasseler Lehramtsstudierende mit dem Fach Französisch in der Uni- versité Henri Poincaré, UHP, in Nancy (in diesem Zusammenhang werden Mög- lichkeiten der Zusammenarbeit mit dem Centre de Recherche et d’Applications Pédagogiques En Langues – CRAPEL – ausgelotet), – Angebot für deutsche Lehramtsstudierende mit sehr guten Französischkenntnis- sen in der UHP für Lehrtätigkeit in bilingualen Klassen (in diesem Zusammenhang werden Möglichkeiten der Kooperation mit dem Collège Universitaire – Campus Européen franco-allemand à Nancy/Sciences Politiques ausgelotet). Diese Bemühungen um ein strukturiertes Studienprogramm für den bilingualen Sach- fachunterricht gliedern sich in die Vorschläge des Hessischen Kultusministeriums und des Amts für Lehrerbildung aus dem Jahre 2009 zur phasenübergreifenden Leh- rerbildung im Bereich des bilingualen Unterrichts ein. Auf dieser Grundlage bemüht sich die Comenius-Regio-Steuergruppe um die Einführung eines Bilingualzertifikats mit Französisch als Arbeitssprache für Kasseler Geschichts- und Politikstudierende in den Fachbereichen Geistes-, Kultur- und Gesellschaftswissenschaften (FB 02/05). Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 35 Im Bereich der zweiten Phase der Lehrerbildung ist es trotz der Abschaffung des Re- ferendariats im Jahre 2010 in Frankreich gelungen, dieses Jahr die seit 1999 existie- rende Partnerschaft für Romanisten und Germanisten zwischen dem Studienseminar für Gymnasien in Kassel und der Universität Nancy mit dem seinerzeitigen Lehrer- ausbildungsinstitut nach einjähriger Unterbrechung weiterzuführen. Ab dem nächsten Jahr wird es einwöchige Hospitationsaufenthalte von Kasseler Romanistiklehrkräften im Vorbereitungsdienst in Nancy im Austausch mit französischen Germanistik-Stu- dierenden des ersten Masterstudienjahres geben, die ihren Gegenbesuch in Kassel mit der Teilnahme an allen Ausbildungsveranstaltungen ihrer deutschen Partner ab- solvieren. Der Austausch muss schon im ersten Masterstudienjahr stattfinden, weil das zweite Jahr mit dem Masterabschluss auf Grund der Prüfungsvorbereitung keine Zeit für ein Praktikum mit Austauschprogramm ermöglicht. Hinsichtlich der Einführung eines auf Dauer angelegten Fortbildungsprogramms für Französisch- und Bilinguallehrkräfte in Hessen ist es gelungen, exemplarisch zu- nächst eine einwöchige Veranstaltung in der Lorraine vom 23. bis 29. April 2012 zu planen. Diese Fortbildungswoche wird sich schwerpunktmäßig mit der interkulturellen Dimension beschäftigen und entsprechend die Spracharbeit in diesen Kontext inte- grieren. So sind die einzelnen Programmpunkte mit dem Ziel geplant, die Lehrkräfte als aktiv handelnde, methodisch abwechslungsreich in den Arbeitsprozessen zu be- gleiten. Im Mittelpunkt stehen die soziale, kulturelle und historische Entwicklung der Region mit den beiden urbanen Zentren Nancy und Metz, die jeweils mit der Größe Kassels vergleichbar sind sowie die derzeitige politische und ökonomische Situation im Zuge der großen Konversionsanstrengungen nach der Schließung der Kohlegru- ben. Dabei soll das Verhältnis zu Deutschland mit der wechselhaften, leidvollen Geschich- te ebenso eine Rolle spielen wie die Auseinandersetzung mit dem schwierigen Um- bau der Industrie- in eine Dienstleistungsgesellschaft am Beispiel der ehemaligen Bergbauregion im jetzigen Museum und Weltkulturerbe „Carreau Wendel“ in Petite Rosselle. Als kulturhistorisch bedeutsamer Bezugspunkt wird der Jugendstil mit dem Museum der „Schule von Nancy“ ebenso im Mittelpunkt stehen wie das neu errichte- te Centre Pompidou in Metz, das als Ableger des gleichnamigen Museums in Paris unter anderem französische Dezentralisierungstendenzen zum Ausdruck bringen soll. Nach einem ersten vorbereitenden Besuch deuten sich hier längerfristig Kooperati- onsmöglichkeiten des Centre Pompidou Metz mit dem Kasseler Documenta-Archiv an. So könnte dem Comenius-Regio-Projekt gemäß seinem Ziel der Entwicklung ei- ner nachhaltigen Perspektive eine Vermittlerrolle zugewiesen werden und es könnte damit im kulturellen Bereich ein erstes langfristiges Zeichen setzen. Jahresbericht 2011 36 Nicht zuletzt muss Ende April nächsten Jahres im Zusammenhang mit dem ersten Wahlgang zu den französischen Präsidentschaftswahlen während einer Fortbil- dungsveranstaltung die aktuelle politische und ökonomische Situation in Frankreich und damit auch in Deutschland und Europa thematisiert werden. So konnte eine ent- sprechende Vortrags- und Diskussionsrunde in diesem Fall mit Pressevertretern ge- rade im von Metz aus nahe gelegenen Zentrum „Robert Schumann“ geplant werden. Wie mehrfach betont soll das Comenius-Regio-Projekt über die Laufzeit bis August 2012 hinaus eine nachhaltige Weiterführung erfahren und dies nicht zuletzt, um ent- sprechend dem dargestellten Modell für April 2012 Fortbildungsveranstaltungen für Lehrkräfte kostengünstig anbieten zu können. Wird diese Veranstaltung weitgehend aus Comenius-Mitteln finanziert, so müssen danach andere Quellen erschlossen. Die Comenius-Regio-Steuergruppe hat sich unter anderem daher dazu entschieden eine Vereinsstruktur aufzubauen, die es über Spendengelder ermöglichen soll, dieses Ziel zu erreichen. Im November 2011 ist vor diesem Hintergrund das „Frankreichforum Hessen e.V. – Kultur, Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft –“ in der Universität Kassel gegründet wor- den. Lehrerfortbildung soll damit in den erweiterten Kontext von Kultur und Wirtschaft integriert werden. Darüber hinaus soll der gemeinnützig orientierte Verein über die Comenius-Region Lorraine hinaus perspektivisch andere französische Regionen vor allem Alsace mit Kassels Partnerstadt Mulhouse und Aquitaine, die Partnerregion Hessens, mit einbeziehen und auch als Ansprechpartner für kulturelle und wirtschaft- liche frankreichbezogene Initiativen in ganz Hessen zur Verfügung stehen. Dies er- scheint umso wichtiger, als damit ein regionaler Beitrag zur deutsch-französischen Verständigung als Basis für ein zusammenwachsendes Europa geleistet werden kann. Die Kooperation zwischen Deutschland und Frankreich erweist sich immer wieder als schwierig und nicht erst mit der derzeitigen Finanzkrise, sondern sie war es in der gesamten Nachkriegszeit und über den Elysée-Vertrag von 1963 hinaus und ist es einschließlich der laufenden Herausforderungen mit der 2010 vereinbarten „Agenda 2020“ zur gemeinsamen Bewältigung von Problemen vor allem in den Bereichen Wirtschaft, Energie, Bildung und Sicherheitspolitik. In diesem Sinne hat das Frankreichforum Hessen als Beitrag zum Verstehen und zur Verständigung auf regionaler Ebene vorerst für das Jahr 2012 folgende Aktivitäten geplant bzw. avisiert: – Vortrag aus Anlass des Elysée-Jahrestags von Dr. habil. Corine de France (Gast- professorin am Frankreichzentrum der FU Berlin) am 24. Januar im Eulensaal der Universität Kassel zum Thema „Le mythe de la réconciliation franco-allemande“ – Vortrag von Andreas Ross (FAZ-Journalist) zur „Merkozy-Politik“ Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 37 – Vortrag von Prof. Dietmar Hüser am 18. April in der Universität Kassel zu den fran- zösischen Präsidentschaftswahlen – Exkursion nach Paris vom 19.-22. April zum 5. Internationalen Fotobuchfestival in Kooperation mit dem Fotoforum Kassel und der Kunsthochschule der Universität Kassel (Bereich Visuelle Kommunikation) – Aufbau einer Online-Plattform in der Studienwerkstatt Romanistik der Universität Kassel zur Erstellung von landeswissenschaftlich orientierten didaktisierten aktuel- len Materialien für den französischsprachigen Unterricht – Vermittlung und öffentliche Begleitung einer auf Dauer angelegten hessisch- lothringischen Kooperation zwischen dem Centre Pompidou Metz und dem Docu- menta-Archiv Kassel in Zusammenarbeit mit der Kunsthochschule der Universität Kassel – 14-tägige Lehrerfortbildung im August in Kassel für deutsche und französische Lehrkräfte vom Goetheinstitut Paris in Kooperation mit der Comenius-Steuer- gruppe – Französische Woche im Herbst in Kassel (Filme, Lesungen, Führungen, Einblicke in deutsch-französische Arbeitswelten usw.) – Exkursion in die hessische Partnerregion Aquitaine kurz vor und in der ersten Wo- che der schulischen Herbstferien Die Aktivitäten sollen gerade auch das außerschulische und -universitäre Publikum ansprechen und damit das Vereinsprogramm über den Bildungsbereich hinaus aus- dehnen, um auf breiter Grundlage einen Beitrag zum deutsch-französischen Verste- hensprozess leisten zu können. Durch die Besetzung des Vorstands (Christina Hein, Journalistin; Andrea Hohmann, Freiherr-vom-Stein Schule Hessisch Lichtenau; Prof. Dietmar Hüser, FB 05; Dirk Phi- lipp, Studienseminar für Gymnasien in Kassel und Lichtenberg-Schule; Paul Leuck, FB 02/05; Prof. Sabine Ruß, FB 05; Alexandra Schäfer, Herderschule; Agnes Völger, Lichtenberg-Schule) können alle Aktivitätsbereiche zunächst abgedeckt werden. Gleichwohl wird die Mitgliederwerbung im Sinne einer langfristig effektiven Arbeit zentrales Ziel bleiben. Jahresbericht 2011 38 3.2 Darstellendes Spiel / Szenisches Verstehen Koordination: Axel Knüppel, Referat SPS Weitere Beteiligte: Volker Hänel, Studententheater der Universität Kassel (STUK) Ede Müller, Landesverband Schultheater in Hessen/QM Darstellendes Spiel Hessen Uwe Reiners, StS GHRF Kassel; Fachleiter für Musik mit Wahlpflichtmodul DS Brigitte Sturm-Schott, Theaterpädagogisches Zentrum Nordhessen thearte e.V., QM Joao Ventura, Kunsthochschule Kassel Zu Beginn des Wintersemesters 2011/12 interessierten sich zum Vorbesprechungs- termin fast 40 Studierende für das Angebot „Szenisches Verstehen / Darstellendes Spiel“. Nach ausgiebiger Information, gerade auch über die Termine der Wochen- end-Seminare, haben 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Studienangebot ab- solviert: vier 1 ½-tägige Seminare zu den Themen „Die Gruppe wird spielfähig“ (d.h. arbeitsfähig), „Der Körper als Ausdrucksmittel“, „Improvisation und Raum“. Die Schwerpunkte zeigen, dass hier Grundlagen gelegt werden, die für jede Lehrperson wichtig ist. Im Sommersemester soll dieses Angebot mit vier weiteren Kursen fortge- setzt werden. Dies ist mittlerweile die 6. Runde der erfolgreichen Kooperation zwischen der Univer- sität Kassel und der Qualifizierungsmaßnahme Darstellendes Spiel Hessen. Gerade diese phasenübergreifende gemeinsame Arbeit von Studenten, Referendaren und Lehrern wird von allen Beteiligten als äußerst fruchtbar angesehen. Das zweisemest- rige Angebot bietet über den Erwerb von Schlüsselqualifikationen für den Lehrerberuf hinaus für Interessierte die Möglichkeit, die Ausbildung in der Qualifizierungsmaß- nahme zusammen mit Lehrern weiter fortzuführen. Im laufenden Semester entsteht ein gemeinsames Spielprojekt mit Teilnehmern aus Universität, Studienseminar und Schule, das Ende Februar mit dem Stück „Top Dogs“ seine Premiere haben wird. In den laufenden Kursen der Qualifizierungsmaßnahme außerhalb der Hochschule sind nunmehr rund 40 Studierenden aktiv, die sich dort die Bausteine für die Arbeit mit szenischen Mitteln in der Schule zusammenfügen und damit die Option haben, nach Abschluss dieser Kurse das Fach Darstellendes Spiel / Theater zu unterrichten. Die Lehrenden halten es, ebenso wie – nach deren Rückmeldungen – die bisherigen Teilnehmer, für sehr sinnvoll, die Kooperation auch im Winter- und Sommersemester 2012/13 fortzusetzen. Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 39 Jahresbericht 2011 40 3.3 Evaluation von Lehrerfortbildungen – Das Fritzlarer Projekt Koordination: Prof. Frank Lipowsky, FB 01 Weitere Beteiligte: Gisela Dorst, Studienseminar GHRF Fritzlar Daniela Rzejak, Studentin Seit einigen Jahren ist ein zunehmendes Interesse an der dritten Phase der Lehrer- bildung, respektive an der Frage der Bedeutung und Wirksamkeit von Fort- und Wei- terbildungsmaßnahmen festzustellen. Neuere empirische Studien und Meta-Analy- sen deuten im Gegensatz zu älteren Befunden darauf hin, dass sich Fortbildungen positiv auf die Qualität von Unterricht und das Lernen von Schülerinnen und Schülern auswirken können. Das Fachgebiet Empirische Schul- und Unterrichtsforschung der Universität Kassel beschäftigt sich seit einigen Jahren mit diesem Thema und wurde in diesem Zusam- menhang mit der Evaluation und wissenschaftlichen Begleitung der Lehrerfortbildung „Kompetenzorientiert unterrichten – kompetenzorientiert fortbilden“ am Studiensemi- nar für Grund-, Haupt-, Real- und Förderschulen Fritzlar (Leitung: Gisela Dorst) be- traut. Die Fortbildung verfolgte das Ziel, gemeinsam mit den Fortbildungsteilnehme- rinnen und -teilnehmern (ca. 40 Grundschullehrpersonen) exemplarisch eine kompe- tenzorientierte Unterrichtseinheit oder -sequenz zu planen, durchzuführen und zu reflektieren. Die Maßnahme erstreckte sich über einen Zeitraum von etwa neun Mo- naten (Februar 2011 – November 2011) mit einem ganztägigen sowie vier halbtägi- gen Fortbildungstreffen. Eine ganztägige Auftaktveranstaltung sowie eine Abschluss- sitzung fanden für alle Fortbildungsteilnehmer gemeinsam statt. An den weiteren drei Fortbildungsnachmittagen wurde in fachspezifischen Gruppen (Mathematik, Deutsch und Sachunterricht) gearbeitet. Während der Fortbildung war ein fortlaufender Wechsel von Input und unterrichtsbezogenen Übungs-, Reflexions- und Feedback- phasen intendiert. Die Fachgruppen wurden jeweils von einem Team aus zwei Fort- bildnern geleitet. Die Evaluation dieser Maßnahme stützt sich sowohl auf Daten aus teilnehmender Beobachtung der Input- und Interaktionsprozesse im Rahmen der Fortbildungstreffen als auch auf Daten einer schriftlichen Prä-Post-Befragung mit kombiniert offenem und geschlossenem Antwortformat. Befunde und theoretische Annahmen legen na- he, dass die Wirksamkeit von Fortbildungsangeboten von strukturellen und didakti- schen Merkmalen der Fortbildung ebenso wie von personenbezogenen Merkmalen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer abhängig ist. Diese Merkmale wurden über un- terschiedliche Fragen in den Fragebogen erfasst. Beispielsweise wurde die Fortbil- dungsmotivation (Beispielitem: «Das Thema der Fortbildung interessiert mich sehr.») und die Anregungstiefe als ein Indikator für die didaktische Qualität der Fortbildungs- Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 41 veranstaltungen (Beispielitem: «Die Materialien, die ich während der Fortbildung er- hielt, waren anregend.») erfasst. Um zu ermitteln, ob sich das Verständnis der Teilnehmer von kompetenzorientiertem Unterricht während des Fortbildungszeitraums gewandelt hat, wurden diese zu Be- ginn und am Ende der Fortbildung aufgefordert, offen anzugeben, was sie unter kompetenzorientiertem Unterricht verstehen (vgl. Tab. 1). Prä-Befragung Was bedeutet für Sie „kompetenzorientier- ter Unterricht“? Post-Befragung Was bedeutet für Sie „kompetenzorientierter Unterricht“ jetzt zum Abschluss der Fortbildung? L1 Das bedeutet für mich, die jetzigen Unter- richtsinhalte/ -themen in Kompetenzbereiche einzuteilen und diese gekonnt im Unterricht umzusetzen. Die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder zu schulen, weiterzuentwickeln. Vorwissen aktivieren; Lernprozesses beglei- ten, reflektieren; vielseitig fördern (sozial, fach- lich, methodisch) L2 Ausrichten des Unterrichts an Fähigkeiten und Fertigkeiten, die die Schüler gesichert erlernt haben sollen. Am Ende des Lernprozesses sollen die Schüler überprüfbare Fähigkeiten erlernt haben. Ausrichten des Unterrichts nach den Bildungs- standards. Für den Sachunterricht: - Motivierender Einstieg/ Problem/ Wissens- stand abfragen - Hypothesenbildung - Wissenserwerb - Kommunikation über das erlernte Wissen - Reflexion  Ergebnissicherung/ Anwen- dung in realitätsnahen Situationen L3 Am Schüler orientiert. Lernen = ein Prozess, der individuell verläuft. Die Schüler sollen ihren Lernprozess aktiv gestalten, nachvollziehen, bewerten und re- flektieren können. Es handelt sich um einen Unterricht, der sich an Kompetenzen für die Schüler orientiert, losgelöst von den Inhalten. Tab. 1: Antworten von drei Fortbildungsteilnehmerinnen zu beiden Messzeitpunkten Tabelle 1 enthält die Antworten von drei Lehrerinnen auf diese Frage. Während in der Prä-Befragung die Antworten dieser drei Lehrerinnen recht allgemein ausfallen (dass Lernen ein individueller Prozess ist, ist sicher kein herausragendes Kennzei- chen kompetenzorientierten Unterrichts), sind sie in der Postbefragung meist konkre- ter und spezifischer formuliert und verraten zudem einen deutlicheren Bezug auf den eigenen Unterricht und seine Gestaltung. Zudem werden in der Postbefragung Fak- toren benannt, von denen man ausgeht, dass sie kompetenzorientierten Unterricht kennzeichnen (z.B. Reflexion über den Lernprozess). Inwieweit diese sich andeuten- den Änderungen bei den drei ausgewählten Lehrpersonen aber auch für die Ge- Jahresbericht 2011 42 samtstichprobe gelten, wird sich im Frühjahr 2012 entscheiden, wenn alle Fragebo- gendaten ausgewertet sind. Dann beginnt auch die dritte Staffel der Fortbildung, die ebenfalls evaluiert werden soll. 3.4 Lehrerbildungsregion Nordhessen Koordination: Prof. Dorit Bosse, FB 01 Weitere Beteiligte: Wolfgang Gabler, ZLB Marianne Huttel, AfL Fuldatal Helga Kennerknecht, AfL Frankfurt Prof. Bernd Wollring, FB 10 Ziel des Projekts ist es, die in Nordhessen bestehenden Kooperationsbezüge zwi- schen den drei Phasen der Lehrerbildung einschließlich der Schulen im Sinne der modernen kompetenzorientierten Leitbilder für das Lehramt zu strukturieren und in einem Gesamtkonzept weiter zu entwickeln, um die anstehenden Fragen der Profes- sionalisierung durch stärkere Verzahnung von Theorie- und Praxiselementen des Studiums sowie der drei Phasen der Lehrerbildung insgesamt anzugehen. Das Kon- zept soll sich auf eine Bandbreite erstrecken, die von gemeinsamer Grundorientie- rung zu Fragen der Professionalität bis zu einem differenzierten System von Koope- rationsprojekten reicht. Es soll dabei sowohl fachliche und fachdidaktische als auch etwa erziehungswissenschaftliche, psychologische und schulorganisatorische Aspek- te umfassen sowie auch der gemeinsamen Kompetenzentwicklung der Beteiligten dienen. Zu den ersten Arbeitsschritten des Projekts gehörte eine Zusammenstellung der be- stehenden Kooperationsbezüge zwischen Universität, zweiter und dritter Phase. Die 2010 gemeinsam von AfL und ZLB herausgegebene Dokumentation beschreibt über 30 Kooperationsprojekte und dient zugleich als Grundlage für einen strukturierten Ausbau der Zusammenarbeit. Eine vorläufige Analyse der Kooperationsbezüge er- gibt, dass dafür zumindest folgende Themenbereiche in Frage kommen: – Fachliche Abstimmung über die Implementation der Bildungsstandards in den Schulen sowie die Modularisierung der ersten und zweiten Phase, gemeinsame Weiterentwicklung, Bedarfe der dritten Phase (differenziert nach Fächern und EG- Bereich). Mit der Jahrestagung des ZLB 2010 konnten hierzu eine Reihe von Kon- takten hergestellt und vertieft werden. Künftig könnten fachbezogen zusammen- gesetzte Arbeitsgruppen den Abstimmungsprozess in Angriff nehmen. Für ver- schiedene Fächer existieren solche Gruppen bereits unabhängig voneinander, z.B. Biologie, Englisch, Ev. Religion, Deutsch, Physik, Sachunterricht, Berufs- und Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 43 Wirtschaftspädagogik. Durch gelegentlichen Austausch zwischen den Fächern sollten gemeinsame Merkmale und Entwicklungsperspektiven der fachlichen Ab- stimmung zwischen den Phasen herausgearbeitet werden. – Verstärkung der Kooperation zwischen Universität, zweiter Phase und Schulen bei den Schulpraktischen Studien: unterschiedliche Formen von SPS, iterativer Pro- zess zwischen den Lernorten Universität und Schule, Erprobung von praxissemes- ter-ähnlichen Modellen. Die seitens der Landesregierung eingeleiteten Planungen für ein sehr früh im Studienverlauf angesiedelten Praxissemester haben insofern zur Bildung einer entsprechenden AG des ZLB geführt. – Mentorenkompetenz: Sowohl bei den Schulpraktischen Studien der ersten Phase als auch für die zweite Phase ist die Beteiligung der Mentoren und Mentorinnen von wesentlicher Bedeutung. Bei der Entwicklung von Kompetenzprofilen, Fortbil- dungsangeboten und Projekten für praxisbezogenen Austausch geht es nicht nur um Inhalte, sondern vor allem auch um ressourcielle Fragen, da eine angemesse- ne Wahrnehmung dieses Aufgabenbereichs einschließlich der Fortbildungserfor- dernisse nicht einfach „nebenbei“ geleistet werden kann. – Berufseignung: Für die erste Phase befindet sich das Projekt „Psychosoziale Ba- siskompetenzen für den Lehrerberuf“ mit dem dritten Jahrgang von Studierenden in der Realisierung. Auch bestehen Initiativen, ähnliche Verfahren zur Definition von Kompetenzprofilen und Diagnostik für die zweite Phase zu entwickeln. Für das Modell der ersten Phase können sich daraus wiederum wichtige Hinweise für die Optimierung des bisher praktizierten Modells ergeben. Themenbereiche, zu denen weitere fortbildungsbezogene ausbaufähige Kooperatio- nen bestehen, sind etwa Bildungsmanagement, Bildungs- und Erziehungsplan, In- klusion, Lehrerinnen und Lehrer mit Migrationshintergrund, Medienbildung. In organisatorischer Hinsicht wird angestrebt, auf der Grundlage einer Kooperations- vereinbarung ein dauerhaftes Forum zu etablieren, das koordinatorische und för- dernde Aufgaben für den Entwicklungsprozess übernimmt. Diese organisatorische Entwicklung wurde in letzter Zeit durch die verschiedenen Modelle zur Umgestaltung des AfL im Rahmen von Einsparungserfordernissen im Kultusbereich beeinträchtigt (siehe dazu den „Kasseler Appell“ im Anhang dieses Berichts). Jahresbericht 2011 44 3.5 Medienbildung Koordination: Prof. Olaf-Axel Burow (FB 01), Dr. Stefan Bornemann (FB 01) Weitere Beteiligte: Prof. Achim Barsch, FB 02 Sandra Bischoff, Hessische Landesanstalt LPR Hessen Prof. Dorit Bosse, FB 01 Werner Dörbaum, Staatliches Schulamt Kassel Dr. Florian Feuser, Universitäres Sprachenzentrum Jun.-Prof. Olaf Gätje, FB 02 Manfred König, AfL Frankfurt Prof. Jürgen Mayer, FB 10 Dr. Reinhard Nolle, FB 01 Günter Opitz, Studienseminar GHRF Kassel Andreas Rehner, Medienfachberater Staatliches Schulamt Kassel Jörg Ruckel, Medienprojektzentrum Offener Kanal Kassel Armin Ruda, Medienprojektzentrum Offener Kanal Kassel Die AG Medienbildung ist im Frühjahr 2010 eingerichtet worden und versteht sich als fach- und institutionsübergreifende Koordinationsstelle für Fragen und Anliegen im Bereich Medienpädagogik und Mediendidaktik an der Universität Kassel. Mit der AG sollen sich insbesondere Abstimmungsmöglichkeiten zwischen dem Erziehungs- und gesellschaftswissenschaftlichen Kernstudium, den Fachdidaktiken und den Umset- zungsfeldern in Schule, Studienseminar und Weiterbildung ergeben. Das Hessische Kultusministerium hatte in der Zeit 2007 bis 2009 einen Runden Tisch Medienbildung einberufen. Die AG Medienbildung betrachtet sich als ein Re- sultat dieses interdisziplinären und institutsübergreifenden Dialogs. Insofern ist die AG bestrebt, Teilnehmerinnen und Teilnehmer möglichst vieler unterschiedlicher In- stitutionen in die Arbeit der AG einzubeziehen. Aufgaben und Ziele Aufgaben und Ziele der AG Medienbildung lassen sich mit folgenden Schwerpunkten beschreiben: – Durch den Einsatz von Medien als didaktische Instrumente des Unterrichts erge- ben sich Möglichkeiten für die Verzahnung der drei Phasen der Lehrerbildung. Die AG initiiert und koordiniert Projekte und Vorhaben, die eine bessere Verzahnung hierzu ermöglichen. – Durch die Erarbeitung eines Kompetenzprofils in Abstimmung mit Studiensemina- ren und dem Staatlichen Schulamt soll eine flexible Basis geschaffen werden, um Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 45 perspektivisch gesicherte Zuordnungen der Aus- und Weiterbildung mit Medien in den drei Phasen treffen zu können. Die Fragen hierbei sind: (1) Welche Kompe- tenzen im Bereich Medienbildung sind nötig, um den Lehrerberuf erfolgreich ge- stalten zu können? (2) Welche Kompetenzen sollten von welcher Ausbildungsinsti- tution zu welchem Zeitpunkt ausgebildet werden? – Ausloten des Fortbildungsbedarfs der dritten Phase durch Fortbildungsangebote der Universität. – Ermitteln und Beschreiben der Anforderungen, die in den Bereichen Präsentation und Kommunikation in der Schule für Pädagoginnen und Pädagogen bestehen und Integration entsprechender Studienelemente in die Hochschulbildung. Hierfür besteht zunächst die Notwendigkeit der Entwicklung einer gemeinsamen Ba- sis, um eine phasenübergreifende Bildung im Bereich Medien zu schaffen. Die Fach- didaktiken erhalten hier insbesondere bei den Studienseminaren eine besondere Rolle, da dort das übergreifende Modul „Medien und Methoden“ wegfallen wird und die zu vermittelnden Inhalte von den Fachdidaktiken aufgefangen werden müssen. Bei den naturwissenschaftlichen Fachdidaktiken an der Universität bestünde die Möglichkeit medienpädagogische Verfahren und mediendidaktische Prinzipien im Rahmen des Moduls „Kommunizieren, Präsentieren, Kooperatives Lernen“ verstärkt einzubringen. Eine Kooperation des Fachbereichs Mathematik/Naturwissenschaften mit dem Medienbildungszertifikat am Fachbereich 01 zur Erkundung der Möglichkei- ten ist im Wintersemester 2010/11 bereits erfolgreich angelaufen. Ein gemeinsames Interesse über die drei Phasen der Lehrerbildung hinweg besteht in der Ausarbeitung und Ausweitung der Bildungsfragen bezüglich des „fünften Prü- fungsfachs Präsentation“ und der Anforderungen an „Kompetenzorientiertes Unter- richten“. Hierbei bestehen noch Lücken und entsprechende Möglichkeiten der Ko- operation und der Gestaltung. Diesbezüglich liegt eine Aufgabe der AG Medienbil- dung darin, ein Kompetenzprofil für Lehramtstudierende zu erarbeiten, aus dem er- sichtlich wird, welche Kompetenzen nötig sind, damit Medien im Unterricht erfolgreich genutzt werden können. Verzahnung der Phasen im Bereich Medienbildung Durch den Einsatz von Medien als didaktische Instrumente des Unterrichts ergeben sich konkrete Möglichkeiten für die Verzahnung der drei Phasen der Lehrerbildung. An der Universität Kassel wurden in einer Pilotphase Kooperationsstrukturen aufge- baut und zunächst zwischen der ersten und zweiten Phase konkret umgesetzt. In Kassel wird ein Tandem-Konzept verfolgt, bei dem nicht nur die Studierenden inte- ressante Erfahrungen aus der schulischen Praxis sammeln, sondern aus dem auch die LiV Vorteile und Energien ziehen können. Ein solches Win-Win-Verhältnis zwi- Jahresbericht 2011 46 schen erster und zweiter Phase ist kein Selbstläufer. Es bedarf vor allen Dingen ei- ner Synchronität der Strukturen zwischen Universität und Studienseminar. Durch die drei Moduleinheiten „Medienlabor Web 2.0“, „Videofeedback einer LiV- Unterrichtsstunde“ und die gemeinsame Entwicklung eines Medienprojekt im Rah- men des Moduls „Schule mitgestalten und entwickeln (SME)“ wurde kooperatives Arbeiten auf der direkten personalen Ebene zwischen Studierenden und LiV im Win- tersemester 2009/10 und im Sommersemester 2010 ermöglicht. In einem Artikel von Günter Opitz und Stefan Bornemann ist das Kooperationsdesign des phasenüber- greifenden Tandem-Modells im Oktober 2011 in der Druckausgabe „Netzwerk Me- dienseminare“ vom Hessischen Amt für Lehrerbildung in Frankfurt beschrieben. Im Wintersemester 2011/12 wurde durch die Unterstützung der LPR Hessen erneut das Tandem-Seminar „Medienlabor Web 2.0“ angeboten. Die Kooperation wurde bei die- sem Durchlauf über die Zusammenarbeit mit dem Studienseminar für das Lehramt an Grund-, Haupt-, Real- und Förderschulen in Kassel hinaus auf das Studiensemi- nar für berufliche Schulen Kassel und Kassel Land ausgedehnt. Herausforderungen durch die neue Modulordnung für den Vorbereitungsdienst Das Hessische Amt für Lehrerbildung hat eine neue Modulstruktur für den Vorberei- tungsdienst entwickelt und in einer Entwurfsfassung den Entscheidungsgremien des Kultusministeriums vorgelegt. Hierbei fallen zukünftig die Module „Medien und Me- thoden“ und „Schule mitgestalten und entwickeln“ weg. Daher muss das „Tandem- Konzept“ hinsichtlich der Synchronisierung zwischen den Organisationsstrukturen des Erziehungs- und gesellschaftswissenschaftlichen Kernstudiums der Universität Kassel und der Ausbildungsstruktur der Studienseminare neu betrachtet werden. Durch die inhaltlichen und zeitlichen Kürzungen, vor allem aber durch die Verlage- rung in die Fachdidaktiken, droht die Medienbildung als Ausbildungselement der zweiten Phase an Bedeutung zu verlieren. In den Fachdidaktiken hängt es sehr stark von den Ausbildern ab, ob und wie stark sie Medien in ihr Ausbildungsmodul integrie- ren. Es ergeben sich aber auch beim neuen Modulkonzept Möglichkeiten und Chancen Medien konzeptionell und überfachlich aufzugreifen. Beim Modulentwurf des hessi- schen Amtes für Lehrerbildung (AfL) (vgl. Stand 01. November 2011) werden als Standards Kompetenzen definiert, die von den Lehrkräften im Vorbereitungsdienst zu erwerben sind. In dem Inhaltsfeld Module zum Unterrichten in den Fächern und Fachrichtungen findet sich bspw. der Bereich „Methoden- und Medienkonzepte für kompetenzorientiertes Unterrichten“. Für den Bereich Medienbildung ist dort im Kompetenzfeld „Fach- und Sachgerechtes planen, realisieren und reflektieren des Unterrichts“ die Fähigkeit „zum Auswählen geeigneter Inhalte, Arbeits- und Kommu- nikationsformen sowie Methoden und Medien“ explizit genannt. Für das Kompetenz- Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 47 feld „Gestaltung von Unterricht für das individuelle und ganzheitliche Lernen“ wird die Kompetenz „Vermitteln und Fördern nachhaltiger Lern- und Arbeitsstrategien und Methoden des selbstgesteuerten und kooperativen Lernens und Arbeitens“ genannt und kann inhaltlich ebenso mit und durch die Nutzung von Medien erworben werden. Aufgrund der Neustrukturierung der „Module für den Vorbereitungsdienst“ des AfL ergibt sich für die Kooperation zwischen Universität Kassel, dem Studienseminar für das Lehramt an Grund-, Haupt-, Real- und Förderschulen in Kassel und dem Stu- dienseminar für berufliche Schulen Kassel und Kassel Land nun die Aufgabe, ein neues Kooperationsmodell zu entwickeln, welches Möglichkeiten der Thematisierung von Medien weiterhin gewährleistet. Die Diskussion der Modulkonzeption des AfL und die Folgen für die phasenübergreifende Medienbildung wird eine Aufgabe der AG Medienbildung im Jahr 2012 sein. Perspektiven des Projekts Zum Jahresende 2011 hat die Universität Kassel und das Hessische Amt für Lehrer- bildung aufgrund der Rahmenvereinbarung beider Institutionen erneut ein Kooperati- onsvorhaben bei dem Projekt MediaZ! angesiedelt. Es geht um die Entwicklung einer virtuellen Lernplattform und eines entsprechenden didaktischen Konzepts, mit dem kompetenzorientiertes Lehren und Lernen im Sinne der Ermöglichung von Sach-, Methoden-, Selbst- und sozialen Kompetenzen, auch in E-Learning-Szenarien mög- lich wird. Beim hessischen Netzwerk Medienseminare des AfL kooperieren die Universitäten Kassel, Frankfurt und Marburg und zahlreiche hessische Studienseminare im Be- reich Medienbildung bei der Entwicklung gemeinsamer Richtlinien für die drei Pha- sen der Lehrerbildung. Die Universität Marburg hat mit ihrem virtuellen Lernsystem „VZL-Hessen“ eine Lernplattform entwickelt und den Netzwerkpartnern als Nutzungs- feld zur Verfügung gestellt. Mit diesem E-Learning-System lassen sich von Dozenten festgelegte Inhalte auf hohen technischem Niveau vermitteln. Die technische Reali- sierung der Lernplattform ist auf „dozentenzentriertes“ E-Learning ausgerichtet. An- gesichts der Herausforderungen die durch kompetenzorientierte Lehr-/Lernszenarien auf die Lehrerbildung in Hessen zukommen, werden neben distributiven und interak- tiven Lernformen zunehmend Strategien benötigt, mit denen auch bei E-Learning- Szenarien selbstbestimmtes und kompetenzorientiertes Lernen ermöglicht wird. Auch für den Bereich E-Learning sind Handlungskonzepte für eine virtuelle Ermögli- chungsdidaktik notwendig. Denn beim E-Learning gelten die gleichen konstruktivisti- schen Prinzipien wie bei der Präsenzlehre: Lernprozesse können nicht direkt vom Dozenten durch die „Vermittlung“ von Inhalten erzeugt werden, sondern der Dozent kann nur durch geeignete Lehr- und Lernsettings den inneren Erkenntnisprozess der Jahresbericht 2011 48 Lerner ermöglichen. Daher hat eine Arbeitsgruppe des Projekts MediaZ! Ansprüche an ein „kompetenzorientiertes E-Learning“ formuliert: – Lernteams und Peer-Coaching ermöglichen, – Wissen der Teilnehmenden einbinden, – Lernziele partizipativ bestimmen können, – Emotionale Einbindung der Lernenden erhöhen. Die Arbeitsgruppe des Projekts MediaZ! besteht aus Prof. Olaf-Axel Burow, Dr. Ste- fan Bornemann, Christian Brinkmann und dem Anwendungsprogrammierer Thomas Gudella. Auf der technischen Lernplattform moodle2 werden bei dem Projekt Mög- lichkeiten für kollaborative Arbeitsformen entwickelt und nach einer internen Eruie- rungsphase im Sommersemester 2012 über den Testserver des Servicecenter Lehre als modularisiertes Lehrangebot bereitgestellt und evaluiert. 3.6 Nutzung von Staatsexamensarbeiten Koordination: Wolfgang Gabler, ZLB Weitere Beteiligte: Prof. Dorit Bosse, FB 01 Prof. Melanie Fabel-Lamla, FB 01 Dominik Johänntgen, ZLB Susanne Stuhldreier, AfL Prof. Bernd Wollring, FB 10 Immer wieder ist in den vergangenen Jahren an das ZLB der Wunsch herangetragen worden, Staatsexamensarbeiten mit Bezug zu Unterricht, Schule und Lehrerbildung für die Praxis in Lehre und Forschung, Schule und Studienseminar verfügbar zu ma- chen. Zwar gab es bereits in der Vergangenheit über einzelne Personen Netzwerke zur Nutzung solcher Arbeiten, eine breitere Infrastruktur hierfür fehlte jedoch. Hier setzte das im wesentlichen von Dominik Johänntgen realisierte Projekt des ZLB an, solche Staatsexamensarbeiten öffentlich zugänglich zu machen. Dabei sollten so- wohl erreichbare Arbeiten vergangener Jahre erfasst als auch für die Zukunft ge- bahnte Wege für die Erreichbarkeit entwickelt werden. Eine Recherche bei anderen Zentren für Lehrerbildung ergab, dass sich die Universi- tät Kassel mit diesem Projekt auf Neuland bewegte. Interesse an dem Thema war zwar verbreitet vorhanden, übertragbare Modelle waren jedoch kaum zu finden. Zugleich zeigte der Blick in die überregionale Szene, dass sich am besten ein Weg Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 49 über Open Access empfehlen würde, da hierbei geringer technischer Aufwand und hohe Erreichbarkeit sich miteinander verbinden lassen würden. Erfreulicherweise bot sich für diese Form der Veröffentlichung das an der Kasseler Universität etablierte Repository KOBRA an, wobei KOBRA für „Kasseler OnlineBib- liothek, Repository und Archiv“ steht. KOBRA ist als digitale Bibliothek der Universität Kassel ein Institutional Repository, das allen Angehörigen der Universität die organi- satorischen und technischen Rahmenbedingungen zur elektronischen Publikation wissenschaftlicher Dokumente eröffnet. Damit ist KOBRA die ideale Basis für die Veröffentlichung studentischer Abschlussarbeiten aus dem Lehramtsbereich, zumal sich der Sammlungsauftrag von KOBRA explizit auch auf Abschlussarbeiten er- streckt und somit einfache Auffindbarkeit wie auch Langzeitarchivierung garantiert sind. Im Laufe des Projekts wurde ein Verfahren entwickelt, das wesentlich auf der Initiati- ve der Absolventinnen und Absolventen basiert. Unter dankenswerter Mithilfe des AfL werden sie im Rahmen ihrer ersten Staatsprüfung über die Veröffentlichungs- möglichkeit und über das entsprechende Verfahren informiert. Sofern eine Staats- examensarbeit mit mindestens „gut“ bewertet worden ist und ein für Schule, Unter- richt und Lehrerbildung einschlägiges Thema aufweist, kann sie mit Zustimmung des Betreuers bzw. der Betreuerin bei KOBRA eingestellt und damit veröffentlicht wer- den. Sobald eine größere Anzahl von Arbeiten auf diesem Wege verfügbar ist, soll über das ZLB eine breite Information der potentiellen Interessenten und Interessen- tinnen eingeleitet werden. Ein umfassender Bericht über Konzeption und Realisierung des Projekts findet sich unter: http://www.uni-kassel.de/einrichtungen/fileadmin/datas/einrichtungen/ zlb/AG_- _JohaenntgenExamensarbeiten.pdf 3.7 Online-Fallarchiv Schulpädagogik Koordination: Prof. Friederike Heinzel, FB 01 Weitere Beteiligte: Benjamin Krasemann Peter Carqueville Bereits seit 2005 besteht das Online-Fallarchiv Schulpädagogik der Universität Kas- sel, das unter der Internetadresse www.fallarchiv.uni-kassel.de zu finden ist. In der Datenbank des Archivs werden Fallanalysen aus dem Bereich der Schulpädagogik gesammelt. Die Fallstudien sind sowohl nach Autorinnen und Autoren als auch nach Forschungs- bzw. Auswertungsmethoden sowie Schlagwörtern recherchierbar. Der Jahresbericht 2011 50 Fallbestand wird stetig erweitert – gegenwärtig befinden sich über 200 text- und vi- deobasierte Falldarstellungen im Archiv. Im Berichtszeitraum wurde die gesamte Internetseite des Online-Fallarchivs Schul- pädagogik aufwendig umgebaut und optisch ansprechender gestaltet. Dabei wurde zudem die technische Administration dem Stand der Technik angepasst und in der Bedienung deutlich erleichtert. Neben den Veränderungen im Bereich der Administration wurde auch die Bedienung für die Nutzern deutlich vereinfacht. Insbesondere die Suchfunktion ist neu gestaltet worden. Über eine Freitextsuche ist es nun möglich, Schlagwörter einzugeben und nach den gewünschten Falldarstellungen zu suchen. Fachdidaktiken und Schulfor- men werden in der Suchfunktion zukünftig ebenfalls berücksichtigt. Die seit 2009 implementierte Funktion, die es möglich macht, Seitenklicks von Besu- cher zu zählen, zeigt weiterhin, dass die Besucherzahl der Seite zunehmend an- steigt, vor allem aber, dass sich die Verweildauer weiter stabilisiert hat. Aufgrund von Veränderungen im Bereich des Urheberrechts werden noch strukturel- le Änderungen des Internetangebotes nötig sein. So soll beispielsweise die Such- funktion der Fallsammlung um einen passwortgeschützten Bereich ergänzt werden, um mehr Falldarstellungen anbieten zu können. Seit etwa 2007 hat sich fallbasiertes Lernen (pädagogische Kasuistik) zu einem fes- ten Bestandteil in der Lehrerausbildung an der Universität Kassel etablieren können. Zunehmend werden in den Lehrveranstaltungen Fälle aus der Schulpraxis zum Ge- genstand gemacht und im Hinblick auf ihre pädagogischen Implikationen diskutiert. Diese Seminare bauen auf den Falldarstellungen, hochschuldidaktischen Vorschlä- gen und forschungsmethodischen Angeboten des Online-Fallarchivs auf. Auch im Sommersemester 2010 und im Wintersemester 2010/11 wurden erneut Lehrveran- staltungen im Kernstudium angeboten, die auf Fallanalysen des Archivs basieren. Die Studierenden werden durch die Arbeit mit und an Fällen aus dem Online- Fallarchiv nicht nur an fallbasiertes Lernen und wissenschaftliches Verstehen von Schul- und Unterrichtssituationen herangeführt, sondern zugleich auch zur Selbstre- flexion ermutigt. Damit wird dem Wunsch der Studierenden nach einem höheren Praxisbezug im Lehramtsstudium Rechnung getragen. Da die Betreiber des Online-Fallarchivs auch dem forschungsmethodischen Aspekt der interpretierten Fallbeschreibungen große Bedeutung beimessen, wurden Lern- angebote zur Schulung der forschungsmethodischen Kompetenz im Bereich interpre- tativer Auswertungsverfahren entwickelt. Diese Lernangebote sind innerhalb einer Lernplattform mit dem Archiv verknüpft. Innerhalb dieser E-Learning-Struktur entste- hen Lernpfade zu sechs sozialwissenschaftlichen Forschungs- und Interpretations- methoden. Teil dieser Methodenlernpfade sollen zusätzlich videographierte Interpre- Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 51 tationswerkstätten zu den Forschungsmethoden sein. In diesen Interpretationswerk- stätten werden namhafte Vertreterinnen und Vertreter einer qualitativen For- schungsmethode exemplarisch einen Fall aus dem Archiv interpretieren. Der daraus entstehende kommentierte Lehrfilm wird auf der Internetseite frei verfügbar sein. Die Aufzeichnungen zum ersten Lehrfilm zur Interpretationsmethode der objektiven Her- meneutik konnten in diesem Jahr abgeschlossen werden. Das Material befindet sich momentan im Schnitt und wird Anfang nächsten Jahres auf der Seite des Online- Fallarchivs zur Verfügung stehen. Für die Umsetzung der Methodenlernpfade konnten bisher sechs Autorinnen und Autoren gewonnen werden, die Lehrtexte zu den Methoden Objektive Hermeneutik, Dokumentarische Methode, Tiefenhermeneutik, Interaktionsanalyse, Grounded The- ory, Diskursanalyse und Ethnographie verfassen oder bereits verfasst haben. Die Lehrtexte haben jeweils direkten Bezug zu Fällen im Archiv und sind darüber hinaus mit teils interaktiven Lernaufgaben verknüpft. Die Gestaltung der Beiträge wurde mit den Autorinnen und Autoren detailliert abgestimmt, damit die Umsetzung des didakti- schen Anliegens gesichert werden kann, grundlegende Kenntnisse in der jeweiligen Methode zu vermitteln. Fünf der Lernpfade sind realisiert und werden nach Auskunft der Besucherstatistik rege genutzt. Ein weiterer Lernpfad steht kurz vor der Veröf- fentlichung. Das Online-Fallarchiv Schulpädagogik der Universität Kassel wird inzwischen in der Lehrerbildung in Deutschland, Österreich und der Schweiz genutzt. Es trägt dazu bei, dass Leistungen und Profil der Lehrerbildung der Universität Kassel auch weit über die Region hinaus geschätzt werden. 3.8 Politische und ökonomische Bildung in Zeiten der Globalisierung Koordination: Prof. Bernd Overwien (FB 05) Prof. Klaus Moegling (FB 05, Studienseminar für Gymnasien in Kassel) Weitere Beteiligte: Karl Kruhm, Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule Kerstin Otto, Jacob-Grimm-Schule, AfL Die Arbeitsgruppe arbeitet bereits seit ca. zehn Jahren und organisiert phasenüber- greifend für Lehramtsstudierende, Referendare, fest eingestellten Lehrer und Lehrer- bildner an der Universität und in den Studienseminaren politikdidaktische Fortbil- dungsveranstaltungen. Diese Fortbildungen tragen den neuen didaktischen Anforde- rungen an die ökonomische und politische Bildung im Rahmen globalisierter Prozes- se und Strukturen Rechnung. Jahresbericht 2011 52 Die Arbeitsgruppe trifft sich zwei- bis dreimal im Jahr zu Planungssitzungen und or- ganisiert und gestaltet einmal im Jahr einen kompletten Fortbildungstag in Zusam- menarbeit mit dem Fachbereich 05 Gesellschaftswissenschaften der Universität Kas- sel, den Studienseminaren, dem Staatlichen Schulamt, dem AfL Hessen und z.T. externen Referenten und Workshopleitern. Die Fortbildungstage enthalten fachwissenschaftliche und fachdidaktische Angebote mit zeitdiagnostischen Bezügen. Neben den Vorbereitungs- und Koordinationssitzungen fand als jährlicher Höhepunkt am 31.10.2011 im Studienseminar für Gymnasien in Kassel eine Ganztags-Tagung mit ca. 40 Lehrern, Referendaren und Studierenden statt, die in Kooperation mit dem Staatlichen Schulamt, dem AfL und den Studienseminaren durchgeführt wurde. Das Thema war die „Weltwirtschaftskrise – Krise der EU“. Zunächst leitete Prof. Bernd Overwien die Tagung in Bezug auf aktuelle Fragestellungen ökonomischen Lernens im Politikunterricht ein. Am Vormittag stellten Prof. Christoph Scherrer (Uni- versität Kassel) und Björn Sänger (MdB und Mitglied des Bundestagsfinanzaus- schusses der FDP) ihre jeweilige Sicht der Ursachen und des Umgangs mit der Krise dar, bevor dann ein Streitgespräch zwischen beiden eine weitere Vertiefung und die Offenlegung gemeinsamer Schnittmengen, aber auch Differenzen erbrachte. Prof. Klaus Moegling und Karin Fabian (Friedrich-List-Schule) entwickelten didakti- sche Zugänge zu diesem Thema im Unterricht der gymnasialen Oberstufe. Den Teil- nehmern wurde eine Material-CD zur Wirtschafts- und Finanzkrise ausgehändigt und erläutert. Am Beispiel eines Planspiels (Finanzausschuss des Deutschen Bundesta- ges) zur Wirtschafts- und Finanzkrise wurde die wissenschaftspropädeutische Ar- beitsweise im Umgang mit der hochkomplexen Thematik vorgestellt und diskutiert. Bisher sind zwei Sammelbände mit den Vorträgen der von der Arbeitsgruppe organi- sierten Fortbildungen erschienen: Gerd Steffens (Hrsg.): Politische und ökonomische Bildung in Zeiten der Globalisie- rung. Münster 2007. Klaus Moegling/ Bernd Overwien/ Wolfgang Sachs (Hrsg.): Globales Lernen im Poli- tikunterricht. Immenhausen/ Kassel 2010. Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 53 3.9 Praxissemester Koordination: Prof. Dorit Bosse (FB 01), Axel Knüppel (Referat SPS) Weitere Beteiligte: Prof. Rita Borromeo Ferri, FB 10 Helmut Dörr, Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule Wolfgang Gabler, ZLB Yvonne Gibhardt-Splittgerber, Langenbergschule Heidi Hagelüken, Studienseminar für berufliche Schulen Kassel/Fulda Prof. Frauke Heß, FB 01 Prof. Jens Klusmeyer, FB 07 Alexander Kraus, Studienseminar GHRF Kassel Prof. Hans Peter Kuhn, FB 01 Prof. Jürgen Mayer, FB 10 Prof. Bernd Overwien, FB 05 Justin Pfeifer, ZLB Jürgen Pohl, Studienseminar für Gymnasien in Kassel Gunar Sonntag, Abt. Studium und Lehre Jörg Sperling, Heinrich-Schütz-Schule Prof. Bernd Wollring, FB 10 Anfang des Jahres 2011 wurde bekannt, dass sich die Landesregierung mit der Ein- führung eines Praxissemesters für die hessischen Lehramtsstudiengänge befasst. Die ersten Vorüberlegungen hierzu ließen es angebracht erscheinen, sich seitens der Universität Kassel im Zusammenwirken mit Studienseminaren, AfL und Schulen dieses Themas anzunehmen, um mit einer abgestimmten Konzeption auf die Dis- kussion einzuwirken. Hierzu hat sich eine Arbeitsgruppe zusammengefunden, deren Ziel es ist, eigene Überlegungen in einem zusammenhängenden Konzept zu formu- lieren. Dabei sollen sowohl die positiven Erfahrungen mit den bisherigen Schulprakti- schen Studien als auch die in einem Praxissemester liegenden Verbesserungsmög- lichkeiten Berücksichtigung finden. Auf keinen Fall darf ein Praxissemester so konzi- piert werden, dass es eine Verschlechterung gegenüber den bisherigen Schulprakti- schen Studien darstellt. Insbesondere soll es vielmehr darum gehen, die noch ver- besserungsfähige Abstimmung zwischen erster, zweiter und dritter Phase in Angriff zu nehmen. Ein wichtiger Aspekt wird sein, dass ein Praxissemester nicht zum Null- tarif zu haben sein wird. Dies gilt sowohl für die erhöhten Aufwendungen seitens der Universität wie auch insbesondere für den erhöhten Betreuungsaufwand innerhalb der Schulen, der für eine Qualitätsverbesserung unabdingbar ist. Die neue Diskussion um ein Praxissemester greift nicht etwa die hessischen Ansätze aus den 90er Jahren auf, sondern muss wohl im Zusammenhang mit der Verkürzung des Vorbereitungsdienstes gesehen werden. Im Kontext der Einführung von gestuf- Jahresbericht 2011 54 ten Modellen mit den Abschlüssen Bachelor und Master für die Lehramtsstudiengän- ge wie auch im Zusammenhang mit einer Verkürzung des Vorbereitungsdienstes für die Lehrämter sind in den letzten Jahren in verschiedenen Bundesländern Praxisse- mester für Lehramtsstudiengänge eingeführt worden oder sind zumindest geplant. Vor diesem Hintergrund ist es sicherlich sinnvoll, sich mit den Erfahrungen anderer Bundesländer zu befassen. So hat zum Beispiel in der Sitzung des Zentrumsrats vom 7. Juli 2011 Dr. Charlotte Gemsa von der Universität Potsdam über das dort etablierte Praxissemester für die Lehramtsstudiengänge berichtet. Gegenüber dem zunächst in Hessen angedachten Modellelementen eines Praxissemesters vor und während des dritten Fachsemesters ergaben sich dabei erhebliche Unterschiede. So ist das Potsdamer Praxissemester insbesondere durch folgende Merkmale gekenn- zeichnet: – Es ist eines von fünf Praktika während des Lehramtsstudiums und liegt in der Masterphase. – Es umfasst ein volles Semester mit vier Monaten Aufenthalt in der Schule sowie vorbereitenden und auswertenden Lehrveranstaltungen. – Es wird in zwei Fächern absolviert. – Es kann sowohl im Winter- als auch im Sommersemester absolviert werden. – Für die Betreuung werden Ausbildungsteams gebildet, in denen Fachleute aus der Universität, der zweiten Phase sowie den Schulen vertreten sind. Insgesamt gibt es allein für den Bereich der Universität Potsdam 23 solcher Ausbildungsteams für die verschiedenen Fächer sowie für den erziehungswissenschaftlichen Bereich. – Beteiligt sind 120 bis 150 Schulen mit insgesamt ca. 400 Ausbildungslehrkräften (Mentoren und Mentorinnen). – Mit zunehmender Dauer wird im wachsenden Umfang selbstständiger Unterricht von den Praktikantinnen und Praktikanten erteilt (unter Anwesenheit des Mentors bzw. der Mentorin). Das Thema Praxissemester soll fortgesetzt werden auf der Mitgliederversammlung des ZLB im Januar 2012. Dort wird Dr. Katharina Müller von der Technischen Uni- versität München u.a. über eine Studie zum Praxisjahr in Baden-Württemberg berich- ten. Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 55 3.10 Projekt K – Kasseler Schülerhilfeprojekt Koordination: Prof. Friederike Heinzel, FB 01 Betreuung: Sarah Alexi, FB 01 Das „Projekt K – Kasseler Schülerhilfeprojekt“ existiert bereits seit 1993 und wurde in dieser Zeit immer wieder konzeptionell verändert und den jeweiligen Studien- und universitären Rahmenbedingungen angepasst. Seit dem Wintersemester 2007/08 ist es im Rahmen der modularisierten Lehrerbildung als Verbundmodul im Schwerpunkt 7 „Beobachten, Beraten und Fördern im pädagogischen Feld“ angesiedelt. In der Übergangsphase ist es nach wie vor dem Kernstudium nach alter Studienordnung zugeordnet und für den Magisterstudiengang Erziehungswissenschaft geöffnet. Zum Sommersemester 2011 wurde der vierte modularisierte Projektdurchgang ge- meinsam mit den beiden Kooperationspartnern, dem Kasseler Familienberatungs- zentrum (KaFa) und dem Beratungs- und Förderzentrum (BFZ) der Astrid-Lindgren- Schule, erfolgreich abgeschlossen. Beide Institutionen meldeten jeweils die Hälfte der am Projekt K teilnehmenden Kinder. Im Berichtsjahr wurden verschiedene Unternehmungen der Studierenden mit den Kindern durchgeführt. So fand in der Weihnachtszeit ein gemeinsames Plätzchenba- cken aller Patenkinder mit ihren studentischen Patinnen und Paten beim Kasseler Hausfrauenverband statt. Im Frühjahr begaben sich alle Patenpaare unter der fach- kundlichen Betreuung des Museumspädagogen Roland Ruhnau im Naturkundemu- seum Kassel auf die Spuren der Evolution. Das Abschlusstreffen der Gruppe fand in Form eines Spiele-Nachmittags statt. Abschlussarbeiten Häufig entscheiden sich Studierende, ihre Patenkinder mit entsprechenden theoreti- schen Hintergründen zum Thema ihrer Examens- bzw. Magisterarbeit zu machen. Derzeit entstehen folgende Abschlussarbeiten in Form von Einzelfallstudien: – Alphei, Linda: „Traut man mir gar nicht zu, dass ich grünen Salat esse, wenn man mich so sieht, ne?“ - Fallstudie zur Lebens- und Denkwelt einer Zehnjährigen mit Adipositas – Aschenbrenner, Daniel: „Alle sagen, ich bin klug, aber ich will einfach nur mal dumm sein“ – Fallstudie zur Lebens- und Denkwelt eines hochbegabten Jungen im Grundschulalter – Hecker, Annemarie: „Ich war die ganze Zeit alleine“ – Fallstudie zur Lebens- und Denkwelt eines Jungen im Grundschulalter Jahresbericht 2011 56 – Herzig, Julia: „Die sind doch fremd“ – Fallstudie zur Lebens- und Denkwelt eines Jungen mit Kontaktschwierigkeiten in der Peergroup – Kirchner, Svenja: „Pack mich nicht an, Du bist voll eklig“ – Fallstudie zur Lebens- und Denkwelt eines Kindes am Rande der Verwahrlosung – Raesch, Maria: „Meine Mama wäscht immer alles sofort“ – Fallstudie zur Lebens- und Denkwelt eines siebenjährigen Jungen – Romba, Sarah: „Mein Kopf drückt schon wieder so“ – Fallstudie zur Lebens- und Denkwelt eines Jungen mit ADHS – Ruehlmann, Carolin: „Manchmal finde ich es blöd, Türkin zu sein“ – Fallstudie zur Lebens- und Denkwelt eines türkischen Mädchens in Deutschland Tagungen und Workshops Das Projekt K wurde im vergangenen Durchgang auf zwei Tagungen vorgestellt: Im Januar 2011 fand eine Präsentation auf der Hildesheimer Fachtagung „Was der Fall ist – Fallarbeit in Bildungsforschung und Lehrerbildung“ statt. Der Vortrag zum The- ma „Realfall oder Papierfall – Zwei Konzepte der Umsetzung von Fallarbeit in der Hochschulausbildung im Vergleich“ thematisierte den Unterschied im „Lernen am Fall“ zwischen dem Projekt K und dem Online Fallarchiv. Darüber hinaus wurde im Juli 2011 auf der Jahrestagung des Zentrums für Lehrerbildung der Universität Kas- sel „Individuelle Förderung im Kontext von Schulentwicklungsprozessen“ ein Work- shop zum Thema „Mentoring-Projekte und Service-Learning“ angeboten. Dieser wurde unter Beteiligung des schulischen Kooperationspartners, dem Beratungs- und Förderzentrum der Astrid-Lindgren-Schule (vertreten durch André Stitz), durchge- führt. Öffentlichkeitsarbeit und Kooperationen Im Rahmen des vom Stifterverband ausgeschriebenen Wettbewerbs „Mehr als For- schung und Lehre! Hochschulen in der Gesellschaft“ wurde das Projekt K als bereits langjährig etabliertes Beispielprojekt für Service-Learning an der Uni Kassel vorge- stellt. Das dort präsentierte Kasseler Modell „Praktisch Freiwillig“ konnte im Wettbe- werb überzeugen und wird nun vom Stifterverband für die Dauer von zwei Jahren gefördert. Hier findet eine Zusammenarbeit zwischen dem Projekt K und der neu ge- schaffenen Koordinationsstelle statt. Die Öffentlichkeitsarbeit im Projekt K erfolgt nach wie vor hauptsächlich über die In- ternetseite sowie über das Verteilen von Flyern und durch Posterpräsentationen auf Tagungen, Workshops und anderen Informationsveranstaltungen. Neu hinzugekom- men ist eine Projekt K-Seite im sozialen Netzwerk Facebook. Dadurch können so- Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 57 wohl aktuell Teilnehmende sich leichter und effektiver vernetzen und auch über die Projektzeit hinaus miteinander in Kontakt bleiben. Darüber hinaus wird die virtuelle Vernetzung mit ähnlichen Projekten und die Anwerbung neuer Studierende über die Facebook-Präsenz vorangetrieben. Im letzten Jahr fand eine grundlegende Überar- beitung der Projekt K-Internetseite statt, die nun unter der neuen Adresse http://www.projektk.uni-kassel.de aufgerufen werden. Besuch des Naturkundemuseums am 05.04.2011 3.11 Projektbüro Individualförderung Koordination: Marianne Huttel (AfL), Wolfgang Gabler (ZLB) Weitere Beteiligte: Prof. Friederike Heinzel, FB 01 Prof. Norbert Kruse, FB 02 Birgid Oertel, HKM Prof. Bernd Wollring, FB 10 Im Zusammenwirken zwischen HKM, AfL, Staatlichem Schulamt, mehreren Kasseler Schulen sowie der Universität wurde im Sommer 2011 das „Kasseler Projektbüro Individuelle Förderung in Schule, Unterricht und Lehrerbildung“ beim AfL in Fuldatal eingerichtet. Das Projektbüro hat in Absprache zwischen den Beteiligten insbesonde- re folgende Schwerpunkte: – Entwicklung von Konzepten zur Vermittlung der Basiskompetenzen Lesen, Recht- schreiben, Grundrechenarten, – Heterogenität im Unterricht/Entwicklung guter Praxis, Jahresbericht 2011 58 – individuelle Förderung von Kindern, Jugendlichen mit nicht deutscher Mutterspra- che, – Entwicklung und Erprobung von Unterrichtskonzepten und -materialien für indivi- dualisiertes Lernen. Dabei sollen die verschiedenen relevanten Ebenen (Schülerinnen und Schüler, Leh- rerinnen und Lehrer, Schule) berücksichtigt werden. Das Projektbüro soll auch dazu beitragen, für Einzelprojekte externe Fördermittel einzuwerben. Begonnen hat das Projektbüro seine Arbeit mit Vorhaben an der Offenen Schule Waldau sowie der Carl-Schomburg-Schule. Hier standen Curriculumentwicklung so- wie Materialentwicklung für verschiedene Fächer (Englisch, Mathematik, Naturwis- senschaften, Deutsch, Gesellschaftslehre) im Vordergrund. Dabei soll auch ein Aus- tausch zwischen beiden Schulen stattfinden mit der Perspektive, weitere Schulen mit einzubeziehen. Zur Koordination mit den anderen hessischen Projektstellen fand im November 2011 eine Klausurtagung in der Reinhardswaldschule Fuldatal statt. Die Beteiligung an weiteren Tagungen zu Themen wie Heterogenität und Hochbegabtenförderung ist ebenso geplant wie der Ausbau der Kooperation mit Ausbilderinnen und Ausbildern der Studienseminare sowie mit verschiedenen Fachbereichen der Universität. 3.12 Psychosoziale Basiskompetenzen für den Lehrerberuf Koordination: Prof. Dorit Bosse, Prof. Heinrich Dauber, Dr. Elke Döring-Seipel, Timo Nolle Weitere Beteiligte: Charlette Auque-Dauber, Imke-Marie Badur, Josephina Barba, Mark Esser, Nina Gerhards, Stephanie Görk, Lena Hartkemeyer, Robert Heidrich, Bettina Damaris Lange, Brigitte Mende, Yvonne Nolle, Nadja Ritter, Natalie Schlubat Auf der Grundlage von empirischen und theoretischen Studien wurde an der Univer- sität Kassel in den vergangenen Jahren ein Diagnoseverfahren zur Feststellung und Förderung psychosozialer Basiskompetenzen im Spannungsfeld von Eignung, Aus- bildung und beruflicher Kompetenz für das Lehramtsstudium etabliert. Dieses Angebot erweitert bestehende Onlineangebote zur Eignungsabklärung durch Selbsterkundung um die Möglichkeit, berufsrelevante Anforderungen im psychoso- zialen Bereich handelnd zu erproben, Rückmeldung von Kommilitonen und speziell geschulten Teamern zu erhalten und berufsrelevante Kompetenzen übend zu trainie- ren. Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 59 Schüler nehmen ihre Lehrer als ganze Persönlichkeiten wahr. Ihre Wirkung be- schränkt sich nicht auf die Funktion des Lehrenden und auf ein Modell für Lernpro- zesse, sondern erstreckt sich auch auf die Orientierung für Heranwachsende in Sinn- fragen. Die Lehrperson ist prägende Figur innerhalb der Erwachsenenwelt – sei sie positiv besetzt oder in distanzierter Abgrenzung abgewertet. Seit längerem wird an- gemahnt, sich in der universitären Lehrerbildung neben der kognitiv ausgerichteten Wissensvermittlung und der praxisorientierten Kompetenzaneignung stärker als bis- her auch der Förderung von sozialen und personalen Kompetenzen zu widmen. Die- se Forderung hängt zum einen mit dem Anspruch einer umfassenden universitären Lehrerbildung zusammen, bereits im Lehramtsstudium die Möglichkeit zur Entwick- lung einer eigenständigen Lehrerpersönlichkeit zu bieten. Zum anderen haben in den letzten Jahren zahlreiche Studien gezeigt, dass es berufsspezifische Beanspru- chungsmuster gibt, die sich im Laufe des Berufslebens gesundheitsfördernd oder -schädigend auswirken. Für die universitäre Lehrerbildung ergibt sich daraus das Ziel, psychosoziale Basiskompetenzen des Lehrerberufs zu definieren und Lern- und Trainingsarrangements zu implementieren. Vor diesem Hintergrund soll das an der Universität Kassel entwickelte Verfahren den Studierenden eine Rückmeldung zu ihren psychosozialen Basiskompetenzen bieten und diese mit Anregungen zur indivi- duellen Entwicklung verbinden. Auf der Grundlage der Ergebnisse aktueller Untersuchungen wurden mit Blick auf die psychosozialen Anforderungen verschiedene Kompetenzbereiche definiert und in vier Handlungssituationen operationalisiert. Die vier Handlungssituationen beziehen sich auf: – Kooperation in einer Gruppe, – bedeutsame Erfahrungen der eigenen Schulbiografie, – Auftritt vor einer Lerngruppe, – pädagogische Fallberatung. Die Erfahrungen mit bislang ca. 1900 Teilnehmern (Stand WS 2011/12) sind sehr ermutigend. Viele Studierende berichten im Anschluss an das Kompaktseminar und in den schriftlichen Seminarreflexionen, dass sie entscheidende Impulse für ihr weite- res Studium erfahren haben. Mit Studierenden, die in verschiedenen Bereichen noch großen Entwicklungsbedarf zeigten, fanden zusätzliche Beratungsgespräche statt. Die Entwicklung dieses Verfahrens steht im Kontext alternativer Verfahren zur früh- zeitigen Eignungsfeststellung für den Lehrerberuf, die an anderen deutschen Univer- sitäten und Schweizer Pädagogischen Hochschulen derzeit erprobt werden. Ein Spezifikum des Kasseler Verfahrens besteht darin, dass es sich auf psychosoziale Kompetenzen konzentriert, die in Handlungssituationen erprobt und trainiert werden. Jahresbericht 2011 60 Bis 2007 wurde das beschriebene Diagnoseverfahren der Universität Kassel lediglich in freiwilligen Gruppen von Studierenden erprobt. Seit dem Wintersemester 2008/09 ist das Diagnoseverfahren in das Modul 1 a/b des Erziehungs- und gesellschaftswissenschaftlichen Kernstudiums als Studienelement „Psychosoziale Basiskompetenzen für den Lehrerberuf“ integriert. Das Angebot ist verpflichtend für die Lehramtsstudiengänge L1, L2, L3. Insgesamt haben im Studien- jahr 2010/11 568 Studierende teilgenommen; es wurden 52 Kompaktveranstaltungen durchgeführt. Um Studierenden mit erhöhtem Unterstützungsbedarf oder in Fällen begründeter Un- klarheit bezüglich der persönlichen Voraussetzungen für den Lehrerberuf und das Studium bereits frühzeitig beraten zu können, wurde ein im Einzelfall verpflichtendes Einzelberatungsgespräch von in der Regel einer Stunde Dauer mit einer Person aus dem Leitungsteam des Studienelements oder einer externen Psychologin etabliert. Im Studienjahr 2010/11 wurden 34 solcher zusätzlichen Einzelgespräche durchge- führt. Eine Evaluation ist fester Bestandteil des Studienelements und gliedert sich in ver- schiedene Erhebungs- und Auswertungsphasen. Dem hierbei integrierten Promoti- onsprojekt von Timo Nolle (Promotionsverfahren abgeschlossen) lagen folgende Da- ten zu Grunde: – die von den Studierenden vor und nach dem Kompaktseminar erstellten Texte (Lernbiografie drei Seiten, schriftlich fixierte Seminarreflexion vier Seiten); – die von den Teamern während der Kompaktseminare verwendeten Dokumentati- onsbögen (schriftlich fixierte Beobachtungen und Einschätzungen); – eine Onlinebefragung der teilnehmenden Studierenden (Berufsmotivation, Stu- dienerfahrungen); – zusätzliche in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe um Prof. Frank Li- powsky (Projekt STUVE) erhobene Daten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Ein weiteres Evaluationsverfahren wird gegenwärtig in Form einer Nachbefragung durchgeführt. Untersucht wird, ob die im Rahmen des Kompaktseminars Basiskom- petenzen durchgeführte Beratung der Studierenden und die Übungselemente einen Einfluss auf den Studienverlauf bzw. auf den Verbleib im Lehramtsstudium oder den Wechsel des Studiengangs haben. In diese Evaluation fließen Daten zum Studien- fortschritt aller Studierenden der Kohorten 2008/09 und 2010/11 sowie Daten der Untersuchung von Nolle und Aufzeichnungen aus der Durchführung der Kompakt- seminare und der Beratungsgespräche ein. Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 61 Qualitätssicherung und Weiterentwicklung des Seminarkonzepts Für die Qualität der Seminardurchführung sind Fortbildungen der Teamer notwendig. Die Seminare werden fortlaufend durch Charlette Auque-Dauber supervidiert. Neben regelmäßigen Teamsitzungen fanden 2011 eine eintägige interne Reflexions- und Weiterentwicklungstagung, eine eintägige Fortbildung der Teamerinnen und Teamer zum Thema „Leitung von Gruppen“ sowie eine eintägige Fortbildung zur Beratung der Studierenden statt. Ein Ansatz zur Weiterentwicklung bezieht sich auf die Verzahnung des Studienele- ments mit den Schulpraktischen Studien (SPS). Geplant ist, dass die im Anschluss an das Kompaktseminar von den Studierenden erstellten Reflexionstexte im Vorbe- reitungsseminar des Blockpraktikums von den Praktikumsbetreuern aufgegriffen und von den Studierenden zur Entwicklung individueller Lernziele für das Praktikum ge- nutzt werden. Zentrale didaktische Elemente dieser Verknüpfung zwischen dem Pro- jekt Basiskompetenzen und den SPS wurden im Sommersemester 2011 in einer re- gulären Lehrveranstaltung (Kooperative Selbstentwicklung im Team, Döring-Seipel, Nolle) erprobt. Die hierbei gewonnenen Erfahrungen wurden für die detaillierte Pla- nung der Projektphase des Verknüpfungsprojekts in 2012 genutzt. Es konnten sechs Praktikumsbetreuer für eine Zusammenarbeit gewonnen werden. Ab dem Wintersemester 2011/12 wird das Seminarkonzept modifiziert. Dabei fließen die vorliegenden Evaluationsergebnisse und die Diskussionsergebnisse eines Exper- tenhearings aus 2010 in der Reinhardswaldschule Fuldatal mit ein. Die Materialien für standardisierte Beobachtung der Studierenden durch die Teamer wurden ent- sprechend der Untersuchungsergebnisse überarbeitet. Anknüpfend an die zusam- mengefassten Evaluationsergebnisse zielt das für 2012 entwickelte Beobachtungs- verfahren darauf ab, eine bestimmte Gruppe von Studierenden zu identifizieren. Die- se Studierenden fallen zum einen durch einen recht großen Weiterentwicklungsbe- darf hinsichtlich lehramtsspezifischer Kompetenzen auf, zum anderen profitieren sie von Lehrveranstaltungen oder Beratungsangeboten zum Aufbau dieser Kompeten- zen vergleichsweise wenig, weil sie die Angebote ablehnen oder die vermittelten Kompetenzen und Lerninhalte in ihrer Bedeutung für den Lehrerberuf unterschätzen. Parallel dazu wird der Anforderungscharakter der Übungssituationen stärker an dem Kompetenzprofil von Lehrerinnen und Lehrern ausgerichtet. Des Weiteren sind Optimierungen am Ablauf der Kompaktveranstaltung und der Pro- jektorganisation geplant, um das Seminarkonzept administrativ für eine über das Jahr 2015 hinausreichende dauerhafte Implementierung in das Lehramtsstudium der Uni- versität Kassel vorzubereiten. Jahresbericht 2011 62 Kooperationen, Publikationen, Vorträge und Tagungen Am 09./10.10.2010 fand in der Reinhardswaldschule Fuldatal ein Expertenhearing zum Thema „Professionelle Lehrerbildung im Spannungsfeld von Eignung, Ausbil- dung und beruflicher Kompetenz“ mit 40 Fachleuten aus Deutschland und Österreich statt. Viele dieser Experten konnten für Beiträge in einer Publikation gewonnen wer- den, die in 2011 fertig gestellt wurde und 2012 erscheinen wird. Eine 2010 gegründete Gruppe von Wissenschaftlern von Lehr- und Forschungspro- jekten an deutschen und österreichischen Universitäten, die sich mit Fragen der Eig- nungsdiagnostik im Lehramtsstudium befasst und an der das Projekt „Basiskompe- tenzen“ ebenfalls beteiligt ist, traf sich am 04./05.04.2011 in Passau. Das Treffen war verbunden mit der Besichtigung des Passauer Eignungs-Assessments Parcours. Ein weiteres Treffen bildete ein auf der Tagung der AEPF in Klagenfurt eingerichtetes Symposium am 07.09.2011. Pünktlich zur Tagung erschien ein von Mitgliedern der Gruppe herausgegebener Zeitschriften-Band (Lehrerbildung auf dem Prüfstand), in dem die wichtigsten Lehr- und Forschungsprojekte dieser Art im deutschsprachigen Raum vorgestellt werden. Mit den Studienseminaren Fritzlar, Marburg und Kassel bestehen seit 2009 regelmä- ßige Kooperationen bei der Durchführung von Fortbildungen und der Sondierung von interinstitutionellen Kooperationsmöglichkeiten im Blick auf die Betreuung von Lehr- amtsstudierenden und Konzeptionen von Trainingsarrangements zur Anbahnung von professionsspezifischen psychosozialen Kompetenzen. Die Kollegen der 2. Ausbil- dungsphase begutachteten im Rahmen mehrerer Hospitationen das Kasseler Semi- narkonzept und erprobten einzelne Trainings- und Beratungselemente des Kompakt- seminars in der Referendarausbildung. Zur Unterstützung der Kooperationssitzungen wurden Experten der Universität Bielefeld (08.12.2010, Dr. Vanessa Rumpold, Eig- nungsberatung) und des Landesinstituts Hamburg (12.01.2011, Dipl. Päd. Kirsten Hitter, Lehrertraining) und eingeladen. Seit dem Sommersemester 2011 finden an der Universität Göttingen im Rahmen des Lehrerbildungskonzepts PLuS (Prof. Her- mann Veith) Kompaktseminare nach dem Vorbild des Kasseler Modells Basiskompe- tenzen statt. Für das Wintersemester 2011/12 sind ebenfalls Basiskompetenzen- Kompaktveranstaltungen in Göttingen geplant. Weitere Informationen zu Publikationen und Tagungen des Projekts finden sich auf seiner Homepage: http://www.uni-kassel.de/einrichtungen/zlb/basiskompetenzen/ forschung-publikationen.html Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 63 3.13 Studien-Portfolio Grundschullehramt Koordination: Prof. Andreas Brenne, FB 01 Weitere Beteiligte: Referat Interdisziplinäre Grundschulpädagogik Servicecenter Lehre Studienberatung Lehramt Studium und Lehre Das im letzten Jahr entwickelte Studien-Portfolio Grundschullehramt wurde 2011 ei- ner grundlegenden Überarbeitung unterzogen und der Gesamtkohorte (145 Studie- rende) zur Verfügung gestellt. Wie im Vorjahresbericht dargestellt, handelt es sich um ein Instrument zur Optimierung der Studierfähigkeit. Es besteht aus einem um- fangreichen Informationsteil sowie Material zur Dokumentation und Reflexion des individuellen Studienverlaufs. Dadurch werden Lernprozesse optimiert, die Profilbil- dung unterstützt und Anschlüsse an den späteren Lehrerberuf erzeugt werden (z.B. durch den Einsatz in zukünftigen berufsbezogenen Bewerbungsverfahren). Um wei- tere Verbesserungen zu ermöglichen, wurde das Projekt im Sommersemester 2011 umfangreich evaluiert. Evaluation im Sommersemester 2011 Der Fragebogen wurde von 134 Studierenden (von 149 eingeschriebenen) im 2. Stu- diensemester ausgefüllt. Die Evaluationsergebnisse zeichnen folgendes Bild: 1. 95 Studierende geben an, das Studien-Portfolio benutzt zu haben. 39 Befragte verzichteten auf den Einsatz des Studien-Portfolios. 2. Angaben der Studien-Portfolio-Nutzer (n=95) weisen die folgende Reihenfolge zur Nutzung einzelner Kapitel auf (Angaben zu absoluten Zahl und Prozentzahl):  Kap. 2: Studienleistungen 79 bzw. 83%  Kap. 1: Informationsmaterial 74 bzw. 78%  Kap. 3: Selbststudium 53 bzw. 56%  Kap. 6: Beratung und Mentoring 25 bzw. 26%  Kap. 4: Kompetenzentwicklung 24 bzw. 25%  Kap. 5: Zusatzqualifikation 17 bzw. 18% 3. 88 Befragte haben Angaben zu den Anlässen der SP-Nutzung gemacht (Mehr- fachangaben waren möglich). Demnach ist das SP zu folgenden Anlässen be- nutzt worden: zur Informationssuche (86 Studierende), in den Lehrveranstaltun- gen oder Tutorien (47), beim Lernen allein (32), beim Lernen in Gruppe (5), zur Dokumentation des eigenen Studienfortschritts (20), in den Sprechstunden oder Studienberatung (16). Jahresbericht 2011 64 4. 107 Studierende geben an, das SP in der Lehrveranstaltung des Einführungsmo- duls erhalten zu haben. Davon erachten 72 Studierende diesen Zeitpunkt der Ausgabe für optimal, 34 weitere hätten sich die SP-Ausgabe zu einem anderen Zeitpunkt gewünscht. 26 Studierende (Nachrücker) erhielten das SP im Tutorium. 17 Befragte davon halten dies für den optimalen Kontext der SP-Ausgabe, 5 Stu- dierende hätten sich einen anderen Zeitpunkt gewünscht. Insgesamt 25 Studie- rende sind der Meinung, dass das Studien-Portfolio vor dem Studienbeginn hätte ausgegeben werden müssen. 3 Studierende würden das Studien-Portfolio gern später im Studium bekommen. 5. Über die Nutzungsmöglichkeiten des Studien-Portfolio wurden die Studierenden ausschließlich im Rahmen des Einführungsmoduls – in der Vorlesung und auch in den Tutorien – informiert und konnten diese besprechen. Dabei sind 78 Studie- rende der Meinung, dass es ausreichend war (auch wenn zum Teil etwas spät), 19 Studierende empfinden das als nicht ausreichend. 37 Studierende machten keine Angaben. Über die Wünsche nach Information und Unterstützung bei der SP-Nutzung weisen 39 Studierende darauf hin, dass explizite Einführung, ge- meinsames Durchblättern und Besprechungen, häufigere Hinweise und insge- samt mehr Unterstützung und Begleitung bei der Nutzung einzelner Inhalte not- wendig wären. 6. Als Gründe dafür, dass das SP nicht häufiger genutzt worden ist, geben Studie- rende zu wenig bzw. keine Zeit wegen der Auslastung im Studienalltag (24), Zeit- aufwendigkeit bei der Nutzung (2), wenig Bedarf aufgrund ausreichend anderer Informationsquellen wie Internet, Mitstudierende, Tutorien (17) an. Die Studieren- den weisen auch darauf hin, dass nicht das gesamte Material für die Nutzung im 1. Semester gedacht ist (19). Außerdem wird die Nutzung des SP durch Erfah- rungen aus der Schulzeit und Lerngewohnheiten eingeschränkt in Betracht gezo- gen (4). 7. Von den 39 Studierenden, die das SP noch nicht genutzt haben, meinen 31 Per- sonen, das SP in der Zukunft nutzen zu wollen. Von den 95 Studierenden, die das SP bereits genutzt haben, benennen 77 Studierende konkrete Anlässe für die zukünftige SP-Nutzung. Die Anlässe sind dabei: Dokumentation des Studienver- laufs, -leistungen (34), Suche nach Informationen in den MPO, für die Erstellung des Stundenplans (56), Suche nach Informationen allgemein; als Organisations- hilfe (19), Reflexion der fachlichen sowie Schlüsselkompetenzen (16), Informatio- nen und Tipps zur Vorbereitung auf Beratung und Mentoring (8), Suche nach Lerntipps für das Studium (6), Suche nach Ansprechpartnern (4), Rückmeldungen der Lehrenden (3), Dokumentation des Zusatzqualifikationen (2). 8. Bezüglich der gewünschten Form des Studien-Portfolio bevorzugen 106 Studie- rende den Ordner (4 davon betonen den Wert des Formats zu den Zeiten der Di- gitalisierung), 13 möchten das Angebot im Internet bekommen, 10 können sich das SP als E-Portfolio vorstellen. 3 weitere Studierende möchten statt Ordner ei- nen Hefter oder eine kleine Mappe haben (von 4 Personen wird der Ordner als Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 65 unhandlich empfunden), 1 Person wünscht sich eine Mischung aus allen Angebo- ten. 9. 47 Studierende ergriffen die Möglichkeit, zusätzliche Eindrücke zum Studien- Portfolio zu notieren. Es werden die Funktion des Ratgebers für den Studienbe- ginn (9) und die Übersichtlichkeit und gute Inhalte (13) sowie die Bemühung um gute Studienorganisation (6) wertgeschätzt. Außerdem wird empfohlen, mehr bzw. häufiger Hinweise zur Nutzung zu geben (5) und den Zeitpunkt der Ausgabe vor dem Studienbeginn zu bestimmen (4). Modifikationen Auf der Grundlage dieser Ergebnisse wurden im aktuellen Studienjahr folgende Än- derungen vorgenommen: – Die Einleitungsseite für das SP sowie die Einleitungsseiten jedes Kapitels wurden im Hinblick auf die Nachvollziehbarkeit der Ziele und Deutlichkeit der Einzelange- bote überarbeitet. – Der Aspekt der Freiwilligkeit bei der SP-Nutzung wurde hervorgehoben und an die Überlegungen zu den Ausgabemöglichkeiten vor dem Studienbeginn gebunden; diese Überlegungen mündeten in der folgenden Umsetzung: Die Studienanfänger konnten sich vor den Einführungsveranstaltungen in der Einführungswoche an ei- nem Infostand „Das Studien-Portfolio für das Lehramt an Grundschulen“ über das Studien-Portfolio informieren und sich anhand der Ansichtsexemplare einen Über- blick verschaffen. Sie erhielten Postkarten mit der Information zur Ausgabe der SP in der Grundschulwerkstatt. Während der Einführungswoche sind auf diese Weise ca. 120 Studien-Portfolios – in Eigeninitiative – abgeholt worden. – Zur Unterstützung der Studierenden in der SP-Nutzung sollen in erster Linie soge- nannte Studien-Portfolio-Lotsen beitragen. Es handelt sich um zwei Studierende aus den höheren Semestern, die sowohl Workshops als auch individuelle Sprech- stunden anbieten. Ausblick Um weitere Anpassungen an die studiengangspezifischen Bedürfnisse vornehmen zu können, ist eine Erhebung nach dem zweiten Studienjahr geplant. Des Weiteren sind aktuelle Modifikationen im Rahmen des Internet-Auftritts des Projektes möglich. Hier werden nicht nur die zur Verfügung stehenden Materialien zum Download ange- boten, sondern auch Platz für neu erstelltes Material bereit gestellt (z.B. durch die Lehrenden). Jahresbericht 2011 66 3.14 Studienprogramm Bildungsmanagement Koordination: Prof. Ute Clement, FB 07 Weitere Beteiligte: Dr. Stefanie Hoos, FB 07 Carmen Kloft, AfL Dipl. Hdl. Christian Martin, FB 07 Referatsleiter Hans-Dieter Speier, HKM Kooperationspartner: UNIKIMS Das Studienprogramm Bildungsmanagement hat sich inzwischen als Weiterbil- dungsstudium für Lehrkräfte aus Schulen und Bildungsinstitutionen an der Universität Kassel gut etabliert. Als berufsbegleitendes Studium ermöglicht es Berufspraktikern aus Bildung und Schule die Auseinandersetzung mit Themen wie Schulmanagement, Qualitätssicherung oder Bildungsberatung. Auch Governancetheorie oder das Füh- ren einer Schule gehören zu den Studienschwerpunkte. Studiert wird zu Hause auf der Grundlage umfassender Studientexte sowie in ganztägigen Präsenzveranstal- tungen am Wochenende. Jedes Modul kann auch einzeln studiert werden. Ziel des Weiterbildungsstudiums ist die Vorbereitung auf Funktionsaufgaben in der Schullei- tung, in der Qualitätssicherung oder der Bildungsberatung. Weitere Informationen unter: http://unikims.de/bildungsmanagement/. 3.15 Studienprogramm für bilingualen Unterricht Französisch Koordination: Prof. Christine Pflüger, FB 05 Weitere Beteiligte: Alexander Beuchel, Goethegymnasium Prof. Claudia Finkbeiner, FB 02 Prof. Dietmar Hüser, FB 02 Steffen Koke, Luisenschule Alexander Kraus, Studienseminar GHRF Kassel Prof. Hélène Martinez, FB 02 Dr. Björn Onken, SPS Birgid Oertel, HKM Dirk Philipp, Studienseminar für Gymnasien in Kassel Jens Schallau, Friedrichsgymnasium Renate Wichert, Albert-Schweitzer-Schule Prof. Bernd Wollring, FB 10 Axel Wunderlich, Herderschule Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 67 Seit August 2011 ist der bilinguale Geschichtsunterricht fester Bestandteil der neuen Kerncurricula Geschichte in Hessen; damit haben nun die meisten Bundesländer den bilingualen Sachfachunterricht in ihren Curricula verankert. Das Projekt zur Entwicklung eines Studienprogramms mit dem Ziel der Qualifizierung von Lehramtsstudierenden für bilinguales Unterrichten im Fach Geschichte mit der Zweitsprache Französisch dient zum einen der sprachlichen Erweiterung des seit einiger Zeit an der Universität Kassel bestehenden Programms für die bilinguale Ausbildung mit der Zweitsprache Englisch (BIKA-Zertifikat, zum anderen der Vertie- fung dieses Angebots unter Einbeziehung spezifisch geschichtsdidaktischer Per- spektiven. Im Hinblick auf die Teilziele des Projekts sind für 2011 folgende Ergebnisse zu ver- zeichnen: Entwicklung eines Studienprogramms mit bilingualem Profil zur Didaktik des bilingua- len Geschichtsunterrichts in der Zweitsprache Französisch für Studierende der Stu- diengänge L2 und L3. – Bereits im Sommersemester 2010 fand ein Seminar zu Theorie und Praxis des bilingualen Geschichtsunterrichts (historisches Thema: „Frankreich 1940-44“, Zweitsprache Französisch) statt, das von Studierenden der Fächerkombination Geschichte/Französisch mit großem Interesse wahrgenommen wurde. – Eine technische Panne im Online-Vorlesungsverzeichnis führte dazu, dass die zweite Veranstaltung im Sommersemester 2011 im Vorlesungsverzeichnis nicht sichtbar war und deshalb nicht zustande kam. – Im Wintersemester 2011/12 findet der Kurs nun zum zweiten Mal statt. Die Teilnehmer haben großes Interesse, ein SPS-Praktikum in diesem Bereich zu absolvieren und werden daher ab dem Sommersemester 2012 die Angebote der Schulen nutzen, mit denen bereits verbindliche Kooperationsabsprachen zustande kamen (siehe unten). Die Gruppe setzt sich aktuell aus Studierenden mit der Fächer- kombination Französisch/Geschichte sowie Englisch/Geschichte zusammen. In die Weiterentwicklung der Seminarinhalte fließen jeweils Ergebnisse der For- schung sowie Überlegungen aus dem Austausch mit Lehrkräften ein, die an Schulen mit bilingualen Profilen tätig sind. Die Möglichkeit zu einem solchen intensiven Aus- tausch bestand auf der deutsch-französischen Jahrestagung der Arbeitsgemein- schaft der Gymnasien mit zweisprachig deutsch-französischem Zug („AG Franz bi- ling“) in Lunéville, die sich im Frühjahr 2011 mit dem Thema „Leistung messen und bewerten im bilingualen Sachfachunterricht“ beschäftigte. Jahresbericht 2011 68 Aufbau einer dauerhaften Kooperation mit Schulen und Lehrkräften in Kassel, die es ermöglichen soll, regelmäßig Unterrichtspraktika für den bilingualen Geschichtsunter- richt in der Zweitsprache Französisch anzubieten und zu betreuen. – Mit dem Referat für Schulpraktische Studien und dem Verantwortlichen für die SPS II in Geschichte wurde abgeklärt, dass Geschichtsstudenten, die sich für das bilinguale Profil interessieren und an dem Seminar zu Theorie und Praxis des bi- lingualen Geschichtsunterrichts teilnehmen, ihre SPS II gezielt an den kooperie- renden Schulen mit bilingualem Profil absolvieren können. – Drei Schulen haben zugesagt, die Betreuung von Praktikanten im bilingualen Un- terricht zu übernehmen: Luisenschule (Bilingual Französisch), Goethegymnasium (Bilingual Englisch) und Herderschule (Bilingual Englisch). – Vom Friedrichsgymnasium wurde eine Kooperation für das Schuljahr 2012/13, spätestens aber für das Schuljahr 2013/14 in Aussicht gestellt, da sich der bilingu- ale Zug hier gerade im Aufbau befindet und erst vollständig implementiert sein soll. – Von der Albert-Schweitzer-Schule wurde ebenfalls Interesse an einer Zusammen- arbeit signalisiert. Eine verbindliche Antwort, in welcher Form die Kooperation ge- staltet werden und ab welchem Schuljahr sie stattfinden könnte, steht jedoch noch aus. – Auch zur Georg-August-Zinn-Schule Kassel wurde Kontakt aufgenommen. Aller- dings hat die Schule eine Kooperation abgelehnt, da vor allem die zuständigen Lehrer für den bilingualen Bereich aufgrund des Status „Europaschule“ schon viele Verpflichtungen im bilingualen Bereich haben. Aufbau einer Kooperation mit dem Studienseminar Kassel: Vertiefung der BLL-Aus- bildung in der zweiten Ausbildungsphase. – Zum Studienseminar für Gymnasien in Kassel wurde Kontakt aufgenommen. Das Studienseminar hat Interesse an einer Kooperation gezeigt. – Auch zum Studienseminar für das Lehramt an Grund-, Haupt-, und Real- und För- derschulen in Kassel wurde Kontakt aufgenommen. Auch hier wurde Kooperati- onsbereitschaft signalisiert. Allerdings war bisher nur die Kontaktaufnahme sowie gegenseitige Interessenbekun- dung im Hinblick auf eine Kooperation möglich, da der Hauptschwerpunkt zunächst auf der Entwicklung eines Studienprogramms im Rahmen der universitären Ausbil- dung liegt. Darüber hinaus ist es durch Vorträge, Publikationen, Präsentationen, Teilnahme an Tagungen u.ä. gelungen, das Projekt auch überregional zu vernetzen. Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 69 Im Einzelnen fanden folgende Aktivitäten statt: – Präsentation des Projekts beim Tag der offenen Tür der Universität Kassel (26. Mai 2011) – Kontaktaufnahme mit dem Fachbereich 02:  Didaktik der romanischen Sprachen  Landeswissenschaften Französisch. Im Bereich der Landeswissenschaften ist eine Kooperation hinsichtlich des Seminarangebots im Gespräch, da das histo- rische Thema („Frankreich 1940-44“) aus dem Seminar zu Theorie und Praxis des bilingualen Geschichtsunterrichts auch für die Landeswissenschaften Fran- zösisch von Interesse ist.  Didaktik der englischen Sprache und Literatur (BIKA/CLIL-Arbeitsgruppe, Sit- zungen am 19. Januar und 8. Juni 2011) – Vortrag von Prof. Christine Pflüger auf der Jahrestagung der Konferenz für Ge- schichtsdidaktik an der Universität Augsburg (Oktober 2011) zum Thema „Erfor- dernisse einer Geschichtslehrerausbildung für den bilingualen Unterricht“ – Publikationen:  Christine Pflüger/ Jonathan Peter, Bilingualer Geschichtsunterricht in der Ober- stufe, in: Historische Sozialkunde 1/2011, S. 24-29.  Christine Pflüger (Gastherausgeberin), Deutsch-französische Beziehungen, Heft Geschichte lernen 144, November 2011 (Französische Materialien für den bilingualen Geschichtsunterricht wurden online verfügbar gemacht) – Wissenschaftliche Studienabschlussarbeit: Frank Rudloff, Task-based Language Learning und Kompetenzorientierung im Geschichtsunterricht als integrative Be- standteile des bilingualen Geschichtsunterrichts (mit Zweitsprache Französisch) – Regelmäßiger Austausch mit dem Comenius-Regio-Projekt „Nordhessen-Lorraine“ (Kontakt: Paul Leuck, Dirk Philipp, Agnes Völger, Jean-Marc Saum) – Kontakt mit Jean-Marc Saum, chargé de mission pour l’enseignement bilingue en Lorraine, der Interesse an einer Kooperation bekundet hat. Die konkrete Ausges- taltung der Kooperation befindet sich noch in der Konzeptionsphase. – Kooperation mit der Université de Haute Alsace (UHA) Mulhouse: ERASMUS- Vertrag über den Studierendenaustausch in den Fächern Geschichte, Philosophie und verwandte Fächer. Eine Kooperation bahnt sich mit dem regionalen Fachberater für „Geschichte bilingu- al“ des Landes Rheinland-Pfalz an. Der Schwerpunkt liegt zwar auf der Zweitsprache Englisch, aber das neuerdings mitgeteilte Interesse belegt doch den Beginn einer überregionalen Verknüpfung. Jahresbericht 2011 70 3.16 Studienwerkstätten Koordination: Prof. Dorit Bosse (FB 01), Wolfgang Gabler (ZLB) Weitere Beteiligte: BerufsschulWerkstatt Prof. Jens Klusmeyer, Miriam Voigt, FB 07 Experimentier-Werkstatt Biologie Prof. Jürgen Mayer, Dr. Claudia Wulff, FB 10 FORGOS Prof. Dorit Bosse, FB 01 Grundschulwerkstatt Dr. Herbert Hagstedt, Prof. Andreas Brenne, FB 01 Integrierte Studienwerkstatt ISW FB 02 Deutsch/Primarstufe: Prof. Norbert Kruse, Irena Bause DaF: Michael Koenig Englisch: Prof. Claudia Finkbeiner Romanistik: Prof. Hélène Martinez IT.lernwerkstatt Prof. Dorit Bosse, FB 01 Lernwerkstatt Ev. Religion Prof. Petra Freudenberger-Lötz, FB 02 Lernwerkstatt Musik Prof. Frauke Heß, Dr. Jürgen Oberschmidt, FB 01 Lernwerkstatt Physik Prof. Rita Wodzinski, FB 10 Lernwerkstatt Technik Dr. Monika Zolg, FB 10 Mathematikdidaktisches Labor Prof. Bernd Wollring, FB 10 Studienwerkstatt Mathematik Prof. Rita Borromeo Ferri, Thomas Lange, FB 10 Seit 1999 besteht an der Universität Kassel die Arbeitsgruppe der Studienwerkstät- ten im Bereich der Lehrerbildung. Die AG koordiniert die konzeptuelle Ausrichtung der Werkstätten im Interesse des gegenseitigen Lernens voneinander sowie der fachübergreifenden Homogenität. Die Studienwerkstätten sind Arbeitsräume für Studierende innerhalb der Universität, in denen insbesondere Unterrichtsmaterialien und -medien untersucht, erprobt und handlungsorientiert entwickelt werden können. Gleichzeitig dienen sie als Vorbild für Lernwerkstätten der Schulen und werden in diesem Sinne auch für die Lehrerfortbil- dung genutzt. Die gemeinsame Konzeption beruht auf einem Diskussionsstand, dass Werkstattpädagogik in Schule und Hochschule Selbstständigkeitserziehung und Ler- nen als aktiven zum Teil auch forschenden Prozess fördern soll und dass Eigenpro- duktion sowie projekthaftes Operieren dabei von hoher Wichtigkeit sind. Wie in den vergangenen Jahren konnte das ZLB durch Einsatz von QSL-Mitteln zur Ausstattungsverbesserung und auch zur Finanzierung von Öffnungszeiten mit stu- dentischen Hilfskräften sowie zur Realisierung einzelner Projekte beitragen. Der Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 71 wechselseitige Austausch über konzeptionelle und praktische Arbeiten setzte sich fort, z.B. über den Anchored-Instruction-Ansatz der BerufsschulWerkstatt, bei denen Schülerinnen und Schüler betreut von Studierenden einen Film über ein Modellpro- jekt drehen, oder über die vielfältigen Experimentiermöglichkeiten mit dem Wasser- floh in der Experimentier-Werkstatt Biologie FLOX, bei denen es um die Vermittlung von Kompetenzen für naturwissenschaftliche Erkenntnisgewinnung geht. Neu in den Kreis der Arbeitsgruppe gekommen ist die Studienwerkstatt Musik. Die gemeinsame Dokumentation über Konzeptionen und praktische Arbeit der Stu- dienwerkstätten wurde bei kassel university press veröffentlicht. Sie ist sowohl als Broschüre zu beziehen wie auch im Internet einsehbar unter: http://www.uni- kassel.de/hrz/db4/extern/dbupress/publik/abstract.php?978-3-86219-056-0 und soll insbesondere als Informations- und Arbeitsmaterial für die verschiedenen Nutzer- gruppen der Werkstätten dienen. 3.17 Studierendenabschlussbefragung Koordination: Vera Wolf, INCHER-Kassel, Prof. Frank Lipowsky, FB 01 Das Projekt untersucht die Studiensituation Kasseler Lehramtsstudierender. Seit dem WS 2007/08 wurden bislang fünf Kohorten (insgesamt etwa 850 Lehramtsab- solventen) mit Hilfe eines Fragebogens zu unterschiedlichen Aspekten ihres Studi- ums, u.a. zu Studieninhalten, zur wahrgenommenen Prüfungsbelastung, zur Trans- parenz der Prüfungsanforderungen und zur Planbarkeit des Studiums, befragt. Die Besonderheit dieses Projektes ist, dass Studierende, die ihr Studium nach traditionel- ler, nicht-modularisierter Studienstruktur absolviert haben und Studierende, die mo- dularisiert studiert haben, in ihrem Erleben von Studienbedingungen verglichen wer- den können. An die Einführung modularisierter Studienstrukturen sind im Zuge des Bologna- Prozesses vielfältige Erwartungen geknüpft. Unter anderem wird in der Modularisie- rung ein Instrumentarium zur Modernisierung und Steigerung der Effizienz des deut- schen Studiensystems und zur Förderung der internationalen Mobilität der Studie- renden gesehen. Dabei soll die Einführung von Modulen und Leistungspunkten die kalkulierbare Akkumulation und einen leichteren Transfer von Prüfungs- und Studien- leistungen unter Beibehaltung der individuellen Gestaltungsmöglichkeiten des Stu- dierenden gewährleisten. Zugleich soll eine bessere Strukturierung des Studiums erreicht werden (vgl. Hochschulrektorenkonferenz (Hrsg.). Bologna-Reader. Bonn: HRK 2004). Daneben erwartet man von einer modularisierten Studienstruktur eine erhöhte Transparenz der Studieninhalte und Prüfungsleistungen, eine deutlichere Jahresbericht 2011 72 Verknüpfung und Strukturierung der Studieninhalte, eine höhere Relevanz der Stu- diencurricula sowie eine bessere Planbarkeit des Studiums. Stichprobe und ausgewählte Ergebnisse Befragt wurden die Studierenden jeweils zum Abschluss ihres Studiums. Kriterium für die Auswahl der Studierenden war, inwieweit die Studierenden sich für das 1. Staats- examen angemeldet hatten. Bisher wurden 865 Lehramtsstudierende an der Befra- gung beteiligt, der Frauenanteil liegt bei etwa 65%. Die Befragten verteilen sich gleichmäßig auf die drei Studiengänge (L1, L2 und L3). Knapp 40% der bislang Be- fragten haben ein modularisiertes Lehramtsstudium absolviert. In Abbildung 1 ist die Verteilung der Studierenden auf die jeweiligen Lehramtsstudiengänge dargestellt. 123 127 67 222 153 121 0 50 100 150 200 250 300 350 L1 L2 L3 traditionelles Studium modularisiertes Studium Abbildung 1: Verteilung der Absolventen nach Studiengang Im Folgenden werden die vorliegenden Daten genutzt, um zu untersuchen, ob die unterschiedlichen Studienstrukturen auch mit Unterschieden im Studienerfolg und in der Studienzufriedenheit einhergehen. Die Analysen werden in Abhängigkeit vom gewählten Studiengang (L1, L2 oder L3) mit allen bislang befragten Prüfungskandi- daten durchgeführt. Wie erwartet zeigt sich bei der Betrachtung der Studiendauer eine kürzere Studien- dauer für die modularisiert Studierenden. Diese schließen ihr Studium etwa zwei Semester schneller ab als ihre Kommilitonen, die nach alter Prüfungsordnung stu- diert haben. Die jeweiligen Unterschiede sind signifikant und bedeutsam (Tab. 1). Bei genauerer Betrachtung der Daten zeigen sich auch erhebliche Unterschiede in den Standardabweichungen (ohne Tab.): In der Gruppe der nicht-modularisiert Studie- renden streut die Studiendauer deutlich stärker als in der Gruppe der modularisiert Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 73 Studierenden. Mit diesen Ergebnissen setzt sich der Trend, wie er bereits letztes Jahr für die Kohorten 1 - 3 ermittelt wurde, fort (Wolf & Lipowsky, 2010). Für den Studienerfolg (in Form der Note des ersten Staatsexamens) zeigt sich kein überzufälliger Unterschied zwischen Studierenden der beiden Studienstrukturen (siehe Tabelle 1). Studiendauer (Anzahl der Fachsemester) Studienerfolg (Note des 1. Staatsexamens) modularisierter Studiengang nicht-modularisierter Studiengang modularisierter Studiengang nicht-modularisierter Studiengang L1 7,75 9,64 1,90 1,92 L2 7,90 9,77 2,01 2,13 L3 9,48 11,15 1,76 1,62 Tabelle 1: Studiendauer und Studienerfolg nach modularisiert/nicht-modularisiertem Studiengang (K1-K5, N= 865 insgesamt) Um die Studienzufriedenheit zu erfassen, eignen sich verschiedene Indikatoren. Ne- ben der subjektiven Frage nach der allgemeinen Zufriedenheit mit dem Studium kann die Studienzufriedenheit auch darüber erfasst werden, ob die Studierenden Ab- bruchgedanken hatten („Ich habe über einen Studienabbruch nachgedacht“) oder an einen Hochschulwechsel gedacht haben. In Tabelle 2 ist der Anteil derjenigen abgebildet, die an einen Hochschulwechsel ge- dacht bzw. einen Studienabbruch in Betracht gezogen haben. Modularisiert Studie- rende denken demzufolge während ihres Studiums etwas seltener daran, die Hoch- schule zu wechseln bzw. das Studium abzubrechen als Studierende nach alter Prü- fungsordnung. Daraus lässt sich ableiten, dass modularisiert Studierende tendenziell zufriedener mit den Studienbedingungen bzw. dem Studium sind als die befragten nicht-modularisiert Studierenden. Ob dies aber tatsächlich auf die Studienstrukturen zurückzuführen ist, muss an dieser Stelle offen bleiben, denn bei denjenigen, die derzeit ihr Studium noch nach alter Prüfungsordnung abschließen, dürfte es sich zu- mindest teilweise um Studierende mit besonderen Merkmalen handeln, welche wie- derum zur längeren Studienzeit beigetragen haben könnten (eventuell: Krankheiten; Betreuung eigener Kinder etc.). Jahresbericht 2011 74 Haben Sie während Ihres Studiums daran gedacht, die Hochschule zu wechseln? Anteil der Prüfungskandidaten, die die Frage mit JA beantwortet haben Haben Sie während Ihres Studiums daran gedacht, das Studium abzubrechen? Anteil der Prüfungskandidaten, die die Frage mit JA beantwortet haben modularisierter Studiengang nicht-modularisierter Studiengang modularisierter Studiengang nicht-modularisierter Studiengang L1 19,3% 21,6% 15,8% 25,4% L2 13,6% 14,3% 16,8% 25,2% L3 15,6% 22,9% 12,5% 22,7% Tabelle 2 : Prozentualer Anteil derjenigen, die einen Hochschulwechsel bzw. einen Studienabbruch in Betracht gezogen haben (nach modularisiertem/nicht-modularisiertem Studiengang) Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass modularisiert Studierende ihr Studium tatsächlich zügiger abschließen und dabei auch zufriedener sind (zumindest im Hin- blick auf eventuelle Abbruchgedanken). Der objektive Studienerfolg in Form der Note des Staatsexamens lässt hingegen weder Vor- noch Nachteile für modularisiert Stu- dierende erkennen. 3.18 Uni für Kinder Koordination: Prof. Bernd Wollring, FB 10 Weitere Beteiligte: Franziska Leser, Studentin Natalie Meex, Studentin „Uni für Kinder“ im Fachbereich Mathematik und Naturwissenschaften der Universität Kassel ist – nicht zu verwechseln mit der Vorlesungsreihe „Kinder-Uni“ – ein außer- schulisches mathematisches Ergänzungsangebot für leistungsstarke und hochbe- gabte Kinder in Verbindung mit einem darauf bezogenen diagnostischen und fachdi- daktischen Ausbildungsangebot zur Mathematik für Studierende des Lehramtes an Grundschulen. Die Struktur des Programms „Uni für Kinder“ Im Winter 2010/11 findet die „Uni für Kinder“ zum achten Mal statt, stets im Winter- semester. Sie wird gemeinsam unterstützt, getragen und durchgeführt von: – Dem Staatlichen Schulamt für die Stadt und den Landkreis Kassel. Denn sie ist eingebettet in die Kinder- und Jugendakademie und ergänzt deren Angebote zur Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 75 Mathematik. Verantwortlich für das Gesamtkonzept im Staatlichen Schulamt ist OStD Rita Schmidt-Schales. Verantwortlich für die Logistik im Rahmen der Kinder- und Jugendakademie ist Anja Lipschik. – Dem Hessischen Kultusministerium. Im Rahmen der Förderung von Projekten für begabte Kinder wurde das Konzept „Uni für Kinder“ bislang in jedem (!) Winterse- mester seiner Durchführung mit einem Betrag von 5000 Euro durch das Hessische Kultusministerium, Abt. II, unterstützt. Verantwortlich für das Konzept der Unter- stützung ist MinR Walter Diehl. Der spezifische Anlass der Unterstützung ist im folgenden Abschnitt differenziert dargestellt. – Dem Mathematikdidaktischen Labor für die Grundschule im Fachbereich 10 Ma- thematik und Naturwissenschaften. Verantwortlich ist dort Prof. Bernd Wollring. Die Organisation und Durchführung im engeren Sinne erfolgt stets durch zwei da- für spezifisch eingestellte studentische Mitarbeiterinnen, deren Finanzierung durch die genannte Förderung ermöglicht wird. Das Projekt ist nach wie vor im Mathematikdidaktischen Labor für die Grundschule im Fachbereich 10 Mathematik und Naturwissenschaften verortet. Die Grundform ist konsolidiert und gegenüber den Vorjahren nicht geändert. Weiterhin besteht eine ho- he studentische Nachfrage an dieser Veranstaltung, da die Studierenden darin ihre Ausbildung zum Design von Lernumgebungen wirksam mit einer Ausbildung zur fachdidaktischen Diagnostik verbinden können. Das Projekt profitiert von dem mitt- lerweile erweiterten Ausbau des Mathematikdidaktischen Labors. Die aufgewertete Struktur der Räume, der verbesserte Zugriff auf die Materialien und die erforderlichen Geräte senken den logistischen Aufwand für das Projekt erheblich. Insbesondere besteht inzwischen ein Archiv der entworfenen Lernumgebungen und der Dokumen- tationen dazu. Diese Dokumentationen umfassen Eigenproduktionen, diagnostische Berichte und Video-Dokumente zu den Aktivitäten der Kinder. Durchführung. Über die Kinder- und Jugendakademie und die Grundschulen kom- men bis zu 14 Kinder der Jahrgangsstufen 0, 1 und 2 zusammen, die von ihren El- tern oder den Schulen als hochbegabt oder leistungsstark eingeschätzt werden. In der Regel bestätigen sich die Einschätzung der Leistungsstärke und eine erhöhte Motivation der Kinder zur Befassung mit Mathematik. Diese Kinder arbeiten in jeder zweiten aufeinander folgenden Woche einen Nachmittag zusammen mit den Studie- renden der Veranstaltung. Diese aufgrund eines Bewerbungsverfahrens ausgewähl- ten Studierenden sind besonders engagiert und kooperativ, darüber hinaus sind sie durch überdurchschnittliche Leistungen im Fach und in der Fachdidaktik zur Mathe- matik in der Grundschule ausgewiesen. Sie arbeiten mit den Kindern in Doppel- Tandems, das sind kleine Gruppen aus je zwei Kindern und zwei Studierenden. Die- se Organisationsform hat sich im Laufe der Jahre als optimal herausgestellt. Jahresbericht 2011 76 Lernumgebungen. Bearbeitet werden mit den Kindern spezielle Lernumgebungen, gezielt weiterentwickelt von den Studierenden und der Leitung unter Rückgriff auf die Konzepte vorhergehender Jahre. In den Wochen, in denen nicht mit Kindern gearbei- tet wird, werden die Lernumgebungen vor- und nachbereitet und in einer speziellen Form dokumentiert. Materielle Ergebnisse sind eine Mappe der eigenen Arbeiten, die jedes Kind am Ende der Veranstaltung geschenkt bekommt, und je eine Mappe mit allen Lernumgebungen und Kinderdokumenten für jede Studierende und die Leitung. In der Regel entschließen sich mehrere Studierende nach der Veranstaltung ihre wissenschaftliche Hausarbeit zu diesem Themenkreis zu erstellen. Zur Illustration der Terminplanung zum Wintersemester 2011/12 mit den aktuellen Lernumgebungen: 24.10.2011 Organisation, Leitideen, Bildungsstandards, Anforderungen 31.10.2011 Studierende: LU Kindermuster 07.11.2011 Kinder und Studierende: LU Kindermuster 14.11.2011 Studierende: LU Tangrams 21.11.2011 Kinder und Studierende: LU Tangrams 28.11.2011 Studierende: LU Konstruktionen im 3D-Raum/ Bausätze 05.12.2011 Kinder und Studierende: LU Konstruktionen im 3D-Raum/ Bausätze 12.12.2011 Studierende: LU Streifenschablonen, Papierfalten 19.12.2011 Kinder und Studierende: LU Streifenschablonen, Papierfalten 09.01.2012 Studierende: LU Kombinatorik 16.01.2012 Kinder und Studierende: LU Kombinatorik 23.01.2012 Studierende: LU Bandornamente 30.01.2012 Kinder und Studierende: LU Bandornamente 06.02.2012 Studierende: LU Software BlockCAD 13.02.2012 Kinder und Studierende: LU Software BlockCAD Bewusst erfolgt eine Schwerpunktsetzung im Inhaltsbereich Raum und Form. Das hat diverse Gründe. Vorrangig sind ein substanzielles Ergänzen der üblichen Ange- bote in den Schulen und der spezifische Bedarf an Sprachförderung in diesem ma- thematischen Inhaltsbereich. Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 77 Impressionen aus der „Uni für Kinder“: Kinder arbeiten am TL-Würfel Impressionen aus der „Uni für Kinder“: Kinder arbeiten am EK-Würfel Beispiel einer Lernumgebung zum Modellbilden real und am Computer: Software BlockCAD. Seit zwei Jahren eingebunden ist eine Lernumgebung, bei der die Häuser eines Dorfes auf zwei verschiedene Weisen aus Lego-Bausteinen hergestellt wer- den. Zum einen werden die Gebäude von den Kindern mit realen Lego-Steinen hän- disch gebaut, zum anderen werden diese oder ähnliche Häuser mit einer Software namens „BlockCAD“ virtuell am Computer konstruiert. BlockCAD ist ein 3D-Werk- zeugprogramm, das virtuelles Bauen mit Lego-Steinen ermöglicht, das Setzen und Löschen von Bausteinen beinhaltet und das Arbeiten mit temporären und fixen Bau- gruppen zulässt. Diese Lernumgebung ist in besonderem Maße geeignet, das Mo- dellbilden im mathematischen Sinne mit Kindern dieser Altersgruppe anzusprechen. Gezielt betrachtet werden Eigenschaften, die das reale Objekt hat, das virtuelle aber nicht, und andererseits Eigenschaften, die das virtuelle Modell hat, das reale aber nicht. Natürlich lassen sich die virtuellen Bauwerke speichern und laden. Ein solches Werkzeugprogramm stellt nach unserer Auffassung eine hochwertige Alternative zu den meist nicht sehr gehaltvollen animierten Lehr-Lern-Programmen dar. Die für die- se Lernumgebung notwendige Logistik, insbesondere ein interaktives Whiteboard, konnten wir aufgrund der Unterstützung durch das Hessische Kultusministerium be- schaffen. Jahresbericht 2011 78 Die Förderanlässe Förderanlass 1. Natürlich besteht ein wertiger Beitrag in dem außerschulischen Er- gänzungsangebot für die Kinder. Dieser rechtfertigt jedoch nicht allein den hohen Umfang der Unterstützung durch das HKM. Förderanlass 2. Der Förderanlass im weiteren Sinne besteht vielmehr in einem spe- ziellen Ausbildungsangebot für die beteiligten Studierenden. In einem Organisations- rahmen, den wir als Nahbegegnungs-Praktikum kennzeichnen, befassen sich die Studierenden mit „ihren“ Kindern über die gesamte Dauer der Veranstaltung hinweg persönlich. Dabei sollen sie eine Balance finden zwischen diagnostischer Beobach- tung und angemessener Moderation des Arbeitsprozesses. Von dieser Arbeitsform erwarten wir bei den Studierenden einen weitgehend autonomen Lernvorgang dazu, wie man hochbegabten und leistungsstarken Kindern in individuellen Fördersituatio- nen angemessen begegnen kann. In kaum einer anderen Veranstaltung – so die Rückmeldung der Studierenden – ist es ihnen möglich, über Differenzierungsspiel- räume bei Lernumgebungen derart gezielt zu reflektieren und daraus unmittelbar Handlungskonsequenzen abzuleiten, wie bei dieser Nahbegegnungsform. Wir erwar- ten, dass derart ausgebildete Lehrkräfte intellektuell souverän mit Fördersituationen umgehen können, die hohe Differenzierungsleistungen erfordern. Förderanlass 3. Darüber hinaus gibt es einen weiteren Förderanlass. Zunehmend gewinnt das dokumentierte Material zu den Lernumgebungen eine ausgereifte Form, die auch Schulen, insbesondere den von Hessischen Kultusministerium ausgewähl- ten Gütesiegelschulen, zur Verfügung gestellt werden kann und soll. Die Förderung steht auch unter der Erwartung, dass ein solches Schriftmaterial produziert wird. Bewährte und aktuelle neue Akzentsetzungen Spezifische Förderung und frühe Förderung. Zunächst diente die Ausrichtung des außerschulischen Ergänzungsangebotes „Uni für Kinder“ auf Kinder im Kindergar- tenalter und aus den Jahrgangsstufen 1 und 2 dazu, das Gesamtangebot der Kinder- und Jugendakademie in Kassel so abzurunden, dass zur Mathematik Veranstal- tungsangebote aller Schuljahre von 0 bis 13 lückenlos angeboten wurden. Mittlerwei- le hat sich aber gezeigt, dass die Fokussierung auf diese Altersgruppen von eigenem Wert ist: Denn inhaltlich werden mit dieser Ausrichtung sowohl Anliegen der spezifi- schen Förderung von leistungsstarken und hochbegabten Kindern aufgenommen als auch Anliegen, die allgemein mathematische Frühförderung betreffen. Während der erste Akzent bereits seit längerem verfolgt wird, hat der zweite in jüngerer Zeit zu- nehmend an Bedeutung gewonnen. Insbesondere wird der Bildungs- und Erzie- hungsplan programmatisch einbezogen. Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 79 Fachbezogene Sprachförderung. Eine besondere Akzentsetzung erfährt das hand- lungsbegleitende Entwickeln einer angemessenen Sprache, sowohl für die mathema- tischen Objekte als auch für die damit verbundenen mathematischen Prozesse, schwerpunktmäßig im Inhaltsbereich Raum und Form. Deutlich wird, dass der passi- ve Wortschatz im Laufe der Fördermaßnahme stark ansteigt, der aktive dagegen langsamer zunimmt. Allerdings ist im Bereich dieser Sprache eine hohe Heterogeni- tät zu finden, auch dann, wenn die im Handeln geäußerten Performanzen sich im Rahmen der einzelnen Fördereinheiten als weitgehend gleichartig herausstellen. Die Rückmeldungen der Studierenden belegen bei aller Differenziertheit generell, dass höhere Leistungen der Kinder differenziertere und ausgearbeitetere Rückmeldungen erfordern und erhebliche Reserven in den Lernumgebungen zur „Differenzierung nach oben“. Entsprechend den oben genannten Phänomenen ist in der Regel davon auszugehen, dass diese Kinder im Bereich der Sprachförderung denselben Aufwand erfordern wie alle anderen Kinder auch. Dies gilt insbesondere dann, wenn man im Sinne eines weitgehend selbst organisierten Lernens von Kindern in kleinen Gruppen die leistungsstärkeren Kinder mit der Aufgabe betrauen möchte, leistungsschwäche- re Kinder inhaltlich zu unterstützen. Design und Re-Design. Im Bereich der Ausbildung der Studierenden bei der Entwick- lung der Lernumgebungen verfolgen wir ein Konzept vom Typ Design – Re-Design. Die Spiel- und Lernumgebungen werden anhand spezifischer Leitideen zu Lernum- gebungen speziell für diese Kinder konzipiert und mit ihnen bearbeitet. Die umfas- sende Aufgabe der Studierenden besteht dabei nicht nur darin, das Spielen und Ler- nen der Kinder moderierend zu begleiten, sondern auch – gewissermaßen „online“ – ihre Formulierungen und andere Äußerungsformen so zu dokumentieren, dass sie in eine anschließende umfassende Dokumentation der jeweiligen Lernumgebung und ggf. in ein Re-Design eingehen. Zunächst zeigt sich, dass umfangreiche Formulie- rungs- und Darstellungsvarianten vorzusehen sind, mit denen man differenziert auf die Kinder eingehen kann. Darüber hinaus werden Beobachtungen der Kinderspra- che und andere Eigenproduktionen dokumentiert, Fotos oder Indikatoren, die doku- mentieren, welche Komplexität die Kinder in ihren Bearbeitungen erreichen, welche Bearbeitungen sie von sich aus entwickeln und welche Bearbeitungen gezielte Im- pulse erfordern. Genereller Befund: Zuwendungsbedarf. Eine wesentliche über das Inhaltliche hi- nausgehende Erkenntnis insgesamt besteht darin, dass erfolgreiches Arbeiten von leistungsstarken und hochbegabten Kindern auch im schulischen Umfeld mit all sei- nen Belastungen nicht ohne ein Mindestmaß an persönlicher Zuwendung möglich ist. Leistungsstarke und hochbegabte Kinder benötigen ebenso wie andere Kinder ermu- tigende und informative Rückmeldungen. Es erscheint uns als ein Fehlschluss, dar- auf zu vertrauen, dass leistungsstarke und hochbegabte Kinder so viel Selbstorgani- sation aufweisen, dass sie nur geringe Zuwendung benötigen und gewissermaßen selbstständig neben einer Unterrichtssituation arbeiten, in der die Lehrkraft sich an- Jahresbericht 2011 80 deren Kindern, vornehmlich solchen mit geringeren Leistungen, mit erhöhter Auf- merksamkeit zuwendet. Perspektiven Output für Gütesiegelschulen. Nach längerer Entwicklungszeit und mehrfachem Auf- schieben haben wir mittlerweile ein Darstellungsformat entwickelt, mit dem die Lern- umgebungen den hessischen Gütesiegelschulen zur Verfügung gestellt werden kön- nen. Das Problem beim Entwickeln dieses Formates lag darin, die Unterlagen bei aller Substanz hinreichend kurz und übersichtlich zu halten und so zu gestalten, dass sie einer praktischen Nutzung leicht zugänglich sind. Festzuhalten ist allerdings, dass das Einrichten dieser Lernumgebungen nach wie vor nicht allein auf der logistischen Basis von Printmaterial möglich ist. Gewisse gegenständliche Materialien sind bei einigen Lernumgebungen notwendige zusätzliche Ausstattung. Nach dem Durchlauf im Frühjahr 2011 werden diese Texte über das Hessische Kultusministerium den Gü- tesiegelschulen zur Verfügung gestellt. Erweiterter Teilnehmerkreis. Inzwischen verzeichnen wir ein stetiges Anwachsen von Besuchen und Besuchsnachfragen auswärtiger Experten. Vorgesehen ist zudem ei- ne Durchführungsvariante, bei der die Rolle der Studierenden von Lehrkräften mit spezifischen Verantwortungsbereichen wahrgenommen wird. 3.19 Unterricht unter der Lupe Koordination: Prof. Frank Lipowsky, FB 01 Weitere Beteiligte: Prof. Dorit Bosse, FB 01 Janine Bothur, Studentin Dr. Reinhard Gerhold, Servicecenter Lehre Prof. Friederike Heinzel, FB 01 Werner Loose, Servicecenter Lehre Julia Reichmuth, Studentin Mit dem Videoprojekt „Unterricht unter der Lupe“ soll ein Pool an didaktisch aufberei- teten Unterrichtsvideos bereit gestellt werden, die in der Lehrerausbildung genutzt werden können. Die eingestellten Unterrichtsvideos entstammen aus schulprakti- schen Studien an der Universität Kassel. Geplant ist, dass bei Vollausbau der Platt- form Unterrichtsvideos zu verschiedenen Fächern, Themen und Klassenstufen ab- rufbar sind. Die Videos sollen schwerpunktmäßig von Lehrenden und Studierenden Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 81 in den Lehrveranstaltungen sowie als Vor- oder Nachbereitungsmaterial für die Schulpraktika verwendet werden. Die Ideen, die hinter der Verwendung von Unterrichtsvideos im Rahmen der Lehrer- bildung stehen, sind folgende: – Mit Hilfe von Videomaterial kann die Komplexität von Unterricht deutlicher heraus- gestellt werden. – Die Aufnahmen stellen besonders authentische Lerngelegenheiten dar und regen zu einer Kommunikation und Reflexion über Unterricht an. – Sie dienen zudem der Bewusstmachung eigenen unterrichtlichen Handelns. – Sie illustrieren theoretische Konzepte und tragen somit zur Verschränkung von Theorie und Praxis bei. – Die Aufnahmen ermöglichen eine objektivierbarere Analyse von Unterricht auf Ba- sis einer geteilten Fachsprache. – Zudem kann mit Hilfe von Videos ein und dieselbe Situation mehrfach, aus ver- schiedenen Perspektiven oder unter verschiedenen Fragestellungen analysiert werden. Nachdem bereits im Frühjahr 2009 erste Videoaufnahmen im Rahmen der Schul- praktischen Studien entstanden, erfolgte der Projektantrag beim Servicecenter Lehre im Juni 2009. Im Herbst wurde mit der Sequenzierung, Transkription und Beschrei- bung der Videos begonnen. Im Verlauf des Folgejahres wurden weitere Aufnahmen gemacht. Zeitgleich konnte die Internetplattform, auf der das Projekt angesiedelt ist, erstellt und mit ersten Videos gefüllt werden. Gegenwärtig sind etwa zehn Videos mit zugehörigen Materialen verfügbar; weitere sollen bald folgen. Jahresbericht 2011 82 Das Projekt ist derzeit unter der URL www.uni-kassel.de/fb01/unterricht-unter-der- lupe/startseite.html erreichbar, wobei der Zugang jedoch erst beantragt werden muss. Die Internetseite ist prinzipiell in zwei Bereiche geteilt. Unter „Unterrichtsstunden“ können einerseits ganze Stunden angesehen werden, wobei parallel dazu jeweils Transkripte und Lektionsbeschreibungen zur Verfügung stehen. In den Videos selbst sind Untertitel eingefügt, damit der Verlauf des Unterrichts auch akustisch optimal verfolgt werden kann. Arbeitsgruppen und Projekte des ZLB 83 Andererseits kann man unter „Unterrichtssequenzen“ auch einzelne Phasen des Un- terrichts gezielt auswählen, beispielsweise Unterrichtseinstiege, Übungsphasen oder Ergebnissicherungen. Hierzu stehen ebenfalls die Transkripte und Beschreibungen zur Verfügung. Zusätzlich gibt es eine Keywordsuche, unter welcher die Videos nach bestimmten Schlagworten durchforstet werden können, um die schnelle und gezielte Auswahl von unterrichtlichen Phänomenen, Themen oder Unterrichtsphasen zu er- leichtern. Im weiteren Verlauf des Projekts soll die Plattform mit weiteren Videos angereichert werden, die auch andere Fächer sowie Aufnahmen aus der Grundschule beinhalten. (Derzeit liegt der Schwerpunkt noch auf Mathematik der Sekundarstufe). Langfristig zielt das Projekt auf eine Bereitstellung von 30 bis 50 Videos. Nächstes Etappenziel ist es, in den kommenden Semestern die bisher im Aufbau befindliche Plattform in den Lehrveranstaltungen zu erproben und weiterzuentwi- ckeln. Dazu ist auch eine Verbreitung des Bekanntheitsgrades unter den Lehrenden notwendig. Durch stetige Rückmeldung soll die Internetseite außerdem mit Anregun- gen zur hochschuldidaktischen Arbeit angereichert werden. Anhang 85 Anhang 1. Satzung 2. Organisation 3. Statistiken 4. Kasseler Appell 5. Veranstaltungen 6. Veröffentlichungen Jahresbericht 2011 86 Satzung zur Fortführung des Zentrums für Lehrerbildung der Universität Kassel vom 17. Juli 2006 mit Änderungen vom 24. Oktober 2011 1. Zentrum für Lehrerbildung Das Zentrum für Lehrerbildung der Universität Kassel (ZLB) wird nach Maßga- be dieser Satzung fortgeführt. 2. Aufgaben Das ZLB hat die Aufgaben gemäß § 55 HHG. Insbesondere unterstützt und för- dert es die Kooperation zwischen Einrichtungen der Universität und dem regio- nalen Schulwesen: 2.1 Es sorgt in Kooperation mit den Fachbereichen und den übrigen an der Lehr- amtsausbildung der Universität beteiligten Einrichtungen für klare Strukturen der Lehre und des Studiums im Bereich der Lehramtsstudiengänge. Es fördert ein ausgewogenes Verhältnis sowie eine inhaltliche Abstimmung der fachwis- senschaftlichen, fachdidaktischen sowie erziehungs- und gesellschaftswissen- schaftlichen Anteile der einzelnen Studiengänge und unterstützt die Belange von forschendem Lernen, Praxisbezug und Polyvalenz. 2.2 Es unterstützt die Lehramtsstudiengänge sowie die Bildungsforschung als Ent- wicklungsschwerpunkte innerhalb der Universität insbesondere durch Initiierung und Unterstützung von fachbereichsübergreifender Kooperation. 2.3 Es fördert die Studienberatung im Bereich der Lehramtstudiengänge vor allem im Hinblick auf fachbereichübergreifende Themen. 2.4 Es wirkt mit bei der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, soweit sich dieser mit Fragen von Schule, Unterricht, Schulentwicklung oder Lehrerbil- dung befasst. 2.5 Es unterstützt den Wissenstransfer sowie projektbezogene Kooperationen zwi- schen Universität und Bildungswesen in Lehre, Forschung, Entwicklung und Weiterbildung. Insbesondere sorgt das ZLB für Information und Kooperation zwischen der Universität, dem Amt für Lehrerbildung, den regionalen Studien- seminaren, staatlichen Schulämtern, der Lehrerfortbildung und des beruflichen Bildungswesens sowie den Schulen. Anhang 87 3. Mitgliederversammlung 3.1 Die Mitgliederversammlung des ZLB wählt den Zentrumsrat gemäß Nr. 4. und berät über den jährlichen Rechenschaftsbericht des Zentrumsvorstands. 3.2 Der Mitgliederversammlung gehören an a) als Mitglieder: 20 Vertreter und Vertreterinnen der Erziehungs- und Gesellschaftswissen- schaften, 20 Vertreter und Vertreterinnen der Fachdidaktiken, 20 Vertreter und Vertreterinnen der Fachwissenschaften; b) als Mitglieder mit beratendem Stimmrecht: 6 Studierende 6 Wissenschaftliche Bedienstete. Die Mitglieder gemäß Buchstabe a) werden aus dem Kreis der vom Amt für Lehrerbildung bestellten Prüferinnen und Prüfer für die Erste Staatsprüfung von den an den Lehramtstudiengängen beteiligten Fachbereichen gemäß Anlage 1 für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt. Die Mitglieder gemäß Buchstabe b) werden vom Senat für eine Amtszeit von zwei Jahren gewählt. 4. Zentrumsrat 4.1 Der Zentrumsrat berät über die Angelegenheiten des Zentrums und bereitet die Entscheidungen des Zentrumsvorstands vor. Er unterbreitet dem Präsidium die Nominierungsvorschläge für den Zentrumsvorstand gem. Nr. 5.2 Satz 2. 4.2 Dem Zentrumsrat gehören an a) als Mitglieder – sechs Vertreterinnen und Vertreter der Erziehungs- und Gesellschafts- wissenschaften, von denen vier aus der Erziehungswissenschaft (ein- schließlich Institut für Berufsbildung – IBB) und je einer bzw. eine aus der Psychologie sowie aus der Politikwissenschaft oder der Soziologie stammen sollten, – sechs Vertreterinnen und Vertreter der Fachdidaktiken und – sechs Vertreterinnen und Vertreter der Fachwissenschaften; b) als Mitglieder mit beratendem Stimmrecht – die Mitglieder der Mitgliederversammlung gemäß Nr. 3.2 b). Die Mitglieder gemäß Buchstabe a) werden von den jeweiligen Gruppen der Mitgliederversammlung gewählt; sie müssen die Voraussetzungen nach Nr. 3.2 Satz 2 (bestellte Prüferinnen und Prüfer) erfüllen. Jahresbericht 2011 88 5. Zentrumsvorstand 5.1 Das Direktorium gemäß § 55 Abs. 4 HHG trägt die Bezeichnung Zentrumsvor- stand. Er nimmt die gesetzlichen Aufgaben des Direktoriums gem. § 55 HHG wahr und legt der Mitgliederversammlung jährlich einen Rechenschaftsbericht vor. 5.2 Der Zentrumsvorstand besteht aus Mitgliedern der Mitgliederversammlung gem. Nr. 3.2a) und zwar – zwei Mitgliedern aus dem Bereich der Erziehungs- und Gesellschaftswissen- schaften (incl. IBB), – zwei Mitgliedern aus dem Bereich der Fachdidaktiken sowie – zwei Mitgliedern aus dem Bereich der Fachwissenschaften. Das Präsidium bestellt die Mitglieder des Zentrumsvorstands aufgrund der Vor- schläge der Mitglieder des ZLB gemäß Nr. 3.2.a); der Zentrumsrat kann zu die- sen Vorschlägen Stellung nehmen. Die Bestellung bedarf des Einvernehmens mit dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und dem Hessi- schen Kultusministerium. Die Referentinnen bzw. Referentinnen für Schulprak- tische Studien sowie für das Erziehungs- und gesellschaftswissenschaftliche Kernstudium gehören dem Zentrumsvorstand mit beratender Stimme an, sofern sie nicht bereits Mitglieder sind. Der Zentrumsvorstand kann auf Vorschlag des Zentrumsrats bis zu drei weitere Mitglieder, darunter mindestens ein Student oder eine Studentin, mit beratendem Stimmrecht kooptieren. Es ist dafür Sorge zu tragen, dass die erstmalige Einsetzung des Zentrumsvorstands nach dieser Satzung so rechtzeitig erfolgt, dass es unmittelbar nach Ende der Amtszeit des bisherigen Zentrumsrats sowie des Zentrumsvorstands des Zentrums die Auf- gaben nach dieser Satzung wahrnehmen kann. 6. Vorsitz Ein stimmberechtigtes Mitglied des Zentrumsvorstands wird von diesem auf Vorschlag des Zentrumsrats zu dem oder der Vorsitzenden des ZLB gewählt. Er bzw. sie führt die laufenden Geschäfte nach den Beschlüssen des Zen- trumsvorstands. Der Zentrumsvorstand kann eine Stellvertretung sowie weitere Aufgaben der Vorstandsmitglieder regeln. 7. Referate 7.1 Referat Erziehungs- und gesellschaftswissenschaftliches Kernstudium Das Referat Erziehungs- und gesellschaftswissenschaftliches Kernstudium sorgt im Rahmen der einschlägigen Ordnungen für die Planung, Sicherstellung und Evaluation des Lehrangebots in diesem Teilstudiengang, insbesondere für die Koordination des von den beteiligten Fachbereichen zu erbringenden Lehr- Anhang 89 angebots. Die Zuständigkeit der Fachbereiche für die Durchführung des Lehr- angebots einschließlich der studienbegleitenden Prüfungen bleibt unberührt. 7.2 Referat Schulpraktische Studien Das Referat Schulpraktische Studien ist im Rahmen der einschlägigen Ordnun- gen insbesondere zuständig für die Organisation, Begleitung, Evaluation und konzeptionelle Weiterentwicklung der Schulpraktischen Studien sowie der Or- ganisation von Fortbildungsveranstaltungen. 7.3 Mit Zustimmung des Zentrumsrats kann der Zentrumsvorstand im Rahmen der Zuständigkeit des ZLB weitere Referate einrichten. 8. Projekt- und Arbeitsgruppen Für einzelne Aufgaben kann der Zentrumsvorstand Projekt- und Arbeitsgruppen einrichten. Diese sollen insbesondere der Kooperation zwischen den Fächern sowie zwischen der Universität und dem Schulwesen dienen. 9. Externe Beteiligung, Kooperationsrat Zu den Sitzungen des Zentrumsrats sowie der Mitgliederversammlung werden das Amt für Lehrerbildung sowie Vertretungen der nordhessischen Studiense- minare, Schulämter und der Lehrerfortbildung eingeladen. Die Vertreter und Vertreterinnen dieser Einrichtungen haben Rede- und Antragsrecht. Der Koope- rationsrat, in dem Vertreterinnen und Vertreter des Amts für Lehrerbildung, der Studienseminare, der Schulämter, der Lehrerfortbildung sowie einzelner Schu- len regelmäßig zusammentreffen, wird als ständige Arbeitsgruppe des ZLB fort- geführt. 10. Inkrafttreten Diese Satzung tritt am Tag nach ihrer Veröffentlichung im Mitteilungsblatt der Univer- sität Kassel in Kraft. Jahresbericht 2011 90 Anlage 1 Mitgliederversammlung des Zentrums für Lehrerbildung Für die Mitgliederversammlung des ZLB können gemäß Nr. 3.2 a) Vertreter und Vertreterinnen aus folgenden Bereichen gewählt werden: a) Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften 13 vom Fachbereichsrat des Fachbereichs 01: (10 Erziehungswissenschaft, 3 Psychologie); 5 vom Fachbereichsrat des Fachbereichs 05: (3 Soziologie, 2 Politikwissen- schaft); 2 vom Fachbereichsrat des Fachbereichs 07 (Berufsbildung); b) Fachdidaktiken 1 vom Fachbereichsrat des Fachbereichs 01, 7 vom Fachbereichsrat des Fachbereichs 02, 3 vom Fachbereichsrat des Fachbereichs 05, 1 vom Fachbereichsrat des Fachbereichs 07, 7 vom Fachbereichsrat des Fachbereichs 10, 1 vom Kunsthochschulrat der Kunsthochschule; c) Fachwissenschaften 1 vom Fachbereichsrat des Fachbereichs 01, 7 vom Fachbereichsrat des Fachbereichs 02, 5 vom Fachbereichsrat des Fachbereichs 05, 1 vom Fachbereichsrat des Fachbereichs 07, 5 vom Fachbereichsrat des Fachbereichs 10, 1 vom Kunsthochschulrat der Kunsthochschule. Anhang 91 Organisation des ZLB Mitgliederversammlung Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften Prof. Dr. Heinz Bude, FB 05 Prof. Dr. Frank Bünning, FB 07 Prof. Dr. Olaf-Axel Burow, FB 01 Dr. Ellen Christoforatou, FB 01 Prof. Dr. Ute Clement, FB 07 Dr. Elke Döring-Seipel, FB 01 Prof. Dr. Melanie Fabel-Lamla, FB 01 Prof. Dr. Edith Glaser, FB 01 Anna Gronostaj, FB 01 Prof. Dr. Martin Hänze, FB 01 Prof. Dr. Michael Haus, FB 05 Prof. Dr. Friederike Heinzel, FB 01 Prof. Dr. Kerstin Jürgens, FB 05 Dietrich Karpa, FB 01 Claudia Kastens, FB 01 Martina Nieswandt, FB 01 Prof. Dr. Walter Pfannkuche, FB 01 Prof. Dr. Tobias Richter, FB 01 Prof. Dr. Sabine Ruß, FB 05 Prof. Dr. Winfried Speitkamp, FB 05 Fachdidaktiken Prof. Dr. Werner Blum, FB 10 Prof. Dr. David S. Di Fuccia, FB 10 Prof. Dr. Claudia Finkbeiner, FB 02 Prof. Dr. Petra Freudenberger-Lötz, FB 02 Jun.-Prof. Dr. Olaf Gätje, FB 02 Prof. Dr. Gottfried Heinemann, FB 02 Prof. Dr. Frauke Heß, FB 01 Prof. Dr. Jens Klusmeyer, FB 07 Wolrad König, FB 02 Prof. Dr. Bernd Overwien, FB 05 Prof. Dr. Christine Pflüger, FB 05 Andreas Prömmel, FB 10 Dr. Bernd Reef, FB 05 Prof. Dr. Annegret Reese-Schnitker, FB 02 Prof. Dr. Tanja Wetzel, Kunsthochschule Prof. Dr. Rita Wodzinski, FB 10 Prof. Dr. Bernd Wollring, FB 10 Dr. Claudia Wulff, FB 10 Jahresbericht 2011 92 Dr. Monika Zolg, FB 10 NN, FB 02 Fachwissenschaften Prof. Dr. Achim Barsch, FB 02 Prof. Dr. Ingrid Baumgärtner, FB 05 Prof. Dr. Hans-Jürgen Burchardt, FB 05 Prof. Dr. Andreas Gardt, FB 02 Prof. Dr. Daniel Göske, FB 02 Prof. Dr. Norbert Hagemann, FB 05 Prof. Dr. Holden Härtl, FB 02 Prof. Dr. Jan Hemming, FB 01 Prof. Dr. Reinhard Hochmuth, FB 10 Prof. Dr. Dietmar Hüser, FB 05 Prof. Dr. Tom Kleffmann, FB 02 Prof. Dr. Dr. Kristian Köchy, FB 02 Prof. Dr. René Matzdorf, FB 10 Prof. Norbert Radermacher, Kunsthochschule Prof. Dr. Johanna Rahner, FB 02 Prof. Dr. Hans-Georg Rück, FB 10 Prof. Dr. Elisabeth Tuider, FB 05 Prof. Dr. Kurt Weising, FB 10 Prof. Dr. Jan-Henrik Witthaus, FB 02 Prof. Dr. Hellmuth Zöltzer, FB 10 Studierende Stefan Schreier Julia Kopf Justin Pfeifer Katharina Horn Sebastian Weise-Kusche Concetta Mugavero Wissenschaftliche Mitglieder Thomas Lange, FB 10 Wolfgang Mayer, FB 01 Frauke Mutschall, FB 05 Jens Nedowlatschil, Kunsthochschule Dr. Margita Pätzold, FB 02 Olaf Pyras, FB 01 Anhang 93 Zentrumsrat Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften Prof. Dr. Dorit Bosse, FB 01 Prof. Dr. Olaf-Axel Burow, FB 01 Prof. Dr. Ute Clement, FB 07 Dr. Elke Döring-Seipel, FB 01 Prof. Dr. Melanie Fabel-Lamla, FB 01 Prof. Dr. Friederike Heinzel, FB 01 Fachdidaktiken Jun.-Prof. Dr. Olaf Gätje, FB 02 Prof. Dr. Frauke Heß, FB 01 Prof. Dr. Norbert Kruse, FB 02 Prof. Dr. Rita Wodzinski, FB 10 Prof. Dr. Bernd Wollring, FB 10 Dr. Monika Zolg, FB 10 Vertreter Prof. Dr. Jürgen Mayer, FB 10 Fachwissenschaften Prof. Dr. Daniel Göske, FB 02 Prof. Dr. Tom Kleffmann, FB 02 Prof. Dr. René Matzdorf, FB 10 Prof. Norbert Radermacher, Kunsthochschule Prof. Dr. Kurt Weising, FB 10 Prof. Dr. Hellmuth Zöltzer, FB 10 Studierende Stefan Schreier Julia Kopf Justin Pfeifer Katharina Horn Sebastian Weise-Kusche Concetta Mugavero Wissenschaftliche Mitglieder Thomas Lange, FB 10 Wolfgang Mayer, FB 01 Frauke Mutschall, FB 05 Jens Nedowlatschil, Kunsthochschule Dr. Margita Pätzold, FB 02 Olaf Pyras, FB 01 Jahresbericht 2011 94 Gäste Wolfgang Ernst, Amt für Lehrerbildung, Abt. I Heidi Hagelüken, Studienseminar für berufliche Schulen Kassel/Fulda Klaus Höhmann, Amt für Lehrerbildung, Außenstelle Kassel Marianne Huttel, Amt für Lehrerbildung, Dez. Fortbildung Alexander Kraus, Studienseminar GHRF Kassel Manfred Lück, Amt für Lehrerbildung, Außenstelle Kassel Prof. Dr. Klaus Moegling, Studienseminar für Gymnasien in Kassel Jürgen Pohl, Studienseminar für Gymnasien in Kassel Michael Scholz, Staatliches Schulamt Susanne Stuhldreier, Amt für Lehrerbildung, Prüfungsstelle Kassel Ursula Uzerli, Amt für Lehrerbildung, EU Koordination / Internationales Zentrumsvorstand Prof. Dr. Dorit Bosse, FB 01 (Vorsitzende) Prof. Dr. Andreas Brenne (Referat Interdisziplinäre Grundschulpädagogik) Dr. Elke Döring-Seipel, FB 01 Prof. Dr. Friederike Heinzel (Referat Kernstudium) Prof. Dr. René Matzdorf, FB 10 Prof. Dr. Norbert Kruse, FB 02 Prof. Dr. Bernd Wollring, FB 10 Kooptierte Mitglieder: Dr. Ellen Christoforatou, FB 01 Justin Pfeifer, Student Dr. Rüdiger Schnause, FB 07 Gast: Manfred Lück, Amt für Lehrerbildung Geschäftsstelle Wolfgang Gabler Lucia Stabik Anhang 95 Studierendenzahlen für die Lehramtsstudiengänge Jahresbericht 2011 96 S t.- A nf .2) 14 0 19 3 34 2 25 4 92 9 20 11 in sg es .1) 69 9 99 2 18 31 11 88 47 10 S t.- A nf .2) 17 0 20 1 32 6 30 7 10 04 20 10 in sg es .1) 69 8 10 29 18 10 12 15 47 52 S t.- A nf .2) 16 2 25 6 37 9 24 6 10 43 20 09 in sg es .1) 69 7 10 38 17 78 10 24 45 37 S t.- A nf .2) 18 7 20 9 34 2 29 2 10 30 20 08 in sg es .1) 82 3 99 4 16 89 93 8 44 44 S t.- A nf .2) 13 0 20 4 36 0 16 5 85 9 20 07 in sg es .1) 69 8 92 3 14 54 66 3 37 38 Le hr am ts st ud ie re nd e U ni K as se l 20 07 b is 2 01 1 L1 L2 L3 L4 3)  1) in cl . Z us at z- u nd E rw ei te ru ng sp rü fu ng 2) 1 . u nd 2 . F ac hs em es te r d es W S 3) D ie S t.- A nf .-Z ah le n be zi eh en s ic h fü r W iP äd , M et al lte ch ni k, E le kt ro te ch ni k au f d as B ac he lo r- S tu di um , f ür S oz ia lp äd ag og ik u nd P fle ge pä da go gi k au f d as M as te rs tu di um Anhang 97 20 10 13 3 17 6 25 9 10 2 67 0 20 09 19 2 18 9 20 7 11 0 69 8 20 08 22 3 19 4 18 3 10 6 70 6 20 07 24 1 97 11 2 93 54 3 Le hr am ts ab sc hl üs se U ni K as se l 20 06 b is 2 01 0 20 06 73 31 40 95 23 9 L 1 L2 L3 L4 ∑ Jahresbericht 2011 98 Anhang 99 Jahresbericht 2011 100 Anhang 101 Jahresbericht 2011 102 Kasseler Appell zu aktuellen Veränderungsabsichten für die Lehrerbildung und die Bildungsverwaltung Das Zentrum für Lehrerbildung der Universität Kassel und der institutionenübergreifende Kooperationsrat sehen in der phasenübergreifenden Kooperation einen entscheidenden An- satz zur kontinuierlichen und nachhaltigen Verbesserung von Unterricht, Schulentwicklung und Lehrerbildung. Reformen und Veränderungen im Bildungsbereich müssen das Ziel ha- ben, die Ausbildung der zukünftigen Generation zu verbessern. Sie fordern vor dem Hinter- grund der bekanntgewordenen geplanten Einsparungen im Bereich der Lehrerbildung die offene Erörterung einer Aufgabenkritik der bisheriger Arbeitsstrukturen, der möglichen Risi- ken und Nebenwirkungen der geplanten Veränderungsprozesse sowie des Anforderungspro- fils und der inhaltlichen Perspektiven zukünftiger Lehrerbildungsarbeit in einem an Diskurs und Transparenz orientierter Prozess: 1. Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass die Schulen in Hessen von Budgetkürzungen ausgenommen werden sollen. 2. Einsparungen in der Bildungsverwaltung und in der Lehrerbildung im Hinblick auf den notwendigen generationengerechten Umgang mit den Staatsfinanzen werden nicht grundsätzlich zurückgewiesen. Sie müssen aber unter dem Gesichtspunkt der Siche- rung der Qualität der Lehrerbildung in allen drei Phasen und nicht unter dem Primat der Finanzen gesehen werden. Außerdem müssen sie nicht zuletzt angesichts zu erwar- tender steigender Steuereinnahmen überdacht werden. 3. Mit großer Sorge werden aber sowohl das Ausmaß der gegenwärtig offenbar geplan- ten drastischen Kürzungen in den Bereichen der Studienseminare, des Amtes für Leh- rerbildung und der Schulämter betrachtet. Jede Kürzung von Referendarstellen stellt auch eine Kürzung in der Unterrichtsversorgung dar. Eine Reduzierung der Ausbilder- stellen im Studienseminar und der Fort- und Weiterbildungsangebote des Amtes für Lehrerbildung wirkt sich negativ auf die Qualität der Lehrerbildung aus. Die Stellen für Ausbilder und für Referendare, die Funktionen des Amtes für Lehrerbildung und das dafür benötigte Personal muss eher gestärkt als reduziert werden, um eine qualitäts- volle Lehrerbildung zu sichern. 4. Bei den unterstützenswerten Bemühungen, Lehrerbildung und Bildungsverwaltung ef- fektiver zu gestalten, scheint bisher das Gefüge von Wechselwirkungen zwischen den Institutionen in seiner hohen Bedeutung für die Entwicklung der Schulqualität gerade auch unter regionalem Aspekt – wir sprechen für die Bildungsregion Nordhessen – kei- ne Beachtung gefunden zu haben. Kooperation benötigt Unterstützung. Sie muss in Form von institutioneller Absicherung und durch personelle Ressourcen gewährt und aufgebaut werden, statt Bewährtes abzubauen. Kassel, den 17.6.2011 Zentrum für Lehrerbildung der Universität Kassel und der Kooperationsrat Anhang 103 Begründung 1. Ausgangslage in der Bildungsregion Nordhessen Schulen, Studienseminare, Schulämter, Amt für Lehrerbildung sowie Universität kooperieren seit Jahren in Projekten, Netzwerken, Tagungen sowie im Kooperationsrat des Kasseler Zentrums für Lehrerbildung mit dem Ziel der Entwicklung einer Lehrerbildungsregion Nord- hessen. Diese Kooperation ist gekennzeichnet durch:  eine langjährige und erfolgreiche Lehrerbildungstradition in der Region,  eine Aus- und Fortbildungskultur, die durch die Studienseminare und die Dezernate des Amtes für Lehrerbildung zur Professionalisierung von Lehrkräften beiträgt,  engagierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die bundesweit mit ihren Arbeiten aner- kannt sind – und zwar in allen Phasen,  verlässliche Partner und Partnerinnen in den Institutionen und die Unterstützung durch politische und gesellschaftliche Entscheidungsträger,  eine phasenübergreifende Sicht auf notwendige und wünschenswerte Veränderungs- prozesse in allen Phasen und Institutionen der Lehrerbildung. Um den Zielen von Innovation und Qualitätsentwicklung entsprechen zu können, benötigt die phasenverbindende Lehrerbildung in Nordhessen die Sicherung und den Ausbau insbeson- dere der  symmetrischen Kommunikation zwischen den Beteiligten und Akzeptanz der jeweiligen Professionalität,  Sicherstellung der bisherigen Ressourcen sowie Ressourcen zur Entwicklung und Er- probung von Projekten,  Unterstützung durch die Ministerien in Form verlässlicher Rahmensetzungen,  Orientierung an Leitlinien der KMK und der EU,  verbindlichen Rahmenvereinbarungen durch das Amt für Lehrerbildung und der Uni- versität Kassel,  Beteiligung und Unterstützung im Zuge tiefgreifender Umstrukturierungs- und Verände- rungsprozesse. Es braucht also insgesamt verlässliche Rahmenbedingungen. 2. Bekannt gewordene Einsparpläne Nach Presseinformationen verfolgt das Kultusministerium die Absicht, die ihm auferlegten Einsparungsverpflichtungen von 68,3 Mio. € im Haushaltsjahr 2012 weit überwiegend im Bereich der Trägereinrichtungen der Lehrerbildung zu erbringen. Insbesondere sehen diese Pläne vor:  massive Einsparungen in Staatlichen Schulämtern, Studienseminaren, Amt für Lehrer- bildung und Institut für Qualitätsentwicklung,  Streichung von mehr als 1000 Stellen für Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst an Stu- dienseminaren,  Streichung von bis zu 150 Stellen für hauptamtliche Ausbilder an Studienseminaren,  organisatorische Zusammenlegung von Studienseminaren bei Reduzierung von 30 auf bis zu 20 Dienststellen,  die organisatorische Zusammenlegung von Schulamtsbezirken bei Reduzierung von 15 Staatlichen Schulämtern auf bis zu 6 Ämter verbunden mit Stellenstreichungen, wohl überwiegend im Verwaltungsbereich,  die organisatorische Zusammenlegung des Amtes für Lehrerbildung mit dem Amt für Qualitätsentwicklung verbunden mit Stellenstreichungen überwiegend im Verwaltungs- bereich. Jahresbericht 2011 104 Überschlägig ergibt sich bei Realisierung dieser Pläne unter Berücksichtigung bereits er- folgter Reduzierungen in der regionalen Lehrerfortbildung eine Kürzung des Gesamtbud- gets der Trägereinrichtungen der außeruniversitären Lehrerbildung um bis zu einem Drit- tel. Nach den veröffentlichten Informationen in der Presse – die Ministerien haben dazu nicht konkret Stellung genommen: „Spekulationen“, „noch keine Entscheidungen gefallen“ – wer- den die Kürzungspläne – so die Presseberichte – begründet mit der Überschuldung des Staatshaushalts, dem Rückgang der Schülerzahlen, den vom Landesrechnungshof mehrfach geforderten und angeblich zu erwartenden Synergieeffekten von Behördenzusammenlegun- gen und der Verlagerung von Steuerungs- und Verwaltungsaufgaben auf die Schulebene. Weiter wird ausgeführt, die Lehrerversorgung der Schulen werde von Kürzungen verschont. Insgesamt zeige sich die Prioritätensetzung des Landes auf Bildungsförderung in der ver- hältnismäßig geringeren Einsparungsverpflichtung des Kultusressorts gegenüber anderen Ressorts. Veränderungen seien nicht zu vermeiden; einen Kahlschlag in der Bildungsverwal- tung werde es aber nicht geben; Personalbewegungen würden sozialverträglich umgesetzt; die Bestandsaufnahme sei noch nicht abgeschlossen. 3. Auswirkungen auf die Universität Kassel, die Studienseminare und die Schulen der Region Von diesen Budget- und Stellenkürzungen in den Studienseminaren und im Amt für Lehrer- bildung wären auch die Universität Kassel mit ihren Lehramtsstudiengängen sowie die Schu- len der Region betroffen:  im Bereich der regionalen Kooperation der Trägereinrichtungen (im Sinne des § 6 Abs. 2 Hessisches Lehrerbildungsgesetz) durch Einschränkung der für die Qualität schuli- scher Bildung und Erziehung bedeutsamen phasenübergreifenden Ansätze,  im Bereich des Personalaustauschs des Lehrpersonals zwischen den Trägereinrich- tungen der Lehrerbildung durch Erschwerung des Zusammenwirkens von Wissen- schaft und Schulpraxis in Lehre und Forschung,  im Bereich der Ersten Staatsprüfungen durch Verzögerungen der Verwaltungsabläufe wegen Personalmangels,  im Bereich der Übernahme in den Vorbereitungsdienst durch anwachsende Wartelisten wegen gekürzter Referendarstellen mit der Folge schwindender Attraktivität des Lehr- amtsstudiums an einer hessischen Universität und einer Abwanderung insbesondere der Leistungsspitzen in andere Bundesländer.  Im Bereich der Schulen würde das einen Abbau der Ausbildung von Referendarinnen und Referendaren in der Fläche bedeuten und damit einen Verlust des damit zusam- menhängenden Innovationspotenzials.  Die Streichung von etwa 1000 Referendarstellen hätte in den Schulen einen Verlust von bis zu 350 unterrichtswirksamen Stellen zur Folge. Damit erreichen die Kürzungen entgegen den Verlautbarungen der Ministerin – „Einsparungen in der Verwaltung und keine Kürzungen in den Schulen“ – auch direkt die Schulen.  Die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Studienseminaren wurde durch Fortbil- dungsangebote erheblich gefördert. Die Streichung von Ressourcen an den Studien- seminaren (Kompetenzzentren) führt bei den Schulen zu Qualitätsverlusten. Ausgangspunkt dieser Befürchtungen ist die hohe Relevanz regionaler Abstimmungs- und Mitwirkungsprozesse für die Qualitätsentwicklung der Lehrerbildung und damit der Schulen. Diese Leistungsperspektive muss auch bei finanziellen Einschränkungen und strukturellen Veränderungen im Interesse von Hessens Zukunft als Bildungsland gewahrt bleiben. Anhang 105 Jahresbericht 2011 106 Veranstaltungen 19.01.2011: Mentoren- und Studientage 2011: Lehrerwerden professionell begleiten 26.01.2011: Kooperationsrat: Was macht eine Schule zu einer guten Ausbildungsschule für zukünftige Lehrerinnen und Lehrer? 27.01.2011: Mitgliederversammlung des ZLB 22.02.2011: Studien- und Berufsinformationstage; Vorstellung der Studiengänge für das Lehramt an Grundschulen, Haupt- und Realschulen und Gymnasien 07.04.2011: 5. Abi-go-Tag der Richard-Müller-Schule in Fulda; Vorstellung der Lehramts- studiengänge 04.05.2011: Kooperationsrat: Aus der Vergangenheit in die Zukunft. Festlicher Koopera- tionsrat im Rahmen der 40-Jahr-Feier der Universität Kassel 12.05.2011: Zentrumsrat des ZLB 20.05.2011: BuKo12 – Bundeskongress der Kunstpädagogik 2010 – 2012 Partizipatorische Kunstpädagogik in der Grundschule – Diskussion und Er- probung von kunstbezogenen Unterrichtsmodelle 25.05.2011: Mentoren- und Studientage 2011: Lehrerwerden professionell begleiten Martin Stadelmann: Die Aufgabe von Mentorinnen und Mentoren zwischen Wissenschaft und Berufspraxis 11.06.2011: Absolventenfeier für die Lehramtsstudierenden 2011 Vergabe des Martin-Wagenschein-Preises an: Silke Ackermann, Claudia Freitag, Steffen Schaake, Jakob Sievers 15.-16.06.2011: Mentoren- und Studientage 2011: Lehrerwerden professionell begleiten 17.-18.06.2011: ZLB-Jahrestagung 2010: Individuelle Förderung im Kontext von Schulent- wicklungsprozessen 07.07.2011: Zentrumsrat des ZLB 01.-03.08.2011: Sommerakademie des AfL und des ZLB: Psychosoziale Kompetenzen auf- bauen und entwickeln: Vom Nutzen der Krise – zum Umgang mit Ungewiss- heiten im Lehrerberuf 09.11.2011: Kooperationsrat: Aktuellen Veränderungen in der Lehrerbildung 09.11.2011: Gemeinsam mit MLP: Exklusiv für Lehramtsanwärter. Vom Studium ins Re- ferendariat – draußen ist vieles anders 17.11.2011: Zentrumsrat des ZLB 06.12.2011: Gemeinsam mit GEW und AStA: Auf dem Weg in den Vorbereitungsdienst. Was oder wer hilft? Wir! 17.12.2011: Absolventenfeier für die Lehramtsstudierenden 2011/12 19.01.2012: Mitgliederversammlung des ZLB Anhang 107 Veröffentlichungen Reihe Studium und Forschung (zu beziehen über kassel university press GmbH: http://www.upress.uni-kassel.de/publi/schriftenreihe.php?studium_forschung.html) Die Reihe Studium und Forschung wird vom ZLB herausgegeben. Veröffentlicht werden zum einen hervorragende Untersuchungen von Examenskandidatinnen und -kandidaten, die schul- und unterrichtsrelevante Themen behandeln. Zum anderen werden Tagungsberichte publiziert, die sich auf aktuelle Forschungs- und Entwicklungsergebnisse zu Fragen von Schule, Unterricht und Lehrerbildung beziehen. Bisher erschienene Bände: Katajun Sarlak-Kuhlmann: Michel Foucaults historische Diskursanalyse. Bausteine zu ihrer Form, Funktion und lektüre- praktischen Vermittlung, 2002 Susanne Witrzens: Die Schuleingangsstufe Lohfelden-Vollmarshausen im Prozess der Veränderung, 2001 Claudia Ries: Die gymnasiale Oberstufe aus der Sicht von SchülerInnen und AbsolventInnen. Eine an der Modellschule Obersberg Bad Hersfeld durchgeführte empirische Untersuchung, 2002 Zentrum für Lehrerbildung (Hrsg.): Selbstständiges Lernen mit Neuen Medien. Workshop der Studienwerkstätten für Lehreraus- bildung an der Universität Kassel am 21.02.2002 Dominik Leiß: Arbeitstechniken im Mathematikunterricht. Begriffsklärung, Beispiele und empirische Erhe- bungen, 2003 Sabrina Deisler: Der Strom macht's. Vorstellungen 9-11jähriger Kinder zum Thema Strom, 2003 Zentrum für Lehrerbildung (Hrsg.): Gestalten – Entdecken. Lernumgebungen für selbstständiges und kooperatives Lernen. Workshop der Studienwerkstätten für Lehrerausbildung an der Universität Kassel am 03. Juli 2003 Margita Pätzold, Kathrin Rost: Fremdes Land und fremde Schule. Anmerkungen zu einem Studienaufenthalt in Finnland, 2004 Zentrum für Lehrerbildung (Hrsg.): Heterogenität und die Gestaltung von Lernumwelten. Workshop der Studienwerkstätten für Lehrerausbildung an der Universität Kassel am 07.10.2004 Klaus-Dieter Lenzen, Susanne Pietsch (Hrsg.): Von H wie Hausarbeit bis P wie Portfolio. Von klassischen zu neuen Formen des Leistungs- nachweises im Lehrerstudium – eine Handreichung, 2005 Jahresbericht 2011 108 Zentrum für Lehrerbildung (Hrsg.): Diagnose und Förderung von Lernprozessen durch Lernumgebungen. Workshop der Stu- dienwerkstätten für Lehrerausbildung an der Universität Kassel am 13.10.2005 Margita Pätzold (Hrsg.): Bilinguales Lernen an Berliner Schulen. Eine Auswertung besonderer Schulpraktischer Stu- dien im September 2007, 2008 Isabelle Naumann: Übergangsphase Schulbeginn. FAUSTLOS® und die Kooperation von Kindergärten und Grundschulen im Kasseler Osten, 2010 Vera Odernheimer: Teamarbeit in der lernenden Organisation Schule. Entwicklung von Anforderungen an Team- arbeit in lernenden Organisationen mit Betrachtung der Umsetzung an vier Schulen des hes- sischen Modellversuchs „Selbstverantwortung plus“. Ausgezeichnet mit dem Martin-Wagen- schein-Preis 2010 Anke Reichardt: Rechtschreiballtag in Klasse 3. Untersuchungen zur Entwicklung und Gestaltung des Recht- schreibunterrichts in drei Kasseler Grundschulklassen. Ausgezeichnet mit dem Martin- Wagenschein-Preis 2010 AG Studienwerkstätten des ZLB (Hrsg.): Studienwerkstätten der Lehrerbildung. Innovative Lernorte an der Universität Kassel 2011 Jakob Sievers: Zum Einfluss der Perspektive beim Bewegungslernen durch Imitation – Eine empirische Stu- die. Ausgezeichnet mit dem Martin-Wagenschein-Preis 2011 Steffen Schaake: Die Natur der Naturwissenschaften verstehen lernen – Historische, gesellschaftliche und kulturell relevante Stationen für den Chemieunterricht. Ausgezeichnet mit dem Martin- Wagenschein-Preis 2011 Claudia Freitag: Als Lehrkraft im Team voran? Eine empirische Untersuchung zur Implementierung und Ar- beit von Jahrgangsteams an Schulen. Ausgezeichnet mit dem Martin-Wagenschein-Preis 2011 Silke Ackermann: Klassengespräch im Mathematikunterricht – Eine Pilotstudie im Rahmen des Projekts „Per- sönlichkeits- und Lernentwicklung von Grundschulkindern“. Ausgezeichnet mit dem Martin- Wagenschein-Preis 2011 Anhang 109 Diese Publikation ist aus der Wagenschein-Vorlesungsreihe des Zentrums für Lehrerbildung hervorgegangen.