Annäherungen
an Hönigswalds transzendentalanalytische
Systematik der
Philosophie1
Wolfdietrich
Schmied-Kowarzik
Universität
Kassel
Institut für
Philosophie
Einleitung
In meinen Annäherungen an
Hönigswalds
transzendentalanalytische Systematik der Philosophie möchte ich
versuchen,
aus dem Kontrast zu Cassirer, Heidegger und Hegel die originären
und
markigen Züge von Hönigswalds Denken einführend sichtbar
zu machen.
Aus der Dunkelheit einer
unphilosophischen
Epoche hatten seit den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts zwei
Schulrichtungen
mühevoll wieder das Buchstabieren philosophischen Denkens erlernt
und eingeübt. Es war dies zum einen der Neukantianismus (Hermann
Cohen,
Paul Natorp, Wilhelm Windelband, Heinrich Rickert, Alois Riehl), der,
Kants
erkenntnistheoretische Fragestellung wiederentdeckend, dem naiven
Positivismus
entgegentrat, und zum andern war es die Bewusstseinsanalyse, die wir
heute generell Phänomenologie nennen (Franz Brentano, Alexius v.
Meinong,
Carl Stumpf, Edmund Husserl, Max Scheler), die, ausgehend von
Problemstellungen
der antiken Philosophie, dem naiven Psychologismus den Kampf ansagte.
Innerhalb
von zwei Generationen hatten sich beide Schulrichtungen dann wieder in
die ganze Breite der philosophischen Tradition eingearbeitet, so dass
in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts einige ihrer führenden
Köpfe
sogar wieder zu eigenständigen Systementwürfen vordrangen; zu
ihnen gehören Ernst Cassirer und Richard Hönigswald, Nicolai
Hartmann und Martin Heidegger, Jonas Cohn und Theodor Litt.
I. Die
Davoser Disputation 1929
1929 kam es bei den
Hochschultagen
in Davos zu einem denkwürdigen philosophischen Streitgespräch
zwischen Ernst Cassirer und Martin Heidegger, den damals wohl
bekanntesten
Wortführern beider Schulrichtungen.
Ernst Cassirer, Schüler der
Marburger Neukantianer Hermann Cohen und Paul Natorp, damals 55 Jahre
alt
und Rektor der Universität Hamburg, schloss gerade den dritten
Band seiner Philosophie der
symbolischen Formen (1923-1929) ab. Ein Werk,
in dem er die Kantische Erkenntnistheorie mit Hegels
Geschichtsphilosophie
verknüpfend, den Kantianismus zu einer umfassenden
Kulturphilosophie
ausbaute.
Martin Heidegger, Schüler und
Nachfolger Edmund Husserls, damals 40 Jahre alt und Professor an der
Universität
Freiburg, hatte in seinem zwei Jahre zuvor erschienenen Buch Sein und Zeit
(1927) die phänomenologische Bewusstseinsanalyse zu einer
phänomenologischen
Daseinsanalyse vertieft. Nun trug er in Davos das Konzept seines noch
im
selben Jahr erscheinenden Buches Kant
und das Problem der Metaphysik (1929)
vor, in dem er Kant entschieden gegen die Neukantianer
existentialontologisch
auslegte.
Worum ging es in den je vier
Seminarsitzungen
der beiden Kontrahenten und dem gemeinsam geführten
Streitgespräch
in Davos? Aus dem äußerst spannenden Hin und Her der
Argumente,
die uns in - teilweise nachträglich stilisierten - Protokollen
überliefert
sind2,
kann ich hier nur einige Grundgedanken zusammenfassen.
Ausgehend von Kants Satz, dass
"die Bedingungen der Möglichkeit der Erfahrung zugleich die
Bedingungen
der Möglichkeit der Gegenstände der Erfahrung" seien,
entwickelt
Cassirer in seiner Philosophie der
symbolischen Formen eine transzendentalhistorische
Analyse der Formen, in denen der Mensch seine kulturelle Welt aufbaut
und
sich aus ihr begreift. Sprache, Mythos, wissenschaftliche Erkenntnis,
ästhetische
Anschauung, religiöses Erleben sind nicht etwa Weisen, in denen
wir
eine an sich vorhandene Welt lediglich verstehend abbilden und
auslegen,
sondern es sind dies produktive Formen der Einbildungskraft, in denen
der
menschliche Geist im geschichtlichen Prozess allererst Welt und sich
selbst in ihr konstituiert; es sind Formen des objektiven Geistes, die
eine transzendentalhistorische Analyse in ihrer Strukturgesetzlichkeit
aufzuhellen hat, sodass sich der Mensch in diesen produktiven Formen
kultureller Welt- und Selbstkonstitution zu verstehen und zu
bewähren
vermag. "Das ist die Funktion der Form" - so führt Cassirer das
Allgemeine,
Objektive und Ewige dieser Formen unterstreichend im
Streitgespräch
aus -, "daß der Mensch, indem er sein Dasein in Form verwandelt,
d.h. indem er alles, was Erlebnis in ihm ist, nun umsetzen muß in
irgendeine objektive Gestalt, in der er sich so objektiviert, daß
er damit radikal von der Endlichkeit des Ausgangspunktes nun zwar nicht
frei wird [...], aber indem [er] aus der Endlichkeit erwächst,
führt
[er] die Endlichkeit in etwas Neues hinaus. Und das ist die immanente
Unendlichkeit.
[...] Das [...] echte Geisterreich ist eben die von ihm selbst
geschaffene
geistige Welt. Daß er sie schaffen konnte, ist das Siegel seiner
Unendlichkeit." (DD Cassirer 258)
Diesem kulturphilosophisch
erweiterten
Kantianismus Cassirers tritt Heidegger mit seiner
fundamentalontologischen
Kant-Interpretation entschieden entgegen. Kants zentrale Frage, wie
synthetische
Urteile a priori möglich seien, darf nicht bloß als
erkenntnistheoretische
oder kulturphilosophische Frage begriffen werden, denn Kant führt
ja nicht nur die reine Anschauung und den reinen Verstand als
Bedingungen
der Möglichkeit synthetischer Urteile auf, sondern fragt auf uns
als
höchsten und letzten Ort reiner Synthesis zurück. Diese reine
Synthesis impliziert - wie Heidegger in seinem Buch Kant und das Problem
der Metaphysik ausführt - ein "vorgängiges
Seinsverständnis"
(Heidegger 16) von uns selbst, denn sonst wäre Erkenntnis von
Seiendem
nicht möglich. Aber mehr noch, Kant habe immer wieder
unterstrichen,
dass uns das Sinnliche gegeben sein müsse, und zwar verknüpft
mit unserer Selbsterfahrung.
In dieser synthetischen
Verschränkung
von Erkenntnis und Seinsbezug wurzele die Möglichkeit unserer
"ontologischen
Erkenntnis", aber auch die Unaufhebbarkeit unserer Endlichkeit - wie
Heidegger
im Streitgespräch kritisch gegen Cassirer einwendet: "Aber der
Mensch
ist nie unendlich und absolut im Schaffen des Seienden selbst, sondern
er ist unendlich im Sinne des Verstehens des Seins. Sofern aber, wie
Kant
sagt, das ontologische Verständnis des Seins nur möglich ist
in der inneren Erfahrung, so daß man umgekehrt sagen muß:
Diese
Unendlichkeit, die in der Einbildungskraft herausbricht, ist gerade das
schärfste Argument für die Endlichkeit. [...] Wahrheit selbst
ist
auf das Innigste einig mit der Struktur der Transzendenz, damit,
daß
das Dasein ein Seiendes ist, das offen ist zu anderen und zu sich
selbst.
Wir sind Seiendes, das sich in der Unverborgenheit [aletheia] von
Seienden
hält." (DD Heidegger 252 f.)
Für uns heute ist ganz
offensichtlich,
dass hier zwei große Denker von Kant ausgehend in zwei
völlig
unterschiedliche Richtungen fortschreiten. Beide Ansätze
schließen
sich dabei keineswegs aus, sie konzentrieren sich lediglich auf
gänzlich
verschiedene Aufgabenstellungen - den Menschen aus dem weiten Horizont
der Objektivierungen seiner kulturellen Welt zu verstehen und ihn mit
der
Aufgabe ihrer Erfüllung zu konfrontieren bzw. den Menschen als den
existentialen Ort aller Seins- und Selbsterkenntnis aufzuweisen. Was
der
eine befragt, lässt der andere unberührt und umgekehrt.
Dabei kommt es in der Argumentation der Kontrahenten geradezu zu einem
Methodentausch ihrer Herkunftsschulrichtungen: Während Cassirer
mit
seiner transzendentalhistorischen Formanalyse eine
phänomenologische
Erhellung des Menschseins aus den kulturellen Objektivationen vorlegt,
unternimmt Heidegger mit seiner phänomenologischen Daseinsanalyse
eine transzendentale Aufdeckung der Bedingungen der Möglichkeit
des
menschlichen Seinsverständnisses.
Auch die beiden Kontrahenten
selbst
wissen, dass sie ganz unterschiedliche philosophische
Aufgabenstellungen
verfolgen und sprechen dies im Streitgespräch mehrfach an. Dabei
versucht
der Grandseigneur Cassirer konziliant dem jüngeren Kollegen
verstehend
entgegenzukommen: "Ich glaube, es ist schon klarer geworden, worin der
Gegensatz besteht. Es ist aber nicht fruchtbar, diesen Gegensatz immer
wieder herauszuheben. [... Wo] liegt denn nun das gemeinsame Zentrum in
unserem Gegensatz ... Denn wir haben dieses Zentrum [...]. Das tritt
[...] für
mich an dem Urphänomen der Sprache auf. Jeder spricht seine
Sprache,
und es ist undenkbar, daß die Sprache des einen in die Sprache
des
anderen übertragen werde. Und doch verstehen wir uns durch das
Medium
der Sprache. [...] Darin liegt der für mich entscheidende Punkt.
Und
darum gehe ich von der Objektivität der symbolischen Form aus".
(DD Cassirer 264 f.)
Demgegenüber benutzt Heidegger
kämpferisch die Sichtbarmachung der Differenzen, um seine Position
als das grundlegend Neue herauszustellen: "Das bloße Vermitteln
wird
nie produktiv weiterbringen. [...] Weil die Philosophie auf das Ganze
und
Höchste des Menschen geht, muß sich in der Philosophie die
Endlichkeit
in seiner ganz radikalen Weise zeigen." Die Hörer ansprechend
fährt Heidegger fort: "Und ich möchte Sie darauf hinweisen
[...],
daß es gerade das Wesentliche ist in der Auseinandersetzung mit
der
Geschichte der Philosophie, [...] zu sehen, wie gerade die
Unterscheidung
der Standpunkte die Wurzel der philosophischen Arbeit ist." (DD
Heidegger
267 f.)
Mit durch diese unterschiedlichen
Haltungen der Kontrahenten entstand bei den jungen Teilnehmern dieses
Streitgesprächs
- zu ihnen gehörten u.a. Otto Friedrich Bollnow und Joachim
Ritter,
Leo Strauß und Hermann Herrigel, Herbert Marcuse und Emmanuel
Levinas
- der Eindruck, dass der Herausforderer Heidegger als Sieger über
Cassirer aus dem Streitgespräch hervorgegangen sei. Obschon dieser
Vergleich eines philosophischen Streitgesprächs mit einem Wett-
oder
gar Faustkampf ein Unsinn ist, wird die seit Mitte unseres Jahrhunderts
verbreitete Mär, mit dem Davoser Streitgespräch habe die
phänomenologische
Daseinsanalyse den Neukantianismus überwunden und zum Schweigen
gebracht,
vollends zur Geschichtsfälschung.
Zum Schweigen gebracht wurden die
meisten großen Denker des Kantianismus - aber auch die Vertreter
vieler anderer Richtungen - einzig und allein durch die Machtergreifung
des Nationalsozialismus. Durch den Nationalsozialismus wurden viele der
profiliertesten Philosophen - darunter ganz besonders viele Kantianer -
1933 aus den deutschen Universitäten verbannt und ins Exil
getrieben.
Für die meisten der Emigranten bedeutete das erzwungene Exil ein
endgültiges
Verdrängtwerden nicht nur aus ihrem akademischen Wirkkreis,
sondern
auch aus der Kommunikationsgemeinschaft der deutschsprachigen
Philosophie.
Nur ganz wenige von ihnen konnten nach dem Zweiten Weltkrieg in ihr
Heimatland
und an deutsche Universitäten zurückkehren. Für uns aber
klafft seit damals eine Lücke, eine Wunde, an deren Heilung wir zu
arbeiten haben.
II. Hönigswalds
Position des korrelativen Auseinandertretens
Der wohl entschiedenste
Kontrahent
Heideggers unter den Kantianern jener Jahre war sicherlich Richard
Hönigswald
- ein Jahr jünger als Cassirer, Schüler von Alois Riehl und
Alexius
v. Meinong, also mit den beiden damals dominanten philosophischen
Schulrichtungen
bestens vertraut. Dass Hönigswald sein scharfsinnigster Gegner
unter den damals führenden Philosophen war, wusste auch Heidegger
und er hat dies 1933 auch zu verstehen gegeben - leider nur nicht in
einer
offenen, ehrlichen philosophischen Auseinandersetzung, sondern in einem
- vom bayerischen NS-Kultusministerium angeforderten - diffamierenden
Gutachten
über Hönigswald3,
das zur endgültigen Entlassung Hönigswalds aus der
Münchener
Universität führte. Doch lassen wir das an dieser Stelle -
uns
geht es hier allein um die systematische Problemstellung.
Schon in seinen Schriften aus den
20er Jahren systematisch erarbeitet und dargelegt, jedoch am
gründlichsten
in seinem Buch Grundfragen der
Erkenntnistheorie (1931) ausgeführt,
hat Richard Hönigswald einen Ansatz entwickelt, der beide
Problemstellungen,
die Cassirers und die Heideggers, umgreift und sie aufeinander bezieht.
Mehrfach hatte er bereits seinen kantianischen Freund und Mitstreiter
Cassirer
jene kritischen Fragen vorgelegt, die Heidegger in seiner Weise in
Davos
vortrug. Wesentlich schärfer und pointierter als Cassirer war
Hönigswald
jedoch als Verteidiger der zentralen Problemstellungen des Kantianismus
in jenen Jahren Heidegger entgegengetreten.
In einer allerersten Annäherung
können wir Hönigswalds philosophischen Ansatz als ein System
mit zwei Polen umschreiben, die nicht miteinander verschmelzen
können
und doch unabdingbar wie zwei Brennpunkte einer Ellipse aufeinander
angewiesen
sind. Hönigswald nennt diese systematische Doppelbestimmung das
"korrelative
Auseinandertreten" von "Ist- und Ich-Bestimmtheit". Von jedem der
Brennpunkte
aus lässt sich zwar das ganze Feld der Ellipse überschauen,
doch jeweils nur aus einseitiger Perspektive. Erst aus der Korrelation
beider Blickpunkte, der Ist- und der Ich-Bestimmtheit, lässt
sich jedes Erkenntnisproblem nicht nur in seiner Besonderheit
begreifen,
sondern auch in seiner Stellung im systematischen Gesamtzusammenhang
letztbegründen.
Was wir hier in einem Bild vorweg
umschreiben, gilt es im folgenden etwas genauer aufzuklären und
darzulegen,
indem wir zunächst jede der beiden Blickrichtungen je für
sich
einnehmen, um dann zu zeigen, dass sie nur korrelativ aufeinander
bezogen der transzendentalanalytischen Begründungsproblematik
gerecht
werden.
Mit der Ist-Bestimmtheit
umreißt
Hönigswald die erkenntnistheoretische Fragestellung Kants, und
zwar
in der über Kant hinaus radikalisierten Stoßrichtung, wie
sie
auch Cassirer vertritt. D.h. es geht hier um die transzendentale
Letztbegründung
jedweder Wirklichkeitserkenntnis in ihrer allgemeingültigen
Bestimmtheit.
In der Ist-Bestimmtheit wird nach dem letztbegründenden
Zusammenhang
von Begriff und Wirklichkeit gefragt, den Hönigswald als
"Gegenständlichkeit"
umschreibt. "Der Begriff verschont nicht nur, wenn es gut geht, die
Wirklichkeit;
auch fristet er sein Dasein nicht gleichsam neben ihr. Er selbst 'ist'
nur, sofern er die Wirklichkeit bestimmt; und nur eine bestimmte und zu
bestimmende Wirklichkeit 'ist'. So verbürgt der Begriff dem
Wirklichen,
wo es sich auch finden und wie immer es sich auch kennzeichnen mag,
seine
Unantastbarkeit und Fülle, d.h. seine durch nichts
geschmälerte
Gegenständlichkeit." (Grundlagen
der Pädagogik, 15)
In der grundsätzlichen Weite
der hier eingenommen Perspektive kann es nichts geben, was sich dieser
Ist-Bestimmtheit entzieht, denn alles was für uns ist, ist
erkenntnisbestimmt,
und jenseits der Erkenntisbestimmung gibt es für uns nichts. Das
"ist"
jeder Gegenstandserkenntnis impliziert selbst wiederum zwei Momente:
das
"ist" der Wirklichkeit und das "ist" der Bestimmtheit. Mit dem ersten
ist
die Unabhängigkeit des Gegenstandes "von mir" angesprochen, mit
dem
zweiten seine Setzung durch ein erkennendes Subjekt. Auch die hier
vorliegende
korrelative Bezogenheit, die wir mit Hönigswald Gegenstand und
Methode
nennen wollen, gilt es transzendentalanalytisch herauszuarbeiten. Wie
Cassirer
unterstreicht auch Hönigswald, dass Methode
Gegenstandskonstitution
bedeutet und dass es keine Gegenstände an sich jenseits
methodischer
Bestimmung geben kann. Was sich uns als gegenständliche
Wirklichkeit
bestimmt, ist der Letzthorizont dessen, was wir methodisch erkennen
können
und umgekehrt. "So bestimmen sich denn auch Methode und Gegenstand
[...]
in bedeutsamer Wechselbezogenheit. Das Wort Methode betrifft die Bedingungen
der Setzung des Gegenstandes, der Setzung seiner Bestimmtheit [...].
Keine
Scheidewand also erhebt sich [...] zwischen Methode und Gegenstand und
zwar
nicht etwa nur, weil uns die 'Wirklichkeit', wo immer wir auf sie
stoßen,
methodischer Bestimmung zu bedürfen und sich nach dem Zeugnis
aller
wissenschaftlichen Erfahrung methodischer Bestimmung stets auch zu
unterwerfen
scheint; sondern weil Methode und Gegenstand nur innerhalb einer und
derselben
methodisch definierten Beziehung, gemäß den Bedingungen der
letztdefinierten Instanz der Gegenständlichkeit,
auseinandertreten."
(Erkenntnistheorie, 83)
Bisher haben wir das
Erkenntnisproblem
gleichsam nur von einem der Brennpunkte her, dem der Ist-Bestimmtheit,
angeleuchtet. Wenn wir jetzt zur Ich-Bestimmtheit überwechseln,
treten
wir ein in die Problemstellung, die wir von Heidegger her kennen. Es
gibt
keine Erkenntnis an sich, sondern auch die allgemeinste Erkenntnis ist
Erkenntnis für uns, d.h. Erkenntnis für ein sich und etwas
erlebendes
konkretes Subjekt. Oder anders gesagt: Alle Erkenntnis wird von
Subjekten
vollzogen, die sich selbst und etwas erleben, denn ohne Erleben von
etwas
gibt es keinen Wirklichkeitsbezug und nur die Selbstpräsenz der
Monas,
die wir sind, ermöglicht überhaupt Erleben. "Diese Bedingung
nun ist der Bezug auf sich selbst, wenn man so will: die Beziehung der
'Reflexion'. 'Präsenz' bedeutet eben 'ich' und damit die
einzigartige
Reihe: 'Ich weiß, ich weiß, daß ich weiß, ich
weiß
zu wissen, daß ich weiß usw.', oder, was dasselbe besagt,
die
Reflexivrelationen 'ich - mich', 'ich - mir'. Denn nur sofern diese
Relationen
möglich sind, 'bin' 'ich'. `Ich' 'bin' geradezu die
Möglichkeit
jener Reflexion; durch sie bestimmt sich die monas, d.h. der 'Vollzug';
jene Reflexion ist das Korrelat der Bestimmtheit des Gegenstandes." (Erkenntnistheorie,
103)
Auch innerhalb der
Ich-Bestimmtheit
haben wir wiederum einen korrelativen Bezug zweier Momente zu bedenken:
das Moment des Sich-Erlebens, die existentielle Präsenz des
Subjekts,
und das Moment des Gegebenseins von etwas im Erleben. Beide sind ohne
einander
nicht denkbar oder erlebbar, denn es gibt kein Gegebensein von etwas,
ohne
ein Sich-Erleben, dem es gegeben ist, aber es gibt auch keine
existentielle
Selbstpräsenz des Sich-Erlebens, ohne dass sich dieses abgrenzen
könnte gegenüber von ihm wirklich Gegebenem.
Hönigswald diskutiert dieses
transzendentale Grundproblem aller Psychologie - gemeint ist damit die
Selbstbezüglichkeit des sich erlebenden Subjekts - vor allem in
seinem
Buch Grundlagen der Denkpsychologie (1921/1925)
und spricht die Einheit
von Sich-Erleben und Erleben von Gegebenem als die konkrete
Subjektivität
der Monas und die Faktizität ihrer Erfahrung an. "Das 'Faktum' der
Erfahrung fordert deren 'Faktizität', und der Sinn dieser
Faktizität
enthüllt sich in dem Begriff der Psychologie. [...] Die monas ist das
notwendige Widerspiel des Gegenstandes; ihr Begriff ist auch der
seinige.
[...] Gegenstand und monas
sind, wir wissen es schon von früheren Erwägungen
her, in ihrem Abstand korrelativ: dieser Abstand konstituiert die
Begriffe
beider." ("Selbstdarstellung" in: Erkenntnistheorie,
232 f.)
Trotz dieser ganz anderen
Terminologie
sowie des unterschiedlichen Diskussionsumfeldes kann die Nähe der
Problemstellungen Hönigswalds und Heideggers nicht übersehen
werden. Um diese Nähe noch mehr zu unterstreichen, möchte ich
aus Hönigswalds Abhandlung "Vom Problem der Idee" aus dem Jahre
1926
zitieren, also aus einer Schrift, die noch vor Heideggers Buch Sein und
Zeit (1927) erschienen ist, in der Hönigswald den
Zusammenhang von
Existenz und Zeit, also die existentielle Selbstpräsenz der Monas
unterstreicht: "Das Problem der Existenz nun fällt in einem ganz
bestimmten
Belang mit dem der Zeit zusammen. [...] Die Zeitform der Existenz, so
darf
man kurz sagen, ist die 'Präsenz'. Oder anders: Die Erlebnisform
der
Zeit bestimmt die Zeitform der Existenz. Das Existierende ist allemal 'jetzt'!
Setzt also auch die Existenz die an sich unzeitliche Gesetzlichkeit des
Zeitverlaufs selbst voraus, so kommt ihre Zeitbestimmtheit trotzdem,
oder
eben deshalb, nicht jener allgemeinen Gesetzlichkeit des Zeitverlaufs,
der bloßen Ordnung des zeitlichen 'vor' und 'nach', gleich,
sondern
ist die Einheit einer Zeitganzheit auf dem Grunde des Erlebnisses der
verlaufenden
Zeit. Das Existierende ist 'immer jetzt',
es ist stets 'ganz', es ist nie
anders denn als System. [...] Wirkliches und Begreiflichkeit des
Wirklichen
erweisen sich ebenso affinit, wie Wahrheit und 'wirkliches' Denken. In
'jedem Jetzt des Erkennens' ist eben die Wahrheit 'präsent':
Existenz
bedeutet stetige Jetztheit." ("Vom Problem der Idee", 290 f.)
Obwohl ganz von der
Problemstellung
der Selbstpräsenz der Ich-Bestimmtheit her formuliert, kommt schon
in den letzten Sätzen das eigentliche Anliegen von
Hönigswalds
Position zum Ausdruck. Das, was wir bei Cassirer als allgemeine und
objektive
Wahrheit der kulturellen Weltkonstitution einerseits und bei Heidegger
als Zeitigung menschlichen Daseins andererseits je für sich und
ausschließlich
auf sich bezogen diskutiert finden, versteht Hönigswald als die
unabdingbar
aufeinander angewiesenen Brennpunkte einer synthetischen Einheit und
elliptischen
Ganzheit. Diese synthetische Einheit nennt Hönigswald
"Gegenständlichkeit",
worunter er die letztdefinierte Einheit von bestimmter und erlebbarer
Wirklichkeit
meint, die nur für ein gegenstandserkennendes und sich-erlebendes
Subjekt sein kann. Gegenständlichkeit drückt also das
korrelative
Auseinandertreten und Aufeinanderangewiesensein von Ist- und
Ich-Bestimmtheit
aus. "'Subjekt' und 'Objekt' erweisen sich 'transzendental', d.h. im
Motiv
der Gegenständlichkeit aufeinanderbezogen; sie treten in diesen
ihrem
Bezug korrelativ auseinander. In solcher Korrelation allein bestimmt
sich
die 'Unabhängigkeit' des Gegenstandes von mir, sein 'Sein'. [...]
Bestimmtheit
des Gegenstandes bedeutet mithin Unabhängigkeit 'von mir' durch
Bezogenheit
'auf mich'. Das Gesetz dieses Zusammenhangs aber heißt
'Gegenständlichkeit'.
Es umspannt in jener Bezogenheit des Objekts auf 'mich' auch und vor
allem
das Problem der Psychologie.
Denn in der Bestimmtheit des Gegenstandes
ergreift es dessen Erlebbarkeit und in dieser Erlebbarkeit 'mich'." (Erkenntnistheorie,
70)
Nun sind die beiden korrelativen
Momente der Ist- und der Ich-Bestimmtheit nicht nur zwei
unterschiedliche
Bezugspunkte, sondern sie erfüllen innerhalb und für die
elliptische
Einheit der Gegenständlichkeit auch völlig unterschiedliche
Funktionen,
die Hönigswald in Anlehnung an Kant als das konstitutive und
regulative
Bestimmen nennt. Während vom Brennpunkt der Gegenstandserkenntnis
- um nochmals auf unser Bild zurückzukommen - jeder Punkt
innerhalb
der Ellipse in seiner konstitutiven Ist-Bestimmtheit erreicht zu werden
vermag, so wird vom Brennpunkt der Monas jeweils das Ganze der Ellipse,
in das sie selbst mit einbezogen ist, reflektiert. Beide
Bestimmungsweisen
sind, wiewohl sie funktional nicht aufeinander reduzierbar sind,
unabdingbar
gefordert, um den Gesamtzusammenhang von erkannter und erlebter
Gegenständlichkeit
zu begreifen. Mit Rückbezug auf Leibniz und Kant unterstreicht
Hönigswald
diesen Aspekt des korrelativen Auseinandertretens so: "Sucht man sich
des
Sachverhalts durch philosophiegeschichtliche Kategorien zu
bemächtigen,
so wird man den 'Gegenstand' [...] in Leibnizens Terminologie
gleichermaßen
'effizient' wie 'final' bestimmt sein lassen. Er bedeutet als 'Sein'
immer
auch 'Ordnung` und als 'Ordnung' 'Sein'. [...] Er 'ist' nur als System,
d.h.
als Erfüllung der wechselbezogenen Forderungen regulativer und konstitutiver
Gesichtspunkte zugleich; er 'ist' nur als Erfüllung der
Bedingungen
des Urteils, soweit dieses auch die Idee des Gefüges repräsentiert
[...]. [Er] 'ist' Synthesis, im Hinblick auf die in ihm erhobene
Forderung,
erlebt werden zu können, also die Norm seiner möglichen
Erlebbarkeit
darzustellen." (Erkenntnistheorie,
92 f.)
Die Komplexität der
transzendentalanalytischen
Systematik von Hönigswald und die Schwierigkeit, sich
zunächst
in ihr zurechtzufinden, liegt gerade darin, dass Hönigswald jedes
Problem immer wieder aus dem korrelativen Auseinandertreten und
Bezogensein
der beiden Bestimmungen des 'Ist' der Gegenstandserkenntnis und des
'Ich'
des Selbsterlebens, der zeitlosen Geltung und der zeitigenden Monas zu
beleuchten sucht, die beide selber wiederum in korrelative
Untergliederungen
- Gegenstand und Methode, Gegebensein und Selbstpräsenz -
auseinandertreten,
sich aber trotz dieses Auseinandertretens untereinander als
konstitutive
und regulative Bestimmungen selber wieder korrelativ aufeinander
beziehen
und sich miteinander verschränken - so ein sich vielfältig
vernetzendes
Relationengeflecht philosophischer Problemstellungen einer einzigen
systematischen
Einheit und elliptischen Ganzheit bildend.
III. Hönigswalds
transzendentale Analysis als Gegenentwurf zu Hegels dialektischer
Synthesis
Für die allererste
Kennzeichnung
des transzendentalanalytischen Ansatzes von Hönigswald mag unsere
Inbezugsetzung zu Cassirer und Heidegger genügen, aber
Hönigswald
selbst reibt und misst sich ständig an Hegel, während seine
Liebe Platon und Kant, Spinoza und Leibniz gilt. Hönigswald
gehört
weder zu den Philosophen seiner Zeit, die wie Richard Kroner und
Theodor
Litt eine Hegel-Renaissance betreiben, noch zu denen, die wie Ernst
Cassirer
und Nicolai Hartmann Motive Hegels mit denen des Kantianismus oder der
erneuerten Ontologie verknüpfen. Vielmehr können wir Richard
Hönigswald als den Denker bezeichnen, der den Kantianismus auf die
Höhe der Gegnerschaft zu Hegels System erhebt.
Die Hauptdifferenz zwischen den
philosophischen Ansätzen von Hegel und Hönigswald möchte
ich - wie schon früher einmal ausführlicher4-
auf den begrifflichen Gegensatz von dialektischer Synthesis und
transzendentaler
Analysis bringen. Der ganze deutsche Idealismus, vor allem aber Hegels
Dialektik, steht unter dem Vorzeichen einer prozessualen Synthesis.
Ausgehend
von Kants ursprünglich-synthetischer Einheit der Apperzeption als
der höchsten und letzten Bedingung der Möglichkeit aller
Erkenntnis,
versucht Hegel in der Phänomenologie
des Geistes den Erfahrungsprozess,
den das philosophische Bewusstsein an und für sich selber macht,
bis es zur höchsten und letzten Synthesis des "absoluten Wissens"
gelangt,
dialektisch zu rekonstruieren, um dann innerhalb des Systems der Philosophie
selbst nur noch im absoluten Wissen voranzuschreiten. Das
philosophische
Bewusstsein holt dabei in der Phänomenologie
des Geistes wissend
ein, dass das Bewusstsein von den Gegenständen und das Bewusstsein
von sich selbst nur Momente seiner eigenen synthetischen Einheit
absoluten
Wissens sind. Die Phänomenologie
des Geistes zeichnet den dialektischen
Prozess nach, durch den das philosophische Bewusstsein, ausgehend
von der sinnlichen Gewissheit, schrittweise das Gegenstandsbewusstsein
und das Selbstbewusstsein in das Allgemeine der Vernunft, in die
Bildungsgeschichte
des Geistes und schließlich über die Religion in die letzte
Synthesis des absoluten philosophischen Wissens aufhebt. Dadurch aber
verlieren
das Gegenstandsbewusstsein und das Selbstbewusstsein ihre jeweilige
Eigenständigkeit für sich und ihre korrelative Bezogenheit
aufeinander.
Die wirkliche Gegebenheit des Daseins und die konkrete
Subjektivität,
die wir je selber sind, werden in Hegels Dialektik - wie
Hönigswald
kritisch anmerkt - von der alleinigen Subjektivität des absoluten
Geistes "aufgesaugt". (Geschichte der
Erkenntnistheorie, 167)
Wir können hier nicht in
eine
ausführlichere Hegel-Kritik eintreten5,
sondern verweisen auf Hegels dialektische Synthesis nur, um im Kontrast
dazu Hönigswalds transzendentale Analysis deutlich zu machen.
Auch für Hönigswald ist
der Ausgangspunkt die ursprünglich-synthetische Einheit der
Apperzeption,
aber diese Synthesis können und brauchen wir nicht reproduktiv zu
generieren, denn in ihr stehen wir immer schon, ja wir sind sie in der
korrelativen Einheit von Gegenstandserkenntnis und Selbsterleben.
Aufgabe
der transzendentalen Analysis ist es, diese Synthesis, aus der wir
immer
schon erkennend und erlebend sind, aus den sie konstituierenden
Momenten
begreifend nachzuvollziehen. Dies eben geschieht in der
Transzendentalanalyse
des korrelativen Auseinandertretens der Ist- und Ich-Bestimmtheit, im
getrennten
Bedenken von Geltung und Monas, nicht aber um sie
auseinanderzureißen,
sondern um aus ihrer systematischen Korrelation die synthetische
Einheit
der Gegenständlichkeit, d.h. der bestimmten Wirklichkeit, in der
wir
erlebend stehen, philosophisch in ihrem Relationengeflecht
herauszuarbeiten.
"Das Problem der Gegebenheit ist allemal auch das Problem des Subjekts.
Das aber bedeutet, daß Gegenständlichkeit auch die logische
Quelle, d.h. den sachlichen Grund für das Auseinandertreten von Subjekt
und Objekt darstellen müsse. Wir haben damit einen Punkt von
besonderer
problemgeschichtlicher und systematischer Bedeutung erreicht. [...]
Denn es
geht auf dessen Möglichkeit.
So werden denn auch die Zuordnung und
das Wechselverhältnis, oder was dasselbe bedeutet, das
Auseinandertreten
von 'Subjekt' und 'Objekt', in einer methodisch scharf umrissenen
Bedeutung
Problem". (Erkenntnistheorie, 18 f.)
Dieses in die Synthesis
Gestelltsein
der Analysis wirkt sich zweifach aus, denn zum einen vermag sich
für
Hönigswald - im Gegensatz zu Hegel - die Philosophie niemals von
der
uns gegebenen Wirklichkeit zu lösen. Für Hönigswald
liegt
gerade im transzendentalanalytischen Problem der "Gegebenheit,
vermöge
deren Gegebenes 'da ist', 'vorgefunden' wird" (Geschichte der Erkenntnistheorie,
189), der unaufgebbare sinnliche Wirklichkeitsbezug all unserer
Erkenntnis,
an dem Kant auch festgehalten hat. Hegel dagegen glaubt, die in der
sinnlichen
Gewissheit gemeinte Wirklichkeit in das Sagen des Begriffs der
Wirklichkeit
aufheben zu können. Hönigswald dreht hier die Beweislast
geradezu
um: Das begreifende Erkennen hebt das uns im Erleben Gegebene nicht
auf,
sondern muss sich auf es beziehen, sonst gibt es kein Begreifen von
Wirklichkeit. "Gegebenes als 'Bestimmtes' hört nicht auf
'Gegebenes'
zu sein. Es erscheint im Gegenteil kraft seiner Bestimmtheit als
'Gegebenes'
gefordert." (Erkenntnistheorie,
16) Zum anderen bleibt die Philosophie
für Hönigswald unaufgebbar an die Selbstpräsenz der sich
erlebenden Monas rückgebunden. Die Philosophie vermag sich nicht -
wie Hegel meint - in das Sich-selbst-Wissen des absoluten Geistes zu
erheben,
sondern bleibt unabdingbar verknüpft mit dem sich erlebenden
wirklichen
"Ich", das wir je selber sind. "'Ich' aber bedeutet 'mich' in der
ganzen
Fülle meines Erlebens, mit allen Komplexionen und
Singularitäten,
mit aller 'unaussprechlichen' Ursprünglichkeit' und allen
'Zufällen'."
("Hegel und die Grundlagen der Denkpsychologie", 140)
Gerade hieran wird deutlich, dass
die Blickrichtung der Philosophie Hönigswalds derjenigen Hegels
geradezu
entgegengesetzt ist. Hönigswald sieht die Aufgabe seiner
Transzendentalanalyse
darin, Wirklichkeit und konkrete Monadizität nicht in ein
absolutes
philosophisches Wissen aufzuheben, sondern umgekehrt die Philosophie in
den Dienst der Aufhellung der unaufgebbaren korrelativen
Eigenständigkeit
und Verwiesenheit von Erkenntnisbestimmtheit der Wirklichkeit und
monadischer
Selbstpräsenz im Erleben zu stellen. Für Hönigswald ist
die ursprünglich-synthetische Einheit der Gegenständlichkeit,
die Wirklichkeit und Monas umfasst, schlechthin vorausgesetzt und
daher auch nicht weiter hinterfragbar. Sie bedarf deshalb nur der
immanenten
transzendentalanalytischen Aufklärung der sie ausmachenden und
tragenden
korrelativen Momente der Ist-Bestimmtheit der Gegenstandserkenntnis und
der Ich-Bestimmtheit der Selbstrepräsenz in ihrer nach allen
Seiten
sich immer weiter differenzierenden Problemverästelungen. "Wohl
müssen
die genannten Relationen der Reihe nach erwogen werden. Ihr Sinn aber
erfüllt
sich nur an ihrem Wechselbezug, nur an ihrer funktionellen Gesamtheit
und
Gleichzeitigkeit. Nur ihr Zusammenspiel macht jede einzelne
bedeutungsvoll
und wirksam. Auf dieses Zusammenspiel kommt daher für die
kritische
Analyse alles an; es allein verbürgt erst 'Wirklichkeit' [...];
nur
unter dieser Voraussetzung erfüllen sich vor allem die Bedingungen
des Begriffs." ("Hegel und die Grundlagen der Denkpsychologie", 142)
Nun darf die transzendentale
Analysis
bei diesem ersten Schritt des korrelativen Auseinandertretens von Ist-
und Ich-Bestimmtheit, von Geltung und Monas nicht stehen bleiben.
Vielmehr
gilt es, die Bereiche ihrer konkreten Vermitteltheit zu bedenken.
Anders
aber als in Hegels Enzyklopädie
der philosophischen Wissenschaften,
wo die Gestaltungen der Logik, der Natur und des Geistes mit all ihren
Unterdifferenzierungen als ein dialektischer Prozess sich ineinander
aufhebender und einander überhöhender Stufen des zu sich
selber
kommenden Geistes dargestellt werden, erörtert Hönigswald all
diese Dimensionen - das System der Wissenschaften, die Sittlichkeit,
Recht
und Staatlichkeit, Kunst, Religion und Philosophie - ähnlich wie
Cassirer
als gleichwertig nebengeordnete, jedoch aufeinander bezogene
Geltungsbereiche.
Sie alle sind Aspekte und Thematisierungen der einen
Gegenständlichkeit.
Jede dieser Thematisierungen gilt es je für sich
transzendentalanalytisch
aufzuhellen, um dann erst ihre Bezüge untereinander zu
klären.
"Eben darum aber trifft es nur bedingt zu, dass Wissenschaft und Recht,
Sittlichkeit, Kunst und Glaube miteinander in dem landläufigen
Sinn
dieses Wortes ein 'System' bilden. Denn kein höherer
Klassenbegriff
ordnet sich ihnen über. Sie 'gehören' zwar zusammen, aber
nur,
weil jede von ihnen, und jede von ihnen ganz, den Gedanken der
Gegenständlichkeit
verkörpert, weil jede von ihnen auf ihre Weise die 'Welt'
umspannt."
("Vom philosophischen Problem des religiösen Glaubens", 56)
Wir können hier nicht
argumentativ
auf alle diese Geltungsbereiche eingehen, sondern wir wollen in unserem
Zusammenhang nur exemplarisch an einigen zentralen Dimensionen
herausarbeiten,
inwiefern sich Hönigswalds transzendentale Analysis von Hegels
dialektischer
Synthesis einerseits unterscheidet und andererseits in ihrem
systematischen
Anspruch des Begreifens der Wirklichkeit keineswegs dem Systemgedanken
Hegels nachsteht. Für Hegel sind das absolute Wissen, die
allgemeine
Vernunft und der absolute Geist Formen des Allgemeinen, in die hinein
sich
das subjektive Bewusstsein aufzuheben, ja - wie Hegel sagt -
"aufzuopfern"
hat. Demgegenüber unterstreicht Hönigswald, dass die Subjekte
einerseits zwar sehr wohl in die allgemeinen Geltungsbereiche gestellt
sind - man könnte auch sagen: in denen sie aufgehoben, d.h.
geborgen
sind -, aber andererseits - und das gilt es gegen Hegel zu
unterstreichen
- stellen die konkreten Subjekte im Vollzug ihres Denkens und Lebens
die
unaufgebbaren Träger dieser Geltungsbereiche dar. Dies sei nun
exemplarisch
zunächst am Naturproblem und sodann an einigen Aspekten
kulturellen
Menschseins verdeutlicht.
IV. Der
Organismus als Schlüsselproblem des philosophischen
Naturverständnisses
In der Behandlung des
Naturproblems
unterscheidet sich Hönigswald nicht nur radikal von Hegel, sondern
weicht auch ganz entschieden von Cassirer einerseits und Heidegger
andererseits
ab. Hier knüpft er vielmehr in ganz originärer Weise an Kants
Kritik der Urteilskraft an und
steht somit in einer Traditionslinie, die
bis zu Schellings Naturphilosophie zurückreicht und auf die
Phänomenologie
der Leiblichkeit von Maurice Merleau-Ponty vorausverweist6.
In Hegels Naturphilosophie wird der Natur jegliches Für-sich-Sein
abgesprochen. Die Natur in ihrer daseienden Äußerlichkeit
ist
nur ein notwendiges Durchgangsmoment für das dialektische
Zu-sich-selber-Kommen
des Geistes. Der Philosophie der Natur kommt daher bei Hegel die
doppelte
Aufgabe zu, die Natur restlos in den Begriff aufzuheben und den Geist
gerade
dadurch gänzlich aus ihr zu befreien.
Auch für Cassirer geht die
Naturproblematik im Wissen von der Natur auf - wenn auch nicht von
einer
Geistmetaphysik, sondern von der Erkenntniskonstitution der modernen
Naturwissenschaften
her begründet. Nun steht Hönigswald in der transzendentalen
Konstitution
naturwissenschaftlicher Erkenntnis Cassirer in nichts nach, vielmehr
ist
diese Aufgabe eines ihrer gemeinsamen Grundanliegen seit ihren
Habilitationsschriften
im Jahre 19067.
Aber für Hönigswald thematisiert die wissenschaftliche
Gegenstandserkenntnis
das Naturproblem nur von einem der Brennpunkte her. Das Naturproblem
muss
auch noch vom zweiten Brennpunkt her angegangen werden, wie dies schon
Kant im teleologischen Teil seiner Kritik
der Urteilskraft aufgezeigt hatte.
Es ist dies die Problematik, dass wir die Natur nicht nur in ihrer
Bestimmtheit als Objekte wissenschaftlicher Erkenntnis zu erfassen
haben,
sondern dass wir sie auch als wirkliche Ganzheit, in die wir lebend
und erlebend selber mit einbezogen sind, reflektieren müssen.
Beide
Perspektiven gehören, wiewohl sie getrennt analysiert werden
können,
zum vollständigen Begreifen der Natur - korrelativ aufeinander
bezogen
- unabdingbar zusammen.
Betrachten wir die Natur von den
Wissenschaften her, so erscheinen uns die jeweiligen Naturobjekte in
ihren
kausalgesetzlichen Zusammenhängen bestimmt, gleichzeitig
erschließt
uns die Transzendentalanalyse, dass sie in dieser Bestimmtheit durch
die Methode der jeweiligen Wissenschaft konstituiert sind. So ist - wie
Hönigswald sagt - "das 'Sein' des Atoms ein Geschöpf der
Physik".
(Erkenntnistheorie, 89) Aber
diese Seite der Problematik, die Hönigswald
wie Cassirer aufrollt, interessiert uns an dieser Stelle nicht weiter,
sondern wir wollen unser Augenmerk mehr auf die andere Seite lenken, in
der Hönigswald einerseits zwar ähnlich wie Heidegger, jedoch
andererseits entschieden von ihm abweichend argumentiert, weil er die
existentielle
Selbstpräsenz der Monas nicht wie Heidegger in ihrer
abstrakt-vereinzelten
"Jemeinigkeit" aufgehen lässt, sondern zugleich herausarbeitet
wie sie über ihre organische Leiblichkeit sich in den wirklichen
Naturzusammenhang
eingebunden erfährt und begreift. Ausdrücklich spricht
Hönigswald
in den Grundfragen der
Erkenntnistheorie davon, dass der Organismus
das "physische Korrelat des Psychischen" sei, und unterstreicht, dass
der "Organismus und seine Gliederung [...] ein mit der Zeitform des
Erlebens
gegebenes, also durch den Begriff der Gegenständlichkeit selbst
gefordertes
Bestimmungselement des Psychischen" darstelle und fährt dann
explizit
gegen Heidegger gemünzt fort: "In diesem Sinne allerdings
wäre
Sein Zeit." (Erkenntnistheorie,
80)
Auch von der Monas her bedacht,
stellt sich das Naturproblem zweifach dar, jedoch nicht in der scharfen
Geschiedenheit von erkannten Objekten und erkennendem Subjekt, sondern
in einer eigentümlichen Verwobenheit von Natur und Monas. Dies
kommt
daher - wie Kant bereits in der Kritik
der Urteilskraft andeutete -, dass
wir hier von der erlebenden Monas her auf das Ganze der Natur, in der
die
Monas selber ihren "Zeitort" hat, reflektieren. Der erlebenden Monas
ist
das sinnlich Gegebene insgesamt Natur, aber sie selbst ist durch ihre
Leiblichkeit
nicht nur sinnlich mit der Natur verknüpft, sondern sich auch
selbst
gegeben. Die Monas ist in ihrem Erleben unlösbar verknüpft
mit
dem Leben des eigenen Organismus. Die von der Monas her thematisierte
Natur
ist nicht der Inbegriff objektivierter Natur, sondern die Natur als
erlebte
Ganzheit. "Deshalb mündet denn auch jede Erörterung des
Problems
der 'Gegebenheit' in eine Theorie der Ganzheit.
[...] Das Ganze ist allemal
'geschlossen' und 'überschaubar', d.h. bestimmt im Sinne eines
Zeitmodus,
demzufolge die Ordnung der Zeit bejaht ist [...]. Alle Ganzheit
bedeutet anders
ausgedrückt Zeitgestaltung und 'Gefüge'. Sie hat 'Struktur'
und
wird 'verstanden'. In jeglicher Ganzheit offenbart sich die Norm des
Erlebens.
Sie unterliegt den Bedingungen der Präsenz."
(Erkenntnistheorie,
90 f.)
Die Ganzheit der Natur kann nicht
in konstitutiven Urteilen bestimmt werden, sondern sie wird immer nur
als
erlebte Ganzheit reflektiert, von einer Monas, die sich selber als
lebendigen
Teil dieser Ganzheit erfährt und begreift. Um dieses
Ineinandergefügtsein
von sich erlebender Monas und "ihrer" leiblichen Eingebundenheit in die
Natur als Wirklichkeitszusammenhang transzendentalanalytisch näher
aufzuklären, führt Hönigswald aus: "Dem Begriff eines
Kontextes
der Natur muß, so sahen wir, derjenige der Präsenz
entsprechen.
[...] Als Erlebnis des 'jetzt' aber muß auch die Präsenz
ihre
Stelle innerhalb jenes Kontextes der Natur finden. [...] Als solche
fordert
sie [die Monas] ihren 'Zeitort' in dem Kontext der Natur, d.h. ein
Naturobjekt,
das ihrer Bedingung genügt. [...] Ein Naturobjekt erscheint mithin
gefordert
[...], das selbst die Erfüllung der Bedingungen des Erlebens
darstellt.
Es heißt Organismus. Alles Geschehen in diesem gliedert sich nach
einer Ordnung der Zeit [...]. Der Organismus [...] ist immer jemandes
Organismus,
d.h. er hat, und zwar als Organismus, teil an der Gesetzlichkeit jener
Reihe 'Ich weiß, ich weiß, daß ich weiß, ich
weiß
zu wissen, daß ich weiß usw.', d.h. an der Gesetzlichkeit
des
'Ich', der monas, und er
bildet sich auf sich selbst ab." (Erkenntnistheorie,
103 f.)
Obwohl hier Natur und Monas, vom Brennpunkt der Selbstpräsenz her betrachtet, in einer eigentümlichen und unlösbaren Verschränkung erscheinen, fallen sie doch nicht zusammen, sondern erweisen sich als Momente einer korrelativen Einheit. Die Monas ist über ihre Leiblichkeit ganz und gar lebendig eingebunden in das Ganze der Natur, aber doch wiederum nicht so, dass sie in der Natur aufginge, denn sie ist zugleich innerhalb der Natur das einzigartige Naturwesen, das im Selbstbezug seines Erlebens und Wissens zugleich aus dem unmittelbaren Lebenszusammenhang der Natur heraustritt.
Umgekehrt ist es nur der
erlebenden
Monas möglich die Ganzheit der Natur zu thematisieren - dies
sprach
Kant als die regulative Idee der reflektierenden Urteilskraft an -,
trotzdem
ist hiermit nicht gesagt, dass dadurch die Natur ganz in das Erleben
der Monas gebannt wäre, denn die Idee der sich selbst
organisierenden
Natur ist - wie Kant unterstrich - ein notwendiger Begriff, um den
lebendigen
Organismus, der wir selber sind, fassen zu können. Oder wie
Hönigswald
herausarbeitet: dieser erlebende Bezug der Monas zur Ganzheit der Natur
impliziert zugleich die Unabhängigkeit der Natur "von mir". "Mit
dem
Begriff des Erlebens bestimmen sich eben auch die Bedingungen der
Unabhängigkeit
der Natur von den Tatsachen des Erlebens. Gegenständlichkeit ist,
wir wissen es, immer auch Möglichkeit des Vollzugs; der Sinn, in
dem
ich mich 'ich' nenne, nur die andere Seite der
Gegenstandsbestimmtheit."
(Erkenntnistheorie, 128)
Diese letzte Bemerkung
Hönigswalds
führt uns wieder zu seinem Gesamtanliegen zurück. Für
Hönigswald
stehen die konstitutiven und die regulativen Bestimmungen der Natur
nicht
nebeneinander, sondern sind - auch wenn sie getrennt bedacht werden
können
- korrelativ aufeinander bezogen. Und erst in dieser
durchgeführten
Korrelation erreicht die transzendentalanalytische "Dialektik"
Hönigswalds
ihre ganze argumentative Kraft und kritische Schärfe. Von hier her
gelingt ihm einerseits eindrucksvoll eine transzendentalanalytische
Kritik
an der Monas-Vergessenheit der moderen Naturwissenschaften8-
hierin weit über das hinausgehend, was Cassirer an affirmativer
erkenntnistheoretischer
Fundierung der modernen Naturwissenschaften leistet - und andererseits
eine kritische Abgrenzung von Heideggers phänomenologischer
Daseinsanalyse.
An der Behandlung des
Naturproblems
- dies galt es hier herauszuarbeiten - zeigt sich die gänzlich
andere
Stoßrichtung der transzendentalen Analysis Hönigswalds
gegenüber
der dialektischen Synthesis Hegels. Hönigswald geht es nicht wie
Hegel
darum die Natur in das philosophische Begreifen aufzuheben, sondern das
philosophische Begreifen hat aufzuklären, wie es sich existentiell
nur verwirklichen kann im denkenden Vollzug einer sich erlebenden
Monas,
die selber über ihre organische Leiblichkeit sich eingebunden
begreift
in den wirklichen Gesamtzusammenhang der Natur.
V. Die
intermonadische Verständigung als Schlüsselproblem
geschichtlichen
Menschseins
Erst nachdem wir den korrelativen
Bezug von Natur und Monas transzendentalanalytisch bedacht haben, ist
es
sinnvoll, sich der Dimension der menschlichen Vernunft zuzuwenden. Zwar
gibt es für Hönigswald keine dialektische Stufenfolge der
Geltungsbereiche
wie bei Hegel, vielmehr kann von jeder zu jeder übergegangen
werden,
weil sie alle in gleichzeitiger Geltung miteinander verknüpft
sind,
aber die vorgezogene Behandlung der Naturproblematik verhindert das
Missverständnis,
man könne die Vernunft zeitlich oder logisch vor und
unabhängig
von der Natur behandeln.
Bezeichnenderweise diskutiert
Hönigswald
das Problem des Allgemeinen der Vernunft daher auch nicht wie Hegel an
der Logik, die dieser noch
dazu als die "Gedanken Gottes vor der Schöpfung"
stilisiert, sondern - ähnlich wie Cassirer - an ihrer menschlichen
Objektivierungsform der Sprache9.
Wie Cassirer betont dabei auch Hönigswald zunächst, dass
Sprache die grundlegendste Form unserer Wirklichkeitskonstitution
darstellt,
in der alle Bestimmtheit der Gegenstandserkenntnis gründet und
sich
auszudrücken vermag. Sprache "repräsentiert nicht
Gegenständlichkeit
in einem bestimmten Bereich", wie etwa die Kategorien des Verstandes,
sondern
"sie selbst ist der Gedanke der Gegenständlichkeit
[...]. Die Sprache
kommt also schlechtweg d.h. bedingungslos der 'Bestimmtheit' gleich". (Philosophie
und Sprache, 84)
Freundschaftlich korrigiert
Hönigswald im gleichen
Zusammenhang aber Cassirers hegelianisierende Verabsolutierung der
Vernunft
in der Sprache, indem er zum einen an deren Rückgebundenheit an
die
Leiblichkeit und damit an die Natur erinnert sowie zum anderen
aufzeigt,
dass Cassirers Kennzeichnung der Sprache als "symbolischer Form" eine
Zweideutigkeit anhaftet. "Denn das 'Symbol' scheidet sich doch immer
[...]
vom `Symbolisierten'. [...] Zwar ist sie [die Sprache] nun auch Symbol; allein
in einem besonderen, ja geradezu einzigartigen Sinn; sie ist es
nämlich
nicht 'neben' anderen möglichen Symbolen. Denn sie symbolisiert
auf
'adäquate' Weise, d.h. mit der Tendenz, den Gegenstand eindeutig
zu
bestimmen und nicht ihn bildhaft [...] zu wiederholen. Alle anderen
möglichen
Symbole müssen sich, um überhaupt ihrer Funktion fähig
zu
werden, auf die Sprache abbilden lassen. [...] Die Sprache aber
'symbolisiert'
sich selbst." (Philosophie und Sprache,
82 f.)
Die eigentliche Differenz der
sprachphilosophischen
Ansätze von Hönigswald und Cassirer liegt jedoch darin, dass
Cassirer - so können wir von Hönigswald her formulieren - in
seiner Formanalyse die Sprache allein als Gestalt des objektiven
Geistes
thematisiert. Demgegenüber versucht Hönigswald neben der
Analyse
der Sprachlichkeit in ihrer allgemeinen Geltung auch - hierin
stärker
an Wilhelm von Humboldt erinnernd - die unaufgebbare
Rückgebundenheit
von Sprache an den sprechenden Vollzug der Monaden, an die sich in der
Sprache verständigenden Subjekte herauszuarbeiten. "'Die' Sprache
wird somit immer nur an Sprachen,
[...] also an Gemeinschaften Sprechender
greifbar, die sich selbst, und zwar wieder im Sinn der Sprache, ihrer
Sprache, wir nennen. Dieses
'wir' erscheint nunmehr als neue, nämlich sprachbezogene
Funktion des 'ich' und der Satz, daß die Sprache ein
'Gemeinschaftsphänomen'
darstelle, erhält damit erst seine erschöpfende analytische
Begründung
[...], daß zum Sprechen auch 'andere' gehören, die das
Gesprochene
'verstehen'; daß diese 'anderen', weil sie den 'Sprechenden'
verstehen,
mit ihm und untereinander eine 'Gemeinschaft bilden'". (Philosophie und
Sprache, 127)
Selbstverständlich ist
Sprache
die konkrete Allgemeinheit der Vernunft und sie erfüllt in ihrer
je
besonderen Ausgestaltung einer bestimmten Sprache die zeitlose Geltung
der Gegenständlichkeit, denn sie leistet in der Gesetzlichkeit
sprachlicher
Urteile die Bestimmtheit von Wirklichkeitserkenntnis. Von hier her
gesehen,
ist das einzelne Individuum in die Allgemeinheit sprachlicher Vernunft
einbezogen und in ihr aufgehoben, im Sinne von geborgen. Aber dies ist
nur die eine Seite des Problems, die, wo man sie zur einzigen
erklärt
- wie in Hegels Wissenschaft der
Logik -, zu einer falschen Absolutheit
hypostasiert wird. Denn sprachliche Vernunft vollzieht sich und lebt
nur
in der konkreten Verständigung miteinander kommunizierePhilosophie
und Sprachender
Subjekte;
nur in der Gemeinschaft sich sprachlich verständigender Monaden
ereignet
sich Sprache. So ist die zentrale Aussage von Hönigswald, dass
Sprache als das Allgemeine der Vernunft zweifach zu bestimmen ist:
sowohl
als Horizont letztbegründeter Geltung, in den die Subjekte
vollständig
einbezogen sind, als auch als Ereignis sprachlicher Verständigung,
das von den miteinander sprechenden Subjekten aktiv vollzogen werden
muss.
"Alles an der Sprache trägt somit 'monadische' Züge. Alles,
aber
auch in ihr konvergiert auf ein übermonadisches Ziel hin, das sich
als 'Sinn' freilich wieder nur in monadischen Akten sprachlicher
Verständigung
erfüllt." (Philosophie und Sprache, 87) "Allein die Monadizität, auch die
sprachliche, des
Individuums entfaltet sich überhaupt nur unter der Voraussetzung
seiner
Bestimmtheit im Sinne sprachlicher Gemeinschaft, wie diese wiederum
sich
nur in den monadischen Umständen des Sprechens offenbart, - ein
unaufhörlicher
Prozeß von Integration und Desintegration, von Differenzierung
und
Angleichung". (Philosophie und Sprache, 133)
Es kann hier auch nicht
annähernd
auf die Fülle und den Reichtum der Problemanalysen eingegangen
werden,
die Hönigswald in seinem Werk Philosophie
und Sprache entfaltet. Es
galt hier nur anzudeuten, dass sich das Allgemeine sprachlicher
Vernunft
für Hönigswald nicht wie für Hegel als die absolute Idee
der Logik darstellt, sondern
selbst wiederum nur als ein korrelatives Ganzes
von allgemein sprachlich verfasster Gegenständlichkeit und
konkreter
Verständigungsgemeinschaft erfasst zu werden vermag.
Besonders eindrucksvoll legt
Hönigswald
die korrelative Rückgebundenheit der Geltungswerte an die
Verständigungsgemeinschaft
der Monaden an der Sittlichkeit dar. Auch dies kann hier nur im
angedeuteten
Kontrast zu Hegels Dialektik des objektiven Geistes erfolgen. Alle
Dimensionen
des objektiven Geistes - Recht, Moralität und Sittlichkeit sowie
darin
wiederum Familie, bürgerliche Gesellschaft und Staat - werden bei
Hegel nur als Gestaltungen des Sich-Begreifens des Geistes in ihrer
Allgemeinheit
bedacht, in die hinein sich die Subjekte aufzuheben haben.
Zunächst unterstreicht auch
Hönigswald, dass die Geltungswerte - die Wissenschaften, die
Sittlichkeit, das Recht, die Kunst, der religiöse Glaube -
Gestaltungen
geistiger Allgemeinheit sind, die nicht deshalb gelten, weil die
Mehrheit
einer kulturellen Gemeinschaft sie zu ihren Normen erhoben hat, sondern
deren Begründungsstruktur sich grundsätzlich umgekehrt
darstellt:
weil etwas wahr, sittlich, rechtlich ist, gelten sie für alle,
wird
ihre Anerkennung von allen gefordert. "Werte sind
Geltungsbestimmtheiten.
[...] Eben deshalb aber und nur deshalb sind sie objektiv. [...] Das Objektive
[...] ist in dessen Abhängigkeit von dem Gedanken der Geltung
beschlossen.
[...] Gelten und Geltungswert haben heißt nicht von irgend jemand
als
geltend anerkannt sein, oder gar von irgend jemandes Anerkennung und
Zustimmung
abhängen. Es heißt im Gegenteil von jeglicher Anerkennung
und
Verwerfung unabhängig sein oder doch unabhängig sein sollen.
[...]
Das 'Wahre' verlangt
Zustimmung; es soll ihm
zugestimmt werden. [...] Die
Wahrheit 'ist' nicht, weil man ihr zustimmt; sondern man soll ihr
zustimmen,
weil sie 'ist'. Ihr Sein aber ist allemal Geltung." (Grundlagen der Pädagogik,
31 ff.)
Auf die Sittlichkeit bezogen
liegt
in dieser grundsätzlichen Struktur der "kategorische Imperativ" -
wie Kant dies nannte - begründet. Trotzdem ist damit das Problem
der
Geltungswerte nur von einem Brennpunkte her beleuchtet, denn
erfüllen
kann sich Sittlichkeit - wie jede andere Art von Geltung auch - nur im
Vollzug ihrer Anerkennung und ihrer erstrebten Verwirklichung durch die
sittlich handelnden Subjekte in einer gelebten sittlichen Gemeinschaft.
"Geltung erhebt, wie sie Geltung unabhängig 'von allen' bedeutet,
den Anspruch darauf Geltung 'für alle' zu sein. Sie fordert die
Gemeinschaft
der diesen Anspruch Anerkennenden und Erfüllenden. [...] Es sind
die
Bedingungen des Vollzugs der Anerkennung und sie schließen den
Gedanken
an 'jemanden', als an das Subjekt dieses Vollzuges, ein. [...]
Ebendarum aber
ist das 'Ich' auch nicht ein
Geist neben meinem, neben jemandes Ich;
nicht ein Gespenst neben, in oder über der Natur. [...] Das 'Ich'
bedeutet
den Gegenstand gemäß der Bedingung der Gemeinschaft, d.h. in
der Form der Verständigung. Es repräsentiert den Gegenstand
als
Aufgabe". (Grundlagen der
Pädagogik, 61 und 71)
Die Kulturwerte der Sittlichkeit,
des Rechts, der Kunst, des Glaubens gelten zwar schlechthin und
beanspruchen
von daher objektive Geltung, aber sie sind nichts außerhalb der
konkreten
Subjekte, die sie in intermonadischer Gemeinschaft anerkennen,
vollziehen
und erfüllen. Unter allen Geltungswerten kommt dabei dem Wert der
Sittlichkeit eine ganz besondere Rolle zu, denn hier bezieht sich der
Wert
auf das Handeln der Monas im mitmenschlichen Zusammenhang selbst. Und
es
erhellt von hier her auch, warum Hönigswald dem Problem der
Pädagogik
als Aufgabenstellung der Überlieferung und konkreten Vermittlung
von
Geltungen und Werten in den gelebten Vollzug der heranwachsenden
Subjekte
einen so großen Stellenwert in seiner Philosophie beimißt10.
"Und gerade [...] damit [...] rückt sie [die Philosophie] auch das
'Erleben'
als den systematischen Gegenspieler jener Gemeinschaft [von
Wissenschaft,
Sittlichkeit, Glaube, Kunst und Recht], und damit den kritischen, von
allen
undefinierten Voraussetzungen befreiten Begriffs des Wertes, in den Mittelpunkt
ihrer Betrachtung. Sie ergreift mit dem Problem der systematischen
Einheit
möglicher Werte deren unerläßlichen Bezugspunkt, das
'Ich',
in der ungeschmälerten Fülle seiner Einmaligkeit, mit seinem
Ringen um sittliche und religiöse Entscheidung, als Quellpunkt der
künstlerischen Tat [...] und Bindungen in sozialer und rechtlicher
Hinsicht."
(Erkenntnistheorie, 22)
Gerade aber in dieser
Konzentration
auf die Aufgabe sittlichen Handelns, das jede Monas nur je für
sich
"erstreben" kann, liegt zugleich die Perspektive auf die Gemeinschaft,
denn nur innerhalb einer Gemeinschaft lässt sich sittliches
Handeln
und Zusammenleben vollziehen. Wo aber der Vollzug bedacht wird, der
immer
nur von konkreten Subjekten geleistet werden kann, da wird die
sittliche
Gemeinschaft und die Menschheitsgeschichte zur Aufgabe. Somit ist die
Sittlichkeit
in ganz besonderer Weise auf die Aufgabe gelebter Verwirklichung in der
kulturellen Gemeinschaft und in der Menschheitsgeschichte angewiesen.
"Es
ist kein Zufall, daß sich hier ebenso unvermittelt wie
unausweichlich
die Wendung von der 'menschlichen', besser der menschheitlichen, Gemeinschaft
aufdrängt. [...] Denn der sittlich-pädagogische, der
Kulturbegriff
der 'Menschheit' ist es, zu dessen Träger jetzt der Begriff der
Generation
wird. [...] Der Begriff der Menschheit selbst ist der Begriff eines
Wertes.
[... Er] bedeutet, daß die 'Menschheit' sich als 'Idee' bestimme
[...]. Die Menschheit ist mit
anderen Worten überhaupt nur als der Sinn
ihrer eigenen Entfaltung gemäß dem Gedanken ideeller
Vollkommenheit." (Grundlagen
der Pädagogik, 110)
"Der 'Mensch' allein entfaltet sich, vermöge der Abfolge seiner
Generationen und der kulturellen Kontinuität dieser Abfolge, in
seiner
Geschichte ... Oder etwas zugespitzter ... formuliert: die 'Menschheit'
als Kultursubjekt 'hat' nicht nur 'Geschichte', sie 'ist' es auch." (Grundlagen
der Pädagogik, 121)
In die größte
Nähe
zu Hegel rückt Hönigswald wohl in seiner
transzendentalanalytischen
Thematisierung des religiösen Glaubens, und zwar deshalb, weil
Hegel
in der Philosophie der Religion - trotz aller Betonung der Gemeinschaft
von Mensch und Gott im Geiste - selber die Differenz zwischen dem
absoluten
Geist Gottes und dem an ihn sich orientierenden Geist der glaubenden
"Gemeinde"
hervorheben muss. Auch für Hönigswald gipfelt das Problem
des Glaubens in der existentiellen Bejahung der Gegenständlichkeit
als einer von der Gemeinschaft der Glaubenden erlebte Sinnstiftung, von
der sie sich immer schon als abhängig und in die Existenz gestellt
erfahren. Dies wird von Hönigswald jedoch nicht - wie bei Hegel -
als eine Begrenztheit des Glaubens gegenüber der Philosophie
verstanden,
sondern macht - hierin vielmehr Friedrich Schleiermacher und Hermann
Cohen
verpflichtet - für ihn gerade die höchste Gestalt
transzendentalen
Selbst- und Wirklichkeitsbegreifen aus. "Gott ist nicht, weil ich an
ihn
glaube, sondern ich glaube an ihn, weil er ist. Aber in diesem seinem
'Sein'
spiegelt sich der Sinngehalt des Glaubens. [...] Als Erfüllung
dieser
Voraussetzungen erscheint das göttliche Sein unbedingt. Gottes
Unbedingtheit
offenbart den glaubensmäßigen Sinn alles Bedingten und
Bedingenden.
Ich denke Gott im Sinne des Glaubens, indem ich mich selbst durch Gott
'gesetzt' weiß." (Erkenntnistheorie,
189)
Im Glauben wird das Sein der
Gegenständlichkeit,
in das die Monas sich gestellt erlebt, als ein gestiftetes Sinnganzes
erfahren
und bejaht. Aber mehr noch: die Sinnstiftung ist Ermöglichung
unseres
sprachlichen und sittlichen Sinnverstehens und Sinnerstrebens. Hierin
wurzelt
der Begriff der "Offenbarung", wie Hönigswald - fast schon an
parallele
Ausführungen von Franz Rosenzweig erinnernd11-
ausführt. "Seine [Gottes] 'Absolutheit' bedeutet, daß jede monas
in ihrem notwendigen Kulturbezug als Wert allezeit fähig
erscheint,
um ihre Abhängigkeit von Gott zu wissen. Und 'Abhängigkeit'
wieder
besagt in diesem Zusammenhang die Möglichkeit einer
Verständigung
mit einem einziggearteten 'Du', also eine im Hinblick darauf selbst
wieder
einziggeartete Form der Verständigung. [...] Der Begriff der
Verständigung
schließt den des 'anderen' in sich. Durch ihn bestimmt sich die monas
im Medium der Sprache. [...] Die absolute monas muß - einzig wie die
Gegenständlichkeit selbst - den Wertbezug der Monaden als Modus
der
Verständigung bestimmen können. [...] Die Monaden sprechen, Gott
aber ist ein 'Du', das sich mir offenbart.
[...] Gott ist in der bestimmten
Bedeutung dieser Überlegung der monadisch aktuelle Inbegriff aller
intermonadischen Beziehungen [...]. So umspannt der Begriff der
Offenbarung
meine verständigungsmäßig-kulturellen Beziehungen zum
'anderen'.
So steht 'Offenbarung' grundsätzlich jenseits aller Sprachen. Sie
ist übersprachlich und setzt doch Sprache und
Sprachgemeinschaften,
d.h. eben den Menschen
notwendig voraus." (Erkenntnistheorie,
190 f.)
Gemäß der gesamten
Anlage
seiner transzendentalanalytischen Korrelations-Dialektik tendiert
Hönigswald
- im Gegensatz zu Hegel - auch hier nicht zu einer aus den irdischen
Bezügen
befreienden Kommunion der Gemeinde mit dem Geist Gottes hin, sondern er
arbeitet vielmehr das Bedingungsgefüge jener jüdischen und
christlichen
Glaubenstradition heraus, das den von Gott her gestifteten dialogischen
Sinnbezug als Aufgegebenheit gemeinsamen Menschseins erfährt und
zu
bewähren versucht. So erreicht erst im Problem des Glaubens
Hönigswalds
Transzendentalanalyse im Horizont "kritischer Metaphysik" die letzte
Tiefe
existentieller Selbstfindung im Gedanken bejahter
Gegenständlichkeit.
Aber die transzendentale Analyse
der Möglichkeit des Glaubens kann nicht das letzte Wort der
Philosophie
sein; die Philosophie muss mit der transzendentalanalytischen
Explikation
der Idee der Gegenständlichkeit enden. Dies bedeutet aber nicht -
wie bei Hegel -, dass die Philosophie sich höher dünken
könne als der Glaube, sondern nur dass sie ihre Weise den Gedanken
der Gegenständlichkeit als sich selbst rechtfertigende
Letztbegründung
zu Ende zu führen hat. Auch hieran wird nochmals das gleichwertige
Nebeneinander der Geltungssphären bei Hönigswald deutlich.
Die
Philosophie als aufklärende Analysis der korrelativ
auseinandertretenden
Momente weiß sich unaufgebbar einbezogen in die
Gegenständlichkeit
als letzte und höchste Idee - im Sinne Platons und Kants. Diese
Idee
als Letzthorizont, von der her und auf die hin alles Denken als
letztbegründende
und rechtfertigende Analysis sich immer schon ereignet, sei
abschließend
mit Hönigswalds eigenen Worten ausgesprochen:
"Sie [die Idee] bedeutet als anhypotheton
Inbegriff und Prozeß, Letztheit und Anfang, Gehalt und Norm,
Gegebenheit
und Aufgabe auf einmal. Der Indifferenzpunkt jeder Frage und jeder
Antwort,
verkörpert die Idee, die höchste Form der Notwendigkeit.
[...] Ebendarum
aber bedeutet sie auch im tiefsten und komplexesten Sinn des Wortes Freiheit
[...]; denn sie 'ist' schlechthin; d.h. sie ist, mit den Worten Hegels,
'präsent',
also 'wesentlich itzt'. Sie steht nicht in der Zeit; aber auch nicht außerhalb
dieser. Denn sie ist ja die
Zeit, [...] die Zeit als Ganzheit, d.h. als Ewigkeit.
In diesem, und nur in diesem Verstande bedeutet die Idee das Sein selbst;
das Sein [...] als der sich ewig erneuernde und gestaltende, gerade
damit
aber die höchsten Bedingungen des Gegenstandsgedankens fordernde
und
zugleich erfüllende, in sich selbst gründende Sinn. Der Sinn
war 'im Anfang'; und er steht am Ende. Im Sinn sind Anfang und Ende eins.
Denn der Sinn ist das Ganze." ("Vom Problem der Idee", 301)
Schlussbemerkungen
Ich habe diese Schlusspassage
aus der Studie "Vom Problem der Idee" (1926) zum einen so
ausführlich
zitiert, weil an ihr Hönigswalds Motiv, Hegels System der
Synthesis
eine ebenso in sich geschlossene Systematik der Analysis
entgegenzusetzen,
in seinem unbedingten Letztheitsanspruch und in seiner ganzen Wucht
großartig
zum Ausdruck kommt, zum anderen aber auch, um in einer
abschließenden
Anmerkung wenigstens darauf hinzuweisen, dass ich selber in diesem
Punkt weder Hegel noch Hönigswald folgen kann. Ich meine, dass
es kein theoretisch sich schließendes System der Philosophie
geben
kann. In einem anders akzentuierten Rückgriff auf Platon und Kant
wird mir der Primat der Praxis zum Leitgedanken meines eigenen
Philosophierens,
und von daher hat sich für mich Philosophie als theoretische
negativ
zu begrenzen, um sich als praktische positiv auf die Aufgegebenheit
sittlicher
Praxis hin öffnen zu können.
Dieser kritische Einwand, den ich
hier nicht näher ausführen kann12,
hindert mich jedoch keineswegs, Richard Hönigswald als einen der
bedeutendsten
systematischen Denker unseres Jahrhunderts anzuerkennen und zu
schätzen.
Es ist ein Skandal, dass ein Denker dieser Strenge und Kraft - 62
Jahre nach seiner zwangsweisen Entfernung aus einer deutschen
Universität
- in der philosophischen Diskussion der Gegenwart noch nicht wieder den
ihm gebührenden Platz erhalten hat.
Ernst Cassirer, Das
Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit
(Berlin 1906) - später eingegangen in das dreibändige
(posthum
vierbändige Werk) gleichen Titels, Darmstadt 1974 f.
Ernst Cassirer,
"Richard
Hönigswald. Beiträge zur Erkenntnistheorie und
Methodenlehre",
in Kant-Studien 14 (1909).
Ernst Cassirer, Substanzbegriff
und Funktionsbegriff (1910), Darmstadt 1969.
Ernst Cassirer, Philosophie
der symbolischen Formen, Bd. I: Die Sprache (1923), Bd. II:
Das
mythische Denken (1925), Bd. III: Phänomenologie der
Erkenntnis
(1929) 1956 ff.
Karlfried Gründer, "Cassirer und Heidegger in Davos 1929", in: Hans-Jürgen Braun, Helmut Holzhey, Ernst Wolfgang Orth (Hrsg.), Über Ernst Cassirers Philosophie der symbolischen Formen, Frankfurt a.M. 1988.
Martin Heidegger,
Kant
und das Problem der Metaphysik (1929), 4.Aufl., Frankfurt a.M. 1973.
(Darin als
Anhang
die "Davoser Disputation zwischen Ernst Cassirer und Martin Heidegger",
S 246-268).
Richard
Hönigswald,
Beiträge
zur Erkenntnistheorie und Methodenlehre, Breslau 1906.
Richard
Hönigswald,
"Substanzbegriff und Funktionsbegriff. Kritische Betrachtungen zu Ernst
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Deutsche Literaturzeitung XXXIII
(1912).
Richard
Hönigswald,
Zum
Streit über die Grundlagen der Mathematik. Eine
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Richard
Hönigswald,
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Studien und Analysen, 2. Aufl.,
Leipzig/Berlin 1925.
Richard
Hönigswald,
"Vom Problem der Idee", in:
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Richard
Hönigswald,
Über
die Grundlagen der Pädagogik. Ein Beitrag zur Frage des
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Universitäts-Unterrichts, 2. Aufl. München 1927.
Richard
Hönigswald,
Grundfragen
der Erkenntnistheorie (1931), hrsg. v. Wolfdietrich
Schmied-Kowarzik, Hamburg
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Richard
Hönigswald,
"Systematische Selbstdarstellung" (1931), in: Richard Hönigswald,
Grundfragen
der Erkenntnistheorie, hrsg. v. Wolfdietrich Schmied-Kowarzik,
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"Gedanken zur Philosophie Hegels", in: Preußische
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