Motivation für Gruppenarbeit
Empirische Untersuchungen zur situationsunspezifischen Motivation zur Gruppenarbeit, zum Zusammenhang situationsspezifischer Gruppenwirksamkeitserwartung und Leistung sowie zur Förderung von Gruppenwirksamkeitserwartung
Gruppenarbeit als Lehr-/Lernform bei der Lernende gemeinsam und relativ selbstgesteuert an einer Aufgabe arbeiten, gibt Anlass zu zahlreichen Forschungsfragen wie beispielsweise der Frage nach der Strukturierung der Gruppenarbeit oder ihren Effekten oder den individuellen Lernervoraussetzungen. Gruppenarbeit kann so strukturiert werden, dass die Lernenden in positiver Weise voneinander in der Zielerreichung abhängen, bzw. die Aufgabe nur gemeinsam erfolgreich bearbeiten können. Neben der Strukturierung des Arbeitssprozesses beeinflussen Lernervoraussetzungen wie beispielsweise soziale oder motivationale Merkmale, wie stark sich die Lernenden in der Gruppenarbeit engagieren oder diese als gewinnbringend, erfolgreich oder angenehm wahrnehmen. Mit der vorliegenden Arbeit wurde mit drei aufeinander aufbauenden Untersuchungen der Frage nachgegangen, ob es eine motivationale Lernervoraussetzung gibt, die für das Arbeiten und Lernen in Gruppen spezifisch ist.
In der ersten Studie (N=144 Studierende) wurden situationsunspezifische Items zu Motivation zur Gruppenarbeit entwickelt und ihr Zusammenhang mit weiteren motivationalen Merkmalen sowie dem Lernerfolg untersucht. Es konnte eine eher situationsunabhängige Motivation zur Gruppenarbeit identifiziert werden, die jedoch nicht mit dem Lernerfolg in Zusammenhang stand. Aufgrund der Ergebnisse wurde in den beiden weiteren Studien ein situationsspezifisches Konstrukt betrachtet. Die Gruppenwirksamkeitserwartung ist eine Erweiterung der Selbstwirksamkeitserwartung auf die Gruppe und beschreibt die Erwartung, als Gruppe über die zur Lösung einer Aufgabe notwendigen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu verfügen. In der zweiten Untersuchung (N=559 Schülerinnen und Schüler) wurde der Zusammenhang der Gruppenwirksamkeitserwartung mit dem Lernerfolg, weiteren motivationalen Variablen und der subjektiven Wahrnehmung der Gruppenarbeit untersucht. Es wurde ein positiver Zusammenhang der Gruppenwirksamkeitserwartung mit dem Lernerfolg gefunden. Darüber hinaus zeigte sich, dass eine höhere Gruppenwirksamkeitserwartung mit einer positiveren subjektiven Wahrnehmung der Gruppenarbeit in Zusammenhang stand. Auf der theoretischen Grundlage, dass zur Einschätzung der Gruppenwirksamkeitserwartung auch Informationen über die Stimmung innerhalb der Gruppe oder der Gruppenkohäsion herangezogen werden, wurde in der dritten Untersuchung (N=84 Studierende) der Einfluss einer pädagogischen Intervention auf die Gruppenwirksamkeitserwartung experimentell untersucht. Gegenseitiges Loben in der Reflektionsphase im Anschluss an eine Gruppenarbeit führte für die nächste Gruppenarbeit zu einer höheren Gruppenwirksamkeitserwartung und einem positiveren subjektiven Gruppenarbeitserleben.
Zusammenfassend stützen die Ergebnisse die Annahme, dass die Gruppenwirksamkeitserwartung eine für das Arbeiten und Lernen in Gruppen relevante motivationale Lernervoraussetzung ist. In zukünftigen Studien könnte der Frage nachgegangen werden, ob Loben nicht nur die Gruppenwirksamkeitserwartung erhöht, sondern auch den Lernerfolg.
@phdthesis{doi:10.17170/kobra-20190210186, author ={Bianchy, Katja}, title ={Motivation für Gruppenarbeit}, keywords ={150 and Gruppenarbeit and Lernmotivation and Lernerfolg}, copyright ={http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/}, language ={de}, school={Kassel, Universität Kassel, Fachbereich Humanwissenschaften, Institut für Psychologie}, year ={2018} }