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Persönlichkeitseigenschaften guter BeobachterInnen – eine experimentelle Studie anhand direkter und indirekter Messmethoden

Die vorliegende Dissertation befasst sich mit der Frage, wer, mit welcher Persönlichkeit, andere Personen hinsichtlich ihrer Persönlichkeit besonders gut einschätzen kann. Dazu wurde ein experimentelles Setting geschaffen, bei dem 31 als BeobachterInnen fungierende ProbandInnen sechs weitere ProbandInnen anhand einer auf Video aufgezeichneten, assessmentcenter-ähnlichen Gruppendiskussion möglichst akkurat hinsichtlich ihrer Persönlichkeit einschätzen sollten. Dabei wurde sowohl die Persönlichkeit der DiskutantInnen als auch der BeobachterInnen – direkt – mittels eines Big Five-Fragebogens und – indirekt – anhand eines eigens für diesen Zweck entwickelten reiz-reaktionszeit-basierten impliziten Assoziationstests (IAT) ermittelt. Die auf ihre Akkuratheit hin untersuchte Fremdwahrnehmung der BeobachterInnen hinsichtlich der im Video zu sehenden TeilnehmerInnen der Gruppendiskussion wurde hingegen ausschließlich direkt anhand einer modifizierten Version des BFI-K Fragebogens erhoben. Nach einer theoretischen Einführung in die Thematik, welche auch die Bedeutung der Fragestellung für angewandte, insbesondere eignungsdiagnostische, Kontexte diskutiert, werden zunächst Hypothesen aus der Literatur abgeleitet und anschließend die im Experiment erhobenen Daten anhand eines regressionsanalytischen Mehrebenenmodells („Social Accuracy Model“, Biesanz, 2010) ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass die anhand des IATs gemessenen Persönlichkeitseigenschaften der DiskutantInnen als Akkuratheitskriterium wenig geeignet scheinen, da sie mit keinem der anderen erhoben Maße korrelieren. Auf Seiten der BeobachterInnen ergeben sich hingegen einige interessante Befunde anhand dieser indirekten Messung. Hiernach korrespondieren die Einschätzungen derjenigen BeobachterInnen, die seitens des IATs als eher introvertiert und wenig offen ausgewiesen wurden, in signifikant höherem Maße mit den fragebogenbasierten Selbsteinschätzungen der DiskutantInnen, als die Einschätzungen offenerer und extravertierter BeobachterInnen. Des Weiteren zeigt sich, dass BeobachterInnen, die sich im BFI-Fragebogen selbst als weniger verträglich einschätzen, zu höheren Akkuratheitswerten kommen, wenn man diese an den ebenfalls fragebogenbasierten Selbsteinschätzungen der DiskutantInnen festmacht. Abschließend werden diese Befunde in den Forschungskontext eingebettet. Als mögliche Erklärung für die den Hypothesen entgegenstehenden Ergebnisse werden die Besonderheiten der spezifischen Untersuchungssituation, in welcher die BeobachterInnen nicht mit den Zielpersonen interagieren konnten, angeführt und diskutiert. Insgesamt kann die vorliegende Arbeit damit als innovativer Beitrag zur Beantwortung der Frage nach den Merkmalen eines „good judge of personality“ aufgefasst werden.

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Diese Promotion entstand im Rahmen des BMAS-geförderten Projekts "Promotion inklusive (PROMI)".
Collections
@phdthesis{doi:10.17170/kobra-202011252272,
  author    ={Unger, Markus},
  title    ={Persönlichkeitseigenschaften guter BeobachterInnen – eine experimentelle Studie anhand direkter und indirekter Messmethoden},
  keywords ={150 and Interpersonale Wahrnehmung and Persönlichkeitsbeurteilung and IAT and Selbstbild and Fremdbild and Persönlichkeitsfaktor},
  copyright  ={https://rightsstatements.org/page/InC/1.0/},
  language ={de},
  school={Kassel, Universität Kassel, Fachbereich Humanwissenschaften},
  year   ={2020}
}