The Future of Digital Labor
Exploring Crowd Work as a New Phenomenon in Information Systems
Ziel: Crowd Work ist ein Phänomen der digitalen Wirtschaft und des modernen IT-Zeitalters und besitzt ein großes Potenzial für die betriebliche Wertschöpfung. Daher nutzen die Unternehmen heutzutage zunehmend die eigenen Mitarbeiter („Interne Crowd Work“) oder unternehmensexterne Personen („Externe Crowd Work“) als Crowd Worker, um unterschiedlichste Aufgaben auszulagern. Obwohl das Arbeiten in der Crowd sich wachsender Beliebtheit erfreut, beleuchtet die Wissenschaft bislang die Perspektiven der Unternehmen sowie Plattformanbieter. Die Sicht der arbeitenden Individuen in diesen neuen Erwerbsformen ist bisher weitestgehend unbekannt. Dieser Aufgabe widmet sich die Dissertation, indem sie folgende Ziele verfolgt: (1) Mit Hilfe einer umfassenden Definition und begrifflichen Einordnung soll ein gemeinsames Verständnis von Crowd Work entwickelt werden. (2) Die Wahrnehmung von interner und externer Crowd Work und deren Effekte auf das individuelle Wohlbefinden in verschiedenen Kontexten sind Gegenstand der Untersuchungen. (3) Es sollen zudem Strukturen sowie Merkmale guter Crowd Work aus Sicht der internen sowie externen Crowd Worker identifiziert und Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Methode: Die vorliegende Dissertation verfolgt einen multimethodischen Ansatz, um eine möglichst umfassende Betrachtung des Crowd Work Phänomens zu gewinnen. Zunächst werden systematische Literaturanalysen durchgeführt, um einerseits eine Definition von Crowd Work zu entwickeln und andererseits wichtige ethische Dimensionen in Crowd Work zu identifizieren, welche die arbeitenden Individuen betreffen. Auf Basis dieses Theorierahmens kombiniert die Dissertation nachfolgend sowohl qualitative als auch quantitative Methoden, um die Wahrnehmung von Crowd Work aus Sicht des einzelnen Individuums zu untersuchen. Einerseits werden qualitative Tiefeninterviews geführt, um sowohl in der internen als auch externen Crowd Work existierende Strukturen sowie Zusammenhänge explorativ zu untersuchen. Andererseits umfasst die Dissertation auch quantitative Umfragen, welche die psychologischen und motivationalen Mechanismen der externen sowie internen Crowd Worker analysiert. Diese Auswertungen basieren auf der Analyse von theoretischen Modellen durch Strukturgleichungsmodellierung und diverser empirischer Testverfahren. Abschließend werden aufgrund des Mixed-Methods Ansatzes entsprechende Meta-Schlussfolgerungen durch die Zusammenführung der qualitativen und quantitativen Ergebnisse abgeleitet. Ergebnisse: Die vorliegende Dissertation weißt, neben weiteren Erkenntnissen, drei Kernergebnisse auf. Einerseits ist die grundlegende Definition von Crowd Work, auf Basis der konstitutiven Merkmale, sowie die umfassende Darstellung der verschiedenen Formen ein wichtiges Rahmenwerk weiterer Untersuchungen. Andererseits konnte gezeigt werden, dass die Effekte von wahrgenommenen Arbeitsmerkmalen auf die Identifikation über die Zufriedenheit externer Crowd Worker wirken. Diese Effekte sind insbesondere bei höherer Bezahlung der externen Crowd Worker stärker. Darüber hinaus hat die Dissertation im Rahmen interner Crowd Work gezeigt, dass die Aufgabenmerkmale selbst einen Einfluss auf das Empowerment sowie die Identifikation der Mitarbeiter haben. Hierbei ist es insbesondere wichtig das richtige Maß an kognitiver Anforderung bei der Aufgabengestaltung zu beachten. Theoretischer Beitrag: Auf Basis der vorgestellten Kernergebnisse hat diese Dissertation drei generelle Beiträge zur wissenschaftlichen Theorie. Der erste Beitrag umfasst die Entwicklung eines grundlegenden Begriffsapparates sowie eine konkrete Definition des Crowd Work Phänomens. Hierbei ist Crowd Work sowie die unterschiedlichen Grundformen auf Basis ihrer konstitutiven Merkmale definiert und voneinander abgegrenzt worden. Der zweite theoretische Beitrag zeigt, wie die Struktur und das Design von Aufgaben das Wohlbefinden von externen Crowd Workern beeinflusst. Einerseits führt die Dissertation die Unterschiede in der Wahrnehmung von externer Crowd Work auf. Hierbei zeigt sich, dass die Aufgabenmerkmale die Zufriedenheit sowie die Identifikation von externen Crowd Workern erhöhen. Andererseits konnte festgestellt werden, dass die Bezahlung eine besondere Rolle übernimmt und diese Effekte moderiert. Insbesondere zu Beginn einer Karriere als externer Crowd Worker unterscheiden sich die Effekte jedoch deutlich von denen erfahrenerer Crowd Worker. Der dritte theoretische Beitrag verdeutlicht, dass interne Crowd Work als ein Instrument zum Empowern der eigenen Mitarbeiter dient. Hierbei unterstreicht die Dissertation die Funktion der Aufgabenmerkmale und deren Einfluss auf die Identifikation der Mitarbeiter in interner Crowd Work. Darüber hinaus werden zwei unterschiedliche Formen von strukturellem Empowerment identifiziert, welche sowohl direkte/ inhärente als auch indirekte/ kontextuelle Einflüsse auf das psychologische Empowerment der Mitarbeiter haben. Praktischer Beitrag: Neben den theoretischen Beiträgen hat die Dissertation zudem mehrere praktische Implikationen. Einerseits werden praxisrelevante Beiträge in Bezug auf die externe Crowd Work identifiziert. Hierbei sind die Crowd Aggregator als neue Akteure in externer Crowd Work definiert und vorgestellt worden. Für die Geschäftsmodelle der etablierten Plattforminhaber stellen diese Crowd Aggregator eine gewisse Gefahr dar, weil sie die Plattforminfrastruktur nutzen, um die Crowd Worker langfristig an sich zu binden. Daher sollten die Plattformbetreiber einige Kontrollmechanismen beachten, welche in dieser Dissertation vorgestellt werden. Dem gegenüber pflegen die Crowdsourcer nur kurze Beziehungen mit den jeweiligen externen Crowd Workern, weshalb sie deren Präferenzen bezüglich der Aufgabenmerkmale berücksichtigen sollten. Mit Blick auf den einzelnen externen Crowd Worker zeigt die Dissertation, wann es vorteilhaft ist sich einem Crowd Aggregator anzuschließen sowie gewisse Qualitätssignale zu senden. Darüber hinaus haben das Aufgabendesign und die Bezahlung unterschiedliche Wirkungen auf die Wahrnehmung von externen Crowd Workern, weshalb diese als wichtige Hebel zur Gewährleistung von guten Arbeitsbedingungen beschrieben werden. Andererseits leitet diese Dissertation auch wichtige praktische Implikation im Bereich interner Crowd Work ab. Aus Sicht der Unternehmen stellt die interne Crowd Work ein effektives Instrument zum Empowern von Mitarbeitern dar. Dabei sollten die Unternehmen den optimalen Grad an kognitiver Anstrengung für die internen Crowd Work Aufgaben finden, um die gewünschten positiven Effekte seitens der Mitarbeiter hervorzurufen. Ausblick: Basierend auf den Ergebnissen bietet diese Dissertation verschiedene Richtungen für weitere Forschungsarbeit. Erstens sollten weitere Studien die longitudinalen Effekte von Crowd Work auf die Wahrnehmung der Arbeitenden untersuchen. Insbesondere im internen Bereich können einzelne Erhebungen vor, während und nach der Einführung interner Crowd Work Initiativen wichtige Ergebnisse für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen liefern. Zweitens sollten zusätzliche Variablen und Konstrukte berücksichtigt werden, die eher objektiver Natur sind (z.B. die Arbeitsleistung). Auf Basis dieser Untersuchungen könnten Zusammenhänge zwischen der subjektiven Wahrnehmung von Crowd Work und den objektiven Outputvariablen betrachtet werden. Drittens könnten zukünftige Studien den Einfluss von interner Crowd Work auf den bestehenden Arbeitsalltag von Mitarbeitern untersuchen. Hierbei sollten insbesondere die Analysen von potentiellen Belastungssowie Resistenzfaktoren im Fokus der Untersuchungen stehen.
@book{doi:10.17170/kobra-202011042070, author ={Durward, David}, title ={The Future of Digital Labor}, keywords ={004 and Arbeit and Arbeitsprozess and Ermächtigung and Selbstbestimmung and Wahrnehmung and Digitalisierung}, copyright ={http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/}, language ={en}, year ={2020} }