Date
2021-11-10Metadata
Show full item record
Aufsatz
Komplexität und der Testungseffekt: Die mögliche Bedeutung der Verständnissicherung für den Nutzen von Abrufübung bei komplexem Lernmaterial
(Complexity and the testing effect: The potential importance of securing understanding for the benefits of retrieval practice with complex learning materials)
Abstract
Testung im Sinne eines aktiven Abrufs von Informationen aus dem Langzeitgedächtnis gilt als eine der effektivsten Möglichkeiten, Wissen zu konsolidieren und so nachhaltiges Lernen zu befördern. Der Testungseffekt gilt als robust und wurde für unterschiedlichste Personengruppen und Lernmaterialien gezeigt. Allerdings wird immer wieder kontrovers diskutiert, inwieweit der Testungseffekt auch bei komplexen Lernmaterialien auftritt. Der vorliegende Beitrag reflektiert diese Debatte. Dabei wird zunächst die theoretische Position derer nachvollzogen, die den Testungseffekt vor allem auf wenig komplexe Materialien beschränkt sehen. Diese Position wird anschließend anhand einer Problematisierung des Komplexitätsbegriffs und seiner Operationalisierung kritisch diskutiert. Schließlich wird eine alternative Erklärung für das potenzielle Fehlen des Testungseffekts bei komplexen Materialien skizziert, nach der das Auftreten des Testungseffekts nur indirekt von der Komplexität des Lernstoffs bzw. Lernmaterials abhängt. Gemäß dieser Annahme ist die Voraussetzung für das Auftreten des Testungseffekts, dass der Lernstoff während des initialen Lernens (also der Phase, die der Testung vorausgeht) hinreichend gut verstanden wurde und entsprechend Informationen im Langzeitgedächtnis enkodiert wurden, deren Abruf dann in einer Testungsphase geübt werden kann. Dies kann bei komplexen Materialien eine längere initiale Lernphase oder andere Maßnahmen der Verständnissicherung erfordern als bei einfachen Materialien. Abschließend wird skizziert, wie diese Annahme experimentell überprüft werden kann und welche praktischen Implikationen sich daraus für eine möglichst lernwirksame Umsetzung von Abrufübung selbst mit komplexen Lernmaterialien ergeben.
Testing (i.e., active retrieval of information already encoded in long-term memory) is considered as one of the most effective ways to promote lasting learning. The testing effect is robust and applies to various groups of learners and learning materials. However, since the testing effect has been discovered in the early 20th century, it has been discussed whether it also applies to highly complex learning materials. The present article reiterates and reflects this debate. In particular, it discusses the conceptualization and operationalization of complexity, and the empirical evidence for the assumption of complexity as a boundary condition of the testing effect. An alternative explanation for the potential lack of a testing effect with complex learning matters is outlined, according to which the occurrence of the testing effect is conceptualized as largely independent of the complexity of the learning material. According to this conception, the prerequisite for the occurrence of the testing effect is that the learning material has been understood sufficiently well during initial learning (i.e., the phase preceding testing) so that learners have successfully encoded the information in long-term memory, the retrieval of which they are supposed to practice in a testing phase. For complex materials, this may require a longer initial learning phase than for simple materials. Finally, we make suggestions as to how this assumption can be tested and outline practical implications for an efficient implementation of retrieval practice even with complex learning materials.
Citation
In: Unterrichtswissenschaft : Zeitschrift für Lernforschung Volume 50 / Issue 1 (2021-11-10) , S. 37-52 ; eissn:2520-873XSponsorship
Gefördert im Rahmen des Projekts DEALCitation
@article{doi:10.17170/kobra-202202185763,
author={Rummer, Ralf and Schweppe, Judith},
title={Komplexität und der Testungseffekt: Die mögliche Bedeutung der Verständnissicherung für den Nutzen von Abrufübung bei komplexem Lernmaterial},
journal={Unterrichtswissenschaft : Zeitschrift für Lernforschung},
year={2021}
}
0500 Oax 0501 Text $btxt$2rdacontent 0502 Computermedien $bc$2rdacarrier 1100 2021$n2021 1500 1/ger 2050 ##0##http://hdl.handle.net/123456789/13759 3000 Rummer, Ralf 3010 Schweppe, Judith 4000 Komplexität und der Testungseffekt: Die mögliche Bedeutung der Verständnissicherung für den Nutzen von Abrufübung bei komplexem Lernmaterial :Complexity and the testing effect: The potential importance of securing understanding for the benefits of retrieval practice with complex learning materials / Rummer, Ralf 4030 4060 Online-Ressource 4085 ##0##=u http://nbn-resolving.de/http://hdl.handle.net/123456789/13759=x R 4204 \$dAufsatz 4170 5550 {{Lernen}} 5550 {{Abruf <Informatik>}} 5550 {{Lehrmittel}} 5550 {{Komplexität}} 7136 ##0##http://hdl.handle.net/123456789/13759
2022-04-19T07:53:25Z 2022-04-19T07:53:25Z 2021-11-10 doi:10.17170/kobra-202202185763 http://hdl.handle.net/123456789/13759 Gefördert im Rahmen des Projekts DEAL ger Namensnennung 4.0 International http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Testungseffekt Komplexität von Lehrmaterialien Open-Book-Tests Elementinteraktivität cognitive load theory testing effect complexity of learning material open-book-tests element interactivity 370 Komplexität und der Testungseffekt: Die mögliche Bedeutung der Verständnissicherung für den Nutzen von Abrufübung bei komplexem Lernmaterial Aufsatz Testung im Sinne eines aktiven Abrufs von Informationen aus dem Langzeitgedächtnis gilt als eine der effektivsten Möglichkeiten, Wissen zu konsolidieren und so nachhaltiges Lernen zu befördern. Der Testungseffekt gilt als robust und wurde für unterschiedlichste Personengruppen und Lernmaterialien gezeigt. Allerdings wird immer wieder kontrovers diskutiert, inwieweit der Testungseffekt auch bei komplexen Lernmaterialien auftritt. Der vorliegende Beitrag reflektiert diese Debatte. Dabei wird zunächst die theoretische Position derer nachvollzogen, die den Testungseffekt vor allem auf wenig komplexe Materialien beschränkt sehen. Diese Position wird anschließend anhand einer Problematisierung des Komplexitätsbegriffs und seiner Operationalisierung kritisch diskutiert. Schließlich wird eine alternative Erklärung für das potenzielle Fehlen des Testungseffekts bei komplexen Materialien skizziert, nach der das Auftreten des Testungseffekts nur indirekt von der Komplexität des Lernstoffs bzw. Lernmaterials abhängt. Gemäß dieser Annahme ist die Voraussetzung für das Auftreten des Testungseffekts, dass der Lernstoff während des initialen Lernens (also der Phase, die der Testung vorausgeht) hinreichend gut verstanden wurde und entsprechend Informationen im Langzeitgedächtnis enkodiert wurden, deren Abruf dann in einer Testungsphase geübt werden kann. Dies kann bei komplexen Materialien eine längere initiale Lernphase oder andere Maßnahmen der Verständnissicherung erfordern als bei einfachen Materialien. Abschließend wird skizziert, wie diese Annahme experimentell überprüft werden kann und welche praktischen Implikationen sich daraus für eine möglichst lernwirksame Umsetzung von Abrufübung selbst mit komplexen Lernmaterialien ergeben. Testing (i.e., active retrieval of information already encoded in long-term memory) is considered as one of the most effective ways to promote lasting learning. The testing effect is robust and applies to various groups of learners and learning materials. However, since the testing effect has been discovered in the early 20th century, it has been discussed whether it also applies to highly complex learning materials. The present article reiterates and reflects this debate. In particular, it discusses the conceptualization and operationalization of complexity, and the empirical evidence for the assumption of complexity as a boundary condition of the testing effect. An alternative explanation for the potential lack of a testing effect with complex learning matters is outlined, according to which the occurrence of the testing effect is conceptualized as largely independent of the complexity of the learning material. According to this conception, the prerequisite for the occurrence of the testing effect is that the learning material has been understood sufficiently well during initial learning (i.e., the phase preceding testing) so that learners have successfully encoded the information in long-term memory, the retrieval of which they are supposed to practice in a testing phase. For complex materials, this may require a longer initial learning phase than for simple materials. Finally, we make suggestions as to how this assumption can be tested and outline practical implications for an efficient implementation of retrieval practice even with complex learning materials. open access Complexity and the testing effect: The potential importance of securing understanding for the benefits of retrieval practice with complex learning materials Rummer, Ralf Schweppe, Judith doi:10.1007/s42010-021-00137-4 Lernen Abruf <Informatik> Lehrmittel Komplexität publishedVersion eissn:2520-873X Issue 1 Unterrichtswissenschaft : Zeitschrift für Lernforschung 37-52 Volume 50 false
The following license files are associated with this item: