Datum
2023-12Autor
Lettner, Alina ThereseSchlagwort
100 Philosophie 400 Sprachwissenschaft, Linguistik IndienEuropaKulturwissenschaftenInterkulturelle PhilosophieDenkformSanskritBuddhismusSoziologieAnglistikPostkolonialismusPhilologieMetadata
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Dissertation
Eine Philologie der Denkformen für Indien und Europa: Sanskrit-Sūtras und Semiotik in den Cultural Studies
Zusammenfassung
Die anglistisch-indologische Verortung von Sanskrit-Sūtras und Semiotik in den Cultural Studies beschreibt gleichsam metonymisch die Agenda einer Vorgehensweise im Verbund von Philologie und Philosophie, verschiedene Traditionen indischen Denkens für ein zeichenphilosophisches Programm der Kulturwissenschaften zu erschließen. Dabei dient die mikrologische Rekonstruktion von Denkformen im Sinne ihrer jeweiligen semiotischen Matrix und logischen Strukturen als methodischer Bezugspunkt für die Betrachtung exemplarischer Texte aus verschiedenen Wissenskulturen der indischen und europäischen Geistesgeschichte. Für deren je spezifische Konstellationen von Erkenntnis, Sprache und Textualität sollen die semiotischen Modelle ancillae oder helfende Raster der Weltwahrnehmung sein, welche die „Fühler“ (so das berühmte Bild von Wittgenstein) der jeweiligen Konfiguration zur Berührung der Wirklichkeit abbilden. In einem ebenso sensiblen Duktus gegenüber archaischen, mythischen und mystischen Richtungen des Denkens interessieren hinsichtlich ihrer epistemologischen Figurationen die rigvedischen Spekulationen über Vāc, die göttliche Rede, sowie der Logos eines Parmenides und Heraklit ebenso wie das klassische philosophische Denken in Indien und Griechenland bzw. Europa mit ihren hoch formalisierten Varianten: die Grammatik des Pāṇini, buddhistische Erkenntnistheorie und Logik in der Folge Dignāgas; die aristotelische Grundlegung der Wissenschaften und die kantische Vernunftkritik, deren semiotische und pragmatische Transformationen (Peirce und Apel) bis hin zu postkolonialen Entgrenzungen im Zeichen von Hybridität (Bhabha) und Subalternität (Spivak). Mögen meditative Formen des Nicht-(mehr) Denkens in letzter Konsequenz theoretisch auch nicht greifbar sein, so sind sie dem Text doch als notwendiger Gegenpol von Negativität und Entsprachlichung einzuschreiben. In methodischer Verschränkung bilden philosophische Fundierung, philologische Explikation und kulturwissenschaftliche Kontextualisierung der mannigfaltigen Bezüge zwischen der Wahrnehmung von Welt, menschlichem Selbstverständnis und theologischen bzw. ontologischen Prämissen die notwendigen Pfeiler einer interdisziplinären Sprach-, Text- und Kulturwissenschaft. Unter der Ägide einer postkolonialen Anglistik präsentiert sich somit der paradigmatische Entwurf einer Philologie der Denkformen für Indien und Europa.
The metonymical formula of Sanskrit sūtras and semiotics in cultural studies describes the interdisciplinary attempt undertaken in the form of this thesis to bring classical Indian knowledge to the heart of contemporary cultural studies. Accordingly, the idea is to establish a sound theoretical and methodological basis for investigating "forms of thought" from both an interdisciplinary and an intercultural perspective. In keeping with the manifold ways in which epistemo/logical structures of thinking may become palpable in concrete and thus specifically medialised instances of language and textuality, thought forms and methodological presuppositions are shown to be tied up with culture-specific modes of knowledge production and organisation (which are again embedded within a network of social practices as well as performative constructions of self and other). In methodological terms, the thesis relies upon semiotics (as developed in the broader sense of a philosophy of signs by the American pragmatist Charles Sanders Peirce) for exploring central strands of classical Indian thinking as well as a broad range of European intellectual traditions. The interdisciplinary programme of combining sound philological practice (close reading of original texts in Sanskrit and Greek) with an in-depth inquiry into philosophical foundations (theory of cognition and logic; ethics and aesthetics) as well as with a semiotic approach towards (the mental, material and social dimensions of) culture has been complemented by an equally context-sensitive and thoroughly intercultural appreciation of the Indian intellectual tradition, including theories of language and cognition developed in Sanskrit philosophy and Indian Buddhism. Taking a close look at various strands of thinking within pre-modernity (from the early speculations of Vedic philosophy and Pre-Socratic thought to the classical philosophies of ancient Greece and India), an attempt has been made to appreciate mythic, archaic, and mystical (i.e. apparently ambivalent or even anti-logical) forms of thought against the background of the relevant thinking traditions, without however positing anything like a linear progress “from myth to reason“.
Zusätzliche Informationen
Englischer Titel: A ‘semiotic philology of thought forms’ developed with regard to the classical intellectual traditions of India and EuropeZitieren
@phdthesis{doi:10.17170/kobra-202312229294,
author={Lettner, Alina Therese},
title={Eine Philologie der Denkformen für Indien und Europa: Sanskrit-Sūtras und Semiotik in den Cultural Studies},
school={Kassel, Universität Kassel, Fachbereich Geistes- und Kulturwissenschaften, Institut für Anglistik/Amerikanistik},
month={12},
year={2023}
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Adorno Julia Kristeva Immanuel Kant Georg Wilhelm Friedrich Hegel Edmund Husserl Michel Foucault Hans Lenk Religionswissenschaft Theologie 100 400 Eine Philologie der Denkformen für Indien und Europa: Sanskrit-Sūtras und Semiotik in den Cultural Studies Dissertation Die anglistisch-indologische Verortung von Sanskrit-Sūtras und Semiotik in den Cultural Studies beschreibt gleichsam metonymisch die Agenda einer Vorgehensweise im Verbund von Philologie und Philosophie, verschiedene Traditionen indischen Denkens für ein zeichenphilosophisches Programm der Kulturwissenschaften zu erschließen. Dabei dient die mikrologische Rekonstruktion von Denkformen im Sinne ihrer jeweiligen semiotischen Matrix und logischen Strukturen als methodischer Bezugspunkt für die Betrachtung exemplarischer Texte aus verschiedenen Wissenskulturen der indischen und europäischen Geistesgeschichte. Für deren je spezifische Konstellationen von Erkenntnis, Sprache und Textualität sollen die semiotischen Modelle ancillae oder helfende Raster der Weltwahrnehmung sein, welche die „Fühler“ (so das berühmte Bild von Wittgenstein) der jeweiligen Konfiguration zur Berührung der Wirklichkeit abbilden. In einem ebenso sensiblen Duktus gegenüber archaischen, mythischen und mystischen Richtungen des Denkens interessieren hinsichtlich ihrer epistemologischen Figurationen die rigvedischen Spekulationen über Vāc, die göttliche Rede, sowie der Logos eines Parmenides und Heraklit ebenso wie das klassische philosophische Denken in Indien und Griechenland bzw. Europa mit ihren hoch formalisierten Varianten: die Grammatik des Pāṇini, buddhistische Erkenntnistheorie und Logik in der Folge Dignāgas; die aristotelische Grundlegung der Wissenschaften und die kantische Vernunftkritik, deren semiotische und pragmatische Transformationen (Peirce und Apel) bis hin zu postkolonialen Entgrenzungen im Zeichen von Hybridität (Bhabha) und Subalternität (Spivak). Mögen meditative Formen des Nicht-(mehr) Denkens in letzter Konsequenz theoretisch auch nicht greifbar sein, so sind sie dem Text doch als notwendiger Gegenpol von Negativität und Entsprachlichung einzuschreiben. In methodischer Verschränkung bilden philosophische Fundierung, philologische Explikation und kulturwissenschaftliche Kontextualisierung der mannigfaltigen Bezüge zwischen der Wahrnehmung von Welt, menschlichem Selbstverständnis und theologischen bzw. ontologischen Prämissen die notwendigen Pfeiler einer interdisziplinären Sprach-, Text- und Kulturwissenschaft. Unter der Ägide einer postkolonialen Anglistik präsentiert sich somit der paradigmatische Entwurf einer Philologie der Denkformen für Indien und Europa. The metonymical formula of Sanskrit sūtras and semiotics in cultural studies describes the interdisciplinary attempt undertaken in the form of this thesis to bring classical Indian knowledge to the heart of contemporary cultural studies. Accordingly, the idea is to establish a sound theoretical and methodological basis for investigating "forms of thought" from both an interdisciplinary and an intercultural perspective. In keeping with the manifold ways in which epistemo/logical structures of thinking may become palpable in concrete and thus specifically medialised instances of language and textuality, thought forms and methodological presuppositions are shown to be tied up with culture-specific modes of knowledge production and organisation (which are again embedded within a network of social practices as well as performative constructions of self and other). In methodological terms, the thesis relies upon semiotics (as developed in the broader sense of a philosophy of signs by the American pragmatist Charles Sanders Peirce) for exploring central strands of classical Indian thinking as well as a broad range of European intellectual traditions. The interdisciplinary programme of combining sound philological practice (close reading of original texts in Sanskrit and Greek) with an in-depth inquiry into philosophical foundations (theory of cognition and logic; ethics and aesthetics) as well as with a semiotic approach towards (the mental, material and social dimensions of) culture has been complemented by an equally context-sensitive and thoroughly intercultural appreciation of the Indian intellectual tradition, including theories of language and cognition developed in Sanskrit philosophy and Indian Buddhism. Taking a close look at various strands of thinking within pre-modernity (from the early speculations of Vedic philosophy and Pre-Socratic thought to the classical philosophies of ancient Greece and India), an attempt has been made to appreciate mythic, archaic, and mystical (i.e. apparently ambivalent or even anti-logical) forms of thought against the background of the relevant thinking traditions, without however positing anything like a linear progress “from myth to reason“. open access Lettner, Alina Therese 2014-01-22 vi, 383 Seiten Kassel, Universität Kassel, Fachbereich Geistes- und Kulturwissenschaften, Institut für Anglistik/Amerikanistik Wallmannsberger, Josef (Prof. Dr.) Dietz, Siglinde (Dr.) Indien Europa Kulturwissenschaften Interkulturelle Philosophie Denkform Sanskrit Buddhismus Soziologie Anglistik Postkolonialismus Philologie publishedVersion false true
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