Entwicklung der romantischen Wasserkünste im Schlosspark Wilhelmshöhe und Möglichkeiten ihrer Instandsetzung
In historischen Gärten sind regelmäßig Instandsetzungen notwendig. Müssen diese Arbeiten nach der Vergabeordnung für Bauleistungen (VOB) vergeben werden, treten die denkmalpflegerischen Belange immer wieder in den Hintergrund, da eine historische Bauweise scheinbar nicht den Vorgaben zur regelkonformen Ausführung dieser Arbeiten entspricht. Die vorliegende Dissertation „Entwicklung der romantischen Wasserkünste im Schlosspark Wilhelmshöhe und Möglichkeiten ihrer Instandsetzung“ geht den Bedürfnissen der Vergabe nach und setzt sie in den Kontext zu einer denkmalgerechten Ausführung, die sicherstellen soll, dass auch zukünftig das Zeugnis einer vergangenen Epoche im Sinne der Charta von Florenz Artikel 5 vorhanden ist. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob und wie Wissen über die historischen Bautechniken in die heutige Baupraxis übertragen werden kann. Anhand der Instandsetzungen von Gewässern mit fließendem Wasser in historischen Gärten wird dies beantwortet. Als Methode wurde ein Fallbeispiel gewählt, anhand dessen eine lange Entwicklung von der Bauzeit bis zu jüngsten Instandsetzungen ausgewertet werden konnte. Beschrieben werden sowohl die zeitlichen Abläufe, anhand dessen auch Instandsetzungsintervalle erkennbar sind, als auch die verwendeten Materialien und Methoden. Als Beispielobjekt wurden die Wasserkünste im Schlosspark Wilhelmshöhe ausgewählt. Sie sind aufgrund ihrer Vielfältigkeit, von ruhigen Teichen bis hin zu gewaltigen Wasserstürzen, für zahlreiche Instandsetzungsfälle beispielhaft. Zudem sind die Wasserkünste mitsamt ihrer Technik Begründung für die Aufnahme des Parks auf die Liste des UNESCO-Welterbes Menschheit (Welterbeliste). Zusätzlich werden Bautechniken auf der Grundlage weiterer historische Quellen, aktuellen Empfehlungen und den Vorgaben zu den allgemein anerkannten Regeln der Technik beschrieben. Grundlage für die Bewertung einer denkmalgerechten Instandsetzung sind internationale Chartas, Denkmalschutzgesetze und Tagungsbeiträge zu diesem Thema.
Anhand der Analysen werden die historischen Bautechniken für Teiche, langsam und schnell fließende Gewässer, Kaskaden (niedrige Wasserfälle) und Steilwänden als Grundlage für die Übertragung in die heutige Baupraxis rekonstruiert. Die Bewertung, ob die Bauweisen regelkonform und denkmalgerecht sind, erfolgt anhand eines entwickelten Kriterienkatalogs. Es wird deutlich, dass die historischen Techniken, wie die Abdichtung mit Ton, grundsätzlich heute ohne größere Anpassungen übernommen werden können und regelkonform sind. Sie können somit für die heutige Baupraxis eingesetzt und übertragen werden. In der Arbeit wird auch aufgezeigt, dass die Tiefe des Eingriffs in die vorhandene Bausubstanz, sowohl bei der Planung als auch bei der praktischen Umsetzung der Instandsetzung zu klären ist. Ein Ablaufdiagramm soll die Entscheidungsfindung und die Bewertung des überkommenen Zustandes erleichtern. Zur Übertragung in die aktuelle Baupraxis werden für die unterschiedlichen Gestaltungsformen der Gewässer konkrete Instandsetzungsmethoden vorgeschlagen und in Plänen dargestellt. Die Arbeit zeigt zudem auf, dass die Möglichkeiten der regelkonformen Anwendung historischer Bautechniken nicht ausreichend bekannt sind. Für den Erhalt historischer Gärten und den dort verwendeten Bautechniken ist daher von großer Bedeutung, diese bekannt zu machen sowie deren Einsatz zum Beispiel durch Publikationen oder Aufnahme in Richtlinien zu fördern. Es konnten nicht alle Angaben in den Archivalien, zum Beispiel die Verwendung von Moos, oder die Frage, wie Wasser über die Absturzkante der Wasserfälle ohne Mörtel geführt werden konnte, geklärt werden. Hier bedarf es noch weiterer Forschung und Modellversuchen, zum Beispiel in Strömungskanälen. Ziel aller Forschungen und Maßnahmen ist die Erhaltung historischer Gärten als authentisches Zeugnis der Gartenkunstgeschichte. Dazu soll die vorliegende Dissertation einen Betrag leisten.
@phdthesis{doi:10.17170/kobra-20190221200, author ={Hoß, Siegfried}, title ={Entwicklung der romantischen Wasserkünste im Schlosspark Wilhelmshöhe und Möglichkeiten ihrer Instandsetzung}, keywords ={710 and Kassel and Wilhelmshöhe and Wasserkunst and Bautechnik and Restaurierung and Denkmal and Denkmalschutz}, copyright ={http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/}, language ={de}, school={Kassel, Universität Kassel, Fachbereich Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung}, year ={2018} }