A systems approach to understanding post-harvest losses: Insights from a case study of the pineapple value chain in Uganda
Trotz zahlreicher Anstrengungen gehen weltweit große Mengen an Lebensmitteln nach der Ernte verloren. Insbesondere in Situationen mit begrenztem Zugang zu Ressourcen stellt die Identifizierung geeigneter Maßnahmen eine große Herausforderung dar. Entgegen der klassischen Herangehensweise, die oft technisch orientiert ist, verwendet diese Dissertation einen akteursorientierten und systemischen Ansatz. Dies ermöglicht, die Perspektiven der Akteure zu berücksichtigen und ein kontextabhängiges Verständnis für den Umgang mit der Problematik zu erlangen. Die Ananaswertschöpfungskette in Uganda wird als Fallstudie mit dem Ziel untersucht, durch partizipative Einbeziehung der Akteure ein verbessertes systemisches Verständnis der Funktionsweise der Kette und der damit in Beziehung stehenden Nachernteverluste zu erlangen. Insbesondere wurden i) die Aktivitäten und Geschäftsbeziehungen der Akteure analysiert, ii) System-Lernen als eine Herangehensweise zur Ermittlung von Problemsituationen, möglichen Lösungen und entsprechenden Hemmnissen untersucht und iii) die Betrach-tungsweise auf Nachernteverluste kritisch analysiert. Die Feldarbeit fand zwischen Januar 2015 und Dezember 2016 im Sub-County Kyanamukaaka (Distrikt Masaka, Zentraluganda) und im Sub-County Itojo (Distrikt Ntungamo, Südwest-Uganda) statt. Begin-nend bei wichtigen Märkten in Kampala, wurden die Akteure entsprechend des Schneeballprinzips identifiziert. Die Untersuchung nutzte qualitative und partizipative Forschungsmethoden, unter anderem teilstrukturierte Interviews, „Cognitive Mapping“ und Gruppendiskussionen. Teilnehmende Beobachtung sowie informeller Austausch mit den Akteuren erweiterten das Verständnis für die Forschungssituation und motivierten die Akteure zur Teilnahme an der Forschung. Die Transkripte der Interviews und Gruppendiskussionen wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse analysiert. Die Untersuchung zeigt, wie die verschiedenen Akteursgruppen über ihre miteinander in Verbindung stehenden Aktivitäten und Beziehungen die Ananaswertschöpfungskette konstituieren. Für die Funktionsweise der Kette spielen verschiedene Intermediäre, d. h. Broker und Händler, eine wesentliche Rolle. Daher müssen Ansätze, die auf eine Verbesserung der Wertschöpfungskette abzielen, diese Akteursgruppe ausreichend berücksichtigen. Die Studie zeigt außerdem die Bedeutung von Vertrauen für die Ausgestaltung von Tauschbeziehungen und damit der Strukturierung der Kette. Die Gruppendiskussionen ermöglichte den Akteuren, die vielfältigen und miteinander verbundenen natürlichen, technischen und sozialen Faktoren, die jeweils zu Einkommensverlusten und -gewinnen führen zu erläutern. Durch System-Lernen konnten die jeweiligen Sichtweisen auf bestehende Problemsituationen, mögliche Lösungen und entsprechende Hemmnisse zum Vorschein gebracht und der Handlungsspielraum der Akteure erfasst werden. Dies kann von den Akteuren selbstgesteuerte Veränderungsprozesse stützen. Die Untersuchung zeigt, wie die Früchte auf dem Weg der Vermarktung beschädigt werden, was zu Marktpreissenkungen und entsprechenden Verlusten führt. Die Ausweitung des Analyserahmens verdeutlicht, wie weitere, an die Kette angegliederte Akteure von einer Umnutzung „beschädigter“ Früchte profitieren. Dies verdeutlicht systemische Mechanismen und damit ansonsten leicht übersehbare Nutzen. Es unterstreicht die Notwendigkeit, Interventionsempfehlungen nicht auf „idealtypische“ Produktqualität und Handhabung zu reduzieren. Die Dissertation liefert Erkenntnisse über Nachernteverluste, wie sie in einer „traditionellen“ Wertschöpfungskette mit Früchten heterogener Qualitäten, die aus räumlich verteilten Handelsnetzwerken bezogen werden, in Erscheinung treten. Die für die Funktionsweise der Ananaswertschöpfungskette unerlässlichen, sozial verankerten Beziehungen zwischen den Wertschöpfungskettenakteuren wurden offen gelegt, sowie ein situatives Verständnis der Nachernteverluste entwickelt. Eine Verbesserung des Informationsflusses und die Stärkung von Vertrauen stellen wichtige Hebel zur Bewältigung bestehen-der Problemsituationen dar. Die Entwicklung einer systemischen „Lesefähigkeit“ von Nachernteverlusten über eine Fokussierung auf Quantifizierung und produktzentrierte Interventionen hinaus, hin zu einer Einbeziehung der miteinander verbundenen sozialen Dynamiken, entfaltet das Potenzial für kontextbezogene Ansätze, um Verluste zu reduzieren. Dies rückt die Menschen in den Mittelpunkt der Auseinandersetzung mit Nachernteverlusten und stärkt lokale Kapazitäten, um den vielfältigen Perspektiven Rechnung zu tragen und gemeinsam Lösungswege zu erarbeiten.
@phdthesis{doi:10.17170/kobra-20190313295, author ={Tröger, Stephanie Katharine}, title ={A systems approach to understanding post-harvest losses: Insights from a case study of the pineapple value chain in Uganda}, keywords ={630 and Uganda and Ananas and Wertschöpfungskette and Ernteverlust}, copyright ={https://rightsstatements.org/page/InC/1.0/}, language ={en}, school={Kassel, Universität Kassel, Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften}, year ={2019-03} }