🇩🇪

Theatralität als Visualisierungsstrategie in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts

In der vorliegenden Dissertation wurden erstmals Theaterdarstellungen und Gemälde mit Motiven der darstellenden Kunst über Gattungsgrenzen hinweg als ein Phänomen untersucht, das in der visuellen Kultur der Niederlande des 17. Jahrhunderts, in der das Theater einen festen Bestandteil des öffentlichen Lebens bildete, sichtbar verankert ist. Zwei verschiedene Arten von Gemälden mit Theaterbezug stehen im Mittelpunkt: Die in weitaus geringerer Zahl vorkommenden Theaterdarstellungen sind wie scheinbar authentische Theaterszenen konzipiert, indem die Bildfiguren auf einer gemalten Bühne agieren. In anderen Gemälden werden lediglich einzelne Motive und Elemente der darstellenden Kunst integriert. Charaktere können etwa anhand der für das Theater typischen Kostüme identifiziert werden. Stark übersteigerte Gestik und Mimik, als Kulissen und Theaterdekorationen erkennbare Hintergründe oder gemalte Vorhänge lassen den Betrachter an eine Bühnenaufführung denken. Ausgehend von einem Konzept von Theatralität, werden die Implikationen untersucht, die bei der Einbindung von denjenigen theatralen Elementen in Werke der bildenden Kunst entstehen, die das Theater der Niederlande im 17. Jahrhundert tatsächlich ausmachten. Die drei Untersuchungskategorien spiegeln dabei die Grundkategorien einer semantischen Rahmung einer Theateraufführung in Gestalt des Schauspielers, des Bühnenraumes und der Zuschauer wider. Die Forschungen der vorliegenden Arbeit belegen, dass sich die gezielte Einbindung theatraler Elemente in der Malerei als künstlerische Visualisierungsstrategie interpretieren lässt, die analog zum Einsatz von Darstellungsmitteln im Theater zur affektiven Wirkungssteigerung oder zur innerbildlichen Selbstreflexion über den Status des Kunstwerkes genutzt wurde. Zudem wurden durch die auf einem System von theatralen Zeichen beruhende Bildsprache aus dem Theater bekannte Bedeutungen, Erfahrungen und Rezeptionshaltungen mittransportiert. In ihren interdisziplinären Ansatz, bei dem theaterwissenschaftliche Quellen und Methoden mit jenen der Kunstwissenschaft kombiniert werden, leistet die Arbeit einen wichtigen Forschungsbeitrag für beide Disziplinen und bereichert zudem die Lesart niederländischer Malerei des 17. Jahrhunderts um eine Ebene der Analyse und Interpretation.

Collections
@phdthesis{doi:10.17170/kobra-20200128966,
  author    ={Cahill, Nina},
  title    ={Theatralität als Visualisierungsstrategie in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts},
  keywords ={700 and 792 and 800 and 900 and NIederlande and Malerei and Kunstwissenschaft and Theatralität and Geschichte 1600-1700},
  copyright  ={http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/},
  language ={de},
  school={Kassel, Kunsthochschule Kassel},
  year   ={2017-05}
}