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Wie sind wir gemeint?

Überlegungen zur identifikatorischen Lektüre biblischer Texte

Identifikatorisches Lesen biblischer Texte ist eine theologische Notwendigkeit und lässt sich literaturwissenschaftlich fundiert darstellen. Ebenso wie andere Texte machen die biblischen Schriften Identifikationsangebote und laden zur Empathie mit den Figuren ein. Das vollzieht sich in einem Spannungsfeld von Fremdheit und Vertrautsein, das für den Lernprozess der Lesenden konstitutiv ist. Der Umgang mit der Bibel kann weder in einem Spiegeleffekt aufgehen noch sich in der Kenntnisnahme historischer Fakten erschöpfen. Die Anziehungskraft des Vertrauten und der Respekt vor dem Fremden gehen Hand in Hand. Das gilt insbesondere für die christliche Lektüre des Alten Testaments, die sich ihrer theologischen Verwiesenheit auf das Judentum bewusst bleiben muss. Identifikatorische Lektüre kann gerade hier als Möglichkeit verstanden werden, die theologische und lebenspraktische Relevanz der in christlichen Kontexten oft immer noch abgelehnten Texte zu fördern.

Citation
In: Bibel und Kirche : die Zeitschrift zur Bibel in Forschung und Praxis 71. Jahrgang / 1. Quartal (2016) , S. 17-23; issn:0006-0623
Collections
@article{doi:10.17170/kobra-202106114125,
  author    ={Müllner, Ilse},
  title    ={Wie sind wir gemeint?},
  keywords ={230 and Bibelarbeit and Bibel. Altes Testament and Katholische Theologie and Identifikation},
  copyright  ={https://rightsstatements.org/page/InC/1.0/},
  language ={de},
  year   ={2016}
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