đŸ‡©đŸ‡Ș

Elterliche Geschlechtsstereotype und deren Einfluss auf das mathematische Selbstkonzept von Grundschulkindern

Ausgangspunkt dieser Dissertation ist die Überlegung, warum MĂ€dchen und Frauen in mathematisch-naturwissenschaftlichen FĂ€chern und Berufen unterreprĂ€sentiert sind. IrrtĂŒmlicherweise werden als ErklĂ€rung hierfĂŒr hĂ€ufig Geschlechterdifferenzen in der Mathematikleistung herangezogen. Diese bieten jedoch aufgrund nicht einheitlicher Forschungsbefunde keinen zufriedenstellenden ErklĂ€rungsansatz. Naheliegender ist es, das mangelnde Selbstvertrauen von MĂ€dchen in Mathematik (als mathematisches Selbstkonzept bezeichnet) als Ursache heranzuziehen, denn verschiedene Studien kamen zu dem Ergebnis, dass MĂ€dchen, auch bei vergleichbarer Leistung, ein geringeres mathematisches Selbstkonzept aufweisen als Jungen (DickhĂ€user & Stiensmeier-Pelster, 2003; Frome & Eccles, 1998; Rustemeyer & Jubel, 1996; Skaalvik & Skaalvik, 2004). Die Rolle der Eltern als primĂ€re Sozialisationsinstanz wird als bedeutsamer Einflussfaktor auf das mathematische Selbstkonzept von Kindern beschrieben. Besonders fĂŒr den Bereich Mathematik besteht die Gefahr, dass Eltern durch geschlechtsstereotype Einstellungen und Erwartungen ihre Tochter ungĂŒnstig beeinflussen (Jacobs, 1991; Tiedemann, 2000). In dieser Arbeit wird untersucht, inwiefern Eltern Geschlechtsstereotype zuungunsten der MĂ€dchen in Mathematik Ă€ußern und inwiefern sich diese – schon zur Grundschulzeit – in den elterlichen EinschĂ€tzungen (elterliche Leistungs- und FĂ€higkeitseinschĂ€tzungen sowie elterliche UrsachenerklĂ€rungen) des eigenen Kindes widerspiegeln. Es wird angenommen, dass MĂ€dchen entsprechend dem klassischen Geschlechtsstereotyp weniger talentiert und weniger leistungsstark in Mathematik eingeschĂ€tzt werden als Jungen. FĂŒr die EinschĂ€tzungen des eigenen Kindes wird erwartet, dass diese geschlechtsspezifische Verzerrungen zuungunsten der MĂ€dchen aufweisen. Anhand von Pfadmodellen wird in dieser Arbeit der Einfluss elterlicher Geschlechtsstereotype und EinschĂ€tzungen, unter Kontrolle der vorangegangenen Mathematikleistung und des vorangegangenen mathematischen Selbstkonzeptes des Kindes, auf das aktuelle mathematische Selbstkonzept des Kindes am Ende des dritten Schuljahres analysiert. Als Grundlage dienen Daten von circa 900 SchĂŒlern und 400 Eltern aus dem Projekt Persönlichkeits- und Lernentwicklung von Grundschulkindern (PERLE). Die Befunde der vorliegenden Arbeit können bisherige Forschungsbefunde aus dem Sekundarbereich fĂŒr den Grundschulbereich replizieren und weitere erstmalige Befunde ergĂ€nzen. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass knapp zwei Drittel der Eltern Geschlechtsstereotype zuungunsten der MĂ€dchen in Mathematik Ă€ußern. Die Pfadanalysen ergeben, dass nicht das Geschlecht des Kindes, sondern Wechselwirkungen zwischen Geschlecht und elterlichen Geschlechtsstereotypen die elterlichen EinschĂ€tzungen des eigenen Kindes beeinflussen. Wenn Eltern Geschlechtsstereotype vertreten, schĂ€tzen sie eine Tochter ungĂŒnstiger ein als einen Sohn (unabhĂ€ngig von der tatsĂ€chlichen Mathematikleistung des Kindes). Die elterlichen EinschĂ€tzungen haben wiederum einen signifikanten Einfluss auf das mathematische Selbstkonzept des Kindes. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden abschließend diskutiert und AnsĂ€tze fĂŒr Interventionen aufgezeigt.

Collections
@phdthesis{urn:nbn:de:hebis:34-2011102139419,
  author    ={Mösko, Emely},
  title    ={Elterliche Geschlechtsstereotype und deren Einfluss auf das mathematische Selbstkonzept von Grundschulkindern},
  keywords ={150 and 370 and Grundschulkind and Selbstbild and Mathematikunterricht and Geschlechtsunterschied and Elternverhalten},
  copyright  ={https://rightsstatements.org/page/InC/1.0/},
  language ={de},
  school={Kassel, UniversitÀt, FB 1, Humanwissenschaften},
  year   ={2011-10-21}
}