Die konventionelle Nutztierhaltung wurde innerhalb der letzten Jahrzehnte stark industrialisiert. Selektion auf Höchstleistung, immer größere Tierbestände, automatisierte Betreuung und Überwachung und eine rundum kontrollierte Umgebung bieten eine Reihe von Vorteilen: Schnelleres Wachstum und verkürzte Produktionszyklen, bessere Futterverwertung, höhere Erträge, Einsparungen durch Reduktion der Arbeitskräfte, sowie ein verbesserter Schutz vor Krankheitserregern und Seuchen durch umfassende Kontrolle der Umgebung und des Tierbestandes. Dennoch sind die „Tierfabriken“, unabhängig von einer moralischen oder tierethischen Bewertung, zunehmend in die Kritik geraten: Die Hochleistungsrassen in der Intensivtierhaltungen leiden sehr oft unter einer Vielzahl von Nebenwirkungen der selektiven Zucht. Neben einer eingeschränkten Immunleistung und hohen Krankheitsanfälligkeit führen genetisch bedingte Knochendeformationen, Herz-Lungenleiden, Erkrankungen des Stoffwechsels und schmerzhafte Gelenkentzündungen immer wieder zu einer verkürzten Lebensund Nutzungsdauer dieser Tiere. Böden, Oberflächengewässer und Grundwasser werden durch Schwermetalle, pharmazeutische Rückstände, sowie Nitrat- und Stickstoffbelastungen verseucht. Pilze, Bakterien und Viren, sowie Ammoniak, Methan und andere Schadgase gelangen in die Luft und können die Entstehung von Atemwegserkrankungen begünstigen. Hinzu kommen Umweltbelastungen durch den Schwerlastverkehr. Auch die Folgen für die ökonomischen, ökologischen und sozialen Strukturen der betroffenen Regionen sind oftmals dramatisch. Aufgrund der erheblichen Geruchs- und Lärmbelästigung bleibt der Tourismus aus, durch die Unmengen an Fäkalien werden ganze Landstriche massiv belastet, lokale Produzenten und Zulieferer können dem Preisdruck nicht standhalten und müssen aufgeben. Auf diese Weise werden regionale wirtschaftliche Kreisläufe regelrecht zerstört. Die Schweisfurth-Stiftung setzt sich für eine ganzheitliche, für Mensch, Tier und Umwelt gleichermaßen taugliche Land- und Lebensmittelwirtschaft ein, und hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, das Wohlergehen und die Gesundheit der landwirtschaftlichen Nutztiere zu verbessern. Für eine nachhaltige Zukunft der Landwirtschaft gilt es, bisherige Konzepte und Praktiken, insbesondere in der Nutztierhaltung, kritisch zu hinterfragen, Forschungsbedarf aufzudecken und sinnvolle, tier- und menschenfreundliche Alternativen zu fördern. Hierzu hat die Tagung „Nutztierhaltung und Gesundheit – Neue Chancen für die Landwirtschaft“ am 10. Oktober 2006 in München einen Beitrag geleistet.

@book{doi:10.17170/kobra-202007211473,
  author    ={Biedefeld, Susann and Erhard, Michael and Frosch, Werner and Gerbermann, Hermann and Hartung, Jörg and Huber, Marcel and Knierim, Ute and Mutius, Erika von and Nowak, Dennis and Rusche, Brigitte and Rütting, Barbara and Schulze, Anja and Schweissfurth, Karl-Ludwig and Ulmer, Harald},
  editor  ={Gottwald, Franz-Theo and Nowak, Dennis},
  title    ={Nutztierhaltung und Gesundheit - Neue Chancen für die Landwirtschaft},
  keywords ={630 and Landwirtschaft and Nutztierhaltung and konventionelle Tierhaltung and Tiergesundheit and Gesundheit and Umwelt and Umweltschutz},
  copyright  ={https://rightsstatements.org/page/InC/1.0/},
  language ={de},
  year   ={2007}
}