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Mentalisierungsförderung als Fokus von Supervision

Ethnografische Fallstudie eines Supervisionsprozesses mit multiprofessionellen Rehabilitationsteams aus der beruflichen Rehabilitation junger Menschen

In der ethnografischen Fallstudie wurde untersucht, wie Mentalisierungsfähigkeiten in einem Supervisionsprozess mit multiprofessionellen Rehabilitationsteams aus der beruflichen Rehabilitation junger Menschen gefördert werden konnten. Dazu wurde eine teilnehmende Beobachtung an der begleitendenden Supervision der Pilotstudie „Mentalisierende Berufsausbildung“ durchgeführt, die als eines der Interventionsmodule dieser Systemintervention auf die Förderung von Mentalisierungsfähigkeiten ausgewählter Mitarbeiter ausgerichtet war. Mentalisierung bezeichnet die Fähigkeit, interpretieren zu können, welche Gedanken und Gefühle dem eigenen Verhalten und dem Verhalten von anderen situativ zu Grunde liegen könnten. Sie gilt als Schlüsselkompetenz in der psychosozialen Arbeit und wurde in der Pilotstudie als zentraler Einflussfaktor für die Wirksamkeit der beruflichen Rehabilitation angesehen. Der Forschungsansatz stellt eine Kombination aus Ethnografie, Grounded Theory und qualitativer Inhaltsanalyse dar. Es wurde herausgearbeitet, mit welchen Faktoren der untersuchten Supervision und mit welchem Vorgehen des Supervisors eine Mentalisierungsförderung in Verbindung gebracht werden kann. Ziel war es ein empirisch verankertes Verständnis von Mentalisierungsförderung in der Supervision zu entwickeln, das aus konkreten Handlungsvollzügen abgeleitet ist. Vorannahmen des Autors zur Thematik und solche aus der Literatur wurden explizit einbezogen und auf ihre Relevanz für das Untersuchungsfeld und ihre Anschlussfähigkeit an den wissenschaftlichen Diskurs hin überprüft. Als besonders relevant haben sich die beiden Kompetenzbereiche „Mentalisierungsförderliche Grundhaltung“ und „Exploration“ gezeigt. Die bedeutendsten Interventionsarten des Supervisors zur Mentalisierungsförderung sind solche, die auf die gemeinsame Erkundung und Vertiefung von Gedanken und Gefühlen gerichtet sind und den Inhalt von Mentalisierungsprozessen für die Supervisanden veranschaulichen. Ein weiteres Ergebnis ist die besondere Relevanz der Fallarbeit als Mentalisierungstraining, da sich alle Interventionsarten des Supervisors zur Mentalisierungsförderung darauf beziehen lassen. Die Ergebnisse könnten helfen, weitere Forschungsarbeiten inhaltlich vorzubereiten, potentielle Wirkfaktoren für künftige Interventionskonzepte aufzuzeigen und mentalisierungsfördernde Beratungs- und Interventionsansätze weiterzuentwickeln. So legen die Befunde nahe, dass die Supervisanden besonders von der multiprofessionellen Zusammensetzung der Supervisionsgruppe für die Mentalisierungsförderung profitieren konnten. Ebenfalls gibt es Hinweise darauf, dass eine gemeinsame Sprache für mentale Prozesse schon sehr dabei hilft, eine tiefergehende Auseinandersetzung und gegenseitiges Verständnis zu ermöglichen – und dies unabhängig von einer Mentalisierungsförderung auch an sich ein großer Mehrwert für die multiprofessionelle Arbeit in der beruflichen Rehabilitation ist.

Collections
@phdthesis{doi:10.17170/kobra-202302097483,
  author    ={Curth, Christian},
  title    ={Mentalisierungsförderung als Fokus von Supervision},
  keywords ={300 and Supervision and Berufliche Rehabilitation and Mentalisierung},
  copyright  ={https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/},
  language ={de},
  school={Kassel, Universität Kassel, Fachbereich Humanwissenschaften, Institut für Sozialwesen},
  year   ={2023}
}