Spaces of Resistance – Framing Crisis and Activism in Athens Zusammenfassung deutsch Die vorliegende Dissertation thematisiert, ob soziale Krisensituationen Möglichkeitsraume für die Entstehung und Etablierung von progressiven Gegenhegemonien sein können. Zahlreiche theoretische Überlegungen und empirisch-historische Forschungen stützen diese Hypothese. Dieser Fragestellung gehe ich am Beispiel von Griechenland in den Jahren von 2008-2013 nach. Obwohl die Forschungen zu sozialen Bewegungen in Griechenland seit 2010 stark angestiegen sind, gibt es noch keine Untersuchung, die über einen längeren Zeitraum empirisch erforscht, wie die gegenwärtige multiple Krise von den sozialen Bewegungsteilnehmerinnen erfasst wird. Gegenstand der Analyse Transformationen der Konzepte und Strategien von Aktivistinnen der griechischen alternativen Szene. Der Untersuchung liegt der Framing-Ansatz der Sozialen Bewegungsforschung zugrunde. Die empirische Basis besteht aus problemzentrierten Interviews mit 16 Aktivistinnen aus den Jahren 2012 und 2013. Die Auswahl umfasst Anarchistinnen verschiedener Couleur, Anarchokommunistinnen, radikale Linke, autonome Marxistinnen, Internationalistinnen und Situationistinnen. Die meisten sind in antirassistischen oder antifaschistischen (Nachbarschafts)Initiativen aktiv. Das Ergebnis der Frame-Analyse ergibt, dass in den vier identifizierten Protestzyklen von 2008 bis 2013 einige Entwicklungen in der Gesellschaft und respektive auch in sozialen Bewegungen stattgefunden haben, die allerdings eher als Problem denn als Chance gerahmt werden. Einige Transformationen im aktivistischen Raum weisen allerdings auch auf die Öffnung von Möglichkeitsräumen hin: Die Konzepte und Strategien der Aktivistinnen gehen im Datenerhebungszeitraum 2012-2013 weit über ihre vorherigen Theorien und Praxen hinaus. Bis dahin blieben Handlungen oft defensiv und räumlich beschränkt auf den Schutzraum des alternativen Stadtteils Exarcheias. Dagegen wird Hegemonie in der fortgeschrittenen Krise 2012/2013 von den Aktivistinnen nicht mehr nur durch eine direkte Konfrontation mit hegemonialer Macht sondern durch die Schaffung von alternativen Vorstellungswelten translokal vernetzter Experimente herausgefordert. Theoretische Überlegungen werden durch praktische Erfahrungen der Selbstorganisation im kleinen Maßstab überprüft. Besonders der Kampf gegen den sich ausbreitenden Neo-Faschismus hat zur Folge, dass sich in vielen Stadtteilen lokale Komitees gründeten. Diese versuchen mit vielfältigen Strategien, praktische Solidarität zu stärken. Die von den Befragten beschriebenen Mikrostrategien überwinden oft etablierte Bewegungsgrenzen und wenden sich der Mehrheitsgesellschaft sowie marginalisierten Gesellschaftsgruppen zu. Die Frame-Analyse, die Konzepte und Strategien der Aktivist*innen über einen längeren Zeitraum 2008 bis 2013 untersucht hat, kann so belegen, dass durch die Dringlichkeiten der Krisensituationen neue Ansätze in lokalen Experimentierräumen geschaffen wurden, um im Kleinen und Alltäglichen Alternativen zur uns umgebenden kapitalistischen Hegemonie zu erproben.
@phdthesis{urn:nbn:de:hebis:34-2018040354832, author ={Philipp, Carolin}, title ={Spaces of Resistance – Framing Crisis and Activism in Athens}, keywords ={320 and Griechenland and Soziale Bewegung and Krise}, copyright ={https://rightsstatements.org/page/InC/1.0/}, language ={en}, school={Kassel, Universität Kassel, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften}, year ={2018-04-03} }