Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sterben weltweit noch immer jĂ€hrlich rund 1,35 Millionen Menschen bei VerkehrsunfĂ€llen. UngefĂ€hr 54% dieser TodesfĂ€lle ereignen sich unter ungeschĂŒtzten Verkehrsteilnehmern wie FuĂgĂ€ngern, Radfahrern und Motorradfahrern. FuĂgĂ€nger und Radfahrer machen dabei zusammen rund 26% aller Verkehrstoten aus. Im Gegensatz zu fahrzeugbasierten Kollisionsvermeidungssystemen setzen kooperative Systeme die Verwendung von mobilen GerĂ€ten wie Smartphones zur kontinuierlichen Erfassung von Bewegungen verletzlicher Verkehrsteilnehmer und dem Austausch dieser Informationen mit anderen Verkehrsteilnehmern voraus, um mögliche Kollisionen zu erkennen und zu vermeiden. Bei der Verwendung von Smartphones zur kooperativen Kollisionsvermeidung mĂŒssen jedoch Fehler bei der Bestimmung des aktuelle Bewegungsvektors (d.h. Position, Richtung und Geschwindigkeit) eines ungeschĂŒtzten Verkehrsteilnehmers berĂŒcksichtigt werden. Bisher ist noch unklar, wie sich Fehler bei der Bestimmung des Bewegungsvektors eines ungeschĂŒtzten Verkehrsteilnehmers auf die FĂ€higkeit auswirken, bevorstehende Kollisionen zu erkennen, wenn dieser Bewegungsvektor durch aktuelle Smartphones ermittelt wird. Zu diesem Zweck untersucht diese Dissertation die Machbarkeit des Einsatzes aktueller Smartphones zur kooperativen Kollisionsvermeidung, indem zunĂ€chst Fehler bei der Bestimmung von Position, Richtung und Geschwindigkeit eines FuĂgĂ€ngers ermittelt werden. Des Weiteren wird eine Simulation durchgefĂŒhrt, um den Einfluss dieser Fehler auf die Kollisionserkennungsleistung zu untersuchen, welche zeigt, dass aktuelle Smartphones die Anforderungen an eine zuverlĂ€ssige Kollisionsvermeidung noch nicht erfĂŒllen. Um diese und andere Herausforderungen zu adressieren, fokussiert sich aktuellere Forschung auf die Nutzung physischer AktivitĂ€ten von FuĂgĂ€ngern, wie Gehen oder Stehen, um kooperative Kollisionsvermeidungssysteme zu unterstĂŒtzen. Bisher wurde jedoch die tatsĂ€chliche Zeit, die benötigt wird, um ĂbergĂ€nge zwischen AktivitĂ€ten von FuĂgĂ€ngern zu erkennen, nicht betrachtet. Daher untersucht diese Dissertation sowohl die Erkennungsgenauigkeit als auch die Erkennungsverzögerung von drei FuĂgĂ€ngeraktivitĂ€ten, d.h. das Losgehen, das Stehenbleiben und das Ăberqueren einer Bordsteinkante. HierfĂŒr wird eine eventbasierte Evaluation durchgefĂŒhrt, die den Einfluss verschiedener Phasen der AktivitĂ€tserkennung sowohl auf die Erkennungsgenauigkeit als auch auf die Verzögerung analysiert. Aus dieser Untersuchung werden Empfehlungen abgeleitet, wie die Erkennungsverzögerung verringert und gleichzeitig eine hohe Erkennungsgenauigkeit beibehalten werden kann. SchlieĂlich wird in dieser Dissertation die Verwendung eines Bordsteinerkennungsmoduls zur Verbesserung der aktuellen Position eines FuĂgĂ€ngers evaluiert. FĂŒr diese Evaluation werden Verzögerungen sowohl fĂŒr die Erkennung der Ăberquerung der Bordsteinkante als auch fĂŒr die Kommunikation berĂŒcksichtigt. Dabei zeigt sich, dass selbst unter BerĂŒcksichtigung von Verzögerungen, die Wahrscheinlichkeit, eine bevorstehende Kollision zwischen FuĂgĂ€ngern und Fahrzeugen zu erkennen, signifikant erhöht werden kann.
@phdthesis{doi:10.17170/kobra-202301087333, author ={Morold, Michel}, title ={Context Awareness for Smartphone-Based Cooperative VRU Collision Avoidance}, keywords ={004 and Anpassung and Fahrerverhalten and Kollisionsschutz and Smartphone and Kontextbezogenes System}, copyright ={http://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/}, language ={en}, school={Kassel, UniversitÀt Kassel, Fachbereich Elektrotechnik/Informatik}, year ={2024} }