Wie die jüngsten Anschläge auf jüdische Einrichtungen und Personen zeigen, grassiert in Deutschland immer noch und sogar verstärkt das unsägliche ‚Gerücht über die Juden‘, die vermeintlich den Untergang des Abendlandes heraufbeschwören und die Weltherrschaft an sich reißen wollen. Verbreitet werden solche Hassbotschaften unter anderem mittels rechter Verschwörungstheorien, die eine dumpfe Wut auf vermeintlich dunkle Machenschaften demokratischer Staaten schüren, gleichzeitig aber auch eine Angstkommunikation reaktivieren, die nach autoritärer Führung verlangt. Von der These ausgehend, dass der aktuelle Judenhass nicht nur uralte Vorurteile tradiert, sondern aggressiv die aufklärenden Antworten auf antisemitische Stereotype zu widerlegen versucht, widmen sich die hier versammelten Aufsätze aus Literaturwissenschaft, Philosophie und Geschichtswissenschaft der Frage, wie sich die Diffamierung des ‚Jüdischen‘ historisch entwickeln konnte, wie antisemitische Verfolgung literarisch bezeugt wurde und mit welchen Argumenten die neuen Sagbarkeitsdebatten im Kontext des Antisemitismus geführt werden. Das Spektrum des untersuchten Materials reicht dabei von den berüchtigten Protokollen der Weisen von Zion über die literarische Gestaltung von Zeitzeugenschaft im Angesicht der Schoah bis hin zu Antisemitismus und Antisemitismuskritik in Kultur, Medien und Musik der Gegenwart.
@book{doi:10.17170/kobra-202010262006, editor ={Greif, Stefan and Kurultay, Turgay and Roßbach, Nikola}, title ={Kein Ende des Gerüchts, Antisemitismus in Kultur und Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts}, keywords ={300 and Antisemitismus and Kritik and Verschwörungstheorie and Kultur and Literatur}, copyright ={http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/}, language ={de}, year ={2020} }