Neue Wege zur Proteinsynthese IRES-vermittelte Translation und die Bedeutung von dicistronischen mRNAs bei Drosophila
In dieser Arbeit ist die zentrale Frage, warum dicistronische mRNAs, eine fĂŒr Eukaryoten untypische Organisation, existieren und wie die Translation des zweiten offenen Leserasters initiiert wird. In sieben von neun anfĂ€nglich ausgewĂ€hlten Genkassetten werden tatsĂ€chlich nur dicistronische und keine monocistronischen Transkripte gebildet. Im Laufe der Evolution scheint diese Organisation nicht immer erhalten zu bleiben - es finden sich Hinweise fĂŒr einen operonartigen Aufbau. Nach Transformation mit einem dicistronischen Reporterkonstrukt und in in vitro Translations-Assays weisen die beiden Genkassetten CG31311 und CG33009 eine interne ribosomale Eintrittstelle (IRES) auf, welche die Translation des zweiten Cistrons einleiten kann. Diese beiden IRESs lassen sich in einen Bereich von unter 100 nt eingrenzen. Die FunktionalitĂ€t der beiden nachgewiesenen IRESs konnte in vivo in der mĂ€nnlichen Keimbahn von Drosophila bestĂ€tigt werden, nachdem das Vorhandensein von kryptischen Promotoren in diesen Bereichen ausgeschlossen wurde. Die anderen fĂŒnf Genkassetten hingegen zeigen keine IRES-AktivitĂ€t und nutzen wahrscheinlich alternative Methoden wie das leaky scanning oder ribosomal shunting zur Translation des zweiten Cistrons. In weiterfĂŒhrenden Analysen wurden sehr komplexe Expressionsmuster beobachtet, die nicht offensichtlich mit der beschriebenen mRNA Organisation in Einklang zu bringen sind. Bei der Genkassette CG33009 zum Beispiel wird das erste Protein wĂ€hrend der gesamten Spermatogenese in den Keimzellen synthetisiert, wohingegen das zweite IRES-abhĂ€ngig translatierte Protein in den die Keimzellen umschlieĂenden Cystenzellen und zusĂ€tzlich in den elongierten Spermatiden auftritt. Diese zusĂ€tzliche Expression könnte auf Transportprozessen oder Neusynthese beruhen. Die Cystenzell-spezische Expression eines Fusionskonstruktes fĂŒhrte jedoch nicht zum Nachweis des Fusionsproteins in den Keimzellen. Somit ist eine durch die IRES-vermittelte Neusynthese in den elongierten Spermatiden wahrscheinlicher. Ein Verlust dieses IRES-abhĂ€ngig translatierten Proteins in den Cystenzellen bringt die Spermatogenese zum Erliegen und belegt somit dessen essentielle Funktion. Bei der Genkassette CG31311 kommt es auch zu einer bemerkenswerten AuffĂ€lligkeit in der Expression. WĂ€hrend im Hodengewebe groĂe Mengen an Transkript vorhanden sind, die aber nicht zu nachweisbaren Mengen an Protein fĂŒhren, lĂ€sst sich in den Ommatidien ein differenziertes Expressionsmuster fĂŒr beide Proteine dokumentieren, obwohl die Transkriptmenge hier unterhalb der Nachweisgrenze liegt. Diese Beobachtung suggeriert eine drastische Kontrolle auf Translationsebene, die fĂŒr das Hodengewebe zum Beispiel in einer Verzögerung der Translation bis nach der Befruchtung bestehen könnte (paternale mRNA). Erste AnsĂ€tze zeigen die Interaktion der IRES von CG33009 mit RNA-bindenden Proteinen, potentiellen ITAFs (IRES trans-acting factors), deren Bindung sequenzspezisch erfolgt. In weiteren Experimenten wĂ€re zu testen, ob die hier identifizierten IRESs mit den gleichen oder mit unterschiedlichen Proteinen interagieren.
@phdthesis{urn:nbn:de:hebis:34-2012121242312, author ={Pfurr, Ilka}, title ={Neue Wege zur Proteinsynthese IRES-vermittelte Translation und die Bedeutung von dicistronischen mRNAs bei Drosophila}, keywords ={570 and Proteinsynthese and Drosophila and Translationskontrolle and Messenger-RNS}, copyright ={https://rightsstatements.org/page/InC/1.0/}, language ={de}, school={UniversitÀt Kassel, Fachbereich 10, Zoologie/Entwicklungsbiologie}, year ={2012-12-12} }