„Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit“ (Koh 3,1)
Armut/Reichtum, Arbeit, Glück, Tod, Gott und Mensch sowie Zeit – Dies alles sind Themen, die als existentiell bezeichnet werden können. Mit ihnen beschäftigt sich das alttestamentliche Buch Kohelet, das ca. zwischen 250 und 190 v. Chr. entstanden ist. Trotz des Alters dieses Buches behandelt Kohelet Fragen, die hoch aktuell sind: Gibt es einen Gott? Greift dieser ein? Ist Reichtum etwas Erstrebenswertes? Warum mühen wir uns so ab, wenn wir doch sowieso sterben und all das Erarbeitete hinterlassen müssen? Und haben wir überhaupt Entscheidungs- und Handlungsfreiheit? Ist nicht vielleicht sogar alles von Gott bestimmt? Die Fragen hängen eng mit dem eigenen Selbstbild zusammen. Besonders im Jugendalter befindet sich der Mensch auf der Suche nach einer Identität, nach Erkenntnissen und einer eigenen Weltanschauung. Kohelets Fragen gewinnen in dieser Zeit an Relevanz. Das alttestamentliche Buch kann insbesondere in dieser Lebensphase fruchtbar gemacht werden und anregend sein. Es kann Heranwachsende dazu auffordern, das bisherige Selbstbild und die eigene Weltanschauung zu hinterfragen. Aus diesen Überlegungen heraus ergibt sich das Buch Kohelet als wertvoller Gesprächspartner Jugendlicher. Daneben erscheint es auch naheliegend, Jugendliche mit Kohelet ins Gespräch zu bringen, weil der Adressat des Buches nach Schmitz der junge Erwachsene sei (vgl. Schmitz, 2004, S. 325). Obwohl eine Relevanz des Buches für Jugendliche auszumachen ist, kann das Buch Kohelet bisher als „bibeldidaktisches Stiefkind“ (G. Langenhorst, 2004, S. 317) angesehen werden. Vereinzelt finden sich Umsetzungsvorschläge des Buches im Unterricht. In Lehrplänen wird es jedoch kaum aufgegriffen. Hinzu kommt, dass sich kaum Ausführungen dazu finden, wie Jugendliche die Gedanken Kohelets überhaupt verstehen. Aus diesem Grund hat die vorliegende Arbeit das Ziel, dies in Erfahrung zu bringen. Um die Ausgangsfrage zu beantworten, wurde eine empirische Untersuchung der Rezeption durchgeführt. Dabei wurde das Zeitgedicht des Koheletbuches fokussiert, das das menschliche Leben als Ganzes thematisiert und implizit ein Menschenbild entfaltet. Über die Frage der Rezeption durch OberstufenschülerInnen hinaus, möchte die Arbeit auch Rückschlüsse auf eine mögliche Beschäftigung mit Kohelet im Religionsunterricht schließen. Zunächst wird das hier grundgelegte Verständnis von Textrezeption erläutert. Daraufhin wird der Blick auf die Texteinheit gerichtet. Diese wird eingehend exegetisch untersucht, wobei auch die verschiedenen Lesarten thematisiert werden. In einem nächsten Kapitel rücken die SchülerInnen als Adoleszente ins Zentrum, woraufhin die Untersuchung des Dialogs zwischen Text und SchülerInnen und somit der Rezeption vollzogen wird. Den Schluss bildet ein Fazit mit einem Ausblick.
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