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Der Blick in den Spiegel

Konventionsbrüche im Selbstbildnis am Ende des 18. Jahrhunderts

Ein fundamentaler Epochenumbruch zeigt sich am deutlichsten an der Infragestellung bislang unausgesprochener, weil selbstverständlicher Konventionen, meist unscheinbarer Details, die jedoch für die geläufige Auffassung eines bestimmten traditionellen Bildtypus konstituierend waren. Die Radikalität, mit der die bisher selbstverständliche Bildgestaltungspraxis in einem solchen Fall kritisiert wird, erschließt sich daher nur vor dem Hintergrund der Geschichte des fraglich gewordenen Bildtypus, seiner impliziten Leseaufforderung für einen Betrachter und der andauernden Gewohnheiten, die seine Wiederholung in jedem einzelnen Fall gesteuert haben. So verhält es sich auch mit den Bildtypen des Selbstbildnisses, von denen hier die Rede sein soll. Der für diese Bildgattung konstituierende Blick in den Spiegel verlangte eine Reihe von Maßnahmen, um der Erwartung des Betrachters entgegenzukommen und den vom Künstler beabsichtigten Eindruck nicht zu stören. Der Typus des repräsentativen Selbstporträts, bei dem sich der Künstler bei der Arbeit an der Staffelei als Dreiviertelfigur darstellt, ist in Frankreich am Ende des 17. Jahrhunderts im Umkreis der Hofporträtisten Ludwigs XIV. etabliert worden.

Collections
@inbook{doi:10.17170/kobra-202008251635,
  author    ={Joachimides, Alexis},
  title    ={Der Blick in den Spiegel},
  keywords ={700 and Selbstbildnis and Konvention and Geschichte 1700-1800},
  copyright  ={https://rightsstatements.org/page/InC/1.0/},
  language ={de},
  publisher  ={Universität Kassel},
  year   ={2004}
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