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Der Weg der Erkenntnis

Eine Analyse der menschlichen Seele als Ebenbild Gottes bei Augustinus und Sigmund Freud

Das Leben des Menschen stellt ein unaufhörliches Streben nach Glück dar, sodass sich jede einzelne Handlung mit diesem ultimativen Ziel verknüpfen lässt. Die Wege, die zur Erreichung des Glücks beschritten werden, sind dabei sehr unterschiedlich, führen allerdings nicht immer zum gewünschten Ziel. Der Weg der Erkenntnis, vor allem der Selbsterkenntnis, stellt jedoch nach der hier vertretenen Auffassung den einzigen Weg zum unbeschränkten Glück dar. Zahlreiche Theologen und Philosophen teilen diese Erkenntnis und haben sich daher durch die Geschichte der Menschheit hinweg mit dem Wesen des Menschen, bzw. seiner Seele beschäftigt und sind trotz zum Teil großer zeitlicher und ideologischer Distanz zu ähnlichen Ergebnissen über jene gelangt. An dieser Stelle sind Augustinus und Sigmund Freud zu nennen, die auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher hätten sein können. Bei genauerem Hinsehen lassen sich jedoch zahlreiche Analogien beim Vergleich ihrer beiden Werke zur menschlichen Seele finden. Die folgende Arbeit vertritt daher die folgenden Thesen:

  1. Augustinus und Sigmund Freud erforschten unabhängig voneinander die menschliche Seele. Methodisch nutzten sie dazu die Selbstbetrachtung, mit der sie inhaltlich zu dem Schluss kamen, dass die Seele eine Dreiheit aufweist. Die von beiden gefundenen Dreiheiten zeigen trotz aller zeitlicher und ideologischer Distanz zahlreiche Analogien. Daran schließt sich die zweite These an, die besagt,
  2. dass der Mensch auf dem Weg der Selbstbeobachtung immer wieder eine Dreiheit in seiner Seele entdecken wird, sodass die Vermutung einer tatsächlich existierenden Dreierstruktur innerhalb der menschlichen Seele an Plausibilität gewinnt. Die dritte These ordnet die Seele in ihren metaphysischen Zusammenhang ein:
  3. Augustinus zeigt auf, dass die menschliche Seele der göttlichen Trinität nachgebildet ist, sodass der seine Seele und damit sich selbst erkennende Mensch somit auch Spuren des Göttlichen in Form eines ungleichen Abbildes in seiner Seele finden kann. Der Weg der Erkenntnis Gottes lässt sich folgerichtet als einer der aufmerksamen Selbstbetrachtung auf der Suche nach der ewigen Wahrheit beschreiben. Es ist diese Wahrheit, die das Glück des Menschen bedeutet. Die vierte These besagt schließlich,
  4. dass auch die freudschen Texte eine Einordnung der Seele in einen metaphysischen Zusammenhang ermöglichen. Zahlreiche Erklärungsansätze, sprachliche Mittel, aber auch biographische Besonderheiten Sigmund Freuds weisen darauf hin, dass auch seine Ausführungen einer Verbindung der menschlichen Seele zum Ewigen zumindest nicht grundlegend widersprechen, was wiederum die dritte These stützen kann. Um diese Thesen zu belegen, beginnt die Arbeit nach einer kurzen Einführung sowie der Beschreibung des Forschungsstandes mit einer Darlegung der Trinitätslehre in ihrer historischen Entwicklung. Hierbei werden sowohl biblische Ansätze, die Unterschiede in Bezug auf das trinitarische Verständnis zur Ostkirche als auch moderne Beschreibungen der göttlichen Trinität in den Blick genommen. Das vierte Kapitel beschreibt das Leben des Augustinus und berücksichtigt dabei auch seine Selbstdarstellung in den Confessiones. Im Anschluss daran werden die augustinische Trinitätslehre sowie die zugehörige Terminologie und (neu-)platonische Ansätze dargestellt, um dann die Seele des Menschen in der Abhängigkeit zur Trinität genauer zu untersuchen. Dabei liegt der Fokus auf der in der Seele existierenden Dreiheit. Das fünfte Kapitel ist analog zum vierten Kapitel aufgebaut und beginnt mit einer kurzen Biographie Sigmund Freuds. Auch hier findet die Selbstdarstellung Freuds ebenfalls Berücksichtigung. Es folgt eine Einführung in Freuds Lehre der Psychoanalyse aus damaliger und aktueller Sicht, bevor seine Schilderungen zur menschlichen Seele genauer betrachtet werden. Auch hier liegt der Fokus auf der Dreiheit innerhalb der Seele, um diese später mit der augustinischen Dreiheit vergleichen zu können. Im sechsten Kapitel werden die gefundenen seelischen Dreiheiten verglichen und es werden Ursachen für die ebenfalls vorliegenden Unterschiede nachgegangen. Dazu beginnt das Kapitel mit einem Vergleich der von Augustinus und Sigmund Freud vertretenen Positionen zur Schöpfung bzw. zur Entwicklung menschlichen Lebens innerhalb der sogenannten 'Urhorde', um zu zeigen, dass Freuds behaupteter Atheismus als Erklärung für zahlreiche (terminologische) Unterschiede herangezogen werden kann. Anschließend erfolgt der Vergleich der Seelenmodelle, bei dem nicht nur die Dreierstrukturen der menschlichen Seele mit einander, sondern auch mit der göttlichen Trinität verglichen werden. In diesem Zusammenhang werden die eingangs genannten Analogien aufgezeigt. Der Vergleich stellt bereits die von Augustinus aufgezeigte Bedeutung der Trinität für den Menschen und dessen Seele dar, die im folgenden Teil des Kapitels genauer in den Blick genommen wird: Augustinus weist die Trinität als das wahre Glück bzw. die Glückseligkeit des Menschen aus, während Sigmund Freuds Wege zum Glück abseits der terminologischen Unterschiede auffällige Ähnlichkeiten aufweisen. In einem abschließenden Fazit werden die genannten Thesen noch einmal in den Blick genommen, um deren Plausibilität zu prüfen und festzustellen, inwiefern die Erkenntnis der Seele nach Augustinus und Sigmund Freud nicht nur mit Analogien versehen sind, sondern zusätzlich den Menschen tatsächlich auf den Weg des Glücks zu führen vermögen.
Collections
@phdthesis{doi:10.17170/kobra-20191107755,
  author    ={Makowski, Elena},
  title    ={Der Weg der Erkenntnis},
  keywords ={200 and Augustinus, Aurelius and Freud, Sigmund and Seele and Glück and Trinität},
  copyright  ={https://rightsstatements.org/page/InC/1.0/},
  language ={de},
  school={Kassel, Universität Kassel, Fachbereich Geistes- und Kulturwissenschaften},
  year   ={2018-08}
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