Untersuchungen zur Dynamik des Lipid-Metabolismus von Dictyostelium discoideum
Die soziale Waldamöbe Dictystelium discoideum ist ein etablierter Modellorganismus zur Erforschung grundlegender zellbiologischer Prozesse. Innerhalb der letzten Jahre konnte dabei insbesondere das Wissen zum Lipidmetabolismus umfassend erweitert werden. In diesem Zusammenhang spielt besonders eine Enzymgruppe eine wichtige Rolle: die LC/VLC-Acyl-CoA-Synthetasen. Diese ĂŒbernehmen dabei die Aufgabe FettsĂ€uren zu aktivieren, um sie so dem Zellmetabolismus ĂŒberhaupt erst zugĂ€nglich zu machen. D. discoideum verfĂŒgt ĂŒber insgesamt vier dieser Enzyme: FcsA, FcsB, FcsC und das Bubblegum-Enzym Acsbg1. WĂ€hrend die FcsA und FcsB bereits in vorangegangenen Arbeiten untersucht wurden, werden die FcsC und die Acsbg1 in dieser Arbeit erstmals biologisch charakterisiert. Untersuchungen zur subzellulĂ€ren Lokalisation der Proteine zeigen, dass die meisten LC/VLC-Acyl-CoA-Synthetase auf Endosomen und im Cytoplasma gefunden werden können (FcsA, FcsC und Acsbg1), wĂ€hrend die FcsB als Transmembranprotein ĂŒber das ER zu den Peroxisomen transportiert wird. Die Acsbg1 akkumuliert dabei zusĂ€tzlich an der Plasmamembran. Funktionell konnte gezeigt werden, dass neben der FcsA auch die Acsbg1 an der Bereitstellung von Acyl-CoA fĂŒr Triacylglyceridsynthese beteiligt ist. Dabei besitzt die FcsA die HauptenzymaktivitĂ€t und kompensiert den Verlust der Acsbg1 in acsbg1- Zellen. In fcsA-/acsbg1- Zellen dagegen kommt der Verlust der Acsbg1 durch eine zusĂ€tzliche Verringerung des TAG-Gehaltes der Doppel-KOs im Vergleich zu fcsA- Zellen zum tragen. Alle vier Enzyme beeinflussen die Phagozytose. Dabei zeigen fcsA- und fcsC- Zellen eine gesteigerte Phagozytose in Gegenwart von der gesĂ€ttigten FettsĂ€ure PalmitinsĂ€ure im Kulturmedium. Auch der knockout der Acsbg1 wirkt sich positiv auf die Phagozytoserate aus, jedoch kommt auch nur dieser zum tragen, wenn neben der Acsbg1 auch die FcsA ausgeschaltet wird. Die FcsB dagegen zeigt eine dramatische Reduktion der Partikelaufnahme in nicht FettsĂ€ure gefĂŒtterten Zellen. Durch die Zugabe einer exogenen FettsĂ€ure kann dieser Effekt nicht kompensiert werden. Auch der zusĂ€tzliche Verlust der FcsA-EnzymaktivitĂ€t verĂ€ndert dieses Verhalten in PalmitinsĂ€ure inkubierten Zellen nicht. In fcsA-/fcsB- konnte zudem ein Defekt beim Abbau von Triacylglyceriden gefunden werden. Dieser Defekt liefert erste Hinweise fĂŒr ein Modell, das den Abbau von LD gespeicherten Lipiden durch Autophagozytose in D. discoideum beschreibt. Peroxisomen sind wichtige Organellen fĂŒr die Detoxifikation und die Oxidation von FettsĂ€uren. Durch das Ausschalten der Acaa1, der Thiolase, die den letzten Schritt der ÎČ-Oxidation in Peroxisomen katalysiert, zeigte sich ein verlangsamter Triacylglycerol-Abbau sowie eine verringerte Degradation des Etherlipids UKL und von Sterolestern, was auf eine Beteiligung der Peroxisomen beim Abbau von langkettigen FettsĂ€uren schlieĂen lĂ€sst. Bei dem Versuch durch das Ausschalten des pex19-Gens eine Zelllinie zu generieren, die keine Peroxisomen besitzt, wurde die Organelle ĂŒberraschender Weise, wenn auch mit einer vom Wildtyp abweichenden Morphologie, weiterhin vorgefunden. Dieser Befund korrelierte mit dem Resultat, dass trotzdem das pex19-Gen erfolgreich unterbrochen wurde, dennoch eine intakte Kopie des Gens nachgewiesen werden konnte. Dementsprechend sollte die erschaffene pex19- Zelllinie als knockdown und nicht als knockout gewertet werden. Der pex19 knockdown zeigte beim Abbau von Triacylglyceriden eine Ă€hnliche Verlangsamung wie acaa1- Zellen. ZusĂ€tzlich wurde eine Verringerung der Synthese des Etherlipids UKL beobachtet, was darauf hindeutet, dass dieses Lipid im Peroxisom gebildet wird. Auch die Phagozytose und das Wachstum auf Bakterienrasen waren im pex19 knockdown dramatisch reduziert. Durch die Ăberexpression von Pex19-GFP im knockdown Hintergrund konnten die physiologischen Defekte in den meisten so generierten Zelllinien ausgeglichen werden. Lipid Droplets sind Organellen, die in Eukaryoten und Prokaryoten als Speicher fĂŒr Neutralfette dienen und ebenfalls als Ort der Lipidsynthese fungieren. Um diese Aufgaben erfĂŒllen zu können, besitzen sie auf ihrer OberflĂ€che Proteine, die fĂŒr die Regulierung dieser Prozesse notwendig sind. Durch die weiterfĂŒhrende Analyse von Kandidatenproteinen, die durch eine proteomische Analyse von aufgereinigten LDs identifiziert wurden, konnte fĂŒr vier weitere Proteine (Plsc1, Net4, Lip5 und Nsdhl) die LD-Assoziation durch GFP-Fusionsproteine bestĂ€tigt werden. Bei der Charakterisierung von plsc1 knockouts zeigte sich eine verminderte FĂ€higkeit beim Wachstum auf Bakterienrasen sowie eine erhöhte Phagozytoserate in Gegenwart einer exogenen FettsĂ€ure, was auf eine Involvierung des Proteins in die Phospholipidsynthese hindeutet. Die bisher einzige identifizierte LD-assoziierte Lipase Lip5 nimmt nur eine untergeordnete Rolle bei der Hydrolyse von Triacylglycerolen und Sterolestern ein, da in KO-Mutanten nur ein milder Defekt beim Abbau beider Substanzen beobachtet werden konnte. Die LD-Lokalisation von Net4 ist evolutionĂ€r konserviert und kann nicht nur in D. discoideum beobachtet werden, sondern auch in humanen Zellen. Welche Funktion das Protein auf der LD-OberflĂ€che ausĂŒbt, konnte nicht geklĂ€rt werden. Allerdings kann ein direkter Einfluss auf den TAG- und Sterolaufbau ausgeschlossen werden. LDs stehen in engem Kontakt mit anderen Organellen, die in den Lipidmetabolismus involviert sind, wie mit den Mitochondrien oder dem ER. Durch Perilipin-Hybridproteine können kĂŒnstliche, stabile Verbindungen zwischen LDs und diesen Organellen hergestellt werden. Dabei zeigte Perilipin ein sehr starkes Targeting-Potenzial, durch welches es notwendig war, als zweite HybridhĂ€lfte ein Transmembranprotein zu wĂ€hlen. Die Analyse eines Hybrids, das eine dauerhafte Verbindung von LDs und dem ER herstellt, wies dabeieine Reduktion der LD-GröĂe auf, wobei der Gesamt-TAG-Gehalt der Zellen unbeeinflusst blieb. Durch die starke AffinitĂ€t von Perilipin fĂŒr die Assoziation an LDs konnten durch die Generierung von Hybriden andere Proteine an die LD-OberflĂ€che dirigiert werden. Auf diese Weise konnte erfolgreich die LC-Acyl-CoA-Synthetase FcsA auf das LD transplantiert werden.
@phdthesis{urn:nbn:de:hebis:34-2014060545473, author ={Paschke, Peggy}, title ={Untersuchungen zur Dynamik des Lipid-Metabolismus von Dictyostelium discoideum}, keywords ={570 and Dictyostelium discoideum and Lipidstoffwechsel and Peroxisom}, copyright ={https://rightsstatements.org/page/InC/1.0/}, language ={de}, school={Kassel, UniversitĂ€t, FB 10, Mathematik und Naturwissenschaften, Institut fĂŒr Biologie}, year ={2014-06-05} }