Teil eines Buches
Lexikalische Verträglichkeiten
Abstract
Ich darf davon ausgehen, daß kein Leser weiß, was Bumbu ist. Diese "Unkenntnis" können wir aber partiell beseitigen, ohne auch nur ein einziges Wort über die Eigenschaften dieser geheimnisvollen Sache oder die Bedeutung von Bumbu zu verlieren. Es reicht ein sprachlicher Kontext:
[1] Im Sommer weht der Bumbu überall in Südostafrika.
[2] Im Sommer kocht der Bumbu überall in Südostafrika.
Die Beispiele machen deutlich, daß Satzinhalte mit mathematischen Gleichungen nicht vergleichbar sind, denn selbst ein Unsinnswort wie Bumbu ist kraft des jeweiligen sprachlichen Kontextes keine Unbekannte mehr. Hauptsächlich auf der Basis von syntagmatisch-lexikalischen Implikationen, die als Teil der an Sprachkonventionen gebundenen impliziten Informationsmenge zum Satzinhalt gehören (VON POLENZ 1985:307ff.), identifizieren wir den Bumbu als eine Art Wind ([1]) oder eine Speise- oder Getränkesorte ([2]), wobei sicher auch einige andere Interpretationen möglich sind. Diese Art des Zwischen-den-Zeilen-Lesens ist so alltäglich und natürlich, daß wir auf sie erst aufmerksam werden, wenn wir im Fremdsprachenerwerb die ersten quasi vorprogrammierten Interferenzfehler begehen.
[1] Im Sommer weht der Bumbu überall in Südostafrika.
[2] Im Sommer kocht der Bumbu überall in Südostafrika.
Die Beispiele machen deutlich, daß Satzinhalte mit mathematischen Gleichungen nicht vergleichbar sind, denn selbst ein Unsinnswort wie Bumbu ist kraft des jeweiligen sprachlichen Kontextes keine Unbekannte mehr. Hauptsächlich auf der Basis von syntagmatisch-lexikalischen Implikationen, die als Teil der an Sprachkonventionen gebundenen impliziten Informationsmenge zum Satzinhalt gehören (VON POLENZ 1985:307ff.), identifizieren wir den Bumbu als eine Art Wind ([1]) oder eine Speise- oder Getränkesorte ([2]), wobei sicher auch einige andere Interpretationen möglich sind. Diese Art des Zwischen-den-Zeilen-Lesens ist so alltäglich und natürlich, daß wir auf sie erst aufmerksam werden, wenn wir im Fremdsprachenerwerb die ersten quasi vorprogrammierten Interferenzfehler begehen.
Citation
In: Ágel, Vilmos; Hessky, Regina (Hrsg.): Offene Fragen – offene Antworten in der Sprachgermanistik. Max Niemeyer Verlag: Tübingen 1992, S. 15-34; doi:10.1515/9783111375595, isbn:978-3-484-31128-2, eisbn:978-3-11-137559-5Citation
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2021-05-04T11:38:13Z 2021-05-04T11:38:13Z 1992 doi:10.17170/kobra-202102153233 http://hdl.handle.net/123456789/12789 ger Max Niemeyer Verlag Urheberrechtlich geschützt https://rightsstatements.org/page/InC/1.0/ 400 Lexikalische Verträglichkeiten Teil eines Buches Ich darf davon ausgehen, daß kein Leser weiß, was Bumbu ist. Diese "Unkenntnis" können wir aber partiell beseitigen, ohne auch nur ein einziges Wort über die Eigenschaften dieser geheimnisvollen Sache oder die Bedeutung von Bumbu zu verlieren. Es reicht ein sprachlicher Kontext: [1] Im Sommer weht der Bumbu überall in Südostafrika. [2] Im Sommer kocht der Bumbu überall in Südostafrika. Die Beispiele machen deutlich, daß Satzinhalte mit mathematischen Gleichungen nicht vergleichbar sind, denn selbst ein Unsinnswort wie Bumbu ist kraft des jeweiligen sprachlichen Kontextes keine Unbekannte mehr. Hauptsächlich auf der Basis von syntagmatisch-lexikalischen Implikationen, die als Teil der an Sprachkonventionen gebundenen impliziten Informationsmenge zum Satzinhalt gehören (VON POLENZ 1985:307ff.), identifizieren wir den Bumbu als eine Art Wind ([1]) oder eine Speise- oder Getränkesorte ([2]), wobei sicher auch einige andere Interpretationen möglich sind. Diese Art des Zwischen-den-Zeilen-Lesens ist so alltäglich und natürlich, daß wir auf sie erst aufmerksam werden, wenn wir im Fremdsprachenerwerb die ersten quasi vorprogrammierten Interferenzfehler begehen. open access Ágel, Vilmos Tübingen doi:10.1515/9783111375595-003 Interferenz <Linguistik> Fremdsprachenlernen Mündlichkeit publishedVersion Offene Fragen – offene Antworten in der Sprachgermanistik Ágel, Vilmos Hessky, Regina doi:10.1515/9783111375595 isbn:978-3-484-31128-2 eisbn:978-3-11-137559-5 15-34 Reihe Germanistische Linguistik ;; 128 false
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