Date
2009Author
Kutzer, MirjaSubject
230 Christianity and Christian theology Gericht <Motiv>RechenschaftLiteraturkritikSchlink, Bernhard. Der VorleserMetadata
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Aufsatz
Gerechtfertigt auf Hoffnung hin
Gerechtfertigt auf Hoffnung hin
Über die (Un)Möglichkeit des Gerichts in Bernhard Schlinks «Der Vorleser»
Abstract
Eine Sympathie Literaturschaffender für das Thema «Gericht» ist unübersehbar. Nicht nur liefert der Schauplatz als Kreuzungspunkt von Biographien und vorläufiges Ende manch krimineller Tat offenbar ausreichend lebensgesättigtes Material. Es ist generell auch die Form «Gericht», die die Literaten anzieht. Mittels ihrer wird, wie in zahlreichen Stücken Friedrich Dürrenmatts, fiktional eine durch die Justiz geübte Gerechtigkeit auf den Prüfstand gestellt. Sie wird zum Symbol undurchschaubarer Fremdbestimmtheit wie in Franz Kafkas Prozess. Vielfach bedient sich Literatur der Form des Geständnisses: dem Zugeben einer Tat einschließlich dem Aufschlüsseln der Handlungszusammenhänge, der Motive, alternativer Erklärungsangebote auf der Suche nach der Lösung der Frage: „Gibt es ein Geheimnis unter der Oberfläche menschlichen Tuns? Oder sind die Menschen ganz und gar so, wie ihre Handlungen, die offen zutage liegen, es anzeigen?“ Darin rührt das Gerichtsthema wie kaum ein anderes an die ureigensten Möglichkeiten von Literatur: die moralischen Codes auf den Prüfstand zu stellen und, so formuliert es Paul Ricoeur, «ein Laboratorium zu bilden, in dem der Künstler im Modus der Fiktion ein Experiment an den Werten vornimmt». Wo Literatur das Gerichtsgenre bemüht, stellt sie selten nur einzelne Normen auf den Prüfstand. Meist steht mehr auf dem Spiel: die generelle Möglichkeit, über Tat und Täter ein Urteil zu fallen.
Citation
In: Internationale katholische Zeitschrift Communio (IKaZ) 38. Jahrgang / 4 (2009) , S. 399-411 ; issn:0094-2065Citation
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