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Datum
2005-03-03Schlagwort
370 Erziehung, Schul- und Bildungswesen DeutschlandSchlüsselqualifikationLernzielklassifikationStudierfähigkeitGroßbritannienMetadata
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Dissertation
Schlüsselqualifikationen im Hochschulbereich
(Eine diskursanalytische Untersuchung der Modelle, Kontexte und Dimensionen in Deutschland und Großbritannien)
Zusammenfassung
Ausgehend von dem von Friedrich Edding geprägten Begriff der Schlüsselfähigkeit entwickelte Dieter Mertens Anfang der 1970er Jahre sein Konzept der Schlüsselqualifikationen. Damit suchte er Wege, Menschen so zu qualifizieren, dass sie ihnen übertragene berufliche Aufgaben, auch in einem sich rasch verändernden Umfeld, bewältigen können. In der vorliegenden Arbeit wird gezeigt, dass die Rezeption des Begriffs in verschiedenen Bildungsbereichen mit unterschiedlichen Intensitäten und Resultaten verlief. Am folgenreichsten war die Rezeption in der Berufsbildung. Von wenigen skeptischen Stimmen abgesehen, stieß das Konzept der Schlüsselqualifikationen auf positive Zustimmung und mehrere Umsetzungsversuche wurden unternommen. Diese führten allerdings zu einer Verlängerung der Liste der Schlüsselqualifikationen (die ursprünglich von Mertens als abschließbar angedacht war). Ein Konsens, was in der Berufsbildung als Schlüsselqualifikationen zu gelten hat, ist immer noch nicht in Sicht. In den allgemeinbildenden Schulen hingegen fand das Konzept keine große Beachtung. Zwar wurde hin und wieder auf den Begriff zurückgegriffen, um beispielsweise allgemein verbindliche Standards in der Schule zu thematisieren oder neuen Inhalten eine Legitimation zu verschaffen, dennoch griff die Debatte in der Schulpädagogik nicht nachhaltig. Gründe dafür liegen zum einen in der dem Konzept inhärenten berufsvorbereitenden Funktion, die der Idealvorstellung einer zweckfreien Bildung widerspricht, zum anderen in der relativ straffen und zentralisierten Gestaltung der Lehrpläne. Die vorliegende Arbeit setzt sich mit dem Konzept der Schlüsselqualifikationen im Hochschulbereich auseinander. Eine Untersuchung von ca. 130 deutsch- und englischsprachigen Arbeiten, die Schlüsselqualifikationen im Hochschulbereich zum Thema haben, belegt eine sehr große Heterogenität der zugrunde liegenden Vorstellungen und konkreten Modelle. Es wird gezeigt, dass die zwei wichtigsten Ordnungsschemata, die gelegentlich zur Abgrenzung der Schlüsselqualifikationen gegenüber anderen Bildungskomponenten herangezogen werden (nämlich die Taxonomie der Lernziele von Bloom und das Handlungskompetenzmodell von Roth in der Weiterentwicklung von Reetz) mit keinem kohärenten Rahmenwerk, das der Fülle der Modelle von Schlüsselqualifikationen im Hochschulbereich gerecht wäre, aufwarten können. Eine Alternative bietet eine diskursanalytische Perspektive foucaultscher Prägung. Begriffen als eine diskursive Formation, haben Modelle der Schlüsselqualifikationen ihre Gemeinsamkeit nicht in dem vermeintlich gemeinsamen Gegenstand. Demnach sind Schlüsselqualifikationen in der heutigen Hochschuldebatte keine Qualifikationen suis generis, die eine eigene Kategorie bilden, sondern eine Antwort auf die Herausforderungen, die die verschiedenartigen Veränderungen in und um Hochschulen mit sich bringen. Es lassen sich drei Kontexte identifizieren, in denen die Modelle der Schlüsselqualifikationen der Herausforderung zu begegnen versuchen: in der Gesellschaft im Allgemeinen, in der vor-universitären Bildung sowie in der Hochschulbildung und in der Berufswelt. In diesen Kontexten artikulieren die Modelle der Schlüsselqualifikationen verschiedene Dimensionen, um Gesellschafts-, Studier und Beschäftigungsfähigkeit der Studierenden zu fördern. Eine vergleichende Analyse der Debatten und Modelle der Schlüsselqualifikationen in der BRD und in England zeigt, dass diese drei Kontexte in beiden Ländern vorfindbar sind, jedoch deren inhaltliche Vorstellung und konkrete Umsetzung aufgrund der Partikularitäten des jeweiligen Hochschulsystems unterschiedliche Akzentuierungen erfahren. Anders als in der BRD betonen die Modelle der Förderung der Studierfähigkeit in England die Brückenkurse als Hilfestellung bei der Vorbereitung auf das Studium. Das hängt mit den uneinheitlichen Zugangsregelungen zum Hochschulstudium und der hierarchischen Struktur im englischen Hochschulsystem zusammen. Bei der Förderung der Beschäftigungsfähigkeit setzen die Modelle der Schlüsselqualifikationen in Deutschland, wo traditionell ein Hochschulstudium als berufsvorbereitend angesehen wird, den Akzent auf Praxisbezug des Studiums und auf Flexibilität. In England hingegen, wo sich das Studium per se nicht als berufsqualifizierend versteht, rücken die Modelle der Schlüsselqualifikationen den Übergang in den Arbeitsmarkt und das Karrieremanagement - subsumiert unter dem Konzept der employability - in den Vordergrund.
Taking the notion of key abilities (Schlüsselfähigkeit) developed by Friedrich Edding as a starting point, Dieter Mertens coined the concept of key qualifications (Schlüsselqualifikationen) in the 1970s. This concept refers to providing people with the skills they require to perform their occupational tasks in a rapidly changing environment. In this work it is argued that the concept of key qualifications was received differently in various education sectors. For example, it had a long-lasting impact on vocational training. Here, apart from a few dissenting voices, the concept of key qualifications was viewed positively, and several attempts to develop implementation schemes were undertaken. However, although Mertens distinguished between only four types of key qualifications, general agreement on the number and types of skills could not be reached. To this day there is no consensus on which skills are considered key qualifications in vocational education. In the field of primary and secondary education, on the other hand, the concept attracted relatively little attention. Although references can be found e.g when standards are discussed or justification for new curricula is sought it can safely be said that it had little effect on the debates surrounding general education reform. The inherent notion of key qualifications and its association with vocational education and training contradicts the ideals of a general, non-specialised education. Furthermore, the relatively strict and centralized organisation of curricula in schools leaves little room for introducing new elements. This dissertation tackles the concept of key qualifications in higher education. A study of approximately 130 German- and English-speaking works dealing with key qualifications in higher education shows a considerable heterogeneity in the conceptions and concrete implementation models of key qualifications. It is shown that the two most theoretical schemes used to define key qualifications and demark them from other educational components (namely Blooms taxonomy of educational objectives and Roths model of action competence as further developed by Reetz) do not offer a coherent framework for the very different models as discussed and implemented today. We find an alternative in the discourse-analytical approach (Foucaultian perspective). Seen as a discursive formation, the models of key qualifications find their common grounds not in the object they describe; there are no qualifications suis generis that build a distinct category based on their nature. Rather, they are an answer to the challenges brought about by changes in and around the higher education sector. We identify three contexts in which the models of key qualifications seek to meet those challenges: in society in general, in pre-university education and in the working world. In these contexts the models articulate different dimensions aimed at helping students gain and enhance their social, study and work abilities. A comparative analysis of the debate on and models of key qualifications in Germany and in the UK shows that the three contexts in both countries coexist, but the dimensions underlined in each context depend on the particularities of the respective higher education system. Unlike Germany, the models promoting study skills in the UK include preparatory, or bridge courses to assist first-year students. This is due to the lack of a centralised system of admissions and the hierarchical structure of the English higher education system. In the models pertaining to occupational skills, we find that in Germany - where higher education studies traditionally prepare students for a specific profession - they evolve around flexibility and practice. In the UK, the higher education system do not concentrate on specific professional training per se and thus the models of key skills focus on the concept of employability, which stress the transition from higher education to the working world and the management of ones career.
Zitieren
@phdthesis{urn:nbn:de:hebis:34-2118,
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Am folgenreichsten war die Rezeption in der Berufsbildung. Von wenigen skeptischen Stimmen abgesehen, stieß das Konzept der Schlüsselqualifikationen auf positive Zustimmung und mehrere Umsetzungsversuche wurden unternommen. Diese führten allerdings zu einer Verlängerung der Liste der Schlüsselqualifikationen (die ursprünglich von Mertens als abschließbar angedacht war). Ein Konsens, was in der Berufsbildung als Schlüsselqualifikationen zu gelten hat, ist immer noch nicht in Sicht. In den allgemeinbildenden Schulen hingegen fand das Konzept keine große Beachtung. Zwar wurde hin und wieder auf den Begriff zurückgegriffen, um beispielsweise allgemein verbindliche Standards in der Schule zu thematisieren oder neuen Inhalten eine Legitimation zu verschaffen, dennoch griff die Debatte in der Schulpädagogik nicht nachhaltig. Gründe dafür liegen zum einen in der dem Konzept inhärenten berufsvorbereitenden Funktion, die der Idealvorstellung einer zweckfreien Bildung widerspricht, zum anderen in der relativ straffen und zentralisierten Gestaltung der Lehrpläne. Die vorliegende Arbeit setzt sich mit dem Konzept der Schlüsselqualifikationen im Hochschulbereich auseinander. Eine Untersuchung von ca. 130 deutsch- und englischsprachigen Arbeiten, die Schlüsselqualifikationen im Hochschulbereich zum Thema haben, belegt eine sehr große Heterogenität der zugrunde liegenden Vorstellungen und konkreten Modelle. Es wird gezeigt, dass die zwei wichtigsten Ordnungsschemata, die gelegentlich zur Abgrenzung der Schlüsselqualifikationen gegenüber anderen Bildungskomponenten herangezogen werden (nämlich die Taxonomie der Lernziele von Bloom und das Handlungskompetenzmodell von Roth in der Weiterentwicklung von Reetz) mit keinem kohärenten Rahmenwerk, das der Fülle der Modelle von Schlüsselqualifikationen im Hochschulbereich gerecht wäre, aufwarten können. Eine Alternative bietet eine diskursanalytische Perspektive foucaultscher Prägung. Begriffen als eine diskursive Formation, haben Modelle der Schlüsselqualifikationen ihre Gemeinsamkeit nicht in dem vermeintlich gemeinsamen Gegenstand. Demnach sind Schlüsselqualifikationen in der heutigen Hochschuldebatte keine Qualifikationen suis generis, die eine eigene Kategorie bilden, sondern eine Antwort auf die Herausforderungen, die die verschiedenartigen Veränderungen in und um Hochschulen mit sich bringen. Es lassen sich drei Kontexte identifizieren, in denen die Modelle der Schlüsselqualifikationen der Herausforderung zu begegnen versuchen: in der Gesellschaft im Allgemeinen, in der vor-universitären Bildung sowie in der Hochschulbildung und in der Berufswelt. In diesen Kontexten artikulieren die Modelle der Schlüsselqualifikationen verschiedene Dimensionen, um Gesellschafts-, Studier und Beschäftigungsfähigkeit der Studierenden zu fördern. Eine vergleichende Analyse der Debatten und Modelle der Schlüsselqualifikationen in der BRD und in England zeigt, dass diese drei Kontexte in beiden Ländern vorfindbar sind, jedoch deren inhaltliche Vorstellung und konkrete Umsetzung aufgrund der Partikularitäten des jeweiligen Hochschulsystems unterschiedliche Akzentuierungen erfahren. Anders als in der BRD betonen die Modelle der Förderung der Studierfähigkeit in England die Brückenkurse als Hilfestellung bei der Vorbereitung auf das Studium. Das hängt mit den uneinheitlichen Zugangsregelungen zum Hochschulstudium und der hierarchischen Struktur im englischen Hochschulsystem zusammen. Bei der Förderung der Beschäftigungsfähigkeit setzen die Modelle der Schlüsselqualifikationen in Deutschland, wo traditionell ein Hochschulstudium als berufsvorbereitend angesehen wird, den Akzent auf Praxisbezug des Studiums und auf Flexibilität. In England hingegen, wo sich das Studium per se nicht als berufsqualifizierend versteht, rücken die Modelle der Schlüsselqualifikationen den Übergang in den Arbeitsmarkt und das Karrieremanagement - subsumiert unter dem Konzept der employability - in den Vordergrund. Taking the notion of key abilities (Schlüsselfähigkeit) developed by Friedrich Edding as a starting point, Dieter Mertens coined the concept of key qualifications (Schlüsselqualifikationen) in the 1970s. This concept refers to providing people with the skills they require to perform their occupational tasks in a rapidly changing environment. In this work it is argued that the concept of key qualifications was received differently in various education sectors. For example, it had a long-lasting impact on vocational training. Here, apart from a few dissenting voices, the concept of key qualifications was viewed positively, and several attempts to develop implementation schemes were undertaken. However, although Mertens distinguished between only four types of key qualifications, general agreement on the number and types of skills could not be reached. To this day there is no consensus on which skills are considered key qualifications in vocational education. In the field of primary and secondary education, on the other hand, the concept attracted relatively little attention. Although references can be found e.g when standards are discussed or justification for new curricula is sought it can safely be said that it had little effect on the debates surrounding general education reform. The inherent notion of key qualifications and its association with vocational education and training contradicts the ideals of a general, non-specialised education. Furthermore, the relatively strict and centralized organisation of curricula in schools leaves little room for introducing new elements. This dissertation tackles the concept of key qualifications in higher education. A study of approximately 130 German- and English-speaking works dealing with key qualifications in higher education shows a considerable heterogeneity in the conceptions and concrete implementation models of key qualifications. It is shown that the two most theoretical schemes used to define key qualifications and demark them from other educational components (namely Blooms taxonomy of educational objectives and Roths model of action competence as further developed by Reetz) do not offer a coherent framework for the very different models as discussed and implemented today. We find an alternative in the discourse-analytical approach (Foucaultian perspective). Seen as a discursive formation, the models of key qualifications find their common grounds not in the object they describe; there are no qualifications suis generis that build a distinct category based on their nature. Rather, they are an answer to the challenges brought about by changes in and around the higher education sector. We identify three contexts in which the models of key qualifications seek to meet those challenges: in society in general, in pre-university education and in the working world. In these contexts the models articulate different dimensions aimed at helping students gain and enhance their social, study and work abilities. A comparative analysis of the debate on and models of key qualifications in Germany and in the UK shows that the three contexts in both countries coexist, but the dimensions underlined in each context depend on the particularities of the respective higher education system. Unlike Germany, the models promoting study skills in the UK include preparatory, or bridge courses to assist first-year students. This is due to the lack of a centralised system of admissions and the hierarchical structure of the English higher education system. In the models pertaining to occupational skills, we find that in Germany - where higher education studies traditionally prepare students for a specific profession - they evolve around flexibility and practice. In the UK, the higher education system do not concentrate on specific professional training per se and thus the models of key skills focus on the concept of employability, which stress the transition from higher education to the working world and the management of ones career. open access Eine diskursanalytische Untersuchung der Modelle, Kontexte und Dimensionen in Deutschland und Großbritannien Mugabushaka, Alexis-Michel Kassel, Universität, FB 05, Gesellschaftswissenschaften Teichler, Ulrich (Prof. Dr.) Enders, Jürgen (Prof. Dr.) Deutschland Schlüsselqualifikation Lernzielklassifikation Studierfähigkeit Großbritannien 2005-02-09
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