Brachesukzessionen in Naturerbeflächen - Vegetationsökologische und populationsbiologische Grundlagen für ein optimiertes Landschaftsmanagement
Ziel der Arbeit war es, neue Erkenntnisse über sekundär progressive Sukzessionen in basenreichen Sandrasen zu gewinnen. Im Mittelpunkt der Untersuchungen standen die floristischen und populationsbiologischen Zeitdynamiken und die sich im Verlauf solcher Sukzessionen verändernden Regenerationspotenziale. Insbesondere wurden die Auswirkungen der fortschreitenden Sukzession (Gehölzentwicklungsphasen) auf die Artenzusammensetzung der Krautschicht und der Diasporenbank sowie auf die Populationsstruktur ausgewählter Zielarten basenreicher Sandrasen untersucht und daraus naturschutzfachliche Prioritäten und Managementempfehlungen abgeleitet.
Das Untersuchungsgebiet lag in der Oranienbaumer Heide, die sich u.a. durch ein Nebeneinander verschiedener Sukzessionsstadien der basenreichen Sandrasen auszeichnet. Der Untersuchungsansatz basierte auf unechten Zeitreihen, mit denen die unterschiedlich alten Sukzessionsstadien in eine zeitliche Abfolge gebracht wurden. Zur Altersbestimmung der Gehölzstadien wurden dendrochronologische Aufnahmen durchgeführt. Zusätzlich zu den Vegetationsaufnahmen wurden Samenbankproben entnommen und im Gewächshaus zur Keimung gebracht. Um die Anpassungsfähigkeit der Zielarten zu untersuchen, wurden Pflanzenmerkmale vermessen und Habitusunterschiede zwischen den Sukzessionsstadien herausgearbeitet.
Für die basenreichen Sandrasen konnten drei Sukzessionsreihen gebildet werden. Neben Calamagrostis-Dominanzbeständen entwickelten sich vor allem Birken- und Kiefernvorwälder. Sandrasen, die in den ersten Jahren der Sukzession nicht von dominanten Gräsern oder Gehölzen besiedelt wurden, entwickelten sich zu stabilen Sandrasengesellschaften, die floristisch den heutigen beweideten Sandrasen sehr ähnlich sind. Für die Zielarten der Sandrasen und Heiden ist vor allem die Ausbreitung von Calamagrostis epigejos problematisch, da die wärme- und lichtbedürftigen Arten in der hochwüchsigen Vegetation schnell verdrängt werden. Im Vergleich dazu wurden in den 20- bis 30-jährigen Vorwäldern deutlich mehr Offenlandarten in der Sproßvegetation und den Samenbanken gefunden. Trotz des relativ hohen Anteils an Offenlandarten fehlen wichtige Zielarten, die bei einer Regenerationsmaßnahme (Entbuschung) wieder angesiedelt werden müssten. Offenlandarten mit hoher phänotypischer Variabilität zeigten insgesamt eine höhere Ausdauer im Sukzessionsverlauf. Als besonders plastisch erwiesen sich die Phänotypen von Euphorbia cyparissias, Genista tinctoria, Peucedanum oreoselinum und Saxifraga granulata. Auch wenn eine hohe phänotypische Variabilität es einzelnen Pflanzenarten ermöglicht, Sukzessionsprozesse länger zu überdauern, nimmt die Individuendichte auf Populationsebene bei fast allen untersuchten Arten ab.
Für die Erhaltung der Zielarten der basenreichen Sandrasen ist die Zurückdrängung der dominanten Gräser entscheidend. Dies gilt auch für Vorwälder, die sich aus Sandrasen entwickelt haben, in denen eine Beweidung durch Biomasseentzug die Überlebensfähigkeit der Zielarten verbessern kann. Auch wenn Zielarten der Sandrasen in Vorwäldern verloren gehen, tragen die Gehölzstadien wesentlich zur hohen Artenvielfalt der Oranienbaumer Heide bei. In Offenlandlebensräumen, die aus FFH-Sicht nicht zwingend offen gehalten werden müssen, sollten daher auch Sukzessionsprozesse zugelassen werden, um die Artenvielfalt durch ein Nebeneinander unterschiedlich alter Sukzessionsstadien weiterhin zu erhalten.
@phdthesis{doi:10.17170/kobra-2024091110811, author ={Aljes, Vincent}, title ={Brachesukzessionen in Naturerbeflächen - Vegetationsökologische und populationsbiologische Grundlagen für ein optimiertes Landschaftsmanagement}, keywords ={710 and Sachsen-Anhalt and Sukzession and Brache and Heide}, copyright ={http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/}, language ={de}, school={Kassel, Universität Kassel, Fachbereich Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung}, year ={2024} }