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Wie kann Reden helfen?

Zur therapeutischen Funktion von Sprache in der Psychotherapie

Psychotherapie gilt tradionell als „talking cure“ oder „Redekur“ (Breuer & Freud, 1895, S. 50) – als Heilverfahren also, das wesentlich über einen „Austausch von Worten“ (Freud, 1916-17, S. 43) operiert. Diese Zuschreibung ist allerdings ebenso gängig wie diffus, insofern 1. die konkreten Mechanismen, über die sprachliche Vollzüge therapeutische Veränderungsprozesse induzieren, in vielen Hinsichten unklar sind, und 2. der systematische Ort der Sprache innerhalb des therapeutischen Prozesses – etwa in Relation zu nonverbalen Prozessen oder auch anderen Wirk-faktoren der Psychotherapie – weitgehend unbestimmt ist. Vor diesem Hintergrund unternimmt die vorliegende Dissertation den Versuch, einen Beitrag zur Klärung der therapeutischen Funktion von Sprache in der Psychotherapie zu leisten. STUDIE 1 präsentiert einen narrativen Review zentraler Ansätze zur Konzeptualisierung der „talking cure“ in psychothera-peutischen Kontexten und diskutiert diese im Licht der Psychotherapieforschung. STUDIE 2 erarbeitet ein begriffliches Vokabular, mittels dessen sich die theoretische Struktur von „talking cure“-Modellen – also Psychotherapiemodellen, die therapeutische Prozesse in Termini sprachlicher Vollzüge beschreiben – systematisieren lässt. STUDIE 3 berichtet Befunde einer qualitativen Studie, in der Psychologische Psychotherapeuten zu ihren Theorien bezüglich der thera-peutischen Funktion von Sprache in der Psychotherapie befragt wurden. STUDIE 4 präsentiert einen narrativen Review zu Wirkmodellen symbolischer Heilpraktiken im Kontext der „anthropology of symbolic healing“ (Moerman, 1979). STUDIE 5 schließlich berichtet Befunde eines systematischen Reviews zu Erhe-bungsinstrumenten verbaler Interventions-techniken in der Psychotherapie-forschung. In der Zusammenschau resultieren aus den Einzelstudien dieser Arbeit vier zentrale Befunde: Erstens zeigt sich, dass eine übergreifende Bestimmung der therapeutischen Funktion von Sprache insbe-sondere aufgrund der theo-retischen, methodischen wie auch empirischen Heterogenität assoziierter Forschung schwierig ist, die die „talking cure“ unter Bezug auf ein breites Spektrum theoretischer Paradigmen sowie mit Fokus auf diverse Typen verbaler Aktivität, diverse Erlebens- und Erfahrungskonstellationen und diverse Veränderungsprozesse ausbuchstabiert hat. Gleichwohl ist es – zweitens– möglich, im Überblick über eine Vielzahl unter-schiedlicher Modelle der „talking cure“ das therapeutische Potential von Sprache in ihrer Funktion als zentrales Beziehungs-, Prozessierungs- und Handlungsmedium psychotherapeutischer Prozesse zu bestimmen. Drittens entwickelt die Dissertation verschiedene heuristische Begrifflichkeiten, die zu einer Klarifizierung, Psychotherapie gilt tradionell als „talking cure“ oder „Redekur“ (Breuer & Freud, 1895, S. 50) – als Heilverfahren also, das wesentlich über einen „Austausch von Worten“ (Freud, 1916-17, S. 43) operiert. Diese Zuschreibung ist allerdings ebenso gängig wie diffus, insofern 1. die konkreten Mechanismen, über die sprachliche Vollzüge therapeutische Veränderungsprozesse induzieren, in vielen Hinsichten unklar sind, und 2. der systema-tische Ort der Sprache innerhalb des therapeutischen Prozesses – etwa in Relation zu nonverbalen Prozessen oder auch anderen Wirkfaktoren der Psychotherapie – weitgehend unbestimmt ist. Vor diesem Hintergrund unternimmt die vorliegende Dissertation den Versuch, einen Beitrag zur Klärung der thera-peutischen Funktion von Sprache in der Psychotherapie zu leisten. STUDIE 1 präsentiert einen narrativen Review zentraler Ansätze zur Konzeptualisierung der „talking cure“ in psycho-therapeutischen Kontexten und diskutiert diese im Licht der Psychotherapieforschung. STUDIE 2 erarbeitet ein begriffliches Vokabular, mittels dessen sich die theore-tische Struktur von „talking cure“-Modellen – also Psychotherapiemodellen, die therapeutische Prozesse in Termini sprachlicher Vollzüge beschreiben – systematisieren lässt. STUDIE 3 berichtet Befunde einer qualitativen Studie, in der Psychologische Psychotherapeuten zu ihren Theorien bezüglich der therapeu-tischen Funktion von Sprache in der Psychotherapie befragt wurden. STUDIE 4 präsentiert einen narrativen Review zu Wirkmodellen symbolischer Heilpraktiken im Kontext der „anthropology of symbolic healing“ (Moerman, 1979). STUDIE 5 schließlich berichtet Befunde eines systematischen Reviews zu Erhebungs-instrumenten verbaler Interventionstechniken in der Psychotherapie-forschung. In der Zusammenschau resultieren aus den Einzelstudien dieser Arbeit vier zentrale Befunde: Erstens zeigt sich, dass eine übergreifende Bestimmung der therapeutischen Funktion von Sprache insbe-sondere aufgrund der theoretischen, methodischen wie auch empirischen Hetero-genität assoziierter Forschung schwierig ist, die die „talking cure“ unter Bezug auf ein breites Spektrum theore-tischer Paradigmen sowie mit Fokus auf diverse Typen verbaler Aktivität, diverse Erlebens- und Erfahrungskonstellationen und diverse Verände-rungsprozesse ausbuchstabiert hat. Gleichwohl ist es – zweitens – möglich, im Überblick über eine Vielzahl unterschiedlicher Modelle der „talking cure“ das therapeutische Potential von Sprache in ihrer Funktion als zentrales Beziehungs-, Prozessierungs- und Handlungsmedium psychotherapeutischer Prozesse zu bestimmen. Drittens entwickelt die Dissertation verschiedene heuristische Begrifflichkeiten, die zu einer Klarifizierung, Präzisierung und Systematisierung des theoretischen wie auch methodischen Zugriffs aufbsprachliche Vollzüge in der Psychotherapie beitragen mögen. Viertens deutet sich an, dass Psychotherapie nicht auf den Vollzug verbaler Interaktion reduziert werden kann, insofern der thera-peutische Prozess immer auch von nicht-sprachlichen Faktoren geprägt wird, die wiederum die Funktion verbaler Aktivität moderieren oder mediieren können. In diesem Sinne impliziert die Dissertation insgesamt, sprachliche Vollzüge als ‚zentralen Teilaspekt‘ des therapeutischen Prozesses zu betrachten, dessen Funktionalität zu präzisieren Aufgabe anknüpfenderPsychotherapie-forschung sein wird.

Collections
@phdthesis{doi:10.17170/kobra-202007191464,
  author    ={Marx, Christopher},
  title    ={Wie kann Reden helfen?},
  keywords ={150 and 300 and Psychotherapie and Sprache and Funktion and Therapie},
  copyright  ={https://rightsstatements.org/page/InC/1.0/},
  language ={de},
  school={Kassel, Universität Kassel, Fachbereich Humanwissenschaften},
  year   ={2019-09-12}
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