Dissertation
Selbstbestimmte Unbestimmtheit
Selbstbestimmte Unbestimmtheit
Zum Begriff des Menschen in den Philosophien Baruch de Spinozas und Helmuth Plessners
Abstract
Die Dissertationsschrift "Selbstbestimmte Unbestimmtheit – Zum Begriff des Menschen in den Philosophien Spinozas und Plessners" stellt sich die Aufgabe, eine in der Forschung unbeachtete Verbindung zwischen Baruch de Spinozas und Helmuth Plessners Philosophien zu explizieren. Im Fokus steht dabei der Begriff des Menschen, den beide Philosophen, so die zentrale These der Dissertation, als Verschränkung von endlichem Körper und unendlichem Vermögen bestimmen, wobei dieses Bestimmen nicht statisch gedacht, sondern als Prozess der Vermittlung, wohlgemerkt nicht der Aufhebung, eines, um mit Josef König zu reden, radikalen Unterschieds zu verstehen ist. Dieser radikale Unterschied ist derjenige zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit. Die in der Vermittlung entstehende übergreifende Einheit, der Begriff des Menschen, wird so als Unterschied des Unterschieds von Endlichkeit und Unendlichkeit fassbar – eine Einheit unvereinbarer, selbstständiger Sphären, die ihre Selbstständigkeit nur durch die jeweils andere behaupten können. Ihren Weg nimmt die vorgelegte Interpretation entlang der argumentativen Struktur der Hauptschriften Spinozas und Plessners, Ethik und Die Stufen des Organischen und der Mensch. Die diesen zu Grunde liegenden Naturphilosophien werden dabei als Alternative zu dualistischen Konzeptionen, etwa der cartesischen, sowie zu einseitig materialistischen wie auch idealistischen Weltdeutungen verstanden, denn ihre Gemeinsamkeit liegt in dem Versuch, den Körper als dem Geist gleichberechtigten Gegenstand der Philosophie zu etablieren, sowie einer mit dieser Koordination gegebenen Theorie des Ausdrucks, die sich über den gesamten Text der genannten Werke bis hin zum Begriff des Menschen entwickelt. Von großer Bedeutung ist dabei die Einsicht, dass, getreu dem Gedanken der Immanenz, kein Jenseits des Ausdrucks möglich ist, sondern vielmehr alles, was ist, Ausdruck von etwas ist – Ausdruck seiner selbst oder Ausdruck eines anderen. In diesem Verständnis des Ausdrucks deutet sich zunächst eine klassische Interpretationen Spinozas und Plessners bestätigende Ontologie an, die jedoch der Logik unterstellt werden muss – und zwar in dem fundamentalen Sinne, dass die Logik diejenige Disziplin ist, die Sein und Denken zu unterscheiden im Stande ist und damit eine wie auch immer geartete Ontologie erst ermöglicht. Jeder Ausdruck wird dadurch sichtbar als durch einen Akt des Denkens hervorgebrachter, ohne dass er damit im Denken aufgehoben wäre, insofern dieses Denken in Ethik und Stufen bezogen bleibt auf den Körper als seinen Gegenstand. Damit zusammenhängend kann die zentrale These der Dissertation klarer ausformuliert werden: Wenn der Mensch sich als einen Ausdruck hervorbringend begreift, wird er sich seiner selbst als unendliches Vermögen gewahr, bleibt jedoch darin stets verwiesen auf seinen endlichen durch andere Körper begrenzten Körper. Ausgehend von diesem Begriff des Menschen als Verschränkung von endlichem Körper und unendlichem Vermögen, schließt die Dissertation mit einer Definition der Selbstbestimmten Unbestimmtheit, die jeden Akt der Selbstbestimmung des Menschen als von einer Unbestimmtheit desselben getragen sieht, diese Unbestimmtheit jedoch selbst noch als theoretische (Selbst-)Bestimmung des Menschen ausweist.
Citation
@phdthesis{doi:10.17170/kobra-20191209836,
author={Hocks, Johannes},
title={Selbstbestimmte Unbestimmtheit},
school={Kassel, Universität Kassel, Fachbereich Geistes- und Kulturwissenschaften, Institut für Philosophie},
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