Teil eines Buches
Junktionsprofile aus Nähe und Distanz
Junktionsprofile aus Nähe und Distanz
Ein Beitrag zur Vertikalisierung der neuhochdeutschen Grammatik
Zusammenfassung
Grammatiktheorien befassen sich mit kategorialen und relationalen Systemen natürlicher Varietäten. Wenn sie sich mit Grammatikwandel auseinander setzen, sind sie traditionell eher semasiologisch ausgerichtet, d.h. sie fragen nach dem Wandel (Entstehung, Ausbau, Umbau und Abbau) von grammatischen Kategorien, Kategorisierungen und Relationen. Begriffe wie z. B. ‚Numerusprofilierung‘, ‚Abbau des Objektgenitivs‘ oder ‚Herausbildung von Stellungsfelderstrukturen‘ spiegeln diese semasiologische Herangehensweise wider. Wird die semasiologische Herangehensweise, wie in den Grammatikalisierungstheorien, typologisch motiviert und dominiert, können Vernetzungen im Wandel von gram-matischen Kategorien, Kategorisierungen und Relationen herausgearbeitet werden. So entstehen Beschreibungs- oder Erklärungsformate wie z. B. ‚Tendenz zur Analytisierung‘, ‚Wandel von einer Silben- zu einer Wortsprache‘ oder generell der ‚Ausbau von Grenzmarkierungen‘. Der Weg von semasiologisch induzierten Vernetzungen kann zu onomasiologischen Deduktionen führen, indem ausgehend von etablierten Beschreibungs- oder Erklärungsformaten Fragestellungen wie z. B. ‚Gibt es aktuelle Analytisierungs-, Wort- oder Grenz-markierungstendenzen?‘ möglich werden. Neben onomasiologisch deduzierten Beschreibungen und Erklärungen sind auch onomasiologisch induzierte möglich und wünschenswert. Das grammatische Feld, dem der vorliegende Beitrag gewidmet ist, ist die Junktion (Kap. 2). Ziel des Beitrags ist es, die textgrammatischen Möglichkeiten des Junktionsfeldes am Beispiel von drei Texten auszuloten. Da es sich dabei um einen Nähe- und einen Distanztext aus dem 17. Jh. (Bauernleben I vs. Thomasius I) bzw. um einen Nä-hetext aus dem 19. Jh. (Zimmer V) handelt, wird es möglich sein, das Junktionsprofil eines Nähetextes mit dem eines Distanztextes zu vergleichen und diese Profile zu dem eines um 200 Jahre jüngeren Nähetextes in Beziehung zu setzen (Kap. 3). Das Ergebnis der Untersuchung stellt ein starkes empirisches Argument für die Vertikalisierungstheorie von Oskar Reichmann (1988, 1990 und 2003) dar, nach der im Zuge der zunehmenden Orientierung an der sich herausbildenden Leitvarietät eine mehrdimensionale Umschichtung eines bis zum beginnenden 16. Jh. horizontal gelagerten Varietätenspektrums erfolgt ist (Kap. 4).
Zitierform
In: Bär, Jochen A.; Müller, Marcus (Hrsg.): Geschichte der Sprache - Sprache der Geschichte. Probleme und Perspektiven der historischen Sprachwissenschaft des Deutschen. Oskar Reichmann zum 75. Geburtstag. Akademie Verlag: Berlin 2012, S. 181-206; DOI 10.1515/9783050058245, ISBN 978-3-05-005111-6, eISBN 978-3-05-005824-5Förderhinweis
Entstanden im Projekt "Explizite und elliptische Junktion in der Syntax des Neuhochdeutschen. Pilotprojekt zu einer Sprachstufengrammatik des Neuhochdeutschen“ (2007–2009)Zitieren
@inbook{doi:10.17170/kobra-202102093151,
author={Ágel, Vilmos},
title={Junktionsprofile aus Nähe und Distanz},
pages={181-206},
publisher={Akademie Verlag},
year={2012}
}
0500 Oax 0501 Text $btxt$2rdacontent 0502 Computermedien $bc$2rdacarrier 1100 2012$n2012 1500 1/ger 2050 ##0##http://hdl.handle.net/123456789/12678 3000 Ágel, Vilmos 4000 Junktionsprofile aus Nähe und Distanz / Ágel, Vilmos 4030 4060 Online-Ressource 4085 ##0##=u http://nbn-resolving.de/http://hdl.handle.net/123456789/12678=x R 4204 \$dTeil eines Buches 4170 5550 {{Deutsch}} 5550 {{Grammatiktheorie}} 5550 {{Junktion}} 5550 {{Onomasiologie}} 5550 {{Historische Grammatik}} 7136 ##0##http://hdl.handle.net/123456789/12678
2021-03-24T14:14:44Z 2021-03-24T14:14:44Z 2012 doi:10.17170/kobra-202102093151 http://hdl.handle.net/123456789/12678 Entstanden im Projekt "Explizite und elliptische Junktion in der Syntax des Neuhochdeutschen. Pilotprojekt zu einer Sprachstufengrammatik des Neuhochdeutschen“ (2007–2009) ger Akademie Verlag Urheberrechtlich geschützt https://rightsstatements.org/page/InC/1.0/ 430 Junktionsprofile aus Nähe und Distanz Teil eines Buches Grammatiktheorien befassen sich mit kategorialen und relationalen Systemen natürlicher Varietäten. Wenn sie sich mit Grammatikwandel auseinander setzen, sind sie traditionell eher semasiologisch ausgerichtet, d.h. sie fragen nach dem Wandel (Entstehung, Ausbau, Umbau und Abbau) von grammatischen Kategorien, Kategorisierungen und Relationen. Begriffe wie z. B. ‚Numerusprofilierung‘, ‚Abbau des Objektgenitivs‘ oder ‚Herausbildung von Stellungsfelderstrukturen‘ spiegeln diese semasiologische Herangehensweise wider. Wird die semasiologische Herangehensweise, wie in den Grammatikalisierungstheorien, typologisch motiviert und dominiert, können Vernetzungen im Wandel von gram-matischen Kategorien, Kategorisierungen und Relationen herausgearbeitet werden. So entstehen Beschreibungs- oder Erklärungsformate wie z. B. ‚Tendenz zur Analytisierung‘, ‚Wandel von einer Silben- zu einer Wortsprache‘ oder generell der ‚Ausbau von Grenzmarkierungen‘. Der Weg von semasiologisch induzierten Vernetzungen kann zu onomasiologischen Deduktionen führen, indem ausgehend von etablierten Beschreibungs- oder Erklärungsformaten Fragestellungen wie z. B. ‚Gibt es aktuelle Analytisierungs-, Wort- oder Grenz-markierungstendenzen?‘ möglich werden. Neben onomasiologisch deduzierten Beschreibungen und Erklärungen sind auch onomasiologisch induzierte möglich und wünschenswert. Das grammatische Feld, dem der vorliegende Beitrag gewidmet ist, ist die Junktion (Kap. 2). Ziel des Beitrags ist es, die textgrammatischen Möglichkeiten des Junktionsfeldes am Beispiel von drei Texten auszuloten. Da es sich dabei um einen Nähe- und einen Distanztext aus dem 17. Jh. (Bauernleben I vs. Thomasius I) bzw. um einen Nä-hetext aus dem 19. Jh. (Zimmer V) handelt, wird es möglich sein, das Junktionsprofil eines Nähetextes mit dem eines Distanztextes zu vergleichen und diese Profile zu dem eines um 200 Jahre jüngeren Nähetextes in Beziehung zu setzen (Kap. 3). Das Ergebnis der Untersuchung stellt ein starkes empirisches Argument für die Vertikalisierungstheorie von Oskar Reichmann (1988, 1990 und 2003) dar, nach der im Zuge der zunehmenden Orientierung an der sich herausbildenden Leitvarietät eine mehrdimensionale Umschichtung eines bis zum beginnenden 16. Jh. horizontal gelagerten Varietätenspektrums erfolgt ist (Kap. 4). open access Ágel, Vilmos Berlin doi:10.1515/9783050058245-008 Deutsch Grammatiktheorie Junktion Onomasiologie Historische Grammatik Ein Beitrag zur Vertikalisierung der neuhochdeutschen Grammatik publishedVersion Geschichte der Sprache - Sprache der Geschichte. Probleme und Perspektiven der historischen Sprachwissenschaft des Deutschen. Oskar Reichmann zum 75. Geburtstag Bär, Jochen A. Müller, Marcus DOI 10.1515/9783050058245 ISBN 978-3-05-005111-6 eISBN 978-3-05-005824-5 181-206 Lingua Historica Germanica ;; Band 3 false
Die folgenden Lizenzbestimmungen sind mit dieser Ressource verbunden:
:Urheberrechtlich geschützt