Teil eines Buches
Präsente Schreiber(innen). Nähe und Lebendigkeit in privaten Briefen aus diskurstraditioneller Sicht
Zusammenfassung
Briefe sind eine kommunikative Praxis, die es erlaubt, einen Dialog über raumzeitliche Distanzen zu führen. Private Briefe ermöglichen im Idealfall eine dialogische Interaktion unter vertrauten Gesprächspartnern in einem von der Öffentlichkeit getrennten privaten Raum. Eine wichtige Voraussetzung zur Erzeugung von Nähe und Vertrautheit ist, dass es dem Schreiber gelingt, sich im Brief als die vertraute Person darzustellen, der sich der Adressat verbunden fühlt. Der Schreiber steht also vor der Aufgabe, sich im Brief als Individuum zu konstruieren und damit die Gemeinsamkeiten aufzurufen, die ihn mit dem Empfänger des Briefes verbinden. Die Konstruktion der eigenen Person in privaten Briefen ist daher ein grundlegendes kommunikatives Bedürfnis der Schreiber, das mit verschiedenen, unterschiedlich komplexen Diskurstraditionen realisiert wird. Im Zentrum steht damit die Frage, wie Schreiber sich in privaten Briefen Präsenz verschaffen, Nähe und Lebendigkeit erzeugen und sich auf diese Weise im Text als Individuum manifestieren.
Zitierform
In: Bernsen, Michael; Eggert, Elmar; Schrott, Angela (Hrsg.): Historische Sprachwissenschaft als philologische Kulturwissenschaft. V&R Unipress: Göttingen 2015, S. 479–497; doi:10.14220/9783737004473, eisbn:978-3-7370-0447-3, isbn:978-3-8471-0447-6, eisbn:978-3-8470-0447-9Zitieren
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