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Aufsatz
Sind Reflexivverben wirklich reflexiv?
(1997)
Die sog. kognitive Wende in der Linguistik hat uns u.a. gelehrt, daß die Grammatik einer Sprache kein Algorithmus, kein formallogisch organisiertes System sein kann, weil die Menschen, die ja die Grammatik einer Sprache permanent schaffen, keine Maschinen sind und nach keinen formallogischen Gesetzen leben und denken. Die Grammatik einer Sprache spiegelt – wenn auch oft nur mittelbar – die Struktur des menschlichen Erkennens und die sich historische wandelnden kollektiven Denkformen in Sprach- und Kulturgemeinschaften ...
Aufsatz
Gegenwartsgrammatik und Sprachgeschichte I: Ein Soll, das (noch) kein Muß ist
(1998)
Niemand bestreitet, daß Sprache ein historisches Phänomen ist. Kaum jemand dürfte der Ansicht sein, daß man ein historisches Phänomen voll verstehen kann, ohne sich je um die Geschichte dieses Phänomens gekümmert zu haben. Kaum jemand dürfte der Ansicht sein, daß man die gegenwartssprache - inklusive natürlich der Grammatik – ohne sprachgeschichtliche Kenntnisse verstehen kann. So sauber diese Konklusion auch sein mag, die linguistische Wirklichkeit und der Sprachunterricht berücksichtigen sie in der Regel (noch?) nicht.
Teil eines Buches
Reflexiv-Passiv, das (im Deutschen) keines ist. Überlegungen zu Reflexivität, Medialität, Passiv und Subjekt
(Max Niemeyer Verlag, 1997)
Das Passiv, dessen verbdependentes „sich“ seinem akkusativischen „sich“ des Aktivsatzes entspricht, wird Reflexiv-Passiv (im folgenden RP) genannt. Nach Vater (1995:185) würden die Grammatiken des Deutschen das RP übergehen oder verdammen. In der Tat wird das RP in den Grammatiken des Deutschen meist übergangen. In den zwei neueren Grammatiken, in denen dies nicht der Fall ist (Weinreich 1993:177; Duden/Gelhaus 1995:178), wird es hingegen keinesfalls verdammt. Es wird eben nur weder syntaktisch noch semantisch ...
Aufsatz
Valenzrealisierung, Grammatik und Valenz
(1995)
Valenz ist eine Zeitbombe, die im Lexikon deponiert ist und in der Grammatik detoniert. Im vorliegenden Beitrag geht es um die Grundlegung einer neuen Valenztheorie, der die Aufgabe zukommt, diese Bombe so empfindlich zu konstruieren, dass sie nicht mehr entschärft werden kann. Dabei möchte ich gleich am Anfang betonen, dass die Valenztheorie - genau und nur im Sinne der obigen Metapher - eine grammatische Teiltheorie darstellt, die nicht an ein bestimmtes Grammatikmodell gebunden ist. Zwar ist die Valenztheorie in ...
Aufsatz
Passiv und kein Ende: Rezipientenpassive
(1996)
In unserer Reihe „Was gibt’s Neues in der deutschen Grammatik?“ haben wir in DUfU 2/1996 einen Überblick über Funktion, Typen und Bildung des deutschen Passivs gegeben. Funktionen und Typen wurden zusammengefasst. Je nachdem, wie im Passiv die Geschehensperspektive ausgedrückt wird, können wir also im Deutschen drei Passivtypen unterscheiden.
Aufsatz
Nominalphrase und -flexion II: Lösungsvorschläge
(1997)
In Deutschunterricht für Ungarn II/1996 haben wir über Probleme und Entwicklungstendenzen in der deutschen Nominalphrase (= NP) nachgedacht und festgestellt, daß die uns aus der Schulgrammatik bekannte Auffassung von der Nominalflexion (= der Deklination von Artikelwörtern, Adjektiven und Substantiven) bei der Erklärung einer Reihe von Problemen versagt. Das Wort versagen klingt vielleicht harrt, von einem Versagen zu reden, ist jedoch keinesfalls übertrieben. Ich erinnere insbesondere an die Punkte 7-10 in DUfU II/1997.
Rezension
[Rezension zu] Storrer, Angelika: Verbvalenz. Theoretische und methodische Grundlagen ihrer Beschreibung in Grammatikographie und Lexikographie (RGL 126). Tübingen: Niemeyer 1992, 414 S.
(1992)
Sicherlich ist es nicht übertrieben zu behaupten, dass die Valenzforschung auf eine Arbeit mit genau den Fragestellungen, die der Untersuchung von A. STORRER zugrunde liegen, gewartet hat. Auf eine Arbeit, in der es darum geht, das in der Valenzforschung angehäufte Wissen empirisch und methodologisch auf die Schwachstellen hin zu durchleuchten, die dafür verantwortlich sind, dass immer noch nicht über den Schatten der Tesniereschen Metapher gesprungen werden konnte und dass infolgedessen die methodischen Grundlagen ...
Teil eines Buches
Statik und Dynamik in der Betrachtung des deutschen Wortschatzes
(Kossuth Lajos Tudományegyetem, 1992)
Auf der A 8 zwischen Pfordieim und dem Dreieck Karlsruhe ist die Fahrbahn Richtung München wegen eines Unfalls blockiert. Die Polizei leitet um.
Entsteht im Autofahrer, der diese Ansage des Verkehrsfunkes hört und dem ja expressis verbis nicht mitgeteilt wird, was nun die Polizei umleitet, ein Gefühl des Mangels? Und hat der Ansager, der den Gegenstand der polizeilichen Umleitung nicht nannte, kommunikativ unangemessen gehandelt und einige der Gesprächsprinzipien von Grice verletzt?
Wir können heute beide Fragen ...
Teil eines Buches
Grammatik und Kulturgeschichte. Die raison graphique am Beispiel der Epistemik
(De Gruyter, 1999)
Indem sie in ihrem Begleitbrief zur Tagungseinladung zwei mögliche Lesarten des Themas „Grammatik und Kulturgeschichte“ formulieren, deuten Andreas Gardt, Ulrike Haß-Zumkehr und Thorsten Roelcke sogleich eine Fülle von theoretischen und methodologischen Problemen an: Wenn die Grammatikographie keine positivistische „Faktenwissenschaft“ ist, die die grammatischen Spezifika einfach vorfindet und dann hinschreibt, sondern wenn sie ihren Gegenstand konstruiert, dann müssen diese Konstruktionen nach irgendwelchen Kriterien ...
Aufsatz
Was gibt's Neues übers Passiv? Funktion, Typen, Bildung
(1996)
Statistisch gesehen steht fast jeder zehnte deutsche Satz im Passiv. Grund genug, die Frage zu stellen, was die Funktion des Passivs ist. Was wiederum Grund genug ist, die Frage zu stellen, ob die bekannten Klischees übers Passiv wirklich stimmen. Im Ungarischen gibt es kein Passiv – zumindest kein Vorgangspassiv. Ein weiterer Grund, die Frage zu stellen, was die Funktion des Passivs ist. Denn wozu braucht der Deutsche das Passiv, wo doch der Ungar ohne es auskommt?